Kriegstagebuch von Hans-Joachim Röhr aus Görlitz - Band 2, item 18
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S. 20
Mit unseren Schätzen kehrten wir nach dem Quartier zurück,
um es einigermassen menschlich einzurichten, die Uhren
kamen in Gang, so dass ihr tick tack fast etwas heimliches
hinein brachte. - Da geschah ein Wunder. - Die Alte, welche uns
hatte kommen sehen, erschien und bot mir an die Uhren, oder
wenigstens eine davon abzukaufen, und zeigte mir Geld, ich
erklärte ihr jedoch, wenn wir morgen oder übermorgen wieder abrücken,
konnte sie den ganzen mitgebrachten Hausstand erben, da wir
seiner dann nicht mehr bedürften. Sie war erstaunt - überschüttete
mich mit Lobreden und - man staune brachte sofort noch zwei
fehlende Stühle, die sie bis dato nicht entbehren konnte, obgleich
der ganze untere Teil der Wohnung davon vollstand. Von nun
an war sie die freundlichste Frau Henin Liétards. -
Aber nicht nur Faulenzerleben sollten wir führen, sondern
wir exerzierten stramm, als wir am ersten Tage auf dem
dazu bestimmten Platze vor der Stadt waren, wurde diese von den
Engländern beschossen. Zwei Langrohrgeschütze waren auf den Bahnhof
eingeschossen und sandten alle Nachmittage einige Schüsse dorthin,
trafen jedoch meist die umliegenden Häuser, deren Einwohner flüchten
mussten. Am dritten Tag das Gleiche, einige Schüsse die blindlings
in den Ort gingen trafen Zivilisten, eine Granate tötete 2 Kinder und
einen Soldaten, dessen Kopf mit sich drehenden Augen über die Strasse
rollte, eine andere traf einen Keller und tötete die darein geflüchteten
Bewohner. Am 4. Tage war die Beschiessung bereits wahllos, ein
Geschoss krepierte auf der Schwelle des Nachbarhauses und verwundete
einen Mann schwer. Einige Kameraden und ich eilten zur Bergung des
S. 21
Verletzten und trugen ihn in ein Haus. Ein Splitter derselben Granate
zerschlug das grosse Glasschaufenster unserer Kantine, durchschlug die
Hinterwand und fiel in unserer Küche nieder. Die Köche nahmen
Reissaus. - Auf der Strasse sah es bös aus, ein grosses Loch klaffte
im Pflaster, die Steine lagen über die ganze Strasse verstreut
und Dutzende von Telephonleitungen hingen zu Boden. Die Stadt
war wie ausgestorben, keine lebende Seele liess sich sehen, wir
kehrten in unser Quartier zurück, das mittlerweile seiner noch
heilen Fensterscheiben verlustig gegangen war. Überall trat man
auf Glas und Steintrümmer. - Da ein Rattern auf der Strasse,
Eine Feldküche sauste in Karriere durch die Stadt nach vorn,
sprang über die Löcher und flog über die Steine, als wenn sie den
Teufel im Genick hätte. Kurz darauf hastete eine Ablösungskompagnie
nach vorn. Im Gänsemarsch, rechts und links an die Mauern
gedrückt und so die Strasse freilassend, sausten die Leute
durch die Gefahrzone - sont kaum ein Laut in der so bevölkerten
Stadt, als alle paar Minuten, der ferne Doppeldonner der beiden Abschüsse,
dann das immer mehr ansteigende Heulen der
heransausenden Geschosse, darauf ein gewaltiges Krachen und Gepolter der
stürzenden Trümmer. Die darauf entstehende Feuerpause
war fast jedesmal angefüllt mit vor Angst kreischenden Frauen,
und schreienden Kinderstimmen. Oft auch kamen Mütter, ein
Bündel Betten über den Rücken gebunden, die Kinder an den
Händen ganz verstört und schreiend angelaufen um
irgendwo einen besseren Schutz zu finden. Es war ein grausiges
Bild entfesselter Zerstörung - in unserem Hause jedoch war es
-
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Mit unseren Schätzen kehrten wir nach dem Quartier zurück,
um es einigermassen menschlich einzurichten, die Uhren
kamen in Gang, so dass ihr tick tack fast etwas heimliches
hinein brachte. - Da geschah ein Wunder. - Die Alte, welche uns
hatte kommen sehen, erschien und bot mir an die Uhren, oder
wenigstens eine davon abzukaufen, und zeigte mir Geld, ich
erklärte ihr jedoch, wenn wir morgen oder übermorgen wieder abrücken,
konnte sie den ganzen mitgebrachten Hausstand erben, da wir
seiner dann nicht mehr bedürften. Sie war erstaunt - überschüttete
mich mit Lobreden und - man staune brachte brachte sofort noch zwei
fehlende Stühle, die sie bis dato nicht entbehren konnte, obgleich
der ganze untere Teil der Wohnung davon vollstand. Von nun
an war sie die freundlichste Frau Henin Liétards. -
Aber nicht nur Faulenzerleben sollten wir führen, sondern
wir exerzierten stramm, als wir am ersten Tage auf dem
dazubestimmten Platze vor der Stadt waren, wurde diese von den
Engländern beschossen. Zwei Langrohrgeschütze waren auf den Bahnhof
eingeschossen und sandten alle Nachmittage einige Schüsse dorthin,
trafen jedoch meist die umliegenden Häuser, deren Einwohner flüchten
mussten. Am Dritten Tag das Gleiche, einige Schüsse die blindlings
in den Ort gingen trafen Zivilisten, eine Granate tötete 2 Kinder und
einen Soldaten, dessen Kopf mit sich drehenden Augen über die Strasse
rollte, eine andere traf einen Keller und tötete die darein geflüchteten
Bewohner. Am 4. Tage war die Beschiessung bereits wahllos, ein
Geschoss krepierte auf der Schwelle des Nachbarhauses und verwundete
einen Mann schwer. Einige Kameraden und ich eilten zur Bergung des
S. 21
Verletzten und trugen ihn in ein Haus. Ein Splitter der selben Granate
zerschlug das grosse Glasschaufenster unserer Kantine, durchschlug die
Hinterwand und fiel in unserer Küche nieder. Die Köche nahmen
Reissaus. - Auf der Strasse sah es bös aus, ein grosses Loch klaffte
im Pflaster, die Steine lagen über die ganze Strasse verstreut
und Dutzende von Telephonleitungen hingen zu Boden. Die Stadt
war wie ausgestorben, keine lebende Seele liess sich sehen, wir
kehrten in unser Quartier zurück, das mittlerweile seiner noch
heilen Fensterscheiben verlustig gegangen war. Überall trat man
auf Glas und Steintrümmer. - Da ein Rattern auf der Strasse,
Eine Feldküche sauste in Karriere durch die Stadt nach vorn,
sprang über die Löcher und flog über die Steine, als wenn sie den
Teufel im Genick hätte. Kurz darauf hastete eine Ablösungskompagnie
nach vorn. Im Gänsemarsch, rechts und links an die Mauern
gedrückt und so die Strasse freilassend, sausten die Leute
durch die Gefahrzone - sont kaum ein Laut in der so bevölkerten
Stadt, als alle paar Minuten, der ferne Doppeldonner der beiden Abschüsse,
dann das immer mehr ansteigende Heulen der
heransausenden Geschosse, darauf ein gewaltiges Krachen und Gepolter der
stürzenden Trümmer. Die darauf entstehende Feuerpause
war fast jedesmal angefüllt mit vor Angst kreischenden Frauen,
und schreienden Kinderstimmen. Oft auch kamen Mütter, ein
Bündel Betten über den Rücken gebunden, die Kinder an den
Händen ganz verstört und schreiend angelaufen um
irgendwo einen besseren Schutz zu finden. Es war ein grausiges
Bild entfesselter Zerstörung - in unserem Hause jedoch war es
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Mit unseren Schätzen kehrten wir nach dem Quartier zurück,
um es einigermassen menschlich einzurichten, die Uhren
kamen in Gang, so dass ihr tick tack fast etwas heimliches
hinein brachte. - Da geschah ein Wunder. - Die Alte, welche uns
hatte kommen sehen, erschien und bot mir an die Uhren, oder
wenigstens eine davon abzukaufen, und zeigte mir Geld, ich
erklärte ihr jedoch, wenn wir morgen oder übermorgen wieder abrücken,
konnte sie den ganzen mitgebrachten Hausstrand erben, da wir
seiner dann nicht mehr bedürften. Sie war erstaunt - überschüttete
mich mit Lobredn und - man staune brachte brachte sofort noch zwei
fehlende Stühle, die sie bis dato nicht entbehren konnte, obgleich
der ganze untere Teil der Wohnung davon vollstand. Von nun
an war sie die freundlichste Frau Henin Liétards. -
Aber nicht nur Faulenzerleben sollten wir führen, sondern
wir exerzierten stramm, als wir am ersten Tage auf dem
dazubestimmten Platze vor der Stadt waren, wurde diese von den
Engländern beschossen. Zwei Langrohrgeschütze waren auf den Bahnhof
eingeschossen und sandten alle Nachmittage einige Schüssen dorthin,
trafen jedoch meist die umliegenden Häuser, deren Einwohner flüchten
mussten. Am Dritten Tag das Gleiche, einige Schüsse die blindlings
in den Ort gingen trafen Zivilisten, eine Granate tötete 2 Kinder und
einen Soldaten, dessen Kopf mit sich drehenden Augen über die Strasse
rollte, eine andere traf einen Keller und tötete die darin geflüchteten
Bewohner. Am 4. Tage war die Beschiessung bereits wahllos, ein
Geschoss krepierte auf der Schwelle des Nachbarhauses und verwundete
einen Mann schwer. Einige Kameraden und ich eilten zur Bergung des
S. 21
Verletzten und trugen ihn in ein Haus. Ein Splitter der selben Granate
zerschlug das grosse Glaserreifenster unserer Kantine, durchschlug die
Hinterwand und fiel in unserer Küche nieder. Die Köche nahmen
Reiss aus. - Auf der Strasse sah es bös aus, ein grosses Loch klaffte
im Pflaster, die Steine lagen über die ganze Strasse verstreut
und Dutzende von Telephonleitungen hingen zu Boden. Die Stadt
war wie ausgestorben, keine lebende Seele liess sich sehen, wir
kehrten in unser Quartier zurück, das mitlerweile seiner noch
heilen Fensterscheiben verlustig gegangen war. Überall trat man
auf Glas und Steintrümmer. - Da ein Rattern auf der Strasse,
Eine Feldküche sauste in Karriere durch die Stadt nach vorn,
sprang über die Löcher und flog über die Steine, als wenn sie den
Teufel im Genick hätte. Kurz darauf hastete eine Ablösungskompagnie
nach vorn. Im Gänsemarsch, rechts und links an die Mauern
gedrückt und so die Strasse freilasend, summten die Leute
durch die Gefahrzone - sont kaum ein Laut in der so bevölkerten
Stadt, als alle paar Minuten, der ferne Doppeldonner der beiden Abschüsse,
dann das immer mehr ansteigende Heulen der
heransaussenden Geschosse, darauf ein gewaltiges Krachen und Gepolter der
stürzenden Trümmer. Die darauf entstehende Feuerpause
war fast jedesmal angefüllt mit vor Angst kreischenden Frauen,
und schreienden Kinderstimmen. Oft auch kamen Mütter, ein
Bündel Betten über den Rücken gebunden, die Kinder an den
Händen ganz verstört und schreiend angelaufen um
irgendwo einen besseren Schutz zu finden. Es war ein grausiges
Bild entfesselter Zerstörung - in unserem Hause jedoch war es
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S. 20
Mit unseren Schätzen kehrten wir nach dem Quartier zurück,
um es einigermassen menschlich einzurichten, die Uhren
kamen in Gang, so dass ihr tick tack fast etwas heimliches
hinein brachte. - Da geschah ein Wunder. - Die Alte, welche uns
hatte kommen sehen, erschien und bot mir an die Uhren, oder
wenigstens eine davon abzukaufen, und zeigte mir Geld, ich
erklärte ihr jedoch, wenn wir morgen oder übermorgen wieder abrücken,
konnte sie den ganzen mitgebrachten Hausstrand erben, da wir
seiner dann nicht mehr bedürften. Sie war erstaunt - überschüttete
mich mit Lobredn und - man staune brachte brachte sofort noch zwei
fehlende Stühle, die sie bis dato nicht entbehren konnte, obgleich
der ganze untere Teil der Wohnung davon vollstand. Von nun
an war sie die freundlichste Frau Henin Liétards. -
Aber nicht nur Faulenzerleben sollten wir führen, sondern
wir exerzierten stramm, als wir am ersten Tage auf dem
dazubestimmten Platze vor der Stadt waren, wurde diese von den
Engländern beschossen. Zwei Langrohrgeschütze waren auf den Bahnhof
eingeschossen und sandten alle Nachmittage einige Schüssen dorthin,
trafen jedoch meist die umliegenden Häuser, deren Einwohner flüchten
mussten. Am Dritten Tag das Gleiche, einige Schüsse die blindlings
in den Ort gingen trafen Zivilisten, eine Granate tötete 2 Kinder und
einen Soldaten, dessen Kopf mit sich drehenden Augen über die Strasse
rollte, eine andere traf einen Keller und tötete die darin geflüchteten
Bewohner. Am 4. Tage war die Beschiessung bereits wahllos, ein
Geschoss krepierte auf der Schwelle des Nachbarhauses und verwundete
einen Mann schwer. Einige Kameraden und ich eilten zur Bergung des
S. 21
Verletzten und trugen ihn in ein Haus. Ein Splitter der selben Granate
zerschlug das grosse Glaserreifenster unserer Kantine, durchschlug die
Hinterwand und fiel in unserer Küche nieder. Die Köche nahmen
Reiss aus. - Auf der Strasse sah es bös aus, ein grosses Loch klaffte
im Pflaster, die Steine lagen über die ganze Strasse verstreut
und Dutzende von Telephonleitungen hingen zu Boden. Die Stadt
war wie ausgestorben, keine lebende Seele liess sich sehen, wir
kehrten in unser Quartier zurück, das mitlerweile seiner noch
heilen Fensterscheiben verlustig gegangen war. Überall trat man
auf Glas und Steintrümmer. - Da ein Rattern auf der Strasse,
Eine Feldküche sauste in Karriere durch die Stadt nach vorn,
sprang über die Löcher und flog über die Steine, als wenn sie den
Teufel im Genick hätte. Kurz darauf hastete eine Ablösungskompagnie
nach vorn. Im Gänsemarsch, rechts und links an die Mauern
gedrückt und so die Strasse freilasend, summten die Leute
durch die Gefahrzone - sont kaum ein Laut in der so bevölkerten
Stadt, als alle paar Minuten, der ferne Doppeldonner der beiden Abschüsse,
-
S. 20
Mit unseren Schätzen kehrten wir nach dem Quartier zurück,
um es einigermassen menschlich einzurichten, die Uhren
kamen in Gang, so dass ihr tick tack fast etwas heimliches
hinein brachte. - Da geschah ein Wunder. - Die Alte, welche uns
hatte kommen sehen, erschien und bot mir an die Uhren, oder
wenigstens eine davon abzukaufen, und zeigte mir Geld, ich
erklärte ihr jedoch, wenn wir morgen oder übermorgen wieder abrücken,
konnte sie den ganzen mitgebrachten Hausstrand erben, da wir
seiner dann nicht mehr bedürften. Sie war erstaunt - überschüttete
mich mit Lobredn und - man staune brachte brachte sofort noch zwei
fehlende Stühle, die sie bis dato nicht entbehren konnte, obgleich
der ganze untere Teil der Wohnung davon vollstand. Von nun
an war sie die freundlichste Frau Henin Liétards. -
Aber nicht nur Faulenzerleben sollten wir führen, sondern
wir exerzierten stramm, als wir am ersten Tage auf dem
dazubestimmten Platze vor der Stadt waren, wurde diese von den
Engländern beschossen. Zwei Langrohrgeschütze waren auf den Bahnhof
eingeschossen und sandten alle Nachmittage einige Schüssen dorthin,
trafen jedoch meist die umliegenden Häuser, deren Einwohner flüchten
mussten. Am Dritten Tag das Gleiche, einige Schüsse die blindlings
in den Ort gingen trafen Zivilisten, eine Granate tötete 2 Kinder und
einen Soldaten, dessen Kopf mit sich drehenden Augen über die Strasse
rollte, eine andere traf einen Keller und tötete die darin geflüchteten
Bewohner. Am 4. Tage war die Beschiessung bereits wahllos, ein
Geschoss krepierte auf der Schwelle des Nachbarhauses und verwundete
einen Mann schwer. Einige Kameraden und ich eilten zur Bergung des
S. 21
Verletzten und trugen ihn in ein Haus. Ein Splitter der selben Granate
zerschlug das grosse Glaserreifenster unserer Kantine, durchschlug die
Hinterwand und fiel in unserer Küche nieder. Die Köche nahmen
Reiss aus. - Auf der Strasse sah es bös aus, ein grosses Loch klaffte
im Pflaster, die Steine lagen über die ganze Strasse verstreut
und Dutzende von Telephonleitungen hingen zu Boden. Die Stadt
war wie ausgestorben, keine lebende Seele liess sich sehen, wir
kehrten in unser Quartier zurück, das mitlerweile seiner noch
heilen Fensterscheiben verlustig gegangen war. Überall trat man
auf Glas und Steintrümmer. - Da ein Rattern auf der Strasse,
Eine Feldküche sauste in Karriere durch die Stadt nach vorn,
sprang über die Löcher und flog über die Steine, als wenn sie den
Teufel im Genick hätte. Kurz darauf hastete eine Ablösungskompagnie
nach vorn. Im Gänsemarsch, rechts und links an die Mauern
gedrückt und so die Strasse freilasend, summten die Leute
durch die Gefahrzone - sont kaum ein Laut in der so bevölkerten
Stadt, als alle paar Minuten, der ferne Doppeldonner der beiden Abschiene,
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S. 20
Mit unseren Schätzen kehrten wir nach dem Quartier zurück,
um es einigermassen menschlich einzurichten, die Uhren
kamen in Gang, so dass ihr tick tack fast etwas heimliches
hinein brachte. - Da geschah ein Wunder. - Die Alte, welche uns
hatte kommen sehen, erschien und bot mir an die Uhren, oder
wenigstens eine davon abzukaufen, und zeigte mir Geld, ich
erklärte ihr jedoch, wenn wir morgen oder übermorgen wieder abrücken,
konnte sie den ganzen mitgebrachten Hausstrand erben, da wir
seiner dann nicht mehr bedürften. Sie war erstaunt - überschüttete
mich mit Lobredn und - man staune brachte brachte sofort noch zwei
fehlende Stühle, die sie bis dato nicht entbehren konnte, obgleich
der ganze untere Teil der Wohnung davon vollstand. Von nun
an war sie die freundlichste Frau Henin Liétards. -
Aber nicht nur Faulenzerleben sollten wir führen, sondern
wir exerzierten stramm, als wir am ersten Tage auf dem
dazubestimmten Platze vor der Stadt waren, wurde diese von den
Engländern beschossen. Zwei Langrohrgeschütze waren auf den Bahnhof
eingeschossen und sandten alle Nachmittage einige Schüssen dorthin,
trafen jedoch meist die umliegenden Häuser, deren Einwohner flüchten
mussten. Am Dritten Tag das Gleiche, einige Schüsse die blindlings
in den Ort gingen trafen Zivilisten, eine Granate tötete 2 Kinder und
einen Soldaten, dessen Kopf mit sich drehenden Augen über die Strasse
rollte, eine andere traf einen Keller und tötete die darin geflüchteten
Bewohner. Am 4. Tage war die Beschiessung bereits wahllos, ein
Geschoss krepierte auf der Schwelle des Nachbarhauses und verwundete
einen Mann schwer. Einige Kameraden und ich eilten zur Bergung des
S. 21
Verletzten und trugen ihn in ein Haus. Ein Splitter der selben Granate
zerschlug das grosse Glaserreifenster unserer Kantine, durchschlug die
Hinterwand und fiel in unserer Küche nieder. Die Köche nahmen
Reiss aus. - Auf der Strasse sah es bös aus, ein grosses Loch klaffte
im Pflaster, die Steine lagen über die ganze Strasse verstreut
und Dutzende von Telephonleitungen hingen zu Boden. Die Stadt
war wie ausgestorben, keine lebende Seele liess sich sehen, wir
kehrten in unser Quartier zurück, das mitlerweile seiner noch
heilen Fensterscheiben verlustig gegangen war. Überall trat man
auf Glas und Steintrümmer. - Da ein Rattern auf der Strasse,
Eine Feldküche sauste in Karriere durch die Stadt nach vorn,
sprang über die Löcher und flog über die Steine, als wenn sie den
Teufel im Genick hätte. Kurz darauf hastete eine Ablösungskompagnie
nach vorn. Im Gänsemarsch, rechts und links an die Mauern
gedrückt und so die Strasse freilasend, summten die Leute
durch die Gefahrzone - sont kaum ein Laut in der so bevölkerten
Stadt, als alle paar Minuten, der ferne Doppeldonner der beiden Abschäum,
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Mit unseren Schätzen kehrten wir nach dem Quartier zurück,
um es einigermassen menschlich einzurichten, die Uhren
kamen in Gang, so dass ihr tick tack fast etwas heimliches
hinein brachte. - Da geschah ein Wunder. - Die Alte, welche uns
hatte kommen sehen, erschien und bot mir an die Uhren, oder
wenigstens eine davon abzukaufen, und zeigte mir Geld, ich
erklärte ihr jedoch, wenn wir morgen oder übermorgen wieder abrücken,
konnte sie den ganzen mitgebrachten Hausstrand erben, da wir
seiner dann nicht mehr bedürften. Sie war erstaunt - überschüttete
mich mit Lobredn und - man staune brachte brachte sofort noch zwei
fehlende Stühle, die sie bis dato nicht entbehren konnte, obgleich
der ganze untere Teil der Wohnung davon vollstand. Von nun
an war sie die freundlichste Frau Henin Liétards. -
Aber nicht nur Faulenzerleben sollten wir führen, sondern
wir exerzierten stramm, als wir am ersten Tage auf dem
dazubestimmten Platze vor der Stadt waren, wurde diese von den
Engländern beschossen. Zwei Langrohrgeschütze waren auf den Bahnhof
eingeschossen und sandten alle Nachmittage einige Schüssen dorthin,
trafen jedoch meist die umliegenden Häuser, deren Einwohner flüchten
mussten. Am Dritten Tag das Gleiche, einige Schüsse die blindlings
in den Ort gingen trafen Zivilisten, eine Granate tötete 2 Kinder und
einen Soldaten, dessen Kopf mit sich drehenden Augen über die Strasse
rollte, eine andere traf einen Keller und tötete die darin geflüchteten
Bewohner. Am 4. Tage war die Beschiessung bereits wahllos, ein
Geschoss krepierte auf der Schwelle des Nachbarhauses und verwundete
einen Mann schwer. Einige Kameraden und ich eilten zur Bergung des
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Verletzten und trugen ihn in ein Haus. Ein Splitter der selben Granate
zerschlug das grosse Glaserreifenster unserer Kantine, durchschlug die
Hinterwand und fiel in unserer Küche nieder. Die Köche nahmen
Reiss aus. - Auf der Strasse sah es bös aus, ein grosses Loch klaffte
im Pflaster, die Steine lagen über die ganze Strasse verstreut
und Dutzende von Telephonleitungen hingen zu Boden. Die Stadt
war wie ausgestorben, keine lebende Seele liess sich sehen, wir
kehrten in unser Quartier zurück, das mitlerweile seiner noch
heilen Fensterscheiben verlustig gegangen war. Überall trat man
auf Glas und Steintrümmer. - Da ein Rattern auf der Strasse,
Eine Feldküche sauste in Karriere durch die Stadt nach vorn,
sprang über die Löcher und flog über die Steine, als wenn sie den
Teufel im Genick hätte. Kurz darauf hastete eine Ablösungskompagnie
nach vorn. Im Gänsemarsch, rechts und links an die Mauern
gedrückt und so die Strasse freilasend, summten die Leute
durch die Gefahrzone - sont kaum ein Laut in der so bevölkerten
Stadt, als alle paar Minuten, der ferne Doppeldonner der beiden Absende,
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Mit unseren Schätzen kehrten wir nach dem Quartier zurück,
um es einigermassen menschlich einzurichten, die Uhren
kamen in Gang, so dass ihr tick tack fast etwas heimliches
hinein brachte. - Da geschah ein Wunder. - Die Alte, welche uns
hatte kommen sehen, erschien und bot mir an die Uhren, oder
wenigstens eine davon abzukaufen, und zeigte mir Geld, ich
erklärte ihr jedoch, wenn wir morgen oder übermorgen wieder abrücken,
konnte sie den ganzen mitgebrachten Hausstrand erben, da wir
seiner dann nicht mehr bedürften. Sie war erstaunt - überschüttete
mich mit Lobredn und - man staune brachte brachte sofort noch zwei
fehlende Stühle, die sie bis dato nicht entbehren konnte, obgleich
der ganze untere Teil der Wohnung davon vollstand. Von nun
an war sie die freundlichste Frau Henin Liétards. -
Aber nicht nur Faulenzerleben sollten wir führen, sondern
wir exerzierten stramm, als wir am ersten Tage auf dem
dazubestimmten Platze vor der Stadt waren, wurde diese von den
Engländern beschossen. Zwei Langrohrgeschütze waren auf den Bahnhof
eingeschossen und sandten alle Nachmittage einige Schüssen dorthin,
trafen jedoch meist die umliegenden Häuser, deren Einwohner flüchten
mussten. Am Dritten Tag das Gleiche, einige Schüsse die blindlings
in den Ort gingen trafen Zivilisten, eine Granate tötete 2 Kinder und
einen Soldaten, dessen Kopf mit sich drehenden Augen über die Strasse
rollte, eine andere traf einen Keller und tötete die darin geflüchteten
Bewohner. Am 4. Tage war die Beschiessung bereits wahllos, ein
Geschoss krepierte auf der Schwelle des Nachbarhauses und verwundete
einen Mann schwer. Einige Kameraden und ich eilten zur Bergung des
S. 21
Description
Save description- 50.420087||2.94728||
Henin Liétard
- 50.2912494||2.7777485000000297||||1
Schlacht von Arras
Location(s)
Story location Schlacht von Arras
Document location Henin Liétard
- ID
- 15872 / 168811
- Contributor
- Heike Knothe
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- Western Front
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- Artillery
- Prisoners of War
- Propaganda
- Tanks and Armoured Fighting Vehicles
- Trench Life
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