Familientagebuch (1917-1922) von Gustav Braune (1870-1954), item 39

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 linke Seite 

Hauptquartier die drückenden

Waffenstillstandsbedingungen

entgegennimmt. - Armes,  verblendetes  

Deutsches Volk!

XLV. (10. - 16. November) Diese Woche

wird wohl die ereignisreichste

unsres Lebens geweesen sein. Sonntag

verhältnismäßig still. Ich gehe mit

Hanna u. Ernst (zum letzten Mal)

den Fußweg mainaufwärts bei der

Überfahrt bis ein Stück hinter der Heidingsfelder

Brücke. - Montag

bringt die Annahme der harten

Waffenstillstandsbedingungen:

Räumung des linken Rheinufers

binnen 30 Tagen, Besetzung von

wichtigen Brückenköpfen am Rhein

druch den Feind, Auslieferung von

5000 Kanonen etc von 50000 Lokomotiven

u. 150000 Eisenbahnwägen,

von 100 Unterseeboten, vielen Dreadnaughts 

u. Linienschiffen etc, Rückgabe

der Gefangenen ohne Gegenseitigkeit,

Verzicht auf den Frieden von

Brest-Litowsk. O armes,

elendes deutsches Volk! Oberlt.

Reil vom Generalkommando wird,

weil er sich dem "Befehl" seines Sergeanten,

von der Truppe des Gen.-

Kommandos wegzugehen, nicht gleich

fügt, mit mehreren Maschinenge-

 rechte Seite 

wehrschüssen an beiden  Knien  schwer

verwundet. - Dienstag 12. Nov. fällt

der letzte Schuß an der Westfront. Ein

Schweinfurter, der dabei war, sagte

einige Tage später zu mir, die Amerikaner

hätten sich nicht nehmen lassen,

bis zuletzt (11 U. 50 M. Mittags) Trommelfeuer

zu machen, während die anderen

viel früher aufhörten. Man verlangt

von den Offizieren des Generalkomm.

eine schriftliche Erklärung, gegen die

Republik nichts unternehmen zu wollen

u. sich in den Dienst der neuen Regierung

zu stellen. Wer nicht sofort

unterschreibt, ist sofort entlassen. Ich

erkläre, nicht unterschreiben zu wollen.

Ich würde ja doch durch die demnächst

vom Feld zurückkehrenden Herren ersetzt

u. möchte möglichst bald mit der ganzen

Familie nach Schweinfurt zurück, da

sonst voraussichtlich der Verkehr gestört

u. vielleicht durch die zu befürchtenden

Unruhen u. durch die drohnede starke

Einquartierung unsere leerstehende Wohnung

gefährdet wäre. Ich melde mich sofort

beim kommandierenden General v. Gebsattel

u. beim Stabschef General v. Etzel

ab. Alle Trone in Deutschland stürzen.

Der Kaiser dankt gezwungen ab u. flieht

nach Holland. Alle anderen Bundesfürsten 

verschwinden von der Bildfläche u. danken

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 linke Seite 

Hauptquartier die drückenden

Waffenstillstandsbedingungen

entgegennimmt. - Armes,  verblendetes  

Deutsches Volk!

XLV. (10. - 16. November) Diese Woche

wird wohl die ereignisreichste

unsres Lebens geweesen sein. Sonntag

verhältnismäßig still. Ich gehe mit

Hanna u. Ernst (zum letzten Mal)

den Fußweg mainaufwärts bei der

Überfahrt bis ein Stück hinter der Heidingsfelder

Brücke. - Montag

bringt die Annahme der harten

Waffenstillstandsbedingungen:

Räumung des linken Rheinufers

binnen 30 Tagen, Besetzung von

wichtigen Brückenköpfen am Rhein

druch den Feind, Auslieferung von

5000 Kanonen etc von 50000 Lokomotiven

u. 150000 Eisenbahnwägen,

von 100 Unterseeboten, vielen Dreadnaughts 

u. Linienschiffen etc, Rückgabe

der Gefangenen ohne Gegenseitigkeit,

Verzicht auf den Frieden von

Brest-Litowsk. O armes,

elendes deutsches Volk! Oberlt.

Reil vom Generalkommando wird,

weil er sich dem "Befehl" seines Sergeanten,

von der Truppe des Gen.-

Kommandos wegzugehen, nicht gleich

fügt, mit mehreren Maschinenge-

 rechte Seite 

wehrschüssen an beiden  Knien  schwer

verwundet. - Dienstag 12. Nov. fällt

der letzte Schuß an der Westfront. Ein

Schweinfurter, der dabei war, sagte

einige Tage später zu mir, die Amerikaner

hätten sich nicht nehmen lassen,

bis zuletzt (11 U. 50 M. Mittags) Trommelfeuer

zu machen, während die anderen

viel früher aufhörten. Man verlangt

von den Offizieren des Generalkomm.

eine schriftliche Erklärung, gegen die

Republik nichts unternehmen zu wollen

u. sich in den Dienst der neuen Regierung

zu stellen. Wer nicht sofort

unterschreibt, ist sofort entlassen. Ich

erkläre, nicht unterschreiben zu wollen.

Ich würde ja doch durch die demnächst

vom Feld zurückkehrenden Herren ersetzt

u. möchte möglichst bald mit der ganzen

Familie nach Schweinfurt zurück, da

sonst voraussichtlich der Verkehr gestört

u. vielleicht durch die zu befürchtenden

Unruhen u. durch die drohnede starke

Einquartierung unsere leerstehende Wohnung

gefährdet wäre. Ich melde mich sofort

beim kommandierenden General v. Gebsattel

u. beim Stabschef General v. Etzel

ab. Alle Trone in Deutschland stürzen.

Der Kaiser dankt gezwungen ab u. flieht

nach Holland. Alle anderen Bundesfürsten 

verschwinden von der Bildfläche u. danken


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  • October 12, 2017 12:12:21 Daniela Z

     linke Seite 

    Hauptquartier die drückenden

    Waffenstillstandsbedingungen

    entgegennimmt. - Armes,  verblendetes  

    Deutsches Volk!

    XLV. (10. - 16. November) Diese Woche

    wird wohl die ereignisreichste

    unsres Lebens geweesen sein. Sonntag

    verhältnismäßig still. Ich gehe mit

    Hanna u. Ernst (zum letzten Mal)

    den Fußweg mainaufwärts bei der

    Überfahrt bis ein Stück hinter der Heidingsfelder

    Brücke. - Montag

    bringt die Annahme der harten

    Waffenstillstandsbedingungen:

    Räumung des linken Rheinufers

    binnen 30 Tagen, Besetzung von

    wichtigen Brückenköpfen am Rhein

    druch den Feind, Auslieferung von

    5000 Kanonen etc von 50000 Lokomotiven

    u. 150000 Eisenbahnwägen,

    von 100 Unterseeboten, vielen Dreadnaughts 

    u. Linienschiffen etc, Rückgabe

    der Gefangenen ohne Gegenseitigkeit,

    Verzicht auf den Frieden von

    Brest-Litowsk. O armes,

    elendes deutsches Volk! Oberlt.

    Reil vom Generalkommando wird,

    weil er sich dem "Befehl" seines Sergeanten,

    von der Truppe des Gen.-

    Kommandos wegzugehen, nicht gleich

    fügt, mit mehreren Maschinenge-

     rechte Seite 

    wehrschüssen an beiden  Knien  schwer

    verwundet. - Dienstag 12. Nov. fällt

    der letzte Schuß an der Westfront. Ein

    Schweinfurter, der dabei war, sagte

    einige Tage später zu mir, die Amerikaner

    hätten sich nicht nehmen lassen,

    bis zuletzt (11 U. 50 M. Mittags) Trommelfeuer

    zu machen, während die anderen

    viel früher aufhörten. Man verlangt

    von den Offizieren des Generalkomm.

    eine schriftliche Erklärung, gegen die

    Republik nichts unternehmen zu wollen

    u. sich in den Dienst der neuen Regierung

    zu stellen. Wer nicht sofort

    unterschreibt, ist sofort entlassen. Ich

    erkläre, nicht unterschreiben zu wollen.

    Ich würde ja doch durch die demnächst

    vom Feld zurückkehrenden Herren ersetzt

    u. möchte möglichst bald mit der ganzen

    Familie nach Schweinfurt zurück, da

    sonst voraussichtlich der Verkehr gestört

    u. vielleicht durch die zu befürchtenden

    Unruhen u. durch die drohnede starke

    Einquartierung unsere leerstehende Wohnung

    gefährdet wäre. Ich melde mich sofort

    beim kommandierenden General v. Gebsattel

    u. beim Stabschef General v. Etzel

    ab. Alle Trone in Deutschland stürzen.

    Der Kaiser dankt gezwungen ab u. flieht

    nach Holland. Alle anderen Bundesfürsten 

    verschwinden von der Bildfläche u. danken


  • October 12, 2017 11:57:37 Daniela Z

     linke Seite 

    Hauptquartier die drückenden

    Waffenstillstandsbedingungen

    entgegennimmt. - Armes,  verblendetes  

    Deutsches Volk!

    XLV. (10. - 16. November) Diese Woche

    wird wohl die ereignisreichste

    unsres Lebens geweesen sein. Sonntag

    verhältnismäßig still. Ich gehe mit

    Hanna u. Ernst (zum letzten Mal)

    den Fußweg mainaufwärts bei der

    Überfahrt bis ein Stück hinter der Heidingsfelder

    Brücke. - Montag

    bringt die Annahme der harten

    Waffenstillstandsbedingungen:

    Räumung des linken Rheinufers

    binnen 30 Tagen, Besetzung von

    wichtigen Brückenköpfen am Rhein

    druch den Feind, Auslieferung von

    5000 Kanonen etc von 50000 Lokomotiven

    u. 150000 Eisenbahnwägen,

    von 100 Unterseeboten, vielen  Drendnaughts 

    u. Linienschiffen etc, Rückgabe

    der Gefangenen ohne Gegenseitigkeit,

    Verzicht auf den Frieden von

     Becht-Litowsk . O armes,

    elendes deutsches Volk! Oberlt.

    Reil vom Generalkommando wird,

    weil er sich dem "Befehl" seines Sergeanten,

    von der Truppe des Gen.-

    Kommandos wegzugehen, nicht gleich

    fügt, mit mehreren Maschinenge-

     rechte Seite 

    wehrschüssen an beiden  Knien  schwer

    verwundet. - Dienstag 12. Nov. fällt

    der letzte Schuß an der Westfront. Ein

    Schweinfurter, der dabei war, sagte

    einige Tage später zu mir, die Amerikaner

    hätten sich nicht nehmen lassen,

    bis zuletzt (11 U. 50 M. Mittags) Trommelfeuer

    zu machen, während die anderen

    viel früher aufhörten. Man verlangt

    von den Offizieren des Generalkomm.

    eine schriftliche Erklärung, gegen die

    Republik nichts unternehmen zu wollen

    u. sich in den Dienst der neuen Regierung

    zu stellen. Wer nicht sofort

    unterschreibt, ist sofort entlassen. Ich

    erkläre, nicht unterschreiben zu wollen.

    Ich würde ja doch durch die demnächst

    vom Feld zurückkehrenden Herren ersetzt

    u. möchte möglichst bald mit der ganzen

    Familie nach Schweinfurt zurück, da

    sonst voraussichtlich der Verkehr gestört

    u. vielleicht durch die zu befürchtenden

    Unruhen u. durch die drohnede starke

    Einquartierung unsere leerstehende Wohnung

    gefährdet wäre. Ich melde mich sofort

    beim kommandierenden General v. Gebsattel

    u. beim Stabschef General v. Etzel

    ab. Alle  Trane  in Deutschland stürzen.

    Der Kaiser dankt gezwungen ab u. flieht

    nach Holland. Alle anderen  Bundesfürsten 

    verschwinden von der Bildfläche u. danken


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1948 / 23389
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Vera Braune
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http://creativecommons.org/licenses/by-sa/3.0/


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