Kriegstagebuch 2 von Infanterie-Leutnant Hans Altrogge aus Arnsberg, item 87

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X. Am „Toten Mann.“

Vom 19. V. - 8. VI. 1916.


          Der Zug hatte uns von Stenay aus durch eine prachtvolle

Gegend getragen. An einem Ort waren wir vorbei gekommen,

in dem auch nicht mehr ein einziges Haus stand.

Alles war ein wüster Trümmerhaufen. Wir erfuhren darüber,

daß hier zu Beginn des Krieges viele Franktireure deutsche

Soldaten hinterrücks ermordet hatten. Zur Vergeltung und

als warnendes Beispiel war der ganze Ort systematisch

zugrunde geschossen worden. Wie so häufig, so auch hier:

der Unschuldige mußte mit dem Schuldigen leiden.

          Von Vilosnes aus marschierten wir den uns bekannten

Weg über Dannevoux. Auf der Wiese am Waldrande,

wo wir kürzlich unsere Zelte hatten, machten wir

Rast und empfingen Mittagessen. Nachher gabs Eiserne

Portion, Schokolade, Selterswasser, Speck, Marmelade und

Brot. Im Laufe der Nachmittags wurde das Sturmgepäck

fertig gemacht. Außer dem Mantel nahmen wir nur die

Zeltbahn und das Kochgeschirr mit. Die Tornister wurden

mit Namen versehen und in Haufen zusammengelegt.

Wer von uns den Tornister wohl wiedersehen würde?

Auch Gottesdienst war noch. Der Pfarrer erteilte die Generalabsolution.

Es wurde uns allen immer eigenartiger

zu Mute. Von 7 Uhr ab waren wir marschbereit. Um 8 Uhr

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X. Am „Toten Mann.“

Vom 19. V. - 8. VI. 1916.


          Der Zug hatte uns von Stenay aus durch eine prachtvolle

Gegend getragen. An einem Ort waren wir vorbei gekommen,

in dem auch nicht mehr ein einziges Haus stand.

Alles war ein wüster Trümmerhaufen. Wir erfuhren darüber,

daß hier zu Beginn des Krieges viele Franktireure deutsche

Soldaten hinterrücks ermordet hatten. Zur Vergeltung und

als warnendes Beispiel war der ganze Ort systematisch

zugrunde geschossen worden. Wie so häufig, so auch hier:

der Unschuldige mußte mit dem Schuldigen leiden.

          Von Vilosnes aus marschierten wir den uns bekannten

Weg über Dannevoux. Auf der Wiese am Waldrande,

wo wir kürzlich unsere Zelte hatten, machten wir

Rast und empfingen Mittagessen. Nachher gabs Eiserne

Portion, Schokolade, Selterswasser, Speck, Marmelade und

Brot. Im Laufe der Nachmittags wurde das Sturmgepäck

fertig gemacht. Außer dem Mantel nahmen wir nur die

Zeltbahn und das Kochgeschirr mit. Die Tornister wurden

mit Namen versehen und in Haufen zusammengelegt.

Wer von uns den Tornister wohl wiedersehen würde?

Auch Gottesdienst war noch. Der Pfarrer erteilte die Generalabsolution.

Es wurde uns allen immer eigenartiger

zu Mute. Von 7 Uhr ab waren wir marschbereit. Um 8 Uhr


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  • May 19, 2017 21:02:36 Beate Jochem

    X. Am „Toten Mann.“

    Vom 19. V. - 8. VI. 1916.


              Der Zug hatte uns von Stenay aus durch eine prachtvolle

    Gegend getragen. An einem Ort waren wir vorbei gekommen,

    in dem auch nicht mehr ein einziges Haus stand.

    Alles war ein wüster Trümmerhaufen. Wir erfuhren darüber,

    daß hier zu Beginn des Krieges viele Franktireure deutsche

    Soldaten hinterrücks ermordet hatten. Zur Vergeltung und

    als warnendes Beispiel war der ganze Ort systematisch

    zugrunde geschossen worden. Wie so häufig, so auch hier:

    der Unschuldige mußte mit dem Schuldigen leiden.

              Von Vilosnes aus marschierten wir den uns bekannten

    Weg über Dannevoux. Auf der Wiese am Waldrande,

    wo wir kürzlich unsere Zelte hatten, machten wir

    Rast und empfingen Mittagessen. Nachher gabs Eiserne

    Portion, Schokolade, Selterswasser, Speck, Marmelade und

    Brot. Im Laufe der Nachmittags wurde das Sturmgepäck

    fertig gemacht. Außer dem Mantel nahmen wir nur die

    Zeltbahn und das Kochgeschirr mit. Die Tornister wurden

    mit Namen versehen und in Haufen zusammengelegt.

    Wer von uns den Tornister wohl wiedersehen würde?

    Auch Gottesdienst war noch. Der Pfarrer erteilte die Generalabsolution.

    Es wurde uns allen immer eigenartiger

    zu Mute. Von 7 Uhr ab waren wir marschbereit. Um 8 Uhr

  • March 6, 2017 15:20:59 Erich St

    X. Am „Toten Mann.“

    Vom 19. V. - 8. VI. 1916.


              Der Zug hatte uns von Stenay aus durch eine prachtvolle

    Gegend getragen. An einem Ort waren wir vorbei gekommen,

    in dem auch nicht mehr ein einziges Haus stand.

    Alles war ein wüster Trümmerhaufen. Wir erfuhren darüber,

    daß hier zu Beginn des Krieges viele Franktureure deutsche

    Soldaten hinterrücks ermordet hatten. Zur Vergeltung und

    als warnendes Beispiel war der ganze Ort systematisch

    zugrunde geschossen worden. Wie so häufig, so auch hier:

    der Unschuldige mußte mit dem Schuldigen leiden.

              Von Vilosnes aus marschierten wir den uns bekannten

    Weg über Dannevoux. Auf der Wiese am Waldrande,

    wo wir kürzlich unsere Zelte hatten, machten wir

    Rast und empfingen Mittagessen. Nachher gabs Eiserne

    Portion, Schokolade, Selterswasser, Speck, Marmelade und

    Brot. Im Laufe der Nachmittags wurde das Sturmgepäck

    fertig gemacht. Außer dem Mantel nahmen wir nur die

    Zeltbahn und das Kochgeschirr mit. Die Tornister wurden

    mit Namen versehen und in Haufen zusammengelegt.

    Wer von uns den Tornister wohl wiedersehen würde?

    Auch Gottesdienst war noch. Der Pfarrer erteilte die Generalabsolution.

    Es wurde uns allen immer eigenartiger

    zu Mute. Von 7 Uhr ab waren wir marschbereit. Um 8 Uhr


  • March 6, 2017 13:31:53 Erich St

    X. Am „Toten Mann.“

    Vom 19. V. - 8. VI. 1916.


              Der Zug hatte uns von Stenay aus durch eine prachtvolle

    Gegend getragen. An einem Ort waren wir vorbei gekommen,

    in dem auch nicht mehr ein einziges Haus stand.

    Alles war ein wüster Trümmerhaufen.


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17625 / 200554
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http://europeana1914-1918.eu/...
Contributor
Alexandra Bloch Pfister
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http://creativecommons.org/licenses/by-sa/3.0/


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