Familientagebuch (1917-1922) von Gustav Braune (1870-1954), item 36

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 linke Seite 

Heimwärts mit der letzten Trambahn

gefahren, die um 3/4 7 Uhr vom Waldhaus

zurückfährt. Seit langem ist auf

den äußeren Linien nach Oberzell und

"in den Wald" nur am Sonntag Nachmittag

u. da nur alle 1/2 - 1 Stunde Trambahnverkehr.

Der Wagen wird immer beinahe

gestürmt. - Mein Pate Gustav

von Cham schreibt seinen ersten Brief

aus dem Feld, datiert Pommereuil

25. 9. 18. Er beschreibt seinen Ausmarsch

ins Feld von Ingolstadt über Würzburg,

Bingerbrück, Coblenz, dann die

Ahr aufwärts, schließlich die Fahrt durch

Belgien über Lüttich, Namur, Maubeuge.

Das Ende der Bahnfahrt war

Bussigny, dann gings zu Fuß in

d. Richtung auf  Candrai meint wohl Cambrai, nahe Pommereuil  . Sie sehen den

ersten Fliegerkampf, bei dem ein

englischer Flieger "unter starker Rauchentwicklung

abstürzt." Gustav ist beim

21. bayr. Inf Reg II. Bat. 2. Masch.

Gew. Komp und bereits Gefreiter.

- Wir haben jetzt wöchentlich 3 S.-Zungen

statt 2: Dienstag, Donnerstag u.

Samstag.

XL. 6. - 12. Oktober. - Im Westen müssen

wir vor der zahlenmäßigen Überlegenheit

der vereinigten Engländer, Franzosen

 rechte Seite 

und Amerikaner unsere Linien zurücknehmen.

Das am 6. Oktober von den Deutschen an den

Präsidenten Wilson gerichtete Waffenstillstandsangebot

erregt alle Gemüter.

Bulgarien ist von uns abgefallen, Zar

Ferdinand hat abgedankt. Die Türkei ist

am Zusammenbruch, Palästina ist in

den Händen der Engländer. Aber trotz allem,

Gott wird weiter mit uns sein, des

bin ich fröhlich. - In den Amtsstuben beginnt

das Heizen. Ernst hat letzten

Samstag mit seinem jetzigen Lehrer Schreiber

einen großen Ausflug in den Guttenberger

Wald gemacht u. sich dabei erkältet,

sodaß er diese Woche über das Haus hüten

muß. Margaret bringt von Oberhohenried

eine Gans mit, welche die Kleinigkeit

von 25 M kostet; trotzdem zeigt sie

keine Spur von Fettansatz. Die Postgebühr

hat neuerdings aufgeschlagen, ein Brief

kostet jetzt 20 Pfg. [ Anmerkung über der Zeile: unrichtig ] statt 15 und eine Postkarte

10 statt 7 1/2 Pfg. Theodor Übelhör, der älteste

Sohn von Konph. Ü., Professor an der Oberrealschule,

ist nun auch gefallen bei den letzten

großen Kämpfen.

XLI. 13. - 19. Okt. Die Grippe oder spanische

Krankheit tritt böstartig auf. Unsere Margaret

wird so plötzlich davon überfallen,

daß sie sich gleich ins Bett legen muß u.

von Sonntag bis Samstag liegt.

Die Mutter pflegt sie; dann fährt sie auf

 Bleistiftnotiz am unteren Rand: Pfeil nach unten, daneben missing  19. 10. 18

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 linke Seite 

Heimwärts mit der letzten Trambahn

gefahren, die um 3/4 7 Uhr vom Waldhaus

zurückfährt. Seit langem ist auf

den äußeren Linien nach Oberzell und

"in den Wald" nur am Sonntag Nachmittag

u. da nur alle 1/2 - 1 Stunde Trambahnverkehr.

Der Wagen wird immer beinahe

gestürmt. - Mein Pate Gustav

von Cham schreibt seinen ersten Brief

aus dem Feld, datiert Pommereuil

25. 9. 18. Er beschreibt seinen Ausmarsch

ins Feld von Ingolstadt über Würzburg,

Bingerbrück, Coblenz, dann die

Ahr aufwärts, schließlich die Fahrt durch

Belgien über Lüttich, Namur, Maubeuge.

Das Ende der Bahnfahrt war

Bussigny, dann gings zu Fuß in

d. Richtung auf  Candrai meint wohl Cambrai, nahe Pommereuil  . Sie sehen den

ersten Fliegerkampf, bei dem ein

englischer Flieger "unter starker Rauchentwicklung

abstürzt." Gustav ist beim

21. bayr. Inf Reg II. Bat. 2. Masch.

Gew. Komp und bereits Gefreiter.

- Wir haben jetzt wöchentlich 3 S.-Zungen

statt 2: Dienstag, Donnerstag u.

Samstag.

XL. 6. - 12. Oktober. - Im Westen müssen

wir vor der zahlenmäßigen Überlegenheit

der vereinigten Engländer, Franzosen

 rechte Seite 

und Amerikaner unsere Linien zurücknehmen.

Das am 6. Oktober von den Deutschen an den

Präsidenten Wilson gerichtete Waffenstillstandsangebot

erregt alle Gemüter.

Bulgarien ist von uns abgefallen, Zar

Ferdinand hat abgedankt. Die Türkei ist

am Zusammenbruch, Palästina ist in

den Händen der Engländer. Aber trotz allem,

Gott wird weiter mit uns sein, des

bin ich fröhlich. - In den Amtsstuben beginnt

das Heizen. Ernst hat letzten

Samstag mit seinem jetzigen Lehrer Schreiber

einen großen Ausflug in den Guttenberger

Wald gemacht u. sich dabei erkältet,

sodaß er diese Woche über das Haus hüten

muß. Margaret bringt von Oberhohenried

eine Gans mit, welche die Kleinigkeit

von 25 M kostet; trotzdem zeigt sie

keine Spur von Fettansatz. Die Postgebühr

hat neuerdings aufgeschlagen, ein Brief

kostet jetzt 20 Pfg. [ Anmerkung über der Zeile: unrichtig ] statt 15 und eine Postkarte

10 statt 7 1/2 Pfg. Theodor Übelhör, der älteste

Sohn von Konph. Ü., Professor an der Oberrealschule,

ist nun auch gefallen bei den letzten

großen Kämpfen.

XLI. 13. - 19. Okt. Die Grippe oder spanische

Krankheit tritt böstartig auf. Unsere Margaret

wird so plötzlich davon überfallen,

daß sie sich gleich ins Bett legen muß u.

von Sonntag bis Samstag liegt.

Die Mutter pflegt sie; dann fährt sie auf

 Bleistiftnotiz am unteren Rand: Pfeil nach unten, daneben missing  19. 10. 18


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  • October 11, 2017 15:31:02 Daniela Z

     linke Seite 

    Heimwärts mit der letzten Trambahn

    gefahren, die um 3/4 7 Uhr vom Waldhaus

    zurückfährt. Seit langem ist auf

    den äußeren Linien nach Oberzell und

    "in den Wald" nur am Sonntag Nachmittag

    u. da nur alle 1/2 - 1 Stunde Trambahnverkehr.

    Der Wagen wird immer beinahe

    gestürmt. - Mein Pate Gustav

    von Cham schreibt seinen ersten Brief

    aus dem Feld, datiert Pommereuil

    25. 9. 18. Er beschreibt seinen Ausmarsch

    ins Feld von Ingolstadt über Würzburg,

    Bingerbrück, Coblenz, dann die

    Ahr aufwärts, schließlich die Fahrt durch

    Belgien über Lüttich, Namur, Maubeuge.

    Das Ende der Bahnfahrt war

    Bussigny, dann gings zu Fuß in

    d. Richtung auf  Candrai meint wohl Cambrai, nahe Pommereuil  . Sie sehen den

    ersten Fliegerkampf, bei dem ein

    englischer Flieger "unter starker Rauchentwicklung

    abstürzt." Gustav ist beim

    21. bayr. Inf Reg II. Bat. 2. Masch.

    Gew. Komp und bereits Gefreiter.

    - Wir haben jetzt wöchentlich 3 S.-Zungen

    statt 2: Dienstag, Donnerstag u.

    Samstag.

    XL. 6. - 12. Oktober. - Im Westen müssen

    wir vor der zahlenmäßigen Überlegenheit

    der vereinigten Engländer, Franzosen

     rechte Seite 

    und Amerikaner unsere Linien zurücknehmen.

    Das am 6. Oktober von den Deutschen an den

    Präsidenten Wilson gerichtete Waffenstillstandsangebot

    erregt alle Gemüter.

    Bulgarien ist von uns abgefallen, Zar

    Ferdinand hat abgedankt. Die Türkei ist

    am Zusammenbruch, Palästina ist in

    den Händen der Engländer. Aber trotz allem,

    Gott wird weiter mit uns sein, des

    bin ich fröhlich. - In den Amtsstuben beginnt

    das Heizen. Ernst hat letzten

    Samstag mit seinem jetzigen Lehrer Schreiber

    einen großen Ausflug in den Guttenberger

    Wald gemacht u. sich dabei erkältet,

    sodaß er diese Woche über das Haus hüten

    muß. Margaret bringt von Oberhohenried

    eine Gans mit, welche die Kleinigkeit

    von 25 M kostet; trotzdem zeigt sie

    keine Spur von Fettansatz. Die Postgebühr

    hat neuerdings aufgeschlagen, ein Brief

    kostet jetzt 20 Pfg. [ Anmerkung über der Zeile: unrichtig ] statt 15 und eine Postkarte

    10 statt 7 1/2 Pfg. Theodor Übelhör, der älteste

    Sohn von Konph. Ü., Professor an der Oberrealschule,

    ist nun auch gefallen bei den letzten

    großen Kämpfen.

    XLI. 13. - 19. Okt. Die Grippe oder spanische

    Krankheit tritt böstartig auf. Unsere Margaret

    wird so plötzlich davon überfallen,

    daß sie sich gleich ins Bett legen muß u.

    von Sonntag bis Samstag liegt.

    Die Mutter pflegt sie; dann fährt sie auf

     Bleistiftnotiz am unteren Rand: Pfeil nach unten, daneben missing  19. 10. 18


  • October 11, 2017 15:04:34 Daniela Z

     linke Seite 

    Heimwärts mit der letzten Trambahn

    gefahren, die um 3/4 7 Uhr vom Waldhaus

    zurückfährt. Seit langem ist auf

    den äußeren Linien nach Oberzell und

    "in den Wald" nur am Sonntag Nachmittag

    u. da nur alle 1/2 - 1 Stunde Trambahnverkehr.

    Der Wagen wird immer beinahe

    gestürmt. - Mein Pate Gustav

    von Cham schreibt seinen ersten Brief

    aus dem Feld, datiert  Pommereuil 

    25. 9. 18. Er beschreibt seinen Ausmarsch

    ins Feld von Ingolstadt über Würzburg,

     Bingerbrück , Coblenz, dann die

     Ahr  aufwärts, schließlich die Fahrt durch

    Belgien über  Lütbih, Namur, Maubeuge .

    Das Ende der Bahnfahrt war

     Bussiguy , dann gings zu Fuß in

    d. Richtung auf  Candrai . Sie sehen den

    ersten Fliegerkampf, bei dem ein

    englischer Flieger "unter starker Rauchentwicklung

    abstürzt." Gustav ist beim

    21. bayr. Inf Reg II. Bat. 2.  Mnsch .

     Gew. Kamp  und bereits Gefreiter.

    - Wir haben jetzt wöchentlich 3 S.-Zungen

    statt 2: Dienstag, Donnerstag u.

    Samstag.

    XL. 6. - 12. Oktober. - Im Westen müssen

    wir vor der zahlenmäßigen Überlegenheit

    der vereinigten Engländer, Franzosen

     rechte Seite 

    und Amerikaner unsere Linien zurücknehmen.

    Das am 6. Oktober von den Deutschen an den

    Präsidenten Wilson gerichtete Waffenstillstandsangebot

    erregt alle Gemüter.

    Bulgarien ist von uns abgefallen, Zar

    Ferdinand hat abgedankt. Die Türkei ist

    am Zusammenbruch, Palästina ist in

    den Händen der Engländer. Aber trotz allem,

    Gott wird weiter mit uns sein, des

    bin ich fröhlich. - In den Amtsstuben beginnt

    das Heizen. Ernst hat letzten

    Samstag mit seinem jetzigen Lehrer Schreiber

    einen großen Ausflug in den Guttenberger

    Wald gemacht u. sich dabei erkältet,

    sodaß er diese Woche über das Haus hüten

    muß. Margaret bringt von  Oberhohenried 

    eine Gans mit, welche die Kleinigkeit

    von 25 M kostet; trotzdem zeigt sie

    keine Spur von Fettansatz. Die Postgebühr

    hat neuerdings aufgeschlagen, ein Brief

    kostet jetzt 20 Pfg. [ Anmerkung über der Zeile: unrichtig ] statt 15 und eine Postkarte

    10 statt 7 1/2 Pfg. Theodor  Übelkör , der älteste

    Sohn von Konph. Ü., Professor an der Oberrealschule,

    ist nun auch gefallen bei den letzten

    großen Kämpfen.

    XLI. 13. - 19. Okt. Die Grippe oder spanische

    Krankheit tritt böstartig auf. Unsere Margaret

    wird so plötzlich davon überfallen,

    daß sie sich gleich ins Bett legen muß u.

    von Sonntag bis Samstag liegt.

    Die Mutter pflegt sie; dann fährt sie auf

     Bleistiftnotiz am unteren Rand: Pfeil nach unten, daneben missing  19. 10. 18


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Vera Braune
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http://creativecommons.org/licenses/by-sa/3.0/


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