Briefe von Walther Huth an seine Eltern und Bekannte , item 116

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189.            Brief an die Eltern.

                                     Grudek,  1. August 1915.

         Liebe Eltern !

    Heute endlich bekam ich einen ganzen Schwung Post.

Den Kompaß, Zigaretten (Chicago Life in Nestor Schachtel),

Eier (eins kaputt von 18), Knabberei, nur das

Taschenlampenzubehör fehlt noch, wird wohl aber noch kommen.

Vor allem bekam ich einen Brief von Mutt, danach greife

ich doch immer zuerst, hernach kommen die Päckchen, Ihr

könnt Euch das kaum vorstellen, wie munter u. freudig

man gleich wieder wird, wenn Nachricht von Hause eintrifft.

Von Schputt bekam ich gestern einen langen Brief.

        Die 3 Tage Ruhe haben mir recht gut getan, vor

allem habe ich das im Essen Versäumte nachgeholt u. Vorrat

dazu geschaffen. In so ausgehungerter Verfassung sollte

ich Euch mal in die Hände fallen !, würdet Eure Freude

dran haben, Vater würde mit dem Kopf schütteln u. Großm.[utter]

andauernd einen möglichst großen Löffel schwingen.

       Heute gibts Hammelraguu. Zum Frühstück gehacktes

Rindfleisch, wozu ich meinem kranken (Magen) Komp.führer

u. mir 2 Eier spendierte. Die übrigen trinke ich so

zwischendurch aus, wenn gerade so paßt.

      Heute Abend gehts weiter rechts, unsere Stellung ist jetzt

gut ausgebaut, nun können wir woanders buddeln,

Unterstände bauen u.s.w.


...rechte Seite

Von Wilhelm habe ich noch keinerlei Nachricht, nur meinte

der Arzt, die Sache könnte recht schwierig werden, wenn

die Kugel ins Gelenk eingedrungen ist.

                                       Herzlichst

                                                               Euer W.

Eben kamen noch 3 Päckchen, eins mit einer

herzerfreuenden Wurst.


190.                Brief an Tante Gretchen.

                                            Grudek,  1. August 1915.

                Liebe Tante !

   Hoffe, daß dieser Brief Dich schon wieder in Dessau

antrifft. Sollte Dich der frühere nicht erreicht haben, danke

ich Dir nochmals für Deine letzte Sendung ! Bei uns ist

jetzt eine kleine Atempause eingetreten. Heute beziehen

wir eine andere Stellung weiter rechts u. zwar

2. Reg.abschnitte, also nicht weit zu laufen, nur soll

die Stellung noch garnicht ausgebaut sein, das heißt

Tag u. Nacht schuften, so war es hier auch mal wieder,

allerdings hat man uns auch 3 Ruhetage geschenkt,

in denen wir leider Ungeziefer jeder Art in unendlichen

Mengen zu bekämpfen hatten. Ich halte täglich

zweimal große Treibjagd ab u. kann es dabei aushalten.

Ruski hat sich hier mächtig stark verschanzt,

so daß wir, wenn wieder angetreten wird, ihn

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189.            Brief an die Eltern.

                                     Grudek,  1. August 1915.

         Liebe Eltern !

    Heute endlich bekam ich einen ganzen Schwung Post.

Den Kompaß, Zigaretten (Chicago Life in Nestor Schachtel),

Eier (eins kaputt von 18), Knabberei, nur das

Taschenlampenzubehör fehlt noch, wird wohl aber noch kommen.

Vor allem bekam ich einen Brief von Mutt, danach greife

ich doch immer zuerst, hernach kommen die Päckchen, Ihr

könnt Euch das kaum vorstellen, wie munter u. freudig

man gleich wieder wird, wenn Nachricht von Hause eintrifft.

Von Schputt bekam ich gestern einen langen Brief.

        Die 3 Tage Ruhe haben mir recht gut getan, vor

allem habe ich das im Essen Versäumte nachgeholt u. Vorrat

dazu geschaffen. In so ausgehungerter Verfassung sollte

ich Euch mal in die Hände fallen !, würdet Eure Freude

dran haben, Vater würde mit dem Kopf schütteln u. Großm.[utter]

andauernd einen möglichst großen Löffel schwingen.

       Heute gibts Hammelraguu. Zum Frühstück gehacktes

Rindfleisch, wozu ich meinem kranken (Magen) Komp.führer

u. mir 2 Eier spendierte. Die übrigen trinke ich so

zwischendurch aus, wenn gerade so paßt.

      Heute Abend gehts weiter rechts, unsere Stellung ist jetzt

gut ausgebaut, nun können wir woanders buddeln,

Unterstände bauen u.s.w.


...rechte Seite

Von Wilhelm habe ich noch keinerlei Nachricht, nur meinte

der Arzt, die Sache könnte recht schwierig werden, wenn

die Kugel ins Gelenk eingedrungen ist.

                                       Herzlichst

                                                               Euer W.

Eben kamen noch 3 Päckchen, eins mit einer

herzerfreuenden Wurst.


190.                Brief an Tante Gretchen.

                                            Grudek,  1. August 1915.

                Liebe Tante !

   Hoffe, daß dieser Brief Dich schon wieder in Dessau

antrifft. Sollte Dich der frühere nicht erreicht haben, danke

ich Dir nochmals für Deine letzte Sendung ! Bei uns ist

jetzt eine kleine Atempause eingetreten. Heute beziehen

wir eine andere Stellung weiter rechts u. zwar

2. Reg.abschnitte, also nicht weit zu laufen, nur soll

die Stellung noch garnicht ausgebaut sein, das heißt

Tag u. Nacht schuften, so war es hier auch mal wieder,

allerdings hat man uns auch 3 Ruhetage geschenkt,

in denen wir leider Ungeziefer jeder Art in unendlichen

Mengen zu bekämpfen hatten. Ich halte täglich

zweimal große Treibjagd ab u. kann es dabei aushalten.

Ruski hat sich hier mächtig stark verschanzt,

so daß wir, wenn wieder angetreten wird, ihn


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  • February 11, 2017 14:42:25 Rolf Kranz

    189.            Brief an die Eltern.

                                         Grudek,  1. August 1915.

             Liebe Eltern !

        Heute endlich bekam ich einen ganzen Schwung Post.

    Den Kompaß, Zigaretten (Chicago Life in Nestor Schachtel),

    Eier (eins kaputt von 18), Knabberei, nur das

    Taschenlampenzubehör fehlt noch, wird wohl aber noch kommen.

    Vor allem bekam ich einen Brief von Mutt, danach greife

    ich doch immer zuerst, hernach kommen die Päckchen, Ihr

    könnt Euch das kaum vorstellen, wie munter u. freudig

    man gleich wieder wird, wenn Nachricht von Hause eintrifft.

    Von Schputt bekam ich gestern einen langen Brief.

            Die 3 Tage Ruhe haben mir recht gut getan, vor

    allem habe ich das im Essen Versäumte nachgeholt u. Vorrat

    dazu geschaffen. In so ausgehungerter Verfassung sollte

    ich Euch mal in die Hände fallen !, würdet Eure Freude

    dran haben, Vater würde mit dem Kopf schütteln u. Großm.[utter]

    andauernd einen möglichst großen Löffel schwingen.

           Heute gibts Hammelraguu. Zum Frühstück gehacktes

    Rindfleisch, wozu ich meinem kranken (Magen) Komp.führer

    u. mir 2 Eier spendierte. Die übrigen trinke ich so

    zwischendurch aus, wenn gerade so paßt.

          Heute Abend gehts weiter rechts, unsere Stellung ist jetzt

    gut ausgebaut, nun können wir woanders buddeln,

    Unterstände bauen u.s.w.


    ...rechte Seite

    Von Wilhelm habe ich noch keinerlei Nachricht, nur meinte

    der Arzt, die Sache könnte recht schwierig werden, wenn

    die Kugel ins Gelenk eingedrungen ist.

                                           Herzlichst

                                                                   Euer W.

    Eben kamen noch 3 Päckchen, eins mit einer

    herzerfreuenden Wurst.


    190.                Brief an Tante Gretchen.

                                                Grudek,  1. August 1915.

                    Liebe Tante !

       Hoffe, daß dieser Brief Dich schon wieder in Dessau

    antrifft. Sollte Dich der frühere nicht erreicht haben, danke

    ich Dir nochmals für Deine letzte Sendung ! Bei uns ist

    jetzt eine kleine Atempause eingetreten. Heute beziehen

    wir eine andere Stellung weiter rechts u. zwar

    2. Reg.abschnitte, also nicht weit zu laufen, nur soll

    die Stellung noch garnicht ausgebaut sein, das heißt

    Tag u. Nacht schuften, so war es hier auch mal wieder,

    allerdings hat man uns auch 3 Ruhetage geschenkt,

    in denen wir leider Ungeziefer jeder Art in unendlichen

    Mengen zu bekämpfen hatten. Ich halte täglich

    zweimal große Treibjagd ab u. kann es dabei aushalten.

    Ruski hat sich hier mächtig stark verschanzt,

    so daß wir, wenn wieder angetreten wird, ihn

  • February 11, 2017 13:42:23 Rolf Kranz

    189.            Brief an die Eltern.

                                         Grudek,  1. August 1915.

             Liebe Eltern !

        Heute endlich bekam ich einen ganzen Schwung Post.

    Den Kompaß, Zigaretten (Chicago Life in Nestor Schachtel),

    Eier (eins kaputt von 18), Knabberei, nur das

    Taschenlampenzubehör fehlt noch, wird wohl aber noch kommen.

    Vor allem bekam ich einen Brief von Mutt, danach greife

    ich doch immer zuerst, hernach kommen die Päckchen, Ihr

    könnt Euch das kaum vorstellen, wie munter u. freudig

    man gleich wieder wird, wenn Nachricht von Hause eintrifft.

    Von Schputt bekam ich gestern einen langen Brief.

            Die 3 Tage Ruhe haben mir recht gut getan, vor

    allem habe ich das im Essen Versäumte nachgeholt u. Vorrat

    dazu geschaffen. In so ausgehungerter Verfassung sollte

    ich Euch mal in die Hände fallen !, würdet Eure Freude

    dran haben, Vater würde mit dem Kopf schütteln u. Großm.[utter]

    andauernd einen möglichst großen Löffel schwingen.

           Heute gibts Hammelraguu. Zum Frühstück gehacktes

    Rindfleisch, wozu ich meinem kranken (Magen) Komp.führer

    u. mir 2 Eier spendierte. Die übrigen trinke ich so

    zwischendurch aus, wenn gerade so paßt.

          Heute Abend gehts weiter rechts, unsere Stellung ist jetzt

    gut ausgebaut, nun können wir woanders buddeln,

    Unterstände bauen u.s.w.


    ...rechte Seite

    Von Wilhelm habe ich noch keinerlei Nachricht, nur meinte

    der Arzt, die Sache könnte recht schwierig werden, wenn

    die Kugel ins Gelenk eingedrungen ist.

                                           Herzlichst

                                                                   Euer W.

    Eben kamen noch 3 Päckchen, eins mit einer

    herzerfreuenden Wurst.


    190.                Brief an Tante Gretchen.

                                                Grudek,  1. August 1915.

                    Liebe Tante !

       Hoffe, daß dieser Brief Dich schon wieder in Dessau

    antrifft. Sollte Dich der frühere nicht erreicht haben, danke

    ich Dir nochmals für Deine letzte Sendung ! Bei uns ist



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    Coswig (bei Dresden)

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2656 / 33723
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http://europeana1914-1918.eu/...
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Friedrich-Carl Hoffmann
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http://creativecommons.org/licenses/by-sa/3.0/


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