Tagebuchaufzeichnungen Reinhold Sieglerschmidt (6), item 32
Transcription
Transcription history
-
left page
6. I. 18
Mein Herzenstrautli, gestern abend
habe ich all die lieben Briefe gelesen,
die inzwischen aufgelaufen waren.
Wie tief ist dein Sylvesterbrief und
dem Neujahrsbrief, du meine ein-
zige Nähe, meine schmerzliche Nähe.
Hoffentlich hast du Gockgock Mi (= Kindersprache??, gemeint war wohl der Arzt für den kleinen Sohn)
inzwischen kommen lassen. 180g
Zunahme ist doch recht wenig, beson-
ders da er in der vorhergehenden
Woche gar nicht zugenommen hatte.
Es ist ein kleiner Leidenszug in
seinem Gesichtchen, der sagt: ich
habs schwer.
Die Briefe der Kinder fand ich
sehr lieb. Allerdings wirst du wohl
nur das ausgewählt haben, was
lieb klang. In ihrem Alter können
sie wirklich nicht anders schreiben.
right page
Auch kann sich ihre Gefühlswelt
in der Stadt und im Kriege nicht
so entwickeln wie unter den ent-
gegengesetzten Verhältnissen. Wie freue
ich mich auf die hoffentlich nicht mehr
ferne Zeit, wo wir mit ihnen ein
natürliches, glückliches Leben draus-
sen führen werden.
Leutn. Burmann habe ich noch
nicht geschrieben!
Meiner Ansicht nach bleiben wir, wie ich dir
schon schrieb, noch länger hier. Solange
die Verhältnisse im Osten noch nicht ge-
klärt sind, können ja die hiesigen abge-
stellten Formationen unmöglich alle
eingesetzt werden. Allerdings glaube
ich andererseits nicht, dass sich die
Russen einer Fortsetzung der Verhand-
lungen entziehen können. Der russische
-
left page
6. I. 18
Mein Herzenstrautli, gestern abend
habe ich all die lieben Briefe gelesen,
die inzwischen aufgelaufen waren.
Wie tief ist dein Sylvesterbrief und
dem Neujahrsbrief, du meine ein-
zige Nähe, meine schmerzliche Nähe.
Hoffentlich hast du ...
inzwischen kommen lassen. 180g
Zunahme ist doch recht wenig, beson-
ders da er in der vorhergehenden
Woche gar nicht zugenommen hatte.
Es ist ein kleiner Leidenszug in
seinem Gesichtchen, der sagt: ich
habs schwer.
Die Briefe der Kinder fand ich
sehr lieb. Allerdings wirst du wohl
nur das ausgewählt haben, was
lieb klang. In ihrem Alter können
sie wirklich nicht anders schreiben.
right page
Auch kann sich ihre Gefühlswelt
in der Stadt und im Kriege nicht
so entwickeln wie unter den ent-
gegengesetzten Verhältnissen. Wie freue
ich mich auf die hoffentlich nicht mehr
ferne Zeit, wo wir mit ihnen ein
natürliches, glückliches Leben draus-
sen führen werden.
Leutn. Burmann habe ich noch
nicht geschrieben!
Meiner Aussicht nach bleiben wir, wie ich dir
schon schrieb, noch länger hier. Solange
die Verhältnisse im Ostern noch nicht ge-
klärt sind, können ja die hiesigen abge-
stellten Formationen unmöglich alle
eingesetzt werden. Allerdings glaube
ich andererseits nicht, dass sich die
Russen einer Fortsetzung der Verhand-
lungen entziehen können. Der russische
Description
Save descriptionLocation(s)
- ID
- 842 / 4329
- Contributor
- Jörn Sieglerschmidt
January 6, 1918
Login to edit the languages
- Deutsch
Login to edit the fronts
- Balkans
- Eastern Front
- Western Front
Login to add keywords
Login to leave a note