Familientagebuch (1917-1922) von Gustav Braune (1870-1954), item 28
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linke Seite
Peter u. Paul. Ich muß aber den ganzen
Tag an einem Urteil arbeiten.
XXVI (30. Juni - 6. Juli) Am sonntag
holen die Kinder mit Mutter Hohlbeeren
im Guttenberger Wald. Sie
sind aber noch etwas unreif. Ich
treffe auf der Straße einen alten
Schulfreund von Ansbach her, Luitpold
Seeberger, Sandgerichtsrat in Deggendorf
der als Untersuchtungsrichter
dienstlich hierher gekommen ist in
Begleitung seiner Gattin, einer Landshuterin.
Seine Mutter ist kürzlich in
Ansbach gestorben, sie war uns früher
immer merkwürdig, weil ihr Bruder
Bischof war. - Dieser Sommer ist der
kälteste seit 1871 (?) Es regnet jetzt
ziemlich häufig, dabei ist es namentlich
morgens sehr kühl. Am Dienstag,
Königin Geburtstag, besuchte uns Fritz
wieder einmal; er kam um 11 U.
in mein Büro, wird aber dann auch
daheim zu Rate gezogen von Mutter,
die geschwollene Füße hat u. deshalb
auf 1 Tag ins Bett gesprochen wird.
Das tut sie dann auch. Auch Emmi
hat wiedereinmal eine kleine Halsentzündung
u. muß schwitzen.
rechte Seite
XXVII (7. - 13. Juli) Sonntagsspaziergang
durch die Weinberge hinauf zur Keesburg.
Wir freuten uns bei dem
heißen Wetter dort einkehren zu können,
als uns plötzlich ein ungastliches
Schild mit der Aufschrift "Wirtschaft
geschlossen" zur Weiterwanderung
nötigte. Ich werde von einem giftigen
Insekt am rechten Handgelenk gestochen
u. bekomme eine starke Geschwulst,
die durch Umschläge mit essigsauerer
Tonerde nach einigen Tagen zurückgeht.
Hausarzt ist diesmal Sanitätsarzt Dr.
Tretzel, früher in Rothenburg ansässig.
Am Samstag (13.) ist Schulschluß. Hanna
hat sich im Französischen einen Einser
erobert. Die Kinder hab ich neulich
wieder einmal gemessen:
Hanna 1,45 m, Lydi 1,31 m, Ernst 1,23 m,
Emmi 1,10 m. - Samstag Abend nehmen
wir an einem Familienabend des
Akad. Gesang V. Würzburg im Alhambrasaal
teil, dem ersten seit Kriegsbeginn.
Vorträge aller Art beleben
die kurzen Stunden von 1/2 9 - 1/2 12 U.
XXVIII (14. - 20. Juli) Am Sonntag früh
1/2 5 U. treiben sich 3 Burschen vor
unseren Fenstern auf der Straße herum
u. schlagen schließlich ein Fenster unseres
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linke Seite
Peter u. Paul. Ich muß aber den ganzen
Tag an einem Urteil arbeiten.
XXVI (30. Juni - 6. Juli) Am sonntag
holen die Kinder mit Mutter Hohlbeeren
im Guttenberger Wald. Sie
sind aber noch etwas unreif. Ich
treffe auf der Straße einen alten
Schulfreund von Ansbach her, Luitpold
Seeberger, Sandgerichtsrat in Deggendorf
der als Untersuchtungsrichter
dienstlich hierher gekommen ist in
Begleitung seiner Gattin, einer Landshuterin.
Seine Mutter ist kürzlich in
Ansbach gestorben, sie war uns früher
immer merkwürdig, weil ihr Bruder
Bischof war. - Dieser Sommer ist der
kälteste seit 1871 (?) Es regnet jetzt
ziemlich häufig, dabei ist es namentlich
morgens sehr kühl. Am Dienstag,
Königin Geburtstag, besuchte uns Fritz
wieder einmal; er kam um 11 U.
in mein Büro, wird aber dann auch
daheim zu Rate gezogen von Mutter,
die geschwollene Füße hat u. deshalb
auf 1 Tag ins Bett gesprochen wird.
Das tut sie dann auch. Auch Emmi
hat wiedereinmal eine kleine Halsentzündung
u. muß schwitzen.
rechte Seite
XXVII (7. - 13. Juli) Sonntagsspaziergang
durch die Weinberge hinauf zur Keesburg .
Wir freuten uns bei dem
heißen Wetter dort einkehren zu können,
als uns plötzlich ein ungastliches
Schild mit der Aufschrift "Wirtschaft
geschlossen" zur Weiterwanderung
nötigte. Ich werde von einem giftigen
Insekt am rechten Handgelenk gestochen
u. bekomme eine starke Geschwulst,
die durch Umschläge mit essigsauerer
Tonerde nach einigen Tagen zurückgeht.
Hausarzt ist diesmal Sanitätsarzt Dr.
Tretzel, früher in Rothenburg ansässig.
Am Samstag (13.) ist Schulschluß. Hanna
hat sich im Französischen einen Einser
erobert. Die Kinder hab ich neulich
wieder einmal gemessen:
Hanna 1,45 m, Lydi 1,31 m, Ernst 1,23 m,
Emmi 1,10 m. - Samstag Abend nehmen
wir an einem Familienabend des
Akad. Gesang V. Würzburg im Alhambrasaal
teil, dem ersten seit Kriegsbeginn.
Vorträge aller Art beleben
die kurzen Stunden von 1/2 9 - 1/2 12 U.
XXVIII (14. - 20. Juli) Am Sonntag früh 1/2 5 U. treiben sich 3 Burschen vor unseren Fenstern auf der Straße herum
u. schlagen schließlich ein Fenster unseres
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linke Seite
Peter u. Paul. Ich muß aber den ganzen
Tag an einem Urteil arbeiten.
XXVI (30. Juni - 6. Juli) Am sonntag
holen die Kinder mit Mutter Hohlbeeren
im Guttenberger Wald. Sie
sind aber noch etwas unreif. Ich
treffe auf der Straße einen alten
Schulfreund von Ansbach her, Luitpold
Seeberger, Sandgerichtsrat in Deggendorf
der als Untersuchtungsrichter
dienstlich hierher gekommen ist in
Begleitung seiner Gattin, einer Landshuterin.
Seine Mutter ist kürzlich in
Ansbach gestorben, sie war uns früher
immer merkwürdig, weil ihr Bruder
Bischof war. - Dieser Sommer ist der
kälteste seit 1871 (?) Es regnet jetzt
ziemlich häufig, dabei ist es namentlich
morgens sehr kühl. Am Dienstag,
Königin Geburtstag, besuchte uns Fritz
wieder einmal; er kam um 11 U.
in mein Büro, wird aber dann auch
daheim zu Rate gezogen von Mutter,
die geschwollene Füße hat u. deshalb
auf 1 Tag ins Bett gesprochen wird.
Das tut sie dann auch. Auch Emmi
hat wiedereinmal eine kleine Halsentzündung
u. muß schwitzen.
rechte Seite
XXVII (7. - 13. Juli) Sonntagsspaziergang
durch die Weinberge hinauf zur Keesburg .
Wir freuten uns bei dem
heißen Wetter dort einkehren zu können,
als uns plötzlich ein ungastliches
Schild mit der Aufschrift "Wirtschaft
geschlossen" zur Weiterwanderung
nötigte. Ich werde von einem giftigen
Insekt am rechten Handgelenk gestochen
u. bekomme eine starke Geschwulst,
die durch Umschläge mit essigsauerer
Tonerde nach einigen Tagen zurückgeht.
Hausarzt ist diesmal Sanitätsarzt Dr.
Tretzel, früher in Rothenburg ansässig.
Am Samstag (13.) ist Schulschluß. Hanna
hat sich im Französischen einen Einser
erobert. Die Kinder hab ich neulich
wieder einmal gemessen:
Hanna 1,45 m, Lydi 1,31 m, Ernst 1,23 m,
Emmi 1,10 m. - Samstag Abend nehmen
wir an einem Familienabend des
Akad. Gesang V. Würzburg im Alhambrasaal
teil, dem ersten seit Kriegsbeginn.
Vorträge aller Art beleben
die kurzen Stunden von 1/2 9 - 1/2 12 U.
XXVIII (14. - 20. Juli) Am Sonntag früh 1/2 5 U. treiben sich 3 Burschen vor unseren Fenstern auf der Straße herum
u. schlagen schließlich ein Fenster unserer
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Schweinfurt
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- Contributor
- Vera Braune
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