Familientagebuch (1917-1922) von Gustav Braune (1870-1954), item 35

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 linke Seite 

Osser. Vormittags einen Teil der Osser-

Weges bis zur Wohlfahrtskapelle auf

steiler Höhe, dann Rückkehr. Nachm.

Spaziergang auf dem 1 1/2 Std entfernten,

das Tal abschließenden Lohberg

zwischen Osser u. Arber. Übernacht. in

der "Post" (gut, 1 M 80 Pfg). Donnerstag

früh nach Cham zurück u. Nachm.

noch eine Wagenfahrt in Christians

Waldbezirk über Waffenbrunn und

Grafenkirchen. Auf der Heimfahrt

näßt ein tüchtiger Wolkenbruch mit

Gewitter den Kutscher ordentlich ein,

wir sitzen im Inneren geborgen.

Freitag früh 5 Uhr begleiten mich Bruder

u. Schwägerin zum Zug nach Nürnberg.

13 Jahre (seit Sept. 1905) war

ich nicht mehr in Cham bewesen. Nun

hab ich viel Liebe und Freundlichkeit

dort erfahren dürfen, Schwägerin Anna

hat es trotz der Not der Zeit nicht an

des Lebens Notdurft fehlen lassen.

Das Forsthaus bietet ja immer etwas

besonderes. - Zuhause ist alles wohl,

nur Lydia liegt an Erkältung zu

Bett, geht aber nach einigen Tagen wieder

zur Schule. Mutter hat letzte Woche in

Einersheim Zwetschgen geholt (1/2 Ct. zu 10 M)

rechte Seite 

XXXVIII. 22. -29. Sept. Wiedereintritt in

des Dienstes Gleichmaß. Donnerstag

bis Samstag 3 tägige Berufungsverhandlung

gegen den Unterzahlmeister

Muth vom Train, der im Feld zu Verdeckung

seiner Schlampereien Quittungen

fälschte. Veruntreuungen werden nicht

als erwiesen angenommen. Da er

Unzurechnungsfähigkeit infolge Gehirn-

Malaria behauptet, sind nicht weniger

als 7 ärztliche Sachverständige aufgeboten,

darunter Konphilister Dr. Trentlein,

Privatdozent für Tropenhygiene in

Würzburg. Das Urteil lautet auf 4 Monate

Gefängnis und Degradation.

Anklagevertreter ist O. R. G. R.  Meuschel [Menschel?] ,

die Verhandlung führt O. R. G. R. Weiland,

der auch das Urteil (etwa 40 - 

60 Seiten) machen muß. - Zur Abwechslung

liegt Emmi i Bett, Mandelschwellung.

Im Westen schweres

Ringen gegen die übermächtige Offensive

der vereinigten Engländer, Franzosen

u. Amerikaner, wir müssen

unsere Linien zurücknehmen.

XXXIX. 30. Sept. - 5. Oktober. Mutter ist unwohl,

sie war beim Zahnarzt u. klagt nun über

starkes Zahnweh. Sonntag Nachmittag mit

Lydi u. Ernst im Guttenberger Wald und einige

Bucheckern gesammelt, es gibt heuer viel.

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 linke Seite 

Osser. Vormittags einen Teil der Osser-

Weges bis zur Wohlfahrtskapelle auf

steiler Höhe, dann Rückkehr. Nachm.

Spaziergang auf dem 1 1/2 Std entfernten,

das Tal abschließenden Lohberg

zwischen Osser u. Arber. Übernacht. in

der "Post" (gut, 1 M 80 Pfg). Donnerstag

früh nach Cham zurück u. Nachm.

noch eine Wagenfahrt in Christians

Waldbezirk über Waffenbrunn und

Grafenkirchen. Auf der Heimfahrt

näßt ein tüchtiger Wolkenbruch mit

Gewitter den Kutscher ordentlich ein,

wir sitzen im Inneren geborgen.

Freitag früh 5 Uhr begleiten mich Bruder

u. Schwägerin zum Zug nach Nürnberg.

13 Jahre (seit Sept. 1905) war

ich nicht mehr in Cham bewesen. Nun

hab ich viel Liebe und Freundlichkeit

dort erfahren dürfen, Schwägerin Anna

hat es trotz der Not der Zeit nicht an

des Lebens Notdurft fehlen lassen.

Das Forsthaus bietet ja immer etwas

besonderes. - Zuhause ist alles wohl,

nur Lydia liegt an Erkältung zu

Bett, geht aber nach einigen Tagen wieder

zur Schule. Mutter hat letzte Woche in

Einersheim Zwetschgen geholt (1/2 Ct. zu 10 M)

rechte Seite 

XXXVIII. 22. -29. Sept. Wiedereintritt in

des Dienstes Gleichmaß. Donnerstag

bis Samstag 3 tägige Berufungsverhandlung

gegen den Unterzahlmeister

Muth vom Train, der im Feld zu Verdeckung

seiner Schlampereien Quittungen

fälschte. Veruntreuungen werden nicht

als erwiesen angenommen. Da er

Unzurechnungsfähigkeit infolge Gehirn-

Malaria behauptet, sind nicht weniger

als 7 ärztliche Sachverständige aufgeboten,

darunter Konphilister Dr. Trentlein,

Privatdozent für Tropenhygiene in

Würzburg. Das Urteil lautet auf 4 Monate

Gefängnis und Degradation.

Anklagevertreter ist O. R. G. R.  Meuschel [Menschel?] ,

die Verhandlung führt O. R. G. R. Weiland,

der auch das Urteil (etwa 40 - 

60 Seiten) machen muß. - Zur Abwechslung

liegt Emmi i Bett, Mandelschwellung.

Im Westen schweres

Ringen gegen die übermächtige Offensive

der vereinigten Engländer, Franzosen

u. Amerikaner, wir müssen

unsere Linien zurücknehmen.

XXXIX. 30. Sept. - 5. Oktober. Mutter ist unwohl,

sie war beim Zahnarzt u. klagt nun über

starkes Zahnweh. Sonntag Nachmittag mit

Lydi u. Ernst im Guttenberger Wald und einige

Bucheckern gesammelt, es gibt heuer viel.


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  • October 11, 2017 14:26:59 Daniela Z

     linke Seite 

    Osser. Vormittags einen Teil der Osser-

    Weges bis zur Wohlfahrtskapelle auf

    steiler Höhe, dann Rückkehr. Nachm.

    Spaziergang auf dem 1 1/2 Std entfernten,

    das Tal abschließenden Lohberg

    zwischen Osser u. Arber. Übernacht. in

    der "Post" (gut, 1 M 80 Pfg). Donnerstag

    früh nach Cham zurück u. Nachm.

    noch eine Wagenfahrt in Christians

    Waldbezirk über Waffenbrunn und

    Grafenkirchen. Auf der Heimfahrt

    näßt ein tüchtiger Wolkenbruch mit

    Gewitter den Kutscher ordentlich ein,

    wir sitzen im Inneren geborgen.

    Freitag früh 5 Uhr begleiten mich Bruder

    u. Schwägerin zum Zug nach Nürnberg.

    13 Jahre (seit Sept. 1905) war

    ich nicht mehr in Cham bewesen. Nun

    hab ich viel Liebe und Freundlichkeit

    dort erfahren dürfen, Schwägerin Anna

    hat es trotz der Not der Zeit nicht an

    des Lebens Notdurft fehlen lassen.

    Das Forsthaus bietet ja immer etwas

    besonderes. - Zuhause ist alles wohl,

    nur Lydia liegt an Erkältung zu

    Bett, geht aber nach einigen Tagen wieder

    zur Schule. Mutter hat letzte Woche in

    Einersheim Zwetschgen geholt (1/2 Ct. zu 10 M)

    rechte Seite 

    XXXVIII. 22. -29. Sept. Wiedereintritt in

    des Dienstes Gleichmaß. Donnerstag

    bis Samstag 3 tägige Berufungsverhandlung

    gegen den Unterzahlmeister

    Muth vom Train, der im Feld zu Verdeckung

    seiner Schlampereien Quittungen

    fälschte. Veruntreuungen werden nicht

    als erwiesen angenommen. Da er

    Unzurechnungsfähigkeit infolge Gehirn-

    Malaria behauptet, sind nicht weniger

    als 7 ärztliche Sachverständige aufgeboten,

    darunter Konphilister Dr. Trentlein,

    Privatdozent für Tropenhygiene in

    Würzburg. Das Urteil lautet auf 4 Monate

    Gefängnis und Degradation.

    Anklagevertreter ist O. R. G. R.  Meuschel [Menschel?] ,

    die Verhandlung führt O. R. G. R. Weiland,

    der auch das Urteil (etwa 40 - 

    60 Seiten) machen muß. - Zur Abwechslung

    liegt Emmi i Bett, Mandelschwellung.

    Im Westen schweres

    Ringen gegen die übermächtige Offensive

    der vereinigten Engländer, Franzosen

    u. Amerikaner, wir müssen

    unsere Linien zurücknehmen.

    XXXIX. 30. Sept. - 5. Oktober. Mutter ist unwohl,

    sie war beim Zahnarzt u. klagt nun über

    starkes Zahnweh. Sonntag Nachmittag mit

    Lydi u. Ernst im Guttenberger Wald und einige

    Bucheckern gesammelt, es gibt heuer viel.


  • October 11, 2017 14:23:16 Daniela Z

     linke Seite 

    Osser. Vormittags einen Teil der Osser-

    Weges bis zur Wohlfahrtskapelle auf

    steiler Höhe, dann Rückkehr. Nachm.

    Spaziergang auf dem 1 1/2 Std entfernten,

    das Tal abschließenden Lohberg

    zwischen Osser u. Arber. Übernacht. in

    der "Post" (gut, 1 M 80 Pfg). Donnerstag

    früh nach Cham zurück u. Nachm.

    noch eine Wagenfahrt in Christians

    Waldbezirk über Waffenbrunn und

    Grafenkirchen. Auf der Heimfahrt

    näßt ein tüchtiger Wolkenbruch mit

    Gewitter den Kutscher ordentlich ein,

    wir sitzen im Inneren geborgen.

    Freitag früh 5 Uhr begleiten mich Bruder

    u. Schwägerin zum Zug nach Nürnberg.

    13 Jahre (seit Sept. 1905) war

    ich nicht mehr in Cham bewesen. Nun

    hab ich viel Liebe und Freundlichkeit

    dort erfahren dürfen, Schwägerin Anna

    hat es trotz der Not der Zeit nicht an

    des Lebens Notdurft fehlen lassen.

    Das Forsthaus bietet ja immer etwas

    besonderes. - Zuhause ist alles wohl,

    nur Lydia liegt an Erkältung zu

    Bett, geht aber nach einigen Tagen wieder

    zur Schule. Mutter hat letzte Woche in

    Einersheim Zwetschgen geholt (1/2 Ct. zu 10 M)

    rechte Seite 

    XXXVIII. 22. -29. Sept. Wiedereintritt in

    des Dienstes Gleichmaß. Donnerstag

    bis Samstag 3 tägige Berufungsverhandlung

    gegen den Unterzahlmeister

    Muth vom Train, der im Feld zu Verdeckung

    seiner Schlampereien Quittungen

    fälschte. Veruntreuungen werden nicht

    als erwiesen angenommen. Da er

    Unzurechnungsfähigkeit infolge Gehirn-

    Malaria behauptet, sind nicht weniger

    als 7 ärztliche Sachverständige aufgeboten,

    darunter Konphilister Dr. Trentlein,

    Privatdozent für Tropenhygiene in

    Würzburg. Das Urteil lautet auf 4 Monate

    Gefängnis und  Depradation .

    Anklagevertreter ist O. R. G. R.  Menschel ,

    die Verhandlung führt O. R. G. R. Weiland,

    der auch das Urteil (etwa 40 - 

    60 Seiten) machen muß. - Zur Abwechslung

    liegt Emmi i Bett, Mandelschwellung.

    Im Westen schweres

    Ringen gegen die übermächtige Offensive

    der vereinigten Engländer, Franzosen

    u. Amerikaner, wir müssen

    unsere Linien zurücknehmen.

    XXXIX. 30. Sept. - 5. Oktober. Mutter ist unwohl,

    sie war beim Zahnarzt u. klagt nun über

    starkes Zahnweh. Sonntag Nachmittag mit

    Lydi u. Ernst im Guttenberger Wald und einige

    Bucheckern gesammelt, es gibt heuer viel.


  • October 8, 2017 16:53:58 Daniela Z

     linke Seite 

    Osser. Vormittags einen Teil der Osser-

    Weges bis zur Wohlfahrtskapelle auf

    steiler Höhe, dann Rückkehr. Nachm.

    Spaziergang auf dem 1 1/2 Std entfernten,

    das Tal abschließenden Lohberg

    zwischen Osser u. Arber. Übernacht. in

    der "Post" (gut, 1 M 80 Pfg). Donnerstag

    früh nach Cham zurück u. Nachm.

    noch eine Wagenfahrt in Christians

    Waldbezirk über Waffenbrunn und

    Grafenkirchen. Auf der Heimfahrt

    näßt ein tüchtiger Wolkenbruch mit

    Gewitter den Kutscher ordentlich ein,

    wir sitzen im Inneren geborgen.

    Freitag früh 5 Uhr begleiten mich Bruder

    u. Schwägerin zum Zug nach Nürnberg.

    13 Jahre (seit Sept. 1905) war

    ich nicht mehr in Cham bewesen. Nun

    hab ich viel Liebe und Freundlichkeit

    dort erfahren dürfen, Schwägerin Anna

    hat es trotz der Not der Zeit nicht an

    des Lebens Notdurft fehlen lassen.

    Das Forsthaus bietet ja immer etwas

    besonderes. - Zuhause ist alles wohl,

    nur Lydia liegt an Erkältung zu

    Bett, geht aber nach einigen Tagen wieder

    zur Schule. Mutter hat letzte Woche in

    Einersheim Zwetschgen geholt (1/2 missing zu 10 M)

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  • October 8, 2017 16:52:20 Daniela Z

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    Osser. Vormittags einen Teil der Osser-

    Weges bis zur Wohlfahrtskapelle auf

    steiler Höhe, dann Rückkehr. Nachm.

    Spaziergang auf dem 1 1/2 Std entfernten,

    das Tal abschließenden Lohberg

    zwischen Osser u. Arber. Übernacht. in

    der "Post" (gut, 1 M 80 Pfg). Donnerstag

    früh nach Cham zurück u. Nachm.

    noch eine Wagenfahrt in Christians

    Waldbezirk über Waffenbrunn und

    Grafenkirchen. Auf der Heimfahrt

    näßt ein tüchtiger Wolkenbruch mit

    Gewitter den Kutscher ordentlich ein,

    wir sitzen im Inneren geborgen.

    Freitag früh 5 Uhr begleiten mich Bruder

    u. Schwägerin zum Zug nach Nürnberg.

    13 Jahre (seit Sept. 1905) war

    ich nicht mehr in Cham bewesen. Nun

    hab ich viel Liebe und Freundlichkeit

    dort erfahren dürfen, Schwägerin Anna

    hat es trotz der Not der Zeit nicht an

    des Lebens Notdurft fehlen lassen.

    Das Forsthaus bietet ja immer etwas

    besonderes. - Zuhause ist alles wohl,

    nur Lydia liegt an Erkältung zu

    Bett, geht aber nach einigen Tagen wieder

    zur Schule. Mutter hat letzte Woche in

    Einersheim Zwetschgen geholt (1/2 Pfd. zu 10 M)

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Vera Braune
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