Familientagebuch (1917-1922) von Gustav Braune (1870-1954), item 18

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 linke Seite 

Vaterlandsfreunde u. beleben die

Hoffnungen unserer Feinde. Am

2. Februar (Samstag) Mittag bringt

der Draht die traurige Nachricht vom

Ableben des Dr. Karl Sprung, Sanitätsrats

in Querfurt, des Mannes

der Schwägerin Emilie geb. Geret. Er

lag schon seit Anfag Dezember im

Krankenhaus in Halle an Herzbeschwerden,

zu denen dann noch ein schwerer

Gelenkrheumatismus hinzukam,

dem das Herz anscheinend nicht standhielt.

Die beiden Kinder Olga, 199 J.

alt, und Ludwig, 15 Jahre alt, z. Z.

auf dem Gymnasium in Naumburg,

betrauern den sorgenden Vater. Durch

einen Automobilunfall im Sept.

1909 hatte er einen Oberschenkelbruch

erlitten. Die Folge war langes

Krankenlager u. ein hartnäckiger

Prozeß , der auch das Reichsgericht beschäftigte.

In der Sammlung von Entscheidungen

dieses Gerichtshofs ist

davon zu lesen. Sprung bekam

dann vergleichsweise die Summe von

ungefähr 25000 M.

VI (3. - 9. Februar) Nach vielem Hin- u.

Herteleraphieren fahre ich Montag

nachts 12 Uhr nach Querfurt zur Be-

 rechte Seite 

erdigung von Karl Sprung, die Dienstag

um 3 Uhr stattfindet, am 43. Gedenktag

des Todestages meines Vaters. (5. Febr.)

Vormittags gegen 11 Uhr komme ich endlich

hin. Ich hatte Schnellzug bis Erfurt

u. war dann mit (teilweise ungeheiztem)

Personenzug über Sangerhausen - Eisleben

und schließlich von Ober-Röblingen

aus mit der (ungeheizten) Kleinbahn

gefahren. Am besten wäre ich ja von Erfurt

noch mit dem Schnellzug nach Halle

weitergefahren, aber da die Schnellzugs-Fahrpreise

jetzt im Kriege (um den Verkehr einzuschränken)

verdoppelt sind, wählte

ich die kürzere Schnellzugsstrecke. Neffe

Ludwig, der die 5. Klasse (Obertertin?)

in Naumburg besucht, empfing uns

an der Bahn, mit dem gleichen Zug

waren nämlich auch die Schwester Karls

und ihr Mann, Amtsgerichtssekretär

Müller in Rathenow, gekommen.

Weiter ist seine alteste Schwester, eine

Frau Jakob, bereits im Trauerhause

anwesend. Bei der Beerdigung hält

der Superintendent (Dekan) Rosenthal

eine warme Grabrede über das

Wort "Ich will Dich segnen und Du

sollst ein Segen sein." u. z. in der Friedhofkirche.

Unter den zahlreichen Leitragenden

der erste ist der Landrat


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 linke Seite 

Vaterlandsfreunde u. beleben die

Hoffnungen unserer Feinde. Am

2. Februar (Samstag) Mittag bringt

der Draht die traurige Nachricht vom

Ableben des Dr. Karl Sprung, Sanitätsrats

in Querfurt, des Mannes

der Schwägerin Emilie geb. Geret. Er

lag schon seit Anfag Dezember im

Krankenhaus in Halle an Herzbeschwerden,

zu denen dann noch ein schwerer

Gelenkrheumatismus hinzukam,

dem das Herz anscheinend nicht standhielt.

Die beiden Kinder Olga, 199 J.

alt, und Ludwig, 15 Jahre alt, z. Z.

auf dem Gymnasium in Naumburg,

betrauern den sorgenden Vater. Durch

einen Automobilunfall im Sept.

1909 hatte er einen Oberschenkelbruch

erlitten. Die Folge war langes

Krankenlager u. ein hartnäckiger

Prozeß , der auch das Reichsgericht beschäftigte.

In der Sammlung von Entscheidungen

dieses Gerichtshofs ist

davon zu lesen. Sprung bekam

dann vergleichsweise die Summe von

ungefähr 25000 M.

VI (3. - 9. Februar) Nach vielem Hin- u.

Herteleraphieren fahre ich Montag

nachts 12 Uhr nach Querfurt zur Be-

 rechte Seite 

erdigung von Karl Sprung, die Dienstag

um 3 Uhr stattfindet, am 43. Gedenktag

des Todestages meines Vaters. (5. Febr.)

Vormittags gegen 11 Uhr komme ich endlich

hin. Ich hatte Schnellzug bis Erfurt

u. war dann mit (teilweise ungeheiztem)

Personenzug über Sangerhausen - Eisleben

und schließlich von Ober-Röblingen

aus mit der (ungeheizten) Kleinbahn

gefahren. Am besten wäre ich ja von Erfurt

noch mit dem Schnellzug nach Halle

weitergefahren, aber da die Schnellzugs-Fahrpreise

jetzt im Kriege (um den Verkehr einzuschränken)

verdoppelt sind, wählte

ich die kürzere Schnellzugsstrecke. Neffe

Ludwig, der die 5. Klasse (Obertertin?)

in Naumburg besucht, empfing uns

an der Bahn, mit dem gleichen Zug

waren nämlich auch die Schwester Karls

und ihr Mann, Amtsgerichtssekretär

Müller in Rathenow, gekommen.

Weiter ist seine alteste Schwester, eine

Frau Jakob, bereits im Trauerhause

anwesend. Bei der Beerdigung hält

der Superintendent (Dekan) Rosenthal

eine warme Grabrede über das

Wort "Ich will Dich segnen und Du

sollst ein Segen sein." u. z. in der Friedhofkirche.

Unter den zahlreichen Leitragenden

der erste ist der Landrat



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  • September 27, 2017 11:57:42 Daniela Z

     linke Seite 

    Vaterlandsfreunde u. beleben die

    Hoffnungen unserer Feinde. Am

    2. Februar (Samstag) Mittag bringt

    der Draht die traurige Nachricht vom

    Ableben des Dr. Karl Sprung, Sanitätsrats

    in Querfurt, des Mannes

    der Schwägerin Emilie geb. Geret. Er

    lag schon seit Anfag Dezember im

    Krankenhaus in Halle an Herzbeschwerden,

    zu denen dann noch ein schwerer

    Gelenkrheumatismus hinzukam,

    dem das Herz anscheinend nicht standhielt.

    Die beiden Kinder Olga, 199 J.

    alt, und Ludwig, 15 Jahre alt, z. Z.

    auf dem Gymnasium in Naumburg,

    betrauern den sorgenden Vater. Durch

    einen Automobilunfall im Sept.

    1909 hatte er einen Oberschenkelbruch

    erlitten. Die Folge war langes

    Krankenlager u. ein hartnäckiger

    Prozeß , der auch das Reichsgericht beschäftigte.

    In der Sammlung von Entscheidungen

    dieses Gerichtshofs ist

    davon zu lesen. Sprung bekam

    dann vergleichsweise die Summe von

    ungefähr 25000 M.

    VI (3. - 9. Februar) Nach vielem Hin- u.

    Herteleraphieren fahre ich Montag

    nachts 12 Uhr nach Querfurt zur Be-

     rechte Seite 

    erdigung von Karl Sprung, die Dienstag

    um 3 Uhr stattfindet, am 43. Gedenktag

    des Todestages meines Vaters. (5. Febr.)

    Vormittags gegen 11 Uhr komme ich endlich

    hin. Ich hatte Schnellzug bis Erfurt

    u. war dann mit (teilweise ungeheiztem)

    Personenzug über Sangerhausen - Eisleben

    und schließlich von Ober-Röblingen

    aus mit der (ungeheizten) Kleinbahn

    gefahren. Am besten wäre ich ja von Erfurt

    noch mit dem Schnellzug nach Halle

    weitergefahren, aber da die Schnellzugs-Fahrpreise

    jetzt im Kriege (um den Verkehr einzuschränken)

    verdoppelt sind, wählte

    ich die kürzere Schnellzugsstrecke. Neffe

    Ludwig, der die 5. Klasse (Obertertin?)

    in Naumburg besucht, empfing uns

    an der Bahn, mit dem gleichen Zug

    waren nämlich auch die Schwester Karls

    und ihr Mann, Amtsgerichtssekretär

    Müller in Rathenow, gekommen.

    Weiter ist seine alteste Schwester, eine

    Frau Jakob, bereits im Trauerhause

    anwesend. Bei der Beerdigung hält

    der Superintendent (Dekan) Rosenthal

    eine warme Grabrede über das

    Wort "Ich will Dich segnen und Du

    sollst ein Segen sein." u. z. in der Friedhofkirche.

    Unter den zahlreichen Leitragenden

    der erste ist der Landrat


  • September 26, 2017 16:38:04 Daniela Z

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    Vaterlandsfreunde u. beleben die

    Hoffnungen unserer Feinde. Am

    2. Februar (Samstag) Mittag bringt

    der Draht die traurige Nachricht vom

    Ableben des Dr. Karl Sprung, Sanitätsrats

    in Querfurt, des Mannes

    der Schwägerin Emilie geb. Geret. Er

    lag schon seit Anfag Dezember im

    Krankenhaus in Halle an Herzbeschwerden,

    zu denen dann noch ein schwerer

    Gelenkrheumatismus hinzukam,

    dem das Herz anscheinend nicht standhielt.

    Die beiden Kinder Olga, 199 J.

    alt, und Ludwig, 15 Jahre alt, z. Z.

    auf dem Gymnasium in Naumburg,

    betrauern den sorgenden Vater. Durch

    einen Automobilunfall im Sept.

    1909 hatte er einen Oberschenkelbruch

    erlitten. Die Folge war langes

    Krankenlager u. ein hartnäckiger

    Prozeß , der auch das Reichsgericht beschäftigte.

    In der Sammlung von Entscheidungen

    dieses Gerichtshofs ist

    davon zu lesen. Sprung bekam

    dann vergleichsweise die Summe von

    ungefähr 25000 M.

    VI (3. - 9. Februar) Nach vielem Hin- u.

    Herteleraphieren fahre ich Montag

    nachts 12 Uhr nach  Guerfurt  zur Be-

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    erdigung von Karl Sprung, die Dienstag

    um 3 Uhr stattfindet, am 43. Gedenktag

    des Todestages meines Vaters. (5. Febr.)

    Vormittags gegen 11 Uhr komme ich endlich

    hin. Ich hatte Schnellzug bis Erfurt

    u. war dann mit (teilweise ungeheiztem)

    Personenzug über Sangerhausen - Eisleben

    und schließlich von Ober-Röblingen

    aus mit der (ungeheizten) Kleinbahn

    gefahren. Am besten wäre ich ja von Erfurt

    noch mit dem Schnellzug nach Halle

    weitergefahren, aber da die Schnellzugs-Fahrpreise

    jetzt im Kriege (um den Verkehr einzuschränken)

    verdoppelt sind, wählte

    ich die kürzere Schnellzugsstrecke. Neffe

    Ludwig, der die 5. Klasse (Obertertin?)

    in Naumburg besucht, empfing uns

    an der Bahn, mit dem gleichen Zug

    waren nämlich auch die Schwester Karls

    und ihr Mann, Amtsgerichtssekretär

    Müller in Rathenow, gekommen.

    Weiter ist seine alteste Schwester, eine

    Frau Jakob, bereits im Trauerhause

    anwesend. Bei der Beerdigung hält

    der Superintendent (Dekan) Rosenthal

    eine warme Grabrede über das

    Wort "Ich will Dich segnen und Du

    sollst ein Segen sein." u. z. in der Friedhofkirche.

    Unter den zahlreichen Leitragenden

    der erste ist der Landrat



  • September 26, 2017 16:34:24 Daniela Z

     linke Seite 

    Vaterlandsfreunde u. beleben die

    Hoffnungen unserer Feinde. Am

    2. Februar (Samstag) Mittag bringt

    der Draht die traurige Nachricht vom

    Ableben des Dr. Karl Sprung, Sanitätsrats

    in Querfurt, des Mannes

    der Schwägerin Emilie geb. Geret. Er

    lag schon seit Anfag Dezember im

    Krankenhaus in Halle an Herzbeschwerden,

    zu denen dann noch ein schwerer

    Gelenkrheumatismus hinzukam,

    dem das Herz anscheinend nicht standhielt.

    Die beiden Kinder Olga, 199 J.

    alt, und Ludwig, 15 Jahre alt, z. Z.

    auf dem Gymnasium in Naumburg,

    betrauern den sorgenden Vater. Durch

    einen Automobilunfall im Sept.

    1909 hatte er einen Oberschenkelbruch

    erlitten. Die Folge war langes

    Krankenlager u. ein hartnäckiger

    Prozeß , der auch das Reichsgericht beschäftigte.

    In der Sammlung von Entscheidungen

    dieses Gerichtshofs ist

    davon zu lesen. Sprung bekam

    dann vergleichsweise die Summe von

    ungefähr 25000 M.

    VI (3. - 9. Februar) Nach vielem Hin- u.

    Herteleraphieren fahre ich Montag

    nachts 12 Uhr nach  Guerfurt  zur Be-

     rechte Seite 

    erdigung von Karl Sprung, die Dienstag

    um 3 Uhr stattfindet, am 43. Gedenktag

    des Todestages meines Vaters. (5. Febr.)

    Vormittags gegen 11 Uhr komme ich endlich

    hin. Ich hatte Schnellzug bis Erfurt

    u. war dann mit (teilweise ungeheiztem)

    Personenzug über  Sangerhausen  - Eisleben

    und schließlich von Ober-Röblingen

    aus mit der (ungeheizten) Kleinbahn

    gefahren. Am besten wäre ich ja von Erfurt

    noch mit dem Schnellzug nach Halle

    weitergefahren, aber da die Schnellzugs-Fahrpreise

    jetzt im Kriege (um den Verkehr einzuschränken)

    verdoppelt sind, wählte

    ich die kürzere Schnellzugsstrecke. Neffe

    Ludwig, der die 5. Klasse (Obertertin?)

    in Naumburg besucht, empfing uns

    an der Bahn, mit dem gleichen Zug

    waren nämlich auch die Schwester Karls

    und ihr Mann, Amtsgerichtssekretär

    Müller in  Rathenon , gekommen.

    Weiter ist seine alteste Schwester, eine

    Frau Jakob, bereits im Trauerhause

    anwesend. Bei der Beerdigung hält

    der Superintendent (Dekan) Rosenthal

    eine warme Grabrede über das

    Wort "Ich will Dich segnen und Du

    sollst ein Segen sein." u. z. in der Friedhofkirche.

    Unter den zahlreichen Leitragenden

    der erste ist der Landrat



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1948 / 23368
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Contributor
Vera Braune
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http://creativecommons.org/licenses/by-sa/3.0/


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