Briefe von Walther Huth an seine Eltern und Bekannte , item 115
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linke Seite
unsere Koffer kaum zu sehen bekommen, hätte ich gern
ein Paar Strümpfe.
Gestern erfuhr ich gelegentlich Ablösung durch 9/95, daß
Willy vor einigen Tagen durch Schrapnell leicht an der
Schulter verwundet ist, möchte bald Nachricht haben,
wo er steckt u. wie es ihm geht. Ist doch ne
Gemeinheit, mich hier allein sitzen zu lassen ! Wenn ich auch
nen Urlaubsschuß erwischt hätte, wollte ich noch nichts sagen,
aber so ists roh !
Bin neugierig, wie lange wir noch stillliegen u.
wie sich die ganze Offensive weiter entwickelt. Da wir
selten Zeitungen bekommen haben, wußten wir bisher
nur gerüchteweise, was los war, jetzt sind etliche neue
Sachen angekommen: vom 24.VII. Habt Ihr den Artikel
von Broniit gelesen: Vorstoß bei Mlawa ? Steht allerlei
von uns drin, wenn auch in den Vorbereitungen u.
Tatsachen recht verschwommen u. ungenau.
Wie geht es Albrecht ? u. wo steckt T. Gretchen, ich
habe ihre Ferienadresse nicht.
Euch alle grüßt herzlichst
Euer dankbarer Walther.
188. Brief an Trudchen.
Liebe Sputti ! Grudek, 31. VII. 1915.
Ich bin traurig u. allein. Mein Wilhelm ist am 27. verwundet
...rechte Seite
worden u. mir fehlt von ihm bisher jede persönliche
Nachricht: er hat bei einem feindl. Angriff, den
wir glatt abschlugen, eine Schrapnellkugel in die Schulter
bekommen, u. zwar ist das Ding sitzen geblieben, so
daß man nicht weiß, ob sie in das Schultergelenk
eingedrungen ist, oder nicht, das Letztere würde nach
Auskunft des Arztes dauernde Steifheit hervorrufen, wenn
nicht ein ganz besonderer Glücksfall eintreten würde.
Hoffentlich sitzt sie nur im Fleisch, dann wird alles
gut, der Kleine hat doch ein Saupech, kaum gelingt es
ihm, rauszukommen, schon hat er eins weg. Ich warte
nun von Stunde zu Stunde auf Nachricht, hier konnte
ich ihn nicht mehr erreichen, da er sofort in die Heimat
gekommen ist, sonst hätte ich mich auf einen Gaul
geklemmt u. wäre hingesaust, aber so...!
Gestern ritt ich einen noch vollständig rohen 3 jährigen
russischen Hengst, das war ein Theater, das Luder wollte
mich nicht auf seinem Rücken dulden, bis ich ihm mit
Sporen u. Peitsche eine andere Ansicht beibrachte.
Mir gehts gut. Heute viel Post, auch viel Pakete, aber
nichts für mich, na das nächste Mal. Wirst verstehen,
daß ich nicht viel Lust zum Schreiben habe.
Adio Schwesterlein !
Herzlichst Walther.
Gruß Helga ! Bilder hat Mutter.
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unsere Koffer kaum zu sehen bekommen, hätte ich gern
ein Paar Strümpfe.
Gestern erfuhr ich gelegentlich Ablösung durch 9/95, daß
Willy vor einigen Tagen durch Schrapnell leicht an der
Schulter verwundet ist, möchte bald Nachricht haben,
wo er steckt u. wie es ihm geht. Ist doch ne
Gemeinheit, mich hier allein sitzen zu lassen ! Wenn ich auch
nen Urlaubsschuß erwischt hätte, wollte ich noch nichts sagen,
aber so ists roh !
Bin neugierig, wie lange wir noch stillliegen u.
wie sich die ganze Offensive weiter entwickelt. Da wir
selten Zeitungen bekommen haben, wußten wir bisher
nur gerüchteweise, was los war, jetzt sind etliche neue
Sachen angekommen: vom 24.VII. Habt Ihr den Artikel
von Broniit gelesen: Vorstoß bei Molawa ? Steht allerlei
von uns drin, wenn auch in den Vorbereitungen u.
Tatsachen recht verschwommen u. ungenau.
Wie geht es Albrecht ? u. wo steckt T. Gretchen, ich
habe ihre Ferienadresse nicht.
Euch alle grüßt herzlichst
Euer dankbarer Walther.
188. Brief an Trudchen.
Liebe Sputti ! Grudek, 31. VII. 1915.
Ich bin traurig u. allein. Mein Wilhelm ist am 27. verwundet
...rechte Seite
worden u. mir fehlt von ihm bisher jede persönliche
Nachricht: er hat bei einem feindl. Angriff, den
wir glatt abschlugen, eine Schrapnellkugel in die Schulter
bekommen, u. zwar ist das Ding sitzen geblieben, so
daß man nicht weiß, ob sie in das Schultergelenk
eingedrungen ist, oder nicht, das Letztere würde nach
Auskunft des Arztes dauernde Steifheit hervorrufen, wenn
nicht ein ganz besonderer Glücksfall eintreten würde.
Hoffentlich sitzt sie nur im Fleisch, dann wird alles
gut, der Kleine hat doch ein Saupech, kaum gelingt es
ihm, rauszukommen, schon hat er eins weg. Ich warte
nun von Stunde zu Stunde auf Nachricht, hier konnte
ich ihn nicht mehr erreichen, da er sofort in die Heimat
gekommen ist, sonst hätte ich mich auf einen Gaul
geklemmt u. wäre hingesaust, aber so...!
Gestern ritt ich einen noch vollständig rohen 3 jährigen
russischen Hengst, das war ein Theater, das Luder wollte
mich nicht auf seinem Rücken dulden, bis ich ihm mit
Sporen u. Peitsche eine andere Ansicht beibrachte.
Mir gehts gut. Heute viel Post, auch viel Pakete, aber
nichts für mich, na das nächste Mal. Wirst verstehen,
daß ich nicht viel Lust zum Schreiben habe.
Adio Schwesterlein !
Herzlichst Walther.
Gruß Helga ! Bilder hat Mutter.
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Gródek
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Coswig (bei Dresden)
Location(s)
Story location Coswig (bei Dresden)
Document location Gródek
- ID
- 2656 / 33722
- Contributor
- Friedrich-Carl Hoffmann
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