Kriegstagebuch von Hans-Joachim Röhr aus Görlitz - Band 3, item 127
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S. 231
Haus fühlen. Potsdam ist die Schmiede und das
Schmiedefeuer für das zerbrochene Siegmundsschwert
der Fridericusgeist von gestern reicht dem Gardegeist
von heute wie auf dem Ehrenmal die Hand und gibt
ihm als Parole mit das alte herrliche "Dennoch", das
uns von Rnersdorf nach Leuthen, von Jena nach
Belle-Alliance, von 48 nach 71 geführt hat - das wird sich
auch nach 1918 wieder bewähren. Und das können
wir, weil wir auf den "Christus heute" schauen. Wie
oft haben Sie ihn totgesagt und genau so wie damals
wälzen sich am Karfreitag Deutschlands die spottenden
höhnenden Waffen an unsrer gekreuzigten Ohnmacht
vorbei und warten auf unser langsames Absterben von
innen und außen. Da ruft der Christus in uns mit
den angenagekten Händen seinen Gott an, greift durch
die Wolken hindurch an seines Vaters Herz und über
alle Witwennot und alles Waisenleid aus dem Kriege,
über gegenwärtige Schande und höllentiefes Leid, über
alledem, was unwiederbringlich da hin sit, weist er
dahin, was wir bewähren müssen, wenn wir heute die
Seele des Volks bewahren wollen vor dem Argen: Nie
hat Gott so um unser Volk geworden, wie gerade jetzt.
Wie wir als totgetreue Mannen nichts zwischen uns
und unsren Regimentschef treten lassen, so lassen wir
bis in die Gedanken hinein nichts zwischen uns und
unsren Gott treten: Du bleibest wie du bist - semper
talis - sein sind wir, mit dir halten wir's, wir lassen
dich nicht, auch wenn du uns unsren Stolz und unsre
Freude und unser Glück zerbrichtst - semper talis: auch
wir bleiben, was wir sind. Die Garde stirbt, doch sie
ergibt sich nicht dem Geist der Zeit, der Zersetzung und
ergibt sich nicht dem Geist der Zeit, der Zersetzung und
Verflachung und Verzwiflung. Dann muß Ostern
kommen, wie es damals kam, und auf dem abgewälzten
Grabstein Jesu bauen wir den Grenzstein der macht unsrer
Feinde: den deutschen Körper möget ihr knebeln und
knechten, des deutschen Geistes werdet ihr nie Herr
werden! Auf diesen Grabstein bauen wir den
Grundstein des neuen deutschen Hauses und seiner Zukunft
und werden um die Seele unsrer Jugend: Werdet Jener
würdig, die im Glauben an Deutschlands Größe und
Ehre starben, die damals im Lustgarten Treue bis in
den Tod schwuren durch den Mund ihres Kammandeurs,
die letzten Rosen empfingen aus der Hand ihrer Kaiserin
und dann kam nur noch der Lorbeer auf die blutige
bleiche Heldenstirn.
III.
Alles fährt hinaus über die Gegenwart dem ewigen
Gericht entgegen: Derselbe Jesus Christus auch
in Ewigkeit. Er wird richten die Lebendigen und
die Toten und einem Jeglichen geben nach seinen
Werken. Eins weiß ich: Ich möchte auch im ewigen Gericht
nur ein Deutscher sein. Mir grautt vor diesen
Judaslöhnen hinter der Szene des Welltheaters, in dem
Siegfried die tragische Hauptrolle spielte, mir graut vor
diesen heimlichen Verabredungen, die mit Mord
begannen und mit Lüge endeten, mir graut vor diesen
Gemeinheit der Feigheit, die aus lauter Angst quält
und peinigt, das Unschuldige und Wehrlose, am
allerliebsten, mir graut vor diesen erstickten Schreien der
unschuldig Gefolterten und mir graut am allermeisten
vor den Gebeten dieser Erzheuchler, die sich nun vorn
in den Templ Gottes stellen und ein Tedeum nach
dem anderen singen über dem nun endlich überwundenen
"Barbaren". Nein: wir wollen weiter nichts, als was
unser Kaiser und sein Haus, was die 8000 Grenadiere
und Füsiliere vom Ersten Garde-Regiment und Ersten
Garde-Reserve-Regiment taten am 9.August 1914: Auf
die Knie wollen wir fallen im Geist geschart um unsern
betenden Kaiser und unsere von oben uns segnende
Kaiserin:
Herr, hilf uns! Herr mach uns frei! Wir lassen dich
nicht, du segnest uns denn! Dennoch bleiben wir stets
an dir! Du hältst un, du rettest uns, du nimmst uns
endlich mit Ehren an - hier in der Zeit und droben
in der Ewigkeit.
Und wie wir durchs Schlachtenwetter gegangen, so
wollen wir auch durch die heiligen Flammen deines
ewigen Gerichtes gehen, gewiß der Vergebung der
Sünden, gewiß der Gemeinschaft mit unsren Helden, gewiß
des ewigen Lebens.
So gehe es uns auf das ewige Licht in dir, dem
Sohn des lebendigen Gottes über Leben und Sterben,
in Kampf und Not, in Zeit und Ewigkeit:
Jesus Christus, gestern, heut und derselbe auch
in Ewigkeit.
Semper talis!
Amen.
Leider war dem katholischen Seelsorger der Garnison
aus der Zeit vor Kriegsausbruch, dem jetzigen Domprobst
Dr. Middendorf, der gleichfalsl am 9.August 1914 auf dem
Lustgarten gesprochen hat, nicht vergönnt, aus dem besetzten
Köln herzueilen. Für ihm ergreift Kaplan Rickel von der
hiesigen Pfarrkriche das Wort:
Predigt des Kaplans Nickel.
Wer immer sein Haus, Bruder oder Schwester, Vater
oder Mutter, Weib oder Kind um meines Namens willen
verläßt, der wird Hundertfältiges erhalten und das ewige
Leben besizen. (Matthäus 19,29.)
Liebe Kameraden!
Wenn des Sonntags die Glocken im Trum
erklingen, dann schlägt ihr Schall nicht bloß an unser
Ohr, er dringt auch in unser Herz. Und die Gläubigen
eilen freudig zum Gotteshaus.
Ihr altes Regiment hat Sie gerufen. Der Ruf
drang in Ihre Seele. Freudig kamen Sie herbei, weil
es Sie drängte, jene zu sehen, mit denen Sie Freud
und Leib teilten.
Das Erste Garde-Regiment ist mit blankem Schild
aus dem Kampfe hervorgegangen. Spätere
Jahrhunderte werden die Ruhmestaten gerade dieses Regimentes
preisen. Es ertrug nicht allein das Schwerste, nein, es
hatte auch den Willen zu überwinden und zu fliegen.
Noch sein letzter Gang an der Maas im November 18
war ein Ehrengang.
Die Toten des Regiments künden seine Großtaten.
Habt Dank, Ihr treuen Toten, für Eure Tapferkeit!
Eure Tapferkeit war nicht wie eine auflobernde Flamme,
sie war gehärtet im Feuer der Treue und Liebe. Denn
niemand hat eine größere Liebe als der, welcher sein
Leben hingibt für seine Freunde. Ihr kämpftet mit
gläubigem Herzen und demütigem Sinn. So habt Ihr
die rein menschliche Tugend der Tapferkeit zu einer
christlichen gemacht. Wie sollenw ir Euch das vergelten!
Wir haben Euch in unsr Herz geschrieben. Danken
wollen wir Euch durch unser fürbittendes Gebt. "O
Herr, gib ihnen die ewige Ruhe und das ewige Licht
leuchte ihnen, Herr, laß sie ruhn in Frieden."
Mit diesem Gebet haben wir unseren Dank in Gottes
gütige Vaterhände gelegt. Möge er Eure Treue vergelten
mit der Verheißung: "Wohlan, Ihr guten und getreuen
Knechte, da Ihr auf Erden über Weniges getrau gewesen
seid, will ich Euch über Vieles setzen im Himmel, geht
ein in die Freuden Eures Herrn". In dem Hause
unseres himmlischen Vaters sind viele Wohnungen, wäre
es nicht so, so hätte es uns der Herr gesagt.
Wo Helden sterben, da trauern Mütter und Väter,
Frauen und Kinder. Auch ihnen, die ihr Leibstes
opferten, gebührt unser Dank. Ein kleines Zeichen
menschlichen Dankes ist ausgerichtet, ein Denkmal aus Stein.
Es ist, als ob sich an ihm die gefallenen Helden, die
überlebenden Kameradne Mütter und Väter, Frauen
und Kinder die Hand reichten und traute Zwiesprache
hielten von Liebe und Treu.
Doch Menschendank ist schwach. Wiederum soll der
Vater im Himmel trösten und danken.
"Du findest den Freund nimmermehr", so singt
das irdische Lied. Das himmlische aber jubelt: "Es
gibt ein Wiedersehn!" Denn ich bin die Auferstehung
und das Leben, spricht Christus der Herr, wer an mich
glaubt, wird in Ewigkeit nicht sterben. Den Lorbeer
an der Stirn, den Palmzweig in der Hand weden die
Helden einst ihre Leben grüßen.
Das Erste Garde-Regiment und die ihm
angeschlossenen Formationen haben über 8000 nunge Leben
fürs Vaterland dahingegeben. Welch ein großer
Friedhof! Mir deucht, als wäre ein abgrundtiefer See dabei,
der die Tränen von jenen kaum fassen könnte, die
um sie trauern. Es ist, as schmückten Trauerweiden
diese weite Ruhestätte. Sie neigen ihr Haupt aus
Ehrdurcht vor denen, die hier schlummern. Der Wind geht
durch der Bäume Gipfel und ein Vöglein singt
wehmütig die Totenklage. Doch auf dem schlichten Holzkreuz
eines Heldengrabes sitzt ein FInk. Auch er stimmt ein
Lied an. Es ist heller, lauter und fröhlicher als die
Totenklage. Er singt von der unverwüstlichen Kraft, des
Deutschen Volkes. Denn, wo solche Männer sterben,
kann das Volk nicht untergehen. Er singt: " Du Deutsches
Volk, Du mußt schreiten von der Nacht zum Licht. Per
cucem ab Iucem! Gütiger Vater, gib, daß des Finken
Lied halb Wirklichkeit werde. Amen.
Der Gottesdienst schließt mit dem gemeinsamen Gesang
"Wir treten zum Beten vor Gott den Gerechten ..."
Auch die eigentliche Enthüllung und Weihe des Denkmals
ist "mit Rücksicht auf die politischen Verhältnisse" durch den
preußischen Minister des Innern recht einschneidenden
Beschränkungen unterworfen. Ein parademarsch dr Regimenter
am Denkmal soll nicht stattfinden, die Feier am Denkmal
denkbar kurz sein. Major Graf zu Eulenburg, als dem
letzten Kommandeur des Regiments fällt die Aufgabe zu, der
Bedeutung des Denkmals, als eines Mals des Dankes an
unsere gefallenen Helden, eines Mals der Ehre für die beiden
Regimenter und eines Mals der Mahnung an uns und
unsere nachkommen, Ausdruck zu geben.Seine Rede ist
also ihrem Sinn nach der Beginn der Feier am Denkmal,
muß nun aber der behördlichen Anordung wegen noch
auf dem Kasernenhof gehalten werden. Doch der Zwang
hat auch hier eine gute Seite: die durchdringende Stimme
des Kommandeurs beherrscht den weiten Hof bis in die
entferntesten Winkel, sicherer vielleicht als draußen den freien
Platz am Denkmal, jedes Wort haftet unauslöschlich in den
Herzen seiner Zuhörer:
Rede des Majors Grafn S. zu Eulenburg.
Verehrte Hinterbliebene unserer treuren Toten, liebe Kameraden,
tapfere Kampfgenossen! Endlich ist der langersehnte Tag
gekommen, an dem wir einen Teil des Dankes abtragen dürfen,
den wir für unsere gefallenen Kameraden im Herzen tragen;
denn ihnen in erster Linie gilt das herrliche Mal, das vor
uns stehen wird. Doch soll es uns nicht erlaubt sein die
Feier so zu begehen, wie es der Würde unseres stolzen
Regimentes und seiner früheren Gefallenen entspricht. Man
hat es gewagt, uns Einschränkungen aufzuerlegen. Jeder
Bube darf öffentlich Vaterland und Heldentum schmähen. Aber
ich darf nicht vor unserem Ruhmesdenkmal zu Euch sprechen,
um dort der Großtaten unserer Väter zu gedenken und derer,
die ihr Leben für das Vaterland ließen. Die in solcher
Weise für die Sicherheit des Staates zu sorgen glauben,
richten sich selbst.
Wir aber erheben Einspruch dagegen, in Deutschland
als Fremde oder Bürger 2. Kl. behandelt zu werden. Wir
verlangen Haus- und Heimatsrech in unserem Vaterland!
Wenn wir die lange Reihe der Männer an unserem
geistigen Auge vorbeiziehen lassen, die an unsere Seite
den Heldentod starben, an ihrer Spitze die beiden edlen
Kommandeure, unser lieben Oberstleutnant von Bismarck, der,
durch 30jährigen Dienst mit dem Regiment verwachsne, uns
zu einer lebenden Regimentsgeschichte geworden war, und der
tapfer Oberstleutnant von Schmidt, Führer des 1.
Garde-Reserve-Regiments, hinter ihnen all die herrlichen Mönner mit
den vom Feuer glühender Vaterlandsliebe leuchtenden Augen
und dem ehernen Willen im hezren, ihr Letztes einzusetzen für
Deutschlands Größe - wenn wir diese schier endlose Reihe -
an uns vorüberziehen lassen, so wird es uns klar, was mit
ihnen Deutschland verloren hat, und gleichzeitig erklärt sich
uns mancher schwre Schicksalstag der letzten 5 Jahre, manche
Schmach, die wir hingenommen habe von innen und außen.
Es waren eben die Besten unseres Volkes, die der Rasen deckt.
Aber, - und damit wende ich mich in erster Linie an Sie,
verehrte Hinterbliebene, - nicht vergebens ist das edle Blut
geflossen, wie es enge Auffassungen so oft in den letzten Jahren
geklagt hat. Wie vor Jahrhunderten durch das Blut der
christlichen Märtyrer nicht, nach dem Willen ihrer Mörder,
das Christentum erstickt wurde, sondern zu neuer Größe
erstand, so wird auch aus der Blutsaat unserer gefallenen
Helden einst die Ernte neuer deutscher Größe erwachsne. Wenn
einmal wieder die Sonne der Freiheit über den deutschen
Landen leuchtet, - es ist nur eine Frae der Zeit, - dann
ahben sie jene Männer mit heraufgeführt. Dazu ist aber
nötig, daß ihre Taten nicht untergehen mit uns, die wir sie
erlebten. Drum soll dieser steinerne Stahlhelmmann von ihnen
zeugen für alle Zeiten und kommende Geschlechter zur
Nacheiferung begeistern.
Noch ein anderer Gedanke des Trostes drängt sich mir
auf, wenn ich Sie verehrte Hinterbiebene, hier vor ir sehe:
Den SIeg, vor Augen sind unsere Helden gefallen, in der
Zuversicht, Deutschlands Größe erkämpft zu haben, Deutschlankds
Schmach brauchten sie nicht zu erlebn. Wahrlich ein herrliches,
ein beneidenswertes Los!
Aber nicht nur den Gefallenen gilt dieses Denkmal. Auch
Euch soll e ein mal der Ehre sein, tapfere Kameraden und
Mitkämpfer vom Ersten Garde- und 1. Garde-Reserve-
Regiment und die Ihr bei aneren Truppenteilen die
Erziehung des Ersen Garde-Regiments bewährt habt.
Ihr sollt, wenn Ihr zu diesem Stein emporblickt, Euch in Stolz
Eurer Taten erinnern und Eure Kinder darauf hinweisen.
Diesen Stolz haben wir uns erkämpft. Ihn kann uns niemand
nehmen. Wir brauchen ihn als Grundstein für Deutschlands
Freiheitsbau.
So möchte ich den Sinn des Mannes im Stahlhelm, der
vor uns stehen wird, zusammenfassen in die Worte, die vor
100 Jahren gesetzt wurden auf das Denkmal für die Freiheitskrieger
in Preußns Hauptstadt: " Den Gefallenen zur
Erinnerung, den Lebenden zur Anerkennung, den kommenden
Geschlechtern zur Nacheiferung."
Doch neben dem Stahlhelmmann grüßt uns noch eine zweite
altbekannte Gestalt, ein Grenadier Friedrichs des Großen.
Er zeugt davon, daß dieses Denkmal nicht nur den Kämpfern
des Weltkrieges, den toten wie den lebenden gilt, sondern noch einem
anderen großen Toten: Dem Ersten Garde-Regt. z. F. und seinen
Taten während eines Vierteljahrtausends. Die Geshcichte des
Ersten-Garde-Regts. sit ein treues Abbild von Preußen ruhmreicher
Geschichte. An Preußens stolzesten, entscheidenden Tagen durfte
das Regiments an entscheidender Stelle stehen. Ich nenne:
Wollwitz, Hohenfriedberg, Leuthen, Großgörschen, Königgrätz
und St. Privat. Auch in dem Riesenringen des Weltkrieges
S. 232
-
S. 231
Haus fühlen. Potsdam ist die Schmiede und das
Schmiedefeuer für das zerbrochene Siegmundsschwert
der Fridericusgeist von gestern reicht dem Gardegeist
von heute wie auf dem Ehrenmal die Hand und gibt
ihm als Parole mit das alte herrliche "Dennoch", das
uns von Rnersdorf nach Leuthen, von Jena nach
Belle-Alliance, von 48 nach 71 geführt hat - das wird sich
auch nach 1918 wieder bewähren. Und das können
wir, weil wir auf den "Christus heute" schauen. Wie
oft haben Sie ihn totgesagt und genau so wie damals
wälzen sich am Karfreitag Deutschlands die spottenden
höhnenden Waffen an unsrer gekreuzigten Ohnmacht
vorbei und warten auf unser langsames Absterben von
innen und außen. Da ruft der Christus in uns mit
den angenagekten Händen seinen Gott an, greift durch
die Wolken hindurch an seines Vaters Herz und über
alle Witwennot und alles Waisenleid aus dem Kriege,
über gegenwärtige Schande und höllentiefes Leid, über
alledem, was unwiederbringlich da hin sit, weist er
dahin, was wir bewähren müssen, wenn wir heute die
Seele des Volks bewahren wollen vor dem Argen: Nie
hat Gott so um unser Volk geworden, wie gerade jetzt.
Wie wir als totgetreue Mannen nichts zwischen uns
und unsren Regimentschef treten lassen, so lassen wir
bis in die Gedanken hinein nichts zwischen uns und
unsren Gott treten: Du bleibest wie du bist - semper
talis - sein sind wir, mit dir halten wir's, wir lassen
dich nicht, auch wenn du uns unsren Stolz und unsre
Freude und unser Glück zerbrichtst - semper talis: auch
wir bleiben, was wir sind. Die Garde stirbt, doch sie
ergibt sich nicht dem Geist der Zeit, der Zersetzung und
ergibt sich nicht dem Geist der Zeit, der Zersetzung und
Verflachung und Verzwiflung. Dann muß Ostern
kommen, wie es damals kam, und auf dem abgewälzten
Grabstein Jesu bauen wir den Grenzstein der macht unsrer
Feinde: den deutschen Körper möget ihr knebeln und
knechten, des deutschen Geistes werdet ihr nie Herr
werden! Auf diesen Grabstein bauen wir den
Grundstein des neuen deutschen Hauses und seiner Zukunft
und werden um die Seele unsrer Jugend: Werdet Jener
würdig, die im Glauben an Deutschlands Größe und
Ehre starben, die damals im Lustgarten Treue bis in
den Tod schwuren durch den Mund ihres Kammandeurs,
die letzten Rosen empfingen aus der Hand ihrer Kaiserin
und dann kam nur noch der Lorbeer auf die blutige
bleiche Heldenstirn.
III.
Alles fährt hinaus über die Gegenwart dem ewigen
Gericht entgegen: Derselbe Jesus Christus auch
in Ewigkeit. Er wird richten die Lebendigen und
die Toten und einem Jeglichen geben nach seinen
Werken. Eins weiß ich: Ich möchte auch im ewigen Gericht
nur ein Deutscher sein. Mir grautt vor diesen
Judaslöhnen hinter der Szene des Welltheaters, in dem
Siegfried die tragische Hauptrolle spielte, mir graut vor
diesen heimlichen Verabredungen, die mit Mord
begannen und mit Lüge endeten, mir graut vor diesen
Gemeinheit der Feigheit, die aus lauter Angst quält
und peinigt, das Unschuldige und Wehrlose, am
allerliebsten, mir graut vor diesen erstickten Schreien der
unschuldig Gefolterten und mir graut am allermeisten
vor den Gebeten dieser Erzheuchler, die sich nun vorn
in den Templ Gottes stellen und ein Tedeum nach
dem anderen singen über dem nun endlich überwundenen
"Barbaren". Nein: wir wollen weiter nichts, als was
unser Kaiser und sein Haus, was die 8000 Grenadiere
und Füsiliere vom Ersten Garde-Regiment und Ersten
Garde-Reserve-Regiment taten am 9.August 1914: Auf
die Knie wollen wir fallen im Geist geschart um unsern
betenden Kaiser und unsere von oben uns segnende
Kaiserin:
Herr, hilf uns! Herr mach uns frei! Wir lassen dich
nicht, du segnest uns denn! Dennoch bleiben wir stets
an dir! Du hältst un, du rettest uns, du nimmst uns
endlich mit Ehren an - hier in der Zeit und droben
in der Ewigkeit.
Und wie wir durchs Schlachtenwetter gegangen, so
wollen wir auch durch die heiligen Flammen deines
ewigen Gerichtes gehen, gewiß der Vergebung der
Sünden, gewiß der Gemeinschaft mit unsren Helden, gewiß
des ewigen Lebens.
So gehe es uns auf das ewige Licht in dir, dem
Sohn des lebendigen Gottes über Leben und Sterben,
in Kampf und Not, in Zeit und Ewigkeit:
Jesus Christus, gestern, heut und derselbe auch
in Ewigkeit.
Semper talis!
Amen.
Leider war dem katholischen Seelsorger der Garnison
aus der Zeit vor Kriegsausbruch, dem jetzigen Domprobst
Dr. Middendorf, der gleichfalsl am 9.August 1914 auf dem
Lustgarten gesprochen hat, nicht vergönnt, aus dem besetzten
Köln herzueilen. Für ihm ergreift Kaplan Rickel von der
hiesigen Pfarrkriche das Wort:
Predigt des Kaplans Nickel.
Wer immer sein Haus, Bruder oder Schwester, Vater
oder Mutter, Weib oder Kind um meines Namens willen
verläßt, der wird Hundertfältiges erhalten und das ewige
Leben besizen. (Matthäus 19,29.)
Liebe Kameraden!
Wenn des Sonntags die Glocken im Trum
erklingen, dann schlägt ihr Schall nicht bloß an unser
Ohr, er dringt auch in unser Herz. Und die Gläubigen
eilen freudig zum Gotteshaus.
Ihr altes Regiment hat Sie gerufen. Der Ruf
drang in Ihre Seele. Freudig kamen Sie herbei, weil
es Sie drängte, jene zu sehen, mit denen Sie Freud
und Leib teilten.
Das Erste Garde-Regiment ist mit blankem Schild
aus dem Kampfe hervorgegangen. Spätere
Jahrhunderte werden die Ruhmestaten gerade dieses Regimentes
preisen. Es ertrug nicht allein das Schwerste, nein, es
hatte auch den Willen zu überwinden und zu fliegen.
Noch sein letzter Gang an der Maas im November 18
war ein Ehrengang.
Die Toten des Regiments künden seine Großtaten.
Habt Dank, Ihr treuen Toten, für Eure Tapferkeit!
Eure Tapferkeit war nicht wie eine auflobernde Flamme,
sie war gehärtet im Feuer der Treue und Liebe. Denn
niemand hat eine größere Liebe als der, welcher sein
Leben hingibt für seine Freunde. Ihr kämpftet mit
gläubigem Herzen und demütigem Sinn. So habt Ihr
die rein menschliche Tugend der Tapferkeit zu einer
christlichen gemacht. Wie sollenw ir Euch das vergelten!
Wir haben Euch in unsr Herz geschrieben. Danken
wollen wir Euch durch unser fürbittendes Gebt. "O
Herr, gib ihnen die ewige Ruhe und das ewige Licht
leuchte ihnen, Herr, laß sie ruhn in Frieden."
Mit diesem Gebet haben wir unseren Dank in Gottes
gütige Vaterhände gelegt. Möge er Eure Treue vergelten
mit der Verheißung: "Wohlan, Ihr guten und getreuen
Knechte, da Ihr auf Erden über Weniges getrau gewesen
seid, will ich Euch über Vieles setzen im Himmel, geht
ein in die Freuden Eures Herrn". In dem Hause
unseres himmlischen Vaters sind viele Wohnungen, wäre
es nicht so, so hätte es uns der Herr gesagt.
Wo Helden sterben, da trauern Mütter und Väter,
Frauen und Kinder. Auch ihnen, die ihr Leibstes
opferten, gebührt unser Dank. Ein kleines Zeichen
menschlichen Dankes ist ausgerichtet, ein Denkmal aus Stein.
Es ist, als ob sich an ihm die gefallenen Helden, die
überlebenden Kameradne Mütter und Väter, Frauen
und Kinder die Hand reichten und traute Zwiesprache
hielten von Liebe und Treu.
Doch Menschendank ist schwach. Wiederum soll der
Vater im Himmel trösten und danken.
"Du findest den Freund nimmermehr", so singt
das irdische Lied. Das himmlische aber jubelt: "Es
gibt ein Wiedersehn!" Denn ich bin die Auferstehung
und das Leben, spricht Christus der Herr, wer an mich
glaubt, wird in Ewigkeit nicht sterben. Den Lorbeer
an der Stirn, den Palmzweig in der Hand weden die
Helden einst ihre Leben grüßen.
Das Erste Garde-Regiment und die ihm
angeschlossenen Formationen haben über 8000 nunge Leben
fürs Vaterland dahingegeben. Welch ein großer
Friedhof! Mir deucht, als wäre ein abgrundtiefer See dabei,
der die Tränen von jenen kaum fassen könnte, die
um sie trauern. Es ist, as schmückten Trauerweiden
diese weite Ruhestätte. Sie neigen ihr Haupt aus
Ehrdurcht vor denen, die hier schlummern. Der Wind geht
durch der Bäume Gipfel und ein Vöglein singt
wehmütig die Totenklage. Doch auf dem schlichten Holzkreuz
eines Heldengrabes sitzt ein FInk. Auch er stimmt ein
Lied an. Es ist heller, lauter und fröhlicher als die
Totenklage. Er singt von der unverwüstlichen Kraft, des
Deutschen Volkes. Denn, wo solche Männer sterben,
kann das Volk nicht untergehen. Er singt: " Du Deutsches
Volk, Du mußt schreiten von der Nacht zum Licht. Per
cucem ab Iucem! Gütiger Vater, gib, daß des Finken
Lied halb Wirklichkeit werde. Amen.
Der Gottesdienst schließt mit dem gemeinsamen Gesang
"Wir treten zum Beten vor Gott den Gerechten ..."
Auch die eigentliche Enthüllung und Weihe des Denkmals
ist "mit Rücksicht auf die politischen Verhältnisse" durch den
preußischen Minister des Innern recht einschneidenden
Beschränkungen unterworfen. Ein parademarsch dr Regimenter
am Denkmal soll nicht stattfinden, die Feier am Denkmal
denkbar kurz sein. Major Graf zu Eulenburg, als dem
letzten Kommandeur des Regiments fällt die Aufgabe zu, der
Bedeutung des Denkmals, als eines Mals des Dankes an
unsere gefallenen Helden, eines Mals der Ehre für die beiden
Regimenter und eines Mals der Mahnung an uns und
unsere nachkommen, Ausdruck zu geben.Seine Rede ist
also ihrem Sinn nach der Beginn der Feier am Denkmal,
muß nun aber der behördlichen Anordung wegen noch
auf dem Kasernenhof gehalten werden. Doch der Zwang
hat auch hier eine gute Seite: die durchdringende Stimme
des Kommandeurs beherrscht den weiten Hof bis in die
entferntesten Winkel, sicherer vielleicht als draußen den freien
Platz am Denkmal, jedes Wort haftet unauslöschlich in den
Herzen seiner Zuhörer:
Rede des Majors Grafn S. zu Eulenburg.
Verehrte Hinterbliebene unserer treuren Toten, liebe Kameraden,
tapfere Kampfgenossen! Endlich ist der langersehnte Tag
gekommen, an dem wir einen Teil des Dankes abtragen dürfen,
den wir für unsere gefallenen Kameraden im Herzen tragen;
denn ihnen in erster Linie gilt das herrliche Mal, das vor
uns stehen wird. Doch soll es uns nicht erlaubt sein die
Feier so zu begehen, wie es der Würde unseres stolzen
Regimentes und seiner früheren Gefallenen entspricht. Man
hat es gewagt, uns Einschränkungen aufzuerlegen. Jeder
Bube darf öffentlich Vaterland und Heldentum schmähen. Aber
ich darf nicht vor unserem Ruhmesdenkmal zu Euch sprechen,
um dort der Großtaten unserer Väter zu gedenken und derer,
die ihr Leben für das Vaterland ließen. Die in solcher
Weise für die Sicherheit des Staates zu sorgen glauben,
richten sich selbst.
Wir aber erheben Einspruch dagegen, in Deutschland
als Fremde oder Bürger 2. Kl. behandelt zu werden. Wir
verlangen Haus- und Heimatsrech in unserem Vaterland!
Wenn wir die lange Reihe der Männer an unserem
geistigen Auge vorbeiziehen lassen, die an unsere Seite
den Heldentod starben, an ihrer Spitze die beiden edlen
Kommandeure, unser lieben Oberstleutnant von Bismarck, der,
durch 30jährigen Dienst mit dem Regiment verwachsne, uns
zu einer lebenden Regimentsgeschichte geworden war, und der
tapfer Oberstleutnant von Schmidt, Führer des 1.
Garde-Reserve-Regiments, hinter ihnen all die herrlichen Mönner mit
den vom Feuer glühender Vaterlandsliebe leuchtenden Augen
und dem ehernen Willen im hezren, ihr Letztes einzusetzen für
Deutschlands Größe - wenn wir diese schier endlose Reihe -
an uns vorüberziehen lassen, so wird es uns klar, was mit
ihnen Deutschland verloren hat, und gleichzeitig erklärt sich
uns mancher schwre Schicksalstag der letzten 5 Jahre, manche
Schmach, die wir hingenommen habe von innen und außen.
Es waren eben die Besten unseres Volkes, die der Rasen deckt.
Aber, - und damit wende ich mich in erster Linie an Sie,
verehrte Hinterbliebene, - nicht vergebens ist das edle Blut
geflossen, wie es enge Auffassungen so oft in den letzten Jahren
geklagt hat. Wie vor Jahrhunderten durch das Blut der
christlichen Märtyrer nicht, nach dem Willen ihrer Mörder,
das Christentum erstickt wurde, sondern zu neuer Größe
erstand, so wird auch aus der Blutsaat unserer gefallenen
Helden einst die Ernte neuer deutscher Größe erwachsne. Wenn
einmal wieder die Sonne der Freiheit über den deutschen
Landen leuchtet, - es ist nur eine Frae der Zeit, - dann
ahben sie jene Männer mit heraufgeführt. Dazu ist aber
nötig, daß ihre Taten nicht untergehen mit uns, die wir sie
erlebten. Drum soll dieser steinerne Stahlhelmmann von ihnen
zeugen für alle Zeiten und kommende Geschlechter zur
Nacheiferung begeistern.
Noch ein anderer Gedanke des Trostes drängt sich mir
auf, wenn ich Sie verehrte Hinterbiebene, hier vor ir sehe:
Den SIeg, vor Augen sind unsere Helden gefallen, in der
Zuversicht, Deutschlands Größe erkämpft zu haben, Deutschlankds
Schmach brauchten sie nicht zu erlebn. Wahrlich ein herrliches,
ein beneidenswertes Los!
Aber nicht nur den Gefallenen gilt dieses Denkmal. Auch
Euch soll e ein mal der Ehre sein, tapfere Kameraden und
Mitkämpfer vom Ersten Garde- und 1. Garde-Reserve-
Regiment und die Ihr bei aneren Truppenteilen die
Erziehung des Ersen Garde-Regiments bewährt habt.
Ihr sollt, wenn Ihr zu diesem Stein emporblickt, Euch in Stolz
Eurer Taten erinnern und Eure Kinder darauf hinweisen.
Diesen Stolz haben wir uns erkämpft. Ihn kann uns niemand
nehmen. Wir brauchen ihn als Grundstein für Deutschlands
Freiheitsbau.
So möchte ich den Sinn des Mannes im Stahlhelm, der
vor uns stehen wird, zusammenfassen in die Worte, die vor
100 Jahren gesetzt wurden auf das Denkmal für die Freiheitskrieger
in Preußns Hauptstadt: " Den Gefallenen zur
Erinnerung, den Lebenden zur Anerkennung, den kommenden
Geschlechtern zur Nacheiferung."
Doch neben dem Stahlhelmmann grüßt uns noch eine zweite
altbekannte Gestalt, ein Grenadier Friedrichs des Großen.
Er zeugt davon, daß dieses Denkmal nicht nur den Kämpfern
des Weltkrieges, den toten wie den lebenden gilt, sondern noch einem
anderen großen Toten: Dem Ersten Garde-Regt. z. F. und seinen
Taten während eines Vierteljahrtausends. Die Geshcichte des
Ersten-Garde-Regts. sit ein treues Abbild von Preußen ruhmreicher
Geschichte. An Preußens stolzesten, entscheidenden Tagen durfte
das Regiments an entscheidender Stelle stehen. Ich nenne:
Wollwitz, Hohenfriedberg, Leuthen, Großgörschen, Königgrätz
und St. Privat. Auch in dem Riesenringend es Weltkrieges
S. 232
-
S. 231
Haus fühlen. Potsdam ist die Schmiede und das
Schmiedefeuer für das zerbrochene Siegmundsschwert
der Fridericusgeist von gestern reicht dem Gardegeist
von heute wie auf dem Ehrenmal die Hand und gibt
ihm als Parole mit das alte herrliche "Dennoch", das
uns von Rnersdorf nach Leuthen, von Jena nach
Belle-Alliance, von 48 nach 71 geführt hat - das wird sich
auch nach 1918 wieder bewähren. Und das können
wir, weil wir auf den "Christus heute" schauen. Wie
oft haben Sie ihn totgesagt und genau so wie damals
wälzen sich am Karfreitag Deutschlands die spottenden
höhnenden Waffen an unsrer gekreuzigten Ohnmacht
vorbei und warten auf unser langsames Absterben von
innen und außen. Da ruft der Christus in uns mit
den angenagekten Händen seinen Gott an, greift durch
die Wolken hindurch an seines Vaters Herz und über
alle Witwennot und alles Waisenleid aus dem Kriege,
über gegenwärtige Schande und höllentiefes Leid, über
alledem, was unwiederbringlich da hin sit, weist er
dahin, was wir bewähren müssen, wenn wir heute die
Seele des Volks bewahren wollen vor dem Argen: Nie
hat Gott so um unser Volk geworden, wie gerade jetzt.
Wie wir als totgetreue Mannen nichts zwischen uns
und unsren Regimentschef treten lassen, so lassen wir
bis in die Gedanken hinein nichts zwischen uns und
unsren Gott treten: Du bleibest wie du bist - semper
talis - sein sind wir, mit dir halten wir's, wir lassen
dich nicht, auch wenn du uns unsren Stolz und unsre
Freude und unser Glück zerbrichtst - semper talis: auch
wir bleiben, was wir sind. Die Garde stirbt, doch sie
ergibt sich nicht dem Geist der Zeit, der Zersetzung und
ergibt sich nicht dem Geist der Zeit, der Zersetzung und
Verflachung und Verzwiflung. Dann muß Ostern
kommen, wie es damals kam, und auf dem abgewälzten
Grabstein Jesu bauen wir den Grenzstein der macht unsrer
Feinde: den deutschen Körper möget ihr knebeln und
knechten, des deutschen Geistes werdet ihr nie Herr
werden! Auf diesen Grabstein bauen wir den
Grundstein des neuen deutschen Hauses und seiner Zukunft
und werden um die Seele unsrer Jugend: Werdet Jener
würdig, die im Glauben an Deutschlands Größe und
Ehre starben, die damals im Lustgarten Treue bis in
den Tod schwuren durch den Mund ihres Kammandeurs,
die letzten Rosen empfingen aus der Hand ihrer Kaiserin
und dann kam nur noch der Lorbeer auf die blutige
bleiche Heldenstirn.
III.
Alles fährt hinaus über die Gegenwart dem ewigen
Gericht entgegen: Derselbe Jesus Christus auch
in Ewigkeit. Er wird richten die Lebendigen und
die Toten und einem Jeglichen geben nach seinen
Werken. Eins weiß ich: Ich möchte auch im ewigen Gericht
nur ein Deutscher sein. Mir grautt vor diesen
Judaslöhnen hinter der Szene des Welltheaters, in dem
Siegfried die tragische Hauptrolle spielte, mir graut vor
diesen heimlichen Verabredungen, die mit Mord
begannen und mit Lüge endeten, mir graut vor diesen
Gemeinheit der Feigheit, die aus lauter Angst quält
und peinigt, das Unschuldige und Wehrlose, am
allerliebsten, mir graut vor diesen erstickten Schreien der
unschuldig Gefolterten und mir graut am allermeisten
vor den Gebeten dieser Erzheuchler, die sich nun vorn
in den Templ Gottes stellen und ein Tedeum nach
dem anderen singen über dem nun endlich überwundenen
"Barbaren". Nein: wir wollen weiter nichts, als was
unser Kaiser und sein Haus, was die 8000 Grenadiere
und Füsiliere vom Ersten Garde-Regiment und Ersten
Garde-Reserve-Regiment taten am 9.August 1914: Auf
die Knie wollen wir fallen im Geist geschart um unsern
betenden Kaiser und unsere von oben uns segnende
Kaiserin:
Herr, hilf uns! Herr mach uns frei! Wir lassen dich
nicht, du segnest uns denn! Dennoch bleiben wir stets
an dir! Du hältst un, du rettest uns, du nimmst uns
endlich mit Ehren an - hier in der Zeit und droben
in der Ewigkeit.
Und wie wir durchs Schlachtenwetter gegangen, so
wollen wir auch durch die heiligen Flammen deines
ewigen Gerichtes gehen, gewiß der Vergebung der
Sünden, gewiß der Gemeinschaft mit unsren Helden, gewiß
des ewigen Lebens.
So gehe es uns auf das ewige Licht in dir, dem
Sohn des lebendigen Gottes über Leben und Sterben,
in Kampf und Not, in Zeit und Ewigkeit:
Jesus Christus, gestern, heut und derselbe auch
in Ewigkeit.
Semper talis!
Amen.
Leider war dem katholischen Seelsorger der Garnison
aus der Zeit vor Kriegsausbruch, dem jetzigen Domprobst
Dr. Middendorf, der gleichfalsl am 9.August 1914 auf dem
Lustgarten gesprochen hat, nicht vergönnt, aus dem besetzten
Köln herzueilen. Für ihm ergreift Kaplan Rickel von der
hiesigen Pfarrkriche das Wort:
Predigt des Kaplans Nickel.
Wer immer sein Haus, Bruder oder Schwester, Vater
oder Mutter, Weib oder Kind um meines Namens willen
verläßt, der wird Hundertfältiges erhalten und das ewige
Leben besizen. (Matthäus 19,29.)
Liebe Kameraden!
Wenn des Sonntags die Glocken im Trum
erklingen, dann schlägt ihr Schall nicht bloß an unser
Ohr, er dringt auch in unser Herz. Und die Gläubigen
eilen freudig zum Gotteshaus.
Ihr altes Regiment hat Sie gerufen. Der Ruf
drang in Ihre Seele. Freudig kamen Sie herbei, weil
es Sie drängte, jene zu sehen, mit denen Sie Freud
und Leib teilten.
Das Erste Garde-Regiment ist mit blankem Schild
aus dem Kampfe hervorgegangen. Spätere
Jahrhunderte werden die Ruhmestaten gerade dieses Regimentes
preisen. Es ertrug nicht allein das Schwerste, nein, es
hatte auch den Willen zu überwinden und zu fliegen.
Noch sein letzter Gang an der Maas im November 18
war ein Ehrengang.
Die Toten des Regiments künden seine Großtaten.
Habt Dank, Ihr treuen Toten, für Eure Tapferkeit!
Eure Tapferkeit war nicht wie eine auflobernde Flamme,
sie war gehärtet im Feuer der Treue und Liebe. Denn
niemand hat eine größere Liebe als der, welcher sein
Leben hingibt für seine Freunde. Ihr kämpftet mit
gläubigem Herzen und demütigem Sinn. So habt Ihr
die rein menschliche Tugend der Tapferkeit zu einer
christlichen gemacht. Wie sollenw ir Euch das vergelten!
Wir haben Euch in unsr Herz geschrieben. Danken
wollen wir Euch durch unser fürbittendes Gebt. "O
Herr, gib ihnen die ewige Ruhe und das ewige Licht
leuchte ihnen, Herr, laß sie ruhn in Frieden."
Mit diesem Gebet haben wir unseren Dank in Gottes
gütige Vaterhände gelegt. Möge er Eure Treue vergelten
mit der Verheißung: "Wohlan, Ihr guten und getreuen
Knechte, da Ihr auf Erden über Weniges getrau gewesen
seid, will ich Euch über Vieles setzen im Himmel, geht
ein in die Freuden Eures Herrn". In dem Hause
unseres himmlischen Vaters sind viele Wohnungen, wäre
es nicht so, so hätte es uns der Herr gesagt.
Wo Helden sterben, da trauern Mütter und Väter,
Frauen und Kinder. Auch ihnen, die ihr Leibstes
opferten, gebührt unser Dank. Ein kleines Zeichen
menschlichen Dankes ist ausgerichtet, ein Denkmal aus Stein.
Es ist, als ob sich an ihm die gefallenen Helden, die
überlebenden Kameradne Mütter und Väter, Frauen
und Kinder die Hand reichten und traute Zwiesprache
hielten von Liebe und Treu.
Doch Menschendank ist schwach. Wiederum soll der
Vater im Himmel trösten und danken.
"Du findest den Freund nimmermehr", so singt
das irdische Lied. Das himmlische aber jubelt: "Es
gibt ein Wiedersehn!" Denn ich bin die Auferstehung
und das Leben, spricht Christus der Herr, wer an mich
glaubt, wird in Ewigkeit nicht sterben. Den Lorbeer
an der Stirn, den Palmzweig in der Hand weden die
Helden einst ihre Leben grüßen.
Das Erste Garde-Regiment und die ihm
angeschlossenen Formationen haben über 8000 nunge Leben
fürs Vaterland dahingegeben. Welch ein großer
Friedhof! Mir deucht, als wäre ein abgrundtiefer See dabei,
der die Tränen von jenen kaum fassen könnte, die
um sie trauern. Es ist, as schmückten Trauerweiden
diese weite Ruhestätte. Sie neigen ihr Haupt aus
Ehrdurcht vor denen, die hier schlummern. Der Wind geht
durch der Bäume Gipfel und ein Vöglein singt
wehmütig die Totenklage. Doch auf dem schlichten Holzkreuz
eines Heldengrabes sitzt ein FInk. Auch er stimmt ein
Lied an. Es ist heller, lauter und fröhlicher als die
Totenklage. Er singt von der unverwüstlichen Kraft, des
Deutschen Volkes. Denn, wo solche Männer sterben,
kann das Volk nicht untergehen. Er singt: " Du Deutsches
Volk, Du mußt schreiten von der Nacht zum Licht. Per
cucem ab Iucem! Gütiger Vater, gib, daß des Finken
Lied halb Wirklichkeit werde. Amen.
Der Gottesdienst schließt mit dem gemeinsamen Gesang
"Wir treten zum Beten vor Gott den Gerechten ..."
Auch die eigentliche Enthüllung und Weihe des Denkmals
ist "mit Rücksicht auf die politischen Verhältnisse" durch den
preußischen Minister des Innern recht einschneidenden
Beschränkungen unterworfen. Ein parademarsch dr Regimenter
am Denkmal soll nicht stattfinden, die Feier am Denkmal
denkbar kurz sein. Major Graf zu Eulenburg, als dem
letzten Kommandeur des Regiments fällt die Aufgabe zu, der
Bedeutung des Denkmals, als eines Mals des Dankes an
unsere gefallenen Helden, eines Mals der Ehre für die beiden
Regimenter und eines Mals der Mahnung an uns und
unsere nachkommen, Ausdruck zu geben.Seine Rede ist
also ihrem Sinn nach der Beginn der Feier am Denkmal,
muß nun aber der behördlichen Anordung wegen noch
auf dem Kasernenhof gehalten werden. Doch der Zwang
hat auch hier eine gute Seite: die durchdringende Stimme
des Kommandeurs beherrscht den weiten Hof bis in die
entferntesten Winkel, sicherer vielleicht als draußen den freien
Platz am Denkmal, jedes Wort haftet unauslöschlich in den
Herzen seiner Zuhörer:
Rede des Majors Grafn S. zu Eulenburg.
Verehrte Hinterbliebene unserer treuren Toten, liebe Kameraden,
tapfere Kampfgenossen! Endlich ist der langersehnte Tag
gekommen, an dem wir einen Teil des Dankes abtragen dürfen,
den wir für unsere gefallenen Kameraden im Herzen tragen;
denn ihnen in erster Linie gilt das herrliche Mal, das vor
uns stehen wird. Doch soll es uns nicht erlaubt sein die
Feier so zu begehen, wie es der Würde unseres stolzen
Regimentes und seiner früheren Gefallenen entspricht. Man
hat es gewagt, uns Einschränkungen aufzuerlegen. Jeder
Bube darf öffentlich Vaterland und Heldentum schmähen. Aber
ich darf nicht vor unserem Ruhmesdenkmal zu Euch sprechen,
um dort der Großtaten unserer Väter zu gedenken und derer,
die ihr Leben für das Vaterland ließen. Die in solcher
Weise für die Sicherheit des Staates zu sorgen glauben,
richten sich selbst.
Wir aber erheben Einspruch dagegen, in Deutschland
als Fremde oder Bürger 2. Kl. behandelt zu werden. Wir
verlangen Haus- und Heimatsrech in unserem Vaterland!
Wenn wir die lange Reihe der Männer an unserem
geistigen Auge vorbeiziehen lassen, die an unsere Seite
den Heldentod starben, an ihrer Spitze die beiden edlen
Kommandeure, unser lieben Oberstleutnant von Bismarck, der,
durch 30jährigen Dienst mit dem Regiment verwachsne, uns
zu einer lebenden Regimentsgeschichte geworden war, und der
tapfer Oberstleutnant von Schmidt, Führer des 1.
Garde-Reserve-Regiments, hinter ihnen all die herrlichen Mönner mit
den vom Feuer glühender Vaterlandsliebe leuchtenden Augen
und dem ehernen Willen im hezren, ihr Letztes einzusetzen für
Deutschlands Größe - wenn wir diese schier endlose Reihe -
an uns vorüberziehen lassen, so wird es uns klar, was mit
ihnen Deutschland verloren hat, und gleichzeitig erklärt sich
uns mancher schwre Schicksalstag der letzten 5 Jahre, manche
Schmach, die wir hingenommen habe von innen und außen.
Es waren eben die Besten unseres Volkes, die der Rasen deckt.
Aber, - und damit wende ich mich in erster Linie an Sie,
verehrte Hinterbliebene, - nicht vergebens ist das edle Blut
geflossen, wie es enge Auffassungen so oft in den letzten Jahren
geklagt hat. Wie vor Jahrhunderten durch das Blut der
christlichen Märtyrer nicht, nach dem Willen ihrer Mörder,
das Christentum erstickt wurde, sondern zu neuer Größe
erstand, so wird auch aus der Blutsaat unserer gefallenen
Helden einst die Ernte neuer deutscher Größe erwachsne. Wenn
einmal wieder die Sonne der Freiheit über den deutschen
Landen leuchtet, - es ist nur eine Frae der Zeit, - dann
ahben sie jene Männer mit heraufgeführt. Dazu ist aber
nötig, daß ihre Taten nicht untergehen mit uns, die wir sie
erlebten. Drum soll dieser steinerne Stahlhelmmann von ihnen
zeugen für alle Zeiten und kommende Geschlechter zur
Nacheiferung begeistern.
Noch ein anderer Gedanke des Trostes drängt sich mir
auf, wenn ich Sie verehrte Hinterbiebene, hier vor ir sehe:
Den SIeg, vor Augen sind unsere Helden gefallen, in der
Zuversicht, Deutschlands Größe erkämpft zu haben, Deutschlankds
Schmach brauchten sie nicht zu erlebn. Wahrlich ein herrliches,
ein beneidenswertes Los!
Aber nicht nur den Gefallenen gilt dieses Denkmal. Auch
Euch soll e ein mal der Ehre sein, tapfere Kameraden und
Mitkämpfer vom Ersten Garde- und 1. Garde-Reserve-
Regiment und die Ihr bei aneren Truppenteilen die
Erziehung des Ersen Garde-Regiments bewährt habt.
Ihr sollt, wenn Ihr zu diesem Stein emporblickt, Euch in Stolz
Eurer Taten erinnern und Eure Kinder darauf hinweisen.
Diesen Stolz haben wir uns erkämpft. Ihn kann uns niemand
nehmen. Wir brauchen ihn als Grundstein für Deutschlands
Freiheitsbau.
So möchte ich den Sinn des Mannes im Stahlhelm, der
vor uns stehen wird, zusammenfassen in die Worte, die vor
100 Jahren gesetzt wurden auf das Denkmal für die Freiheitskrieger
in Preußns Hauptstadt: " Den Gefallenen zur
Erinnerung, den Lebenden zur Anerkennung, den kommenden
Geschlechtern zur Nacheiferung."
Doch neben dem Stahlhelmmann grüßt uns noch eine zweite
altbekannte Gestalt, ein Grenadier Friedrichs des Großen.
S. 232
-
S. 231
Haus fühlen. Potsdam ist die Schmiede und das
Schmiedefeuer für das zerbrochene Siegmundsschwert
der Fridericusgeist von gestern reicht dem Gardegeist
von heute wie auf dem Ehrenmal die Hand und gibt
ihm als Parole mit das alte herrliche "Dennoch", das
uns von Rnersdorf nach Leuthen, von Jena nach
Belle-Alliance, von 48 nach 71 geführt hat - das wird sich
auch nach 1918 wieder bewähren. Und das können
wir, weil wir auf den "Christus heute" schauen. Wie
oft haben Sie ihn totgesagt und genau so wie damals
wälzen sich am Karfreitag Deutschlands die spottenden
höhnenden Waffen an unsrer gekreuzigten Ohnmacht
vorbei und warten auf unser langsames Absterben von
innen und außen. Da ruft der Christus in uns mit
den angenagekten Händen seinen Gott an, greift durch
die Wolken hindurch an seines Vaters Herz und über
alle Witwennot und alles Waisenleid aus dem Kriege,
über gegenwärtige Schande und höllentiefes Leid, über
alledem, was unwiederbringlich da hin sit, weist er
dahin, was wir bewähren müssen, wenn wir heute die
Seele des Volks bewahren wollen vor dem Argen: Nie
hat Gott so um unser Volk geworden, wie gerade jetzt.
Wie wir als totgetreue Mannen nichts zwischen uns
und unsren Regimentschef treten lassen, so lassen wir
bis in die Gedanken hinein nichts zwischen uns und
unsren Gott treten: Du bleibest wie du bist - semper
talis - sein sind wir, mit dir halten wir's, wir lassen
dich nicht, auch wenn du uns unsren Stolz und unsre
Freude und unser Glück zerbrichtst - semper talis: auch
wir bleiben, was wir sind. Die Garde stirbt, doch sie
ergibt sich nicht dem Geist der Zeit, der Zersetzung und
ergibt sich nicht dem Geist der Zeit, der Zersetzung und
Verflachung und Verzwiflung. Dann muß Ostern
kommen, wie es damals kam, und auf dem abgewälzten
Grabstein Jesu bauen wir den Grenzstein der macht unsrer
Feinde: den deutschen Körper möget ihr knebeln und
knechten, des deutschen Geistes werdet ihr nie Herr
werden! Auf diesen Grabstein bauen wir den
Grundstein des neuen deutschen Hauses und seiner Zukunft
und werden um die Seele unsrer Jugend: Werdet Jener
würdig, die im Glauben an Deutschlands Größe und
Ehre starben, die damals im Lustgarten Treue bis in
den Tod schwuren durch den Mund ihres Kammandeurs,
die letzten Rosen empfingen aus der Hand ihrer Kaiserin
und dann kam nur noch der Lorbeer auf die blutige
bleiche Heldenstirn.
III.
Alles fährt hinaus über die Gegenwart dem ewigen
Gericht entgegen: Derselbe Jesus Christus auch
in Ewigkeit. Er wird richten die Lebendigen und
die Toten und einem Jeglichen geben nach seinen
Werken. Eins weiß ich: Ich möchte auch im ewigen Gericht
nur ein Deutscher sein. Mir grautt vor diesen
Judaslöhnen hinter der Szene des Welltheaters, in dem
Siegfried die tragische Hauptrolle spielte, mir graut vor
diesen heimlichen Verabredungen, die mit Mord
begannen und mit Lüge endeten, mir graut vor diesen
Gemeinheit der Feigheit, die aus lauter Angst quält
und peinigt, das Unschuldige und Wehrlose, am
allerliebsten, mir graut vor diesen erstickten Schreien der
unschuldig Gefolterten und mir graut am allermeisten
vor den Gebeten dieser Erzheuchler, die sich nun vorn
in den Templ Gottes stellen und ein Tedeum nach
dem anderen singen über dem nun endlich überwundenen
"Barbaren". Nein: wir wollen weiter nichts, als was
unser Kaiser und sein Haus, was die 8000 Grenadiere
und Füsiliere vom Ersten Garde-Regiment und Ersten
Garde-Reserve-Regiment taten am 9.August 1914: Auf
die Knie wollen wir fallen im Geist geschart um unsern
betenden Kaiser und unsere von oben uns segnende
Kaiserin:
Herr, hilf uns! Herr mach uns frei! Wir lassen dich
nicht, du segnest uns denn! Dennoch bleiben wir stets
an dir! Du hältst un, du rettest uns, du nimmst uns
endlich mit Ehren an - hier in der Zeit und droben
in der Ewigkeit.
Und wie wir durchs Schlachtenwetter gegangen, so
wollen wir auch durch die heiligen Flammen deines
ewigen Gerichtes gehen, gewiß der Vergebung der
Sünden, gewiß der Gemeinschaft mit unsren Helden, gewiß
des ewigen Lebens.
So gehe es uns auf das ewige Licht in dir, dem
Sohn des lebendigen Gottes über Leben und Sterben,
in Kampf und Not, in Zeit und Ewigkeit:
Jesus Christus, gestern, heut und derselbe auch
in Ewigkeit.
Semper talis!
Amen.
Leider war dem katholischen Seelsorger der Garnison
aus der Zeit vor Kriegsausbruch, dem jetzigen Domprobst
Dr. Middendorf, der gleichfalsl am 9.August 1914 auf dem
Lustgarten gesprochen hat, nicht vergönnt, aus dem besetzten
Köln herzueilen. Für ihm ergreift Kaplan Rickel von der
hiesigen Pfarrkriche das Wort:
Predigt des Kaplans Nickel.
Wer immer sein Haus, Bruder oder Schwester, Vater
oder Mutter, Weib oder Kind um meines Namens willen
verläßt, der wird Hundertfältiges erhalten und das ewige
Leben besizen. (Matthäus 19,29.)
Liebe Kameraden!
Wenn des Sonntags die Glocken im Trum
erklingen, dann schlägt ihr Schall nicht bloß an unser
Ohr, er dringt auch in unser Herz. Und die Gläubigen
eilen freudig zum Gotteshaus.
Ihr altes Regiment hat Sie gerufen. Der Ruf
drang in Ihre Seele. Freudig kamen Sie herbei, weil
es Sie drängte, jene zu sehen, mit denen Sie Freud
und Leib teilten.
Das Erste Garde-Regiment ist mit blankem Schild
aus dem Kampfe hervorgegangen. Spätere
Jahrhunderte werden die Ruhmestaten gerade dieses Regimentes
preisen. Es ertrug nicht allein das Schwerste, nein, es
hatte auch den Willen zu überwinden und zu fliegen.
Noch sein letzter Gang an der Maas im November 18
war ein Ehrengang.
Die Toten des Regiments künden seine Großtaten.
Habt Dank, Ihr treuen Toten, für Eure Tapferkeit!
Eure Tapferkeit war nicht wie eine auflobernde Flamme,
sie war gehärtet im Feuer der Treue und Liebe. Denn
niemand hat eine größere Liebe als der, welcher sein
Leben hingibt für seine Freunde. Ihr kämpftet mit
gläubigem Herzen und demütigem Sinn. So habt Ihr
die rein menschliche Tugend der Tapferkeit zu einer
christlichen gemacht. Wie sollenw ir Euch das vergelten!
Wir haben Euch in unsr Herz geschrieben. Danken
wollen wir Euch durch unser fürbittendes Gebt. "O
Herr, gib ihnen die ewige Ruhe und das ewige Licht
leuchte ihnen, Herr, laß sie ruhn in Frieden."
Mit diesem Gebet haben wir unseren Dank in Gottes
gütige Vaterhände gelegt. Möge er Eure Treue vergelten
mit der Verheißung: "Wohlan, Ihr guten und getreuen
Knechte, da Ihr auf Erden über Weniges getrau gewesen
seid, will ich Euch über Vieles setzen im Himmel, geht
ein in die Freuden Eures Herrn". In dem Hause
unseres himmlischen Vaters sind viele Wohnungen, wäre
es nicht so, so hätte es uns der Herr gesagt.
Wo Helden sterben, da trauern Mütter und Väter,
Frauen und Kinder. Auch ihnen, die ihr Leibstes
opferten, gebührt unser Dank. Ein kleines Zeichen
menschlichen Dankes ist ausgerichtet, ein Denkmal aus Stein.
Es ist, als ob sich an ihm die gefallenen Helden, die
überlebenden Kameradne Mütter und Väter, Frauen
und Kinder die Hand reichten und traute Zwiesprache
hielten von Liebe und Treu.
Doch Menschendank ist schwach. Wiederum soll der
Vater im Himmel trösten und danken.
"Du findest den Freund nimmermehr", so singt
das irdische Lied. Das himmlische aber jubelt: "Es
gibt ein Wiedersehn!" Denn ich bin die Auferstehung
und das Leben, spricht Christus der Herr, wer an mich
glaubt, wird in Ewigkeit nicht sterben. Den Lorbeer
an der Stirn, den Palmzweig in der Hand weden die
Helden einst ihre Leben grüßen.
Das Erste Garde-Regiment und die ihm
angeschlossenen Formationen haben über 8000 nunge Leben
fürs Vaterland dahingegeben. Welch ein großer
Friedhof! Mir deucht, als wäre ein abgrundtiefer See dabei,
der die Tränen von jenen kaum fassen könnte, die
um sie trauern. Es ist, as schmückten Trauerweiden
diese weite Ruhestätte. Sie neigen ihr Haupt aus
Ehrdurcht vor denen, die hier schlummern. Der Wind geht
durch der Bäume Gipfel und ein Vöglein singt
wehmütig die Totenklage. Doch auf dem schlichten Holzkreuz
eines Heldengrabes sitzt ein FInk. Auch er stimmt ein
Lied an. Es ist heller, lauter und fröhlicher als die
Totenklage. Er singt von der unverwüstlichen Kraft, des
Deutschen Volkes. Denn, wo solche Männer sterben,
kann das Volk nicht untergehen. Er singt: " Du Deutsches
Volk, Du mußt schreiten von der Nacht zum Licht. Per
cucem ab Iucem! Gütiger Vater, gib, daß des Finken
Lied halb Wirklichkeit werde. Amen.
Der Gottesdienst schließt mit dem gemeinsamen Gesang
"Wir treten zum Beten vor Gott den Gerechten ..."
Auch die eigentliche Enthüllung und Weihe des Denkmals
ist "mit Rücksicht auf die politischen Verhältnisse" durch den
preußischen Minister des Innern recht einschneidenden
Beschränkungen unterworfen. Ein parademarsch dr Regimenter
am Denkmal soll nicht stattfinden, die Feier am Denkmal
denkbar kurz sein. Major Graf zu Eulenburg, als dem
letzten Kommandeur des Regiments fällt die Aufgabe zu, der
Bedeutung des Denkmals, als eines Mals des Dankes an
unsere gefallenen Helden, eines Mals der Ehre für die beiden
Regimenter und eines Mals der Mahnung an uns und
unsere nachkommen, Ausdruck zu geben.Seine Rede ist
also ihrem Sinn nach der Beginn der Feier am Denkmal,
muß nun aber der behördlichen Anordung wegen noch
auf dem Kasernenhof gehalten werden. Doch der Zwang
hat auch hier eine gute Seite: die durchdringende Stimme
des Kommandeurs beherrscht den weiten Hof bis in die
entferntesten Winkel, sicherer vielleicht als draußen den freien
Platz am Denkmal, jedes Wort haftet unauslöschlich in den
Herzen seiner Zuhörer:
Rede des Majors Grafn S. zu Eulenburg.
Verehrte Hinterbliebene unserer treuren Toten, liebe Kameraden,
tapfere Kampfgenossen! Endlich ist der langersehnte Tag
gekommen, an dem wir einen Teil des Dankes abtragen dürfen,
den wir für unsere gefallenen Kameraden im Herzen tragen;
denn ihnen in erster Linie gilt das herrliche Mal, das vor
uns stehen wird. Doch soll es uns nicht erlaubt sein die
Feier so zu begehen, wie es der Würde unseres stolzen
Regimentes und seiner früheren Gefallenen entspricht. Man
hat es gewagt, uns Einschränkungen aufzuerlegen. Jeder
Bube darf öffentlich Vaterland und Heldentum schmähen. Aber
ich darf nicht vor unserem Ruhmesdenkmal zu Euch sprechen,
um dort der Großtaten unserer Väter zu gedenken und derer,
die ihr Leben für das Vaterland ließen. Die in solcher
Weise für die Sicherheit des Staates zu sorgen glauben,
richten sich selbst.
Wir aber erheben Einspruch dagegen, in Deutschland
als Fremde oder Bürger 2. Kl. behandelt zu werden. Wir
verlangen Haus- und Heimatsrech in unserem Vaterland!
Wenn wir die lange Reihe der Männer an unserem
geistigen Auge vorbeiziehen lassen, die an unsere Seite
den Heldentod starben, an ihrer Spitze die beiden edlen
Kommandeure, unser lieben Oberstleutnant von Bismarck, der,
durch 30jährigen Dienst mit dem Regiment verwachsne, uns
zu einer lebenden Regimentsgeschichte geworden war, und der
tapfer Oberstleutnant von Schmidt, Führer des 1.
Garde-Reserve-Regiments, hinter ihnen all die herrlichen Mönner mit
den vom Feuer glühender Vaterlandsliebe leuchtenden Augen
und dem ehernen Willen im hezren, ihr Letztes einzusetzen für
Deutschlands Größe - wenn wir diese schier endlose Reihe -
an uns vorüberziehen lassen, so wird es uns klar, was mit
ihnen Deutschland verloren hat, und gleichzeitig erklärt sich
uns mancher schwre Schicksalstag der letzten 5 Jahre, manche
Schmach, die wir hingenommen habe von innen und außen.
Es waren eben die Besten unseres Volkes, die der Rasen deckt.
Aber, - und damit wende ich mich in erster Linie an Sie,
verehrte Hinterbliebene, - nicht vergebens ist das edle Blut
geflossen, wie es enge Auffassungen so oft in den letzten Jahren
geklagt hat. Wie vor Jahrhunderten durch das Blut der
christlichen Märtyrer nicht, nach dem Willen ihrer Mörder,
das Christentum erstickt wurde, sondern zu neuer Größe
erstand, so wird auch aus der Blutsaat unserer gefallenen
Helden einst die Ernte neuer deutscher Größe erwachsne. Wenn
einmal wieder die Sonne der Freiheit über den deutschen
Landen leuchtet, - es ist nur eine Frae der Zeit, - dann
ahben sie jene Männer mit heraufgeführt. Dazu ist aber
nötig, daß ihre Taten nicht untergehen mit uns, die wir sie
erlebten. Drum soll dieser steinerne Stahlhelmmann von ihnen
zeugen für alle Zeiten und kommende Geschlechter zur
Nacheiferung begeistern.
Noch ein anderer Gedanke des Trostes drängt sich mir
auf, wenn ich Sie verehrte Hinterbiebene, hier vor ir sehe:
Den SIeg, vor Augen sind unsere Helden gefallen, in der
Zuversicht, Deutschlands Größe erkämpft zu haben, Deutschlankds
Schmach brauchten sie nicht zu erlebn. Wahrlich ein herrliches,
ein beneidenswertes Los!
Aber nicht nur den Gefallenen gilt dieses Denkmal. Auch
Euch soll e ein mal der Ehre sein, tapfere Kameraden und
Mitkämpfer vom Ersten Garde- und 1. Garde-Reserve-
Regiment und die Ihr bei aneren Truppenteilen die
Erziehung des Ersen Garde-Regiments bewährt habt.
Ihr sollt, wenn Ihr zu diesem Stein emporblickt, Euch in Stolz
Eurer Taten erinnern und Eure Kinder darauf hinweisen.
Diesen Stolz haben wir uns erkämpft. Ihn kann uns niemand
nehmen. Wir brauchen ihn als Grundstein für Deutschlands
Freiheitsbau.
So möchte ich den Sinn des Mannes im Stahlhelm, der
S. 232
-
S. 231
Haus fühlen. Potsdam ist die Schmiede und das
Schmiedefeuer für das zerbrochene Siegmundsschwert
der Fridericusgeist von gestern reicht dem Gardegeist
von heute wie auf dem Ehrenmal die Hand und gibt
ihm als Parole mit das alte herrliche "Dennoch", das
uns von Rnersdorf nach Leuthen, von Jena nach
Belle-Alliance, von 48 nach 71 geführt hat - das wird sich
auch nach 1918 wieder bewähren. Und das können
wir, weil wir auf den "Christus heute" schauen. Wie
oft haben Sie ihn totgesagt und genau so wie damals
wälzen sich am Karfreitag Deutschlands die spottenden
höhnenden Waffen an unsrer gekreuzigten Ohnmacht
vorbei und warten auf unser langsames Absterben von
innen und außen. Da ruft der Christus in uns mit
den angenagekten Händen seinen Gott an, greift durch
die Wolken hindurch an seines Vaters Herz und über
alle Witwennot und alles Waisenleid aus dem Kriege,
über gegenwärtige Schande und höllentiefes Leid, über
alledem, was unwiederbringlich da hin sit, weist er
dahin, was wir bewähren müssen, wenn wir heute die
Seele des Volks bewahren wollen vor dem Argen: Nie
hat Gott so um unser Volk geworden, wie gerade jetzt.
Wie wir als totgetreue Mannen nichts zwischen uns
und unsren Regimentschef treten lassen, so lassen wir
bis in die Gedanken hinein nichts zwischen uns und
unsren Gott treten: Du bleibest wie du bist - semper
talis - sein sind wir, mit dir halten wir's, wir lassen
dich nicht, auch wenn du uns unsren Stolz und unsre
Freude und unser Glück zerbrichtst - semper talis: auch
wir bleiben, was wir sind. Die Garde stirbt, doch sie
ergibt sich nicht dem Geist der Zeit, der Zersetzung und
ergibt sich nicht dem Geist der Zeit, der Zersetzung und
Verflachung und Verzwiflung. Dann muß Ostern
kommen, wie es damals kam, und auf dem abgewälzten
Grabstein Jesu bauen wir den Grenzstein der macht unsrer
Feinde: den deutschen Körper möget ihr knebeln und
knechten, des deutschen Geistes werdet ihr nie Herr
werden! Auf diesen Grabstein bauen wir den
Grundstein des neuen deutschen Hauses und seiner Zukunft
und werden um die Seele unsrer Jugend: Werdet Jener
würdig, die im Glauben an Deutschlands Größe und
Ehre starben, die damals im Lustgarten Treue bis in
den Tod schwuren durch den Mund ihres Kammandeurs,
die letzten Rosen empfingen aus der Hand ihrer Kaiserin
und dann kam nur noch der Lorbeer auf die blutige
bleiche Heldenstirn.
III.
Alles fährt hinaus über die Gegenwart dem ewigen
Gericht entgegen: Derselbe Jesus Christus auch
in Ewigkeit. Er wird richten die Lebendigen und
die Toten und einem Jeglichen geben nach seinen
Werken. Eins weiß ich: Ich möchte auch im ewigen Gericht
nur ein Deutscher sein. Mir grautt vor diesen
Judaslöhnen hinter der Szene des Welltheaters, in dem
Siegfried die tragische Hauptrolle spielte, mir graut vor
diesen heimlichen Verabredungen, die mit Mord
begannen und mit Lüge endeten, mir graut vor diesen
Gemeinheit der Feigheit, die aus lauter Angst quält
und peinigt, das Unschuldige und Wehrlose, am
allerliebsten, mir graut vor diesen erstickten Schreien der
unschuldig Gefolterten und mir graut am allermeisten
vor den Gebeten dieser Erzheuchler, die sich nun vorn
in den Templ Gottes stellen und ein Tedeum nach
dem anderen singen über dem nun endlich überwundenen
"Barbaren". Nein: wir wollen weiter nichts, als was
unser Kaiser und sein Haus, was die 8000 Grenadiere
und Füsiliere vom Ersten Garde-Regiment und Ersten
Garde-Reserve-Regiment taten am 9.August 1914: Auf
die Knie wollen wir fallen im Geist geschart um unsern
betenden Kaiser und unsere von oben uns segnende
Kaiserin:
Herr, hilf uns! Herr mach uns frei! Wir lassen dich
nicht, du segnest uns denn! Dennoch bleiben wir stets
an dir! Du hältst un, du rettest uns, du nimmst uns
endlich mit Ehren an - hier in der Zeit und droben
in der Ewigkeit.
Und wie wir durchs Schlachtenwetter gegangen, so
wollen wir auch durch die heiligen Flammen deines
ewigen Gerichtes gehen, gewiß der Vergebung der
Sünden, gewiß der Gemeinschaft mit unsren Helden, gewiß
des ewigen Lebens.
So gehe es uns auf das ewige Licht in dir, dem
Sohn des lebendigen Gottes über Leben und Sterben,
in Kampf und Not, in Zeit und Ewigkeit:
Jesus Christus, gestern, heut und derselbe auch
in Ewigkeit.
Semper talis!
Amen.
Leider war dem katholischen Seelsorger der Garnison
aus der Zeit vor Kriegsausbruch, dem jetzigen Domprobst
Dr. Middendorf, der gleichfalsl am 9.August 1914 auf dem
Lustgarten gesprochen hat, nicht vergönnt, aus dem besetzten
Köln herzueilen. Für ihm ergreift Kaplan Rickel von der
hiesigen Pfarrkriche das Wort:
Predigt des Kaplans Nickel.
Wer immer sein Haus, Bruder oder Schwester, Vater
oder Mutter, Weib oder Kind um meines Namens willen
verläßt, der wird Hundertfältiges erhalten und das ewige
Leben besizen. (Matthäus 19,29.)
Liebe Kameraden!
Wenn des Sonntags die Glocken im Trum
erklingen, dann schlägt ihr Schall nicht bloß an unser
Ohr, er dringt auch in unser Herz. Und die Gläubigen
eilen freudig zum Gotteshaus.
Ihr altes Regiment hat Sie gerufen. Der Ruf
drang in Ihre Seele. Freudig kamen Sie herbei, weil
es Sie drängte, jene zu sehen, mit denen Sie Freud
und Leib teilten.
Das Erste Garde-Regiment ist mit blankem Schild
aus dem Kampfe hervorgegangen. Spätere
Jahrhunderte werden die Ruhmestaten gerade dieses Regimentes
preisen. Es ertrug nicht allein das Schwerste, nein, es
hatte auch den Willen zu überwinden und zu fliegen.
Noch sein letzter Gang an der Maas im November 18
war ein Ehrengang.
Die Toten des Regiments künden seine Großtaten.
Habt Dank, Ihr treuen Toten, für Eure Tapferkeit!
Eure Tapferkeit war nicht wie eine auflobernde Flamme,
sie war gehärtet im Feuer der Treue und Liebe. Denn
niemand hat eine größere Liebe als der, welcher sein
Leben hingibt für seine Freunde. Ihr kämpftet mit
gläubigem Herzen und demütigem Sinn. So habt Ihr
die rein menschliche Tugend der Tapferkeit zu einer
christlichen gemacht. Wie sollenw ir Euch das vergelten!
Wir haben Euch in unsr Herz geschrieben. Danken
wollen wir Euch durch unser fürbittendes Gebt. "O
Herr, gib ihnen die ewige Ruhe und das ewige Licht
leuchte ihnen, Herr, laß sie ruhn in Frieden."
Mit diesem Gebet haben wir unseren Dank in Gottes
gütige Vaterhände gelegt. Möge er Eure Treue vergelten
mit der Verheißung: "Wohlan, Ihr guten und getreuen
Knechte, da Ihr auf Erden über Weniges getrau gewesen
seid, will ich Euch über Vieles setzen im Himmel, geht
ein in die Freuden Eures Herrn". In dem Hause
unseres himmlischen Vaters sind viele Wohnungen, wäre
es nicht so, so hätte es uns der Herr gesagt.
Wo Helden sterben, da trauern Mütter und Väter,
Frauen und Kinder. Auch ihnen, die ihr Leibstes
opferten, gebührt unser Dank. Ein kleines Zeichen
menschlichen Dankes ist ausgerichtet, ein Denkmal aus Stein.
Es ist, als ob sich an ihm die gefallenen Helden, die
überlebenden Kameradne Mütter und Väter, Frauen
und Kinder die Hand reichten und traute Zwiesprache
hielten von Liebe und Treu.
Doch Menschendank ist schwach. Wiederum soll der
Vater im Himmel trösten und danken.
"Du findest den Freund nimmermehr", so singt
das irdische Lied. Das himmlische aber jubelt: "Es
gibt ein Wiedersehn!" Denn ich bin die Auferstehung
und das Leben, spricht Christus der Herr, wer an mich
glaubt, wird in Ewigkeit nicht sterben. Den Lorbeer
an der Stirn, den Palmzweig in der Hand weden die
Helden einst ihre Leben grüßen.
Das Erste Garde-Regiment und die ihm
angeschlossenen Formationen haben über 8000 nunge Leben
fürs Vaterland dahingegeben. Welch ein großer
Friedhof! Mir deucht, als wäre ein abgrundtiefer See dabei,
der die Tränen von jenen kaum fassen könnte, die
um sie trauern. Es ist, as schmückten Trauerweiden
diese weite Ruhestätte. Sie neigen ihr Haupt aus
Ehrdurcht vor denen, die hier schlummern. Der Wind geht
durch der Bäume Gipfel und ein Vöglein singt
wehmütig die Totenklage. Doch auf dem schlichten Holzkreuz
eines Heldengrabes sitzt ein FInk. Auch er stimmt ein
Lied an. Es ist heller, lauter und fröhlicher als die
Totenklage. Er singt von der unverwüstlichen Kraft, des
Deutschen Volkes. Denn, wo solche Männer sterben,
kann das Volk nicht untergehen. Er singt: " Du Deutsches
Volk, Du mußt schreiten von der Nacht zum Licht. Per
cucem ab Iucem! Gütiger Vater, gib, daß des Finken
Lied halb Wirklichkeit werde. Amen.
Der Gottesdienst schließt mit dem gemeinsamen Gesang
"Wir treten zum Beten vor Gott den Gerechten ..."
Auch die eigentliche Enthüllung und Weihe des Denkmals
ist "mit Rücksicht auf die politischen Verhältnisse" durch den
preußischen Minister des Innern recht einschneidenden
Beschränkungen unterworfen. Ein parademarsch dr Regimenter
am Denkmal soll nicht stattfinden, die Feier am Denkmal
denkbar kurz sein. Major Graf zu Eulenburg, als dem
letzten Kommandeur des Regiments fällt die Aufgabe zu, der
Bedeutung des Denkmals, als eines Mals des Dankes an
unsere gefallenen Helden, eines Mals der Ehre für die beiden
Regimenter und eines Mals der Mahnung an uns und
unsere nachkommen, Ausdruck zu geben.Seine Rede ist
also ihrem Sinn nach der Beginn der Feier am Denkmal,
muß nun aber der behördlichen Anordung wegen noch
auf dem Kasernenhof gehalten werden. Doch der Zwang
hat auch hier eine gute Seite: die durchdringende Stimme
des Kommandeurs beherrscht den weiten Hof bis in die
entferntesten Winkel, sicherer vielleicht als draußen den freien
Platz am Denkmal, jedes Wort haftet unauslöschlich in den
Herzen seiner Zuhörer:
Rede des Majors Grafn S. zu Eulenburg.
Verehrte Hinterbliebene unserer treuren Toten, liebe Kameraden,
tapfere Kampfgenossen! Endlich ist der langersehnte Tag
gekommen, an dem wir einen Teil des Dankes abtragen dürfen,
den wir für unsere gefallenen Kameraden im Herzen tragen;
denn ihnen in erster Linie gilt das herrliche Mal, das vor
uns stehen wird. Doch soll es uns nicht erlaubt sein die
Feier so zu begehen, wie es der Würde unseres stolzen
Regimentes und seiner früheren Gefallenen entspricht. Man
hat es gewagt, uns Einschränkungen aufzuerlegen. Jeder
Bube darf öffentlich Vaterland und Heldentum schmähen. Aber
ich darf nicht vor unserem Ruhmesdenkmal zu Euch sprechen,
um dort der Großtaten unserer Väter zu gedenken und derer,
die ihr Leben für das Vaterland ließen. Die in solcher
Weise für die Sicherheit des Staates zu sorgen glauben,
richten sich selbst.
Wir aber erheben Einspruch dagegen, in Deutschland
als Fremde oder Bürger 2. Kl. behandelt zu werden. Wir
verlangen Haus- und Heimatsrech in unserem Vaterland!
Wenn wir die lange Reihe der Männer an unserem
geistigen Auge vorbeiziehen lassen, die an unsere Seite
den Heldentod starben, an ihrer Spitze die beiden edlen
Kommandeure, unser lieben Oberstleutnant von Bismarck, der,
durch 30jährigen Dienst mit dem Regiment verwachsne, uns
zu einer lebenden Regimentsgeschichte geworden war, und der
tapfer Oberstleutnant von Schmidt, Führer des 1.
Garde-Reserve-Regiments, hinter ihnen all die herrlichen Mönner mit
den vom Feuer glühender Vaterlandsliebe leuchtenden Augen
und dem ehernen Willen im hezren, ihr Letztes einzusetzen für
Deutschlands Größe - wenn wir diese schier endlose Reihe -
an uns vorüberziehen lassen, so wird es uns klar, was mit
ihnen Deutschland verloren hat, und gleichzeitig erklärt sich
uns mancher schwre Schicksalstag der letzten 5 Jahre, manche
Schmach, die wir hingenommen habe von innen und außen.
Es waren eben die Besten unseres Volkes, die der Rasen deckt.
Aber, - und damit wende ich mich in erster Linie an Sie,
verehrte Hinterbliebene, - nicht vergebens ist das edle Blut
geflossen, wie es enge Auffassungen so oft in den letzten Jahren
geklagt hat. Wie vor Jahrhunderten durch das Blut der
christlichen Märtyrer nicht, nach dem Willen ihrer Mörder,
das Christentum erstickt wurde, sondern zu neuer Größe
erstand, so wird auch aus der Blutsaat unserer gefallenen
Helden einst die Ernte neuer deutscher Größe erwachsne. Wenn
einmal wieder die Sonne der Freiheit über den deutschen
Landen leuchtet, - es ist nur eine Frae der Zeit, - dann
ahben sie jene Männer mit heraufgeführt. Dazu ist aber
nötig, daß ihre Taten nicht untergehen mit uns, die wir sie
erlebten. Drum soll dieser steinerne Stahlhelmmann von ihnen
zeugen für alle Zeiten und kommende Geschlechter zur
Nacheiferung begeistern.
S. 232
-
S. 231
Haus fühlen. Potsdam ist die Schmiede und das
Schmiedefeuer für das zerbrochene Siegmundsschwert
der Fridericusgeist von gestern reicht dem Gardegeist
von heute wie auf dem Ehrenmal die Hand und gibt
ihm als Parole mit das alte herrliche "Dennoch", das
uns von Rnersdorf nach Leuthen, von Jena nach
Belle-Alliance, von 48 nach 71 geführt hat - das wird sich
auch nach 1918 wieder bewähren. Und das können
wir, weil wir auf den "Christus heute" schauen. Wie
oft haben Sie ihn totgesagt und genau so wie damals
wälzen sich am Karfreitag Deutschlands die spottenden
höhnenden Waffen an unsrer gekreuzigten Ohnmacht
vorbei und warten auf unser langsames Absterben von
innen und außen. Da ruft der Christus in uns mit
den angenagekten Händen seinen Gott an, greift durch
die Wolken hindurch an seines Vaters Herz und über
alle Witwennot und alles Waisenleid aus dem Kriege,
über gegenwärtige Schande und höllentiefes Leid, über
alledem, was unwiederbringlich da hin sit, weist er
dahin, was wir bewähren müssen, wenn wir heute die
Seele des Volks bewahren wollen vor dem Argen: Nie
hat Gott so um unser Volk geworden, wie gerade jetzt.
Wie wir als totgetreue Mannen nichts zwischen uns
und unsren Regimentschef treten lassen, so lassen wir
bis in die Gedanken hinein nichts zwischen uns und
unsren Gott treten: Du bleibest wie du bist - semper
talis - sein sind wir, mit dir halten wir's, wir lassen
dich nicht, auch wenn du uns unsren Stolz und unsre
Freude und unser Glück zerbrichtst - semper talis: auch
wir bleiben, was wir sind. Die Garde stirbt, doch sie
ergibt sich nicht dem Geist der Zeit, der Zersetzung und
ergibt sich nicht dem Geist der Zeit, der Zersetzung und
Verflachung und Verzwiflung. Dann muß Ostern
kommen, wie es damals kam, und auf dem abgewälzten
Grabstein Jesu bauen wir den Grenzstein der macht unsrer
Feinde: den deutschen Körper möget ihr knebeln und
knechten, des deutschen Geistes werdet ihr nie Herr
werden! Auf diesen Grabstein bauen wir den
Grundstein des neuen deutschen Hauses und seiner Zukunft
und werden um die Seele unsrer Jugend: Werdet Jener
würdig, die im Glauben an Deutschlands Größe und
Ehre starben, die damals im Lustgarten Treue bis in
den Tod schwuren durch den Mund ihres Kammandeurs,
die letzten Rosen empfingen aus der Hand ihrer Kaiserin
und dann kam nur noch der Lorbeer auf die blutige
bleiche Heldenstirn.
III.
Alles fährt hinaus über die Gegenwart dem ewigen
Gericht entgegen: Derselbe Jesus Christus auch
in Ewigkeit. Er wird richten die Lebendigen und
die Toten und einem Jeglichen geben nach seinen
Werken. Eins weiß ich: Ich möchte auch im ewigen Gericht
nur ein Deutscher sein. Mir grautt vor diesen
Judaslöhnen hinter der Szene des Welltheaters, in dem
Siegfried die tragische Hauptrolle spielte, mir graut vor
diesen heimlichen Verabredungen, die mit Mord
begannen und mit Lüge endeten, mir graut vor diesen
Gemeinheit der Feigheit, die aus lauter Angst quält
und peinigt, das Unschuldige und Wehrlose, am
allerliebsten, mir graut vor diesen erstickten Schreien der
unschuldig Gefolterten und mir graut am allermeisten
vor den Gebeten dieser Erzheuchler, die sich nun vorn
in den Templ Gottes stellen und ein Tedeum nach
dem anderen singen über dem nun endlich überwundenen
"Barbaren". Nein: wir wollen weiter nichts, als was
unser Kaiser und sein Haus, was die 8000 Grenadiere
und Füsiliere vom Ersten Garde-Regiment und Ersten
Garde-Reserve-Regiment taten am 9.August 1914: Auf
die Knie wollen wir fallen im Geist geschart um unsern
betenden Kaiser und unsere von oben uns segnende
Kaiserin:
Herr, hilf uns! Herr mach uns frei! Wir lassen dich
nicht, du segnest uns denn! Dennoch bleiben wir stets
an dir! Du hältst un, du rettest uns, du nimmst uns
endlich mit Ehren an - hier in der Zeit und droben
in der Ewigkeit.
Und wie wir durchs Schlachtenwetter gegangen, so
wollen wir auch durch die heiligen Flammen deines
ewigen Gerichtes gehen, gewiß der Vergebung der
Sünden, gewiß der Gemeinschaft mit unsren Helden, gewiß
des ewigen Lebens.
So gehe es uns auf das ewige Licht in dir, dem
Sohn des lebendigen Gottes über Leben und Sterben,
in Kampf und Not, in Zeit und Ewigkeit:
Jesus Christus, gestern, heut und derselbe auch
in Ewigkeit.
Semper talis!
Amen.
Leider war dem katholischen Seelsorger der Garnison
aus der Zeit vor Kriegsausbruch, dem jetzigen Domprobst
Dr. Middendorf, der gleichfalsl am 9.August 1914 auf dem
Lustgarten gesprochen hat, nicht vergönnt, aus dem besetzten
Köln herzueilen. Für ihm ergreift Kaplan Rickel von der
hiesigen Pfarrkriche das Wort:
Predigt des Kaplans Nickel.
Wer immer sein Haus, Bruder oder Schwester, Vater
oder Mutter, Weib oder Kind um meines Namens willen
verläßt, der wird Hundertfältiges erhalten und das ewige
Leben besizen. (Matthäus 19,29.)
Liebe Kameraden!
Wenn des Sonntags die Glocken im Trum
erklingen, dann schlägt ihr Schall nicht bloß an unser
Ohr, er dringt auch in unser Herz. Und die Gläubigen
eilen freudig zum Gotteshaus.
Ihr altes Regiment hat Sie gerufen. Der Ruf
drang in Ihre Seele. Freudig kamen Sie herbei, weil
es Sie drängte, jene zu sehen, mit denen Sie Freud
und Leib teilten.
Das Erste Garde-Regiment ist mit blankem Schild
aus dem Kampfe hervorgegangen. Spätere
Jahrhunderte werden die Ruhmestaten gerade dieses Regimentes
preisen. Es ertrug nicht allein das Schwerste, nein, es
hatte auch den Willen zu überwinden und zu fliegen.
Noch sein letzter Gang an der Maas im November 18
war ein Ehrengang.
Die Toten des Regiments künden seine Großtaten.
Habt Dank, Ihr treuen Toten, für Eure Tapferkeit!
Eure Tapferkeit war nicht wie eine auflobernde Flamme,
sie war gehärtet im Feuer der Treue und Liebe. Denn
niemand hat eine größere Liebe als der, welcher sein
Leben hingibt für seine Freunde. Ihr kämpftet mit
gläubigem Herzen und demütigem Sinn. So habt Ihr
die rein menschliche Tugend der Tapferkeit zu einer
christlichen gemacht. Wie sollenw ir Euch das vergelten!
Wir haben Euch in unsr Herz geschrieben. Danken
wollen wir Euch durch unser fürbittendes Gebt. "O
Herr, gib ihnen die ewige Ruhe und das ewige Licht
leuchte ihnen, Herr, laß sie ruhn in Frieden."
Mit diesem Gebet haben wir unseren Dank in Gottes
gütige Vaterhände gelegt. Möge er Eure Treue vergelten
mit der Verheißung: "Wohlan, Ihr guten und getreuen
Knechte, da Ihr auf Erden über Weniges getrau gewesen
seid, will ich Euch über Vieles setzen im Himmel, geht
ein in die Freuden Eures Herrn". In dem Hause
unseres himmlischen Vaters sind viele Wohnungen, wäre
es nicht so, so hätte es uns der Herr gesagt.
Wo Helden sterben, da trauern Mütter und Väter,
Frauen und Kinder. Auch ihnen, die ihr Leibstes
opferten, gebührt unser Dank. Ein kleines Zeichen
menschlichen Dankes ist ausgerichtet, ein Denkmal aus Stein.
Es ist, als ob sich an ihm die gefallenen Helden, die
überlebenden Kameradne Mütter und Väter, Frauen
und Kinder die Hand reichten und traute Zwiesprache
hielten von Liebe und Treu.
Doch Menschendank ist schwach. Wiederum soll der
Vater im Himmel trösten und danken.
"Du findest den Freund nimmermehr", so singt
das irdische Lied. Das himmlische aber jubelt: "Es
gibt ein Wiedersehn!" Denn ich bin die Auferstehung
und das Leben, spricht Christus der Herr, wer an mich
glaubt, wird in Ewigkeit nicht sterben. Den Lorbeer
an der Stirn, den Palmzweig in der Hand weden die
Helden einst ihre Leben grüßen.
Das Erste Garde-Regiment und die ihm
angeschlossenen Formationen haben über 8000 nunge Leben
fürs Vaterland dahingegeben. Welch ein großer
Friedhof! Mir deucht, als wäre ein abgrundtiefer See dabei,
der die Tränen von jenen kaum fassen könnte, die
um sie trauern. Es ist, as schmückten Trauerweiden
diese weite Ruhestätte. Sie neigen ihr Haupt aus
Ehrdurcht vor denen, die hier schlummern. Der Wind geht
durch der Bäume Gipfel und ein Vöglein singt
wehmütig die Totenklage. Doch auf dem schlichten Holzkreuz
eines Heldengrabes sitzt ein FInk. Auch er stimmt ein
Lied an. Es ist heller, lauter und fröhlicher als die
Totenklage. Er singt von der unverwüstlichen Kraft, des
Deutschen Volkes. Denn, wo solche Männer sterben,
kann das Volk nicht untergehen. Er singt: " Du Deutsches
Volk, Du mußt schreiten von der Nacht zum Licht. Per
cucem ab Iucem! Gütiger Vater, gib, daß des Finken
Lied halb Wirklichkeit werde. Amen.
Der Gottesdienst schließt mit dem gemeinsamen Gesang
"Wir treten zum Beten vor Gott den Gerechten ..."
Auch die eigentliche Enthüllung und Weihe des Denkmals
ist "mit Rücksicht auf die politischen Verhältnisse" durch den
preußischen Minister des Innern recht einschneidenden
Beschränkungen unterworfen. Ein parademarsch dr Regimenter
am Denkmal soll nicht stattfinden, die Feier am Denkmal
denkbar kurz sein. Major Graf zu Eulenburg, als dem
letzten Kommandeur des Regiments fällt die Aufgabe zu, der
Bedeutung des Denkmals, als eines Mals des Dankes an
unsere gefallenen Helden, eines Mals der Ehre für die beiden
Regimenter und eines Mals der Mahnung an uns und
unsere nachkommen, Ausdruck zu geben.Seine Rede ist
also ihrem Sinn nach der Beginn der Feier am Denkmal,
muß nun aber der behördlichen Anordung wegen noch
auf dem Kasernenhof gehalten werden. Doch der Zwang
hat auch hier eine gute Seite: die durchdringende Stimme
des Kommandeurs beherrscht den weiten Hof bis in die
entferntesten Winkel, sicherer vielleicht als draußen den freien
Platz am Denkmal, jedes Wort haftet unauslöschlich in den
Herzen seiner Zuhörer:
Rede des Majors Grafn S. zu Eulenburg.
Verehrte Hinterbliebene unserer treuren Toten, liebe Kameraden,
tapfere Kampfgenossen! Endlich ist der langersehnte Tag
gekommen, an dem wir einen Teil des Dankes abtragen dürfen,
den wir für unsere gefallenen Kameraden im Herzen tragen;
denn ihnen in erster Linie gilt das herrliche Mal, das vor
uns stehen wird. Doch soll es uns nicht erlaubt sein die
Feier so zu begehen, wie es der Würde unseres stolzen
Regimentes und seiner früheren Gefallenen entspricht. Man
hat es gewagt, uns Einschränkungen aufzuerlegen. Jeder
Bube darf öffentlich Vaterland und Heldentum schmähen. Aber
ich darf nicht vor unserem Ruhmesdenkmal zu Euch sprechen,
um dort der Großtaten unserer Väter zu gedenken und derer,
die ihr Leben für das Vaterland ließen. Die in solcher
Weise für die Sicherheit des Staates zu sorgen glauben,
richten sich selbst.
Wir aber erheben Einspruch dagegen, in Deutschland
als Fremde oder Bürger 2. Kl. behandelt zu werden. Wir
verlangen Haus- und Heimatsrech in unserem Vaterland!
Wenn wir die lange Reihe der Männer an unserem
geistigen Auge vorbeiziehen lassen, die an unsere Seite
den Heldentod starben, an ihrer Spitze die beiden edlen
Kommandeure, unser lieben Oberstleutnant von Bismarck, der,
durch 30jährigen Dienst mit dem Regiment verwachsne, uns
zu einer lebenden Regimentsgeschichte geworden war, und der
tapfer Oberstleutnant von Schmidt, Führer des 1.
Garde-Reserve-Regiments, hinter ihnen all die herrlichen Mönner mit
den vom Feuer glühender Vaterlandsliebe leuchtenden Augen
und dem ehernen Willen im hezren, ihr Letztes einzusetzen für
Deutschlands Größe - wenn wir diese schier endlose Reihe -
an uns vorüberziehen lassen, so wird es uns klar, was mit
ihnen Deutschland verloren hat, und gleichzeitig erklärt sich
uns mancher schwre Schicksalstag der letzten 5 Jahre, manche
S. 232
-
S. 231
Haus fühlen. Potsdam ist die Schmiede und das
Schmiedefeuer für das zerbrochene Siegmundsschwert
der Fridericusgeist von gestern reicht dem Gardegeist
von heute wie auf dem Ehrenmal die Hand und gibt
ihm als Parole mit das alte herrliche "Dennoch", das
uns von Rnersdorf nach Leuthen, von Jena nach
Belle-Alliance, von 48 nach 71 geführt hat - das wird sich
auch nach 1918 wieder bewähren. Und das können
wir, weil wir auf den "Christus heute" schauen. Wie
oft haben Sie ihn totgesagt und genau so wie damals
wälzen sich am Karfreitag Deutschlands die spottenden
höhnenden Waffen an unsrer gekreuzigten Ohnmacht
vorbei und warten auf unser langsames Absterben von
innen und außen. Da ruft der Christus in uns mit
den angenagekten Händen seinen Gott an, greift durch
die Wolken hindurch an seines Vaters Herz und über
alle Witwennot und alles Waisenleid aus dem Kriege,
über gegenwärtige Schande und höllentiefes Leid, über
alledem, was unwiederbringlich da hin sit, weist er
dahin, was wir bewähren müssen, wenn wir heute die
Seele des Volks bewahren wollen vor dem Argen: Nie
hat Gott so um unser Volk geworden, wie gerade jetzt.
Wie wir als totgetreue Mannen nichts zwischen uns
und unsren Regimentschef treten lassen, so lassen wir
bis in die Gedanken hinein nichts zwischen uns und
unsren Gott treten: Du bleibest wie du bist - semper
talis - sein sind wir, mit dir halten wir's, wir lassen
dich nicht, auch wenn du uns unsren Stolz und unsre
Freude und unser Glück zerbrichtst - semper talis: auch
wir bleiben, was wir sind. Die Garde stirbt, doch sie
ergibt sich nicht dem Geist der Zeit, der Zersetzung und
ergibt sich nicht dem Geist der Zeit, der Zersetzung und
Verflachung und Verzwiflung. Dann muß Ostern
kommen, wie es damals kam, und auf dem abgewälzten
Grabstein Jesu bauen wir den Grenzstein der macht unsrer
Feinde: den deutschen Körper möget ihr knebeln und
knechten, des deutschen Geistes werdet ihr nie Herr
werden! Auf diesen Grabstein bauen wir den
Grundstein des neuen deutschen Hauses und seiner Zukunft
und werden um die Seele unsrer Jugend: Werdet Jener
würdig, die im Glauben an Deutschlands Größe und
Ehre starben, die damals im Lustgarten Treue bis in
den Tod schwuren durch den Mund ihres Kammandeurs,
die letzten Rosen empfingen aus der Hand ihrer Kaiserin
und dann kam nur noch der Lorbeer auf die blutige
bleiche Heldenstirn.
III.
Alles fährt hinaus über die Gegenwart dem ewigen
Gericht entgegen: Derselbe Jesus Christus auch
in Ewigkeit. Er wird richten die Lebendigen und
die Toten und einem Jeglichen geben nach seinen
Werken. Eins weiß ich: Ich möchte auch im ewigen Gericht
nur ein Deutscher sein. Mir grautt vor diesen
Judaslöhnen hinter der Szene des Welltheaters, in dem
Siegfried die tragische Hauptrolle spielte, mir graut vor
diesen heimlichen Verabredungen, die mit Mord
begannen und mit Lüge endeten, mir graut vor diesen
Gemeinheit der Feigheit, die aus lauter Angst quält
und peinigt, das Unschuldige und Wehrlose, am
allerliebsten, mir graut vor diesen erstickten Schreien der
unschuldig Gefolterten und mir graut am allermeisten
vor den Gebeten dieser Erzheuchler, die sich nun vorn
in den Templ Gottes stellen und ein Tedeum nach
dem anderen singen über dem nun endlich überwundenen
"Barbaren". Nein: wir wollen weiter nichts, als was
unser Kaiser und sein Haus, was die 8000 Grenadiere
und Füsiliere vom Ersten Garde-Regiment und Ersten
Garde-Reserve-Regiment taten am 9.August 1914: Auf
die Knie wollen wir fallen im Geist geschart um unsern
betenden Kaiser und unsere von oben uns segnende
Kaiserin:
Herr, hilf uns! Herr mach uns frei! Wir lassen dich
nicht, du segnest uns denn! Dennoch bleiben wir stets
an dir! Du hältst un, du rettest uns, du nimmst uns
endlich mit Ehren an - hier in der Zeit und droben
in der Ewigkeit.
Und wie wir durchs Schlachtenwetter gegangen, so
wollen wir auch durch die heiligen Flammen deines
ewigen Gerichtes gehen, gewiß der Vergebung der
Sünden, gewiß der Gemeinschaft mit unsren Helden, gewiß
des ewigen Lebens.
So gehe es uns auf das ewige Licht in dir, dem
Sohn des lebendigen Gottes über Leben und Sterben,
in Kampf und Not, in Zeit und Ewigkeit:
Jesus Christus, gestern, heut und derselbe auch
in Ewigkeit.
Semper talis!
Amen.
Leider war dem katholischen Seelsorger der Garnison
aus der Zeit vor Kriegsausbruch, dem jetzigen Domprobst
Dr. Middendorf, der gleichfalsl am 9.August 1914 auf dem
Lustgarten gesprochen hat, nicht vergönnt, aus dem besetzten
Köln herzueilen. Für ihm ergreift Kaplan Rickel von der
hiesigen Pfarrkriche das Wort:
Predigt des Kaplans Nickel.
Wer immer sein Haus, Bruder oder Schwester, Vater
oder Mutter, Weib oder Kind um meines Namens willen
verläßt, der wird Hundertfältiges erhalten und das ewige
Leben besizen. (Matthäus 19,29.)
Liebe Kameraden!
Wenn des Sonntags die Glocken im Trum
erklingen, dann schlägt ihr Schall nicht bloß an unser
Ohr, er dringt auch in unser Herz. Und die Gläubigen
eilen freudig zum Gotteshaus.
Ihr altes Regiment hat Sie gerufen. Der Ruf
drang in Ihre Seele. Freudig kamen Sie herbei, weil
es Sie drängte, jene zu sehen, mit denen Sie Freud
und Leib teilten.
Das Erste Garde-Regiment ist mit blankem Schild
aus dem Kampfe hervorgegangen. Spätere
Jahrhunderte werden die Ruhmestaten gerade dieses Regimentes
preisen. Es ertrug nicht allein das Schwerste, nein, es
hatte auch den Willen zu überwinden und zu fliegen.
Noch sein letzter Gang an der Maas im November 18
war ein Ehrengang.
Die Toten des Regiments künden seine Großtaten.
Habt Dank, Ihr treuen Toten, für Eure Tapferkeit!
Eure Tapferkeit war nicht wie eine auflobernde Flamme,
sie war gehärtet im Feuer der Treue und Liebe. Denn
niemand hat eine größere Liebe als der, welcher sein
Leben hingibt für seine Freunde. Ihr kämpftet mit
gläubigem Herzen und demütigem Sinn. So habt Ihr
die rein menschliche Tugend der Tapferkeit zu einer
christlichen gemacht. Wie sollenw ir Euch das vergelten!
Wir haben Euch in unsr Herz geschrieben. Danken
wollen wir Euch durch unser fürbittendes Gebt. "O
Herr, gib ihnen die ewige Ruhe und das ewige Licht
leuchte ihnen, Herr, laß sie ruhn in Frieden."
Mit diesem Gebet haben wir unseren Dank in Gottes
gütige Vaterhände gelegt. Möge er Eure Treue vergelten
mit der Verheißung: "Wohlan, Ihr guten und getreuen
Knechte, da Ihr auf Erden über Weniges getrau gewesen
seid, will ich Euch über Vieles setzen im Himmel, geht
ein in die Freuden Eures Herrn". In dem Hause
unseres himmlischen Vaters sind viele Wohnungen, wäre
es nicht so, so hätte es uns der Herr gesagt.
Wo Helden sterben, da trauern Mütter und Väter,
Frauen und Kinder. Auch ihnen, die ihr Leibstes
opferten, gebührt unser Dank. Ein kleines Zeichen
menschlichen Dankes ist ausgerichtet, ein Denkmal aus Stein.
Es ist, als ob sich an ihm die gefallenen Helden, die
überlebenden Kameradne Mütter und Väter, Frauen
und Kinder die Hand reichten und traute Zwiesprache
hielten von Liebe und Treu.
Doch Menschendank ist schwach. Wiederum soll der
Vater im Himmel trösten und danken.
"Du findest den Freund nimmermehr", so singt
das irdische Lied. Das himmlische aber jubelt: "Es
gibt ein Wiedersehn!" Denn ich bin die Auferstehung
und das Leben, spricht Christus der Herr, wer an mich
glaubt, wird in Ewigkeit nicht sterben. Den Lorbeer
an der Stirn, den Palmzweig in der Hand weden die
Helden einst ihre Leben grüßen.
Das Erste Garde-Regiment und die ihm
angeschlossenen Formationen haben über 8000 nunge Leben
fürs Vaterland dahingegeben. Welch ein großer
Friedhof! Mir deucht, als wäre ein abgrundtiefer See dabei,
der die Tränen von jenen kaum fassen könnte, die
um sie trauern. Es ist, as schmückten Trauerweiden
diese weite Ruhestätte. Sie neigen ihr Haupt aus
Ehrdurcht vor denen, die hier schlummern. Der Wind geht
durch der Bäume Gipfel und ein Vöglein singt
wehmütig die Totenklage. Doch auf dem schlichten Holzkreuz
eines Heldengrabes sitzt ein FInk. Auch er stimmt ein
Lied an. Es ist heller, lauter und fröhlicher als die
Totenklage. Er singt von der unverwüstlichen Kraft, des
Deutschen Volkes. Denn, wo solche Männer sterben,
kann das Volk nicht untergehen. Er singt: " Du Deutsches
Volk, Du mußt schreiten von der Nacht zum Licht. Per
cucem ab Iucem! Gütiger Vater, gib, daß des Finken
Lied halb Wirklichkeit werde. Amen.
Der Gottesdienst schließt mit dem gemeinsamen Gesang
"Wir treten zum Beten vor Gott den Gerechten ..."
Auch die eigentliche Enthüllung und Weihe des Denkmals
ist "mit Rücksicht auf die politischen Verhältnisse" durch den
preußischen Minister des Innern recht einschneidenden
Beschränkungen unterworfen. Ein parademarsch dr Regimenter
am Denkmal soll nicht stattfinden, die Feier am Denkmal
denkbar kurz sein. Major Graf zu Eulenburg, als dem
letzten Kommandeur des Regiments fällt die Aufgabe zu, der
Bedeutung des Denkmals, als eines Mals des Dankes an
unsere gefallenen Helden, eines Mals der Ehre für die beiden
Regimenter und eines Mals der Mahnung an uns und
unsere nachkommen, Ausdruck zu geben.Seine Rede ist
also ihrem Sinn nach der Beginn der Feier am Denkmal,
muß nun aber der behördlichen Anordung wegen noch
auf dem Kasernenhof gehalten werden. Doch der Zwang
hat auch hier eine gute Seite: die durchdringende Stimme
des Kommandeurs beherrscht den weiten Hof bis in die
entferntesten Winkel, sicherer vielleicht als draußen den freien
Platz am Denkmal, jedes Wort haftet unauslöschlich in den
Herzen seiner Zuhörer:
Rede des Majors Grafn S. zu Eulenburg.
Verehrte Hinterbliebene unserer treuren Toten, liebe Kameraden,
tapfere Kampfgenossen! Endlich ist der langersehnte Tag
gekommen, an dem wir einen Teil des Dankes abtragen dürfen,
den wir für unsere gefallenen Kameraden im Herzen tragen;
denn ihnen in erster Linie gilt das herrliche Mal, das vor
uns stehen wird. Doch soll es uns nicht erlaubt sein die
Feier so zu begehen, wie es der Würde unseres stolzen
Regimentes und seiner früheren Gefallenen entspricht. Man
hat es gewagt, uns Einschränkungen aufzuerlegen. Jeder
Bube darf öffentlich Vaterland und Heldentum schmähen. Aber
ich darf nicht vor unserem Ruhmesdenkmal zu Euch sprechen,
um dort der Großtaten unserer Väter zu gedenken und derer,
die ihr Leben für das Vaterland ließen. Die in solcher
Weise für die Sicherheit des Staates zu sorgen glauben,
richten sich selbst.
S. 232
-
S. 231
Haus fühlen. Potsdam ist die Schmiede und das
Schmiedefeuer für das zerbrochene Siegmundsschwert
der Fridericusgeist von gestern reicht dem Gardegeist
von heute wie auf dem Ehrenmal die Hand und gibt
ihm als Parole mit das alte herrliche "Dennoch", das
uns von Rnersdorf nach Leuthen, von Jena nach
Belle-Alliance, von 48 nach 71 geführt hat - das wird sich
auch nach 1918 wieder bewähren. Und das können
wir, weil wir auf den "Christus heute" schauen. Wie
oft haben Sie ihn totgesagt und genau so wie damals
wälzen sich am Karfreitag Deutschlands die spottenden
höhnenden Waffen an unsrer gekreuzigten Ohnmacht
vorbei und warten auf unser langsames Absterben von
innen und außen. Da ruft der Christus in uns mit
den angenagekten Händen seinen Gott an, greift durch
die Wolken hindurch an seines Vaters Herz und über
alle Witwennot und alles Waisenleid aus dem Kriege,
über gegenwärtige Schande und höllentiefes Leid, über
alledem, was unwiederbringlich da hin sit, weist er
dahin, was wir bewähren müssen, wenn wir heute die
Seele des Volks bewahren wollen vor dem Argen: Nie
hat Gott so um unser Volk geworden, wie gerade jetzt.
Wie wir als totgetreue Mannen nichts zwischen uns
und unsren Regimentschef treten lassen, so lassen wir
bis in die Gedanken hinein nichts zwischen uns und
unsren Gott treten: Du bleibest wie du bist - semper
talis - sein sind wir, mit dir halten wir's, wir lassen
dich nicht, auch wenn du uns unsren Stolz und unsre
Freude und unser Glück zerbrichtst - semper talis: auch
wir bleiben, was wir sind. Die Garde stirbt, doch sie
ergibt sich nicht dem Geist der Zeit, der Zersetzung und
ergibt sich nicht dem Geist der Zeit, der Zersetzung und
Verflachung und Verzwiflung. Dann muß Ostern
kommen, wie es damals kam, und auf dem abgewälzten
Grabstein Jesu bauen wir den Grenzstein der macht unsrer
Feinde: den deutschen Körper möget ihr knebeln und
knechten, des deutschen Geistes werdet ihr nie Herr
werden! Auf diesen Grabstein bauen wir den
Grundstein des neuen deutschen Hauses und seiner Zukunft
und werden um die Seele unsrer Jugend: Werdet Jener
würdig, die im Glauben an Deutschlands Größe und
Ehre starben, die damals im Lustgarten Treue bis in
den Tod schwuren durch den Mund ihres Kammandeurs,
die letzten Rosen empfingen aus der Hand ihrer Kaiserin
und dann kam nur noch der Lorbeer auf die blutige
bleiche Heldenstirn.
III.
Alles fährt hinaus über die Gegenwart dem ewigen
Gericht entgegen: Derselbe Jesus Christus auch
in Ewigkeit. Er wird richten die Lebendigen und
die Toten und einem Jeglichen geben nach seinen
Werken. Eins weiß ich: Ich möchte auch im ewigen Gericht
nur ein Deutscher sein. Mir grautt vor diesen
Judaslöhnen hinter der Szene des Welltheaters, in dem
Siegfried die tragische Hauptrolle spielte, mir graut vor
diesen heimlichen Verabredungen, die mit Mord
begannen und mit Lüge endeten, mir graut vor diesen
Gemeinheit der Feigheit, die aus lauter Angst quält
und peinigt, das Unschuldige und Wehrlose, am
allerliebsten, mir graut vor diesen erstickten Schreien der
unschuldig Gefolterten und mir graut am allermeisten
vor den Gebeten dieser Erzheuchler, die sich nun vorn
in den Templ Gottes stellen und ein Tedeum nach
dem anderen singen über dem nun endlich überwundenen
"Barbaren". Nein: wir wollen weiter nichts, als was
unser Kaiser und sein Haus, was die 8000 Grenadiere
und Füsiliere vom Ersten Garde-Regiment und Ersten
Garde-Reserve-Regiment taten am 9.August 1914: Auf
die Knie wollen wir fallen im Geist geschart um unsern
betenden Kaiser und unsere von oben uns segnende
Kaiserin:
Herr, hilf uns! Herr mach uns frei! Wir lassen dich
nicht, du segnest uns denn! Dennoch bleiben wir stets
an dir! Du hältst un, du rettest uns, du nimmst uns
endlich mit Ehren an - hier in der Zeit und droben
in der Ewigkeit.
Und wie wir durchs Schlachtenwetter gegangen, so
wollen wir auch durch die heiligen Flammen deines
ewigen Gerichtes gehen, gewiß der Vergebung der
Sünden, gewiß der Gemeinschaft mit unsren Helden, gewiß
des ewigen Lebens.
So gehe es uns auf das ewige Licht in dir, dem
Sohn des lebendigen Gottes über Leben und Sterben,
in Kampf und Not, in Zeit und Ewigkeit:
Jesus Christus, gestern, heut und derselbe auch
in Ewigkeit.
Semper talis!
Amen.
Leider war dem katholischen Seelsorger der Garnison
aus der Zeit vor Kriegsausbruch, dem jetzigen Domprobst
Dr. Middendorf, der gleichfalsl am 9.August 1914 auf dem
Lustgarten gesprochen hat, nicht vergönnt, aus dem besetzten
Köln herzueilen. Für ihm ergreift Kaplan Rickel von der
hiesigen Pfarrkriche das Wort:
Predigt des Kaplans Nickel.
Wer immer sein Haus, Bruder oder Schwester, Vater
oder Mutter, Weib oder Kind um meines Namens willen
verläßt, der wird Hundertfältiges erhalten und das ewige
Leben besizen. (Matthäus 19,29.)
Liebe Kameraden!
Wenn des Sonntags die Glocken im Trum
erklingen, dann schlägt ihr Schall nicht bloß an unser
Ohr, er dringt auch in unser Herz. Und die Gläubigen
eilen freudig zum Gotteshaus.
Ihr altes Regiment hat Sie gerufen. Der Ruf
drang in Ihre Seele. Freudig kamen Sie herbei, weil
es Sie drängte, jene zu sehen, mit denen Sie Freud
und Leib teilten.
Das Erste Garde-Regiment ist mit blankem Schild
aus dem Kampfe hervorgegangen. Spätere
Jahrhunderte werden die Ruhmestaten gerade dieses Regimentes
preisen. Es ertrug nicht allein das Schwerste, nein, es
hatte auch den Willen zu überwinden und zu fliegen.
Noch sein letzter Gang an der Maas im November 18
war ein Ehrengang.
Die Toten des Regiments künden seine Großtaten.
Habt Dank, Ihr treuen Toten, für Eure Tapferkeit!
Eure Tapferkeit war nicht wie eine auflobernde Flamme,
sie war gehärtet im Feuer der Treue und Liebe. Denn
niemand hat eine größere Liebe als der, welcher sein
Leben hingibt für seine Freunde. Ihr kämpftet mit
gläubigem Herzen und demütigem Sinn. So habt Ihr
die rein menschliche Tugend der Tapferkeit zu einer
christlichen gemacht. Wie sollenw ir Euch das vergelten!
Wir haben Euch in unsr Herz geschrieben. Danken
wollen wir Euch durch unser fürbittendes Gebt. "O
Herr, gib ihnen die ewige Ruhe und das ewige Licht
leuchte ihnen, Herr, laß sie ruhn in Frieden."
Mit diesem Gebet haben wir unseren Dank in Gottes
gütige Vaterhände gelegt. Möge er Eure Treue vergelten
mit der Verheißung: "Wohlan, Ihr guten und getreuen
Knechte, da Ihr auf Erden über Weniges getrau gewesen
seid, will ich Euch über Vieles setzen im Himmel, geht
ein in die Freuden Eures Herrn". In dem Hause
unseres himmlischen Vaters sind viele Wohnungen, wäre
es nicht so, so hätte es uns der Herr gesagt.
Wo Helden sterben, da trauern Mütter und Väter,
Frauen und Kinder. Auch ihnen, die ihr Leibstes
opferten, gebührt unser Dank. Ein kleines Zeichen
menschlichen Dankes ist ausgerichtet, ein Denkmal aus Stein.
Es ist, als ob sich an ihm die gefallenen Helden, die
überlebenden Kameradne Mütter und Väter, Frauen
und Kinder die Hand reichten und traute Zwiesprache
hielten von Liebe und Treu.
Doch Menschendank ist schwach. Wiederum soll der
Vater im Himmel trösten und danken.
"Du findest den Freund nimmermehr", so singt
das irdische Lied. Das himmlische aber jubelt: "Es
gibt ein Wiedersehn!" Denn ich bin die Auferstehung
und das Leben, spricht Christus der Herr, wer an mich
glaubt, wird in Ewigkeit nicht sterben. Den Lorbeer
an der Stirn, den Palmzweig in der Hand weden die
Helden einst ihre Leben grüßen.
Das Erste Garde-Regiment und die ihm
angeschlossenen Formationen haben über 8000 nunge Leben
fürs Vaterland dahingegeben. Welch ein großer
Friedhof! Mir deucht, als wäre ein abgrundtiefer See dabei,
der die Tränen von jenen kaum fassen könnte, die
um sie trauern. Es ist, as schmückten Trauerweiden
diese weite Ruhestätte. Sie neigen ihr Haupt aus
Ehrdurcht vor denen, die hier schlummern. Der Wind geht
durch der Bäume Gipfel und ein Vöglein singt
wehmütig die Totenklage. Doch auf dem schlichten Holzkreuz
eines Heldengrabes sitzt ein FInk. Auch er stimmt ein
Lied an. Es ist heller, lauter und fröhlicher als die
Totenklage. Er singt von der unverwüstlichen Kraft, des
Deutschen Volkes. Denn, wo solche Männer sterben,
kann das Volk nicht untergehen. Er singt: " Du Deutsches
Volk, Du mußt schreiten von der Nacht zum Licht. Per
cucem ab Iucem! Gütiger Vater, gib, daß des Finken
Lied halb Wirklichkeit werde. Amen.
Der Gottesdienst schließt mit dem gemeinsamen Gesang
"Wir treten zum Beten vor Gott den Gerechten ..."
Auch die eigentliche Enthüllung und Weihe des Denkmals
ist "mit Rücksicht auf die politischen Verhältnisse" durch den
preußischen Minister des Innern recht einschneidenden
Beschränkungen unterworfen. Ein parademarsch dr Regimenter
am Denkmal soll nicht stattfinden, die Feier am Denkmal
denkbar kurz sein. Major Graf zu Eulenburg, als dem
letzten Kommandeur des Regiments fällt die Aufgabe zu, der
Bedeutung des Denkmals, als eines Mals des Dankes an
unsere gefallenen Helden, eines Mals der Ehre für die beiden
Regimenter und eines Mals der Mahnung an uns und
unsere nachkommen, Ausdruck zu geben.Seine Rede ist
also ihrem Sinn nach der Beginn der Feier am Denkmal,
muß nun aber der behördlichen Anordung wegen noch
auf dem Kasernenhof gehalten werden. Doch der Zwang
hat auch hier eine gute Seite: die durchdringende Stimme
des Kommandeurs beherrscht den weiten Hof bis in die
entferntesten Winkel, sicherer vielleicht als draußen den freien
Platz am Denkmal, jedes Wort haftet unauslöschlich in den
Herzen seiner Zuhörer:
Rede des Majors Grafn S. zu Eulenburg.
S. 232
-
S. 231
Haus fühlen. Potsdam ist die Schmiede und das
Schmiedefeuer für das zerbrochene Siegmundsschwert
der Fridericusgeist von gestern reicht dem Gardegeist
von heute wie auf dem Ehrenmal die Hand und gibt
ihm als Parole mit das alte herrliche "Dennoch", das
uns von Rnersdorf nach Leuthen, von Jena nach
Belle-Alliance, von 48 nach 71 geführt hat - das wird sich
auch nach 1918 wieder bewähren. Und das können
wir, weil wir auf den "Christus heute" schauen. Wie
oft haben Sie ihn totgesagt und genau so wie damals
wälzen sich am Karfreitag Deutschlands die spottenden
höhnenden Waffen an unsrer gekreuzigten Ohnmacht
vorbei und warten auf unser langsames Absterben von
innen und außen. Da ruft der Christus in uns mit
den angenagekten Händen seinen Gott an, greift durch
die Wolken hindurch an seines Vaters Herz und über
alle Witwennot und alles Waisenleid aus dem Kriege,
über gegenwärtige Schande und höllentiefes Leid, über
alledem, was unwiederbringlich da hin sit, weist er
dahin, was wir bewähren müssen, wenn wir heute die
Seele des Volks bewahren wollen vor dem Argen: Nie
hat Gott so um unser Volk geworden, wie gerade jetzt.
Wie wir als totgetreue Mannen nichts zwischen uns
und unsren Regimentschef treten lassen, so lassen wir
bis in die Gedanken hinein nichts zwischen uns und
unsren Gott treten: Du bleibest wie du bist - semper
talis - sein sind wir, mit dir halten wir's, wir lassen
dich nicht, auch wenn du uns unsren Stolz und unsre
Freude und unser Glück zerbrichtst - semper talis: auch
wir bleiben, was wir sind. Die Garde stirbt, doch sie
ergibt sich nicht dem Geist der Zeit, der Zersetzung und
ergibt sich nicht dem Geist der Zeit, der Zersetzung und
Verflachung und Verzwiflung. Dann muß Ostern
kommen, wie es damals kam, und auf dem abgewälzten
Grabstein Jesu bauen wir den Grenzstein der macht unsrer
Feinde: den deutschen Körper möget ihr knebeln und
knechten, des deutschen Geistes werdet ihr nie Herr
werden! Auf diesen Grabstein bauen wir den
Grundstein des neuen deutschen Hauses und seiner Zukunft
und werden um die Seele unsrer Jugend: Werdet Jener
würdig, die im Glauben an Deutschlands Größe und
Ehre starben, die damals im Lustgarten Treue bis in
den Tod schwuren durch den Mund ihres Kammandeurs,
die letzten Rosen empfingen aus der Hand ihrer Kaiserin
und dann kam nur noch der Lorbeer auf die blutige
bleiche Heldenstirn.
III.
Alles fährt hinaus über die Gegenwart dem ewigen
Gericht entgegen: Derselbe Jesus Christus auch
in Ewigkeit. Er wird richten die Lebendigen und
die Toten und einem Jeglichen geben nach seinen
Werken. Eins weiß ich: Ich möchte auch im ewigen Gericht
nur ein Deutscher sein. Mir grautt vor diesen
Judaslöhnen hinter der Szene des Welltheaters, in dem
Siegfried die tragische Hauptrolle spielte, mir graut vor
diesen heimlichen Verabredungen, die mit Mord
begannen und mit Lüge endeten, mir graut vor diesen
Gemeinheit der Feigheit, die aus lauter Angst quält
und peinigt, das Unschuldige und Wehrlose, am
allerliebsten, mir graut vor diesen erstickten Schreien der
unschuldig Gefolterten und mir graut am allermeisten
vor den Gebeten dieser Erzheuchler, die sich nun vorn
in den Templ Gottes stellen und ein Tedeum nach
dem anderen singen über dem nun endlich überwundenen
"Barbaren". Nein: wir wollen weiter nichts, als was
unser Kaiser und sein Haus, was die 8000 Grenadiere
und Füsiliere vom Ersten Garde-Regiment und Ersten
Garde-Reserve-Regiment taten am 9.August 1914: Auf
die Knie wollen wir fallen im Geist geschart um unsern
betenden Kaiser und unsere von oben uns segnende
Kaiserin:
Herr, hilf uns! Herr mach uns frei! Wir lassen dich
nicht, du segnest uns denn! Dennoch bleiben wir stets
an dir! Du hältst un, du rettest uns, du nimmst uns
endlich mit Ehren an - hier in der Zeit und droben
in der Ewigkeit.
Und wie wir durchs Schlachtenwetter gegangen, so
wollen wir auch durch die heiligen Flammen deines
ewigen Gerichtes gehen, gewiß der Vergebung der
Sünden, gewiß der Gemeinschaft mit unsren Helden, gewiß
des ewigen Lebens.
So gehe es uns auf das ewige Licht in dir, dem
Sohn des lebendigen Gottes über Leben und Sterben,
in Kampf und Not, in Zeit und Ewigkeit:
Jesus Christus, gestern, heut und derselbe auch
in Ewigkeit.
Semper talis!
Amen.
Leider war dem katholischen Seelsorger der Garnison
aus der Zeit vor Kriegsausbruch, dem jetzigen Domprobst
Dr. Middendorf, der gleichfalsl am 9.August 1914 auf dem
Lustgarten gesprochen hat, nicht vergönnt, aus dem besetzten
Köln herzueilen. Für ihm ergreift Kaplan Rickel von der
hiesigen Pfarrkriche das Wort:
Predigt des Kaplans Nickel.
Wer immer sein Haus, Bruder oder Schwester, Vater
oder Mutter, Weib oder Kind um meines Namens willen
verläßt, der wird Hundertfältiges erhalten und das ewige
Leben besizen. (Matthäus 19,29.)
Liebe Kameraden!
Wenn des Sonntags die Glocken im Trum
erklingen, dann schlägt ihr Schall nicht bloß an unser
Ohr, er dringt auch in unser Herz. Und die Gläubigen
eilen freudig zum Gotteshaus.
Ihr altes Regiment hat Sie gerufen. Der Ruf
drang in Ihre Seele. Freudig kamen Sie herbei, weil
es Sie drängte, jene zu sehen, mit denen Sie Freud
und Leib teilten.
Das Erste Garde-Regiment ist mit blankem Schild
aus dem Kampfe hervorgegangen. Spätere
Jahrhunderte werden die Ruhmestaten gerade dieses Regimentes
preisen. Es ertrug nicht allein das Schwerste, nein, es
hatte auch den Willen zu überwinden und zu fliegen.
Noch sein letzter Gang an der Maas im November 18
war ein Ehrengang.
Die Toten des Regiments künden seine Großtaten.
Habt Dank, Ihr treuen Toten, für Eure Tapferkeit!
Eure Tapferkeit war nicht wie eine auflobernde Flamme,
sie war gehärtet im Feuer der Treue und Liebe. Denn
niemand hat eine größere Liebe als der, welcher sein
Leben hingibt für seine Freunde. Ihr kämpftet mit
gläubigem Herzen und demütigem Sinn. So habt Ihr
die rein menschliche Tugend der Tapferkeit zu einer
christlichen gemacht. Wie sollenw ir Euch das vergelten!
Wir haben Euch in unsr Herz geschrieben. Danken
wollen wir Euch durch unser fürbittendes Gebt. "O
Herr, gib ihnen die ewige Ruhe und das ewige Licht
leuchte ihnen, Herr, laß sie ruhn in Frieden."
Mit diesem Gebet haben wir unseren Dank in Gottes
gütige Vaterhände gelegt. Möge er Eure Treue vergelten
mit der Verheißung: "Wohlan, Ihr guten und getreuen
Knechte, da Ihr auf Erden über Weniges getrau gewesen
seid, will ich Euch über Vieles setzen im Himmel, geht
ein in die Freuden Eures Herrn". In dem Hause
unseres himmlischen Vaters sind viele Wohnungen, wäre
es nicht so, so hätte es uns der Herr gesagt.
Wo Helden sterben, da trauern Mütter und Väter,
Frauen und Kinder. Auch ihnen, die ihr Leibstes
opferten, gebührt unser Dank. Ein kleines Zeichen
menschlichen Dankes ist ausgerichtet, ein Denkmal aus Stein.
Es ist, als ob sich an ihm die gefallenen Helden, die
überlebenden Kameradne Mütter und Väter, Frauen
und Kinder die Hand reichten und traute Zwiesprache
hielten von Liebe und Treu.
Doch Menschendank ist schwach. Wiederum soll der
Vater im Himmel trösten und danken.
"Du findest den Freund nimmermehr", so singt
das irdische Lied. Das himmlische aber jubelt: "Es
gibt ein Wiedersehn!" Denn ich bin die Auferstehung
und das Leben, spricht Christus der Herr, wer an mich
glaubt, wird in Ewigkeit nicht sterben. Den Lorbeer
an der Stirn, den Palmzweig in der Hand weden die
Helden einst ihre Leben grüßen.
Das Erste Garde-Regiment und die ihm
angeschlossenen Formationen haben über 8000 nunge Leben
fürs Vaterland dahingegeben. Welch ein großer
Friedhof! Mir deucht, als wäre ein abgrundtiefer See dabei,
der die Tränen von jenen kaum fassen könnte, die
um sie trauern. Es ist, as schmückten Trauerweiden
diese weite Ruhestätte. Sie neigen ihr Haupt aus
Ehrdurcht vor denen, die hier schlummern. Der Wind geht
durch der Bäume Gipfel und ein Vöglein singt
wehmütig die Totenklage. Doch auf dem schlichten Holzkreuz
eines Heldengrabes sitzt ein FInk. Auch er stimmt ein
Lied an. Es ist heller, lauter und fröhlicher als die
Totenklage. Er singt von der unverwüstlichen Kraft, des
Deutschen Volkes. Denn, wo solche Männer sterben,
kann das Volk nicht untergehen. Er singt: " Du Deutsches
Volk, Du mußt schreiten von der Nacht zum Licht. Per
cucem ab Iucem! Gütiger Vater, gib, daß des Finken
Lied halb Wirklichkeit werde. Amen.
Der Gottesdienst schließt mit dem gemeinsamen Gesang
"Wir treten zum Beten vor Gott den Gerechten ..."
Auch die eigentliche Enthüllung und Weihe des Denkmals
ist "mit Rücksicht auf die politischen Verhältnisse" durch den
preußischen Minister des Innern recht einschneidenden
Beschränkungen unterworfen. Ein parademarsch dr Regimenter
am Denkmal soll nicht stattfinden, die Feier am Denkmal
denkbar kurz sein. Major Graf zu Eulenburg, als dem
letzten Kommandeur des Regiments fällt die Aufgabe zu, der
Bedeutung des Denkmals, als eines Mals des Dankes an
unsere gefallenen Helden, eines Mals der Ehre für die beiden
Regimenter und eines Mals der Mahnung an uns und
unsere nachkommen, Ausdruck zu geben.Seine Rede ist
also ihrem Sinn nach der Beginn der Feier am Denkmal,
muß nun aber der behördlichen Anordung wegen noch
auf dem Kasernenhof gehalten werden. Doch der Zwang
hat auch hier eine gute Seite: die durchdringende Stimme
des Kommandeurs beherrscht den weiten Hof bis in die
entferntesten Winkel, sicherer vielleicht als draußen den freien
Platz am Denkmal, jedes Wort haftet unauslöschlich in den
Herzen seiner Zuhörer:
Rede des Majors Grafn S. zu Eulenburg.
S. 232
-
S. 231
Haus fühlen. Potsdam ist die Schmiede und das
Schmiedefeuer für das zerbrochene Siegmundsschwert
der Fridericusgeist von gestern reicht dem Gardegeist
von heute wie auf dem Ehrenmal die Hand und gibt
ihm als Parole mit das alte herrliche "Dennoch", das
uns von Rnersdorf nach Leuthen, von Jena nach
Belle-Alliance, von 48 nach 71 geführt hat - das wird sich
auch nach 1918 wieder bewähren. Und das können
wir, weil wir auf den "Christus heute" schauen. Wie
oft haben Sie ihn totgesagt und genau so wie damals
wälzen sich am Karfreitag Deutschlands die spottenden
höhnenden Waffen an unsrer gekreuzigten Ohnmacht
vorbei und warten auf unser langsames Absterben von
innen und außen. Da ruft der Christus in uns mit
den angenagekten Händen seinen Gott an, greift durch
die Wolken hindurch an seines Vaters Herz und über
alle Witwennot und alles Waisenleid aus dem Kriege,
über gegenwärtige Schande und höllentiefes Leid, über
alledem, was unwiederbringlich da hin sit, weist er
dahin, was wir bewähren müssen, wenn wir heute die
Seele des Volks bewahren wollen vor dem Argen: Nie
hat Gott so um unser Volk geworden, wie gerade jetzt.
Wie wir als totgetreue Mannen nichts zwischen uns
und unsren Regimentschef treten lassen, so lassen wir
bis in die Gedanken hinein nichts zwischen uns und
unsren Gott treten: Du bleibest wie du bist - semper
talis - sein sind wir, mit dir halten wir's, wir lassen
dich nicht, auch wenn du uns unsren Stolz und unsre
Freude und unser Glück zerbrichtst - semper talis: auch
wir bleiben, was wir sind. Die Garde stirbt, doch sie
ergibt sich nicht dem Geist der Zeit, der Zersetzung und
ergibt sich nicht dem Geist der Zeit, der Zersetzung und
Verflachung und Verzwiflung. Dann muß Ostern
kommen, wie es damals kam, und auf dem abgewälzten
Grabstein Jesu bauen wir den Grenzstein der macht unsrer
Feinde: den deutschen Körper möget ihr knebeln und
knechten, des deutschen Geistes werdet ihr nie Herr
werden! Auf diesen Grabstein bauen wir den
Grundstein des neuen deutschen Hauses und seiner Zukunft
und werden um die Seele unsrer Jugend: Werdet Jener
würdig, die im Glauben an Deutschlands Größe und
Ehre starben, die damals im Lustgarten Treue bis in
den Tod schwuren durch den Mund ihres Kammandeurs,
die letzten Rosen empfingen aus der Hand ihrer Kaiserin
und dann kam nur noch der Lorbeer auf die blutige
bleiche Heldenstirn.
III.
Alles fährt hinaus über die Gegenwart dem ewigen
Gericht entgegen: Derselbe Jesus Christus auch
in Ewigkeit. Er wird richten die Lebendigen und
die Toten und einem Jeglichen geben nach seinen
Werken. Eins weiß ich: Ich möchte auch im ewigen Gericht
nur ein Deutscher sein. Mir grautt vor diesen
Judaslöhnen hinter der Szene des Welltheaters, in dem
Siegfried die tragische Hauptrolle spielte, mir graut vor
diesen heimlichen Verabredungen, die mit Mord
begannen und mit Lüge endeten, mir graut vor diesen
Gemeinheit der Feigheit, die aus lauter Angst quält
und peinigt, das Unschuldige und Wehrlose, am
allerliebsten, mir graut vor diesen erstickten Schreien der
unschuldig Gefolterten und mir graut am allermeisten
vor den Gebeten dieser Erzheuchler, die sich nun vorn
in den Templ Gottes stellen und ein Tedeum nach
dem anderen singen über dem nun endlich überwundenen
"Barbaren". Nein: wir wollen weiter nichts, als was
unser Kaiser und sein Haus, was die 8000 Grenadiere
und Füsiliere vom Ersten Garde-Regiment und Ersten
Garde-Reserve-Regiment taten am 9.August 1914: Auf
die Knie wollen wir fallen im Geist geschart um unsern
betenden Kaiser und unsere von oben uns segnende
Kaiserin:
Herr, hilf uns! Herr mach uns frei! Wir lassen dich
nicht, du segnest uns denn! Dennoch bleiben wir stets
an dir! Du hältst un, du rettest uns, du nimmst uns
endlich mit Ehren an - hier in der Zeit und droben
in der Ewigkeit.
Und wie wir durchs Schlachtenwetter gegangen, so
wollen wir auch durch die heiligen Flammen deines
ewigen Gerichtes gehen, gewiß der Vergebung der
Sünden, gewiß der Gemeinschaft mit unsren Helden, gewiß
des ewigen Lebens.
So gehe es uns auf das ewige Licht in dir, dem
Sohn des lebendigen Gottes über Leben und Sterben,
in Kampf und Not, in Zeit und Ewigkeit:
Jesus Christus, gestern, heut und derselbe auch
in Ewigkeit.
Semper talis!
Amen.
Leider war dem katholischen Seelsorger der Garnison
aus der Zeit vor Kriegsausbruch, dem jetzigen Domprobst
Dr. Middendorf, der gleichfalsl am 9.August 1914 auf dem
Lustgarten gesprochen hat, nicht vergönnt, aus dem besetzten
Köln herzueilen. Für ihm ergreift Kaplan Rickel von der
hiesigen Pfarrkriche das Wort:
Predigt des Kaplans Nickel.
Wer immer sein Haus, Bruder oder Schwester, Vater
oder Mutter, Weib oder Kind um meines Namens willen
verläßt, der wird Hundertfältiges erhalten und das ewige
Leben besizen. (Matthäus 19,29.)
Liebe Kameraden!
Wenn des Sonntags die Glocken im Trum
erklingen, dann schlägt ihr Schall nicht bloß an unser
Ohr, er dringt auch in unser Herz. Und die Gläubigen
eilen freudig zum Gotteshaus.
Ihr altes Regiment hat Sie gerufen. Der Ruf
drang in Ihre Seele. Freudig kamen Sie herbei, weil
es Sie drängte, jene zu sehen, mit denen Sie Freud
und Leib teilten.
Das Erste Garde-Regiment ist mit blankem Schild
aus dem Kampfe hervorgegangen. Spätere
Jahrhunderte werden die Ruhmestaten gerade dieses Regimentes
preisen. Es ertrug nicht allein das Schwerste, nein, es
hatte auch den Willen zu überwinden und zu fliegen.
Noch sein letzter Gang an der Maas im November 18
war ein Ehrengang.
Die Toten des Regiments künden seine Großtaten.
Habt Dank, Ihr treuen Toten, für Eure Tapferkeit!
Eure Tapferkeit war nicht wie eine auflobernde Flamme,
sie war gehärtet im Feuer der Treue und Liebe. Denn
niemand hat eine größere Liebe als der, welcher sein
Leben hingibt für seine Freunde. Ihr kämpftet mit
gläubigem Herzen und demütigem Sinn. So habt Ihr
die rein menschliche Tugend der Tapferkeit zu einer
christlichen gemacht. Wie sollenw ir Euch das vergelten!
Wir haben Euch in unsr Herz geschrieben. Danken
wollen wir Euch durch unser fürbittendes Gebt. "O
Herr, gib ihnen die ewige Ruhe und das ewige Licht
leuchte ihnen, Herr, laß sie ruhn in Frieden."
Mit diesem Gebet haben wir unseren Dank in Gottes
gütige Vaterhände gelegt. Möge er Eure Treue vergelten
mit der Verheißung: "Wohlan, Ihr guten und getreuen
Knechte, da Ihr auf Erden über Weniges getrau gewesen
seid, will ich Euch über Vieles setzen im Himmel, geht
ein in die Freuden Eures Herrn". In dem Hause
unseres himmlischen Vaters sind viele Wohnungen, wäre
es nicht so, so hätte es uns der Herr gesagt.
Wo Helden sterben, da trauern Mütter und Väter,
Frauen und Kinder. Auch ihnen, die ihr Leibstes
opferten, gebührt unser Dank. Ein kleines Zeichen
menschlichen Dankes ist ausgerichtet, ein Denkmal aus Stein.
Es ist, als ob sich an ihm die gefallenen Helden, die
überlebenden Kameradne Mütter und Väter, Frauen
und Kinder die Hand reichten und traute Zwiesprache
hielten von Liebe und Treu.
Doch Menschendank ist schwach. Wiederum soll der
Vater im Himmel trösten und danken.
"Du findest den Freund nimmermehr", so singt
das irdische Lied. Das himmlische aber jubelt: "Es
gibt ein Wiedersehn!" Denn ich bin die Auferstehung
und das Leben, spricht Christus der Herr, wer an mich
glaubt, wird in Ewigkeit nicht sterben. Den Lorbeer
an der Stirn, den Palmzweig in der Hand weden die
Helden einst ihre Leben grüßen.
Das Erste Garde-Regiment und die ihm
angeschlossenen Formationen haben über 8000 nunge Leben
fürs Vaterland dahingegeben. Welch ein großer
Friedhof! Mir deucht, als wäre ein abgrundtiefer See dabei,
der die Tränen von jenen kaum fassen könnte, die
um sie trauern. Es ist, as schmückten Trauerweiden
diese weite Ruhestätte. Sie neigen ihr Haupt aus
Ehrdurcht vor denen, die hier schlummern. Der Wind geht
durch der Bäume Gipfel und ein Vöglein singt
wehmütig die Totenklage. Doch auf dem schlichten Holzkreuz
eines Heldengrabes sitzt ein FInk. Auch er stimmt ein
Lied an. Es ist heller, lauter und fröhlicher als die
Totenklage. Er singt von der unverwüstlichen Kraft, des
Deutschen Volkes. Denn, wo solche Männer sterben,
kann das Volk nicht untergehen. Er singt: " Du Deutsches
Volk, Du mußt schreiten von der Nacht zum Licht. Per
cucem ab Iucem! Gütiger Vater, gib, daß des Finken
Lied halb Wirklichkeit werde. Amen.
Der Gottesdienst schließt mit dem gemeinsamen Gesang
"Wir treten zum Beten vor Gott den Gerechten ..."
Auch die eigentliche Enthüllung und Weihe des Denkmals
ist "mit Rücksicht auf die politischen Verhältnisse" durch den
preußischen Minister des Innern recht einschneidenden
Beschränkungen unterworfen. Ein parademarsch dr Regimenter
am Denkmal soll nicht stattfinden, die Feier am Denkmal
denkbar kurz sein. Major Graf zu Eulenburg, als dem
letzten Kommandeur des Regiments fällt die Aufgabe zu, der
Bedeutung des Denkmals, als eines Mals des Dankes an
unsere gefallenen Helden, eines Mals der Ehre für die beiden
Regimenter und eines Mals der Mahnung an uns und
unsere nachkommen, Ausdruck zu geben.Seine Rede ist
also ihrem Sinn nach der Beginn der Feier am Denkmal,
muß nun aber der behördlichen Anordung wegen noch
auf dem Kasernenhof gehalten werden. Doch der Zwang
hat auch hier eine gute Seite: die durchdringende Stimme
des Kommandeurs beherrscht den weiten Hof bis in die
entferntesten Winkel, sicherer vielleicht als draußen den freien
Platz am Denkmal
S. 232
-
S. 231
Haus fühlen. Potsdam ist die Schmiede und das
Schmiedefeuer für das zerbrochene Siegmundsschwert
der Fridericusgeist von gestern reicht dem Gardegeist
von heute wie auf dem Ehrenmal die Hand und gibt
ihm als Parole mit das alte herrliche "Dennoch", das
uns von Rnersdorf nach Leuthen, von Jena nach
Belle-Alliance, von 48 nach 71 geführt hat - das wird sich
auch nach 1918 wieder bewähren. Und das können
wir, weil wir auf den "Christus heute" schauen. Wie
oft haben Sie ihn totgesagt und genau so wie damals
wälzen sich am Karfreitag Deutschlands die spottenden
höhnenden Waffen an unsrer gekreuzigten Ohnmacht
vorbei und warten auf unser langsames Absterben von
innen und außen. Da ruft der Christus in uns mit
den angenagekten Händen seinen Gott an, greift durch
die Wolken hindurch an seines Vaters Herz und über
alle Witwennot und alles Waisenleid aus dem Kriege,
über gegenwärtige Schande und höllentiefes Leid, über
alledem, was unwiederbringlich da hin sit, weist er
dahin, was wir bewähren müssen, wenn wir heute die
Seele des Volks bewahren wollen vor dem Argen: Nie
hat Gott so um unser Volk geworden, wie gerade jetzt.
Wie wir als totgetreue Mannen nichts zwischen uns
und unsren Regimentschef treten lassen, so lassen wir
bis in die Gedanken hinein nichts zwischen uns und
unsren Gott treten: Du bleibest wie du bist - semper
talis - sein sind wir, mit dir halten wir's, wir lassen
dich nicht, auch wenn du uns unsren Stolz und unsre
Freude und unser Glück zerbrichtst - semper talis: auch
wir bleiben, was wir sind. Die Garde stirbt, doch sie
ergibt sich nicht dem Geist der Zeit, der Zersetzung und
ergibt sich nicht dem Geist der Zeit, der Zersetzung und
Verflachung und Verzwiflung. Dann muß Ostern
kommen, wie es damals kam, und auf dem abgewälzten
Grabstein Jesu bauen wir den Grenzstein der macht unsrer
Feinde: den deutschen Körper möget ihr knebeln und
knechten, des deutschen Geistes werdet ihr nie Herr
werden! Auf diesen Grabstein bauen wir den
Grundstein des neuen deutschen Hauses und seiner Zukunft
und werden um die Seele unsrer Jugend: Werdet Jener
würdig, die im Glauben an Deutschlands Größe und
Ehre starben, die damals im Lustgarten Treue bis in
den Tod schwuren durch den Mund ihres Kammandeurs,
die letzten Rosen empfingen aus der Hand ihrer Kaiserin
und dann kam nur noch der Lorbeer auf die blutige
bleiche Heldenstirn.
III.
Alles fährt hinaus über die Gegenwart dem ewigen
Gericht entgegen: Derselbe Jesus Christus auch
in Ewigkeit. Er wird richten die Lebendigen und
die Toten und einem Jeglichen geben nach seinen
Werken. Eins weiß ich: Ich möchte auch im ewigen Gericht
nur ein Deutscher sein. Mir grautt vor diesen
Judaslöhnen hinter der Szene des Welltheaters, in dem
Siegfried die tragische Hauptrolle spielte, mir graut vor
diesen heimlichen Verabredungen, die mit Mord
begannen und mit Lüge endeten, mir graut vor diesen
Gemeinheit der Feigheit, die aus lauter Angst quält
und peinigt, das Unschuldige und Wehrlose, am
allerliebsten, mir graut vor diesen erstickten Schreien der
unschuldig Gefolterten und mir graut am allermeisten
vor den Gebeten dieser Erzheuchler, die sich nun vorn
in den Templ Gottes stellen und ein Tedeum nach
dem anderen singen über dem nun endlich überwundenen
"Barbaren". Nein: wir wollen weiter nichts, als was
unser Kaiser und sein Haus, was die 8000 Grenadiere
und Füsiliere vom Ersten Garde-Regiment und Ersten
Garde-Reserve-Regiment taten am 9.August 1914: Auf
die Knie wollen wir fallen im Geist geschart um unsern
betenden Kaiser und unsere von oben uns segnende
Kaiserin:
Herr, hilf uns! Herr mach uns frei! Wir lassen dich
nicht, du segnest uns denn! Dennoch bleiben wir stets
an dir! Du hältst un, du rettest uns, du nimmst uns
endlich mit Ehren an - hier in der Zeit und droben
in der Ewigkeit.
Und wie wir durchs Schlachtenwetter gegangen, so
wollen wir auch durch die heiligen Flammen deines
ewigen Gerichtes gehen, gewiß der Vergebung der
Sünden, gewiß der Gemeinschaft mit unsren Helden, gewiß
des ewigen Lebens.
So gehe es uns auf das ewige Licht in dir, dem
Sohn des lebendigen Gottes über Leben und Sterben,
in Kampf und Not, in Zeit und Ewigkeit:
Jesus Christus, gestern, heut und derselbe auch
in Ewigkeit.
Semper talis!
Amen.
Leider war dem katholischen Seelsorger der Garnison
aus der Zeit vor Kriegsausbruch, dem jetzigen Domprobst
Dr. Middendorf, der gleichfalsl am 9.August 1914 auf dem
Lustgarten gesprochen hat, nicht vergönnt, aus dem besetzten
Köln herzueilen. Für ihm ergreift Kaplan Rickel von der
hiesigen Pfarrkriche das Wort:
Predigt des Kaplans Nickel.
Wer immer sein Haus, Bruder oder Schwester, Vater
oder Mutter, Weib oder Kind um meines Namens willen
verläßt, der wird Hundertfältiges erhalten und das ewige
Leben besizen. (Matthäus 19,29.)
Liebe Kameraden!
Wenn des Sonntags die Glocken im Trum
erklingen, dann schlägt ihr Schall nicht bloß an unser
Ohr, er dringt auch in unser Herz. Und die Gläubigen
eilen freudig zum Gotteshaus.
Ihr altes Regiment hat Sie gerufen. Der Ruf
drang in Ihre Seele. Freudig kamen Sie herbei, weil
es Sie drängte, jene zu sehen, mit denen Sie Freud
und Leib teilten.
Das Erste Garde-Regiment ist mit blankem Schild
aus dem Kampfe hervorgegangen. Spätere
Jahrhunderte werden die Ruhmestaten gerade dieses Regimentes
preisen. Es ertrug nicht allein das Schwerste, nein, es
hatte auch den Willen zu überwinden und zu fliegen.
Noch sein letzter Gang an der Maas im November 18
war ein Ehrengang.
Die Toten des Regiments künden seine Großtaten.
Habt Dank, Ihr treuen Toten, für Eure Tapferkeit!
Eure Tapferkeit war nicht wie eine auflobernde Flamme,
sie war gehärtet im Feuer der Treue und Liebe. Denn
niemand hat eine größere Liebe als der, welcher sein
Leben hingibt für seine Freunde. Ihr kämpftet mit
gläubigem Herzen und demütigem Sinn. So habt Ihr
die rein menschliche Tugend der Tapferkeit zu einer
christlichen gemacht. Wie sollenw ir Euch das vergelten!
Wir haben Euch in unsr Herz geschrieben. Danken
wollen wir Euch durch unser fürbittendes Gebt. "O
Herr, gib ihnen die ewige Ruhe und das ewige Licht
leuchte ihnen, Herr, laß sie ruhn in Frieden."
Mit diesem Gebet haben wir unseren Dank in Gottes
gütige Vaterhände gelegt. Möge er Eure Treue vergelten
mit der Verheißung: "Wohlan, Ihr guten und getreuen
Knechte, da Ihr auf Erden über Weniges getrau gewesen
seid, will ich Euch über Vieles setzen im Himmel, geht
ein in die Freuden Eures Herrn". In dem Hause
unseres himmlischen Vaters sind viele Wohnungen, wäre
es nicht so, so hätte es uns der Herr gesagt.
Wo Helden sterben, da trauern Mütter und Väter,
Frauen und Kinder. Auch ihnen, die ihr Leibstes
opferten, gebührt unser Dank. Ein kleines Zeichen
menschlichen Dankes ist ausgerichtet, ein Denkmal aus Stein.
Es ist, als ob sich an ihm die gefallenen Helden, die
überlebenden Kameradne Mütter und Väter, Frauen
und Kinder die Hand reichten und traute Zwiesprache
hielten von Liebe und Treu.
Doch Menschendank ist schwach. Wiederum soll der
Vater im Himmel trösten und danken.
"Du findest den Freund nimmermehr", so singt
das irdische Lied. Das himmlische aber jubelt: "Es
gibt ein Wiedersehn!" Denn ich bin die Auferstehung
und das Leben, spricht Christus der Herr, wer an mich
glaubt, wird in Ewigkeit nicht sterben. Den Lorbeer
an der Stirn, den Palmzweig in der Hand weden die
Helden einst ihre Leben grüßen.
Das Erste Garde-Regiment und die ihm
angeschlossenen Formationen haben über 8000 nunge Leben
fürs Vaterland dahingegeben. Welch ein großer
Friedhof! Mir deucht, als wäre ein abgrundtiefer See dabei,
der die Tränen von jenen kaum fassen könnte, die
um sie trauern. Es ist, as schmückten Trauerweiden
diese weite Ruhestätte. Sie neigen ihr Haupt aus
Ehrdurcht vor denen, die hier schlummern. Der Wind geht
durch der Bäume Gipfel und ein Vöglein singt
wehmütig die Totenklage. Doch auf dem schlichten Holzkreuz
eines Heldengrabes sitzt ein FInk. Auch er stimmt ein
Lied an. Es ist heller, lauter und fröhlicher als die
Totenklage. Er singt von der unverwüstlichen Kraft, des
Deutschen Volkes. Denn, wo solche Männer sterben,
kann das Volk nicht untergehen. Er singt: " Du Deutsches
Volk, Du mußt schreiten von der Nacht zum Licht. Per
cucem ab Iucem! Gütiger Vater, gib, daß des Finken
Lied halb Wirklichkeit werde. Amen.
Der Gottesdienst schließt mit dem gemeinsamen Gesang
"Wir treten zum Beten vor Gott den Gerechten ..."
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S. 231
Haus fühlen. Potsdam ist die Schmiede und das
Schmiedefeuer für das zerbrochene Siegmundsschwert
der Fridericusgeist von gestern reicht dem Gardegeist
von heute wie auf dem Ehrenmal die Hand und gibt
ihm als Parole mit das alte herrliche "Dennoch", das
uns von Rnersdorf nach Leuthen, von Jena nach
Belle-Alliance, von 48 nach 71 geführt hat - das wird sich
auch nach 1918 wieder bewähren. Und das können
wir, weil wir auf den "Christus heute" schauen. Wie
oft haben Sie ihn totgesagt und genau so wie damals
wälzen sich am Karfreitag Deutschlands die spottenden
höhnenden Waffen an unsrer gekreuzigten Ohnmacht
vorbei und warten auf unser langsames Absterben von
innen und außen. Da ruft der Christus in uns mit
den angenagekten Händen seinen Gott an, greift durch
die Wolken hindurch an seines Vaters Herz und über
alle Witwennot und alles Waisenleid aus dem Kriege,
über gegenwärtige Schande und höllentiefes Leid, über
alledem, was unwiederbringlich da hin sit, weist er
dahin, was wir bewähren müssen, wenn wir heute die
Seele des Volks bewahren wollen vor dem Argen: Nie
hat Gott so um unser Volk geworden, wie gerade jetzt.
Wie wir als totgetreue Mannen nichts zwischen uns
und unsren Regimentschef treten lassen, so lassen wir
bis in die Gedanken hinein nichts zwischen uns und
unsren Gott treten: Du bleibest wie du bist - semper
talis - sein sind wir, mit dir halten wir's, wir lassen
dich nicht, auch wenn du uns unsren Stolz und unsre
Freude und unser Glück zerbrichtst - semper talis: auch
wir bleiben, was wir sind. Die Garde stirbt, doch sie
ergibt sich nicht dem Geist der Zeit, der Zersetzung und
ergibt sich nicht dem Geist der Zeit, der Zersetzung und
Verflachung und Verzwiflung. Dann muß Ostern
kommen, wie es damals kam, und auf dem abgewälzten
Grabstein Jesu bauen wir den Grenzstein der macht unsrer
Feinde: den deutschen Körper möget ihr knebeln und
knechten, des deutschen Geistes werdet ihr nie Herr
werden! Auf diesen Grabstein bauen wir den
Grundstein des neuen deutschen Hauses und seiner Zukunft
und werden um die Seele unsrer Jugend: Werdet Jener
würdig, die im Glauben an Deutschlands Größe und
Ehre starben, die damals im Lustgarten Treue bis in
den Tod schwuren durch den Mund ihres Kammandeurs,
die letzten Rosen empfingen aus der Hand ihrer Kaiserin
und dann kam nur noch der Lorbeer auf die blutige
bleiche Heldenstirn.
III.
Alles fährt hinaus über die Gegenwart dem ewigen
Gericht entgegen: Derselbe Jesus Christus auch
in Ewigkeit. Er wird richten die Lebendigen und
die Toten und einem Jeglichen geben nach seinen
Werken. Eins weiß ich: Ich möchte auch im ewigen Gericht
nur ein Deutscher sein. Mir grautt vor diesen
Judaslöhnen hinter der Szene des Welltheaters, in dem
Siegfried die tragische Hauptrolle spielte, mir graut vor
diesen heimlichen Verabredungen, die mit Mord
begannen und mit Lüge endeten, mir graut vor diesen
Gemeinheit der Feigheit, die aus lauter Angst quält
und peinigt, das Unschuldige und Wehrlose, am
allerliebsten, mir graut vor diesen erstickten Schreien der
unschuldig Gefolterten und mir graut am allermeisten
vor den Gebeten dieser Erzheuchler, die sich nun vorn
in den Templ Gottes stellen und ein Tedeum nach
dem anderen singen über dem nun endlich überwundenen
"Barbaren". Nein: wir wollen weiter nichts, als was
unser Kaiser und sein Haus, was die 8000 Grenadiere
und Füsiliere vom Ersten Garde-Regiment und Ersten
Garde-Reserve-Regiment taten am 9.August 1914: Auf
die Knie wollen wir fallen im Geist geschart um unsern
betenden Kaiser und unsere von oben uns segnende
Kaiserin:
Herr, hilf uns! Herr mach uns frei! Wir lassen dich
nicht, du segnest uns denn! Dennoch bleiben wir stets
an dir! Du hältst un, du rettest uns, du nimmst uns
endlich mit Ehren an - hier in der Zeit und droben
in der Ewigkeit.
Und wie wir durchs Schlachtenwetter gegangen, so
wollen wir auch durch die heiligen Flammen deines
ewigen Gerichtes gehen, gewiß der Vergebung der
Sünden, gewiß der Gemeinschaft mit unsren Helden, gewiß
des ewigen Lebens.
So gehe es uns auf das ewige Licht in dir, dem
Sohn des lebendigen Gottes über Leben und Sterben,
in Kampf und Not, in Zeit und Ewigkeit:
Jesus Christus, gestern, heut und derselbe auch
in Ewigkeit.
Semper talis!
Amen.
Leider war dem katholischen Seelsorger der Garnison
aus der Zeit vor Kriegsausbruch, dem jetzigen Domprobst
Dr. Middendorf, der gleichfalsl am 9.August 1914 auf dem
Lustgarten gesprochen hat, nicht vergönnt, aus dem besetzten
Köln herzueilen. Für ihm ergreift Kaplan Rickel von der
hiesigen Pfarrkriche das Wort:
Predigt des Kaplans Nickel.
Wer immer sein Haus, Bruder oder Schwester, Vater
oder Mutter, Weib oder Kind um meines Namens willen
verläßt, der wird Hundertfältiges erhalten und das ewige
Leben besizen. (Matthäus 19,29.)
Liebe Kameraden!
Wenn des Sonntags die Glocken im Trum
erklingen, dann schlägt ihr Schall nicht bloß an unser
Ohr, er dringt auch in unser Herz. Und die Gläubigen
eilen freudig zum Gotteshaus.
Ihr altes Regiment hat Sie gerufen. Der Ruf
drang in Ihre Seele. Freudig kamen Sie herbei, weil
es Sie drängte, jene zu sehen, mit denen Sie Freud
und Leib teilten.
Das Erste Garde-Regiment ist mit blankem Schild
aus dem Kampfe hervorgegangen. Spätere
Jahrhunderte werden die Ruhmestaten gerade dieses Regimentes
preisen. Es ertrug nicht allein das Schwerste, nein, es
hatte auch den Willen zu überwinden und zu fliegen.
Noch sein letzter Gang an der Maas im November 18
war ein Ehrengang.
Die Toten des Regiments künden seine Großtaten.
Habt Dank, Ihr treuen Toten, für Eure Tapferkeit!
Eure Tapferkeit war nicht wie eine auflobernde Flamme,
sie war gehärtet im Feuer der Treue und Liebe. Denn
niemand hat eine größere Liebe als der, welcher sein
Leben hingibt für seine Freunde. Ihr kämpftet mit
gläubigem Herzen und demütigem Sinn. So habt Ihr
die rein menschliche Tugend der Tapferkeit zu einer
christlichen gemacht. Wie sollenw ir Euch das vergelten!
Wir haben Euch in unsr Herz geschrieben. Danken
wollen wir Euch durch unser fürbittendes Gebt. "O
Herr, gib ihnen die ewige Ruhe und das ewige Licht
leuchte ihnen, Herr, laß sie ruhn in Frieden."
Mit diesem Gebet haben wir unseren Dank in Gottes
gütige Vaterhände gelegt. Möge er Eure Treue vergelten
mit der Verheißung: "Wohlan, Ihr guten und getreuen
Knechte, da Ihr auf Erden über Weniges getrau gewesen
seid, will ich Euch über Vieles setzen im Himmel, geht
ein in die Freuden Eures Herrn". In dem Hause
unseres himmlischen Vaters sind viele Wohnungen, wäre
es nicht so, so hätte es uns der Herr gesagt.
Wo Helden sterben, da trauern Mütter und Väter,
Frauen und Kinder. Auch ihnen, die ihr Leibstes
opferten, gebührt unser Dank. Ein kleines Zeichen
menschlichen Dankes ist ausgerichtet, ein Denkmal aus Stein.
Es ist, als ob sich an ihm die gefallenen Helden, die
überlebenden Kameradne Mütter und Väter, Frauen
und Kinder die Hand reichten und traute Zwiesprache
hielten von Liebe und Treu.
Doch Menschendank ist schwach. Wiederum soll der
Vater im Himmel trösten und danken.
"Du findest den Freund nimmermehr", so singt
das irdische Lied. Das himmlische aber jubelt: "Es
gibt ein Wiedersehn!" Denn ich bin die Auferstehung
und das Leben, spricht Christus der Herr, wer an mich
glaubt, wird in Ewigkeit nicht sterben. Den Lorbeer
an der Stirn, den Palmzweig in der Hand weden die
Helden einst ihre Leben grüßen.
Das Erste Garde-Regiment und die ihm
angeschlossenen Formationen haben über 8000 nunge Leben
fürs Vaterland dahingegeben. Welch ein großer
Friedhof! Mir deucht, als wäre ein abgrundtiefer See dabei,
der die Tränen von jenen kaum fassen könnte, die
um sie trauern. Es ist, as schmückten Trauerweiden
diese weite Ruhestätte. Sie neigen ihr Haupt aus
Ehrdurcht vor denen
S. 232
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S. 231
Haus fühlen. Potsdam ist die Schmiede und das
Schmiedefeuer für das zerbrochene Siegmundsschwert
der Fridericusgeist von gestern reicht dem Gardegeist
von heute wie auf dem Ehrenmal die Hand und gibt
ihm als Parole mit das alte herrliche "Dennoch", das
uns von Rnersdorf nach Leuthen, von Jena nach
Belle-Alliance, von 48 nach 71 geführt hat - das wird sich
auch nach 1918 wieder bewähren. Und das können
wir, weil wir auf den "Christus heute" schauen. Wie
oft haben Sie ihn totgesagt und genau so wie damals
wälzen sich am Karfreitag Deutschlands die spottenden
höhnenden Waffen an unsrer gekreuzigten Ohnmacht
vorbei und warten auf unser langsames Absterben von
innen und außen. Da ruft der Christus in uns mit
den angenagekten Händen seinen Gott an, greift durch
die Wolken hindurch an seines Vaters Herz und über
alle Witwennot und alles Waisenleid aus dem Kriege,
über gegenwärtige Schande und höllentiefes Leid, über
alledem, was unwiederbringlich da hin sit, weist er
dahin, was wir bewähren müssen, wenn wir heute die
Seele des Volks bewahren wollen vor dem Argen: Nie
hat Gott so um unser Volk geworden, wie gerade jetzt.
Wie wir als totgetreue Mannen nichts zwischen uns
und unsren Regimentschef treten lassen, so lassen wir
bis in die Gedanken hinein nichts zwischen uns und
unsren Gott treten: Du bleibest wie du bist - semper
talis - sein sind wir, mit dir halten wir's, wir lassen
dich nicht, auch wenn du uns unsren Stolz und unsre
Freude und unser Glück zerbrichtst - semper talis: auch
wir bleiben, was wir sind. Die Garde stirbt, doch sie
ergibt sich nicht dem Geist der Zeit, der Zersetzung und
ergibt sich nicht dem Geist der Zeit, der Zersetzung und
Verflachung und Verzwiflung. Dann muß Ostern
kommen, wie es damals kam, und auf dem abgewälzten
Grabstein Jesu bauen wir den Grenzstein der macht unsrer
Feinde: den deutschen Körper möget ihr knebeln und
knechten, des deutschen Geistes werdet ihr nie Herr
werden! Auf diesen Grabstein bauen wir den
Grundstein des neuen deutschen Hauses und seiner Zukunft
und werden um die Seele unsrer Jugend: Werdet Jener
würdig, die im Glauben an Deutschlands Größe und
Ehre starben, die damals im Lustgarten Treue bis in
den Tod schwuren durch den Mund ihres Kammandeurs,
die letzten Rosen empfingen aus der Hand ihrer Kaiserin
und dann kam nur noch der Lorbeer auf die blutige
bleiche Heldenstirn.
III.
Alles fährt hinaus über die Gegenwart dem ewigen
Gericht entgegen: Derselbe Jesus Christus auch
in Ewigkeit. Er wird richten die Lebendigen und
die Toten und einem Jeglichen geben nach seinen
Werken. Eins weiß ich: Ich möchte auch im ewigen Gericht
nur ein Deutscher sein. Mir grautt vor diesen
Judaslöhnen hinter der Szene des Welltheaters, in dem
Siegfried die tragische Hauptrolle spielte, mir graut vor
diesen heimlichen Verabredungen, die mit Mord
begannen und mit Lüge endeten, mir graut vor diesen
Gemeinheit der Feigheit, die aus lauter Angst quält
und peinigt, das Unschuldige und Wehrlose, am
allerliebsten, mir graut vor diesen erstickten Schreien der
unschuldig Gefolterten und mir graut am allermeisten
vor den Gebeten dieser Erzheuchler, die sich nun vorn
in den Templ Gottes stellen und ein Tedeum nach
dem anderen singen über dem nun endlich überwundenen
"Barbaren". Nein: wir wollen weiter nichts, als was
unser Kaiser und sein Haus, was die 8000 Grenadiere
und Füsiliere vom Ersten Garde-Regiment und Ersten
Garde-Reserve-Regiment taten am 9.August 1914: Auf
die Knie wollen wir fallen im Geist geschart um unsern
betenden Kaiser und unsere von oben uns segnende
Kaiserin:
Herr, hilf uns! Herr mach uns frei! Wir lassen dich
nicht, du segnest uns denn! Dennoch bleiben wir stets
an dir! Du hältst un, du rettest uns, du nimmst uns
endlich mit Ehren an - hier in der Zeit und droben
in der Ewigkeit.
Und wie wir durchs Schlachtenwetter gegangen, so
wollen wir auch durch die heiligen Flammen deines
ewigen Gerichtes gehen, gewiß der Vergebung der
Sünden, gewiß der Gemeinschaft mit unsren Helden, gewiß
des ewigen Lebens.
So gehe es uns auf das ewige Licht in dir, dem
Sohn des lebendigen Gottes über Leben und Sterben,
in Kampf und Not, in Zeit und Ewigkeit:
Jesus Christus, gestern, heut und derselbe auch
in Ewigkeit.
Semper talis!
Amen.
Leider war dem katholischen Seelsorger der Garnison
aus der Zeit vor Kriegsausbruch, dem jetzigen Domprobst
Dr. Middendorf, der gleichfalsl am 9.August 1914 auf dem
Lustgarten gesprochen hat, nicht vergönnt, aus dem besetzten
Köln herzueilen. Für ihm ergreift Kaplan Rickel von der
hiesigen Pfarrkriche das Wort:
Predigt des Kaplans Nickel.
Wer immer sein Haus, Bruder oder Schwester, Vater
oder Mutter, Weib oder Kind um meines Namens willen
verläßt, der wird Hundertfältiges erhalten und das ewige
Leben besizen. (Matthäus 19,29.)
Liebe Kameraden!
Wenn des Sonntags die Glocken im Trum
erklingen, dann schlägt ihr Schall nicht bloß an unser
Ohr, er dringt auch in unser Herz. Und die Gläubigen
eilen freudig zum Gotteshaus.
Ihr altes Regiment hat Sie gerufen. Der Ruf
drang in Ihre Seele. Freudig kamen Sie herbei, weil
es Sie drängte, jene zu sehen, mit denen Sie Freud
und Leib teilten.
Das Erste Garde-Regiment ist mit blankem Schild
aus dem Kampfe hervorgegangen. Spätere
Jahrhunderte werden die Ruhmestaten gerade dieses Regimentes
preisen. Es ertrug nicht allein das Schwerste, nein, es
hatte auch den Willen zu überwinden und zu fliegen.
Noch sein letzter Gang an der Maas im November 18
war ein Ehrengang.
Die Toten des Regiments künden seine Großtaten.
Habt Dank, Ihr treuen Toten, für Eure Tapferkeit!
Eure Tapferkeit war nicht wie eine auflobernde Flamme,
sie war gehärtet im Feuer der Treue und Liebe. Denn
niemand hat eine größere Liebe als der, welcher sein
Leben hingibt für seine Freunde. Ihr kämpftet mit
gläubigem Herzen und demütigem Sinn. So habt Ihr
die rein menschliche Tugend der Tapferkeit zu einer
christlichen gemacht. Wie sollenw ir Euch das vergelten!
Wir haben Euch in unsr Herz geschrieben. Danken
wollen wir Euch durch unser fürbittendes Gebt. "O
Herr, gib ihnen die ewige Ruhe und das ewige Licht
leuchte ihnen, Herr, laß sie ruhn in Frieden."
Mit diesem Gebet haben wir unseren Dank in Gottes
gütige Vaterhände gelegt. Möge er Eure Treue vergelten
mit der Verheißung: "Wohlan, Ihr guten und getreuen
Knechte, da Ihr auf Erden über Weniges getrau gewesen
seid, will ich Euch über Vieles setzen im Himmel, geht
ein in die Freuden Eures Herrn". In dem Hause
unseres himmlischen Vaters sind viele Wohnungen, wäre
es nicht so, so hätte es uns der Herr gesagt.
Wo Helden sterben, da trauern Mütter und Väter,
Frauen und Kinder. Auch ihnen, die ihr Leibstes
opferten, gebührt unser Dank. Ein kleines Zeichen
menschlichen Dankes ist ausgerichtet, ein Denkmal aus Stein.
Es ist, als ob sich an ihm die gefallenen Helden, die
überlebenden Kameradne Mütter und Väter, Frauen
und Kinder die Hand reichten und traute Zwiesprache
hielten von Liebe und Treu.
S. 232
-
S. 231
Haus fühlen. Potsdam ist die Schmiede und das
Schmiedefeuer für das zerbrochene Siegmundsschwert
der Fridericusgeist von gestern reicht dem Gardegeist
von heute wie auf dem Ehrenmal die Hand und gibt
ihm als Parole mit das alte herrliche "Dennoch", das
uns von Rnersdorf nach Leuthen, von Jena nach
Belle-Alliance, von 48 nach 71 geführt hat - das wird sich
auch nach 1918 wieder bewähren. Und das können
wir, weil wir auf den "Christus heute" schauen. Wie
oft haben Sie ihn totgesagt und genau so wie damals
wälzen sich am Karfreitag Deutschlands die spottenden
höhnenden Waffen an unsrer gekreuzigten Ohnmacht
vorbei und warten auf unser langsames Absterben von
innen und außen. Da ruft der Christus in uns mit
den angenagekten Händen seinen Gott an, greift durch
die Wolken hindurch an seines Vaters Herz und über
alle Witwennot und alles Waisenleid aus dem Kriege,
über gegenwärtige Schande und höllentiefes Leid, über
alledem, was unwiederbringlich da hin sit, weist er
dahin, was wir bewähren müssen, wenn wir heute die
Seele des Volks bewahren wollen vor dem Argen: Nie
hat Gott so um unser Volk geworden, wie gerade jetzt.
Wie wir als totgetreue Mannen nichts zwischen uns
und unsren Regimentschef treten lassen, so lassen wir
bis in die Gedanken hinein nichts zwischen uns und
unsren Gott treten: Du bleibest wie du bist - semper
talis - sein sind wir, mit dir halten wir's, wir lassen
dich nicht, auch wenn du uns unsren Stolz und unsre
Freude und unser Glück zerbrichtst - semper talis: auch
wir bleiben, was wir sind. Die Garde stirbt, doch sie
ergibt sich nicht dem Geist der Zeit, der Zersetzung und
ergibt sich nicht dem Geist der Zeit, der Zersetzung und
Verflachung und Verzwiflung. Dann muß Ostern
kommen, wie es damals kam, und auf dem abgewälzten
Grabstein Jesu bauen wir den Grenzstein der macht unsrer
Feinde: den deutschen Körper möget ihr knebeln und
knechten, des deutschen Geistes werdet ihr nie Herr
werden! Auf diesen Grabstein bauen wir den
Grundstein des neuen deutschen Hauses und seiner Zukunft
und werden um die Seele unsrer Jugend: Werdet Jener
würdig, die im Glauben an Deutschlands Größe und
Ehre starben, die damals im Lustgarten Treue bis in
den Tod schwuren durch den Mund ihres Kammandeurs,
die letzten Rosen empfingen aus der Hand ihrer Kaiserin
und dann kam nur noch der Lorbeer auf die blutige
bleiche Heldenstirn.
III.
Alles fährt hinaus über die Gegenwart dem ewigen
Gericht entgegen: Derselbe Jesus Christus auch
in Ewigkeit. Er wird richten die Lebendigen und
die Toten und einem Jeglichen geben nach seinen
Werken. Eins weiß ich: Ich möchte auch im ewigen Gericht
nur ein Deutscher sein. Mir grautt vor diesen
Judaslöhnen hinter der Szene des Welltheaters, in dem
Siegfried die tragische Hauptrolle spielte, mir graut vor
diesen heimlichen Verabredungen, die mit Mord
begannen und mit Lüge endeten, mir graut vor diesen
Gemeinheit der Feigheit, die aus lauter Angst quält
und peinigt, das Unschuldige und Wehrlose, am
allerliebsten, mir graut vor diesen erstickten Schreien der
unschuldig Gefolterten und mir graut am allermeisten
vor den Gebeten dieser Erzheuchler, die sich nun vorn
in den Templ Gottes stellen und ein Tedeum nach
dem anderen singen über dem nun endlich überwundenen
"Barbaren". Nein: wir wollen weiter nichts, als was
unser Kaiser und sein Haus, was die 8000 Grenadiere
und Füsiliere vom Ersten Garde-Regiment und Ersten
Garde-Reserve-Regiment taten am 9.August 1914: Auf
die Knie wollen wir fallen im Geist geschart um unsern
betenden Kaiser und unsere von oben uns segnende
Kaiserin:
Herr, hilf uns! Herr mach uns frei! Wir lassen dich
nicht, du segnest uns denn! Dennoch bleiben wir stets
an dir! Du hältst un, du rettest uns, du nimmst uns
endlich mit Ehren an - hier in der Zeit und droben
in der Ewigkeit.
Und wie wir durchs Schlachtenwetter gegangen, so
wollen wir auch durch die heiligen Flammen deines
ewigen Gerichtes gehen, gewiß der Vergebung der
Sünden, gewiß der Gemeinschaft mit unsren Helden, gewiß
des ewigen Lebens.
So gehe es uns auf das ewige Licht in dir, dem
Sohn des lebendigen Gottes über Leben und Sterben,
in Kampf und Not, in Zeit und Ewigkeit:
Jesus Christus, gestern, heut und derselbe auch
in Ewigkeit.
Semper talis!
Amen.
Leider war dem katholischen Seelsorger der Garnison
aus der Zeit vor Kriegsausbruch, dem jetzigen Domprobst
Dr. Middendorf, der gleichfalsl am 9.August 1914 auf dem
Lustgarten gesprochen hat, nicht vergönnt, aus dem besetzten
Köln herzueilen. Für ihm ergreift Kaplan Rickel von der
hiesigen Pfarrkriche das Wort:
Predigt des Kaplans Nickel.
Wer immer sein Haus, Bruder oder Schwester, Vater
oder Mutter, Weib oder Kind um meines Namens willen
verläßt, der wird Hundertfältiges erhalten und das ewige
Leben besizen. (Matthäus 19,29.)
Liebe Kameraden!
Wenn des Sonntags die Glocken im Trum
erklingen, dann schlägt ihr Schall nicht bloß an unser
Ohr, er dringt auch in unser Herz. Und die Gläubigen
eilen freudig zum Gotteshaus.
Ihr altes Regiment hat Sie gerufen. Der Ruf
drang in Ihre Seele. Freudig kamen Sie herbei, weil
es Sie drängte, jene zu sehen, mit denen Sie Freud
und Leib teilten.
Das Erste Garde-Regiment ist mit blankem Schild
aus dem Kampfe hervorgegangen. Spätere
Jahrhunderte werden die Ruhmestaten gerade dieses Regimentes
preisen. Es ertrug nicht allein das Schwerste, nein, es
hatte auch den Willen zu überwinden und zu fliegen.
Noch sein letzter Gang an der Maas im November 18
war ein Ehrengang.
Die Toten des Regiments künden seine Großtaten.
Habt Dank, Ihr treuen Toten, für Eure Tapferkeit!
Eure Tapferkeit war nicht wie eine auflobernde Flamme,
sie war gehärtet im Feuer der Treue und Liebe. Denn
niemand hat eine größere Liebe als der, welcher sein
Leben hingibt für seine Freunde. Ihr kämpftet mit
gläubigem Herzen und demütigem Sinn. So habt Ihr
die rein menschliche Tugend der Tapferkeit zu einer
christlichen gemacht. Wie sollenw ir Euch das vergelten!
Wir haben Euch in unsr Herz geschrieben. Danken
wollen wir Euch durch unser fürbittendes Gebt. "O
Herr, gib ihnen die ewige Ruhe und das ewige Licht
leuchte ihnen, Herr, laß sie ruhn in Frieden."
S. 232
-
S. 231
Haus fühlen. Potsdam ist die Schmiede und das
Schmiedefeuer für das zerbrochene Siegmundsschwert
der Fridericusgeist von gestern reicht dem Gardegeist
von heute wie auf dem Ehrenmal die Hand und gibt
ihm als Parole mit das alte herrliche "Dennoch", das
uns von Rnersdorf nach Leuthen, von Jena nach
Belle-Alliance, von 48 nach 71 geführt hat - das wird sich
auch nach 1918 wieder bewähren. Und das können
wir, weil wir auf den "Christus heute" schauen. Wie
oft haben Sie ihn totgesagt und genau so wie damals
wälzen sich am Karfreitag Deutschlands die spottenden
höhnenden Waffen an unsrer gekreuzigten Ohnmacht
vorbei und warten auf unser langsames Absterben von
innen und außen. Da ruft der Christus in uns mit
den angenagekten Händen seinen Gott an, greift durch
die Wolken hindurch an seines Vaters Herz und über
alle Witwennot und alles Waisenleid aus dem Kriege,
über gegenwärtige Schande und höllentiefes Leid, über
alledem, was unwiederbringlich da hin sit, weist er
dahin, was wir bewähren müssen, wenn wir heute die
Seele des Volks bewahren wollen vor dem Argen: Nie
hat Gott so um unser Volk geworden, wie gerade jetzt.
Wie wir als totgetreue Mannen nichts zwischen uns
und unsren Regimentschef treten lassen, so lassen wir
bis in die Gedanken hinein nichts zwischen uns und
unsren Gott treten: Du bleibest wie du bist - semper
talis - sein sind wir, mit dir halten wir's, wir lassen
dich nicht, auch wenn du uns unsren Stolz und unsre
Freude und unser Glück zerbrichtst - semper talis: auch
wir bleiben, was wir sind. Die Garde stirbt, doch sie
ergibt sich nicht dem Geist der Zeit, der Zersetzung und
ergibt sich nicht dem Geist der Zeit, der Zersetzung und
Verflachung und Verzwiflung. Dann muß Ostern
kommen, wie es damals kam, und auf dem abgewälzten
Grabstein Jesu bauen wir den Grenzstein der macht unsrer
Feinde: den deutschen Körper möget ihr knebeln und
knechten, des deutschen Geistes werdet ihr nie Herr
werden! Auf diesen Grabstein bauen wir den
Grundstein des neuen deutschen Hauses und seiner Zukunft
und werden um die Seele unsrer Jugend: Werdet Jener
würdig, die im Glauben an Deutschlands Größe und
Ehre starben, die damals im Lustgarten Treue bis in
den Tod schwuren durch den Mund ihres Kammandeurs,
die letzten Rosen empfingen aus der Hand ihrer Kaiserin
und dann kam nur noch der Lorbeer auf die blutige
bleiche Heldenstirn.
III.
Alles fährt hinaus über die Gegenwart dem ewigen
Gericht entgegen: Derselbe Jesus Christus auch
in Ewigkeit. Er wird richten die Lebendigen und
die Toten und einem Jeglichen geben nach seinen
Werken. Eins weiß ich: Ich möchte auch im ewigen Gericht
nur ein Deutscher sein. Mir grautt vor diesen
Judaslöhnen hinter der Szene des Welltheaters, in dem
Siegfried die tragische Hauptrolle spielte, mir graut vor
diesen heimlichen Verabredungen, die mit Mord
begannen und mit Lüge endeten, mir graut vor diesen
Gemeinheit der Feigheit, die aus lauter Angst quält
und peinigt, das Unschuldige und Wehrlose, am
allerliebsten, mir graut vor diesen erstickten Schreien der
unschuldig Gefolterten und mir graut am allermeisten
vor den Gebeten dieser Erzheuchler, die sich nun vorn
in den Templ Gottes stellen und ein Tedeum nach
dem anderen singen über dem nun endlich überwundenen
"Barbaren". Nein: wir wollen weiter nichts, als was
unser Kaiser und sein Haus, was die 8000 Grenadiere
und Füsiliere vom Ersten Garde-Regiment und Ersten
Garde-Reserve-Regiment taten am 9.August 1914: Auf
die Knie wollen wir fallen im Geist geschart um unsern
betenden Kaiser und unsere von oben uns segnende
Kaiserin:
Herr, hilf uns! Herr mach uns frei! Wir lassen dich
nicht, du segnest uns denn! Dennoch bleiben wir stets
an dir! Du hältst un, du rettest uns, du nimmst uns
endlich mit Ehren an - hier in der Zeit und droben
in der Ewigkeit.
Und wie wir durchs Schlachtenwetter gegangen, so
wollen wir auch durch die heiligen Flammen deines
ewigen Gerichtes gehen, gewiß der Vergebung der
Sünden, gewiß der Gemeinschaft mit unsren Helden, gewiß
des ewigen Lebens.
So gehe es uns auf das ewige Licht in dir, dem
Sohn des lebendigen Gottes über Leben und Sterben,
in Kampf und Not, in Zeit und Ewigkeit:
Jesus Christus, gestern, heut und derselbe auch
in Ewigkeit.
Semper talis!
Amen.
Leider war dem katholischen Seelsorger der Garnison
aus der Zeit vor Kriegsausbruch, dem jetzigen Domprobst
Dr. Middendorf, der gleichfalsl am 9.August 1914 auf dem
Lustgarten gesprochen hat, nicht vergönnt, aus dem besetzten
Köln herzueilen. Für ihm ergreift Kaplan Rickel von der
hiesigen Pfarrkriche das Wort:
Predigt des Kaplans Nickel.
Wer immer sein Haus, Bruder oder Schwester, Vater
oder Mutter, Weib oder Kind um meines Namens willen
verläßt, der wird Hundertfältiges erhalten und das ewige
Leben besizen. (Matthäus 19,29.)
Liebe Kameraden!
Wenn des Sonntags die Glocken im Trum
erklingen, dann schlägt ihr Schall nicht bloß an unser
Ohr, er dringt auch in unser Herz. Und die Gläubigen
eilen freudig zum Gotteshaus.
Ihr altes Regiment hat Sie gerufen. Der Ruf
drang in Ihre Seele. Freudig kamen Sie herbei, weil
es Sie drängte, jene zu sehen, mit denen Sie Freud
und Leib teilten.
Das Erste Garde-Regiment ist mit blankem Schild
aus dem Kampfe hervorgegangen. Spätere
Jahrhunderte werden die Ruhmestaten gerade dieses Regimentes
preisen. Es ertrug nicht allein das Schwerste, nein, es
hatte auch den Willen zu überwinden und zu fliegen.
Noch sein letzter Gang an der Maas im November 18
war ein Ehrengang.
Die Toten des Regiments künden seine Großtaten.
S. 232
-
S. 231
Haus fühlen. Potsdam ist die Schmiede und das
Schmiedefeuer für das zerbrochene Siegmundsschwert
der Fridericusgeist von gestern reicht dem Gardegeist
von heute wie auf dem Ehrenmal die Hand und gibt
ihm als Parole mit das alte herrliche "Dennoch", das
uns von Rnersdorf nach Leuthen, von Jena nach
Belle-Alliance, von 48 nach 71 geführt hat - das wird sich
auch nach 1918 wieder bewähren. Und das können
wir, weil wir auf den "Christus heute" schauen. Wie
oft haben Sie ihn totgesagt und genau so wie damals
wälzen sich am Karfreitag Deutschlands die spottenden
höhnenden Waffen an unsrer gekreuzigten Ohnmacht
vorbei und warten auf unser langsames Absterben von
innen und außen. Da ruft der Christus in uns mit
den angenagekten Händen seinen Gott an, greift durch
die Wolken hindurch an seines Vaters Herz und über
alle Witwennot und alles Waisenleid aus dem Kriege,
über gegenwärtige Schande und höllentiefes Leid, über
alledem, was unwiederbringlich da hin sit, weist er
dahin, was wir bewähren müssen, wenn wir heute die
Seele des Volks bewahren wollen vor dem Argen: Nie
hat Gott so um unser Volk geworden, wie gerade jetzt.
Wie wir als totgetreue Mannen nichts zwischen uns
und unsren Regimentschef treten lassen, so lassen wir
bis in die Gedanken hinein nichts zwischen uns und
unsren Gott treten: Du bleibest wie du bist - semper
talis - sein sind wir, mit dir halten wir's, wir lassen
dich nicht, auch wenn du uns unsren Stolz und unsre
Freude und unser Glück zerbrichtst - semper talis: auch
wir bleiben, was wir sind. Die Garde stirbt, doch sie
ergibt sich nicht dem Geist der Zeit, der Zersetzung und
ergibt sich nicht dem Geist der Zeit, der Zersetzung und
Verflachung und Verzwiflung. Dann muß Ostern
kommen, wie es damals kam, und auf dem abgewälzten
Grabstein Jesu bauen wir den Grenzstein der macht unsrer
Feinde: den deutschen Körper möget ihr knebeln und
knechten, des deutschen Geistes werdet ihr nie Herr
werden! Auf diesen Grabstein bauen wir den
Grundstein des neuen deutschen Hauses und seiner Zukunft
und werden um die Seele unsrer Jugend: Werdet Jener
würdig, die im Glauben an Deutschlands Größe und
Ehre starben, die damals im Lustgarten Treue bis in
den Tod schwuren durch den Mund ihres Kammandeurs,
die letzten Rosen empfingen aus der Hand ihrer Kaiserin
und dann kam nur noch der Lorbeer auf die blutige
bleiche Heldenstirn.
III.
Alles fährt hinaus über die Gegenwart dem ewigen
Gericht entgegen: Derselbe Jesus Christus auch
in Ewigkeit. Er wird richten die Lebendigen und
die Toten und einem Jeglichen geben nach seinen
Werken. Eins weiß ich: Ich möchte auch im ewigen Gericht
nur ein Deutscher sein. Mir grautt vor diesen
Judaslöhnen hinter der Szene des Welltheaters, in dem
Siegfried die tragische Hauptrolle spielte, mir graut vor
diesen heimlichen Verabredungen, die mit Mord
begannen und mit Lüge endeten, mir graut vor diesen
Gemeinheit der Feigheit, die aus lauter Angst quält
und peinigt, das Unschuldige und Wehrlose, am
allerliebsten, mir graut vor diesen erstickten Schreien der
unschuldig Gefolterten und mir graut am allermeisten
vor den Gebeten dieser Erzheuchler, die sich nun vorn
in den Templ Gottes stellen und ein Tedeum nach
dem anderen singen über dem nun endlich überwundenen
"Barbaren". Nein: wir wollen weiter nichts, als was
unser Kaiser und sein Haus, was die 8000 Grenadiere
und Füsiliere vom Ersten Garde-Regiment und Ersten
Garde-Reserve-Regiment taten am 9.August 1914: Auf
die Knie wollen wir fallen im Geist geschart um unsern
betenden Kaiser und unsere von oben uns segnende
Kaiserin:
Herr, hilf uns! Herr mach uns frei! Wir lassen dich
nicht, du segnest uns denn! Dennoch bleiben wir stets
an dir! Du hältst un, du rettest uns, du nimmst uns
endlich mit Ehren an - hier in der Zeit und droben
in der Ewigkeit.
Und wie wir durchs Schlachtenwetter gegangen, so
wollen wir auch durch die heiligen Flammen deines
ewigen Gerichtes gehen, gewiß der Vergebung der
Sünden, gewiß der Gemeinschaft mit unsren Helden, gewiß
des ewigen Lebens.
So gehe es uns auf das ewige Licht in dir, dem
Sohn des lebendigen Gottes über Leben und Sterben,
in Kampf und Not, in Zeit und Ewigkeit:
Jesus Christus, gestern, heut und derselbe auch
in Ewigkeit.
Semper talis!
Amen.
Leider war dem katholischen Seelsorger der Garnison
aus der Zeit vor Kriegsausbruch, dem jetzigen Domprobst
Dr. Middendorf, der gleichfalsl am 9.August 1914 auf dem
Lustgarten gesprochen hat, nicht vergönnt, aus dem besetzten
Köln herzueilen. Für ihm ergreift Kaplan Rickel von der
hiesigen Pfarrkriche das Wort:
Predigt des Kaplans Nickel.
Wer immer sein Haus, Bruder oder Schwester, Vater
oder Mutter, Weib oder Kind um meines Namens willen
verläßt, der wird Hundertfältiges erhalten und das ewige
Leben besizen. (Matthäus 19,29.)
Liebe Kameraden!
Wenn des Sonntags die Glocken im Trum
erklingen, dann schlägt ihr Schall nicht bloß an unser
Ohr, er dringt auch in unser Herz. Und die Gläubigen
eilen freudig zum Gotteshaus.
Ihr altes Regiment hat Sie gerufen. Der Ruf
drang in Ihre Seele. Freudig kamen Sie herbei, weil
es Sie drängte, jene zu sehen, mit denen Sie Freud
und Leib teilten.
Das Erste Garde-Regiment ist mit blankem Schild
aus dem Kampfe hervorgegangen. Spätere
Jahrhunderte
S. 232
-
S. 231
Haus fühlen. Potsdam ist die Schmiede und das
Schmiedefeuer für das zerbrochene Siegmundsschwert
der Fridericusgeist von gestern reicht dem Gardegeist
von heute wie auf dem Ehrenmal die Hand und gibt
ihm als Parole mit das alte herrliche "Dennoch", das
uns von Rnersdorf nach Leuthen, von Jena nach
Belle-Alliance, von 48 nach 71 geführt hat - das wird sich
auch nach 1918 wieder bewähren. Und das können
wir, weil wir auf den "Christus heute" schauen. Wie
oft haben Sie ihn totgesagt und genau so wie damals
wälzen sich am Karfreitag Deutschlands die spottenden
höhnenden Waffen an unsrer gekreuzigten Ohnmacht
vorbei und warten auf unser langsames Absterben von
innen und außen. Da ruft der Christus in uns mit
den angenagekten Händen seinen Gott an, greift durch
die Wolken hindurch an seines Vaters Herz und über
alle Witwennot und alles Waisenleid aus dem Kriege,
über gegenwärtige Schande und höllentiefes Leid, über
alledem, was unwiederbringlich da hin sit, weist er
dahin, was wir bewähren müssen, wenn wir heute die
Seele des Volks bewahren wollen vor dem Argen: Nie
hat Gott so um unser Volk geworden, wie gerade jetzt.
Wie wir als totgetreue Mannen nichts zwischen uns
und unsren Regimentschef treten lassen, so lassen wir
bis in die Gedanken hinein nichts zwischen uns und
unsren Gott treten: Du bleibest wie du bist - semper
talis - sein sind wir, mit dir halten wir's, wir lassen
dich nicht, auch wenn du uns unsren Stolz und unsre
Freude und unser Glück zerbrichtst - semper talis: auch
wir bleiben, was wir sind. Die Garde stirbt, doch sie
ergibt sich nicht dem Geist der Zeit, der Zersetzung und
ergibt sich nicht dem Geist der Zeit, der Zersetzung und
Verflachung und Verzwiflung. Dann muß Ostern
kommen, wie es damals kam, und auf dem abgewälzten
Grabstein Jesu bauen wir den Grenzstein der macht unsrer
Feinde: den deutschen Körper möget ihr knebeln und
knechten, des deutschen Geistes werdet ihr nie Herr
werden! Auf diesen Grabstein bauen wir den
Grundstein des neuen deutschen Hauses und seiner Zukunft
und werden um die Seele unsrer Jugend: Werdet Jener
würdig, die im Glauben an Deutschlands Größe und
Ehre starben, die damals im Lustgarten Treue bis in
den Tod schwuren durch den Mund ihres Kammandeurs,
die letzten Rosen empfingen aus der Hand ihrer Kaiserin
und dann kam nur noch der Lorbeer auf die blutige
bleiche Heldenstirn.
III.
Alles fährt hinaus über die Gegenwart dem ewigen
Gericht entgegen: Derselbe Jesus Christus auch
in Ewigkeit. Er wird richten die Lebendigen und
die Toten und einem Jeglichen geben nach seinen
Werken. Eins weiß ich: Ich möchte auch im ewigen Gericht
nur ein Deutscher sein. Mir grautt vor diesen
Judaslöhnen hinter der Szene des Welltheaters, in dem
Siegfried die tragische Hauptrolle spielte, mir graut vor
diesen heimlichen Verabredungen, die mit Mord
begannen und mit Lüge endeten, mir graut vor diesen
Gemeinheit der Feigheit, die aus lauter Angst quält
und peinigt, das Unschuldige und Wehrlose, am
allerliebsten, mir graut vor diesen erstickten Schreien der
unschuldig Gefolterten und mir graut am allermeisten
vor den Gebeten dieser Erzheuchler, die sich nun vorn
in den Templ Gottes stellen und ein Tedeum nach
dem anderen singen über dem nun endlich überwundenen
"Barbaren". Nein: wir wollen weiter nichts, als was
unser Kaiser und sein Haus, was die 8000 Grenadiere
und Füsiliere vom Ersten Garde-Regiment und Ersten
Garde-Reserve-Regiment taten am 9.August 1914: Auf
die Knie wollen wir fallen im Geist geschart um unsern
betenden Kaiser und unsere von oben uns segnende
Kaiserin:
Herr, hilf uns! Herr mach uns frei! Wir lassen dich
nicht, du segnest uns denn! Dennoch bleiben wir stets
an dir! Du hältst un, du rettest uns, du nimmst uns
endlich mit Ehren an - hier in der Zeit und droben
in der Ewigkeit.
Und wie wir durchs Schlachtenwetter gegangen, so
wollen wir auch durch die heiligen Flammen deines
ewigen Gerichtes gehen, gewiß der Vergebung der
Sünden, gewiß der Gemeinschaft mit unsren Helden, gewiß
des ewigen Lebens.
So gehe es uns auf das ewige Licht in dir, dem
Sohn des lebendigen Gottes über Leben und Sterben,
in Kampf und Not, in Zeit und Ewigkeit:
Jesus Christus, gestern, heut und derselbe auch
in Ewigkeit.
Semper talis!
Amen.
Leider war dem katholischen Seelsorger der Garnison
aus der Zeit vor Kriegsausbruch, dem jetzigen Domprobst
Dr. Middendorf, der gleichfalsl am 9.August 1914 auf dem
Lustgarten gesprochen hat, nicht vergönnt, aus dem besetzten
Köln herzueilen. Für ihm ergreift Kaplan Rickel von der
hiesigen Pfarrkriche das Wort:
Predigt des Kaplans Nickel.
Wer immer sein Haus, Bruder oder Schwester, Vater
oder Mutter, Weib oder Kind um meines Namens willen
verläßt, der wird Hundertfältiges erhalten und das ewige
Leben besizen. (Matthäus 19,29.)
Liebe Kameraden!
Wenn des Sonntags die Glocken im Trum
erklingen, dann schlägt ihr Schall nicht bloß an unser
Ohr, er dringt auch in unser Herz. Und die Gläubigen
eilen freudig zum Goteshaus.
S. 232
-
S. 231
Haus fühlen. Potsdam ist die Schmiede und das
Schmiedefeuer für das zerbrochene Siegmundsschwert
der Fridericusgeist von gestern reicht dem Gardegeist
von heute wie auf dem Ehrenmal die Hand und gibt
ihm als Parole mit das alte herrliche "Dennoch", das
uns von Rnersdorf nach Leuthen, von Jena nach
Belle-Alliance, von 48 nach 71 geführt hat - das wird sich
auch nach 1918 wieder bewähren. Und das können
wir, weil wir auf den "Christus heute" schauen. Wie
oft haben Sie ihn totgesagt und genau so wie damals
wälzen sich am Karfreitag Deutschlands die spottenden
höhnenden Waffen an unsrer gekreuzigten Ohnmacht
vorbei und warten auf unser langsames Absterben von
innen und außen. Da ruft der Christus in uns mit
den angenagekten Händen seinen Gott an, greift durch
die Wolken hindurch an seines Vaters Herz und über
alle Witwennot und alles Waisenleid aus dem Kriege,
über gegenwärtige Schande und höllentiefes Leid, über
alledem, was unwiederbringlich da hin sit, weist er
dahin, was wir bewähren müssen, wenn wir heute die
Seele des Volks bewahren wollen vor dem Argen: Nie
hat Gott so um unser Volk geworden, wie gerade jetzt.
Wie wir als totgetreue Mannen nichts zwischen uns
und unsren Regimentschef treten lassen, so lassen wir
bis in die Gedanken hinein nichts zwischen uns und
unsren Gott treten: Du bleibest wie du bist - semper
talis - sein sind wir, mit dir halten wir's, wir lassen
dich nicht, auch wenn du uns unsren Stolz und unsre
Freude und unser Glück zerbrichtst - semper talis: auch
wir bleiben, was wir sind. Die Garde stirbt, doch sie
ergibt sich nicht dem Geist der Zeit, der Zersetzung und
ergibt sich nicht dem Geist der Zeit, der Zersetzung und
Verflachung und Verzwiflung. Dann muß Ostern
kommen, wie es damals kam, und auf dem abgewälzten
Grabstein Jesu bauen wir den Grenzstein der macht unsrer
Feinde: den deutschen Körper möget ihr knebeln und
knechten, des deutschen Geistes werdet ihr nie Herr
werden! Auf diesen Grabstein bauen wir den
Grundstein des neuen deutschen Hauses und seiner Zukunft
und werden um die Seele unsrer Jugend: Werdet Jener
würdig, die im Glauben an Deutschlands Größe und
Ehre starben, die damals im Lustgarten Treue bis in
den Tod schwuren durch den Mund ihres Kammandeurs,
die letzten Rosen empfingen aus der Hand ihrer Kaiserin
und dann kam nur noch der Lorbeer auf die blutige
bleiche Heldenstirn.
III.
Alles fährt hinaus über die Gegenwart dem ewigen
Gericht entgegen: Derselbe Jesus Christus auch
in Ewigkeit. Er wird richten die Lebendigen und
die Toten und einem Jeglichen geben nach seinen
Werken. Eins weiß ich: Ich möchte auch im ewigen Gericht
nur ein Deutscher sein. Mir grautt vor diesen
Judaslöhnen hinter der Szene des Welltheaters, in dem
Siegfried die tragische Hauptrolle spielte, mir graut vor
diesen heimlichen Verabredungen, die mit Mord
begannen und mit Lüge endeten, mir graut vor diesen
Gemeinheit der Feigheit, die aus lauter Angst quält
und peinigt, das Unschuldige und Wehrlose, am
allerliebsten, mir graut vor diesen erstickten Schreien der
unschuldig Gefolterten und mir graut am allermeisten
vor den Gebeten dieser Erzheuchler, die sich nun vorn
in den Templ Gottes stellen und ein Tedeum nach
dem anderen singen über dem nun endlich überwundenen
"Barbaren". Nein: wir wollen weiter nichts, als was
unser Kaiser und sein Haus, was die 8000 Grenadiere
und Füsiliere vom Ersten Garde-Regiment und Ersten
Garde-Reserve-Regiment taten am 9.August 1914: Auf
die Knie wollen wir fallen im Geist geschart um unsern
betenden Kaiser und unsere von oben uns segnende
Kaiserin:
Herr, hilf uns! Herr mach uns frei! Wir lassen dich
nicht, du segnest uns denn! Dennoch bleiben wir stets
an dir! Du hältst un, du rettest uns, du nimmst uns
endlich mit Ehren an - hier in der Zeit und droben
in der Ewigkeit.
Und wie wir durchs Schlachtenwetter gegangen, so
wollen wir auch durch die heiligen Flammen deines
ewigen Gerichtes gehen, gewiß der Vergebung der
Sünden, gewiß der Gemeinschaft mit unsren Helden, gewiß
des ewigen Lebens.
So gehe es uns auf das ewige Licht in dir, dem
Sohn des lebendigen Gottes über Leben und Sterben,
in Kampf und Not, in Zeit und Ewigkeit:
Jesus Christus, gestern, heut und derselbe auch
in Ewigkeit.
Semper talis!
Amen.
Leider war dem katholischen Seelsorger der Garnison
aus der Zeit vor Kriegsausbruch, dem jetzigen Domprobst
Dr. Middendorf, der gleichfalsl am 9.August 1914 auf dem
Lustgarten gesprochen hat, nicht vergönnt, aus dem besetzten
Köln herzueilen. Für ihm ergreift Kaplan Rickel von der
hiesigen Pfarrkriche das Wort:
Predigt des Kaplans Nickel.
Wer immer sein Haus, Bruder oder Schwester, Vater
oder Mutter, Weib oder Kind um meines Namens willen
verläßt, der wird Hundertfältiges erhalten und das ewige
Leben besizen. (Matthäus 19,29.)
Liebe Kameraden!
S. 232
-
S. 231
Haus fühlen. Potsdam ist die Schmiede und das
Schmiedefeuer für das zerbrochene Siegmundsschwert
der Fridericusgeist von gestern reicht dem Gardegeist
von heute wie auf dem Ehrenmal die Hand und gibt
ihm als Parole mit das alte herrliche "Dennoch", das
uns von Rnersdorf nach Leuthen, von Jena nach
Belle-Alliance, von 48 nach 71 geführt hat - das wird sich
auch nach 1918 wieder bewähren. Und das können
wir, weil wir auf den "Christus heute" schauen. Wie
oft haben Sie ihn totgesagt und genau so wie damals
wälzen sich am Karfreitag Deutschlands die spottenden
höhnenden Waffen an unsrer gekreuzigten Ohnmacht
vorbei und warten auf unser langsames Absterben von
innen und außen. Da ruft der Christus in uns mit
den angenagekten Händen seinen Gott an, greift durch
die Wolken hindurch an seines Vaters Herz und über
alle Witwennot und alles Waisenleid aus dem Kriege,
über gegenwärtige Schande und höllentiefes Leid, über
alledem, was unwiederbringlich da hin sit, weist er
dahin, was wir bewähren müssen, wenn wir heute die
Seele des Volks bewahren wollen vor dem Argen: Nie
hat Gott so um unser Volk geworden, wie gerade jetzt.
Wie wir als totgetreue Mannen nichts zwischen uns
und unsren Regimentschef treten lassen, so lassen wir
bis in die Gedanken hinein nichts zwischen uns und
unsren Gott treten: Du bleibest wie du bist - semper
talis - sein sind wir, mit dir halten wir's, wir lassen
dich nicht, auch wenn du uns unsren Stolz und unsre
Freude und unser Glück zerbrichtst - semper talis: auch
wir bleiben, was wir sind. Die Garde stirbt, doch sie
ergibt sich nicht dem Geist der Zeit, der Zersetzung und
ergibt sich nicht dem Geist der Zeit, der Zersetzung und
Verflachung und Verzwiflung. Dann muß Ostern
kommen, wie es damals kam, und auf dem abgewälzten
Grabstein Jesu bauen wir den Grenzstein der macht unsrer
Feinde: den deutschen Körper möget ihr knebeln und
knechten, des deutschen Geistes werdet ihr nie Herr
werden! Auf diesen Grabstein bauen wir den
Grundstein des neuen deutschen Hauses und seiner Zukunft
und werden um die Seele unsrer Jugend: Werdet Jener
würdig, die im Glauben an Deutschlands Größe und
Ehre starben, die damals im Lustgarten Treue bis in
den Tod schwuren durch den Mund ihres Kammandeurs,
die letzten Rosen empfingen aus der Hand ihrer Kaiserin
und dann kam nur noch der Lorbeer auf die blutige
bleiche Heldenstirn.
III.
Alles fährt hinaus über die Gegenwart dem ewigen
Gericht entgegen: Derselbe Jesus Christus auch
in Ewigkeit. Er wird richten die Lebendigen und
die Toten und einem Jeglichen geben nach seinen
Werken. Eins weiß ich: Ich möchte auch im ewigen Gericht
nur ein Deutscher sein. Mir grautt vor diesen
Judaslöhnen hinter der Szene des Welltheaters, in dem
Siegfried die tragische Hauptrolle spielte, mir graut vor
diesen heimlichen Verabredungen, die mit Mord
begannen und mit Lüge endeten, mir graut vor diesen
Gemeinheit der Feigheit, die aus lauter Angst quält
und peinigt, das Unschuldige und Wehrlose, am
allerliebsten, mir graut vor diesen erstickten Schreien der
unschuldig Gefolterten und mir graut am allermeisten
vor den Gebeten dieser Erzheuchler, die sich nun vorn
in den Templ Gottes stellen und ein Tedeum nach
dem anderen singen über dem nun endlich überwundenen
"Barbaren". Nein: wir wollen weiter nichts, als was
unser Kaiser und sein Haus, was die 8000 Grenadiere
und Füsiliere vom Ersten Garde-Regiment und Ersten
Garde-Reserve-Regiment taten am 9.August 1914: Auf
die Knie wollen wir fallen im Geist geschart um unsern
betenden Kaiser und unsere von oben uns segnende
Kaiserin:
Herr, hilf uns! Herr mach uns frei! Wir lassen dich
nicht, du segnest uns denn! Dennoch bleiben wir stets
an dir! Du hältst un, du rettest uns, du nimmst uns
endlich mit Ehren an - hier in der Zeit und droben
in der Ewigkeit.
Und wie wir durchs Schlachtenwetter gegangen, so
wollen wir auch durch die heiligen Flammen deines
ewigen Gerichtes gehen, gewiß der Vergebung der
Sünden, gewiß der Gemeinschaft mit unsren Helden, gewiß
des ewigen Lebens.
So gehe es uns auf das ewige Licht in dir, dem
Sohn des lebendigen Gottes über Leben und Sterben,
in Kampf und Not, in Zeit und Ewigkeit:
Jesus Christus, gestern, heut und derselbe auch
in Ewigkeit.
Semper talis!
Amen.
S. 232
-
S. 231
Haus fühlen. Potsdam ist die Schmiede und das
Schmiedefeuer für das zerbrochene Siegmundsschwert
der Fridericusgeist von gestern reicht dem Gardegeist
von heute wie auf dem Ehrenmal die Hand und gibt
ihm als Parole mit das alte herrliche "Dennoch", das
uns von Rnersdorf nach Leuthen, von Jena nach
Belle-Alliance, von 48 nach 71 geführt hat - das wird sich
auch nach 1918 wieder bewähren. Und das können
wir, weil wir auf den "Christus heute" schauen. Wie
oft haben Sie ihn totgesagt und genau so wie damals
wälzen sich am Karfreitag Deutschlands die spottenden
höhnenden Waffen an unsrer gekreuzigten Ohnmacht
vorbei und warten auf unser langsames Absterben von
innen und außen. Da ruft der Christus in uns mit
den angenagekten Händen seinen Gott an, greift durch
die Wolken hindurch an seines Vaters Herz und über
alle Witwennot und alles Waisenleid aus dem Kriege,
über gegenwärtige Schande und höllentiefes Leid, über
alledem, was unwiederbringlich da hin sit, weist er
dahin, was wir bewähren müssen, wenn wir heute die
Seele des Volks bewahren wollen vor dem Argen: Nie
hat Gott so um unser Volk geworden, wie gerade jetzt.
Wie wir als totgetreue Mannen nichts zwischen uns
und unsren Regimentschef treten lassen, so lassen wir
bis in die Gedanken hinein nichts zwischen uns und
unsren Gott treten: Du bleibest wie du bist - semper
talis - sein sind wir, mit dir halten wir's, wir lassen
dich nicht, auch wenn du uns unsren Stolz und unsre
Freude und unser Glück zerbrichtst - semper talis: auch
wir bleiben, was wir sind. Die Garde stirbt, doch sie
ergibt sich nicht dem Geist der Zeit, der Zersetzung und
ergibt sich nicht dem Geist der Zeit, der Zersetzung und
Verflachung und Verzwiflung. Dann muß Ostern
kommen, wie es damals kam, und auf dem abgewälzten
Grabstein Jesu bauen wir den Grenzstein der macht unsrer
Feinde: den deutschen Körper möget ihr knebeln und
knechten, des deutschen Geistes werdet ihr nie Herr
werden! Auf diesen Grabstein bauen wir den
Grundstein des neuen deutschen Hauses und seiner Zukunft
und werden um die Seele unsrer Jugend: Werdet Jener
würdig, die im Glauben an Deutschlands Größe und
Ehre starben, die damals im Lustgarten Treue bis in
den Tod schwuren durch den Mund ihres Kammandeurs,
die letzten Rosen empfingen aus der Hand ihrer Kaiserin
und dann kam nur noch der Lorbeer auf die blutige
bleiche Heldenstirn.
III.
Alles fährt hinaus über die Gegenwart dem ewigen
Gericht entgegen: Derselbe Jesus Christus auch
in Ewigkeit. Er wird richten die Lebendigen und
die Toten und einem Jeglichen geben nach seinen
Werken. Eins weiß ich: Ich möchte auch im ewigen Gericht
nur ein Deutscher sein. Mir grautt vor diesen
Judaslöhnen hinter der Szene des Welltheaters, in dem
Siegfried die tragische Hauptrolle spielte, mir graut vor
diesen heimlichen Verabredungen, die mit Mord
begannen und mit Lüge endeten, mir graut vor diesen
Gemeinheit der Feigheit, die aus lauter Angst quält
und peinigt, das Unschuldige und Wehrlose, am
allerliebsten, mir graut vor diesen erstickten Schreien der
unschuldig Gefolterten und mir graut am allermeisten
vor den Gebeten dieser Erzheuchler, die sich nun vorn
in den Templ Gottes stellen und ein Tedeum nach
dem anderen singen über dem nun endlich überwundenen
"Barbaren". Nein: wir wollen weiter nichts, als was
unser Kaiser und sein Haus, was die 8000 Grenadiere
und Füsiliere vom Ersten Garde-Regiment und Ersten
Garde-Reserve-Regiment taten am 9.August 1914: Auf
die Knie wollen wir fallen im Geist geschart um unsern
betenden Kaiser und unsere von oben uns segnende
Kaiserin:
Herr, hilf uns! Herr mach uns frei! Wir lassen dich
nicht, du segnest uns denn! Dennoch bleiben wir stets
an dir! Du hältst un, du rettest uns, du nimmst uns
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S. 231
Haus fühlen. Potsdam ist die Schmiede und das
Schmiedefeuer für das zerbrochene Siegmundsschwert
der Fridericusgeist von gestern reicht dem Gardegeist
von heute wie auf dem Ehrenmal die Hand und gibt
ihm als Parole mit das alte herrliche "Dennoch", das
uns von Rnersdorf nach Leuthen, von Jena nach
Belle-Alliance, von 48 nach 71 geführt hat - das wird sich
auch nach 1918 wieder bewähren. Und das können
wir, weil wir auf den "Christus heute" schauen. Wie
oft haben Sie ihn totgesagt und genau so wie damals
wälzen sich am Karfreitag Deutschlands die spottenden
höhnenden Waffen an unsrer gekreuzigten Ohnmacht
vorbei und warten auf unser langsames Absterben von
innen und außen. Da ruft der Christus in uns mit
den angenagekten Händen seinen Gott an, greift durch
die Wolken hindurch an seines Vaters Herz und über
alle Witwennot und alles Waisenleid aus dem Kriege,
über gegenwärtige Schande und höllentiefes Leid, über
alledem, was unwiederbringlich da hin sit, weist er
dahin, was wir bewähren müssen, wenn wir heute die
Seele des Volks bewahren wollen vor dem Argen: Nie
hat Gott so um unser Volk geworden, wie gerade jetzt.
Wie wir als totgetreue Mannen nichts zwischen uns
und unsren Regimentschef treten lassen, so lassen wir
bis in die Gedanken hinein nichts zwischen uns und
unsren Gott treten: Du bleibest wie du bist - semper
talis - sein sind wir, mit dir halten wir's, wir lassen
dich nicht, auch wenn du uns unsren Stolz und unsre
Freude und unser Glück zerbrichtst - semper talis: auch
wir bleiben, was wir sind. Die Garde stirbt, doch sie
ergibt sich nicht dem Geist der Zeit, der Zersetzung und
ergibt sich nicht dem Geist der Zeit, der Zersetzung und
Verflachung und Verzwiflung. Dann muß Ostern
kommen, wie es damals kam, und auf dem abgewälzten
Grabstein Jesu bauen wir den Grenzstein der macht unsrer
Feinde: den deutschen Körper möget ihr knebeln und
knechten, des deutschen Geistes werdet ihr nie Herr
werden! Auf diesen Grabstein bauen wir den
Grundstein des neuen deutschen Hauses und seiner Zukunft
und werden um die Seele unsrer Jugend: Werdet Jener
würdig, die im Glauben an Deutschlands Größe und
Ehre starben, die damals im Lustgarten Treue bis in
den Tod schwuren durch den Mund ihres Kammandeurs,
die letzten Rosen empfingen aus der Hand ihrer Kaiserin
und dann kam nur noch der Lorbeer auf die blutige
bleiche Heldenstirn.
III.
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Haus fühlen. Potsdam ist die Schmiede und das
Schmiedefeuer für das zerbrochene Siegmundsschwert
der Fridericusgeist von gestern reicht dem Gardegeist
von heute wie auf dem Ehrenmal die Hand und gibt
ihm als Parole mit das alte herrliche "Dennoch", das
uns von Rnersdorf nach Leuthen, von Jena nach
Belle-Alliance, von 48 nach 71 geführt hat - das wird sich
auch nach 1918 wieder bewähren. Und das können
wir, weil wir auf den "Christus heute" schauen. Wie
oft haben Sie ihn totgesagt und genau so wie damals
wälzen sich am Karfreitag Deutschlands die spottenden
höhnenden Waffen an unsrer gekreuzigten Ohnmacht
vorbei und warten auf unser langsames Absterben von
innen und außen. Da ruft der Christus in uns mit
den angenagekten Händen seinen Gott an, greift durch
die Wolken hindurch an seines Vaters Herz und über
alle Witwennot und alles Waisenleid aus dem Kriege,
über gegenwärtige Schande und höllentiefes Leid, über
alledem, was unwiederbringlich da hin sit, weist er
dahin, was wir bewähren müssen, wenn wir heute die
Seele des Volks bewahren wollen vor dem Argen: Nie
hat Gott so um unser Volk geworden, wie gerade jetzt.
Wie wir als totgetreue Mannen nichts zwischen uns
und unsren Regimentschef treten lassen, so lassen wir
bis in die Gedanken hinein nichts zwischen uns und
unsren Gott treten: Du bleibest wie du bist - semper
talis - sein sind wir, mit dir halten wir's, wir lassen
dich nicht, auch wenn du uns unsren Stolz und unsre
Freude und unser Glück
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S. 231
Haus fühlen. Potsdam ist die Schmiede und das
Schmiedefeuer für das zerbrochene Siegmundsschwert
der Fridericusgeist von gestern reicht dem Gardegeist
von heute wie auf dem Ehrenmal die Hand und gibt
ihm als Parole mit das alte herrliche "Dennoch", das
uns von Rnersdorf nach Leuthen, von Jena nach
Belle-Alliance, von 48 nach 71 geführt hat - das wird sich
auch nach 1918 wieder bewähren. Und das können
wir, weil wir auf den "Christus heute" schauen. Wie
oft haben Sie ihn totgesagt und genau so wie damals
wälzen sich am Karfreitag Deutschlands die spottenden
höhnenden Waffen an unsrer gekreuzigten Ohnmacht
vorbei und warten auf unser langsames Absterben von
innen und außen. Da ruft der Christus in uns mit
den angenagekten Händen seinen Gott an, greift durch
die Wolken hindurch an seines Vaters Herz und über
alle Witwennot und alles Waisenleid aus dem Kriege,
über gegenwärtige Schande und höllentiefes Leid, über
alledem, was unwiederbringlich da hin sit, weist er
dahin, was wir bewähren müssen, wenn wir heute die
Seele des Volks bewahren wollen vor dem Argen: Nie
hat Gott so um unser Volk geworden, wie gerade jetzt.
Wie wir als tot
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Haus fühlen. Potsdam ist die Schmiede und das
Schmiedefeuer für das zerbrochene Siegmundsschwert
der Fridericusgeist von gestern reicht dem Gardegeist
von heute wie auf dem Ehrenmal die Hand und gibt
ihm als Parole mit das alte herrliche "Dennoch", das
uns von Rnersdorf nach Leuthen, von Jena nach
Belle-Alliance, von 48 nach 71 geführt hat - das wird sich
auch nach 1918 wieder bewähren. Und das können
wir, weil wir auf den "Christus heute" schauen. Wie
oft haben Sie ihn totgesagt und genau so wie damals
wälzen sich am Karfreitag Deutschlands die spottenden
höhnenden Waffen an unsrer gekreuzigten Ohnmacht
vorbei und warten auf unser langsames Absterben von
innen und außen. Da ruft der Christus in uns mit
den angenagekten Händen seinen Gott an, greift durch
die Wolken hindurch an seines Vaters Herz und über
alle Witwennot und alles Waisenleid aus dem Kriege,
über gegenwärtige Schande und höllentiefes Leid, über
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- 15873 / 169098
- Contributor
- Heike Knothe
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