Kriegstagebuch von Hans-Joachim Röhr aus Görlitz - Band 2, item 70

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[Über S. 100  gelegt eine Seite, S. 244, einer Zeitung]


Wolf Meyer-Christian/ Die Schlacht der hundert Tage


mehr. Sie blieben einfach liegen. Irgendeines

Tages bemerkte man das im englischen

Hauptquartier und stellte das Material ab, so wie

man einen Gashahn abdreht.

   Es ist auch nicht möglich, eine genaue Bilanz

dieses Dritteljahres zu ziehen. Den Engländern

hat sie einschließlich der Kranken fast eine halbe

Million Verluste gebracht, aber keinen Erfolg.

Die deutsche Heeresleitung durfte von einem

Abwehrsieg sprechen, und doch geht dieser

Begriff weit an der Wirklichkeit vorbei. Denn

was Deutschland für diesen Sieg eingesetzt und

verloren hatte, war die kämpferische Elite des

Frontheeres gewesen. Dazu kam die seelische

Wirkung der Zermürbung. Daß aber diese

Schlacht weder auf das Volk noch auf Führung

oder Truppe die Wirkung einer Panik oder gar

der inneren Auflösung hatte, ist vielleicht eins

der größten Wunder dieses Krieges.


Als deutscher Abwehrsieg ist die Flandernschlacht

in die Kriegsgeschichte eingegangen.

Dennoch würde der Leser ein schiefes Bild erhalten,

wollte man es bei diesem Urteil bewenden lassen.

Denn der Entschluß zur Flandernschlacht war

weniger strategischen als vielmehr unmittelbar

politischen Erwägungen entsprungen. Eine

Gesamtbewertung dieser Schlacht hat sich daher

auch auf die politische Ebene zu erstrecken. Und

damit ändert sich das Bild zugunsten Englands.

   Es war wohl die kritischste Stunde im

Weltkriege, als England den Entschluß faßte, die

Flandernschlacht zu schlagen. Zum erstenmal in

seiner Geschichte entschloß sich London, einen

Koalitionskrieg durch den Einsatz eigenen Blutes

auf dem entscheidenden Kriegsschauplatz zum

siegreichen Ende zu bringen, indem es die Hauptlast

des Kampfes auf sich nahm und seinen

Verbündeten eine Atempause gönnte. Der deutsche

Rückzug in die Siegfriedstellung nach der

Sommeschlacht hatte die Frühjahrsangriffe der

Franzosen im Jahre 1917 in die schwerste

Niederlage verwandelt, die sie in diesem Kriege

erlitten hatten. Die französische Armee meuterte.

Der als neue Hoffnung begrüßte Generalissimus

Nivelle hatte ebenso schnell verschwinden müssen

wie er gekommen war. Die Armee war auf

längere Zeit nicht zu gebrauchen. Italien

erwartete zitternd den nächsten Schlag. Rumänien

war gegen alle Erwartungen überrant worden.

In Rußland hatte die Revolution ihr Haupt

erhoben, die Truppen der deutschen Ostfront

konnten stündlich frei werden und an der

Westfront auftauchen. Die Amerikaner, seit dem

Frühjahr im Kriege mit Deutschland, hatten

zwar mit ihren Transporten begonnen, aber es

mußten noch Monate verstreichen, bis ihre

kriegsungewohnten Soldaten in einer modernen

Schlacht würden eingesetzt werden können. Der

englische Seelord Jellicoe hatte kategorisch

erklärt, daß die U-Boote England auf die Knie

zwingen würden, wenn man die deutschen

U-Boot-Häfen bei Ostende nicht schleunigst

wegnehmen könnte. Durch keine Krise erschüttert,

voller Vertrauen auf die neue Führung

Hindenburgs und Ludendorffs, unterstützt durch eine

endlich auf die Höhe gebrachte Kriegsindustrie

stand dem gegenüber das deutsche Westheer.

   In dieser Stunde, da in sämtlichen alliierten

Hauptstädten Panik und Verzweiflung

herrschten, faßte England in richtiger Würdigung der

Lage den Entschluß, den Schwerpunkt  des

Kampfes auf sich zu nehmen, um das deutsche Heer

solange durch eigne Angriffe zu binden und von

Angriffen auf die Verbündeten abzuhalten, bis

diese sich erholt hätten und die amerikanischen

Truppen zum kriegsentscheidenden Einsatz

herangezogen werden könnten.

   Betrachtet man die Flandernschlacht unter

diesem Gesichtspunkt, so wird man zugeben

müssen, daß der militärische Mißerfolg der

Engländer an Gewicht verliert. Denn was sie

wollten, haben sie auch erreicht: Die Fesselung des

deutschen Heeres.

   Daß freilich diese Fesselung nicht auch zu der

erhofften Ausblutung und Zermürbung wurde,

daß die deutsche Führung im Frühjahr des

Jahres 1918 sogar noch selbst das Gesetz des

Handelns an sich reißen und zu den gewaltigsten

Schlägen des ganzen Krieges ausholen konnte -

das war weniger ein Fehler in der englischen

Rechnung als vielmehr ein unberechenbares

Zeugnis deutscher Kraft und deutschen

Heldentums, vor dem wir uns in Bewunderung neigen.



                             Die Toten

                          Ein Denkstein


In diese Gasse mußten wir hinein,

Von Sturm und Atem plötzlich abgekehrt.

Wo brannte doch der Schmerz, wo schlug er ein?

Nun ists vorbei, nun sind wir unversehrt.


Wir hörens nicht mehr, wie ihr weiter stürmt,

Das Lärmen und die Stille rührt uns nicht.

Wir sehens nicht mehr, wie ihr Siege türmt,

Der Flor vor unsern Augen ist zu dicht.


War es von heiliger Zukunft nicht ein Wort,

Das uns voranflog in den Rauch der Schlacht?

Das rauscht nun hin, das glänzt und wurzelt dort. -

Wir liegen hier und lächeln in die Nacht.


Georg Stammler


S. 101

Foto 1

Sprengtrichter bei St. Eloi im Wytschaete Bogen.

       Am 7.VI.1917 morgens 3.30 sprengten die Engländer die

Stellungen der Bayrischen Division, es entstanden 7 solche

Trichter, welche von ihnen besetzt wurden, diese Sprengungen

bildeten den Auftakt der Flandernschlacht. Aufgenommen 1918

nach der Wiedereroberung.

Wolf Meyer-Christian/ Die Schlacht der hundert Tage


mehr. Sie blieben einfach liegen. Irgendeines

Tages bemerkte man das im englischen

Hauptquartier und stellte das Material ab, so wie

man einen Gashahn abdreht.

   Es ist auch nicht möglich, eine genaue Bilanz

dieses Dritteljahres zu ziehen. Den Engländern

hat sie einschließlich der Kranken fast eine halbe

Million Verluste gebracht, aber keinen Erfolg.

Die deutsche Heeresleitung durfte von einem

Abwehrsieg sprechen, und doch geht dieser

Begriff weit an der Wirklichkeit vorbei. Denn

was Deutschland für diesen Sieg eingesetzt und

verloren hatte, war die kämpferische Elite des

Frontheeres gewesen. Dazu kam die seelische

Wirkung der Zermürbung. Daß aber diese

Schlacht weder auf das Volk noch auf Führung

oder Truppe die Wirkung einer Panik oder gar

der inneren Auflösung hatte, ist vielleicht eins

der größten Wunder dieses Krieges.


Als deutscher Abwehrsieg ist die Flandernschlacht

in die Kriegsgeschichte eingegangen.

Dennoch würde der Leser ein schiefes Bild erhalten,

wollte man es bei diesem Urteil bewenden lassen.

Denn der Entschluß zur Flandernschlacht war

weniger strategischen als vielmehr unmittelbar

politischen Erwägungen entsprungen. Eine

Gesamtbewertung dieser Schlacht hat sich daher

auch auf die politische Ebene zu erstrecken. Und

damit ändert sich das Bild zugunsten Englands.

   Es war wohl die kritischste Stunde im

Weltkriege, als England den Entschluß faßte, die

Flandernschlacht zu schlagen. Zum erstenmal in

seiner Geschichte entschloß sich London, einen

Koalitionskrieg durch den Einsatz eigenen Blutes

auf dem entscheidenden Kriegsschauplatz zum

siegreichen Ende zu bringen, indem es die Hauptlast

des Kampfes auf sich nahm und seinen

Verbündeten eine Atempause gönnte. Der deutsche

Rückzug in die Siegfriedstellung nach der

Sommeschlacht hatte die Frühjahrsangriffe der

Franzosen im Jahre 1917 in die schwerste

Niederlage verwandelt, die sie in diesem Kriege

erlitten hatten. Die französische Armee meuterte.

Der als neue Hoffnung begrüßte Generalissimus

Nivelle hatte ebenso schnell verschwinden müssen

wie er gekommen war. Die Armee war auf

längere Zeit nicht zu gebrauchen. Italien

erwartete zitternd den nächsten Schlag. Rumänien

war gegen alle Erwartungen überrant worden.

In Rußland hatte die Revolution ihr Haupt

erhoben, die Truppen der deutschen Ostfront

konnten stündlich frei werden und an der

Westfront auftauchen. Die Amerikaner, seit dem

Frühjahr im Kriege mit Deutschland, hatten

zwar mit ihren Transporten begonnen, aber es

mußten noch Monate verstreichen, bis ihre

kriegsungewohnten Soldaten in einer modernen

Schlacht würden eingesetzt werden können. Der

englische Seelord Jellicoe hatte kategorisch

erklärt, daß die U-Boote England auf die Knie

zwingen würden, wenn man die deutschen

U-Boot-Häfen bei Ostende nicht schleunigst

wegnehmen könnte. Durch keine Krise erschüttert,

voller Vertrauen auf die neue Führung

Hindenburgs und Ludendorffs, unterstützt durch eine

endlich auf die Höhe gebrachte Kriegsindustrie

stand dem gegenüber das deutsche Westheer.

   In dieser Stunde, da in sämtlichen alliierten

Hauptstädten Panik und Verzweiflung

herrschten, faßte England in richtiger Würdigung der

Lage den Entschluß, den Schwerpunkt  des

Kampfes auf sich zu nehmen, um das deutsche Heer

solange durch eigne Angriffe zu binden und von

Angriffen auf die Verbündeten abzuhalten, bis

diese sich erholt hätten und die amerikanischen

Truppen zum kriegsentscheidenden Einsatz

herangezogen werden könnten.

   Betrachtet man die Flandernschlacht unter

diesem Gesichtspunkt, so wird man zugeben

müssen, daß der militärische Mißerfolg der

Engländer an Gewicht verliert. Denn was sie

wollten, haben sie auch erreicht: Die Fesselung des

deutschen Heeres.

   Daß freilich diese Fesselung nicht auch zu der

erhofften Ausblutung und Zermürbung wurde,

daß die deutsche Führung im Frühjahr des

Jahres 1918 sogar noch selbst das Gesetz des

Handelns an sich reißen und zu den gewaltigsten

Schlägen des ganzen Krieges ausholen konnte -

das war weniger ein Fehler in der englischen

Rechnung als vielmehr ein unberechenbares

Zeugnis deutscher Kraft und deutschen

Heldentums, vor dem wir uns in Bewunderung neigen.



                             Die Toten

                          Ein Denkstein


In diese Gasse mußten wir hinein,

Von Sturm und Atem plötzlich abgekehrt.

Wo brannte doch der Schmerz, wo schlug er ein?

Nun ists vorbei, nun sind wir unversehrt.


Wir hörens nicht mehr, wie ihr weiter stürmt,

Das Lärmen und die Stille rührt uns nicht.

Wir sehens nicht mehr, wie ihr Siege türmt,

Der Flor vor unsern Augen ist zu dicht.


War es von heiliger Zukunft nicht ein Wort,

Das uns voranflog in den Rauch der Schlacht?

Das rauscht nun hin, das glänzt und wurzelt dort. -

Wir liegen hier und lächeln in die Nacht.


Georg Stammler


S. 101

Foto 1

Sprengtrichter bei St. Eloi im Wytschaete Bogen.

       Am 7.VI.1917 morgens 3.30 sprengten die Engländer die

Stellungen der Bayrischen Division, es entstanden 7 solche

Trichter, welche von ihnen besetzt wurden, diese Sprengungen

bildeten den Auftakt der Flandernschlacht. Aufgenommen 1918

nach der Wiedereroberung.

Foto 2

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Wolf Meyer-Christian/ Die Schlacht der hundert Tage


mehr. Sie blieben einfach liegen. Irgendeines

Tages bemerkte man das im englischen

Hauptquartier und stellte das Material ab, so wie

man einen Gashahn abdreht.

   Es ist auch nicht möglich, eine genaue Bilanz

dieses Dritteljahres zu ziehen. Den Engländern

hat sie einschließlich der Kranken fast eine halbe

Million Verluste gebracht, aber keinen Erfolg.

Die deutsche Heeresleitung durfte von einem

Abwehrsieg sprechen, und doch geht dieser

Begriff weit an der Wirklichkeit vorbei. Denn

was Deutschland für diesen Sieg eingesetzt und

verloren hatte, war die kämpferische Elite des

Frontheeres gewesen. Dazu kam die seelische

Wirkung der Zermürbung. Daß aber diese

Schlacht weder auf das Volk noch auf Führung

oder Truppe die Wirkung einer Panik oder gar

der inneren Auflösung hatte, ist vielleicht eins

der größten Wunder dieses Krieges.


Als deutscher Abwehrsieg ist die Flandernschlacht

in die Kriegsgeschichte eingegangen.

Dennoch würde der Leser ein schiefes Bild erhalten,

wollte man es bei diesem Urteil bewenden lassen.

Denn der Entschluß zur Flandernschlacht war

weniger strategischen als vielmehr unmittelbar

politischen Erwägungen entsprungen. Eine

Gesamtbewertung dieser Schlacht hat sich daher

auch auf die politische Ebene zu erstrecken. Und

damit ändert sich das Bild zugunsten Englands.

   Es war wohl die kritischste Stunde im

Weltkriege, als England den Entschluß faßte, die

Flandernschlacht zu schlagen. Zum erstenmal in

seiner Geschichte entschloß sich London, einen

Koalitionskrieg durch den Einsatz eigenen Blutes

auf dem entscheidenden Kriegsschauplatz zum

siegreichen Ende zu bringen, indem es die Hauptlast

des Kampfes auf sich nahm und seinen

Verbündeten eine Atempause gönnte. Der deutsche

Rückzug in die Siegfriedstellung nach der

Sommeschlacht hatte die Frühjahrsangriffe der

Franzosen im Jahre 1917 in die schwerste

Niederlage verwandelt, die sie in diesem Kriege

erlitten hatten. Die französische Armee meuterte.

Der als neue Hoffnung begrüßte Generalissimus

Nivelle hatte ebenso schnell verschwinden müssen

wie er gekommen war. Die Armee war auf

längere Zeit nicht zu gebrauchen. Italien

erwartete zitternd den nächsten Schlag. Rumänien

war gegen alle Erwartungen überrant worden.

In Rußland hatte die Revolution ihr Haupt

erhoben, die Truppen der deutschen Ostfront

konnten stündlich frei werden und an der

Westfront auftauchen. Die Amerikaner, seit dem

Frühjahr im Kriege mit Deutschland, hatten

zwar mit ihren Transporten begonnen, aber es

mußten noch Monate verstreichen, bis ihre

kriegsungewohnten Soldaten in einer modernen

Schlacht würden eingesetzt werden können. Der

englische Seelord Jellicoe hatte kategorisch

erklärt, daß die U-Boote England auf die Knie

zwingen würden, wenn man die deutschen

U-Boot-Häfen bei Ostende nicht schleunigst

wegnehmen könnte. Durch keine Krise erschüttert,

voller Vertrauen auf die neue Führung

Hindenburgs und Ludendorffs, unterstützt durch eine

endlich auf die Höhe gebrachte Kriegsindustrie

stand dem gegenüber das deutsche Westheer.

   In dieser Stunde, da in sämtlichen alliierten

Hauptstädten Panik und Verzweiflung

herrschten, faßte England in richtiger Würdigung der

Lage den Entschluß, den Schwerpunkt  des

Kampfes auf sich zu nehmen, um das deutsche Heer

solange durch eigne Angriffe zu binden und von

Angriffen auf die Verbündeten abzuhalten, bis

diese sich erholt hätten und die amerikanischen

Truppen zum kriegsentscheidenden Einsatz

herangezogen werden könnten.

   Betrachtet man die Flandernschlacht unter

diesem Gesichtspunkt, so wird man zugeben

müssen, daß der militärische Mißerfolg der

Engländer an Gewicht verliert. Denn was sie

wollten, haben sie auch erreicht: Die Fesselung des

deutschen Heeres.

   Daß freilich diese Fesselung nicht auch zu der

erhofften Ausblutung und Zermürbung wurde,

daß die deutsche Führung im Frühjahr des

Jahres 1918 sogar noch selbst das Gesetz des

Handelns an sich reißen und zu den gewaltigsten

Schlägen des ganzen Krieges ausholen konnte -

das war weniger ein Fehler in der englischen

Rechnung als vielmehr ein unberechenbares

Zeugnis deutscher Kraft und deutschen

Heldentums, vor dem wir uns in Bewunderung neigen.



                             Die Toten

                          Ein Denkstein


In diese Gasse mußten wir hinein,

Von Sturm und Atem plötzlich abgekehrt.

Wo brannte doch der Schmerz, wo schlug er ein?

Nun ists vorbei, nun sind wir unversehrt.


Wir hörens nicht mehr, wie ihr weiter stürmt,

Das Lärmen und die Stille rührt uns nicht.

Wir sehens nicht mehr, wie ihr Siege türmt,

Der Flor vor unsern Augen ist zu dicht.


War es von heiliger Zukunft nicht ein Wort,

Das uns voranflog in den Rauch der Schlacht?

Das rauscht nun hin, das glänzt und wurzelt dort. -

Wir liegen hier und lächeln in die Nacht.


Georg Stammler


S. 101

Foto 1

Sprengtrichter bei St. Eloi im Wytschaete Bogen.

       Am 7.VI.1917 morgens 3.30 sprengten die Engländer die

Stellungen der Bayrischen Division, es entstanden 7 solche

Trichter, welche von ihnen besetzt wurden, diese Sprengungen

bildeten den Auftakt der Flandernschlacht. Aufgenommen 1918

nach der Wiedereroberung.

Wolf Meyer-Christian/ Die Schlacht der hundert Tage


mehr. Sie blieben einfach liegen. Irgendeines

Tages bemerkte man das im englischen

Hauptquartier und stellte das Material ab, so wie

man einen Gashahn abdreht.

   Es ist auch nicht möglich, eine genaue Bilanz

dieses Dritteljahres zu ziehen. Den Engländern

hat sie einschließlich der Kranken fast eine halbe

Million Verluste gebracht, aber keinen Erfolg.

Die deutsche Heeresleitung durfte von einem

Abwehrsieg sprechen, und doch geht dieser

Begriff weit an der Wirklichkeit vorbei. Denn

was Deutschland für diesen Sieg eingesetzt und

verloren hatte, war die kämpferische Elite des

Frontheeres gewesen. Dazu kam die seelische

Wirkung der Zermürbung. Daß aber diese

Schlacht weder auf das Volk noch auf Führung

oder Truppe die Wirkung einer Panik oder gar

der inneren Auflösung hatte, ist vielleicht eins

der größten Wunder dieses Krieges.


Als deutscher Abwehrsieg ist die Flandernschlacht

in die Kriegsgeschichte eingegangen.

Dennoch würde der Leser ein schiefes Bild erhalten,

wollte man es bei diesem Urteil bewenden lassen.

Denn der Entschluß zur Flandernschlacht war

weniger strategischen als vielmehr unmittelbar

politischen Erwägungen entsprungen. Eine

Gesamtbewertung dieser Schlacht hat sich daher

auch auf die politische Ebene zu erstrecken. Und

damit ändert sich das Bild zugunsten Englands.

   Es war wohl die kritischste Stunde im

Weltkriege, als England den Entschluß faßte, die

Flandernschlacht zu schlagen. Zum erstenmal in

seiner Geschichte entschloß sich London, einen

Koalitionskrieg durch den Einsatz eigenen Blutes

auf dem entscheidenden Kriegsschauplatz zum

siegreichen Ende zu bringen, indem es die Hauptlast

des Kampfes auf sich nahm und seinen

Verbündeten eine Atempause gönnte. Der deutsche

Rückzug in die Siegfriedstellung nach der

Sommeschlacht hatte die Frühjahrsangriffe der

Franzosen im Jahre 1917 in die schwerste

Niederlage verwandelt, die sie in diesem Kriege

erlitten hatten. Die französische Armee meuterte.

Der als neue Hoffnung begrüßte Generalissimus

Nivelle hatte ebenso schnell verschwinden müssen

wie er gekommen war. Die Armee war auf

längere Zeit nicht zu gebrauchen. Italien

erwartete zitternd den nächsten Schlag. Rumänien

war gegen alle Erwartungen überrant worden.

In Rußland hatte die Revolution ihr Haupt

erhoben, die Truppen der deutschen Ostfront

konnten stündlich frei werden und an der

Westfront auftauchen. Die Amerikaner, seit dem

Frühjahr im Kriege mit Deutschland, hatten

zwar mit ihren Transporten begonnen, aber es

mußten noch Monate verstreichen, bis ihre

kriegsungewohnten Soldaten in einer modernen

Schlacht würden eingesetzt werden können. Der

englische Seelord Jellicoe hatte kategorisch

erklärt, daß die U-Boote England auf die Knie

zwingen würden, wenn man die deutschen

U-Boot-Häfen bei Ostende nicht schleunigst

wegnehmen könnte. Durch keine Krise erschüttert,

voller Vertrauen auf die neue Führung

Hindenburgs und Ludendorffs, unterstützt durch eine

endlich auf die Höhe gebrachte Kriegsindustrie

stand dem gegenüber das deutsche Westheer.

   In dieser Stunde, da in sämtlichen alliierten

Hauptstädten Panik und Verzweiflung

herrschten, faßte England in richtiger Würdigung der

Lage den Entschluß, den Schwerpunkt  des

Kampfes auf sich zu nehmen, um das deutsche Heer

solange durch eigne Angriffe zu binden und von

Angriffen auf die Verbündeten abzuhalten, bis

diese sich erholt hätten und die amerikanischen

Truppen zum kriegsentscheidenden Einsatz

herangezogen werden könnten.

   Betrachtet man die Flandernschlacht unter

diesem Gesichtspunkt, so wird man zugeben

müssen, daß der militärische Mißerfolg der

Engländer an Gewicht verliert. Denn was sie

wollten, haben sie auch erreicht: Die Fesselung des

deutschen Heeres.

   Daß freilich diese Fesselung nicht auch zu der

erhofften Ausblutung und Zermürbung wurde,

daß die deutsche Führung im Frühjahr des

Jahres 1918 sogar noch selbst das Gesetz des

Handelns an sich reißen und zu den gewaltigsten

Schlägen des ganzen Krieges ausholen konnte -

das war weniger ein Fehler in der englischen

Rechnung als vielmehr ein unberechenbares

Zeugnis deutscher Kraft und deutschen

Heldentums, vor dem wir uns in Bewunderung neigen.



                             Die Toten

                          Ein Denkstein


In diese Gasse mußten wir hinein,

Von Sturm und Atem plötzlich abgekehrt.

Wo brannte doch der Schmerz, wo schlug er ein?

Nun ists vorbei, nun sind wir unversehrt.


Wir hörens nicht mehr, wie ihr weiter stürmt,

Das Lärmen und die Stille rührt uns nicht.

Wir sehens nicht mehr, wie ihr Siege türmt,

Der Flor vor unsern Augen ist zu dicht.


War es von heiliger Zukunft nicht ein Wort,

Das uns voranflog in den Rauch der Schlacht?

Das rauscht nun hin, das glänzt und wurzelt dort. -

Wir liegen hier und lächeln in die Nacht.


Georg Stammler


S. 101

Foto 1

Sprengtrichter bei St. Eloi im Wytschaete Bogen.

       Am 7.VI.1917 morgens 3.30 sprengten die Engländer die

Stellungen der Bayrischen Division, es entstanden 7 solche

Trichter, welche von ihnen besetzt wurden, diese Sprengungen

bildeten den Auftakt der Flandernschlacht. Aufgenommen 1918

nach der Wiedereroberung.

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  • April 7, 2017 22:16:03 Rolf Kranz

    [Über S. 100  gelegt eine Seite, S. 244, einer Zeitung]


    Wolf Meyer-Christian/ Die Schlacht der hundert Tage


    mehr. Sie blieben einfach liegen. Irgendeines

    Tages bemerkte man das im englischen

    Hauptquartier und stellte das Material ab, so wie

    man einen Gashahn abdreht.

       Es ist auch nicht möglich, eine genaue Bilanz

    dieses Dritteljahres zu ziehen. Den Engländern

    hat sie einschließlich der Kranken fast eine halbe

    Million Verluste gebracht, aber keinen Erfolg.

    Die deutsche Heeresleitung durfte von einem

    Abwehrsieg sprechen, und doch geht dieser

    Begriff weit an der Wirklichkeit vorbei. Denn

    was Deutschland für diesen Sieg eingesetzt und

    verloren hatte, war die kämpferische Elite des

    Frontheeres gewesen. Dazu kam die seelische

    Wirkung der Zermürbung. Daß aber diese

    Schlacht weder auf das Volk noch auf Führung

    oder Truppe die Wirkung einer Panik oder gar

    der inneren Auflösung hatte, ist vielleicht eins

    der größten Wunder dieses Krieges.


    Als deutscher Abwehrsieg ist die Flandernschlacht

    in die Kriegsgeschichte eingegangen.

    Dennoch würde der Leser ein schiefes Bild erhalten,

    wollte man es bei diesem Urteil bewenden lassen.

    Denn der Entschluß zur Flandernschlacht war

    weniger strategischen als vielmehr unmittelbar

    politischen Erwägungen entsprungen. Eine

    Gesamtbewertung dieser Schlacht hat sich daher

    auch auf die politische Ebene zu erstrecken. Und

    damit ändert sich das Bild zugunsten Englands.

       Es war wohl die kritischste Stunde im

    Weltkriege, als England den Entschluß faßte, die

    Flandernschlacht zu schlagen. Zum erstenmal in

    seiner Geschichte entschloß sich London, einen

    Koalitionskrieg durch den Einsatz eigenen Blutes

    auf dem entscheidenden Kriegsschauplatz zum

    siegreichen Ende zu bringen, indem es die Hauptlast

    des Kampfes auf sich nahm und seinen

    Verbündeten eine Atempause gönnte. Der deutsche

    Rückzug in die Siegfriedstellung nach der

    Sommeschlacht hatte die Frühjahrsangriffe der

    Franzosen im Jahre 1917 in die schwerste

    Niederlage verwandelt, die sie in diesem Kriege

    erlitten hatten. Die französische Armee meuterte.

    Der als neue Hoffnung begrüßte Generalissimus

    Nivelle hatte ebenso schnell verschwinden müssen

    wie er gekommen war. Die Armee war auf

    längere Zeit nicht zu gebrauchen. Italien

    erwartete zitternd den nächsten Schlag. Rumänien

    war gegen alle Erwartungen überrant worden.

    In Rußland hatte die Revolution ihr Haupt

    erhoben, die Truppen der deutschen Ostfront

    konnten stündlich frei werden und an der

    Westfront auftauchen. Die Amerikaner, seit dem

    Frühjahr im Kriege mit Deutschland, hatten

    zwar mit ihren Transporten begonnen, aber es

    mußten noch Monate verstreichen, bis ihre

    kriegsungewohnten Soldaten in einer modernen

    Schlacht würden eingesetzt werden können. Der

    englische Seelord Jellicoe hatte kategorisch

    erklärt, daß die U-Boote England auf die Knie

    zwingen würden, wenn man die deutschen

    U-Boot-Häfen bei Ostende nicht schleunigst

    wegnehmen könnte. Durch keine Krise erschüttert,

    voller Vertrauen auf die neue Führung

    Hindenburgs und Ludendorffs, unterstützt durch eine

    endlich auf die Höhe gebrachte Kriegsindustrie

    stand dem gegenüber das deutsche Westheer.

       In dieser Stunde, da in sämtlichen alliierten

    Hauptstädten Panik und Verzweiflung

    herrschten, faßte England in richtiger Würdigung der

    Lage den Entschluß, den Schwerpunkt  des

    Kampfes auf sich zu nehmen, um das deutsche Heer

    solange durch eigne Angriffe zu binden und von

    Angriffen auf die Verbündeten abzuhalten, bis

    diese sich erholt hätten und die amerikanischen

    Truppen zum kriegsentscheidenden Einsatz

    herangezogen werden könnten.

       Betrachtet man die Flandernschlacht unter

    diesem Gesichtspunkt, so wird man zugeben

    müssen, daß der militärische Mißerfolg der

    Engländer an Gewicht verliert. Denn was sie

    wollten, haben sie auch erreicht: Die Fesselung des

    deutschen Heeres.

       Daß freilich diese Fesselung nicht auch zu der

    erhofften Ausblutung und Zermürbung wurde,

    daß die deutsche Führung im Frühjahr des

    Jahres 1918 sogar noch selbst das Gesetz des

    Handelns an sich reißen und zu den gewaltigsten

    Schlägen des ganzen Krieges ausholen konnte -

    das war weniger ein Fehler in der englischen

    Rechnung als vielmehr ein unberechenbares

    Zeugnis deutscher Kraft und deutschen

    Heldentums, vor dem wir uns in Bewunderung neigen.



                                 Die Toten

                              Ein Denkstein


    In diese Gasse mußten wir hinein,

    Von Sturm und Atem plötzlich abgekehrt.

    Wo brannte doch der Schmerz, wo schlug er ein?

    Nun ists vorbei, nun sind wir unversehrt.


    Wir hörens nicht mehr, wie ihr weiter stürmt,

    Das Lärmen und die Stille rührt uns nicht.

    Wir sehens nicht mehr, wie ihr Siege türmt,

    Der Flor vor unsern Augen ist zu dicht.


    War es von heiliger Zukunft nicht ein Wort,

    Das uns voranflog in den Rauch der Schlacht?

    Das rauscht nun hin, das glänzt und wurzelt dort. -

    Wir liegen hier und lächeln in die Nacht.


    Georg Stammler


    S. 101

    Foto 1

    Sprengtrichter bei St. Eloi im Wytschaete Bogen.

           Am 7.VI.1917 morgens 3.30 sprengten die Engländer die

    Stellungen der Bayrischen Division, es entstanden 7 solche

    Trichter, welche von ihnen besetzt wurden, diese Sprengungen

    bildeten den Auftakt der Flandernschlacht. Aufgenommen 1918

    nach der Wiedereroberung.

    Wolf Meyer-Christian/ Die Schlacht der hundert Tage


    mehr. Sie blieben einfach liegen. Irgendeines

    Tages bemerkte man das im englischen

    Hauptquartier und stellte das Material ab, so wie

    man einen Gashahn abdreht.

       Es ist auch nicht möglich, eine genaue Bilanz

    dieses Dritteljahres zu ziehen. Den Engländern

    hat sie einschließlich der Kranken fast eine halbe

    Million Verluste gebracht, aber keinen Erfolg.

    Die deutsche Heeresleitung durfte von einem

    Abwehrsieg sprechen, und doch geht dieser

    Begriff weit an der Wirklichkeit vorbei. Denn

    was Deutschland für diesen Sieg eingesetzt und

    verloren hatte, war die kämpferische Elite des

    Frontheeres gewesen. Dazu kam die seelische

    Wirkung der Zermürbung. Daß aber diese

    Schlacht weder auf das Volk noch auf Führung

    oder Truppe die Wirkung einer Panik oder gar

    der inneren Auflösung hatte, ist vielleicht eins

    der größten Wunder dieses Krieges.


    Als deutscher Abwehrsieg ist die Flandernschlacht

    in die Kriegsgeschichte eingegangen.

    Dennoch würde der Leser ein schiefes Bild erhalten,

    wollte man es bei diesem Urteil bewenden lassen.

    Denn der Entschluß zur Flandernschlacht war

    weniger strategischen als vielmehr unmittelbar

    politischen Erwägungen entsprungen. Eine

    Gesamtbewertung dieser Schlacht hat sich daher

    auch auf die politische Ebene zu erstrecken. Und

    damit ändert sich das Bild zugunsten Englands.

       Es war wohl die kritischste Stunde im

    Weltkriege, als England den Entschluß faßte, die

    Flandernschlacht zu schlagen. Zum erstenmal in

    seiner Geschichte entschloß sich London, einen

    Koalitionskrieg durch den Einsatz eigenen Blutes

    auf dem entscheidenden Kriegsschauplatz zum

    siegreichen Ende zu bringen, indem es die Hauptlast

    des Kampfes auf sich nahm und seinen

    Verbündeten eine Atempause gönnte. Der deutsche

    Rückzug in die Siegfriedstellung nach der

    Sommeschlacht hatte die Frühjahrsangriffe der

    Franzosen im Jahre 1917 in die schwerste

    Niederlage verwandelt, die sie in diesem Kriege

    erlitten hatten. Die französische Armee meuterte.

    Der als neue Hoffnung begrüßte Generalissimus

    Nivelle hatte ebenso schnell verschwinden müssen

    wie er gekommen war. Die Armee war auf

    längere Zeit nicht zu gebrauchen. Italien

    erwartete zitternd den nächsten Schlag. Rumänien

    war gegen alle Erwartungen überrant worden.

    In Rußland hatte die Revolution ihr Haupt

    erhoben, die Truppen der deutschen Ostfront

    konnten stündlich frei werden und an der

    Westfront auftauchen. Die Amerikaner, seit dem

    Frühjahr im Kriege mit Deutschland, hatten

    zwar mit ihren Transporten begonnen, aber es

    mußten noch Monate verstreichen, bis ihre

    kriegsungewohnten Soldaten in einer modernen

    Schlacht würden eingesetzt werden können. Der

    englische Seelord Jellicoe hatte kategorisch

    erklärt, daß die U-Boote England auf die Knie

    zwingen würden, wenn man die deutschen

    U-Boot-Häfen bei Ostende nicht schleunigst

    wegnehmen könnte. Durch keine Krise erschüttert,

    voller Vertrauen auf die neue Führung

    Hindenburgs und Ludendorffs, unterstützt durch eine

    endlich auf die Höhe gebrachte Kriegsindustrie

    stand dem gegenüber das deutsche Westheer.

       In dieser Stunde, da in sämtlichen alliierten

    Hauptstädten Panik und Verzweiflung

    herrschten, faßte England in richtiger Würdigung der

    Lage den Entschluß, den Schwerpunkt  des

    Kampfes auf sich zu nehmen, um das deutsche Heer

    solange durch eigne Angriffe zu binden und von

    Angriffen auf die Verbündeten abzuhalten, bis

    diese sich erholt hätten und die amerikanischen

    Truppen zum kriegsentscheidenden Einsatz

    herangezogen werden könnten.

       Betrachtet man die Flandernschlacht unter

    diesem Gesichtspunkt, so wird man zugeben

    müssen, daß der militärische Mißerfolg der

    Engländer an Gewicht verliert. Denn was sie

    wollten, haben sie auch erreicht: Die Fesselung des

    deutschen Heeres.

       Daß freilich diese Fesselung nicht auch zu der

    erhofften Ausblutung und Zermürbung wurde,

    daß die deutsche Führung im Frühjahr des

    Jahres 1918 sogar noch selbst das Gesetz des

    Handelns an sich reißen und zu den gewaltigsten

    Schlägen des ganzen Krieges ausholen konnte -

    das war weniger ein Fehler in der englischen

    Rechnung als vielmehr ein unberechenbares

    Zeugnis deutscher Kraft und deutschen

    Heldentums, vor dem wir uns in Bewunderung neigen.



                                 Die Toten

                              Ein Denkstein


    In diese Gasse mußten wir hinein,

    Von Sturm und Atem plötzlich abgekehrt.

    Wo brannte doch der Schmerz, wo schlug er ein?

    Nun ists vorbei, nun sind wir unversehrt.


    Wir hörens nicht mehr, wie ihr weiter stürmt,

    Das Lärmen und die Stille rührt uns nicht.

    Wir sehens nicht mehr, wie ihr Siege türmt,

    Der Flor vor unsern Augen ist zu dicht.


    War es von heiliger Zukunft nicht ein Wort,

    Das uns voranflog in den Rauch der Schlacht?

    Das rauscht nun hin, das glänzt und wurzelt dort. -

    Wir liegen hier und lächeln in die Nacht.


    Georg Stammler


    S. 101

    Foto 1

    Sprengtrichter bei St. Eloi im Wytschaete Bogen.

           Am 7.VI.1917 morgens 3.30 sprengten die Engländer die

    Stellungen der Bayrischen Division, es entstanden 7 solche

    Trichter, welche von ihnen besetzt wurden, diese Sprengungen

    bildeten den Auftakt der Flandernschlacht. Aufgenommen 1918

    nach der Wiedereroberung.

    Foto 2

  • April 7, 2017 22:15:12 Rolf Kranz

    [Über S. 100  gelegt eine Seite, S. 244, einer Zeitung]


    Foto 2


  • April 7, 2017 22:11:21 Rolf Kranz

    [Über S. 100  gelegt eine Seite, S. 244, einer Zeitung]


    Wolf Meyer-Christian/ Die Schlacht der hundert Tage


    mehr. Sie blieben einfach liegen. Irgendeines

    Tages bemerkte man das im englischen

    Hauptquartier und stellte das Material ab, so wie

    man einen Gashahn abdreht.

       Es ist auch nicht möglich, eine genaue Bilanz

    dieses Dritteljahres zu ziehen. Den Engländern

    hat sie einschließlich der Kranken fast eine halbe

    Million Verluste gebracht, aber keinen Erfolg.

    Die deutsche Heeresleitung durfte von einem

    Abwehrsieg sprechen, und doch geht dieser

    Begriff weit an der Wirklichkeit vorbei. Denn

    was Deutschland für diesen Sieg eingesetzt und

    verloren hatte, war die kämpferische Elite des

    Frontheeres gewesen. Dazu kam die seelische

    Wirkung der Zermürbung. Daß aber diese

    Schlacht weder auf das Volk noch auf Führung

    oder Truppe die Wirkung einer Panik oder gar

    der inneren Auflösung hatte, ist vielleicht eins

    der größten Wunder dieses Krieges.


    Als deutscher Abwehrsieg ist die Flandernschlacht

    in die Kriegsgeschichte eingegangen.

    Dennoch würde der Leser ein schiefes Bild erhalten,

    wollte man es bei diesem Urteil bewenden lassen.

    Denn der Entschluß zur Flandernschlacht war

    weniger strategischen als vielmehr unmittelbar

    politischen Erwägungen entsprungen. Eine

    Gesamtbewertung dieser Schlacht hat sich daher

    auch auf die politische Ebene zu erstrecken. Und

    damit ändert sich das Bild zugunsten Englands.

       Es war wohl die kritischste Stunde im

    Weltkriege, als England den Entschluß faßte, die

    Flandernschlacht zu schlagen. Zum erstenmal in

    seiner Geschichte entschloß sich London, einen

    Koalitionskrieg durch den Einsatz eigenen Blutes

    auf dem entscheidenden Kriegsschauplatz zum

    siegreichen Ende zu bringen, indem es die Hauptlast

    des Kampfes auf sich nahm und seinen

    Verbündeten eine Atempause gönnte. Der deutsche

    Rückzug in die Siegfriedstellung nach der

    Sommeschlacht hatte die Frühjahrsangriffe der

    Franzosen im Jahre 1917 in die schwerste

    Niederlage verwandelt, die sie in diesem Kriege

    erlitten hatten. Die französische Armee meuterte.

    Der als neue Hoffnung begrüßte Generalissimus

    Nivelle hatte ebenso schnell verschwinden müssen

    wie er gekommen war. Die Armee war auf

    längere Zeit nicht zu gebrauchen. Italien

    erwartete zitternd den nächsten Schlag. Rumänien

    war gegen alle Erwartungen überrant worden.

    In Rußland hatte die Revolution ihr Haupt

    erhoben, die Truppen der deutschen Ostfront

    konnten stündlich frei werden und an der

    Westfront auftauchen. Die Amerikaner, seit dem

    Frühjahr im Kriege mit Deutschland, hatten

    zwar mit ihren Transporten begonnen, aber es

    mußten noch Monate verstreichen, bis ihre

    kriegsungewohnten Soldaten in einer modernen

    Schlacht würden eingesetzt werden können. Der

    englische Seelord Jellicoe hatte kategorisch

    erklärt, daß die U-Boote England auf die Knie

    zwingen würden, wenn man die deutschen

    U-Boot-Häfen bei Ostende nicht schleunigst

    wegnehmen könnte. Durch keine Krise erschüttert,

    voller Vertrauen auf die neue Führung

    Hindenburgs und Ludendorffs, unterstützt durch eine

    endlich auf die Höhe gebrachte Kriegsindustrie

    stand dem gegenüber das deutsche Westheer.

       In dieser Stunde, da in sämtlichen alliierten

    Hauptstädten Panik und Verzweiflung

    herrschten, faßte England in richtiger Würdigung der

    Lage den Entschluß, den Schwerpunkt  des

    Kampfes auf sich zu nehmen, um das deutsche Heer

    solange durch eigne Angriffe zu binden und von

    Angriffen auf die Verbündeten abzuhalten, bis

    diese sich erholt hätten und die amerikanischen

    Truppen zum kriegsentscheidenden Einsatz

    herangezogen werden könnten.

       Betrachtet man die Flandernschlacht unter

    diesem Gesichtspunkt, so wird man zugeben

    müssen, daß der militärische Mißerfolg der

    Engländer an Gewicht verliert. Denn was sie

    wollten, haben sie auch erreicht: Die Fesselung des

    deutschen Heeres.

       Daß freilich diese Fesselung nicht auch zu der

    erhofften Ausblutung und Zermürbung wurde,

    daß die deutsche Führung im Frühjahr des

    Jahres 1918 sogar noch selbst das Gesetz des

    Handelns an sich reißen und zu den gewaltigsten

    Schlägen des ganzen Krieges ausholen konnte -

    das war weniger ein Fehler in der englischen

    Rechnung als vielmehr ein unberechenbares

    Zeugnis deutscher Kraft und deutschen

    Heldentums, vor dem wir uns in Bewunderung neigen.



                                 Die Toten

                              Ein Denkstein


    In diese Gasse mußten wir hinein,

    Von Sturm und Atem plötzlich abgekehrt.

    Wo brannte doch der Schmerz, wo schlug er ein?

    Nun ists vorbei, nun sind wir unversehrt.


    Wir hörens nicht mehr, wie ihr weiter stürmt,

    Das Lärmen und die Stille rührt uns nicht.

    Wir sehens nicht mehr, wie ihr Siege türmt,

    Der Flor vor unsern Augen ist zu dicht.


    War es von heiliger Zukunft nicht ein Wort,

    Das uns voranflog in den Rauch der Schlacht?

    Das rauscht nun hin, das glänzt und wurzelt dort. -

    Wir liegen hier und lächeln in die Nacht.


    Georg Stammler


    S. 101

    Foto 1

    Sprengtrichter bei St. Eloi im Wytschaete Bogen.

           Am 7.VI.1917 morgens 3.30 sprengten die Engländer die

    Stellungen der Bayrischen Division, es entstanden 7 solche

    Trichter, welche von ihnen besetzt wurden, diese Sprengungen

    bildeten den Auftakt der Flandernschlacht. Aufgenommen 1918

    nach der Wiedereroberung.

    Foto 2


  • February 21, 2017 20:46:34 Rolf Kranz

    [Über S. 100  gelegt eine Seite, S. 244, einer Zeitung]


    Wolf Meyer-Christian/ Die Schlacht der hundert Tage


    mehr. Sie blieben einfach liegen. Irgendeines

    Tages bemerkte man das im englischen

    Hauptquartier und stellte das Material ab, so wie

    man einen Gashahn abdreht.

    Es ist auch nicht möglich, eine genaue Bilanz

    dieses Dritteljahres zu ziehen. Den Engländern

    hat sie einschließlich der Kranken fast eine halbe

    Million Verluste gebracht, aber keinen Erfolg.

    Die deutsche Heeresleitung durfte von einem

    Abwehrsieg sprechen, und doch geht dieser

    Begriff weit an der Wirklichkeit vorbei. Denn

    was Deutschland für diesen Sieg eingesetzt und

    verloren hatte, war die kämpferische Elite des

    Frontheeres gewesen. Dazu kam die seelische

    Wirkung der Zermürbung. Daß aber diese

    Schlacht weder auf das Volk noch auf Führung

    oder Truppe die Wirkung einer Panik oder gar

    der inneren Auflösung hatte, ist vielleicht eins

    der größten Wunder dieses Krieges.


    Als deutscher Abwehrsieg ist die

    Flandernschlacht in die Kriegsgeschichte eingegangen.

    Dennoch würde der Leser ein schiefes Bild erhalten,

    wollte man es bei diesem Urteil bewenden lassen.

    Denn der Entschluß zur Flandernschlacht war

    weniger strategischen als vielmehr unmittelbar

    politischen Erwägungen entsprungen. Eine

    Gesamtbewertung dieser Schlacht hat sich daher

    auch auf die politische Ebene zu erstrecken. Und

    damit ändert sich das Bild zugunsten Englands.

    Es war wohl die kritischste Stunde im

    Weltkriege, als England den Entschluß faßte, die

    Flandernschlacht zu schlagen. Zum erstenmal in

    seiner Geschichte entschloß sich London, einen

    Koalitionskrieg durch den Einsatz eigenen Blutes

    auf dem entscheidenden Kriegsschauplatz zum

    siegreichen Ende zu bringen, indem es die Hauptlast

    des Kampfes auf sich nahm und seinen

    Verbündeten eine Atempause gönnte. Der deutsche

    Rückzug in die Siegfriedstellung nach der

    Sommeschlacht hatte die Frühjahrsangriffe der

    Franzosen im Jahre 1917 in die schwerste

    Niederlage verwandelt, die sie in diesem Kriege

    erlitten hatten. Die französische Armee meuterte.

    Der als neue Hoffnung begrüßte Generalissimus

    Nivelle hatte ebenso schnell verschwinden müssen

    wie er gekommen war. Die Armee war auf

    längere Zeit nicht zu gebrauchen. Italien

    erwartete zitternd den nächsten Schlag. Rumänien

    war gegen alle Erwartungen überrant worden.

    In Rußland hatte die Revolution ihr Haupt

    erhoben, die Truppen der deutschen Ostfront

    konnten stündlich frei werden und an der

    Westfront auftauchen. Die Amerikaner, seit dem

    Frühjahr im Kriege mit Deutschland, hatten

    zwar mit ihren Transporten begonnen, aber es

    mußten noch Monate verstreichen, bis ihre

    kriegsungewohnten Soldaten in einer modernen

    Schlacht würden eingesetzt werden können. Der

    englische Seelord Jellicoe hatte kategorisch

    erklärt, daß die U-Boote England auf die Knie

    zwingen würden, wann man die deutschen

    U-Boot-Häfen bei Ostende nicht schleunigst

    wegnehmen könnte. Durch keine Krise erschüttert,

    voller Vertrauen auf die neue Führung

    Hinenburgs und Ludendorffs, unterstützt durch eine

    endlich auf die Höhe gebrachte Kriegsindustrie

    stand dem gegenüber das deutsche Westheer.

    In dieser Stunde, da in sämtlichen aliierten

    Hauptstädten Panik und Verzweiflung

    herrschten, faßte England in richtiger Würdigung der

    Lage den Entschluß, den Schwerpunkt  des

    Kampfes auf sich zu nehmen, um das deutsche Heer

    solange durch eigne Angriffe zu binden und von

    Angriffen auf die Verbündeten abzuhalten, bis

    diese sich erholt hätten und die amerikanischen

    Truppen zum kriegsentscheidenden Einsatz

    herangezogen werden könnten.

    Betrachtet man die Flandernschlacht unter

    diesem Gesichtspunkt, so wird man zugeben

    müßen, daß der militärische Mißerfolg der

    Engländer an Gewicht verliert. Denn was sie

    wollten, haben sie auch erreicht: Die Fesselung des

    deutschen Heeres.

    Daß freilich diese Fesselung nicht auch zu der

    erhofften Ausblutung und Zermürbung wurde,

    daß die deutsche Führung im Frühjahr des

    Jahres 1918 sogar noch selbst das Gesetz des

    Handelns an sich reißen und zu den gewaltigsten

    Schlägen des ganzen Krieges ausholen konnte -

    das war weniger ein Fehler in der englischen

    Rechnung als vielmehr ein unberechenbares

    Zeugnis deutscher Kraft und deutschen

    Heldentums, vor dem wir uns in Bewunderung neigen.



    Die Toten

    Ein Denkstein



    In diese Gasse mußten wir hinein,

    Von Sturm und Atem plötzlich abgekehrt.

    Wo brannte doch der Schmerz, wo schlug er ein?

    Nun ists vorbei, nun sind wir unversehrt.


    Wir hörens nicht mehr, wie ihr weiter stürmt,

    Das Lärmen und die Stille rührt uns nicht.

    Wir sehens nicht mehr, wie ihr Siege türmt,

    Der Flor vor unsern Augen ist zu dicht.


    War es von heiliger Zukunft nicht ein Wort,

    Das uns voranflog in den Rauch der Schlacht?

    Das rauscht nun hin, das glänzt und wurzelt dort. -

    Wir liegen hier und lächeln in die Nacht.

    Georg Stammler


    S. 101

    Foto 1

    Sprengtrichter bei St. Eloi im Wytschaete Bogen.

      Am 7.VI.1917 morgens 3.30 sprengten die Engländer die

    Stellungen der Bayrischen Division, es entstanden 7 solche

    Trichter, welche von ihnen besetzt wurden, diese Sprengungen

    bildeten den Auftakt der Flandernschlacht. Aufgenommen 1918

    nach der Wiedereroberung.

    Foto 2


  • January 5, 2017 14:16:44 Corinna Pichler (AUT)

    [Über S. 100  gelegt eine Seite, S. 244, einer Zeitung]


    Wolf Meyer-Christian/ Die Schlacht der hundert Tage

    mehr. Sie blieben einfach liegen. Irgendeines

    Tages bemerkte man das im englischen

    Hauptquartier und stellte das Material ab, so wie

    man einen Gashan abdreht.

    Es ist auch nicht möglich, eine genaue Bilanz

    dieses Dritteljahres zu ziehen. Den Engländern

    hat sie einschließlich der Kranken fast eine halbe

    Million Verluste gebracht, aber keinen Erfolg.

    Die deutsche Heeresleitung durfte von einem

    Abwehrsieg sprechen, und doch geht dieser

    Begriff weit an der Wirklichkeit vorbei. Denn

    was Deutschland für diesen Sieg eingesetzt und

    verloren hatte, war die kämpferische Elite des

    Frontheeres gewesen. Dazu kam die seelische

    Wirkung der Zermürbung. Daß aber diese

    Schlacht weder auf das Volk noch auf Führung

    oder Truppe die Wirkung einer Panik oder gar

    der inneren Auflösung hatte, ist vielleicht eins

    der größten Wunder dieses Krieges.


    Als deutscher Abwehrsieg ist die

    Flandernschlacht in die Kriegsgeschichte eingegangen.

    Dennoch würde der Leser ein schiefes Bild erhalten,

    wollte man es bei diesem Urteil bewenden lassen.

    Denn der Entschluß zur Flandernschlacht war

    weniger strategischen als vielmehr unmittelbar

    politischen Erwägungen entsprungen. Eine

    Gesamtbewertung dieser Schlacht hat sich daher

    auch auf die politische Ebene zu erstrecken. Und

    damit ändert sich das Bild zugunsten Englands.

    Es war wohl die kritischste Stunde im

    Weltkriegem als England den Entschluß faßte, die

    Flandernschlacht zu schlagen. Zum erstenmal in

    seiner Geschichte ntschloß sich London, einen

    Koalitionskrieg durch den Einsatz eigenen Blutes

    auf dem entscheidenden Kriegsschauplatz zum

    siegreichen Ende zu bringen, indem es die Hauptlast

    des Kampfes auf sich nahm und seinen

    Verbündeten eine Atempause gönnte. Der deutsche

    Rückzug in die Siegfriedstellung nach der

    Sommeschlacht hatte die Frühjahrsangriffe der

    Franzosen im Jahre 1917 in die schwerste

    Niederlage verwandelt, die sie in diesem Kriege

    erlitten hatten. Die französische Armee meuterte.

    Der als neue Hoffnung begrüßte Generalissimus

    Rivelle hatte ebenso schnell verschwinden müssen

    wie er gekommen war. Die Armee war auf

    längere Zeit nicht zu gebrauchen. Italien

    erwartete zitternd den nächsten Schlag. Rumänien

    war gegen alle Erwartungen überrant worden.

    In Rußland hatte die Revolution ihr Haupt

    erhoben, die Truppen der deutschen Ostfront

    konnten stündlich frei werden und an der

    Westfront auftauchen. Die Amerikaner, seit dem

    Frühjahr im Kriege mit Deutschland, hatten

    zwar mit ihren Transporten begonnen, aber es

    mußten noch Monate verstreichen, bis ihre

    kriegsgewohnten Soldaten in einer modernen

    Schlacht würden eingesetzt werden können. Der

    englische Seelord Jellicoe hatte kategorisch

    erklärt, daß die U-Boote England auf die Knie

    zwingen würden, wann man die deutschen

    U-Boot-Häfen bei Ostende nicht schleunigst

    wegnehmen könnte. Durch keine Krise erschüttert,

    voller Vertrauen auf die neue Führung

    Hinenburgs und Ludendorffs, unterstützt durch eine

    endlich auf die Höhe gebrachte Kriegsindustrie

    stand dem gegenüber das deutsche Westheer.

    In dieser Stunde, da in sämtlichen

    herrschten, faste England in richtiger Würdigung der

    Lage den Entschluß, den Schwerpunkt  des

    Kapmfes auf sich zu nehmen, um das deutsche Heer

    solange auf sich zu nehmen, um das deutsche Heer

    solange durch eigne Angriffe zu binden und von

    Angriffen auf die Verbündeten abzuhalten, bis

    diese sich erolt hätten und die amerikanischen

    Truppen zum kriegsentscheidenden Einsatz

    herangezogen werden könnten.

    Betrachtet man die Flandernschlacht unter

    diesem Gesichtspunkt, so wird man zugeben

    müßen, daß der militärische Mißerfolg der

    Engländer an Gewicht verliert. Denn was sie

    wollten, haben sie auch erreicht: Die Fessekung des

    deutschen Heeres.

    Daß freilich diese Fesselung nicht auch zu der

    erhofften Ausblutung und Zermürbung wurd,

    daß die deutsche Führung im Frühjahr des

    Jahres 1918 sogar noch selbst das Gesetz des

    Handelns an sich reißen und zu den gewaltigsten

    Schlägen des ganzen Krieges ausholen konnte -

    das war weniger ein Fehler in der englischen

    Rechnung als vielmehr ein unberechenbares

    Zeugnis deutscher Kraft und deutschen

    Heldentums, vor dem wir uns in Bewunderung neigen.


    Die Toten

    Ein Denkstein

    In diese Gasse mußten wir hinein,

    Von Sturm und Atem plötzlich abgekehrt.

    Wo brannte doch der Schmerz, wo schlug er ein?

    Nun ists vorbei, nun sind wir unversehrt.


    Wir hörens nicht mehr, wie ihr weiter stürmt,

    Das Lärmen und die Stille rührt uns nicht.

    Wir sehens nicht mehr, wie ihr Siege türmt,

    Der Flor vor unsern Augen ist zu dicht.


    War es von heiliger Zukunft nicht ein Wort,

    Dar uns voranflog in den Rauch der Schlacht?

    Das raucht nun hin, das glänzt und wurzelt dort. -

    Wir liegen hier und lächeln in die Nacht.

    Georg Stammler


    S. 101

    Foto 1

    Sprengtrichter bei St. Elei im Wytschaete Bogen.

    Am 7.VI.1917 morgens 3.30 sprengten die Engländer die

    Stellungen der Bayrischen Division, es entstanden 7 solche

    Trichter, welche von ihnen besetzt wurden, diese Sprengungen

    bildeten den Auftakt der Flandernschlacht. Aufgenommen 1918

    nach der Wiedereroberung.

    Foto 2


  • January 5, 2017 14:16:38 Corinna Pichler (AUT)

    [Über S. 100  gelegt eine Seite, S. 244, einer Zeitung]


    Wolf Meyer-Christian/ Die Schlacht der hundert Tage

    mehr. Sie blieben einfach liegen. Irgendeines

    Tages bemerkte man das im englischen

    Hauptquartier und stellte das Material ab, so wie

    man einen Gashan abdreht.

    Es ist auch nicht möglich, eine genaue Bilanz

    dieses Dritteljahres zu ziehen. Den Engländern

    hat sie einschließlich der Kranken fast eine halbe

    Million Verluste gebracht, aber keinen Erfolg.

    Die deutsche Heeresleitung durfte von einem

    Abwehrsieg sprechen, und doch geht dieser

    Begriff weit an der Wirklichkeit vorbei. Denn

    was Deutschland für diesen Sieg eingesetzt und

    verloren hatte, war die kämpferische Elite des

    Frontheeres gewesen. Dazu kam die seelische

    Wirkung der Zermürbung. Daß aber diese

    Schlacht weder auf das Volk noch auf Führung

    oder Truppe die Wirkung einer Panik oder gar

    der inneren Auflösung hatte, ist vielleicht eins

    der größten Wunder dieses Krieges.


    Als deutscher Abwehrsieg ist die

    Flandernschlacht in die Kriegsgeschichte eingegangen.

    Dennoch würde der Leser ein schiefes Bild erhalten,

    wollte man es bei diesem Urteil bewenden lassen.

    Denn der Entschluß zur Flandernschlacht war

    weniger strategischen als vielmehr unmittelbar

    politischen Erwägungen entsprungen. Eine

    Gesamtbewertung dieser Schlacht hat sich daher

    auch auf die politische Ebene zu erstrecken. Und

    damit ändert sich das Bild zugunsten Englands.

    Es war wohl die kritischste Stunde im

    Weltkriegem als England den Entschluß faßte, die

    Flandernschlacht zu schlagen. Zum erstenmal in

    seiner Geschichte ntschloß sich London, einen

    Koalitionskrieg durch den Einsatz eigenen Blutes

    auf dem entscheidenden Kriegsschauplatz zum

    siegreichen Ende zu bringen, indem es die Hauptlast

    des Kampfes auf sich nahm und seinen

    Verbündeten eine Atempause gönnte. Der deutsche

    Rückzug in die Siegfriedstellung nach der

    Sommeschlacht hatte die Frühjahrsangriffe der

    Franzosen im Jahre 1917 in die schwerste

    Niederlage verwandelt, die sie in diesem Kriege

    erlitten hatten. Die französische Armee meuterte.

    Der als neue Hoffnung begrüßte Generalissimus

    Rivelle hatte ebenso schnell verschwinden müssen

    wie er gekommen war. Die Armee war auf

    längere Zeit nicht zu gebrauchen. Italien

    erwartete zitternd den nächsten Schlag. Rumänien

    war gegen alle Erwartungen überrant worden.

    In Rußland hatte die Revolution ihr Haupt

    erhoben, die Truppen der deutschen Ostfront

    konnten stündlich frei werden und an der

    Westfront auftauchen. Die Amerikaner, seit dem

    Frühjahr im Kriege mit Deutschland, hatten

    zwar mit ihren Transporten begonnen, aber es

    mußten noch Monate verstreichen, bis ihre

    kriegsgewohnten Soldaten in einer modernen

    Schlacht würden eingesetzt werden können. Der

    englische Seelord Jellicoe hatte kategorisch

    erklärt, daß die U-Boote England auf die Knie

    zwingen würden, wann man die deutschen

    U-Boot-Häfen bei Ostende nicht schleunigst

    wegnehmen könnte. Durch keine Krise erschüttert,

    voller Vertrauen auf die neue Führung

    Hinenburgs und Ludendorffs, unterstützt durch eine

    endlich auf die Höhe gebrachte Kriegsindustrie

    stand dem gegenüber das deutsche Westheer.

    In dieser Stunde, da in sämtlichen

    herrschten, faste England in richtiger Würdigung der

    Lage den Entschluß, den Schwerpunkt  des

    Kapmfes auf sich zu nehmen, um das deutsche Heer

    solange auf sich zu nehmen, um das deutsche Heer

    solange durch eigne Angriffe zu binden und von

    Angriffen auf die Verbündeten abzuhalten, bis

    diese sich erolt hätten und die amerikanischen

    Truppen zum kriegsentscheidenden Einsatz

    herangezogen werden könnten.

    Betrachtet man die Flandernschlacht unter

    diesem Gesichtspunkt, so wird man zugeben

    müßen, daß der militärische Mißerfolg der

    Engländer an Gewicht verliert. Denn was sie

    wollten, haben sie auch erreicht: Die Fessekung des

    deutschen Heeres.

    Daß freilich diese Fesselung nicht auch zu der

    erhofften Ausblutung und Zermürbung wurd,

    daß die deutsche Führung im Frühjahr des

    Jahres 1918 sogar noch selbst das Gesetz des

    Handelns an sich reißen und zu den gewaltigsten

    Schlägen des ganzen Krieges ausholen konnte -

    das war weniger ein Fehler in der englischen

    Rechnung als vielmehr ein unberechenbares

    Zeugnis deutscher Kraft und deutschen

    Heldentums, vor dem wir uns in Bewunderung neigen.


    Die Toten

    Ein Denkstein

    In diese Gasse mußten wir hinein,

    Von Sturm und Atem plötzlich abgekehrt.

    Wo brannte doch der Schmerz, wo schlug er ein?

    Nun ists vorbei, nun sind wir unversehrt.


    Wir hörens nicht mehr, wie ihr weiter stürmt,

    Das Lärmen und die Stille rührt uns nicht.

    Wir sehens nicht mehr, wie ihr Siege türmt,

    Der Flor vor unsern Augen ist zu dicht.


    War es von heiliger Zukunft nicht ein Wort,

    Dar uns voranflog in den Rauch der Schlacht?

    Das raucht nun hin, das glänzt und wurzelt dort. -

    Wir liegen hier und lächeln in die Nacht.

    Georg Stammler


    S. 101

    Foto 1

    Sprengtrichter bei St. Elei im Wytschaete Bogen.

    Am 7.VI.1917 morgens 3.30 sprengten die Engländer die

    Stellungen der Bayrischen Division, es entspanden 7 solche

    Trichter, welche von ihnen besetzt wurden, diese Sprengungen

    bildeten den Auftakt der Flandernschlacht. Aufgenommen 1918

    nach der Wiedereroberung.

    Foto 2


  • January 5, 2017 14:15:15 Corinna Pichler (AUT)

    [Über S. 100  gelegt eine Seite, S. 244, einer Zeitung]

    Wolf Meyer-Christian/ Die Schlacht der hundert Tage

    mehr. Sie blieben einfach liegen. Irgendeines

    Tages bemerkte man das im englischen

    Hauptquartier und stellte das Material ab, so wie

    man einen Gashan abdreht.

    Es ist auch nicht möglich, eine genaue Bilanz

    dieses Dritteljahres zu ziehen. Den Engländern

    hat sie einschließlich der Kranken fast eine halbe

    Million Verluste gebracht, aber keinen Erfolg.

    Die deutsche Heeresleitung durfte von einem

    Abwehrsieg sprechen, und doch geht dieser

    Begriff weit an der Wirklichkeit vorbei. Denn

    was Deutschland für diesen Sieg eingesetzt und

    verloren hatte, war die kämpferische Elite des

    Frontheeres gewesen. Dazu kam die seelische

    Wirkung der Zermürbung. Daß aber diese

    Schlacht weder auf das Volk noch auf Führung

    oder Truppe die Wirkung einer Panik oder gar

    der inneren Auflösung hatte, ist vielleicht eins

    der größten Wunder dieses Krieges.


    Als deutscher Abwehrsieg ist die

    Flandernschlacht in die Kriegsgeschichte eingegangen.

    Dennoch würde der Leser ein schiefes Bild erhalten,

    wollte man es bei diesem Urteil bewenden lassen.

    Denn der Entschluß zur Flandernschlacht war

    weniger strategischen als vielmehr unmittelbar

    politischen Erwägungen entsprungen. Eine

    Gesamtbewertung dieser Schlacht hat sich daher

    auch auf die politische Ebene zu erstrecken. Und

    damit ändert sich das Bild zugunsten Englands.

    Es war wohl die kritischste Stunde im

    Weltkriegem als England den Entschluß faßte, die

    Flandernschlacht zu schlagen. Zum erstenmal in

    seiner Geschichte ntschloß sich London, einen

    Koalitionskrieg durch den Einsatz eigenen Blutes

    auf dem entscheidenden Kriegsschauplatz zum

    siegreichen Ende zu bringen, indem es die Hauptlast

    des Kampfes auf sich nahm und seinen

    Verbündeten eine Atempause gönnte. Der deutsche

    Rückzug in die Siegfriedstellung nach der

    Sommeschlacht hatte die Frühjahrsangriffe der

    Franzosen im Jahre 1917 in die schwerste

    Niederlage verwandelt, die sie in diesem Kriege

    erlitten hatten. Die französische Armee meuterte.

    Der als neue Hoffnung begrüßte Generalissimus

    Rivelle hatte ebenso schnell verschwinden müssen

    wie er gekommen war. Die Armee war auf

    längere Zeit nicht zu gebrauchen. Italien

    erwartete zitternd den nächsten Schlag. Rumänien

    war gegen alle Erwartungen überrant worden.

    In Rußland hatte die Revolution ihr Haupt

    erhoben, die Truppen der deutschen Ostfront

    konnten stündlich frei werden und an der

    Westfront auftauchen. Die Amerikaner, seit dem

    Frühjahr im Kriege mit Deutschland, hatten

    zwar mit ihren Transporten begonnen, aber es

    mußten noch Monate verstreichen, bis ihre

    kriegsgewohnten Soldaten in einer modernen

    Schlacht würden eingesetzt werden können. Der

    englische Seelord Jellicoe hatte kategorisch

    erklärt, daß die U-Boote England auf die Knie

    zwingen würden, wann man die deutschen

    U-Boot-Häfen bei Ostende nicht schleunigst

    wegnehmen könnte. Durch keine Krise erschüttert,

    voller Vertrauen auf die neue Führung

    Hinenburgs und Ludendorffs, unterstützt durch eine

    endlich auf die Höhe gebrachte Kriegsindustrie

    stand dem gegenüber das deutsche Westheer.

    In dieser Stunde, da in sämtlichen

    herrschten, faste England in richtiger Würdigung der

    Lage den Entschluß, den Schwerpunkt  des

    Kapmfes auf sich zu nehmen, um das deutsche Heer

    solange auf sich zu nehmen, um das deutsche Heer

    solange durch eigne Angriffe zu binden und von

    Angriffen auf die Verbündeten abzuhalten, bis

    diese sich erolt hätten und die amerikanischen

    Truppen zum kriegsentscheidenden Einsatz

    herangezogen werden könnten.

    Betrachtet man die Flandernschlacht unter

    diesem Gesichtspunkt, so wird man zugeben

    müßen, daß der militärische Mißerfolg der

    Engländer an Gewicht verliert. Denn was sie

    wollten, haben sie auch erreicht: Die Fessekung des

    deutschen Heeres.

    Daß freilich diese Fesselung nicht auch zu der

    erhofften Ausblutung und Zermürbung wurd,

    daß die deutsche Führung im Frühjahr des

    Jahres 1918 sogar noch selbst das Gesetz des

    Handelns an sich reißen und zu den gewaltigsten

    Schlägen des ganzen Krieges ausholen konnte -

    das war weniger ein Fehler in der englischen

    Rechnung als vielmehr ein unberechenbares

    Zeugnis deutscher Kraft und deutschen

    Heldentums, vor dem wir uns in Bewunderung neigen.


    Die Toten

    Ein Denkstein

    In diese Gasse mußten wir hinein,

    Von Sturm und Atem plötzlich abgekehrt.

    Wo brannte doch der Schmerz, wo schlug er ein?

    Nun ists vorbei, nun sind wir unversehrt.


    Wir hörens nicht mehr, wie ihr weiter stürmt,

    Das Lärmen und die Stille rührt uns nicht.

    Wir sehens nicht mehr, wie ihr Siege türmt,

    Der Flor vor unsern Augen ist zu dicht.


    War es von heiliger Zukunft nicht ein Wort,

    Dar uns voranflog in den Rauch der Schlacht?

    Das raucht nun hin, das glänzt und wurzelt dort. -

    Wir liegen hier und lächeln in die Nacht.

    Georg Stammler


    S. 101

    Foto 1:

    Sprengtrichter bei St. Elei im Wytschaete Bogen.

    Am 7.VI.1917 morgens 3.30 sprengten die Engländer die

    Stellungen der Bayrischen Division, es entspanden 7 solche

    Trichter, welche von ihnen besetzt wurden, diese Sprengungen

    bildeten den Auftakt der Flandernschlacht. Aufgenommen 1918

    nach der Wiedereroberung.

    Foto 2:


  • January 5, 2017 12:49:16 Corinna Pichler (AUT)

    [Über S. 100  gelegt eine Seite, S. 244, einer Zeitung]

    Wolf Meyer-Christian/ Die Schlacht der hundert Tage

    mehr. Sie blieben einfach liegen. Irgendeines

    Tages bemerkte man das im englischen

    Hauptquartier und stellte das Material ab, so wie

    man einen Gashan abdreht.

    Es ist auch nicht möglich, eine genaue Bilanz

    dieses Dritteljahres zu ziehen. Den Engländern

    hat sie einschließlich der Kranken fast eine halbe

    Million Verluste gebracht, aber keinen Erfolg.

    Die deutsche Heeresleitung durfte von einem

    Abwehrsieg sprechen, und doch geht dieser

    Begriff weit an der Wirklichkeit vorbei. Denn

    was Deutschland für diesen Sieg eingesetzt und

    verloren hatte, war die kämpferische Elite des

    Frontheeres gewesen. Dazu kam die seelische

    Wirkung der Zermürbung. Daß aber diese

    Schlacht weder auf das Volk noch auf Führung

    oder Truppe die Wirkung einer Panik oder gar

    der inneren Auflösung hatte, ist vielleicht eins

    der größten Wunder dieses Krieges.


    Als deutscher Abwehrsieg ist die

    Flandernschlacht in die Kriegsgeschichte eingegangen.

    Dennoch würde der Leser ein schiefes Bild erhalten,

    wollte man es bei diesem Urteil bewenden lassen.

    Denn der Entschluß zur Flandernschlacht war

    weniger strategischen als vielmehr unmittelbar

    politischen Erwägungen entsprungen. Eine

    Gesamtbewertung dieser Schlacht hat sich daher

    auch auf die politische Ebene zu erstrecken. Und

    damit ändert sich das Bild zugunsten Englands.

    Es war wohl die kritischste Stunde im

    Weltkriegem als England den Entschluß faßte, die

    Flandernschlacht zu schlagen. Zum erstenmal in

    seiner Geschichte ntschloß sich London, einen

    Koalitionskrieg durch den Einsatz eigenen Blutes

    auf dem entscheidenden Kriegsschauplatz zum

    siegreichen Ende zu bringen, indem es die Hauptlast

    des Kampfes auf sich nahm und seinen

    Verbündeten eine Atempause gönnte. Der deutsche

    Rückzug in die Siegfriedstellung nach der

    Sommeschlacht hatte die Frühjahrsangriffe der

    Franzosen im Jahre 1917 in die schwerste

    Niederlage verwandelt, die sie in diesem Kriege

    erlitten hatten. Die französische Armee meuterte.

    Der als neue Hoffnung begrüßte Generalissimus

    Rivelle hatte ebenso schnell verschwinden müssen

    wie er gekommen war. Die Armee war auf

    längere Zeit nicht zu gebrauchen. Italien

    erwartete zitternd den nächsten Schlag. Rumänien

    war gegen alle Erwartungen überrant worden.

    In Rußland hatte die Revolution ihr Haupt

    erhoben, die Truppen der deutschen Ostfront

    konnten stündlich frei werden und an der

    Westfront auftauchen. Die Amerikaner, seit dem

    Frühjahr im Kriege mit Deutschland, hatten

    zwar mit ihren Transporten begonnen, aber es

    mußten noch Monate verstreichen, bis ihre

    kriegsgewohnten Soldaten in einer modernen

    Schlacht würden eingesetzt werden können. Der

    englische Seelord Jellicoe hatte kategorisch

    erklärt, daß die U-Boote England auf die Knie

    zwingen würden, wann man die deutschen

    U-Boot-Häfen bei Ostende nicht schleunigst

    wegnehmen könnte. Durch keine Krise erschüttert,

    voller Vertrauen auf die neue Führung

    Hinenburgs und Ludendorffs, unterstützt durch eine

    endlich auf die Höhe gebrachte Kriegsindustrie

    stand dem gegenüber das deutsche Westheer.

    In dieser Stunde, da in sämtlichen

    herrschten, faste England in richtiger Würdigung der

    Lage den Entschluß, den Schwerpunkt  des

    Kapmfes auf sich zu nehmen, um das deutsche Heer

    solange auf sich zu nehmen, um das deutsche Heer

    solange durch eigne Angriffe zu binden und von

    Angriffen auf die Verbündeten abzuhalten, bis

    diese sich erolt hätten und die amerikanischen

    Truppen zum kriegsentscheidenden Einsatz

    herangezogen werden könnten.

    Betrachtet man die Flandernschlacht unter

    diesem Gesichtspunkt, so wird man zugeben

    müßen, daß der militärische Mißerfolg der

    Engländer an Gewicht verliert. Denn was sie

    wollten, haben sie auch erreicht: Die Fessekung des

    deutschen Heeres.

    Daß freilich diese Fesselung nicht auch zu der

    erhofften Ausblutung und Zermürbung wurd,

    daß die deutsche Führung im Frühjahr des

    Jahres 1918 sogar noch selbst das Gesetz des

    Handelns an sich reißen und zu den gewaltigsten

    Schlägen des ganzen Krieges ausholen konnte -

    das war weniger ein Fehler in der englischen

    Rechnung als vielmehr ein unberechenbares

    Zeugnis deutscher Kraft und deutschen

    Heldentums, vor dem wir uns in Bewunderung neigen.


    Die Toten

    Ein Denkstein

    In diese Gasse mußten wir hinein,

    Von Sturm und Atem plötzlich abgekehrt.

    Wo brannte doch der Schmerz, wo schlug er ein?

    Nun ists vorbei, nun sind wir unversehrt.


    Wir hörens nicht mehr, wie ihr weiter stürmt,

    Das Lärmen und die Stille rührt uns nicht.

    Wir sehens nicht mehr, wie ihr Siege türmt,

    Der Flor vor unsern Augen ist zu dicht.


    War es von heiliger Zukunft nicht ein Wort,

    Dar uns voranflog in den Rauch der Schlacht?

    Das raucht nun hin, das glänzt und wurzelt dort. -

    Wir liegen hier und lächeln in die Nacht.

    Georg Stammler


    S. 101

    Foto 1:

    Sprengtrichter bei St. Elei im Wytschade Bogen.

    Foto 2:


  • January 5, 2017 12:49:08 Corinna Pichler (AUT)

    [Über S. 100  gelegt eine Seite, S. 244, einer Zeitung]

    Wolf Meyer-Christian/ Die Schlacht der hundert Tage

    mehr. Sie blieben einfach liegen. Irgendeines

    Tages bemerkte man das im englischen

    Hauptquartier und stellte das Material ab, so wie

    man einen Gashan abdreht.

    Es ist auch nicht möglich, eine genaue Bilanz

    dieses Dritteljahres zu ziehen. Den Engländern

    hat sie einschließlich der Kranken fast eine halbe

    Million Verluste gebracht, aber keinen Erfolg.

    Die deutsche Heeresleitung durfte von einem

    Abwehrsieg sprechen, und doch geht dieser

    Begriff weit an der Wirklichkeit vorbei. Denn

    was Deutschland für diesen Sieg eingesetzt und

    verloren hatte, war die kämpferische Elite des

    Frontheeres gewesen. Dazu kam die seelische

    Wirkung der Zermürbung. Daß aber diese

    Schlacht weder auf das Volk noch auf Führung

    oder Truppe die Wirkung einer Panik oder gar

    der inneren Auflösung hatte, ist vielleicht eins

    der größten Wunder dieses Krieges.


    Als deutscher Abwehrsieg ist die

    Flandernschlacht in die Kriegsgeschichte eingegangen.

    Dennoch würde der Leser ein schiefes Bild erhalten,

    wollte man es bei diesem Urteil bewenden lassen.

    Denn der Entschluß zur Flandernschlacht war

    weniger strategischen als vielmehr unmittelbar

    politischen Erwägungen entsprungen. Eine

    Gesamtbewertung dieser Schlacht hat sich daher

    auch auf die politische Ebene zu erstrecken. Und

    damit ändert sich das Bild zugunsten Englands.

    Es war wohl die kritischste Stunde im

    Weltkriegem als England den Entschluß faßte, die

    Flandernschlacht zu schlagen. Zum erstenmal in

    seiner Geschichte ntschloß sich London, einen

    Koalitionskrieg durch den Einsatz eigenen Blutes

    auf dem entscheidenden Kriegsschauplatz zum

    siegreichen Ende zu bringen, indem es die Hauptlast

    des Kampfes auf sich nahm und seinen

    Verbündeten eine Atempause gönnte. Der deutsche

    Rückzug in die Siegfriedstellung nach der

    Sommeschlacht hatte die Frühjahrsangriffe der

    Franzosen im Jahre 1917 in die schwerste

    Niederlage verwandelt, die sie in diesem Kriege

    erlitten hatten. Die französische Armee meuterte.

    Der als neue Hoffnung begrüßte Generalissimus

    Rivelle hatte ebenso schnell verschwinden müssen

    wie er gekommen war. Die Armee war auf

    längere Zeit nicht zu gebrauchen. Italien

    erwartete zitternd den nächsten Schlag. Rumänien

    war gegen alle Erwartungen überrant worden.

    In Rußland hatte die Revolution ihr Haupt

    erhoben, die Truppen der deutschen Ostfront

    konnten stündlich frei werden und an der

    Westfront auftauchen. Die Amerikaner, seit dem

    Frühjahr im Kriege mit Deutschland, hatten

    zwar mit ihren Transporten begonnen, aber es

    mußten noch Monate verstreichen, bis ihre

    kriegsgewohnten Soldaten in einer modernen

    Schlacht würden eingesetzt werden können. Der

    englische Seelord Jellicoe hatte kategorisch

    erklärt, daß die U-Boote England auf die Knie

    zwingen würden, wann man die deutschen

    U-Boot-Häfen bei Ostende nicht schleunigst

    wegnehmen könnte. Durch keine Krise erschüttert,

    voller Vertrauen auf die neue Führung

    Hinenburgs und Ludendorffs, unterstützt durch eine

    endlich auf die Höhe gebrachte Kriegsindustrie

    stand dem gegenüber das deutsche Westheer.

    In dieser Stunde, da in sämtlichen

    herrschten, faste England in richtiger Würdigung der

    Lage den Entschluß, den Schwerpunkt  des

    Kapmfes auf sich zu nehmen, um das deutsche Heer

    solange auf sich zu nehmen, um das deutsche Heer

    solange durch eigne Angriffe zu binden und von

    Angriffen auf die Verbündeten abzuhalten, bis

    diese sich erolt hätten und die amerikanischen

    Truppen zum kriegsentscheidenden Einsatz

    herangezogen werden könnten.

    Betrachtet man die Flandernschlacht unter

    diesem Gesichtspunkt, so wird man zugeben

    müßen, daß der militärische Mißerfolg der

    Engländer an Gewicht verliert. Denn was sie

    wollten, haben sie auch erreicht: Die Fessekung des

    deutschen Heeres.

    Daß freilich diese Fesselung nicht auch zu der

    erhofften Ausblutung und Zermürbung wurd,

    daß die deutsche Führung im Frühjahr des

    Jahres 1918 sogar noch selbst das Gesetz des

    Handelns an sich reißen und zu den gewaltigsten

    Schlägen des ganzen Krieges ausholen konnte -

    das war weniger ein Fehler in der englischen

    Rechnung als vielmehr ein unberechenbares

    Zeugnis deutscher Kraft und deutschen

    Heldentums, vor dem wir uns in Bewunderung neigen.


    Die Toten

    Ein Denkstein

    In diese Gasse mußten wir hinein,

    Von Sturm und Atem plötzlich abgekehrt.

    Wo brannte doch der Schmerz, wo schlug er ein?

    Nun ists vorbei, nun sind wir unversehrt.


    Wir hörens nicht mehr, wie ihr weiter stürmt,

    Das Lärmen und die Stille rührt uns nicht.

    Wir sehens nicht mehr, wie ihr Siege türmt,

    Der Flor vor unsern Augen ist zu dicht.


    War es von heiliger Zukunft nicht ein Wort,

    Dar uns voranflog in den Rauch der Schlacht?

    Das raucht nun hin, das glänzt und wurzelt dort. -

    Wir liegen hier und lächeln in die Nacht.

    Georg Stammler


    S. 101

    Foto 1:

    Sprengtrichter bei St. Elei m Wytschade Bogen.

    Foto 2:


  • January 5, 2017 12:48:15 Corinna Pichler (AUT)

    [Über S. 100  gelegt eine Seite, S. 244, einer Zeitung]

    Wolf Meyer-Christian/ Die Schlacht der hundert Tage

    mehr. Sie blieben einfach liegen. Irgendeines

    Tages bemerkte man das im englischen

    Hauptquartier und stellte das Material ab, so wie

    man einen Gashan abdreht.

    Es ist auch nicht möglich, eine genaue Bilanz

    dieses Dritteljahres zu ziehen. Den Engländern

    hat sie einschließlich der Kranken fast eine halbe

    Million Verluste gebracht, aber keinen Erfolg.

    Die deutsche Heeresleitung durfte von einem

    Abwehrsieg sprechen, und doch geht dieser

    Begriff weit an der Wirklichkeit vorbei. Denn

    was Deutschland für diesen Sieg eingesetzt und

    verloren hatte, war die kämpferische Elite des

    Frontheeres gewesen. Dazu kam die seelische

    Wirkung der Zermürbung. Daß aber diese

    Schlacht weder auf das Volk noch auf Führung

    oder Truppe die Wirkung einer Panik oder gar

    der inneren Auflösung hatte, ist vielleicht eins

    der größten Wunder dieses Krieges.


    Als deutscher Abwehrsieg ist die

    Flandernschlacht in die Kriegsgeschichte eingegangen.

    Dennoch würde der Leser ein schiefes Bild erhalten,

    wollte man es bei diesem Urteil bewenden lassen.

    Denn der Entschluß zur Flandernschlacht war

    weniger strategischen als vielmehr unmittelbar

    politischen Erwägungen entsprungen. Eine

    Gesamtbewertung dieser Schlacht hat sich daher

    auch auf die politische Ebene zu erstrecken. Und

    damit ändert sich das Bild zugunsten Englands.

    Es war wohl die kritischste Stunde im

    Weltkriegem als England den Entschluß faßte, die

    Flandernschlacht zu schlagen. Zum erstenmal in

    seiner Geschichte ntschloß sich London, einen

    Koalitionskrieg durch den Einsatz eigenen Blutes

    auf dem entscheidenden Kriegsschauplatz zum

    siegreichen Ende zu bringen, indem es die Hauptlast

    des Kampfes auf sich nahm und seinen

    Verbündeten eine Atempause gönnte. Der deutsche

    Rückzug in die Siegfriedstellung nach der

    Sommeschlacht hatte die Frühjahrsangriffe der

    Franzosen im Jahre 1917 in die schwerste

    Niederlage verwandelt, die sie in diesem Kriege

    erlitten hatten. Die französische Armee meuterte.

    Der als neue Hoffnung begrüßte Generalissimus

    Rivelle hatte ebenso schnell verschwinden müssen

    wie er gekommen war. Die Armee war auf

    längere Zeit nicht zu gebrauchen. Italien

    erwartete zitternd den nächsten Schlag. Rumänien

    war gegen alle Erwartungen überrant worden.

    In Rußland hatte die Revolution ihr Haupt

    erhoben, die Truppen der deutschen Ostfront

    konnten stündlich frei werden und an der

    Westfront auftauchen. Die Amerikaner, seit dem

    Frühjahr im Kriege mit Deutschland, hatten

    zwar mit ihren Transporten begonnen, aber es

    mußten noch Monate verstreichen, bis ihre

    kriegsgewohnten Soldaten in einer modernen

    Schlacht würden eingesetzt werden können. Der

    englische Seelord Jellicoe hatte kategorisch

    erklärt, daß die U-Boote England auf die Knie

    zwingen würden, wann man die deutschen

    U-Boot-Häfen bei Ostende nicht schleunigst

    wegnehmen könnte. Durch keine Krise erschüttert,

    voller Vertrauen auf die neue Führung

    Hinenburgs und Ludendorffs, unterstützt durch eine

    endlich auf die Höhe gebrachte Kriegsindustrie

    stand dem gegenüber das deutsche Westheer.

    In dieser Stunde, da in sämtlichen

    herrschten, faste England in richtiger Würdigung der

    Lage den Entschluß, den Schwerpunkt  des

    Kapmfes auf sich zu nehmen, um das deutsche Heer

    solange auf sich zu nehmen, um das deutsche Heer

    solange durch eigne Angriffe zu binden und von

    Angriffen auf die Verbündeten abzuhalten, bis

    diese sich erolt hätten und die amerikanischen

    Truppen zum kriegsentscheidenden Einsatz

    herangezogen werden könnten.

    Betrachtet man die Flandernschlacht unter

    diesem Gesichtspunkt, so wird man zugeben

    müßen, daß der militärische Mißerfolg der

    Engländer an Gewicht verliert. Denn was sie

    wollten, haben sie auch erreicht: Die Fessekung des

    deutschen Heeres.

    Daß freilich diese Fesselung nicht auch zu der

    erhofften Ausblutung und Zermürbung wurd,

    daß die deutsche Führung im Frühjahr des

    Jahres 1918 sogar noch selbst das Gesetz des

    Handelns an sich reißen und zu den gewaltigsten

    Schlägen des ganzen Krieges ausholen konnte -

    das war weniger ein Fehler in der englischen

    Rechnung als vielmehr ein unberechenbares

    Zeugnis deutscher Kraft und deutschen

    Heldentums, vor dem wir uns in Bewunderung neigen.


    Die Toten

    Ein Denkstein

    In diese Gasse mußten wir hinein,

    Von Sturm und Atem plötzlich abgekehrt.

    Wo brannte doch der Schmerz, wo schlug er ein?

    Nun ists vorbei, nun sind wir unversehrt.


    Wir hörens nicht mehr, wie ihr weiter stürmt,

    Das Lärmen und die Stille rührt uns nicht.

    Wir sehens nicht mehr, wie ihr Siege türmt,

    Der Flor vor unsern Augen ist zu dicht.


    War es von heiliger Zukunft nicht ein Wort,

    Dar uns voranflog in den Rauch der Schlacht?

    Das raucht nun hin, das glänzt und wurzelt dort. -

    Wir liegen hier und lächeln in die Nacht.

    Georg Stammler


    S. 101



  • January 5, 2017 12:45:39 Corinna Pichler (AUT)

    [Über S. 100  gelegt eine Seite, S. 244, einer Zeitung]

    Wolf Meyer-Christian/ Die Schlacht der hundert Tage

    mehr. Sie blieben einfach liegen. Irgendeines

    Tages bemerkte man das im englischen

    Hauptquartier und stellte das Material ab, so wie

    man einen Gashan abdreht.

    Es ist auch nicht möglich, eine genaue Bilanz

    dieses Dritteljahres zu ziehen. Den Engländern

    hat sie einschließlich der Kranken fast eine halbe

    Million Verluste gebracht, aber keinen Erfolg.

    Die deutsche Heeresleitung durfte von einem

    Abwehrsieg sprechen, und doch geht dieser

    Begriff weit an der Wirklichkeit vorbei. Denn

    was Deutschland für diesen Sieg eingesetzt und

    verloren hatte, war die kämpferische Elite des

    Frontheeres gewesen. Dazu kam die seelische

    Wirkung der Zermürbung. Daß aber diese

    Schlacht weder auf das Volk noch auf Führung

    oder Truppe die Wirkung einer Panik oder gar

    der inneren Auflösung hatte, ist vielleicht eins

    der größten Wunder dieses Krieges.


    Als deutscher Abwehrsieg ist die

    Flandernschlacht in die Kriegsgeschichte eingegangen.

    Dennoch würde der Leser ein schiefes Bild erhalten,

    wollte man es bei diesem Urteil bewenden lassen.

    Denn der Entschluß zur Flandernschlacht war

    weniger strategischen als vielmehr unmittelbar

    politischen Erwägungen entsprungen. Eine

    Gesamtbewertung dieser Schlacht hat sich daher

    auch auf die politische Ebene zu erstrecken. Und

    damit ändert sich das Bild zugunsten Englands.

    Es war wohl die kritischste Stunde im

    Weltkriegem als England den Entschluß faßte, die

    Flandernschlacht zu schlagen. Zum erstenmal in

    seiner Geschichte ntschloß sich London, einen

    Koalitionskrieg durch den Einsatz eigenen Blutes

    auf dem entscheidenden Kriegsschauplatz zum

    siegreichen Ende zu bringen, indem es die Hauptlast

    des Kampfes auf sich nahm und seinen

    Verbündeten eine Atempause gönnte. Der deutsche

    Rückzug in die Siegfriedstellung nach der

    Sommeschlacht hatte die Frühjahrsangriffe der

    Franzosen im Jahre 1917 in die schwerste

    Niederlage verwandelt, die sie in diesem Kriege

    erlitten hatten. Die französische Armee meuterte.

    Der als neue Hoffnung begrüßte Generalissimus

    Rivelle hatte ebenso schnell verschwinden müssen

    wie er gekommen war. Die Armee war auf

    längere Zeit nicht zu gebrauchen. Italien

    erwartete zitternd den nächsten Schlag. Rumänien

    war gegen alle Erwartungen überrant worden.

    In Rußland hatte die Revolution ihr Haupt

    erhoben, die Truppen der deutschen Ostfront

    konnten stündlich frei werden und an der

    Westfront auftauchen. Die Amerikaner, seit dem

    Frühjahr im Kriege mit Deutschland, hatten

    zwar mit ihren Transporten begonnen, aber es

    mußten noch Monate verstreichen, bis ihre

    kriegsgewohnten Soldaten in einer modernen

    Schlacht würden eingesetzt werden können. Der

    englische Seelord Jellicoe hatte kategorisch

    erklärt, daß die U-Boote England auf die Knie

    zwingen würden, wann man die deutschen

    U-Boot-Häfen bei Ostende nicht schleunigst

    wegnehmen könnte. Durch keine Krise erschüttert,

    voller Vertrauen auf die neue Führung

    Hinenburgs und Ludendorffs, unterstützt durch eine

    endlich auf die Höhe gebrachte Kriegsindustrie

    stand dem gegenüber das deutsche Westheer.

    In dieser Stunde, da in sämtlichen

    herrschten, faste England in richtiger Würdigung der

    Lage den Entschluß, den Schwerpunkt  des

    Kapmfes auf sich zu nehmen, um das deutsche Heer

    solange auf sich zu nehmen, um das deutsche Heer

    solange durch eigne Angriffe zu binden und von

    Angriffen auf die Verbündeten abzuhalten, bis

    diese sich erolt hätten und die amerikanischen

    Truppen zum kriegsentscheidenden Einsatz

    herangezogen werden könnten.

    Betrachtet man die Flandernschlacht unter

    diesem Gesichtspunkt, so wird man zugeben

    müßen, daß der militärische Mißerfolg der

    Engländer an Gewicht verliert. Denn was sie

    wollten, haben sie auch erreicht: Die Fessekung des

    deutschen Heeres.

    Daß freilich diese Fesselung nicht auch zu der

    erhofften Ausblutung und Zermürbung wurd,

    daß die deutsche Führung im Frühjahr des

    Jahres 1918 sogar noch selbst das Gesetz des

    Handelns an sich reißen und zu den gewaltigsten

    Schlägen des ganzen Krieges ausholen konnte -

    das war weniger ein Fehler in der englischen



    S. 101



  • January 5, 2017 12:42:17 Corinna Pichler (AUT)

    [Über S. 100  gelegt eine Seite, S. 244, einer Zeitung]

    Wolf Meyer-Christian/ Die Schlacht der hundert Tage

    mehr. Sie blieben einfach liegen. Irgendeines

    Tages bemerkte man das im englischen

    Hauptquartier und stellte das Material ab, so wie

    man einen Gashan abdreht.

    Es ist auch nicht möglich, eine genaue Bilanz

    dieses Dritteljahres zu ziehen. Den Engländern

    hat sie einschließlich der Kranken fast eine halbe

    Million Verluste gebracht, aber keinen Erfolg.

    Die deutsche Heeresleitung durfte von einem

    Abwehrsieg sprechen, und doch geht dieser

    Begriff weit an der Wirklichkeit vorbei. Denn

    was Deutschland für diesen Sieg eingesetzt und

    verloren hatte, war die kämpferische Elite des

    Frontheeres gewesen. Dazu kam die seelische

    Wirkung der Zermürbung. Daß aber diese

    Schlacht weder auf das Volk noch auf Führung

    oder Truppe die Wirkung einer Panik oder gar

    der inneren Auflösung hatte, ist vielleicht eins

    der größten Wunder dieses Krieges.


    Als deutscher Abwehrsieg ist die

    Flandernschlacht in die Kriegsgeschichte eingegangen.

    Dennoch würde der Leser ein schiefes Bild erhalten,

    wollte man es bei diesem Urteil bewenden lassen.

    Denn der Entschluß zur Flandernschlacht war

    weniger strategischen als vielmehr unmittelbar

    politischen Erwägungen entsprungen. Eine

    Gesamtbewertung dieser Schlacht hat sich daher

    auch auf die politische Ebene zu erstrecken. Und

    damit ändert sich das Bild zugunsten Englands.

    Es war wohl die kritischste Stunde im

    Weltkriegem als England den Entschluß faßte, die

    Flandernschlacht zu schlagen. Zum erstenmal in

    seiner Geschichte ntschloß sich London, einen

    Koalitionskrieg durch den Einsatz eigenen Blutes

    auf dem entscheidenden Kriegsschauplatz zum

    siegreichen Ende zu bringen, indem es die Hauptlast

    des Kampfes auf sich nahm und seinen

    Verbündeten eine Atempause gönnte. Der deutsche

    Rückzug in die Siegfriedstellung nach der

    Sommeschlacht hatte die Frühjahrsangriffe der

    Franzosen im Jahre 1917 in die schwerste

    Niederlage verwandelt, die sie in diesem Kriege

    erlitten hatten. Die französische Armee meuterte.

    Der als neue Hoffnung begrüßte Generalissimus

    Rivelle hatte ebenso schnell verschwinden müssen

    wie er gekommen war. Die Armee war auf

    längere Zeit nicht zu gebrauchen. Italien

    erwartete zitternd den nächsten Schlag. Rumänien

    war gegen alle Erwartungen überrant worden.

    In Rußland hatte die Revolution ihr Haupt

    erhoben, die Truppen der deutschen Ostfront

    konnten stündlich frei werden und an der

    Westfront auftauchen. Die Amerikaner, seit dem

    Frühjahr im Kriege mit Deutschland, hatten

    zwar mit ihren Transporten begonnen, aber es

    mußten noch Monate verstreichen, bis ihre

    kriegsgewohnten Soldaten in einer modernen

    Schlacht würden eingesetzt werden können. Der

    englische Seelord Jellicoe hatte kategorisch

    erklärt, daß die U-Boote England auf die Knie

    zwingen würden, wann man die deutschen

    U-Boot-Häfen bei Ostende nicht schleunigst

    wegnehmen könnte. Durch keine Krise erschüttert,

    voller Vertrauen auf die neue Führung

    Hinenburgs und Ludendorffs, unterstützt durch eine

    endlich auf die Höhe gebrachte Kriegsindustrie

    stand dem gegenüber das deutsche Westheer.



    S. 101



  • January 5, 2017 12:39:14 Corinna Pichler (AUT)

    [Über S. 100  gelegt eine Seite, S. 244, einer Zeitung]

    Wolf Meyer-Christian/ Die Schlacht der hundert Tage

    mehr. Sie blieben einfach liegen. Irgendeines

    Tages bemerkte man das im englischen

    Hauptquartier und stellte das Material ab, so wie

    man einen Gashan abdreht.

    Es ist auch nicht möglich, eine genaue Bilanz

    dieses Dritteljahres zu ziehen. Den Engländern

    hat sie einschließlich der Kranken fast eine halbe

    Million Verluste gebracht, aber keinen Erfolg.

    Die deutsche Heeresleitung durfte von einem

    Abwehrsieg sprechen, und doch geht dieser

    Begriff weit an der Wirklichkeit vorbei. Denn

    was Deutschland für diesen Sieg eingesetzt und

    verloren hatte, war die kämpferische Elite des

    Frontheeres gewesen. Dazu kam die seelische

    Wirkung der Zermürbung. Daß aber diese

    Schlacht weder auf das Volk noch auf Führung

    oder Truppe die Wirkung einer Panik oder gar

    der inneren Auflösung hatte, ist vielleicht eins

    der größten Wunder dieses Krieges.


    Als deutscher Abwehrsieg ist die

    Flandernschlacht in die Kriegsgeschichte eingegangen.

    Dennoch würde der Leser ein schiefes Bild erhalten,

    wollte man es bei diesem Urteil bewenden lassen.

    Denn der Entschluß zur Flandernschlacht war

    weniger strategischen als vielmehr unmittelbar

    politischen Erwägungen entsprungen. Eine

    Gesamtbewertung dieser Schlacht hat sich daher

    auch auf die politische Ebene zu erstrecken. Und

    damit ändert sich das Bild zugunsten Englands.

    Es war wohl die kritischste Stunde im

    Weltkriegem als England den Entschluß faßte, die

    Flandernschlacht zu schlagen. Zum erstenmal in

    seiner Geschichte ntschloß sich London, einen

    Koalitionskrieg durch den Einsatz eigenen Blutes

    auf dem entscheidenden Kriegsschauplatz zum

    siegreichen Ende zu bringen, indem es die Hauptlast

    des Kampfes auf sich nahm und seinen

    Verbündeten eine Atempause gönnte. Der deutsche

    Rückzug in die Siegfriedstellung nach der

    Sommeschlacht hatte die Frühjahrsangriffe der

    Franzosen im Jahre 1917 in die schwerste

    Niederlage verwandelt, die sie in diesem Kriege

    erlitten hatten. Die französische Armee meuterte.

    Der als neue Hoffnung begrüßte Generalissimus

    Rivelle hatte ebenso schnell verschwinden müssen

    wie er gekommen war. Die Armee war auf



    S. 101



  • January 5, 2017 12:38:37 Corinna Pichler (AUT)

    [Über S. 100  gelegt eine Seite, S. 244, einer Zeitung]

    Wolf Meyer-Christian/ Die Schlacht der hundert Tage

    mehr. Sie blieben einfach liegen. Irgendeines

    Tages bemerkte man das im englischen

    Hauptquartier und stellte das Material ab, so wie

    man einen Gashan abdreht.

    Es ist auch nicht möglich, eine genaue Bilanz

    dieses Dritteljahres zu ziehen. Den Engländern

    hat sie einschließlich der Kranken fast eine halbe

    Million Verluste gebracht, aber keinen Erfolg.

    Die deutsche Heeresleitung durfte von einem

    Abwehrsieg sprechen, und doch geht dieser

    Begriff weit an der Wirklichkeit vorbei. Denn

    was Deutschland für diesen Sieg eingesetzt und

    verloren hatte, war die kämpferische Elite des

    Frontheeres gewesen. Dazu kam die seelische

    Wirkung der Zermürbung. Daß aber diese

    Schlacht weder auf das Volk noch auf Führung

    oder Truppe die Wirkung einer Panik oder gar

    der inneren Auflösung hatte, ist vielleicht eins

    der größten Wunder dieses Krieges.


    Als deutscher Abwehrsieg ist die

    Flandernschlacht in die Kriegsgeschichte eingegangen.

    Dennoch würde der Leser ein schiefes Bild erhalten,

    wollte man es bei diesem Urteil bewenden lassen.

    Denn der Entschluß zur Flandernschlacht war

    weniger strategischen als vielmehr unmittelbar

    politischen Erwägungen entsprungen. Eine

    Gesamtbewertung dieser Schlacht hat sich daher

    auch auf die politische Ebene zu erstrecken. Und

    damit ändert sich das Bild zugunsten Englands.

    Es war wohl die kritischste Stunde im

    Weltkriegem als England den Entschluß faßte, die

    Flandernschlacht zu schlagen. Zum erstenmal in

    seiner Geschichte ntschloß sich London, einen

    Koalitionskrieg durch den Einsatz eigenen Blutes

    auf dem entscheidenden Kriegsschauplatz zum

    siegreichen Ende zu bringen, indem es die Hauptlast

    des Kampfes auf sich nahm und seinen

    Verbündeten eine Atempause gönnte. Der deutsche

    Rückzug in die Siegfriedstellung nach der

    Sommeschlacht hatte die Frühjahrsangriffe der

    Franzosen im Jahre 1917 in die schwerste

    Niederlage verwandelt, die sie in diesem Kriege



    S. 101



  • January 5, 2017 12:34:41 Corinna Pichler (AUT)

    [Über S. 100  gelegt eine Seite, S. 244, einer Zeitung]

    Wolf Meyer-Christian/ Die Schlacht der hundert Tage

    mehr. Sie blieben einfach liegen. Irgendeines

    Tages bemerkte man das im englischen

    Hauptquartier und stellte das Material ab, so wie

    man einen Gashan abdreht.

    Es ist auch nicht möglich, eine genaue Bilanz

    dieses Dritteljahres zu ziehen. Den Engländern

    hat sie einschließlich der Kranken fast eine halbe

    Million Verluste gebracht, aber keinen Erfolg.

    Die deutsche Heeresleitung durfte von einem

    Abwehrsieg sprechen, und doch geht dieser

    Begriff weit an der Wirklichkeit vorbei. Denn

    was Deutschland für diesen Sieg eingesetzt und

    verloren hatte, war die kämpferische Elite des

    Frontheeres gewesen. Dazu kam die seelische

    Wirkung der Zermürbung. Daß aber diese

    Schlacht weder auf das Volk noch auf Führung

    oder Truppe die Wirkung einer Panik oder gar

    der inneren Auflösung hatte, ist vielleicht eins

    der größten Wunder dieses Krieges.



    S. 101



  • January 5, 2017 12:30:54 Corinna Pichler (AUT)

    [Über S. 100  gelegt eine Seite, S. 244, einer Zeitung]

    Wolf Meyer-Christian/ Die Schlacht der hundert Tage



    S. 101



  • January 5, 2017 12:30:23 Corinna Pichler (AUT)

    [Über S. 100  gelegt eine Seite, S. 244, einer Zeitung]


Description

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  • 50.81011||2.89208||

    St. Eloi

  • 50.2912494||2.7777485000000297||

    Schlacht von Arras

    ||1
Location(s)
  • Story location Schlacht von Arras
  • Document location St. Eloi
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ID
15872 / 168900
Source
http://europeana1914-1918.eu/...
Contributor
Heike Knothe
License
http://creativecommons.org/licenses/by-sa/3.0/


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