Familientagebuch (1917-1922) von Gustav Braune (1870-1954), item 44
Transcription
Transcription history
-
linke Seite
wonach Kriegsgerichtsrat auf Kriegsdauer
G. Braune "mit Wirksamkeit
von 1. Dezember l. J. ab
unter Anerkennung seiner in schwerer
Kriegszeit geleisteten ersprießlichen
Dienste von der Stelle als Kriegsgerichtsrat
enthoben u. aus dem aktiven
Militärdienst entlassen
wird." Unterzeichnet ist Rosshaupter,
der sozialdemokratische Minister
f. anl. Angelegenheiten. - Meuschl
schreibt von Würzburg, daß mein
Urlaubsgesuch keiner Verbeschiedung
bedarf, weil ich sowieso als beurlaubt
gelte. Auch Weiland ist ab
1. Dezember entlassen. Von Waldhäuslein
kommt eine Sendung mit
Butter, einem dringenden Bedürfnis
entsprechend; denn hier ist der Fettmangel
anscheinend noch größer
als in Würzburg.
XLVIII (1. - 7. Dezember) Die Kinder besuchen
auch hier am Sonntag den
Kindergottesdienst (in der Salvatorkirche).
Nachmittag gehe ich mit Ernst u.
Lydi wiedereinmal den alten bekannten
Weg hinter in den Eichengrund
u. hinauf zum Jägersbrunnen u. der
3 Kaisereiche. Das Wetter ist fortdauernd
trüb u. sonnenlos. Am Montag trete ich
rechte Seite
meinen Dienst am Landgericht wieder an
u. begrüße als neue Männer den stellv.
Direktor Gehret, die Räte Freudenberger
u. Seuffert, letzterer ein Studienfreund u.
Konphilister. Auch Präsident Lechner ist
Konphilister. Ich werde der 1. Zivilkammer aus
der Strafkammer zugeteilt. Hanna holt
gewöhnlich Mittag 1 Uhr die Milch u.
macht sonstige Gänge, was Ernst zu
dem Ausspruch veranlaßt: Die Hanna
ist ein nützliches Tier, sie bringt uns
Mich, Käs u. Butter. Klein Emmi, die
gar nicht mehr so klein ist,verliert
ihr erstes Zähnchen. Von Cham erfreut
uns ein weiterer Hase. Sonst gehts
im Land toll u. immer toller zu, das
linke Rheinufer ist fast ganz geräumt,
die Entente ist in den Rheinstädten eingezogen,
sie lehnt jeden amtlichen Verkehr
mit den Arbeiter= u. Soldatenräten ab
u. wird wohl, wenn diese nicht gutwillig
weichen, noch weiter in Deutschland
einmarschieren, um Ordnung zu schaffen
u. eine Regierung herzustellen, die zur Aufbringung
der Kriegslasten stark genug
ist.
IL. (8. - 14. Dezember). Am Sonntag gehe
ich mit den 3 größeren Kindern die Straße
hinauf bis zur Waldspitze u. ein kleines
Stück hinein in den dämmrigen Wald.
-
linke Seite
wonach Kriegsgerichtsrat auf Kriegsdauer
G. Braune "mit Wirksamkeit
von 1. Dezember l. J. ab
unter Anerkennung seiner in schwerer
Kriegszeit geleisteten ersprießlichen
Dienste von der Stelle als Kriegsgerichtsrat
enthoben u. aus dem aktiven
Militärdienst entlassen
wird." Unterzeichnet ist Rosshaupter,
der sozialdemokratische Minister
f. anl. Angelegenheiten. - Meuschl
schreibt von Würzburg, daß mein
Urlaubsgesuch keiner Verbescheidung
bedarf, weil ich sowieso als beurlaubt
gelte. Auch Weiland ist ab
1. Dezember entlassen. Von Waldhäuslein
kommt eine Sendung mit
Butter, einem dringenden Bedürfnis
entsprechend; denn hier ist der Fettmangel
anscheinend noch größer
als in Würzburg.
XLVIII (1. - 7. Dezember) Die Kinder besuchen
auch hier am Sonntag den
Kindergottesdienst (in der Salvatorkirche).
Nachmittag gehe ich mit Ernst u.
Lydi wiedereinmal den alten bekannten
Weg hinter in den Eichengrund
u. hinauf zum Jägersbrunnen u. der
3Kaisereiche. Das Wetter ist fortdauernd
trüb u. sonnenlos. Am Montag trete ich
rechte Seite
meinen Dienst am Landgericht wieder an
u. begrüße als neue Männer den stellv.
Direktor Gehret, die Räte Freudenberger
u. Seuffert, letzterer ein Studienfreund u.
Konphilister. Auch Präsident Lechner ist
Konphilister. Ich werde der 1. Zivilkammer aus
der Strafkammer zugeteilt. Hanna holt
gewöhnlich Mittag 1 Uhr die Milch u.
macht sonstige Gänge, was Ernst zu
dem Ausspruch veranlaßt: Die Hanna
ist ein nützliches Tier, sie bringt uns
Mich, Käs u. Butter. Klein Emmi, die
gar nicht mehr so klein ist,verliert
ihr erstes Zähnchen. Von Cham erfreut
uns ein weiterer Hase. Sonst gehts
im Land toll u. immer toller zu, das
linke Rheinufer ist fast ganz geräumt,
die Entente ist in den Rheinstädten eingezogen,
sie lehnt jeden amtlichen Verkehr
mit den Arbeiter= u. Soldatenräten ab
u. wird wohl, wenn diese nicht gutwillig
weichen, noch weiter in Deutschland
einmarschieren, um Ordnung zu schaffen
u. eine Regierung herzustellen, die zur Aufbringung
der Kriegslasten stark genug
ist.
IL. (8. - 14. Dezember). Am Sonntag gehe
ich mit den 3 größeren Kindern die Straße
hinauf bis zur Waldspitze u. ein kleines
Stück hinein in den dämmrigen Wald.
-
linke Seite
wonach Kriegsgerichtsrat auf Kriegsdauer
G. Braune "mit Wirksamkeit
von 1. Dezember l. J. ab
unter Anerkennung seines in schwerer
Kriegszeit geleisteten ersprießlichen
Dienste von der Stelle als Kriegsgerichtsrat
enthoben u. aus dem aktiven
Militärdienst entlassen
wird." Unterzeichnet ist Rosshaupter,
der sozialdemokratische Minister
f. anl. Angelegenheiten. - Meuschl
schreibt von Würzburg, daß mein
Urlaubsgesuch keiner Verbescheidung
bedarf, weil ich sowieso als beurlaubt
gelte. Auch Weiland ist ab
1. Dezember entlassen. Von Waldhäuslein
kommt eine Sendung mit
Butter, einem dringenden Bedürfnis
entsprechend; denn hier ist der Fettmangel
anscheinend noch größer
als in Würzburg.
XLVIII (1. - 7. Dezember) Die Kinder besuchen
auch hier am Sonntag den
Kindergottesdienst (in der Salvatorkirche).
Nachmittag gehe ich mit Ernst u.
Lydi wiedereinmal den alten bekannten
Weg hinter in den Eichengrund
u. hinauf zum Jägersbrunnen u. der
3Kaisereiche. Das Wetter ist fortdauernd
trüb u. sonnenlos. Am Montag trete ich
rechte Seite
meinen Dienst am Landgericht wieder an
u. begrüße als neue Männer den stellv.
Direktor Gehret, die Räte Freudenberger
u. Seuffert, letzterer ein Studienfreund u.
Konphilister. Auch Präsident Lechner ist
Konphilister. Ich werde der 1. Zivilkammer aus
der Strafkammer zugeteilt. Hanna holt
gewöhnlich Mittag 1 Uhr die Milch u.
macht sonstige Gänge, was Ernst zu
dem Ausspruch veranlaßt: Die Hanna
ist ein nützliches Tier, sie bringt uns
Mich, Käs u. Butter. Klein Emmi, die
gar nicht mehr so klein ist,verliert
ihr erstes Zähnchen. Von Cham erfreut
uns ein weiterer Hase. Sonst gehts
im Land toll u. immer toller zu, das
linke Rheinufer ist fast ganz geräumt,
die Entente ist in den Rheinstädten eingezogen,
sie lehnt jeden amtlichen Verkehr
mit den Arbeiter= u. Soldatenräten ab
u. wird wohl, wenn diese nicht gutwillig
weichen, noch weiter in Deutschland
einmarschieren, um Ordnung zu schaffen
u. eine Regierung herzustellen, die zur Aufbringung
der Kriegslasten stark genug
ist.
IL. (8. - 14. Dezember). Am Sonntag gehe
ich mit den 3 größeren Kindern die Straße
hinauf bis zur Waldspitze u. ein kleines
Stück hinein in den dämmrigen Wald.
-
linke Seite
wonach Kriegsgerichtsrat auf Kriegsdauer
G. Braune "mit Wirksamkeit
von 1. Dezember l. J. ab
unter Anerkennung seines in schwerer
Kriegszeit geleisteten ersprießlichen
Dienste von der Stelle als Kriegsgerichtsrat
enthoben u. aus dem aktiven
Militärdienst entlassen
wird." Unterzeichnet ist Rosshaupter,
der sozialdemokratische Minister
f. anl. Angelegenheiten. - Meuschl
schreibt von Würzburg, daß mein
Urlaubsgesuch keiner Verbescheidung
bedarf, weil ich sowieso als beurlaubt
gelte. Auch Weiland ist ab
1. Dezember entlassen. Von Waldhäuslein
kommt eine Sendung mit
Butter, einem dringenden Bedürfnis
entsprechend; denn hier ist der Fettmangel
anscheinend noch größer
als in Würzburg.
XLVIII (1. - 7. Dezember) Die Kinder besuchen
auch hier am Sonntag den
Kindergottesdienst (in der Salvatorkirche).
Nachmittag gehe ich mit Ernst u.
Lydi wiedereinmal den alten bekannten
Weg hinter in den Eichengrund
u. hinauf zum Jägersbrunnen u. das
3 Kaiserriehe . Das Wetter ist fortdauernd
trüb u. sonnenlos. Am Montag trete ich
rechte Seite
meinen Dienst am Landgericht wieder an
u. begrüße als neue Männer den stellv.
Direktor Gehret, die Räte Freudenberger
u. Seuffert, letzterer ein Studienfreund u.
Konphilister. Auch Präsident Lechner ist
Konphilister. Ich werde der 1. Zivilkammer aus
der Strafkammer zugeteilt. Hanna holt
gewöhnlich Mittag 1 Uhr die Milch u.
macht sonstige Gänge, was Ernst zu
dem Ausspruch veranlaßt: Die Hanna
ist ein nützliches Tier, sie bringt uns
Mich, Käs u. Butter. Klein Emmi, die
gar nicht mehr so klein ist,verliert
ihr erstes Zähnchen. Von Cham erfreut
uns ein weiterer Hase. Sonst gehts
im Land toll u. immer toller zu, das
linke Rheinufer ist fast ganz geräumt,
die Entente ist in den Rheinstädten eingezogen,
sie lehnt jeden amtlichen Verkehr
mit den Arbeiter= u. Soldatenräten ab
u. wird wohl, wenn diese nicht gutwillig
weichen, noch weiter in Deutschland
einmarschieren, um Ordnung zu schaffen
u. eine Regierung herzustellen, die zur Aufbringung
der Kriegslasten stark genug
ist.
IL. (8. - 14. Dezember). Am Sonntag gehe
ich mit den 3 größeren Kindern die Straße
hinauf bis zur Waldspitze u. ein kleines
Stück hinein in den dämmrigen Wald.
Description
Save description- 50.0491059||10.2311527||||1
Schweinfurt
Location(s)
Story location Schweinfurt
- ID
- 1948 / 23394
- Contributor
- Vera Braune
Login to edit the languages
Login to edit the fronts
- Western Front
Login to add keywords
Login to leave a note