Kriegstagebuch von Hans-Joachim Röhr aus Görlitz - Band 2, item 47
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S. 62
Foto: Ein Dorf hinter der Arrasfront.
Templeuve.
Immer noch fiel draussen der Regen, das
köstliche Nass, dass sich der Landmann oft so herbeiwünscht,
uns selbst konnte es auch nichts schaden, aber wir mussten
der Kameraden gedenken, die statt uns nun die Stellung
innehatten. Viel Schutz fanden sie nicht, denn grosse
Unterstände haben wir an der Arrasfront, wenigstens bei
Gavrelle nicht gesehen, und der Graben musste bald schwimmen,
dazu tropft es von überall, die Wände werden klebrig
und der Boden verwandelt sich in Morast. Nur man
wird Egoist, was gings uns an, wer weiss ob wirs später
nicht ebenso haben. Ich benutzte die Wartezeit um mir
die Fussbekleidung zu wechseln, denn seit fast einer Woche
S. 63
hatte ich die Schuhe nicht von den Füssen bekommen, ich zog
also meine Stiefel an, und beging damit eine Dummheit.
Um 3.00 wurde endlich zum Abmarsch angetreten, der Regen 8.V.17
hatte aufgehört, dafür aber waren die Wege voller Lachen.
Wir verliessen frohgemut unser Ruinenlager, durchzogen
den Bahntunnel und rückten gen Nordosten. -
Wie hatte sich inzwischen die Natur verändert seitdem
wir Tournai verlassen hatten. Durch den öfteren Regen und
dann durch die schönen Frühlingstage, während welcher wir
ja bei Gavrelle gelegen hatten, hatten sich die Bäume und
Sträucher mit frischem Grün überzogen, und wir atmeten
nach Herzenlust die Frühlingsluft ein; so auch sangen wir recht
vergnügt. - Der Marsch aber wurde lang, und durch den
Wechsel meiner Fussbekleidung litt ich bald Schmerzen, ich
marschierte im ersten Glied und meine Kameraden machten
allerlei Witze, zuerst tat ich wacker mit, aber dann wurden
meine Gedanken abgelenkt und ich musste immer an meine
Füsse denken, die Witze, der Gesang und das fröhliche Gebaren
meiner Kameraden wurde mir schliesslich zur Last und
mühsam torkelte ich mit, aber es ging nicht mehr, ich
trat aus, wie schon Andere vorher, und bat am Ende der
Kolonne gehen zu dürfen. Aber es wurd dadurch nicht besser
im Gegenteil, hier hatte ich die ganze muntere Kompagnie
vor mir, welche sang und jubelte. Es waren Qualen für
mich und sehnsüchtig wartete ich auf jede Rast. Immer
und immer weiter aber ging es, und erst um 8.00 abends
erreichten wir Bersée, wor wir übernachten wollten.
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Foto: Ein Dorf hinter der Arrasfront
Templeuve.
Immer noch fiel draussen der Regen, das
köstliche Nass, dass sich der Landmann oft so herbeiwünscht,
uns selbst konnte es auch nichts schaden, aber wir mussten
der Kameraden gedenken, die statt uns nun die Stellung
innehatten. Viel Schutz fanden sie nicht, denn grosse
Unterstände haben wir an der Arrasfront, wenigstens bei
Gavrelle nicht gesehen, und der Graben musste bald
schwimmen, dazu tropft es von überall, die Wände werden klebrig
und der Boden verwandelt sich in Morast. Nur man
wird Egoist, was gings uns an, wer weiss ob wirs später
nicht ebenso haben. Ich benutzte die Wartezeit um mir
die Fussbekleidung zu wechseln, denn seit fast einer Woche
S. 63
hatte ich die Schuhe nicht von den Füssen bekommen, ich zog
also meine Stiefel an, und beging damit eine Dummheit.
Um 3.00 wurde endlich zum Abmarsch angetreten, der Regen 8.V.17
hatte aufgehört, dafür aber waren die Wege voller Lachen.
Wir verliessen frohgemut unser Ruinenlager, durchzogen
den Bahntunnel und rückten gen Nordosten. -
Wie hatte sich inzwischen die Natur verändert seitdem
wir Tournai verlassen hatten. Durch den öfteren Regen und
dann durch die schönen Frühlingstage, während welcher wir
ja bei Gavrelle gelegen hatten, hatten sich die Bäume und
Sträucher mit frischem Grün überzogen, und wir atmeten
nach Herzenlust die Frühlingsluft ein; so auch sangen wir recht
vergnügt. - Der Marsch aber wurde lang, und durch den
Wechsel meiner Fussbekleidung litt ich bald Schmerzen, ich
marschierte im ersten Glied und meine Kameraden machten
allerlei Witze, zuerst tat ich wacker mit, aber dann wurden
meine Gedanken abgelenkt und ich musste immer an meine
Füsse denken, die Witze, der Gesang und das fröhliche Gebaren
meiner Kameraden wurde mir schliesslich zur Last und
mühsam torkelte ich mit, aber es ging nicht mehr, ich
trat aus, wie schon Andere vorher, und bat am Ende der
Kolonne gehen zu dürfen. Aber es wurd dadurch nicht besser
im Gegenteil, hier hatte ich die ganze muntere Kompagnie
vor mir, welche sang und jubelte. Es waren Qualen für
mich und sehnsüchtig wartete ich auf jede Rast. Immer
und immer weiter aber ging es, und erst um 8.00 abends
erreichten wir Bessée, wor wir übernachten wollten.
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S. 62
Foto: Ein Dorf hinter der Arrasfront
Templeuve.
Immer noch fiel draussen der Regen, das
köstliche Nass, dass sich der Landmann oft so herbeiwünscht,
uns selbst konnte es auch nichts schaden, aber wir mussten
der Kameraden gedenken, die statt uns nun die Stellung
innehatten. Viel Schutz fanden sie nicht, denn grosse
Unterstände haben wir an der Arrasfront, wenigstens bei
Gavrelle nicht gesehen, und der Graben musste bald
schwimmen, dazu tropft es von überall, die Wände werden klebrig
und der Boden verwandelt sich in Morast. Aller man
wird Egoist, was gings uns an, wer weiss ob wirs später
nicht ebenso haben. Ich benützte die Wartezeit um mir
die Fussbekleidung zu wechseln, denn seit fast einer Woche
S. 63
hatte ich die Schuhe nicht von den Füssen bekommen, ich zog
also meine Stiefel an, und begang damit eine Dummheit.
[8.V.17] Um 3.00 wurde endlich zum Abmarsch angetreten, der Regen
hatte aufgehört, dafür aber waren die Wege voller Lacken.
Wir verliessen frohgemut unser Russenlager, durchzogen
den Bahntunnel und rückten gen Nordosten. -
Wie hatte sich inzwischen die Natur verändert seitdem
wir Tournai verlassen hatten. Durch den eifferen Regen und
dann durch die schöbeb Frühlingstage, während welcher wir
ja bei Gavrelle gelegen hatten, hatten sich die Bäume und
Sträucher mit frischem grün überzogen, und wir atmeten
nach Herzenlust die Frühlingsluft ein; so auch sangen wir recht
vergnügt. - Der Marsch aber wurde lang, und durch den
Wechsel meiner Fussbekleidung litt ich bald Schmerzen, ich
marschierte im ersten Glied und meine Kameraden machten
allerlei Witze, zuerst tat ich nacher mit, aber dann wurden
meine Gedanken abgelenkt und ich musste immer an meine
Füsse denken, die Witze, der Gesang und das fröhliche Gebaken
meiner Kameraden wurde mir schliesslich zur Last und
mühsam torkelte ich mit, aber es ging nicht mehr, ich
trat aus, wie schon Andere vorher, und bat am Ende der
Kolonne gehen zu dürfen. Aber es wurd dadurch nicht besser
im Gegenteil, hier hatte ich die ganze muntere Kompagnie
vor mir, welche sang und jubelte. Es waren Qualen für
mich und sehnsüchtig wartete ich auf jede Rast. Immer
und immer weiter aber ging es, und erst um 8.00 abends
erreichten wir Bessée, wor wir übernachten wollten.
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Foto: Ein Dorf hinter der Arrasfront
Templeuve.
Immer noch fiel draussen der Regen, das
köstliche Nass, dass sich der Landmann oft so herbeiwünscht,
uns selbst konnte es auch nichts schaden, aber wir mussten
der Kameraden gedenken, die statt uns nun die Stellung
innehatten. Viel Schutz fanden sie nicht, denn grosse
Unterstände haben wir an der Arrasfront, wenigstens bei
Gavrelle nicht gesehen, und der Graben musste bald
schwimmen, dazu tropft es von überall, die Wände werden klebrig
und der Boden verwandelt sich in Morast. Aller man
wird Egoist, was gings uns an, wer weiss ob wirs später
nicht ebenso haben. Ich benützte die Wartezeit um mir
die Fussbekleidung zu wechseln, denn seit fast einer Woche
S. 63
hatte ich die Schuhe nicht von den Füssen bekommen, ich zog
also meine Stiefel an, und begang damit eine Dummheit.
[8.V.17] Um 3.00 wurde endlich zum Abmarsch angetreten, der Regen
hatte aufgehört, dafür aber waren die Wege voller Lacken.
Wir verliessen frohgemut unser Russenlager, durchzogen
den Bahntunnel und rückten gen Nordosten. -
Wie hatte sich inzwischen die Natur verändert seitdem
wir Tournai verlassen hatten. Durch den eifferen Regen und
dann durch die schöbeb Frühlingstage, während welcher wir
ja bei Gavrelle gelegen hatten, hatten sich die Bäume und
Sträucher mit frischem grün überzogen, und wir atmeten
nach Herzenlust die Frühlingsluft ein; so auch sangen wir recht
vergnügt. - Der Marsch aber wurde lang, und durch den
Wechsel meiner Fussbekleidung litt ich bald Schmerzen, ich
marschierte im ersten Glied und meine Kameraden machten
allerlei Witze, zuerst tat ich nacher mit, aber dann wurden
meine Gedanken abgelenkt und ich musste immer an meine
Füsse denken, die Witze, der Gesang und das fröhliche Gebaken
meiner Kameraden wurde mir schliesslich zur Last und
mühsam torkelte ich mit, aber es ging nicht mehr, ich
trat aus, wie schon Andere vorher, und bat am Ende der
Kolonne gehen zu dürfen. Aber es wurd dadurch nicht besser
im Gegenteil, hier hatte ich die ganze muntere Kompagnie
vor mir, welche sang und jubelte. Es waren Qualen für
mich und sehnsüchtig wartete ich auf jede Rast. Immer
und immer weiter aber ging es, und erst um 8.00 abends
erreichten wir Ressée, wor wir übernachten wollten.
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S. 62
Foto: Ein Dorf hinter der Arrasfront
Templeuve.
Immer noch fiel draussen der Regen, das
köstliche Nass, dass sich der Landmann oft so herbeiwünscht,
uns selbst konnte es auch nichts schaden, aber wir mussten
der Kameraden gedenken, die statt uns nun die Stellung
innehatten. Viel Schutz fanden sie nicht, denn grosse
Unterstände haben wir an der Arrasfront, wenigstens bei
Gavrelle nicht gesehen, und der Graben musste bald
schwimmen, dazu tropft es von überall, die Wände werden klebrig
und der Boden verwandelt sich in Morast. Aller man
wird Egoist, was gings uns an, wer weiss ob wirs später
nicht ebenso haben. Ich benützte die Wartezeit um mir
die Fussbekleidung zu wechseln, denn seit fast einer Woche
S. 63
hatte ich die Schuhe nicht von den Füssen bekommen, ich zog
also meine Stiefel an, und begang damit eine Dummheit.
[8.V.17] Um 3.00 wurde endlich zum Abmarsch angetreten, der Regen
hatte aufgehört, dafür aber waren die Wege voller Lacken.
Wir verliessen frohgemut unser Russenlager, durchzogen
den Bahntunnel und rückten gen Nordosten. -
Wie hatte sich inzwischen die Natur verändert seitdem
wir Tounai verlassen hatten. Durch den eifferen Regen und
dann durch die schöbeb Frühlingstage, während welcher wir
ja bei Gavrelle gelegen hatten, hatten sich die Bäume und
Sträucher mit frischem grün überzogen, und wir atmeten
nach Herzenlust die Frühlingsluft ein; so auch sangen wir recht
vergnügt. - Der Marsch aber wurde lang, und durch den
Wechsel meiner Fussbekleidung litt ich bald Schmerzen, ich
marschierte im ersten Glied und meine Kameraden machten
allerlei Witze, zuerst tat ich nacher mit, aber dann wurden
meine Gedanken abgelenkt und ich musste immer an meine
Füsse denken, die Witze, der Gesang und das fröhliche Gebaken
meiner Kameraden wurde mir schliesslich zur Last und
mühsam torkelte ich mit, aber es ging nicht mehr, ich
trat aus, wie schon Andere vorher, und bat am Ende der
Kolonne gehen zu dürfen. Aber es wurd dadurch nicht besser
im Gegenteil, hier hatte ich die ganze muntere Kompagnie
vor mir, welche sang und jubelte. Es waren Qualen für
mich und sehnsüchtig wartete ich auf jede Rast. Immer
und immer weiter aber ging es, und erst um 8.00 abends
erreichten wir Ressée, wor wir übernachten wollten.
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S. 62
Foto: Ein Dorf hinter der Arrasfront
Templeuve.
Immer noch fiel draussen der Regen, das
köstliche Nass, dass sich der Landmann oft so herbeiwünscht,
uns selbst konnte es auch nichts schaden, aber wir mussten
der Kameraden gedenken, die statt uns nun die Stellung
innehatten. Viel Schutz fanden sie nicht, denn grosse
Unterstände haben wir an der Arrasfront, wenigstens bei
Gavrelle nicht gesehen, und der Graben musste bald
schwimmen, dazu tropft es von überall, die Wände werden klebrig
und der Boden verwandelt sich in Morast. Aller man
wird Egoist, was gings uns an, wer weiss ob wirs später
nicht ebenso haben. Ich benützte die Wartezeit um mir
die Fussbekleidung zu wechseln, denn seit fast einer Woche
S. 63
hatte ich die Schuhe nicht von den Füssen bekommen, ich zog
also meine Stiefel an, und begang damit eine Dummheit
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S. 62
Foto: Ein Dorf hinter der Arrasfront
Templeuve.
Immer noch fiel draussen der Regen, das
köstliche Nass, dass sich der Landmann oft so herbeiwünscht,
uns selbst konnte es auch nichts schaden, aber wir mussten
der Kameraden gedenken, die statt uns nun die Stellung
innehatten. Viel Schutz fanden sie nicht, denn grosse
Unterstände haben wir an der Arrasfront, wenigstens bei
Gavrelle nicht gesehen, und der Graben musste bald
schwimmen, dazu tropft es von überall, die Wände werden klebrig
und der Boden verwandelt sich in Morast. Aller man
wird Egoist, was gings uns an, wer weiss ob wirs später
nicht ebenso haben. Ich benützte die Wartezeit um mir
die Fussbekleidung zu wechseln, denn seit fast einer Woche
S. 63
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Foto: Ein Dorf hinter der Arrasfront
Templeuve.
Immer noch fiel draussen der Regen, das
köstliche Nass, dass sich der Landmann oft so herbeiwünscht,
uns selbst konnte es auch nichts schaden, aber wir mussten
der Kameraden gedenken, die statt uns nun die Stellung
innehatten. Viel Schutz fanden sie nicht, denn grosse
Unterstände haben wir an der Arrasfront, wenigstens bei
Gavrelle nicht gesehen, und der Graben musste bald
schwimmen, dazu tropft es von überall, die Wände werden klebrig
und der Boden verwandelt sich in Morast. Aller man
wird Egoist, was gings uns an, wer weiss ob wirs später
nicht ebenso haben.
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Bersée
- 50.2912494||2.7777485000000297||||1
Schlacht von Arras
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Story location Schlacht von Arras
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- 15872 / 168842
- Contributor
- Heike Knothe
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