Tagebuch Reinhold Sieglerschmidt (2), item 113

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 Beginn der linken Seite 

Lieber wäre ich freilich an der

Front. Man fühlt dann, er-

lebt dann, warum man alles 

Warme des Lebens, das Lebens-

glück entleert, ohne das mir 

kein wirklich tiefes Erleben mög-

lich ist. Dazu stellen sich mit 

jedem Tage mehr die Garnisons-

zutaten ein, die mir persön-

lich so unsympathisch sind.

So bleibt als bestes Mittel in

der gegenwärtigen Lebensphase

die andauernde Verdickung der 

Lederhaut, d.h. ohne Bild gespro-

chen, die äussere Gleichgültigkeit. 

Die einzige Aufgabe heisst jetzt 

durchhalten, nur keine starken 

Gefühlserregungen, die auf ein-

mal das ganze versteckte Ge-

 Ende der linken Seite 


 Beginn der rechten Seite 

fühlsleben in Bewegung

setzen könnten. Nur die Ruhe

kann durch diese Zeit helfen.

So freue ich mich des warmen

Sonnenscheins, freue mich

in Dankbarkeit des Emp-

findens, dass zu Hause bei 

meinen Dreien wohl alles gut 

steht, dass ich in den nächs-

ten Tagen wieder Nachricht

erhalten kann. Unter dieser Ruhe 

tief versteckt ruht der alte

Reinhold verborgen, mit sei-

ner ungewöhnlichen Leiden-

schaftlichkeit allem gegen-

über, das ihm teuer ist. 

Körperlich geht es mir 

gut. Die leichte Erkältung 

ist überwunden.

 Ende der rechten Seite 

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Lieber wäre ich freilich an der

Front. Man fühlt dann, er-

lebt dann, warum man alles 

Warme des Lebens, das Lebens-

glück entleert, ohne das mir 

kein wirklich tiefes Erleben mög-

lich ist. Dazu stellen sich mit 

jedem Tage mehr die Garnisons-

zutaten ein, die mir persön-

lich so unsympathisch sind.

So bleibt als bestes Mittel in

der gegenwärtigen Lebensphase

die andauernde Verdickung der 

Lederhaut, d.h. ohne Bild gespro-

chen, die äussere Gleichgültigkeit. 

Die einzige Aufgabe heisst jetzt 

durchhalten, nur keine starken 

Gefühlserregungen, die auf ein-

mal das ganze versteckte Ge-

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fühlsleben in Bewegung

setzen könnten. Nur die Ruhe

kann durch diese Zeit helfen.

So freue ich mich des warmen

Sonnenscheins, freue mich

in Dankbarkeit des Emp-

findens, dass zu Hause bei 

meinen Dreien wohl alles gut 

steht, dass ich in den nächs-

ten Tagen wieder Nachricht

erhalten kann. Unter dieser Ruhe 

tief versteckt ruht der alte

Reinhold verborgen, mit sei-

ner ungewöhnlichen Leiden-

schaftlichkeit allem gegen-

über, das ihm teuer ist. 

Körperlich geht es mir 

gut. Die leichte Erkältung 

ist überwunden.

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  • March 31, 2018 10:32:07 Enrico Seelig

     Beginn der linken Seite 

    Lieber wäre ich freilich an der

    Front. Man fühlt dann, er-

    lebt dann, warum man alles 

    Warme des Lebens, das Lebens-

    glück entleert, ohne das mir 

    kein wirklich tiefes Erleben mög-

    lich ist. Dazu stellen sich mit 

    jedem Tage mehr die Garnisons-

    zutaten ein, die mir persön-

    lich so unsympathisch sind.

    So bleibt als bestes Mittel in

    der gegenwärtigen Lebensphase

    die andauernde Verdickung der 

    Lederhaut, d.h. ohne Bild gespro-

    chen, die äussere Gleichgültigkeit. 

    Die einzige Aufgabe heisst jetzt 

    durchhalten, nur keine starken 

    Gefühlserregungen, die auf ein-

    mal das ganze versteckte Ge-

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    fühlsleben in Bewegung

    setzen könnten. Nur die Ruhe

    kann durch diese Zeit helfen.

    So freue ich mich des warmen

    Sonnenscheins, freue mich

    in Dankbarkeit des Emp-

    findens, dass zu Hause bei 

    meinen Dreien wohl alles gut 

    steht, dass ich in den nächs-

    ten Tagen wieder Nachricht

    erhalten kann. Unter dieser Ruhe 

    tief versteckt ruht der alte

    Reinhold verborgen, mit sei-

    ner ungewöhnlichen Leiden-

    schaftlichkeit allem gegen-

    über, das ihm teuer ist. 

    Körperlich geht es mir 

    gut. Die leichte Erkältung 

    ist überwunden.

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    ID
    837 / 3667
    Source
    http://europeana1914-1918.eu/...
    Contributor
    Jörn Sieglerschmidt
    License
    http://creativecommons.org/licenses/by-sa/3.0/


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