Familientagebuch (1917-1922) von Gustav Braune (1870-1954), item 20
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linke Seite
Rasseln der Trambahnen, die früh um
1/2 7 Uhr die Arbeit beginnen u. vom
nahen Depot in der Heidingsfelderstraße
kommen.
IX. 24. Februar bis 2. März. Wir
kaufen bei der Firma Mannheimer
in Miltenberg für Mutter einen
Seidenstoff, das Meter zu 44 M,
macht im ganzen ca 250 M. Auch in
Folge des Ausgehens der Rohstoffe im
Krieg. Herrenanzugsstoffe, bessere, gibt
es fast überhaupt nimmer. - Früh
hört man jetzt schon die Amseln auf den
Bäumen bei der Adalberokirche schlagen.
X (3. - 9. März.) Endlich ist im Osten
Friede geworden, der Friedensvertrag
mit Rußland ist dem mit der Ukraine
nachgefolgt. Dazu ist auch der Vorfriede
mit Rumänien geschlossen. Wir können
wieder aufatmen. Aber die anderen
Gegner lassen noch nicht locker. -
Wenn früh Hanna u. Lydi sich im
Wohnzimmer anziehen, plaudert Ernst
mit Emmi im Schlafzimmer. Man hört
folgendes Zwiegespräch: Emmi zu Ernst
"Ein Fisch kann doch den Elefanten nicht
anbeißen". Ernst entgegnet belehrend:
"O Du, die Fische leben doch von der List ."
rechte Seite
Emmi zeichnet schon viel, Männchen u.
Osterhasen. Beim Betrachten muß allerdings
die Phantasie nachhelfen. Auch
Ernst zeichnet viel auf Blätter, die er
immer wieder bettelt. Das Motiv bilden
immer wieder Pferde, Osterhasen, Hunde,
Löwen, Reiter.
XI (10. - 16. März) Auf dem Sonntagsspaziergang
am 10. besichtigen wir
zur Abwechselung einmal den Staatshafen.
(Das Karussel auf der Messe
am Krahnenplatz war so überfüllt,
daß die Kinder erst auf dem Rückweg
einmal fahren konnten.) Besonders
interessant war da das Ausladen
der Kohlenschiffe mittels des drehbaren
Krahnens in die Eisenbahnwagen,
was jetzt wegen der Kohlennot auch an
den Sonntagen geschehen muß. Es
liegen vielleicht 50 Schiffe im Hafen.
Auf vielen werden Hühner gehalten,
wie man hört und sieht. Die Kinder
wundern sich, daß die Schiffe auch
bewohnt sind u. sonntäglich geputzte
Kinder darauf spielen und
Schiffchen im Wasser schwimmen lassen.
Der schöne März mit dem kalendermäßigen
Staub hält an u. wird
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linke Seite
Rasseln der Trambahnen, die früh um
1/2 7 Uhr die Arbeit beginnen u. vom
nahen Depot in der Heidingsfelderstraße
kommen.
IX. 24. Februar bis 2. März. Wir
kaufen bei der Firma Mannheimer
in Miltenberg für Mutter einen
Seidenstoff, das Meter zu 44 M ,
macht im ganzen ca 250 M . Auch in
Folge des Ausgehens der Rohstoffe im
Krieg. Herrenanzugsstoffe, bessere, gibt
es fast überhaupt nimmer. - Früh
hört man jetzt schon die Amseln auf den
Bäumen bei der Adalberokirche schlagen.
X (3. - 9. März.) Endlich ist im Osten
Friede geworden, der Friedensvertrag
mit Rußland ist dem mit der Ukraine
nachgefolgt. Dazu ist auch der Vorfriede
mit Rumänien geschlossen. Wir können
wieder aufatmen. Aber die anderen
Gegner lassen noch nicht locker. -
Wenn früh Hanna u. Lydi sich im
Wohnzimmer anziehen, plaudert Ernst
mit Emmi im Schlafzimmer. Man hört
folgendes Zwiegespräch: Emmi zu Ernst
"Ein Fisch kann doch den Elefanten nicht
anbeißen". Ernst entgegnet belehrend:
"O Du, die Fische leben doch von der List ."
rechte Seite
Emmi zeichnet schon viel, Männchen u.
Osterhasen. Beim Betrachten muß allerdings
die Phantasie nachhelfen. Auch
Ernst zeichnet viel auf Blätter, die er
immer wieder bettelt. Das Motiv bilden
immer wieder Pferde, Osterhasen, Hunde,
Löwen, Reiter.
XI (10. - 16. März) Auf dem Sonntagsspaziergang
am 10. besichtigen wir
zur Abwechselung einmal den Staatshafen.
(Das Karussel auf der Messe
am Krahnenplatz war so überfüllt,
daß die Kinder erst auf dem Rückweg
einmal fahren konnten.) Besonders
interessant war da das Ausladen
der Kohlenschiffe mittels des drehbaren
Krahnens in die Eisenbahnwagen,
was jetzt wegen der Kohlennot auch an
den Sonntagen geschehen muß. Es
liegen vielleicht 50 Schiffe im Hafen.
Auf vielen werden Hühner gehalten,
wie man hört und sieht. Die Kinder
wundern sich, daß die Schiffe auch
bewohnt sind u. sonntäglich geputzte
Kinder darauf spielen und
Schiffchen im Wasser schwimmen lassen.
Der schöne März mit dem kalendermäßigen
Staub hält an u. wird
-
linke Seite
Rasseln der Trambahnen, die früh um
1/2 7 Uhr die Arbeit beginnen u. vom
nahen Depot in der Heidingsfelderstraße
kommen.
IX. 24. Februar bis 2. März. Wir
kaufen bei der Firma Mannheimer
in Miltenberg für Mutter einen
Seidenstoff, das Meter zu 44 M ,
macht im ganzen ca 250 M . Auch in
Folge des Ausgehens der Rohstoffe im
Krieg. Herrenanzugsstoffe, bessere, gibt
es fast überhaupt nimmer. - Früh
hört man jetzt schon die Amseln auf den
Bäumen bei der Adalberokirche schlagen.
X (3. - 9. März.) Endlich ist im Osten
Friede geworden, der Friedensvertrag
mit Rußland ist dem mit der Ukraine
nachgefolgt. Dazu ist auch der Vorfriede
mit Rumänien geschlossen. Wir können
wieder aufatmen. Aber die anderen
Gegner lassen noch nicht locker. -
Wenn früh Hanna u. Lydi sich im
Wohnzimmer anziehen, plaudert Ernst
mit Emmi im Schlafzimmer. Man hört
folgendes Zwiegespräch: Emmi zu Ernst
"Ein Fisch kann doch den Elefanten nicht
anbeißen". Ernst entgegnet belehrend:
"O Du, die Fische leben doch von der List ."
rechte Seite
Emmi zeichnet schon viel, Männchen u.
Osterhasen. Beim Betrachten muß allerdings
die Phantasie nachhelfen. Auch
Ernst zeichnet viel auf Blätter, die er
immer wieder bettelt. Das Motiv bilden
immer wieder Pferde, Osterhasen, Hunde,
Löwen, Reiter.
XI (10. - 16. März) Auf dem Sonntagsspaziergang
am 10. besichtigen wir
zur Abwechselung einmal den Staatshafen.
(Das Karussel auf der Messe
am Krahnenplatz war so überfüllt,
daß die Kinder erst auf dem Rückweg
einmal fahren konnten.) Besonders
interessant war da das Ausladen
der Kohlenschiffe mittels des drehbaren
Krahnens in die Eisenbahnwagen,
was jetzt wegen der Kohlennot auch an
den Sonntagen geschehen muß. Es
liegen vielleicht 50 Schiffe im Hafen.
Auf vielen werden Hühner gehalten,
wie man hört und sieht. Die Kinder
wundern sich, daß die Schiffe auch
bewohnt sind u. sonntäglich geputzte
Kinder darauf spielen und
Schiffchen im Wasser schwimmen lassen.
Der schöne März mit dem kalendermäßigen
Staub/Strub hält an u. wird
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- Vera Braune
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