Kriegstagebuch 2 von Infanterie-Leutnant Hans Altrogge aus Arnsberg, item 13
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geholt werden. Stumpfsinnig, mit verbissener Wut, marschierte die
Kompagnie nach Hause. Der Kompagnieführer dünkte sich als
unumschränkter Herrscher, der ihnen zu guter Letzt noch einen versetzen
wollte. „Singen!“ befahl er. Sofort gings los wie aus
einem Munde: „Wir sind vergnügt, wir sind vergnügt und
habens gar nicht nötig.“ Weiter kamen sie nicht. Die bittere
Ironie machten den Allgewaltigen wutschnaubend. Wie ein Berserker
kam er heran geritten und brüllte: „Aufhören!“ Alle
waren wieder stumm. Nur einzelne Rufe: Kameraden! hörte
man noch. Dadurch sollte er an die vergangene Nacht erinnert
werden. Als Militäranwärter mit 14jähriger Dienstzeit
sollte er wohl wissen, daß er die Namen der Rufer nicht
heraus bekommen würde. Wohl aus dem Grunde wird er
wohl darauf verzichtet haben, Nachforschungen anzustellen.
Ein Glück für ihn war es, daß die Kompagnie nicht in erster
Stellung war. Es soll einigemal im Weltkriege vorgekommen
sein, daß verhaßte und unwürdige Führer den Heldentod von
eigenen Leuten erhalten haben. Wahrscheinlich ist er in der
darauf folgenden Nacht wieder etwas zur Besinnung gekommen,
denn am anderen Morgen suchte er sich nach einer kleinen
Felddienstübung vor der Kompagnie in einer langen Rede
zu entschuldigen. Ob er Erfolg gehabt hat, bezweifele ich. Jedenfalls
wurde er in der Kompagnie mehr gehaßt als geliebt.
Ich hatte diesen ganzen „Spaß“ nicht mitzumachen brauchen,
da ich nebst mehreren Kameraden dazu bestimmt worden
war, den Saal, in dem die Feier stattgefunden hatte, wieder
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geholt werden. Stumpfsinnig, mit verbissener Wut, marschierte die
Kompagnie nach Hause. Der Kompagnieführer dünkte sich als un-
umschränkter Herrscher, der ihnen zu guter Letzt noch einen ver-
setzen wollte. „Singen!“ befahl er. Sofort gings los wie aus
einem Munde: „Wir sind vergnügt, wir sind vergnügt und
habens gar nicht nötig.“ Weiter kamen sie nicht. Die bittere
Ironie machten den Allgewaltigen wutschnaubend. Wie ein Ber-
serker kam er heran geritten und brüllte: „Aufhören!“ Alle
waren wieder stumm. Nur einzelne Rufe: Kameraden! hörte
man noch. Dadurch sollte er an die vergangene Nacht ein-
nert werden. Als Militäranwärter mit 14jähriger Dienst-
zeit sollte er wohl wissen, daß er die Namen der Rufer nicht
heraus bekommen würde. Wohl aus dem Grunde wird er
wohl darauf verzichtet haben, Nachforschungen anzustellen.
Ein Glück für ihn war es, daß die Kompagnie nicht in erster
Stellung war. Es soll einigemal im Weltkriege vorgekommen
sein, daß verhaßte und unwürdige Führer den Heldentod von
eigenen Leuten erhalten haben. Wahrscheinlich ist er in der
darauf folgenden Nacht wieder etwas zur Besinnung gekommen,
denn am anderen Morgen suchte er sich nach einer kleinen
Felddienstübung vor der Kompagnie in einer langen Rede
zu entschuldigen. Ob er Erfolg gehabt hat, bezweifele ich. Jedenfalls
wurde er in der Kompagnie mehr gehaßt als geliebt.
Ich hatte diesen ganzen „Spaß“ nicht mitzumachen brauchen,
da ich nebst mehreren Kameraden dazu bestimmt worden
war, den Saal, in dem die Feier stattgefunden hatte, wieder
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geholt werden. Stumpfsinnig, mit verbissener Wut, marschierte die
Kompagnie nach Hause. Der Kompagnieführer dünkte sich als un-
umschränkter Herrscher, der ihnen zu guter Letzt noch einen ver-
setzen wollte. „Singen!“ befahl er. Sofort gings los wie aus
einem Munde: „Wir sind vergnügt, wir sind vergnügt und
habens gar nicht nötig.“ Weiter kamen sie nicht. Die
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Somme
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- ID
- 17625 / 200474
- Contributor
- Alexandra Bloch Pfister
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