Kriegstagebuch von Hans-Joachim Röhr aus Görlitz - Band 2, item 90
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S. 136
ich auf, zur Strafe schmerzten mir alle Glieder. In dem
Wachtlokal hatten wir Arrestanten, die wegen allerlei Vergehen
eingebuchtet waren, 2 sogar harrten ihrer Aburteilung als
Deserteure, der Eine war aus einer Tropenformation in
Konstantinopel desertiert, bis nach Berlin gekommen und
nach 4 Monaten aufgefunden werden.
An und für sich war die Stimmung gut, nur der
geisttötende Arbeitsdienst bekam den Gemütern nicht. Der grösste
Teil der Leute mit denen ich zusammen kam wünschte sich
wieder an die Front, diejenigen welche schon Dienstuntauglich
waren, so schnell wie möglich entlassen zu werden, freilich waren
Einzelne darunter, welche keinen Mut mehr besassen
und allerlei anstellten um g.v. zu bleiben.
Die 2. Ersatz M.G.K stellte auch die Tropenformationen
von Gardekorps auf, und viele Mannschaften und Unteroffiziere
besassen bereits den schmucken Stern des türkischen
Eisernen Halbmondes, welcher auf der rechten Brust getragen
wird.
Am 15.VIII war ich mit kommandiert in Spandau 15.VIII.1917
Karabiner zu holen. Wir kamen dort in die Waffenfabriken,
welche in voller Arbeit waren. Viele Frauen und Mädel -
Granatendreherinnen- arbeiteten da. Mit den Waffen
ging es nach Berlin, Chausseestrasse zur Maikäfer-Garde
Füselier-Kaserne.
1 Monat schon war ich aus Bremen weg, und immer
noch ohne Urlaub, bei einer zweiten Untersuchung wurde ich
g.v. bis auf Weiteres befunden - und erhielt gleich darauf
S. 137
einen sogenannten Druckposten, indem ich Gehilfe des Bademeisters
wurde. Nur mit Stohhut und Badehose bekleidet tobte ich da
am Strande umher. Ich hatte lediglich aufzupassen, dass von dem
Badezeug nichts gestohlen wurde, ansonsten lag ich am Strande,
tummelte selbst im Wasser, oder gondelte auf dem See. Dieser
See ist fast das idellischste Plätzchen von Pätz und seiner Umgebung.
Die grosse spiegelblanke Fläche war stellenweise am Rande mit
Schilf bewachsen, und von den Märkischen Kiefern eingerahmt
gerade über sah man die Häuser von Gross Beesten leuchten,
hin und wieder einen Eisenbahnzug nach Berlin fahren,
oder von dort kommend nach Richtung Cottbus- und
weiter nach Görlitz fahren, o, dann gingen die Gedanken
mit. Der Bademeister Posten war jedenfalls der
gesündeste Aufenthalt, vielleicht wäre aber auch dieser auf die
Dauer langweilig geworden, wenn mich nicht ein zeitiges
Geschick davor bewahrt hätte. Schon am dritten 18.VIII.1917
Vormittag wurde ich plötzlich geholt, ich eilte schon in Freuden
meinen Urlaubsschein empfangen zu können, als ich erfuhr
dass ich mit noch 9 Anderen in einer Stunde nach
Reinickendorf bei Berlin in Marsch gesetzt wurde.
Alle Hoffnungen zum Teufel packte ich meine Sachen
und musste noch feststellen, dass nur gerade heute morgen
meine hohen Stiefel fehlten, sicher waren sie mir gestohlen
worden. Ich hatte es ja augenblick, da ich allein im Quartier
in der Hand mir ein Paar andere einzupacken. Aber
warum, es konnten allerlei Unannehmlichkeiten dabei
herauskommen, hatte ich auch schon den 2ten Helm, Nr 1 war
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ich auf, zur Strafe schmerzten mir alle Glieder. In dem
Wachtlokal hatten wir Arrestanten, die wegen allerlei Vergehen
eingebuchtet waren, 2 sogar harrten ihrer Aburteilung als
Deserteure, der Eine war aus einer Tropenformation in
Konstantinopel desertiert, bis nach Berlin gekommen und
nach 4 Monaten aufgefunden werden.
An und für sich war die Stimmung gut, nur der
geisttötende Arbeitsdienst bekam den Gemütern nicht. Der grösste
Teil der Leute mit denen ich zusammen kam wünschte sich
wieder an die Front, diejenigen welche schon
Dienstuntauglich waren, so schnell wie möglich entlassen zu werden, freilich waren
Einzelne darunter, welche keinen Mut mehr besassen
und allerlei anstellten um g.v. zu bleiben.
Die 2. Ersatz M.G.K stellte auch die Tropenformationen
von Gardekorps auf, und viele Mannschaften und Unteroffiziere
besassen bereits den schmucken Stern des türkischen
"Eisernen Halbmondes, welcher auf der rechten Brust getragen
wird.
Am 15.VII war ich mit kommandiert in Spandau
Karabiner zu holen. Wir kamen dort in die Waffenfabriken,
welche in voller Arbeit waren. Viele Frauen und Mädel -
Granatendreherinnen- arbeiteten da. Mit den Waffen
ging es nach Berlin, Chausseestrasse zur Maikäfer-Garde
Fuselier-Kaserne.
1 Monat schon war ich aus Bremen weg, und immer
noch ohne Urlaub, bei einer zweiten Untersuchung wurde ich
g.v. bis auf Weiteres befunden - und erhielt gleich darauf
S. 137
einen sogenannten Druckposten, indem ich Gehilfe des Bademeisters
wurde. Nur mit Stohhut und Badehose bekleidet tobte ich da
am Strande umher. Ich hatte lediglich aufzupassen, dass von dem
Badezeug nichts gestohlen wurde, ansonsten lag ich am Strande,
tummelte selbst im Wasser, oder gondelte auf dem See. Dieser
See ist fast das idellischste Plätzchen von Pätz und seiner Umgebung.
Die grosse spiegelblanke Fläche war stellenweise am Rande mit
Schilf bewachsen, und von den Märkischen Kiefern eingerahmt
gerade über sah man die Häuser von Gross Basten leuchten,
hin und wieder einen Eisenbahnzug nach Berlin fahren,
oder von dort kommend nach Richtung Cottbus- und
weiter nach Görlitz fahren, o, dann gingen die Gedanken
mit. Der Bademeister Posten war jedenfalls der
gesündeste Aufenthalt, vielleicht wäre aber auch dieser auf die
Dauer langweilig geworden, wenn mich nicht ein zeitiges
Geschick davor bewahrt hätte. [18.VIII.1917] Schon am dritten
Vormittag wurde ich plötzlich geholt, ich eilte schon in Freuden
meinen Urlaubsschein empfangen zu können, als ich erfuhr
dass ich mit noch 9 Anderen in einer Stunde nach
Reinickendorf bei Berlin in Marsch gesetzt wurde.
Alle Hoffnungen zum Teufel packte ich meine Sachen
und musste noch feststellen, dass nur gerade heute morgen
meine hohen Stiefel fehlten, sicher waren sie mir gestohlen
worden. Ich hatte es ja augenblick, da ich allein im Quartier
in der Hand mir ein Paar andere einzupacken. Aber
warum, es konnten allerlei Unannehmlichkeiten dabei
herauskommen, hatte ich auch schon den 2ten Helm, Nr 1 war
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S. 136
ich auf, zur Strafe schmerzten mir alle Glieder. In dem
Wachtlokal hatten wir Arrestanten, die wegen allerlei Vergehen
eingebuchtet waren, 2 sogar harrten ihrer Aberteilung als
Deserteure, der Eine war aus einer Tropenformation in
Konstantinopel desertiert, bis nach Berlin gekommen und
nach 4 Monaten aufgefunden werden.
An und für sich war die Stimmung gut, nur der
geistötende Arbeitsdienst bekam den Gemütern nicht. Der grösste
Teil der Leute mit denen ich zusammen kam wünschte sich
wieder an die Front, diejenigen welche schon
Dienstuntauglich waren, so schnell wie möglich entlassen zu werden, freilich waren
Einzelne darunter, welche keinen Mut mehr besassen
und allerlei anstellten um g.v. zu bleiben.
Die 2. Ersatz M.G.K stellte auch die Trupenformationen
von Gardekorps auf, und viele Mannschaften und Unteroffiziere
besassen bereits den schmucken Stern des türkischen
"Eisernen Halbmondes, welcher auf der rechten Brust getragen
wird.
Am 15.VII war ich mit kommandiert in Spemdau
Karabiner zu holen. Wir kamen dort in die Waffenfabriken,
welche in voller Arbeit waren. Viele Frauen und Mädel -
Granatendreherinnen- arbeiteten da. Mit den Waffen
ging es nach Berlin, Chausseestrasse zur Maikäfer-Garde
Fuselier-Kaserne.
1 Monat schon war ich aus Bremen weg, und immer
noch ohne Urlaub, bei einer zweiten Untersuchung wurde ich
g.v. bis auf Weiteres befunden - und erhielt gleich darauf
S. 137
einen sogenannten Druckposten, indem ich Gehilfe des Bademeisters
wurde. Nur mit Stohhut und Badehose bekleidet tobte ich da
am Strande umher. Ich hatte lediglich aufzupassen, dass von dem
Badezeug nichts gestohlen wurde, ansonsten lag ich am Strande,
tummelte selbst im Wasser, oder gondelte auf dem See. Dieser
See ist fast das idellischste Plätzchen von Patz und seiner Umgebung.
Die grosse Spiegelblanke Fläche war stellenweise am Rande mit
Schelf bewachsen, und von den Märkischen Kiefern eingerahmt
gerade über sah man die Häuser von Gross Basten leuchten,
hin und wieder einen Eisenbahnzug nach Berlin fahren,
oder von dort kommend nach Richtung Cottbus- und
weiter nach Görlitz fahren, o, dann gingen die Gedanken
mit. Der Bademeister Posten war jedenfalls der
gesundeste Aufenthalt, vielleicht wäre aber auch dieser au die
Dauer langweilig geworden, wenn mich nicht ein zeitiges
Geschick davor bewahrt hätte. [18.VIII.1917] Schon am dritten
Vormittag wurde ich plötzlich geholt, ich eilte schon in Freuden
meinen Urlaubsschein empfangen zu können, als ich erfuhr
dass ich mit noch 9 Anderen in einer Stunde nach
Reinickendorf bei Berlin in Marsch gesetzt wurde.
Alle Hoffnungen zum Teufel packte ich meine Sachen
und musste noch feststellen, dass nur gerade heute morgen
meine hohen Stiefel fehlten, sicher waren sie nur gestohlen
worden. Ich hatte es ja angeblich, da ich alleine in Quartier
in der Hand nur ein Paar andere einzupacken. Aber
warum, es konnten allerlei Unannehmlichkeiten dabei
herauskommen, hatte ich auch schon den 2ten Helm, Nr 1 war
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S. 136
ich auf, zur Strafe schmerzten mir alle Glieder. In dem
Wachtlokal hatten wir Arrestanten, die wegen allerlei Vergehen
eingebuchtet waren, 2 sogar harrten ihrer Aberteilung als
Deserteure, der Eine war aus einer Tropenformation in
Konstantinopel desertiert, bis nach Berlin gekommen und
nach 4 Monaten aufgefunden werden.
An und für sich war die Stimmung gut, nur der
geistötende Arbeitsdienst bekam den Gemütern nicht. Der grösste
Teil der Leute mit denen ich zusammen kam wünschte sich
wieder an die Front, diejenigen welche schon
Dienstuntauglich waren, so schnell wie möglich entlassen zu werden, freilich waren
Einzelne darunter, welche keinen Mut mehr besassen
und allerlei anstellten um g.v. zu bleiben.
Die 2. Ersatz M.G.K stellte auch die Trupenformationen
von Gardekorps auf, und viele Mannschaften und Unteroffiziere
besassen bereits den schmucken Stern des türkischen
"Eisernen Halbmondes, welcher auf der rechten Brust getragen
wird.
Am 15.VII war ich mit kommandiert in Spemdau
Karabiner zu holen. Wir kamen dort in die Waffenfabriken,
welche in voller Arbeit waren. Viele Frauen und Mädel -
Granatendreherinnen-arbeiteten da. Mit den Waffen
ging es nach Berlin, Chausseestrasse zur Maikäfer-Garde
Fusselier-Kaserne.
1 Monat schon war ich aus Bremen weg, und immer
noch ohne Urlaub, bei einer zweiten Untersuchung wurde ich
g.v. bis auf Weiteres befunden - und erhielt gleich darauf
S. 137
einen sogenannten Druckposten, indem ich Gehilfe des Bademeisters
wurde. Nur mit Stohhut und Badehose bekleidet tobte ich da
am Strande umher. Ich hatte lediglich aufzupassen, dass von dem
Badezeug nichts gestohlen wurde, ansonsten lag ich am Strande,
tummelte selbst im Wasser, oder gondelte auf dem See. Dieser
See ist fast das idellischste Plätzchen von Patz und seiner Umgebung.
Die grosse Spiegelblanke Fläche war stellenweise am Rande mit
Schelft bewachsen, und von den Märkischen Kiefern eingerahmt
gerade über sah einen die Häuser von Gross Basten leuchten,
hin und wieder einen Eisenbahnzug nach Berlin fahren,
oder von dort kommend nach Richtung Cottbus- und
weiter nach Görlitz fahren, o, dann gingen die Gedanken
mit. Der Bademeister Posten war jedenfalls der
gesundeste Aufenthalt, vielleicht wäre aber auch dieser au die
Dauer langweilig geworden, wenn mich nicht ein zeitiges
Geschick davor bewahrt hätte. [18.VIII.1917] Schon am dritten
Vormittag wurde ich plötzlich geholt, ich eilte schon in Freuden
meinen Urlaubsschein empfangen zu können, als ich erfuhr
dass ich mit noch 9 Anderen in einer Stunde nach
Reinickendorf bei Berlin in Marsch gesetzt wurde.
Alle Hoffnungen zum Teufel packte ich meine Sachen
und musste noch feststellen, dass nur gerade heute morgen
meine hohen Stiefel fehlten, sicher waren sie nur gestohlen
worden. Ich hatte es ja angeblich, da ich alleine in Quartier
in der Hand nur ein Paar andere einzupacken. Aber
warum, es konnten allerlei Unannehmlichkeiten dabei
herauskommen, hatte ich auch schon den 2ten Helm, Nr 1 war
-
S. 136
ich auf, zur Strafe schmerzten mir alle Glieder. In dem
Wachtlokal hatten wir Arrestanten, die wegen allerlei Vergehen
eingebuchtet waren, 2 sogar harrten ihrer Aberteilung als
Deserteure, der Eine war aus einer Tropenformation in
Konstantinopel desertiert, bis nach Berlin gekommen und
nach 4 Monaten aufgefunden werden.
An und für sich war die Stimmung gut, nur der
geistötende Arbeitsdienst bekam den Gemütern nicht. Der grösste
Teil der Leute mit denen ich zusammen kam wünschte sich
wieder an die Front, diejenigen welche schon
Dienstuntauglich waren, so schnell wie möglich entlassen zu werden, freilich waren
Einzelne darunter, welche keinen Mut mehr besassen
und allerlei anstellten um g.v. zu bleiben.
Die 2. Ersatz M.G.K stellte auch die Trupenformationen
von Gardekorps auf, und viele Mannschaften und Unteroffiziere
besassen bereits den schmucken Stern des türkischen
"Eisernen Halbmondes, welcher auf der rechten Brust getragen
wird.
Am 15.VII war ich mit kommandiert in Spemdau
Karaliner zu holen. Wir kamen dort in die Waffenfabriken,
welche in voller Arbeit waren. Viele Frauen und Mädel -
Granatendreherinnen-arbeiteten da. Mit den Waffen
ging es nach Berlin, Chausseestrasse zur Maikäfer-Garde
Fusselier-Kaserne.
1 Monat schon war ich aus Bremen weg, und immer
noch ohne Urlaub, bei einer zweiten Untersuchung wurde ich
g.v. bis auf Weiteres befunden - und erhielt gleich darauf
S. 137
einen sogenannten Druckposten, indem ich Gehilfe des Bademeisters
wurde. Nur mit Stohhut und Badehose bekleidet tobte ich da
am Strande umher. Ich hatte lediglich aufzupassen, dass von dem
Badezeug nichts gestohlen wurde, ansonsten lag ich am Strande,
tummelte selbst im Wasser, oder gondelte auf dem See. Dieser
See ist fast das idellischste Plätzchen von Patz und seiner Umgebung.
Die grosse Spiegelblanke Fläche war stellenweise am Rande mit
Schelft bewachsen, und von den Märkischen Kiefern eingerahmt
gerade über sah einen die Häuser von Gross Basten leuchten,
hin und wieder einen Eisenbahnzug nach Berlin fahren,
oder von dort kommend nach Richtung Cottbus- und
weiter nach Görlitz fahren, o, dann gingen die Gedanken
mit. Der Bademeister Posten war jedenfalls der
gesundeste Aufenthalt, vielleicht wäre aber auch dieser au die
Dauer langweilig geworden, wenn mich nicht ein zeitiges
Geschick davor bewahrt hätte. [18.VIII.1917] Schon am dritten
Vormittag wurde ich plötzlich geholt, ich eilte schon in Freuden
meinen Urlaubsschein empfangen zu können, als ich erfuhr
dass ich mit noch 9 Anderen in einer Stunde nach
Reinickendorf bei Berlin in Marsch gesetzt wurde.
Alle Hoffnungen zum Teufel packte ich meine Sachen
und musste noch feststellen, dass nur gerade heute morgen
meine hohen Stiefel fehlten, sicher waren sie nur gestohlen
worden. Ich hatte es ja angeblich, da ich alleine in Quartier
in der Hand nur ein Paar andere einzupacken. Aber
warum, es konnten allerlei Unannehmlichkeiten dabei
herauskommen, hatte ich auch schon den 2ten Helm, Nr 1 war
-
S. 136
ich auf, zur Strafe schmerzten mir alle Glieder. In dem
Wachtlokal hatten wir Arrestanten, die wegen allerlei Vergehen
eingebuchtet waren, 2 sogar harrten ihrer Aberteilung als
Deserteure, der Eine war aus einer Tropenformation in
Konstantinopel desertiert, bis nach Berlin gekommen und
nach 4 Monaten aufgefunden werden.
An und für sich war die Stimmung gut, nur der
geistötende Arbeitsdienst bekam den Gemütern nicht. Der grösste
Teil der Leute mit denen ich zusammen kam wünschte sich
wieder an die Front, diejenigen welche schon
Dienstuntauglich waren, so schnell wie möglich entlassen zu werden, freilich waren
Einzelne darunter, welche keinen Mut mehr besassen
und allerlei anstellten um g.v. zu bleiben.
Die 2. Ersatz M.G.K stellte auch die Trupenformationen
von Gardekorps auf, und viele Mannschaften und Unteroffiziere
besassen bereits den schmucken Stern des türkischen
"Eisernen Halbmondes, welcher auf der rechten Brust getragen
wird.
Am 15.VII war ich mit kommandiert in Spendern
Karaliner zu holen. Wir kamen dort in die Waffenfabriken,
welche in voller Arbeit waren. Viele Frauen und Mädel -
Granatendreherinnen-arbeiteten da. Mit den Waffen
ging es nach Berlin, Chausseestrasse zur Maikäfer-Garde
Fusselier-Kaserne.
1 Monat schon war ich aus Bremen weg, und immer
noch ohne Urlaub, bei einer zweiten Untersuchung wurde ich
g.v. bis auf Weiteres befunden - und erhielt gleich darauf
S. 137
einen sogenannten Druckposten, indem ich Gehilfe des Bademeisters
wurde. Nur mit Stohhut und Badehose bekleidet tobte ich da
am Strande umher. Ich hatte lediglich aufzupassen, dass von dem
Badezeug nichts gestohlen wurde, ansonsten lag ich am Strande,
tummelte selbst im Wasser, oder gondelte auf dem See. Dieser
See ist fast das idellischste Plätzchen von Patz und seiner Umgebung.
Die grosse Spiegelblanke Fläche war stellenweise am Rande mit
Schelft bewachsen, und von den Märkischen Kiefern eingerahmt
gerade über sah einen die Häuser von Gross Basten leuchten,
hin und wieder einen Eisenbahnzug nach Berlin fahren,
oder von dort kommend nach Richtung Cottbus- und
weiter nach Görlitz fahren, o, dann gingen die Gedanken
mit. Der Bademeister Posten war jedenfalls der
gesundeste Aufenthalt, vielleicht wäre aber auch dieser au die
Dauer langweilig geworden, wenn mich nicht ein zeitiges
Geschick davor bewahrt hätte. [18.VIII.1917] Schon am dritten
Vormittag wurde ich plötzlich geholt, ich eilte schon in Freuden
meinen Urlaubsschein empfangen zu können, als ich erfuhr
dass ich mit noch 9 Anderen in einer Stunde nach
Reinickendorf bei Berlin in Marsch gesetzt wurde.
Alle Hoffnungen zum Teufel packte ich meine Sachen
und musste noch feststellen, dass nur gerade heute morgen
meine hohen Stiefel fehlten, sicher waren sie nur gestohlen
worden. Ich hatte es ja angeblich, da ich alleine in Quartier
in der Hand nur ein Paar andere einzupacken. Aber
warum, es konnten allerlei Unannehmlichkeiten dabei
herauskommen, hatte ich auch schon den 2ten Helm, Nr 1 war
-
S. 136
ich auf, zur Strafe schmerzten mir alle Glieder. In dem
Wachtlokal hatten wir Arrestanten, die wegen allerlei Vergehen
eingebuchtet waren, 2 sogar harrten ihrer Aberteilung als
Deserteure, der Eine war aus einer Tropenformation in
Konstantinopel desertiert, bis nach Berlin gekommen und
nach 4 Monaten aufgefunden werden.
An und für sich war die Stimmung gut, nur der
geistötende Arbeitsdienst bekam den Gemütern nicht. Der grösste
Teil der Leute mit denen ich zusammen kam wünschte sich
wieder an die Front, diejenigen welche schon
Dienstuntauglich waren, so schnell wie möglich entlassen zu werden, freilich waren
Einzelne darunter, welche keinen Mut mehr besassen
und allerlei anstellten um g.v. zu bleiben.
Die 2. Ersatz M-G-K stellte auch die Trupenformationen
von Gardekorps auf, und viele Mannschaften und Unteroffiziere
besassen bereits den schmucken Stern des türfrischen
"Eisernen Halbmondes, welcher auf der rechten Brust getragen
wird.
Am 15.VII war ich mit kommandiert in Spendern
Karaliner zu holen. Wir kamen dort in die Waffenfabriken,
welche in voller Arbeit waren. Viele Frauen und Mädel -
Granatendreherinnen-arbeiteten da. Mit den Waffen
ging es nach Berlin, Chausseestrasse zur Maikäfer-Garde
Fusselier-Kaserne.
1 Monat schon war ich aus Bremen weg, und immer
noch ohne Urlaub, bei einer zweiten Untersuchung wurde ich
g.v. bis auf Weiteres befunden - und erhielt gleich darauf
S. 137
einen sogenannten Druckposten, indem ich Gehilfe des Bademeisters
wurde. Nur mit Stohhut und Badehose bekleidet tobte ich da
am Strande umher. Ich hatte lediglich aufzupassen, dass von dem
Badezeug nichts gestohlen wurde, ansonsten lag ich am Strande,
tummelte selbst im Wasser, oder gondelte auf dem See. Dieser
See ist fast das idellischste Plätzchen von Patz und seiner Umgebung.
Die grosse Spiegelblanke Fläche war stellenweise am Rande mit
Schelft bewachsen, und von den Märkischen Kiefern eingerahmt
gerade über sah einen die Häuser von Gross Basten leuchten,
hin und wieder einen Eisenbahnzug nach Berlin fahren,
oder von dort kommend nach Richtung Cottbus- und
weiter nach Görlitz fahren, o, dann gingen die Gedanken
mit. Der Bademeister Posten war jedenfalls der
gesundeste Aufenthalt, vielleicht wäre aber auch dieser au die
Dauer langweilig geworden, wenn mich nicht ein zeitiges
Geschick davor bewahrt hätte. [18.VIII.1917] Schon am dritten
Vormittag wurde ich plötzlich geholt, ich eilte schon in Freuden
meinen Urlaubsschein empfangen zu können, als ich erfuhr
dass ich mit noch 9 Anderen in einer Stunde nach
Reinickendorf bei Berlin in Marsch gesetzt wurde.
Alle Hoffnungen zum Teufel packte ich meine Sachen
und musste noch feststellen, dass nur gerade heute morgen
meine hohen Stiefel fehlten, sicher waren sie nur gestohlen
worden. Ich hatte es ja angeblich, da ich alleine in Quartier
in der Hand nur ein Paar andere einzupacken. Aber
warum, es konnten allerlei Unannehmlichkeiten dabei
herauskommen, hatte ich auch schon den 2ten Helm, Nr 1 war
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ich auf, zur Strafe schmerzten mir alle Glieder. IN dem
Wachtlokal hatten wir Arrestanten, die wegen allerlei Vergehen
eingebuchtet waren, 2 sogar harrten ihrer Aberteilung als
Deserteure, der Eine war aus einer Tropenformation in
Konstantionsgut desertiert, bis nach Berlin gekommen und
nach 4 Monaten aufgefunden werden.
An und für sich war die Stimmung gut, nur der
geistötende Arbeitsdienst bekam den Gemütern nicht. Der grösste
Teil der Leute mit denen ich zusammen kam wünschte sich
wieder an die Front, diejenigen welche schon
Dienstuntauglich waren, so schnell wie möglich entlassen zu werden, freilich waren
Einzelne darunter, welche keinen Mut mehr besassen
und allerlei anstellten um g.v. zu bleiben.
Die 2. Ersatz M-G-K stellte auch die Trupenformationen
von Gardekorps auf, und viele Mannschaften und Unteroffiziere
besassen bereits den schmucken Stern des türfrischen
"Eisernen Halbmondes, welcher auf der rechten Brust getragen
wird.
Am 15.VII war ich mit kommandiert in Spendern
Karaliner zu holen. Wir kamen dort in die Waffenfabriken,
welche in voller Arbeit waren. Viele Frauen und Mädel -
Granatendreherinnen-arbeiteten da. Mit den Waffen
ging es nach Berlin, Chausseestrasse zur Maikäfer-Garde
Fusselier-Kaserne.
1 Monat schon war ich aus Bremen weg, und immer
noch ohne Urlaub, bei einer zweiten Untersuchung wurde ich
g.v. bis auf Weiteres befunden - und erhielt gleich darauf
S. 137
einen sogenannten Druckposten, indem ich Gehilfe des Bademeisters
wurde. Nur mit Stohhut und Badehose bekleidet tobte ich da
am Strande umher. Ich hatte lediglich aufzupassen, dass von dem
Badezeug nichts gestohlen wurde, ansonsten lag ich am Strande,
tummelte selbst im Wasser, oder gondelte auf dem See. Dieser
See ist fast das idellischste Plätzchen von Patz und seiner Umgebung.
Die grosse Spiegelblanke Fläche war stellenweise am Rande mit
Schelft bewachsen, und von den Märkischen Kiefern eingerahmt
gerade über sah einen die Häuser von Gross Basten leuchten,
hin und wieder einen Eisenbahnzug nach Berlin fahren,
oder von dort kommend nach Richtung Cottbus- und
weiter nach Görlitz fahren, o, dann gingen die Gedanken
mit. Der Bademeister Posten war jedenfalls der
gesundeste Aufenthalt, vielleicht wäre aber auch dieser au die
Dauer langweilig geworden, wenn mich nicht ein zeitiges
Geschick davor bewahrt hätte. [18.VIII.1917] Schon am dritten
Vormittag wurde ich plötzlich geholt, ich eilte schon in Freuden
meinen Urlaubsschein empfangen zu können, als ich erfuhr
dass ich mit noch 9 Anderen in einer Stunde nach
Reinickendorf bei Berlin in Marsch gesetzt wurde.
Alle Hoffnungen zum Teufel packte ich meine Sachen
und musste noch feststellen, dass nur gerade heute morgen
meine hohen Stiefel fehlten, sicher waren sie nur gestohlen
worden. Ich hatte es ja angeblich, da ich alleine in Quartier
in der Hand nur ein Paar andere einzupacken. Aber
warum, es konnten allerlei Unannehmlichkeiten dabei
herauskommen, hatte ich auch schon den 2ten Helm, Nr 1 war
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S. 136
ich auf, zur Strafe schmerzten mir alle Glieder. IN dem
Wachtlokal hatten wir Arrestanten, die wegen allerlei Vergehen
eingebuchtet waren, 2 sogar harrten ihrer Aberteilung als
Deserteure, der Eine war aus einer Tropenformation in
Konstantionsgut desertiert, bis nach Berlin gekommen und
nach 4 Monaten aufgefunden werden.
An und für sich war die Stimmung gut, nur der
geistötende Arbeitsdienst bekam den Gemütern nicht. Der grösste
Teil der Leute mit denen ich zusammen kam wünschte sich
wieder an die Front, diejenigen welche schon
Dienstuntauglich waren, so schnell wie möglich entlassen zu werden, freilich waren
Einzelne darunter, welche keinen Mut mehr besassen
und allerlei anstellten um g.v. zu bleiben.
Die 2. Ersatz M-G-K stellte auch die Trupenformationen
von Gardekorps auf, und viele Mannschaften und Unteroffiziere
besassen bereits den schmucken Stern des türfrischen
"Eisernen Halbmondes, welcher auf der rechten Brust getragen
wird.
Am 15.VII war ich mit kommandiert in Spendern
Karaliner zu holen. Wir kamen dort in die Waffenfabriken,
welche in voller Arbeit waren. Viele Frauen und Mädel -
Granatendreherinnen-arbeiteten da. Mit den Waffen
ging es nach Berlin, Chausseestrasse zur Maikäfer-Garde
Fusselier-Kaserne.
1 Monat schon war ich aus Bremen weg, und immer
noch ohne Urlaub, bei einer zweiten Untersuchung wurde ich
g.v. bis auf Weiteres befunden - und erhielt gleich darauf
S. 137
Description
Save description- 52.5351876||13.2002964||
Spandau
- 52.2347511||13.6544258||
Pätzer See
- 50.2912494||2.7777485000000297||||1
Schlacht von Arras
Location(s)
Story location Schlacht von Arras
Document location Spandau
-
Additional document location Pätzer See
- ID
- 15872 / 168923
- Contributor
- Heike Knothe
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- Western Front
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- Propaganda
- Tanks and Armoured Fighting Vehicles
- Trench Life
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