Kriegstagebuch von Hans-Joachim Röhr aus Görlitz - Band 2, item 68

Edit transcription:
...
Transcription saved
Enhance your transcribing experience by using full-screen mode

Transcription

You have to be logged in to transcribe. Please login or register and click the pencil-button again

S. 100

leblos sank der Körper blutüberströmt hinten über, kurz

darauf erhielt auch Gefr. Zech abermals einen Schrappnelltreffer,

der ihm diesmal beide Schienbeine zerschmetterte. Er wurde

aber geborgen und später geheilt.

      Ich selbst kroch nun im Graben rückwärts, das

Granatfeuer hatte ziemlich aufgehört, d.h. es kamen noch genug in der

Nähe zur Explosion, aber das ohrenbetäubende Trommeln, welches

fast 2 Stunden gewährt hatte, und was wir über uns haben

ergehen lassen müssen, hatte aufgehört, dafür knatterten nun

die M.Gs. und Infanteriegewehre. - Aber wie sah der Graben aus

Tote und Verwundete füllten ihn, dazwischen die wenigen

Überlebenden, denn die Verluste des Regiments betrugen nach

späteren Angaben etwa 75%.

      Die 1. Garde Res. Devision wurde infolge dieser enormen

Verluste bereits noch in der Nacht herausgezogen. Von der

2.M.G.K. kamen nur 9 Schützen unverwundet zurück,

trotzdem diese auf das Bataillon verteilt war.

      Unter anderen verlor die 2.M.G.K.: Unteroffz. Kempe tot,

desgleichen die Schützen Matuschwesky, Bessel, Plaumann, Einj.

Bratsch. Verwundet Gefr. Lech (schwer) Schützen: Glock, Schilling,

Bessert, Gunia, Schütz, Möde, Phillip (schwer), Schütz, Wunschmann,

Röhr (ich), u.a. deren Namen ich nicht weiss.


[Über S. 101 ein Zeitungsausschnitt, S 242, gelegt]

Wolf Meyer-Christian


in der Verteidigung durfte man sich jetzt als

Meister fühlen. Das Falkenhaynsche

Verteidigungssystem war aufgegeben worden. Es

wurden nicht mehr sinnlose Menschenopfer in

der vordersten Linie vergeudet, bevor noch der

Angriff überhaupt begonnen worden war. Man

hatte den Grundsatz verlassen, der das

Festhalten an jedem einmal gewonnenen Meter

feindlichen Bodens befahl.

    Weit in die Tiefe erstreckte sich jetzt das Netz

der Verteidigungsanlagen. Nur dünn verstreute

Gefechtsvorposten hatten am Feinde zu bleiben.

Den Hauptwiderstand bildete eine weit

rückwärts gezogene Linie, deren Besatzung in enger

Verbindung mit den Reserven stand, die im

Gegenstoß den Gegner wieder hinauszuwerfen

hatten, wenn er, vom Angriff erschöpft und noch

ohne Nachschub, damit beschäftigt war, sich in

der zertrommelten Stellung mit seinen letzten

Waffen und Patronen einzurichten. Die

Verteidigung war elastisch geworden. Mit allen

Mitteln wurden außerdem Reserven zusammengezogen

und der Vierten Armee, die den Stoß

auszuhalten hatte, bereitgestellt. Der Einbruch

sollte den Engländern nicht gelingen oder

jedenfalls nicht vom taktischen Erfolg zum strategischen

Durchbruch ausreifen. Anordnung und

Ausführung dieses Plans durch Führung und

Truppe haben im ganzen vollen Erfolg gehabt.

Der englische Durchbruchsplan ist an der

Abwehr gescheitert.

    Wie sah dieser Plan, der mit einem Schlage

die Kriegsentscheidung herbeiführen sollte, aus?

Sein Generalziel war einfach: Durchbruch durch

die deutsche Front und Linksschwenkung nach

Norden, in Richtung auf die U-Boot-Häfen.

Aber wie sollte dieses Ziel erreicht werden? Die

Sommeschlacht, vor ihr schon Verdun und nach

ihr die mißlungenen Frühjahrsangiffe der

Allierten im Jahre 1917 hatten gezeigt, daß bei

dem gegenwärtigen Stand der Waffentechnik

der Verteidiger stärker war als der Angreifer.

Insbesondere die Alliierten hatten blutiges

Lehrgeld für die Erkenntis zahlen müssen, daß

die abstoßende Kraft der Maschinengewehre

groß war und auch tage- und wochenlange

Vernichtungsfeuer nicht verhindern konnte, daß der

verbleibende Rest intakter Abwehrwaffen ganze

Regimenter aufzuhalten vermochte. Bei allen

Angriffen des letzten Jahres war die gleiche

Erscheinung aufgetreten: in dem Augenblick, wo

die Angriffstruppe über den Bereich ihrer eigenen

Artillerie hinausgegriffen hatte und ohne

Feuerschutz war, wo sie ihre Munition bis auf den

Rest verbraucht hatte, war regelmäßig die

Krisis eingetreten. Während die Angriffsartillerie

ihren Stellungswechsel vorwärts vornahm und

Reserven, Munition und Proviant vorgebracht

werden mußten, schickte sich der Verteidiger zum

Gegenstoß an. Ihn unterstützte seine Artillerie,

die zwischen die eingebrochene Angriffstruppe

und ihre Reserven einen Sperrfeuergürtel legte,

und mit Regelmäßigkeit war noch fast jeder

Angriff nach anfänglichem Erfolg in diesem

Stadium seiner Entwicklung niedergebrochen.

    Es herrschte daher bei allen Generalstäben

die übereinstimmende Ansicht, daß mit dieser jetzt

überholten Form kein Angriff mehr geführt

werden könne. Grundsätzlich neue Gedanken waren

erforderlich. Aber diese gingen der englischen

Heerführung ab. An ihrer Spitze stand ein

Mann, der, von Haus aus Kavallerist, sei es

aus Phantasielosigkeit, sei es aus dogmatischer

Gläubigkeit an den Lehren der Kriegsgeschichte

festhielt und alle neuen Ideen verachtete. Es

gibt wenige Heerführer aus dem Weltkriege,

denen eine so vernichtende nachträgliche Kritik

zuteil geworden ist wie dem englischen

Oberbefehlshaber Sir Douglas Haig. Mag

vielleicht auch seine demnächst in deutscher Sprache

erscheinende Biographie aus der Feder des

englischen Marineministers Duff Cooper an seinem

Bilde etwas ändern, ganz wird sie die Urteile,

die Loyd George und, seit kurzem ins Deutsche

übersetzt, General Fuller, der Vater der

englischen Tankwaffe, über ihn gefällt haben, nicht

entkräften können. Gerade für die Beurteilung

der Durchführung des Flandernangriffes sind

Fullers Äußerungen von besonderem Wert.

Denn er kannte die Krise des bisher üblichen

Angriffsverfahrens und sah sich im Besitz der

Waffe, die bei richtiger Anwendung in der Lage

sein konnte, das Blut der Angreifer zu sparen

und mit geringen Mitteln Erfolge zu erzielen,

wie sie bisher niemand auszudenken gewagt

hatte. Aber Fuller drang im Hauptquartier

nicht durch. Während er der Infanterie die

Hauptlast des Angriffes abnehmen wollte,

erschien dem Kavalleristen Haig diese neumodische

Erfindung gerade gut genug, um sie als -

Hilfswaffe für die Kavallerie zu verwenden. Eben

jener Kavallerie, die er sogar hinter Ypern

bereitstellen ließ, um sie - zum Entsetzen

Fullers - in dem verschlammten Trichtergelände

Flanderns einzusetzen, wenn, wie er hoffte, die

Infanterie nach dem alten Verfahren den

Einbruch vollzogen haben würde. Die Geschichte

hat Haig unrecht gegeben. Er mußte seine

Reiter wieder nach Hause schicken.

    Sein Verfahren für die Flandernschlacht war

ebenso herkömmlich wie schlicht. In seinem

blinden, durch keine Mißerfolge zu erschütternden

Glauben an die Allmacht des Materials wollte

er das Verfahren der Sommeschlacht

wiederholen, durch wochenlanges Trommelfeuer,

allerdings in vervielfachter Stärke, die

Verteidigungsstellung zerschlagen. In einzelnen Stößen

sollte die Infanterie dann bis an die Grenze des

Feuerbereichs vorgehen und liegenbleiben.

Wieder sollte die Artillerie eingeifen, aus neuen

Stellungen abermals trommeln, eine weitere

Zone sollte besetzt weden und so fort. Es war

Transcription saved

S. 100

leblos sank der Körper blutüberströmt hinten über, kurz

darauf erhielt auch Gefr. Zech abermals einen Schrappnelltreffer,

der ihm diesmal beide Schienbeine zerschmetterte. Er wurde

aber geborgen und später geheilt.

      Ich selbst kroch nun im Graben rückwärts, das

Granatfeuer hatte ziemlich aufgehört, d.h. es kamen noch genug in der

Nähe zur Explosion, aber das ohrenbetäubende Trommeln, welches

fast 2 Stunden gewährt hatte, und was wir über uns haben

ergehen lassen müssen, hatte aufgehört, dafür knatterten nun

die M.Gs. und Infanteriegewehre. - Aber wie sah der Graben aus

Tote und Verwundete füllten ihn, dazwischen die wenigen

Überlebenden, denn die Verluste des Regiments betrugen nach

späteren Angaben etwa 75%.

      Die 1. Garde Res. Devision wurde infolge dieser enormen

Verluste bereits noch in der Nacht herausgezogen. Von der

2.M.G.K. kamen nur 9 Schützen unverwundet zurück,

trotzdem diese auf das Bataillon verteilt war.

      Unter anderen verlor die 2.M.G.K.: Unteroffz. Kempe tot,

desgleichen die Schützen Matuschwesky, Bessel, Plaumann, Einj.

Bratsch. Verwundet Gefr. Lech (schwer) Schützen: Glock, Schilling,

Bessert, Gunia, Schütz, Möde, Phillip (schwer), Schütz, Wunschmann,

Röhr (ich), u.a. deren Namen ich nicht weiss.


[Über S. 101 ein Zeitungsausschnitt, S 242, gelegt]

Wolf Meyer-Christian


in der Verteidigung durfte man sich jetzt als

Meister fühlen. Das Falkenhaynsche

Verteidigungssystem war aufgegeben worden. Es

wurden nicht mehr sinnlose Menschenopfer in

der vordersten Linie vergeudet, bevor noch der

Angriff überhaupt begonnen worden war. Man

hatte den Grundsatz verlassen, der das

Festhalten an jedem einmal gewonnenen Meter

feindlichen Bodens befahl.

    Weit in die Tiefe erstreckte sich jetzt das Netz

der Verteidigungsanlagen. Nur dünn verstreute

Gefechtsvorposten hatten am Feinde zu bleiben.

Den Hauptwiderstand bildete eine weit

rückwärts gezogene Linie, deren Besatzung in enger

Verbindung mit den Reserven stand, die im

Gegenstoß den Gegner wieder hinauszuwerfen

hatten, wenn er, vom Angriff erschöpft und noch

ohne Nachschub, damit beschäftigt war, sich in

der zertrommelten Stellung mit seinen letzten

Waffen und Patronen einzurichten. Die

Verteidigung war elastisch geworden. Mit allen

Mitteln wurden außerdem Reserven zusammengezogen

und der Vierten Armee, die den Stoß

auszuhalten hatte, bereitgestellt. Der Einbruch

sollte den Engländern nicht gelingen oder

jedenfalls nicht vom taktischen Erfolg zum strategischen

Durchbruch ausreifen. Anordnung und

Ausführung dieses Plans durch Führung und

Truppe haben im ganzen vollen Erfolg gehabt.

Der englische Durchbruchsplan ist an der

Abwehr gescheitert.

    Wie sah dieser Plan, der mit einem Schlage

die Kriegsentscheidung herbeiführen sollte, aus?

Sein Generalziel war einfach: Durchbruch durch

die deutsche Front und Linksschwenkung nach

Norden, in Richtung auf die U-Boot-Häfen.

Aber wie sollte dieses Ziel erreicht werden? Die

Sommeschlacht, vor ihr schon Verdun und nach

ihr die mißlungenen Frühjahrsangiffe der

Allierten im Jahre 1917 hatten gezeigt, daß bei

dem gegenwärtigen Stand der Waffentechnik

der Verteidiger stärker war als der Angreifer.

Insbesondere die Alliierten hatten blutiges

Lehrgeld für die Erkenntis zahlen müssen, daß

die abstoßende Kraft der Maschinengewehre

groß war und auch tage- und wochenlange

Vernichtungsfeuer nicht verhindern konnte, daß der

verbleibende Rest intakter Abwehrwaffen ganze

Regimenter aufzuhalten vermochte. Bei allen

Angriffen des letzten Jahres war die gleiche

Erscheinung aufgetreten: in dem Augenblick, wo

die Angriffstruppe über den Bereich ihrer eigenen

Artillerie hinausgegriffen hatte und ohne

Feuerschutz war, wo sie ihre Munition bis auf den

Rest verbraucht hatte, war regelmäßig die

Krisis eingetreten. Während die Angriffsartillerie

ihren Stellungswechsel vorwärts vornahm und

Reserven, Munition und Proviant vorgebracht

werden mußten, schickte sich der Verteidiger zum

Gegenstoß an. Ihn unterstützte seine Artillerie,

die zwischen die eingebrochene Angriffstruppe

und ihre Reserven einen Sperrfeuergürtel legte,

und mit Regelmäßigkeit war noch fast jeder

Angriff nach anfänglichem Erfolg in diesem

Stadium seiner Entwicklung niedergebrochen.

    Es herrschte daher bei allen Generalstäben

die übereinstimmende Ansicht, daß mit dieser jetzt

überholten Form kein Angriff mehr geführt

werden könne. Grundsätzlich neue Gedanken waren

erforderlich. Aber diese gingen der englischen

Heerführung ab. An ihrer Spitze stand ein

Mann, der, von Haus aus Kavallerist, sei es

aus Phantasielosigkeit, sei es aus dogmatischer

Gläubigkeit an den Lehren der Kriegsgeschichte

festhielt und alle neuen Ideen verachtete. Es

gibt wenige Heerführer aus dem Weltkriege,

denen eine so vernichtende nachträgliche Kritik

zuteil geworden ist wie dem englischen

Oberbefehlshaber Sir Douglas Haig. Mag

vielleicht auch seine demnächst in deutscher Sprache

erscheinende Biographie aus der Feder des

englischen Marineministers Duff Cooper an seinem

Bilde etwas ändern, ganz wird sie die Urteile,

die Loyd George und, seit kurzem ins Deutsche

übersetzt, General Fuller, der Vater der

englischen Tankwaffe, über ihn gefällt haben, nicht

entkräften können. Gerade für die Beurteilung

der Durchführung des Flandernangriffes sind

Fullers Äußerungen von besonderem Wert.

Denn er kannte die Krise des bisher üblichen

Angriffsverfahrens und sah sich im Besitz der

Waffe, die bei richtiger Anwendung in der Lage

sein konnte, das Blut der Angreifer zu sparen

und mit geringen Mitteln Erfolge zu erzielen,

wie sie bisher niemand auszudenken gewagt

hatte. Aber Fuller drang im Hauptquartier

nicht durch. Während er der Infanterie die

Hauptlast des Angriffes abnehmen wollte,

erschien dem Kavalleristen Haig diese neumodische

Erfindung gerade gut genug, um sie als -

Hilfswaffe für die Kavallerie zu verwenden. Eben

jener Kavallerie, die er sogar hinter Ypern

bereitstellen ließ, um sie - zum Entsetzen

Fullers - in dem verschlammten Trichtergelände

Flanderns einzusetzen, wenn, wie er hoffte, die

Infanterie nach dem alten Verfahren den

Einbruch vollzogen haben würde. Die Geschichte

hat Haig unrecht gegeben. Er mußte seine

Reiter wieder nach Hause schicken.

    Sein Verfahren für die Flandernschlacht war

ebenso herkömmlich wie schlicht. In seinem

blinden, durch keine Mißerfolge zu erschütternden

Glauben an die Allmacht des Materials wollte

er das Verfahren der Sommeschlacht

wiederholen, durch wochenlanges Trommelfeuer,

allerdings in vervielfachter Stärke, die

Verteidigungsstellung zerschlagen. In einzelnen Stößen

sollte die Infanterie dann bis an die Grenze des

Feuerbereichs vorgehen und liegenbleiben.

Wieder sollte die Artillerie eingeifen, aus neuen

Stellungen abermals trommeln, eine weitere

Zone sollte besetzt weden und so fort. Es war


Transcription history
  • April 7, 2017 21:47:41 Rolf Kranz

    S. 100

    leblos sank der Körper blutüberströmt hinten über, kurz

    darauf erhielt auch Gefr. Zech abermals einen Schrappnelltreffer,

    der ihm diesmal beide Schienbeine zerschmetterte. Er wurde

    aber geborgen und später geheilt.

          Ich selbst kroch nun im Graben rückwärts, das

    Granatfeuer hatte ziemlich aufgehört, d.h. es kamen noch genug in der

    Nähe zur Explosion, aber das ohrenbetäubende Trommeln, welches

    fast 2 Stunden gewährt hatte, und was wir über uns haben

    ergehen lassen müssen, hatte aufgehört, dafür knatterten nun

    die M.Gs. und Infanteriegewehre. - Aber wie sah der Graben aus

    Tote und Verwundete füllten ihn, dazwischen die wenigen

    Überlebenden, denn die Verluste des Regiments betrugen nach

    späteren Angaben etwa 75%.

          Die 1. Garde Res. Devision wurde infolge dieser enormen

    Verluste bereits noch in der Nacht herausgezogen. Von der

    2.M.G.K. kamen nur 9 Schützen unverwundet zurück,

    trotzdem diese auf das Bataillon verteilt war.

          Unter anderen verlor die 2.M.G.K.: Unteroffz. Kempe tot,

    desgleichen die Schützen Matuschwesky, Bessel, Plaumann, Einj.

    Bratsch. Verwundet Gefr. Lech (schwer) Schützen: Glock, Schilling,

    Bessert, Gunia, Schütz, Möde, Phillip (schwer), Schütz, Wunschmann,

    Röhr (ich), u.a. deren Namen ich nicht weiss.


    [Über S. 101 ein Zeitungsausschnitt, S 242, gelegt]

    Wolf Meyer-Christian


    in der Verteidigung durfte man sich jetzt als

    Meister fühlen. Das Falkenhaynsche

    Verteidigungssystem war aufgegeben worden. Es

    wurden nicht mehr sinnlose Menschenopfer in

    der vordersten Linie vergeudet, bevor noch der

    Angriff überhaupt begonnen worden war. Man

    hatte den Grundsatz verlassen, der das

    Festhalten an jedem einmal gewonnenen Meter

    feindlichen Bodens befahl.

        Weit in die Tiefe erstreckte sich jetzt das Netz

    der Verteidigungsanlagen. Nur dünn verstreute

    Gefechtsvorposten hatten am Feinde zu bleiben.

    Den Hauptwiderstand bildete eine weit

    rückwärts gezogene Linie, deren Besatzung in enger

    Verbindung mit den Reserven stand, die im

    Gegenstoß den Gegner wieder hinauszuwerfen

    hatten, wenn er, vom Angriff erschöpft und noch

    ohne Nachschub, damit beschäftigt war, sich in

    der zertrommelten Stellung mit seinen letzten

    Waffen und Patronen einzurichten. Die

    Verteidigung war elastisch geworden. Mit allen

    Mitteln wurden außerdem Reserven zusammengezogen

    und der Vierten Armee, die den Stoß

    auszuhalten hatte, bereitgestellt. Der Einbruch

    sollte den Engländern nicht gelingen oder

    jedenfalls nicht vom taktischen Erfolg zum strategischen

    Durchbruch ausreifen. Anordnung und

    Ausführung dieses Plans durch Führung und

    Truppe haben im ganzen vollen Erfolg gehabt.

    Der englische Durchbruchsplan ist an der

    Abwehr gescheitert.

        Wie sah dieser Plan, der mit einem Schlage

    die Kriegsentscheidung herbeiführen sollte, aus?

    Sein Generalziel war einfach: Durchbruch durch

    die deutsche Front und Linksschwenkung nach

    Norden, in Richtung auf die U-Boot-Häfen.

    Aber wie sollte dieses Ziel erreicht werden? Die

    Sommeschlacht, vor ihr schon Verdun und nach

    ihr die mißlungenen Frühjahrsangiffe der

    Allierten im Jahre 1917 hatten gezeigt, daß bei

    dem gegenwärtigen Stand der Waffentechnik

    der Verteidiger stärker war als der Angreifer.

    Insbesondere die Alliierten hatten blutiges

    Lehrgeld für die Erkenntis zahlen müssen, daß

    die abstoßende Kraft der Maschinengewehre

    groß war und auch tage- und wochenlange

    Vernichtungsfeuer nicht verhindern konnte, daß der

    verbleibende Rest intakter Abwehrwaffen ganze

    Regimenter aufzuhalten vermochte. Bei allen

    Angriffen des letzten Jahres war die gleiche

    Erscheinung aufgetreten: in dem Augenblick, wo

    die Angriffstruppe über den Bereich ihrer eigenen

    Artillerie hinausgegriffen hatte und ohne

    Feuerschutz war, wo sie ihre Munition bis auf den

    Rest verbraucht hatte, war regelmäßig die

    Krisis eingetreten. Während die Angriffsartillerie

    ihren Stellungswechsel vorwärts vornahm und

    Reserven, Munition und Proviant vorgebracht

    werden mußten, schickte sich der Verteidiger zum

    Gegenstoß an. Ihn unterstützte seine Artillerie,

    die zwischen die eingebrochene Angriffstruppe

    und ihre Reserven einen Sperrfeuergürtel legte,

    und mit Regelmäßigkeit war noch fast jeder

    Angriff nach anfänglichem Erfolg in diesem

    Stadium seiner Entwicklung niedergebrochen.

        Es herrschte daher bei allen Generalstäben

    die übereinstimmende Ansicht, daß mit dieser jetzt

    überholten Form kein Angriff mehr geführt

    werden könne. Grundsätzlich neue Gedanken waren

    erforderlich. Aber diese gingen der englischen

    Heerführung ab. An ihrer Spitze stand ein

    Mann, der, von Haus aus Kavallerist, sei es

    aus Phantasielosigkeit, sei es aus dogmatischer

    Gläubigkeit an den Lehren der Kriegsgeschichte

    festhielt und alle neuen Ideen verachtete. Es

    gibt wenige Heerführer aus dem Weltkriege,

    denen eine so vernichtende nachträgliche Kritik

    zuteil geworden ist wie dem englischen

    Oberbefehlshaber Sir Douglas Haig. Mag

    vielleicht auch seine demnächst in deutscher Sprache

    erscheinende Biographie aus der Feder des

    englischen Marineministers Duff Cooper an seinem

    Bilde etwas ändern, ganz wird sie die Urteile,

    die Loyd George und, seit kurzem ins Deutsche

    übersetzt, General Fuller, der Vater der

    englischen Tankwaffe, über ihn gefällt haben, nicht

    entkräften können. Gerade für die Beurteilung

    der Durchführung des Flandernangriffes sind

    Fullers Äußerungen von besonderem Wert.

    Denn er kannte die Krise des bisher üblichen

    Angriffsverfahrens und sah sich im Besitz der

    Waffe, die bei richtiger Anwendung in der Lage

    sein konnte, das Blut der Angreifer zu sparen

    und mit geringen Mitteln Erfolge zu erzielen,

    wie sie bisher niemand auszudenken gewagt

    hatte. Aber Fuller drang im Hauptquartier

    nicht durch. Während er der Infanterie die

    Hauptlast des Angriffes abnehmen wollte,

    erschien dem Kavalleristen Haig diese neumodische

    Erfindung gerade gut genug, um sie als -

    Hilfswaffe für die Kavallerie zu verwenden. Eben

    jener Kavallerie, die er sogar hinter Ypern

    bereitstellen ließ, um sie - zum Entsetzen

    Fullers - in dem verschlammten Trichtergelände

    Flanderns einzusetzen, wenn, wie er hoffte, die

    Infanterie nach dem alten Verfahren den

    Einbruch vollzogen haben würde. Die Geschichte

    hat Haig unrecht gegeben. Er mußte seine

    Reiter wieder nach Hause schicken.

        Sein Verfahren für die Flandernschlacht war

    ebenso herkömmlich wie schlicht. In seinem

    blinden, durch keine Mißerfolge zu erschütternden

    Glauben an die Allmacht des Materials wollte

    er das Verfahren der Sommeschlacht

    wiederholen, durch wochenlanges Trommelfeuer,

    allerdings in vervielfachter Stärke, die

    Verteidigungsstellung zerschlagen. In einzelnen Stößen

    sollte die Infanterie dann bis an die Grenze des

    Feuerbereichs vorgehen und liegenbleiben.

    Wieder sollte die Artillerie eingeifen, aus neuen

    Stellungen abermals trommeln, eine weitere

    Zone sollte besetzt weden und so fort. Es war

  • February 20, 2017 21:49:28 Rolf Kranz

    S. 100

    leblos sank der Körper blutüberströmt hinten über, kurz

    darauf erhielt auch Gefr. Zech abermals einen Schrappnelltreffer,

    der ihm diesmal beide Schienbeine zerschmetterte. Er wurde

    aber geborgen und später geheilt.

    Ich selbst kroch nun im Graben rückwärts, das

    Granatfeuer hatte ziemlich aufgehört, d.h. es kamen noch genug in der

    Nähe zur Explosion, aber das ohrenbetäubende Trommeln, welches

    fast 2 Stunden gewährt hatte, und was wir über uns haben

    ergehen lassen müssen, hatte aufgehört, dafür knatterten nun

    die M.Gs. und Infanteriegewehre. - Aber wie sah der Graben aus

    Tote und Verwundete füllten ihn, dazwischen die wenigen

    Überlebenden, denn die Verluste des Regiments betrugen nach

    späteren Angaben etwa 75%.

    Die 1. Garde Res. Devision wurde infolge dieser enormen

    Verluste bereits noch in der Nacht herausgezogen. Von der

    2.M.G.K. kamen nur 9 Schützen unverwundet zurück,

    trotzdem diese auf das Bataillon verteilt war.

    Unter anderen verlor die 2.M.G.K.: Unteroffz. Kempe tot,

    desgleichen die Schützen Matenschwesky, Bessel, Plaumann, Eng.

    Bratsch. Verwundet Gefr. Lech (schwer) Schützen: Glock, Schilling,

    Bessert, Gunia, Schütz, Möde, Phillip (schwer), Schütz, Wunschmann,

    Röhr (ich), u.a. deren Namen ich nicht weiss.


    [Über S. 101 ein Zeitungsausschnitt, S 242, gelegt]

    Wolf Meyer-Christian

    in der Verteidigung durfte man sich jetzt als

    Meister fühlen. Das Falkenhaynsche

    Verteidigungssystem war aufgegeben worden. Es

    wurden nicht mehr sinnlose Menschenopfer in

    der vordersten Linie vergeudet, bevor noch der

    Angriff überhaupt begonnen worden war. Man

    hatte den Grundsatz verlassen, der das

    Festhalten an jedem einmal gewonnenen Meter

    feindlichen Bodens befahl.

    Weit in die Tiefe erstreckte sich jetzt das Netz

    der Verteidigungsanlagen. Nur dünn verstreute

    Gefechtsvorposten hatten am Feinde zu bleiben.

    Den Hauptwiderstand bildete eine weit

    rückwärts gezogene Linie, deren Besatzung in enger

    Verbindung mit den Reserven stand, die im

    Gegenstoß den Gegner wieder hinauszuwerfen

    hatten, wenn er, vom Angriff erschöpft und noch

    ohne Nachschub, damit beschäftigt war, sich in

    der zertrommelten Stellung mit seinen letzten

    Waffen und Patronen einzurichten. Die

    Verteidigung war elastisch geworden. Mit allen

    Mitteln wurden außerdem Reserven

    zusammengezogen und der Vierten Armee, die den Stoß

    auszuhalten hatte, bereitgestellt. Der Einbruch

    sollte den Engländern nicht gelingen oder

    jedenfalls nicht vom taktischen Erfolg zum strategischen

    Durchbruch ausreifen. Anordnung und

    Ausführung dieses Plans durch Führung und

    Truppe haben im ganzen vollen Erfolg gehabt.

    Der englische Durchbruchsplan ist an der

    Abwehr gescheitert.

    Wie sah dieser Plan, der mit einem Schlage

    die Kriegsentscheidung herbeiführen sollte, aus?

    Sein Generalziel war einfach: Durchbruch durch

    die deutsche Front und Linksschwenkung nach

    Norden, in Richtung auf die U-Boot-Häfen.

    Aber wie sollte dieses Ziel erreicht werden? Die

    Sommeschlacht, vor ihr schon Verdun und nach

    ihr die mißlungenen Frühjahrsangiffe der

    Allierten im Jahre 1917 hatten gezeigt, daß bei

    dem gegenwärtigen Stand der Waffentechnik

    der Verteidiger stärker war als der Angreifer.

    Insbesondere die Alliierten hatten blutiges

    Lehrgeld für die Erkenntis zahlen müssen, daß

    die abstoßende Kraft der Maschinengewehre

    groß war und auch tage- und wochenlange

    Vernichtungsfeuer nicht verhindern konnte, daß der

    verbleibende Rest intakter Abwehrwaffen ganze

    Regimenter aufzuhalten vermochte. Bei allen

    Angriffen des letzten Jahres war die gleiche

    Erscheinung aufgetreten: in dem Augenblick, wo

    die Angriffstruppe über den Bereich ihrer eigenen

    Artillerie hinausgegriffen hatte und ohne

    Feuerschutz war, wo sie ihre Munition bis auf den

    Rest verbraucht hatte, war regelmäßig die

    Krisis eingetreten.  Während die Angriffsartillerie

    ihren Stellungswechsel vorwärts vornahm und

    Reserven, Munition und Proviant vorgebracht

    werden mußten, schickte sich der Verteidiger zum

    Gegenstoß an. Ihn unterstützte seine Artillerie,

    die zwischen die eingebrochene Angriffstruppe

    und ihre Reserven einen Sperrfeuergürtel legte,

    und mit Regelmäßigkeit war noch fast jeder

    Angriff nach anfänglichem Erfolg in diesem

    Stadium seiner Entwicklung niedergebrochen.

    Es herrschte daher bei allen Generalstäben

    die übereinstimmende Ansicht, daß mit dieser jetzt

    überholten Form kein Angriff mehr geführt

    werden könne. Grundsätzlich neue Gedanken waren

    erforderlich. Aber diese gingen der englischen

    Heerführung ab. An ihrer Spitze stand ein

    Mann, der, von Haus aus Kavallerist, sei es

    aus Phantasielosigkeit, sei es aus dogmatischer

    Gläubigkeit an den Lehren der Kriegsgeschichte

    festhielt und alle neuen Ideen verachtete. Es

    gibt wenige Heerführer aus dem Weltkriege,

    denen eine so vernichtende nachträgliche Kritik

    zuteil geworden ist wie dem englischen

    Oberbefehlshaber Sir Douglas Haig. Mag

    vielleicht auch seine demnächst in deutscher Sprache

    erscheinende Biographie aus der Feder des

    englischen Marineministers Duff Cooper an seinem

    Bilde etwas ändern, ganz wird sie die Urteile,

    die Loyd George und, seit kurzem ins Deutsche

    übersetzt, General Fuller, der Vater der

    englischen Tankwaffe, über ihn gefällt haben, nicht

    entkräften können. Gerade für die Beurteilung

    der Durchführung des Flandernangriffes sind

    Fullers Äußerungen von besonderem Wert.

    Denn er kannte die Krise des bisher üblichen

    Angriffsverfahrens und sah sich im Besitz der

    Waffe, die bei richtiger Anwendung in der Lage

    sein konnte, das Blut der Angreifer zu sparen

    und mit geringen Mitteln Erfolge zu erzielen,

    wie sie bisher niemand auszudenken gewagt

    hatte. Aber Fuller drang im Hauptquartier

    nicht durch. Während er der Infanterie die

    Hauptlast des Angriffes abnehmen wollte,

    erschien dem Kavalleristen Haig diese neumodische

    Erfindung gerade gut genug, um sie als -

    Hilfswaffe für die Kavallerie zu verwenden. Eben

    jener Kavallerie, die er sogar hinter Ypern

    bereitstellen ließ, um sie - zum Entsetzen

    Fullers - in dem verschlammten Trichtergelände

    Flanderns einzusetzen, wenn, wie er hoffte, die

    Infanterie nach dem alten Verfahren den

    Einbruch vollzogen haben würde. Die Geschichte

    hat Haig unrecht gegeben. Er mußte seine

    Reiter wieder nach Hause schicken.

    Sein Verfahren für die Flandernschlacht war

    ebenso herkömmlich wie schlicht. In seinem

    blinden, durch keine Mißerfolge zu erschütternden

    Glauben an die Allmacht des Materials wollte

    er das Verfahren der Sommeschlacht

    wiederholen, durch wochenlanges Trommelfeuer,

    allerdings in vervielfachter Stärke, die

    Verteidigungsstellung zerschlagen. In einzelnen Stößen

    sollte die Infanterie dann bis an die Grenze des

    Feuerbereichs vorgehen und liegenbleiben.

    Wieder sollte die Artillerie eingeifen, aus neuen

    Stellungen abermals trommeln, eine weitere

    Zone sollte besetzt weden und so fort. Es war


  • January 4, 2017 13:01:53 Corinna Pichler (AUT)

    S. 100

    leblos sank der Körper blutüberströmt hinten über, kurz

    darauf erhielt auch Gefr. Zech abermals einen Schrappnelltreffer,

    der ihm diesmal beide Schienbeine zerschmetterte. Er wurde

    aber geborgen und später geheilt.

    Ich selbst kroch nun im Graben rückwärts, das

    Granatfeuer hatte ziemlich aufgehört, d.h. es kamen noch genug in der

    Nähe zur Explosion, aber das ohrenbetäubende Trommeln, welches

    fast 2 Stunden gewährt hatte, und was wir über uns haben

    ergehen lassen müssen, hatte aufgehört, dafür knatterten nun

    die M.Gs. und Infanteriegewehre. - Aber wie sah der Graben aus

    Tote und Verwundete füllten ihn, dazwischen die wenigen

    Überlebenden, denn die Verluste des Regiments betrugen nach

    späteren Angaben etwa 75%.

    Die 1. Garde Res. Devision wurde infolge dieser enormen

    Verluste bereits noch in der Nacht herausgezogen. Von der

    2.M.G.K. kamen nur 9 Schützen unverwundet zurück,

    trotzdem diese auf das Bataillon verteilt war.

    Unter anderen verlor die 2.M.G.K.: Unteroffz. Kempe tot,

    desgleichen die Schützen Matenschwesky, Bessel, Plaumann, Eng.

    Bratsch. Verwundet Gefr. Lech (schwer) Schützen: Glock, Schilling,

    Bessert, Gunia, Schütz, Möde, Phillip (schwer), Schütz, Wunschmann,

    Röhr (ich), u.a. deren Namen ich nicht weiss.


    [Über S. 101 ein Zeitungsausschnitt, S 242, gelegt]

    Wolf Meyer-Christian

    in der Verteidigung durfte man sich jetzt als

    Meister fühlen. Das Falkenbahnsche

    Verteidigungssystem war aufgegeben worden. Es

    wurden nicht mehr sinnlose Menschenopfer in

    der vordersten Linie vergeudet, bevor noch der

    Angriff überhaupt begonnen worden war. Man

    hatte den Grundsatz verlassen, der das

    Festhalten an jedem einmal gewonnenen Meter

    feindlichen Bodens befahl.

    Weit in die Tiefe erstreckte sich jetzt das Netz

    der Verteidigungsanlagen. Nur dünn verstreute

    Gefechtsvorposten hatten am Feinde zu bleiben.

    Den Hauptwiderstand bildete eine weit

    rückwärts gezogene Linie, deren Besatzung in enger

    Verbindung mit den Reserven stand, die im

    Gegenstoß den Gegener wieder hinauszuwerfen

    hatten, wenn er, vom Angriff erschöpft und noch

    ohne Nachschub, damit beschäftigt war, sich in

    der zertrommelten Stellung mit seinen letzten

    Waffen und Patronen einzurichten. Die

    Verteidigung war elastisch geworden. Mit allen

    Mitteln wurden aufzerdem Reserven

    zusammengezogen und der Vierten Armee, die den Stolz

    auszuhalten hatte, bereitgestellt. Der Einbruch

    sollte den Engländern nicht gelingen oder

    jedenfalls nicht von taktischen Erfolg zum strategischen

    Durchbruchs ausreifen. Anordnung und

    Ausführung dieses Plans durch Führung und

    Truppe haben im ganzen vollen Erfolg gehabt.

    Der englische Durchbruchsplan ist an der

    Abwehr gescheitert.

    Wie sah dieser Plan, der mit einem Schlage

    die Kriegsentscheidung herbeiführen sollte, aus?

    Sein Generalziel war einfach: Durchbruch durch

    die deutsche Front und Linksschwenkung nach

    Norden, in Richtung auf die U-Boot-Häfen.

    Aber wie sollte dieses Ziel erreicht werden? Die

    Sommeschlacht, vor ihr schon Verdun und nach

    ihr die mißlungenen Frühjahrsangiffe der

    Allierten im Jahre 1917 hatten gezeigt, daß bei

    dem gegenwärtigen Stand der Waffentechnik

    der Verteidiger stärker war als der Angrefer.

    Insbesondere die Alliierten hatten blutiges

    Lehrgeld für die Erkenntis zahlen müssen, daß

    die abstoßende Kraft der Maschinengewehre

    groß war und auch tage- und wochenlange

    Vernichtungsfeuer nicht verhindern konnte, daß der

    verbleibende Rest intakter Abwehrwaffen ganze

    Regimenter aufzuhalten vermochte. Bei allen

    Angriffen ds letzten Jahres war die gleiche

    Erscheinung aufgetreten: in dem Augenblick, wo

    die Angriffstruppe über den Bereich ihrer eigenen

    Artillerie hinausgegriffen hatte und ohne

    Feuerschutz war, wo sie ihre Munition bis auf den

    Rest verbraucht hatte, war regelmäßig die

    Krisis eingetreten.  Während die Angriffsartillerie

    ihren Stellungswechsel vorwärts vornahm und

    Reserven, Munition und Proviant vorgebracht

    werden mußten, schidte sich der Verteidiger zum

    Gegenstoß an. Ihn unterstützte seine Artillerie,

    die zwischen die eingebrochene Angriffstruppe

    und ihre Reserven einen Sperrfeuergürtel legte,

    und mit Regelmäßigkeit war noch fast jeder

    Angriff nach anfänglichem Erfolg in diesem

    Stadium seiner Entwicklung niedergebrochen.

    Es herrschte daher bei allen Generalstäben

    die übereinstimmende Ansicht, daß mit dieser jetzt

    überholten Form sein Angriff mehr geführt

    werden könne. Grundsätzlich neue Gedanken waren

    erforderlich. Aber diese gingen der englischen

    Heerführung ab. An ihrer Spitze stand ein

    Mann, der, von haus aus Kaballerist, sei es

    aus Phantasielosigkeit, sei es aus dogmatischer

    Gläubigkeit an den Lehren der Kriegsgeschichte

    festhielt und alle neuen Ideen verachtete. Es

    gibt wenige Heerführer aus dem Weltkriege,

    denen eine so vernichtende nachträgliche Kritik

    zuteil geworden ist wie dem englischen

    Oberbefehlshaber Sir Douglas Haig. Mag

    vielleicht auch seine demnächst in deutscher Sprache

    erscheinende Biographie aus der Feder des

    englischen Marineministers Duff Cooper an seinem

    Bilde etwas ändern, ganz wird sie die Urteile,

    die Loyd George und, seit kurzem ins Deutsche

    übersetzt, General Fuller, der Vater der

    englischen Tankwaffe, über ihn gefällt haben, nicht

    entkräften können. Gerade für die Verurteilung

    der Durchführung des Flandernangriffes sind

    Fullers Aufzerungen von besonderem Wert.

    Denn er kannte die Krise des bisher üblichen

    Angriffsverfahrens und sah sich im Besitz der

    Waffe, die bei richtiger Awendung in der Lage

    sein konnte, das Blut der Angreifer zu sparen

    und mit geringen Mitteln Erfolge zu erzielen,

    wie sie bisher niemand auszudenken gewagt

    hatte. Aber Fuller drang im Hauptquartier

    nicht durch. Während es der Infanterie die

    Hauptlast des Angriffes abnehmen wollte,

    erschien dem Kavalleristen Haig diese neumodische

    Erfindung gerade gut genug, um sie als -

    Hilfswaffe für die Kavallerie zu verwenden. Eben

    jener Kavalerie, die er sogar hinter Zypern

    bereitstellen ließ, um sie - zum Entsetzen

    Fullers - in dem verschlammten Trichtergelände

    Flanderns einzusetzen, wenn, wie er hoffte, die

    Infanterie nach dem alten Verfahren den

    Einbruch vollzogen haben würde. Die Geschichte

    hat Haig unrecht gegeben. Er mußte seine

    Reiter wieder nach Hause schicken.

    Sein Verfahren für die Flandernschlacht war

    ebenso verkömmlich wie schlicht. In seinem

    blinden, durch seine Mißerfolge zu erschütternden

    Glauben an die Allmacht des Materials wollte

    er das Verfahren der Sommeschlacht

    wiederholen, durch wochenlanges Trommelfeuer,

    allerdings in vervielfachter Stärke, die

    Verteidigungsstellung zerschlagen. IN einzelnen Stößen

    sollte die Infanterie dann bis an die Grenze des

    Feuerbereichs vorgehen und liegenbleiben.

    Wieder sollte die Artillerie eingeifen,aus neuen

    Stellungen abermals rommeln, eine weitere

    Zone sollte besetzt weden und so fort. Es war


  • January 4, 2017 13:01:46 Corinna Pichler (AUT)

    S. 100

    leblos sank der Körper blutüberströmt hinten über, kurz

    darauf erhielt auch Gefr. Zech abermals einen Schrappnelltreffer,

    der ihm diesmal beide Schienbeine zerschmetterte. Er wurde

    aber geborgen und später geheilt.

    Ich selbst kroch nun im Graben rückwärts, das

    Granatfeuer hatte ziemlich aufgehört, d.h. es kamen noch genug in der

    Nähe zur Explosion, aber das ohrenbetäubende Trommeln, welches

    fast 2 Stunden gewährt hatte, und was wir über uns haben

    ergehen lassen müssen, hatte aufgehört, dafür knatterten nun

    die M.Gs. und Infanteriegewehre. - Aber wie sah der Graben aus

    Tote und Verwundete füllten ihn, dazwischen die wenigen

    Überlebenden, denn die Verluste des Regiments betrugen nach

    späteren Angaben etwa 75%.

    Die 1. Garde Res. Devision wurde infolge dieser enormen

    Verluste bereits noch in der Nacht herausgezogen. Von der

    2.M.G.K. kamen nur 9 Schützen unverwundet zurück,

    trotzdem diese auf das Bataillon verteilt war.

    Unter anderen verlor die 2.M.G.K.: Unteroffz. Kempe tot,

    desgleichen die Schützen Matenschwesky, Bessel, Plaumann, Eng.

    Bratsch. Verwundet Gefr. Lech (schwer) Schützen: Glock, Schilling,

    Bessert, Gunia, Schütz, Möde, Phillip (schwer), Schütz, Wunschmann,

    Röhr (ich), u.a. deren Namen ich nicht weiss.


    [Über S. 101 ein Zeitungsausschnitt, S 242, gelegt]

    Wolf Meyer-Christian

    in der Verteidigung durfte man sich jetzt als

    Meister fühlen. Das Falkenbahnsche

    Verteidigungssystem war aufgegeben worden. Es

    wurden nicht mehr sinnlose Menschenopfer in

    der vordersten Linie vergeudet, bevor noch der

    Angriff überhaupt begonnen worden war. Man

    hatte den Grundsatz verlassen, der das

    Festhalten an jedem einmal gewonnenen Meter

    feindlichen Bodens befahl.

    Weit in die Tiefe erstreckte sich jetzt das Netz

    der Verteidigungsanlagen. Nur dünn verstreute

    Gefechtsvorposten hatten am Feinde zu bleiben.

    Den Hauptwiderstand bildete eine weit

    rückwärts gezogene Linie, deren Besatzung in enger

    Verbindung mit den Reserven stand, die im

    Gegenstoß den Gegener wieder hinauszuwerfen

    hatten, wenn er, vom Angriff erschöpft und noch

    ohne Nachschub, damit beschäftigt war, sich in

    der zertrommelten Stellung mit seinen letzten

    Waffen und Patronen einzurichten. Die

    Verteidigung war elastisch geworden. Mit allen

    Mitteln wurden aufzerdem Reserven

    zusammengezogen und der Vierten Armee, die den Stolz

    auszuhalten hatte, bereitgestellt. Der Einbruch

    sollte den Engländern nicht gelingen oder

    jedenfalls nicht von taktischen Erfolg zum strategischen

    Durchbruchs ausreifen. Anordnung und

    Ausführung dieses Plans durch Führung und

    Truppe haben im ganzen vollen Erfolg gehabt.

    Der englische Durchbruchsplan ist an der

    Abwehr gescheitert.

    Wie sah dieser Plan, der mit einem Schlage

    die Kriegsentscheidung herbeiführen sollte, aus?

    Sein Generalziel war einfach: Durchbruch durch

    die deutsche Front und Linksschwenkung nach

    Norden, in Richtung auf die U-Boot-Häfen.

    Aber wie sollte dieses Ziel erreicht werden? Die

    Sommeschlacht, vor ihr schon Verdun und nach

    ihr die mißlungenen Frühjahrsangiffe der

    Allierten im Jahre 1917 hatten gezeigt, daß bei

    dem gegenwärtigen Stand der Waffentechnik

    der Verteidiger stärker war als der Angrefer.

    Insbesondere die Alliierten hatten blutiges

    Lehrgeld für die Erkenntis zahlen müssen, daß

    die abstoßende Kraft der Maschinengewehre

    groß war und auch tage- und wochenlange

    Vernichtungsfeuer nicht verhindern konnte, daß der

    verbleibende Rest intakter Abwehrwaffen ganze

    Regimenter aufzuhalten vermochte. Bei allen

    Angriffen ds letzten Jahres war die gleiche

    Erscheinung aufgetreten: in dem Augenblick, wo

    die Angriffstruppe über den Bereich ihrer eigenen

    Artillerie hinausgegriffen hatte und ohne

    Feuerschutz war, wo sie ihre Munition bis auf den

    Rest verbraucht hatte, war regelmäßig die

    Krisis eingetreten.  Während die Angriffsartillerie

    ihren Stellungswechsel vorwärts vornahm und

    Reserven, Munition und Proviant vorgebracht

    werden mußten, schidte sich der Verteidiger zum

    Gegenstoß an. Ihn unterstützte seine Artillerie,

    die zwischen die eingebrochene Angriffstruppe

    und ihre Reserven einen Sperrfeuergürtel legte,

    und mit Regelmäßigkeit war noch fast jeder

    Angriff nach anfänglichem Erfolg in diesem

    Stadium seiner Entwicklung niedergebrochen.

    Es herrschte daher bei allen Generalstäben

    die übereinstimmende Ansicht, daß mit dieser jetzt

    überholten Form sein Angriff mehr geführt

    werden könne. Grundsätzlich neue Gedanken waren

    erforderlich. Aber diese gingen der englischen

    Heerführung ab. An ihrer Spitze stand ein

    Mann, der, von haus aus Kaballerist, sei es

    aus Phantasielosigkeit, sei es aus dogmatischer

    Gläubigkeit an den Lehren der Kriegsgeschichte

    festhielt und alle neuen Ideen verachtete. Es

    gibt wenige Heerführer aus dem Weltkriege,

    denen eine so vernichtende nachträgliche Kritik

    zuteil geworden ist wie dem englischen

    Oberbefehlshaber Sir Douglas Haig. Mag

    vielleicht auch seine demnächst in deutscher Sprache

    erscheinende Biographie aus der Feder des

    englischen Marineministers Duff Cooper an seinem

    Bilde etwas ändern, ganz wird sie die Urteile,

    die Loyd George und, seit kurzem ins Deutsche

    übersetzt, General Fuller, der Vater der

    englischen Tankwaffe, über ihn gefällt haben, nicht

    entkräften können. Gerade für die Verurteilung

    der Durchführung des Flandernangriffes sind

    Fullers Aufzerungen von besonderem Wert.

    Denn er kannte die Krise des bisher üblichen

    Angriffsverfahrens und sah sich im Besitz der

    Waffe, die bei richtiger Awendung in der Lage

    sein konnte, das Blut der Angreifer zu sparen

    und mit geringen Mitteln Erfolge zu erzielen,

    wie sie bisher niemand auszudenken gewagt

    hatte. Aber Fuller drang im Hauptquartier

    nicht durch. Während es der Infanterie die

    Hauptlast des Angriffes abnehmen wollte,

    erschien dem Kavalleristen Haig diese neumodische

    Erfindung gerade gut genug, um sie als -

    Hilfswaffe für die Kavallerie zu verwenden. Eben

    jener Kavalerie, die er sogar hinter Zypern

    bereitstellen ließ, um sie - zum Entsetzen

    Fullers - in dem verschlammten Trichtergelände

    Flanderns einzusetzen, wenn, wie er hoffte, die

    Infanterie nach dem alten Verfahren den

    Einbruch vollzogen haben würde. Die Geschichte

    hat Haig unrecht gegeben. Er mußte seine

    Reiter wieder nach Hause schicken.

    Sein Verfahren für die Flandernschlacht war

    ebenso verkömmlich wie schlicht. In seinem

    blinden, durch seine Mißerfolge zu erschütternden

    Glauben an die Allmacht des Materials wollte

    er das Verfahren der Sommeschlacht

    wiederholen, durch wochenlanges Trommelfeuer,

    allerdings in vervielfachter Stärke, die

    Verteidigungsstellung zerschlagen. IN einzelnen Stößen

    sollte die INfanterie dann bis an die Grenze des

    Feuerbereichs vorgehen und liegenbleiben.

    Wieder sollte die Artillerie eingeifen,aus neuen

    Stellungen abermals rommeln, eine weitere

    Zone sollte besetzt weden und so fort. Es war


  • January 4, 2017 12:59:16 Corinna Pichler (AUT)

    S. 100

    leblos sank der Körper blutüberströmt hinten über, kurz

    darauf erhielt auch Gefr. Zech abermals einen Schrappnelltreffer,

    der ihm diesmal beide Schienbeine zerschmetterte. Er wurde

    aber geborgen und später geheilt.

    Ich selbst kroch nun im Graben rückwärts, das

    Granatfeuer hatte ziemlich aufgehört, d.h. es kamen noch genug in der

    Nähe zur Explosion, aber das ohrenbetäubende Trommeln, welches

    fast 2 Stunden gewährt hatte, und was wir über uns haben

    ergehen lassen müssen, hatte aufgehört, dafür knatterten nun

    die M.Gs. und Infanteriegewehre. - Aber wie sah der Graben aus

    Tote und Verwundete füllten ihn, dazwischen die wenigen

    Überlebenden, denn die Verluste des Regiments betrugen nach

    späteren Angaben etwa 75%.

    Die 1. Garde Res. Devision wurde infolge dieser enormen

    Verluste bereits noch in der Nacht herausgezogen. Von der

    2.M.G.K. kamen nur 9 Schützen unverwundet zurück,

    trotzdem diese auf das Bataillon verteilt war.

    Unter anderen verlor die 2.M.G.K.: Unteroffz. Kempe tot,

    desgleichen die Schützen Matenschwesky, Bessel, Plaumann, Eng.

    Bratsch. Verwundet Gefr. Lech (schwer) Schützen: Glock, Schilling,

    Bessert, Gunia, Schütz, Möde, Phillip (schwer), Schütz, Wunschmann,

    Röhr (ich), u.a. deren Namen ich nicht weiss.


    [Über S. 101 ein Zeitungsausschnitt, S 242, gelegt]

    Wolf Meyer-Christian

    in der Verteidigung durfte man sich jetzt als

    Meister fühlen. Das Falkenbahnsche

    Verteidigungssystem war aufgegeben worden. Es

    wurden nicht mehr sinnlose Menschenopfer in

    der vordersten Linie vergeudet, bevor noch der

    Angriff überhaupt begonnen worden war. Man

    hatte den Grundsatz verlassen, der das

    Festhalten an jedem einmal gewonnenen Meter

    feindlichen Bodens befahl.

    Weit in die Tiefe erstreckte sich jetzt das Netz

    der Verteidigungsanlagen. Nur dünn verstreute

    Gefechtsvorposten hatten am Feinde zu bleiben.

    Den Hauptwiderstand bildete eine weit

    rückwärts gezogene Linie, deren Besatzung in enger

    Verbindung mit den Reserven stand, die im

    Gegenstoß den Gegener wieder hinauszuwerfen

    hatten, wenn er, vom Angriff erschöpft und noch

    ohne Nachschub, damit beschäftigt war, sich in

    der zertrommelten Stellung mit seinen letzten

    Waffen und Patronen einzurichten. Die

    Verteidigung war elastisch geworden. Mit allen

    Mitteln wurden aufzerdem Reserven

    zusammengezogen und der Vierten Armee, die den Stolz

    auszuhalten hatte, bereitgestellt. Der Einbruch

    sollte den Engländern nicht gelingen oder

    jedenfalls nicht von taktischen Erfolg zum strategischen

    Durchbruchs ausreifen. Anordnung und

    Ausführung dieses Plans durch Führung und

    Truppe haben im ganzen vollen Erfolg gehabt.

    Der englische Durchbruchsplan ist an der

    Abwehr gescheitert.

    Wie sah dieser Plan, der mit einem Schlage

    die Kriegsentscheidung herbeiführen sollte, aus?

    Sein Generalziel war einfach: Durchbruch durch

    die deutsche Front und Linksschwenkung nach

    Norden, in Richtung auf die U-Boot-Häfen.

    Aber wie sollte dieses Ziel erreicht werden? Die

    Sommeschlacht, vor ihr schon Verdun und nach

    ihr die mißlungenen Frühjahrsangiffe der

    Allierten im Jahre 1917 hatten gezeigt, daß bei

    dem gegenwärtigen Stand der Waffentechnik

    der Verteidiger stärker war als der Angrefer.

    Insbesondere die Alliierten hatten blutiges

    Lehrgeld für die Erkenntis zahlen müssen, daß

    die abstoßende Kraft der Maschinengewehre

    groß war und auch tage- und wochenlange

    Vernichtungsfeuer nicht verhindern konnte, daß der

    verbleibende Rest intakter Abwehrwaffen ganze

    Regimenter aufzuhalten vermochte. Bei allen

    Angriffen ds letzten Jahres war die gleiche

    Erscheinung aufgetreten: in dem Augenblick, wo

    die Angriffstruppe über den Bereich ihrer eigenen

    Artillerie hinausgegriffen hatte und ohne

    Feuerschutz war, wo sie ihre Munition bis auf den

    Rest verbraucht hatte, war regelmäßig die

    Krisis eingetreten.  Während die Angriffsartillerie

    ihren Stellungswechsel vorwärts vornahm und

    Reserven, Munition und Proviant vorgebracht

    werden mußten, schidte sich der Verteidiger zum

    Gegenstoß an. Ihn unterstützte seine Artillerie,

    die zwischen die eingebrochene Angriffstruppe

    und ihre Reserven einen Sperrfeuergürtel legte,

    und mit Regelmäßigkeit war noch fast jeder

    Angriff nach anfänglichem Erfolg in diesem

    Stadium seiner Entwicklung niedergebrochen.

    Es herrschte daher bei allen Generalstäben

    die übereinstimmende Ansicht, daß mit dieser jetzt

    überholten Form sein Angriff mehr geführt

    werden könne. Grundsätzlich neue Gedanken waren

    erforderlich. Aber diese gingen der englischen

    Heerführung ab. An ihrer Spitze stand ein

    Mann, der, von haus aus Kaballerist, sei es

    aus Phantasielosigkeit, sei es aus dogmatischer

    Gläubigkeit an den Lehren der Kriegsgeschichte

    festhielt und alle neuen Ideen verachtete. Es

    gibt wenige Heerführer aus dem Weltkriege,

    denen eine so vernichtende nachträgliche Kritik

    zuteil geworden ist wie dem englischen

    Oberbefehlshaber Sir Douglas Haig. Mag

    vielleicht auch seine demnächst in deutscher Sprache

    erscheinende Biographie aus der Feder des

    englischen Marineministers Duff Cooper an seinem

    Bilde etwas ändern, ganz wird sie die Urteile,

    die Loyd George und, seit kurzem ins Deutsche

    übersetzt, General Fuller, der Vater der

    englischen Tankwaffe, über ihn gefällt haben, nicht

    entkräften können. Gerade für die Verurteilung

    der Durchführung des Flandernangriffes sind

    Fullers Aufzerungen von besonderem Wert.

    Denn er kannte die Krise des bisher üblichen

    Angriffsverfahrens und sah sich im Besitz der

    Waffe, die bei richtiger Awendung in der Lage

    sein konnte, das Blut der Angreifer zu sparen

    und mit geringen Mitteln Erfolge zu erzielen,

    wie sie bisher niemand auszudenken gewagt

    hatte. Aber Fuller drang im Hauptquartier

    nicht durch. Während es der Infanterie die

    Hauptlast des Angriffes abnehmen wollte,

    erschien dem Kavalleristen Haig diese neumodische

    Erfindung gerade gut genug, um sie als -

    Hilfswaffe für die Kavallerie zu verwenden. Eben

    jener Kavalerie, die er sogar hinter Zypern

    bereitstellen ließ, um sie - zum Entsetzen

    Fullers - in dem verschlammten Trichtergelände

    Flanderns einzusetzen, wenn, wie er hoffte, die

    Infanterie nach dem alten Verfahren den

    Ein


  • January 4, 2017 12:57:01 Corinna Pichler (AUT)

    S. 100

    leblos sank der Körper blutüberströmt hinten über, kurz

    darauf erhielt auch Gefr. Zech abermals einen Schrappnelltreffer,

    der ihm diesmal beide Schienbeine zerschmetterte. Er wurde

    aber geborgen und später geheilt.

    Ich selbst kroch nun im Graben rückwärts, das

    Granatfeuer hatte ziemlich aufgehört, d.h. es kamen noch genug in der

    Nähe zur Explosion, aber das ohrenbetäubende Trommeln, welches

    fast 2 Stunden gewährt hatte, und was wir über uns haben

    ergehen lassen müssen, hatte aufgehört, dafür knatterten nun

    die M.Gs. und Infanteriegewehre. - Aber wie sah der Graben aus

    Tote und Verwundete füllten ihn, dazwischen die wenigen

    Überlebenden, denn die Verluste des Regiments betrugen nach

    späteren Angaben etwa 75%.

    Die 1. Garde Res. Devision wurde infolge dieser enormen

    Verluste bereits noch in der Nacht herausgezogen. Von der

    2.M.G.K. kamen nur 9 Schützen unverwundet zurück,

    trotzdem diese auf das Bataillon verteilt war.

    Unter anderen verlor die 2.M.G.K.: Unteroffz. Kempe tot,

    desgleichen die Schützen Matenschwesky, Bessel, Plaumann, Eng.

    Bratsch. Verwundet Gefr. Lech (schwer) Schützen: Glock, Schilling,

    Bessert, Gunia, Schütz, Möde, Phillip (schwer), Schütz, Wunschmann,

    Röhr (ich), u.a. deren Namen ich nicht weiss.


    [Über S. 101 ein Zeitungsausschnitt, S 242, gelegt]

    Wolf Meyer-Christian

    in der Verteidigung durfte man sich jetzt als

    Meister fühlen. Das Falkenbahnsche

    Verteidigungssystem war aufgegeben worden. Es

    wurden nicht mehr sinnlose Menschenopfer in

    der vordersten Linie vergeudet, bevor noch der

    Angriff überhaupt begonnen worden war. Man

    hatte den Grundsatz verlassen, der das

    Festhalten an jedem einmal gewonnenen Meter

    feindlichen Bodens befahl.

    Weit in die Tiefe erstreckte sich jetzt das Netz

    der Verteidigungsanlagen. Nur dünn verstreute

    Gefechtsvorposten hatten am Feinde zu bleiben.

    Den Hauptwiderstand bildete eine weit

    rückwärts gezogene Linie, deren Besatzung in enger

    Verbindung mit den Reserven stand, die im

    Gegenstoß den Gegener wieder hinauszuwerfen

    hatten, wenn er, vom Angriff erschöpft und noch

    ohne Nachschub, damit beschäftigt war, sich in

    der zertrommelten Stellung mit seinen letzten

    Waffen und Patronen einzurichten. Die

    Verteidigung war elastisch geworden. Mit allen

    Mitteln wurden aufzerdem Reserven

    zusammengezogen und der Vierten Armee, die den Stolz

    auszuhalten hatte, bereitgestellt. Der Einbruch

    sollte den Engländern nicht gelingen oder

    jedenfalls nicht von taktischen Erfolg zum strategischen

    Durchbruchs ausreifen. Anordnung und

    Ausführung dieses Plans durch Führung und

    Truppe haben im ganzen vollen Erfolg gehabt.

    Der englische Durchbruchsplan ist an der

    Abwehr gescheitert.

    Wie sah dieser Plan, der mit einem Schlage

    die Kriegsentscheidung herbeiführen sollte, aus?

    Sein Generalziel war einfach: Durchbruch durch

    die deutsche Front und Linksschwenkung nach

    Norden, in Richtung auf die U-Boot-Häfen.

    Aber wie sollte dieses Ziel erreicht werden? Die

    Sommeschlacht, vor ihr schon Verdun und nach

    ihr die mißlungenen Frühjahrsangiffe der

    Allierten im Jahre 1917 hatten gezeigt, daß bei

    dem gegenwärtigen Stand der Waffentechnik

    der Verteidiger stärker war als der Angrefer.

    Insbesondere die Alliierten hatten blutiges

    Lehrgeld für die Erkenntis zahlen müssen, daß

    die abstoßende Kraft der Maschinengewehre

    groß war und auch tage- und wochenlange

    Vernichtungsfeuer nicht verhindern konnte, daß der

    verbleibende Rest intakter Abwehrwaffen ganze

    Regimenter aufzuhalten vermochte. Bei allen

    Angriffen ds letzten Jahres war die gleiche

    Erscheinung aufgetreten: in dem Augenblick, wo

    die Angriffstruppe über den Bereich ihrer eigenen

    Artillerie hinausgegriffen hatte und ohne

    Feuerschutz war, wo sie ihre Munition bis auf den

    Rest verbraucht hatte, war regelmäßig die

    Krisis eingetreten.  Während die Angriffsartillerie

    ihren Stellungswechsel vorwärts vornahm und

    Reserven, Munition und Proviant vorgebracht

    werden mußten, schidte sich der Verteidiger zum

    Gegenstoß an. Ihn unterstützte seine Artillerie,

    die zwischen die eingebrochene Angriffstruppe

    und ihre Reserven einen Sperrfeuergürtel legte,

    und mit Regelmäßigkeit war noch fast jeder

    Angriff nach anfänglichem Erfolg in diesem

    Stadium seiner Entwicklung niedergebrochen.

    Es herrschte daher bei allen Generalstäben

    die übereinstimmende Ansicht, daß mit dieser jetzt

    überholten Form sein Angriff mehr geführt

    werden könne. Grundsätzlich neue Gedanken waren

    erforderlich. Aber diese gingen der englischen

    Heerführung ab. An ihrer Spitze stand ein

    Mann, der, von haus aus Kaballerist, sei es

    aus Phantasielosigkeit, sei es aus dogmatischer

    Gläubigkeit an den Lehren der Kriegsgeschichte

    festhielt und alle neuen Ideen verachtete. Es

    gibt wenige Heerführer aus dem Weltkriege,

    denen eine so vernichtende nachträgliche Kritik

    zuteil geworden ist wie dem englischen

    Oberbefehlshaber Sir Douglas Haig. Mag

    vielleicht auch seine demnächst in deutscher Sprache

    erscheinende Biographie aus der Feder des

    englischen Marineministers Duff Cooper an seinem

    Bilde etwas ändern, ganz wird sie die Urteile,

    die Loyd George und, seit kurzem ins Deutsche

    übersetzt, General Fuller, der Vater der

    englischen Tankwaffe, über ihn gefällt haben, nicht

    entkräften können. Gerade für die Verurteilung

    der Durchführung des Flandernangriffes sind

    Fullers Aufzerungen von besonderem Wert.

    Denn er kannte die Krise des bisher üblichen

    Angriffsverfahrens und sah sich im Besitz der


  • January 4, 2017 12:55:50 Corinna Pichler (AUT)

    S. 100

    leblos sank der Körper blutüberströmt hinten über, kurz

    darauf erhielt auch Gefr. Zech abermals einen Schrappnelltreffer,

    der ihm diesmal beide Schienbeine zerschmetterte. Er wurde

    aber geborgen und später geheilt.

    Ich selbst kroch nun im Graben rückwärts, das

    Granatfeuer hatte ziemlich aufgehört, d.h. es kamen noch genug in der

    Nähe zur Explosion, aber das ohrenbetäubende Trommeln, welches

    fast 2 Stunden gewährt hatte, und was wir über uns haben

    ergehen lassen müssen, hatte aufgehört, dafür knatterten nun

    die M.Gs. und Infanteriegewehre. - Aber wie sah der Graben aus

    Tote und Verwundete füllten ihn, dazwischen die wenigen

    Überlebenden, denn die Verluste des Regiments betrugen nach

    späteren Angaben etwa 75%.

    Die 1. Garde Res. Devision wurde infolge dieser enormen

    Verluste bereits noch in der Nacht herausgezogen. Von der

    2.M.G.K. kamen nur 9 Schützen unverwundet zurück,

    trotzdem diese auf das Bataillon verteilt war.

    Unter anderen verlor die 2.M.G.K.: Unteroffz. Kempe tot,

    desgleichen die Schützen Matenschwesky, Bessel, Plaumann, Eng.

    Bratsch. Verwundet Gefr. Lech (schwer) Schützen: Glock, Schilling,

    Bessert, Gunia, Schütz, Möde, Phillip (schwer), Schütz, Wunschmann,

    Röhr (ich), u.a. deren Namen ich nicht weiss.


    [Über S. 101 ein Zeitungsausschnitt, S 242, gelegt]

    Wolf Meyer-Christian

    in der Verteidigung durfte man sich jetzt als

    Meister fühlen. Das Falkenbahnsche

    Verteidigungssystem war aufgegeben worden. Es

    wurden nicht mehr sinnlose Menschenopfer in

    der vordersten Linie vergeudet, bevor noch der

    Angriff überhaupt begonnen worden war. Man

    hatte den Grundsatz verlassen, der das

    Festhalten an jedem einmal gewonnenen Meter

    feindlichen Bodens befahl.

    Weit in die Tiefe erstreckte sich jetzt das Netz

    der Verteidigungsanlagen. Nur dünn verstreute

    Gefechtsvorposten hatten am Feinde zu bleiben.

    Den Hauptwiderstand bildete eine weit

    rückwärts gezogene Linie, deren Besatzung in enger

    Verbindung mit den Reserven stand, die im

    Gegenstoß den Gegener wieder hinauszuwerfen

    hatten, wenn er, vom Angriff erschöpft und noch

    ohne Nachschub, damit beschäftigt war, sich in

    der zertrommelten Stellung mit seinen letzten

    Waffen und Patronen einzurichten. Die

    Verteidigung war elastisch geworden. Mit allen

    Mitteln wurden aufzerdem Reserven

    zusammengezogen und der Vierten Armee, die den Stolz

    auszuhalten hatte, bereitgestellt. Der Einbruch

    sollte den Engländern nicht gelingen oder

    jedenfalls nicht von taktischen Erfolg zum strategischen

    Durchbruchs ausreifen. Anordnung und

    Ausführung dieses Plans durch Führung und

    Truppe haben im ganzen vollen Erfolg gehabt.

    Der englische Durchbruchsplan ist an der

    Abwehr gescheitert.

    Wie sah dieser Plan, der mit einem Schlage

    die Kriegsentscheidung herbeiführen sollte, aus?

    Sein Generalziel war einfach: Durchbruch durch

    die deutsche Front und Linksschwenkung nach

    Norden, in Richtung auf die U-Boot-Häfen.

    Aber wie sollte dieses Ziel erreicht werden? Die

    Sommeschlacht, vor ihr schon Verdun und nach

    ihr die mißlungenen Frühjahrsangiffe der

    Allierten im Jahre 1917 hatten gezeigt, daß bei

    dem gegenwärtigen Stand der Waffentechnik

    der Verteidiger stärker war als der Angrefer.

    Insbesondere die Alliierten hatten blutiges

    Lehrgeld für die Erkenntis zahlen müssen, daß

    die abstoßende Kraft der Maschinengewehre

    groß war und auch tage- und wochenlange

    Vernichtungsfeuer nicht verhindern konnte, daß der

    verbleibende Rest intakter Abwehrwaffen ganze

    Regimenter aufzuhalten vermochte. Bei allen

    Angriffen ds letzten Jahres war die gleiche

    Erscheinung aufgetreten: in dem Augenblick, wo

    die Angriffstruppe über den Bereich ihrer eigenen

    Artillerie hinausgegriffen hatte und ohne

    Feuerschutz war, wo sie ihre Munition bis auf den

    Rest verbraucht hatte, war regelmäßig die

    Krisis eingetreten.  Während die Angriffsartillerie

    ihren Stellungswechsel vorwärts vornahm und

    Reserven, Munition und Proviant vorgebracht

    werden mußten, schidte sich der Verteidiger zum

    Gegenstoß an. Ihn unterstützte seine Artillerie,

    die zwischen die eingebrochene Angriffstruppe

    und ihre Reserven einen Sperrfeuergürtel legte,

    und mit Regelmäßigkeit war noch fast jeder

    Angriff nach anfänglichem Erfolg in diesem

    Stadium seiner Entwicklung niedergebrochen.

    Es herrschte daher bei allen Generalstäben

    die übereinstimmende Ansicht, daß mit dieser jetzt

    überholten Form sein Angriff mehr geführt

    werden könne. Grundsätzlich neue Gedanken waren

    erforderlich. Aber diese gingen der englischen

    Heerführung ab. An ihrer Spitze stand ein

    Mann, der, von haus aus Kaballerist, sei es

    aus Phantasielosigkeit, sei es aus dogmatischer

    Gläubigkeit an den Lehren der Kriegsgeschichte

    festhielt und alle neuen Ideen verachtete. Es

    gibt wenige Heerführer aus dem Weltkriege,

    denen eine so vernichtende nachträgliche Kritik

    zuteil geworden ist wie dem englischen

    Oberbefehlshaber Sir Douglas Haig. Mag

    vielleicht auch seine demnächst in deutscher Sprache

    erscheinende Biographie aus der Feder des

    englischen Marineministers Duff Cooper an seinem

    Bilde etwas ändern, ganz wird sie die Urteile,

    die Loyd George und, seit kurzem ins Deutsche

    übersetzt, General Fuller, der Vater der

    englischen Tankwaffe, über ihn gefällt


  • January 4, 2017 12:53:47 Corinna Pichler (AUT)

    S. 100

    leblos sank der Körper blutüberströmt hinten über, kurz

    darauf erhielt auch Gefr. Zech abermals einen Schrappnelltreffer,

    der ihm diesmal beide Schienbeine zerschmetterte. Er wurde

    aber geborgen und später geheilt.

    Ich selbst kroch nun im Graben rückwärts, das

    Granatfeuer hatte ziemlich aufgehört, d.h. es kamen noch genug in der

    Nähe zur Explosion, aber das ohrenbetäubende Trommeln, welches

    fast 2 Stunden gewährt hatte, und was wir über uns haben

    ergehen lassen müssen, hatte aufgehört, dafür knatterten nun

    die M.Gs. und Infanteriegewehre. - Aber wie sah der Graben aus

    Tote und Verwundete füllten ihn, dazwischen die wenigen

    Überlebenden, denn die Verluste des Regiments betrugen nach

    späteren Angaben etwa 75%.

    Die 1. Garde Res. Devision wurde infolge dieser enormen

    Verluste bereits noch in der Nacht herausgezogen. Von der

    2.M.G.K. kamen nur 9 Schützen unverwundet zurück,

    trotzdem diese auf das Bataillon verteilt war.

    Unter anderen verlor die 2.M.G.K.: Unteroffz. Kempe tot,

    desgleichen die Schützen Matenschwesky, Bessel, Plaumann, Eng.

    Bratsch. Verwundet Gefr. Lech (schwer) Schützen: Glock, Schilling,

    Bessert, Gunia, Schütz, Möde, Phillip (schwer), Schütz, Wunschmann,

    Röhr (ich), u.a. deren Namen ich nicht weiss.


    [Über S. 101 ein Zeitungsausschnitt, S 242, gelegt]

    Wolf Meyer-Christian

    in der Verteidigung durfte man sich jetzt als

    Meister fühlen. Das Falkenbahnsche

    Verteidigungssystem war aufgegeben worden. Es

    wurden nicht mehr sinnlose Menschenopfer in

    der vordersten Linie vergeudet, bevor noch der

    Angriff überhaupt begonnen worden war. Man

    hatte den Grundsatz verlassen, der das

    Festhalten an jedem einmal gewonnenen Meter

    feindlichen Bodens befahl.

    Weit in die Tiefe erstreckte sich jetzt das Netz

    der Verteidigungsanlagen. Nur dünn verstreute

    Gefechtsvorposten hatten am Feinde zu bleiben.

    Den Hauptwiderstand bildete eine weit

    rückwärts gezogene Linie, deren Besatzung in enger

    Verbindung mit den Reserven stand, die im

    Gegenstoß den Gegener wieder hinauszuwerfen

    hatten, wenn er, vom Angriff erschöpft und noch

    ohne Nachschub, damit beschäftigt war, sich in

    der zertrommelten Stellung mit seinen letzten

    Waffen und Patronen einzurichten. Die

    Verteidigung war elastisch geworden. Mit allen

    Mitteln wurden aufzerdem Reserven

    zusammengezogen und der Vierten Armee, die den Stolz

    auszuhalten hatte, bereitgestellt. Der Einbruch

    sollte den Engländern nicht gelingen oder

    jedenfalls nicht von taktischen Erfolg zum strategischen

    Durchbruchs ausreifen. Anordnung und

    Ausführung dieses Plans durch Führung und

    Truppe haben im ganzen vollen Erfolg gehabt.

    Der englische Durchbruchsplan ist an der

    Abwehr gescheitert.

    Wie sah dieser Plan, der mit einem Schlage

    die Kriegsentscheidung herbeiführen sollte, aus?

    Sein Generalziel war einfach: Durchbruch durch

    die deutsche Front und Linksschwenkung nach

    Norden, in Richtung auf die U-Boot-Häfen.

    Aber wie sollte dieses Ziel erreicht werden? Die

    Sommeschlacht, vor ihr schon Verdun und nach

    ihr die mißlungenen Frühjahrsangiffe der

    Allierten im Jahre 1917 hatten gezeigt, daß bei

    dem gegenwärtigen Stand der Waffentechnik

    der Verteidiger stärker war als der Angrefer.

    Insbesondere die Alliierten hatten blutiges

    Lehrgeld für die Erkenntis zahlen müssen, daß

    die abstoßende Kraft der Maschinengewehre

    groß war und auch tage- und wochenlange

    Vernichtungsfeuer nicht verhindern konnte, daß der

    verbleibende Rest intakter Abwehrwaffen ganze

    Regimenter aufzuhalten vermochte. Bei allen

    Angriffen ds letzten Jahres war die gleiche

    Erscheinung aufgetreten: in dem Augenblick, wo

    die Angriffstruppe über den Bereich ihrer eigenen

    Artillerie hinausgegriffen hatte und ohne

    Feuerschutz war, wo sie ihre Munition bis auf den

    Rest verbraucht hatte, war regelmäßig die

    Krisis eingetreten.  Während die Angriffsartillerie

    ihren Stellungswechsel vorwärts vornahm und

    Reserven, Munition und Proviant vorgebracht

    werden mußten, schidte sich der Verteidiger zum

    Gegenstoß an. Ihn unterstützte seine Artillerie,

    die zwischen die eingebrochene Angriffstruppe

    und ihre Reserven einen Sperrfeuergürtel legte,

    und mit Regelmäßigkeit war noch fast jeder

    Angriff nach anfänglichem Erfolg in diesem

    Stadium seiner Entwicklung niedergebrochen.

    Es herrschte daher bei allen Generalstäben

    die übereinstimmende Ansicht, daß mit dieser jetzt

    überholten Form sein Angriff mehr geführt

    werden könne. Grundsätzlich neue Gedanken waren

    erforderlich. Aber diese gingen der englischen

    Heerführung ab. An ihrer Spitze stand ein

    Mann, der, von haus aus Kaballerist, sei es

    aus Phantasielosigkeit, sei es aus dogmatischer

    Gläubigkeit an den Lehren der Kriegsgeschichte

    festhielt und alle neuen Ideen verachtete. Es

    gibt wenige Heerführer aus dem


  • January 4, 2017 12:51:21 Corinna Pichler (AUT)

    S. 100

    leblos sank der Körper blutüberströmt hinten über, kurz

    darauf erhielt auch Gefr. Zech abermals einen Schrappnelltreffer,

    der ihm diesmal beide Schienbeine zerschmetterte. Er wurde

    aber geborgen und später geheilt.

    Ich selbst kroch nun im Graben rückwärts, das

    Granatfeuer hatte ziemlich aufgehört, d.h. es kamen noch genug in der

    Nähe zur Explosion, aber das ohrenbetäubende Trommeln, welches

    fast 2 Stunden gewährt hatte, und was wir über uns haben

    ergehen lassen müssen, hatte aufgehört, dafür knatterten nun

    die M.Gs. und Infanteriegewehre. - Aber wie sah der Graben aus

    Tote und Verwundete füllten ihn, dazwischen die wenigen

    Überlebenden, denn die Verluste des Regiments betrugen nach

    späteren Angaben etwa 75%.

    Die 1. Garde Res. Devision wurde infolge dieser enormen

    Verluste bereits noch in der Nacht herausgezogen. Von der

    2.M.G.K. kamen nur 9 Schützen unverwundet zurück,

    trotzdem diese auf das Bataillon verteilt war.

    Unter anderen verlor die 2.M.G.K.: Unteroffz. Kempe tot,

    desgleichen die Schützen Matenschwesky, Bessel, Plaumann, Eng.

    Bratsch. Verwundet Gefr. Lech (schwer) Schützen: Glock, Schilling,

    Bessert, Gunia, Schütz, Möde, Phillip (schwer), Schütz, Wunschmann,

    Röhr (ich), u.a. deren Namen ich nicht weiss.


    [Über S. 101 ein Zeitungsausschnitt, S 242, gelegt]

    Wolf Meyer-Christian

    in der Verteidigung durfte man sich jetzt als

    Meister fühlen. Das Falkenbahnsche

    Verteidigungssystem war aufgegeben worden. Es

    wurden nicht mehr sinnlose Menschenopfer in

    der vordersten Linie vergeudet, bevor noch der

    Angriff überhaupt begonnen worden war. Man

    hatte den Grundsatz verlassen, der das

    Festhalten an jedem einmal gewonnenen Meter

    feindlichen Bodens befahl.

    Weit in die Tiefe erstreckte sich jetzt das Netz

    der Verteidigungsanlagen. Nur dünn verstreute

    Gefechtsvorposten hatten am Feinde zu bleiben.

    Den Hauptwiderstand bildete eine weit

    rückwärts gezogene Linie, deren Besatzung in enger

    Verbindung mit den Reserven stand, die im

    Gegenstoß den Gegener wieder hinauszuwerfen

    hatten, wenn er, vom Angriff erschöpft und noch

    ohne Nachschub, damit beschäftigt war, sich in

    der zertrommelten Stellung mit seinen letzten

    Waffen und Patronen einzurichten. Die

    Verteidigung war elastisch geworden. Mit allen

    Mitteln wurden aufzerdem Reserven

    zusammengezogen und der Vierten Armee, die den Stolz

    auszuhalten hatte, bereitgestellt. Der Einbruch

    sollte den Engländern nicht gelingen oder

    jedenfalls nicht von taktischen Erfolg zum strategischen

    Durchbruchs ausreifen. Anordnung und

    Ausführung dieses Plans durch Führung und

    Truppe haben im ganzen vollen Erfolg gehabt.

    Der englische Durchbruchsplan ist an der

    Abwehr gescheitert.

    Wie sah dieser Plan, der mit einem Schlage

    die Kriegsentscheidung herbeiführen sollte, aus?

    Sein Generalziel war einfach: Durchbruch durch

    die deutsche Front und Linksschwenkung nach

    Norden, in Richtung auf die U-Boot-Häfen.

    Aber wie sollte dieses Ziel erreicht werden? Die

    Sommeschlacht, vor ihr schon Verdun und nach

    ihr die mißlungenen Frühjahrsangiffe der

    Allierten im Jahre 1917 hatten gezeigt, daß bei

    dem gegenwärtigen Stand der Waffentechnik

    der Verteidiger stärker war als der Angrefer.

    Insbesondere die Alliierten hatten blutiges

    Lehrgeld für die Erkenntis zahlen müssen, daß

    die abstoßende Kraft der Maschinengewehre

    groß war und auch tage- und wochenlange

    Vernichtungsfeuer nicht verhindern konnte, daß der

    verbleibende Rest intakter Abwehrwaffen ganze

    Regimenter aufzuhalten vermochte. Bei allen

    Angriffen ds letzten Jahres war die gleiche

    Erscheinung aufgetreten: in dem Augenblick, wo

    die Angriffstruppe über den Bereich ihrer eigenen

    Artillerie hinausgegriffen hatte und ohne

    Feuerschutz war, wo sie ihre Munition bis auf den

    Rest verbraucht hatte, war regelmäßig die

    Krisis eingetreten.  Während die Angriffsartillerie

    ihren Stellungswechsel vorwärts vornahm und

    Reserven, Munition und Proviant vorgebracht

    werden mußten, schidte sich der Verteidiger zum

    Gegenstoß an. Ihn unterstützte seine Artillerie,

    die zwischen die eingebrochene Angriffstruppe


  • January 4, 2017 12:51:09 Corinna Pichler (AUT)

    S. 100

    leblos sank der Körper blutüberströmt hinten über, kurz

    darauf erhielt auch Gefr. Zech abermals einen Schrappnelltreffer,

    der ihm diesmal beide Schienbeine zerschmetterte. Er wurde

    aber geborgen und später geheilt.

    Ich selbst kroch nun im Graben rückwärts, das

    Granatfeuer hatte ziemlich aufgehört, d.h. es kamen noch genug in der

    Nähe zur Explosion, aber das ohrenbetäubende Trommeln, welches

    fast 2 Stunden gewährt hatte, und was wir über uns haben

    ergehen lassen müssen, hatte aufgehört, dafür knatterten nun

    die M.Gs. und Infanteriegewehre. - Aber wie sah der Graben aus

    Tote und Verwundete füllten ihn, dazwischen die wenigen

    Überlebenden, denn die Verluste des Regiments betrugen nach

    späteren Angaben etwa 75%.

    Die 1. Garde Res. Devision wurde infolge dieser enormen

    Verluste bereits noch in der Nacht herausgezogen. Von der

    2.M.G.K. kamen nur 9 Schützen unverwundet zurück,

    trotzdem diese auf das Bataillon verteilt war.

    Unter anderen verlor die 2.M.G.K.: Unteroffz. Kempe tot,

    desgleichen die Schützen Matenschwesky, Bessel, Plaumann, Eng.

    Bratsch. Verwundet Gefr. Lech (schwer) Schützen: Glock, Schilling,

    Bessert, Gunia, Schütz, Möde, Phillip (schwer), Schütz, Wunschmann,

    Röhr (ich), u.a. deren Namen ich nicht weiss.


    [Über S. 101 ein Zeitungsausschnitt gelegt]

    Wolf Meyer-Christian

    in der Verteidigung durfte man sich jetzt als

    Meister fühlen. Das Falkenbahnsche

    Verteidigungssystem war aufgegeben worden. Es

    wurden nicht mehr sinnlose Menschenopfer in

    der vordersten Linie vergeudet, bevor noch der

    Angriff überhaupt begonnen worden war. Man

    hatte den Grundsatz verlassen, der das

    Festhalten an jedem einmal gewonnenen Meter

    feindlichen Bodens befahl.

    Weit in die Tiefe erstreckte sich jetzt das Netz

    der Verteidigungsanlagen. Nur dünn verstreute

    Gefechtsvorposten hatten am Feinde zu bleiben.

    Den Hauptwiderstand bildete eine weit

    rückwärts gezogene Linie, deren Besatzung in enger

    Verbindung mit den Reserven stand, die im

    Gegenstoß den Gegener wieder hinauszuwerfen

    hatten, wenn er, vom Angriff erschöpft und noch

    ohne Nachschub, damit beschäftigt war, sich in

    der zertrommelten Stellung mit seinen letzten

    Waffen und Patronen einzurichten. Die

    Verteidigung war elastisch geworden. Mit allen

    Mitteln wurden aufzerdem Reserven

    zusammengezogen und der Vierten Armee, die den Stolz

    auszuhalten hatte, bereitgestellt. Der Einbruch

    sollte den Engländern nicht gelingen oder

    jedenfalls nicht von taktischen Erfolg zum strategischen

    Durchbruchs ausreifen. Anordnung und

    Ausführung dieses Plans durch Führung und

    Truppe haben im ganzen vollen Erfolg gehabt.

    Der englische Durchbruchsplan ist an der

    Abwehr gescheitert.

    Wie sah dieser Plan, der mit einem Schlage

    die Kriegsentscheidung herbeiführen sollte, aus?

    Sein Generalziel war einfach: Durchbruch durch

    die deutsche Front und Linksschwenkung nach

    Norden, in Richtung auf die U-Boot-Häfen.

    Aber wie sollte dieses Ziel erreicht werden? Die

    Sommeschlacht, vor ihr schon Verdun und nach

    ihr die mißlungenen Frühjahrsangiffe der

    Allierten im Jahre 1917 hatten gezeigt, daß bei

    dem gegenwärtigen Stand der Waffentechnik

    der Verteidiger stärker war als der Angrefer.

    Insbesondere die Alliierten hatten blutiges

    Lehrgeld für die Erkenntis zahlen müssen, daß

    die abstoßende Kraft der Maschinengewehre

    groß war und auch tage- und wochenlange

    Vernichtungsfeuer nicht verhindern konnte, daß der

    verbleibende Rest intakter Abwehrwaffen ganze

    Regimenter aufzuhalten vermochte. Bei allen

    Angriffen ds letzten Jahres war die gleiche

    Erscheinung aufgetreten: in dem Augenblick, wo

    die Angriffstruppe über den Bereich ihrer eigenen

    Artillerie hinausgegriffen hatte und ohne

    Feuerschutz war, wo sie ihre Munition bis auf den

    Rest verbraucht hatte, war regelmäßig die

    Krisis eingetreten.  Während die Angriffsartillerie

    ihren Stellungswechsel vorwärts vornahm und

    Reserven, Munition und Proviant vorgebracht

    werden mußten, schidte sich der Verteidiger zum

    Gegenstoß an. Ihn unterstützte seine Artillerie,

    die zwischen die eingebrochene Angriffstruppe


  • January 4, 2017 12:49:24 Corinna Pichler (AUT)

    S. 100

    leblos sank der Körper blutüberströmt hinten über, kurz

    darauf erhielt auch Gefr. Zech abermals einen Schrappnelltreffer,

    der ihm diesmal beide Schienbeine zerschmetterte. Er wurde

    aber geborgen und später geheilt.

    Ich selbst kroch nun im Graben rückwärts, das

    Granatfeuer hatte ziemlich aufgehört, d.h. es kamen noch genug in der

    Nähe zur Explosion, aber das ohrenbetäubende Trommeln, welches

    fast 2 Stunden gewährt hatte, und was wir über uns haben

    ergehen lassen müssen, hatte aufgehört, dafür knatterten nun

    die M.Gs. und Infanteriegewehre. - Aber wie sah der Graben aus

    Tote und Verwundete füllten ihn, dazwischen die wenigen

    Überlebenden, denn die Verluste des Regiments betrugen nach

    späteren Angaben etwa 75%.

    Die 1. Garde Res. Devision wurde infolge dieser enormen

    Verluste bereits noch in der Nacht herausgezogen. Von der

    2.M.G.K. kamen nur 9 Schützen unverwundet zurück,

    trotzdem diese auf das Bataillon verteilt war.

    Unter anderen verlor die 2.M.G.K.: Unteroffz. Kempe tot,

    desgleichen die Schützen Matenschwesky, Bessel, Plaumann, Eng.

    Bratsch. Verwundet Gefr. Lech (schwer) Schützen: Glock, Schilling,

    Bessert, Gunia, Schütz, Möde, Phillip (schwer), Schütz, Wunschmann,

    Röhr (ich), u.a. deren Namen ich nicht weiss.


    [Über S. 101 ein Zeitungsausschnitt gelegt]

    Wolf Meyer-Christian

    in der Verteidigung durfte man sich jetzt als

    Meister fühlen. Das Falkenbahnsche

    Verteidigungssystem war aufgegeben worden. Es

    wurden nicht mehr sinnlose Menschenopfer in

    der vordersten Linie vergeudet, bevor noch der

    Angriff überhaupt begonnen worden war. Man

    hatte den Grundsatz verlassen, der das

    Festhalten an jedem einmal gewonnenen Meter

    feindlichen Bodens befahl.

    Weit in die Tiefe erstreckte sich jetzt das Netz

    der Verteidigungsanlagen. Nur dünn verstreute

    Gefechtsvorposten hatten am Feinde zu bleiben.

    Den Hauptwiderstand bildete eine weit

    rückwärts gezogene Linie, deren Besatzung in enger

    Verbindung mit den Reserven stand, die im

    Gegenstoß den Gegener wieder hinauszuwerfen

    hatten, wenn er, vom Angriff erschöpft und noch

    ohne Nachschub, damit beschäftigt war, sich in

    der zertrommelten Stellung mit seinen letzten

    Waffen und Patronen einzurichten. Die

    Verteidigung war elastisch geworden. Mit allen

    Mitteln wurden aufzerdem Reserven

    zusammengezogen und der Vierten Armee, die den Stolz

    auszuhalten hatte, bereitgestellt. Der Einbruch

    sollte den Engländern nicht gelingen oder

    jedenfalls nicht von taktischen Erfolg zum strategischen

    Durchbruchs ausreifen. Anordnung und

    Ausführung dieses Plans durch Führung und

    Truppe haben im ganzen vollen Erfolg gehabt.

    Der englische Durchbruchsplan ist an der

    Abwehr gescheitert.

    Wie sah dieser Plan, der mit einem Schlage

    die Kriegsentscheidung herbeiführen sollte, aus?

    Sein Generalziel war einfach: Durchbruch durch

    die deutsche Front und Linksschwenkung nach

    Norden, in Richtung auf die U-Boot-Häfen.

    Aber wie sollte dieses Ziel erreicht werden? Die

    Sommeschlacht, vor ihr schon Verdun und nach

    ihr die mißlungenen Frühjahrsangiffe der

    Allierten im Jahre 1917 hatten gezeigt, daß bei

    dem gegenwärtigen Stand der Waffentechnik

    der Verteidiger stärker war als der Angrefer.

    Insbesondere die Alliierten hatten blutiges

    Lehrgeld für die Erkenntis zahlen müssen, daß

    die abstoßende Kraft der Maschinengewehre

    groß war und auch tage- und wochenlange

    Vernichtungsfeuer nicht verhindern konnte, daß der

    verbleibende Rest intakter Abwehrwaffen ganze

    Regimenter aufzuhalten vermochte. Bei allen

    Angriffen ds letzten Jahres war die gleiche

    Erscheinung aufgetreten: in dem Augenblick, wo

    die Angriffstruppe über den Bereich ihrer eigenen

    Artillerie hinausgegriffen hatte und ohne

    Feuerschutz war, wo sie ihre Munition bis auf den

    Rest verbraucht hatte, war regelmäßig die

    Krists eingetreten.


  • January 4, 2017 12:47:23 Corinna Pichler (AUT)

    S. 100

    leblos sank der Körper blutüberströmt hinten über, kurz

    darauf erhielt auch Gefr. Zech abermals einen Schrappnelltreffer,

    der ihm diesmal beide Schienbeine zerschmetterte. Er wurde

    aber geborgen und später geheilt.

    Ich selbst kroch nun im Graben rückwärts, das

    Granatfeuer hatte ziemlich aufgehört, d.h. es kamen noch genug in der

    Nähe zur Explosion, aber das ohrenbetäubende Trommeln, welches

    fast 2 Stunden gewährt hatte, und was wir über uns haben

    ergehen lassen müssen, hatte aufgehört, dafür knatterten nun

    die M.Gs. und Infanteriegewehre. - Aber wie sah der Graben aus

    Tote und Verwundete füllten ihn, dazwischen die wenigen

    Überlebenden, denn die Verluste des Regiments betrugen nach

    späteren Angaben etwa 75%.

    Die 1. Garde Res. Devision wurde infolge dieser enormen

    Verluste bereits noch in der Nacht herausgezogen. Von der

    2.M.G.K. kamen nur 9 Schützen unverwundet zurück,

    trotzdem diese auf das Bataillon verteilt war.

    Unter anderen verlor die 2.M.G.K.: Unteroffz. Kempe tot,

    desgleichen die Schützen Matenschwesky, Bessel, Plaumann, Eng.

    Bratsch. Verwundet Gefr. Lech (schwer) Schützen: Glock, Schilling,

    Bessert, Gunia, Schütz, Möde, Phillip (schwer), Schütz, Wunschmann,

    Röhr (ich), u.a. deren Namen ich nicht weiss.


    [Über S. 101 ein Zeitungsausschnitt gelegt]

    Wolf Meyer-Christian

    in der Verteidigung durfte man sich jetzt als

    Meister fühlen. Das Falkenbahnsche

    Verteidigungssystem war aufgegeben worden. Es

    wurden nicht mehr sinnlose Menschenopfer in

    der vordersten Linie vergeudet, bevor noch der

    Angriff überhaupt begonnen worden war. Man

    hatte den Grundsatz verlassen, der das

    Festhalten an jedem einmal gewonnenen Meter

    feindlichen Bodens befahl.

    Weit in die Tiefe erstreckte sich jetzt das Netz

    der Verteidigungsanlagen. Nur dünn verstreute

    Gefechtsvorposten hatten am Feinde zu bleiben.

    Den Hauptwiderstand bildete eine weit

    rückwärts gezogene Linie, deren Besatzung in enger

    Verbindung mit den Reserven stand, die im

    Gegenstoß den Gegener wieder hinauszuwerfen

    hatten, wenn er, vom Angriff erschöpft und noch

    ohne Nachschub, damit beschäftigt war, sich in

    der zertrommelten Stellung mit seinen letzten

    Waffen und Patronen einzurichten. Die

    Verteidigung war elastisch geworden. Mit allen

    Mitteln wurden aufzerdem Reserven

    zusammengezogen und der Vierten Armee, die den Stolz

    auszuhalten hatte, bereitgestellt. Der Einbruch

    sollte den Engländern nicht gelingen oder

    jedenfalls nicht von taktischen Erfolg zum strategischen

    Durchbruchs ausreifen. Anordnung und

    Ausführung dieses Plans durch Führung und

    Truppe haben im ganzen vollen Erfolg gehabt.

    Der englische Durchbruchsplan ist an der

    Abwehr gescheitert.

    Wie sah dieser Plan, der mit einem Schlage

    die Kriegsentscheidung herbeiführen sollte, aus?

    Sein Generalziel war einfach: Durchbruch durch

    die deutsche Front und Linksschwenkung nach

    Norden, in Richtung auf die U-Boot-Häfen.

    Aber wie sollte dieses Ziel erreicht werden? Die

    Sommeschlacht, vor ihr schon Verdun und nach

    ihr die mißlungenen Frühjahrsangiffe der

    Allierten im Jahre 1917 hatten gezeigt, daß bei

    dem gegenwärtigen Stand der Waffentechnik

    der Verteidiger stärker war als der Angrefer.

    Insbesondere die Alliierten hatten blutiges

    Lehrgeld für die Erkenntis zahlen müssen, daß

    die abstoßende Kraft der Maschinengewehre

    groß war und auch tage- und wochenlange

    Ver


  • January 4, 2017 12:44:54 Corinna Pichler (AUT)

    S. 100

    leblos sank der Körper blutüberströmt hinten über, kurz

    darauf erhielt auch Gefr. Zech abermals einen Schrappnelltreffer,

    der ihm diesmal beide Schienbeine zerschmetterte. Er wurde

    aber geborgen und später geheilt.

    Ich selbst kroch nun im Graben rückwärts, das

    Granatfeuer hatte ziemlich aufgehört, d.h. es kamen noch genug in der

    Nähe zur Explosion, aber das ohrenbetäubende Trommeln, welches

    fast 2 Stunden gewährt hatte, und was wir über uns haben

    ergehen lassen müssen, hatte aufgehört, dafür knatterten nun

    die M.Gs. und Infanteriegewehre. - Aber wie sah der Graben aus

    Tote und Verwundete füllten ihn, dazwischen die wenigen

    Überlebenden, denn die Verluste des Regiments betrugen nach

    späteren Angaben etwa 75%.

    Die 1. Garde Res. Devision wurde infolge dieser enormen

    Verluste bereits noch in der Nacht herausgezogen. Von der

    2.M.G.K. kamen nur 9 Schützen unverwundet zurück,

    trotzdem diese auf das Bataillon verteilt war.

    Unter anderen verlor die 2.M.G.K.: Unteroffz. Kempe tot,

    desgleichen die Schützen Matenschwesky, Bessel, Plaumann, Eng.

    Bratsch. Verwundet Gefr. Lech (schwer) Schützen: Glock, Schilling,

    Bessert, Gunia, Schütz, Möde, Phillip (schwer), Schütz, Wunschmann,

    Röhr (ich), u.a. deren Namen ich nicht weiss.


    [Über S. 101 ein Zeitungsausschnitt gelegt]

    Wolf Meyer-Christian

    in der Verteidigung durfte man sich jetzt als

    Meister fühlen. Das Falkenbahnsche

    Verteidigungssystem war aufgegeben worden. Es

    wurden nicht mehr sinnlose Menschenopfer in

    der vordersten Linie vergeudet, bevor noch der

    Angriff überhaupt begonnen worden war. Man

    hatte den Grundsatz verlassen, der das

    Festhalten an jedem einmal gewonnenen Meter

    feindlichen Bodens befahl.

    Weit in die Tiefe erstreckte sich jetzt das Netz

    der Verteidigungsanlagen. Nur dünn verstreute

    Gefechtsvorposten hatten am Feinde zu bleiben.

    Den Hauptwiderstand bildete eine weit

    rückwärts gezogene Linie, deren Besatzung in enger

    Verbindung mit den Reserven stand, die im

    Gegenstoß den Gegener wieder hinauszuwerfen

    hatten, wenn er, vom Angriff erschöpft und noch

    ohne Nachschub, damit beschäftigt war, sich in

    der zertrommelten Stellung mit seinen letzten

    Waffen und Patronen einzurichten. Die

    Verteidigung war elastisch geworden. Mit allen

    Mitteln wurden aufzerdem Reserven

    zusammengezogen und der Vierten Armee, die den Stolz

    auszuhalten hatte, bereitgestellt. Der Einbruch

    sollte den Engländern nicht gelingen oder

    jedenfalls nicht von taktischen Erfolg zum strategischen

    Durchbruchs ausreifen. Anordnung und

    Ausführung dieses Plans durch Führung und

    Truppe haben im ganzen vollen Erfolg gehabt.

    Der englische Durchbruchsplan ist an der

    Abwehr gescheitert.


  • January 4, 2017 12:38:22 Corinna Pichler (AUT)

    S. 100

    leblos sank der Körper blutüberströmt hinten über, kurz

    darauf erhielt auch Gefr. Zech abermals einen Schrappnelltreffer,

    der ihm diesmal beide Schienbeine zerschmetterte. Er wurde

    aber geborgen und später geheilt.

    Ich selbst kroch nun im Graben rückwärts, das

    Granatfeuer hatte ziemlich aufgehört, d.h. es kamen noch genug in der

    Nähe zur Explosion, aber das ohrenbetäubende Trommeln, welches

    fast 2 Stunden gewährt hatte, und was wir über uns haben

    ergehen lassen müssen, hatte aufgehört, dafür knatterten nun

    die M.Gs. und Infanteriegewehre. - Aber wie sah der Graben aus

    Tote und Verwundete füllten ihn, dazwischen die wenigen

    Überlebenden, denn die Verluste des Regiments betrugen nach

    späteren Angaben etwa 75%.

    Die 1. Garde Res. Devision wurde infolge dieser enormen

    Verluste bereits noch in der Nacht herausgezogen. Von der

    2.M.G.K. kamen nur 9 Schützen unverwundet zurück,

    trotzdem diese auf das Bataillon verteilt war.

    Unter anderen verlor die 2.M.G.K.: Unteroffz. Kempe tot,

    desgleichen die Schützen Matenschwesky, Bessel, Plaumann, Eng.

    Bratsch. Verwundet Gefr. Lech (schwer) Schützen: Glock, Schilling,

    Bessert, Gunia, Schütz, Möde, Phillip (schwer), Schütz, Wunschmann,

    Röhr (ich), u.a. deren Namen ich nicht weiss.


    [Über S. 101 ein Zeitungsausschnitt gelegt]

    Wolf Meyer-Christian



  • January 4, 2017 12:37:19 Corinna Pichler (AUT)

    S. 100

    leblos sank der Körper blutüberströmt hinten über, kurz

    darauf erhielt auch Gefr. Zech abermals einen Schrappnelltreffer,

    der ihm diesmal beide Schienbeine zerschmetterte. Er wurde

    aber geborgen und später geheilt.

    Ich selbst kroch nun im Graben rückwärts, das

    Granatfeuer hatte ziemlich aufgehört, d.h. es kamen noch genug in der

    Nähe zur Explosion, aber das ohrenbetäubende Trommeln, welches

    fast 2 Stunden gewährt hatte, und was wir über uns haben

    ergehen lassen müssen, hatte aufgehört, dafür knatterten nun

    die M.Gs. und Infanteriegewehre. - Aber wie sah der Graben aus

    Tote und Verwundete füllten ihn, dazwischen die wenigen

    Überlebenden, denn die Verluste des Regiments betrugen nach

    späteren Angaben etwa 75%.

    Die 1. Garde Res. Devision wurde infolge dieser enormen

    Verluste bereits noch in der Nacht herausgezogen. Von der

    2.M.G.K. kamen nur 9 Schützen unverwundet zurück,

    trotzdem diese auf das Bataillon verteilt war.

    Unter anderen verlor die 2.M.G.K.: Unteroffz. Kempe tot,

    desgleichen die Schützen Matenschwesky, Bessel, Plaumann, Eng.

    Bratsch. Verwundet Gefr. Lech (schwer) Schützen: Glock, Schilling,

    Bessert, Gunia, Schütz, Möde, Phillip (schwer), Schütz, Wunschmann,

    Röhr (ich), u.a. deren Namen ich nicht weiss.


  • January 4, 2017 12:29:11 Corinna Pichler (AUT)

    S. 100

    leblos sank der Körper blutüberströmt hinten über, kurz

    darauf erhielt auch Gefr. Zech abermals einen Schrappnelltreffer,

    der ihm diesmal beide Schienbeine zerschmetterte. Er wurde

    aber geborgen und später geheilt.


Description

Save description
  • 50.2912494||2.7777485000000297||

    Schlacht von Arras

    ||1
Location(s)
  • Story location Schlacht von Arras
Login and add location


ID
15872 / 168897
Source
http://europeana1914-1918.eu/...
Contributor
Heike Knothe
License
http://creativecommons.org/licenses/by-sa/3.0/


Login to edit the languages

Login to edit the fronts
  • Western Front

Login to add keywords
  • Artillery
  • Prisoners of War
  • Propaganda
  • Tanks and Armoured Fighting Vehicles
  • Trench Life

Login and add links

Notes and questions

Login to leave a note