Kleiber Manuskript 06 - Käfer und Schmetterlinge, item 38

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38

Netzflügler (Neuroptera) und Kaukerfe (Orthoptera)

 Wenigstens in seiner Larvenform war eines der charakte-

ristischsten u. häufigsten Kerbtiere der tonigen, öden Steppenstrecken

der Ameisenlöwe. Die ganze, warme Jahreszeit hindurch waren über-

all, an manchen Stellen oft zu Hunderten verstreut in Ton u. Sand 

seine bald großen, bald kleinen Trichter zu sehen. Es war eine unserer

beliebtesten Unterhaltungen, dem gefräßigen Tiere bald Ameisen, die 

im Siedlungsgebiete des Ameisenlöwen stets durch zahlreiche Kolonien

vertreten waren, vorzuwerfen, bald die ausgegrabene Larve selbst vor 

die Austrittstelle eines  Ameisenbaues zu setzen, wobei es ihr nicht selten 

gelang, sich knapp vor den Toren ihrer Todfeinde einzugraben, bevor sie

diese bemerken u. zerfleischen konnten. Die Larven kamen in allen mög-

lichen Größen vor, von 1/2-2 cm Länge. Der Imago erschien gegen Ende des 

Hochsommers Nachts ziemlich häufig, flog gerne gerne Lampenlicht an u.

verfehlte niemals bei meinen Beleuchtungen des Steppenstreifs sich einzu-

stellen. Die gewöhnliche u. häufige Art unterschied sich von unserem

heimischen, mausgrauen Ameisenlöwen (Myrmeleon formicarius) wohl nur

kaum wenig (Tafel XXIX./1.); doch fing ich ein einzigesmal auch eine Art mit

hellzitronengelbem  Körper u. schwarzer Zeichnung sowie gelbem Flügelmal.

Von den verschiedenen, kleinen, teils den Netzflüglern, teils den Kaukerfen

zugehörigen Flor; Köcher-, Fühlingsfliegen u. Haften etc., die manchmal

des Nachts der Lampe zuflogen, war wohl das Auffallendste ein Gold-

auge, das sicher mit unserer heimischen, gewöhnlichen, grünen Florfliege

(Chrysopa vulgaris) identisch ist. Trotzdem ich zwei Sommer in der nächsten

Nähe eines großen Flußs lebte, konnte ich doch nie ein ähnliches Massen-

vorkommen der Eintagsfliegen u. ihrer Verwandten beobachten, wie es bei 

uns in der Heimat so häufig der Fall ist. Die Tiere kamen höchstens

vereinzelt vor.

Die Rolle unserer prächtigen Großtagfalter,  welche durch ihr leb-

haftes Treiben u. ihre herrlichen Farben unseren Waldwiesen u. lichten 

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38

Netzflügler (Neuroptera) und Kaukerfe (Orthoptera)

 Wenigstens in seiner Larvenform war eines der charakte-

ristischsten u. häufigsten Kerbtiere der tonigen, öden Steppenstrecken

der Ameisenlöwe. Die ganze, warme Jahreszeit hindurch waren über-

all, an manchen Stellen oft zu Hunderten verstreut in Ton u. Sand 

seine bald großen, bald kleinen Trichter zu sehen. Es war eine unserer

beliebtesten Unterhaltungen, dem gefräßigen Tiere bald Ameisen, die 

im Siedlungsgebiete des Ameisenlöwen stets durch zahlreiche Kolonien

vertreten waren, vorzuwerfen, bald die ausgegrabene Larve selbst vor 

die Austrittstelle eines  Ameisenbaues zu setzen, wobei es ihr nicht selten 

gelang, sich knapp vor den Toren ihrer Todfeinde einzugraben, bevor sie

diese bemerken u. zerfleischen konnten. Die Larven kamen in allen mög-

lichen Größen vor, von 1/2-2 cm Länge. Der Imago erschien gegen Ende des 

Hochsommers Nachts ziemlich häufig, flog gerne gerne Lampenlicht an u.

verfehlte niemals bei meinen Beleuchtungen des Steppenstreifs sich einzu-

stellen. Die gewöhnliche u. häufige Art unterschied sich von unserem

heimischen, mausgrauen Ameisenlöwen (Myrmeleon formicarius) wohl nur

kaum wenig (Tafel XXIX./1.); doch fing ich ein einzigesmal auch eine Art mit

hellzitronengelbem  Körper u. schwarzer Zeichnung sowie gelbem Flügelmal.

Von den verschiedenen, kleinen, teils den Netzflüglern, teils den Kaukerfen

zugehörigen Flor; Köcher-, Fühlingsfliegen u. Haften etc., die manchmal

des Nachts der Lampe zuflogen, war wohl das Auffallendste ein Gold-

auge, das sicher mit unserer heimischen, gewöhnlichen, grünen Florfliege

(Chrysopa vulgaris) identisch ist. Trotzdem ich zwei Sommer in der nächsten

Nähe eines großen Flußs lebte, konnte ich doch nie ein ähnliches Massen-

vorkommen der Eintagsfliegen u. ihrer Verwandten beobachten, wie es bei 

uns in der Heimat so häufig der Fall ist. Die Tiere kamen höchstens

vereinzelt vor.

Die Rolle unserer prächtigen Großtagfalter,  welche durch ihr leb-

haftes Treiben u. ihre herrlichen Farben unseren Waldwiesen u. lichten 


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  • February 24, 2017 22:16:47 Isabella Kollmann

    38

    Netzflügler (Neuroptera) und Kaukerfe (Orthoptera)

     


    Wenigstens in seiner Larvenform war eines der Charakter

    istischsten u. häufigsten Kerbtiere der tonigen, öden Steppenstrecken

    der Ameisenlöwe. Dei ganze, warme Jahreszeit hindurch waren über

    all, an manchen Stellen oft zu Hunderten verstreut in Ton u. Sand 

    seine bald großen, bald kleinen Trichter zu sehen. Es war eine unserer

    beliebtesten Unterhaltungen, denn gefräßigen Tiere bald Ameisen, die 

    im Siedlungsgebiete des Ameisenlöwen stets durch zahlreiche Kolonien

    vertreten waren, vorzuwerfen, bald die ausgegrabene Larve selbst vor 

    die Austrittstelle eine Ameisenbaues zu setzen, wobei es ihr nicht selten 

    gelang, sich knapp vor den Toren ihrer Todfeinde einzugraben, bevor sie

    diese bemerken u. zerfleischen konnten. Die Larven kamen in allen mög

    lichen Größen vor, von 1/2-2 cm Länge. Der Imago erschien gegen Ende des 

    Hochsommers Nachts ziemlich häufig, flog gerne gerne Lampenlicht an u.

    verfehlte niemals bei meinen Beleuchtungen des Steppenstreifs sich einzu-

    stellen. Die gewöhnliche u. häufige Art unterschied sich von unserem

    heimischen, mausgrauen Ameisenlöwen (Myrmeleon formicarius) wohl nur

    kaum wenig (Tafel XXIX./1.); doch fing ich ein einzigesmal auch eine Art mit

    hellzitronengelben Körper u. schwarzer Zeichnung sowie gelbem Flügel-

    mal.

    Von den verschiedenen, kleinen, teils den Netzflüglern, teils den Kaukerfen

    zugehörigen Flor; Köcher-, Fühlingsfliegen u. Haften etc., die manchmal

    des Nachts der Lampe zuflogen, war wohl das Auffallendste ein Gold-

    auge, das sicher mit unserer heimschen, gewöhnlichen, grünen Florfliege

    (Chrysopa vulgaris) identische ist. Trotzdem ich zwei Sommer in der nächsten

    Nähe eines großen Flußs lebte, konnte ich doch nie ein ähnlihces Massen-

    vorkommen der Eintagsfliegen u. ihrer Verwandten beobachten, wie es bei 

    uns in der Heimat so häufig der Fall ist. Die Tiere kamen höchstens

    vereinzelt vor.

    Die Rolle unserer prächtigen Großtagfalter welche durch ihr leb-

    haftes Treiben u. ihre herrlichen Farben unseren Waldwiesen u. lichten 

  • February 24, 2017 22:14:02 Isabella Kollmann

    38

    Netzflügler (Neuroptera) und Kaukerfe (Orthoptera)

     


    Wenigstens in seiner Larvenform war eines der Charakter

    istischsten u. häufigsten Kerbtiere der tonigen, öden Steppenstrecken

    der Ameisenlöwe. Dei ganze, warme Jahreszeit hindurch waren über

    all, an manchen Stellen oft zu Hunderten verstreut in Ton u. Sand 

    seine bald großen, bald kleinen Trichter zu sehen. Es war eine unserer

    beliebtesten Unterhaltungen, denn gefräßigen Tiere bald Ameisen, die 

    im Siedlungsgebiete des Ameisenlöwen stets durch zahlreiche Kolonien

    vertreten waren, vorzuwerfen, bald die ausgegrabene Larve selbst vor 

    die Austrittstelle eine Ameisenbaues zu setzen, wobei es ihr nicht selten 

    gelang, sich knapp vor den Toren ihrer Todfeinde einzugraben, bevor sie

    diese bemerken u. zerfleischen konnten. Die Larven kamen in allen mög

    lichen Größen vor, von 1/2-2 cm Länge. Der Imago erschien gegen Ende des 

    Hochsommers Nachts ziemlich häufig, flog gerne gerne Lampenlicht an u.

    verfehlte niemals bei meinen Beleuchtungen des Steppenstreifs sich einzu-

    stellen. Die gewöhnliche u. häufige Art unterschied sich von unserem

    heimischen, mausgrauen Ameisenlöwen (Myrmeleon formicarius) wohl nur

    kaum wenig (Tafel XXIX./1.); doch fing ich ein einzigesmal auch eine Art mit

    hellzitronengelben Körper u. schwarzer Zeichnung sowie gelbem Flügel-

    mal.

    Von den verschiedenen, kleinen, teils den Netzflüglern, teils den Kaukerfen

    zugehörigen Flor; Köcher-, Fühlingsfliegen u. Haften etc., die manchmal

    des Nachts der Lampe zuflogen, war wohl das Auffallendste ein Gold-

    auge, das sicher mit unserer heimschen, gewöhnlichen, grünen Florfliege

    (Chrysopa vulgaris) identische ist. Trotzdem ich zwei 


  • February 24, 2017 22:07:42 Isabella Kollmann

    38

    Netzflügler (Neuroptera) und Kaukerfe (Orthoptera)


    Wenigstens in seiner Larvenform war eines der Charakter

    istischsten u. häufigsten Kerbtiere der tonigen, öden Steppenstrecken

    der Ameisenlöwe. Dei ganze, warme Jahreszeit hindurch waren über

    all, an manchen Stellen oft zu Hunderten verstreut in Ton u. Sand 

    seine bald großen, bald kleinen Trichter zu sehen. Es war eine unserer

    beliebtesten Unterhaltungen, denn gefräßigen Tiere bald Ameisen, die 

    im Siedlungsgebiete des Ameisenlöwen stets durch zahlreiche Kolonien

    vertreten waren, vorzuwerfen, bald die ausgegrabene Larve selbst vor 

    die Austrittstelle eine Ameisenbaues zu setzen, wobei es ihr nicht selten 

    gelang, sich knapp vor den Toren ihrer Todfeinde einzugraben, bevor sie

    diese bemerken u. zerfleischen konnten. Die Larven kamen in allen mög

    lichen Größen vor, von 1/2-2 cm Länge. Der Imago erschien gegen Ende des 

    Hochsommers Nachts ziemlich häufig, flog gerne gerne Lampenlicht an u.

    verfehlte niemals bei meinen Beleuchtungen des Steppenstreifs sich einzu-

    stellen. Die gewöhnliche u. häufige Art unterschied sich von unserem

    heimischen, mausgrauen Ameisenlöwen (Myrmellon formicarius) wohl nur


  • February 24, 2017 22:07:18 Isabella Kollmann

    38

    Netzflügler (Neuroptera) und Kaukerfe (Orthoptera)


    Wenigstens in seiner Larvenform war eines der Charakter

    istischsten u. häufigsten Kerbtiere der tonigen, öden Steppenstrecken

    der Ameisenlöwe. Dei ganze, warme Jahreszeit hindurch waren über

    all, an manchen Stellen oft zu Hunderten verstreut in Ton u. Sand 

    seine bald großen, bald kleinen Trichter zu sehen. Es war eine unserer

    beliebtesten Unterhaltungen, denn gefräßigen Tiere bald Ameisen, die 

    im Siedlungsgebiete des Ameisenlöwen stets durch zahlreiche Kolonien

    vertreten waren, vorzuwerfen, bald die ausgegrabene Larve selbst vor 

    die Austrittstelle eine Ameisenbaues zu setzen, wobei es ihr nicht selten 

    gelang, sich knapp vor den Toren ihrer Todfeinde einzugraben, bevor sie

    diese bemerken u. zerfleischen konnten. Die Larven kamen in allen mög

    lichen Größen vor, von 1/2-2 cm Länge. Der Imago erschien gegen Ende des 

    Hochsommers Nachts ziemlich häufig, flog gerne gerne Lampenlicht an u.

    verfehlte niemals bei meinen Beleuchtungen des Steppenstreifs sich einzu-

    stellen. Die gewöhnliche u. häufige Art unterschied sich von unserem

    heimischen, mausgrauen Ameisenlöwen Myrmellon formicarius)


  • February 24, 2017 22:03:54 Isabella Kollmann

    38

    Netzflügler (Neuroptera) und Kaukerfe (Orthoptera)


    Wenigstens in seiner Larvenform war eines der Charakter

    istischsten u. häufigsten Kerbtiere der tonigen, öden Steppenstrecken

    der Ameisenlöwe. Dei ganze, warme Jahreszeit hindurch waren über

    all, an manchen Stellen oft zu Hunderten verstreut in Ton u. Sand 

    seine bald großen, bald kleinen Trichter zu sehen. Es war eine unserer

    beliebtesten Unterhaltungen, denn gefräßigen Tiere bald Ameisen, die 

    im Siedlungsgebiete des Ameisenlöwen stets durch zahlreiche Kolonien

    vertreten waren, vorzuwerfen, bald die ausgegrabene Larve selbst vor 

    die Austrittstelle eine Ameisenbaues zu setzen, wobei es ihr nicht selten 

    gelang, sich knapp vor den Toren ihrer Todfeinde einzugraben, bevor sie

    diese bemerken u. zerfleischen konnten. Die Larven kamen in allen mög

    lichen Größen vor, von 1/2-2 cm Länge. Der 


  • February 24, 2017 22:03:50 Isabella Kollmann

    38

    Netzflügler (Neuroptera) und Kaukerfe (Orthoptera)


    Wenigstens in seiner Larvenform war eines der Charakter

    istischsten u. häufigsten Kerbtiere der tonigen, öden Steppenstrecken

    der Ameisenlöwe. Dei ganze, warme Jahreszeit hindurch waren über

    all, an manchen Stellen oft zu Hunderten verstreut in Ton u. Sand 

    seine bald großen, bald kleinen Trichter zu sehen. Es war eine unserer

    beliebtesten Unterhaltungen, denn gefräßigen Tiere bald Ameisen, die 

    im Siedlungsgebiete des Ameisenlöwen stets durch zahlreiche Kolonien

    vertreten waren, vorzuwerfen, bald die ausgegrabene Larve selbst vor 

    die Austrittstelle eine Ameisenbaues zu setzen, wobei es ihr nicht selten 

    gelang, sich knapp vor den Toren ihrer Todfeinde einzugraben, bevor sie

    diese bemerken u. zerfleischen konnten. Die Larven kamen in allen mög

    lichen Größen or, von 1/2-2 cm Länge. Der 


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    Kriegsgefangenenlager Perowsk

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20841 / 235919
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http://europeana1914-1918.eu/...
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F&F
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http://creativecommons.org/licenses/by-sa/3.0/


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