Kriegstagebuch von Hans-Joachim Röhr aus Görlitz - Band 2, item 58

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S. 82

erzittern liess, und die Fensterscheiben zitterten in ihren Rahmen

und manch eine ging dabei zu Trümmer. - Die Nacht

zum Montag verlief noch ohne besondere Ereignisse. Am

Montag ward wiederrum exerzieren angesagt, und als

wir um 4.00 zum Übungswerk marschierten und gerade

angelangt waren holte uns Feldwebel Jeschka zurück und gab

erhöhte Alarmbereitschaft bekannt. Wir packten im Quartier

in aller Eile, beluden die Fahrzeuge, welche bespannt

wurden und rückten auf den nahen Alarmplatz und

warteten auf weitere Befehle. Gegen 5.30 nachmittags aber

wurde die Alarmbereitschaft aufgehoben, wir erfuhren, dass

der Engländer vergeblich angegriffen hatte, daher erklärte

sich auch der Feuerorkan, welcher stundenlang wütete und

trommelte und welcher die Häuser erzittern liess.

      Offizierstellvertreter Albrecht (er erzählte uns von

Betonunterständen und betonierten Gewehrständen, die wir überall in

Stellung antreffen würden und noch so allerlei schöne Sachen.

Durch den Alarm wussten wir nun, dass unsere Stunden

gezählt sind, auch ferner, dass das 2. Bataillon diesmal

zuerst eingesetzt wird, - dennoch waren wir wieder auf

dem Fusse, um das grandiose Schauspiel, in welchen wir

demnächst mitspielem würden, nochmal in Ruhe zu geniessen.

Mit gemischten Gefühlen legten wir uns zur Ruhe, was wird

der kommende Tag bringen.

      Mitternacht war soeben vorrüber, als wir abermals alarmiert                 5.VI.1917.

wurden. Es ging schneller als sonst, schon nach 30 Minuten

war die Kompagnie marschbereit. Der Himmel wurde alle


S. 83

Augenblicke durch helle Blitze erleuchtet, dazu ein schier

ohrenbetäubender Donner und Schlachtenlärm, von Ferne sahen wir

die Brände von Warneton und Comines. Wir warteten auf

der Strasse, vor Spannung zitternd, auf das Eintreffen der Infanterie.

Nach Verlauf einer Stunde tauchten Kolonnen aus dem

Nachtdunkel, - es war bei uns üblich, dass wir den Kolonnen ein

"Hummel Hummel" entgegenriefen, es folgte die Antwort

"Moars Moars" so konnten wir sicher sein das Hamburger dabei

waren. Unsere Kompagnie hatte mehrere, das 1. Bataillon viele,

ja es hiess deswegen auch das "Hamburger", diesmal waren es

die Unsrigen Kompagnien 1-4 mit der 1.M.G.K. - , kurz darauf

traf das II. Bataillon ein, dem wir uns anschlossen. Der Marsch

ging direkt auf die brennenden Dörfer.

      Nach langem Marsch gelangten wir gegen 4-4.30 über den

Kanal, - die Sonne war soeben aufgegangen und beleuchtete

mit ihren ersten Strahlen das Kriegsleben. Beim überschreiten

der Brücken flogen die ersten feindlichen Grüsse ins Wasser.

An einem fast ausgetrockneten Kanalbett wurde Halt gemacht,

und der Befehl "Gewehr frei" erfolgte. Im Kanalbett spiegelte

sich ein blanker 30cm Blindgänger. Während die Fahrzeuge

ausbogen beluden wir uns mit dem Gerät. Die einzelnen

Züge zogen sich sofort auseinander und im Gänsemarsch

wurde weiter vorgegangen in die Bereitschaftsstellung.

      Wir passierten den brennenden Grande place von Comines,

und stolperten über Trümmer von Mauern und Dächern,

über glimmende Balken und Drähte von allerlei Leitungen.

Dazwischen fuhren immer neue Granaten ins zerschossene Dorf,

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S. 82

erzittern liess, und die Fensterscheiben zitterten in ihren Rahmen

und manch eine ging dabei zu Trümmer. - Die Nacht

zum Montag verlief noch ohne besondere Ereignisse. Am

Montag ward wiederrum exerzieren angesagt, und als

wir um 4.00 zum Übungswerk marschierten und gerade

angelangt waren holte uns Feldwebel Jeschka zurück und gab

erhöhte Alarmbereitschaft bekannt. Wir packten im Quartier

in aller Eile, beluden die Fahrzeuge, welche bespannt

wurden und rückten auf den nahen Alarmplatz und

warteten auf weitere Befehle. Gegen 5.30 nachmittags aber

wurde die Alarmbereitschaft aufgehoben, wir erfuhren, dass

der Engländer vergeblich angegriffen hatte, daher erklärte

sich auch der Feuerorkan, welcher stundenlang wütete und

trommelte und welcher die Häuser erzittern liess.

      Offizierstellvertreter Albrecht (er erzählte uns von

Betonunterständen und betonierten Gewehrständen, die wir überall in

Stellung antreffen würden und noch so allerlei schöne Sachen.

Durch den Alarm wussten wir nun, dass unsere Stunden

gezählt sind, auch ferner, dass das 2. Bataillon diesmal

zuerst eingesetzt wird, - dennoch waren wir wieder auf

dem Fusse, um das grandiose Schauspiel, in welchen wir

demnächst mitspielem würden, nochmal in Ruhe zu geniessen.

Mit gemischten Gefühlen legten wir uns zur Ruhe, was wird

der kommende Tag bringen.

      Mitternacht war soeben vorrüber, als wir abermals alarmiert                 5.VI.1917.

wurden. Es ging schneller als sonst, schon nach 30 Minuten

war die Kompagnie marschbereit. Der Himmel wurde alle


S. 83

Augenblicke durch helle Blitze erleuchtet, dazu ein schier

ohrenbetäubender Donner und Schlachtenlärm, von Ferne sahen wir

die Brände von Warneton und Comines. Wir warteten auf

der Strasse, vor Spannung zitternd, auf das Eintreffen der Infanterie.

Nach Verlauf einer Stunde tauchten Kolonnen aus dem

Nachtdunkel, - es war bei uns üblich, dass wir den Kolonnen ein

"Hummel Hummel" entgegenriefen, es folgte die Antwort

"Moars Moars" so konnten wir sicher sein das Hamburger dabei

waren. Unsere Kompagnie hatte mehrere, das 1. Bataillon viele,

ja es hiess deswegen auch das "Hamburger", diesmal waren es

die Unsrigen Kompagnien 1-4 mit der 1.M.G.K. - , kurz darauf

traf das II. Bataillon ein, dem wir uns anschlossen. Der Marsch

ging direkt auf die brennenden Dörfer.

      Nach langem Marsch gelangten wir gegen 4-4.30 über den

Kanal, - die Sonne war soeben aufgegangen und beleuchtete

mit ihren ersten Strahlen das Kriegsleben. Beim überschreiten

der Brücken flogen die ersten feindlichen Grüsse ins Wasser.

An einem fast ausgetrockneten Kanalbett wurde Halt gemacht,

und der Befehl "Gewehr frei" erfolgte. Im Kanalbett spiegelte

sich ein blanker 30cm Blindgänger. Während die Fahrzeuge

ausbogen beluden wir uns mit dem Gerät. Die einzelnen

Züge zogen sich sofort auseinander und im Gänsemarsch

wurde weiter vorgegangen in die Bereitschaftsstellung.

      Wir passierten den brennenden Grande place von Comines,

und stolperten über Trümmer von Mauern und Dächern,

über glimmende Balken und Drähte von allerlei Leitungen.

Dazwischen fuhren immer neue Granaten ins zerschossene Dorf,


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  • April 7, 2017 20:35:16 Rolf Kranz

    S. 82

    erzittern liess, und die Fensterscheiben zitterten in ihren Rahmen

    und manch eine ging dabei zu Trümmer. - Die Nacht

    zum Montag verlief noch ohne besondere Ereignisse. Am

    Montag ward wiederrum exerzieren angesagt, und als

    wir um 4.00 zum Übungswerk marschierten und gerade

    angelangt waren holte uns Feldwebel Jeschka zurück und gab

    erhöhte Alarmbereitschaft bekannt. Wir packten im Quartier

    in aller Eile, beluden die Fahrzeuge, welche bespannt

    wurden und rückten auf den nahen Alarmplatz und

    warteten auf weitere Befehle. Gegen 5.30 nachmittags aber

    wurde die Alarmbereitschaft aufgehoben, wir erfuhren, dass

    der Engländer vergeblich angegriffen hatte, daher erklärte

    sich auch der Feuerorkan, welcher stundenlang wütete und

    trommelte und welcher die Häuser erzittern liess.

          Offizierstellvertreter Albrecht (er erzählte uns von

    Betonunterständen und betonierten Gewehrständen, die wir überall in

    Stellung antreffen würden und noch so allerlei schöne Sachen.

    Durch den Alarm wussten wir nun, dass unsere Stunden

    gezählt sind, auch ferner, dass das 2. Bataillon diesmal

    zuerst eingesetzt wird, - dennoch waren wir wieder auf

    dem Fusse, um das grandiose Schauspiel, in welchen wir

    demnächst mitspielem würden, nochmal in Ruhe zu geniessen.

    Mit gemischten Gefühlen legten wir uns zur Ruhe, was wird

    der kommende Tag bringen.

          Mitternacht war soeben vorrüber, als wir abermals alarmiert                 5.VI.1917.

    wurden. Es ging schneller als sonst, schon nach 30 Minuten

    war die Kompagnie marschbereit. Der Himmel wurde alle


    S. 83

    Augenblicke durch helle Blitze erleuchtet, dazu ein schier

    ohrenbetäubender Donner und Schlachtenlärm, von Ferne sahen wir

    die Brände von Warneton und Comines. Wir warteten auf

    der Strasse, vor Spannung zitternd, auf das Eintreffen der Infanterie.

    Nach Verlauf einer Stunde tauchten Kolonnen aus dem

    Nachtdunkel, - es war bei uns üblich, dass wir den Kolonnen ein

    "Hummel Hummel" entgegenriefen, es folgte die Antwort

    "Moars Moars" so konnten wir sicher sein das Hamburger dabei

    waren. Unsere Kompagnie hatte mehrere, das 1. Bataillon viele,

    ja es hiess deswegen auch das "Hamburger", diesmal waren es

    die Unsrigen Kompagnien 1-4 mit der 1.M.G.K. - , kurz darauf

    traf das II. Bataillon ein, dem wir uns anschlossen. Der Marsch

    ging direkt auf die brennenden Dörfer.

          Nach langem Marsch gelangten wir gegen 4-4.30 über den

    Kanal, - die Sonne war soeben aufgegangen und beleuchtete

    mit ihren ersten Strahlen das Kriegsleben. Beim überschreiten

    der Brücken flogen die ersten feindlichen Grüsse ins Wasser.

    An einem fast ausgetrockneten Kanalbett wurde Halt gemacht,

    und der Befehl "Gewehr frei" erfolgte. Im Kanalbett spiegelte

    sich ein blanker 30cm Blindgänger. Während die Fahrzeuge

    ausbogen beluden wir uns mit dem Gerät. Die einzelnen

    Züge zogen sich sofort auseinander und im Gänsemarsch

    wurde weiter vorgegangen in die Bereitschaftsstellung.

          Wir passierten den brennenden Grande place von Comines,

    und stolperten über Trümmer von Mauern und Dächern,

    über glimmende Balken und Drähte von allerlei Leitungen.

    Dazwischen fuhren immer neue Granaten ins zerschossene Dorf,

  • April 7, 2017 20:33:00 Rolf Kranz

    S. 82

    erzittern liess, und die Fensterscheiben zitterten in ihren Rahmen

    und manch eine ging dabei zu Trümmer. - Die Nacht

    zum Montag verlief noch ohne besondere Ereignisse. Am

    Montag ward wiederrum exerzieren angesagt, und als

    wir um 4.00 zum Übungswerk marschierten und gerade

    angelangt waren holte uns Feldwebel Jeschka zurück und gab

    erhöhte Alarmbereitschaft bekannt. Wir packten im Quartier

    in aller Eile, beluden die Fahrzeuge, welche bespannt

    wurden und rückten auf den nahen Alarmplatz und

    warteten auf weitere Befehle. Gegen 5.30 nachmittags aber

    wurde die Alarmbereitschaft aufgehoben, wir erfuhren, dass

    der Engländer vergeblich angegriffen hatte, daher erklärte

    sich auch der Feuerorkan, welcher stundenlang wütete und

    trommelte und welcher die Häuser erzittern liess.

          Offizierstellvertreter Albrecht (er erzählte uns von

    Betonunterständen und betonierten Gewehrständen, die wir überall in

    Stellung antreffen würden und noch so allerlei schöne Sachen.

    Durch den Alarm wussten wir nun, dass unsere Stunden

    gezählt sind, auch ferner, dass das 2. Bataillon diesmal

    zuerst eingesetzt wird, - dennoch waren wir wieder auf

    dem Fusse, um das grandiose Schauspiel, in welchen wir

    demnächst mitspielem würden, nochmal in Ruhe zu geniessen.

    Mit gemischten Gefühlen legten wir uns zur Ruhe, was wird

    der kommende Tag bringen.

          Mitternacht war soeben vorrüber, als wir abermals alarmiert                 5.VI.1917.

    wurden. Es ging schneller als sonst, schon nach 30 Minuten

    war die Kompagnie marschbereit. Der Himmel wurde alle


    S. 83

    Augenblicke durch helle Blitze erleuchtet, dazu ein schier

    ohrenbetäubender Donner und Schlachtenlärm, von Ferne sahen wir

    die Brände von Wameton und Comines. Wir warteten auf

    der Strasse, vor Spannung zitternd, auf das Eintreffen der Infanterie.

    Nach Verlauf einer Stunde tauchten Kolonnen aus dem

    Nachtdunkel, - es war bei uns üblich, dass wir den Kolonnen ein

    "Hummel Hummel" entgegenriefen, es folgte die Antwort

    "Moars Moars" so konnten wir sicher sein das Hamburger dabei

    waren. Unsere Kompagnie hatte mehrere, das 1. Bataillon viele,

    ja es hiess deswegen auch das "Hamburger", diesmal waren es

    die Unsrigen Kompagnien 1-4 mit der 1.M.G.K. - , kurz darauf

    traf das II. Bataillon ein, dem wir uns anschlossen. Der Marsch

    ging direkt auf die brennenden Dörfer.

          Nach langem Marsch gelangten wir gegen 4-4.30 über den

    Kanal, - die Sonne war soeben aufgegangen und beleuchtete

    mit ihren ersten Strahlen das Kriegsleben. Beim überschreiten

    der Brücken flogen die ersten feindlichen Grüsse ins Wasser.

    An einem fast ausgetrockneten Kanalbett wurde Halt gemacht,

    und der Befehl "Gewehr frei" erfolgte. Im Kanalbett spiegelte

    sich ein blanker 30cm Blindgänger. Während die Fahrzeuge

    ausbogen beluden wir uns mit dem Gerät. Die einzelnen

    Züge zogen sich sofort auseinander und im Gänsemarsch

    wurde weiter vorgegangen in die Bereitschaftsstellung.

          Wir passierten den brennenden Grande place von Comines,

    und stolperten über Trümmer von Mauern und Dächern,

    über glimmende Balken und Drähte von allerlei Leitungen.

    Dazwischen fuhren immer neue Granaten ins zerschossene Dorf,


  • February 19, 2017 21:40:37 Rolf Kranz

    S. 82

    erzittern lies, und die Fensterscheiben zitterten in ihren Rahmen

    und manch eine ging dabei zu Trümmer. - Die Nacht

    zum Montag verlief noch ohne besondere Ereignisse. Am

    Montag ward wiederrum exerzieren angesagt, und als

    wir um 4.00 zum Übungswerk marschierten und gerade

    angelangt waren holte uns Feldwebel Jeschka zurück und gab

    erhöhte Alarmbereitschaft bekannt. Wir packten im Quartier

    in aller Eile, beluden die Fahrzeuge, welche bespannt

    wurden und rückten auf den nahen Alarmplatz und

    warteten auf weitere Befehle. Gegen 5.30 nachmittags aber

    wurde die Alarmbereitschaft aufgehoben, wir erfuhren, dass

    der Engländer vergeblich angegriffen hatte, daher erklärte

    sich auch der Feuerorkan, welcher stundenlang wütete und

    trommelte und welcher die Häuser erzittern liess.

    Offizierstellvertreter Albrecht (er erzählte uns von

    Betonunterständen und betonierten Gewehrständen, die wir überall in

    Stellung antreffen würden und noch so allerlei schöne Sachen.

    Durch den Alarm wussten wir nun, dass unsere Stunden

    gezählt sind, auch ferner, dass das 2. Bataillon diesmal

    zuerst eingesetzt wird, - dennoch waren wir wieder auf

    dem Fusse, um das grandiose Schauspiel, in welchen wir

    demnächst mitspielem würden, nochmal in Ruhe zu geniessen.

    Mit gemischten Gefühlen legten wir uns zur Ruhe, was wird

    der kommende Tag bringen.

    [5.VI.1917] Mitternacht war soeben vorrüber, als wir abermals alarmiert

    wurden. Es ging schneller als sonst, schon nach 30 Minuten

    war die Kompagnie marschbereit. Der Himmel wurde alle


    S. 83

    Augenblicke durch helle Blitze erleuchtet, dazu ein schier

    ohrenbetäubender Donner und Schlachtenlärm, von Forne sahen wir

    die Brände von Wameton und Comines. Wir warteten auf

    der Strasse, vor Spannung zitternd, auf das Eintreffen der Infanterie.

    Nach Verlauf einer Stunde tauchten Kolonnen aus dem

    Nachtdunkel, - es war bei uns üblich, dass wir den Kolonnen ein

    "Hummel Hummel" entgegenriefen, es folgte die Antwort

    "Moars Moars" so konnten wir sicher sein das Hamburger dabei

    waren. Unsere Kompagnie hatte mehrere, das 1. Bataillon viele,

    ja es hies deswegen auch das "Hamburger", diesmal waren es

    die Unsrigen Kompagnien 1-4 mit der 1.M.G.K. - , kurz darauf

    traf das II. Bataillon ein, dem wir uns anschlossen. Der Marsch

    ging direkt auf die brennenden Dörfer.

    Nach langem Marsch gelangten wir gegen 4-4.30 über den

    Kanal, - die Sonne war soeben aufgegangen und beleuchtete

    mit ihren ersten Strahlen das Kriegsleben. Beim überschreiten

    der Brücken flogen die ersten feindlichen Grüsse ins Wasser.

    An einem fast ausgetrockneten Kanalbett wurde Halt gemacht,

    und der Befehl "Gewehr frei" erfolgte. Im Kanalbett spiegelte

    sich ein blanker 30cm Blindgänger. Während die Fahrzeuge

    ausbogen beluden wir uns mit dem Gerät. Die einzelnen

    Züge zogen sich sofort auseinander und im Gänsemarsch

    wurde weiter vorgegangen in die Bereitschaftsstellung.

    Wir passierten den brennenden Grande place von Comines,

    und stolperten über Trümmer von Mauern und Dächern,

    über glimmende Balken und Drähte von allerlei Leitungen.

    Dazwischen fuhren immer neue Granaten ins zerschossene Dorf,


  • January 1, 2017 10:47:20 Corinna Pichler (AUT)

    S. 82

    erzittern lies, und die Fensterscheiben zitterten in ihren Rahmen

    und manch eine ging dabei zu Trümmer. - Die Nacht

    zum Montag verlief noch ohne besondere Ereignisse. Am

    Montag ward wiederrum exerzieren angesagt, und als

    wir um 4.00 zum Übungswerk marschierten und gerade

    angelangt waren holte uns Feldwebel Jeschka zurück und gab

    erhöhte Alarmbereitschaft bekannt. Wir packten im Quartier

    in aller eile, beluden die Fahrzeuge, welche bespannt

    wurden und rückten auf den nahen Alarmplatz und

    warteten auf weitere Befehle. Gegen 5.30 nachmittags aber

    wurde die Alarmbereitschaft aufgehiben, wir erfuhren, dass

    der Engländer vergeblich angegriffen hatte, daher erklärte

    sich auch der Feuerorkan, welcher stundenlang wütete und

    trommelte und welcher die Häuser erzittern liess.

    Offizierstellvertreter Albrecht (er erzählte uns von

    Betonunterständen und betonierten Gewehrständen, die wir überall in

    Stellung antreffen würden und noch so allerlei schöne Sachen.

    Durch den Alarm wussten wir nun, dass unsere Stunden

    gezählt sind, auch ferner, dass das 2. Bataillon diesmal

    zuerst eingesetzt wird, - dennoch waren wir wieder auf

    dem Fusse, um das grandiose Schauspiel, in welchen wir

    demnächst mitspielem würden, nochmal in Ruhe zu geniessen.

    Mit gemischten Gefühlen legten wir uns zur Ruhe, was wird

    der kommende Tag bringen.

    [5.VI.1917] Mitternacht war soeben vorrüber, als wir abermals alarmiert

    wurden. Es ging schneller als sonst, schon nach 30 Minuten

    war die Kompagnie marschbereit. Der Himmel wurde alle


    S. 83

    Augenblicke durch helle Blitze erleuchtet, dazu ein schier

    ohrenbetäubender Donner und Schlachtenlärm, von Forne sahen wir

    die Brände von Wameton und Comines. Wir warteten auf

    der Strasse, vor Spannung zitternd, auf das Eintreffen der Infantertie.

    Nach Verlauf einer Stunde tauchten Kolonnen aus dem

    Nachtdunkel, - es war bei uns üblich, dass wir den Kolonnen ein

    "Himmel Himmel" entgegenriefen, es folgte die Antwort

    "Moass Moass" so konnten wir sicher sein das Hamburger dabei,

    waren. unsere Kompagnie hatte mehrere, das 1. bataillon viele,

    ja es hiesdeswegen auch das "Hamburger", diesmal waren es

    die Unsrigen Kompagnien 1-4 mit der 1.M.G.K. - , kurz darauf

    traf das II. Bataillon ein, dem wir uns anschlossen. Der Marsch

    ging direkt auf die brennenden Dörfer.

    Nach langem Marsch gelangten wir gegen 4-4.30 sicher den

    Kanal, - die Sonne war soeben aufgegangen und beleuchtete

    mit ihren ersten Strahlen das Kriegsleben. Beim überschreiten

    der Brücken flogen die ersten feindlichen Grüsse ins Wasser.

    An einem fast ausgetrockneten Kanalbett wurde Halt gemacht,

    und das Befehl "Gewehr frei" erfolgte. Im Kanalbett spiegelte

    sich ein blanker 30cm Blindgänger. Während die Fahrzeuge

    ausbogen beluden wir uns mit dem Gerät. Die einzelnen

    Züge zogen sich sofort auseinander und im Gänsemarsch

    wurde weiter vorgegangen in die Bereitstellung.

    Wir passierten den brennenden Grande place von Comines,

    und stolperten über Trümmer von Mauern und Dächern,

    über glimmende Balken und Drähte von allerlei Leitungen.

    Dazwischen fuhren immer neue Granaten ins zerschossene Dorf,


  • January 1, 2017 10:40:02 Corinna Pichler (AUT)

    S. 82

    erzittern lies, und die Fensterscheiben zitterten in ihren Rahmen

    und manch eine ging dabei zu Trümmer. - Die Nacht

    zum Montag verlief noch ohne besondere Ereignisse. Am

    Montag ward wiederrum exerzieren angesagt, und als

    wir um 4.00 zum Übungswerk marschierten und gerade

    angelangt waren holte uns Feldwebel Jeschka zurück und gab

    erhöhte Alarmbereitschaft bekannt. Wir packten im Quartier

    in aller eile, beluden die Fahrzeuge, welche bespannt

    wurden und rückten auf den nahen Alarmplatz und

    warteten auf weitere Befehle. Gegen 5.30 nachmittags aber

    wurde die Alarmbereitschaft aufgehiben, wir erfuhren, dass

    der Engländer vergeblich angegriffen hatte, daher erklärte

    sich auch der Feuerorkan, welcher stundenlang wütete und

    trommelte und welcher die Häuser erzittern liess.

    Offizierstellvertreter Albrecht (er erzählte uns von

    Betonunterständen und betonierten Gewehrständen, die wir überall in

    Stellung antreffen würden und noch so allerlei schöne Sachen.

    Durch den Alarm wussten wir nun, dass unsere Stunden

    gezählt sind, auch ferner, dass das 2. Bataillon diesmal

    zuerst eingesetzt wird, - dennoch waren wir wieder auf

    dem Fusse, um das grandiose Schauspiel, in welchen wir

    demnächst mitspielem würden, nochmal in Ruhe zu geniessen.

    Mit gemischten Gefühlen legten wir uns zur Ruhe, was wird

    der kommende Tag bringen.

    [5.VI.1917] Mitternacht war soeben vorrüber, als wir abermals alarmiert

    wurden. Es ging schneller als sonst, schon nach 30 Minuten

    war die Kompagnie marschbereit. Der Himmel wurde alle


    S. 83



  • January 1, 2017 10:28:32 Corinna Pichler (AUT)

    S. 82

    erzittern lies, und die Fensterscheiben zitterten in ihren Rahmen

    und manch eine ging dabei zu Trümmer. -


    S. 83


Description

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  • 50.7650099||3.006234||

    Comines

  • 50.74372411711359||2.9581688144530744||

    Warneton

  • 50.2912494||2.7777485000000297||

    Schlacht von Arras

    ||1
Location(s)
  • Story location Schlacht von Arras
  • Document location Comines
  • Additional document location Warneton
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ID
15872 / 168858
Source
http://europeana1914-1918.eu/...
Contributor
Heike Knothe
License
http://creativecommons.org/licenses/by-sa/3.0/


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