Familientagebuch (1917-1922) von Gustav Braune (1870-1954), item 33
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linke Seite
die Kirschenallee.
XXXIII (18. - 24. August.) Ich muß
vom 15. August bis 8. Sept. den
Oberkriegsgerichtsrat Weiland
im sog. "Dienstreferat" (Mitarbeit
am Generalkommando) vertreten,
eine besonders heikle u. gefürchtete
Tätigkeit. Montag wieder kurzer
Besuch von Bruder Fritz mit Frau
u. Gerhard. Dienstag bis Donnerstag
weilt Schwägerin Emilie
Sprung von Querfurt bei uns
zu Besuch. Sie bleibt vorerst dort
wohnen. Sie sieht sehr gut aus u.
verschont von den Ernährungsschwierigkeiten
aus. Wir haben
die erste "fleischlose" Woche.
XXXIV (25. - 31. August) Der Sonntagsspaziergang
führt uns wiedereinmal
in den Guttenberger-Wald zu den
Fuchslöchern, wo wir uns eine
Weile niedersetzen. Diesmal wird die
Mutter von einem Schnaken bösartig
auf die Stirn gestochen, sodaß mehrere
Tage ihre Augen dick verschwollen sind.
Einen Einblick in die Ernährungsschwierigkeiten
gibt folgende Szene beim
Abendtisch: Mutter bietet mir noch
mehr Kartoffeln an. Da ich etwas zögere,
rechte Seite
sagt Ernst ernsthaft: "Gelt, dich blähen
sie noch von Mittag her!"
XXXV. (1. - 8. September). Am Montag beginnen
die Volksschulen. Ernst kommt
in die 2. Klasse zu Lehrer Schreiber, bei
dem Lydi 2 Jahre war. Sie besucht jetzt die
4. Klasse, ihre Lehrerin heißt End. Sonst
steht die Woche unter dem Zeichen der
Besuche. Schwägerin Emmi ist von Rothenburg
zurück, sie übernachtet noch
einmal bei uns. Das ist eigentlich
ein Kunststück, weil wir kein Bett
frei haben. Aber im Krieg hat man ja
sich behelfen gelernt. Mittwoch Nachmittag
dürfen die Kinder wieder einmal
mit der Mutter auf die "Wittelsbacher
Höfe" zum Schaukeln. Freitag
kommen die beiden Augsburger Sophien
zu Besuch. Sie waren in Cham und in
Einersheim u. wollen über Ansbach
u. Bruckberg (wo der Neffe Christian
begraben liegt), Lehengütingen nach
Augsburg zurück. Neffe Friedrich ist im
bayr. Wald zurückgeblieben, um den
Osser und Arber zu ersteigen. Sonntag
besuchen beide die in dem etwa 15 km
entfernten Uttingen bei ihrem dort als
Pfarrer angestellten Sohn lebende Pfarrwirtin
Litzmann, geb. v. Lips, Apothekers=
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linke Seite
die Kirschenallee.
XXXIII (18. - 24. August.) Ich muß
vom 15. August bis 8. Sept. den
Oberkriegsgerichtsrat Weiland
im sog. "Dienstreferat" (Mitarbeit
am Generalkommando) vertreten,
eine besonders heikle u. gefürchtete
Tätigkeit. Montag wieder kurzer
Besuch von Bruder Fritz mit Frau
u. Gerhard. Dienstag bis Donnerstag
weilt Schwägerin Emilie
Sprung von Querfurt bei uns
zu Besuch. Sie bleibt vorerst dort
wohnen. Sie sieht sehr gut aus u.
verschont von den Ernährungsschwierigkeiten
aus. Wir haben
die erste "fleischlose" Woche.
XXXIV (25. - 31. August) Der Sonntagsspaziergang
führt uns wiedereinmal
in den Guttenberger-Wald zu den
Fuchslöchern, wo wir uns eine
Weile niedersetzen. Diesmal wird die
Mutter von einem Schnaken bösartig
auf die Stirn gestochen, sodaß
Tage ihre Augen dick verschwollen sind.
Einen Einblick in die Ernährungsschwierigkeiten
gibt folgende Szene beim
Abendtisch: Mutter bietet mir noch
mehr Kartoffeln an. Da ich etwas zögere,
rechte Seite
sagt Ernst ernsthaft: "Gelt, dich blähen
sie noch von Mittag her!"
XXXV. (1. - 8. September). Am Montag beginnen
die Volksschulen. Ernst kommt
in die 2. Klasse zu Lehrer Schreiber, bei
dem Lydi 2 Jahre war. Sie besucht jetzt die
4. Klasse, ihre Lehrerin heißt End. Sonst
steht die Woche unter dem Zeichen der
Besuche. Schwägerin Emmi ist von Rothenburg
zurück, sie übernachtet noch
einmal bei uns. Das ist eigentlich
ein Kunststück, weil wir kein Bett
frei haben. Aber im Krieg hat man ja
sich behelfen gelernt. Mittwoch Nachmittag
dürfen die Kinder wieder einmal
mit der Mutter auf die "Wittelsbacher
Höfe" zum Schaukeln. Freitag
kommen die beiden Augsburger Sophien
zu Besuch. Sie waren in Cham und in
Einersheim u. wollen über Ansbach
u. Bruckberg (wo der Neffe Christian
begraben liegt), Lebengütingen nach
Augsburg zurück. Neffe Friedrich ist im
bayr. Wald zurückgeblieben, um den
Osser und Arber zu ersteigen. Sonntag
besuchen beide die in dem etwa 15 km
entfernten Uttingen bei ihrem dort als
Pfarrer angestellten Sohn lebende Pfarrwirtin
Litzmann , geb. v. Lips, Apothekers=
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Schweinfurt
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- 1948 / 23383
- Contributor
- Vera Braune
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