Kleiber Manuskript 06 - Käfer und Schmetterlinge, item 49

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im Hochsommer des Nachts an meine auf dem Festungswalle aufgestellte

Lampe an; ihr Zirpen habe ich tagsüber sehr selten gehört. Das Insekt

(Taf.XXX     ) war von ganz hübschem Aussehen u. dürfte mit der Mannaci-

kade (Cicada orni) nahe verwandt sein.

Reichlich vertreten waren dagegen die Kaukerfe in den trüben Fluten des 

Syr-Darja, in welchem die verschiedensten, mit unseren deutschen Arten 

durchaus identischen Wasserwanzen (Hydrocopa) lebten. Wie schon bei

der Beschreibung der Käferfauna vermerkt wurde, waren ja auch sämt-

liche Schwimm - u. Wasserkäfer des Syr mit den mitteleuropäischen artgleich .

Abgesehen von verschiedenen ganz kleinen Wasserwänzchen, dem gemeinen

Rückenschwimmer (Notonecta glauca) u. verschiedenen langbeinigen Wasser-

läufern, waren die auffallendsten Wasserwanzen der graue Wasserskor-

pion (Nepa cinerea, Taf. XXIX./3.) u. die Stabwanze (Ranatra linearis,

Taf. XXIX.2.). Beide letztgenannten Arten waren im Syr,  sch namentlich

gegen Ende des Sommers u. im Frühherbste (E. August- E. September) sehr häu-

fig. Sie waren infolge des trüben Wassers nur knapp am Ufer sichtbar, des-

to häufiger lagen sie dem Anscheine nach ganz vertrocknet außerhalb

des feuchten Elementes, am Strande. Warf man die stets mit Schlamm u.

Schmutz dicht  bedeckte Tiere in das Wasser, so erholten sie sich bald 

u. schwammen träge davon. Sie hielten sich stets nur an seichten Stellen

auf; fliegen sah ich nur den Wasserskorpion sehr selten. Die Flug-

zeit dürfte auch mit ihrer seiner Begattungszeit  (Herbst) zusammenfallen, da

er da etwas lebhafter wurde.

Über die Bettwanze (Cimex lectularius) des nördlichen Turkestans ließe

sich ein ganzer Roman für sich schreiben, doch schweigt über das, was

wir armen Kriegsgefangenen von diesen blutrünstigen u. eckelhaften

Käfern in dem ihrer ungeheueren Vermehrung so begünstigenden,

heißen Klima gelitten haben sowie den  ausdauernden, doch nur

in den wenigsten Fällen erfolgreichen Kampf, den wir mit Feuer, Wasser

u. Petroleum gegen sie geführt haben, die Geschichte. 

Die bei uns so artenreichen Familien der Schreitwanzen (Reduvidae), 

Langwanzen (Lygaeides), Randwanzen (Coreidae) u. Schildwanzen (Penta-

tomidae) waren in der Steppe ebenfalls ziemlich stark vertreten. Sie flogen

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im Hochsommer des Nachts an meine auf dem Festungswalle aufgestellte

Lampe an; ihr Zirpen habe ich tagsüber sehr selten gehört. Das Insekt

(Taf.XXX     ) war von ganz hübschem Aussehen u. dürfte mit der Mannaci-

kade (Cicada orni) nahe verwandt sein.

Reichlich vertreten waren dagegen die Kaukerfe in den trüben Fluten des 

Syr-Darja, in welchem die verschiedensten, mit unseren deutschen Arten 

durchaus identischen Wasserwanzen (Hydrocopa) lebten. Wie schon bei

der Beschreibung der Käferfauna vermerkt wurde, waren ja auch sämt-

liche Schwimm - u. Wasserkäfer des Syr mit den mitteleuropäischen artgleich .

Abgesehen von verschiedenen ganz kleinen Wasserwänzchen, dem gemeinen

Rückenschwimmer (Notonecta glauca) u. verschiedenen langbeinigen Wasser-

läufern, waren die auffallendsten Wasserwanzen der graue Wasserskor-

pion (Nepa cinerea, Taf. XXIX./3.) u. die Stabwanze (Ranatra linearis,

Taf. XXIX.2.). Beide letztgenannten Arten waren im Syr,  sch namentlich

gegen Ende des Sommers u. im Frühherbste (E. August- E. September) sehr häu-

fig. Sie waren infolge des trüben Wassers nur knapp am Ufer sichtbar, des-

to häufiger lagen sie dem Anscheine nach ganz vertrocknet außerhalb

des feuchten Elementes, am Strande. Warf man die stets mit Schlamm u.

Schmutz dicht  bedeckte Tiere in das Wasser, so erholten sie sich bald 

u. schwammen träge davon. Sie hielten sich stets nur an seichten Stellen

auf; fliegen sah ich nur den Wasserskorpion sehr selten. Die Flug-

zeit dürfte auch mit ihrer seiner Begattungszeit  (Herbst) zusammenfallen, da

er da etwas lebhafter wurde.

Über die Bettwanze (Cimex lectularius) des nördlichen Turkestans ließe

sich ein ganzer Roman für sich schreiben, doch schweigt über das, was

wir armen Kriegsgefangenen von diesen blutrünstigen u. eckelhaften

Käfern in dem ihrer ungeheueren Vermehrung so begünstigenden,

heißen Klima gelitten haben sowie den  ausdauernden, doch nur

in den wenigsten Fällen erfolgreichen Kampf, den wir mit Feuer, Wasser

u. Petroleum gegen sie geführt haben, die Geschichte. 

Die bei uns so artenreichen Familien der Schreitwanzen (Reduvidae), 

Langwanzen (Lygaeides), Randwanzen (Coreidae) u. Schildwanzen (Penta-

tomidae) waren in der Steppe ebenfalls ziemlich stark vertreten. Sie flogen


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  • August 11, 2018 15:00:41 Beate Jochem

    im Hochsommer des Nachts an meine auf dem Festungswalle aufgestellte

    Lampe an; ihr Zirpen habe ich tagsüber sehr selten gehört. Das Insekt

    (Taf.XXX     ) war von ganz hübschem Aussehen u. dürfte mit der Mannaci-

    kade (Cicada orni) nahe verwandt sein.

    Reichlich vertreten waren dagegen die Kaukerfe in den trüben Fluten des 

    Syr-Darja, in welchem die verschiedensten, mit unseren deutschen Arten 

    durchaus identischen Wasserwanzen (Hydrocopa) lebten. Wie schon bei

    der Beschreibung der Käferfauna vermerkt wurde, waren ja auch sämt-

    liche Schwimm - u. Wasserkäfer des Syr mit den mitteleuropäischen artgleich .

    Abgesehen von verschiedenen ganz kleinen Wasserwänzchen, dem gemeinen

    Rückenschwimmer (Notonecta glauca) u. verschiedenen langbeinigen Wasser-

    läufern, waren die auffallendsten Wasserwanzen der graue Wasserskor-

    pion (Nepa cinerea, Taf. XXIX./3.) u. die Stabwanze (Ranatra linearis,

    Taf. XXIX.2.). Beide letztgenannten Arten waren im Syr,  sch namentlich

    gegen Ende des Sommers u. im Frühherbste (E. August- E. September) sehr häu-

    fig. Sie waren infolge des trüben Wassers nur knapp am Ufer sichtbar, des-

    to häufiger lagen sie dem Anscheine nach ganz vertrocknet außerhalb

    des feuchten Elementes, am Strande. Warf man die stets mit Schlamm u.

    Schmutz dicht  bedeckte Tiere in das Wasser, so erholten sie sich bald 

    u. schwammen träge davon. Sie hielten sich stets nur an seichten Stellen

    auf; fliegen sah ich nur den Wasserskorpion sehr selten. Die Flug-

    zeit dürfte auch mit ihrer seiner Begattungszeit  (Herbst) zusammenfallen, da

    er da etwas lebhafter wurde.

    Über die Bettwanze (Cimex lectularius) des nördlichen Turkestans ließe

    sich ein ganzer Roman für sich schreiben, doch schweigt über das, was

    wir armen Kriegsgefangenen von diesen blutrünstigen u. eckelhaften

    Käfern in dem ihrer ungeheueren Vermehrung so begünstigenden,

    heißen Klima gelitten haben sowie den  ausdauernden, doch nur

    in den wenigsten Fällen erfolgreichen Kampf, den wir mit Feuer, Wasser

    u. Petroleum gegen sie geführt haben, die Geschichte. 

    Die bei uns so artenreichen Familien der Schreitwanzen (Reduvidae), 

    Langwanzen (Lygaeides), Randwanzen (Coreidae) u. Schildwanzen (Penta-

    tomidae) waren in der Steppe ebenfalls ziemlich stark vertreten. Sie flogen

  • August 11, 2018 14:58:25 Beate Jochem

    im Hochsommer des Nachts an meine auf dem Festungswalle aufgestellte

    Lampe an; ihr Zirpen habe ich tagsüber sehr selten gehört. Das Insekt

    (Taf.XXX     ) war von ganz hübschem Aussehen u. dürfte mit der Mannacikade

    (Cicada orni) nahe verwandt sein.

    Reichlich vertreten waren dagegen die Kaukerfe in den trüben Fluten des 

    Syr-Darja, in welchem die verschiedensten, mit unseren deutschen Arten 

    durchaus identischen Wasserwanzen (Hydrocopa) lebten. Wie schon bei

    der Beschreibung der Käferfauna vermerkt wurde, waren ja auch sämtliche

    Schwimm - u. Wasserkäfer des Syr mit den mitteleuropäischen artgleich .

    Abgesehen von verschiedenen ganz kleinen Wasserwänzchen, dem gemeinen

    Rückenschwimmer (Notonecta glauca) u. verschiedenen langbeinigen Wasserläufern,

    waren die auffallendsten Wasserwanzen der graue Wasserskorpion

    (Nepa cinerea, Taf. XXIX./3.) u. die Stabwanze (Ranatra linearis,

    Taf. XXIX.2.). Beide letztgenannten Arten waren im Syr, namentlich

    gegen Ende des Sommers u. im Frühherbste (E. August- E. September) sehr häufig.

    Sie waren infolge des trüben Wassers nur knapp am Ufer sichtbar, desto

    häufiger lagen sie dem Anscheine nach ganz vertrocknet außerhalb

    des feuchten Elementes, am Strande. Warf man die stets mit Schlamm u.

    Schmutz dicht  bedeckte Tiere in das Wasser, so erholten sie sich bald 

    u. schwammen träge davon. Sie hielten sich stets nur an seichten Stellen

    auf; fliegen sah ich nur den Wasserskorpion sehr selten. Die Flugzeit

    dürfte auch mit seiner Begattungszeit  (Herbst) zusammenfallen, da

    er da etwas lebhafter wurde.

    Über die Bettwanze (Cimex lextularius) des nördlichen Turkestans ließe

    sich ein ganzer Roman für sich schreiben, doch schweigt über das, was

    wir armen Kriegsgefangenen von diesen blutrünstigen u. eckelhaften

    Käfern in dem ihrer ungeheueren Vermehrung so begünstigenden,

    heißen Klima gelitten haben sowie den  ausdauernden, doch nur

    in den wenigsten Fällen erfolgreichen Kampf, den wir mit Feuer, Wasser

    u. Petroleum gegen sie geführt haben, die Geschichte. 

    Die bei uns so artenreichen Familien der Schreitwanzen (Reduvidae), 

    Langwanzen (Lygaeides), Randwanzen (Coreidae) u. Schildwanzen (Penta-

    tomidae) waren in der Steppe ebenfalls ziemlich stark vertreten. Sie flogen 


  • August 11, 2018 14:57:36 Beate Jochem

    im Hochsommer des Nachts an meine auf dem Festungswalle aufgestellte

    Lampe an; ihr Zirpen habe ich tagsüber sehr selten gehört. Das Insekt

    (Taf.XXX     ) war von ganz hübschem Aussehen u. dürfte mit der Mannacikade

    (Cicada orni) nahe verwandt sein.

    Reichlich vertreten waren dagegen die Kaukerfe in den trüben Fluten des 

    Syr-Darja, in welchem die verschiedensten, mit unseren deutschen Arten 

    durchaus identischen Wasserwanzen (Hydrocopa) lebten. Wie schon bei

    der Beschreibung der Käferfauna vermerkt wurde, waren ja auch sämtliche

    Schwimm - u. Wasserkäfer des Syr mit den mitteleuropäischen artgleich .

    Abgesehen von verschiedenen ganz kleinen Wasserwänzchen, dem gemeinen

    Rückenschwimmer (Notonecta glauca) u. verschiedenen langbeinigen Wasserläufern,

    waren die auffallendsten Wasserwanzen der graue Wasserskorpion

    (Nepa cinerea, Taf. XXIX./3.) u. die Stabwanze (Ranatra linearis,

    Taf. XXIX.2.). Beide letztgenannten Arten waren im Syr, namentlich

    gegen Ende des Sommers u. im Frühherbste (E. August- E. September) sehr häufig.

    Sie waren infolge des trüben Wassers nur knapp am Ufer sichtbar, desto

    häufiger lagen sie dem Anscheine nach ganz vertrocknet außerhalb

    des feuchten Elementes, am Strande. Warf man die stets mit Schlamm u.

    Schmutz dicht  bedeckte Tiere in das Wasser, so erholten sie sich bald 

    u. schwammen träge davon. Sie hielten sich stets nur an seichten Stellen

    auf; fliegen sah ich nur den Wasserskorpion sehr selten. Die Flugzeit

    dürfte auch mit seiner Begattungszeit  (Herbst) zusammenfallen, da

    er da etwas lebhafter wurde.

    Über die Bettwanze (Cimex lextularius) des nördlichen Turkestans ließe

    sich ein ganzer Roman für sich schreiben, doch schweigt über das, was

    wir armen Kriegsgefangenen von diesen blutrünstigen u. eckelhaften

    Käfern in dem ihrer ungeheueren Vermehrung so begünstigenden,

    heißen Klima gelitten haben sowie den  ausdauernden, doch nur

    in den wenigsten Fällen erfolgreichen Kampf, den wir mit Feuer, Wasser

    u. Petroleum gegen sie geführt haben, die Geschichte. 

    Die bei uns so artenreichen Familien der Schreitwanzen (Reduvidae), 

    Langwanzen (Lygaeides), Randwanzen (Coreidae) u. Schildwanzen (Penta-

    tomidae) waren in der Steppe ebenfalls ziemlich stark vertreten. Sie flogen


  • March 1, 2017 20:44:28 Isabella Kollmann

    im Hochsommer des Nachts an meine auf dem Festungswalle aufgestellte

    Lampe an; ihr Zirpen habe ich tagsüber sehr selten gehört. Das Insekt

    (Taf.XXX     ) war von ganz hübschem Aussehen u. dürfte mit der Mamaci-

    kade (Cicada orni) nahe verwandt sein.

    Reichlich vertreten waren dagegen die Kaukerfe in den trüben Fluten des 

    Syi-Darja, in welchem die verschiedensten, mit unseren deutschen Arten 

    durchaus identischen Wasserwanzen (Hydrocopa) lebten. Wie schon bei

    der Beschreibung der Käferfauna vermerkt wurde, waren ja auch sämt-

    liche Schwim- u. Wasserkäfer des Syi mit den mitteleuropäischen artgleich .

    Abgesehen von verschiedenen ganz kleinen Wasserwänzchen, dem gemeinen

    Rückenschwimmer (Notonecta glauca) u. verschiedenen langbeinigen Wasser-

    läufern, waren die auffallendsten Wasserwanzen der graue Wasserskor-

    pion (Nepa cinerea, Taf. XXIX./3.) u. die Stabwanze (Renatea linearis,

    Taf. XXIX.2.). Beide letztgenannten Arten waren im Syi, sch namentlich

    gegen Ende des Sommers u. im Frühherbste (E. August- E. September) sehr häu-

    fig. Sie waren infolge des trüben Wassers nur knapp am Ufer sichtbar, des-

    to häufiger lagen sie dem Anscheine nach ganz vertrocknet außerhalb

    des feuchten Elementes, am Strande. Warf man die stets mit Schlamm u.

    Schmutz dich bedeckte Tiere in das Wasser, so erholten sie sich bald 

    u. schwammen träge davon. Sie hielten sich stets nur an seichten Stellen

    auf; fliegen sah ich nur den Wasserskorpion sehr selten. Die Flug-

    zeit dürfte auch mit ihrer seiner Begattungszei (Herbst) zusammenfallen, da

    er da etwas lebhafter wurde.

    Über die Bettwanze (Cimex lextularius) des nördlichen Turkestans ließe

    sich ein ganzer Roman für sich schreiben, doch schweigt über das, was

    wir armen Kriegsgefangenen von diesen blutrünstigen u. eckelhaften

    Käfern in dem ihrer ungeheueren Vermehrung so begünstigenden,

    heißen Klima gelitten haben sowie die ausdauernden, doch nur

    in den wenigsten Fällen erfolgreichen Kampf, den wir mit Feuer, Wasser

    u. Petroleum gegen sie geführt haben, die Geschichte. 

    Die bei uns so artenreichen Familien der Schreitwanzen (Raduvidae), 

    Langwanzen (Lygaeides), Randwanzen (Coreidae) u. Schildwanzen (Penta-

    tomidae) waren in der Steppe ebenfalls ziemlich stark vertreten. Sie flogen


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