Kriegstagebuch von Hans-Joachim Röhr aus Görlitz - Band 2, item 49

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S. 66

   Anzahl von Kästen gefüllt, ebenso waren je 2 Wasserkessel an jedem

Wagen, Spaten etc., alles war wieder vorschriftsmässig, sogar noch

ein gut Teil über, sogar 2 ganze M.G. hatten wir aufgegabelt.

      Am 11.V. wurde unserer Kompagnie durch Herrn                                         11.V.1917.

Oberleutnant von Blankenburg ein Lob ausgesprochen über das

tapfere Verhalten der Komp. im Regimentsverbande. Leider war

auch so mancher Kamerad geblieben. Die drei

Maschinengewehrkompagnien hatten zusammen 6 Tote und 27 Verwundete, darunter

2 Feldwebels (unsere Komp. davon 3 Tote und 3 Verwundete).

      Wir verblieben schöne Tage in T., das Wetter ward wieder schön

und somit war auch heitere Stimmung. Tüchtig wurde

exerziert auf dem grossen Platze unweit der Bahn. In der Nähe

war ein Fliegerlager deren Apparate oft dicht über

uns kreisten. Ich war einmal dorten und sah mir die

Flugzeuge an, sie lagen in Zelten im Walde versteckt, in der Nähe

war auch eine Reperaturwerkstatt, wo viele deutsche und englische


Foto: Maarselle


S. 67

Flugzeuge standen. Hier sah ich auch die ersten Dreidecker, -

dann betrachtete ich die kleinen M.Gs, welche am Führersitz derart

angebracht waren, dass sie durch den Propeller schossen, auch

viele Apparate zeigten Kugelspuren und Treffer, diese waren

sorgfällig ausgebessert und mit einem Ring umgeben, als Kennzeichen,

daneben stand das Datum des Kampftages.

      2 Mal kamen wir auch von Templeuve nach Tournai um

zu baden und um ins Lausoleum zu gehen, es war immer ein

Fest, einmal während 24 Stunden kein Exercieren zu haben, das

andermal auf den Fahrten viel Neues zu sehen. Die Strassen,

Dörfer und Gehöfte stachen von den meisten französischen durch

ihre Sauberkeit sehr ab. Auch hatte ich Gelegenheit einen

Trupp russischer Kriegsgefangener zu beobachten, diese sahen so

wohlgenährt aus, und schienen so froh und heiter zu sein,

dabei so arbeitslustig, wie sie nur irgend in Gefangenschaft sein

konnten. Ich erinnere mich in Henin Liétard ein Zug russischer

Gefangener beobachtet zu haben, die das ganze Gegenteil waren.

Heruntergekommen, schmal, müde, in zerlumpten Uniformen,

kamen sie mit Gasmasken und Schanzzeug ausgerüstet vom

Stellungsbau; einer in Feuerlinie völkerechtswidriger Behandlung,

aber es sollte Repressalien geübt werden, wie gesagt wurde, da deutsche

Gefangene in Russland ebenso behandelt wurden, oder mag es

auch aus Strafe geschehen sein. Jedenfalls bot der Zug einen

jammervollen Anblick; französische Zivilisten warfen ihnen Brot zu,

wonach sie gierig griffen, dabei waren auch die Posten roh,

und stiessen "Sich bückende" mit Kolbenstössen weiter. Ich

habe dies nur ein einziges Mal beobachtet, überall sonst sahen die

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S. 66

   Anzahl von Kästen gefüllt, ebenso waren je 2 Wasserkessel an jedem

Wagen, Spaten etc., alles war wieder vorschriftsmässig, sogar noch

ein gut Teil über, sogar 2 ganze M.G. hatten wir aufgegabelt.

      Am 11.V. wurde unserer Kompagnie durch Herrn                                         11.V.1917.

Oberleutnant von Blankenburg ein Lob ausgesprochen über das

tapfere Verhalten der Komp. im Regimentsverbande. Leider war

auch so mancher Kamerad geblieben. Die drei

Maschinengewehrkompagnien hatten zusammen 6 Tote und 27 Verwundete, darunter

2 Feldwebels (unsere Komp. davon 3 Tote und 3 Verwundete).

      Wir verblieben schöne Tage in T., das Wetter ward wieder schön

und somit war auch heitere Stimmung. Tüchtig wurde

exerziert auf dem grossen Platze unweit der Bahn. In der Nähe

war ein Fliegerlager deren Apparate oft dicht über

uns kreisten. Ich war einmal dorten und sah mir die

Flugzeuge an, sie lagen in Zelten im Walde versteckt, in der Nähe

war auch eine Reperaturwerkstatt, wo viele deutsche und englische


Foto: Maarselle


S. 67

Flugzeuge standen. Hier sah ich auch die ersten Dreidecker, -

dann betrachtete ich die kleinen M.Gs, welche am Führersitz derart

angebracht waren, dass sie durch den Propeller schossen, auch

viele Apparate zeigten Kugelspuren und Treffer, diese waren

sorgfällig ausgebessert und mit einem Ring umgeben, als Kennzeichen,

daneben stand das Datum des Kampftages.

      2 Mal kamen wir auch von Templeuve nach Tournai um

zu baden und um ins Lausoleum zu gehen, es war immer ein

Fest, einmal während 24 Stunden kein Exercieren zu haben, das

andermal auf den Fahrten viel Neues zu sehen. Die Strassen,

Dörfer und Gehöfte stachen von den meisten französischen durch

ihre Sauberkeit sehr ab. Auch hatte ich Gelegenheit einen

Trupp russischer Kriegsgefangener zu beobachten, diese sahen so

wohlgenährt aus, und schienen so froh und heiter zu sein,

dabei so arbeitslustig, wie sie nur irgend in Gefangenschaft sein

konnten. Ich erinnere mich in Henin Liétard ein Zug russischer

Gefangener beobachtet zu haben, die das ganze Gegenteil waren.

Heruntergekommen, schmal, müde, in zerlumpten Uniformen,

kamen sie mit Gasmasken und Schanzzeug ausgerüstet vom

Stellungsbau; einer in Feuerlinie völkerechtswidriger Behandlung,

aber es sollte Repressalien geübt werden, wie gesagt wurde, da deutsche

Gefangene in Russland ebenso behandelt wurden, oder mag es

auch aus Strafe geschehen sein. Jedenfalls bot der Zug einen

jammervollen Anblick; französische Zivilisten warfen ihnen Brot zu,

wonach sie gierig griffen, dabei waren auch die Posten roh,

und stiessen "Sich bückende" mit Kolbenstössen weiter. Ich

habe dies nur ein einziges Mal beobachtet, überall sonst sahen die


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  • April 6, 2017 19:01:05 Rolf Kranz

    S. 66

       Anzahl von Kästen gefüllt, ebenso waren je 2 Wasserkessel an jedem

    Wagen, Spaten etc., alles war wieder vorschriftsmässig, sogar noch

    ein gut Teil über, sogar 2 ganze M.G. hatten wir aufgegabelt.

          Am 11.V. wurde unserer Kompagnie durch Herrn                                         11.V.1917.

    Oberleutnant von Blankenburg ein Lob ausgesprochen über das

    tapfere Verhalten der Komp. im Regimentsverbande. Leider war

    auch so mancher Kamerad geblieben. Die drei

    Maschinengewehrkompagnien hatten zusammen 6 Tote und 27 Verwundete, darunter

    2 Feldwebels (unsere Komp. davon 3 Tote und 3 Verwundete).

          Wir verblieben schöne Tage in T., das Wetter ward wieder schön

    und somit war auch heitere Stimmung. Tüchtig wurde

    exerziert auf dem grossen Platze unweit der Bahn. In der Nähe

    war ein Fliegerlager deren Apparate oft dicht über

    uns kreisten. Ich war einmal dorten und sah mir die

    Flugzeuge an, sie lagen in Zelten im Walde versteckt, in der Nähe

    war auch eine Reperaturwerkstatt, wo viele deutsche und englische


    Foto: Maarselle


    S. 67

    Flugzeuge standen. Hier sah ich auch die ersten Dreidecker, -

    dann betrachtete ich die kleinen M.Gs, welche am Führersitz derart

    angebracht waren, dass sie durch den Propeller schossen, auch

    viele Apparate zeigten Kugelspuren und Treffer, diese waren

    sorgfällig ausgebessert und mit einem Ring umgeben, als Kennzeichen,

    daneben stand das Datum des Kampftages.

          2 Mal kamen wir auch von Templeuve nach Tournai um

    zu baden und um ins Lausoleum zu gehen, es war immer ein

    Fest, einmal während 24 Stunden kein Exercieren zu haben, das

    andermal auf den Fahrten viel Neues zu sehen. Die Strassen,

    Dörfer und Gehöfte stachen von den meisten französischen durch

    ihre Sauberkeit sehr ab. Auch hatte ich Gelegenheit einen

    Trupp russischer Kriegsgefangener zu beobachten, diese sahen so

    wohlgenährt aus, und schienen so froh und heiter zu sein,

    dabei so arbeitslustig, wie sie nur irgend in Gefangenschaft sein

    konnten. Ich erinnere mich in Henin Liétard ein Zug russischer

    Gefangener beobachtet zu haben, die das ganze Gegenteil waren.

    Heruntergekommen, schmal, müde, in zerlumpten Uniformen,

    kamen sie mit Gasmasken und Schanzzeug ausgerüstet vom

    Stellungsbau; einer in Feuerlinie völkerechtswidriger Behandlung,

    aber es sollte Repressalien geübt werden, wie gesagt wurde, da deutsche

    Gefangene in Russland ebenso behandelt wurden, oder mag es

    auch aus Strafe geschehen sein. Jedenfalls bot der Zug einen

    jammervollen Anblick; französische Zivilisten warfen ihnen Brot zu,

    wonach sie gierig griffen, dabei waren auch die Posten roh,

    und stiessen "Sich bückende" mit Kolbenstössen weiter. Ich

    habe dies nur ein einziges Mal beobachtet, überall sonst sahen die

  • February 12, 2017 07:44:35 Rolf Kranz

    S. 66

    Anzahl vo Kästen gefüllt, ebenso waren je 2 Wasserkessel an jedem

    Wagen, Spaten etc., alles war wieder vorschriftsmässig, sogar noch

    ein gut Teil über, sogar 2 ganze M.G. hatten wir aufgegabelt.

    Am 11.V. wurde unserer Kompagnie durch Herrn

    Oberleutnant von Blankenburg ein Lob ausgesprochen über das

    tapfere Verhalten der Komp. im Regimentsverbande. Leider war

    auch so mancher Kamerad geblieben. Die drei

    Maschinengewehrkompagnien hatten zusammen 6 Tote und 27 Verwundete, darunter

    2 Feldwebels (unsere Komp. davon 3 Tote und 3 Verwundete).

                Wir verblieben schöne Tage in T., das Wetter ward wieder schön

    und somit war auch heitere Stimmung. Tüchtig wurde

    exerziert auf dem grossen Platze unweit der Bahn. In der Nähe

    war ein Fliegerlager deren Apparate oft dicht über

    uns kreisten. Ich war einmal dorten und sah mir die

    Flugzeuge an, sie lagen in Zelten im Walde versteckt, in der Nähe

    war auch eine Reperaturwerkstatt, wo viele deutsche und englische


    Foto: Maarselle


    S. 67

    Flugzeuge standen. Hier sah ich auch die ersten Dreidecker, -

    dann betrachtete ich die kleinen M.Gs, welche am Führersitz derart

    angebracht waren, dass sie durch den Propeller schossen, auch

    viele Apparate zeigten Kugelspuren und Treffer, diese waren

    sorgfällig ausgebessert und mit einem Ring umgeben, als Kennzeichen,

    daneben stand das Datum des Kampftages.

    2 Mal kamen wir auch von Templeuve nach Tournai um

    zu baden und um ins Lausoleum zu gehen, es war immer ein

    Fest, einmal während 24 Stunden kein Exercieren zu haben, das

    andermal auf den Fahrten viel Neues zu sehen. Die Strassen,

    Dörfer und Geschäfte stachen von den meisten französischen durch

    ihre Sauberkeit sehr ab. Auch hatte ich Gelegenheit einen

    Trupp russischer Kriegsgefangener zu beobachten, diese sahen so

    wohlgenährt aus, und schienen so froh und heiter zu sein,

    dabei so arbeitslustig, wie sie nur irgend in Gefangenschaft sein

    konnten. Ich erinnere mich in Henin Liétard ein Zug russischer

    Gefangenerbeobachtet zu haben, die das ganze Gegenteil waren.

    Heruntergekommen, schmal, müde, in zerlumpten Uniformen,

    kamen sie mit Gasmasken und Schanzzeug ausgerüstet vom

    Stellungsbau; einer in Feuerlinie völkerechtswidriger Behandlung,

    aber es sollte Repressalien geübt werden, wie gesagt wurde, da deutsche

    Gefangene in Russland ebenso behandelt wurden, oder mag es

    auch aus Strafe geschehen sein. Jedenfalls bot der Zug einen

    jammervollen Anblick; französische Zivilisten warfen ihnen Brot zu,

    wonach sie gierig griffen, dabei waren auch die Posten roh,

    und stiessen "Sich bückende" mit Kolbenstössen weiter. Ich

    habe dies nur ein einziges Mal beobachtet, überall sonst sahen die


  • February 12, 2017 07:44:00 Rolf Kranz

    S. 66

    Anzahl vo Kästen gefüllt, ebenso waren je 2 Wasserkessel an jedem

    Wagen, Spaten etc., alles war wieder vorschriftsmässig, sogar noch

    ein gut Teil über, sogar 2 ganze M.G. hatten wir aufgegabelt.

    Am 11.V. wurde unserer Kompagnie durch Herrn

    Oberleutnant von Blankenburg ein Lob ausgesprochen über das

    tapfere Verhalten der Komp. im Regimentsverbande. Leider war

    auch so mancher Kamerad geblieben. Die drei

    Maschinengewehrkompagnien hatten zusammen 6 Tote und 27 Verwundete, darunter

    2 Feldwebels (unsere Komp. davon 3 Tote und 3 Verwundete).

                Wir verblieben schöne Tage in T., das Wetter ward wieder schön

    und somit war auch heitere Stimmung. Tüchtig wurde

    exerziert auf dem grossen Platze unweit der Bahn. In der Nähe

    war ein Fliegerlager deren Apparate oft dicht über

    uns kreisten. Ich war einmal dorten und sah mir die

    Flugzeuge an, sie lagen in Zelten im Walde versteckt, in der Nähe

    war auch eine Reperaturwerkstatt, wo viele deutsche und englische


    Foto: Marselle


    S. 67

    Flugzeuge standen. Hier sah ich auch die ersten Dreidecker, -

    dann betrachtete ich die kleinen M.Gs, welche am Führersitz derart

    angebracht waren, dass sie durch den Propeller schossen, auch

    viele Apparate zeigten Kugelspuren und Treffer, diese waren

    sorgfällig ausgebessert und mit einem Ring umgeben, als Kennzeichen,

    daneben stand das Datum des Kampftages.

    2 Mal kamen wir auch von Templeuve nach Tournai um

    zu baden und um ins Lausoleum zu gehen, es war immer ein

    Fest, einmal während 24 Stunden kein Exercieren zu haben, das

    andermal auf den Fahrten viel Neues zu sehen. Die Strassen,

    Dörfer und Geschäfte stachen von den meisten französischen durch

    ihre Sauberkeit sehr ab. Auch hatte ich Gelegenheit einen

    Trupp russischer Kriegsgefangener zu beobachten, diese sahen so

    wohlgenährt aus, und schienen so froh und heiter zu sein,

    dabei so arbeitslustig, wie sie nur irgend in Gefangenschaft sein

    konnten. Ich erinnere mich in Henin Liétard ein Zug russischer

    Gefangenerbeobachtet zu haben, die das ganze Gegenteil waren.

    Heruntergekommen, schmal, müde, in zerlumpten Uniformen,

    kamen sie mit Gasmasken und Schanzzeug ausgerüstet vom

    Stellungsbau; einer in Feuerlinie völkerechtswidriger Behandlung,

    aber es sollte Repressalien geübt werden, wie gesagt wurde, da deutsche

    Gefangene in Russland ebenso behandelt wurden, oder mag es

    auch aus Strafe geschehen sein. Jedenfalls bot der Zug einen

    jammervollen Anblick; französische Zivilisten warfen ihnen Brot zu,

    wonach sie gierig griffen, dabei waren auch die Posten roh,

    und stiessen "Sich bückende" mit Kolbenstössen weiter. Ich

    habe dies nur ein einziges Mal beobachtet, überall sonst sahen die


  • December 30, 2016 11:52:53 Corinna Pichler (AUT)

    S. 66

    Anzahl vo Kästen gefüllt, ebenso waren je 2 Wasserkessel an jedem

    Wagen, Spaten etc., alles war wieder vorschriftsmässig, sogar noch

    ein gut Teil über, sogar 2 ganze M.G. hatten wir aufgegabelt.

    Am 11.V. wurde unsere Kompagnie durch Herrn

    Oberleutnant von Blankenburg ein Lob ausgesprochen über das

    tapfere Verhalten der Komp. im Regimentsverbande. Leider war

    auch so mancher Kamerad geblieben. Die drei

    Maschinengewehrkompagnien hatten zu7sammen 6 Tote und 27 Verwundete, darunter

    2 Feldwebels (unsere Komp. davon 3 Tote und 3 Verwundete).

    wir verblieben schöne Tage in T., das Wetter ward wieder schön

    und somit war auch heitere Stimmung. Tüchtig wurde

    exerziert auf dem grossen Platze unweit der Bahn. In der Nähe

    war ein Fliegerlager deren Apparate oft dicht über

    uns kreisten. Ich war einmal dorten und sah mir die

    Flugzeuge an, sie lagen in Zelten im Walde versteckt, in der Nähe

    war auch eine Reperaturwerkstatt, wo viele deutsche und englische


    Foto: Marselle


    S. 67

    Flugzeuge standen. Hier sah ich auch die ersten Dreidecker, -

    dann betrachtete ich die kleinen M.Gs, welche am Führersitz derart

    angebracht waren, dass sie durch den Propeller schossen, auch

    viele Apparate zeigten Kugelspuren und Treffer, diese waren

    sorgfällig ausgebessert und mit einem Ring umgeben, als Kennzeichen,

    daneben stand das Datum des Kampftages.

    2 Mal kamen wir auch von Templeuve nach Tournai um

    zu baden und um ins Lauseleum zu gehen, es war immer ein

    Fest, einmal während 24 Stunden kein Exercieren zu haben, das

    andermal auf den Fahrten viel Neues zu sehen. Die Strassen,

    Dörfer und Geschäfte stachen von den meisten französischen durch

    ihre Sauberkeit sehr ab. Auch hatte ich Gelegenheit einen

    Trupp russischer Kriegsgefangener zu beobachten, diese sahen so

    wohlgenährt aus, und schienen so froh und heiter zu sein,

    dabei so arbeitslustig, wie sie nur irgend in Gefangenschaft sein

    konnten. Ich erinnere mich in Henin Liétard ein tag russischer

    gefangener gekommen, schmal, müde, in zerlumpften Uniformen,

    kamen sie mit Gasmasken und Schwanzzeug ausgerüstet vorn

    Stellungsbau; einer in Feuerlinie völkerechtswidriger Behandlung,

    aber es sollte Reperalien geübt werden, wie gesagt wurde, da deutsche

    Gefangene in Russland ebenso behandelt wurden, sehr mag es

    auch aus Strafe geschehen sein. Jedenfalls bot der Zug einen

    jammervollen Anblick; französische Zivilisten warfen ihnen Brot zu,

    wonach sie gierig griffen, dabei waren auch die Posten roh,

    und stiessen "sich bückende" mit Kolbenstössen weiter. Ich

    habe dies nur ein einziges Mal beobachtet, überall sonst sahen die


  • December 30, 2016 11:52:24 Corinna Pichler (AUT)

    S. 66

    Anzahl vo Kästen gefüllt, ebenso waren je 2 Wasserkessel an jedem

    Wagen, Spaten etc., alles war wieder vorschriftsmässig, sogar noch

    ein gut Teil über, sogar 2 ganze M.G. hatten wir aufgegabelt.

    Am 11.V. wurde unsere Kompagnie durch Herrn

    Oberleutnant von Blankenburg ein Lob ausgesprochen über das

    tapfere Verhalten der Komp. im Regimentsverbande. Leider war

    auch so mancher Kamerad geblieben. Die drei

    Maschinengewehrkompagnien hatten zu7sammen 6 Tote und 27 Verwundete, darunter

    2 Feldwebels (unsere Komp. davon 3 Tote und 3 Verwundete).

    wir verblieben schöne Tage in T., das Wetter ward wieder schön

    und somit war auch heitere Stimmung. Tüchtig wurde

    exerziert auf dem grossen Platze unweit der Bahn. In der Nähe

    war ein Fliegerlager deren Apparate oft dicht über

    uns kreisten. Ich war einmal dorten und sah mir die

    Flugzeuge an, sie lagen in Zelten im Walde versteckt, in der Nähe

    war auch eine Reperaturwerkstatt, wo viele deutsche und englische


    Foto: Marselle


    S. 67

    Flugzeuge standen. Hier sah ich auch die ersten Dreidecker, -

    dann betrachtete ich die kleinen M.Gs, welche am Führersitz derart

    angebracht waren, dass sie durch den Propeller schossen, auch

    viele Apparate zeigten Kugelspuren und Treffer, diese waren

    sorgfällig ausgebessert und mit einem Ring umgeben, als Kennzeichen,

    daneben stand das Datum des Kampftages.

    2 Mal kamen wir auch von Templeuve nach Tournai um

    zu baden und um ins Lauseleum zu gehen, es war immer ein

    Fest, einmal während 24 Stunden kein Exercieren zu haben, das

    andermal auf den Fahrten viel Neues zu sehen. Die Strassen,

    Dörfer und Geschäfte stachen von den meisten französischen durch

    ihre Sauberkeit sehr ab. Auch hatte ich Gelegenheit einen

    Trupp russischer Kriegsgefangener zu beobachten, diese sahen so

    wohlgenährt aus, und schienen so froh und heiter zu sein,

    dabei so arbeitslustig, wie sie nur irgend in Gefangenschaft sein

    konnten. Ich erinnere mich in Henin Liétard ein tag russischer

    gefangener gekommen, schmal, müde, in zerlumpften Uniformen,

    kamen sie mit Gasmasken und Schwanzzeug ausgerüstet vorn

    Stellungsbau; einer in Feuerlinie völkerechtswidriger Behandlung,

    aber es sollte Reperalien geübt werden, wie gesagt wurde, da deutsche

    Gefangene in Russland ebenso behandelt wurden, sehr mag es

    auch aus Strafe geschehen sein. Jedenfalls bot der Zug einen

    jammervollen Anblick; französische Zivilisten warfen ihnen Brot zu,

    wonach sie gierig griffen, dabei waren auch die Posten roh,

    und stiessen "sich bückende" mit Kolbenstössen weiter. Ich

    habe dies nur ein einziges Mal beobachtet, überall sonst sahen


  • December 30, 2016 11:43:08 Corinna Pichler (AUT)

    S. 66

    Anzahl vo Kästen gefüllt, ebenso waren je 2 Wasserkessel an jedem

    Wagen, Spaten etc., alles war wieder vorschriftsmässig, sogar noch

    ein gut Teil über, sogar 2 ganze M.G. hatten wir aufgegabelt.

    Am 11.V. wurde unsere Kompagnie durch Herrn

    Oberleutnant von Blankenburg ein Lob ausgesprochen über das

    tapfere Verhalten der Komp. im Regimentsverbande. Leider war

    auch so mancher Kamerad geblieben. Die drei

    Maschinengewehrkompagnien hatten zu7sammen 6 Tote und 27 Verwundete, darunter

    2 Feldwebels (unsere Komp. davon 3 Tote und 3 Verwundete).

    wir verblieben schöne Tage in T., das Wetter ward wieder schön

    und somit war auch heitere Stimmung. Tüchtig wurde

    exerziert auf dem grossen Platze unweit der Bahn. In der Nähe

    war ein Fliegerlager deren Apparate oft dicht über

    uns kreisten. Ich war einmal dorten und sah mir die

    Flugzeuge an, sie lagen in Zelten im Walde versteckt, in der Nähe

    war auch eine Reperaturwerkstatt, wo viele deutsche und englische


    Foto: Marselle


    S. 67


Description

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  • 50.532278||3.171776||

    Templeuve

  • 50.2912494||2.7777485000000297||

    Schlacht von Arras

    ||1
Location(s)
  • Story location Schlacht von Arras
  • Document location Templeuve
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ID
15872 / 168844
Source
http://europeana1914-1918.eu/...
Contributor
Heike Knothe
License
http://creativecommons.org/licenses/by-sa/3.0/


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