Kriegstagebuch 2 von Infanterie-Leutnant Hans Altrogge aus Arnsberg, item 12

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leutselig gesehen. Heute hatte er für jeden nur die Bezeichnung

„Kamerad.“ Zudem tanzte er mit manchen von uns. Gegen

2 Uhr suchten wir, ziemlich benebelt, unsere Quartiere auf.

Das Nachspiel kam am Morgen:

Manche hatten am Morgen vermöge ihres Weinvorrates

Fortsetzung der Feier gemacht. Ob zu Ehren des Kaisers oder

aus einem anderen Grunde, ist mir unbekannt geblieben.

Jedenfalls sollte der nachgeahmte Parademarsch eine Ehrung

des Monarchen sein. Vorne ging einer mit einem Waschkessel

und einem Schaumlöffel als Paukenist. Ihm folgte

jemand mit einem Blashorn und ein anderer mit einer

Gießkanne, die als Blasinstrument dienen mußte.

Dann folgte das Bataillon in Form von 2 Mann, die ein

Gewehr mit aufgepflanztem Seitengewehr trugen. Daß

dabei ein mörderisches Getöse entstand, war selbstverständlich.

Vor allen Dingen mußte man über die Ausdauer

der Patrioten staunen. Der Kompagnieführer, der in seinem

nahegelegenen Quartiere seinen patriotischen Rausch ausschlafen

wollte, wurde nun dadurch unangenehm gestört

und befahl durch seine Ordonanz Ruhe. Die Parademärschler störten

sich nicht dran und da folgte das Strafgericht. Die ganze Kompagnie

mußte um 2 Uhr feldmarschmäßig antreten und dann gings in

Gruppenkolonne zum Exerzierplatz. Es erfolgte nun eine „Schleiferei,“

jene Menschenschinderei, durch die vor allen Dingen der preußische

Militarismus im Auslande so sehr in Mißkredit gekommen

war. 4 Mann mußten am Abend mit dem Wagen vom Platz

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leutselig gesehen. Heute hatte er für jeden nur die Bezeichnung

„Kamerad.“ Zudem tanzte er mit manchen von uns. Gegen

2 Uhr suchten wir, ziemlich benebelt, unsere Quartiere auf.

Das Nachspiel kam am Morgen:

Manche hatten am Morgen vermöge ihres Weinvorrates

Fortsetzung der Feier gemacht. Ob zu Ehren des Kaisers oder

aus einem anderen Grunde, ist mir unbekannt geblieben.

Jedenfalls sollte der nachgeahmte Parademarsch eine Ehrung

des Monarchen sein. Vorne ging einer mit einem Waschkessel

und einem Schaumlöffel als Paukenist. Ihm folgte

jemand mit einem Blashorn und ein anderer mit einer

Gießkanne, die als Blasinstrument dienen mußte.

Dann folgte das Bataillon in Form von 2 Mann, die ein

Gewehr mit aufgepflanztem Seitengewehr trugen. Daß

dabei ein mörderisches Getöse entstand, war selbstverständlich.

Vor allen Dingen mußte man über die Ausdauer

der Patrioten staunen. Der Kompagnieführer, der in seinem

nahegelegenen Quartiere seinen patriotischen Rausch ausschlafen

wollte, wurde nun dadurch unangenehm gestört

und befahl durch seine Ordonanz Ruhe. Die Parademärschler störten

sich nicht dran und da folgte das Strafgericht. Die ganze Kompagnie

mußte um 2 Uhr feldmarschmäßig antreten und dann gings in

Gruppenkolonne zum Exerzierplatz. Es erfolgte nun eine „Schleiferei,“

jene Menschenschinderei, durch die vor allen Dingen der preußische

Militarismus im Auslande so sehr in Mißkredit gekommen

war. 4 Mann mußten am Abend mit dem Wagen vom Platz


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  • May 18, 2017 21:01:24 Beate Jochem

    leutselig gesehen. Heute hatte er für jeden nur die Bezeichnung

    „Kamerad.“ Zudem tanzte er mit manchen von uns. Gegen

    2 Uhr suchten wir, ziemlich benebelt, unsere Quartiere auf.

    Das Nachspiel kam am Morgen:

    Manche hatten am Morgen vermöge ihres Weinvorrates

    Fortsetzung der Feier gemacht. Ob zu Ehren des Kaisers oder

    aus einem anderen Grunde, ist mir unbekannt geblieben.

    Jedenfalls sollte der nachgeahmte Parademarsch eine Ehrung

    des Monarchen sein. Vorne ging einer mit einem Waschkessel

    und einem Schaumlöffel als Paukenist. Ihm folgte

    jemand mit einem Blashorn und ein anderer mit einer

    Gießkanne, die als Blasinstrument dienen mußte.

    Dann folgte das Bataillon in Form von 2 Mann, die ein

    Gewehr mit aufgepflanztem Seitengewehr trugen. Daß

    dabei ein mörderisches Getöse entstand, war selbstverständlich.

    Vor allen Dingen mußte man über die Ausdauer

    der Patrioten staunen. Der Kompagnieführer, der in seinem

    nahegelegenen Quartiere seinen patriotischen Rausch ausschlafen

    wollte, wurde nun dadurch unangenehm gestört

    und befahl durch seine Ordonanz Ruhe. Die Parademärschler störten

    sich nicht dran und da folgte das Strafgericht. Die ganze Kompagnie

    mußte um 2 Uhr feldmarschmäßig antreten und dann gings in

    Gruppenkolonne zum Exerzierplatz. Es erfolgte nun eine „Schleiferei,“

    jene Menschenschinderei, durch die vor allen Dingen der preußische

    Militarismus im Auslande so sehr in Mißkredit gekommen

    war. 4 Mann mußten am Abend mit dem Wagen vom Platz

  • February 20, 2017 21:15:04 Erich St

    leutselig gesehen. Heute hatte er für jeden nur die Bezeichnung

    „Kamerad.“ Zudem tanzte er mit manchen von uns. Gegen

    2 Uhr suchten wir, ziemlich benebelt, unsere Quartiere auf.

    Das Nachspiel kam am Morgen:

    Manche hatten am Morgen vermöge ihres Weinvorrates

    Fortsetzung der Feier gemacht. Ob zu Ehren des Kaisers oder

    aus einem anderen Grunde, ist mir unbekannt geblieben.

    Jedenfalls sollte der nachgeahmte Parademarsch eine Ehrung

    des Monarchen sein. Vorne ging einer mit einem Wasch-

    kessel und einem Schaumlöffel als Paukenist. Ihm folgte

    jemand mit einem Blashorn und ein anderer mit einer

    Gießkanne die als Blasinstrument dienen mußte.

    Dann folgte das Bataillon in Form von 2 Mann, die ein

    Gewehr mit aufgepflanztem Seitengewehr trugen. Daß

    dabei ein mörderisches Getöse entstand, war selbstverständ-

    lich. Vor allen Dingen mußte man über die Ausdauer

    der Patrioten staunen. Der Kompagnieführer, der in seinem

    nahegelegenen Quartiere seinen patriotischen Rausch aus-

    schlafen wollte, wurde nun dadurch unangenehm gestört

    und befahl durch seine Ordonanz Ruhe. Die Parademärschler störten

    sich nicht dran und da folgte das Strafgericht. Die ganze Kompagnie

    mußte um 2 Uhr feldmarschmäßig antreten und dann gings in

    Gruppenkolonne zum Exerzierplatz. Es erfolgte nun eine „Schleiferei,“

    jene Menschenschinderei, durch die vor allen Dingen der preußische

    Militarismus im Auslande so sehr in Mißkredit gekommen

    war. 4 Mann mußten am Abend mit dem Wagen vom Platz


  • February 20, 2017 20:59:31 Erich St

    leutselig gesehen. Heute hatte er für jeden nur die Bezeichnung

    „Kamerad.“ Zudem tanzte er mit manchen von uns. Gegen

    2 Uhr suchten wir, ziemlich benebelt, unsere Quartiere auf.

    Das Nachspiel kam am Morgen:

    Manche hatten am Morgen vermöge ihres Weinvorrates

    Fortsetzung der Feier gemacht. Ob zu Ehren des Kaisers oder

    aus einem anderen Grunde, ist mir unbekannt geblieben.

    Jedenfalls sollte der nachgeahmte Parademarsch eine Ehrung

    des Monarchen sein. Vorne ging einer mit einem Wasch-

    kessel und einem Schaumlöffel als Paukeniß. Ihm folgte

    jemand mit einem Blashorn und ein anderer mit einer

    Gießkanne die als Blasinstrument dienen mußte.

    Dann folgte das Bataillon in Form von 2 Mann, die ein

    Gewehr mit aufgepflanztem Seitengewehr trugen. Daß

    dabei ein mörderisches getöse entstand, war selbstverständ-

    lich. Vor allen Dingen mußte man über die Ausdauer

    der Patrioten staunen. Der Kompagnieführer, der in seinem

    nahegelegenen Quartiere seinen patriotischen Rausch aus-

    schlafen wollte, wurde nun dadurch unangenehm gestört

    und befahl durch seine Ordonanz Ruhe. Die Parademärschler störten

    sich nicht dran und da folgte das Strafgericht. Die ganze Kompagnie

    mußte um 2 Uhr feldmarschmäßig antreten und dann gings in

    Gruppenkolonne zum Exerzierplatz. Es erfolgte nun eine „Schleiferei,“

    jene Menschenschinderei, durch die vor allen Dingen der preußische

    Militarismus im Auslande so sehr in Mißkredit gekommen

    war. 4 Mann mußten am Abend mit dem Wagen vom Platz


  • February 20, 2017 20:35:11 Erich St

    leutselig gesehen. Heute hatte er für jeden nur die Bezeichnung

    „Kamerad.“ Zudem tanzte er mit manchen von uns. Gegen

    2 Uhr suchten wir, ziemlich benebelt, unsere Quartiere auf.

    Das Nachspiel kam am Morgen:

    Manche hatten am Morgen vermöge ihres Weinvorrates

    Fortsetzung der Feier gemacht. Ob zu Ehren des Kaisers oder

    aus einem anderen Grunde, ist mir unbekannt geblieben.

    Jedenfalls sollte der nachgeahmte Parademarsch eine Ehrung

    des Monarchen sein.


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17625 / 200473
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Alexandra Bloch Pfister
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