Kleiber Manuskript 06 - Käfer und Schmetterlinge, item 39

Edit transcription:
...
Transcription saved
Enhance your transcribing experience by using full-screen mode

Transcription

You have to be logged in to transcribe. Please login or register and click the pencil-button again

39

Stellen einen so charakteristischen Schmuck verleihen, übernahmen in

dieser Hinsicht im nördl. Turkestan beinahe ausschließlich die

Libellen. An den Ufern des Syr, am Steppenstreif, auf allen von

Unkraut und Dornbüschen bestandenen lichten Stellen zwischen den einzelnen

Gruppen der Oasenbäume in der Nähe des Flußes belebten sie im Hochsommer

in auffälliger Weise die sonst an tierischem Leben verhältnismäßig

arme Landschaft. Bald auf der Spitze eines Halmes

oder Astes ruhend, bald in pfeilschnellem Fluge wild dahinschießend,

um plötzlich in der Luft mit zitternden Flügelschlägen stehen

zu bleiben u. sich den glühenden Strahlen u. der blendenden Lichtfülle

der heißen Sonne Turkestans auszusetzen, im auffallenden

Lichte prächtig glitzernd u. leuchtend boten sie wirklich ein schönes

u. reizvolles Bild, welches in der lautlosen  Stille der heißen Tagesstunden

umso geheimnisvoller u. anziehender wirkte. Die Stunden,

welche ich bei der Beobachtung ihres Lebens und Treibens am Saume

irgend einer Baumgruppe zubrachte, umgeben von fremdartigen

Pflanzen, den silberweißen Stämmen u. dem dunklen Laub der mächtigen

Pappeln, zwischen denen der tiefblaue Himmel Zentralasiens

leuchtete, werden mir sicher stets in Erinnerung bleiben und gehören

zu den charakteristischesten  Eindrücken, die ich in der Perowsker

Oase empfangen habe. Abgesehen von den nicht allzu zahlreichen  Seejungfern

(Calopteryx, unsere gemeine dunkelblaue C. virgo sah ich

niemals) u. Schlankjungfern (Agrion), von welchen ich nur

wenige, minder auffallende  Arten sah, waren die weitaus vorherrschenden

mittleren und großen Schmaljungfern (Aeshna u. Libellula)

mit meist herrliche  Farben geschmückt. Die größte (Spannweite     )

u. auffallendste Art war eine Raublibelle, die in wundervolles,

lichtes Himmelblau gekleidet war u. gelbliche Flügel mit gelbbraunem

Flügelmal besaß; öfter sah ich sie eine der kleineren Arten

überfallen u. mit ihrer Beute den nächsten Busch anfliegen, wobei

ich sie nicht selten samt ihrem Opfer einfieng. Leider ist es mit den

prachtvollen Farben nach dem Tode dieser Tiere rasch vorüber u. konnte

ich sie auch nicht im Bilde festhalten. Von den kleineren,

 

Transcription saved

39

Stellen einen so charakteristischen Schmuck verleihen, übernahmen in

dieser Hinsicht im nördl. Turkestan beinahe ausschließlich die

Libellen. An den Ufern des Syr, am Steppenstreif, auf allen von

Unkraut und Dornbüschen bestandenen lichten Stellen zwischen den einzelnen

Gruppen der Oasenbäume in der Nähe des Flußes belebten sie im Hochsommer

in auffälliger Weise die sonst an tierischem Leben verhältnismäßig

arme Landschaft. Bald auf der Spitze eines Halmes

oder Astes ruhend, bald in pfeilschnellem Fluge wild dahinschießend,

um plötzlich in der Luft mit zitternden Flügelschlägen stehen

zu bleiben u. sich den glühenden Strahlen u. der blendenden Lichtfülle

der heißen Sonne Turkestans auszusetzen, im auffallenden

Lichte prächtig glitzernd u. leuchtend boten sie wirklich ein schönes

u. reizvolles Bild, welches in der lautlosen  Stille der heißen Tagesstunden

umso geheimnisvoller u. anziehender wirkte. Die Stunden,

welche ich bei der Beobachtung ihres Lebens und Treibens am Saume

irgend einer Baumgruppe zubrachte, umgeben von fremdartigen

Pflanzen, den silberweißen Stämmen u. dem dunklen Laub der mächtigen

Pappeln, zwischen denen der tiefblaue Himmel Zentralasiens

leuchtete, werden mir sicher stets in Erinnerung bleiben und gehören

zu den charakteristischesten  Eindrücken, die ich in der Perowsker

Oase empfangen habe. Abgesehen von den nicht allzu zahlreichen  Seejungfern

(Calopteryx, unsere gemeine dunkelblaue C. virgo sah ich

niemals) u. Schlankjungfern (Agrion), von welchen ich nur

wenige, minder auffallende  Arten sah, waren die weitaus vorherrschenden

mittleren und großen Schmaljungfern (Aeshna u. Libellula)

mit meist herrliche  Farben geschmückt. Die größte (Spannweite     )

u. auffallendste Art war eine Raublibelle, die in wundervolles,

lichtes Himmelblau gekleidet war u. gelbliche Flügel mit gelbbraunem

Flügelmal besaß; öfter sah ich sie eine der kleineren Arten

überfallen u. mit ihrer Beute den nächsten Busch anfliegen, wobei

ich sie nicht selten samt ihrem Opfer einfieng. Leider ist es mit den

prachtvollen Farben nach dem Tode dieser Tiere rasch vorüber u. konnte

ich sie auch nicht im Bilde festhalten. Von den kleineren,

 


Transcription history
  • August 11, 2018 13:55:04 Beate Jochem

    39

    Stellen einen so charakteristischen Schmuck verleihen, übernahmen in

    dieser Hinsicht im nördl. Turkestan beinahe ausschließlich die

    Libellen. An den Ufern des Syr, am Steppenstreif, auf allen von

    Unkraut und Dornbüschen bestandenen lichten Stellen zwischen den einzelnen

    Gruppen der Oasenbäume in der Nähe des Flußes belebten sie im Hochsommer

    in auffälliger Weise die sonst an tierischem Leben verhältnismäßig

    arme Landschaft. Bald auf der Spitze eines Halmes

    oder Astes ruhend, bald in pfeilschnellem Fluge wild dahinschießend,

    um plötzlich in der Luft mit zitternden Flügelschlägen stehen

    zu bleiben u. sich den glühenden Strahlen u. der blendenden Lichtfülle

    der heißen Sonne Turkestans auszusetzen, im auffallenden

    Lichte prächtig glitzernd u. leuchtend boten sie wirklich ein schönes

    u. reizvolles Bild, welches in der lautlosen  Stille der heißen Tagesstunden

    umso geheimnisvoller u. anziehender wirkte. Die Stunden,

    welche ich bei der Beobachtung ihres Lebens und Treibens am Saume

    irgend einer Baumgruppe zubrachte, umgeben von fremdartigen

    Pflanzen, den silberweißen Stämmen u. dem dunklen Laub der mächtigen

    Pappeln, zwischen denen der tiefblaue Himmel Zentralasiens

    leuchtete, werden mir sicher stets in Erinnerung bleiben und gehören

    zu den charakteristischesten  Eindrücken, die ich in der Perowsker

    Oase empfangen habe. Abgesehen von den nicht allzu zahlreichen  Seejungfern

    (Calopteryx, unsere gemeine dunkelblaue C. virgo sah ich

    niemals) u. Schlankjungfern (Agrion), von welchen ich nur

    wenige, minder auffallende  Arten sah, waren die weitaus vorherrschenden

    mittleren und großen Schmaljungfern (Aeshna u. Libellula)

    mit meist herrliche  Farben geschmückt. Die größte (Spannweite     )

    u. auffallendste Art war eine Raublibelle, die in wundervolles,

    lichtes Himmelblau gekleidet war u. gelbliche Flügel mit gelbbraunem

    Flügelmal besaß; öfter sah ich sie eine der kleineren Arten

    überfallen u. mit ihrer Beute den nächsten Busch anfliegen, wobei

    ich sie nicht selten samt ihrem Opfer einfieng. Leider ist es mit den

    prachtvollen Farben nach dem Tode dieser Tiere rasch vorüber u. konnte

    ich sie auch nicht im Bilde festhalten. Von den kleineren,

     

Description

Save description
  • 44.815704229473425||65.64503363085942||

    Kriegsgefangenenlager Perowsk

    ||1
Location(s)
  • Story location Kriegsgefangenenlager Perowsk
Login and add location


ID
20841 / 235920
Source
http://europeana1914-1918.eu/...
Contributor
F&F
License
http://creativecommons.org/licenses/by-sa/3.0/


Login to edit the languages

Login to edit the fronts

Login to add keywords

Login and add links

Notes and questions

Login to leave a note