Kriegstagebuch von Hans-Joachim Röhr aus Görlitz - Band 3, item 19
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S. 32
sich grosse Löcher in die Hosen, bei den engen, festen Gamaschen
kam nur selten ein grösseres Loch. So wurden also
die Stiefel auf Kammer gegeben. Weiterhin wurde
Sturmgepäck vorgeschrieben, dazu gehörten: Mantel, Zeltbahn
Kochgeschirr. - Der Tornister mit dem ganzen Krimskrams
was einem aber oft recht lieb war, blieb zurück, desgleichen
die Decken. - Um den Mannschaften unnötige baldige
Defekte abzunehmen, wurden für altersschwache
Kleidungsstücke neue ausgegeben, ohne viele Bitten und
Vorstellungen bekam man solche, bei dem sonst sehr sparsamen
Kammerunteroffiziere Thiessen. Dann rückten die
Kammerwagen ab nach Tournai, dem Lagerplatz für Division etc.
Es war so recht eigentümlich auf grosse gefährliche
Ereignisse vorbereitet zu werden - dazu teilte die Küche nun
mehr Wein aus - Offensivgeist - nannten wir ihn, und
später massen wir an den Quanten von Alkoholikas die
kommenden Ereignisse. Man sollte sich in schwachen
Stunden besser darüber weghelfen. Mir ward bald komisch
zu Mute, ein ungewisses Gefühl beschlich mich oft, wenn ich
allein war. Die Kameraden trieben ausserdiensten allerlei
Alllotria, lärmten, tanzten, feierten. - nach dem Modus.
Wer weiss, ob nicht die Welt
Morgen in Schutt zerfällt,
Wann sie nur heut noch hält,
Heut ist heut!
S. 33
Im Dienst kamen diese Gedanken gar nicht, Dutzenden mögen
gar nicht dieser Empfindung fähig gewesen sein - so auch z.B. meinen
Kameraden Bruckner - einem Einjährigen - Rheinländer, dieser
war ein Streber, er wollte das Abitur bauen, und paukte in fast
jeder freien Stunde Vokabeln, Mathematik und Geschichte - er
hatte kaum Interesse an Spaziergängen und fiel dennoch bei
St. Olle am 28. Sept. durch Kopfschuss am Gewehr als dessen Führer.
Ich konnte da nicht mittuen, noch nie waren mir schwarze
Gedanken gekommen - abgesehen von Wytscheete vielleicht, am
7. Juni 1917 - damals weckte mich das plötzliche Trommelfeuer
mit dem Gedanken heute wirst du verwundet - trotzdem
ich nie in Stellung an derartiges gedacht hatte, im Gegenteil
sobald die erste Granate wirkungslos irgendwo verpufft war,
waren alle persönlichen Gedanken ausgeschaltet, damals musste
ich immer denken, heute wirst du verwundet, und nach
14 Stunden traf es ein, um 5.00 cr. hatte ich meine Verwundung
weg. Diesmal aber schon tagelang vorher diese dummen
Gedanken - aus der Offensive kommst du nicht zurück. - Aus
ihnen heraus kam auch der Abschiedsbrief und ein Gedicht.
Der Brief wurde nicht abgeschickt, ich wollte meine Eltern
nicht erschrecken, der kam noch immer zurück mit der
Meldung: "Den Heldentod für Kaiser und Reich starb bei
den Sturm auf .... etc." Der blieb wohlverwahrt in meiner
Brusttasche, dem sollte mein Herzblut noch die dritte der 3
Deutschen Farben geben, niemand von meinen Kameraden hat ihn
gesehen, ich schämte mich solcher Gedanken. Er wurde zerrissen
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S. 32
sich grosse Löcher in die Hosen, bei den engen, festen Gamaschen
kam nur selten ein grösseres Loch. So wurden also
die Stiefel auf Kammer gegeben. Weiterhin wurde
Sturmgepäck vorgeschrieben, dazu gehörten: Mantel, Zeltbahn
Kochgeschirr. - Der Tornister mit dem ganzen Krimskrams
was einem aber oft recht lieb war, blieb zurück, desgleichen
die Decken. - Um den Mannschaften unnötige baldige
Defekte abzunehmen, wurden für altersschwache
Kleidungsstücke neue ausgegeben, ohne viele Bitten und
Vorstellungen bekam man solche, bei dem sonst sehr sparsamen
Kammerunteroffiziere Thiessen. Dann rückten die
Kammerwagen ab nach Tournai, dem Lagerplatz für Division etc.
Es war so recht eigentümlich auf grosse gefährliche
Ereignisse vorbereitet zu werden - dazu teilte die Küche nun
mehr Wein aus - Offensivgeist - nannten wir ihn, und
später massen wir an den Quanten von Alkoholikas die
kommenden Ereignisse. Man sollte sich in schwachen
Stunden besser darüber weghelfen. Mir ward bald komisch
zu Mute, ein ungewisses Gefühl beschlich mich oft, wenn ich
allein war. Die Kameraden trieben ausserdiensten allerlei
Alllotria, lärmten, tanzten, feierten. - nach dem Modus.
Wer weiss, ob nicht die Welt
Morgen in Schutt zerfällt,
Wann sie nur heut noch hält,
Heut ist heut!
S. 33
Im Dienst kamen diese Gedanken gar nicht, Dutzenden mögen
gar nicht dieser Empfindung fähig gewesen sein - so auch z.B. meinen
Kameraden Brückner - einen Einjährigen - Rheinländer, dieser
war ein Streber, er wollte das Abitur bauen, und paukte in fast
jeder freien Stunde Vokabeln, Mathematik und Geschichte - er
hatte kaum Interesse an Spaziergängen und fiel dennoch bei
St. Olle am 28. Sept. durch Kopfschuss am Gewehr als dessen Führer.
Ich konnte da nicht mittuen, noch nie waren mir schwarze
Gedanken gekommen - abgesehen von Wytscheete vielleicht, am
7. Juni 1917 - damals weckte mich das plötzliche Trommelfeuer
mit dem Gedanken heute wirst du verwundet - trotzdem
ich nie in Stellung an derartiges gedacht hatte, im Gegenteil
sobald die erste Granate wirkungslos irgendwo verpufft war,
waren alle persönlichen Gedanken ausgeschaltet, damals musste
ich immer denken, heute wirst du verwundet, und nach
14 Stunden traf es ein, um 5.00 cr. hatte ich meine Verwundung
weg. Diesmal aber schon tagelang vorher diese dummen
Gedanken - aus der Offensive kommst du nicht zurück. - Aus
ihnen heraus kam auch der Abschiedsbrief und ein Gedicht.
Der Brief wurde nicht abgeschickt, ich wollte meine Eltern
nicht erschrecken, der kam noch immer zurück mit der
Meldung: "Den Hedentod für Kaiser und Reich starb bei
den Sturm auf .... etc." Der blieb wohlverwahrt in meiner
Brusttasche, den sollte mein Herzblut noch die dritte der 3
Deutschen Farben geben, niemand von meinen Kameraden hat ihn
gesehen, ich schämte mich solcher Gedanken. Er wurde zerrissen
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S. 32
sich grosse Löher in die Hosen, bei dem enger, festen Gewand
sehen kam nur selten ein grösseres Loch. So würden also
die Stiefel auf Kammer gegeben; Weiterhin wurde
Sturmgepäck vorgeschrieben, dazugehörten: Mntel, Zeltbahn
Kochgeschirr. - Der Torniste rmit dem ganzen Krimskrams
war einem aber oft recht lieb war, blieb zurück, desgleichen
die Decken. - Um den Mannschaften im nötige baldige
Defekte abzunehmen, wurden für altersschwache
Kleidungsstücke neue ausgegeben, ohne viele Bitten und
Vorstellungen bekam man solche, bei dem sonst sehr sparsamen
Kammerunteroffiziere Thiessen. Dann rückten die
Kammerwagen ab nach Tournai, dem Lagerplatz für Division etc.
Es war so recht eigentümlich auf grosse gefährliche
Ereignisse vorbereitet zu werden - dazu teilte die Küche nun
mehr Wein aus - Offensivgeist - nannten wir ihn, und
später massen wir an den Quanten von Alkoholiken die
kommenden Ereignisse. Man sollte sich in schwachen
Stunden besser darüber weghelfen. Mir ward bald komisch
zu Mute, ein ungewisses Gefühl beschlich mich oft, wenn ich
allein war. Die Kameraden trieben ausserdienste allerlei
Alllotria, lärmten, tanzten, feierten. - nach dem Modus.
Wer weiss, ob nicht die Welt
Morgen in Schutt zerfällt,
Wann sie nur heut noch hält,
Heut ist heut!
S. 33
Im Dienst kamen diese Gedanken gar nicht, Dutzenden mögen
gar nicht dieser Empfindung fühig [sich!] gewesen sein - so auch z.B. meinen
Kameraden Brückner - eien Einjährigen - Reihnländer, dieser
war ein Streber, er wollte das Abitur bauen, und paukte in fast
jeder freien Stunde Vokabeln, Mathematik und Geschichte - er
hatte kaum Interesse an Spaziergängen und fiel dennoch bei
St. Olle am 28. Sept. durch Kopfschuss am Gewehr als dessen Führer.
Ich konnte da nicht mittuen, noch nie waren mir schwarze
Gedanken gekommen - abgesehen von Weytscheete vielleicht, am
7. Juni 1917 - damals weckte mich das plötzliche Trommelfeuer
mit dem Gedanken heute wirst du verwundet - trotzdem
ich nie in Stellung an derartiges gedacht hatte, im Gegenteil
sobald die erste Granate wirkungslos irgendwo verpufft war,
waren alle persönlichen Gedanken ausgeschaltet, damals musste
ich immer denken, heute wirst du verwundet, und nach
14 Stunden traf es ein, um 5.00 cr. hatte ich meine Verwundung
weg. Diesmal aber schon tagelang vorher diese dummen
Gedanken - aus der Offensive kommst du nicht zurück. - Aus
ihnen heraus kam auch der Abschiedsbrief und ein Gedicht.
Der Brief wurde nicht abgeschickt, ich wollte meine Eltern
nicht erschrekcen, der kam noch immer zuirück mit der
Meldung: "Den Hedentod für Kaiser und Reich starb bei
den Sturm auf .... etc." Der blieb wohlverwahrt in meiner
Brusttasche, den sollte mein Herzblut noch die dritte der 3
Deutschen Farben geben, niemand von meinen Kameraden hat ihn
gesehen, ich schämte mich solcher Gedanken. Er wurde zerissen
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S. 32
sich grosse Löher in die Hosen, bei dem enger, festen Gewand
sehen kam nur selten ein grösseres Loch. So würden also
die Stiefel auf Kammer gegeben; Weiterhin wurde
Sturmgepäck vorgeschrieben, dazugehörten: Mntel, Zeltbahn
Kochgeschirr. - Der Torniste rmit dem ganzen Krimskrams
war einem aber oft recht lieb war, blieb zurück, desgleichen
die Decken. - Um den Mannschaften im nötige baldige
Defekte abzunehmen, wurden für altersschwache
Kleidungsstücke neue ausgegeben, ohne viele Bitten und
Vorstellungen bekam man solche, bei dem sonst sehr sparsamen
Kammerunteroffiziere Thiessen. Dann rückten die
Kammerwagen ab nach Tournai, dem Lagerplatz für Division etc.
Es war so recht eigentümlich auf grosse gefährliche
Ereignisse vorbereitet zu werden - dazu teilte die Küche nun
mehr Wein aus - Offensivgeist - nannten wir ihn, und
später massen wir an den Quanten von Alkoholiken die
kommenden Ereignisse. Man sollte sich in schwachen
Stunden besser darüber weghelfen. Mir ward bald komisch
zu Mute, ein ungewisses Gefühl beschlich mich oft, wenn ich
allein war. Die Kameraden trieben ausserdienste allerlei
Alllotria, lärmten, tanzten, feierten. - nach dem Modus.
Wer weiss, ob nicht die Welt
Morgen in Schutt zerfällt,
Wann sie nur heut noch hält,
Heut ist heut!
S. 33
Im Dienst kamen diese Gedanken gar nicht, Dutzenden mögen
gar nicht dieser Empfindung fühig [sich!] gewesen sein - so auch z.B. meinen
Kameraden Brückner - eien Einjährigen - Reihnländer, dieser
war ein Streber, er wollte das Abitur bauen, und paukte in fast
jeder freien Stunde Vokabeln, Mathematik und Geschichte - er
hatte kaum Interesse an Spaziergängen und fiel dennoch bei
St. Olle am 28. Sept. durch Kopfschuss am Gewehr als dessen Führer.
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S. 32
sich grosse Löher in die Hosen, bei dem enger, festen Gewand
sehen kam nur selten ein grösseres Loch. So würden also
die Stiefel auf Kammer gegeben; Weiterhin wurde
Sturmgepäck vorgeschrieben, dazugehörten: Mntel, Zeltbahn
Kochgeschirr. - Der Torniste rmit dem ganzen Krimskrams
war einem aber oft recht lieb war, blieb zurück, desgleichen
die Decken. - Um den Mannschaften im nötige baldige
Defekte abzunehmen, wurden für altersschwache
Kleidungsstücke neue ausgegeben, ohne viele Bitten und
Vorstellungen bekam man solche, bei dem sonst sehr sparsamen
Kammerunteroffiziere Thiessen. Dann rückten die
Kammerwagen ab nach Tournai, dem Lagerplatz für Division etc.
Es war so recht eigentümlich auf grosse gefährliche
Ereignisse vorbereitet zu werden - dazu teilte die Küche nun
mehr Wein aus - Offensivgeist - nannten wir ihn, und
später massen wir an den Quanten von Alkoholiken die
kommenden Ereignisse. Man sollte sich in schwachen
Stunden besser darüber weghelfen. Mir ward bald komisch
zu Mute, ein ungewisses Gefühl beschlich mich oft, wenn ich
allein war. Die Kameraden trieben ausserdienste allerlei
Alllotria, lärmten, tanzten, feierten. - nach dem Modus.
Wer weiss, ob nicht die Welt
Morgen in Schutt zerfällt,
Wann sie nur heut noch hält,
Heut ist heut!
S. 33
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S. 32
sich grosse Löher in die Hosen, bei dem enger, festen Gewand
sehen kam nur selten ein grösseres Loch. So würden also
die Stiefel auf Kammer gegeben; Weiterhin wurde
Sturmgepäck vorgeschrieben, dazugehörten: Mntel, Zeltbahn
Kochgeschirr. - Der Torniste rmit dem ganzen Krimskrams
war einem aber oft recht lieb war, blieb zurück, desgleichen
die Decken. - Um den Mannschaften im nötige baldige
Defekte abzunehmen, wurden für altersschwache
Kleidungsstücke neue ausgegeben, ohne viele Bitten und
Vorstellungen bekam man solche, bei dem sonst sehr sparsamen
Kammerunteroffiziere Thiessen. Dann rückten die
Kammerwagen ab nach Tournai, dem Lagerplatz für Division etc.
Es war so recht eigentümlich auf grosse gefährliche
Ereignisse vorbereitet zu werden - dazu teilte die Küche nun
mehr Wein aus - Offensivgeist nannten wir ihn, und
später massen wir an den Quanten von Alkoholiken die
kommenden Ereignisse. Man sollte sich in schwachen
Stunden besser darüber weghelfen. Mir ward bald komisch
zu Mute, ein ungewisses Gefühl beschlich mich oft, wenn ich
allein war. Die Kameraden trieben ausserdenste allerlei
Alllotria, lärmten, tanzten, feierten. - nach dem Modus.
Wer weiss, ob nicht die Welt
Morgen in Schutt zerfällt,
Wann sie nur heut noch hält,
Heut ist heut!
S. 33
-
S. 32
sich grosse Löher in die Hosen, bei dem enger, festen Gewand
sehen kam nur selten ein grösseres Loch. So würden also
die Stiefel auf Kammer gegeben; Weiterhin wurde
Sturmgepäck vorgeschrieben, dazugehörten: Mntel, Zeltbahn
Kochgeschirr. - Der Torniste rmit dem ganzen Krimskrams
war einem aber oft recht lieb war, blieb zurück, desgleichen
die Decken. - Um den Mannschaften im nötige baldige
Defekte abzunehmen, wurden für altersschwache
Kleidungsstücke neue ausgegeben, ohne viele Bitten und
Vorstellungen bekam man solche, bei dem sonst sehr sparsamen
Kammerunteroffiziere Thiessen. Dann rückten die
Kammerwagen ab nach Tournai, dem Lagerplatz für Division etc.
Es
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Tournai
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Document location Tournai
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- 15873 / 168990
- Contributor
- Heike Knothe
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