Familientagebuch (1917-1922) von Gustav Braune (1870-1954), item 46

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 linke Seite 

durch Anfahren an einen nachts unbeleuchtet

dastehenden Lastwagen verunglückte;

Der Prozeß schwebt nun fast

ebensolang wegen der durch den Krieg

eingetretenen Stockungen. Zum

Glück ist es trockenes Wetter, obgleich

es die Tage vorher tüchtig geregnet hat.

LI. LII. (22. - 31. Dezember.) Seit 15.

Dezember haben wir die durchgehende

Bürozeit von 8 - 4 Uhr mit Pause von 12 -

1 Uhr. Diese Pause dehnt sich natürlich

etwas aus, da man unmöglich

mit gefülltem Magen sich sofort wieder

an den Tisch setzen und geistig arbeiten

kann. Der heil. Abend am

Dienstag verläuft recht harmonisch.

Ernst bekommt einen Laubsägekasten,

für den er allerdings noch etwas zu

klein ist; Hanna von der Patin einen

schönen silbernen Vorleglöffel, ferner

werden Bücher u. andere Raritäten

ausgeteilt, die Puppenküche und der

Kaufladen hervorgeholt. Mutter u.

Vater bekommen je ein Uhrenarmband.

Ernst schenkt den Eltern eine

selbstgemachte Krippe mit winzigen

Figürchen; auch haben die Kinder zusammen

aus ihren Sparpfennigen

einen Abreißkalender eingekauft u. uns

 rechte Seite 

unter den Baum gelegt, der heuer wegen

großen Kerzenmangels sich mit 7 Lichtern,

die wir gerade am letzten Tage noch ergattert

haben, begnügen muß. Mutter

läßt sich wieder manchmal auf dem

Klavier hören, die Kleinen trommeln darauf:

Fuchs, du hast die Gans gestohlen

und: Stille Nacht, heilige Nacht mit

mehr als weniger Fehlgriffen. Die

Frage nach der Person eines Klavierlehrers

oder einer Lehrerin für Hanna u. Lydi wird

brennend. Die Chamer Neffen sind

jetzt vom Feld zurück, aber noch bei der

Truppe; Fritz in Weiden, Gustav in Fürth.

Letzterer möchte gern entlassen werden,

um in die landwirtschaftliche Hochschule in

Weihenstephan einzutreten. Am

2. Weihnachtstag findet in der Salvatorkirche

ein Krippenspiel unter Leitung

des Pfarrers Sammetreuther statt,

auch ich sehe im Vorbeigehen ein paar

Minuten zu. Am 1. Freitag stellt sich

plötzlich Frost u. Schnee ein, der bis

Sonntag anhält, worauf er von

Föhnwetter abgelöst wird mit dem

in Schweinfurt üblichen Schmutz. - Die

Trennung von Kirche und Staat ist in naher

Aussicht, Pfarrer Schöffel, hält am Sonntag

Nachmittag in der Kirche einen Vortrag

unter Darlegung der Mindestforderungen

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 linke Seite 

durch Anfahren an einen nachts unbeleuchtet

dastehenden Lastwagen verunglückte;

Der Prozeß schwebt nun fast

ebensolang wegen der durch den Krieg

eingetretenen Stockungen. Zum

Glück ist es trockenes Wetter, obgleich

es die Tage vorher tüchtig geregnet hat.

LI. LII. (22. - 31. Dezember.) Seit 15.

Dezember haben wir die durchgehende

Bürozeit von 8 - 4 Uhr mit Pause von 12 -

1 Uhr. Diese Pause dehnt sich natürlich

etwas aus, da man unmöglich

mit gefülltem Magen sich sofort wieder

an den Tisch setzen und geistig arbeiten

kann. Der heil. Abend am

Dienstag verläuft recht harmonisch.

Ernst bekommt einen Laubsägekasten,

für den er allerdings noch etwas zu

klein ist; Hanna von der Patin einen

schönen silbernen Vorleglöffel, ferner

werden Bücher u. andere Raritäten

ausgeteilt, die Puppenküche und der

Kaufladen hervorgeholt. Mutter u.

Vater bekommen je ein Uhrenarmband.

Ernst schenkt den Eltern eine

selbstgemachte Krippe mit winzigen

Figürchen; auch haben die Kinder zusammen

aus ihren Sparpfennigen

einen Abreißkalender eingekauft u. uns

 rechte Seite 

unter den Baum gelegt, der heuer wegen

großen Kerzenmangels sich mit 7 Lichtern,

die wir gerade am letzten Tage noch ergattert

haben, begnügen muß. Mutter

läßt sich wieder manchmal auf dem

Klavier hören, die Kleinen trommeln darauf:

Fuchs, du hast die Gans gestohlen

und: Stille Nacht, heilige Nacht mit

mehr als weniger Fehlgriffen. Die

Frage nach der Person eines Klavierlehrers

oder einer Lehrerin für Hanna u. Lydi wird

brennend. Die Chamer Neffen sind

jetzt vom Feld zurück, aber noch bei der

Truppe; Fritz in Weiden, Gustav in Fürth.

Letzterer möchte gern entlassen werden,

um in die landwirtschaftliche Hochschule in

Weihenstephan einzutreten. Am

2. Weihnachtstag findet in der Salvatorkirche

ein Krippenspiel unter Leitung

des Pfarrers Sammetreuther statt,

auch ich sehe im Vorbeigehen ein paar

Minuten zu. Am 1. Freitag stellt sich

plötzlich Frost u. Schnee ein, der bis

Sonntag anhält, worauf er von

Föhnwetter abgelöst wird mit dem

in Schweinfurt üblichen Schmutz. - Die

Trennung von Kirche und Staat ist in naher

Aussicht, Pfarrer Schöffel, hält am Sonntag

Nachmittag in der Kirche einen Vortrag

unter Darlegung der Mindestforderungen


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  • October 12, 2017 15:58:03 Daniela Z

     linke Seite 

    durch Anfahren an einen nachts unbeleuchtet

    dastehenden Lastwagen verunglückte;

    Der Prozeß schwebt nun fast

    ebensolang wegen der durch den Krieg

    eingetretenen Stockungen. Zum

    Glück ist es trockenes Wetter, obgleich

    es die Tage vorher tüchtig geregnet hat.

    LI. LII. (22. - 31. Dezember.) Seit 15.

    Dezember haben wir die durchgehende

    Bürozeit von 8 - 4 Uhr mit Pause von 12 -

    1 Uhr. Diese Pause dehnt sich natürlich

    etwas aus, da man unmöglich

    mit gefülltem Magen sich sofort wieder

    an den Tisch setzen und geistig arbeiten

    kann. Der heil. Abend am

    Dienstag verläuft recht harmonisch.

    Ernst bekommt einen Laubsägekasten,

    für den er allerdings noch etwas zu

    klein ist; Hanna von der Patin einen

    schönen silbernen Vorleglöffel, ferner

    werden Bücher u. andere Raritäten

    ausgeteilt, die Puppenküche und der

    Kaufladen hervorgeholt. Mutter u.

    Vater bekommen je ein Uhrenarmband.

    Ernst schenkt den Eltern eine

    selbstgemachte Krippe mit winzigen

    Figürchen; auch haben die Kinder zusammen

    aus ihren Sparpfennigen

    einen Abreißkalender eingekauft u. uns

     rechte Seite 

    unter den Baum gelegt, der heuer wegen

    großen Kerzenmangels sich mit 7 Lichtern,

    die wir gerade am letzten Tage noch ergattert

    haben, begnügen muß. Mutter

    läßt sich wieder manchmal auf dem

    Klavier hören, die Kleinen trommeln darauf:

    Fuchs, du hast die Gans gestohlen

    und: Stille Nacht, heilige Nacht mit

    mehr als weniger Fehlgriffen. Die

    Frage nach der Person eines Klavierlehrers

    oder einer Lehrerin für Hanna u. Lydi wird

    brennend. Die Chamer Neffen sind

    jetzt vom Feld zurück, aber noch bei der

    Truppe; Fritz in Weiden, Gustav in Fürth.

    Letzterer möchte gern entlassen werden,

    um in die landwirtschaftliche Hochschule in

    Weihenstephan einzutreten. Am

    2. Weihnachtstag findet in der Salvatorkirche

    ein Krippenspiel unter Leitung

    des Pfarrers Sammetreuther statt,

    auch ich sehe im Vorbeigehen ein paar

    Minuten zu. Am 1. Freitag stellt sich

    plötzlich Frost u. Schnee ein, der bis

    Sonntag anhält, worauf er von

    Föhnwetter abgelöst wird mit dem

    in Schweinfurt üblichen Schmutz. - Die

    Trennung von Kirche und Staat ist in naher

    Aussicht, Pfarrer Schöffel, hält am Sonntag

    Nachmittag in der Kirche einen Vortrag

    unter Darlegung der Mindestforderungen

  • October 12, 2017 15:55:33 Daniela Z

     linke Seite 

    durch Anfahren an einen nachts umbeleuchtet

    dastehenden Lastwagen verunglückte;

    Der Prozeß schwebt nun fast

    ebensolang wegen der durch den Krieg

    eingetretenen Stockungen. Zum

    Glück ist es trockenes Wetter, obgleich

    es die Tage vorher tüchtig geregnet hat.

    LI. LII. (22. - 31. Dezember.) Seit 15.

    Dezember haben wir die durchgehende

    Bürozeit von 8 - 4 Uhr mit Pause von 12 -

    1 Uhr. Diese Pause dehnt sich natürlich

    etwas aus, da man unmöglich

    mit gefülltem Magen sich sofort wieder

    an den Tisch setzen und geistig arbeiten

    kann. Der heil. Abend am

    Dienstag verläuft recht harmonisch.

    Ernst bekommt einen Laubsägekasten,

    für den er allerdings noch etwas zu

    klein ist; Hanna von der Patin einen

    schönen silbernen Vorleglöffel, ferner

    werden Bücher u. andere Raritäten

    ausgeteilt, die Puppenküche und der

    Kaufladen hervorgeholt. Mutter u.

    Vater bekommen je ein Uhrenarmband.

    Ernst schenkt den Eltern eine

    selbstgemachte Krippe mit winzigen

    Figürchen; auch haben die Kinder zusammen

    aus ihren Sparpfennigen

    einen Abreißkalender eingekauft u. uns

     rechte Seite 

    unter den Baum gelegt, der heuer wegen

    großen Kerzenmangels sich mit 7 Lichtern,

    die wir gerade am letzten Tage noch ergattert

    haben, begnügen muß. Mutter

    läßt sich wieder manchmal auf dem

    Klavier hören, die Kleinen trommeln darauf:

    Fuchs, du hast die Gans getsohlen

    und: Stille Nacht, heilige Nacht mit

    mehr als weniger Fehlgriffen. Die

    Frage nach der Person eines Klavierlehrers

    oder einer Lehrerin für Hanna u. Lydi wird

    brennend. Die Chamer Neffen sind

    jetzt vom Feld zurück, aber noch bei der

    Truppe; Fritz in Weiden, Gustav in Fürth.

    Letzterer möchte gern entlassen werden,

    um in die landwirtschaftliche Hochschule in

    Weihenstephan einzutreten. Am

    2. Weihnachtstag findet in der Salvatorkriche

    ein Krippenspiel unter Leitung

    des Pfarrers Sammetreuther statt,

    auch ich sehe im Vorbeigehen ein paar

    Minuten zu. Am 1. Freitag stellt sich

    plötzlich Frost u. Schnee ein, der bis

    Sonntag anhält, worauf er von

    Föhnwetter abgelöst wird mit dem

    in Schweinfurt üblichen Schmutz. - Die

    Trennung von Kirche und Staat ist in naher

    Aussicht, Pfarrer Schöffel, hält am Sonntag

    Nachmittag in der Kirche einen Vortrag

    unter Darlegung der Mindestforderungen


  • October 12, 2017 15:54:41 Daniela Z

     linke Seite 

    durch Anfahren an einen nachts umbeleuchtet

    dastehenden Lastwagen verunglückte;

    Der Prozeß schwebt nun fast

    ebensolang wegen der durch den Krieg

    eingetretenen Stockungen. Zum

    Glück ist es trockenes Wetter, obgleich

    es die Tage vorher tüchtig geregnet hat.

    LI. LII. (22. - 31. Dezember.) Seit 15.

    Dezember haben wir die durchgehende

    Bürozeit von 8 - 4 Uhr mit Pause von 12 -

    1 Uhr. Diese Pause dehnt sich natürlich

    etwas aus, da man unmöglich

    mit gefülltem Magen sich sofort wieder

    an den Tisch setzen und geistig arbeiten

    kann. Der heil. Abend am

    Dienstag verläuft recht harmonisch.

    Ernst bekommt einen Laubsägekasten,

    für den er allerdings noch etwas zu

    klein ist; Hanna von der Patin einen

    schönen silbernen Vorleglöffel, ferner

    werden Bücher u. andere Raritäten

    ausgeteilt, die Puppenküche und der

    Kaufladen hervorgeholt. Mutter u.

    Vater bekommen je ein Uhrenarmband.

    Ernst schenkt den Eltern eine

    selbstgemachte Krippe mit winzigen

    Figürchen; auch haben die Kinder zusammen

    aus ihren Sparpfennigen

    einen Abreißkalender eingekauft u. uns

     rechte Seite 

    unter den Baum gelegt, der heuer wegen

    großen Kerzenmangels sich mit 7 Lichtern,

    die wir gerade am letzten Tage noch ergattert

    haben, begnügen muß. Mutter

    läßt sich wieder manchmal auf dem

    Klavier hören, die Kleinen trommeln darauf:

    Fuchs, du hast die Gans getsohlen

    und: Stille Nacht, heilige Nacht mit

    mehr als weniger Fehlgriffen. Die

    Frage nach der Person eines Klavierlehrers

    oder einer Lehrerin für Hanna u. Lydi wird

    brennend. Die Chamer Neffen sind

    jetzt vom Feld zurück, aber noch bei der

    Truppe; Fritz in Weiden, Gustav in Fürth.

    Letzterer möchte gern entlassen werden,

    um in die landwirtschaftliche Hochschule in

    Weihenstephan einzutreten. Am

    2. Weihnachtstag findet in der Salvatorkriche

    ein Krippenspiel unter Leitung

    des Pfarrers Sammetreuther statt,

    auch ich sehe im Vorbeigehen ein paar

    Minuten zu. Am 1. Freitag stellt sich

    plötzlich Frost u. Schnee ein, der bis

    Sonntag anhält, worauf er von

    Föhnwetter abgelöst wird mit dem

    in Schweinfurt üblichen Schmutz. - Die

    Trennung von Kirche und Staat ist in naher

    Aussicht, Pfarrer Schöffel, hält am Sonntag

    Nachmittag in der Kirche einen Vortrag

    unter Darlegung der Mindestforderungen


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    Schweinfurt

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1948 / 23396
Source
http://europeana1914-1918.eu/...
Contributor
Vera Braune
License
http://creativecommons.org/licenses/by-sa/3.0/


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