Kleiber Manuskript 06 - Käfer und Schmetterlinge, item 53

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53

um viel Anderes als Käfer u. Schmetterlinge gekümmert hätte. Was da

sonst noch kreucht und fleucht, wurde mehr oder weniger nur so mitgenommen.

Aber gerade die Spinnenfauna Turans stellt ähnlich wie

seine Käfer eine sehr eigenartige u. für sich ziemlich abgeschlossene

Einheit dar; allerdings wäre mir ihr interessantester Teil, die Wüstenspinnen

nicht zugänglich gewesen u. außerdem fehlten mir alle Mittel

zur Konservierung der kleineren Arten.

Was die Myriapoden betrifft, so waren es vor Allem je ein  Vertreter der

beiden Ordnungen der Einpaarfüßer (Chilopoda) u. Zweipaarfüßer (Diploploda),

welche teils durch ihre südliche, fremdartige Erscheinung,

teils durch ihr Massenvorkommen auffällig wurden. Nicht selten wurden

am Morgen, besonders aber bei dem Aufräumen der Wohnräume

häßliche, gelbe Schildasseln (Scutigera) aufgescheucht, die sich raschen

Laufes dem Tageslicht zu entziehen suchten. Es war stets ein u. dieselbe Art

mit dunkelgeringelten, nach rückwärts zu rapid an Länge zunehmenden

Beinen u. wachsartigem, gelblichem, durchscheinendem Körper (Taf. XXXI/1);

bemerkenswert war die geringe Haftfähigkeit der Beine, die sich äußerst

leicht vom Körper ablösten. Auch sonst war das Tier sehr fragil u. zart.

Obwohl es giftig ist, wurden doch niemals mit Sicherheit ein Biß oder s

eine Folgen wahrgenommen, was übrigens bei dem herrschenden Überfluß

an Moskitos, Bettwanzen u. anderen beißendem u. stechendem Ungeziefer

schwer zu konstatieren gewesen wäre. Die Scutigeren waren den gesamten Sommer

über ziemlich häufig.

Gieng man an einem der ersten Apriltage, an welchem sich die ersten

Lebensregungen der Pflanzenwelt an den dicken, aufspringenden Knospen

der Silberpappeln u. Ulmen erst gerade wahrnehmbar machten, aufmerksam

über den noch völlig kahlen u. öden, doch von der warmen Frühlingssonne

schon fröhlich beschienenen Boden unter den Baumbeständen

am Oasenrande, so bemerkte man an manchen Stellen schon ein reiches,

tierisches Leben, welches allerdings auch weit u. breit das einzige war.

In größeren oder kleineren Kolonien trieben im Sonnenschein zahlreiche

Schalenasseln (Glomeriden), bei uns in der Heimat "Schweinchen" oder "Schäfchen"

genannt, ihr Unwesen. Im Bereiche der Kolonie guckten überall die

 

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53

um viel Anderes als Käfer u. Schmetterlinge gekümmert hätte. Was da

sonst noch kreucht und fleucht, wurde mehr oder weniger nur so mitgenommen.

Aber gerade die Spinnenfauna Turans stellt ähnlich wie

seine Käfer eine sehr eigenartige u. für sich ziemlich abgeschlossene

Einheit dar; allerdings wäre mir ihr interessantester Teil, die Wüstenspinnen

nicht zugänglich gewesen u. außerdem fehlten mir alle Mittel

zur Konservierung der kleineren Arten.

Was die Myriapoden betrifft, so waren es vor Allem je ein  Vertreter der

beiden Ordnungen der Einpaarfüßer (Chilopoda) u. Zweipaarfüßer (Diploploda),

welche teils durch ihre südliche, fremdartige Erscheinung,

teils durch ihr Massenvorkommen auffällig wurden. Nicht selten wurden

am Morgen, besonders aber bei dem Aufräumen der Wohnräume

häßliche, gelbe Schildasseln (Scutigera) aufgescheucht, die sich raschen

Laufes dem Tageslicht zu entziehen suchten. Es war stets ein u. dieselbe Art

mit dunkelgeringelten, nach rückwärts zu rapid an Länge zunehmenden

Beinen u. wachsartigem, gelblichem, durchscheinendem Körper (Taf. XXXI/1);

bemerkenswert war die geringe Haftfähigkeit der Beine, die sich äußerst

leicht vom Körper ablösten. Auch sonst war das Tier sehr fragil u. zart.

Obwohl es giftig ist, wurden doch niemals mit Sicherheit ein Biß oder s

eine Folgen wahrgenommen, was übrigens bei dem herrschenden Überfluß

an Moskitos, Bettwanzen u. anderen beißendem u. stechendem Ungeziefer

schwer zu konstatieren gewesen wäre. Die Scutigeren waren den gesamten Sommer

über ziemlich häufig.

Gieng man an einem der ersten Apriltage, an welchem sich die ersten

Lebensregungen der Pflanzenwelt an den dicken, aufspringenden Knospen

der Silberpappeln u. Ulmen erst gerade wahrnehmbar machten, aufmerksam

über den noch völlig kahlen u. öden, doch von der warmen Frühlingssonne

schon fröhlich beschienenen Boden unter den Baumbeständen

am Oasenrande, so bemerkte man an manchen Stellen schon ein reiches,

tierisches Leben, welches allerdings auch weit u. breit das einzige war.

In größeren oder kleineren Kolonien trieben im Sonnenschein zahlreiche

Schalenasseln (Glomeriden), bei uns in der Heimat "Schweinchen" oder "Schäfchen"

genannt, ihr Unwesen. Im Bereiche der Kolonie guckten überall die

 


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  • August 11, 2018 15:43:16 Beate Jochem

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    um viel Anderes als Käfer u. Schmetterlinge gekümmert hätte. Was da

    sonst noch kreucht und fleucht, wurde mehr oder weniger nur so mitgenommen.

    Aber gerade die Spinnenfauna Turans stellt ähnlich wie

    seine Käfer eine sehr eigenartige u. für sich ziemlich abgeschlossene

    Einheit dar; allerdings wäre mir ihr interessantester Teil, die Wüstenspinnen

    nicht zugänglich gewesen u. außerdem fehlten mir alle Mittel

    zur Konservierung der kleineren Arten.

    Was die Myriapoden betrifft, so waren es vor Allem je ein  Vertreter der

    beiden Ordnungen der Einpaarfüßer (Chilopoda) u. Zweipaarfüßer (Diploploda),

    welche teils durch ihre südliche, fremdartige Erscheinung,

    teils durch ihr Massenvorkommen auffällig wurden. Nicht selten wurden

    am Morgen, besonders aber bei dem Aufräumen der Wohnräume

    häßliche, gelbe Schildasseln (Scutigera) aufgescheucht, die sich raschen

    Laufes dem Tageslicht zu entziehen suchten. Es war stets ein u. dieselbe Art

    mit dunkelgeringelten, nach rückwärts zu rapid an Länge zunehmenden

    Beinen u. wachsartigem, gelblichem, durchscheinendem Körper (Taf. XXXI/1);

    bemerkenswert war die geringe Haftfähigkeit der Beine, die sich äußerst

    leicht vom Körper ablösten. Auch sonst war das Tier sehr fragil u. zart.

    Obwohl es giftig ist, wurden doch niemals mit Sicherheit ein Biß oder s

    eine Folgen wahrgenommen, was übrigens bei dem herrschenden Überfluß

    an Moskitos, Bettwanzen u. anderen beißendem u. stechendem Ungeziefer

    schwer zu konstatieren gewesen wäre. Die Scutigeren waren den gesamten Sommer

    über ziemlich häufig.

    Gieng man an einem der ersten Apriltage, an welchem sich die ersten

    Lebensregungen der Pflanzenwelt an den dicken, aufspringenden Knospen

    der Silberpappeln u. Ulmen erst gerade wahrnehmbar machten, aufmerksam

    über den noch völlig kahlen u. öden, doch von der warmen Frühlingssonne

    schon fröhlich beschienenen Boden unter den Baumbeständen

    am Oasenrande, so bemerkte man an manchen Stellen schon ein reiches,

    tierisches Leben, welches allerdings auch weit u. breit das einzige war.

    In größeren oder kleineren Kolonien trieben im Sonnenschein zahlreiche

    Schalenasseln (Glomeriden), bei uns in der Heimat "Schweinchen" oder "Schäfchen"

    genannt, ihr Unwesen. Im Bereiche der Kolonie guckten überall die

     

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    Kriegsgefangenenlager Perowsk

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F&F
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