Kriegstagebuch von Hans-Joachim Röhr aus Görlitz - Band 3, item 126
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S. 229
unserer Könige Soldaten geworden. Erinnerungen an
ungezählte Stunden strammen Dienstes, an Besichtigungen und
lobende Anerkennung an Paraden vor dem Allerhöchsten
Chef des Regimens und Seinen fürstlichen Gästen sind für
jeden von uns unauslöschlich mit dem Lustgarten verbunden.
Wer vergißt jemals jenen erhebenden Feldgottesdienst vom
9. August 1914, zu dem S.M. der Kaiser und König
Sein Erstes Garde-Regiment zu Fuß und Sein 1.
Garde-Reserve-Regiment, sie beide allein, vor ihrer Abfahrt zur
Westgrenze befohlen hatte ! Und nun sind nach 10 Jahren
die beiden Regimenter wieder versammelt, um der toten
Kameraden zu gedenken und Gott zu danken, daß er trotz
allem Unglück uns bis hierher gnädig geleitet hat. Da lag
es so nahe, auch diesen Tag mit einem Feldgottesdienst auf
unserem alten Lustgarten zu beginnen, noch einmal an der
gleichen Stelle Worte der Demut und des Dankes, des Stolzes
und der Zuversicht aus dem Munde der beiden Geistlichen
zu hören, die am 9.August 1914 gesprochen hatten. Und
nun ist der Lustgarten uns verboten ! - Auch der
Gottesdienst muß auf dem Kasernenhof stattfinden. Eine bittere
Enttäuschung! Und doch hat der Tausch auch sein Gutes:
Kein störender Lärm dringt von der Straße hierher; die
hohen Mauern der Kaserne halten das gesprochene Wort fest;
nur das Glockenspiel zwingt die Redner ab und an zu einer
kurzen Pause. Wir sind ganz unter uns. Der Gottesdienst
wird in Wahrheit eine Familienfeier.
Achtung! - Ein Ruck geht durch die Reihen. Die
Regimenter stehen still. Mit dem Yorck'schen Marsch rückt
die Traditionskompagnie des Ersten Garde-Regiments zu Fuß,
die 1. Kompagnie des Infanterie-Regiments 9, unter
Hauptmann Graf v. Matuschka vom Portal V her auf den Platz
und nimmt rechts vom Altar, hinter den Ehrengästen
Aufstellung. Anmasch, Haltung, Griffe der Kompagnie sind
tadellos. Die jungen Soldaten fühlen, daß die Augen der
alten Krieger gespannt jede Bewegung verfolgen. Es gilt,
eine strenge Prüfung zu bestehen, und - sie wird bestanden,
mit hohem Lob. Die Tradition des Regiments ist bei dieser
Kompagnie sorgsamst gewahrt.
Die Frau Kronprinzessin ist mit den Prinzensöhnen
erschienen und zu den Ehrengästen geleitet worden. Prinz
Wilhelm und Prinz Louis Ferdinand sind ihrem hohen Vater
über den Kopf gewachsen; Prinz Wilhelm wäre in kurzer
Zeit zum Dienst beim Regiment eingeteilt worden, wenn -
ja wenn - . Immer wieder die schmerzliche Erinnerung
an einstmals !
Die Feier beginnt. Die Regimentskommandeure schreiten
die Front der Batailllone ab. Suchend und prüfend
verfolgen ihre Blicke die langen Reihen der großen, stattlichen
Gestalten. Jeder von ihnen findet alte Bekannte heraus.
Ein Aufleuchten des Auges, ein kurzer Gruß besagen dem
treuen Mann im schwarzen Rock: Trotz allem Wandel der
Zeiten habe ich Dich nicht vergessen; wir bleiben die Alten!
Aufgeschlossene Tiefkolonnen werden gebildet. In wenigen
Minuten stehen die beiden Regimenter nebeneinander, vor
dem Altar, auf dem Hofe des früheren I. und II. Bataillons
zur Begrüßungsansprache Sr. königlichen Hoheit des Generalmajors
Prinz Eitel-Friedrich von Preußen, unter dessen
Befehl vor 10 Jahren das Ersten Garde-Regiment ins Feld,
gerückt war, bereit:
Ansprache Seiner königlichen Hoheit des Prinzen
Eitel-Friedrich von Preußen.
Kameraden !
Als vor 10 Jahren am 1. August abends das 1. Bataillon
von einem heißen Uebungsmarsche zurückkehrte, hieß es, das
Regiment sei zum Appell bestellt. Da zuckte es wie ein
elektrischer Funke durch einen jeden von uns: jetzt wird es
ernst, die Spannung der letzten Tage entlädt sich: Das ist
der Krieg! Kurz darauf las uns Aktiven unser verehrter
Kommandeur, General von Friedeburg, den Befehl Sr. Maj.
zur Mobilmachung der Armee vor. Laut Mobilmachungsbefehl
hatte ich die hohe Ehre, dies stolze Regiment zu übernehmen.
Welche Auszeichnung und Freude, diese auserwählte Schar
zum Schutze der Heimat gegen den Feind führen zu können.
Unsere erste gemeinsame Handlung war das Treuegelöbnis
bis zum Tode unserem Könige und unserem Vaterlande, dessen
drei brausende Hurras von diesen ehrwürdigen Mauern
zurückschallten. Am 9. wiederholte das mobile Regiment in
Gegenwart seines hohen Chefs auf dem Lustgarten diesen Schwur.
Und diesen Schwur haben wir gehalten! Einer Welt von
Feinden gegenüber. In Sonderheit jene 4600 Kameraden
vom Regiment und die 4000 Kameraden vom Reserveregiment,
denen wir heute ein Erinnerungsmal errichten. Unsere
Gedanken eilen in dankbarer Liebe hin zu ihren stillen Gräbern
und legen heute einen Lorbeerreis auf diese nieder. Mögen
sie in der Heimat liegen oder in Feindesland, auf Flanderns
feuchten Wiesen und auf den Kreidebergen der Champagne,
in dem Oise- oder Marnetal, an der Aisne oder Somme, in
Galizien und Polens weiten Fluren oder den Wäldern Livlands,
in befreiter oftpreußischer Erde oder auf dem Kamme der
Karparthen. Sie sind in unserer Erinnerung unvergessen! Ihre
Taten und ihr Heldentod soll den nachkommenden Geschlechtern
durch das Denkmal stets in Erinnerung bleiben. So sei der
Tag der Ehrung unserer Toten geweiht.
Er sei aber auch geweiht der Erinnerung an unser altes
stolzes Regiment, dem ein jeder von uns soviel verdankt, das
der Stolz seiner Könige und der Schrecken seiner Feinde war.
Der Tag sei aber auch der Kameradschaft der Ueberlebenden
geweiht. Legen Sie heute einmal den drückenden Tornister der
Alltagssorgen ab, vergessen Sie alles Trennende und Häßliche
unserer Tage und geben Sie sich hin der Freude, heute einmal
wieder Kamerad unter Kameraden zu sein, Bruder einer
großen Familie, der, unseres alten Regiments. Nicht mehr
in Grenadiermütze und blauem Rock, nicht mehr in Stahlhelm
und Feldgrau, sondern im Bürgerrock unseres Semper
talis-Bundes. Freuen Sie sich unserer schönen, in sommerlicher
Pracht blühenden Garnisonstadt und ihrer alten Erinnerungen,
mit der Geschichte unseres Regiments so eng verwachsen.
Wenn ich Sie nun auffordere, mit mir unseres Regimentes
zu gedenken, so ist es selbstverständlich, daß wir dabei unseres
hohen Chefs in alter Semper talis-Treue gedenken. Wir
kennen keine Treue auf Zeit, wir kennen nur eine Treue auf
Ewigkeit. So wie wir Seiner gedacht haben am ersten
Mobilmachungstage, so wie wir Seiner gedacht haben unter den
alten Eichen des belgischen Schlosses Mielmont, wenige Stunden
vor unserem ersten Gefecht, und so wie die kleine tapfere Stunden
vor unserem ersten Gefecht, und so wie die kleine tapfere Schar
unter ihrem heldenhaften Führer dem Grafen zu Eulenburg
Seiner gedacht hat nach siegreichem Angriff am letzten Tage
des Weltkrieges, so gehen unsere Gedanken auch heute mit
unseren besten Wünschen zu Ihm in die Ferne, wissend
daß auch Er im Geiste hier unter uns weilt. Und nun
Stillgestanden! Die Hüte ab ! Unser geliebtes altes Erstes
Garde-Regiment zu Fuß und sein hoher Regiments-Chef
Hurra! Hurra! Hurra!
Die Mauern der alten Kaserne erzittern von dem
begeisterten, soldatisch knappen Hurraruf der vieltausendköpfigen
Versammlung. "Rührt euch!"
Feierlich setzen die Musik des 1. Bataillons Infanterie-
Regiments 9 und der, von Kamerad Alfred Herrmann
trefflich geschulte Sängerchor der Traditionskompagnie ein, um
S. 230
mit dem Vortrag der Motette "Euch tote Helden", komponiert
von Kamerad Wilhelm Zippel (Berlin), den Feldgottesdienst
einzuleiten:
"Keiner hat größere Liebe denn die, daß er sein Leben
lässt für die Freunde.
In fremder Erde ruhet Ihr nach heil'gem Kampf fürs
Vaterland,
Und fremde Sterne halten Wacht dort über Eurer
Grabesnacht.
Doch Eurer Taten reife Saat, sie keimet still, es reift
die Aehre,
Bis Himmelskönigs Weckruf schallt und ew'ger Lorbeer
einst Euch kröne.
Nach dem Gesange der Festgemeinde "Großer Gott, wir
loben dich ..." folgt die Predigt des Hofpredigers Richter,
unseres allverehrten früheren Garnisonspfarrers, der uns so
oft in der Garnisonskirche Gottes Wort ausgelegt und am
9. August 1914 beim Feldgottesdienst auf dem Lustgarten
den Segen des Himmels für die beiden kampfbereiten
Regimenter erbeten hat:
Selig sind die Toten, die dem Herren sterben."
Nach dem Gesange der Festgemeinde "Großer Gott, wir
loben dich ..." folgt die Predigt des Hofpredigers Richter,
unseres allverehrtren früheren Garnisonspfarrers, der uns so
oft in der Garnisonskirche Gottes Wort ausgelegt und am
9.August 1914 beim Feldgottesdienst auf dem Lustgarten
den Segen des Himmels für die beiden kampfbereiten
Regimenter erbeten hat:
Predigt des Hofpredigers Richter.
Semper talis!
Das walte Gott Vater, Sohn und heiliger Geist!
Hebr. 13,8: "Jesus Christus gestern und heut und derselbe
auch in Ewigkeit".
Das Ehrenmal des Ersten Garde-Regiments, das
heute der Enthüllung harrt, stellt Stein geworden
denselben Gedanken dar, den unser Kaiser und
Regimentschef einmal auf dem Lustgarten aussprach: "Wir sind
und bleiben de Grenadiere vom großen Fritz!" Die alte
Zeit. Der friderizianische Grenadier, reicht der neuen Zeit
im Stahlhelm die Hand und darüber das Bild des
großen Königs mit den Feueraugen und dem
Felsenherzen: Semper talis - immer derselbe! Das nennen
wir den ehernen Gleichschritt der Potsdamer Wachtparade,
der zum Geisterschritt der großen Geschichte wird, wenn
wir unserer toten Helden gedenken und ihnen zu Ehren
uns vor dem Angesicht unseres ewigen Königs an
historischer Stätte versammelt haben.
Bleib du im ew'gen Leben, mein guter
Kamerad - das klingt nicht bloß, hinab in
die Gräber der Toten in Ost und West, nein das
schwingt sich hinüber über die schandbedeckte traurige
Gegenwart, die - Gott ist, Zeuge - der deutsche
Soldat nicht verschuldet hat, hinauf vor den Thron des
ewigen Richters, der auch über dieses Stück Geschichte wie
über unsere Feinde einmal gerechtes Gericht halten wird,
wenn einst die Posaune erklingt, die auch durch die
Gräber dringt, und wir Alle müssen offenbar werden
vor dem Richtstuhl Christi, auf daß ein Jeglicher
empfange, nachdem er gehandelt hat bei Leibesleben, es sei
gut oder böse. Das ist das gewaltigste
Semper talis
"Jesus Christus, gestern und heut und derselbe in
Ewigkeit":
Jesus - gestern der Held
Christus - heute der Heiland
Jesus Christus - in Ewigkeit der Richter
I.
Heldentum! Seid getrost, Kameraden, noch heute
glühen die Augen und flammen die Herzen deutscher
Jugend, wenn wir ihnen von ihren Helden erzählen.
Von dem 21. August 14, an dem bei Ismes der erste
Mann des Regiments, Füsilier Menge, fiel, bis zum
10. November 18, dem letzten großen Sturmangriff der
Bataillone Arnim und Schauroth bei der Höhe 249 an
der Maasfront - von dem 9. August 14, an dem sich
8000 Grenadiere und Füsiliere mit dem Kaiser und der
kaiserlichen Familie unter der Führung der Hohenzollernprinzen,
des vielgeliebten Trommlers von Colonfay, zum
letzten Gottesdienst im Lustgarten vereinten, bis zum
14. Juni 24, an dem wir hier stehend Gott die Ehre
geben wollen - dies Wort ist mit Euch wie mit den
Toten gegangen: Semper talis. Wir bleiben, was wir
waren in dem Geist von Leuthen und Sedan, auch jetzt
Die Grenadiere vom alten Fritz und vom großen Kaiser.
Das können wir nur, wenn das alte Geistespfingsten,
das in Flammen über die ersten Christen kam, uns auch
heute einigt: Sie blieben beständig, so heißt es von
jenen Helden der ersten Zeit, in der Gemeinschaft! Jesus,
ihr Held, ging ihnen voran auch in Blut und Feuer
und Rauchdampf. Und was waren sie, die kleine Schar,
gegen jene große antike Welt der Macht Roms, der
Weisheit Athens und des Reichtums von Corinth?
Was war das Preußen Friedrichs gegen Europa? Was
waren wir im Weltkrieg gegen die Welt? Es ist der
uralte Kampf zwischen Zahl und Geist, zwischen Technik
und Genius, zwischen Nibelungengold und
Siegfriedsgeist, den der Deutsche und an seiner Spitze das erste
Regiment der ganzen deutschen Heeresmacht, das
Hohenzollernregiment auszufechten hatte. Heldentum ist nie
bloß Körperkraft und Heeresmacht, sondern Geistesmacht
gewesen, die, auch äußerlich besiegt, niemals zu
überwinden war. Heldentum allein kann sagen: Als die
Sterbenden und siehe wir leben, als die Armen, die doch
Viele reich machen, als die nichts haben und die doch
alles haben. Heldentum sagt: Ich bin vereidigt vor
einem Höheren, als vor einem gekrönten Haupt, mein
Haupt war dorngekrönt - und hielt an dem Tage
des Menschensohns die Augenverbindung mit dem
Ewigen, auch wenn sich alle Pilati der Weltmacht
mit feilem Herzen und geilen Sinnen aufgemacht hätten,
ihn loszureißen von seinem Lebensboden und
Lebensodem: Mein Vater! Dieser Jesus ist mein Herr und
mein Gott, der blieb in der Treue; der erste Semper
talis-Mann, der seinen Eid, seinen Todeseid
festgehalten hat mit angenagelten Händen: Du sagst es, ich
bin des lebendigen Gottes Sohn! Mir nach! Spricht
Christus unser Held, mir nach, ihr Christen alle! Alle
die Tausende von Soldatenkreuzen über schlichten
Kriegergräben sie sprechen von diesem Geist, den auch der
Bismarck des Ersten Garde-Regiments vorlebte und
vorstarb: Wir sind geblieben, nicht bloß nach dem
Blutgesetz des Krieges, sondern nach dem Geistgesetz
Gottes in dem Geist der Treue:
Mag die Welt die Schwüre zerreißen
Wie im Winde die Spreu:
Es gibt ein Wort von Eisen,
Das heißt Soldatentreu!
II.
Das wird das "Semper talis" heute! Christus
heute der Heiland auch der Todeswunden im Herzen,
aus denen die Angehörigen unserer Helden noch heute
bluten, der brennenden Scham und Schande, mit der
wir heute mit knirschenden Zähnen und ohnmächtig
gerungenen Männerfäusten zu ringen haben. "Waffenlos
fiel ich in Feindes Haus" - so läßt Richard Wagner
die hehre Siegmundesgestalt in Hundings Hütte singen
- aber in des tückischen Alberichbruders Mime Hütte
schmiedet Siegfried das zerbrochene Schwert des Vaters
neu - und entsetzt schaut der Zwerg mit all' seinen
Listen und Tücken auf den jungen Helden; denn
"nur wer das Fürchten nicht gelernt, der
schmiedet Notung neu"! Unsre Waffenrüstung
ist nicht abgefallen, unser Schwert ist nicht
zerbrochen, denn wir sind nie besiegt, auch wenn
wir im eigenen Vaterlande uns wie in Feindes
-
S. 229
unserer Könige Soldaten geworden. Erinnerungen an
ungezählte Stunden strammen Dienstes, an Besichtigungen und
lobende Anerkennung an Paraden vor dem Allerhöchsten
Chefs des Regimens und Seinen fürstlichen Gästen sind für
jeden von uns unauslöschich mit dem Lustgarten verbunden.
Wer vergißt jemals jenen erhebenden Feldgottesdienst vom
9.August 1914, zu dem S.M. der Kaiser und König
Sein Erstes Garde-Regiment zu Fuß und Sein 1.
Garde-Reserve-Regiment, sie beide allein, vor ihrer Abfahr zur
Westgrenze befohlen hatte! Und nun sind nach 10 Jahren
die beiden Regimenter wieder versammelt, um der toten
Kameraden zu gedenken und Gott zu danken, daß er trotz
allem Unglück uns bis hierher gnädig geleitet hat. Da lag
es so nahe, auch diesen Tag mit einem Feldgottesdienst auf
unserem alten Lustgarten zu beginnen, noch einmal an der
gleichen Stelle Worte der Demut und des Dankes, des Stolzes
und der Zuversicht aus dem Munde der beiden Geistlichen
zu hören, die am 9.August 1914, gesprochen hatten. Und
nun ist der Lustgarten uns verboten! - Auch der
Gottesdienst muß auf dem Kasernenhof stattfinden. Eine bittere
Enttäuschung! Und doch hat der Tasch auch sein Gutes:
Kein störender Lärm dringt von der Straße hierher; die
hohen Mauern der Kaserne halten das gesprochene Wort fest;
nur das Glockenspiel zwingt die Redner ab und an zu einer
kurzen Pause. Wir sind ganz unter uns. Der Gottesdienst
wird in Wahrheit eine Familienfeier.
Achtung! - Ein Ruck geht durch die Reihen. Die
Regimenter stehen still. Mit dem Yord'schen Marsch rückt
die Traditionskompagnie des Ersten Garde-Regiments zu Fuß,
die 1. Kompagnie des Infanterie-Regiments 9, unter
Hauptmann Graf v. Matuschka von Portal V her auf den Platz
und nimmt rechts vom Altar, hinter den Ehrengästen
Aufstellung. Anmasch, Haltung, Griffe der Kompagnie sind
tadellos. Die jungen Soldaten fühlen, daß die Augen der
alten Krieger gesoannt jede Bewegung verfolgen. Es gilt,
eine strenge Prüfung zu bestehen, und - sie wird bestanden,
mit hohem Lob. Die Tradition des Regiments ist bei dieser
Kompagnie sorgsamst gewahrt.
Die Frau Kronprinzessin ist mit den Prinzensöhnen
erschienen und zu den Ehrengästen geleitet worden. Prinz
Wilhelm und Prinz Louis Ferdinand sind ihrem hohen Vater
über den Kopf gewachsen; Prinz Wilhelm wäre in kurzer
Zeit zum Dienst beim Regiment eingeteilt worden, wenn -
ja wenn - . Immer wieder die schmerzliche Erinnerung
an einstmals!
Die Feier beginnt. Die Regimentskommandeure schreiten
die Front der Batailllone ab. Suchend und prüfend
verfolgen ihre Blicke die langen Reihen der großen, statlichen
Gestalten. Jeder von ihnen findet alte Bekannte heraus.
Ein Aufleuchten des Auges, ein kurzer Gruß besagen dem
treugen Mann im schwarzen Rock: Trotz allem Wandel der
Zeiten habe ich Dich nicht ergessen; wir bleiben die Alten!
Aufgeschlossene Tiefkolonnen werden gebildet. In wenigen
Minuten stehen die beiden Regimenter nebeneinander, vor
dem Altar, auf dem Hofe des früheren I. und II. Bataillons
zur Begrüßungsansprache Sr. königlichen Hoheit des Generalmajors
Prinz Eitel-Friedrich von Preußen, unter dessen
Befehl vor 10 Jahren das Ersten Garde-Regiment ins Feld,
gerückt war, bereit:
Ansprache Seiner königlichen Hoheit des Prinzen
Eitel-Friedrich von Preußen.
Kameraden!
Als vor 10 Jahren am 1.August abends das 1. Bataillon
von einem heißen Uebungsmarsche zurückkehrte, hieß es, das
Regiment sei zum Appell bestellt. Da zuckte es wie ein
elektrischer Funke durch einen jeden von uns: jetzt wird es
ernst, die Spannung der letzten Tage entlädt sich: Das ist
der Krieg! Kurz darauf las uns Aktiven unser verehrter
Kommandeur, General von Friedebrug, den Befehl Sr. Maj.
zur Mobilmachung der Armee vor. Laut Mobilmachungsbefehl
hatte ich die hohe Ehre, dies stolze Regiment zu übernehmen.
Welche Auszeichnung und Fruede, diese auserwählte Schar
zum Schutze der Heimat gegen den Feind führen zu können.
Unsere erste gemeinsame Handlung war das Treuegelöbnis
bis zum Tode unserem Könige und unserem Vaterlande, dessen
drei brausende Hurras von diesen ehrwürdigen Mauern
zurückschallten. Am 9. wiedehrolte das mobile Regiment in
Gegenwart seines hohen Chefs auf dem Lustgarten diesen Schwur.
Und diesen Schwur haben wir gehalten! Einer Welt von
Feinden gegenüber. In Sonderheit jene 4600 Kameraden
vom
Regiment und die 4000 Kameraden vom Reserveregiment,
denen wir heute ein Erinnerungsmal errichten. Unsere
Gedanken eilen in dankbarer Liebe hin zu ihren stillen Gräbern
und legen heute einen Lorbeerreis auf diese nieder. Mögen
sie in der Heimat liegen oder in Feindesland, auf Flanderns
feuchten Wiesen und auf den Kreidebergen der Champagne,
in den Dise- oder Marnetal, an der Aisne oder SOmme, in
Galizien und Polens weiten Fluren oder den Wäldern Livlands,
in befreiter oftpreußischer Erde oder auf dem Kamme der
Karparthen. Sie sind in unserer Erinnerung unvergessen! Ihre
Taten und ihr Heldentod soll den nachkommenden Geschlechtern
durch das Denkmal stets in Erinnerung bleiben. So sei der
Tag der Ehrungunserer Toten geweiht.
Er sei aber auch geweiht der Erinnerung an unser altes
stolzes Regiment, dem ein jeder von uns soviel verdankt, das
der Stolz seiner Könige und der Schrecken seiner Feinde war.
Der Tag sei aber auch der Kameradschaft der Ueberlebenden
geweiht. Legen Sie heute einmal den drückenden Tronister der
Altagssorgen ab, vergessen Sie alles Trennende und häßliche
unserer Tage und geben Sie sich hin der Freud, heute einmal
wieder Kamerad unter Kameraden zu sein, Bruder einer
großen Familie, der, unseres alten Regiments. Richt mehr
in Grenadiermuütze und blauem Rock, nicht mehr in Stahlhelm
und Feldgrau, sondern im Bürgerrock unseres Semper
talis-Bundes. Freuen Sie sich unserer schönen, in sommerlicher
Pracht blühenden Garnisonstadt und ihrer alten Erinnerungen,
mit der Geschichte unseres Regiments so eng verwachsen.
Wenn ich Sie nun auffordere, mit mir unseres Regimentes
zu gedenken, so ist es selbstverständlich, daß wir dabei unseres
hohen Chefs in alter Semper tails-Treue gedenken. Wir
kennen keine Treue auf Zeit, wir kennen nur eine Treue auf
Ewigkeit. So wie wir Seiner gedacht haben am ersten
Mobilmachungstage, so wie wir Seiner gedacht haben unter den
alten Eichen des belgischen Schlosses Mielmont, wenige Stunden
vor unserem ersten Gefecht, und so wie die kleine tapfere Stunden
vor unserem ersten Gefecht, und so wie die kleine tapfere Schar
unter ihrem heldenhaften Führer dem Grafen zu Eulenburg
Seiner gedacht hat nach siegreichem Angriff am letzten Tage
des Weltkrieges, so gehen unsere Gedanken auch heute mit
unseren besten Wünschen zu Ihm in die Ferne, wissend
daß auch Er im Geiste hier unter uns weilt. Und nun
Stillgestanden! Die Hüte ab! Unser geliebtes altes Erstes
Garde-Regiment zu Fuß und sein hoher Regiments-Chef
Hurra! Hurra! Hurra!
Die Mauern der alten Kaserne erzittern von dem
begeisterten, soldatisch knappen Hurraruf der vieltausendköpfigen
Versammlung. "Rührt euch!"
Feierlich setzen die Musik des 1. Bataillons INfanterie-
Regiments 9 und der, von Kamerad Alfred Herrmann
trefflich geschulte Sängerchor der Traditionskompagnie ein, um
S. 230
mit dem Vortrag der Motette "Euch tote Helden", komponiert
von Kamerad Wilhelm Zippel (Berlin), den Feldgottesdienst
einzuleiten:
"Keiner hat größere Liebe denn die, daß er sein Leben
lässt für die Freude.
In fremder Erde ruhet Ihr nach heil'gem Kampf fürs
Vaterland,
Und fremde Sterne halten Wacht dort über Eurer
Grabesnacht.
Doch Eurer Taten reife Saat, sie keimet still, es reift
die Aehre,
Bis Himmelskönigs Weckruf schallt und ew'ger Lorbeer
einst Euch kröne.
Nach dem Gesange der Festgemeinde "Großer Gott, wir
loben dich ..." folgt die Predigt des Hofpredigers Richter,
unseres allverehrten früheren Garnisonspfarrers, der uns so
oft in der Garnisonskirche Gottes Wort ausgelegt und am
9.August 1914 beim Feldgottesdienst auf dem Lustgarten
den Segen des Himmels für die beiden kampfbereiten
Regimenter erbeten hat:
Selig sind die Toten, die dem Herren sterben."
Nach dem Gesange der Festgemeinde "Großer Gott, wir
loben dich ..." folgt die Predigt des Hofpredigers Richter,
unseres allverehrtren früheren Garnisonspfarrers, der uns so
oft in der Garnisonskirche Gottes Wort ausgelegt und am
9.August 1914 beim Feldgottesdienst auf dem Lustgarten
den Segen des Himmels für die beiden kampfbereiten
Regimenter erbeten hat:
Predigt des Hofpredigers Richter.
Semper talis!
Das walte Gott Vater, Sohn und heiliger Geist!
Hebr. 13,8: "Jesus Christus gestern und heut und derselbe
auch in Ewigkeit".
Das Ehrenmal des Ersten Garde-Regiments, das
heute der Enthüllung harrt, stellt Stein geworden
denselben Gedanken dar, den unser Kaiser und
Regimentschef einmal auf dem Lustgarten aussprach: "Wir sind
und bleiben de Grenadiere vom großen Fritz!" Die alte
Zeit. Der friderizianische Grenadier, reicht der neuen Zeit
im Stahlhelm die Hand und darüber das Bild des
großen Königs mit den Feueraugen und dem
Felsenherzen: Semper talis - immer derselbe! Das nennen
wir den ehernen Gleichschritt der Potsdamer Wachtparade,
der zum Geisterschritt der großen Geschichte wird, wenn
wir unsere toten Helden gedenken und ihnen zu Ehren
uns vor dem Angesicht unseres ewigen Königs an
historischer STätte versammelt haben.
Bleib du im ew'gen Leben, mein guter
Kamerad - das klingt nicht bloß, hinab in
die Gräber der Toten in Ost und West, nein das
schwingt sich hinüber über die schanddedeckte traurige
Gegenwart, die - Gott ist, Zeuge - der deutsche
Soldat nicht verschuldet hat, hinauf vor den Thron des
ewigen Richters, der auch über dieses Stück Geschichte wie
über unsere Feinde einmal gerechtes Gericht halten wird,
wenn einst die Posaune erklingt, die auch durch die
Gräber dringt, und wir Alle müssen offenbar werden
vor dem Richtstuhl Christi, auf daß ein Jeglicher
empfange, nachdem er gehandelt hat bei Leibesleben, es sei
gut oder böse. Das ist das gewaltigste
Semper talis
"Jesus Christus, gestern und heut und derselbe in
Ewigkeit":
Jesus - gestern der Held
Christus - heute der Heiland
Jesus Christus - in Ewigkeit der Richter
I.
Heldentum! Seid getrost, Kameraden, noch heute
glühen die Augen und flammen die Herzendeutscher
Jugend, wenn wir ihnen von ihren Helden erzählen.
Von dem 21.August 14, an dem bei Ismes der erste
Mann des Regiments, Füsilier Menge, fiel, bis zum
10.November 18, dem letzten großen Sturmangriff der
Bataillone Arnim und Schauroth bei der Höhe 249 an
der Maasfront - von dem 9.August 14, an dem sich
8000 Grenadiere und Füsiliere mit dem Kaiser und der
kaiserlichen Familie unter der Führung der
Hohenzollernprinzen, des vielgeliebten Trommlers von Colonfah, zum
letzten Gottesdienst im Lustgarten vereinten, bis zum
14.Juni 24, an dem wir hier stehend Gott die Ehre
geben wollen - dies Wort ist mit Euch wie mit den
Toten gegangen: Semper talis. Wir bleiben, was wir
waren in dem Geist von Leuthen und Sedan, auch jetzt
Die Grenadiere vom alten Fritz und vom großen Kaiser.
Das können wir nur, wenn das alte Geistspfingsten,
das in Flammen über die erten Christen kam, uns auch
heute einigt: Sie blieben beständig, so heißt es von
jenen Helden der ersten Zeit, in der Gemeinschaft! Jesus.
Ihr Held, ging ihnen voran auch in Blut und Feuer
und Rauchdampf. Und was waren sie, die kleine Schar,
gegen jene große antike Welt der Macht Roms, der
Weisheit Athens und des Reichtums von Crointh?
Was war das Preußen Friedrichs gegen Europa? Was
waren wir im Weltkrieg gegen die Welt? Es ist der
uralte Kampf zwischen Zahl und Geist, zwischen Technik
und Genius, zwischen Nibelungengold und
Siegfriedsgeist, den der Deutsche und an seiner Spitze das erste
Rgiment der ganzen deutschen Heeresmacht, das
Hohenzollernregiment auszufechten hatte. Heldentum ist nie
bloß Körperkraft und Heeresmacht, sondern Geistesmacht
gewesen, die, auch äußerlich besiegt, niemals zu
überwinden war. Heldentum allein kann sagen: Als die
Sterbenden und siehe wir leben, als die Armen, die doch
Viele reich machen, als die nichts haben und die doch
alles haben. Heldentum sagt: Ich bin vereidigt vor
einem Höheren, als vor einem gekrönten haupt, mein
Haupt war dorngekrönt - und hielt an dem Tage
des Menschensohns die Augenverbindung mit dem
Ewigen, auch wenn sich alle Pliati der Weltmacht
mit feilem Herzen und geilen Sinnen aufgemacht hätten,
ihn loszureißen von seinem Lebensboden und
Lebensodem: Mein Vater! Dieser Jesus ist mein Herr und
mein Gott, der blieb in der Treue; der erste Semper
talis-Mann, der seinen Eid, seinen Todeseid
festgehalten hat mit angenaelten Händen: Du sagst es, ich
bin des lebendigen Gottes Sohn! Mir nach! Spricht
Christus unser Held, mir nach, ihr Christen alle! Alle
die Tausende von Soldatenkreuzen über schlichten
Kriegergräben sie sprechen von diesem Geist, den auch der
Bismarck des Ersten Garde-Regiments vorlebte und
vorstarb: Wir sind geblieben, nicht bloß nach dem
Blutgesetz des Krieges, sondern nach dem Geistgesetz
Gottes in dem Geist der Treue:
Mag die Welt die Schwüre zerreißen
Wie im Winde die Spreu:
Es gibt ein Wort von Eisen,
Das heißt Soldatentreu!
II.
Das wird das "Semper talis" heute! Christus
heute der Heiland auch der Todeswunden im Herzen,
aus denen die Angehörigen unserer Helden noch ehute
bluten, der brennenden Scham und Scande, mit der
wir heute mit knirschenden Zähnen und ohnmächtig
gerungenen Männerfäusten zu ringen haben. "Waffenlos
fiel ich in Feindes Haus" - so läßt Richard Wagner
die hehre Siegmundesgestalt in Hundings Hütte singen
- aber in des tückischen Alberichbruders Mime Hütte
schmiedet Siegfried das zerbrochene Schwert des Vaters
neu - und entsetzt schaut der Zwerg mit all' seinen
Listen und Tücken auf den jungen Helden; denn
"nur wer das Fürchten nicht gelernt, der
schmiedet Notung neu"! Unsre
Waffenrüstung ist nicht abgefallen, unser Schwert ist nicht
zerbrochen, denn wir sind nie besiegt, auch wenn
wir im eigenen Vaterlande uns wie in Feindes
-
S. 229
unserer Könige Soldaten geworden. Erinnerungen an
ungezählte Stunden strammen Dienstes, an Besichtigungen und
lobende Anerkennung an Paraden vor dem Allerhöchsten
Chefs des Regimens und Seinen fürstlichen Gästen sind für
jeden von uns unauslöschich mit dem Lustgarten verbunden.
Wer vergißt jemals jenen erhebenden Feldgottesdienst vom
9.August 1914, zu dem S.M. der Kaiser und König
Sein Erstes Garde-Regiment zu Fuß und Sein 1.
Garde-Reserve-Regiment, sie beide allein, vor ihrer Abfahr zur
Westgrenze befohlen hatte! Und nun sind nach 10 Jahren
die beiden Regimenter wieder versammelt, um der toten
Kameraden zu gedenken und Gott zu danken, daß er trotz
allem Unglück uns bis hierher gnädig geleitet hat. Da lag
es so nahe, auch diesen Tag mit einem Feldgottesdienst auf
unserem alten Lustgarten zu beginnen, noch einmal an der
gleichen Stelle Worte der Demut und des Dankes, des Stolzes
und der Zuversicht aus dem Munde der beiden Geistlichen
zu hören, die am 9.August 1914, gesprochen hatten. Und
nun ist der Lustgarten uns verboten! - Auch der
Gottesdienst muß auf dem Kasernenhof stattfinden. Eine bittere
Enttäuschung! Und doch hat der Tasch auch sein Gutes:
Kein störender Lärm dringt von der Straße hierher; die
hohen Mauern der Kaserne halten das gesprochene Wort fest;
nur das Glockenspiel zwingt die Redner ab und an zu einer
kurzen Pause. Wir sind ganz unter uns. Der Gottesdienst
wird in Wahrheit eine Familienfeier.
Achtung! - Ein Ruck geht durch die Reihen. Die
Regimenter stehen still. Mit dem Yord'schen Marsch rückt
die Traditionskompagnie des Ersten Garde-Regiments zu Fuß,
die 1. Kompagnie des Infanterie-Regiments 9, unter
Hauptmann Graf v. Matuschka von Portal V her auf den Platz
und nimmt rechts vom Altar, hinter den Ehrengästen
Aufstellung. Anmasch, Haltung, Griffe der Kompagnie sind
tadellos. Die jungen Soldaten fühlen, daß die Augen der
alten Krieger gesoannt jede Bewegung verfolgen. Es gilt,
eine strenge Prüfung zu bestehen, und - sie wird bestanden,
mit hohem Lob. Die Tradition des Regiments ist bei dieser
Kompagnie sorgsamst gewahrt.
Die Frau Kronprinzessin ist mit den Prinzensöhnen
erschienen und zu den Ehrengästen geleitet worden. Prinz
Wilhelm und Prinz Louis Ferdinand sind ihrem hohen Vater
über den Kopf gewachsen; Prinz Wilhelm wäre in kurzer
Zeit zum Dienst beim Regiment eingeteilt worden, wenn -
ja wenn - . Immer wieder die schmerzliche Erinnerung
an einstmals!
Die Feier beginnt. Die Regimentskommandeure schreiten
die Front der Batailllone ab. Suchend und prüfend
verfolgen ihre Blicke die langen Reihen der großen, statlichen
Gestalten. Jeder von ihnen findet alte Bekannte heraus.
Ein Aufleuchten des Auges, ein kurzer Gruß besagen dem
treugen Mann im schwarzen Rock: Trotz allem Wandel der
Zeiten habe ich Dich nicht ergessen; wir bleiben die Alten!
Aufgeschlossene Tiefkolonnen werden gebildet. In wenigen
Minuten stehen die beiden Regimenter nebeneinander, vor
dem Altar, auf dem Hofe des früheren I. und II. Bataillons
zur Begrüßungsansprache Sr. königlichen Hoheit des Generalmajors
Prinz Eitel-Friedrich von Preußen, unter dessen
Befehl vor 10 Jahren das Ersten Garde-Regiment ins Feld,
gerückt war, bereit:
Ansprache Seiner königlichen Hoheit des Prinzen
Eitel-Friedrich von Preußen.
Kameraden!
Als vor 10 Jahren am 1.August abends das 1. Bataillon
von einem heißen Uebungsmarsche zurückkehrte, hieß es, das
Regiment sei zum Appell bestellt. Da zuckte es wie ein
elektrischer Funke durch einen jeden von uns: jetzt wird es
ernst, die Spannung der letzten Tage entlädt sich: Das ist
der Krieg! Kurz darauf las uns Aktiven unser verehrter
Kommandeur, General von Friedebrug, den Befehl Sr. Maj.
zur Mobilmachung der Armee vor. Laut Mobilmachungsbefehl
hatte ich die hohe Ehre, dies stolze Regiment zu übernehmen.
Welche Auszeichnung und Fruede, diese auserwählte Schar
zum Schutze der Heimat gegen den Feind führen zu können.
Unsere erste gemeinsame Handlung war das Treuegelöbnis
bis zum Tode unserem Könige und unserem Vaterlande, dessen
drei brausende Hurras von diesen ehrwürdigen Mauern
zurückschallten. Am 9. wiedehrolte das mobile Regiment in
Gegenwart seines hohen Chefs auf dem Lustgarten diesen Schwur.
Und diesen Schwur haben wir gehalten! Einer Welt von
Feinden gegenüber. In Sonderheit jene 4600 Kameraden
vom
Regiment und die 4000 Kameraden vom Reserveregiment,
denen wir heute ein Erinnerungsmal errichten. Unsere
Gedanken eilen in dankbarer Liebe hin zu ihren stillen Gräbern
und legen heute einen Lorbeerreis auf diese nieder. Mögen
sie in der Heimat liegen oder in Feindesland, auf Flanderns
feuchten Wiesen und auf den Kreidebergen der Champagne,
in den Dise- oder Marnetal, an der Aisne oder SOmme, in
Galizien und Polens weiten Fluren oder den Wäldern Livlands,
in befreiter oftpreußischer Erde oder auf dem Kamme der
Karparthen. Sie sind in unserer Erinnerung unvergessen! Ihre
Taten und ihr Heldentod soll den nachkommenden Geschlechtern
durch das Denkmal stets in Erinnerung bleiben. So sei der
Tag der Ehrungunserer Toten geweiht.
Er sei aber auch geweiht der Erinnerung an unser altes
stolzes Regiment, dem ein jeder von uns soviel verdankt, das
der Stolz seiner Könige und der Schrecken seiner Feinde war.
Der Tag sei aber auch der Kameradschaft der Ueberlebenden
geweiht. Legen Sie heute einmal den drückenden Tronister der
Altagssorgen ab, vergessen Sie alles Trennende und häßliche
unserer Tage und geben Sie sich hin der Freud, heute einmal
wieder Kamerad unter Kameraden zu sein, Bruder einer
großen Familie, der, unseres alten Regiments. Richt mehr
in Grenadiermuütze und blauem Rock, nicht mehr in Stahlhelm
und Feldgrau, sondern im Bürgerrock unseres Semper
talis-Bundes. Freuen Sie sich unserer schönen, in sommerlicher
Pracht blühenden Garnisonstadt und ihrer alten Erinnerungen,
mit der Geschichte unseres Regiments so eng verwachsen.
Wenn ich Sie nun auffordere, mit mir unseres Regimentes
zu gedenken, so ist es selbstverständlich, daß wir dabei unseres
hohen Chefs in alter Semper tails-Treue gedenken. Wir
kennen keine Treue auf Zeit, wir kennen nur eine Treue auf
Ewigkeit. So wie wir Seiner gedacht haben am ersten
Mobilmachungstage, so wie wir Seiner gedacht haben unter den
alten Eichen des belgischen Schlosses Mielmont, wenige Stunden
vor unserem ersten Gefecht, und so wie die kleine tapfere Stunden
vor unserem ersten Gefecht, und so wie die kleine tapfere Schar
unter ihrem heldenhaften Führer dem Grafen zu Eulenburg
Seiner gedacht hat nach siegreichem Angriff am letzten Tage
des Weltkrieges, so gehen unsere Gedanken auch heute mit
unseren besten Wünschen zu Ihm in die Ferne, wissend
daß auch Er im Geiste hier unter uns weilt. Und nun
Stillgestanden! Die Hüte ab! Unser geliebtes altes Erstes
Garde-Regiment zu Fuß und sein hoher Regiments-Chef
Hurra! Hurra! Hurra!
Die Mauern der alten Kaserne erzittern von dem
begeisterten, soldatisch knappen Hurraruf der vieltausendköpfigen
Versammlung. "Rührt euch!"
Feierlich setzen die Musik des 1. Bataillons INfanterie-
Regiments 9 und der, von Kamerad Alfred Herrmann
trefflich geschulte Sängerchor der Traditionskompagnie ein, um
S. 230
mit dem Vortrag der Motette "Euch tote Helden", komponiert
von Kamerad Wilhelm Zippel (Berlin), den Feldgottesdienst
einzuleiten:
"Keiner hat größere Liebe denn die, daß er sein Leben
lässt für die Freude.
In fremder Erde ruhet Ihr nach heil'gem Kampf fürs
Vaterland,
Und fremde Sterne halten Wacht dort über Eurer
Grabesnacht.
Doch Eurer Taten reife Saat, sie keimet still, es reift
die Aehre,
Bis Himmelskönigs Weckruf schallt und ew'ger Lorbeer
einst Euch kröne.
Nach dem Gesange der Festgemeinde "Großer Gott, wir
loben dich ..." folgt die Predigt des Hofpredigers Richter,
unseres allverehrten früheren Garnisonspfarrers, der uns so
oft in der Garnisonskirche Gottes Wort ausgelegt und am
9.August 1914 beim Feldgottesdienst auf dem Lustgarten
den Segen des Himmels für die beiden kampfbereiten
Regimenter erbeten hat:
Selig sind die Toten, die dem Herren sterben."
Nach dem Gesange der Festgemeinde "Großer Gott, wir
loben dich ..." folgt die Predigt des Hofpredigers Richter,
unseres allverehrtren früheren Garnisonspfarrers, der uns so
oft in der Garnisonskirche Gottes Wort ausgelegt und am
9.August 1914 beim Feldgottesdienst auf dem Lustgarten
den Segen des Himmels für die beiden kampfbereiten
Regimenter erbeten hat:
Predigt des Hofpredigers Richter.
Semper talis!
Das walte Gott Vater, Sohn und heiliger Geist!
Hebr. 13,8: "Jesus Christus gestern und heut und derselbe
auch in Ewigkeit".
Das Ehrenmal des Ersten Garde-Regiments, das
heute der Enthüllung harrt, stellt Stein geworden
denselben Gedanken dar, den unser Kaiser und
Regimentschef einmal auf dem Lustgarten aussprach: "Wir sind
und bleiben de Grenadiere vom großen Fritz!" Die alte
Zeit. Der friderizianische Grenadier, reicht der neuen Zeit
im Stahlhelm die Hand und darüber das Bild des
großen Königs mit den Feueraugen und dem
Felsenherzen: Semper talis - immer derselbe! Das nennen
wir den ehernen Gleichschritt der Potsdamer Wachtparade,
der zum Geisterschritt der großen Geschichte wird, wenn
wir unsere toten Helden gedenken und ihnen zu Ehren
uns vor dem Angesicht unseres ewigen Königs an
historischer STätte versammelt haben.
Bleib du im ew'gen Leben, mein guter
Kamerad - das klingt nicht bloß, hinab in
die Gräber der Toten in Ost und West, nein das
schwingt sich hinüber über die schanddedeckte traurige
Gegenwart, die - Gott ist, Zeuge - der deutsche
Soldat nicht verschuldet hat, hinauf vor den Thron des
ewigen Richters, der auch über dieses Stück Geschichte wie
über unsere Feinde einmal gerechtes Gericht halten wird,
wenn einst die Posaune erklingt, die auch durch die
Gräber dringt, und wir Alle müssen offenbar werden
vor dem Richtstuhl Christi, auf daß ein Jeglicher
empfange, nachdem er gehandelt hat bei Leibesleben, es sei
gut oder böse. Das ist das gewaltigste
Semper talis
"Jesus Christus, gestern und heut und derselbe in
Ewigkeit":
Jesus - gestern der Held
Christus - heute der Heiland
Jesus Christus - in Ewigkeit der Richter
I.
Heldentum! Seid getrost, Kameraden, noch heute
glühen die Augen und flammen die Herzendeutscher
Jugend, wenn wir ihnen von ihren Helden erzählen.
Von dem 21.August 14, an dem bei Ismes der erste
Mann des Regiments, Füsilier Menge, fiel, bis zum
10.November 18, dem letzten großen Sturmangriff der
Bataillone Arnim und Schauroth bei der Höhe 249 an
der Maasfront - von dem 9.August 14, an dem sich
8000 Grenadiere und Füsiliere mit dem Kaiser und der
kaiserlichen Familie unter der Führung der
Hohenzollernprinzen, des vielgeliebten Trommlers von Colonfah, zum
letzten Gottesdienst im Lustgarten vereinten, bis zum
14.Juni 24, an dem wir hier stehend Gott die Ehre
geben wollen - dies Wort ist mit Euch wie mit den
Toten gegangen: Semper talis. Wir bleiben, was wir
waren in dem Geist von Leuthen und Sedan, auch jetzt
Die Grenadiere vom alten Fritz und vom großen Kaiser.
Das können wir nur, wenn das alte Geistspfingsten,
das in Flammen über die erten Christen kam, uns auch
heute einigt: Sie blieben beständig, so heißt es von
jenen Helden der ersten Zeit, in der Gemeinschaft! Jesus.
Ihr Held, ging ihnen voran auch in Blut und Feuer
und Rauchdampf. Und was waren sie, die kleine Schar,
gegen jene große antike Welt der Macht Roms, der
Weisheit Athens und des Reichtums von Crointh?
Was war das Preußen Friedrichs gegen Europa? Was
waren wir im Weltkrieg gegen die Welt? Es ist der
uralte Kampf zwischen Zahl und Geist, zwischen Technik
und Genius, zwischen Nibelungengold und
Siegfriedsgeist, den der Deutsche und an seiner Spitze das erste
Rgiment der ganzen deutschen Heeresmacht, das
Hohenzollernregiment auszufechten hatte. Heldentum ist nie
bloß Körperkraft und Heeresmacht, sondern Geistesmacht
gewesen, die, auch äußerlich besiegt, niemals zu
überwinden war. Heldentum allein kann sagen: Als die
Sterbenden und siehe wir leben, als die Armen, die doch
Viele reich machen, als die nichts haben und die doch
alles haben. Heldentum sagt: Ich bin vereidigt vor
einem Höheren, als vor einem gekrönten haupt, mein
Haupt war dorngekrönt - und hielt an dem Tage
des Menschensohns die Augenverbindung mit dem
Ewigen, auch wenn sich alle Pliati der Weltmacht
mit feilem Herzen und geilen Sinnen aufgemacht hätten,
ihn loszureißen von seinem Lebensboden und
Lebensodem: Mein Vater! Dieser Jesus ist mein Herr und
mein Gott, der blieb in der Treue; der erste Semper
talis-Mann, der seinen Eid, seinen Todeseid
festgehalten hat mit angenaelten Händen: Du sagst es, ich
bin des lebendigen Gottes Sohn! Mir nach! Spricht
Christus unser Held, mir nach, ihr Christen alle! Alle
die Tausende von Soldatenkreuzen über schlichten
Kriegergräben sie sprechen von diesem Geist, den auch der
Bismarck des Ersten Garde-Regiments vorlebte und
vorstarb: Wir sind geblieben, nicht bloß nach dem
Blutgesetz des Krieges, sondern nach dem Geistgesetz
Gottes in dem Geist der Treue:
Mag die Welt die Schwüre zerreißen
Wie im Winde die Spreu:
Es gibt ein Wort von Eisen,
Das heißt Soldatentreu!
II.
Das wird das "Semper talis" heute! Christus
heute der Heiland auch der Todeswunden im Herzen,
aus denen die Angehörigen unserer Helden noch ehute
bluten, der brennenden Scham und Scande, mit der
wir heute mit knirschenden Zähnen und ohnmächtig
gerungenen Männerfäusten zu ringen haben. "Waffenlos
fiel ich in Feindes Haus" - so läßt Richard Wagner
die hehre Siegmundesgestalt in Hundings
-
S. 229
unserer Könige Soldaten geworden. Erinnerungen an
ungezählte Stunden strammen Dienstes, an Besichtigungen und
lobende Anerkennung an Paraden vor dem Allerhöchsten
Chefs des Regimens und Seinen fürstlichen Gästen sind für
jeden von uns unauslöschich mit dem Lustgarten verbunden.
Wer vergißt jemals jenen erhebenden Feldgottesdienst vom
9.August 1914, zu dem S.M. der Kaiser und König
Sein Erstes Garde-Regiment zu Fuß und Sein 1.
Garde-Reserve-Regiment, sie beide allein, vor ihrer Abfahr zur
Westgrenze befohlen hatte! Und nun sind nach 10 Jahren
die beiden Regimenter wieder versammelt, um der toten
Kameraden zu gedenken und Gott zu danken, daß er trotz
allem Unglück uns bis hierher gnädig geleitet hat. Da lag
es so nahe, auch diesen Tag mit einem Feldgottesdienst auf
unserem alten Lustgarten zu beginnen, noch einmal an der
gleichen Stelle Worte der Demut und des Dankes, des Stolzes
und der Zuversicht aus dem Munde der beiden Geistlichen
zu hören, die am 9.August 1914, gesprochen hatten. Und
nun ist der Lustgarten uns verboten! - Auch der
Gottesdienst muß auf dem Kasernenhof stattfinden. Eine bittere
Enttäuschung! Und doch hat der Tasch auch sein Gutes:
Kein störender Lärm dringt von der Straße hierher; die
hohen Mauern der Kaserne halten das gesprochene Wort fest;
nur das Glockenspiel zwingt die Redner ab und an zu einer
kurzen Pause. Wir sind ganz unter uns. Der Gottesdienst
wird in Wahrheit eine Familienfeier.
Achtung! - Ein Ruck geht durch die Reihen. Die
Regimenter stehen still. Mit dem Yord'schen Marsch rückt
die Traditionskompagnie des Ersten Garde-Regiments zu Fuß,
die 1. Kompagnie des Infanterie-Regiments 9, unter
Hauptmann Graf v. Matuschka von Portal V her auf den Platz
und nimmt rechts vom Altar, hinter den Ehrengästen
Aufstellung. Anmasch, Haltung, Griffe der Kompagnie sind
tadellos. Die jungen Soldaten fühlen, daß die Augen der
alten Krieger gesoannt jede Bewegung verfolgen. Es gilt,
eine strenge Prüfung zu bestehen, und - sie wird bestanden,
mit hohem Lob. Die Tradition des Regiments ist bei dieser
Kompagnie sorgsamst gewahrt.
Die Frau Kronprinzessin ist mit den Prinzensöhnen
erschienen und zu den Ehrengästen geleitet worden. Prinz
Wilhelm und Prinz Louis Ferdinand sind ihrem hohen Vater
über den Kopf gewachsen; Prinz Wilhelm wäre in kurzer
Zeit zum Dienst beim Regiment eingeteilt worden, wenn -
ja wenn - . Immer wieder die schmerzliche Erinnerung
an einstmals!
Die Feier beginnt. Die Regimentskommandeure schreiten
die Front der Batailllone ab. Suchend und prüfend
verfolgen ihre Blicke die langen Reihen der großen, statlichen
Gestalten. Jeder von ihnen findet alte Bekannte heraus.
Ein Aufleuchten des Auges, ein kurzer Gruß besagen dem
treugen Mann im schwarzen Rock: Trotz allem Wandel der
Zeiten habe ich Dich nicht ergessen; wir bleiben die Alten!
Aufgeschlossene Tiefkolonnen werden gebildet. In wenigen
Minuten stehen die beiden Regimenter nebeneinander, vor
dem Altar, auf dem Hofe des früheren I. und II. Bataillons
zur Begrüßungsansprache Sr. königlichen Hoheit des Generalmajors
Prinz Eitel-Friedrich von Preußen, unter dessen
Befehl vor 10 Jahren das Ersten Garde-Regiment ins Feld,
gerückt war, bereit:
Ansprache Seiner königlichen Hoheit des Prinzen
Eitel-Friedrich von Preußen.
Kameraden!
Als vor 10 Jahren am 1.August abends das 1. Bataillon
von einem heißen Uebungsmarsche zurückkehrte, hieß es, das
Regiment sei zum Appell bestellt. Da zuckte es wie ein
elektrischer Funke durch einen jeden von uns: jetzt wird es
ernst, die Spannung der letzten Tage entlädt sich: Das ist
der Krieg! Kurz darauf las uns Aktiven unser verehrter
Kommandeur, General von Friedebrug, den Befehl Sr. Maj.
zur Mobilmachung der Armee vor. Laut Mobilmachungsbefehl
hatte ich die hohe Ehre, dies stolze Regiment zu übernehmen.
Welche Auszeichnung und Fruede, diese auserwählte Schar
zum Schutze der Heimat gegen den Feind führen zu können.
Unsere erste gemeinsame Handlung war das Treuegelöbnis
bis zum Tode unserem Könige und unserem Vaterlande, dessen
drei brausende Hurras von diesen ehrwürdigen Mauern
zurückschallten. Am 9. wiedehrolte das mobile Regiment in
Gegenwart seines hohen Chefs auf dem Lustgarten diesen Schwur.
Und diesen Schwur haben wir gehalten! Einer Welt von
Feinden gegenüber. In Sonderheit jene 4600 Kameraden
vom
Regiment und die 4000 Kameraden vom Reserveregiment,
denen wir heute ein Erinnerungsmal errichten. Unsere
Gedanken eilen in dankbarer Liebe hin zu ihren stillen Gräbern
und legen heute einen Lorbeerreis auf diese nieder. Mögen
sie in der Heimat liegen oder in Feindesland, auf Flanderns
feuchten Wiesen und auf den Kreidebergen der Champagne,
in den Dise- oder Marnetal, an der Aisne oder SOmme, in
Galizien und Polens weiten Fluren oder den Wäldern Livlands,
in befreiter oftpreußischer Erde oder auf dem Kamme der
Karparthen. Sie sind in unserer Erinnerung unvergessen! Ihre
Taten und ihr Heldentod soll den nachkommenden Geschlechtern
durch das Denkmal stets in Erinnerung bleiben. So sei der
Tag der Ehrungunserer Toten geweiht.
Er sei aber auch geweiht der Erinnerung an unser altes
stolzes Regiment, dem ein jeder von uns soviel verdankt, das
der Stolz seiner Könige und der Schrecken seiner Feinde war.
Der Tag sei aber auch der Kameradschaft der Ueberlebenden
geweiht. Legen Sie heute einmal den drückenden Tronister der
Altagssorgen ab, vergessen Sie alles Trennende und häßliche
unserer Tage und geben Sie sich hin der Freud, heute einmal
wieder Kamerad unter Kameraden zu sein, Bruder einer
großen Familie, der, unseres alten Regiments. Richt mehr
in Grenadiermuütze und blauem Rock, nicht mehr in Stahlhelm
und Feldgrau, sondern im Bürgerrock unseres Semper
talis-Bundes. Freuen Sie sich unserer schönen, in sommerlicher
Pracht blühenden Garnisonstadt und ihrer alten Erinnerungen,
mit der Geschichte unseres Regiments so eng verwachsen.
Wenn ich Sie nun auffordere, mit mir unseres Regimentes
zu gedenken, so ist es selbstverständlich, daß wir dabei unseres
hohen Chefs in alter Semper tails-Treue gedenken. Wir
kennen keine Treue auf Zeit, wir kennen nur eine Treue auf
Ewigkeit. So wie wir Seiner gedacht haben am ersten
Mobilmachungstage, so wie wir Seiner gedacht haben unter den
alten Eichen des belgischen Schlosses Mielmont, wenige Stunden
vor unserem ersten Gefecht, und so wie die kleine tapfere Stunden
vor unserem ersten Gefecht, und so wie die kleine tapfere Schar
unter ihrem heldenhaften Führer dem Grafen zu Eulenburg
Seiner gedacht hat nach siegreichem Angriff am letzten Tage
des Weltkrieges, so gehen unsere Gedanken auch heute mit
unseren besten Wünschen zu Ihm in die Ferne, wissend
daß auch Er im Geiste hier unter uns weilt. Und nun
Stillgestanden! Die Hüte ab! Unser geliebtes altes Erstes
Garde-Regiment zu Fuß und sein hoher Regiments-Chef
Hurra! Hurra! Hurra!
Die Mauern der alten Kaserne erzittern von dem
begeisterten, soldatisch knappen Hurraruf der vieltausendköpfigen
Versammlung. "Rührt euch!"
Feierlich setzen die Musik des 1. Bataillons INfanterie-
Regiments 9 und der, von Kamerad Alfred Herrmann
trefflich geschulte Sängerchor der Traditionskompagnie ein, um
S. 230
mit dem Vortrag der Motette "Euch tote Helden", komponiert
von Kamerad Wilhelm Zippel (Berlin), den Feldgottesdienst
einzuleiten:
"Keiner hat größere Liebe denn die, daß er sein Leben
lässt für die Freude.
In fremder Erde ruhet Ihr nach heil'gem Kampf fürs
Vaterland,
Und fremde Sterne halten Wacht dort über Eurer
Grabesnacht.
Doch Eurer Taten reife Saat, sie keimet still, es reift
die Aehre,
Bis Himmelskönigs Weckruf schallt und ew'ger Lorbeer
einst Euch kröne.
Nach dem Gesange der Festgemeinde "Großer Gott, wir
loben dich ..." folgt die Predigt des Hofpredigers Richter,
unseres allverehrten früheren Garnisonspfarrers, der uns so
oft in der Garnisonskirche Gottes Wort ausgelegt und am
9.August 1914 beim Feldgottesdienst auf dem Lustgarten
den Segen des Himmels für die beiden kampfbereiten
Regimenter erbeten hat:
Selig sind die Toten, die dem Herren sterben."
Nach dem Gesange der Festgemeinde "Großer Gott, wir
loben dich ..." folgt die Predigt des Hofpredigers Richter,
unseres allverehrtren früheren Garnisonspfarrers, der uns so
oft in der Garnisonskirche Gottes Wort ausgelegt und am
9.August 1914 beim Feldgottesdienst auf dem Lustgarten
den Segen des Himmels für die beiden kampfbereiten
Regimenter erbeten hat:
Predigt des Hofpredigers Richter.
Semper talis!
Das walte Gott Vater, Sohn und heiliger Geist!
Hebr. 13,8: "Jesus Christus gestern und heut und derselbe
auch in Ewigkeit".
Das Ehrenmal des Ersten Garde-Regiments, das
heute der Enthüllung harrt, stellt Stein geworden
denselben Gedanken dar, den unser Kaiser und
Regimentschef einmal auf dem Lustgarten aussprach: "Wir sind
und bleiben de Grenadiere vom großen Fritz!" Die alte
Zeit. Der friderizianische Grenadier, reicht der neuen Zeit
im Stahlhelm die Hand und darüber das Bild des
großen Königs mit den Feueraugen und dem
Felsenherzen: Semper talis - immer derselbe! Das nennen
wir den ehernen Gleichschritt der Potsdamer Wachtparade,
der zum Geisterschritt der großen Geschichte wird, wenn
wir unsere toten Helden gedenken und ihnen zu Ehren
uns vor dem Angesicht unseres ewigen Königs an
historischer STätte versammelt haben.
Bleib du im ew'gen Leben, mein guter
Kamerad - das klingt nicht bloß, hinab in
die Gräber der Toten in Ost und West, nein das
schwingt sich hinüber über die schanddedeckte traurige
Gegenwart, die - Gott ist, Zeuge - der deutsche
Soldat nicht verschuldet hat, hinauf vor den Thron des
ewigen Richters, der auch über dieses Stück Geschichte wie
über unsere Feinde einmal gerechtes Gericht halten wird,
wenn einst die Posaune erklingt, die auch durch die
Gräber dringt, und wir Alle müssen offenbar werden
vor dem Richtstuhl Christi, auf daß ein Jeglicher
empfange, nachdem er gehandelt hat bei Leibesleben, es sei
gut oder böse. Das ist das gewaltigste
Semper talis
"Jesus Christus, gestern und heut und derselbe in
Ewigkeit":
Jesus - gestern der Held
Christus - heute der Heiland
Jesus Christus - in Ewigkeit der Richter
I.
Heldentum! Seid getrost, Kameraden, noch heute
glühen die Augen und flammen die Herzendeutscher
Jugend, wenn wir ihnen von ihren Helden erzählen.
Von dem 21.August 14, an dem bei Ismes der erste
Mann des Regiments, Füsilier Menge, fiel, bis zum
10.November 18, dem letzten großen Sturmangriff der
Bataillone Arnim und Schauroth bei der Höhe 249 an
der Maasfront - von dem 9.August 14, an dem sich
8000 Grenadiere und Füsiliere mit dem Kaiser und der
kaiserlichen Familie unter der Führung der
Hohenzollernprinzen, des vielgeliebten Trommlers von Colonfah, zum
letzten Gottesdienst im Lustgarten vereinten, bis zum
14.Juni 24, an dem wir hier stehend Gott die Ehre
geben wollen - dies Wort ist mit Euch wie mit den
Toten gegangen: Semper talis. Wir bleiben, was wir
waren in dem Geist von Leuthen und Sedan, auch jetzt
Die Grenadiere vom alten Fritz und vom großen Kaiser.
Das können wir nur, wenn das alte Geistspfingsten,
das in Flammen über die erten Christen kam, uns auch
heute einigt: Sie blieben beständig, so heißt es von
jenen Helden der ersten Zeit, in der Gemeinschaft! Jesus.
Ihr Held, ging ihnen voran auch in Blut und Feuer
und Rauchdampf. Und was waren sie, die kleine Schar,
gegen jene große antike Welt der Macht Roms, der
Weisheit Athens und des Reichtums von Crointh?
Was war das Preußen Friedrichs gegen Europa? Was
waren wir im Weltkrieg gegen die Welt? Es ist der
uralte Kampf zwischen Zahl und Geist, zwischen Technik
und Genius, zwischen Nibelungengold und
Siegfriedsgeist, den der Deutsche und an seiner Spitze das erste
Rgiment der ganzen deutschen Heeresmacht, das
Hohenzollernregiment auszufechten hatte. Heldentum ist nie
bloß Körperkraft und Heeresmacht, sondern Geistesmacht
gewesen, die, auch äußerlich besiegt, niemals zu
überwinden war. Heldentum allein kann sagen: Als die
Sterbenden und siehe wir leben, als die Armen, die doch
Viele reich machen, als die nichts haben und die doch
alles haben. Heldentum sagt: Ich bin vereidigt vor
einem Höheren, als vor einem gekrönten haupt, mein
Haupt war dorngekrönt - und hielt an dem Tage
des Menschensohns die Augenverbindung mit dem
Ewigen, auch wenn sich alle Pliati der Weltmacht
mit feilem Herzen und geilen Sinnen aufgemacht hätten,
ihn loszureißen von seinem Lebensboden und
Lebensodem: Mein Vater! Dieser Jesus ist mein Herr und
mein Gott, der blieb in der Treue; der erste Semper
talis-Mann, der seinen Eid, seinen Todeseid
festgehalten hat mit angenaelten Händen: Du sagst es, ich
bin des lebendigen Gottes Sohn! Mir nach! Spricht
Christus unser Held, mir nach, ihr Christen alle! Alle
die Tausende von Soldatenkreuzen über schlichten
Kriegergräben sie sprechen von diesem Geist, den auch der
Bismarck des Ersten Garde-Regiments vorlebte und
vorstarb: Wir sind geblieben, nicht bloß nach dem
Blutgesetz des Krieges, sondern nach dem Geistgesetz
Gottes in dem Geist der Treue:
Mag die Welt die Schwüre zerreißen
Wie im Winde die Spreu:
Es gibt ein Wort von Eisen,
Das heißt Soldatentreu!
II.
Das wird das "Semper talis" heute! Christus
heute der Heiland auch der Todeswunden im Herzen,
aus denen die Angehörigen unserer Helden noch ehute
bluten, der brennenden Scham und Scande, mit der
wir heute mit knirschenden Zähnen und ohnmächtig
gerungenen Männerfäusten zu ringen haben. "Waffenlos
fiel ich in Feindes Haus" - so läßt Richard Wagnr
die hehre Siegmundesgestalt in Hundings
-
S. 229
unserer Könige Soldaten geworden. Erinnerungen an
ungezählte Stunden strammen Dienstes, an Besichtigungen und
lobende Anerkennung an Paraden vor dem Allerhöchsten
Chefs des Regimens und Seinen fürstlichen Gästen sind für
jeden von uns unauslöschich mit dem Lustgarten verbunden.
Wer vergißt jemals jenen erhebenden Feldgottesdienst vom
9.August 1914, zu dem S.M. der Kaiser und König
Sein Erstes Garde-Regiment zu Fuß und Sein 1.
Garde-Reserve-Regiment, sie beide allein, vor ihrer Abfahr zur
Westgrenze befohlen hatte! Und nun sind nach 10 Jahren
die beiden Regimenter wieder versammelt, um der toten
Kameraden zu gedenken und Gott zu danken, daß er trotz
allem Unglück uns bis hierher gnädig geleitet hat. Da lag
es so nahe, auch diesen Tag mit einem Feldgottesdienst auf
unserem alten Lustgarten zu beginnen, noch einmal an der
gleichen Stelle Worte der Demut und des Dankes, des Stolzes
und der Zuversicht aus dem Munde der beiden Geistlichen
zu hören, die am 9.August 1914, gesprochen hatten. Und
nun ist der Lustgarten uns verboten! - Auch der
Gottesdienst muß auf dem Kasernenhof stattfinden. Eine bittere
Enttäuschung! Und doch hat der Tasch auch sein Gutes:
Kein störender Lärm dringt von der Straße hierher; die
hohen Mauern der Kaserne halten das gesprochene Wort fest;
nur das Glockenspiel zwingt die Redner ab und an zu einer
kurzen Pause. Wir sind ganz unter uns. Der Gottesdienst
wird in Wahrheit eine Familienfeier.
Achtung! - Ein Ruck geht durch die Reihen. Die
Regimenter stehen still. Mit dem Yord'schen Marsch rückt
die Traditionskompagnie des Ersten Garde-Regiments zu Fuß,
die 1. Kompagnie des Infanterie-Regiments 9, unter
Hauptmann Graf v. Matuschka von Portal V her auf den Platz
und nimmt rechts vom Altar, hinter den Ehrengästen
Aufstellung. Anmasch, Haltung, Griffe der Kompagnie sind
tadellos. Die jungen Soldaten fühlen, daß die Augen der
alten Krieger gesoannt jede Bewegung verfolgen. Es gilt,
eine strenge Prüfung zu bestehen, und - sie wird bestanden,
mit hohem Lob. Die Tradition des Regiments ist bei dieser
Kompagnie sorgsamst gewahrt.
Die Frau Kronprinzessin ist mit den Prinzensöhnen
erschienen und zu den Ehrengästen geleitet worden. Prinz
Wilhelm und Prinz Louis Ferdinand sind ihrem hohen Vater
über den Kopf gewachsen; Prinz Wilhelm wäre in kurzer
Zeit zum Dienst beim Regiment eingeteilt worden, wenn -
ja wenn - . Immer wieder die schmerzliche Erinnerung
an einstmals!
Die Feier beginnt. Die Regimentskommandeure schreiten
die Front der Batailllone ab. Suchend und prüfend
verfolgen ihre Blicke die langen Reihen der großen, statlichen
Gestalten. Jeder von ihnen findet alte Bekannte heraus.
Ein Aufleuchten des Auges, ein kurzer Gruß besagen dem
treugen Mann im schwarzen Rock: Trotz allem Wandel der
Zeiten habe ich Dich nicht ergessen; wir bleiben die Alten!
Aufgeschlossene Tiefkolonnen werden gebildet. In wenigen
Minuten stehen die beiden Regimenter nebeneinander, vor
dem Altar, auf dem Hofe des früheren I. und II. Bataillons
zur Begrüßungsansprache Sr. königlichen Hoheit des Generalmajors
Prinz Eitel-Friedrich von Preußen, unter dessen
Befehl vor 10 Jahren das Ersten Garde-Regiment ins Feld,
gerückt war, bereit:
Ansprache Seiner königlichen Hoheit des Prinzen
Eitel-Friedrich von Preußen.
Kameraden!
Als vor 10 Jahren am 1.August abends das 1. Bataillon
von einem heißen Uebungsmarsche zurückkehrte, hieß es, das
Regiment sei zum Appell bestellt. Da zuckte es wie ein
elektrischer Funke durch einen jeden von uns: jetzt wird es
ernst, die Spannung der letzten Tage entlädt sich: Das ist
der Krieg! Kurz darauf las uns Aktiven unser verehrter
Kommandeur, General von Friedebrug, den Befehl Sr. Maj.
zur Mobilmachung der Armee vor. Laut Mobilmachungsbefehl
hatte ich die hohe Ehre, dies stolze Regiment zu übernehmen.
Welche Auszeichnung und Fruede, diese auserwählte Schar
zum Schutze der Heimat gegen den Feind führen zu können.
Unsere erste gemeinsame Handlung war das Treuegelöbnis
bis zum Tode unserem Könige und unserem Vaterlande, dessen
drei brausende Hurras von diesen ehrwürdigen Mauern
zurückschallten. Am 9. wiedehrolte das mobile Regiment in
Gegenwart seines hohen Chefs auf dem Lustgarten diesen Schwur.
Und diesen Schwur haben wir gehalten! Einer Welt von
Feinden gegenüber. In Sonderheit jene 4600 Kameraden
vom
Regiment und die 4000 Kameraden vom Reserveregiment,
denen wir heute ein Erinnerungsmal errichten. Unsere
Gedanken eilen in dankbarer Liebe hin zu ihren stillen Gräbern
und legen heute einen Lorbeerreis auf diese nieder. Mögen
sie in der Heimat liegen oder in Feindesland, auf Flanderns
feuchten Wiesen und auf den Kreidebergen der Champagne,
in den Dise- oder Marnetal, an der Aisne oder SOmme, in
Galizien und Polens weiten Fluren oder den Wäldern Livlands,
in befreiter oftpreußischer Erde oder auf dem Kamme der
Karparthen. Sie sind in unserer Erinnerung unvergessen! Ihre
Taten und ihr Heldentod soll den nachkommenden Geschlechtern
durch das Denkmal stets in Erinnerung bleiben. So sei der
Tag der Ehrungunserer Toten geweiht.
Er sei aber auch geweiht der Erinnerung an unser altes
stolzes Regiment, dem ein jeder von uns soviel verdankt, das
der Stolz seiner Könige und der Schrecken seiner Feinde war.
Der Tag sei aber auch der Kameradschaft der Ueberlebenden
geweiht. Legen Sie heute einmal den drückenden Tronister der
Altagssorgen ab, vergessen Sie alles Trennende und häßliche
unserer Tage und geben Sie sich hin der Freud, heute einmal
wieder Kamerad unter Kameraden zu sein, Bruder einer
großen Familie, der, unseres alten Regiments. Richt mehr
in Grenadiermuütze und blauem Rock, nicht mehr in Stahlhelm
und Feldgrau, sondern im Bürgerrock unseres Semper
talis-Bundes. Freuen Sie sich unserer schönen, in sommerlicher
Pracht blühenden Garnisonstadt und ihrer alten Erinnerungen,
mit der Geschichte unseres Regiments so eng verwachsen.
Wenn ich Sie nun auffordere, mit mir unseres Regimentes
zu gedenken, so ist es selbstverständlich, daß wir dabei unseres
hohen Chefs in alter Semper tails-Treue gedenken. Wir
kennen keine Treue auf Zeit, wir kennen nur eine Treue auf
Ewigkeit. So wie wir Seiner gedacht haben am ersten
Mobilmachungstage, so wie wir Seiner gedacht haben unter den
alten Eichen des belgischen Schlosses Mielmont, wenige Stunden
vor unserem ersten Gefecht, und so wie die kleine tapfere Stunden
vor unserem ersten Gefecht, und so wie die kleine tapfere Schar
unter ihrem heldenhaften Führer dem Grafen zu Eulenburg
Seiner gedacht hat nach siegreichem Angriff am letzten Tage
des Weltkrieges, so gehen unsere Gedanken auch heute mit
unseren besten Wünschen zu Ihm in die Ferne, wissend
daß auch Er im Geiste hier unter uns weilt. Und nun
Stillgestanden! Die Hüte ab! Unser geliebtes altes Erstes
Garde-Regiment zu Fuß und sein hoher Regiments-Chef
Hurra! Hurra! Hurra!
Die Mauern der alten Kaserne erzittern von dem
begeisterten, soldatisch knappen Hurraruf der vieltausendköpfigen
Versammlung. "Rührt euch!"
Feierlich setzen die Musik des 1. Bataillons INfanterie-
Regiments 9 und der, von Kamerad Alfred Herrmann
trefflich geschulte Sängerchor der Traditionskompagnie ein, um
S. 230
mit dem Vortrag der Motette "Euch tote Helden", komponiert
von Kamerad Wilhelm Zippel (Berlin), den Feldgottesdienst
einzuleiten:
"Keiner hat größere Liebe denn die, daß er sein Leben
lässt für die Freude.
In fremder Erde ruhet Ihr nach heil'gem Kampf fürs
Vaterland,
Und fremde Sterne halten Wacht dort über Eurer
Grabesnacht.
Doch Eurer Taten reife Saat, sie keimet still, es reift
die Aehre,
Bis Himmelskönigs Weckruf schallt und ew'ger Lorbeer
einst Euch kröne.
Nach dem Gesange der Festgemeinde "Großer Gott, wir
loben dich ..." folgt die Predigt des Hofpredigers Richter,
unseres allverehrten früheren Garnisonspfarrers, der uns so
oft in der Garnisonskirche Gottes Wort ausgelegt und am
9.August 1914 beim Feldgottesdienst auf dem Lustgarten
den Segen des Himmels für die beiden kampfbereiten
Regimenter erbeten hat:
Selig sind die Toten, die dem Herren sterben."
Nach dem Gesange der Festgemeinde "Großer Gott, wir
loben dich ..." folgt die Predigt des Hofpredigers Richter,
unseres allverehrtren früheren Garnisonspfarrers, der uns so
oft in der Garnisonskirche Gottes Wort ausgelegt und am
9.August 1914 beim Feldgottesdienst auf dem Lustgarten
den Segen des Himmels für die beiden kampfbereiten
Regimenter erbeten hat:
Predigt des Hofpredigers Richter.
Semper talis!
Das walte Gott Vater, Sohn und heiliger Geist!
Hebr. 13,8: "Jesus Christus gestern und heut und derselbe
auch in Ewigkeit".
Das Ehrenmal des Ersten Garde-Regiments, das
heute der Enthüllung harrt, stellt Stein geworden
denselben Gedanken dar, den unser Kaiser und
Regimentschef einmal auf dem Lustgarten aussprach: "Wir sind
und bleiben de Grenadiere vom großen Fritz!" Die alte
Zeit. Der friderizianische Grenadier, reicht der neuen Zeit
im Stahlhelm die Hand und darüber das Bild des
großen Königs mit den Feueraugen und dem
Felsenherzen: Semper talis - immer derselbe! Das nennen
wir den ehernen Gleichschritt der Potsdamer Wachtparade,
der zum Geisterschritt der großen Geschichte wird, wenn
wir unsere toten Helden gedenken und ihnen zu Ehren
uns vor dem Angesicht unseres ewigen Königs an
historischer STätte versammelt haben.
Bleib du im ew'gen Leben, mein guter
Kamerad - das klingt nicht bloß, hinab in
die Gräber der Toten in Ost und West, nein das
schwingt sich hinüber über die schanddedeckte traurige
Gegenwart, die - Gott ist, Zeuge - der deutsche
Soldat nicht verschuldet hat, hinauf vor den Thron des
ewigen Richters, der auch über dieses Stück Geschichte wie
über unsere Feinde einmal gerechtes Gericht halten wird,
wenn einst die Posaune erklingt, die auch durch die
Gräber dringt, und wir Alle müssen offenbar werden
vor dem Richtstuhl Christi, auf daß ein Jeglicher
empfange, nachdem er gehandelt hat bei Leibesleben, es sei
gut oder böse. Das ist das gewaltigste
Semper talis
"Jesus Christus, gestern und heut und derselbe in
Ewigkeit":
Jesus - gestern der Held
Christus - heute der Heiland
Jesus Christus - in Ewigkeit der Richter
I.
Heldentum! Seid getrost, Kameraden, noch heute
glühen die Augen und flammen die Herzendeutscher
Jugend, wenn wir ihnen von ihren Helden erzählen.
Von dem 21.August 14, an dem bei Ismes der erste
Mann des Regiments, Füsilier Menge, fiel, bis zum
10.November 18, dem letzten großen Sturmangriff der
Bataillone Arnim und Schauroth bei der Höhe 249 an
der Maasfront - von dem 9.August 14, an dem sich
8000 Grenadiere und Füsiliere mit dem Kaiser und der
kaiserlichen Familie unter der Führung der
Hohenzollernprinzen, des vielgeliebten Trommlers von Colonfah, zum
letzten Gottesdienst im Lustgarten vereinten, bis zum
14.Juni 24, an dem wir hier stehend Gott die Ehre
geben wollen - dies Wort ist mit Euch wie mit den
Toten gegangen: Semper talis. Wir bleiben, was wir
waren in dem Geist von Leuthen und Sedan, auch jetzt
Die Grenadiere vom alten Fritz und vom großen Kaiser.
Das können wir nur, wenn das alte Geistspfingsten,
das in Flammen über die erten Christen kam, uns auch
heute einigt: Sie blieben beständig, so heißt es von
jenen Helden der ersten Zeit, in der Gemeinschaft! Jesus.
Ihr Held, ging ihnen voran auch in Blut und Feuer
und Rauchdampf. Und was waren sie, die kleine Schar,
gegen jene große antike Welt der Macht Roms, der
Weisheit Athens und des Reichtums von Crointh?
Was war das Preußen Friedrichs gegen Europa? Was
waren wir im Weltkrieg gegen die Welt? Es ist der
uralte Kampf zwischen Zahl und Geist, zwischen Technik
und Genius, zwischen Nibelungengold und
Siegfriedsgeist, den der Deutsche und an seiner Spitze das erste
Rgiment der ganzen deutschen Heeresmacht, das
Hohenzollernregiment auszufechten hatte. Heldentum ist nie
bloß Körperkraft und Heeresmacht, sondern Geistesmacht
gewesen, die, auch äußerlich besiegt, niemals zu
überwinden war. Heldentum allein kann sagen: Als die
Sterbenden und siehe wir leben, als die Armen, die doch
Viele reich machen, als die nichts haben und die doch
alles haben. Heldentum sagt: Ich bin vereidigt vor
einem Höheren, als vor einem gekrönten haupt, mein
Haupt war dorngekrönt - und hielt an dem Tage
des Menschensohns die Augenverbindung mit dem
Ewigen, auch wenn sich alle Pliati der Weltmacht
mit feilem Herzen und geilen Sinnen aufgemacht hätten,
ihn loszureißen von seinem Lebensboden und
Lebensodem: Mein Vater! Dieser Jesus ist mein Herr und
mein Gott, der blieb in der Treue; der erste Semper
talis-Mann, der seinen Eid, seinen Todeseid
festgehalten hat mit angenaelten Händen: Du sagst es, ich
bin des lebendigen Gottes Sohn! Mir nach! Spricht
Christus unser Held, mir nach, ihr Christen alle! Alle
die Tausende von Soldatenkreuzen über schlichten
Kriegergräben sie sprechen von diesem Geist, den auch der
Bismarck des Ersten Garde-Regiments vorlebte und
vorstarb: Wir sind geblieben, nicht bloß nach dem
Blutgesetz des Krieges, sondern nach dem Geistgesetz
Gottes in dem Geist der Treue:
Mag die Welt die Schwüre zerreißen
Wie im Winde die Spreu:
Es gibt ein Wort von Eisen,
Das heißt Soldatentreu!
II.
-
S. 229
unserer Könige Soldaten geworden. Erinnerungen an
ungezählte Stunden strammen Dienstes, an Besichtigungen und
lobende Anerkennung an Paraden vor dem Allerhöchsten
Chefs des Regimens und Seinen fürstlichen Gästen sind für
jeden von uns unauslöschich mit dem Lustgarten verbunden.
Wer vergißt jemals jenen erhebenden Feldgottesdienst vom
9.August 1914, zu dem S.M. der Kaiser und König
Sein Erstes Garde-Regiment zu Fuß und Sein 1.
Garde-Reserve-Regiment, sie beide allein, vor ihrer Abfahr zur
Westgrenze befohlen hatte! Und nun sind nach 10 Jahren
die beiden Regimenter wieder versammelt, um der toten
Kameraden zu gedenken und Gott zu danken, daß er trotz
allem Unglück uns bis hierher gnädig geleitet hat. Da lag
es so nahe, auch diesen Tag mit einem Feldgottesdienst auf
unserem alten Lustgarten zu beginnen, noch einmal an der
gleichen Stelle Worte der Demut und des Dankes, des Stolzes
und der Zuversicht aus dem Munde der beiden Geistlichen
zu hören, die am 9.August 1914, gesprochen hatten. Und
nun ist der Lustgarten uns verboten! - Auch der
Gottesdienst muß auf dem Kasernenhof stattfinden. Eine bittere
Enttäuschung! Und doch hat der Tasch auch sein Gutes:
Kein störender Lärm dringt von der Straße hierher; die
hohen Mauern der Kaserne halten das gesprochene Wort fest;
nur das Glockenspiel zwingt die Redner ab und an zu einer
kurzen Pause. Wir sind ganz unter uns. Der Gottesdienst
wird in Wahrheit eine Familienfeier.
Achtung! - Ein Ruck geht durch die Reihen. Die
Regimenter stehen still. Mit dem Yord'schen Marsch rückt
die Traditionskompagnie des Ersten Garde-Regiments zu Fuß,
die 1. Kompagnie des Infanterie-Regiments 9, unter
Hauptmann Graf v. Matuschka von Portal V her auf den Platz
und nimmt rechts vom Altar, hinter den Ehrengästen
Aufstellung. Anmasch, Haltung, Griffe der Kompagnie sind
tadellos. Die jungen Soldaten fühlen, daß die Augen der
alten Krieger gesoannt jede Bewegung verfolgen. Es gilt,
eine strenge Prüfung zu bestehen, und - sie wird bestanden,
mit hohem Lob. Die Tradition des Regiments ist bei dieser
Kompagnie sorgsamst gewahrt.
Die Frau Kronprinzessin ist mit den Prinzensöhnen
erschienen und zu den Ehrengästen geleitet worden. Prinz
Wilhelm und Prinz Louis Ferdinand sind ihrem hohen Vater
über den Kopf gewachsen; Prinz Wilhelm wäre in kurzer
Zeit zum Dienst beim Regiment eingeteilt worden, wenn -
ja wenn - . Immer wieder die schmerzliche Erinnerung
an einstmals!
Die Feier beginnt. Die Regimentskommandeure schreiten
die Front der Batailllone ab. Suchend und prüfend
verfolgen ihre Blicke die langen Reihen der großen, statlichen
Gestalten. Jeder von ihnen findet alte Bekannte heraus.
Ein Aufleuchten des Auges, ein kurzer Gruß besagen dem
treugen Mann im schwarzen Rock: Trotz allem Wandel der
Zeiten habe ich Dich nicht ergessen; wir bleiben die Alten!
Aufgeschlossene Tiefkolonnen werden gebildet. In wenigen
Minuten stehen die beiden Regimenter nebeneinander, vor
dem Altar, auf dem Hofe des früheren I. und II. Bataillons
zur Begrüßungsansprache Sr. königlichen Hoheit des Generalmajors
Prinz Eitel-Friedrich von Preußen, unter dessen
Befehl vor 10 Jahren das Ersten Garde-Regiment ins Feld,
gerückt war, bereit:
Ansprache Seiner königlichen Hoheit des Prinzen
Eitel-Friedrich von Preußen.
Kameraden!
Als vor 10 Jahren am 1.August abends das 1. Bataillon
von einem heißen Uebungsmarsche zurückkehrte, hieß es, das
Regiment sei zum Appell bestellt. Da zuckte es wie ein
elektrischer Funke durch einen jeden von uns: jetzt wird es
ernst, die Spannung der letzten Tage entlädt sich: Das ist
der Krieg! Kurz darauf las uns Aktiven unser verehrter
Kommandeur, General von Friedebrug, den Befehl Sr. Maj.
zur Mobilmachung der Armee vor. Laut Mobilmachungsbefehl
hatte ich die hohe Ehre, dies stolze Regiment zu übernehmen.
Welche Auszeichnung und Fruede, diese auserwählte Schar
zum Schutze der Heimat gegen den Feind führen zu können.
Unsere erste gemeinsame Handlung war das Treuegelöbnis
bis zum Tode unserem Könige und unserem Vaterlande, dessen
drei brausende Hurras von diesen ehrwürdigen Mauern
zurückschallten. Am 9. wiedehrolte das mobile Regiment in
Gegenwart seines hohen Chefs auf dem Lustgarten diesen Schwur.
Und diesen Schwur haben wir gehalten! Einer Welt von
Feinden gegenüber. In Sonderheit jene 4600 Kameraden
vom
Regiment und die 4000 Kameraden vom Reserveregiment,
denen wir heute ein Erinnerungsmal errichten. Unsere
Gedanken eilen in dankbarer Liebe hin zu ihren stillen Gräbern
und legen heute einen Lorbeerreis auf diese nieder. Mögen
sie in der Heimat liegen oder in Feindesland, auf Flanderns
feuchten Wiesen und auf den Kreidebergen der Champagne,
in den Dise- oder Marnetal, an der Aisne oder SOmme, in
Galizien und Polens weiten Fluren oder den Wäldern Livlands,
in befreiter oftpreußischer Erde oder auf dem Kamme der
Karparthen. Sie sind in unserer Erinnerung unvergessen! Ihre
Taten und ihr Heldentod soll den nachkommenden Geschlechtern
durch das Denkmal stets in Erinnerung bleiben. So sei der
Tag der Ehrungunserer Toten geweiht.
Er sei aber auch geweiht der Erinnerung an unser altes
stolzes Regiment, dem ein jeder von uns soviel verdankt, das
der Stolz seiner Könige und der Schrecken seiner Feinde war.
Der Tag sei aber auch der Kameradschaft der Ueberlebenden
geweiht. Legen Sie heute einmal den drückenden Tronister der
Altagssorgen ab, vergessen Sie alles Trennende und häßliche
unserer Tage und geben Sie sich hin der Freud, heute einmal
wieder Kamerad unter Kameraden zu sein, Bruder einer
großen Familie, der, unseres alten Regiments. Richt mehr
in Grenadiermuütze und blauem Rock, nicht mehr in Stahlhelm
und Feldgrau, sondern im Bürgerrock unseres Semper
talis-Bundes. Freuen Sie sich unserer schönen, in sommerlicher
Pracht blühenden Garnisonstadt und ihrer alten Erinnerungen,
mit der Geschichte unseres Regiments so eng verwachsen.
Wenn ich Sie nun auffordere, mit mir unseres Regimentes
zu gedenken, so ist es selbstverständlich, daß wir dabei unseres
hohen Chefs in alter Semper tails-Treue gedenken. Wir
kennen keine Treue auf Zeit, wir kennen nur eine Treue auf
Ewigkeit. So wie wir Seiner gedacht haben am ersten
Mobilmachungstage, so wie wir Seiner gedacht haben unter den
alten Eichen des belgischen Schlosses Mielmont, wenige Stunden
vor unserem ersten Gefecht, und so wie die kleine tapfere Stunden
vor unserem ersten Gefecht, und so wie die kleine tapfere Schar
unter ihrem heldenhaften Führer dem Grafen zu Eulenburg
Seiner gedacht hat nach siegreichem Angriff am letzten Tage
des Weltkrieges, so gehen unsere Gedanken auch heute mit
unseren besten Wünschen zu Ihm in die Ferne, wissend
daß auch Er im Geiste hier unter uns weilt. Und nun
Stillgestanden! Die Hüte ab! Unser geliebtes altes Erstes
Garde-Regiment zu Fuß und sein hoher Regiments-Chef
Hurra! Hurra! Hurra!
Die Mauern der alten Kaserne erzittern von dem
begeisterten, soldatisch knappen Hurraruf der vieltausendköpfigen
Versammlung. "Rührt euch!"
Feierlich setzen die Musik des 1. Bataillons INfanterie-
Regiments 9 und der, von Kamerad Alfred Herrmann
trefflich geschulte Sängerchor der Traditionskompagnie ein, um
S. 230
mit dem Vortrag der Motette "Euch tote Helden", komponiert
von Kamerad Wilhelm Zippel (Berlin), den Feldgottesdienst
einzuleiten:
"Keiner hat größere Liebe denn die, daß er sein Leben
lässt für die Freude.
In fremder Erde ruhet Ihr nach heil'gem Kampf fürs
Vaterland,
Und fremde Sterne halten Wacht dort über Eurer
Grabesnacht.
Doch Eurer Taten reife Saat, sie keimet still, es reift
die Aehre,
Bis Himmelskönigs Weckruf schallt und ew'ger Lorbeer
einst Euch kröne.
Nach dem Gesange der Festgemeinde "Großer Gott, wir
loben dich ..." folgt die Predigt des Hofpredigers Richter,
unseres allverehrten früheren Garnisonspfarrers, der uns so
oft in der Garnisonskirche Gottes Wort ausgelegt und am
9.August 1914 beim Feldgottesdienst auf dem Lustgarten
den Segen des Himmels für die beiden kampfbereiten
Regimenter erbeten hat:
Selig sind die Toten, die dem Herren sterben."
Nach dem Gesange der Festgemeinde "Großer Gott, wir
loben dich ..." folgt die Predigt des Hofpredigers Richter,
unseres allverehrtren früheren Garnisonspfarrers, der uns so
oft in der Garnisonskirche Gottes Wort ausgelegt und am
9.August 1914 beim Feldgottesdienst auf dem Lustgarten
den Segen des Himmels für die beiden kampfbereiten
Regimenter erbeten hat:
Predigt des Hofpredigers Richter.
Semper talis!
Das walte Gott Vater, Sohn und heiliger Geist!
Hebr. 13,8: "Jesus Christus gestern und heut und derselbe
auch in Ewigkeit".
Das Ehrenmal des Ersten Garde-Regiments, das
heute der Enthüllung harrt, stellt Stein geworden
denselben Gedanken dar, den unser Kaiser und
Regimentschef einmal auf dem Lustgarten aussprach: "Wir sind
und bleiben de Grenadiere vom großen Fritz!" Die alte
Zeit. Der friderizianische Grenadier, reicht der neuen Zeit
im Stahlhelm die Hand und darüber das Bild des
großen Königs mit den Feueraugen und dem
Felsenherzen: Semper talis - immer derselbe! Das nennen
wir den ehernen Gleichschritt der Potsdamer Wachtparade,
der zum Geisterschritt der großen Geschichte wird, wenn
wir unsere toten Helden gedenken und ihnen zu Ehren
uns vor dem Angesicht unseres ewigen Königs an
historischer STätte versammelt haben.
Bleib du im ew'gen Leben, mein guter
Kamerad - das klingt nicht bloß, hinab in
die Gräber der Toten in Ost und West, nein das
schwingt sich hinüber über die schanddedeckte traurige
Gegenwart, die - Gott ist, Zeuge - der deutsche
Soldat nicht verschuldet hat, hinauf vor den Thron des
ewigen Richters, der auch über dieses Stück Geschichte wie
über unsere Feinde einmal gerechtes Gericht halten wird,
wenn einst die Posaune erklingt, die auch durch die
Gräber dringt, und wir Alle müssen offenbar werden
vor dem Richtstuhl Christi, auf daß ein Jeglicher
empfange, nachdem er gehandelt hat bei Leibesleben, es sei
gut oder böse. Das ist das gewaltigste
Semper talis
"Jesus Christus, gestern und heut und derselbe in
Ewigkeit":
Jesus - gestern der Held
Christus - heute der Heiland
Jesus Christus - in Ewigkeit der Richter
I.
Heldentum! Seid getrost, Kameraden, noch heute
glühen die Augen und flammen die Herzendeutscher
Jugend, wenn wir ihnen von ihren Helden erzählen.
Von dem 21.August 14, an dem bei Ismes der erste
Mann des Regiments, Füsilier Menge, fiel, bis zum
10.November 18, dem letzten großen Sturmangriff der
Bataillone Arnim und Schauroth bei der Höhe 249 an
der Maasfront - von dem 9.August 14, an dem sich
8000 Grenadiere und Füsiliere mit dem Kaiser und der
kaiserlichen Familie unter der Führung der
Hohenzollernprinzen, des vielgeliebten Trommlers von Colonfah, zum
letzten Gottesdienst im Lustgarten vereinten, bis zum
14.Juni 24, an dem wir hier stehend Gott die Ehre
geben wollen - dies Wort ist mit Euch wie mit den
Toten gegangen: Semper talis. Wir bleiben, was wir
waren in dem Geist von Leuthen und Sedan, auch jetzt
Die Grenadiere vom alten Fritz und vom großen Kaiser.
Das können wir nur, wenn das alte Geistspfingsten,
das in Flammen über die erten Christen kam, uns auch
heute einigt: Sie blieben beständig, so heißt es von
jenen Helden der ersten Zeit, in der Gemeinschaft! Jesus.
Ihr Held, ging ihnen voran auch in Blut und Feuer
und Rauchdampf. Und was waren sie, die kleine Schar,
gegen jene große antike Welt der Macht Roms, der
Weisheit Athens und des Reichtums von Crointh?
Was war das Preußen Friedrichs gegen Europa? Was
waren wir im Weltkrieg gegen die Welt? Es ist der
uralte Kampf zwischen Zahl und Geist, zwischen Technik
und Genius, zwischen Nibelungengold und
Siegfriedsgeist, den der Deutsche und an seiner Spitze das erste
Rgiment der ganzen deutschen Heeresmacht, das
Hohenzollernregiment auszufechten hatte. Heldentum ist nie
bloß Körperkraft und Heeresmacht, sondern Geistesmacht
gewesen, die, auch äußerlich besiegt, niemals zu
überwinden war. Heldentum allein kann sagen: Als die
Sterbenden und siehe wir leben, als die Armen, die doch
Viele reich machen, als die nichts haben und die doch
alles haben. Heldentum sagt: Ich bin vereidigt vor
einem Höheren, als vor einem gekrönten haupt, mein
Haupt war dorngekrönt - und hielt an dem Tage
des Menschensohns
-
S. 229
unserer Könige Soldaten geworden. Erinnerungen an
ungezählte Stunden strammen Dienstes, an Besichtigungen und
lobende Anerkennung an Paraden vor dem Allerhöchsten
Chefs des Regimens und Seinen fürstlichen Gästen sind für
jeden von uns unauslöschich mit dem Lustgarten verbunden.
Wer vergißt jemals jenen erhebenden Feldgottesdienst vom
9.August 1914, zu dem S.M. der Kaiser und König
Sein Erstes Garde-Regiment zu Fuß und Sein 1.
Garde-Reserve-Regiment, sie beide allein, vor ihrer Abfahr zur
Westgrenze befohlen hatte! Und nun sind nach 10 Jahren
die beiden Regimenter wieder versammelt, um der toten
Kameraden zu gedenken und Gott zu danken, daß er trotz
allem Unglück uns bis hierher gnädig geleitet hat. Da lag
es so nahe, auch diesen Tag mit einem Feldgottesdienst auf
unserem alten Lustgarten zu beginnen, noch einmal an der
gleichen Stelle Worte der Demut und des Dankes, des Stolzes
und der Zuversicht aus dem Munde der beiden Geistlichen
zu hören, die am 9.August 1914, gesprochen hatten. Und
nun ist der Lustgarten uns verboten! - Auch der
Gottesdienst muß auf dem Kasernenhof stattfinden. Eine bittere
Enttäuschung! Und doch hat der Tasch auch sein Gutes:
Kein störender Lärm dringt von der Straße hierher; die
hohen Mauern der Kaserne halten das gesprochene Wort fest;
nur das Glockenspiel zwingt die Redner ab und an zu einer
kurzen Pause. Wir sind ganz unter uns. Der Gottesdienst
wird in Wahrheit eine Familienfeier.
Achtung! - Ein Ruck geht durch die Reihen. Die
Regimenter stehen still. Mit dem Yord'schen Marsch rückt
die Traditionskompagnie des Ersten Garde-Regiments zu Fuß,
die 1. Kompagnie des Infanterie-Regiments 9, unter
Hauptmann Graf v. Matuschka von Portal V her auf den Platz
und nimmt rechts vom Altar, hinter den Ehrengästen
Aufstellung. Anmasch, Haltung, Griffe der Kompagnie sind
tadellos. Die jungen Soldaten fühlen, daß die Augen der
alten Krieger gesoannt jede Bewegung verfolgen. Es gilt,
eine strenge Prüfung zu bestehen, und - sie wird bestanden,
mit hohem Lob. Die Tradition des Regiments ist bei dieser
Kompagnie sorgsamst gewahrt.
Die Frau Kronprinzessin ist mit den Prinzensöhnen
erschienen und zu den Ehrengästen geleitet worden. Prinz
Wilhelm und Prinz Louis Ferdinand sind ihrem hohen Vater
über den Kopf gewachsen; Prinz Wilhelm wäre in kurzer
Zeit zum Dienst beim Regiment eingeteilt worden, wenn -
ja wenn - . Immer wieder die schmerzliche Erinnerung
an einstmals!
Die Feier beginnt. Die Regimentskommandeure schreiten
die Front der Batailllone ab. Suchend und prüfend
verfolgen ihre Blicke die langen Reihen der großen, statlichen
Gestalten. Jeder von ihnen findet alte Bekannte heraus.
Ein Aufleuchten des Auges, ein kurzer Gruß besagen dem
treugen Mann im schwarzen Rock: Trotz allem Wandel der
Zeiten habe ich Dich nicht ergessen; wir bleiben die Alten!
Aufgeschlossene Tiefkolonnen werden gebildet. In wenigen
Minuten stehen die beiden Regimenter nebeneinander, vor
dem Altar, auf dem Hofe des früheren I. und II. Bataillons
zur Begrüßungsansprache Sr. königlichen Hoheit des Generalmajors
Prinz Eitel-Friedrich von Preußen, unter dessen
Befehl vor 10 Jahren das Ersten Garde-Regiment ins Feld,
gerückt war, bereit:
Ansprache Seiner königlichen Hoheit des Prinzen
Eitel-Friedrich von Preußen.
Kameraden!
Als vor 10 Jahren am 1.August abends das 1. Bataillon
von einem heißen Uebungsmarsche zurückkehrte, hieß es, das
Regiment sei zum Appell bestellt. Da zuckte es wie ein
elektrischer Funke durch einen jeden von uns: jetzt wird es
ernst, die Spannung der letzten Tage entlädt sich: Das ist
der Krieg! Kurz darauf las uns Aktiven unser verehrter
Kommandeur, General von Friedebrug, den Befehl Sr. Maj.
zur Mobilmachung der Armee vor. Laut Mobilmachungsbefehl
hatte ich die hohe Ehre, dies stolze Regiment zu übernehmen.
Welche Auszeichnung und Fruede, diese auserwählte Schar
zum Schutze der Heimat gegen den Feind führen zu können.
Unsere erste gemeinsame Handlung war das Treuegelöbnis
bis zum Tode unserem Könige und unserem Vaterlande, dessen
drei brausende Hurras von diesen ehrwürdigen Mauern
zurückschallten. Am 9. wiedehrolte das mobile Regiment in
Gegenwart seines hohen Chefs auf dem Lustgarten diesen Schwur.
Und diesen Schwur haben wir gehalten! Einer Welt von
Feinden gegenüber. In Sonderheit jene 4600 Kameraden
vom
Regiment und die 4000 Kameraden vom Reserveregiment,
denen wir heute ein Erinnerungsmal errichten. Unsere
Gedanken eilen in dankbarer Liebe hin zu ihren stillen Gräbern
und legen heute einen Lorbeerreis auf diese nieder. Mögen
sie in der Heimat liegen oder in Feindesland, auf Flanderns
feuchten Wiesen und auf den Kreidebergen der Champagne,
in den Dise- oder Marnetal, an der Aisne oder SOmme, in
Galizien und Polens weiten Fluren oder den Wäldern Livlands,
in befreiter oftpreußischer Erde oder auf dem Kamme der
Karparthen. Sie sind in unserer Erinnerung unvergessen! Ihre
Taten und ihr Heldentod soll den nachkommenden Geschlechtern
durch das Denkmal stets in Erinnerung bleiben. So sei der
Tag der Ehrungunserer Toten geweiht.
Er sei aber auch geweiht der Erinnerung an unser altes
stolzes Regiment, dem ein jeder von uns soviel verdankt, das
der Stolz seiner Könige und der Schrecken seiner Feinde war.
Der Tag sei aber auch der Kameradschaft der Ueberlebenden
geweiht. Legen Sie heute einmal den drückenden Tronister der
Altagssorgen ab, vergessen Sie alles Trennende und häßliche
unserer Tage und geben Sie sich hin der Freud, heute einmal
wieder Kamerad unter Kameraden zu sein, Bruder einer
großen Familie, der, unseres alten Regiments. Richt mehr
in Grenadiermuütze und blauem Rock, nicht mehr in Stahlhelm
und Feldgrau, sondern im Bürgerrock unseres Semper
talis-Bundes. Freuen Sie sich unserer schönen, in sommerlicher
Pracht blühenden Garnisonstadt und ihrer alten Erinnerungen,
mit der Geschichte unseres Regiments so eng verwachsen.
Wenn ich Sie nun auffordere, mit mir unseres Regimentes
zu gedenken, so ist es selbstverständlich, daß wir dabei unseres
hohen Chefs in alter Semper tails-Treue gedenken. Wir
kennen keine Treue auf Zeit, wir kennen nur eine Treue auf
Ewigkeit. So wie wir Seiner gedacht haben am ersten
Mobilmachungstage, so wie wir Seiner gedacht haben unter den
alten Eichen des belgischen Schlosses Mielmont, wenige Stunden
vor unserem ersten Gefecht, und so wie die kleine tapfere Stunden
vor unserem ersten Gefecht, und so wie die kleine tapfere Schar
unter ihrem heldenhaften Führer dem Grafen zu Eulenburg
Seiner gedacht hat nach siegreichem Angriff am letzten Tage
des Weltkrieges, so gehen unsere Gedanken auch heute mit
unseren besten Wünschen zu Ihm in die Ferne, wissend
daß auch Er im Geiste hier unter uns weilt. Und nun
Stillgestanden! Die Hüte ab! Unser geliebtes altes Erstes
Garde-Regiment zu Fuß und sein hoher Regiments-Chef
Hurra! Hurra! Hurra!
Die Mauern der alten Kaserne erzittern von dem
begeisterten, soldatisch knappen Hurraruf der vieltausendköpfigen
Versammlung. "Rührt euch!"
Feierlich setzen die Musik des 1. Bataillons INfanterie-
Regiments 9 und der, von Kamerad Alfred Herrmann
trefflich geschulte Sängerchor der Traditionskompagnie ein, um
S. 230
mit dem Vortrag der Motette "Euch tote Helden", komponiert
von Kamerad Wilhelm Zippel (Berlin), den Feldgottesdienst
einzuleiten:
"Keiner hat größere Liebe denn die, daß er sein Leben
lässt für die Freude.
In fremder Erde ruhet Ihr nach heil'gem Kampf fürs
Vaterland,
Und fremde Sterne halten Wacht dort über Eurer
Grabesnacht.
Doch Eurer Taten reife Saat, sie keimet still, es reift
die Aehre,
Bis Himmelskönigs Weckruf schallt und ew'ger Lorbeer
einst Euch kröne.
Nach dem Gesange der Festgemeinde "Großer Gott, wir
loben dich ..." folgt die Predigt des Hofpredigers Richter,
unseres allverehrten früheren Garnisonspfarrers, der uns so
oft in der Garnisonskirche Gottes Wort ausgelegt und am
9.August 1914 beim Feldgottesdienst auf dem Lustgarten
den Segen des Himmels für die beiden kampfbereiten
Regimenter erbeten hat:
Selig sind die Toten, die dem Herren sterben."
Nach dem Gesange der Festgemeinde "Großer Gott, wir
loben dich ..." folgt die Predigt des Hofpredigers Richter,
unseres allverehrtren früheren Garnisonspfarrers, der uns so
oft in der Garnisonskirche Gottes Wort ausgelegt und am
9.August 1914 beim Feldgottesdienst auf dem Lustgarten
den Segen des Himmels für die beiden kampfbereiten
Regimenter erbeten hat:
Predigt des Hofpredigers Richter.
Semper talis!
Das walte Gott Vater, Sohn und heiliger Geist!
Hebr. 13,8: "Jesus Christus gestern und heut und derselbe
auch in Ewigkeit".
Das Ehrenmal des Ersten Garde-Regiments, das
heute der Enthüllung harrt, stellt Stein geworden
denselben Gedanken dar, den unser Kaiser und
Regimentschef einmal auf dem Lustgarten aussprach: "Wir sind
und bleiben de Grenadiere vom großen Fritz!" Die alte
Zeit. Der friderizianische Grenadier, reicht der neuen Zeit
im Stahlhelm die Hand und darüber das Bild des
großen Königs mit den Feueraugen und dem
Felsenherzen: Semper talis - immer derselbe! Das nennen
wir den ehernen Gleichschritt der Potsdamer Wachtparade,
der zum Geisterschritt der großen Geschichte wird, wenn
wir unsere toten Helden gedenken und ihnen zu Ehren
uns vor dem Angesicht unseres ewigen Königs an
historischer STätte versammelt haben.
Bleib du im ew'gen Leben, mein guter
Kamerad - das klingt nicht bloß, hinab in
die Gräber der Toten in Ost und West, nein das
schwingt sich hinüber über die schanddedeckte traurige
Gegenwart, die - Gott ist, Zeuge - der deutsche
Soldat nicht verschuldet hat, hinauf vor den Thron des
ewigen Richters, der auch über dieses Stück Geschichte wie
über unsere Feinde einmal gerechtes Gericht halten wird,
wenn einst die Posaune erklingt, die auch durch die
Gräber dringt, und wir Alle müssen offenbar werden
vor dem Richtstuhl Christi, auf daß ein Jeglicher
empfange, nachdem er gehandelt hat bei Leibesleben, es sei
gut oder böse. Das ist das gewaltigste
Semper talis
"Jesus Christus, gestern und heut und derselbe in
Ewigkeit":
Jesus - gestern der Held
Christus - heute der Heiland
Jesus Christus - in Ewigkeit der Richter
I.
Heldentum! Seid getrost, Kameraden, noch heute
glühen die Augen und flammen die Herzendeutscher
Jugend, wenn wir ihnen von ihren Helden erzählen.
Von dem 21.August 14, an dem bei Ismes der erste
Mann des Regiments, Füsilier Menge, fiel, bis zum
10.November 18, dem letzten großen Sturmangriff der
Bataillone Arnim und Schauroth bei der Höhe 249 an
der Maasfront - von dem 9.August 14, an dem sich
8000 Grenadiere und Füsiliere mit dem Kaiser und der
kaiserlichen Familie unter der Führung der
Hohenzollernprinzen, des vielgeliebten Trommlers von Colonfah, zum
letzten Gottesdienst im Lustgarten vereinten, bis zum
14.Juni 24, an dem wir hier stehend Gott die Ehre
geben wollen - dies Wort ist mit Euch wie mit den
Toten gegangen: Semper talis. Wir bleiben, was wir
waren in dem Geist von Leuthen und Sedan, auch jetzt
Die Grenadiere vom alten Fritz und vom großen Kaiser.
Das können wir nur, wenn das alte Geistspfingsten,
das in Flammen über die erten Christen kam, uns auch
heute einigt: Sie blieben beständig, so heißt es von
jenen Helden der ersten Zeit, in der Gemeinschaft! Jesus.
Ihr Held, ging ihnen voran auch in Blut und Feuer
und Rauchdampf. Und was waren sie, die kleine Schar,
gegen jene große antike Welt der Macht Roms, der
Weisheit Athens und des Reichtums von Crointh?
Was war das Preußen Friedrichs gegen Europa? Was
waren wir im Weltkrieg gegen die Welt? Es ist der
uralte Kampf zwischen Zahl und Geist, zwischen Technik
und Genius, zwischen Nibelungengold und
Siegfriedsgeist
-
S. 229
unserer Könige Soldaten geworden. Erinnerungen an
ungezählte Stunden strammen Dienstes, an Besichtigungen und
lobende Anerkennung an Paraden vor dem Allerhöchsten
Chefs des Regimens und Seinen fürstlichen Gästen sind für
jeden von uns unauslöschich mit dem Lustgarten verbunden.
Wer vergißt jemals jenen erhebenden Feldgottesdienst vom
9.August 1914, zu dem S.M. der Kaiser und König
Sein Erstes Garde-Regiment zu Fuß und Sein 1.
Garde-Reserve-Regiment, sie beide allein, vor ihrer Abfahr zur
Westgrenze befohlen hatte! Und nun sind nach 10 Jahren
die beiden Regimenter wieder versammelt, um der toten
Kameraden zu gedenken und Gott zu danken, daß er trotz
allem Unglück uns bis hierher gnädig geleitet hat. Da lag
es so nahe, auch diesen Tag mit einem Feldgottesdienst auf
unserem alten Lustgarten zu beginnen, noch einmal an der
gleichen Stelle Worte der Demut und des Dankes, des Stolzes
und der Zuversicht aus dem Munde der beiden Geistlichen
zu hören, die am 9.August 1914, gesprochen hatten. Und
nun ist der Lustgarten uns verboten! - Auch der
Gottesdienst muß auf dem Kasernenhof stattfinden. Eine bittere
Enttäuschung! Und doch hat der Tasch auch sein Gutes:
Kein störender Lärm dringt von der Straße hierher; die
hohen Mauern der Kaserne halten das gesprochene Wort fest;
nur das Glockenspiel zwingt die Redner ab und an zu einer
kurzen Pause. Wir sind ganz unter uns. Der Gottesdienst
wird in Wahrheit eine Familienfeier.
Achtung! - Ein Ruck geht durch die Reihen. Die
Regimenter stehen still. Mit dem Yord'schen Marsch rückt
die Traditionskompagnie des Ersten Garde-Regiments zu Fuß,
die 1. Kompagnie des Infanterie-Regiments 9, unter
Hauptmann Graf v. Matuschka von Portal V her auf den Platz
und nimmt rechts vom Altar, hinter den Ehrengästen
Aufstellung. Anmasch, Haltung, Griffe der Kompagnie sind
tadellos. Die jungen Soldaten fühlen, daß die Augen der
alten Krieger gesoannt jede Bewegung verfolgen. Es gilt,
eine strenge Prüfung zu bestehen, und - sie wird bestanden,
mit hohem Lob. Die Tradition des Regiments ist bei dieser
Kompagnie sorgsamst gewahrt.
Die Frau Kronprinzessin ist mit den Prinzensöhnen
erschienen und zu den Ehrengästen geleitet worden. Prinz
Wilhelm und Prinz Louis Ferdinand sind ihrem hohen Vater
über den Kopf gewachsen; Prinz Wilhelm wäre in kurzer
Zeit zum Dienst beim Regiment eingeteilt worden, wenn -
ja wenn - . Immer wieder die schmerzliche Erinnerung
an einstmals!
Die Feier beginnt. Die Regimentskommandeure schreiten
die Front der Batailllone ab. Suchend und prüfend
verfolgen ihre Blicke die langen Reihen der großen, statlichen
Gestalten. Jeder von ihnen findet alte Bekannte heraus.
Ein Aufleuchten des Auges, ein kurzer Gruß besagen dem
treugen Mann im schwarzen Rock: Trotz allem Wandel der
Zeiten habe ich Dich nicht ergessen; wir bleiben die Alten!
Aufgeschlossene Tiefkolonnen werden gebildet. In wenigen
Minuten stehen die beiden Regimenter nebeneinander, vor
dem Altar, auf dem Hofe des früheren I. und II. Bataillons
zur Begrüßungsansprache Sr. königlichen Hoheit des Generalmajors
Prinz Eitel-Friedrich von Preußen, unter dessen
Befehl vor 10 Jahren das Ersten Garde-Regiment ins Feld,
gerückt war, bereit:
Ansprache Seiner königlichen Hoheit des Prinzen
Eitel-Friedrich von Preußen.
Kameraden!
Als vor 10 Jahren am 1.August abends das 1. Bataillon
von einem heißen Uebungsmarsche zurückkehrte, hieß es, das
Regiment sei zum Appell bestellt. Da zuckte es wie ein
elektrischer Funke durch einen jeden von uns: jetzt wird es
ernst, die Spannung der letzten Tage entlädt sich: Das ist
der Krieg! Kurz darauf las uns Aktiven unser verehrter
Kommandeur, General von Friedebrug, den Befehl Sr. Maj.
zur Mobilmachung der Armee vor. Laut Mobilmachungsbefehl
hatte ich die hohe Ehre, dies stolze Regiment zu übernehmen.
Welche Auszeichnung und Fruede, diese auserwählte Schar
zum Schutze der Heimat gegen den Feind führen zu können.
Unsere erste gemeinsame Handlung war das Treuegelöbnis
bis zum Tode unserem Könige und unserem Vaterlande, dessen
drei brausende Hurras von diesen ehrwürdigen Mauern
zurückschallten. Am 9. wiedehrolte das mobile Regiment in
Gegenwart seines hohen Chefs auf dem Lustgarten diesen Schwur.
Und diesen Schwur haben wir gehalten! Einer Welt von
Feinden gegenüber. In Sonderheit jene 4600 Kameraden
vom
Regiment und die 4000 Kameraden vom Reserveregiment,
denen wir heute ein Erinnerungsmal errichten. Unsere
Gedanken eilen in dankbarer Liebe hin zu ihren stillen Gräbern
und legen heute einen Lorbeerreis auf diese nieder. Mögen
sie in der Heimat liegen oder in Feindesland, auf Flanderns
feuchten Wiesen und auf den Kreidebergen der Champagne,
in den Dise- oder Marnetal, an der Aisne oder SOmme, in
Galizien und Polens weiten Fluren oder den Wäldern Livlands,
in befreiter oftpreußischer Erde oder auf dem Kamme der
Karparthen. Sie sind in unserer Erinnerung unvergessen! Ihre
Taten und ihr Heldentod soll den nachkommenden Geschlechtern
durch das Denkmal stets in Erinnerung bleiben. So sei der
Tag der Ehrungunserer Toten geweiht.
Er sei aber auch geweiht der Erinnerung an unser altes
stolzes Regiment, dem ein jeder von uns soviel verdankt, das
der Stolz seiner Könige und der Schrecken seiner Feinde war.
Der Tag sei aber auch der Kameradschaft der Ueberlebenden
geweiht. Legen Sie heute einmal den drückenden Tronister der
Altagssorgen ab, vergessen Sie alles Trennende und häßliche
unserer Tage und geben Sie sich hin der Freud, heute einmal
wieder Kamerad unter Kameraden zu sein, Bruder einer
großen Familie, der, unseres alten Regiments. Richt mehr
in Grenadiermuütze und blauem Rock, nicht mehr in Stahlhelm
und Feldgrau, sondern im Bürgerrock unseres Semper
talis-Bundes. Freuen Sie sich unserer schönen, in sommerlicher
Pracht blühenden Garnisonstadt und ihrer alten Erinnerungen,
mit der Geschichte unseres Regiments so eng verwachsen.
Wenn ich Sie nun auffordere, mit mir unseres Regimentes
zu gedenken, so ist es selbstverständlich, daß wir dabei unseres
hohen Chefs in alter Semper tails-Treue gedenken. Wir
kennen keine Treue auf Zeit, wir kennen nur eine Treue auf
Ewigkeit. So wie wir Seiner gedacht haben am ersten
Mobilmachungstage, so wie wir Seiner gedacht haben unter den
alten Eichen des belgischen Schlosses Mielmont, wenige Stunden
vor unserem ersten Gefecht, und so wie die kleine tapfere Stunden
vor unserem ersten Gefecht, und so wie die kleine tapfere Schar
unter ihrem heldenhaften Führer dem Grafen zu Eulenburg
Seiner gedacht hat nach siegreichem Angriff am letzten Tage
des Weltkrieges, so gehen unsere Gedanken auch heute mit
unseren besten Wünschen zu Ihm in die Ferne, wissend
daß auch Er im Geiste hier unter uns weilt. Und nun
Stillgestanden! Die Hüte ab! Unser geliebtes altes Erstes
Garde-Regiment zu Fuß und sein hoher Regiments-Chef
Hurra! Hurra! Hurra!
Die Mauern der alten Kaserne erzittern von dem
begeisterten, soldatisch knappen Hurraruf der vieltausendköpfigen
Versammlung. "Rührt euch!"
Feierlich setzen die Musik des 1. Bataillons INfanterie-
Regiments 9 und der, von Kamerad Alfred Herrmann
trefflich geschulte Sängerchor der Traditionskompagnie ein, um
S. 230
mit dem Vortrag der Motette "Euch tote Helden", komponiert
von Kamerad Wilhelm Zippel (Berlin), den Feldgottesdienst
einzuleiten:
"Keiner hat größere Liebe denn die, daß er sein Leben
lässt für die Freude.
In fremder Erde ruhet Ihr nach heil'gem Kampf fürs
Vaterland,
Und fremde Sterne halten Wacht dort über Eurer
Grabesnacht.
Doch Eurer Taten reife Saat, sie keimet still, es reift
die Aehre,
Bis Himmelskönigs Weckruf schallt und ew'ger Lorbeer
einst Euch kröne.
Nach dem Gesange der Festgemeinde "Großer Gott, wir
loben dich ..." folgt die Predigt des Hofpredigers Richter,
unseres allverehrten früheren Garnisonspfarrers, der uns so
oft in der Garnisonskirche Gottes Wort ausgelegt und am
9.August 1914 beim Feldgottesdienst auf dem Lustgarten
den Segen des Himmels für die beiden kampfbereiten
Regimenter erbeten hat:
Selig sind die Toten, die dem Herren sterben."
Nach dem Gesange der Festgemeinde "Großer Gott, wir
loben dich ..." folgt die Predigt des Hofpredigers Richter,
unseres allverehrtren früheren Garnisonspfarrers, der uns so
oft in der Garnisonskirche Gottes Wort ausgelegt und am
9.August 1914 beim Feldgottesdienst auf dem Lustgarten
den Segen des Himmels für die beiden kampfbereiten
Regimenter erbeten hat:
Predigt des Hofpredigers Richter.
Semper talis!
Das walte Gott Vater, Sohn und heiliger Geist!
Hebr. 13,8: "Jesus Christus gestern und heut und derselbe
auch in Ewigkeit".
Das Ehrenmal des Ersten Garde-Regiments, das
heute der Enthüllung harrt, stellt Stein geworden
denselben Gedanken dar, den unser Kaiser und
Regimentschef einmal auf dem Lustgarten aussprach: "Wir sind
und bleiben de Grenadiere vom großen Fritz!" Die alte
Zeit. Der friderizianische Grenadier, reicht der neuen Zeit
im Stahlhelm die Hand und darüber das Bild des
großen Königs mit den Feueraugen und dem
Felsenherzen: Semper talis - immer derselbe! Das nennen
wir den ehernen Gleichschritt der Potsdamer Wachtparade,
der zum Geisterschritt der großen Geschichte wird, wenn
wir unsere toten Helden gedenken und ihnen zu Ehren
uns vor dem Angesicht unseres ewigen Königs an
historischer STätte versammelt haben.
Bleib du im ew'gen Leben, mein guter
Kamerad - das klingt nicht bloß, hinab in
die Gräber der Toten in Ost und West, nein das
schwingt sich hinüber über die schanddedeckte traurige
Gegenwart, die - Gott ist, Zeuge - der deutsche
Soldat nicht verschuldet hat, hinauf vor den Thron des
ewigen Richters, der auch über dieses Stück Geschichte wie
über unsere Feinde einmal gerechtes Gericht halten wird,
wenn einst die Posaune erklingt, die auch durch die
Gräber dringt, und wir Alle müssen offenbar werden
vor dem Richtstuhl Christi, auf daß ein Jeglicher
empfange, nachdem er gehandelt hat bei Leibesleben, es sei
gut oder böse. Das ist das gewaltigste
Semper talis
"Jesus Christus, gestern und heut und derselbe in
Ewigkeit":
Jesus - gestern der Held
Christus - heute der Heiland
Jesus Christus - in Ewigkeit der Richter
I.
Heldentum! Seid getrost, Kameraden, noch heute
glühen die Augen und flammen die Herzendeutscher
Jugend, wenn wir ihnen von ihren Helden erzählen.
Von dem 21.August 14, an dem bei Ismes der erste
Mann des Regiments, Füsilier Menge, fiel, bis zum
10.November 18, dem letzten großen Sturmangriff der
Bataillone Arnim und Schauroth bei der Höhe 249 an
der Maasfront - von dem 9.August 14, an dem sich
8000 Grenadiere und Füsiliere mit dem Kaiser und der
kaiserlichen Familie unter der Führung der
Hohenzollernprinzen, des vielgeliebten Trommlers von Colonfah, zum
letzten Gottesdienst im Lustgarten vereinten, bis zum
14.Juni 24, an dem wir hier stehend Gott die Ehre
geben wollen - dies Wort ist mit Euch wie mit den
Toten gegangen: Semper talis. Wir bleiben, was wir
waren in dem Geist von Leuthen nd Sedan, auch jetzt
-
S. 229
unserer Könige Soldaten geworden. Erinnerungen an
ungezählte Stunden strammen Dienstes, an Besichtigungen und
lobende Anerkennung an Paraden vor dem Allerhöchsten
Chefs des Regimens und Seinen fürstlichen Gästen sind für
jeden von uns unauslöschich mit dem Lustgarten verbunden.
Wer vergißt jemals jenen erhebenden Feldgottesdienst vom
9.August 1914, zu dem S.M. der Kaiser und König
Sein Erstes Garde-Regiment zu Fuß und Sein 1.
Garde-Reserve-Regiment, sie beide allein, vor ihrer Abfahr zur
Westgrenze befohlen hatte! Und nun sind nach 10 Jahren
die beiden Regimenter wieder versammelt, um der toten
Kameraden zu gedenken und Gott zu danken, daß er trotz
allem Unglück uns bis hierher gnädig geleitet hat. Da lag
es so nahe, auch diesen Tag mit einem Feldgottesdienst auf
unserem alten Lustgarten zu beginnen, noch einmal an der
gleichen Stelle Worte der Demut und des Dankes, des Stolzes
und der Zuversicht aus dem Munde der beiden Geistlichen
zu hören, die am 9.August 1914, gesprochen hatten. Und
nun ist der Lustgarten uns verboten! - Auch der
Gottesdienst muß auf dem Kasernenhof stattfinden. Eine bittere
Enttäuschung! Und doch hat der Tasch auch sein Gutes:
Kein störender Lärm dringt von der Straße hierher; die
hohen Mauern der Kaserne halten das gesprochene Wort fest;
nur das Glockenspiel zwingt die Redner ab und an zu einer
kurzen Pause. Wir sind ganz unter uns. Der Gottesdienst
wird in Wahrheit eine Familienfeier.
Achtung! - Ein Ruck geht durch die Reihen. Die
Regimenter stehen still. Mit dem Yord'schen Marsch rückt
die Traditionskompagnie des Ersten Garde-Regiments zu Fuß,
die 1. Kompagnie des Infanterie-Regiments 9, unter
Hauptmann Graf v. Matuschka von Portal V her auf den Platz
und nimmt rechts vom Altar, hinter den Ehrengästen
Aufstellung. Anmasch, Haltung, Griffe der Kompagnie sind
tadellos. Die jungen Soldaten fühlen, daß die Augen der
alten Krieger gesoannt jede Bewegung verfolgen. Es gilt,
eine strenge Prüfung zu bestehen, und - sie wird bestanden,
mit hohem Lob. Die Tradition des Regiments ist bei dieser
Kompagnie sorgsamst gewahrt.
Die Frau Kronprinzessin ist mit den Prinzensöhnen
erschienen und zu den Ehrengästen geleitet worden. Prinz
Wilhelm und Prinz Louis Ferdinand sind ihrem hohen Vater
über den Kopf gewachsen; Prinz Wilhelm wäre in kurzer
Zeit zum Dienst beim Regiment eingeteilt worden, wenn -
ja wenn - . Immer wieder die schmerzliche Erinnerung
an einstmals!
Die Feier beginnt. Die Regimentskommandeure schreiten
die Front der Batailllone ab. Suchend und prüfend
verfolgen ihre Blicke die langen Reihen der großen, statlichen
Gestalten. Jeder von ihnen findet alte Bekannte heraus.
Ein Aufleuchten des Auges, ein kurzer Gruß besagen dem
treugen Mann im schwarzen Rock: Trotz allem Wandel der
Zeiten habe ich Dich nicht ergessen; wir bleiben die Alten!
Aufgeschlossene Tiefkolonnen werden gebildet. In wenigen
Minuten stehen die beiden Regimenter nebeneinander, vor
dem Altar, auf dem Hofe des früheren I. und II. Bataillons
zur Begrüßungsansprache Sr. königlichen Hoheit des Generalmajors
Prinz Eitel-Friedrich von Preußen, unter dessen
Befehl vor 10 Jahren das Ersten Garde-Regiment ins Feld,
gerückt war, bereit:
Ansprache Seiner königlichen Hoheit des Prinzen
Eitel-Friedrich von Preußen.
Kameraden!
Als vor 10 Jahren am 1.August abends das 1. Bataillon
von einem heißen Uebungsmarsche zurückkehrte, hieß es, das
Regiment sei zum Appell bestellt. Da zuckte es wie ein
elektrischer Funke durch einen jeden von uns: jetzt wird es
ernst, die Spannung der letzten Tage entlädt sich: Das ist
der Krieg! Kurz darauf las uns Aktiven unser verehrter
Kommandeur, General von Friedebrug, den Befehl Sr. Maj.
zur Mobilmachung der Armee vor. Laut Mobilmachungsbefehl
hatte ich die hohe Ehre, dies stolze Regiment zu übernehmen.
Welche Auszeichnung und Fruede, diese auserwählte Schar
zum Schutze der Heimat gegen den Feind führen zu können.
Unsere erste gemeinsame Handlung war das Treuegelöbnis
bis zum Tode unserem Könige und unserem Vaterlande, dessen
drei brausende Hurras von diesen ehrwürdigen Mauern
zurückschallten. Am 9. wiedehrolte das mobile Regiment in
Gegenwart seines hohen Chefs auf dem Lustgarten diesen Schwur.
Und diesen Schwur haben wir gehalten! Einer Welt von
Feinden gegenüber. In Sonderheit jene 4600 Kameraden
vom
Regiment und die 4000 Kameraden vom Reserveregiment,
denen wir heute ein Erinnerungsmal errichten. Unsere
Gedanken eilen in dankbarer Liebe hin zu ihren stillen Gräbern
und legen heute einen Lorbeerreis auf diese nieder. Mögen
sie in der Heimat liegen oder in Feindesland, auf Flanderns
feuchten Wiesen und auf den Kreidebergen der Champagne,
in den Dise- oder Marnetal, an der Aisne oder SOmme, in
Galizien und Polens weiten Fluren oder den Wäldern Livlands,
in befreiter oftpreußischer Erde oder auf dem Kamme der
Karparthen. Sie sind in unserer Erinnerung unvergessen! Ihre
Taten und ihr Heldentod soll den nachkommenden Geschlechtern
durch das Denkmal stets in Erinnerung bleiben. So sei der
Tag der Ehrungunserer Toten geweiht.
Er sei aber auch geweiht der Erinnerung an unser altes
stolzes Regiment, dem ein jeder von uns soviel verdankt, das
der Stolz seiner Könige und der Schrecken seiner Feinde war.
Der Tag sei aber auch der Kameradschaft der Ueberlebenden
geweiht. Legen Sie heute einmal den drückenden Tronister der
Altagssorgen ab, vergessen Sie alles Trennende und häßliche
unserer Tage und geben Sie sich hin der Freud, heute einmal
wieder Kamerad unter Kameraden zu sein, Bruder einer
großen Familie, der, unseres alten Regiments. Richt mehr
in Grenadiermuütze und blauem Rock, nicht mehr in Stahlhelm
und Feldgrau, sondern im Bürgerrock unseres Semper
talis-Bundes. Freuen Sie sich unserer schönen, in sommerlicher
Pracht blühenden Garnisonstadt und ihrer alten Erinnerungen,
mit der Geschichte unseres Regiments so eng verwachsen.
Wenn ich Sie nun auffordere, mit mir unseres Regimentes
zu gedenken, so ist es selbstverständlich, daß wir dabei unseres
hohen Chefs in alter Semper tails-Treue gedenken. Wir
kennen keine Treue auf Zeit, wir kennen nur eine Treue auf
Ewigkeit. So wie wir Seiner gedacht haben am ersten
Mobilmachungstage, so wie wir Seiner gedacht haben unter den
alten Eichen des belgischen Schlosses Mielmont, wenige Stunden
vor unserem ersten Gefecht, und so wie die kleine tapfere Stunden
vor unserem ersten Gefecht, und so wie die kleine tapfere Schar
unter ihrem heldenhaften Führer dem Grafen zu Eulenburg
Seiner gedacht hat nach siegreichem Angriff am letzten Tage
des Weltkrieges, so gehen unsere Gedanken auch heute mit
unseren besten Wünschen zu Ihm in die Ferne, wissend
daß auch Er im Geiste hier unter uns weilt. Und nun
Stillgestanden! Die Hüte ab! Unser geliebtes altes Erstes
Garde-Regiment zu Fuß und sein hoher Regiments-Chef
Hurra! Hurra! Hurra!
Die Mauern der alten Kaserne erzittern von dem
begeisterten, soldatisch knappen Hurraruf der vieltausendköpfigen
Versammlung. "Rührt euch!"
Feierlich setzen die Musik des 1. Bataillons INfanterie-
Regiments 9 und der, von Kamerad Alfred Herrmann
trefflich geschulte Sängerchor der Traditionskompagnie ein, um
S. 230
mit dem Vortrag der Motette "Euch tote Helden", komponiert
von Kamerad Wilhelm Zippel (Berlin), den Feldgottesdienst
einzuleiten:
"Keiner hat größere Liebe denn die, daß er sein Leben
lässt für die Freude.
In fremder Erde ruhet Ihr nach heil'gem Kampf fürs
Vaterland,
Und fremde Sterne halten Wacht dort über Eurer
Grabesnacht.
Doch Eurer Taten reife Saat, sie keimet still, es reift
die Aehre,
Bis Himmelskönigs Weckruf schallt und ew'ger Lorbeer
einst Euch kröne.
Nach dem Gesange der Festgemeinde "Großer Gott, wir
loben dich ..." folgt die Predigt des Hofpredigers Richter,
unseres allverehrten früheren Garnisonspfarrers, der uns so
oft in der Garnisonskirche Gottes Wort ausgelegt und am
9.August 1914 beim Feldgottesdienst auf dem Lustgarten
den Segen des Himmels für die beiden kampfbereiten
Regimenter erbeten hat:
Selig sind die Toten, die dem Herren sterben."
Nach dem Gesange der Festgemeinde "Großer Gott, wir
loben dich ..." folgt die Predigt des Hofpredigers Richter,
unseres allverehrtren früheren Garnisonspfarrers, der uns so
oft in der Garnisonskirche Gottes Wort ausgelegt und am
9.August 1914 beim Feldgottesdienst auf dem Lustgarten
den Segen des Himmels für die beiden kampfbereiten
Regimenter erbeten hat:
Predigt des Hofpredigers Richter.
Semper talis!
Das walte Gott Vater, Sohn und heiliger Geist!
Hebr. 13,8: "Jesus Christus gestern und heut und derselbe
auch in Ewigkeit".
Das Ehrenmal des Ersten Garde-Regiments, das
heute der Enthüllung harrt, stellt Stein geworden
denselben Gedanken dar, den unser Kaiser und
Regimentschef einmal auf dem Lustgarten aussprach: "Wir sind
und bleiben de Grenadiere vom großen Fritz!" Die alte
Zeit. Der friderizianische Grenadier, reicht der neuen Zeit
im Stahlhelm die Hand und darüber das Bild des
großen Königs mit den Feueraugen und dem
Felsenherzen: Semper talis - immer derselbe! Das nennen
wir den ehernen Gleichschritt der Potsdamer Wachtparade,
der zum Geisterschritt der großen Geschichte wird, wenn
wir unsere toten Helden gedenken und ihnen zu Ehren
uns vor dem Angesicht unseres ewigen Königs an
historischer STätte versammelt haben.
Bleib du im ew'gen Leben, mein guter
Kamerad - das klingt nicht bloß, hinab in
die Gräber der Toten in Ost und West, nein das
schwingt sich hinüber über die schanddedeckte traurige
Gegenwart, die - Gott ist, Zeuge - der deutsche
Soldat nicht verschuldet hat, hinauf vor den Thron des
ewigen Richters, der auch über dieses Stück Geschichte wie
über unsere Feinde einmal gerechtes Gericht halten wird,
wenn einst die Posaune erklingt, die auch durch die
Gräber dringt, und wir Alle müssen offenbar werden
vor dem Richtstuhl Christi, auf daß ein Jeglicher
empfange, nachdem er gehandelt hat bei Leibesleben, es sei
gut oder böse. Das ist das gewaltigste
Semper talis
"Jesus Christus, gestern und heut und derselbe in
Ewigkeit":
Jesus - gestern der Held
Christus - heute der Heiland
Jesus Christus - in Ewigkeit der Richter
I.
Heldentum! Seid getrost, Kameraden, noch heute
glühen die Augen und flammen die Herzendeutscher
Jugend, wenn wir ihnen von ihren Helden erzählen.
Von dem 21.August 14, an dem bei Ismes der erste
Mann des Regiments, Füsilier Menge, fiel, bis zum
10.November 18, dem letzten großen Sturmangriff der
-
S. 229
unserer Könige Soldaten geworden. Erinnerungen an
ungezählte Stunden strammen Dienstes, an Besichtigungen und
lobende Anerkennung an Paraden vor dem Allerhöchsten
Chefs des Regimens und Seinen fürstlichen Gästen sind für
jeden von uns unauslöschich mit dem Lustgarten verbunden.
Wer vergißt jemals jenen erhebenden Feldgottesdienst vom
9.August 1914, zu dem S.M. der Kaiser und König
Sein Erstes Garde-Regiment zu Fuß und Sein 1.
Garde-Reserve-Regiment, sie beide allein, vor ihrer Abfahr zur
Westgrenze befohlen hatte! Und nun sind nach 10 Jahren
die beiden Regimenter wieder versammelt, um der toten
Kameraden zu gedenken und Gott zu danken, daß er trotz
allem Unglück uns bis hierher gnädig geleitet hat. Da lag
es so nahe, auch diesen Tag mit einem Feldgottesdienst auf
unserem alten Lustgarten zu beginnen, noch einmal an der
gleichen Stelle Worte der Demut und des Dankes, des Stolzes
und der Zuversicht aus dem Munde der beiden Geistlichen
zu hören, die am 9.August 1914, gesprochen hatten. Und
nun ist der Lustgarten uns verboten! - Auch der
Gottesdienst muß auf dem Kasernenhof stattfinden. Eine bittere
Enttäuschung! Und doch hat der Tasch auch sein Gutes:
Kein störender Lärm dringt von der Straße hierher; die
hohen Mauern der Kaserne halten das gesprochene Wort fest;
nur das Glockenspiel zwingt die Redner ab und an zu einer
kurzen Pause. Wir sind ganz unter uns. Der Gottesdienst
wird in Wahrheit eine Familienfeier.
Achtung! - Ein Ruck geht durch die Reihen. Die
Regimenter stehen still. Mit dem Yord'schen Marsch rückt
die Traditionskompagnie des Ersten Garde-Regiments zu Fuß,
die 1. Kompagnie des Infanterie-Regiments 9, unter
Hauptmann Graf v. Matuschka von Portal V her auf den Platz
und nimmt rechts vom Altar, hinter den Ehrengästen
Aufstellung. Anmasch, Haltung, Griffe der Kompagnie sind
tadellos. Die jungen Soldaten fühlen, daß die Augen der
alten Krieger gesoannt jede Bewegung verfolgen. Es gilt,
eine strenge Prüfung zu bestehen, und - sie wird bestanden,
mit hohem Lob. Die Tradition des Regiments ist bei dieser
Kompagnie sorgsamst gewahrt.
Die Frau Kronprinzessin ist mit den Prinzensöhnen
erschienen und zu den Ehrengästen geleitet worden. Prinz
Wilhelm und Prinz Louis Ferdinand sind ihrem hohen Vater
über den Kopf gewachsen; Prinz Wilhelm wäre in kurzer
Zeit zum Dienst beim Regiment eingeteilt worden, wenn -
ja wenn - . Immer wieder die schmerzliche Erinnerung
an einstmals!
Die Feier beginnt. Die Regimentskommandeure schreiten
die Front der Batailllone ab. Suchend und prüfend
verfolgen ihre Blicke die langen Reihen der großen, statlichen
Gestalten. Jeder von ihnen findet alte Bekannte heraus.
Ein Aufleuchten des Auges, ein kurzer Gruß besagen dem
treugen Mann im schwarzen Rock: Trotz allem Wandel der
Zeiten habe ich Dich nicht ergessen; wir bleiben die Alten!
Aufgeschlossene Tiefkolonnen werden gebildet. In wenigen
Minuten stehen die beiden Regimenter nebeneinander, vor
dem Altar, auf dem Hofe des früheren I. und II. Bataillons
zur Begrüßungsansprache Sr. königlichen Hoheit des Generalmajors
Prinz Eitel-Friedrich von Preußen, unter dessen
Befehl vor 10 Jahren das Ersten Garde-Regiment ins Feld,
gerückt war, bereit:
Ansprache Seiner königlichen Hoheit des Prinzen
Eitel-Friedrich von Preußen.
Kameraden!
Als vor 10 Jahren am 1.August abends das 1. Bataillon
von einem heißen Uebungsmarsche zurückkehrte, hieß es, das
Regiment sei zum Appell bestellt. Da zuckte es wie ein
elektrischer Funke durch einen jeden von uns: jetzt wird es
ernst, die Spannung der letzten Tage entlädt sich: Das ist
der Krieg! Kurz darauf las uns Aktiven unser verehrter
Kommandeur, General von Friedebrug, den Befehl Sr. Maj.
zur Mobilmachung der Armee vor. Laut Mobilmachungsbefehl
hatte ich die hohe Ehre, dies stolze Regiment zu übernehmen.
Welche Auszeichnung und Fruede, diese auserwählte Schar
zum Schutze der Heimat gegen den Feind führen zu können.
Unsere erste gemeinsame Handlung war das Treuegelöbnis
bis zum Tode unserem Könige und unserem Vaterlande, dessen
drei brausende Hurras von diesen ehrwürdigen Mauern
zurückschallten. Am 9. wiedehrolte das mobile Regiment in
Gegenwart seines hohen Chefs auf dem Lustgarten diesen Schwur.
Und diesen Schwur haben wir gehalten! Einer Welt von
Feinden gegenüber. In Sonderheit jene 4600 Kameraden
vom
Regiment und die 4000 Kameraden vom Reserveregiment,
denen wir heute ein Erinnerungsmal errichten. Unsere
Gedanken eilen in dankbarer Liebe hin zu ihren stillen Gräbern
und legen heute einen Lorbeerreis auf diese nieder. Mögen
sie in der Heimat liegen oder in Feindesland, auf Flanderns
feuchten Wiesen und auf den Kreidebergen der Champagne,
in den Dise- oder Marnetal, an der Aisne oder SOmme, in
Galizien und Polens weiten Fluren oder den Wäldern Livlands,
in befreiter oftpreußischer Erde oder auf dem Kamme der
Karparthen. Sie sind in unserer Erinnerung unvergessen! Ihre
Taten und ihr Heldentod soll den nachkommenden Geschlechtern
durch das Denkmal stets in Erinnerung bleiben. So sei der
Tag der Ehrungunserer Toten geweiht.
Er sei aber auch geweiht der Erinnerung an unser altes
stolzes Regiment, dem ein jeder von uns soviel verdankt, das
der Stolz seiner Könige und der Schrecken seiner Feinde war.
Der Tag sei aber auch der Kameradschaft der Ueberlebenden
geweiht. Legen Sie heute einmal den drückenden Tronister der
Altagssorgen ab, vergessen Sie alles Trennende und häßliche
unserer Tage und geben Sie sich hin der Freud, heute einmal
wieder Kamerad unter Kameraden zu sein, Bruder einer
großen Familie, der, unseres alten Regiments. Richt mehr
in Grenadiermuütze und blauem Rock, nicht mehr in Stahlhelm
und Feldgrau, sondern im Bürgerrock unseres Semper
talis-Bundes. Freuen Sie sich unserer schönen, in sommerlicher
Pracht blühenden Garnisonstadt und ihrer alten Erinnerungen,
mit der Geschichte unseres Regiments so eng verwachsen.
Wenn ich Sie nun auffordere, mit mir unseres Regimentes
zu gedenken, so ist es selbstverständlich, daß wir dabei unseres
hohen Chefs in alter Semper tails-Treue gedenken. Wir
kennen keine Treue auf Zeit, wir kennen nur eine Treue auf
Ewigkeit. So wie wir Seiner gedacht haben am ersten
Mobilmachungstage, so wie wir Seiner gedacht haben unter den
alten Eichen des belgischen Schlosses Mielmont, wenige Stunden
vor unserem ersten Gefecht, und so wie die kleine tapfere Stunden
vor unserem ersten Gefecht, und so wie die kleine tapfere Schar
unter ihrem heldenhaften Führer dem Grafen zu Eulenburg
Seiner gedacht hat nach siegreichem Angriff am letzten Tage
des Weltkrieges, so gehen unsere Gedanken auch heute mit
unseren besten Wünschen zu Ihm in die Ferne, wissend
daß auch Er im Geiste hier unter uns weilt. Und nun
Stillgestanden! Die Hüte ab! Unser geliebtes altes Erstes
Garde-Regiment zu Fuß und sein hoher Regiments-Chef
Hurra! Hurra! Hurra!
Die Mauern der alten Kaserne erzittern von dem
begeisterten, soldatisch knappen Hurraruf der vieltausendköpfigen
Versammlung. "Rührt euch!"
Feierlich setzen die Musik des 1. Bataillons INfanterie-
Regiments 9 und der, von Kamerad Alfred Herrmann
trefflich geschulte Sängerchor der Traditionskompagnie ein, um
S. 230
mit dem Vortrag der Motette "Euch tote Helden", komponiert
von Kamerad Wilhelm Zippel (Berlin), den Feldgottesdienst
einzuleiten:
"Keiner hat größere Liebe denn die, daß er sein Leben
lässt für die Freude.
In fremder Erde ruhet Ihr nach heil'gem Kampf fürs
Vaterland,
Und fremde Sterne halten Wacht dort über Eurer
Grabesnacht.
Doch Eurer Taten reife Saat, sie keimet still, es reift
die Aehre,
Bis Himmelskönigs Weckruf schallt und ew'ger Lorbeer
einst Euch kröne.
Nach dem Gesange der Festgemeinde "Großer Gott, wir
loben dich ..." folgt die Predigt des Hofpredigers Richter,
unseres allverehrten früheren Garnisonspfarrers, der uns so
oft in der Garnisonskirche Gottes Wort ausgelegt und am
9.August 1914 beim Feldgottesdienst auf dem Lustgarten
den Segen des Himmels für die beiden kampfbereiten
Regimenter erbeten hat:
Selig sind die Toten, die dem Herren sterben."
Nach dem Gesange der Festgemeinde "Großer Gott, wir
loben dich ..." folgt die Predigt des Hofpredigers Richter,
unseres allverehrtren früheren Garnisonspfarrers, der uns so
oft in der Garnisonskirche Gottes Wort ausgelegt und am
9.August 1914 beim Feldgottesdienst auf dem Lustgarten
den Segen des Himmels für die beiden kampfbereiten
Regimenter erbeten hat:
Predigt des Hofpredigers Richter.
Semper talis!
Das walte Gott Vater, Sohn und heiliger Geist!
Hebr. 13,8: "Jesus Christus gestern und heut und derselbe
auch in Ewigkeit".
Das Ehrenmal des Ersten Garde-Regiments, das
heute der Enthüllung harrt, stellt Stein geworden
denselben Gedanken dar, den unser Kaiser und
Regimentschef einmal auf dem Lustgarten aussprach: "Wir sind
und bleiben de Grenadiere vom großen Fritz!" Die alte
Zeit. Der friderizianische Grenadier, reicht der neuen Zeit
im Stahlhelm die Hand und darüber das Bild des
großen Königs mit den Feueraugen und dem
Felsenherzen: Semper talis - immer derselbe! Das nennen
wir den ehernen Gleichschritt der Potsdamer Wachtparade,
der zum Geisterschritt der großen Geschichte wird, wenn
wir unsere toten Helden gedenken und ihnen zu Ehren
uns vor dem Angesicht unseres ewigen Königs an
historischer STätte versammelt haben.
Bleib du im ew'gen Leben, mein guter
Kamerad - das klingt nicht bloß, hinab in
die Gräber der Toten in Ost und West, nein das
schwingt sich hinüber über die schanddedeckte traurige
Gegenwart, die - Gott ist, Zeuge - der deutsche
Soldat nicht verschuldet hat, hinauf vor den Thron des
ewigen Richters, der auch über dieses Stück Geschichte wie
über unsere Feinde einmal gerechtes Gericht halten wird,
wenn einst die Posaune erklingt, die auch durch die
Gräber dringt, und wir Alle müssen offenbar werden
vor dem Richtstuhl Christi, auf daß ein Jeglicher
empfange, nachdem er gehandelt hat bei Leibesleben, es sei
gut oder böse. Das ist das gewaltigste
Semper talis
"Jesus Christus, gestern und heut und derselbe in
Ewigkeit":
Jesus - gestern der Held
Christus - heute der Heiland
Jesus Christus - in Ewigkeit der Richter
I.
-
S. 229
unserer Könige Soldaten geworden. Erinnerungen an
ungezählte Stunden strammen Dienstes, an Besichtigungen und
lobende Anerkennung an Paraden vor dem Allerhöchsten
Chefs des Regimens und Seinen fürstlichen Gästen sind für
jeden von uns unauslöschich mit dem Lustgarten verbunden.
Wer vergißt jemals jenen erhebenden Feldgottesdienst vom
9.August 1914, zu dem S.M. der Kaiser und König
Sein Erstes Garde-Regiment zu Fuß und Sein 1.
Garde-Reserve-Regiment, sie beide allein, vor ihrer Abfahr zur
Westgrenze befohlen hatte! Und nun sind nach 10 Jahren
die beiden Regimenter wieder versammelt, um der toten
Kameraden zu gedenken und Gott zu danken, daß er trotz
allem Unglück uns bis hierher gnädig geleitet hat. Da lag
es so nahe, auch diesen Tag mit einem Feldgottesdienst auf
unserem alten Lustgarten zu beginnen, noch einmal an der
gleichen Stelle Worte der Demut und des Dankes, des Stolzes
und der Zuversicht aus dem Munde der beiden Geistlichen
zu hören, die am 9.August 1914, gesprochen hatten. Und
nun ist der Lustgarten uns verboten! - Auch der
Gottesdienst muß auf dem Kasernenhof stattfinden. Eine bittere
Enttäuschung! Und doch hat der Tasch auch sein Gutes:
Kein störender Lärm dringt von der Straße hierher; die
hohen Mauern der Kaserne halten das gesprochene Wort fest;
nur das Glockenspiel zwingt die Redner ab und an zu einer
kurzen Pause. Wir sind ganz unter uns. Der Gottesdienst
wird in Wahrheit eine Familienfeier.
Achtung! - Ein Ruck geht durch die Reihen. Die
Regimenter stehen still. Mit dem Yord'schen Marsch rückt
die Traditionskompagnie des Ersten Garde-Regiments zu Fuß,
die 1. Kompagnie des Infanterie-Regiments 9, unter
Hauptmann Graf v. Matuschka von Portal V her auf den Platz
und nimmt rechts vom Altar, hinter den Ehrengästen
Aufstellung. Anmasch, Haltung, Griffe der Kompagnie sind
tadellos. Die jungen Soldaten fühlen, daß die Augen der
alten Krieger gesoannt jede Bewegung verfolgen. Es gilt,
eine strenge Prüfung zu bestehen, und - sie wird bestanden,
mit hohem Lob. Die Tradition des Regiments ist bei dieser
Kompagnie sorgsamst gewahrt.
Die Frau Kronprinzessin ist mit den Prinzensöhnen
erschienen und zu den Ehrengästen geleitet worden. Prinz
Wilhelm und Prinz Louis Ferdinand sind ihrem hohen Vater
über den Kopf gewachsen; Prinz Wilhelm wäre in kurzer
Zeit zum Dienst beim Regiment eingeteilt worden, wenn -
ja wenn - . Immer wieder die schmerzliche Erinnerung
an einstmals!
Die Feier beginnt. Die Regimentskommandeure schreiten
die Front der Batailllone ab. Suchend und prüfend
verfolgen ihre Blicke die langen Reihen der großen, statlichen
Gestalten. Jeder von ihnen findet alte Bekannte heraus.
Ein Aufleuchten des Auges, ein kurzer Gruß besagen dem
treugen Mann im schwarzen Rock: Trotz allem Wandel der
Zeiten habe ich Dich nicht ergessen; wir bleiben die Alten!
Aufgeschlossene Tiefkolonnen werden gebildet. In wenigen
Minuten stehen die beiden Regimenter nebeneinander, vor
dem Altar, auf dem Hofe des früheren I. und II. Bataillons
zur Begrüßungsansprache Sr. königlichen Hoheit des Generalmajors
Prinz Eitel-Friedrich von Preußen, unter dessen
Befehl vor 10 Jahren das Ersten Garde-Regiment ins Feld,
gerückt war, bereit:
Ansprache Seiner königlichen Hoheit des Prinzen
Eitel-Friedrich von Preußen.
Kameraden!
Als vor 10 Jahren am 1.August abends das 1. Bataillon
von einem heißen Uebungsmarsche zurückkehrte, hieß es, das
Regiment sei zum Appell bestellt. Da zuckte es wie ein
elektrischer Funke durch einen jeden von uns: jetzt wird es
ernst, die Spannung der letzten Tage entlädt sich: Das ist
der Krieg! Kurz darauf las uns Aktiven unser verehrter
Kommandeur, General von Friedebrug, den Befehl Sr. Maj.
zur Mobilmachung der Armee vor. Laut Mobilmachungsbefehl
hatte ich die hohe Ehre, dies stolze Regiment zu übernehmen.
Welche Auszeichnung und Fruede, diese auserwählte Schar
zum Schutze der Heimat gegen den Feind führen zu können.
Unsere erste gemeinsame Handlung war das Treuegelöbnis
bis zum Tode unserem Könige und unserem Vaterlande, dessen
drei brausende Hurras von diesen ehrwürdigen Mauern
zurückschallten. Am 9. wiedehrolte das mobile Regiment in
Gegenwart seines hohen Chefs auf dem Lustgarten diesen Schwur.
Und diesen Schwur haben wir gehalten! Einer Welt von
Feinden gegenüber. In Sonderheit jene 4600 Kameraden
vom
Regiment und die 4000 Kameraden vom Reserveregiment,
denen wir heute ein Erinnerungsmal errichten. Unsere
Gedanken eilen in dankbarer Liebe hin zu ihren stillen Gräbern
und legen heute einen Lorbeerreis auf diese nieder. Mögen
sie in der Heimat liegen oder in Feindesland, auf Flanderns
feuchten Wiesen und auf den Kreidebergen der Champagne,
in den Dise- oder Marnetal, an der Aisne oder SOmme, in
Galizien und Polens weiten Fluren oder den Wäldern Livlands,
in befreiter oftpreußischer Erde oder auf dem Kamme der
Karparthen. Sie sind in unserer Erinnerung unvergessen! Ihre
Taten und ihr Heldentod soll den nachkommenden Geschlechtern
durch das Denkmal stets in Erinnerung bleiben. So sei der
Tag der Ehrungunserer Toten geweiht.
Er sei aber auch geweiht der Erinnerung an unser altes
stolzes Regiment, dem ein jeder von uns soviel verdankt, das
der Stolz seiner Könige und der Schrecken seiner Feinde war.
Der Tag sei aber auch der Kameradschaft der Ueberlebenden
geweiht. Legen Sie heute einmal den drückenden Tronister der
Altagssorgen ab, vergessen Sie alles Trennende und häßliche
unserer Tage und geben Sie sich hin der Freud, heute einmal
wieder Kamerad unter Kameraden zu sein, Bruder einer
großen Familie, der, unseres alten Regiments. Richt mehr
in Grenadiermuütze und blauem Rock, nicht mehr in Stahlhelm
und Feldgrau, sondern im Bürgerrock unseres Semper
talis-Bundes. Freuen Sie sich unserer schönen, in sommerlicher
Pracht blühenden Garnisonstadt und ihrer alten Erinnerungen,
mit der Geschichte unseres Regiments so eng verwachsen.
Wenn ich Sie nun auffordere, mit mir unseres Regimentes
zu gedenken, so ist es selbstverständlich, daß wir dabei unseres
hohen Chefs in alter Semper tails-Treue gedenken. Wir
kennen keine Treue auf Zeit, wir kennen nur eine Treue auf
Ewigkeit. So wie wir Seiner gedacht haben am ersten
Mobilmachungstage, so wie wir Seiner gedacht haben unter den
alten Eichen des belgischen Schlosses Mielmont, wenige Stunden
vor unserem ersten Gefecht, und so wie die kleine tapfere Stunden
vor unserem ersten Gefecht, und so wie die kleine tapfere Schar
unter ihrem heldenhaften Führer dem Grafen zu Eulenburg
Seiner gedacht hat nach siegreichem Angriff am letzten Tage
des Weltkrieges, so gehen unsere Gedanken auch heute mit
unseren besten Wünschen zu Ihm in die Ferne, wissend
daß auch Er im Geiste hier unter uns weilt. Und nun
Stillgestanden! Die Hüte ab! Unser geliebtes altes Erstes
Garde-Regiment zu Fuß und sein hoher Regiments-Chef
Hurra! Hurra! Hurra!
Die Mauern der alten Kaserne erzittern von dem
begeisterten, soldatisch knappen Hurraruf der vieltausendköpfigen
Versammlung. "Rührt euch!"
Feierlich setzen die Musik des 1. Bataillons INfanterie-
Regiments 9 und der, von Kamerad Alfred Herrmann
trefflich geschulte Sängerchor der Traditionskompagnie ein, um
S. 230
mit dem Vortrag der Motette "Euch tote Helden", komponiert
von Kamerad Wilhelm Zippel (Berlin), den Feldgottesdienst
einzuleiten:
"Keiner hat größere Liebe denn die, daß er sein Leben
lässt für die Freude.
In fremder Erde ruhet Ihr nach heil'gem Kampf fürs
Vaterland,
Und fremde Sterne halten Wacht dort über Eurer
Grabesnacht.
Doch Eurer Taten reife Saat, sie keimet still, es reift
die Aehre,
Bis Himmelskönigs Weckruf schallt und ew'ger Lorbeer
einst Euch kröne.
Nach dem Gesange der Festgemeinde "Großer Gott, wir
loben dich ..." folgt die Predigt des Hofpredigers Richter,
unseres allverehrten früheren Garnisonspfarrers, der uns so
oft in der Garnisonskirche Gottes Wort ausgelegt und am
9.August 1914 beim Feldgottesdienst auf dem Lustgarten
den Segen des Himmels für die beiden kampfbereiten
Regimenter erbeten hat:
Selig sind die Toten, die dem Herren sterben."
Nach dem Gesange der Festgemeinde "Großer Gott, wir
loben dich ..." folgt die Predigt des Hofpredigers Richter,
unseres allverehrtren früheren Garnisonspfarrers, der uns so
oft in der Garnisonskirche Gottes Wort ausgelegt und am
9.August 1914 beim Feldgottesdienst auf dem Lustgarten
den Segen des Himmels für die beiden kampfbereiten
Regimenter erbeten hat:
Predigt des Hofpredigers Richter.
Semper talis!
Das walte Gott Vater, Sohn und heiliger Geist!
Hebr. 13,8: "Jesus Christus gestern und heut und derselbe
auch in Ewigkeit".
Das Ehrenmal des Ersten Garde-Regiments, das
heute der Enthüllung harrt, stellt Stein geworden
denselben Gedanken dar, den unser Kaiser und
Regimentschef einmal auf dem Lustgarten aussprach: "Wir sind
und bleiben de Grenadiere vom großen Fritz!" Die alte
Zeit. Der friderizianische Grenadier, reicht der neuen Zeit
im Stahlhelm die Hand und darüber das Bild des
großen Königs mit den Feueraugen und dem
Felsenherzen: Semper talis - immer derselbe! Das nennen
wir den ehernen Gleichschritt der Potsdamer Wachtparade,
der zum Geisterschritt der großen Geschichte wird, wenn
wir unsere toten Helden gedenken und ihnen zu Ehren
uns vor dem Angesicht unseres ewigen Königs an
historischer STätte versammelt haben.
Bleib du im ew'gen Leben, mein guter
Kamerad - das klingt nicht bloß, hinab in
die Gräber der Toten in Ost und West, nein das
schwingt sich hinüber über die schanddedeckte traurige
Gegenwart, die - Gott ist, Zeuge - der deutsche
Soldat nicht verschuldet hat, hinauf vor den Thron des
-
S. 229
unserer Könige Soldaten geworden. Erinnerungen an
ungezählte Stunden strammen Dienstes, an Besichtigungen und
lobende Anerkennung an Paraden vor dem Allerhöchsten
Chefs des Regimens und Seinen fürstlichen Gästen sind für
jeden von uns unauslöschich mit dem Lustgarten verbunden.
Wer vergißt jemals jenen erhebenden Feldgottesdienst vom
9.August 1914, zu dem S.M. der Kaiser und König
Sein Erstes Garde-Regiment zu Fuß und Sein 1.
Garde-Reserve-Regiment, sie beide allein, vor ihrer Abfahr zur
Westgrenze befohlen hatte! Und nun sind nach 10 Jahren
die beiden Regimenter wieder versammelt, um der toten
Kameraden zu gedenken und Gott zu danken, daß er trotz
allem Unglück uns bis hierher gnädig geleitet hat. Da lag
es so nahe, auch diesen Tag mit einem Feldgottesdienst auf
unserem alten Lustgarten zu beginnen, noch einmal an der
gleichen Stelle Worte der Demut und des Dankes, des Stolzes
und der Zuversicht aus dem Munde der beiden Geistlichen
zu hören, die am 9.August 1914, gesprochen hatten. Und
nun ist der Lustgarten uns verboten! - Auch der
Gottesdienst muß auf dem Kasernenhof stattfinden. Eine bittere
Enttäuschung! Und doch hat der Tasch auch sein Gutes:
Kein störender Lärm dringt von der Straße hierher; die
hohen Mauern der Kaserne halten das gesprochene Wort fest;
nur das Glockenspiel zwingt die Redner ab und an zu einer
kurzen Pause. Wir sind ganz unter uns. Der Gottesdienst
wird in Wahrheit eine Familienfeier.
Achtung! - Ein Ruck geht durch die Reihen. Die
Regimenter stehen still. Mit dem Yord'schen Marsch rückt
die Traditionskompagnie des Ersten Garde-Regiments zu Fuß,
die 1. Kompagnie des Infanterie-Regiments 9, unter
Hauptmann Graf v. Matuschka von Portal V her auf den Platz
und nimmt rechts vom Altar, hinter den Ehrengästen
Aufstellung. Anmasch, Haltung, Griffe der Kompagnie sind
tadellos. Die jungen Soldaten fühlen, daß die Augen der
alten Krieger gesoannt jede Bewegung verfolgen. Es gilt,
eine strenge Prüfung zu bestehen, und - sie wird bestanden,
mit hohem Lob. Die Tradition des Regiments ist bei dieser
Kompagnie sorgsamst gewahrt.
Die Frau Kronprinzessin ist mit den Prinzensöhnen
erschienen und zu den Ehrengästen geleitet worden. Prinz
Wilhelm und Prinz Louis Ferdinand sind ihrem hohen Vater
über den Kopf gewachsen; Prinz Wilhelm wäre in kurzer
Zeit zum Dienst beim Regiment eingeteilt worden, wenn -
ja wenn - . Immer wieder die schmerzliche Erinnerung
an einstmals!
Die Feier beginnt. Die Regimentskommandeure schreiten
die Front der Batailllone ab. Suchend und prüfend
verfolgen ihre Blicke die langen Reihen der großen, statlichen
Gestalten. Jeder von ihnen findet alte Bekannte heraus.
Ein Aufleuchten des Auges, ein kurzer Gruß besagen dem
treugen Mann im schwarzen Rock: Trotz allem Wandel der
Zeiten habe ich Dich nicht ergessen; wir bleiben die Alten!
Aufgeschlossene Tiefkolonnen werden gebildet. In wenigen
Minuten stehen die beiden Regimenter nebeneinander, vor
dem Altar, auf dem Hofe des früheren I. und II. Bataillons
zur Begrüßungsansprache Sr. königlichen Hoheit des Generalmajors
Prinz Eitel-Friedrich von Preußen, unter dessen
Befehl vor 10 Jahren das Ersten Garde-Regiment ins Feld,
gerückt war, bereit:
Ansprache Seiner königlichen Hoheit des Prinzen
Eitel-Friedrich von Preußen.
Kameraden!
Als vor 10 Jahren am 1.August abends das 1. Bataillon
von einem heißen Uebungsmarsche zurückkehrte, hieß es, das
Regiment sei zum Appell bestellt. Da zuckte es wie ein
elektrischer Funke durch einen jeden von uns: jetzt wird es
ernst, die Spannung der letzten Tage entlädt sich: Das ist
der Krieg! Kurz darauf las uns Aktiven unser verehrter
Kommandeur, General von Friedebrug, den Befehl Sr. Maj.
zur Mobilmachung der Armee vor. Laut Mobilmachungsbefehl
hatte ich die hohe Ehre, dies stolze Regiment zu übernehmen.
Welche Auszeichnung und Fruede, diese auserwählte Schar
zum Schutze der Heimat gegen den Feind führen zu können.
Unsere erste gemeinsame Handlung war das Treuegelöbnis
bis zum Tode unserem Könige und unserem Vaterlande, dessen
drei brausende Hurras von diesen ehrwürdigen Mauern
zurückschallten. Am 9. wiedehrolte das mobile Regiment in
Gegenwart seines hohen Chefs auf dem Lustgarten diesen Schwur.
Und diesen Schwur haben wir gehalten! Einer Welt von
Feinden gegenüber. In Sonderheit jene 4600 Kameraden
vom
Regiment und die 4000 Kameraden vom Reserveregiment,
denen wir heute ein Erinnerungsmal errichten. Unsere
Gedanken eilen in dankbarer Liebe hin zu ihren stillen Gräbern
und legen heute einen Lorbeerreis auf diese nieder. Mögen
sie in der Heimat liegen oder in Feindesland, auf Flanderns
feuchten Wiesen und auf den Kreidebergen der Champagne,
in den Dise- oder Marnetal, an der Aisne oder SOmme, in
Galizien und Polens weiten Fluren oder den Wäldern Livlands,
in befreiter oftpreußischer Erde oder auf dem Kamme der
Karparthen. Sie sind in unserer Erinnerung unvergessen! Ihre
Taten und ihr Heldentod soll den nachkommenden Geschlechtern
durch das Denkmal stets in Erinnerung bleiben. So sei der
Tag der Ehrungunserer Toten geweiht.
Er sei aber auch geweiht der Erinnerung an unser altes
stolzes Regiment, dem ein jeder von uns soviel verdankt, das
der Stolz seiner Könige und der Schrecken seiner Feinde war.
Der Tag sei aber auch der Kameradschaft der Ueberlebenden
geweiht. Legen Sie heute einmal den drückenden Tronister der
Altagssorgen ab, vergessen Sie alles Trennende und häßliche
unserer Tage und geben Sie sich hin der Freud, heute einmal
wieder Kamerad unter Kameraden zu sein, Bruder einer
großen Familie, der, unseres alten Regiments. Richt mehr
in Grenadiermuütze und blauem Rock, nicht mehr in Stahlhelm
und Feldgrau, sondern im Bürgerrock unseres Semper
talis-Bundes. Freuen Sie sich unserer schönen, in sommerlicher
Pracht blühenden Garnisonstadt und ihrer alten Erinnerungen,
mit der Geschichte unseres Regiments so eng verwachsen.
Wenn ich Sie nun auffordere, mit mir unseres Regimentes
zu gedenken, so ist es selbstverständlich, daß wir dabei unseres
hohen Chefs in alter Semper tails-Treue gedenken. Wir
kennen keine Treue auf Zeit, wir kennen nur eine Treue auf
Ewigkeit. So wie wir Seiner gedacht haben am ersten
Mobilmachungstage, so wie wir Seiner gedacht haben unter den
alten Eichen des belgischen Schlosses Mielmont, wenige Stunden
vor unserem ersten Gefecht, und so wie die kleine tapfere Stunden
vor unserem ersten Gefecht, und so wie die kleine tapfere Schar
unter ihrem heldenhaften Führer dem Grafen zu Eulenburg
Seiner gedacht hat nach siegreichem Angriff am letzten Tage
des Weltkrieges, so gehen unsere Gedanken auch heute mit
unseren besten Wünschen zu Ihm in die Ferne, wissend
daß auch Er im Geiste hier unter uns weilt. Und nun
Stillgestanden! Die Hüte ab! Unser geliebtes altes Erstes
Garde-Regiment zu Fuß und sein hoher Regiments-Chef
Hurra! Hurra! Hurra!
Die Mauern der alten Kaserne erzittern von dem
begeisterten, soldatisch knappen Hurraruf der vieltausendköpfigen
Versammlung. "Rührt euch!"
Feierlich setzen die Musik des 1. Bataillons INfanterie-
Regiments 9 und der, von Kamerad Alfred Herrmann
trefflich geschulte Sängerchor der Traditionskompagnie ein, um
S. 230
mit dem Vortrag der Motette "Euch tote Helden", komponiert
von Kamerad Wilhelm Zippel (Berlin), den Feldgottesdienst
einzuleiten:
"Keiner hat größere Liebe denn die, daß er sein Leben
lässt für die Freude.
In fremder Erde ruhet Ihr nach heil'gem Kampf fürs
Vaterland,
Und fremde Sterne halten Wacht dort über Eurer
Grabesnacht.
Doch Eurer Taten reife Saat, sie keimet still, es reift
die Aehre,
Bis Himmelskönigs Weckruf schallt und ew'ger Lorbeer
einst Euch kröne.
Nach dem Gesange der Festgemeinde "Großer Gott, wir
loben dich ..." folgt die Predigt des Hofpredigers Richter,
unseres allverehrten früheren Garnisonspfarrers, der uns so
oft in der Garnisonskirche Gottes Wort ausgelegt und am
9.August 1914 beim Feldgottesdienst auf dem Lustgarten
den Segen des Himmels für die beiden kampfbereiten
Regimenter erbeten hat:
Selig sind die Toten, die dem Herren sterben."
Nach dem Gesange der Festgemeinde "Großer Gott, wir
loben dich ..." folgt die Predigt des Hofpredigers Richter,
unseres allverehrtren früheren Garnisonspfarrers, der uns so
oft in der Garnisonskirche Gottes Wort ausgelegt und am
9.August 1914 beim Feldgottesdienst auf dem Lustgarten
den Segen des Himmels für die beiden kampfbereiten
Regimenter erbeten hat:
Predigt des Hofpredigers Richter.
Semper talis!
-
S. 229
unserer Könige Soldaten geworden. Erinnerungen an
ungezählte Stunden strammen Dienstes, an Besichtigungen und
lobende Anerkennung an Paraden vor dem Allerhöchsten
Chefs des Regimens und Seinen fürstlichen Gästen sind für
jeden von uns unauslöschich mit dem Lustgarten verbunden.
Wer vergißt jemals jenen erhebenden Feldgottesdienst vom
9.August 1914, zu dem S.M. der Kaiser und König
Sein Erstes Garde-Regiment zu Fuß und Sein 1.
Garde-Reserve-Regiment, sie beide allein, vor ihrer Abfahr zur
Westgrenze befohlen hatte! Und nun sind nach 10 Jahren
die beiden Regimenter wieder versammelt, um der toten
Kameraden zu gedenken und Gott zu danken, daß er trotz
allem Unglück uns bis hierher gnädig geleitet hat. Da lag
es so nahe, auch diesen Tag mit einem Feldgottesdienst auf
unserem alten Lustgarten zu beginnen, noch einmal an der
gleichen Stelle Worte der Demut und des Dankes, des Stolzes
und der Zuversicht aus dem Munde der beiden Geistlichen
zu hören, die am 9.August 1914, gesprochen hatten. Und
nun ist der Lustgarten uns verboten! - Auch der
Gottesdienst muß auf dem Kasernenhof stattfinden. Eine bittere
Enttäuschung! Und doch hat der Tasch auch sein Gutes:
Kein störender Lärm dringt von der Straße hierher; die
hohen Mauern der Kaserne halten das gesprochene Wort fest;
nur das Glockenspiel zwingt die Redner ab und an zu einer
kurzen Pause. Wir sind ganz unter uns. Der Gottesdienst
wird in Wahrheit eine Familienfeier.
Achtung! - Ein Ruck geht durch die Reihen. Die
Regimenter stehen still. Mit dem Yord'schen Marsch rückt
die Traditionskompagnie des Ersten Garde-Regiments zu Fuß,
die 1. Kompagnie des Infanterie-Regiments 9, unter
Hauptmann Graf v. Matuschka von Portal V her auf den Platz
und nimmt rechts vom Altar, hinter den Ehrengästen
Aufstellung. Anmasch, Haltung, Griffe der Kompagnie sind
tadellos. Die jungen Soldaten fühlen, daß die Augen der
alten Krieger gesoannt jede Bewegung verfolgen. Es gilt,
eine strenge Prüfung zu bestehen, und - sie wird bestanden,
mit hohem Lob. Die Tradition des Regiments ist bei dieser
Kompagnie sorgsamst gewahrt.
Die Frau Kronprinzessin ist mit den Prinzensöhnen
erschienen und zu den Ehrengästen geleitet worden. Prinz
Wilhelm und Prinz Louis Ferdinand sind ihrem hohen Vater
über den Kopf gewachsen; Prinz Wilhelm wäre in kurzer
Zeit zum Dienst beim Regiment eingeteilt worden, wenn -
ja wenn - . Immer wieder die schmerzliche Erinnerung
an einstmals!
Die Feier beginnt. Die Regimentskommandeure schreiten
die Front der Batailllone ab. Suchend und prüfend
verfolgen ihre Blicke die langen Reihen der großen, statlichen
Gestalten. Jeder von ihnen findet alte Bekannte heraus.
Ein Aufleuchten des Auges, ein kurzer Gruß besagen dem
treugen Mann im schwarzen Rock: Trotz allem Wandel der
Zeiten habe ich Dich nicht ergessen; wir bleiben die Alten!
Aufgeschlossene Tiefkolonnen werden gebildet. In wenigen
Minuten stehen die beiden Regimenter nebeneinander, vor
dem Altar, auf dem Hofe des früheren I. und II. Bataillons
zur Begrüßungsansprache Sr. königlichen Hoheit des Generalmajors
Prinz Eitel-Friedrich von Preußen, unter dessen
Befehl vor 10 Jahren das Ersten Garde-Regiment ins Feld,
gerückt war, bereit:
Ansprache Seiner königlichen Hoheit des Prinzen
Eitel-Friedrich von Preußen.
Kameraden!
Als vor 10 Jahren am 1.August abends das 1. Bataillon
von einem heißen Uebungsmarsche zurückkehrte, hieß es, das
Regiment sei zum Appell bestellt. Da zuckte es wie ein
elektrischer Funke durch einen jeden von uns: jetzt wird es
ernst, die Spannung der letzten Tage entlädt sich: Das ist
der Krieg! Kurz darauf las uns Aktiven unser verehrter
Kommandeur, General von Friedebrug, den Befehl Sr. Maj.
zur Mobilmachung der Armee vor. Laut Mobilmachungsbefehl
hatte ich die hohe Ehre, dies stolze Regiment zu übernehmen.
Welche Auszeichnung und Fruede, diese auserwählte Schar
zum Schutze der Heimat gegen den Feind führen zu können.
Unsere erste gemeinsame Handlung war das Treuegelöbnis
bis zum Tode unserem Könige und unserem Vaterlande, dessen
drei brausende Hurras von diesen ehrwürdigen Mauern
zurückschallten. Am 9. wiedehrolte das mobile Regiment in
Gegenwart seines hohen Chefs auf dem Lustgarten diesen Schwur.
Und diesen Schwur haben wir gehalten! Einer Welt von
Feinden gegenüber. In Sonderheit jene 4600 Kameraden
vom
Regiment und die 4000 Kameraden vom Reserveregiment,
denen wir heute ein Erinnerungsmal errichten. Unsere
Gedanken eilen in dankbarer Liebe hin zu ihren stillen Gräbern
und legen heute einen Lorbeerreis auf diese nieder. Mögen
sie in der Heimat liegen oder in Feindesland, auf Flanderns
feuchten Wiesen und auf den Kreidebergen der Champagne,
in den Dise- oder Marnetal, an der Aisne oder SOmme, in
Galizien und Polens weiten Fluren oder den Wäldern Livlands,
in befreiter oftpreußischer Erde oder auf dem Kamme der
Karparthen. Sie sind in unserer Erinnerung unvergessen! Ihre
Taten und ihr Heldentod soll den nachkommenden Geschlechtern
durch das Denkmal stets in Erinnerung bleiben. So sei der
Tag der Ehrungunserer Toten geweiht.
Er sei aber auch geweiht der Erinnerung an unser altes
stolzes Regiment, dem ein jeder von uns soviel verdankt, das
der Stolz seiner Könige und der Schrecken seiner Feinde war.
Der Tag sei aber auch der Kameradschaft der Ueberlebenden
geweiht. Legen Sie heute einmal den drückenden Tronister der
Altagssorgen ab, vergessen Sie alles Trennende und häßliche
unserer Tage und geben Sie sich hin der Freud, heute einmal
wieder Kamerad unter Kameraden zu sein, Bruder einer
großen Familie, der, unseres alten Regiments. Richt mehr
in Grenadiermuütze und blauem Rock, nicht mehr in Stahlhelm
und Feldgrau, sondern im Bürgerrock unseres Semper
talis-Bundes. Freuen Sie sich unserer schönen, in sommerlicher
Pracht blühenden Garnisonstadt und ihrer alten Erinnerungen,
mit der Geschichte unseres Regiments so eng verwachsen.
Wenn ich Sie nun auffordere, mit mir unseres Regimentes
zu gedenken, so ist es selbstverständlich, daß wir dabei unseres
hohen Chefs in alter Semper tails-Treue gedenken. Wir
kennen keine Treue auf Zeit, wir kennen nur eine Treue auf
Ewigkeit. So wie wir Seiner gedacht haben am ersten
Mobilmachungstage, so wie wir Seiner gedacht haben unter den
alten Eichen des belgischen Schlosses Mielmont, wenige Stunden
vor unserem ersten Gefecht, und so wie die kleine tapfere Stunden
vor unserem ersten Gefecht, und so wie die kleine tapfere Schar
unter ihrem heldenhaften Führer dem Grafen zu Eulenburg
Seiner gedacht hat nach siegreichem Angriff am letzten Tage
des Weltkrieges, so gehen unsere Gedanken auch heute mit
unseren besten Wünschen zu Ihm in die Ferne, wissend
daß auch Er im Geiste hier unter uns weilt. Und nun
Stillgestanden! Die Hüte ab! Unser geliebtes altes Erstes
Garde-Regiment zu Fuß und sein hoher Regiments-Chef
Hurra! Hurra! Hurra!
Die Mauern der alten Kaserne erzittern von dem
begeisterten, soldatisch knappen Hurraruf der vieltausendköpfigen
Versammlung. "Rührt euch!"
Feierlich setzen die Musik des 1. Bataillons INfanterie-
Regiments 9 und der, von Kamerad Alfred Herrmann
trefflich geschulte Sängerchor der Traditionskompagnie ein, um
S. 230
mit dem Vortrag der Motette "Euch tote Helden", komponiert
von Kamerad Wilhelm Zippel (Berlin), den Feldgottesdienst
einzuleiten:
"Keiner hat größere Liebe denn die, daß er sein Leben
lässt für die Freude.
In fremder Erde ruhet Ihr nach heil'gem Kampf fürs
Vaterland,
Und fremde Sterne halten Wacht dort über Eurer
Grabesnacht.
Doch Eurer Taten reife Saat, sie keimet still, es reift
die Aehre,
Bis Himmelskönigs Weckruf schallt und ew'ger Lorbeer
einst Euch kröne.
Nach dem Gesange der Festgemeinde "Großer Gott, wir
loben dich ..." folgt die Predigt des Hofpredigers Richter,
unseres allverehrten früheren Garnisonspfarrers, der uns so
oft in der Garnisonskirche Gottes Wort ausgelegt und am
9.August 1914 beim Feldgottesdienst auf dem Lustgarten
den Segen des Himmels für die beiden kampfbereiten
Regimenter erbeten hat:
Selig sind die Toten, die dem herren sterben."
-
S. 229
unserer Könige Soldaten geworden. Erinnerungen an
ungezählte Stunden strammen Dienstes, an Besichtigungen und
lobende Anerkennung an Paraden vor dem Allerhöchsten
Chefs des Regimens und Seinen fürstlichen Gästen sind für
jeden von uns unauslöschich mit dem Lustgarten verbunden.
Wer vergißt jemals jenen erhebenden Feldgottesdienst vom
9.August 1914, zu dem S.M. der Kaiser und König
Sein Erstes Garde-Regiment zu Fuß und Sein 1.
Garde-Reserve-Regiment, sie beide allein, vor ihrer Abfahr zur
Westgrenze befohlen hatte! Und nun sind nach 10 Jahren
die beiden Regimenter wieder versammelt, um der toten
Kameraden zu gedenken und Gott zu danken, daß er trotz
allem Unglück uns bis hierher gnädig geleitet hat. Da lag
es so nahe, auch diesen Tag mit einem Feldgottesdienst auf
unserem alten Lustgarten zu beginnen, noch einmal an der
gleichen Stelle Worte der Demut und des Dankes, des Stolzes
und der Zuversicht aus dem Munde der beiden Geistlichen
zu hören, die am 9.August 1914, gesprochen hatten. Und
nun ist der Lustgarten uns verboten! - Auch der
Gottesdienst muß auf dem Kasernenhof stattfinden. Eine bittere
Enttäuschung! Und doch hat der Tasch auch sein Gutes:
Kein störender Lärm dringt von der Straße hierher; die
hohen Mauern der Kaserne halten das gesprochene Wort fest;
nur das Glockenspiel zwingt die Redner ab und an zu einer
kurzen Pause. Wir sind ganz unter uns. Der Gottesdienst
wird in Wahrheit eine Familienfeier.
Achtung! - Ein Ruck geht durch die Reihen. Die
Regimenter stehen still. Mit dem Yord'schen Marsch rückt
die Traditionskompagnie des Ersten Garde-Regiments zu Fuß,
die 1. Kompagnie des Infanterie-Regiments 9, unter
Hauptmann Graf v. Matuschka von Portal V her auf den Platz
und nimmt rechts vom Altar, hinter den Ehrengästen
Aufstellung. Anmasch, Haltung, Griffe der Kompagnie sind
tadellos. Die jungen Soldaten fühlen, daß die Augen der
alten Krieger gesoannt jede Bewegung verfolgen. Es gilt,
eine strenge Prüfung zu bestehen, und - sie wird bestanden,
mit hohem Lob. Die Tradition des Regiments ist bei dieser
Kompagnie sorgsamst gewahrt.
Die Frau Kronprinzessin ist mit den Prinzensöhnen
erschienen und zu den Ehrengästen geleitet worden. Prinz
Wilhelm und Prinz Louis Ferdinand sind ihrem hohen Vater
über den Kopf gewachsen; Prinz Wilhelm wäre in kurzer
Zeit zum Dienst beim Regiment eingeteilt worden, wenn -
ja wenn - . Immer wieder die schmerzliche Erinnerung
an einstmals!
Die Feier beginnt. Die Regimentskommandeure schreiten
die Front der Batailllone ab. Suchend und prüfend
verfolgen ihre Blicke die langen Reihen der großen, statlichen
Gestalten. Jeder von ihnen findet alte Bekannte heraus.
Ein Aufleuchten des Auges, ein kurzer Gruß besagen dem
treugen Mann im schwarzen Rock: Trotz allem Wandel der
Zeiten habe ich Dich nicht ergessen; wir bleiben die Alten!
Aufgeschlossene Tiefkolonnen werden gebildet. In wenigen
Minuten stehen die beiden Regimenter nebeneinander, vor
dem Altar, auf dem Hofe des früheren I. und II. Bataillons
zur Begrüßungsansprache Sr. königlichen Hoheit des Generalmajors
Prinz Eitel-Friedrich von Preußen, unter dessen
Befehl vor 10 Jahren das Ersten Garde-Regiment ins Feld,
gerückt war, bereit:
Ansprache Seiner königlichen Hoheit des Prinzen
Eitel-Friedrich von Preußen.
Kameraden!
Als vor 10 Jahren am 1.August abends das 1. Bataillon
von einem heißen Uebungsmarsche zurückkehrte, hieß es, das
Regiment sei zum Appell bestellt. Da zuckte es wie ein
elektrischer Funke durch einen jeden von uns: jetzt wird es
ernst, die Spannung der letzten Tage entlädt sich: Das ist
der Krieg! Kurz darauf las uns Aktiven unser verehrter
Kommandeur, General von Friedebrug, den Befehl Sr. Maj.
zur Mobilmachung der Armee vor. Laut Mobilmachungsbefehl
hatte ich die hohe Ehre, dies stolze Regiment zu übernehmen.
Welche Auszeichnung und Fruede, diese auserwählte Schar
zum Schutze der Heimat gegen den Feind führen zu können.
Unsere erste gemeinsame Handlung war das Treuegelöbnis
bis zum Tode unserem Könige und unserem Vaterlande, dessen
drei brausende Hurras von diesen ehrwürdigen Mauern
zurückschallten. Am 9. wiedehrolte das mobile Regiment in
Gegenwart seines hohen Chefs auf dem Lustgarten diesen Schwur.
Und diesen Schwur haben wir gehalten! Einer Welt von
Feinden gegenüber. In Sonderheit jene 4600 Kameraden
vom
Regiment und die 4000 Kameraden vom Reserveregiment,
denen wir heute ein Erinnerungsmal errichten. Unsere
Gedanken eilen in dankbarer Liebe hin zu ihren stillen Gräbern
und legen heute einen Lorbeerreis auf diese nieder. Mögen
sie in der Heimat liegen oder in Feindesland, auf Flanderns
feuchten Wiesen und auf den Kreidebergen der Champagne,
in den Dise- oder Marnetal, an der Aisne oder SOmme, in
Galizien und Polens weiten Fluren oder den Wäldern Livlands,
in befreiter oftpreußischer Erde oder auf dem Kamme der
Karparthen. Sie sind in unserer Erinnerung unvergessen! Ihre
Taten und ihr Heldentod soll den nachkommenden Geschlechtern
durch das Denkmal stets in Erinnerung bleiben. So sei der
Tag der Ehrungunserer Toten geweiht.
Er sei aber auch geweiht der Erinnerung an unser altes
stolzes Regiment, dem ein jeder von uns soviel verdankt, das
der Stolz seiner Könige und der Schrecken seiner Feinde war.
Der Tag sei aber auch der Kameradschaft der Ueberlebenden
geweiht. Legen Sie heute einmal den drückenden Tronister der
Altagssorgen ab, vergessen Sie alles Trennende und häßliche
unserer Tage und geben Sie sich hin der Freud, heute einmal
wieder Kamerad unter Kameraden zu sein, Bruder einer
großen Familie, der, unseres alten Regiments. Richt mehr
in Grenadiermuütze und blauem Rock, nicht mehr in Stahlhelm
und Feldgrau, sondern im Bürgerrock unseres Semper
talis-Bundes. Freuen Sie sich unserer schönen, in sommerlicher
Pracht blühenden Garnisonstadt und ihrer alten Erinnerungen,
mit der Geschichte unseres Regiments so eng verwachsen.
Wenn ich Sie nun auffordere, mit mir unseres Regimentes
zu gedenken, so ist es selbstverständlich, daß wir dabei unseres
hohen Chefs in alter Semper tails-Treue gedenken. Wir
kennen keine Treue auf Zeit, wir kennen nur eine Treue auf
Ewigkeit. So wie wir Seiner gedacht haben am ersten
Mobilmachungstage, so wie wir Seiner gedacht haben unter den
alten Eichen des belgischen Schlosses Mielmont, wenige Stunden
vor unserem ersten Gefecht, und so wie die kleine tapfere Stunden
vor unserem ersten Gefecht, und so wie die kleine tapfere Schar
unter ihrem heldenhaften Führer dem Grafen zu Eulenburg
Seiner gedacht hat nach siegreichem Angriff am letzten Tage
des Weltkrieges, so gehen unsere Gedanken auch heute mit
unseren besten Wünschen zu Ihm in die Ferne, wissend
daß auch Er im Geiste hier unter uns weilt. Und nun
Stillgestanden! Die Hüte ab! Unser geliebtes altes Erstes
Garde-Regiment zu Fuß und sein hoher Regiments-Chef
Hurra! Hurra! Hurra!
Die Mauern der alten Kaserne erzittern von dem
begeisterten, soldatisch knappen Hurraruf der vieltausendköpfigen
Versammlung. "Rührt euch!"
Feierlich setzen die Musik des 1. Bataillons INfanterie-
Regiments 9 und der, von Kamerad Alfred Herrmann
trefflich geschulte Sängerchor der Traditionskompagnie ein, um
S. 230
mit dem Vortrag der Motette "Euch tote Helden", komponiert
von Kamerad Wilhelm Zippel (Berlin), den Feldgottesdienst
einzuleiten:
"Keiner hat größere Liebe denn die, daß er sein Leben
lässt für die Freude.
In fremder Erde ruhet Ihr nach heil'gem Kampf fürs
Vaterland,
Und fremde Sterne halten Wacht dort über Eurer
Grabesnacht.
Doch Eurer Taten reife Saat, sie keimet still, es reift
die Aehre,
Bis Himmelskönigs Weckruf schallt und ew'ger Lorbeer
einst Euch kröne.
Selig sind die Toten, die dem herren sterben."
-
S. 229
unserer Könige Soldaten geworden. Erinnerungen an
ungezählte Stunden strammen Dienstes, an Besichtigungen und
lobende Anerkennung an Paraden vor dem Allerhöchsten
Chefs des Regimens und Seinen fürstlichen Gästen sind für
jeden von uns unauslöschich mit dem Lustgarten verbunden.
Wer vergißt jemals jenen erhebenden Feldgottesdienst vom
9.August 1914, zu dem S.M. der Kaiser und König
Sein Erstes Garde-Regiment zu Fuß und Sein 1.
Garde-Reserve-Regiment, sie beide allein, vor ihrer Abfahr zur
Westgrenze befohlen hatte! Und nun sind nach 10 Jahren
die beiden Regimenter wieder versammelt, um der toten
Kameraden zu gedenken und Gott zu danken, daß er trotz
allem Unglück uns bis hierher gnädig geleitet hat. Da lag
es so nahe, auch diesen Tag mit einem Feldgottesdienst auf
unserem alten Lustgarten zu beginnen, noch einmal an der
gleichen Stelle Worte der Demut und des Dankes, des Stolzes
und der Zuversicht aus dem Munde der beiden Geistlichen
zu hören, die am 9.August 1914, gesprochen hatten. Und
nun ist der Lustgarten uns verboten! - Auch der
Gottesdienst muß auf dem Kasernenhof stattfinden. Eine bittere
Enttäuschung! Und doch hat der Tasch auch sein Gutes:
Kein störender Lärm dringt von der Straße hierher; die
hohen Mauern der Kaserne halten das gesprochene Wort fest;
nur das Glockenspiel zwingt die Redner ab und an zu einer
kurzen Pause. Wir sind ganz unter uns. Der Gottesdienst
wird in Wahrheit eine Familienfeier.
Achtung! - Ein Ruck geht durch die Reihen. Die
Regimenter stehen still. Mit dem Yord'schen Marsch rückt
die Traditionskompagnie des Ersten Garde-Regiments zu Fuß,
die 1. Kompagnie des Infanterie-Regiments 9, unter
Hauptmann Graf v. Matuschka von Portal V her auf den Platz
und nimmt rechts vom Altar, hinter den Ehrengästen
Aufstellung. Anmasch, Haltung, Griffe der Kompagnie sind
tadellos. Die jungen Soldaten fühlen, daß die Augen der
alten Krieger gesoannt jede Bewegung verfolgen. Es gilt,
eine strenge Prüfung zu bestehen, und - sie wird bestanden,
mit hohem Lob. Die Tradition des Regiments ist bei dieser
Kompagnie sorgsamst gewahrt.
Die Frau Kronprinzessin ist mit den Prinzensöhnen
erschienen und zu den Ehrengästen geleitet worden. Prinz
Wilhelm und Prinz Louis Ferdinand sind ihrem hohen Vater
über den Kopf gewachsen; Prinz Wilhelm wäre in kurzer
Zeit zum Dienst beim Regiment eingeteilt worden, wenn -
ja wenn - . Immer wieder die schmerzliche Erinnerung
an einstmals!
Die Feier beginnt. Die Regimentskommandeure schreiten
die Front der Batailllone ab. Suchend und prüfend
verfolgen ihre Blicke die langen Reihen der großen, statlichen
Gestalten. Jeder von ihnen findet alte Bekannte heraus.
Ein Aufleuchten des Auges, ein kurzer Gruß besagen dem
treugen Mann im schwarzen Rock: Trotz allem Wandel der
Zeiten habe ich Dich nicht ergessen; wir bleiben die Alten!
Aufgeschlossene Tiefkolonnen werden gebildet. In wenigen
Minuten stehen die beiden Regimenter nebeneinander, vor
dem Altar, auf dem Hofe des früheren I. und II. Bataillons
zur Begrüßungsansprache Sr. königlichen Hoheit des Generalmajors
Prinz Eitel-Friedrich von Preußen, unter dessen
Befehl vor 10 Jahren das Ersten Garde-Regiment ins Feld,
gerückt war, bereit:
Ansprache Seiner königlichen Hoheit des Prinzen
Eitel-Friedrich von Preußen.
Kameraden!
Als vor 10 Jahren am 1.August abends das 1. Bataillon
von einem heißen Uebungsmarsche zurückkehrte, hieß es, das
Regiment sei zum Appell bestellt. Da zuckte es wie ein
elektrischer Funke durch einen jeden von uns: jetzt wird es
ernst, die Spannung der letzten Tage entlädt sich: Das ist
der Krieg! Kurz darauf las uns Aktiven unser verehrter
Kommandeur, General von Friedebrug, den Befehl Sr. Maj.
zur Mobilmachung der Armee vor. Laut Mobilmachungsbefehl
hatte ich die hohe Ehre, dies stolze Regiment zu übernehmen.
Welche Auszeichnung und Fruede, diese auserwählte Schar
zum Schutze der Heimat gegen den Feind führen zu können.
Unsere erste gemeinsame Handlung war das Treuegelöbnis
bis zum Tode unserem Könige und unserem Vaterlande, dessen
drei brausende Hurras von diesen ehrwürdigen Mauern
zurückschallten. Am 9. wiedehrolte das mobile Regiment in
Gegenwart seines hohen Chefs auf dem Lustgarten diesen Schwur.
Und diesen Schwur haben wir gehalten! Einer Welt von
Feinden gegenüber. In Sonderheit jene 4600 Kameraden
vom
Regiment und die 4000 Kameraden vom Reserveregiment,
denen wir heute ein Erinnerungsmal errichten. Unsere
Gedanken eilen in dankbarer Liebe hin zu ihren stillen Gräbern
und legen heute einen Lorbeerreis auf diese nieder. Mögen
sie in der Heimat liegen oder in Feindesland, auf Flanderns
feuchten Wiesen und auf den Kreidebergen der Champagne,
in den Dise- oder Marnetal, an der Aisne oder SOmme, in
Galizien und Polens weiten Fluren oder den Wäldern Livlands,
in befreiter oftpreußischer Erde oder auf dem Kamme der
Karparthen. Sie sind in unserer Erinnerung unvergessen! Ihre
Taten und ihr Heldentod soll den nachkommenden Geschlechtern
durch das Denkmal stets in Erinnerung bleiben. So sei der
Tag der Ehrungunserer Toten geweiht.
Er sei aber auch geweiht der Erinnerung an unser altes
stolzes Regiment, dem ein jeder von uns soviel verdankt, das
der Stolz seiner Könige und der Schrecken seiner Feinde war.
Der Tag sei aber auch der Kameradschaft der Ueberlebenden
geweiht. Legen Sie heute einmal den drückenden Tronister der
Altagssorgen ab, vergessen Sie alles Trennende und häßliche
unserer Tage und geben Sie sich hin der Freud, heute einmal
wieder Kamerad unter Kameraden zu sein, Bruder einer
großen Familie, der, unseres alten Regiments. Richt mehr
in Grenadiermuütze und blauem Rock, nicht mehr in Stahlhelm
und Feldgrau, sondern im Bürgerrock unseres Semper
talis-Bundes. Freuen Sie sich unserer schönen, in sommerlicher
Pracht blühenden Garnisonstadt und ihrer alten Erinnerungen,
mit der Geschichte unseres Regiments so eng verwachsen.
Wenn ich Sie nun auffordere, mit mir unseres Regimentes
zu gedenken, so ist es selbstverständlich, daß wir dabei unseres
hohen Chefs in alter Semper tails-Treue gedenken. Wir
kennen keine Treue auf Zeit, wir kennen nur eine Treue auf
Ewigkeit. So wie wir Seiner gedacht haben am ersten
Mobilmachungstage, so wie wir Seiner gedacht haben unter den
alten Eichen des belgischen Schlosses Mielmont, wenige Stunden
vor unserem ersten Gefecht, und so wie die kleine tapfere Stunden
vor unserem ersten Gefecht, und so wie die kleine tapfere Schar
unter ihrem heldenhaften Führer dem Grafen zu Eulenburg
Seiner gedacht hat nach siegreichem Angriff am letzten Tage
des Weltkrieges, so gehen unsere Gedanken auch heute mit
unseren besten Wünschen zu Ihm in die Ferne, wissend
daß auch Er im Geiste hier unter uns weilt. Und nun
Stillgestanden! Die Hüte ab! Unser geliebtes altes Erstes
Garde-Regiment zu Fuß und sein hoher Regiments-Chef
Hurra! Hurra! Hurra!
Die Mauern der alten Kaserne erzittern von dem
begeisterten, soldatisch knappen Hurraruf der vieltausendköpfigen
Versammlung. "Rührt euch!"
Feierlich setzen die Musik des 1. Bataillons INfanterie-
Regiments 9 und der, von Kamerad Alfred Herrmann
trefflich geschulte Sängerchor der Traditionskompagnie ein, um
S. 230
-
S. 229
unserer Könige Soldaten geworden. Erinnerungen an
ungezählte Stunden strammen Dienstes, an Besichtigungen und
lobende Anerkennung an Paraden vor dem Allerhöchsten
Chefs des Regimens und Seinen fürstlichen Gästen sind für
jeden von uns unauslöschich mit dem Lustgarten verbunden.
Wer vergißt jemals jenen erhebenden Feldgottesdienst vom
9.August 1914, zu dem S.M. der Kaiser und König
Sein Erstes Garde-Regiment zu Fuß und Sein 1.
Garde-Reserve-Regiment, sie beide allein, vor ihrer Abfahr zur
Westgrenze befohlen hatte! Und nun sind nach 10 Jahren
die beiden Regimenter wieder versammelt, um der toten
Kameraden zu gedenken und Gott zu danken, daß er trotz
allem Unglück uns bis hierher gnädig geleitet hat. Da lag
es so nahe, auch diesen Tag mit einem Feldgottesdienst auf
unserem alten Lustgarten zu beginnen, noch einmal an der
gleichen Stelle Worte der Demut und des Dankes, des Stolzes
und der Zuversicht aus dem Munde der beiden Geistlichen
zu hören, die am 9.August 1914, gesprochen hatten. Und
nun ist der Lustgarten uns verboten! - Auch der
Gottesdienst muß auf dem Kasernenhof stattfinden. Eine bittere
Enttäuschung! Und doch hat der Tasch auch sein Gutes:
Kein störender Lärm dringt von der Straße hierher; die
hohen Mauern der Kaserne halten das gesprochene Wort fest;
nur das Glockenspiel zwingt die Redner ab und an zu einer
kurzen Pause. Wir sind ganz unter uns. Der Gottesdienst
wird in Wahrheit eine Familienfeier.
Achtung! - Ein Ruck geht durch die Reihen. Die
Regimenter stehen still. Mit dem Yord'schen Marsch rückt
die Traditionskompagnie des Ersten Garde-Regiments zu Fuß,
die 1. Kompagnie des Infanterie-Regiments 9, unter
Hauptmann Graf v. Matuschka von Portal V her auf den Platz
und nimmt rechts vom Altar, hinter den Ehrengästen
Aufstellung. Anmasch, Haltung, Griffe der Kompagnie sind
tadellos. Die jungen Soldaten fühlen, daß die Augen der
alten Krieger gesoannt jede Bewegung verfolgen. Es gilt,
eine strenge Prüfung zu bestehen, und - sie wird bestanden,
mit hohem Lob. Die Tradition des Regiments ist bei dieser
Kompagnie sorgsamst gewahrt.
Die Frau Kronprinzessin ist mit den Prinzensöhnen
erschienen und zu den Ehrengästen geleitet worden. Prinz
Wilhelm und Prinz Louis Ferdinand sind ihrem hohen Vater
über den Kopf gewachsen; Prinz Wilhelm wäre in kurzer
Zeit zum Dienst beim Regiment eingeteilt worden, wenn -
ja wenn - . Immer wieder die schmerzliche Erinnerung
an einstmals!
Die Feier beginnt. Die Regimentskommandeure schreiten
die Front der Batailllone ab. Suchend und prüfend
verfolgen ihre Blicke die langen Reihen der großen, statlichen
Gestalten. Jeder von ihnen findet alte Bekannte heraus.
Ein Aufleuchten des Auges, ein kurzer Gruß besagen dem
treugen Mann im schwarzen Rock: Trotz allem Wandel der
Zeiten habe ich Dich nicht ergessen; wir bleiben die Alten!
Aufgeschlossene Tiefkolonnen werden gebildet. In wenigen
Minuten stehen die beiden Regimenter nebeneinander, vor
dem Altar, auf dem Hofe des früheren I. und II. Bataillons
zur Begrüßungsansprache Sr. königlichen Hoheit des Generalmajors
Prinz Eitel-Friedrich von Preußen, unter dessen
Befehl vor 10 Jahren das Ersten Garde-Regiment ins Feld,
gerückt war, bereit:
Ansprache Seiner königlichen Hoheit des Prinzen
Eitel-Friedrich von Preußen.
Kameraden!
Als vor 10 Jahren am 1.August abends das 1. Bataillon
von einem heißen Uebungsmarsche zurückkehrte, hieß es, das
Regiment sei zum Appell bestellt. Da zuckte es wie ein
elektrischer Funke durch einen jeden von uns: jetzt wird es
ernst, die Spannung der letzten Tage entlädt sich: Das ist
der Krieg! Kurz darauf las uns Aktiven unser verehrter
Kommandeur, General von Friedebrug, den Befehl Sr. Maj.
zur Mobilmachung der Armee vor. Laut Mobilmachungsbefehl
hatte ich die hohe Ehre, dies stolze Regiment zu übernehmen.
Welche Auszeichnung und Fruede, diese auserwählte Schar
zum Schutze der Heimat gegen den Feind führen zu können.
Unsere erste gemeinsame Handlung war das Treuegelöbnis
bis zum Tode unserem Könige und unserem Vaterlande, dessen
drei brausende Hurras von diesen ehrwürdigen Mauern
zurückschallten. Am 9. wiedehrolte das mobile Regiment in
Gegenwart seines hohen Chefs auf dem Lustgarten diesen Schwur.
Und diesen Schwur haben wir gehalten! Einer Welt von
Feinden gegenüber. In Sonderheit jene 4600 Kameraden
vom
Regiment und die 4000 Kameraden vom Reserveregiment,
denen wir heute ein Erinnerungsmal errichten. Unsere
Gedanken eilen in dankbarer Liebe hin zu ihren stillen Gräbern
und legen heute einen Lorbeerreis auf diese nieder. Mögen
sie in der Heimat liegen oder in Feindesland, auf Flanderns
feuchten Wiesen und auf den Kreidebergen der Champagne,
in den Dise- oder Marnetal, an der Aisne oder SOmme, in
Galizien und Polens weiten Fluren oder den Wäldern Livlands,
in befreiter oftpreußischer Erde oder auf dem Kamme der
Karparthen. Sie sind in unserer Erinnerung unvergessen! Ihre
Taten und ihr Heldentod soll den nachkommenden Geschlechtern
durch das Denkmal stets in Erinnerung bleiben. So sei der
Tag der Ehrungunserer Toten geweiht.
Er sei aber auch geweiht der Erinnerung an unser altes
stolzes Regiment, dem ein jeder von uns soviel verdankt, das
der Stolz seiner Könige und der Schrecken seiner Feinde war.
Der Tag sei aber auch der Kameradschaft der Ueberlebenden
geweiht. Legen Sie heute einmal den drückenden Tronister der
Altagssorgen ab, vergessen Sie alles Trennende und häßliche
unserer Tage und geben Sie sich hin der Freud, heute einmal
wieder Kamerad unter Kameraden zu sein, Bruder einer
großen Familie, der, unseres alten Regiments. Richt mehr
in Grenadiermuütze und blauem Rock, nicht mehr in Stahlhelm
und Feldgrau, sondern im Bürgerrock unseres Semper
talis-Bundes. Freuen Sie sich unserer schönen, in sommerlicher
Pracht blühenden Garnisonstadt und ihrer alten Erinnerungen,
mit der Geschichte unseres Regiments so eng verwachsen.
Wenn ich Sie nun auffordere, mit mir unseres Regimentes
zu gedenken, so ist es selbstverständlich, daß wir dabei unseres
hohen Chefs in alter Semper tails-Treue gedenken. Wir
kennen keine Treue auf Zeit, wir kennen nur eine Treue auf
Ewigkeit. So wie wir Seiner gedacht haben am ersten
Mobilmachungstage, so wie wir Seiner gedacht haben unter den
alten Eichen des belgischen Schlosses Mielmont, wenige Stunden
vor unserem ersten Gefecht, und so wie die kleine tapfere Stunden
vor unserem ersten Gefecht, und so wie die kleine tapfere Schar
unter ihrem
S. 230
-
S. 229
unserer Könige Soldaten geworden. Erinnerungen an
ungezählte Stunden strammen Dienstes, an Besichtigungen und
lobende Anerkennung an Paraden vor dem Allerhöchsten
Chefs des Regimens und Seinen fürstlichen Gästen sind für
jeden von uns unauslöschich mit dem Lustgarten verbunden.
Wer vergißt jemals jenen erhebenden Feldgottesdienst vom
9.August 1914, zu dem S.M. der Kaiser und König
Sein Erstes Garde-Regiment zu Fuß und Sein 1.
Garde-Reserve-Regiment, sie beide allein, vor ihrer Abfahr zur
Westgrenze befohlen hatte! Und nun sind nach 10 Jahren
die beiden Regimenter wieder versammelt, um der toten
Kameraden zu gedenken und Gott zu danken, daß er trotz
allem Unglück uns bis hierher gnädig geleitet hat. Da lag
es so nahe, auch diesen Tag mit einem Feldgottesdienst auf
unserem alten Lustgarten zu beginnen, noch einmal an der
gleichen Stelle Worte der Demut und des Dankes, des Stolzes
und der Zuversicht aus dem Munde der beiden Geistlichen
zu hören, die am 9.August 1914, gesprochen hatten. Und
nun ist der Lustgarten uns verboten! - Auch der
Gottesdienst muß auf dem Kasernenhof stattfinden. Eine bittere
Enttäuschung! Und doch hat der Tasch auch sein Gutes:
Kein störender Lärm dringt von der Straße hierher; die
hohen Mauern der Kaserne halten das gesprochene Wort fest;
nur das Glockenspiel zwingt die Redner ab und an zu einer
kurzen Pause. Wir sind ganz unter uns. Der Gottesdienst
wird in Wahrheit eine Familienfeier.
Achtung! - Ein Ruck geht durch die Reihen. Die
Regimenter stehen still. Mit dem Yord'schen Marsch rückt
die Traditionskompagnie des Ersten Garde-Regiments zu Fuß,
die 1. Kompagnie des Infanterie-Regiments 9, unter
Hauptmann Graf v. Matuschka von Portal V her auf den Platz
und nimmt rechts vom Altar, hinter den Ehrengästen
Aufstellung. Anmasch, Haltung, Griffe der Kompagnie sind
tadellos. Die jungen Soldaten fühlen, daß die Augen der
alten Krieger gesoannt jede Bewegung verfolgen. Es gilt,
eine strenge Prüfung zu bestehen, und - sie wird bestanden,
mit hohem Lob. Die Tradition des Regiments ist bei dieser
Kompagnie sorgsamst gewahrt.
Die Frau Kronprinzessin ist mit den Prinzensöhnen
erschienen und zu den Ehrengästen geleitet worden. Prinz
Wilhelm und Prinz Louis Ferdinand sind ihrem hohen Vater
über den Kopf gewachsen; Prinz Wilhelm wäre in kurzer
Zeit zum Dienst beim Regiment eingeteilt worden, wenn -
ja wenn - . Immer wieder die schmerzliche Erinnerung
an einstmals!
Die Feier beginnt. Die Regimentskommandeure schreiten
die Front der Batailllone ab. Suchend und prüfend
verfolgen ihre Blicke die langen Reihen der großen, statlichen
Gestalten. Jeder von ihnen findet alte Bekannte heraus.
Ein Aufleuchten des Auges, ein kurzer Gruß besagen dem
treugen Mann im schwarzen Rock: Trotz allem Wandel der
Zeiten habe ich Dich nicht ergessen; wir bleiben die Alten!
Aufgeschlossene Tiefkolonnen werden gebildet. In wenigen
Minuten stehen die beiden Regimenter nebeneinander, vor
dem Altar, auf dem Hofe des früheren I. und II. Bataillons
zur Begrüßungsansprache Sr. königlichen Hoheit des Generalmajors
Prinz Eitel-Friedrich von Preußen, unter dessen
Befehl vor 10 Jahren das Ersten Garde-Regiment ins Feld,
gerückt war, bereit:
Ansprache Seiner königlichen Hoheit des Prinzen
Eitel-Friedrich von Preußen.
Kameraden!
Als vor 10 Jahren am 1.August abends das 1. Bataillon
von einem heißen Uebungsmarsche zurückkehrte, hieß es, das
Regiment sei zum Appell bestellt. Da zuckte es wie ein
elektrischer Funke durch einen jeden von uns: jetzt wird es
ernst, die Spannung der letzten Tage entlädt sich: Das ist
der Krieg! Kurz darauf las uns Aktiven unser verehrter
Kommandeur, General von Friedebrug, den Befehl Sr. Maj.
zur Mobilmachung der Armee vor. Laut Mobilmachungsbefehl
hatte ich die hohe Ehre, dies stolze Regiment zu übernehmen.
Welche Auszeichnung und Fruede, diese auserwählte Schar
zum Schutze der Heimat gegen den Feind führen zu können.
Unsere erste gemeinsame Handlung war das Treuegelöbnis
bis zum Tode unserem Könige und unserem Vaterlande, dessen
drei brausende Hurras von diesen ehrwürdigen Mauern
zurückschallten. Am 9. wiedehrolte das mobile Regiment in
Gegenwart seines hohen Chefs auf dem Lustgarten diesen Schwur.
Und diesen Schwur haben wir gehalten! Einer Welt von
Feinden gegenüber. In Sonderheit jene 4600 Kameraden
vom
Regiment und die 4000 Kameraden vom Reserveregiment,
denen wir heute ein Erinnerungsmal errichten. Unsere
Gedanken eilen in dankbarer Liebe hin zu ihren stillen Gräbern
und legen heute einen Lorbeerreis auf diese nieder. Mögen
sie in der Heimat liegen oder in Feindesland, auf Flanderns
feuchten Wiesen und auf den Kreidebergen der Champagne,
in den Dise- oder Marnetal, an der Aisne oder SOmme, in
Galizien und Polens weiten Fluren oder den Wäldern Livlands,
in befreiter oftpreußischer Erde oder auf dem Kamme der
Karparthen. Sie sind in unserer Erinnerung unvergessen! Ihre
Taten und ihr Heldentod soll den nachkommenden Geschlechtern
durch das Denkmal stets in Erinnerung bleiben. So sei der
Tag der Ehrungunserer Toten geweiht.
Er sei aber auch geweiht der Erinnerung an unser altes
stolzes Regiment, dem ein jeder von uns soviel verdankt, das
der Stolz seiner Könige und der Schrecken seiner Feinde war.
Der Tag sei aber auch der Kameradschaft der Ueberlebenden
geweiht. Legen Sie heute einmal den drückenden Tronister der
Altagssorgen ab, vergessen Sie alles Trennende und häßliche
unserer Tage und geben Sie sich hin der Freud, heute einmal
wieder Kamerad unter Kameraden zu sein, Bruder einer
großen Familie, der, unseres alten Regiments. Richt mehr
in Grenadiermuütze und blauem Rock, nicht mehr in Stahlhelm
und Feldgrau, sondern im Bürgerrock unseres Semper
talis-Bundes. Freuen Sie sich unserer schönen, in sommerlicher
Pracht blühenden Garnisonstadt und ihrer alten Erinnerungen,
mit der Geschichte unseres Regiments so eng verwachsen.
S. 230
-
S. 229
unserer Könige Soldaten geworden. Erinnerungen an
ungezählte Stunden strammen Dienstes, an Besichtigungen und
lobende Anerkennung an Paraden vor dem Allerhöchsten
Chefs des Regimens und Seinen fürstlichen Gästen sind für
jeden von uns unauslöschich mit dem Lustgarten verbunden.
Wer vergißt jemals jenen erhebenden Feldgottesdienst vom
9.August 1914, zu dem S.M. der Kaiser und König
Sein Erstes Garde-Regiment zu Fuß und Sein 1.
Garde-Reserve-Regiment, sie beide allein, vor ihrer Abfahr zur
Westgrenze befohlen hatte! Und nun sind nach 10 Jahren
die beiden Regimenter wieder versammelt, um der toten
Kameraden zu gedenken und Gott zu danken, daß er trotz
allem Unglück uns bis hierher gnädig geleitet hat. Da lag
es so nahe, auch diesen Tag mit einem Feldgottesdienst auf
unserem alten Lustgarten zu beginnen, noch einmal an der
gleichen Stelle Worte der Demut und des Dankes, des Stolzes
und der Zuversicht aus dem Munde der beiden Geistlichen
zu hören, die am 9.August 1914, gesprochen hatten. Und
nun ist der Lustgarten uns verboten! - Auch der
Gottesdienst muß auf dem Kasernenhof stattfinden. Eine bittere
Enttäuschung! Und doch hat der Tasch auch sein Gutes:
Kein störender Lärm dringt von der Straße hierher; die
hohen Mauern der Kaserne halten das gesprochene Wort fest;
nur das Glockenspiel zwingt die Redner ab und an zu einer
kurzen Pause. Wir sind ganz unter uns. Der Gottesdienst
wird in Wahrheit eine Familienfeier.
Achtung! - Ein Ruck geht durch die Reihen. Die
Regimenter stehen still. Mit dem Yord'schen Marsch rückt
die Traditionskompagnie des Ersten Garde-Regiments zu Fuß,
die 1. Kompagnie des Infanterie-Regiments 9, unter
Hauptmann Graf v. Matuschka von Portal V her auf den Platz
und nimmt rechts vom Altar, hinter den Ehrengästen
Aufstellung. Anmasch, Haltung, Griffe der Kompagnie sind
tadellos. Die jungen Soldaten fühlen, daß die Augen der
alten Krieger gesoannt jede Bewegung verfolgen. Es gilt,
eine strenge Prüfung zu bestehen, und - sie wird bestanden,
mit hohem Lob. Die Tradition des Regiments ist bei dieser
Kompagnie sorgsamst gewahrt.
Die Frau Kronprinzessin ist mit den Prinzensöhnen
erschienen und zu den Ehrengästen geleitet worden. Prinz
Wilhelm und Prinz Louis Ferdinand sind ihrem hohen Vater
über den Kopf gewachsen; Prinz Wilhelm wäre in kurzer
Zeit zum Dienst beim Regiment eingeteilt worden, wenn -
ja wenn - . Immer wieder die schmerzliche Erinnerung
an einstmals!
Die Feier beginnt. Die Regimentskommandeure schreiten
die Front der Batailllone ab. Suchend und prüfend
verfolgen ihre Blicke die langen Reihen der großen, statlichen
Gestalten. Jeder von ihnen findet alte Bekannte heraus.
Ein Aufleuchten des Auges, ein kurzer Gruß besagen dem
treugen Mann im schwarzen Rock: Trotz allem Wandel der
Zeiten habe ich Dich nicht ergessen; wir bleiben die Alten!
Aufgeschlossene Tiefkolonnen werden gebildet. In wenigen
Minuten stehen die beiden Regimenter nebeneinander, vor
dem Altar, auf dem Hofe des früheren I. und II. Bataillons
zur Begrüßungsansprache Sr. königlichen Hoheit des Generalmajors
Prinz Eitel-Friedrich von Preußen, unter dessen
Befehl vor 10 Jahren das Ersten Garde-Regiment ins Feld,
gerückt war, bereit:
Ansprache Seiner königlichen Hoheit des Prinzen
Eitel-Friedrich von Preußen.
Kameraden!
Als vor 10 Jahren am 1.August abends das 1. Bataillon
von einem heißen Uebungsmarsche zurückkehrte, hieß es, das
Regiment sei zum Appell bestellt. Da zuckte es wie ein
elektrischer Funke durch einen jeden von uns: jetzt wird es
ernst, die Spannung der letzten Tage entlädt sich: Das ist
der Krieg! Kurz darauf las uns Aktiven unser verehrter
Kommandeur, General von Friedebrug, den Befehl Sr. Maj.
zur Mobilmachung der Armee vor. Laut Mobilmachungsbefehl
hatte ich die hohe Ehre, dies stolze Regiment zu übernehmen.
Welche Auszeichnung und Fruede, diese auserwählte Schar
zum Schutze der Heimat gegen den Feind führen zu können.
Unsere erste gemeinsame Handlung war das Treuegelöbnis
bis zum Tode unserem Könige und unserem Vaterlande, dessen
drei brausende Hurras von diesen ehrwürdigen Mauern
zurückschallten. Am 9. wiedehrolte das mobile Regiment in
Gegenwart seines hohen Chefs auf dem Lustgarten diesen Schwur.
Und diesen Schwur haben wir gehalten! Einer Welt von
Feinden gegenüber. In Sonderheit jene 4600 Kameraden
vom
Regiment und die 4000 Kameraden vom Reserveregiment,
denen wir heute ein Erinnerungsmal errichten. Unsere
Gedanken eilen in dankbarer Liebe hin zu ihren stillen Gräbern
und legen heute einen Lorbeerreis auf diese nieder. Mögen
sie in der Heimat liegen oder in Feindesland, auf Flanderns
feuchten Wiesen und auf den Kreidebergen der Champagne,
in den Dise- oder Marnetal, an der Aisne oder SOmme, in
Galizien und Polens weiten Fluren oder den Wäldern Livlands,
in befreiter oftpreußischer Erde oder auf dem Kamme der
Karparthen. Sie sind in unserer Erinnerung unvergessen! Ihre
Taten und ihr Heldentod soll den nachkommenden Geschlechtern
durch das Denkmal stets in Erinnerung bleiben. So sei der
Tag der Ehrungunserer Toten geweiht.
Er sei aber auch geweiht der Erinnerung an unser altes
stolzes Regiment, dem ein jeder von uns soviel verdankt, das
der Stolz seiner Könige und der Schrecken seiner Feinde war.
Der Tag sei aber auch der Kameradschaft der Ueberlebenden
geweiht. Legen Sie heute einmal den drückenden Tronister der
Altagssorgen ab, vergessen Sie alles Trennende und häßliche
unserer Tage und geben Sie sich hin der Freud, heute einmal
wieder Kamerad unter Kameraden
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S. 229
unserer Könige Soldaten geworden. Erinnerungen an
ungezählte Stunden strammen Dienstes, an Besichtigungen und
lobende Anerkennung an Paraden vor dem Allerhöchsten
Chefs des Regimens und Seinen fürstlichen Gästen sind für
jeden von uns unauslöschich mit dem Lustgarten verbunden.
Wer vergißt jemals jenen erhebenden Feldgottesdienst vom
9.August 1914, zu dem S.M. der Kaiser und König
Sein Erstes Garde-Regiment zu Fuß und Sein 1.
Garde-Reserve-Regiment, sie beide allein, vor ihrer Abfahr zur
Westgrenze befohlen hatte! Und nun sind nach 10 Jahren
die beiden Regimenter wieder versammelt, um der toten
Kameraden zu gedenken und Gott zu danken, daß er trotz
allem Unglück uns bis hierher gnädig geleitet hat. Da lag
es so nahe, auch diesen Tag mit einem Feldgottesdienst auf
unserem alten Lustgarten zu beginnen, noch einmal an der
gleichen Stelle Worte der Demut und des Dankes, des Stolzes
und der Zuversicht aus dem Munde der beiden Geistlichen
zu hören, die am 9.August 1914, gesprochen hatten. Und
nun ist der Lustgarten uns verboten! - Auch der
Gottesdienst muß auf dem Kasernenhof stattfinden. Eine bittere
Enttäuschung! Und doch hat der Tasch auch sein Gutes:
Kein störender Lärm dringt von der Straße hierher; die
hohen Mauern der Kaserne halten das gesprochene Wort fest;
nur das Glockenspiel zwingt die Redner ab und an zu einer
kurzen Pause. Wir sind ganz unter uns. Der Gottesdienst
wird in Wahrheit eine Familienfeier.
Achtung! - Ein Ruck geht durch die Reihen. Die
Regimenter stehen still. Mit dem Yord'schen Marsch rückt
die Traditionskompagnie des Ersten Garde-Regiments zu Fuß,
die 1. Kompagnie des Infanterie-Regiments 9, unter
Hauptmann Graf v. Matuschka von Portal V her auf den Platz
und nimmt rechts vom Altar, hinter den Ehrengästen
Aufstellung. Anmasch, Haltung, Griffe der Kompagnie sind
tadellos. Die jungen Soldaten fühlen, daß die Augen der
alten Krieger gesoannt jede Bewegung verfolgen. Es gilt,
eine strenge Prüfung zu bestehen, und - sie wird bestanden,
mit hohem Lob. Die Tradition des Regiments ist bei dieser
Kompagnie sorgsamst gewahrt.
Die Frau Kronprinzessin ist mit den Prinzensöhnen
erschienen und zu den Ehrengästen geleitet worden. Prinz
Wilhelm und Prinz Louis Ferdinand sind ihrem hohen Vater
über den Kopf gewachsen; Prinz Wilhelm wäre in kurzer
Zeit zum Dienst beim Regiment eingeteilt worden, wenn -
ja wenn - . Immer wieder die schmerzliche Erinnerung
an einstmals!
Die Feier beginnt. Die Regimentskommandeure schreiten
die Front der Batailllone ab. Suchend und prüfend
verfolgen ihre Blicke die langen Reihen der großen, statlichen
Gestalten. Jeder von ihnen findet alte Bekannte heraus.
Ein Aufleuchten des Auges, ein kurzer Gruß besagen dem
treugen Mann im schwarzen Rock: Trotz allem Wandel der
Zeiten habe ich Dich nicht ergessen; wir bleiben die Alten!
Aufgeschlossene Tiefkolonnen werden gebildet. In wenigen
Minuten stehen die beiden Regimenter nebeneinander, vor
dem Altar, auf dem Hofe des früheren I. und II. Bataillons
zur Begrüßungsansprache Sr. königlichen Hoheit des Generalmajors
Prinz Eitel-Friedrich von Preußen, unter dessen
Befehl vor 10 Jahren das Ersten Garde-Regiment ins Feld,
gerückt war, bereit:
Ansprache Seiner königlichen Hoheit des Prinzen
Eitel-Friedrich von Preußen.
Kameraden!
Als vor 10 Jahren am 1.August abends das 1. Bataillon
von einem heißen Uebungsmarsche zurückkehrte, hieß es, das
Regiment sei zum Appell bestellt. Da zuckte es wie ein
elektrischer Funke durch einen jeden von uns: jetzt wird es
ernst, die Spannung der letzten Tage entlädt sich: Das ist
der Krieg! Kurz darauf las uns Aktiven unser verehrter
Kommandeur, General von Friedebrug, den Befehl Sr. Maj.
zur Mobilmachung der Armee vor. Laut Mobilmachungsbefehl
hatte ich die hohe Ehre, dies stolze Regiment zu übernehmen.
Welche Auszeichnung und Fruede, diese auserwählte Schar
zum Schutze der Heimat gegen den Feind führen zu können.
Unsere erste gemeinsame Handlung war das Treuegelöbnis
bis zum Tode unserem Könige und unserem Vaterlande, dessen
drei brausende Hurras von diesen ehrwürdigen Mauern
zurückschallten. Am 9. wiedehrolte das mobile Regiment in
Gegenwart seines hohen Chefs auf dem Lustgarten diesen Schwur.
Und diesen Schwur haben wir gehalten! Einer Welt von
Feinden gegenüber. In Sonderheit jene 4600 Kameraden
vom
Regiment und die 4000 Kameraden vom Reserveregiment,
denen wir heute ein Erinnerungsmal errichten. Unsere
Gedanken eilen in dankbarer Liebe hin zu ihren stillen Gräbern
und legen heute einen Lorbeerreis auf diese nieder. Mögen
sie in der Heimat liegen oder in Feindesland, auf Flanderns
feuchten Wiesen und auf den Kreidebergen der Champagne,
in den Dise- oder Marnetal, an der Aisne oder SOmme, in
Galizien und Polens weiten Fluren oder den Wäldern Livlands,
in befreiter oftpreußischer Erde oder auf dem Kamme der
Karparthen. Sie sind in unserer Erinnerung unvergessen! Ihre
Taten und ihr Heldentod soll den nachkommenden Geschlechtern
S. 230
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unserer Könige Soldaten geworden. Erinnerungen an
ungezählte Stunden strammen Dienstes, an Besichtigungen und
lobende Anerkennung an Paraden vor dem Allerhöchsten
Chefs des Regimens und Seinen fürstlichen Gästen sind für
jeden von uns unauslöschich mit dem Lustgarten verbunden.
Wer vergißt jemals jenen erhebenden Feldgottesdienst vom
9.August 1914, zu dem S.M. der Kaiser und König
Sein Erstes Garde-Regiment zu Fuß und Sein 1.
Garde-Reserve-Regiment, sie beide allein, vor ihrer Abfahr zur
Westgrenze befohlen hatte! Und nun sind nach 10 Jahren
die beiden Regimenter wieder versammelt, um der toten
Kameraden zu gedenken und Gott zu danken, daß er trotz
allem Unglück uns bis hierher gnädig geleitet hat. Da lag
es so nahe, auch diesen Tag mit einem Feldgottesdienst auf
unserem alten Lustgarten zu beginnen, noch einmal an der
gleichen Stelle Worte der Demut und des Dankes, des Stolzes
und der Zuversicht aus dem Munde der beiden Geistlichen
zu hören, die am 9.August 1914, gesprochen hatten. Und
nun ist der Lustgarten uns verboten! - Auch der
Gottesdienst muß auf dem Kasernenhof stattfinden. Eine bittere
Enttäuschung! Und doch hat der Tasch auch sein Gutes:
Kein störender Lärm dringt von der Straße hierher; die
hohen Mauern der Kaserne halten das gesprochene Wort fest;
nur das Glockenspiel zwingt die Redner ab und an zu einer
kurzen Pause. Wir sind ganz unter uns. Der Gottesdienst
wird in Wahrheit eine Familienfeier.
Achtung! - Ein Ruck geht durch die Reihen. Die
Regimenter stehen still. Mit dem Yord'schen Marsch rückt
die Traditionskompagnie des Ersten Garde-Regiments zu Fuß,
die 1. Kompagnie des Infanterie-Regiments 9, unter
Hauptmann Graf v. Matuschka von Portal V her auf den Platz
und nimmt rechts vom Altar, hinter den Ehrengästen
Aufstellung. Anmasch, Haltung, Griffe der Kompagnie sind
tadellos. Die jungen Soldaten fühlen, daß die Augen der
alten Krieger gesoannt jede Bewegung verfolgen. Es gilt,
eine strenge Prüfung zu bestehen, und - sie wird bestanden,
mit hohem Lob. Die Tradition des Regiments ist bei dieser
Kompagnie sorgsamst gewahrt.
Die Frau Kronprinzessin ist mit den Prinzensöhnen
erschienen und zu den Ehrengästen geleitet worden. Prinz
Wilhelm und Prinz Louis Ferdinand sind ihrem hohen Vater
über den Kopf gewachsen; Prinz Wilhelm wäre in kurzer
Zeit zum Dienst beim Regiment eingeteilt worden, wenn -
ja wenn - . Immer wieder die schmerzliche Erinnerung
an einstmals!
Die Feier beginnt. Die Regimentskommandeure schreiten
die Front der Batailllone ab. Suchend und prüfend
verfolgen ihre Blicke die langen Reihen der großen, statlichen
Gestalten. Jeder von ihnen findet alte Bekannte heraus.
Ein Aufleuchten des Auges, ein kurzer Gruß besagen dem
treugen Mann im schwarzen Rock: Trotz allem Wandel der
Zeiten habe ich Dich nicht ergessen; wir bleiben die Alten!
Aufgeschlossene Tiefkolonnen werden gebildet. In wenigen
Minuten stehen die beiden Regimenter nebeneinander, vor
dem Altar, auf dem Hofe des früheren I. und II. Bataillons
zur Begrüßungsansprache Sr. königlichen Hoheit des Generalmajors
Prinz Eitel-Friedrich von Preußen, unter dessen
Befehl vor 10 Jahren das Ersten Garde-Regiment ins Feld,
gerückt war, bereit:
Ansprache Seiner königlichen Hoheit des Prinzen
Eitel-Friedrich von Preußen.
Kameraden!
Als vor 10 Jahren am 1.August abends das 1. Bataillon
von einem heißen Uebungsmarsche zurückkehrte, hieß es, das
Regiment sei zum Appell bestellt. Da zuckte es wie ein
elektrischer Funke durch einen jeden von uns: jetzt wird es
ernst, die Spannung der letzten Tage entlädt sich: Das ist
der Krieg! Kurz darauf las uns Aktiven unser verehrter
Kommandeur, General von Friedebrug, den Befehl Sr. Maj.
zur Mobilmachung der Armee vor. Laut Mobilmachungsbefehl
hatte ich die hohe Ehre, dies stolze Regiment zu übernehmen.
Welche Auszeichnung und Fruede, diese auserwählte Schar
zum Schutze der Heimat gegen den Feind führen zu können.
Unsere erste gemeinsame Handlung war das Treuegelöbnis
bis zum Tode unserem Könige und unserem Vaterlande, dessen
drei brausende Hurras von diesen ehrwürdigen Mauern
zurückschallten.
S. 230
-
S. 229
unserer Könige Soldaten geworden. Erinnerungen an
ungezählte Stunden strammen Dienstes, an Besichtigungen und
lobende Anerkennung an Paraden vor dem Allerhöchsten
Chefs des Regimens und Seinen fürstlichen Gästen sind für
jeden von uns unauslöschich mit dem Lustgarten verbunden.
Wer vergißt jemals jenen erhebenden Feldgottesdienst vom
9.August 1914, zu dem S.M. der Kaiser und König
Sein Erstes Garde-Regiment zu Fuß und Sein 1.
Garde-Reserve-Regiment, sie beide allein, vor ihrer Abfahr zur
Westgrenze befohlen hatte! Und nun sind nach 10 Jahren
die beiden Regimenter wieder versammelt, um der toten
Kameraden zu gedenken und Gott zu danken, daß er trotz
allem Unglück uns bis hierher gnädig geleitet hat. Da lag
es so nahe, auch diesen Tag mit einem Feldgottesdienst auf
unserem alten Lustgarten zu beginnen, noch einmal an der
gleichen Stelle Worte der Demut und des Dankes, des Stolzes
und der Zuversicht aus dem Munde der beiden Geistlichen
zu hören, die am 9.August 1914, gesprochen hatten. Und
nun ist der Lustgarten uns verboten! - Auch der
Gottesdienst muß auf dem Kasernenhof stattfinden. Eine bittere
Enttäuschung! Und doch hat der Tasch auch sein Gutes:
Kein störender Lärm dringt von der Straße hierher; die
hohen Mauern der Kaserne halten das gesprochene Wort fest;
nur das Glockenspiel zwingt die Redner ab und an zu einer
kurzen Pause. Wir sind ganz unter uns. Der Gottesdienst
wird in Wahrheit eine Familienfeier.
Achtung! - Ein Ruck geht durch die Reihen. Die
Regimenter stehen still. Mit dem Yord'schen Marsch rückt
die Traditionskompagnie des Ersten Garde-Regiments zu Fuß,
die 1. Kompagnie des Infanterie-Regiments 9, unter
Hauptmann Graf v. Matuschka von Portal V her auf den Platz
und nimmt rechts vom Altar, hinter den Ehrengästen
Aufstellung. Anmasch, Haltung, Griffe der Kompagnie sind
tadellos. Die jungen Soldaten fühlen, daß die Augen der
alten Krieger gesoannt jede Bewegung verfolgen. Es gilt,
eine strenge Prüfung zu bestehen, und - sie wird bestanden,
mit hohem Lob. Die Tradition des Regiments ist bei dieser
Kompagnie sorgsamst gewahrt.
Die Frau Kronprinzessin ist mit den Prinzensöhnen
erschienen und zu den Ehrengästen geleitet worden. Prinz
Wilhelm und Prinz Louis Ferdinand sind ihrem hohen Vater
über den Kopf gewachsen; Prinz Wilhelm wäre in kurzer
Zeit zum Dienst beim Regiment eingeteilt worden, wenn -
ja wenn - . Immer wieder die schmerzliche Erinnerung
an einstmals!
Die Feier beginnt. Die Regimentskommandeure schreiten
die Front der Batailllone ab. Suchend und prüfend
verfolgen ihre Blicke die langen Reihen der großen, statlichen
Gestalten. Jeder von ihnen findet alte Bekannte heraus.
Ein Aufleuchten des Auges, ein kurzer Gruß besagen dem
treugen Mann im schwarzen Rock: Trotz allem Wandel der
Zeiten habe ich Dich nicht ergessen; wir bleiben die Alten!
Aufgeschlossene Tiefkolonnen werden gebildet. In wenigen
Minuten stehen die beiden Regimenter nebeneinander, vor
dem Altar, auf dem Hofe des früheren I. und II. Bataillons
zur Begrüßungsansprache Sr. königlichen Hoheit des Generalmajors
Prinz Eitel-Friedrich von Preußen, unter dessen
Befehl vor 10 Jahren das Ersten Garde-Regiment ins Feld,
gerückt war, bereit:
Ansprache Seiner königlichen Hoheit des Prinzen
Eitel-Friedrich von Preußen.
Kameraden!
Als vor 10 Jahren am 1.August abends das 1. Bataillon
von einem heißen Uebungsmarsche zurückkehrte, hieß es, das
Regiment sei zum Appell bestellt. Da zuckte es wie ein
S. 230
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unserer Könige Soldaten geworden. Erinnerungen an
ungezählte Stunden strammen Dienstes, an Besichtigungen und
lobende Anerkennung an Paraden vor dem Allerhöchsten
Chefs des Regimens und Seinen fürstlichen Gästen sind für
jeden von uns unauslöschich mit dem Lustgarten verbunden.
Wer vergißt jemals jenen erhebenden Feldgottesdienst vom
9.August 1914, zu dem S.M. der Kaiser und König
Sein Erstes Garde-Regiment zu Fuß und Sein 1.
Garde-Reserve-Regiment, sie beide allein, vor ihrer Abfahr zur
Westgrenze befohlen hatte! Und nun sind nach 10 Jahren
die beiden Regimenter wieder versammelt, um der toten
Kameraden zu gedenken und Gott zu danken, daß er trotz
allem Unglück uns bis hierher gnädig geleitet hat. Da lag
es so nahe, auch diesen Tag mit einem Feldgottesdienst auf
unserem alten Lustgarten zu beginnen, noch einmal an der
gleichen Stelle Worte der Demut und des Dankes, des Stolzes
und der Zuversicht aus dem Munde der beiden Geistlichen
zu hören, die am 9.August 1914, gesprochen hatten. Und
nun ist der Lustgarten uns verboten! - Auch der
Gottesdienst muß auf dem Kasernenhof stattfinden. Eine bittere
Enttäuschung! Und doch hat der Tasch auch sein Gutes:
Kein störender Lärm dringt von der Straße hierher; die
hohen Mauern der Kaserne halten das gesprochene Wort fest;
nur das Glockenspiel zwingt die Redner ab und an zu einer
kurzen Pause. Wir sind ganz unter uns. Der Gottesdienst
wird in Wahrheit eine Familienfeier.
Achtung! - Ein Ruck geht durch die Reihen. Die
Regimenter stehen still. Mit dem Yord'schen Marsch rückt
die Traditionskompagnie des Ersten Garde-Regiments zu Fuß,
die 1. Kompagnie des Infanterie-Regiments 9, unter
Hauptmann Graf v. Matuschka von Portal V her auf den Platz
und nimmt rechts vom Altar, hinter den Ehrengästen
Aufstellung. Anmasch, Haltung, Griffe der Kompagnie sind
tadellos. Die jungen Soldaten fühlen, daß die Augen der
alten Krieger gesoannt jede Bewegung verfolgen. Es gilt,
eine strenge Prüfung zu bestehen, und - sie wird bestanden,
mit hohem Lob. Die Tradition des Regiments ist bei dieser
Kompagnie sorgsamst gewahrt.
Die Frau Kronprinzessin ist mit den Prinzensöhnen
erschienen und zu den Ehrengästen geleitet worden. Prinz
Wilhelm und Prinz Louis Ferdinand sind ihrem hohen Vater
über den Kopf gewachsen; Prinz Wilhelm wäre in kurzer
Zeit zum Dienst beim Regiment eingeteilt worden, wenn -
ja wenn - . Immer wieder die schmerzliche Erinnerung
an einstmals!
Die Feier beginnt. Die Regimentskommandeure schreiten
die Front der Batailllone ab. Suchend und prüfend
verfolgen ihre Blicke die langen Reihen der großen, statlichen
Gestalten. Jeder von ihnen findet alte Bekannte heraus.
Ein Aufleuchten des Auges, ein kurzer Gruß besagen dem
treugen Mann im schwarzen Rock: Trotz allem Wandel der
Zeiten habe ich Dich nicht ergessen; wir bleiben die Alten!
Aufgeschlossene Tiefkolonnen werden gebildet. In wenigen
Minuten stehen die beiden Regimenter nebeneinander, vor
dem Altar, auf dem Hofe des früheren I. und II. Bataillons
zur Begrüßungsansprache Sr. königlichen Hoheit des Generalmajors
Prinz Eitel-Friedrich von Preußen, unter dessen
Befehl vor 10 Jahren das Ersten Garde-Regiment ins Feld,
gerückt war, bereit:
Ansprache Seiner königlichen Hoheit des Prinzen
Eitel-Friedrich von Preußen.
Kameraden!
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unserer Könige Soldaten geworden. Erinnerungen an
ungezählte Stunden strammen Dienstes, an Besichtigungen und
lobende Anerkennung an Paraden vor dem Allerhöchsten
Chefs des Regimens und Seinen fürstlichen Gästen sind für
jeden von uns unauslöschich mit dem Lustgarten verbunden.
Wer vergißt jemals jenen erhebenden Feldgottesdienst vom
9.August 1914, zu dem S.M. der Kaiser und König
Sein Erstes Garde-Regiment zu Fuß und Sein 1.
Garde-Reserve-Regiment, sie beide allein, vor ihrer Abfahr zur
Westgrenze befohlen hatte! Und nun sind nach 10 Jahren
die beiden Regimenter wieder versammelt, um der toten
Kameraden zu gedenken und Gott zu danken, daß er trotz
allem Unglück uns bis hierher gnädig geleitet hat. Da lag
es so nahe, auch diesen Tag mit einem Feldgottesdienst auf
unserem alten Lustgarten zu beginnen, noch einmal an der
gleichen Stelle Worte der Demut und des Dankes, des Stolzes
und der Zuversicht aus dem Munde der beiden Geistlichen
zu hören, die am 9.August 1914, gesprochen hatten. Und
nun ist der Lustgarten uns verboten! - Auch der
Gottesdienst muß auf dem Kasernenhof stattfinden. Eine bittere
Enttäuschung! Und doch hat der Tasch auch sein Gutes:
Kein störender Lärm dringt von der Straße hierher; die
hohen Mauern der Kaserne halten das gesprochene Wort fest;
nur das Glockenspiel zwingt die Redner ab und an zu einer
kurzen Pause. Wir sind ganz unter uns. Der Gottesdienst
wird in Wahrheit eine Familienfeier.
Achtung! - Ein Ruck geht durch die Reihen. Die
Regimenter stehen still. Mit dem Yord'schen Marsch rückt
die Traditionskompagnie des Ersten Garde-Regiments zu Fuß,
die 1. Kompagnie des Infanterie-Regiments 9, unter
Hauptmann Graf v. Matuschka von Portal V her auf den Platz
und nimmt rechts vom Altar, hinter den Ehrengästen
Aufstellung. Anmasch, Haltung, Griffe der Kompagnie sind
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unserer Könige Soldaten geworden. Erinnerungen an
ungezählte Stunden strammen Dienstes, an Besichtigungen und
lobende Anerkennung an Paraden vor dem Allerhöchsten
Chefs des Regimens und Seinen fürstlichen Gästen sind für
jeden von uns unauslöschich mit dem Lustgarten verbunden.
Wer vergißt jemals jenen erhebenden Feldgottesdienst vom
9.August 1914, zu dem S.M. der Kaiser und König
Sein Erstes Garde-Regiment zu Fuß und Sein 1.
Garde-Reserve-Regiment, sie beide allein, vor ihrer Abfahr zur
Westgrenze befohlen hatte! Und nun sind nach 10 Jahren
die beiden Regimenter wieder versammelt, um der toten
Kameraden zu gedenken und Gott zu danken, daß er trotz
allem Unglück uns bis hierher gnädig geleitet hat. Da lag
es so nahe, auch diesen Tag mit einem Feldgottesdienst auf
unserem alten Lustgarten zu beginnen, noch einmal an der
gleichen Stelle Worte der Demut und des Dankes, des Stolzes
und der Zuversicht aus dem Munde der beiden Geistlichen
S. 230
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S. 229
unserer Könige Soldaten geworden. Erinnerungen an
ungezählte Stunden strammen Dienstes, an Besichtigungen und
lobende Anerkennung an Paraden vor dem Allerhöchsten
Chefs des Regimens und Seinen fürstlichen Gästen sind für
jeden von uns unauslöschich mit dem Lustgarten verbunden.
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- Contributor
- Heike Knothe
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