Briefe von Walther Huth an seine Eltern und Bekannte , item 124

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durch den Knall u. schimpft über die Biester, die einen

nicht mal schlafen lassen, u. rings herum schnarchen

meine Kameraden, von denen mir wackre Jungens

ans Herz gewachsen sind. Wenn nur Hans Franke

noch lebte ! Ich habe zwar jetzt wieder einen Kameraden,

meinen ständigen Begleiter auf allen gefährlichen

Patrouillen, die ich mit Vorliebe ausführe, fröhne ich

doch dabei meiner Jagdpassion, wenn ich mich an den

Feind heranpirsche, aber er sieht in mir zu sehr seinen

Herrn u. Meister, er ist mein Schatten, u. dabei

kommt schließlich nicht viel heraus, ja Wilhelm, er ist

doch mein erster u. einziger Kamerad u. Freund im

vollsten Umfange des Worts. Morgen wirds wohl wieder

mal einen Sturm geben, um den Übergang über den

Kanal zu erzwingen, was bisher wegen starken Flankenfeuers

nicht möglich war. Eine starke Brücke wurde

201 vor der Nase in die Luft gesprengt. Bei all

diesen Schreibereien schmocht mein Pfeifchen u. soll

hoffentlich noch recht oft u. lange schmochen. Ich hatte zwar

von Gent her ein kleines Pfeifchen, na die habe ich

einem armen Teufel aus meiner 3. Gruppe des 1. Zuges

geschenkt, der überhaupt noch keine Nachricht von Hause

hat u. vielleicht auch keine bekommen wird. Er hat

sich riesig darüber gefreut. Nun zanke über meine

Verschwendung, aber ich konnte nicht anders, der arme


...rechte Seite

Bengel, im übrigen im Gefecht allen voran, tut mir

so leid. Wenn wir alle mit strahlenden Gesichtern

unsere Post sichten u. herumnaschen, sitzt er gedrückt

in einer Ecke, um die Freude der anderen nicht zu

stören. Armer Kerl !

     Eins kann ich Dir noch mitteilen, mutig u.

kampflustig sind wir wie zuvor, so klein unser

Häufchen geworden ist, aber müde, schrecklich müde

u. schlapp, wir sind nicht mehr die frischen Jungen

die unter Jubel durch unser herrliches Vaterland

fuhren, wir sind ernst, verteufelt ernst geworden.

       Herzliche Grüße Dir u. Röschen u. vielen vielen

       Dank für Eure Liebe !

                        Auf Wiedersehen       Dein Walther

Sei doch bitte so gut u. schicke mir noch 2 Ersatzbatterien

für meine Taschenlampe, die ist hier ein

unentbehrliches Instrument.

Der Kakao sowie eine Tasse Bouillon haben mir

heute früh prächtig geschmeckt.


                            ----------------------


 

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durch den Knall u. schimpft über die Biester, die einen

nicht mal schlafen lassen, u. rings herum schnarchen

meine Kameraden, von denen mir wackre Jungens

ans Herz gewachsen sind. Wenn nur Hans Franke

noch lebte ! Ich habe zwar jetzt wieder einen Kameraden,

meinen ständigen Begleiter auf allen gefährlichen

Patrouillen, die ich mit Vorliebe ausführe, fröhne ich

doch dabei meiner Jagdpassion, wenn ich mich an den

Feind heranpirsche, aber er sieht in mir zu sehr seinen

Herrn u. Meister, er ist mein Schatten, u. dabei

kommt schließlich nicht viel heraus, ja Wilhelm, er ist

doch mein erster u. einziger Kamerad u. Freund im

vollsten Umfange des Worts. Morgen wirds wohl wieder

mal einen Sturm geben, um den Übergang über den

Kanal zu erzwingen, was bisher wegen starken Flankenfeuers

nicht möglich war. Eine starke Brücke wurde

201 vor der Nase in die Luft gesprengt. Bei all

diesen Schreibereien schmocht mein Pfeifchen u. soll

hoffentlich noch recht oft u. lange schmochen. Ich hatte zwar

von Gent her ein kleines Pfeifchen, na die habe ich

einem armen Teufel aus meiner 3. Gruppe des 1. Zuges

geschenkt, der überhaupt noch keine Nachricht von Hause

hat u. vielleicht auch keine bekommen wird. Er hat

sich riesig darüber gefreut. Nun zanke über meine

Verschwendung, aber ich konnte nicht anders, der arme


...rechte Seite

Bengel, im übrigen im Gefecht allen voran, tut mir

so leid. Wenn wir alle mit strahlenden Gesichtern

unsere Post sichten u. herumnaschen, sitzt er gedrückt

in einer Ecke, um die Freude der anderen nicht zu

stören. Armer Kerl !

     Eins kann ich Dir noch mitteilen, mutig u.

kampflustig sind wir wie zuvor, so klein unser

Häufchen geworden ist, aber müde, schrecklich müde

u. schlapp, wir sind nicht mehr die frischen Jungen

die unter Jubel durch unser herrliches Vaterland

fuhren, wir sind ernst, verteufelt ernst geworden.

       Herzliche Grüße Dir u. Röschen u. vielen vielen

       Dank für Eure Liebe !

                        Auf Wiedersehen       Dein Walther

Sei doch bitte so gut u. schicke mir noch 2 Ersatzbatterien

für meine Taschenlampe, die ist hier ein

unentbehrliches Instrument.

Der Kakao sowie eine Tasse Bouillon haben mir

heute früh prächtig geschmeckt.


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  • January 23, 2017 22:43:22 Rolf Kranz

    durch den Knall u. schimpft über die Biester, die einen

    nicht mal schlafen lassen, u. rings herum schnarchen

    meine Kameraden, von denen mir wackre Jungens

    ans Herz gewachsen sind. Wenn nur Hans Franke

    noch lebte ! Ich habe zwar jetzt wieder einen Kameraden,

    meinen ständigen Begleiter auf allen gefährlichen

    Patrouillen, die ich mit Vorliebe ausführe, fröhne ich

    doch dabei meiner Jagdpassion, wenn ich mich an den

    Feind heranpirsche, aber er sieht in mir zu sehr seinen

    Herrn u. Meister, er ist mein Schatten, u. dabei

    kommt schließlich nicht viel heraus, ja Wilhelm, er ist

    doch mein erster u. einziger Kamerad u. Freund im

    vollsten Umfange des Worts. Morgen wirds wohl wieder

    mal einen Sturm geben, um den Übergang über den

    Kanal zu erzwingen, was bisher wegen starken Flankenfeuers

    nicht möglich war. Eine starke Brücke wurde

    201 vor der Nase in die Luft gesprengt. Bei all

    diesen Schreibereien schmocht mein Pfeifchen u. soll

    hoffentlich noch recht oft u. lange schmochen. Ich hatte zwar

    von Gent her ein kleines Pfeifchen, na die habe ich

    einem armen Teufel aus meiner 3. Gruppe des 1. Zuges

    geschenkt, der überhaupt noch keine Nachricht von Hause

    hat u. vielleicht auch keine bekommen wird. Er hat

    sich riesig darüber gefreut. Nun zanke über meine

    Verschwendung, aber ich konnte nicht anders, der arme


    ...rechte Seite

    Bengel, im übrigen im Gefecht allen voran, tut mir

    so leid. Wenn wir alle mit strahlenden Gesichtern

    unsere Post sichten u. herumnaschen, sitzt er gedrückt

    in einer Ecke, um die Freude der anderen nicht zu

    stören. Armer Kerl !

         Eins kann ich Dir noch mitteilen, mutig u.

    kampflustig sind wir wie zuvor, so klein unser

    Häufchen geworden ist, aber müde, schrecklich müde

    u. schlapp, wir sind nicht mehr die frischen Jungen

    die unter Jubel durch unser herrliches Vaterland

    fuhren, wir sind ernst, verteufelt ernst geworden.

           Herzliche Grüße Dir u. Röschen u. vielen vielen

           Dank für Eure Liebe !

                            Auf Wiedersehen       Dein Walther

    Sei doch bitte so gut u. schicke mir noch 2 Ersatzbatterien

    für meine Taschenlampe, die ist hier ein

    unentbehrliches Instrument.

    Der Kakao sowie eine Tasse Bouillon haben mir

    heute früh prächtig geschmeckt.


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Friedrich-Carl Hoffmann
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http://creativecommons.org/licenses/by-sa/3.0/


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