Tagebuchaufzeichnungen Reinhold Sieglerschmidt (6), item 41
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Coblenz, Januar 1918
Mein Herzenstrautli, wieder
schreibe ich dir aus dem alten
... Ich habe den Vor-
mittag in dienstlichen Geschäften
in der Stadt zu tun gehabt, in
erster Linie 2 unserer Geschütze
auf dem Artillerie-Depot zur
Reparatur abgegeben. Aus letz-
ter Tatsache ergibt sich mit Not-
wendigkeit, dass wir noch min-
destens 1-2 Wochen hierbleiben.
Von dem Rheinhochwasser
wirst du gelesen haben. Der Strom
ist jetzt noch gewaltiger als sonst,
seine Wasser führen allerlei Raub,
Fässer mit Marmelade, totes
Vieh u.s.w. mit sich. Der Schnee,
der auch dieser besonders tiefen
Natur etwas Totes gab, ist ge-
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schwunden, dabei weht ein feuch-
ter Wind und es ist warm. Ich
werde gleich die letzten Tages-
stunden benutzen, um nach
dem Stolzenfels hinauszuwan-
dern. Wie werde ich da Sehnsucht
nach dir, nach unserem Leben
haben, aber es wäre schliesslich
feige und stumpfsinnig zu
Hause zu hocken.
Das Leben verstreicht mir im
allgemeinen mit der alten Ein-
tönigkeit. Ich habe reichlich
am meisten Dienst - als dem
Dienstalter nach jüngster. Nach-
mittags allerdings nur 1 Stunde
Unterricht am M.G (Maschinenge-
wehr) auf dem Ehrenbreitstein, der
mich also regelmässig nach Coblenz
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Coblenz, Januar 1918
Mein Herzenstrautli, wieder
schreibe ich dir aus dem alten
... Ich habe den Vor-
mittag in dienstlichen Geschäften
in der Stadt zu tun gehabt, in
erster Linie 2 unserer Geschütze
auf dem Artillerie-Depot zur
Reparatur abgegeben. Aus letz-
ter Tatsache ergibt sich mit Not-
wendigkeit, dass wir noch min-
destens 1-2 Wochen hierbleiben.
Von dem Rheinhochwasser
wirst du gelesen haben. Der Strom
ist jetzt noch gewaltiger als sonst,
seine Wasser führen allerlei Raub,
Fässer mit Marmelade, totes
Vieh u.s.w. mit sich. Der Schnee,
der auch dieser besonders tiefen
Natur etwas Totes gab, ist ge-
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schwunden, dabei weht ein feuch-
ter Wind und es ist warm. Ich
werde gleich die letzten Tages-
stunden benutzen, um nach
dem Stolzenfels hinauszuwan-
dern. Wie werde ich da Sehnsucht
nach dir, nach unserem Leben
haben, aber es wäre schliesslich
feige und stumpfsinnig zu
Hause zu hocken.
Das Leben verstreicht und im
allgemeinen mit der alten Ein-
tönigkeit. Ich habe reichlich
am meisten Dienst - als dem
Dienstalter nach jüngster. Nach-
mittags allerdings nur 1 Stunde
Unterricht am M.G (Maschinenge-
wehr) auf dem Ehrenbreitstein, der
mich also regelmässig nach Coblenz
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- ID
- 842 / 4338
- Contributor
- Jörn Sieglerschmidt
Jan, 1918
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- Deutsch
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- Western Front
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