Kriegstagebuch von Hans-Joachim Röhr aus Görlitz - Band 3, item 125

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S. 227

Denkmalsweihe vom 13. bis 15. Juni 1924 in Potsdam.


Enthüllung des Denkmals.

Potsdam, den 14. Juni 1924.


Wo der "König der Soldaten"

Seine stolze Kirche baute,

Wo zu harten Waffentaten

Weckten fromme Glockenlaute,


Wo der Tritt der Grenadiere

Dröhnt durch die Jahrhunderte,

Lange Kerls und Offiziere

Eine Welt bewunderte,


Hebst Du Dich, Du Totenmal,

Reckst Du Dich, Du Ehrenzeichen,

Hoher Ruhm und tiefe Qual

Schweigend sich die Hände reichen.


Mannesaugen gehen über,

Wie ist unsre Schar jetzt klein! -

Doch aus stiller Gruft herüber

Grüßt uns Friedrichs Ruhmesschein.


Seht, sein mächtiges Königsauge

Ruht auf seinem Regiment,

Als ob's flammend in sich sauge,

Was in unsern Adern brennt.


Fridericus Rex vermelden

Der Geschichte, höret Ihr's?:

"Unsere Grenadiers seind Helden,

Lauter Cesars die Offiziers".


Wohl, der Alte ist zufrieden,

Höher tragen wir das Haupt,

Wenn auch Glück und Freiheit schieden,

Reiner Lorbeer uns umlaubt.


Aus dem ungeheuren Kriege,

Aus dem Weltenwaffentanz

Leuchten unsere hellen Siege

Ebenbürtig Friedrichs Glanz.


Nicht mit all den treuen Toten

Sargten ein wir Friedrichs Geist!

Die wir unser Leben boten - 

"Fritzisch" unsere Losung heißt.


Wache halten unsere Fahnen

Drüben in der Königsgruft,

Bis der Geist der Königsahnen

Uns zu neuem Schwertschlag ruft.


Hoch die Fahnen über'm Rheine!

Wenn die Tapfersten man nennt,

Nennt das unbesiegte, eine

Erste Garde-Regiment!

von Wolff. Mai 1924.


Die Begrüßungsfeiern in Potsdam und Berlin

13. Juni abends.

Von 7 Uhr abends an begannen sich in Potsdam die Säle im

Café Sanssouci, im Konzerthaus und Alten Fritz zu füllen. Ueberall

freudiges Begrüßen, Händeschütteln, Umarmen - nach langen

Jahren ein Wiedersehen im alten lieben Potsdam! Zwar ist

mancher grau geworden, mancher hat seine frühere

Koppelweite an Umfang weit überschritten, aber die Augen leuchten

noch wie früher, das Herz ist dasselbe geblieben wie damals,

als es unter dem blauen Waffenrock mit den weißen

Achselklappen schlug. Und dazwischen sehnige Gestalten, die Jüngeren,

die im feldgrauen Rock des Regiments ihren Mann gestanden

haben. Eiserne Kreuze zieren die Brust. Mit dem

Festabzeichen, dem kleinen silbernen "Semper-talis" Band am

Rock, fühlen sich Alle schnell wieder eins wie früher, eins

mit ihren Kameraden, mit ihren Offizieren.

Schon am Morgen, am Mittag und Nachmittag dieses

Tages war der Schloßhof Zeuge manches freudigen

Wiedersehens gewesen, wo die Kameraden des

Unterbringensausschusses unter der rührigen Führung der Kameraden Ballosch

und Bothe und ihrer Helfer in selbstloser Aufopferung ihres

Amtes gewaltet und die Quartierzettel, die Festfolgen,

Festabzeichen und Eßmarken ausgeteilt hatten.

Nun war am Abend die Hauptarbeit getan; aber " das

Büro" mußte doch im Schloß bleiben, um etwa noch

Ankommende zu versorgen.

Aehnlich war es in Berlin, wo die Begrüßungsfeier

schon um 5 Uhr nachmittags mit der Fahnenweihe des

Vereins ehemaliger Kameraden Berlin stattfand. (Bericht siehe

weiter unten.) Hier war es bei Kamerad Klenske im alten

Hause des Ersten Garde-Regiments, Pariser Platz 3, wo sich

manches Wiedersehen abspielte und bei dem die Karten usw.

abzuholen waren.

In den Lokalen aber stieg die Freude mit jedem

Wiedersehen höher:

Die Musik setzte ein - und dann - lautlose Stille: Die

Begrüßungsansprache beim Füsilierbataillon hält der Generaloberst

v. Plessen, trotz seiner 82 Jahre mit jugendlichem Feuer und

glänzender Beredsamkeit, beim II. Bataillon besteigt General

v. Bartenwerffer die Bühne, beim I. Bataillon Major Graf zu

Eulenburg, der das Bataillon im August 1914 in den Krieg

führte. In Berlin sprach General Graf von der Goltz.

An der lautlosen Stille der Zuhörer, der gespannten

Aufmerksamkeit ist es zu sehen: der innere Zusammenhang

zwischen Redner und Hörer ist schnell hergestellt, den Worten

folgen die Herzen "unsere Offiziere" stehen wieder vor der

Front, wir sind mit ihnen eins im Fühlen und Denken, in

der Treue und Liebe zu unserem alten Regiment, in der

Begeisterung für unser Vaterland und unsere nationale Ehre.

Das ist der Ton, auf den der Abend, der Begrüßungsabend,

überall gestimmt ist.

Das Programm wickelt sich weiter ab; Prologe,

Musikstücke wechseln - aber die Hauptsache bleibt: Das

Wiedersehen mit den alten Kameraden und Führern. Bis über

Mitternacht sitzen in den überfüllten Lokalen die Gruppen

in traulichem Gespräch zusammen, Kompagnieweise - alte

Erinnerungen leben auf an die Dienstzeit - weißt Du noch

damals? Ja, da waren wir noch jung! Und jetzt! Manche

Sorge bedrückt das Herz, aber im Mitteilen an alte Kameraden

wird sie leichter und leichter, grämliche Gedanken werden

verscheucht, und alle fühlen sich wieder jung wie damals, fühlen

sich wieder eins wie damals - und wenn jetzt das

Vaterland uns braucht, wir sind alle wieder da! Denn es muß

doch einmal anders werden!

Erst in später Stunde trennen sich die letzten, trotzdem

ein feierlicher aber auch anstrengender Tag bevorsteht.

v. F.

Die Weihe am 14. Juni.

Künstler und Steinmetz haben Wort gehalten, junge

Kameraden der Traditionskompagnie noch gestern Hand mit

angelegt, und die letzten Vorbereitungen zu treffen: Das

Denkmal harrt der Weihe.

Die Sonne hat sich heute in dichte Wolken gehüllt, so

recht angetan, um die Festteilnehmer ernsten Gedanken geneigt

zu machen. Das Glockenspiel der Garnisonkirche trägt dazu

bei, die würdige Stimmung zu festigen. Der Organist, Prof.


S. 228

Becker, vielen von uns schon aus der Zeit vor dem großen

Kriege bekannt, hätte keine bessere Auswahl aus seinem reichen

Liederschatze treffen können:

Sonnabend, den 14. Juni, vormittags 9 - 10 Uhr:

1. Largo, Trauermarsch und Arie: "Ich weiß, daß mein

Erlöser lebt", von Händel.

2. Die Trompete von Vionville: "Sie haben Tod und

Verderben gespieen ...", von E. Richter.

3. Kein Schön'rer Tod auf dieser Welt ...

4. Ich hatt' einen Kameraden.

5. O Deutschland hoch in Ehren.

6. Und hörst du das mächtige Klingen.

7. Zwei altniederländische Hymnen:

a) Das Vaterland ruft.

b) Wilhemus von Nassauen.

8. Treue Liebe bis zum Grabe.

9. Gelübde: Ich hab mich ergeben mit Herz ...

10. Brüder, reicht die Hand zum Bunde, von Mozart.

11. Deutsche Volkshymne.

12. Ach bleib mit deiner Gnade.

13. Harre, meine Seele.

14. Ich bete an die Macht der Liebe.


Unter diesen Klängen versammeln sich bis 10 Uhr

vormittags die Kameraden zur Begrüßung durch Generalmajor

Prinz Eitel-Friedrich von Preußen, Königliche Hoheit, und

zum Feldgottesdienst auf dem Hof der alten so vetrauten

Kaserne, die infolge der liebevollen Sorge des jetzigen

Bataillonskommandeurs, Major v. Schauroth, innerlich wie äußerlich

einen behaglichen freundlichen Eindruck macht und die besonders

für den heutigen Tag mit Bannern und Grün festlich

geschmückt ist. Sonst hat sich das alte Vaterhaus unseres

Regiments natürlich kaum verändert. Aber stiller ist

es darin geworden. Kein Wunder! Denn wo einst drei

Bataillone ihr Heim hatten, sind jetzt nur drei Komapgnien

des I. Bataillons Infanterie-Regiments 9 untergebracht. Heute

freilich flutet hier mehr Leben denn je. Schnell finden sich

unsere alten Grenadiere und Füsiliere zurecht. Man hat es

ihnen dadurch erleichtert, daß die einzelnen Bataillone sich

an altgewohnter Stelle versammeln, auf den gleichen Plätzen,

von denen sie so oft zu ernster Arbeit hinausgezogen sind.

Der rechte Flügel jeder Kompagnie ist durch eine Tafel

bezeichnet. So herrscht sogleich eine gewisse Ordnung auf dem

weiten Hof. Ein jeder übersieht hier zum ersten Mal die

große Zahl der erschienenen Kompagniekameraden und entdeckt

zu seiner Freude immer von neuen bekannte liebe Gesichter.

Die Zeit reicht nicht, um alle zu begrüßen.


Denn pünktlich um 10 Uhr mit dem letzten Schlage der

Kirchenuhr ertönt es über den Platz: "Kompagnien antreten!"

Als wenn es täglich so wäre, stehen in wenigen Augenblicken

die Komapgnien in Linie, nach Jahrgängen geordnet. Die

letzten Feldwebel lassen abzählen, teilen Züge ein, lassen

Gruppen abschwenken. Und dann heißt es: "Stillgestanden!

 - Hut ab! - Richt euch!" und die Kompagnie, fest

gegliedert, wie zum Exerzieren, wird dem ältesten aus der

Reihe ihrer Chefs gemeldet: "Guten Morgen, Grenadiere!"

- "Guten Morgen, Herr ---- Hauptmann!" schallt es zurück,

knapp und klar, wie einstmals, - "Herr Hauptmann" -

nach alter Gewohnheit, auch wenn dieser längst

Generals-Achselstücke trägt.


Vor der Front stehen die alten Offiziere. Hervorgehoben

seien hier nur die Regimentskommandeure des Ersten

Garde-Regiments zu Fuß: Generaloberst von Plessen (88-91),

General der Infanterie Freiherr v. Plettenberg (98-02),

Generalleutnant Freiherr v. Willisen (06-10),

Generalleutnant v. Friedeburg (11-14), Generalmajor Prinz

Eitel-Friedrich (14), Major Graf zu Eulenburg (16-18), vom

Ersten Garde-Reserve-Regiment: Oberst v. Brederlow. Ferner

sieht man die Prinzen des königlichen Hauses, deren

militärischen Wiege nach alter Ueberlieferung stets beim Ersten

Garde-Regiment gestanden hat: General der Infanterie

Kronprinz Wilhelm (bei seiner 2. Komapgnie), Generalmajor

Prinz Friedirch Wilhelm (bei der 4. Komp.), Oberst Prinz

August Wilhelm (bei der 5. Komp.), Oberst Prinz Oskar

(bei der 4.Komp.), Prinz Waldemar, General der Infanterie

Fürst von Hohenzollern (beim Füs.-Batl.), Hauptmann Erbprinz

Friedrich Viktor von Hohenzollern, Leutnant Prinz Albrecht

von Hohenzollern. Ferner Generaloberst Freiherr v. Lyncker,

die Generäle der Infanterie v. Strantz (bei der 9. Komp.),

Frhr. v. Gayl beim 1. Btl., mit dem Eisernen Kreuz 1. Klasse von

1870/71, v. Plüskow (bei der Leib-Komp.), die

Generalleutnants Nickisch v. Rosenegk (bei der 7.Komp.), v. Unruh

(bei der 6. Komp.), Graf Finck v. Finckenstein (bei der

12. Komp.), Generalmajor Freiherr v. Humboldt-Dachroeden

(beim Füs.-Batl.), die Obersten v. Leipzig (bei der

Leib-Komp.), v. Rex (bei der 6. Komp.). v. Goerne (bei der

Leib-Komp.), Major v. Griesheim (beim 1 G.Res.-R.).

Den alten Veteranen aber war es eine besondere Freude,

3 Offiziere, die den Krieg 1870/71 im Ersten Garde-Regiment

mitgemacht haben, wiederzusehen: General der Infanterie

Brunsich Edler v. Brun (beim II. Batl.), Generalleutnant

Graf v. Kanitz (bei der Leib-Komp.) und General der

Infanterie v. Loewenfeld (bei der 7.Komp.), alle drei noch in

staunenswerter Frische.

Doch unser aller Gedanken wandern in diesem

Augenblick fort von hier, weit, weit hinweg, über des Reiches

Grenzen hinaus, in's Nachbarland zu ihm, dem allein es

heute verwehrt ist, seinen Grenadieren und Füsilieren die

Hand zu drücken, zu Ihm, dem Allerhöchsten Chef des

Regiments, unserem geliebten Kaiser und König. Wer Ihm in

den Reihen des Regiments bei einer Besichtigung, einer

Parade, beim Feldgottesdienst am 9.8.1918, oder gar vor

dem Feinde ins gütige Auge hat schauen dürfen, wer Ihm

im langen Stall Aug' in Auge den Eid der Treue geschworen

hat, der bleibt der Seine bis zum letzten Atemzuge. Und

im Unglück nun erst recht!

Wie an der Schnur gerichtet, I. und II. Bataillon

zwischen Wachportal und früherer Kaserne des II. Bataillons,

ihnen gegenüber Füsilierbataillon und I. Garde-Reserve-Reg.

mit senem Ersatzbataillon vor dem Kammergebäude und

Exerzierhause, dazwischen, vor der früheren Kaserne der

Machinengewehr-Komapgnie, die kleinen Formationen -

Minenwerfer-Kompagnie, Nachrichten-Kompagnie, Hilfs-Pion.

Kompagnie, alte Maschinengewehr-Kompagnie, IV. und

Ersatzbataillon 1. Garde-Regiments - harren die beiden schönen

Regimenter des Augenblicks, wo die alten

Regimentskommandeure die Front abschreiten werden.

Inzwischen hat sich auch die Mitte des Kasernenhofes

gefüllt, der alte Turnplatz, unter dessen herrlichen Bäumen der

Feldaltar errichtet ist. Hier stehen vor dem Rohdich-Denkmal die

Fahnen der Kriegervereine. Rechts sitzen in der ersten Reihe

schwerkriegsbeschädigte Grenadiere und Füsiliere, hinter ihnen

die geladenen Ehrengäste, Freunde des Regiments aus Stadt

und Land. Links vom Altar haben die Hinterbliebenen der

Gefallenen und Familienangehörige unserer Kameraden Platz

gefunden. Freilich reicht der Raum nicht weit, und so sind

auch alle Fenster der Kaserne dicht besetzt.

Allgemein ist der Unwille,  daß auf eine erst vor wenigen

Tagen ergangene behördliche Anordnung hin der

Feldgottesdienst nicht im Lustgarten stattfinden darf. Unser Lustgarten

uns verboten! Unser seit mehr als zwei Jahrhunderten !

Wir alle - ohne Ausnahme - sind dort unter den Augen

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S. 227

Denkmalsweihe vom 13. bis 15. Juni 1924 in Potsdam.


Enthüllung des Denkmals.

Potsdam, den 14. Juni 1924.


Wo der "König der Soldaten"

Seine stolze Kirche baute,

Wo zu harten Waffentaten

Weckten fromme Glockenlaute,


Wo der Tritt der Grenadiere

Dröhnt durch die Jahrhunderte,

Lange Kerls und Offiziere

Eine Welt bewunderte,


Hebst Du Dich, Du Totenmal,

Reckst Du Dich, Du Ehrenzeichen,

Hoher Ruhm und tiefe Qual

Schweigend sich die Hände reichen.


Mannesaugen gehen über,

Wie ist unsre Schar jetzt klein! -

Doch aus stiller Gruft herüber

Grüßt uns Friedrichs Ruhmesschein.


Seht, sein mächtiges Königsauge

Ruht auf seinem Regiment,

Als ob's flammend in sich sauge,

Was in unsern Adern brennt.


Fridericus Rex vermelden

Der Geschichte, höret Ihr's?:

"Unsere Grenadiers seind Helden,

Lauter Cesars die Offiziers".


Wohl, der Alte ist zufrieden,

Höher tragen wir das Haupt,

Wenn auch Glück und Freiheit schieden,

Reiner Lorbeer uns umlaubt.


Aus dem ungeheuren Kriege,

Aus dem Weltenwaffentanz

Leuchten unsere hellen Siege

Ebenbürtig Friedrichs Glanz.


Nicht mit all den treuen Toten

Sargten ein wir Friedrichs Geist!

Die wir unser Leben boten - 

"Fritzisch" unsere Losung heißt.


Wache halten unsere Fahnen

Drüben in der Königsgruft,

Bis der Geist der Königsahnen

Uns zu neuem Schwertschlag ruft.


Hoch die Fahnen über'm Rheine!

Wenn die Tapfersten man nennt,

Nennt das unbesiegte, eine

Erste Garde-Regiment!

von Wolff. Mai 1924.


Die Begrüßungsfeiern in Potsdam und Berlin

13. Juni abends.

Von 7 Uhr abends an begannen sich in Potsdam die Säle im

Café Sanssouci, im Konzerthaus und Alten Fritz zu füllen. Ueberall

freudiges Begrüßen, Händeschütteln, Umarmen - nach langen

Jahren ein Wiedersehen im alten lieben Potsdam! Zwar ist

mancher grau geworden, mancher hat seine frühere

Koppelweite an Umfang weit überschritten, aber die Augen leuchten

noch wie früher, das Herz ist dasselbe geblieben wie damals,

als es unter dem blauen Waffenrock mit den weißen

Achselklappen schlug. Und dazwischen sehnige Gestalten, die Jüngeren,

die im feldgrauen Rock des Regiments ihren Mann gestanden

haben. Eiserne Kreuze zieren die Brust. Mit dem

Festabzeichen, dem kleinen silbernen "Semper-talis" Band am

Rock, fühlen sich Alle schnell wieder eins wie früher, eins

mit ihren Kameraden, mit ihren Offizieren.

Schon am Morgen, am Mittag und Nachmittag dieses

Tages war der Schloßhof Zeuge manches freudigen

Wiedersehens gewesen, wo die Kameraden des

Unterbringensausschusses unter der rührigen Führung der Kameraden Ballosch

und Bothe und ihrer Helfer in selbstloser Aufopferung ihres

Amtes gewaltet und die Quartierzettel, die Festfolgen,

Festabzeichen und Eßmarken ausgeteilt hatten.

Nun war am Abend die Hauptarbeit getan; aber " das

Büro" mußte doch im Schloß bleiben, um etwa noch

Ankommende zu versorgen.

Aehnlich war es in Berlin, wo die Begrüßungsfeier

schon um 5 Uhr nachmittags mit der Fahnenweihe des

Vereins ehemaliger Kameraden Berlin stattfand. (Bericht siehe

weiter unten.) Hier war es bei Kamerad Klenske im alten

Hause des Ersten Garde-Regiments, Pariser Platz 3, wo sich

manches Wiedersehen abspielte und bei dem die Karten usw.

abzuholen waren.

In den Lokalen aber stieg die Freude mit jedem

Wiedersehen höher:

Die Musik setzte ein - und dann - lautlose Stille: Die

Begrüßungsansprache beim Füsilierbataillon hält der Generaloberst

v. Plessen, trotz seiner 82 Jahre mit jugendlichem Feuer und

glänzender Beredsamkeit, beim II. Bataillon besteigt General

v. Bartenwerffer die Bühne, beim I. Bataillon Major Graf zu

Eulenburg, der das Bataillon im August 1914 in den Krieg

führte. In Berlin sprach General Graf von der Goltz.

An der lautlosen Stille der Zuhörer, der gespannten

Aufmerksamkeit ist es zu sehen: der innere Zusammenhang

zwischen Redner und Hörer ist schnell hergestellt, den Worten

folgen die Herzen "unsere Offiziere" stehen wieder vor der

Front, wir sind mit ihnen eins im Fühlen und Denken, in

der Treue und Liebe zu unserem alten Regiment, in der

Begeisterung für unser Vaterland und unsere nationale Ehre.

Das ist der Ton, auf den der Abend, der Begrüßungsabend,

überall gestimmt ist.

Das Programm wickelt sich weiter ab; Prologe,

Musikstücke wechseln - aber die Hauptsache bleibt: Das

Wiedersehen mit den alten Kameraden und Führern. Bis über

Mitternacht sitzen in den überfüllten Lokalen die Gruppen

in traulichem Gespräch zusammen, Kompagnieweise - alte

Erinnerungen leben auf an die Dienstzeit - weißt Du noch

damals? Ja, da waren wir noch jung! Und jetzt! Manche

Sorge bedrückt das Herz, aber im Mitteilen an alte Kameraden

wird sie leichter und leichter, grämliche Gedanken werden

verscheucht, und alle fühlen sich wieder jung wie damals, fühlen

sich wieder eins wie damals - und wenn jetzt das

Vaterland uns braucht, wir sind alle wieder da! Denn es muß

doch einmal anders werden!

Erst in später Stunde trennen sich die letzten, trotzdem

ein feierlicher aber auch anstrengender Tag bevorsteht.

v. F.

Die Weihe am 14. Juni.

Künstler und Steinmetz haben Wort gehalten, junge

Kameraden der Traditionskompagnie noch gestern Hand mit

angelegt, und die letzten Vorbereitungen zu treffen: Das

Denkmal harrt der Weihe.

Die Sonne hat sich heute in dichte Wolken gehüllt, so

recht angetan, um die Festteilnehmer ernsten Gedanken geneigt

zu machen. Das Glockenspiel der Garnisonkirche trägt dazu

bei, die würdige Stimmung zu festigen. Der Organist, Prof.


S. 228

Becker, vielen von uns schon aus der Zeit vor dem großen

Kriege bekannt, hätte keine bessere Auswahl aus seinem reichen

Liederschatze treffen können:

Sonnabend, den 14. Juni, vormittags 9 - 10 Uhr:

1. Largo, Trauermarsch und Arie: "Ich weiß, daß mein

Erlöser lebt", von Händel.

2. Die Trompete von Vionville: "Sie haben Tod und

Verderben gespieen ...", von E. Richter.

3. Kein Schön'rer Tod auf dieser Welt ...

4. Ich hatt' einen Kameraden.

5. O Deutschland hoch in Ehren.

6. Und hörst du das mächtige Klingen.

7. Zwei altniederländische Hymnen:

a) Das Vaterland ruft.

b) Wilhemus von Nassauen.

8. Treue Liebe bis zum Grabe.

9. Gelübde: Ich hab mich ergeben mit Herz ...

10. Brüder, reicht die Hand zum Bunde, von Mozart.

11. Deutsche Volkshymne.

12. Ach bleib mit deiner Gnade.

13. Harre, meine Seele.

14. Ich bete an die Macht der Liebe.


Unter diesen Klängen versammeln sich bis 10 Uhr

vormittags die Kameraden zur Begrüßung durch Generalmajor

Prinz Eitel-Friedrich von Preußen, Königliche Hoheit, und

zum Feldgottesdienst auf dem Hof der alten so vetrauten

Kaserne, die infolge der liebevollen Sorge des jetzigen

Bataillonskommandeurs, Major v. Schauroth, innerlich wie äußerlich

einen behaglichen freundlichen Eindruck macht und die besonders

für den heutigen Tag mit Bannern und Grün festlich

geschmückt ist. Sonst hat sich das alte Vaterhaus unseres

Regiments natürlich kaum verändert. Aber stiller ist

es darin geworden. Kein Wunder! Denn wo einst drei

Bataillone ihr Heim hatten, sind jetzt nur drei Komapgnien

des I. Bataillons Infanterie-Regiments 9 untergebracht. Heute

freilich flutet hier mehr Leben denn je. Schnell finden sich

unsere alten Grenadiere und Füsiliere zurecht. Man hat es

ihnen dadurch erleichtert, daß die einzelnen Bataillone sich

an altgewohnter Stelle versammeln, auf den gleichen Plätzen,

von denen sie so oft zu ernster Arbeit hinausgezogen sind.

Der rechte Flügel jeder Kompagnie ist durch eine Tafel

bezeichnet. So herrscht sogleich eine gewisse Ordnung auf dem

weiten Hof. Ein jeder übersieht hier zum ersten Mal die

große Zahl der erschienenen Kompagniekameraden und entdeckt

zu seiner Freude immer von neuen bekannte liebe Gesichter.

Die Zeit reicht nicht, um alle zu begrüßen.


Denn pünktlich um 10 Uhr mit dem letzten Schlage der

Kirchenuhr ertönt es über den Platz: "Kompagnien antreten!"

Als wenn es täglich so wäre, stehen in wenigen Augenblicken

die Komapgnien in Linie, nach Jahrgängen geordnet. Die

letzten Feldwebel lassen abzählen, teilen Züge ein, lassen

Gruppen abschwenken. Und dann heißt es: "Stillgestanden!

 - Hut ab! - Richt euch!" und die Kompagnie, fest

gegliedert, wie zum Exerzieren, wird dem ältesten aus der

Reihe ihrer Chefs gemeldet: "Guten Morgen, Grenadiere!"

- "Guten Morgen, Herr ---- Hauptmann!" schallt es zurück,

knapp und klar, wie einstmals, - "Herr Hauptmann" -

nach alter Gewohnheit, auch wenn dieser längst

Generals-Achselstücke trägt.


Vor der Front stehen die alten Offiziere. Hervorgehoben

seien hier nur die Regimentskommandeure des Ersten

Garde-Regiments zu Fuß: Generaloberst von Plessen (88-91),

General der Infanterie Freiherr v. Plettenberg (98-02),

Generalleutnant Freiherr v. Willisen (06-10),

Generalleutnant v. Friedeburg (11-14), Generalmajor Prinz

Eitel-Friedrich (14), Major Graf zu Eulenburg (16-18), vom

Ersten Garde-Reserve-Regiment: Oberst v. Brederlow. Ferner

sieht man die Prinzen des königlichen Hauses, deren

militärischen Wiege nach alter Ueberlieferung stets beim Ersten

Garde-Regiment gestanden hat: General der Infanterie

Kronprinz Wilhelm (bei seiner 2. Komapgnie), Generalmajor

Prinz Friedirch Wilhelm (bei der 4. Komp.), Oberst Prinz

August Wilhelm (bei der 5. Komp.), Oberst Prinz Oskar

(bei der 4.Komp.), Prinz Waldemar, General der Infanterie

Fürst von Hohenzollern (beim Füs.-Batl.), Hauptmann Erbprinz

Friedrich Viktor von Hohenzollern, Leutnant Prinz Albrecht

von Hohenzollern. Ferner Generaloberst Freiherr v. Lyncker,

die Generäle der Infanterie v. Strantz (bei der 9. Komp.),

Frhr. v. Gayl beim 1. Btl., mit dem Eisernen Kreuz 1. Klasse von

1870/71, v. Plüskow (bei der Leib-Komp.), die

Generalleutnants Nickisch v. Rosenegk (bei der 7.Komp.), v. Unruh

(bei der 6. Komp.), Graf Finck v. Finckenstein (bei der

12. Komp.), Generalmajor Freiherr v. Humboldt-Dachroeden

(beim Füs.-Batl.), die Obersten v. Leipzig (bei der

Leib-Komp.), v. Rex (bei der 6. Komp.). v. Goerne (bei der

Leib-Komp.), Major v. Griesheim (beim 1 G.Res.-R.).

Den alten Veteranen aber war es eine besondere Freude,

3 Offiziere, die den Krieg 1870/71 im Ersten Garde-Regiment

mitgemacht haben, wiederzusehen: General der Infanterie

Brunsich Edler v. Brun (beim II. Batl.), Generalleutnant

Graf v. Kanitz (bei der Leib-Komp.) und General der

Infanterie v. Loewenfeld (bei der 7.Komp.), alle drei noch in

staunenswerter Frische.

Doch unser aller Gedanken wandern in diesem

Augenblick fort von hier, weit, weit hinweg, über des Reiches

Grenzen hinaus, in's Nachbarland zu ihm, dem allein es

heute verwehrt ist, seinen Grenadieren und Füsilieren die

Hand zu drücken, zu Ihm, dem Allerhöchsten Chef des

Regiments, unserem geliebten Kaiser und König. Wer Ihm in

den Reihen des Regiments bei einer Besichtigung, einer

Parade, beim Feldgottesdienst am 9.8.1918, oder gar vor

dem Feinde ins gütige Auge hat schauen dürfen, wer Ihm

im langen Stall Aug' in Auge den Eid der Treue geschworen

hat, der bleibt der Seine bis zum letzten Atemzuge. Und

im Unglück nun erst recht!

Wie an der Schnur gerichtet, I. und II. Bataillon

zwischen Wachportal und früherer Kaserne des II. Bataillons,

ihnen gegenüber Füsilierbataillon und I. Garde-Reserve-Reg.

mit senem Ersatzbataillon vor dem Kammergebäude und

Exerzierhause, dazwischen, vor der früheren Kaserne der

Machinengewehr-Komapgnie, die kleinen Formationen -

Minenwerfer-Kompagnie, Nachrichten-Kompagnie, Hilfs-Pion.

Kompagnie, alte Maschinengewehr-Kompagnie, IV. und

Ersatzbataillon 1. Garde-Regiments - harren die beiden schönen

Regimenter des Augenblicks, wo die alten

Regimentskommandeure die Front abschreiten werden.

Inzwischen hat sich auch die Mitte des Kasernenhofes

gefüllt, der alte Turnplatz, unter dessen herrlichen Bäumen der

Feldaltar errichtet ist. Hier stehen vor dem Rohdich-Denkmal die

Fahnen der Kriegervereine. Rechts sitzen in der ersten Reihe

schwerkriegsbeschädigte Grenadiere und Füsiliere, hinter ihnen

die geladenen Ehrengäste, Freunde des Regiments aus Stadt

und Land. Links vom Altar haben die Hinterbliebenen der

Gefallenen und Familienangehörige unserer Kameraden Platz

gefunden. Freilich reicht der Raum nicht weit, und so sind

auch alle Fenster der Kaserne dicht besetzt.

Allgemein ist der Unwille,  daß auf eine erst vor wenigen

Tagen ergangene behördliche Anordnung hin der

Feldgottesdienst nicht im Lustgarten stattfinden darf. Unser Lustgarten

uns verboten! Unser seit mehr als zwei Jahrhunderten !

Wir alle - ohne Ausnahme - sind dort unter den Augen


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  • March 6, 2017 21:52:36 Rolf Kranz

    S. 227

    Denkmalsweihe vom 13. bis 15. Juni 1924 in Potsdam.


    Enthüllung des Denkmals.

    Potsdam, den 14. Juni 1924.


    Wo der "König der Soldaten"

    Seine stolze Kirche baute,

    Wo zu harten Waffentaten

    Weckten fromme Glockenlaute,


    Wo der Tritt der Grenadiere

    Dröhnt durch die Jahrhunderte,

    Lange Kerls und Offiziere

    Eine Welt bewunderte,


    Hebst Du Dich, Du Totenmal,

    Reckst Du Dich, Du Ehrenzeichen,

    Hoher Ruhm und tiefe Qual

    Schweigend sich die Hände reichen.


    Mannesaugen gehen über,

    Wie ist unsre Schar jetzt klein! -

    Doch aus stiller Gruft herüber

    Grüßt uns Friedrichs Ruhmesschein.


    Seht, sein mächtiges Königsauge

    Ruht auf seinem Regiment,

    Als ob's flammend in sich sauge,

    Was in unsern Adern brennt.


    Fridericus Rex vermelden

    Der Geschichte, höret Ihr's?:

    "Unsere Grenadiers seind Helden,

    Lauter Cesars die Offiziers".


    Wohl, der Alte ist zufrieden,

    Höher tragen wir das Haupt,

    Wenn auch Glück und Freiheit schieden,

    Reiner Lorbeer uns umlaubt.


    Aus dem ungeheuren Kriege,

    Aus dem Weltenwaffentanz

    Leuchten unsere hellen Siege

    Ebenbürtig Friedrichs Glanz.


    Nicht mit all den treuen Toten

    Sargten ein wir Friedrichs Geist!

    Die wir unser Leben boten - 

    "Fritzisch" unsere Losung heißt.


    Wache halten unsere Fahnen

    Drüben in der Königsgruft,

    Bis der Geist der Königsahnen

    Uns zu neuem Schwertschlag ruft.


    Hoch die Fahnen über'm Rheine!

    Wenn die Tapfersten man nennt,

    Nennt das unbesiegte, eine

    Erste Garde-Regiment!

    von Wolff. Mai 1924.


    Die Begrüßungsfeiern in Potsdam und Berlin

    13. Juni abends.

    Von 7 Uhr abends an begannen sich in Potsdam die Säle im

    Café Sanssouci, im Konzerthaus und Alten Fritz zu füllen. Ueberall

    freudiges Begrüßen, Händeschütteln, Umarmen - nach langen

    Jahren ein Wiedersehen im alten lieben Potsdam! Zwar ist

    mancher grau geworden, mancher hat seine frühere

    Koppelweite an Umfang weit überschritten, aber die Augen leuchten

    noch wie früher, das Herz ist dasselbe geblieben wie damals,

    als es unter dem blauen Waffenrock mit den weißen

    Achselklappen schlug. Und dazwischen sehnige Gestalten, die Jüngeren,

    die im feldgrauen Rock des Regiments ihren Mann gestanden

    haben. Eiserne Kreuze zieren die Brust. Mit dem

    Festabzeichen, dem kleinen silbernen "Semper-talis" Band am

    Rock, fühlen sich Alle schnell wieder eins wie früher, eins

    mit ihren Kameraden, mit ihren Offizieren.

    Schon am Morgen, am Mittag und Nachmittag dieses

    Tages war der Schloßhof Zeuge manches freudigen

    Wiedersehens gewesen, wo die Kameraden des

    Unterbringensausschusses unter der rührigen Führung der Kameraden Ballosch

    und Bothe und ihrer Helfer in selbstloser Aufopferung ihres

    Amtes gewaltet und die Quartierzettel, die Festfolgen,

    Festabzeichen und Eßmarken ausgeteilt hatten.

    Nun war am Abend die Hauptarbeit getan; aber " das

    Büro" mußte doch im Schloß bleiben, um etwa noch

    Ankommende zu versorgen.

    Aehnlich war es in Berlin, wo die Begrüßungsfeier

    schon um 5 Uhr nachmittags mit der Fahnenweihe des

    Vereins ehemaliger Kameraden Berlin stattfand. (Bericht siehe

    weiter unten.) Hier war es bei Kamerad Klenske im alten

    Hause des Ersten Garde-Regiments, Pariser Platz 3, wo sich

    manches Wiedersehen abspielte und bei dem die Karten usw.

    abzuholen waren.

    In den Lokalen aber stieg die Freude mit jedem

    Wiedersehen höher:

    Die Musik setzte ein - und dann - lautlose Stille: Die

    Begrüßungsansprache beim Füsilierbataillon hält der Generaloberst

    v. Plessen, trotz seiner 82 Jahre mit jugendlichem Feuer und

    glänzender Beredsamkeit, beim II. Bataillon besteigt General

    v. Bartenwerffer die Bühne, beim I. Bataillon Major Graf zu

    Eulenburg, der das Bataillon im August 1914 in den Krieg

    führte. In Berlin sprach General Graf von der Goltz.

    An der lautlosen Stille der Zuhörer, der gespannten

    Aufmerksamkeit ist es zu sehen: der innere Zusammenhang

    zwischen Redner und Hörer ist schnell hergestellt, den Worten

    folgen die Herzen "unsere Offiziere" stehen wieder vor der

    Front, wir sind mit ihnen eins im Fühlen und Denken, in

    der Treue und Liebe zu unserem alten Regiment, in der

    Begeisterung für unser Vaterland und unsere nationale Ehre.

    Das ist der Ton, auf den der Abend, der Begrüßungsabend,

    überall gestimmt ist.

    Das Programm wickelt sich weiter ab; Prologe,

    Musikstücke wechseln - aber die Hauptsache bleibt: Das

    Wiedersehen mit den alten Kameraden und Führern. Bis über

    Mitternacht sitzen in den überfüllten Lokalen die Gruppen

    in traulichem Gespräch zusammen, Kompagnieweise - alte

    Erinnerungen leben auf an die Dienstzeit - weißt Du noch

    damals? Ja, da waren wir noch jung! Und jetzt! Manche

    Sorge bedrückt das Herz, aber im Mitteilen an alte Kameraden

    wird sie leichter und leichter, grämliche Gedanken werden

    verscheucht, und alle fühlen sich wieder jung wie damals, fühlen

    sich wieder eins wie damals - und wenn jetzt das

    Vaterland uns braucht, wir sind alle wieder da! Denn es muß

    doch einmal anders werden!

    Erst in später Stunde trennen sich die letzten, trotzdem

    ein feierlicher aber auch anstrengender Tag bevorsteht.

    v. F.

    Die Weihe am 14. Juni.

    Künstler und Steinmetz haben Wort gehalten, junge

    Kameraden der Traditionskompagnie noch gestern Hand mit

    angelegt, und die letzten Vorbereitungen zu treffen: Das

    Denkmal harrt der Weihe.

    Die Sonne hat sich heute in dichte Wolken gehüllt, so

    recht angetan, um die Festteilnehmer ernsten Gedanken geneigt

    zu machen. Das Glockenspiel der Garnisonkirche trägt dazu

    bei, die würdige Stimmung zu festigen. Der Organist, Prof.


    S. 228

    Becker, vielen von uns schon aus der Zeit vor dem großen

    Kriege bekannt, hätte keine bessere Auswahl aus seinem reichen

    Liederschatze treffen können:

    Sonnabend, den 14. Juni, vormittags 9 - 10 Uhr:

    1. Largo, Trauermarsch und Arie: "Ich weiß, daß mein

    Erlöser lebt", von Händel.

    2. Die Trompete von Vionville: "Sie haben Tod und

    Verderben gespieen ...", von E. Richter.

    3. Kein Schön'rer Tod auf dieser Welt ...

    4. Ich hatt' einen Kameraden.

    5. O Deutschland hoch in Ehren.

    6. Und hörst du das mächtige Klingen.

    7. Zwei altniederländische Hymnen:

    a) Das Vaterland ruft.

    b) Wilhemus von Nassauen.

    8. Treue Liebe bis zum Grabe.

    9. Gelübde: Ich hab mich ergeben mit Herz ...

    10. Brüder, reicht die Hand zum Bunde, von Mozart.

    11. Deutsche Volkshymne.

    12. Ach bleib mit deiner Gnade.

    13. Harre, meine Seele.

    14. Ich bete an die Macht der Liebe.


    Unter diesen Klängen versammeln sich bis 10 Uhr

    vormittags die Kameraden zur Begrüßung durch Generalmajor

    Prinz Eitel-Friedrich von Preußen, Königliche Hoheit, und

    zum Feldgottesdienst auf dem Hof der alten so vetrauten

    Kaserne, die infolge der liebevollen Sorge des jetzigen

    Bataillonskommandeurs, Major v. Schauroth, innerlich wie äußerlich

    einen behaglichen freundlichen Eindruck macht und die besonders

    für den heutigen Tag mit Bannern und Grün festlich

    geschmückt ist. Sonst hat sich das alte Vaterhaus unseres

    Regiments natürlich kaum verändert. Aber stiller ist

    es darin geworden. Kein Wunder! Denn wo einst drei

    Bataillone ihr Heim hatten, sind jetzt nur drei Komapgnien

    des I. Bataillons Infanterie-Regiments 9 untergebracht. Heute

    freilich flutet hier mehr Leben denn je. Schnell finden sich

    unsere alten Grenadiere und Füsiliere zurecht. Man hat es

    ihnen dadurch erleichtert, daß die einzelnen Bataillone sich

    an altgewohnter Stelle versammeln, auf den gleichen Plätzen,

    von denen sie so oft zu ernster Arbeit hinausgezogen sind.

    Der rechte Flügel jeder Kompagnie ist durch eine Tafel

    bezeichnet. So herrscht sogleich eine gewisse Ordnung auf dem

    weiten Hof. Ein jeder übersieht hier zum ersten Mal die

    große Zahl der erschienenen Kompagniekameraden und entdeckt

    zu seiner Freude immer von neuen bekannte liebe Gesichter.

    Die Zeit reicht nicht, um alle zu begrüßen.


    Denn pünktlich um 10 Uhr mit dem letzten Schlage der

    Kirchenuhr ertönt es über den Platz: "Kompagnien antreten!"

    Als wenn es täglich so wäre, stehen in wenigen Augenblicken

    die Komapgnien in Linie, nach Jahrgängen geordnet. Die

    letzten Feldwebel lassen abzählen, teilen Züge ein, lassen

    Gruppen abschwenken. Und dann heißt es: "Stillgestanden!

     - Hut ab! - Richt euch!" und die Kompagnie, fest

    gegliedert, wie zum Exerzieren, wird dem ältesten aus der

    Reihe ihrer Chefs gemeldet: "Guten Morgen, Grenadiere!"

    - "Guten Morgen, Herr ---- Hauptmann!" schallt es zurück,

    knapp und klar, wie einstmals, - "Herr Hauptmann" -

    nach alter Gewohnheit, auch wenn dieser längst

    Generals-Achselstücke trägt.


    Vor der Front stehen die alten Offiziere. Hervorgehoben

    seien hier nur die Regimentskommandeure des Ersten

    Garde-Regiments zu Fuß: Generaloberst von Plessen (88-91),

    General der Infanterie Freiherr v. Plettenberg (98-02),

    Generalleutnant Freiherr v. Willisen (06-10),

    Generalleutnant v. Friedeburg (11-14), Generalmajor Prinz

    Eitel-Friedrich (14), Major Graf zu Eulenburg (16-18), vom

    Ersten Garde-Reserve-Regiment: Oberst v. Brederlow. Ferner

    sieht man die Prinzen des königlichen Hauses, deren

    militärischen Wiege nach alter Ueberlieferung stets beim Ersten

    Garde-Regiment gestanden hat: General der Infanterie

    Kronprinz Wilhelm (bei seiner 2. Komapgnie), Generalmajor

    Prinz Friedirch Wilhelm (bei der 4. Komp.), Oberst Prinz

    August Wilhelm (bei der 5. Komp.), Oberst Prinz Oskar

    (bei der 4.Komp.), Prinz Waldemar, General der Infanterie

    Fürst von Hohenzollern (beim Füs.-Batl.), Hauptmann Erbprinz

    Friedrich Viktor von Hohenzollern, Leutnant Prinz Albrecht

    von Hohenzollern. Ferner Generaloberst Freiherr v. Lyncker,

    die Generäle der Infanterie v. Strantz (bei der 9. Komp.),

    Frhr. v. Gayl beim 1. Btl., mit dem Eisernen Kreuz 1. Klasse von

    1870/71, v. Plüskow (bei der Leib-Komp.), die

    Generalleutnants Nickisch v. Rosenegk (bei der 7.Komp.), v. Unruh

    (bei der 6. Komp.), Graf Finck v. Finckenstein (bei der

    12. Komp.), Generalmajor Freiherr v. Humboldt-Dachroeden

    (beim Füs.-Batl.), die Obersten v. Leipzig (bei der

    Leib-Komp.), v. Rex (bei der 6. Komp.). v. Goerne (bei der

    Leib-Komp.), Major v. Griesheim (beim 1 G.Res.-R.).

    Den alten Veteranen aber war es eine besondere Freude,

    3 Offiziere, die den Krieg 1870/71 im Ersten Garde-Regiment

    mitgemacht haben, wiederzusehen: General der Infanterie

    Brunsich Edler v. Brun (beim II. Batl.), Generalleutnant

    Graf v. Kanitz (bei der Leib-Komp.) und General der

    Infanterie v. Loewenfeld (bei der 7.Komp.), alle drei noch in

    staunenswerter Frische.

    Doch unser aller Gedanken wandern in diesem

    Augenblick fort von hier, weit, weit hinweg, über des Reiches

    Grenzen hinaus, in's Nachbarland zu ihm, dem allein es

    heute verwehrt ist, seinen Grenadieren und Füsilieren die

    Hand zu drücken, zu Ihm, dem Allerhöchsten Chef des

    Regiments, unserem geliebten Kaiser und König. Wer Ihm in

    den Reihen des Regiments bei einer Besichtigung, einer

    Parade, beim Feldgottesdienst am 9.8.1918, oder gar vor

    dem Feinde ins gütige Auge hat schauen dürfen, wer Ihm

    im langen Stall Aug' in Auge den Eid der Treue geschworen

    hat, der bleibt der Seine bis zum letzten Atemzuge. Und

    im Unglück nun erst recht!

    Wie an der Schnur gerichtet, I. und II. Bataillon

    zwischen Wachportal und früherer Kaserne des II. Bataillons,

    ihnen gegenüber Füsilierbataillon und I. Garde-Reserve-Reg.

    mit senem Ersatzbataillon vor dem Kammergebäude und

    Exerzierhause, dazwischen, vor der früheren Kaserne der

    Machinengewehr-Komapgnie, die kleinen Formationen -

    Minenwerfer-Kompagnie, Nachrichten-Kompagnie, Hilfs-Pion.

    Kompagnie, alte Maschinengewehr-Kompagnie, IV. und

    Ersatzbataillon 1. Garde-Regiments - harren die beiden schönen

    Regimenter des Augenblicks, wo die alten

    Regimentskommandeure die Front abschreiten werden.

    Inzwischen hat sich auch die Mitte des Kasernenhofes

    gefüllt, der alte Turnplatz, unter dessen herrlichen Bäumen der

    Feldaltar errichtet ist. Hier stehen vor dem Rohdich-Denkmal die

    Fahnen der Kriegervereine. Rechts sitzen in der ersten Reihe

    schwerkriegsbeschädigte Grenadiere und Füsiliere, hinter ihnen

    die geladenen Ehrengäste, Freunde des Regiments aus Stadt

    und Land. Links vom Altar haben die Hinterbliebenen der

    Gefallenen und Familienangehörige unserer Kameraden Platz

    gefunden. Freilich reicht der Raum nicht weit, und so sind

    auch alle Fenster der Kaserne dicht besetzt.

    Allgemein ist der Unwille,  daß auf eine erst vor wenigen

    Tagen ergangene behördliche Anordnung hin der

    Feldgottesdienst nicht im Lustgarten stattfinden darf. Unser Lustgarten

    uns verboten! Unser seit mehr als zwei Jahrhunderten !

    Wir alle - ohne Ausnahme - sind dort unter den Augen

  • February 19, 2017 16:41:20 Corinna Pichler (AUT)

    S. 227

    Denkmalsweihe vom 13. bis 15. Juni 1924 in Potsdam.


    Enthüllung des Denkmals.

    Potsdam, den 14. Juni 1924.

    Wo der "König der Soldaten"

    Seine stolze Kirche baute,

    Wo zu harten Waffentaten

    Weckten fromme Glockenlaute,


    Wo der Tritt der Grenadiere

    Dröhnt durch die Jahrhunderte,

    Lange Kerls und Offiziere

    Eine Welt bewunderte,


    Hebst Du Dich, Du Totenmal,

    Rechst Du Dich, Du Ehrenzeichen,

    Hoher Ruhm und tiefe Qual

    Schweigend sich die Hände reichen.


    Mannesaugen gehen über,

    Wie ist unsre Schar jetzt klein! -

    Doch aus stiller Gruft herüber

    Grüßt uns Friedrichs Ruhmesschein.


    Seht, sein mächtiges Königsauge

    Ruht auf seinem Regiment,

    Als ob's flammend in sich sauge,

    Was in unsern Adern brennt.


    Fridericus Rer vermelden

    Der Geschichte, höret Ihr's?:

    "Unsere Grenadiers seind Helden,

    Lauter Gefars die Offiziers".


    Wohl, der Alte ist zufrieden,

    Höher tragen wir das Haupt,

    Wenn auch Glück und Freiheit schieden,

    Reiner Lorbeer uns umlaubt.


    Aus dem ungeheuren Kriege,

    Aus dem Weltenwaffentanz

    Leuchten unsere hellen Siege

    Ebenbürtig Friedrichs Glanz.


    Nicht mit all den treuen Toten

    Sargten ein wir Friedrichs Geist!

    Die wir unser Leben boten - 

    "Fritzisch" unsere Losung heißt.


    Wache halten unsere Fahnen

    Drüben in der Königsgruft,

    Bis der Geist der Königsahnen

    Uns zu neuem Schwertschlag ruft.


    Hoch die Fahnen über'm Rheine!

    Wenn die Tapfersten man nennt,

    Nennt das unbesiegte, eine

    Erste Garde-Regiment!

    von Wolff. Mai 1924.


    Die Begrüßungsfeiern in Potsdam und Berlin

    13. Juni abends.

    Von 7 Uhr abends an begannen sich in Potsdam die Säle im

    Café Sanssouci, im Konzerthaus und Alten Fritz zu füllen. Ueberall

    freudiges Begrüßen, Händeschütteln, Umarmen - nach langen

    Jahren ein Wiedersehen im alten lieben Potsdam! Zwar ist

    mancher grau geworden, mancher hat seine frühere

    Koppelweite an Umfang weit überschritten, aber die Augen leuchten

    noch wie früher, das Herz ist dasselbe geblieben wie damals,

    als es unter dem blauen Waffenrock mit den weißen

    Achselklappen schlug. Und dazwischen sehnige Gestalten, die Jüngeren,

    die im feldgrauen Rock des Regiments ihren Mann gestanden

    haben. Eiserne Kreuze zieren die Brust. Mit dem

    Festabzeichen, dem kleinen silbernen "Semper-talis" Band am

    Rock, fühlen sich Alle schnell wieder eins wie früher, eins

    mit ihren Kameraden, mit ihren Offizieren.

    Schon am Morgen, am Mittag und Nachmittag dieses

    Tages war der Schloßhof Zeuge manches freudigen

    Wiedersehens gewesen, wo die Kameraden des

    Unterbringensausschusses unter der rührigen Führung der Kameraden Ballosch

    und Bothe und ihrer Helfer in selbstloser Aufopferung ihres

    Amtes gewaltet und die Quartierzettel, die Festfolgen,

    Festabzeichen und Eßmarken ausgeteilt hatten.

    Nun war am Abend die Hauptarbeit getan; aber " das

    Büro" mußte doch im Schloß bleiben, um etwa noch

    Ankommende zu versorgen.

    Aehnlich war es in Berlin, wo die Begrüßungsfeier

    schon um 5 Uhr nachmittags mit der Fahnenweihe des

    Vereins ehemaliger Kameraden Berlin stattfand. (Bericht siehe

    weiter unten.) Hier war es bei Kamerad Klenske im alten

    Hause des Ersten Garde-Regiments, Pariser Platz 3, wo sich

    manches Wiedersehen abspielte und bei dem die Karten usw.

    abzuholen waren.

    In den Lokalen aber stieg die Freude mit jedem

    Wiedersehen höher:

    Die Msuik setzte ein - und dann - lautlose Stille: Die

    Begrüßungsansprache beim Füsilierbataillon hält der Generaloberst

    v. Plessen, tortz seiner 82 Jahre mit jugendlichem Feuer und

    glänzender Beredsamkeit, beim II. Bataillon besteigt General

    v. bartenwerffer die Bühne, beim I. Bataillon Major Grad zu

    Eulenburg, der das Bataillon im August 1914 in den Krieg

    führte. In Berlin sprach General Graf von der Goltz.

    An der lautlosen Stille der Zuhörer, der gespannten

    Aufmerksamkeit ist es zu sehen: der innere Zusammenhang

    zwischen Redner und Hörer ist schnell hergestellt, den Worten

    folgen die Herzen "unsere Offiziere" stehen wieder vor der

    Front, wir sind mit ihnen eins im Fühlen und Denken, in

    der Treue und Liebe zu unserem alten Regiment, in der

    Begeisterung für unser Vaterland und unsere nationale Ehre.

    Das ist der Ton, auf den der Abend, der Begrüßungsabend,

    überall gestimmt ist.

    Das Programm wickelt sich weiter ab; Prologe,

    Musikstücke wechseln - aber die Hauptsache bleibt: Das

    Wiedersehen mit den alten Kameraden und Führern. Bis über

    Mitternacht sitzen in den überfüllten Lokalen die Gruppen

    in traulichem Gespräch zusammen, Komapgnieweise - alte

    Erinnerungen leben auf an die Dienstzeit - weißt Du noch

    damals? Ja, da waren wir noch jung! Und jetzt! Manche

    Sorge bedrückt das Herz, aber im Mitteilen an alte Kameraden

    wird sie leichter und leichter, grämliche Gedanken werden

    verscheucht, und alle fühlen sich wieder jung wie damals, fühlen

    sich wieder eins wie damals - und wenn jetzt das

    Vaterland uns braucht, wir sind alle wieder da! Denn es muß

    doch einmal anders werden!

    Erst in später Stunde trennen sich die letzten, trotzdem

    ein feierlicher aber auch anstrengender Tag bevorsteht.

    v. F.

    Die Weihe am 14. Juni.

    Künstler und Steinmetz haben Wort gehalten, junge

    Kameraden der Traditionskompagnie noch gestern Hand mit

    angelegt, und die letzten Vorbereitungen zu treffen: Das

    Denkmal harrt der Weihe.

    Die Sonne hat sich heute in dichte Wolken gehüllt, so

    recht angetan, um die Festteilnehmer ernsten Gedanken geneigt

    zu machen. Das Glockenspiel der Garnisonkirche trägt dazu

    bei, die würdige Stimmung zu festigen. Der Organist, Prof.


    S. 228

    Becker, vielen von uns schon aus der Zeit vor dem großen

    Kriege bekannt, hätte seine bessere Auswahl aus seinem reichen

    Liederschatze treffen können:

    Sonnabend, den 14. Juni, vormittags 9 - 10 Uhr:

    1. Largo, Trauermarsch und Arie: "Ich weiß, daß mein

    Erlöser lebt", von Händel.

    2. Die Trompete von Vionville: "Sie haben Tod und

    Verderben gespieen ...", von E. Richter.

    3. Kein Schön'rer Tod auf dieser Welt ...

    4. Ich hatt' einen Kameraden.

    5. O Deutschland hoch in Ehren.

    6. Und hörst du das mächtige Klingen.

    7. Zwei altniederländische Hymnen:

    a) Das Vaterland ruft.

    b) Wilhemus von Rassauen.

    8. Treue Liebe bis zum Grabe.

    9. Gelübde: Ich hab mich ergeben mit Herz ...

    10. Brüder, reicht die Hand zum Bunde, von Mozart.

    11. Deutsche Volkshymne.

    12. Ach blieb mit deiner Gnade.

    13. Harre, meine Seele.

    14. ich bete an die Macht der Liebe.


    Unter diesen Klängen versammeln sich bis 10 Uhr

    vormitags die Kameraden zur Begrüßung durch Generalmajor

    Prinz Eitel-Friedrich von Preußen, Königliche Hoheit, und

    zum Feldgottesdienst auf dem Hof der alten so vetrauten

    Kaserne, die infolge der liebevollen Sorge des jetzigen

    Bataillonskommandeurs, Major v. Schauroth, innerlich wie äußerlich

    einen behaglichen freundlichen Eindruck macht und die besonders

    für den heutigen Tag mit Bannern und Grün festlich

    geschmückt ist. Sonst hat sich das alte Vaterhaus unseres

    Regiments natürlich kaum verändert. Aber stiller ist

    es darin geworden. Kein Wunder! Denn wo einst drei

    Bataillone ihr Heim hatten, sind jetzt nur drei Komapgnien

    des I. Bataillons Infanterie-Regiments 9 untergebracht. Heute

    freilich flutet hier mehr Leben denn je. Schnell finden sich

    unsere alten Grenadiere und Füsiliere zurecht. Man hat es

    ihnen dadurch erleichtert, daß die einzelnen Bataillone sich

    an altgewohnter Stelle versammeln, auf den gleichen Plätzen,

    von denen sie so oft zu ernster Arbeit hinausgezogen sind.

    Der rechte Flügel jeder Kompagnie ist durch eine Tafel

    bezeichnet. So herrscht sogleich eine gewisse Ordnung auf dem

    weiten Hof. Ein jeder übersieht hier zum ersten Mal die

    große Zahl der erschienenen Kompagniekameraden und entdeckt

    zu seiner Freude immer von neuen bekannte liebe Gesichter.

    Die Zeit reicht nicht, um alle zu berüßen.


    Denn pünktlich um 10 Uhr mit dem letzten Schlage der

    Kirchenuhr ertönt es über den Platz: "Kompagnien antreten!"

    Als wenn es täglich so wäre, stehen in wenigen Augenblicken

    die Komapgnien in Linie, nach Jahrgängen geordnet. Die

    letzten Feldwebel lassen abählen, teilen Züge ein, lassen

    Gruppen abschwenken. Und dann heißt es: "Stillgestanden!

     - Hut ab! - Richt euch!" und die Kompagnie, fest

    gegliedert, wie zum Exerzieren, wird dem ältesten aus der

    Reihe ihrer Chefs gemeldet: "Guten Morgen, Grenadiere!"

    - "Guten Morgen, Herr ---- Hauptmann!" schallt es zurück,

    knapp und klar, wie einstmals, - "Herr Hauptmann" -

    nach alter Gewohnheit, auch wenn dieser längst

    Generals-Achselstücke trägt.


    Vor der Front stehen die alten Offiziere. Hervorgehoben

    seien hier nur die Regimentskommandeure des Ersten

    Garde-Regiments zu FUß: Generaloberst von Plessen (88-91),

    General der Infanterie Freiherr v. Plettberg (98-02),

    Generalleutnant Freiherr v. Willisen (06-10),

    Generalleutnant v. Firedebrug (11-14), Generalmajor Prinz

    Eitel-Friedrich (14), Major Graf zu Eulenburg (16-18), vom

    Ersten Garde-Reserve-Regiment: Oberst v. Brederlow. Ferner

    sieht man die Prinzen des königlichen Huases, deren

    militärischen Wiege nach alter Ueberlieferung stets beim Ersten

    Garde-Regiment gestanden hat: General der Infanterie

    Kronprinz Wilhelm (bei seiner 2. Komapgnie), Generalmajor

    Prinz  Friedirch Wilhelm (bei der 4. Komp.), Oberst Prinz

    August Wilhelm (bei der 5. KOmp.), Oberst Prinz Oskaer

    Fürst von Hohenzollern (beim Füf.-Batl.), Hauptmann Erbprinz

    Friedrich Viktor von Hohenzollern, Leutnant Prinz Albrech

    von Hohenzollern. Ferner Generaloberst Freiherr v. Lynder,

    die Generäle der Infanterie v. Strantz (bei der 9. Komp.),

    Frhr. v. Gayl beim 1. Btl., mit dem Eisernen Kreuz 1. Klasse von

    1870/71, v. Plüskow (bei der Leib-Komp.), die

    Generalleutnants Rickisch v. Rosenegk (bei der 7.Komp.). v. unruh

    (bei der 6. Komp.), Graf Finck v. Finckenstein (bei der

    12. Komp.), Generalmajor Freiherr v. Humboldt-Dachroeden

    (beim Füs.-Batl.), die Obersten v. Leipzig (bei der

    Leib-Komp.), v. Rer (bei der 6. Komp.). v. Goerne (bei der

    Leib-Komp.), Major v. Griesheim (beim 1 G.Res.-R.).

    Den alten Veteranen aber war es eine besondere Freude,

    3 Offiziere, die den Krieg 1870/71 im Ersten Garde-Regiment

    mitgemacht haben, wiederzusehen: General der Infanterie

    Brunisich Edler v. Brun (beim II. Batl.), Generalleutnant

    Graf v. Kanitz (bei der Leib-Komp.) und General der

    Infanterie v. Loewenfeld (bei der 7.Komp.), alle drei noch in

    staunenswerter Frische.

    Doch unser aller Gedanken wandern in diesem

    Augenblick fort von hier, weit, weit hinweg, über des Reiches

    Grenzen hinaus, in's Nachbarlnd zu ihm, dem allein es

    heute verwehrt ist, seinen Grenadieren und Füsilieren die

    Hand zu brücken, zu Ihm, dem Allerhöchsten Chef des

    Regiments, unserem geliebten Kaiser und König. Wer Ihm in

    den Reihen des Regiments bei einer Besichtigung, einer

    Parade, beim Feldgottesdienst am 9.8.1918, oder gar vor

    dem Feinde ins gütige Auge hat schauen dürfen, wer Ihm

    im langen Stall Aug' in Auge den Eid der Treue geschworen

    hat, der bleibt der Seine bis zum letzten Atemzuge. Und

    im Unglück nun erst recht!

    Wie an der Schnur gerichtet, I. und II. Bataillon

    zwischen Wachportal und früherer Kaserne des II. Bataillons,

    ihnen gegenüber Füsilierbataillon und I. Garde-Reserve-Reg.

    mit senem Ersatzbataillon vor dem Kammergebäude und

    Exerzierhause, dazwischen, vor der früheren Kaserne der

    Machinengewehr-Komapgnie, die kleinen Formationen -

    Minenwerfer-Kompagnie, Nachrichten-Kompagnie, Hilfs-Pion.

    Kompagnie, alte Maschinengewehr-Kompagnie, IV. und

    Ersatz-bataillon 1. Garde-Regiments - harren die beiden schönen

    Regimenter des Augenblicks, wo die alten

    Regimentskommandeure die Front abschreiten werden.

    Inzwischen hat sich auch die Mitte des Kasernenhofes

    gefüllt, der alte Turnplatz, unter dessen herrlichen Bäumen der

    Feldaltar errichtet ist. Hier stehen vor dem Rodich-Denkmal die

    Fahnen der Kriegervereine. Rechts sitzen in der ersten Reihe

    schwerjriegsbeschädigte Grenadiere und Füsiliere, hinter ihnen

    die geladenen Ehrengäste, Freunde des Regiments aus Stadt

    und Land. Links vom Altar haben die Hinterbliebenen der

    Gefallenen und Familienangehörige unserer Kameraden Platz

    gefunden. Freilich reicht der Raum nicht weit, und so sind

    auch alle Fenster der Kaserne dicht besetzt.

    Allgemein ist der Unwille,  daß auf eine erste vor wenigen

    Tagen ergangene behördliche Anordnung hin der

    Feldgottesdienst nicht im Lustgarten stattfinden darf. Unser Lustgarten

    uns verboten! Unser seit mehr als zwei Jahrhunderten!

    Wir alle - ohne Ausnahme - sind dort unter den Augen


  • February 19, 2017 16:18:26 Corinna Pichler (AUT)

    S. 227

    Denkmalsweihe vom 13. bis 15. Juni 1924 in Potsdam.


    Enthüllung des Denkmals.

    Potsdam, den 14. Juni 1924.

    Wo der "König der Soldaten"

    Seine stolze Kirche baute,

    Wo zu harten Waffentaten

    Weckten fromme Glockenlaute,


    Wo der Tritt der Grenadiere

    Dröhnt durch die Jahrhunderte,

    Lange Kerls und Offiziere

    Eine Welt bewunderte,


    Hebst Du Dich, Du Totenmal,

    Rechst Du Dich, Du Ehrenzeichen,

    Hoher Ruhm und tiefe Qual

    Schweigend sich die Hände reichen.


    Mannesaugen gehen über,

    Wie ist unsre Schar jetzt klein! -

    Doch aus stiller Gruft herüber

    Grüßt uns Friedrichs Ruhmesschein.


    Seht, sein mächtiges Königsauge

    Ruht auf seinem Regiment,

    Als ob's flammend in sich sauge,

    Was in unsern Adern brennt.


    Fridericus Rer vermelden

    Der Geschichte, höret Ihr's?:

    "Unsere Grenadiers seind Helden,

    Lauter Gefars die Offiziers".


    Wohl, der Alte ist zufrieden,

    Höher tragen wir das Haupt,

    Wenn auch Glück und Freiheit schieden,

    Reiner Lorbeer uns umlaubt.


    Aus dem ungeheuren Kriege,

    Aus dem Weltenwaffentanz

    Leuchten unsere hellen Siege

    Ebenbürtig Friedrichs Glanz.


    Nicht mit all den treuen Toten

    Sargten ein wir Friedrichs Geist!

    Die wir unser Leben boten - 

    "Fritzisch" unsere Losung heißt.


    Wache halten unsere Fahnen

    Drüben in der Königsgruft,

    Bis der Geist der Königsahnen

    Uns zu neuem Schwertschlag ruft.


    Hoch die Fahnen über'm Rheine!

    Wenn die Tapfersten man nennt,

    Nennt das unbesiegte, eine

    Erste Garde-Regiment!

    von Wolff. Mai 1924.


    Die Begrüßungsfeiern in Potsdam und Berlin

    13. Juni abends.

    Von 7 Uhr abends an begannen sich in Potsdam die Säle im

    Café Sanssouci, im Konzerthaus und Alten Fritz zu füllen. Ueberall

    freudiges Begrüßen, Händeschütteln, Umarmen - nach langen

    Jahren ein Wiedersehen im alten lieben Potsdam! Zwar ist

    mancher grau geworden, mancher hat seine frühere

    Koppelweite an Umfang weit überschritten, aber die Augen leuchten

    noch wie früher, das Herz ist dasselbe geblieben wie damals,

    als es unter dem blauen Waffenrock mit den weißen

    Achselklappen schlug. Und dazwischen sehnige Gestalten, die Jüngeren,

    die im feldgrauen Rock des Regiments ihren Mann gestanden

    haben. Eiserne Kreuze zieren die Brust. Mit dem

    Festabzeichen, dem kleinen silbernen "Semper-talis" Band am

    Rock, fühlen sich Alle schnell wieder eins wie früher, eins

    mit ihren Kameraden, mit ihren Offizieren.

    Schon am Morgen, am Mittag und Nachmittag dieses

    Tages war der Schloßhof Zeuge manches freudigen

    Wiedersehens gewesen, wo die Kameraden des

    Unterbringensausschusses unter der rührigen Führung der Kameraden Ballosch

    und Bothe und ihrer Helfer in selbstloser Aufopferung ihres

    Amtes gewaltet und die Quartierzettel, die Festfolgen,

    Festabzeichen und Eßmarken ausgeteilt hatten.

    Nun war am Abend die Hauptarbeit getan; aber " das

    Büro" mußte doch im Schloß bleiben, um etwa noch

    Ankommende zu versorgen.

    Aehnlich war es in Berlin, wo die Begrüßungsfeier

    schon um 5 Uhr nachmittags mit der Fahnenweihe des

    Vereins ehemaliger Kameraden Berlin stattfand. (Bericht siehe

    weiter unten.) Hier war es bei Kamerad Klenske im alten

    Hause des Ersten Garde-Regiments, Pariser Platz 3, wo sich

    manches Wiedersehen abspielte und bei dem die Karten usw.

    abzuholen waren.

    In den Lokalen aber stieg die Freude mit jedem

    Wiedersehen höher:

    Die Msuik setzte ein - und dann - lautlose Stille: Die

    Begrüßungsansprache beim Füsilierbataillon hält der Generaloberst

    v. Plessen, tortz seiner 82 Jahre mit jugendlichem Feuer und

    glänzender Beredsamkeit, beim II. Bataillon besteigt General

    v. bartenwerffer die Bühne, beim I. Bataillon Major Grad zu

    Eulenburg, der das Bataillon im August 1914 in den Krieg

    führte. In Berlin sprach General Graf von der Goltz.

    An der lautlosen Stille der Zuhörer, der gespannten

    Aufmerksamkeit ist es zu sehen: der innere Zusammenhang

    zwischen Redner und Hörer ist schnell hergestellt, den Worten

    folgen die Herzen "unsere Offiziere" stehen wieder vor der

    Front, wir sind mit ihnen eins im Fühlen und Denken, in

    der Treue und Liebe zu unserem alten Regiment, in der

    Begeisterung für unser Vaterland und unsere nationale Ehre.

    Das ist der Ton, auf den der Abend, der Begrüßungsabend,

    überall gestimmt ist.

    Das Programm wickelt sich weiter ab; Prologe,

    Musikstücke wechseln - aber die Hauptsache bleibt: Das

    Wiedersehen mit den alten Kameraden und Führern. Bis über

    Mitternacht sitzen in den überfüllten Lokalen die Gruppen

    in traulichem Gespräch zusammen, Komapgnieweise - alte

    Erinnerungen leben auf an die Dienstzeit - weißt Du noch

    damals? Ja, da waren wir noch jung! Und jetzt! Manche

    Sorge bedrückt das Herz, aber im Mitteilen an alte Kameraden

    wird sie leichter und leichter, grämliche Gedanken werden

    verscheucht, und alle fühlen sich wieder jung wie damals, fühlen

    sich wieder eins wie damals - und wenn jetzt das

    Vaterland uns braucht, wir sind alle wieder da! Denn es muß

    doch einmal anders werden!

    Erst in später Stunde trennen sich die letzten, trotzdem

    ein feierlicher aber auch anstrengender Tag bevorsteht.

    v. F.

    Die Weihe am 14. Juni.

    Künstler und Steinmetz haben Wort gehalten, junge

    Kameraden der Traditionskompagnie noch gestern Hand mit

    angelegt, und die letzten Vorbereitungen zu treffen: Das

    Denkmal harrt der Weihe.

    Die Sonne hat sich heute in dichte Wolken gehüllt, so

    recht angetan, um die Festteilnehmer ernsten Gedanken geneigt

    zu machen. Das Glockenspiel der Garnisonkirche trägt dazu

    bei, die würdige Stimmung zu festigen. Der Organist, Prof.


    S. 228

    Becker, vielen von uns schon aus der Zeit vor dem großen

    Kriege bekannt, hätte seine bessere Auswahl aus seinem reichen

    Liederschatze treffen können:

    Sonnabend, den 14. Juni, vormittags 9 - 10 Uhr:

    1. Largo, Trauermarsch und Arie: "Ich weiß, daß mein

    Erlöser lebt", von Händel.

    2. Die Trompete von Vionville: "Sie haben Tod und

    Verderben gespieen ...", von E. Richter.

    3. Kein Schön'rer Tod auf dieser Welt ...

    4. Ich hatt' einen Kameraden.

    5. O Deutschland hoch in Ehren.

    6. Und hörst du das mächtige Klingen.

    7. Zwei altniederländische Hymnen:

    a) Das Vaterland ruft.

    b) Wilhemus von Rassauen.

    8. Treue Liebe bis zum Grabe.

    9. Gelübde: Ich hab mich ergeben mit Herz ...

    10. Brüder, reicht die Hand zum Bunde, von Mozart.

    11. Deutsche Volkshymne.

    12. Ach blieb mit deiner Gnade.

    13. Harre, meine Seele.

    14. ich bete an die Macht der Liebe.


    Unter diesen Klängen versammeln sich bis 10 Uhr

    vormitags die Kameraden zur Begrüßung durch Generalmajor

    Prinz Eitel-Friedrich von Preußen, Königliche Hoheit, und

    zum Feldgottesdienst auf dem Hof der alten so vetrauten

    Kaserne, die infolge der liebevollen Sorge des jetzigen

    Bataillonskommandeurs, Major v. Schauroth, innerlich wie äußerlich

    einen behaglichen freundlichen Eindruck macht und die besonders

    für den heutigen Tag mit Bannern und Grün festlich

    geschmückt ist. Sonst hat sich das alte Vaterhaus unseres

    Regiments natürlich kaum verändert. Aber stiller ist

    es darin geworden. Kein Wunder! Denn wo einst drei

    Bataillone ihr Heim hatten, sind jetzt nur drei Komapgnien

    des I. Bataillons Infanterie-Regiments 9 untergebracht. Heute

    freilich flutet hier mehr Leben denn je. Schnell finden sich

    unsere alten Grenadiere und Füsiliere zurecht. Man hat es

    ihnen dadurch erleichtert, daß die einzelnen Bataillone sich

    an altgewohnter Stelle versammeln, auf den gleichen Plätzen,

    von denen sie so oft zu ernster Arbeit hinausgezogen sind.

    Der rechte Flügel jeder Kompagnie ist durch eine Tafel

    bezeichnet. So herrscht sogleich eine gewisse Ordnung auf dem

    weiten Hof. Ein jeder übersieht hier zum ersten Mal die

    große Zahl der erschienenen Kompagniekameraden und entdeckt

    zu seiner Freude immer von neuen bekannte liebe Gesichter.

    Die Zeit reicht nicht, um alle zu berüßen.


    Denn pünktlich um 10 Uhr mit dem letzten Schlage der

    Kirchenuhr ertönt es über den Platz: "Kompagnien antreten!"

    Als wenn es täglich so wäre, stehen in wenigen Augenblicken

    die Komapgnien in Linie, nach Jahrgängen geordnet. Die

    letzten Feldwebel lassen abählen, teilen Züge ein, lassen

    Gruppen abschwenken. Und dann heißt es: "Stillgestanden!

     - Hut ab! - Richt euch!" und die Kompagnie, fest

    gegliedert, wie zum Exerzieren, wird dem ältesten aus der

    Reihe ihrer Chefs gemeldet: "Guten Morgen, Grenadiere!"

    - "Guten Morgen, Herr ---- Hauptmann!" schallt es zurück,

    knapp und klar, wie einstmals, - "Herr Hauptmann" -

    nach alter Gewohnheit, auch wenn dieser längst

    Generals-Achselstücke trägt.


    Vor der Front stehen die alten Offiziere. Hervorgehoben

    seien hier nur die Regimentskommandeure des Ersten

    Garde-Regiments zu FUß: Generaloberst von Plessen (88-91),

    General der Infanterie Freiherr v. Plettberg (98-02),

    Generalleutnant Freiherr v. Willisen (06-10),

    Generalleutnant v. Firedebrug (11-14), Generalmajor Prinz

    Eitel-Friedrich (14), Major Graf zu Eulenburg (16-18), vom

    Ersten Garde-Reserve-Regiment: Oberst v. Brederlow. Ferner

    sieht man die Prinzen des königlichen Huases, deren

    militärischen Wiege nach alter Ueberlieferung stets beim Ersten

    Garde-Regiment gestanden hat: General der Infanterie

    Kronprinz Wilhelm (bei seiner 2. Komapgnie), Generalmajor

    Prinz  Friedirch Wilhelm (bei der 4. Komp.), Oberst Prinz

    August Wilhelm (bei der 5. KOmp.), Oberst Prinz Oskaer

    Fürst von Hohenzollern (beim Füf.-Batl.), Hauptmann Erbprinz

    Friedrich Viktor von Hohenzollern, Leutnant Prinz Albrech

    von Hohenzollern. Ferner Generaloberst Freiherr v. Lynder,

    die Generäle der Infanterie v. Strantz (bei der 9. Komp.),

    Frhr. v. Gayl beim 1. Btl., mit dem Eisernen Kreuz 1. Klasse von

    1870/71, v. Plüskow (bei der Leib-Komp.), die

    Generalleutnants Rickisch v. Rosenegk (bei der 7.Komp.). v. unruh

    (bei der 6. Komp.), Graf Finck v. Finckenstein (bei der

    12. Komp.), Generalmajor Freiherr v. Humboldt-Dachroeden

    (beim Füs.-Batl.), die Obersten v. Leipzig (bei der

    Leib-Komp.), v. Rer (bei der 6. Komp.). v. Goerne (bei der

    Leib-Komp.), Major v. Griesheim (beim 1 G.Res.-R.).

    Den alten Veteranen aber war es eine besondere Freude,

    3 Offiziere, die den Krieg 1870/71 im Ersten Garde-Regiment

    mitgemacht haben, wiederzusehen: General der Infanterie

    Brunisich Edler v. Brun (beim II. Batl.), Generalleutnant

    Graf v. Kanitz (bei der Leib-Komp.) und General der

    Infanterie v. Loewenfeld (bei der 7.Komp.), alle drei noch in

    staunenswerter Frische.

    Doch unser aller Gedanken wandern in diesem

    Augenblick fort von hier, weit, weit hinweg, über des Reiches

    Grenzen hinaus, in's Nachbarlnd zu ihm, dem allein es

    heute verwehrt ist, seinen Grenadieren und Füsilieren die

    Hand zu brücken, zu Ihm, dem Allerhöchsten Chef des

    Regiments, unserem geliebten Kaiser und König. Wer Ihm in

    den Reihen des Regiments bei einer Besichtigung, einer

    Parade, beim Feldgottesdienst am 9.8.1918, oder gar vor

    dem Feinde ins gütige Auge hat schauen dürfen, wer Ihm

    im langen Stall Aug' in Auge den Eid der Treue geschworen

    hat, der bleibt der Seine bis zum letzten Atemzuge. Und

    im Unglück nun erst recht!


  • February 19, 2017 16:16:34 Corinna Pichler (AUT)

    S. 227

    Denkmalsweihe vom 13. bis 15. Juni 1924 in Potsdam.


    Enthüllung des Denkmals.

    Potsdam, den 14. Juni 1924.

    Wo der "König der Soldaten"

    Seine stolze Kirche baute,

    Wo zu harten Waffentaten

    Weckten fromme Glockenlaute,


    Wo der Tritt der Grenadiere

    Dröhnt durch die Jahrhunderte,

    Lange Kerls und Offiziere

    Eine Welt bewunderte,


    Hebst Du Dich, Du Totenmal,

    Rechst Du Dich, Du Ehrenzeichen,

    Hoher Ruhm und tiefe Qual

    Schweigend sich die Hände reichen.


    Mannesaugen gehen über,

    Wie ist unsre Schar jetzt klein! -

    Doch aus stiller Gruft herüber

    Grüßt uns Friedrichs Ruhmesschein.


    Seht, sein mächtiges Königsauge

    Ruht auf seinem Regiment,

    Als ob's flammend in sich sauge,

    Was in unsern Adern brennt.


    Fridericus Rer vermelden

    Der Geschichte, höret Ihr's?:

    "Unsere Grenadiers seind Helden,

    Lauter Gefars die Offiziers".


    Wohl, der Alte ist zufrieden,

    Höher tragen wir das Haupt,

    Wenn auch Glück und Freiheit schieden,

    Reiner Lorbeer uns umlaubt.


    Aus dem ungeheuren Kriege,

    Aus dem Weltenwaffentanz

    Leuchten unsere hellen Siege

    Ebenbürtig Friedrichs Glanz.


    Nicht mit all den treuen Toten

    Sargten ein wir Friedrichs Geist!

    Die wir unser Leben boten - 

    "Fritzisch" unsere Losung heißt.


    Wache halten unsere Fahnen

    Drüben in der Königsgruft,

    Bis der Geist der Königsahnen

    Uns zu neuem Schwertschlag ruft.


    Hoch die Fahnen über'm Rheine!

    Wenn die Tapfersten man nennt,

    Nennt das unbesiegte, eine

    Erste Garde-Regiment!

    von Wolff. Mai 1924.


    Die Begrüßungsfeiern in Potsdam und Berlin

    13. Juni abends.

    Von 7 Uhr abends an begannen sich in Potsdam die Säle im

    Café Sanssouci, im Konzerthaus und Alten Fritz zu füllen. Ueberall

    freudiges Begrüßen, Händeschütteln, Umarmen - nach langen

    Jahren ein Wiedersehen im alten lieben Potsdam! Zwar ist

    mancher grau geworden, mancher hat seine frühere

    Koppelweite an Umfang weit überschritten, aber die Augen leuchten

    noch wie früher, das Herz ist dasselbe geblieben wie damals,

    als es unter dem blauen Waffenrock mit den weißen

    Achselklappen schlug. Und dazwischen sehnige Gestalten, die Jüngeren,

    die im feldgrauen Rock des Regiments ihren Mann gestanden

    haben. Eiserne Kreuze zieren die Brust. Mit dem

    Festabzeichen, dem kleinen silbernen "Semper-talis" Band am

    Rock, fühlen sich Alle schnell wieder eins wie früher, eins

    mit ihren Kameraden, mit ihren Offizieren.

    Schon am Morgen, am Mittag und Nachmittag dieses

    Tages war der Schloßhof Zeuge manches freudigen

    Wiedersehens gewesen, wo die Kameraden des

    Unterbringensausschusses unter der rührigen Führung der Kameraden Ballosch

    und Bothe und ihrer Helfer in selbstloser Aufopferung ihres

    Amtes gewaltet und die Quartierzettel, die Festfolgen,

    Festabzeichen und Eßmarken ausgeteilt hatten.

    Nun war am Abend die Hauptarbeit getan; aber " das

    Büro" mußte doch im Schloß bleiben, um etwa noch

    Ankommende zu versorgen.

    Aehnlich war es in Berlin, wo die Begrüßungsfeier

    schon um 5 Uhr nachmittags mit der Fahnenweihe des

    Vereins ehemaliger Kameraden Berlin stattfand. (Bericht siehe

    weiter unten.) Hier war es bei Kamerad Klenske im alten

    Hause des Ersten Garde-Regiments, Pariser Platz 3, wo sich

    manches Wiedersehen abspielte und bei dem die Karten usw.

    abzuholen waren.

    In den Lokalen aber stieg die Freude mit jedem

    Wiedersehen höher:

    Die Msuik setzte ein - und dann - lautlose Stille: Die

    Begrüßungsansprache beim Füsilierbataillon hält der Generaloberst

    v. Plessen, tortz seiner 82 Jahre mit jugendlichem Feuer und

    glänzender Beredsamkeit, beim II. Bataillon besteigt General

    v. bartenwerffer die Bühne, beim I. Bataillon Major Grad zu

    Eulenburg, der das Bataillon im August 1914 in den Krieg

    führte. In Berlin sprach General Graf von der Goltz.

    An der lautlosen Stille der Zuhörer, der gespannten

    Aufmerksamkeit ist es zu sehen: der innere Zusammenhang

    zwischen Redner und Hörer ist schnell hergestellt, den Worten

    folgen die Herzen "unsere Offiziere" stehen wieder vor der

    Front, wir sind mit ihnen eins im Fühlen und Denken, in

    der Treue und Liebe zu unserem alten Regiment, in der

    Begeisterung für unser Vaterland und unsere nationale Ehre.

    Das ist der Ton, auf den der Abend, der Begrüßungsabend,

    überall gestimmt ist.

    Das Programm wickelt sich weiter ab; Prologe,

    Musikstücke wechseln - aber die Hauptsache bleibt: Das

    Wiedersehen mit den alten Kameraden und Führern. Bis über

    Mitternacht sitzen in den überfüllten Lokalen die Gruppen

    in traulichem Gespräch zusammen, Komapgnieweise - alte

    Erinnerungen leben auf an die Dienstzeit - weißt Du noch

    damals? Ja, da waren wir noch jung! Und jetzt! Manche

    Sorge bedrückt das Herz, aber im Mitteilen an alte Kameraden

    wird sie leichter und leichter, grämliche Gedanken werden

    verscheucht, und alle fühlen sich wieder jung wie damals, fühlen

    sich wieder eins wie damals - und wenn jetzt das

    Vaterland uns braucht, wir sind alle wieder da! Denn es muß

    doch einmal anders werden!

    Erst in später Stunde trennen sich die letzten, trotzdem

    ein feierlicher aber auch anstrengender Tag bevorsteht.

    v. F.

    Die Weihe am 14. Juni.

    Künstler und Steinmetz haben Wort gehalten, junge

    Kameraden der Traditionskompagnie noch gestern Hand mit

    angelegt, und die letzten Vorbereitungen zu treffen: Das

    Denkmal harrt der Weihe.

    Die Sonne hat sich heute in dichte Wolken gehüllt, so

    recht angetan, um die Festteilnehmer ernsten Gedanken geneigt

    zu machen. Das Glockenspiel der Garnisonkirche trägt dazu

    bei, die würdige Stimmung zu festigen. Der Organist, Prof.


    S. 228

    Becker, vielen von uns schon aus der Zeit vor dem großen

    Kriege bekannt, hätte seine bessere Auswahl aus seinem reichen

    Liederschatze treffen können:

    Sonnabend, den 14. Juni, vormittags 9 - 10 Uhr:

    1. Largo, Trauermarsch und Arie: "Ich weiß, daß mein

    Erlöser lebt", von Händel.

    2. Die Trompete von Vionville: "Sie haben Tod und

    Verderben gespieen ...", von E. Richter.

    3. Kein Schön'rer Tod auf dieser Welt ...

    4. Ich hatt' einen Kameraden.

    5. O Deutschland hoch in Ehren.

    6. Und hörst du das mächtige Klingen.

    7. Zwei altniederländische Hymnen:

    a) Das Vaterland ruft.

    b) Wilhemus von Rassauen.

    8. Treue Liebe bis zum Grabe.

    9. Gelübde: Ich hab mich ergeben mit Herz ...

    10. Brüder, reicht die Hand zum Bunde, von Mozart.

    11. Deutsche Volkshymne.

    12. Ach blieb mit deiner Gnade.

    13. Harre, meine Seele.

    14. ich bete an die Macht der Liebe.


    Unter diesen Klängen versammeln sich bis 10 Uhr

    vormitags die Kameraden zur Begrüßung durch Generalmajor

    Prinz Eitel-Friedrich von Preußen, Königliche Hoheit, und

    zum Feldgottesdienst auf dem Hof der alten so vetrauten

    Kaserne, die infolge der liebevollen Sorge des jetzigen

    Bataillonskommandeurs, Major v. Schauroth, innerlich wie äußerlich

    einen behaglichen freundlichen Eindruck macht und die besonders

    für den heutigen Tag mit Bannern und Grün festlich

    geschmückt ist. Sonst hat sich das alte Vaterhaus unseres

    Regiments natürlich kaum verändert. Aber stiller ist

    es darin geworden. Kein Wunder! Denn wo einst drei

    Bataillone ihr Heim hatten, sind jetzt nur drei Komapgnien

    des I. Bataillons Infanterie-Regiments 9 untergebracht. Heute

    freilich flutet hier mehr Leben denn je. Schnell finden sich

    unsere alten Grenadiere und Füsiliere zurecht. Man hat es

    ihnen dadurch erleichtert, daß die einzelnen Bataillone sich

    an altgewohnter Stelle versammeln, auf den gleichen Plätzen,

    von denen sie so oft zu ernster Arbeit hinausgezogen sind.

    Der rechte Flügel jeder Kompagnie ist durch eine Tafel

    bezeichnet. So herrscht sogleich eine gewisse Ordnung auf dem

    weiten Hof. Ein jeder übersieht hier zum ersten Mal die

    große Zahl der erschienenen Kompagniekameraden und entdeckt

    zu seiner Freude immer von neuen bekannte liebe Gesichter.

    Die Zeit reicht nicht, um alle zu berüßen.


    Denn pünktlich um 10 Uhr mit dem letzten Schlage der

    Kirchenuhr ertönt es über den Platz: "Kompagnien antreten!"

    Als wenn es täglich so wäre, stehen in wenigen Augenblicken

    die Komapgnien in Linie, nach Jahrgängen geordnet. Die

    letzten Feldwebel lassen abählen, teilen Züge ein, lassen

    Gruppen abschwenken. Und dann heißt es: "Stillgestanden!

     - Hut ab! - Richt euch!" und die Kompagnie, fest

    gegliedert, wie zum Exerzieren, wird dem ältesten aus der

    Reihe ihrer Chefs gemeldet: "Guten Morgen, Grenadiere!"

    - "Guten Morgen, Herr ---- Hauptmann!" schallt es zurück,

    knapp und klar, wie einstmals, - "Herr Hauptmann" -

    nach alter Gewohnheit, auch wenn dieser längst

    Generals-Achselstücke trägt.


    Vor der Front stehen die alten Offiziere. Hervorgehoben

    seien hier nur die Regimentskommandeure des Ersten

    Garde-Regiments zu FUß: Generaloberst von Plessen (88-91),

    General der Infanterie Freiherr v. Plettberg (98-02),

    Generalleutnant Freiherr v. Willisen (06-10),

    Generalleutnant v. Firedebrug (11-14), Generalmajor Prinz

    Eitel-Friedrich (14), Major Graf zu Eulenburg (16-18), vom

    Ersten Garde-Reserve-Regiment: Oberst v. Brederlow. Ferner

    sieht man die Prinzen des königlichen Huases, deren

    militärischen Wiege nach alter Ueberlieferung stets beim Ersten

    Garde-Regiment gestanden hat: General der Infanterie

    Kronprinz Wilhelm (bei seiner 2. Komapgnie), Generalmajor

    Prinz  Friedirch Wilhelm (bei der 4. Komp.), Oberst Prinz

    August Wilhelm (bei der 5. KOmp.), Oberst Prinz Oskaer

    Fürst von Hohenzollern (beim Füf.-Batl.), Hauptmann Erbprinz

    Friedrich Viktor von Hohenzollern, Leutnant Prinz Albrech

    von Hohenzollern. Ferner Generaloberst Freiherr v. Lynder,

    die Generäle der Infanterie v. Strantz (bei der 9. Komp.),

    Frhr. v. Gayl beim 1. Btl., mit dem Eisernen Kreuz 1. Klasse von

    1870/71, v. Plüskow (bei der Leib-Komp.), die

    Generalleutnants Rickisch v. Rosenegk (bei der 7.Komp.). v. unruh

    (bei der 6. Komp.), Graf Finck v. Finckenstein (bei der

    12. Komp.), Generalmajor Freiherr v. Humboldt-Dachroeden

    (beim Füs.-Batl.), die Obersten v. Leipzig (bei der

    Leib-Komp.), v. Rer (bei der 6. Komp.). v. Goerne (bei der

    Leib-Komp.), Major v. Griesheim (beim 1 G.Res.-R.).

    Den alten Veteranen aber war es eine besondere Freude,

    3 Offiziere, die den Krieg 1870/71 im Ersten Garde-Regiment

    mitgemacht haben, wiederzusehen: General der Infanterie

    Brunisich Edler v. Brun (beim II. Batl.), Generalleutnant

    Graf v. Kanitz (bei der Leib-Komp.) und General der

    Infanterie v. Loewenfeld (bei der 7.Komp.), alle drei noch in

    staunenswerter Frische.

    Doch unser aller Gedanken wandern in diesem

    Augenblick fort von hier, weit, weit hinweg, über des Reiches

    Grenzen hinaus, in's Nachbarlnd zu ihm, dem allein es

    heute verwehrt ist, seinen Grenadieren und Füsilieren die

    Hand zu brücken, zu Ihm, dem Allerhöchsten Chef des

    Regiments, unserem geliebten Kaiser und König. Wer Ihm in

    den Reihen des Regiments bei einer Besichtigung, einer

    Parade, beim Feldgottesdienst am 9.8.1918, oder gar vor

    dem Feinde ins gütige Auge hat schauen dürfen, wer Ihm



  • February 19, 2017 16:14:41 Corinna Pichler (AUT)

    S. 227

    Denkmalsweihe vom 13. bis 15. Juni 1924 in Potsdam.


    Enthüllung des Denkmals.

    Potsdam, den 14. Juni 1924.

    Wo der "König der Soldaten"

    Seine stolze Kirche baute,

    Wo zu harten Waffentaten

    Weckten fromme Glockenlaute,


    Wo der Tritt der Grenadiere

    Dröhnt durch die Jahrhunderte,

    Lange Kerls und Offiziere

    Eine Welt bewunderte,


    Hebst Du Dich, Du Totenmal,

    Rechst Du Dich, Du Ehrenzeichen,

    Hoher Ruhm und tiefe Qual

    Schweigend sich die Hände reichen.


    Mannesaugen gehen über,

    Wie ist unsre Schar jetzt klein! -

    Doch aus stiller Gruft herüber

    Grüßt uns Friedrichs Ruhmesschein.


    Seht, sein mächtiges Königsauge

    Ruht auf seinem Regiment,

    Als ob's flammend in sich sauge,

    Was in unsern Adern brennt.


    Fridericus Rer vermelden

    Der Geschichte, höret Ihr's?:

    "Unsere Grenadiers seind Helden,

    Lauter Gefars die Offiziers".


    Wohl, der Alte ist zufrieden,

    Höher tragen wir das Haupt,

    Wenn auch Glück und Freiheit schieden,

    Reiner Lorbeer uns umlaubt.


    Aus dem ungeheuren Kriege,

    Aus dem Weltenwaffentanz

    Leuchten unsere hellen Siege

    Ebenbürtig Friedrichs Glanz.


    Nicht mit all den treuen Toten

    Sargten ein wir Friedrichs Geist!

    Die wir unser Leben boten - 

    "Fritzisch" unsere Losung heißt.


    Wache halten unsere Fahnen

    Drüben in der Königsgruft,

    Bis der Geist der Königsahnen

    Uns zu neuem Schwertschlag ruft.


    Hoch die Fahnen über'm Rheine!

    Wenn die Tapfersten man nennt,

    Nennt das unbesiegte, eine

    Erste Garde-Regiment!

    von Wolff. Mai 1924.


    Die Begrüßungsfeiern in Potsdam und Berlin

    13. Juni abends.

    Von 7 Uhr abends an begannen sich in Potsdam die Säle im

    Café Sanssouci, im Konzerthaus und Alten Fritz zu füllen. Ueberall

    freudiges Begrüßen, Händeschütteln, Umarmen - nach langen

    Jahren ein Wiedersehen im alten lieben Potsdam! Zwar ist

    mancher grau geworden, mancher hat seine frühere

    Koppelweite an Umfang weit überschritten, aber die Augen leuchten

    noch wie früher, das Herz ist dasselbe geblieben wie damals,

    als es unter dem blauen Waffenrock mit den weißen

    Achselklappen schlug. Und dazwischen sehnige Gestalten, die Jüngeren,

    die im feldgrauen Rock des Regiments ihren Mann gestanden

    haben. Eiserne Kreuze zieren die Brust. Mit dem

    Festabzeichen, dem kleinen silbernen "Semper-talis" Band am

    Rock, fühlen sich Alle schnell wieder eins wie früher, eins

    mit ihren Kameraden, mit ihren Offizieren.

    Schon am Morgen, am Mittag und Nachmittag dieses

    Tages war der Schloßhof Zeuge manches freudigen

    Wiedersehens gewesen, wo die Kameraden des

    Unterbringensausschusses unter der rührigen Führung der Kameraden Ballosch

    und Bothe und ihrer Helfer in selbstloser Aufopferung ihres

    Amtes gewaltet und die Quartierzettel, die Festfolgen,

    Festabzeichen und Eßmarken ausgeteilt hatten.

    Nun war am Abend die Hauptarbeit getan; aber " das

    Büro" mußte doch im Schloß bleiben, um etwa noch

    Ankommende zu versorgen.

    Aehnlich war es in Berlin, wo die Begrüßungsfeier

    schon um 5 Uhr nachmittags mit der Fahnenweihe des

    Vereins ehemaliger Kameraden Berlin stattfand. (Bericht siehe

    weiter unten.) Hier war es bei Kamerad Klenske im alten

    Hause des Ersten Garde-Regiments, Pariser Platz 3, wo sich

    manches Wiedersehen abspielte und bei dem die Karten usw.

    abzuholen waren.

    In den Lokalen aber stieg die Freude mit jedem

    Wiedersehen höher:

    Die Msuik setzte ein - und dann - lautlose Stille: Die

    Begrüßungsansprache beim Füsilierbataillon hält der Generaloberst

    v. Plessen, tortz seiner 82 Jahre mit jugendlichem Feuer und

    glänzender Beredsamkeit, beim II. Bataillon besteigt General

    v. bartenwerffer die Bühne, beim I. Bataillon Major Grad zu

    Eulenburg, der das Bataillon im August 1914 in den Krieg

    führte. In Berlin sprach General Graf von der Goltz.

    An der lautlosen Stille der Zuhörer, der gespannten

    Aufmerksamkeit ist es zu sehen: der innere Zusammenhang

    zwischen Redner und Hörer ist schnell hergestellt, den Worten

    folgen die Herzen "unsere Offiziere" stehen wieder vor der

    Front, wir sind mit ihnen eins im Fühlen und Denken, in

    der Treue und Liebe zu unserem alten Regiment, in der

    Begeisterung für unser Vaterland und unsere nationale Ehre.

    Das ist der Ton, auf den der Abend, der Begrüßungsabend,

    überall gestimmt ist.

    Das Programm wickelt sich weiter ab; Prologe,

    Musikstücke wechseln - aber die Hauptsache bleibt: Das

    Wiedersehen mit den alten Kameraden und Führern. Bis über

    Mitternacht sitzen in den überfüllten Lokalen die Gruppen

    in traulichem Gespräch zusammen, Komapgnieweise - alte

    Erinnerungen leben auf an die Dienstzeit - weißt Du noch

    damals? Ja, da waren wir noch jung! Und jetzt! Manche

    Sorge bedrückt das Herz, aber im Mitteilen an alte Kameraden

    wird sie leichter und leichter, grämliche Gedanken werden

    verscheucht, und alle fühlen sich wieder jung wie damals, fühlen

    sich wieder eins wie damals - und wenn jetzt das

    Vaterland uns braucht, wir sind alle wieder da! Denn es muß

    doch einmal anders werden!

    Erst in später Stunde trennen sich die letzten, trotzdem

    ein feierlicher aber auch anstrengender Tag bevorsteht.

    v. F.

    Die Weihe am 14. Juni.

    Künstler und Steinmetz haben Wort gehalten, junge

    Kameraden der Traditionskompagnie noch gestern Hand mit

    angelegt, und die letzten Vorbereitungen zu treffen: Das

    Denkmal harrt der Weihe.

    Die Sonne hat sich heute in dichte Wolken gehüllt, so

    recht angetan, um die Festteilnehmer ernsten Gedanken geneigt

    zu machen. Das Glockenspiel der Garnisonkirche trägt dazu

    bei, die würdige Stimmung zu festigen. Der Organist, Prof.


    S. 228

    Becker, vielen von uns schon aus der Zeit vor dem großen

    Kriege bekannt, hätte seine bessere Auswahl aus seinem reichen

    Liederschatze treffen können:

    Sonnabend, den 14. Juni, vormittags 9 - 10 Uhr:

    1. Largo, Trauermarsch und Arie: "Ich weiß, daß mein

    Erlöser lebt", von Händel.

    2. Die Trompete von Vionville: "Sie haben Tod und

    Verderben gespieen ...", von E. Richter.

    3. Kein Schön'rer Tod auf dieser Welt ...

    4. Ich hatt' einen Kameraden.

    5. O Deutschland hoch in Ehren.

    6. Und hörst du das mächtige Klingen.

    7. Zwei altniederländische Hymnen:

    a) Das Vaterland ruft.

    b) Wilhemus von Rassauen.

    8. Treue Liebe bis zum Grabe.

    9. Gelübde: Ich hab mich ergeben mit Herz ...

    10. Brüder, reicht die Hand zum Bunde, von Mozart.

    11. Deutsche Volkshymne.

    12. Ach blieb mit deiner Gnade.

    13. Harre, meine Seele.

    14. ich bete an die Macht der Liebe.


    Unter diesen Klängen versammeln sich bis 10 Uhr

    vormitags die Kameraden zur Begrüßung durch Generalmajor

    Prinz Eitel-Friedrich von Preußen, Königliche Hoheit, und

    zum Feldgottesdienst auf dem Hof der alten so vetrauten

    Kaserne, die infolge der liebevollen Sorge des jetzigen

    Bataillonskommandeurs, Major v. Schauroth, innerlich wie äußerlich

    einen behaglichen freundlichen Eindruck macht und die besonders

    für den heutigen Tag mit Bannern und Grün festlich

    geschmückt ist. Sonst hat sich das alte Vaterhaus unseres

    Regiments natürlich kaum verändert. Aber stiller ist

    es darin geworden. Kein Wunder! Denn wo einst drei

    Bataillone ihr Heim hatten, sind jetzt nur drei Komapgnien

    des I. Bataillons Infanterie-Regiments 9 untergebracht. Heute

    freilich flutet hier mehr Leben denn je. Schnell finden sich

    unsere alten Grenadiere und Füsiliere zurecht. Man hat es

    ihnen dadurch erleichtert, daß die einzelnen Bataillone sich

    an altgewohnter Stelle versammeln, auf den gleichen Plätzen,

    von denen sie so oft zu ernster Arbeit hinausgezogen sind.

    Der rechte Flügel jeder Kompagnie ist durch eine Tafel

    bezeichnet. So herrscht sogleich eine gewisse Ordnung auf dem

    weiten Hof. Ein jeder übersieht hier zum ersten Mal die

    große Zahl der erschienenen Kompagniekameraden und entdeckt

    zu seiner Freude immer von neuen bekannte liebe Gesichter.

    Die Zeit reicht nicht, um alle zu berüßen.


    Denn pünktlich um 10 Uhr mit dem letzten Schlage der

    Kirchenuhr ertönt es über den Platz: "Kompagnien antreten!"

    Als wenn es täglich so wäre, stehen in wenigen Augenblicken

    die Komapgnien in Linie, nach Jahrgängen geordnet. Die

    letzten Feldwebel lassen abählen, teilen Züge ein, lassen

    Gruppen abschwenken. Und dann heißt es: "Stillgestanden!

     - Hut ab! - Richt euch!" und die Kompagnie, fest

    gegliedert, wie zum Exerzieren, wird dem ältesten aus der

    Reihe ihrer Chefs gemeldet: "Guten Morgen, Grenadiere!"

    - "Guten Morgen, Herr ---- Hauptmann!" schallt es zurück,

    knapp und klar, wie einstmals, - "Herr Hauptmann" -

    nach alter Gewohnheit, auch wenn dieser längst

    Generals-Achselstücke trägt.


    Vor der Front stehen die alten Offiziere. Hervorgehoben

    seien hier nur die Regimentskommandeure des Ersten

    Garde-Regiments zu FUß: Generaloberst von Plessen (88-91),

    General der Infanterie Freiherr v. Plettberg (98-02),

    Generalleutnant Freiherr v. Willisen (06-10),

    Generalleutnant v. Firedebrug (11-14), Generalmajor Prinz

    Eitel-Friedrich (14), Major Graf zu Eulenburg (16-18), vom

    Ersten Garde-Reserve-Regiment: Oberst v. Brederlow. Ferner

    sieht man die Prinzen des königlichen Huases, deren

    militärischen Wiege nach alter Ueberlieferung stets beim Ersten

    Garde-Regiment gestanden hat: General der Infanterie

    Kronprinz Wilhelm (bei seiner 2. Komapgnie), Generalmajor

    Prinz  Friedirch Wilhelm (bei der 4. Komp.), Oberst Prinz

    August Wilhelm (bei der 5. KOmp.), Oberst Prinz Oskaer

    Fürst von Hohenzollern (beim Füf.-Batl.), Hauptmann Erbprinz

    Friedrich Viktor von Hohenzollern, Leutnant Prinz Albrech

    von Hohenzollern. Ferner Generaloberst Freiherr v. Lynder,

    die Generäle der Infanterie v. Strantz (bei der 9. Komp.),

    Frhr. v. Gayl beim 1. Btl., mit dem Eisernen Kreuz 1. Klasse von

    1870/71, v. Plüskow (bei der Leib-Komp.), die

    Generalleutnants Rickisch v. Rosenegk (bei der 7.Komp.). v. unruh

    (bei der 6. Komp.), Graf Finck v. Finckenstein (bei der

    12. Komp.), Generalmajor Freiherr v. Humboldt-Dachroeden

    (beim Füs.-Batl.), die Obersten v. Leipzig (bei der

    Leib-Komp.), v. Rer (bei der 6. Komp.). v. Goerne (bei der

    Leib-Komp.), Major v. Griesheim (beim 1 G.Res.-R.).

    Den alten Veteranen aber war es eine besondere Freude,

    3 Offiziere, die den Krieg 1870/71 im Ersten Garde-Regiment

    mitgemacht haben, wiederzusehen: General der Infanterie

    Brunisich Edler v. Brun (beim II. Batl.), Generalleutnant

    Graf v. Kanitz (bei der Leib-Komp.) und General der

    Infanterie v. Loewenfeld (bei der 7.Komp.), alle drei noch in

    staunenswerter Frische.


  • February 19, 2017 16:13:14 Corinna Pichler (AUT)

    S. 227

    Denkmalsweihe vom 13. bis 15. Juni 1924 in Potsdam.


    Enthüllung des Denkmals.

    Potsdam, den 14. Juni 1924.

    Wo der "König der Soldaten"

    Seine stolze Kirche baute,

    Wo zu harten Waffentaten

    Weckten fromme Glockenlaute,


    Wo der Tritt der Grenadiere

    Dröhnt durch die Jahrhunderte,

    Lange Kerls und Offiziere

    Eine Welt bewunderte,


    Hebst Du Dich, Du Totenmal,

    Rechst Du Dich, Du Ehrenzeichen,

    Hoher Ruhm und tiefe Qual

    Schweigend sich die Hände reichen.


    Mannesaugen gehen über,

    Wie ist unsre Schar jetzt klein! -

    Doch aus stiller Gruft herüber

    Grüßt uns Friedrichs Ruhmesschein.


    Seht, sein mächtiges Königsauge

    Ruht auf seinem Regiment,

    Als ob's flammend in sich sauge,

    Was in unsern Adern brennt.


    Fridericus Rer vermelden

    Der Geschichte, höret Ihr's?:

    "Unsere Grenadiers seind Helden,

    Lauter Gefars die Offiziers".


    Wohl, der Alte ist zufrieden,

    Höher tragen wir das Haupt,

    Wenn auch Glück und Freiheit schieden,

    Reiner Lorbeer uns umlaubt.


    Aus dem ungeheuren Kriege,

    Aus dem Weltenwaffentanz

    Leuchten unsere hellen Siege

    Ebenbürtig Friedrichs Glanz.


    Nicht mit all den treuen Toten

    Sargten ein wir Friedrichs Geist!

    Die wir unser Leben boten - 

    "Fritzisch" unsere Losung heißt.


    Wache halten unsere Fahnen

    Drüben in der Königsgruft,

    Bis der Geist der Königsahnen

    Uns zu neuem Schwertschlag ruft.


    Hoch die Fahnen über'm Rheine!

    Wenn die Tapfersten man nennt,

    Nennt das unbesiegte, eine

    Erste Garde-Regiment!

    von Wolff. Mai 1924.


    Die Begrüßungsfeiern in Potsdam und Berlin

    13. Juni abends.

    Von 7 Uhr abends an begannen sich in Potsdam die Säle im

    Café Sanssouci, im Konzerthaus und Alten Fritz zu füllen. Ueberall

    freudiges Begrüßen, Händeschütteln, Umarmen - nach langen

    Jahren ein Wiedersehen im alten lieben Potsdam! Zwar ist

    mancher grau geworden, mancher hat seine frühere

    Koppelweite an Umfang weit überschritten, aber die Augen leuchten

    noch wie früher, das Herz ist dasselbe geblieben wie damals,

    als es unter dem blauen Waffenrock mit den weißen

    Achselklappen schlug. Und dazwischen sehnige Gestalten, die Jüngeren,

    die im feldgrauen Rock des Regiments ihren Mann gestanden

    haben. Eiserne Kreuze zieren die Brust. Mit dem

    Festabzeichen, dem kleinen silbernen "Semper-talis" Band am

    Rock, fühlen sich Alle schnell wieder eins wie früher, eins

    mit ihren Kameraden, mit ihren Offizieren.

    Schon am Morgen, am Mittag und Nachmittag dieses

    Tages war der Schloßhof Zeuge manches freudigen

    Wiedersehens gewesen, wo die Kameraden des

    Unterbringensausschusses unter der rührigen Führung der Kameraden Ballosch

    und Bothe und ihrer Helfer in selbstloser Aufopferung ihres

    Amtes gewaltet und die Quartierzettel, die Festfolgen,

    Festabzeichen und Eßmarken ausgeteilt hatten.

    Nun war am Abend die Hauptarbeit getan; aber " das

    Büro" mußte doch im Schloß bleiben, um etwa noch

    Ankommende zu versorgen.

    Aehnlich war es in Berlin, wo die Begrüßungsfeier

    schon um 5 Uhr nachmittags mit der Fahnenweihe des

    Vereins ehemaliger Kameraden Berlin stattfand. (Bericht siehe

    weiter unten.) Hier war es bei Kamerad Klenske im alten

    Hause des Ersten Garde-Regiments, Pariser Platz 3, wo sich

    manches Wiedersehen abspielte und bei dem die Karten usw.

    abzuholen waren.

    In den Lokalen aber stieg die Freude mit jedem

    Wiedersehen höher:

    Die Msuik setzte ein - und dann - lautlose Stille: Die

    Begrüßungsansprache beim Füsilierbataillon hält der Generaloberst

    v. Plessen, tortz seiner 82 Jahre mit jugendlichem Feuer und

    glänzender Beredsamkeit, beim II. Bataillon besteigt General

    v. bartenwerffer die Bühne, beim I. Bataillon Major Grad zu

    Eulenburg, der das Bataillon im August 1914 in den Krieg

    führte. In Berlin sprach General Graf von der Goltz.

    An der lautlosen Stille der Zuhörer, der gespannten

    Aufmerksamkeit ist es zu sehen: der innere Zusammenhang

    zwischen Redner und Hörer ist schnell hergestellt, den Worten

    folgen die Herzen "unsere Offiziere" stehen wieder vor der

    Front, wir sind mit ihnen eins im Fühlen und Denken, in

    der Treue und Liebe zu unserem alten Regiment, in der

    Begeisterung für unser Vaterland und unsere nationale Ehre.

    Das ist der Ton, auf den der Abend, der Begrüßungsabend,

    überall gestimmt ist.

    Das Programm wickelt sich weiter ab; Prologe,

    Musikstücke wechseln - aber die Hauptsache bleibt: Das

    Wiedersehen mit den alten Kameraden und Führern. Bis über

    Mitternacht sitzen in den überfüllten Lokalen die Gruppen

    in traulichem Gespräch zusammen, Komapgnieweise - alte

    Erinnerungen leben auf an die Dienstzeit - weißt Du noch

    damals? Ja, da waren wir noch jung! Und jetzt! Manche

    Sorge bedrückt das Herz, aber im Mitteilen an alte Kameraden

    wird sie leichter und leichter, grämliche Gedanken werden

    verscheucht, und alle fühlen sich wieder jung wie damals, fühlen

    sich wieder eins wie damals - und wenn jetzt das

    Vaterland uns braucht, wir sind alle wieder da! Denn es muß

    doch einmal anders werden!

    Erst in später Stunde trennen sich die letzten, trotzdem

    ein feierlicher aber auch anstrengender Tag bevorsteht.

    v. F.

    Die Weihe am 14. Juni.

    Künstler und Steinmetz haben Wort gehalten, junge

    Kameraden der Traditionskompagnie noch gestern Hand mit

    angelegt, und die letzten Vorbereitungen zu treffen: Das

    Denkmal harrt der Weihe.

    Die Sonne hat sich heute in dichte Wolken gehüllt, so

    recht angetan, um die Festteilnehmer ernsten Gedanken geneigt

    zu machen. Das Glockenspiel der Garnisonkirche trägt dazu

    bei, die würdige Stimmung zu festigen. Der Organist, Prof.


    S. 228

    Becker, vielen von uns schon aus der Zeit vor dem großen

    Kriege bekannt, hätte seine bessere Auswahl aus seinem reichen

    Liederschatze treffen können:

    Sonnabend, den 14. Juni, vormittags 9 - 10 Uhr:

    1. Largo, Trauermarsch und Arie: "Ich weiß, daß mein

    Erlöser lebt", von Händel.

    2. Die Trompete von Vionville: "Sie haben Tod und

    Verderben gespieen ...", von E. Richter.

    3. Kein Schön'rer Tod auf dieser Welt ...

    4. Ich hatt' einen Kameraden.

    5. O Deutschland hoch in Ehren.

    6. Und hörst du das mächtige Klingen.

    7. Zwei altniederländische Hymnen:

    a) Das Vaterland ruft.

    b) Wilhemus von Rassauen.

    8. Treue Liebe bis zum Grabe.

    9. Gelübde: Ich hab mich ergeben mit Herz ...

    10. Brüder, reicht die Hand zum Bunde, von Mozart.

    11. Deutsche Volkshymne.

    12. Ach blieb mit deiner Gnade.

    13. Harre, meine Seele.

    14. ich bete an die Macht der Liebe.


    Unter diesen Klängen versammeln sich bis 10 Uhr

    vormitags die Kameraden zur Begrüßung durch Generalmajor

    Prinz Eitel-Friedrich von Preußen, Königliche Hoheit, und

    zum Feldgottesdienst auf dem Hof der alten so vetrauten

    Kaserne, die infolge der liebevollen Sorge des jetzigen

    Bataillonskommandeurs, Major v. Schauroth, innerlich wie äußerlich

    einen behaglichen freundlichen Eindruck macht und die besonders

    für den heutigen Tag mit Bannern und Grün festlich

    geschmückt ist. Sonst hat sich das alte Vaterhaus unseres

    Regiments natürlich kaum verändert. Aber stiller ist

    es darin geworden. Kein Wunder! Denn wo einst drei

    Bataillone ihr Heim hatten, sind jetzt nur drei Komapgnien

    des I. Bataillons Infanterie-Regiments 9 untergebracht. Heute

    freilich flutet hier mehr Leben denn je. Schnell finden sich

    unsere alten Grenadiere und Füsiliere zurecht. Man hat es

    ihnen dadurch erleichtert, daß die einzelnen Bataillone sich

    an altgewohnter Stelle versammeln, auf den gleichen Plätzen,

    von denen sie so oft zu ernster Arbeit hinausgezogen sind.

    Der rechte Flügel jeder Kompagnie ist durch eine Tafel

    bezeichnet. So herrscht sogleich eine gewisse Ordnung auf dem

    weiten Hof. Ein jeder übersieht hier zum ersten Mal die

    große Zahl der erschienenen Kompagniekameraden und entdeckt

    zu seiner Freude immer von neuen bekannte liebe Gesichter.

    Die Zeit reicht nicht, um alle zu berüßen.


    Denn pünktlich um 10 Uhr mit dem letzten Schlage der

    Kirchenuhr ertönt es über den Platz: "Kompagnien antreten!"

    Als wenn es täglich so wäre, stehen in wenigen Augenblicken

    die Komapgnien in Linie, nach Jahrgängen geordnet. Die

    letzten Feldwebel lassen abählen, teilen Züge ein, lassen

    Gruppen abschwenken. Und dann heißt es: "Stillgestanden!

     - Hut ab! - Richt euch!" und die Kompagnie, fest

    gegliedert, wie zum Exerzieren, wird dem ältesten aus der

    Reihe ihrer Chefs gemeldet: "Guten Morgen, Grenadiere!"

    - "Guten Morgen, Herr ---- Hauptmann!" schallt es zurück,

    knapp und klar, wie einstmals, - "Herr Hauptmann" -

    nach alter Gewohnheit, auch wenn dieser längst

    Generals-Achselstücke trägt.


    Vor der Front stehen die alten Offiziere. Hervorgehoben

    seien hier nur die Regimentskommandeure des Ersten

    Garde-Regiments zu FUß: Generaloberst von Plessen (88-91),

    General der Infanterie Freiherr v. Plettberg (98-02),

    Generalleutnant Freiherr v. Willisen (06-10),

    Generalleutnant v. Firedebrug (11-14), Generalmajor Prinz

    Eitel-Friedrich (14), Major Graf zu Eulenburg (16-18), vom

    Ersten Garde-Reserve-Regiment: Oberst v. Brederlow. Ferner

    sieht man die Prinzen des königlichen Huases, deren

    militärischen Wiege nach alter Ueberlieferung stets beim Ersten

    Garde-Regiment gestanden hat: General der Infanterie

    Kronprinz Wilhelm (bei seiner 2. Komapgnie), Generalmajor

    Prinz  Friedirch Wilhelm (bei der 4. Komp.), Oberst Prinz

    August Wilhelm (bei der 5. KOmp.), Oberst Prinz Oskaer

    Fürst von Hohenzollern (beim Füf.-Batl.), Hauptmann Erbprinz

    Friedrich Viktor von Hohenzollern, Leutnant Prinz Albrech

    von Hohenzollern. Ferner Generaloberst Freiherr v. Lynder,

    die Generäle der Infanterie v. Strantz (bei der 9. Komp.),

    Frhr. v. Gayl beim 1. Btl., mit dem Eisernen Kreuz 1. Klasse von

    1870/71, v. Plüskow (bei der Leib-Komp.), die

    Generalleutnants Rickisch v. Rosenegk (bei der 7.Komp.). v. unruh

    (bei der 6. Komp.), Graf Finck v. Finckenstein (bei der

    12. Komp.), Generalmajor Freiherr v. Humboldt-Dachroeden

    (beim Füs.-Batl.), die Obersten v. Leipzig (bei der

    Leib-Komp.), v. Rer (bei der 6. Komp.). v. Goerne (bei der

    Leib-Komp.), Major v. Griesheim (beim 1 G.Res.-R.).



  • February 19, 2017 16:07:35 Corinna Pichler (AUT)

    S. 227

    Denkmalsweihe vom 13. bis 15. Juni 1924 in Potsdam.


    Enthüllung des Denkmals.

    Potsdam, den 14. Juni 1924.

    Wo der "König der Soldaten"

    Seine stolze Kirche baute,

    Wo zu harten Waffentaten

    Weckten fromme Glockenlaute,


    Wo der Tritt der Grenadiere

    Dröhnt durch die Jahrhunderte,

    Lange Kerls und Offiziere

    Eine Welt bewunderte,


    Hebst Du Dich, Du Totenmal,

    Rechst Du Dich, Du Ehrenzeichen,

    Hoher Ruhm und tiefe Qual

    Schweigend sich die Hände reichen.


    Mannesaugen gehen über,

    Wie ist unsre Schar jetzt klein! -

    Doch aus stiller Gruft herüber

    Grüßt uns Friedrichs Ruhmesschein.


    Seht, sein mächtiges Königsauge

    Ruht auf seinem Regiment,

    Als ob's flammend in sich sauge,

    Was in unsern Adern brennt.


    Fridericus Rer vermelden

    Der Geschichte, höret Ihr's?:

    "Unsere Grenadiers seind Helden,

    Lauter Gefars die Offiziers".


    Wohl, der Alte ist zufrieden,

    Höher tragen wir das Haupt,

    Wenn auch Glück und Freiheit schieden,

    Reiner Lorbeer uns umlaubt.


    Aus dem ungeheuren Kriege,

    Aus dem Weltenwaffentanz

    Leuchten unsere hellen Siege

    Ebenbürtig Friedrichs Glanz.


    Nicht mit all den treuen Toten

    Sargten ein wir Friedrichs Geist!

    Die wir unser Leben boten - 

    "Fritzisch" unsere Losung heißt.


    Wache halten unsere Fahnen

    Drüben in der Königsgruft,

    Bis der Geist der Königsahnen

    Uns zu neuem Schwertschlag ruft.


    Hoch die Fahnen über'm Rheine!

    Wenn die Tapfersten man nennt,

    Nennt das unbesiegte, eine

    Erste Garde-Regiment!

    von Wolff. Mai 1924.


    Die Begrüßungsfeiern in Potsdam und Berlin

    13. Juni abends.

    Von 7 Uhr abends an begannen sich in Potsdam die Säle im

    Café Sanssouci, im Konzerthaus und Alten Fritz zu füllen. Ueberall

    freudiges Begrüßen, Händeschütteln, Umarmen - nach langen

    Jahren ein Wiedersehen im alten lieben Potsdam! Zwar ist

    mancher grau geworden, mancher hat seine frühere

    Koppelweite an Umfang weit überschritten, aber die Augen leuchten

    noch wie früher, das Herz ist dasselbe geblieben wie damals,

    als es unter dem blauen Waffenrock mit den weißen

    Achselklappen schlug. Und dazwischen sehnige Gestalten, die Jüngeren,

    die im feldgrauen Rock des Regiments ihren Mann gestanden

    haben. Eiserne Kreuze zieren die Brust. Mit dem

    Festabzeichen, dem kleinen silbernen "Semper-talis" Band am

    Rock, fühlen sich Alle schnell wieder eins wie früher, eins

    mit ihren Kameraden, mit ihren Offizieren.

    Schon am Morgen, am Mittag und Nachmittag dieses

    Tages war der Schloßhof Zeuge manches freudigen

    Wiedersehens gewesen, wo die Kameraden des

    Unterbringensausschusses unter der rührigen Führung der Kameraden Ballosch

    und Bothe und ihrer Helfer in selbstloser Aufopferung ihres

    Amtes gewaltet und die Quartierzettel, die Festfolgen,

    Festabzeichen und Eßmarken ausgeteilt hatten.

    Nun war am Abend die Hauptarbeit getan; aber " das

    Büro" mußte doch im Schloß bleiben, um etwa noch

    Ankommende zu versorgen.

    Aehnlich war es in Berlin, wo die Begrüßungsfeier

    schon um 5 Uhr nachmittags mit der Fahnenweihe des

    Vereins ehemaliger Kameraden Berlin stattfand. (Bericht siehe

    weiter unten.) Hier war es bei Kamerad Klenske im alten

    Hause des Ersten Garde-Regiments, Pariser Platz 3, wo sich

    manches Wiedersehen abspielte und bei dem die Karten usw.

    abzuholen waren.

    In den Lokalen aber stieg die Freude mit jedem

    Wiedersehen höher:

    Die Msuik setzte ein - und dann - lautlose Stille: Die

    Begrüßungsansprache beim Füsilierbataillon hält der Generaloberst

    v. Plessen, tortz seiner 82 Jahre mit jugendlichem Feuer und

    glänzender Beredsamkeit, beim II. Bataillon besteigt General

    v. bartenwerffer die Bühne, beim I. Bataillon Major Grad zu

    Eulenburg, der das Bataillon im August 1914 in den Krieg

    führte. In Berlin sprach General Graf von der Goltz.

    An der lautlosen Stille der Zuhörer, der gespannten

    Aufmerksamkeit ist es zu sehen: der innere Zusammenhang

    zwischen Redner und Hörer ist schnell hergestellt, den Worten

    folgen die Herzen "unsere Offiziere" stehen wieder vor der

    Front, wir sind mit ihnen eins im Fühlen und Denken, in

    der Treue und Liebe zu unserem alten Regiment, in der

    Begeisterung für unser Vaterland und unsere nationale Ehre.

    Das ist der Ton, auf den der Abend, der Begrüßungsabend,

    überall gestimmt ist.

    Das Programm wickelt sich weiter ab; Prologe,

    Musikstücke wechseln - aber die Hauptsache bleibt: Das

    Wiedersehen mit den alten Kameraden und Führern. Bis über

    Mitternacht sitzen in den überfüllten Lokalen die Gruppen

    in traulichem Gespräch zusammen, Komapgnieweise - alte

    Erinnerungen leben auf an die Dienstzeit - weißt Du noch

    damals? Ja, da waren wir noch jung! Und jetzt! Manche

    Sorge bedrückt das Herz, aber im Mitteilen an alte Kameraden

    wird sie leichter und leichter, grämliche Gedanken werden

    verscheucht, und alle fühlen sich wieder jung wie damals, fühlen

    sich wieder eins wie damals - und wenn jetzt das

    Vaterland uns braucht, wir sind alle wieder da! Denn es muß

    doch einmal anders werden!

    Erst in später Stunde trennen sich die letzten, trotzdem

    ein feierlicher aber auch anstrengender Tag bevorsteht.

    v. F.

    Die Weihe am 14. Juni.

    Künstler und Steinmetz haben Wort gehalten, junge

    Kameraden der Traditionskompagnie noch gestern Hand mit

    angelegt, und die letzten Vorbereitungen zu treffen: Das

    Denkmal harrt der Weihe.

    Die Sonne hat sich heute in dichte Wolken gehüllt, so

    recht angetan, um die Festteilnehmer ernsten Gedanken geneigt

    zu machen. Das Glockenspiel der Garnisonkirche trägt dazu

    bei, die würdige Stimmung zu festigen. Der Organist, Prof.


    S. 228

    Becker, vielen von uns schon aus der Zeit vor dem großen

    Kriege bekannt, hätte seine bessere Auswahl aus seinem reichen

    Liederschatze treffen können:

    Sonnabend, den 14. Juni, vormittags 9 - 10 Uhr:

    1. Largo, Trauermarsch und Arie: "Ich weiß, daß mein

    Erlöser lebt", von Händel.

    2. Die Trompete von Vionville: "Sie haben Tod und

    Verderben gespieen ...", von E. Richter.

    3. Kein Schön'rer Tod auf dieser Welt ...

    4. Ich hatt' einen Kameraden.

    5. O Deutschland hoch in Ehren.

    6. Und hörst du das mächtige Klingen.

    7. Zwei altniederländische Hymnen:

    a) Das Vaterland ruft.

    b) Wilhemus von Rassauen.

    8. Treue Liebe bis zum Grabe.

    9. Gelübde: Ich hab mich ergeben mit Herz ...

    10. Brüder, reicht die Hand zum Bunde, von Mozart.

    11. Deutsche Volkshymne.

    12. Ach blieb mit deiner Gnade.

    13. Harre, meine Seele.

    14. ich bete an die Macht der Liebe.


    Unter diesen Klängen versammeln sich bis 10 Uhr

    vormitags die Kameraden zur Begrüßung durch Generalmajor

    Prinz Eitel-Friedrich von Preußen, Königliche Hoheit, und

    zum Feldgottesdienst auf dem Hof der alten so vetrauten

    Kaserne, die infolge der liebevollen Sorge des jetzigen

    Bataillonskommandeurs, Major v. Schauroth, innerlich wie äußerlich

    einen behaglichen freundlichen Eindruck macht und die besonders

    für den heutigen Tag mit Bannern und Grün festlich

    geschmückt ist. Sonst hat sich das alte Vaterhaus unseres

    Regiments natürlich kaum verändert. Aber stiller ist

    es darin geworden. Kein Wunder! Denn wo einst drei

    Bataillone ihr Heim hatten, sind jetzt nur drei Komapgnien

    des I. Bataillons Infanterie-Regiments 9 untergebracht. Heute

    freilich flutet hier mehr Leben denn je. Schnell finden sich

    unsere alten Grenadiere und Füsiliere zurecht. Man hat es

    ihnen dadurch erleichtert, daß die einzelnen Bataillone sich

    an altgewohnter Stelle versammeln, auf den gleichen Plätzen,

    von denen sie so oft zu ernster Arbeit hinausgezogen sind.

    Der rechte Flügel jeder Kompagnie ist durch eine Tafel

    bezeichnet. So herrscht sogleich eine gewisse Ordnung auf dem

    weiten Hof. Ein jeder übersieht hier zum ersten Mal die

    große Zahl der erschienenen Kompagniekameraden und entdeckt

    zu seiner Freude immer von neuen bekannte liebe Gesichter.

    Die Zeit reicht nicht, um alle zu berüßen.


    Denn pünktlich um 10 Uhr mit dem letzten Schlage der

    Kirchenuhr ertönt es über den Platz: "Kompagnien antreten!"

    Als wenn es täglich so wäre, stehen in wenigen Augenblicken

    die Komapgnien in Linie, nach Jahrgängen geordnet. Die

    letzten Feldwebel lassen abählen, teilen Züge ein, lassen

    Gruppen abschwenken. Und dann heißt es: "Stillgestanden!

     - Hut ab! - Richt euch!" und die Kompagnie, fest

    gegliedert, wie zum Exerzieren, wird dem ältesten aus der

    Reihe ihrer Chefs gemeldet: "Guten Morgen, Grenadiere!"

    - "Guten Morgen, Herr ---- Hauptmann!" schallt es zurück,

    knapp und klar, wie einstmals, - "Herr Hauptmann" -

    nach alter Gewohnheit, auch wenn dieser längst

    Generals-Achselstücke trägt.


    Vor der Front stehen die alten Offiziere. Hervorgehoben

    seien hier nur die Regimentskommandeure des Ersten

    Garde-Regiments zu FUß: Generaloberst von Plessen (88-91),

    General der Infanterie Freiherr v. Plettberg (98-02),

    Generalleutnant Freiherr v. Willisen (06-10),

    Generalleutnant v. Firedebrug (11-14), Generalmajor Prinz

    Eitel-Friedrich (14), Major Graf zu Eulenburg (16-18), vom

    Ersten Garde-Reserve-Regiment: Oberst v. Brederlow. Ferner

    sieht man die Prinzen des königlichen Huases, deren

    militärischen Wiege nach alter Ueberlieferung stets beim Ersten

    Garde-Regiment gestanden hat: General der Infanterie

    Kronprinz Wilhelm (bei seiner 2. Komapgnie), Generalmajor

    Prinz


  • February 19, 2017 16:06:32 Corinna Pichler (AUT)

    S. 227

    Denkmalsweihe vom 13. bis 15. Juni 1924 in Potsdam.


    Enthüllung des Denkmals.

    Potsdam, den 14. Juni 1924.

    Wo der "König der Soldaten"

    Seine stolze Kirche baute,

    Wo zu harten Waffentaten

    Weckten fromme Glockenlaute,


    Wo der Tritt der Grenadiere

    Dröhnt durch die Jahrhunderte,

    Lange Kerls und Offiziere

    Eine Welt bewunderte,


    Hebst Du Dich, Du Totenmal,

    Rechst Du Dich, Du Ehrenzeichen,

    Hoher Ruhm und tiefe Qual

    Schweigend sich die Hände reichen.


    Mannesaugen gehen über,

    Wie ist unsre Schar jetzt klein! -

    Doch aus stiller Gruft herüber

    Grüßt uns Friedrichs Ruhmesschein.


    Seht, sein mächtiges Königsauge

    Ruht auf seinem Regiment,

    Als ob's flammend in sich sauge,

    Was in unsern Adern brennt.


    Fridericus Rer vermelden

    Der Geschichte, höret Ihr's?:

    "Unsere Grenadiers seind Helden,

    Lauter Gefars die Offiziers".


    Wohl, der Alte ist zufrieden,

    Höher tragen wir das Haupt,

    Wenn auch Glück und Freiheit schieden,

    Reiner Lorbeer uns umlaubt.


    Aus dem ungeheuren Kriege,

    Aus dem Weltenwaffentanz

    Leuchten unsere hellen Siege

    Ebenbürtig Friedrichs Glanz.


    Nicht mit all den treuen Toten

    Sargten ein wir Friedrichs Geist!

    Die wir unser Leben boten - 

    "Fritzisch" unsere Losung heißt.


    Wache halten unsere Fahnen

    Drüben in der Königsgruft,

    Bis der Geist der Königsahnen

    Uns zu neuem Schwertschlag ruft.


    Hoch die Fahnen über'm Rheine!

    Wenn die Tapfersten man nennt,

    Nennt das unbesiegte, eine

    Erste Garde-Regiment!

    von Wolff. Mai 1924.


    Die Begrüßungsfeiern in Potsdam und Berlin

    13. Juni abends.

    Von 7 Uhr abends an begannen sich in Potsdam die Säle im

    Café Sanssouci, im Konzerthaus und Alten Fritz zu füllen. Ueberall

    freudiges Begrüßen, Händeschütteln, Umarmen - nach langen

    Jahren ein Wiedersehen im alten lieben Potsdam! Zwar ist

    mancher grau geworden, mancher hat seine frühere

    Koppelweite an Umfang weit überschritten, aber die Augen leuchten

    noch wie früher, das Herz ist dasselbe geblieben wie damals,

    als es unter dem blauen Waffenrock mit den weißen

    Achselklappen schlug. Und dazwischen sehnige Gestalten, die Jüngeren,

    die im feldgrauen Rock des Regiments ihren Mann gestanden

    haben. Eiserne Kreuze zieren die Brust. Mit dem

    Festabzeichen, dem kleinen silbernen "Semper-talis" Band am

    Rock, fühlen sich Alle schnell wieder eins wie früher, eins

    mit ihren Kameraden, mit ihren Offizieren.

    Schon am Morgen, am Mittag und Nachmittag dieses

    Tages war der Schloßhof Zeuge manches freudigen

    Wiedersehens gewesen, wo die Kameraden des

    Unterbringensausschusses unter der rührigen Führung der Kameraden Ballosch

    und Bothe und ihrer Helfer in selbstloser Aufopferung ihres

    Amtes gewaltet und die Quartierzettel, die Festfolgen,

    Festabzeichen und Eßmarken ausgeteilt hatten.

    Nun war am Abend die Hauptarbeit getan; aber " das

    Büro" mußte doch im Schloß bleiben, um etwa noch

    Ankommende zu versorgen.

    Aehnlich war es in Berlin, wo die Begrüßungsfeier

    schon um 5 Uhr nachmittags mit der Fahnenweihe des

    Vereins ehemaliger Kameraden Berlin stattfand. (Bericht siehe

    weiter unten.) Hier war es bei Kamerad Klenske im alten

    Hause des Ersten Garde-Regiments, Pariser Platz 3, wo sich

    manches Wiedersehen abspielte und bei dem die Karten usw.

    abzuholen waren.

    In den Lokalen aber stieg die Freude mit jedem

    Wiedersehen höher:

    Die Msuik setzte ein - und dann - lautlose Stille: Die

    Begrüßungsansprache beim Füsilierbataillon hält der Generaloberst

    v. Plessen, tortz seiner 82 Jahre mit jugendlichem Feuer und

    glänzender Beredsamkeit, beim II. Bataillon besteigt General

    v. bartenwerffer die Bühne, beim I. Bataillon Major Grad zu

    Eulenburg, der das Bataillon im August 1914 in den Krieg

    führte. In Berlin sprach General Graf von der Goltz.

    An der lautlosen Stille der Zuhörer, der gespannten

    Aufmerksamkeit ist es zu sehen: der innere Zusammenhang

    zwischen Redner und Hörer ist schnell hergestellt, den Worten

    folgen die Herzen "unsere Offiziere" stehen wieder vor der

    Front, wir sind mit ihnen eins im Fühlen und Denken, in

    der Treue und Liebe zu unserem alten Regiment, in der

    Begeisterung für unser Vaterland und unsere nationale Ehre.

    Das ist der Ton, auf den der Abend, der Begrüßungsabend,

    überall gestimmt ist.

    Das Programm wickelt sich weiter ab; Prologe,

    Musikstücke wechseln - aber die Hauptsache bleibt: Das

    Wiedersehen mit den alten Kameraden und Führern. Bis über

    Mitternacht sitzen in den überfüllten Lokalen die Gruppen

    in traulichem Gespräch zusammen, Komapgnieweise - alte

    Erinnerungen leben auf an die Dienstzeit - weißt Du noch

    damals? Ja, da waren wir noch jung! Und jetzt! Manche

    Sorge bedrückt das Herz, aber im Mitteilen an alte Kameraden

    wird sie leichter und leichter, grämliche Gedanken werden

    verscheucht, und alle fühlen sich wieder jung wie damals, fühlen

    sich wieder eins wie damals - und wenn jetzt das

    Vaterland uns braucht, wir sind alle wieder da! Denn es muß

    doch einmal anders werden!

    Erst in später Stunde trennen sich die letzten, trotzdem

    ein feierlicher aber auch anstrengender Tag bevorsteht.

    v. F.

    Die Weihe am 14. Juni.

    Künstler und Steinmetz haben Wort gehalten, junge

    Kameraden der Traditionskompagnie noch gestern Hand mit

    angelegt, und die letzten Vorbereitungen zu treffen: Das

    Denkmal harrt der Weihe.

    Die Sonne hat sich heute in dichte Wolken gehüllt, so

    recht angetan, um die Festteilnehmer ernsten Gedanken geneigt

    zu machen. Das Glockenspiel der Garnisonkirche trägt dazu

    bei, die würdige Stimmung zu festigen. Der Organist, Prof.


    S. 228

    Becker, vielen von uns schon aus der Zeit vor dem großen

    Kriege bekannt, hätte seine bessere Auswahl aus seinem reichen

    Liederschatze treffen können:

    Sonnabend, den 14. Juni, vormittags 9 - 10 Uhr:

    1. Largo, Trauermarsch und Arie: "Ich weiß, daß mein

    Erlöser lebt", von Händel.

    2. Die Trompete von Vionville: "Sie haben Tod und

    Verderben gespieen ...", von E. Richter.

    3. Kein Schön'rer Tod auf dieser Welt ...

    4. Ich hatt' einen Kameraden.

    5. O Deutschland hoch in Ehren.

    6. Und hörst du das mächtige Klingen.

    7. Zwei altniederländische Hymnen:

    a) Das Vaterland ruft.

    b) Wilhemus von Rassauen.

    8. Treue Liebe bis zum Grabe.

    9. Gelübde: Ich hab mich ergeben mit Herz ...

    10. Brüder, reicht die Hand zum Bunde, von Mozart.

    11. Deutsche Volkshymne.

    12. Ach blieb mit deiner Gnade.

    13. Harre, meine Seele.

    14. ich bete an die Macht der Liebe.


    Unter diesen Klängen versammeln sich bis 10 Uhr

    vormitags die Kameraden zur Begrüßung durch Generalmajor

    Prinz Eitel-Friedrich von Preußen, Königliche Hoheit, und

    zum Feldgottesdienst auf dem Hof der alten so vetrauten

    Kaserne, die infolge der liebevollen Sorge des jetzigen

    Bataillonskommandeurs, Major v. Schauroth, innerlich wie äußerlich

    einen behaglichen freundlichen Eindruck macht und die besonders

    für den heutigen Tag mit Bannern und Grün festlich

    geschmückt ist. Sonst hat sich das alte Vaterhaus unseres

    Regiments natürlich kaum verändert. Aber stiller ist

    es darin geworden. Kein Wunder! Denn wo einst drei

    Bataillone ihr Heim hatten, sind jetzt nur drei Komapgnien

    des I. Bataillons Infanterie-Regiments 9 untergebracht. Heute

    freilich flutet hier mehr Leben denn je. Schnell finden sich

    unsere alten Grenadiere und Füsiliere zurecht. Man hat es

    ihnen dadurch erleichtert, daß die einzelnen Bataillone sich

    an altgewohnter Stelle versammeln, auf den gleichen Plätzen,

    von denen sie so oft zu ernster Arbeit hinausgezogen sind.

    Der rechte Flügel jeder Kompagnie ist durch eine Tafel

    bezeichnet. So herrscht sogleich eine gewisse Ordnung auf dem

    weiten Hof. Ein jeder übersieht hier zum ersten Mal die

    große Zahl der erschienenen Kompagniekameraden und entdeckt

    zu seiner Freude immer von neuen bekannte liebe Gesichter.

    Die Zeit reicht nicht, um alle zu berüßen.


    Denn pünktlich um 10 Uhr mit dem letzten Schlage der

    Kirchenuhr ertönt es über den Platz: "Kompagnien antreten!"

    Als wenn es täglich so wäre, stehen in wenigen Augenblicken

    die Komapgnien in Linie, nach Jahrgängen geordnet. Die

    letzten Feldwebel lassen abählen, teilen Züge ein, lassen

    Gruppen abschwenken. Und dann heißt es: "Stillgestanden!

     - Hut ab! - Richt euch!" und die Kompagnie, fest

    gegliedert, wie zum Exerzieren, wird dem ältesten aus der

    Reihe ihrer Chefs gemeldet: "Guten Morgen, Grenadiere!"

    - "Guten Morgen, Herr ---- Hauptmann!" schallt es zurück,

    knapp und klar, wie einstmals, - "Herr Hauptmann" -

    nach alter Gewohnheit, auch wenn dieser längst

    Generals-Achselstücke trägt.


    Vor der Front stehen die alten Offiziere. Hervorgehoben

    seien hier nur die Regimentskommandeure des Ersten

    Garde-Regiments zu FUß: Generaloberst von Plessen (88-91),

    General der Infanterie Freiherr v. Plettberg (98-02),

    Generalleutnant Freiherr v. Willisen (06-10),

    Generalleutnant v. Firedebrug (11-14), Generalmajor Prinz

    Eitel-Friedrich (14), Major Graf zu Eulenburg (16-18), vom


  • February 19, 2017 16:04:09 Corinna Pichler (AUT)

    S. 227

    Denkmalsweihe vom 13. bis 15. Juni 1924 in Potsdam.


    Enthüllung des Denkmals.

    Potsdam, den 14. Juni 1924.

    Wo der "König der Soldaten"

    Seine stolze Kirche baute,

    Wo zu harten Waffentaten

    Weckten fromme Glockenlaute,


    Wo der Tritt der Grenadiere

    Dröhnt durch die Jahrhunderte,

    Lange Kerls und Offiziere

    Eine Welt bewunderte,


    Hebst Du Dich, Du Totenmal,

    Rechst Du Dich, Du Ehrenzeichen,

    Hoher Ruhm und tiefe Qual

    Schweigend sich die Hände reichen.


    Mannesaugen gehen über,

    Wie ist unsre Schar jetzt klein! -

    Doch aus stiller Gruft herüber

    Grüßt uns Friedrichs Ruhmesschein.


    Seht, sein mächtiges Königsauge

    Ruht auf seinem Regiment,

    Als ob's flammend in sich sauge,

    Was in unsern Adern brennt.


    Fridericus Rer vermelden

    Der Geschichte, höret Ihr's?:

    "Unsere Grenadiers seind Helden,

    Lauter Gefars die Offiziers".


    Wohl, der Alte ist zufrieden,

    Höher tragen wir das Haupt,

    Wenn auch Glück und Freiheit schieden,

    Reiner Lorbeer uns umlaubt.


    Aus dem ungeheuren Kriege,

    Aus dem Weltenwaffentanz

    Leuchten unsere hellen Siege

    Ebenbürtig Friedrichs Glanz.


    Nicht mit all den treuen Toten

    Sargten ein wir Friedrichs Geist!

    Die wir unser Leben boten - 

    "Fritzisch" unsere Losung heißt.


    Wache halten unsere Fahnen

    Drüben in der Königsgruft,

    Bis der Geist der Königsahnen

    Uns zu neuem Schwertschlag ruft.


    Hoch die Fahnen über'm Rheine!

    Wenn die Tapfersten man nennt,

    Nennt das unbesiegte, eine

    Erste Garde-Regiment!

    von Wolff. Mai 1924.


    Die Begrüßungsfeiern in Potsdam und Berlin

    13. Juni abends.

    Von 7 Uhr abends an begannen sich in Potsdam die Säle im

    Café Sanssouci, im Konzerthaus und Alten Fritz zu füllen. Ueberall

    freudiges Begrüßen, Händeschütteln, Umarmen - nach langen

    Jahren ein Wiedersehen im alten lieben Potsdam! Zwar ist

    mancher grau geworden, mancher hat seine frühere

    Koppelweite an Umfang weit überschritten, aber die Augen leuchten

    noch wie früher, das Herz ist dasselbe geblieben wie damals,

    als es unter dem blauen Waffenrock mit den weißen

    Achselklappen schlug. Und dazwischen sehnige Gestalten, die Jüngeren,

    die im feldgrauen Rock des Regiments ihren Mann gestanden

    haben. Eiserne Kreuze zieren die Brust. Mit dem

    Festabzeichen, dem kleinen silbernen "Semper-talis" Band am

    Rock, fühlen sich Alle schnell wieder eins wie früher, eins

    mit ihren Kameraden, mit ihren Offizieren.

    Schon am Morgen, am Mittag und Nachmittag dieses

    Tages war der Schloßhof Zeuge manches freudigen

    Wiedersehens gewesen, wo die Kameraden des

    Unterbringensausschusses unter der rührigen Führung der Kameraden Ballosch

    und Bothe und ihrer Helfer in selbstloser Aufopferung ihres

    Amtes gewaltet und die Quartierzettel, die Festfolgen,

    Festabzeichen und Eßmarken ausgeteilt hatten.

    Nun war am Abend die Hauptarbeit getan; aber " das

    Büro" mußte doch im Schloß bleiben, um etwa noch

    Ankommende zu versorgen.

    Aehnlich war es in Berlin, wo die Begrüßungsfeier

    schon um 5 Uhr nachmittags mit der Fahnenweihe des

    Vereins ehemaliger Kameraden Berlin stattfand. (Bericht siehe

    weiter unten.) Hier war es bei Kamerad Klenske im alten

    Hause des Ersten Garde-Regiments, Pariser Platz 3, wo sich

    manches Wiedersehen abspielte und bei dem die Karten usw.

    abzuholen waren.

    In den Lokalen aber stieg die Freude mit jedem

    Wiedersehen höher:

    Die Msuik setzte ein - und dann - lautlose Stille: Die

    Begrüßungsansprache beim Füsilierbataillon hält der Generaloberst

    v. Plessen, tortz seiner 82 Jahre mit jugendlichem Feuer und

    glänzender Beredsamkeit, beim II. Bataillon besteigt General

    v. bartenwerffer die Bühne, beim I. Bataillon Major Grad zu

    Eulenburg, der das Bataillon im August 1914 in den Krieg

    führte. In Berlin sprach General Graf von der Goltz.

    An der lautlosen Stille der Zuhörer, der gespannten

    Aufmerksamkeit ist es zu sehen: der innere Zusammenhang

    zwischen Redner und Hörer ist schnell hergestellt, den Worten

    folgen die Herzen "unsere Offiziere" stehen wieder vor der

    Front, wir sind mit ihnen eins im Fühlen und Denken, in

    der Treue und Liebe zu unserem alten Regiment, in der

    Begeisterung für unser Vaterland und unsere nationale Ehre.

    Das ist der Ton, auf den der Abend, der Begrüßungsabend,

    überall gestimmt ist.

    Das Programm wickelt sich weiter ab; Prologe,

    Musikstücke wechseln - aber die Hauptsache bleibt: Das

    Wiedersehen mit den alten Kameraden und Führern. Bis über

    Mitternacht sitzen in den überfüllten Lokalen die Gruppen

    in traulichem Gespräch zusammen, Komapgnieweise - alte

    Erinnerungen leben auf an die Dienstzeit - weißt Du noch

    damals? Ja, da waren wir noch jung! Und jetzt! Manche

    Sorge bedrückt das Herz, aber im Mitteilen an alte Kameraden

    wird sie leichter und leichter, grämliche Gedanken werden

    verscheucht, und alle fühlen sich wieder jung wie damals, fühlen

    sich wieder eins wie damals - und wenn jetzt das

    Vaterland uns braucht, wir sind alle wieder da! Denn es muß

    doch einmal anders werden!

    Erst in später Stunde trennen sich die letzten, trotzdem

    ein feierlicher aber auch anstrengender Tag bevorsteht.

    v. F.

    Die Weihe am 14. Juni.

    Künstler und Steinmetz haben Wort gehalten, junge

    Kameraden der Traditionskompagnie noch gestern Hand mit

    angelegt, und die letzten Vorbereitungen zu treffen: Das

    Denkmal harrt der Weihe.

    Die Sonne hat sich heute in dichte Wolken gehüllt, so

    recht angetan, um die Festteilnehmer ernsten Gedanken geneigt

    zu machen. Das Glockenspiel der Garnisonkirche trägt dazu

    bei, die würdige Stimmung zu festigen. Der Organist, Prof.


    S. 228

    Becker, vielen von uns schon aus der Zeit vor dem großen

    Kriege bekannt, hätte seine bessere Auswahl aus seinem reichen

    Liederschatze treffen können:

    Sonnabend, den 14. Juni, vormittags 9 - 10 Uhr:

    1. Largo, Trauermarsch und Arie: "Ich weiß, daß mein

    Erlöser lebt", von Händel.

    2. Die Trompete von Vionville: "Sie haben Tod und

    Verderben gespieen ...", von E. Richter.

    3. Kein Schön'rer Tod auf dieser Welt ...

    4. Ich hatt' einen Kameraden.

    5. O Deutschland hoch in Ehren.

    6. Und hörst du das mächtige Klingen.

    7. Zwei altniederländische Hymnen:

    a) Das Vaterland ruft.

    b) Wilhemus von Rassauen.

    8. Treue Liebe bis zum Grabe.

    9. Gelübde: Ich hab mich ergeben mit Herz ...

    10. Brüder, reicht die Hand zum Bunde, von Mozart.

    11. Deutsche Volkshymne.

    12. Ach blieb mit deiner Gnade.

    13. Harre, meine Seele.

    14. ich bete an die Macht der Liebe.


    Unter diesen Klängen versammeln sich bis 10 Uhr

    vormitags die Kameraden zur Begrüßung durch Generalmajor

    Prinz Eitel-Friedrich von Preußen, Königliche Hoheit, und

    zum Feldgottesdienst auf dem Hof der alten so vetrauten

    Kaserne, die infolge der liebevollen Sorge des jetzigen

    Bataillonskommandeurs, Major v. Schauroth, innerlich wie äußerlich

    einen behaglichen freundlichen Eindruck macht und die besonders

    für den heutigen Tag mit Bannern und Grün festlich

    geschmückt ist. Sonst hat sich das alte Vaterhaus unseres

    Regiments natürlich kaum verändert. Aber stiller ist

    es darin geworden. Kein Wunder! Denn wo einst drei

    Bataillone ihr Heim hatten, sind jetzt nur drei Komapgnien

    des I. Bataillons Infanterie-Regiments 9 untergebracht. Heute

    freilich flutet hier mehr Leben denn je. Schnell finden sich

    unsere alten Grenadiere und Füsiliere zurecht. Man hat es

    ihnen dadurch erleichtert, daß die einzelnen Bataillone sich

    an altgewohnter Stelle versammeln, auf den gleichen Plätzen,

    von denen sie so oft zu ernster Arbeit hinausgezogen sind.

    Der rechte Flügel jeder Kompagnie ist durch eine Tafel

    bezeichnet. So herrscht sogleich eine gewisse Ordnung auf dem

    weiten Hof. Ein jeder übersieht hier zum ersten Mal die

    große Zahl der erschienenen Kompagniekameraden und entdeckt

    zu seiner Freude immer von neuen bekannte liebe Gesichter.

    Die Zeit reicht nicht, um alle zu berüßen.


    Denn pünktlich um 10 Uhr mit dem letzten Schlage der

    Kirchenuhr ertönt es über den Platz: "Kompagnien antreten!"

    Als wenn es täglich so wäre, stehen in wenigen Augenblicken

    die Komapgnien in Linie, nach Jahrgängen geordnet. Die

    letzten Feldwebel lassen abählen, teilen Züge ein, lassen

    Gruppen abschwenken. Und dann heißt es: "Stillgestanden!

     - Hut ab! - Richt euch!" und die Kompagnie, fest

    gegliedert, wie zum Exerzieren, wird dem ältesten aus der

    Reihe ihrer Chefs gemeldet: "Guten Morgen, Grenadiere!"

    - "Guten Morgen, Herr ---- Hauptmann!" schallt es zurück,

    knapp und klar, wie einstmals, - "Herr Hauptmann" -

    nach alter Gewohnheit, auch wenn dieser längst

    Generals-Achselstücke trägt.


    Vor der Front stehen die alten Offiziere. Hervorgehoben

    seien hier nur die Regimentskommandeure des Ersten

    Garde-Regiments zu FUß: Generaloberst von Plessen (88-91),

    General der Infanterie Freiherr v. Plettberg (98-02),

    Generalleutnant Freiherr v. Willisen


  • February 19, 2017 16:03:57 Corinna Pichler (AUT)

    S. 227

    Denkmalsweihe vom 13. bis 15. Juni 1924 in Potsdam.


    Enthüllung des Denkmals.

    Potsdam, den 14. Juni 1924.

    Wo der "König der Soldaten"

    Seine stolze Kirche baute,

    Wo zu harten Waffentaten

    Weckten fromme Glockenlaute,


    Wo der Tritt der Grenadiere

    Dröhnt durch die Jahrhunderte,

    Lange Kerls und Offiziere

    Eine Welt bewunderte,


    Hebst Du Dich, Du Totenmal,

    Rechst Du Dich, Du Ehrenzeichen,

    Hoher Ruhm und tiefe Qual

    Schweigend sich die Hände reichen.


    Mannesaugen gehen über,

    Wie ist unsre Schar jetzt klein! -

    Doch aus stiller Gruft herüber

    Grüßt uns Friedrichs Ruhmesschein.


    Seht, sein mächtiges Königsauge

    Ruht auf seinem Regiment,

    Als ob's flammend in sich sauge,

    Was in unsern Adern brennt.


    Fridericus Rer vermelden

    Der Geschichte, höret Ihr's?:

    "Unsere Grenadiers seind Helden,

    Lauter Gefars die Offiziers".


    Wohl, der Alte ist zufrieden,

    Höher tragen wir das Haupt,

    Wenn auch Glück und Freiheit schieden,

    Reiner Lorbeer uns umlaubt.


    Aus dem ungeheuren Kriege,

    Aus dem Weltenwaffentanz

    Leuchten unsere hellen Siege

    Ebenbürtig Friedrichs Glanz.


    Nicht mit all den treuen Toten

    Sargten ein wir Friedrichs Geist!

    Die wir unser Leben boten - 

    "Fritzisch" unsere Losung heißt.


    Wache halten unsere Fahnen

    Drüben in der Königsgruft,

    Bis der Geist der Königsahnen

    Uns zu neuem Schwertschlag ruft.


    Hoch die Fahnen über'm Rheine!

    Wenn die Tapfersten man nennt,

    Nennt das unbesiegte, eine

    Erste Garde-Regiment!

    von Wolff. Mai 1924.


    Die Begrüßungsfeiern in Potsdam und Berlin

    13. Juni abends.

    Von 7 Uhr abends an begannen sich in Potsdam die Säle im

    Café Sanssouci, im Konzerthaus und Alten Fritz zu füllen. Ueberall

    freudiges Begrüßen, Händeschütteln, Umarmen - nach langen

    Jahren ein Wiedersehen im alten lieben Potsdam! Zwar ist

    mancher grau geworden, mancher hat seine frühere

    Koppelweite an Umfang weit überschritten, aber die Augen leuchten

    noch wie früher, das Herz ist dasselbe geblieben wie damals,

    als es unter dem blauen Waffenrock mit den weißen

    Achselklappen schlug. Und dazwischen sehnige Gestalten, die Jüngeren,

    die im feldgrauen Rock des Regiments ihren Mann gestanden

    haben. Eiserne Kreuze zieren die Brust. Mit dem

    Festabzeichen, dem kleinen silbernen "Semper-talis" Band am

    Rock, fühlen sich Alle schnell wieder eins wie früher, eins

    mit ihren Kameraden, mit ihren Offizieren.

    Schon am Morgen, am Mittag und Nachmittag dieses

    Tages war der Schloßhof Zeuge manches freudigen

    Wiedersehens gewesen, wo die Kameraden des

    Unterbringensausschusses unter der rührigen Führung der Kameraden Ballosch

    und Bothe und ihrer Helfer in selbstloser Aufopferung ihres

    Amtes gewaltet und die Quartierzettel, die Festfolgen,

    Festabzeichen und Eßmarken ausgeteilt hatten.

    Nun war am Abend die Hauptarbeit getan; aber " das

    Büro" mußte doch im Schloß bleiben, um etwa noch

    Ankommende zu versorgen.

    Aehnlich war es in Berlin, wo die Begrüßungsfeier

    schon um 5 Uhr nachmittags mit der Fahnenweihe des

    Vereins ehemaliger Kameraden Berlin stattfand. (Bericht siehe

    weiter unten.) Hier war es bei Kamerad Klenske im alten

    Hause des Ersten Garde-Regiments, Pariser Platz 3, wo sich

    manches Wiedersehen abspielte und bei dem die Karten usw.

    abzuholen waren.

    In den Lokalen aber stieg die Freude mit jedem

    Wiedersehen höher:

    Die Msuik setzte ein - und dann - lautlose Stille: Die

    Begrüßungsansprache beim Füsilierbataillon hält der Generaloberst

    v. Plessen, tortz seiner 82 Jahre mit jugendlichem Feuer und

    glänzender Beredsamkeit, beim II. Bataillon besteigt General

    v. bartenwerffer die Bühne, beim I. Bataillon Major Grad zu

    Eulenburg, der das Bataillon im August 1914 in den Krieg

    führte. In Berlin sprach General Graf von der Goltz.

    An der lautlosen Stille der Zuhörer, der gespannten

    Aufmerksamkeit ist es zu sehen: der innere Zusammenhang

    zwischen Redner und Hörer ist schnell hergestellt, den Worten

    folgen die Herzen "unsere Offiziere" stehen wieder vor der

    Front, wir sind mit ihnen eins im Fühlen und Denken, in

    der Treue und Liebe zu unserem alten Regiment, in der

    Begeisterung für unser Vaterland und unsere nationale Ehre.

    Das ist der Ton, auf den der Abend, der Begrüßungsabend,

    überall gestimmt ist.

    Das Programm wickelt sich weiter ab; Prologe,

    Musikstücke wechseln - aber die Hauptsache bleibt: Das

    Wiedersehen mit den alten Kameraden und Führern. Bis über

    Mitternacht sitzen in den überfüllten Lokalen die Gruppen

    in traulichem Gespräch zusammen, Komapgnieweise - alte

    Erinnerungen leben auf an die Dienstzeit - weißt Du noch

    damals? Ja, da waren wir noch jung! Und jetzt! Manche

    Sorge bedrückt das Herz, aber im Mitteilen an alte Kameraden

    wird sie leichter und leichter, grämliche Gedanken werden

    verscheucht, und alle fühlen sich wieder jung wie damals, fühlen

    sich wieder eins wie damals - und wenn jetzt das

    Vaterland uns braucht, wir sind alle wieder da! Denn es muß

    doch einmal anders werden!

    Erst in später Stunde trennen sich die letzten, trotzdem

    ein feierlicher aber auch anstrengender Tag bevorsteht.

    v. F.

    Die Weihe am 14. Juni.

    Künstler und Steinmetz haben Wort gehalten, junge

    Kameraden der Traditionskompagnie noch gestern Hand mit

    angelegt, und die letzten Vorbereitungen zu treffen: Das

    Denkmal harrt der Weihe.

    Die Sonne hat sich heute in dichte Wolken gehüllt, so

    recht angetan, um die Festteilnehmer ernsten Gedanken geneigt

    zu machen. Das Glockenspiel der Garnisonkirche trägt dazu

    bei, die würdige Stimmung zu festigen. Der Organist, Prof.


    S. 228

    Becker, vielen von uns schon aus der Zeit vor dem großen

    Kriege bekannt, hätte seine bessere Auswahl aus seinem reichen

    Liederschatze treffen können:

    Sonnabend, den 14. Juni, vormittags 9 - 10 Uhr:

    1. Largo, Trauermarsch und Arie: "Ich weiß, daß mein

    Erlöser lebt", von Händel.

    2. Die Trompete von Vionville: "Sie haben Tod und

    Verderben gespieen ...", von E. Richter.

    3. Kein Schön'rer Tod auf dieser Welt ...

    4. Ich hatt' einen Kameraden.

    5. O Deutschland hoch in Ehren.

    6. Und hörst du das mächtige Klingen.

    7. Zwei altniederländische Hymnen:

    a) Das Vaterland ruft.

    b) Wilhemus von Rassauen.

    8. Treue Liebe bis zum Grabe.

    9. Gelübde: Ich hab mich ergeben mit Herz ...

    10. Brüder, reicht die Hand zum Bunde, von Mozart.

    11. Deutsche Volkshymne.

    12. Ach blieb mit deiner Gnade.

    13. Harre, meine Seele.

    14. ich bete an die Macht der Liebe.


    Unter diesen Klängen versammeln sich bis 10 Uhr

    vormitags die Kameraden zur Begrüßung durch Generalmajor

    Prinz Eitel-Friedrich von Preußen, Königliche Hoheit, und

    zum Feldgottesdienst auf dem Hof der alten so vetrauten

    Kaserne, die infolge der liebevollen Sorge des jetzigen

    Bataillonskommandeurs, Major v. Schauroth, innerlich wie äußerlich

    einen behaglichen freundlichen Eindruck macht und die besonders

    für den heutigen Tag mit Bannern und Grün festlich

    geschmückt ist. Sonst hat sich das alte Vaterhaus unseres

    Regiments natürlich kaum verändert. Aber stiller ist

    es darin geworden. Kein Wunder! Denn wo einst drei

    Bataillone ihr Heim hatten, sind jetzt nur drei Komapgnien

    des I. Bataillons Infanterie-Regiments 9 untergebracht. Heute

    freilich flutet hier mehr Leben denn je. Schnell finden sich

    unsere alten Grenadiere und Füsiliere zurecht. Man hat es

    ihnen dadurch erleichtert, daß die einzelnen Bataillone sich

    an altgewohnter Stelle versammeln, auf den gleichen Plätzen,

    von denen sie so oft zu ernster Arbeit hinausgezogen sind.

    Der rechte Flügel jeder Kompagnie ist durch eine Tafel

    bezeichnet. So herrscht sogleich eine gewisse Ordnung auf dem

    weiten Hof. Ein jeder übersieht hier zum ersten Mal die

    große Zahl der erschienenen Kompagniekameraden und entdeckt

    zu seiner Freude immer von neuen bekannte liebe Gesichter.

    Die Zeit reicht nicht, um alle zu berüßen.


    Denn pünktlich um 10 Uhr mit dem letzten Schlage der

    Kirchenuhr ertönt es über den Platz: "Kompagnien antreten!"

    Als wenn es täglich so wäre, stehen in wenigen Augenblicken

    die Komapgnien in Linie, nach Jahrgängen geordnet. Die

    letzten Feldwebel lassen abählen, teilen Züge ein, lassen

    Gruppen abschwenken. Und dann heißt es: "Stillgestanden!

     - Hut ab! - Richt euch!" und die Kompagnie, fest

    gegliedert, wie zum Exerzieren, wird dem ältesten aus der

    Reihe ihrer Chefs gemeldet: "Guten Morgen, Grenadiere!"

    - "Guten Morgen, Herr ---- Hauptmann!" schallt es zurück,

    knapp und klar, wie einstmals, - "Herr Hauptmann" -

    nach alter Gewohnheit, auch wenn dieser längst

    Generals-Achselstücke trägt.


    Vor der Front stehen die alten Offiziere. Hervorgehoben

    seien hier nur die Regimentskommandeure des Ersten

    Garde-Regiments zu FUß: Generaloberst von Plessen (88-91),

    General der Infanterie Freiherr v. Plettberg (98-02),



  • February 19, 2017 16:01:02 Corinna Pichler (AUT)

    S. 227

    Denkmalsweihe vom 13. bis 15. Juni 1924 in Potsdam.


    Enthüllung des Denkmals.

    Potsdam, den 14. Juni 1924.

    Wo der "König der Soldaten"

    Seine stolze Kirche baute,

    Wo zu harten Waffentaten

    Weckten fromme Glockenlaute,


    Wo der Tritt der Grenadiere

    Dröhnt durch die Jahrhunderte,

    Lange Kerls und Offiziere

    Eine Welt bewunderte,


    Hebst Du Dich, Du Totenmal,

    Rechst Du Dich, Du Ehrenzeichen,

    Hoher Ruhm und tiefe Qual

    Schweigend sich die Hände reichen.


    Mannesaugen gehen über,

    Wie ist unsre Schar jetzt klein! -

    Doch aus stiller Gruft herüber

    Grüßt uns Friedrichs Ruhmesschein.


    Seht, sein mächtiges Königsauge

    Ruht auf seinem Regiment,

    Als ob's flammend in sich sauge,

    Was in unsern Adern brennt.


    Fridericus Rer vermelden

    Der Geschichte, höret Ihr's?:

    "Unsere Grenadiers seind Helden,

    Lauter Gefars die Offiziers".


    Wohl, der Alte ist zufrieden,

    Höher tragen wir das Haupt,

    Wenn auch Glück und Freiheit schieden,

    Reiner Lorbeer uns umlaubt.


    Aus dem ungeheuren Kriege,

    Aus dem Weltenwaffentanz

    Leuchten unsere hellen Siege

    Ebenbürtig Friedrichs Glanz.


    Nicht mit all den treuen Toten

    Sargten ein wir Friedrichs Geist!

    Die wir unser Leben boten - 

    "Fritzisch" unsere Losung heißt.


    Wache halten unsere Fahnen

    Drüben in der Königsgruft,

    Bis der Geist der Königsahnen

    Uns zu neuem Schwertschlag ruft.


    Hoch die Fahnen über'm Rheine!

    Wenn die Tapfersten man nennt,

    Nennt das unbesiegte, eine

    Erste Garde-Regiment!

    von Wolff. Mai 1924.


    Die Begrüßungsfeiern in Potsdam und Berlin

    13. Juni abends.

    Von 7 Uhr abends an begannen sich in Potsdam die Säle im

    Café Sanssouci, im Konzerthaus und Alten Fritz zu füllen. Ueberall

    freudiges Begrüßen, Händeschütteln, Umarmen - nach langen

    Jahren ein Wiedersehen im alten lieben Potsdam! Zwar ist

    mancher grau geworden, mancher hat seine frühere

    Koppelweite an Umfang weit überschritten, aber die Augen leuchten

    noch wie früher, das Herz ist dasselbe geblieben wie damals,

    als es unter dem blauen Waffenrock mit den weißen

    Achselklappen schlug. Und dazwischen sehnige Gestalten, die Jüngeren,

    die im feldgrauen Rock des Regiments ihren Mann gestanden

    haben. Eiserne Kreuze zieren die Brust. Mit dem

    Festabzeichen, dem kleinen silbernen "Semper-talis" Band am

    Rock, fühlen sich Alle schnell wieder eins wie früher, eins

    mit ihren Kameraden, mit ihren Offizieren.

    Schon am Morgen, am Mittag und Nachmittag dieses

    Tages war der Schloßhof Zeuge manches freudigen

    Wiedersehens gewesen, wo die Kameraden des

    Unterbringensausschusses unter der rührigen Führung der Kameraden Ballosch

    und Bothe und ihrer Helfer in selbstloser Aufopferung ihres

    Amtes gewaltet und die Quartierzettel, die Festfolgen,

    Festabzeichen und Eßmarken ausgeteilt hatten.

    Nun war am Abend die Hauptarbeit getan; aber " das

    Büro" mußte doch im Schloß bleiben, um etwa noch

    Ankommende zu versorgen.

    Aehnlich war es in Berlin, wo die Begrüßungsfeier

    schon um 5 Uhr nachmittags mit der Fahnenweihe des

    Vereins ehemaliger Kameraden Berlin stattfand. (Bericht siehe

    weiter unten.) Hier war es bei Kamerad Klenske im alten

    Hause des Ersten Garde-Regiments, Pariser Platz 3, wo sich

    manches Wiedersehen abspielte und bei dem die Karten usw.

    abzuholen waren.

    In den Lokalen aber stieg die Freude mit jedem

    Wiedersehen höher:

    Die Msuik setzte ein - und dann - lautlose Stille: Die

    Begrüßungsansprache beim Füsilierbataillon hält der Generaloberst

    v. Plessen, tortz seiner 82 Jahre mit jugendlichem Feuer und

    glänzender Beredsamkeit, beim II. Bataillon besteigt General

    v. bartenwerffer die Bühne, beim I. Bataillon Major Grad zu

    Eulenburg, der das Bataillon im August 1914 in den Krieg

    führte. In Berlin sprach General Graf von der Goltz.

    An der lautlosen Stille der Zuhörer, der gespannten

    Aufmerksamkeit ist es zu sehen: der innere Zusammenhang

    zwischen Redner und Hörer ist schnell hergestellt, den Worten

    folgen die Herzen "unsere Offiziere" stehen wieder vor der

    Front, wir sind mit ihnen eins im Fühlen und Denken, in

    der Treue und Liebe zu unserem alten Regiment, in der

    Begeisterung für unser Vaterland und unsere nationale Ehre.

    Das ist der Ton, auf den der Abend, der Begrüßungsabend,

    überall gestimmt ist.

    Das Programm wickelt sich weiter ab; Prologe,

    Musikstücke wechseln - aber die Hauptsache bleibt: Das

    Wiedersehen mit den alten Kameraden und Führern. Bis über

    Mitternacht sitzen in den überfüllten Lokalen die Gruppen

    in traulichem Gespräch zusammen, Komapgnieweise - alte

    Erinnerungen leben auf an die Dienstzeit - weißt Du noch

    damals? Ja, da waren wir noch jung! Und jetzt! Manche

    Sorge bedrückt das Herz, aber im Mitteilen an alte Kameraden

    wird sie leichter und leichter, grämliche Gedanken werden

    verscheucht, und alle fühlen sich wieder jung wie damals, fühlen

    sich wieder eins wie damals - und wenn jetzt das

    Vaterland uns braucht, wir sind alle wieder da! Denn es muß

    doch einmal anders werden!

    Erst in später Stunde trennen sich die letzten, trotzdem

    ein feierlicher aber auch anstrengender Tag bevorsteht.

    v. F.

    Die Weihe am 14. Juni.

    Künstler und Steinmetz haben Wort gehalten, junge

    Kameraden der Traditionskompagnie noch gestern Hand mit

    angelegt, und die letzten Vorbereitungen zu treffen: Das

    Denkmal harrt der Weihe.

    Die Sonne hat sich heute in dichte Wolken gehüllt, so

    recht angetan, um die Festteilnehmer ernsten Gedanken geneigt

    zu machen. Das Glockenspiel der Garnisonkirche trägt dazu

    bei, die würdige Stimmung zu festigen. Der Organist, Prof.


    S. 228

    Becker, vielen von uns schon aus der Zeit vor dem großen

    Kriege bekannt, hätte seine bessere Auswahl aus seinem reichen

    Liederschatze treffen können:

    Sonnabend, den 14. Juni, vormittags 9 - 10 Uhr:

    1. Largo, Trauermarsch und Arie: "Ich weiß, daß mein

    Erlöser lebt", von Händel.

    2. Die Trompete von Vionville: "Sie haben Tod und

    Verderben gespieen ...", von E. Richter.

    3. Kein Schön'rer Tod auf dieser Welt ...

    4. Ich hatt' einen Kameraden.

    5. O Deutschland hoch in Ehren.

    6. Und hörst du das mächtige Klingen.

    7. Zwei altniederländische Hymnen:

    a) Das Vaterland ruft.

    b) Wilhemus von Rassauen.

    8. Treue Liebe bis zum Grabe.

    9. Gelübde: Ich hab mich ergeben mit Herz ...

    10. Brüder, reicht die Hand zum Bunde, von Mozart.

    11. Deutsche Volkshymne.

    12. Ach blieb mit deiner Gnade.

    13. Harre, meine Seele.

    14. ich bete an die Macht der Liebe.


    Unter diesen Klängen versammeln sich bis 10 Uhr

    vormitags die Kameraden zur Begrüßung durch Generalmajor

    Prinz Eitel-Friedrich von Preußen, Königliche Hoheit, und

    zum Feldgottesdienst auf dem Hof der alten so vetrauten

    Kaserne, die infolge der liebevollen Sorge des jetzigen

    Bataillonskommandeurs, Major v. Schauroth, innerlich wie äußerlich

    einen behaglichen freundlichen Eindruck macht und die besonders

    für den heutigen Tag mit Bannern und Grün festlich

    geschmückt ist. Sonst hat sich das alte Vaterhaus unseres

    Regiments natürlich kaum verändert. Aber stiller ist

    es darin geworden. Kein Wunder! Denn wo einst drei

    Bataillone ihr Heim hatten, sind jetzt nur drei Komapgnien

    des I. Bataillons Infanterie-Regiments 9 untergebracht. Heute

    freilich flutet hier mehr Leben denn je. Schnell finden sich

    unsere alten Grenadiere und Füsiliere zurecht. Man hat es

    ihnen dadurch erleichtert, daß die einzelnen Bataillone sich

    an altgewohnter Stelle versammeln, auf den gleichen Plätzen,

    von denen sie so oft zu ernster Arbeit hinausgezogen sind.

    Der rechte Flügel jeder Kompagnie ist durch eine Tafel

    bezeichnet. So herrscht sogleich eine gewisse Ordnung auf dem

    weiten Hof. Ein jeder übersieht hier zum ersten Mal die

    große Zahl der erschienenen Kompagniekameraden und entdeckt

    zu seiner Freude immer von neuen bekannte liebe Gesichter.

    Die Zeit reicht nicht, um alle zu berüßen.


    Denn pünktlich um 10 Uhr mit dem letzten Schlage der

    Kirchenuhr ertönt es über den Platz: "Kompagnien antreten!"

    Als wenn es täglich so wäre, stehen in wenigen Augenblicken

    die Komapgnien in Linie, nach Jahrgängen geordnet.


  • February 19, 2017 16:00:01 Corinna Pichler (AUT)

    S. 227

    Denkmalsweihe vom 13. bis 15. Juni 1924 in Potsdam.


    Enthüllung des Denkmals.

    Potsdam, den 14. Juni 1924.

    Wo der "König der Soldaten"

    Seine stolze Kirche baute,

    Wo zu harten Waffentaten

    Weckten fromme Glockenlaute,


    Wo der Tritt der Grenadiere

    Dröhnt durch die Jahrhunderte,

    Lange Kerls und Offiziere

    Eine Welt bewunderte,


    Hebst Du Dich, Du Totenmal,

    Rechst Du Dich, Du Ehrenzeichen,

    Hoher Ruhm und tiefe Qual

    Schweigend sich die Hände reichen.


    Mannesaugen gehen über,

    Wie ist unsre Schar jetzt klein! -

    Doch aus stiller Gruft herüber

    Grüßt uns Friedrichs Ruhmesschein.


    Seht, sein mächtiges Königsauge

    Ruht auf seinem Regiment,

    Als ob's flammend in sich sauge,

    Was in unsern Adern brennt.


    Fridericus Rer vermelden

    Der Geschichte, höret Ihr's?:

    "Unsere Grenadiers seind Helden,

    Lauter Gefars die Offiziers".


    Wohl, der Alte ist zufrieden,

    Höher tragen wir das Haupt,

    Wenn auch Glück und Freiheit schieden,

    Reiner Lorbeer uns umlaubt.


    Aus dem ungeheuren Kriege,

    Aus dem Weltenwaffentanz

    Leuchten unsere hellen Siege

    Ebenbürtig Friedrichs Glanz.


    Nicht mit all den treuen Toten

    Sargten ein wir Friedrichs Geist!

    Die wir unser Leben boten - 

    "Fritzisch" unsere Losung heißt.


    Wache halten unsere Fahnen

    Drüben in der Königsgruft,

    Bis der Geist der Königsahnen

    Uns zu neuem Schwertschlag ruft.


    Hoch die Fahnen über'm Rheine!

    Wenn die Tapfersten man nennt,

    Nennt das unbesiegte, eine

    Erste Garde-Regiment!

    von Wolff. Mai 1924.


    Die Begrüßungsfeiern in Potsdam und Berlin

    13. Juni abends.

    Von 7 Uhr abends an begannen sich in Potsdam die Säle im

    Café Sanssouci, im Konzerthaus und Alten Fritz zu füllen. Ueberall

    freudiges Begrüßen, Händeschütteln, Umarmen - nach langen

    Jahren ein Wiedersehen im alten lieben Potsdam! Zwar ist

    mancher grau geworden, mancher hat seine frühere

    Koppelweite an Umfang weit überschritten, aber die Augen leuchten

    noch wie früher, das Herz ist dasselbe geblieben wie damals,

    als es unter dem blauen Waffenrock mit den weißen

    Achselklappen schlug. Und dazwischen sehnige Gestalten, die Jüngeren,

    die im feldgrauen Rock des Regiments ihren Mann gestanden

    haben. Eiserne Kreuze zieren die Brust. Mit dem

    Festabzeichen, dem kleinen silbernen "Semper-talis" Band am

    Rock, fühlen sich Alle schnell wieder eins wie früher, eins

    mit ihren Kameraden, mit ihren Offizieren.

    Schon am Morgen, am Mittag und Nachmittag dieses

    Tages war der Schloßhof Zeuge manches freudigen

    Wiedersehens gewesen, wo die Kameraden des

    Unterbringensausschusses unter der rührigen Führung der Kameraden Ballosch

    und Bothe und ihrer Helfer in selbstloser Aufopferung ihres

    Amtes gewaltet und die Quartierzettel, die Festfolgen,

    Festabzeichen und Eßmarken ausgeteilt hatten.

    Nun war am Abend die Hauptarbeit getan; aber " das

    Büro" mußte doch im Schloß bleiben, um etwa noch

    Ankommende zu versorgen.

    Aehnlich war es in Berlin, wo die Begrüßungsfeier

    schon um 5 Uhr nachmittags mit der Fahnenweihe des

    Vereins ehemaliger Kameraden Berlin stattfand. (Bericht siehe

    weiter unten.) Hier war es bei Kamerad Klenske im alten

    Hause des Ersten Garde-Regiments, Pariser Platz 3, wo sich

    manches Wiedersehen abspielte und bei dem die Karten usw.

    abzuholen waren.

    In den Lokalen aber stieg die Freude mit jedem

    Wiedersehen höher:

    Die Msuik setzte ein - und dann - lautlose Stille: Die

    Begrüßungsansprache beim Füsilierbataillon hält der Generaloberst

    v. Plessen, tortz seiner 82 Jahre mit jugendlichem Feuer und

    glänzender Beredsamkeit, beim II. Bataillon besteigt General

    v. bartenwerffer die Bühne, beim I. Bataillon Major Grad zu

    Eulenburg, der das Bataillon im August 1914 in den Krieg

    führte. In Berlin sprach General Graf von der Goltz.

    An der lautlosen Stille der Zuhörer, der gespannten

    Aufmerksamkeit ist es zu sehen: der innere Zusammenhang

    zwischen Redner und Hörer ist schnell hergestellt, den Worten

    folgen die Herzen "unsere Offiziere" stehen wieder vor der

    Front, wir sind mit ihnen eins im Fühlen und Denken, in

    der Treue und Liebe zu unserem alten Regiment, in der

    Begeisterung für unser Vaterland und unsere nationale Ehre.

    Das ist der Ton, auf den der Abend, der Begrüßungsabend,

    überall gestimmt ist.

    Das Programm wickelt sich weiter ab; Prologe,

    Musikstücke wechseln - aber die Hauptsache bleibt: Das

    Wiedersehen mit den alten Kameraden und Führern. Bis über

    Mitternacht sitzen in den überfüllten Lokalen die Gruppen

    in traulichem Gespräch zusammen, Komapgnieweise - alte

    Erinnerungen leben auf an die Dienstzeit - weißt Du noch

    damals? Ja, da waren wir noch jung! Und jetzt! Manche

    Sorge bedrückt das Herz, aber im Mitteilen an alte Kameraden

    wird sie leichter und leichter, grämliche Gedanken werden

    verscheucht, und alle fühlen sich wieder jung wie damals, fühlen

    sich wieder eins wie damals - und wenn jetzt das

    Vaterland uns braucht, wir sind alle wieder da! Denn es muß

    doch einmal anders werden!

    Erst in später Stunde trennen sich die letzten, trotzdem

    ein feierlicher aber auch anstrengender Tag bevorsteht.

    v. F.

    Die Weihe am 14. Juni.

    Künstler und Steinmetz haben Wort gehalten, junge

    Kameraden der Traditionskompagnie noch gestern Hand mit

    angelegt, und die letzten Vorbereitungen zu treffen: Das

    Denkmal harrt der Weihe.

    Die Sonne hat sich heute in dichte Wolken gehüllt, so

    recht angetan, um die Festteilnehmer ernsten Gedanken geneigt

    zu machen. Das Glockenspiel der Garnisonkirche trägt dazu

    bei, die würdige Stimmung zu festigen. Der Organist, Prof.


    S. 228

    Becker, vielen von uns schon aus der Zeit vor dem großen

    Kriege bekannt, hätte seine bessere Auswahl aus seinem reichen

    Liederschatze treffen können:

    Sonnabend, den 14. Juni, vormittags 9 - 10 Uhr:

    1. Largo, Trauermarsch und Arie: "Ich weiß, daß mein

    Erlöser lebt", von Händel.

    2. Die Trompete von Vionville: "Sie haben Tod und

    Verderben gespieen ...", von E. Richter.

    3. Kein Schön'rer Tod auf dieser Welt ...

    4. Ich hatt' einen Kameraden.

    5. O Deutschland hoch in Ehren.

    6. Und hörst du das mächtige Klingen.

    7. Zwei altniederländische Hymnen:

    a) Das Vaterland ruft.

    b) Wilhemus von Rassauen.

    8. Treue Liebe bis zum Grabe.

    9. Gelübde: Ich hab mich ergeben mit Herz ...

    10. Brüder, reicht die Hand zum Bunde, von Mozart.

    11. Deutsche Volkshymne.

    12. Ach blieb mit deiner Gnade.

    13. Harre, meine Seele.

    14. ich bete an die Macht der Liebe.


    Unter diesen Klängen versammeln sich bis 10 Uhr

    vormitags die Kameraden zur Begrüßung durch Generalmajor

    Prinz Eitel-Friedrich von Preußen, Königliche Hoheit, und

    zum Feldgottesdienst auf dem Hof der alten so vetrauten

    Kaserne, die infolge der liebevollen Sorge des jetzigen

    Bataillonskommandeurs, Major v. Schauroth, innerlich wie äußerlich

    einen behaglichen freundlichen Eindruck macht und die besonders

    für den heutigen Tag mit Bannern und Grün festlich

    geschmückt ist. Sonst hat sich das alte Vaterhaus unseres

    Regiments natürlich kaum verändert. Aber stiller ist

    es darin geworden. Kein Wunder! Denn wo einst drei

    Bataillone ihr Heim hatten, sind jetzt nur drei Komapgnien

    des I. Bataillons Infanterie-Regiments 9 untergebracht. Heute

    freilich flutet hier mehr Leben denn je. Schnell finden sich

    unsere alten Grenadiere und Füsiliere zurecht. Man hat es

    ihnen dadurch erleichtert, daß die einzelnen Bataillone sich

    an altgewohnter Stelle versammeln, auf den gleichen Plätzen,

    von denen sie so oft zu ernster Arbeit hinausgezogen sind.

    Der rechte Flügel jeder Kompagnie ist durch eine Tafel

    bezeichnet. So herrscht sogleich eine gewisse Ordnung auf dem

    weiten Hof. Ein jeder übersieht hier zum ersten Mal die

    große Zahl der erschienenen Kompagniekameraden und entdeckt

    zu seiner Freude immer von neuen bekannte liebe Gesichter.

    Die Zeit reicht nicht,


  • February 19, 2017 15:55:38 Corinna Pichler (AUT)

    S. 227

    Denkmalsweihe vom 13. bis 15. Juni 1924 in Potsdam.


    Enthüllung des Denkmals.

    Potsdam, den 14. Juni 1924.

    Wo der "König der Soldaten"

    Seine stolze Kirche baute,

    Wo zu harten Waffentaten

    Weckten fromme Glockenlaute,


    Wo der Tritt der Grenadiere

    Dröhnt durch die Jahrhunderte,

    Lange Kerls und Offiziere

    Eine Welt bewunderte,


    Hebst Du Dich, Du Totenmal,

    Rechst Du Dich, Du Ehrenzeichen,

    Hoher Ruhm und tiefe Qual

    Schweigend sich die Hände reichen.


    Mannesaugen gehen über,

    Wie ist unsre Schar jetzt klein! -

    Doch aus stiller Gruft herüber

    Grüßt uns Friedrichs Ruhmesschein.


    Seht, sein mächtiges Königsauge

    Ruht auf seinem Regiment,

    Als ob's flammend in sich sauge,

    Was in unsern Adern brennt.


    Fridericus Rer vermelden

    Der Geschichte, höret Ihr's?:

    "Unsere Grenadiers seind Helden,

    Lauter Gefars die Offiziers".


    Wohl, der Alte ist zufrieden,

    Höher tragen wir das Haupt,

    Wenn auch Glück und Freiheit schieden,

    Reiner Lorbeer uns umlaubt.


    Aus dem ungeheuren Kriege,

    Aus dem Weltenwaffentanz

    Leuchten unsere hellen Siege

    Ebenbürtig Friedrichs Glanz.


    Nicht mit all den treuen Toten

    Sargten ein wir Friedrichs Geist!

    Die wir unser Leben boten - 

    "Fritzisch" unsere Losung heißt.


    Wache halten unsere Fahnen

    Drüben in der Königsgruft,

    Bis der Geist der Königsahnen

    Uns zu neuem Schwertschlag ruft.


    Hoch die Fahnen über'm Rheine!

    Wenn die Tapfersten man nennt,

    Nennt das unbesiegte, eine

    Erste Garde-Regiment!

    von Wolff. Mai 1924.


    Die Begrüßungsfeiern in Potsdam und Berlin

    13. Juni abends.

    Von 7 Uhr abends an begannen sich in Potsdam die Säle im

    Café Sanssouci, im Konzerthaus und Alten Fritz zu füllen. Ueberall

    freudiges Begrüßen, Händeschütteln, Umarmen - nach langen

    Jahren ein Wiedersehen im alten lieben Potsdam! Zwar ist

    mancher grau geworden, mancher hat seine frühere

    Koppelweite an Umfang weit überschritten, aber die Augen leuchten

    noch wie früher, das Herz ist dasselbe geblieben wie damals,

    als es unter dem blauen Waffenrock mit den weißen

    Achselklappen schlug. Und dazwischen sehnige Gestalten, die Jüngeren,

    die im feldgrauen Rock des Regiments ihren Mann gestanden

    haben. Eiserne Kreuze zieren die Brust. Mit dem

    Festabzeichen, dem kleinen silbernen "Semper-talis" Band am

    Rock, fühlen sich Alle schnell wieder eins wie früher, eins

    mit ihren Kameraden, mit ihren Offizieren.

    Schon am Morgen, am Mittag und Nachmittag dieses

    Tages war der Schloßhof Zeuge manches freudigen

    Wiedersehens gewesen, wo die Kameraden des

    Unterbringensausschusses unter der rührigen Führung der Kameraden Ballosch

    und Bothe und ihrer Helfer in selbstloser Aufopferung ihres

    Amtes gewaltet und die Quartierzettel, die Festfolgen,

    Festabzeichen und Eßmarken ausgeteilt hatten.

    Nun war am Abend die Hauptarbeit getan; aber " das

    Büro" mußte doch im Schloß bleiben, um etwa noch

    Ankommende zu versorgen.

    Aehnlich war es in Berlin, wo die Begrüßungsfeier

    schon um 5 Uhr nachmittags mit der Fahnenweihe des

    Vereins ehemaliger Kameraden Berlin stattfand. (Bericht siehe

    weiter unten.) Hier war es bei Kamerad Klenske im alten

    Hause des Ersten Garde-Regiments, Pariser Platz 3, wo sich

    manches Wiedersehen abspielte und bei dem die Karten usw.

    abzuholen waren.

    In den Lokalen aber stieg die Freude mit jedem

    Wiedersehen höher:

    Die Msuik setzte ein - und dann - lautlose Stille: Die

    Begrüßungsansprache beim Füsilierbataillon hält der Generaloberst

    v. Plessen, tortz seiner 82 Jahre mit jugendlichem Feuer und

    glänzender Beredsamkeit, beim II. Bataillon besteigt General

    v. bartenwerffer die Bühne, beim I. Bataillon Major Grad zu

    Eulenburg, der das Bataillon im August 1914 in den Krieg

    führte. In Berlin sprach General Graf von der Goltz.

    An der lautlosen Stille der Zuhörer, der gespannten

    Aufmerksamkeit ist es zu sehen: der innere Zusammenhang

    zwischen Redner und Hörer ist schnell hergestellt, den Worten

    folgen die Herzen "unsere Offiziere" stehen wieder vor der

    Front, wir sind mit ihnen eins im Fühlen und Denken, in

    der Treue und Liebe zu unserem alten Regiment, in der

    Begeisterung für unser Vaterland und unsere nationale Ehre.

    Das ist der Ton, auf den der Abend, der Begrüßungsabend,

    überall gestimmt ist.

    Das Programm wickelt sich weiter ab; Prologe,

    Musikstücke wechseln - aber die Hauptsache bleibt: Das

    Wiedersehen mit den alten Kameraden und Führern. Bis über

    Mitternacht sitzen in den überfüllten Lokalen die Gruppen

    in traulichem Gespräch zusammen, Komapgnieweise - alte

    Erinnerungen leben auf an die Dienstzeit - weißt Du noch

    damals? Ja, da waren wir noch jung! Und jetzt! Manche

    Sorge bedrückt das Herz, aber im Mitteilen an alte Kameraden

    wird sie leichter und leichter, grämliche Gedanken werden

    verscheucht, und alle fühlen sich wieder jung wie damals, fühlen

    sich wieder eins wie damals - und wenn jetzt das

    Vaterland uns braucht, wir sind alle wieder da! Denn es muß

    doch einmal anders werden!

    Erst in später Stunde trennen sich die letzten, trotzdem

    ein feierlicher aber auch anstrengender Tag bevorsteht.

    v. F.

    Die Weihe am 14. Juni.

    Künstler und Steinmetz haben Wort gehalten, junge

    Kameraden der Traditionskompagnie noch gestern Hand mit

    angelegt, und die letzten Vorbereitungen zu treffen: Das

    Denkmal harrt der Weihe.

    Die Sonne hat sich heute in dichte Wolken gehüllt, so

    recht angetan, um die Festteilnehmer ernsten Gedanken geneigt

    zu machen. Das Glockenspiel der Garnisonkirche trägt dazu

    bei, die würdige Stimmung zu festigen. Der Organist, Prof.


    S. 228

    Becker, vielen von uns schon aus der Zeit vor dem großen

    Kriege bekannt, hätte seine bessere Auswahl aus seinem reichen

    Liederschatze treffen können:

    Sonnabend, den 14. Juni, vormittags 9 - 10 Uhr:

    1. Largo, Trauermarsch und Arie: "Ich weiß, daß mein

    Erlöser lebt", von Händel.

    2. Die Trompete von Vionville: "Sie haben Tod und

    Verderben gespieen ...", von E. Richter.

    3. Kein Schön'rer Tod auf dieser Welt ...

    4. Ich hatt' einen Kameraden.

    5. O Deutschland hoch in Ehren.

    6. Und hörst du das mächtige Klingen.

    7. Zwei altniederländische Hymnen:

    a) Das Vaterland ruft.

    b) Wilhemus von Rassauen.

    8. Treue Liebe bis zum Grabe.

    9. Gelübde: Ich hab mich ergeben mit Herz ...

    10. Brüder, reicht die Hand zum Bunde, von Mozart.

    11. Deutsche Volkshymne.

    12. Ach blieb mit deiner Gnade.

    13. Harre, meine Seele.

    14. ich bete an die Macht der Liebe.


    Unter diesen Klängen versammeln sich bis 10 Uhr

    vormitags die Kameraden zur Begrüßung durch Generalmajor

    Prinz Eitel-Friedrich von Preußen, Königliche Hoheit, und

    zum Feldgottesdienst auf dem Hof der alten so vetrauten

    Kaserne, die infolge der liebevollen Sorge des jetzigen

    Bataillonskommandeurs, Major v. Schauroth, innerlich wie äußerlich

    einen behaglichen freundlichen Eindruck macht und die besonders

    für den heutigen Tag mit Bannern und Grün festlich

    geschmückt ist. Sonst hat sich das alte Vaterhaus unseres

    Regiments natürlich kaum verändert. Aber stiller ist

    es


  • February 19, 2017 15:52:10 Corinna Pichler (AUT)

    S. 227

    Denkmalsweihe vom 13. bis 15. Juni 1924 in Potsdam.


    Enthüllung des Denkmals.

    Potsdam, den 14. Juni 1924.

    Wo der "König der Soldaten"

    Seine stolze Kirche baute,

    Wo zu harten Waffentaten

    Weckten fromme Glockenlaute,


    Wo der Tritt der Grenadiere

    Dröhnt durch die Jahrhunderte,

    Lange Kerls und Offiziere

    Eine Welt bewunderte,


    Hebst Du Dich, Du Totenmal,

    Rechst Du Dich, Du Ehrenzeichen,

    Hoher Ruhm und tiefe Qual

    Schweigend sich die Hände reichen.


    Mannesaugen gehen über,

    Wie ist unsre Schar jetzt klein! -

    Doch aus stiller Gruft herüber

    Grüßt uns Friedrichs Ruhmesschein.


    Seht, sein mächtiges Königsauge

    Ruht auf seinem Regiment,

    Als ob's flammend in sich sauge,

    Was in unsern Adern brennt.


    Fridericus Rer vermelden

    Der Geschichte, höret Ihr's?:

    "Unsere Grenadiers seind Helden,

    Lauter Gefars die Offiziers".


    Wohl, der Alte ist zufrieden,

    Höher tragen wir das Haupt,

    Wenn auch Glück und Freiheit schieden,

    Reiner Lorbeer uns umlaubt.


    Aus dem ungeheuren Kriege,

    Aus dem Weltenwaffentanz

    Leuchten unsere hellen Siege

    Ebenbürtig Friedrichs Glanz.


    Nicht mit all den treuen Toten

    Sargten ein wir Friedrichs Geist!

    Die wir unser Leben boten - 

    "Fritzisch" unsere Losung heißt.


    Wache halten unsere Fahnen

    Drüben in der Königsgruft,

    Bis der Geist der Königsahnen

    Uns zu neuem Schwertschlag ruft.


    Hoch die Fahnen über'm Rheine!

    Wenn die Tapfersten man nennt,

    Nennt das unbesiegte, eine

    Erste Garde-Regiment!

    von Wolff. Mai 1924.


    Die Begrüßungsfeiern in Potsdam und Berlin

    13. Juni abends.

    Von 7 Uhr abends an begannen sich in Potsdam die Säle im

    Café Sanssouci, im Konzerthaus und Alten Fritz zu füllen. Ueberall

    freudiges Begrüßen, Händeschütteln, Umarmen - nach langen

    Jahren ein Wiedersehen im alten lieben Potsdam! Zwar ist

    mancher grau geworden, mancher hat seine frühere

    Koppelweite an Umfang weit überschritten, aber die Augen leuchten

    noch wie früher, das Herz ist dasselbe geblieben wie damals,

    als es unter dem blauen Waffenrock mit den weißen

    Achselklappen schlug. Und dazwischen sehnige Gestalten, die Jüngeren,

    die im feldgrauen Rock des Regiments ihren Mann gestanden

    haben. Eiserne Kreuze zieren die Brust. Mit dem

    Festabzeichen, dem kleinen silbernen "Semper-talis" Band am

    Rock, fühlen sich Alle schnell wieder eins wie früher, eins

    mit ihren Kameraden, mit ihren Offizieren.

    Schon am Morgen, am Mittag und Nachmittag dieses

    Tages war der Schloßhof Zeuge manches freudigen

    Wiedersehens gewesen, wo die Kameraden des

    Unterbringensausschusses unter der rührigen Führung der Kameraden Ballosch

    und Bothe und ihrer Helfer in selbstloser Aufopferung ihres

    Amtes gewaltet und die Quartierzettel, die Festfolgen,

    Festabzeichen und Eßmarken ausgeteilt hatten.

    Nun war am Abend die Hauptarbeit getan; aber " das

    Büro" mußte doch im Schloß bleiben, um etwa noch

    Ankommende zu versorgen.

    Aehnlich war es in Berlin, wo die Begrüßungsfeier

    schon um 5 Uhr nachmittags mit der Fahnenweihe des

    Vereins ehemaliger Kameraden Berlin stattfand. (Bericht siehe

    weiter unten.) Hier war es bei Kamerad Klenske im alten

    Hause des Ersten Garde-Regiments, Pariser Platz 3, wo sich

    manches Wiedersehen abspielte und bei dem die Karten usw.

    abzuholen waren.

    In den Lokalen aber stieg die Freude mit jedem

    Wiedersehen höher:

    Die Msuik setzte ein - und dann - lautlose Stille: Die

    Begrüßungsansprache beim Füsilierbataillon hält der Generaloberst

    v. Plessen, tortz seiner 82 Jahre mit jugendlichem Feuer und

    glänzender Beredsamkeit, beim II. Bataillon besteigt General

    v. bartenwerffer die Bühne, beim I. Bataillon Major Grad zu

    Eulenburg, der das Bataillon im August 1914 in den Krieg

    führte. In Berlin sprach General Graf von der Goltz.

    An der lautlosen Stille der Zuhörer, der gespannten

    Aufmerksamkeit ist es zu sehen: der innere Zusammenhang

    zwischen Redner und Hörer ist schnell hergestellt, den Worten

    folgen die Herzen "unsere Offiziere" stehen wieder vor der

    Front, wir sind mit ihnen eins im Fühlen und Denken, in

    der Treue und Liebe zu unserem alten Regiment, in der

    Begeisterung für unser Vaterland und unsere nationale Ehre.

    Das ist der Ton, auf den der Abend, der Begrüßungsabend,

    überall gestimmt ist.

    Das Programm wickelt sich weiter ab; Prologe,

    Musikstücke wechseln - aber die Hauptsache bleibt: Das

    Wiedersehen mit den alten Kameraden und Führern. Bis über

    Mitternacht sitzen in den überfüllten Lokalen die Gruppen

    in traulichem Gespräch zusammen, Komapgnieweise - alte

    Erinnerungen leben auf an die Dienstzeit - weißt Du noch

    damals? Ja, da waren wir noch jung! Und jetzt! Manche

    Sorge bedrückt das Herz, aber im Mitteilen an alte Kameraden

    wird sie leichter und leichter, grämliche Gedanken werden

    verscheucht, und alle fühlen sich wieder jung wie damals, fühlen

    sich wieder eins wie damals - und wenn jetzt das

    Vaterland uns braucht, wir sind alle wieder da! Denn es muß

    doch einmal anders werden!

    Erst in später Stunde trennen sich die letzten, trotzdem

    ein feierlicher aber auch anstrengender Tag bevorsteht.

    v. F.

    Die Weihe am 14. Juni.

    Künstler und Steinmetz haben Wort gehalten, junge

    Kameraden der Traditionskompagnie noch gestern Hand mit

    angelegt, und die letzten Vorbereitungen zu treffen: Das

    Denkmal harrt der Weihe.

    Die Sonne hat sich heute in dichte Wolken gehüllt, so

    recht angetan, um die Festteilnehmer ernsten Gedanken geneigt

    zu machen. Das Glockenspiel der Garnisonkirche trägt dazu

    bei, die würdige Stimmung zu festigen. Der Organist, Prof.


    S. 228

    Becker, vielen von uns schon aus der Zeit vor dem großen

    Kriege bekannt, hätte seine bessere Auswahl aus seinem reichen

    Liederschatze treffen können:

    Sonnabend, den 14. Juni, vormittags 9 - 10 Uhr:

    1. Largo, Trauermarsch und Arie: "Ich weiß, daß mein

    Erlöser lebt", von Händel.

    2. Die Trompete von Vionville: "Sie haben Tod und

    Verderben gespieen ...", von E. Richter.

    3. Kein Schön'rer Tod auf dieser Welt ...

    4. Ich hatt' einen Kameraden.

    5. O Deutschland hoch in Ehren.

    6. Und hörst du das mächtige Klingen.

    7. Zwei altniederländische Hymnen:

    a) Das Vaterland ruft.

    b) Wilhemus von Rassauen.

    8. Treue Liebe bis zum Grabe.

    9. Gelübde: Ich hab mich ergeben mit Herz ...

    10. Brüder, reicht die Hand zum Bunde, von Mozart.

    11. Deutsche Volkshymne.

    12. Ach blieb mit deiner Gnade.

    13. Harre, meine Seele.

    14. ich bete an die Macht der Liebe.


    Unter diesen


  • February 18, 2017 17:08:01 Corinna Pichler (AUT)

    S. 227

    Denkmalsweihe vom 13. bis 15. Juni 1924 in Potsdam.


    Enthüllung des Denkmals.

    Potsdam, den 14. Juni 1924.

    Wo der "König der Soldaten"

    Seine stolze Kirche baute,

    Wo zu harten Waffentaten

    Weckten fromme Glockenlaute,


    Wo der Tritt der Grenadiere

    Dröhnt durch die Jahrhunderte,

    Lange Kerls und Offiziere

    Eine Welt bewunderte,


    Hebst Du Dich, Du Totenmal,

    Rechst Du Dich, Du Ehrenzeichen,

    Hoher Ruhm und tiefe Qual

    Schweigend sich die Hände reichen.


    Mannesaugen gehen über,

    Wie ist unsre Schar jetzt klein! -

    Doch aus stiller Gruft herüber

    Grüßt uns Friedrichs Ruhmesschein.


    Seht, sein mächtiges Königsauge

    Ruht auf seinem Regiment,

    Als ob's flammend in sich sauge,

    Was in unsern Adern brennt.


    Fridericus Rer vermelden

    Der Geschichte, höret Ihr's?:

    "Unsere Grenadiers seind Helden,

    Lauter Gefars die Offiziers".


    Wohl, der Alte ist zufrieden,

    Höher tragen wir das Haupt,

    Wenn auch Glück und Freiheit schieden,

    Reiner Lorbeer uns umlaubt.


    Aus dem ungeheuren Kriege,

    Aus dem Weltenwaffentanz

    Leuchten unsere hellen Siege

    Ebenbürtig Friedrichs Glanz.


    Nicht mit all den treuen Toten

    Sargten ein wir Friedrichs Geist!

    Die wir unser Leben boten - 

    "Fritzisch" unsere Losung heißt.


    Wache halten unsere Fahnen

    Drüben in der Königsgruft,

    Bis der Geist der Königsahnen

    Uns zu neuem Schwertschlag ruft.


    Hoch die Fahnen über'm Rheine!

    Wenn die Tapfersten man nennt,

    Nennt das unbesiegte, eine

    Erste Garde-Regiment!

    von Wolff. Mai 1924.


    Die Begrüßungsfeiern in Potsdam und Berlin

    13. Juni abends.

    Von 7 Uhr abends an begannen sich in Potsdam die Säle im

    Café Sanssouci, im Konzerthaus und Alten Fritz zu füllen. Ueberall

    freudiges Begrüßen, Händeschütteln, Umarmen - nach langen

    Jahren ein Wiedersehen im alten lieben Potsdam! Zwar ist

    mancher grau geworden, mancher hat seine frühere

    Koppelweite an Umfang weit überschritten, aber die Augen leuchten

    noch wie früher, das Herz ist dasselbe geblieben wie damals,

    als es unter dem blauen Waffenrock mit den weißen

    Achselklappen schlug. Und dazwischen sehnige Gestalten, die Jüngeren,

    die im feldgrauen Rock des Regiments ihren Mann gestanden

    haben. Eiserne Kreuze zieren die Brust. Mit dem

    Festabzeichen, dem kleinen silbernen "Semper-talis" Band am

    Rock, fühlen sich Alle schnell wieder eins wie früher, eins

    mit ihren Kameraden, mit ihren Offizieren.

    Schon am Morgen, am Mittag und Nachmittag dieses

    Tages war der Schloßhof Zeuge manches freudigen

    Wiedersehens gewesen, wo die Kameraden des

    Unterbringensausschusses unter der rührigen Führung der Kameraden Ballosch

    und Bothe und ihrer Helfer in selbstloser Aufopferung ihres

    Amtes gewaltet und die Quartierzettel, die Festfolgen,

    Festabzeichen und Eßmarken ausgeteilt hatten.

    Nun war am Abend die Hauptarbeit getan; aber " das

    Büro" mußte doch im Schloß bleiben, um etwa noch

    Ankommende zu versorgen.

    Aehnlich war es in Berlin, wo die Begrüßungsfeier

    schon um 5 Uhr nachmittags mit der Fahnenweihe des

    Vereins ehemaliger Kameraden Berlin stattfand. (Bericht siehe

    weiter unten.) Hier war es bei Kamerad Klenske im alten

    Hause des Ersten Garde-Regiments, Pariser Platz 3, wo sich

    manches Wiedersehen abspielte und bei dem die Karten usw.

    abzuholen waren.

    In den Lokalen aber stieg die Freude mit jedem

    Wiedersehen höher:

    Die Msuik setzte ein - und dann - lautlose Stille: Die

    Begrüßungsansprache beim Füsilierbataillon hält der Generaloberst

    v. Plessen, tortz seiner 82 Jahre mit jugendlichem Feuer und

    glänzender Beredsamkeit, beim II. Bataillon besteigt General

    v. bartenwerffer die Bühne, beim I. Bataillon Major Grad zu

    Eulenburg, der das Bataillon im August 1914 in den Krieg

    führte. In Berlin sprach General Graf von der Goltz.

    An der lautlosen Stille der Zuhörer, der gespannten

    Aufmerksamkeit ist es zu sehen: der innere Zusammenhang

    zwischen Redner und Hörer ist schnell hergestellt, den Worten

    folgen die Herzen "unsere Offiziere" stehen wieder vor der

    Front, wir sind mit ihnen eins im Fühlen und Denken, in

    der Treue und Liebe zu unserem alten Regiment, in der

    Begeisterung für unser Vaterland und unsere nationale Ehre.

    Das ist der Ton, auf den der Abend, der Begrüßungsabend,

    überall gestimmt ist.

    Das Programm wickelt sich weiter ab; Prologe,

    Musikstücke wechseln - aber die Hauptsache bleibt: Das

    Wiedersehen mit den alten Kameraden und Führern. Bis über

    Mitternacht sitzen in den überfüllten Lokalen die Gruppen

    in traulichem Gespräch zusammen, Komapgnieweise - alte

    Erinnerungen leben auf an die Dienstzeit - weißt Du noch

    damals? Ja, da waren wir noch jung! Und jetzt! Manche

    Sorge bedrückt das Herz, aber im Mitteilen an alte Kameraden

    wird sie leichter und leichter, grämliche Gedanken werden

    verscheucht, und alle fühlen sich wieder jung wie damals, fühlen

    sich wieder eins wie damals - und wenn jetzt das

    Vaterland uns braucht, wir sind alle wieder da! Denn es muß

    doch einmal anders werden!

    Erst in später Stunde trennen sich die letzten, trotzdem

    ein feierlicher aber auch anstrengender Tag bevorsteht.

    v. F.

    Die Weihe am 14. Juni.

    Künstler und Steinmetz haben Wort gehalten, junge

    Kameraden der Traditionskompagnie noch gestern Hand mit

    angelegt, und die letzten Vorbereitungen zu treffen: Das

    Denkmal harrt der Weihe.

    Die Sonne hat sich heute in dichte Wolken gehüllt, so

    recht angetan, um die Festteilnehmer ernsten Gedanken geneigt

    zu machen. Das Glockenspiel der Garnisonkirche trägt dazu

    bei, die würdige Stimmung zu festigen. Der Organist, Prof.


    S. 228

    Becker, vielen von uns schon aus der Zeit vor dem großen

    Kriege bekannt, hätte seine bessere Auswahl aus seinem reichen

    Liederschatze treffen können:

    Sonnabend, den 14. Juni, vormittags 9 - 10 Uhr:

    1. Largo, Trauermarsch und Arie: "Ich weiß, daß mein

    Erlöser lebt", von Händel.

    2. Die Trompete von Vionville: "Sie haben Tod und

    Verderben gespieen ...", von E. Richter.

    3. Kein Schön'rer Tod auf dieser Welt ...

    4. Ich hatt' einen Kameraden.

    5. O Deutschland hoch in Ehren.

    6. Und hörst du das mächtige Klingen.

    7. Zwei altniederländische Hymnen:

    a) Das Vaterland ruft.

    b) Wilhemus von Rassauen.

    8. Treue Liebe bis zum Grabe.

    9. Gelübde: Ich hab mich ergeben mit Herz ...

    10. Brüder, reicht die Hand zum Bunde, von Mozart.

    11. Deutsche Volkshymne.

    12. Ach blieb mit deiner Gnade.

    13. Harre, meine Seele.

    14. ich bete an die Macht der Liebe.




  • February 18, 2017 17:06:00 Corinna Pichler (AUT)

    S. 227

    Denkmalsweihe vom 13. bis 15. Juni 1924 in Potsdam.

    Enthüllung des Denkmals.

    Potsdam, den 14. Juni 1924.

    Wo der "König der Soldaten"

    Seine stolze Kirche baute,

    Wo zu harten Waffentaten

    Weckten fromme Glockenlaute,


    Wo der Tritt der Grenadiere

    Dröhnt durch die Jahrhunderte,

    Lange Kerls und Offiziere

    Eine Welt bewunderte,


    Hebst Du Dich, Du Totenmal,

    Rechst Du Dich, Du Ehrenzeichen,

    Hoher Ruhm und tiefe Qual

    Schweigend sich die Hände reichen.


    Mannesaugen gehen über,

    Wie ist unsre Schar jetzt klein! -

    Doch aus stiller Gruft herüber

    Grüßt uns Friedrichs Ruhmesschein.


    Seht, sein mächtiges Königsauge

    Ruht auf seinem Regiment,

    Als ob's flammend in sich sauge,

    Was in unsern Adern brennt.


    Fridericus Rer vermelden

    Der Geschichte, höret Ihr's?:

    "Unsere Grenadiers seind Helden,

    Lauter Gefars die Offiziers".


    Wohl, der Alte ist zufrieden,

    Höher tragen wir das Haupt,

    Wenn auch Glück und Freiheit schieden,

    Reiner Lorbeer uns umlaubt.


    Aus dem ungeheuren Kriege,

    Aus dem Weltenwaffentanz

    Leuchten unsere hellen Siege

    Ebenbürtig Friedrichs Glanz.


    Nicht mit all den treuen Toten

    Sargten ein wir Friedrichs Geist!

    Die wir unser Leben boten - 

    "Fritzisch" unsere Losung heißt.


    Wache halten unsere Fahnen

    Drüben in der Königsgruft,

    Bis der Geist der Königsahnen

    Uns zu neuem Schwertschlag ruft.


    Hoch die Fahnen über'm Rheine!

    Wenn die Tapfersten man nennt,

    Nennt das unbesiegte, eine

    Erste Garde-Regiment!

    von Wolff. Mai 1924.


    Die Begrüßungsfeiern in Potsdam und Berlin

    13. Juni abends.

    Von 7 Uhr abends an begannen sich in Potsdam die Säle im

    Café Sanssouci, im Konzerthaus und Alten Fritz zu füllen. Ueberall

    freudiges Begrüßen, Händeschütteln, Umarmen - nach langen

    Jahren ein Wiedersehen im alten lieben Potsdam! Zwar ist

    mancher grau geworden, mancher hat seine frühere

    Koppelweite an Umfang weit überschritten, aber die Augen leuchten

    noch wie früher, das Herz ist dasselbe geblieben wie damals,

    als es unter dem blauen Waffenrock mit den weißen

    Achselklappen schlug. Und dazwischen sehnige Gestalten, die Jüngeren,

    die im feldgrauen Rock des Regiments ihren Mann gestanden

    haben. Eiserne Kreuze zieren die Brust. Mit dem

    Festabzeichen, dem kleinen silbernen "Semper-talis" Band am

    Rock, fühlen sich Alle schnell wieder eins wie früher, eins

    mit ihren Kameraden, mit ihren Offizieren.

    Schon am Morgen, am Mittag und Nachmittag dieses

    Tages war der Schloßhof Zeuge manches freudigen

    Wiedersehens gewesen, wo die Kameraden des

    Unterbringensausschusses unter der rührigen Führung der Kameraden Ballosch

    und Bothe und ihrer Helfer in selbstloser Aufopferung ihres

    Amtes gewaltet und die Quartierzettel, die Festfolgen,

    Festabzeichen und Eßmarken ausgeteilt hatten.

    Nun war am Abend die Hauptarbeit getan; aber " das

    Büro" mußte doch im Schloß bleiben, um etwa noch

    Ankommende zu versorgen.

    Aehnlich war es in Berlin, wo die Begrüßungsfeier

    schon um 5 Uhr nachmittags mit der Fahnenweihe des

    Vereins ehemaliger Kameraden Berlin stattfand. (Bericht siehe

    weiter unten.) Hier war es bei Kamerad Klenske im alten

    Hause des Ersten Garde-Regiments, Pariser Platz 3, wo sich

    manches Wiedersehen abspielte und bei dem die Karten usw.

    abzuholen waren.

    In den Lokalen aber stieg die Freude mit jedem

    Wiedersehen höher:

    Die Msuik setzte ein - und dann - lautlose Stille: Die

    Begrüßungsansprache beim Füsilierbataillon hält der Generaloberst

    v. Plessen, tortz seiner 82 Jahre mit jugendlichem Feuer und

    glänzender Beredsamkeit, beim II. Bataillon besteigt General

    v. bartenwerffer die Bühne, beim I. Bataillon Major Grad zu

    Eulenburg, der das Bataillon im August 1914 in den Krieg

    führte. In Berlin sprach General Graf von der Goltz.

    An der lautlosen Stille der Zuhörer, der gespannten

    Aufmerksamkeit ist es zu sehen: der innere Zusammenhang

    zwischen Redner und Hörer ist schnell hergestellt, den Worten

    folgen die Herzen "unsere Offiziere" stehen wieder vor der

    Front, wir sind mit ihnen eins im Fühlen und Denken, in

    der Treue und Liebe zu unserem alten Regiment, in der

    Begeisterung für unser Vaterland und unsere nationale Ehre.

    Das ist der Ton, auf den der Abend, der Begrüßungsabend,

    überall gestimmt ist.

    Das Programm wickelt sich weiter ab; Prologe,

    Musikstücke wechseln - aber die Hauptsache bleibt: Das

    Wiedersehen mit den alten Kameraden und Führern. Bis über

    Mitternacht sitzen in den überfüllten Lokalen die Gruppen

    in traulichem Gespräch zusammen, Komapgnieweise - alte

    Erinnerungen leben auf an die Dienstzeit - weißt Du noch

    damals? Ja, da waren wir noch jung! Und jetzt! Manche

    Sorge bedrückt das Herz, aber im Mitteilen an alte Kameraden

    wird sie leichter und leichter, grämliche Gedanken werden

    verscheucht, und alle fühlen sich wieder jung wie damals, fühlen

    sich wieder eins wie damals - und wenn jetzt das

    Vaterland uns braucht, wir sind alle wieder da! Denn es muß

    doch einmal anders werden!

    Erst in später Stunde trennen sich die letzten, trotzdem

    ein feierlicher aber auch anstrengender Tag bevorsteht.

    v. F.

    Die Weihe am 14. Juni.

    Künstler und Steinmetz haben Wort gehalten, junge

    Kameraden der Traditionskompagnie noch gestern Hand mit

    angelegt, und die letzten Vorbereitungen zu treffen: Das

    Denkmal harrt der Weihe.

    Die Sonne hat sich heute in dichte Wolken gehüllt, so

    recht angetan, um die Festteilnehmer ernsten Gedanken geneigt

    zu machen. Das Glockenspiel der Garnisonkirche trägt dazu

    bei, die würdige Stimmung zu festigen. Der Organist, Prof.


    S. 228

    Becker, vielen von uns schon aus der Zeit vor dem großen

    Kriege bekannt, hätte seine bessere Auswahl aus seinem reichen

    Liederschatze treffen können:

    Sonnabend, den 14. Juni, vormittags 9 - 10 Uhr:

    1. Largo, Trauermarsch und Arie: "Ich weiß, daß mein

    Erlöser lebt", von Händel.

    2. Die Trompete von Vionville: "Sie haben Tod und

    Verderben gespieen ...", von E. Richter.

    3. Kein Schön'rer Tod auf dieser Welt ...

    4. Ich hatt' einen Kameraden.

    5. O Deutschland hoch in Ehren.

    6. Und hörst du das mächtige Klingen.

    7. Zwei altniederländische Hymnen:

    a) Das Vaterland ruft.

    b) Wilhemus von Rassauen.

    8. Treue Liebe bis zum Grabe.

    9. Gelübde: Ich hab mich ergeben mit Herz ...

    10. Brüder, reicht die Hand zum Bunde, von Mozart.

    11. Deutsche Volkshymne.

    12. Ach blieb mit deiner Gnade.

    13. Harre, meine Seele.

    14. ich bete an die Macht der Liebe.




  • February 18, 2017 17:02:47 Corinna Pichler (AUT)

    S. 227

    Denkmalsweihe vom 13. bis 15. Juni 1924 in Potsdam.

    Enthüllung des Denkmals.

    Potsdam, den 14. Juni 1924.

    Wo der "König der Soldaten"

    Seine stolze Kirche baute,

    Wo zu harten Waffentaten

    Weckten fromme Glockenlaute,


    Wo der Tritt der Grenadiere

    Dröhnt durch die Jahrhunderte,

    Lange Kerls und Offiziere

    Eine Welt bewunderte,


    Hebst Du Dich, Du Totenmal,

    Rechst Du Dich, Du Ehrenzeichen,

    Hoher Ruhm und tiefe Qual

    Schweigend sich die Hände reichen.


    Mannesaugen gehen über,

    Wie ist unsre Schar jetzt klein! -

    Doch aus stiller Gruft herüber

    Grüßt uns Friedrichs Ruhmesschein.


    Seht, sein mächtiges Königsauge

    Ruht auf seinem Regiment,

    Als ob's flammend in sich sauge,

    Was in unsern Adern brennt.


    Fridericus Rer vermelden

    Der Geschichte, höret Ihr's?:

    "Unsere Grenadiers seind Helden,

    Lauter Gefars die Offiziers".


    Wohl, der Alte ist zufrieden,

    Höher tragen wir das Haupt,

    Wenn auch Glück und Freiheit schieden,

    Reiner Lorbeer uns umlaubt.


    Aus dem ungeheuren Kriege,

    Aus dem Weltenwaffentanz

    Leuchten unsere hellen Siege

    Ebenbürtig Friedrichs Glanz.


    Nicht mit all den treuen Toten

    Sargten ein wir Friedrichs Geist!

    Die wir unser Leben boten - 

    "Fritzisch" unsere Losung heißt.


    Wache halten unsere Fahnen

    Drüben in der Königsgruft,

    Bis der Geist der Königsahnen

    Uns zu neuem Schwertschlag ruft.


    Hoch die Fahnen über'm Rheine!

    Wenn die Tapfersten man nennt,

    Nennt das unbesiegte, eine

    Erste Garde-Regiment!

    von Wolff. Mai 1924.


    Die Begrüßungsfeiern in Potsdam und Berlin

    13. Juni abends.

    Von 7 Uhr abends an begannen sich in Potsdam die Säle im

    Café Sanssouci, im Konzerthaus und Alten Fritz zu füllen. Ueberall

    freudiges Begrüßen, Händeschütteln, Umarmen - nach langen

    Jahren ein Wiedersehen im alten lieben Potsdam! Zwar ist

    mancher grau geworden, mancher hat seine frühere

    Koppelweite an Umfang weit überschritten, aber die Augen leuchten

    noch wie früher, das Herz ist dasselbe geblieben wie damals,

    als es unter dem blauen Waffenrock mit den weißen

    Achselklappen schlug. Und dazwischen sehnige Gestalten, die Jüngeren,

    die im feldgrauen Rock des Regiments ihren Mann gestanden

    haben. Eiserne Kreuze zieren die Brust. Mit dem

    Festabzeichen, dem kleinen silbernen "Semper-talis" Band am

    Rock, fühlen sich Alle schnell wieder eins wie früher, eins

    mit ihren Kameraden, mit ihren Offizieren.

    Schon am Morgen, am Mittag und Nachmittag dieses

    Tages war der Schloßhof Zeuge manches freudigen

    Wiedersehens gewesen, wo die Kameraden des

    Unterbringensausschusses unter der rührigen Führung der Kameraden Ballosch

    und Bothe und ihrer Helfer in selbstloser Aufopferung ihres

    Amtes gewaltet und die Quartierzettel, die Festfolgen,

    Festabzeichen und Eßmarken ausgeteilt hatten.

    Nun war am Abend die Hauptarbeit getan; aber " das

    Büro" mußte doch im Schloß bleiben, um etwa noch

    Ankommende zu versorgen.

    Aehnlich war es in Berlin, wo die Begrüßungsfeier

    schon um 5 Uhr nachmittags mit der Fahnenweihe des

    Vereins ehemaliger Kameraden Berlin stattfand. (Bericht siehe

    weiter unten.) Hier war es bei Kamerad Klenske im alten

    Hause des Ersten Garde-Regiments, Pariser Platz 3, wo sich

    manches Wiedersehen abspielte und bei dem die Karten usw.

    abzuholen waren.

    In den Lokalen aber stieg die Freude mit jedem

    Wiedersehen höher:

    Die Msuik setzte ein - und dann - lautlose Stille: Die

    Begrüßungsansprache beim Füsilierbataillon hält der Generaloberst

    v. Plessen, tortz seiner 82 Jahre mit jugendlichem Feuer und

    glänzender Beredsamkeit, beim II. Bataillon besteigt General

    v. bartenwerffer die Bühne, beim I. Bataillon Major Grad zu

    Eulenburg, der das Bataillon im August 1914 in den Krieg

    führte. In Berlin sprach General Graf von der Goltz.

    An der lautlosen Stille der Zuhörer, der gespannten

    Aufmerksamkeit ist es zu sehen: der innere Zusammenhang

    zwischen Redner und Hörer ist schnell hergestellt, den Worten

    folgen die Herzen "unsere Offiziere" stehen wieder vor der

    Front, wir sind mit ihnen eins im Fühlen und Denken, in

    der Treue und Liebe zu unserem alten Regiment, in der

    Begeisterung für unser Vaterland und unsere nationale Ehre.

    Das ist der Ton, auf den der Abend, der Begrüßungsabend,

    überall gestimmt ist.

    Das Programm wickelt sich weiter ab; Prologe,

    Musikstücke wechseln - aber die Hauptsache bleibt: Das

    Wiedersehen mit den alten Kameraden und Führern. Bis über

    Mitternacht sitzen in den überfüllten Lokalen die Gruppen

    in traulichem Gespräch zusammen, Komapgnieweise - alte

    Erinnerungen leben auf an die Dienstzeit - weißt Du noch

    damals? Ja, da waren wir noch jung! Und jetzt! Manche

    Sorge bedrückt das Herz, aber im Mitteilen an alte Kameraden

    wird sie leichter und leichter, grämliche Gedanken werden

    verscheucht, und alle fühlen sich wieder jung wie damals, fühlen

    sich wieder eins wie damals - und wenn jetzt das

    Vaterland uns braucht, wir sind alle wieder da! Denn es muß

    doch einmal anders werden!

    Erst in später Stunde trennen sich die letzten, trotzdem

    ein feierlicher aber auch anstrengender Tag bevorsteht.

    v. F.

    Die Weihe am 14. Juni.

    Künstler und Steinmetz haben Wort gehalten, junge

    Kameraden der Traditionskompagnie noch gestern Hand mit

    angelegt, und die letzten Vorbereitungen zu treffen: Das

    Denkmal harrt der Weihe.

    Die Sonne hat sich heute in dichte Wolken gehüllt, so

    recht angetan, um die Festteilnehmer ernsten Gedanken geneigt

    zu machen. Das Glockenspiel der Garnisonkirche trägt dazu

    bei, die würdige Stimmung zu festigen. Der Organist, Prof.


    S. 228



  • February 18, 2017 17:01:11 Corinna Pichler (AUT)

    S. 227

    Denkmalsweihe vom 13. bis 15. Juni 1924 in Potsdam.

    Enthüllung des Denkmals.

    Potsdam, den 14. Juni 1924.

    Wo der "König der Soldaten"

    Seine stolze Kirche baute,

    Wo zu harten Waffentaten

    Weckten fromme Glockenlaute,


    Wo der Tritt der Grenadiere

    Dröhnt durch die Jahrhunderte,

    Lange Kerls und Offiziere

    Eine Welt bewunderte,


    Hebst Du Dich, Du Totenmal,

    Rechst Du Dich, Du Ehrenzeichen,

    Hoher Ruhm und tiefe Qual

    Schweigend sich die Hände reichen.


    Mannesaugen gehen über,

    Wie ist unsre Schar jetzt klein! -

    Doch aus stiller Gruft herüber

    Grüßt uns Friedrichs Ruhmesschein.


    Seht, sein mächtiges Königsauge

    Ruht auf seinem Regiment,

    Als ob's flammend in sich sauge,

    Was in unsern Adern brennt.


    Fridericus Rer vermelden

    Der Geschichte, höret Ihr's?:

    "Unsere Grenadiers seind Helden,

    Lauter Gefars die Offiziers".


    Wohl, der Alte ist zufrieden,

    Höher tragen wir das Haupt,

    Wenn auch Glück und Freiheit schieden,

    Reiner Lorbeer uns umlaubt.


    Aus dem ungeheuren Kriege,

    Aus dem Weltenwaffentanz

    Leuchten unsere hellen Siege

    Ebenbürtig Friedrichs Glanz.


    Nicht mit all den treuen Toten

    Sargten ein wir Friedrichs Geist!

    Die wir unser Leben boten - 

    "Fritzisch" unsere Losung heißt.


    Wache halten unsere Fahnen

    Drüben in der Königsgruft,

    Bis der Geist der Königsahnen

    Uns zu neuem Schwertschlag ruft.


    Hoch die Fahnen über'm Rheine!

    Wenn die Tapfersten man nennt,

    Nennt das unbesiegte, eine

    Erste Garde-Regiment!

    von Wolff. Mai 1924.


    Die Begrüßungsfeiern in Potsdam und Berlin

    13. Juni abends.

    Von 7 Uhr abends an begannen sich in Potsdam die Säle im

    Café Sanssouci, im Konzerthaus und Alten Fritz zu füllen. Ueberall

    freudiges Begrüßen, Händeschütteln, Umarmen - nach langen

    Jahren ein Wiedersehen im alten lieben Potsdam! Zwar ist

    mancher grau geworden, mancher hat seine frühere

    Koppelweite an Umfang weit überschritten, aber die Augen leuchten

    noch wie früher, das Herz ist dasselbe geblieben wie damals,

    als es unter dem blauen Waffenrock mit den weißen

    Achselklappen schlug. Und dazwischen sehnige Gestalten, die Jüngeren,

    die im feldgrauen Rock des Regiments ihren Mann gestanden

    haben. Eiserne Kreuze zieren die Brust. Mit dem

    Festabzeichen, dem kleinen silbernen "Semper-talis" Band am

    Rock, fühlen sich Alle schnell wieder eins wie früher, eins

    mit ihren Kameraden, mit ihren Offizieren.

    Schon am Morgen, am Mittag und Nachmittag dieses

    Tages war der Schloßhof Zeuge manches freudigen

    Wiedersehens gewesen, wo die Kameraden des

    Unterbringensausschusses unter der rührigen Führung der Kameraden Ballosch

    und Bothe und ihrer Helfer in selbstloser Aufopferung ihres

    Amtes gewaltet und die Quartierzettel, die Festfolgen,

    Festabzeichen und Eßmarken ausgeteilt hatten.

    Nun war am Abend die Hauptarbeit getan; aber " das

    Büro" mußte doch im Schloß bleiben, um etwa noch

    Ankommende zu versorgen.

    Aehnlich war es in Berlin, wo die Begrüßungsfeier

    schon um 5 Uhr nachmittags mit der Fahnenweihe des

    Vereins ehemaliger Kameraden Berlin stattfand. (Bericht siehe

    weiter unten.) Hier war es bei Kamerad Klenske im alten

    Hause des Ersten Garde-Regiments, Pariser Platz 3, wo sich

    manches Wiedersehen abspielte und bei dem die Karten usw.

    abzuholen waren.

    In den Lokalen aber stieg die Freude mit jedem

    Wiedersehen höher:

    Die Msuik setzte ein - und dann - lautlose Stille: Die

    Begrüßungsansprache beim Füsilierbataillon hält der Generaloberst

    v. Plessen, tortz seiner 82 Jahre mit jugendlichem Feuer und

    glänzender Beredsamkeit, beim II. Bataillon besteigt General

    v. bartenwerffer die Bühne, beim I. Bataillon Major Grad zu

    Eulenburg, der das Bataillon im August 1914 in den Krieg

    führte. In Berlin sprach General Graf von der Goltz.

    An der lautlosen Stille der Zuhörer, der gespannten

    Aufmerksamkeit ist es zu sehen: der innere Zusammenhang

    zwischen Redner und Hörer ist schnell hergestellt, den Worten

    folgen die Herzen "unsere Offiziere" stehen wieder vor der

    Front, wir sind mit ihnen eins im Fühlen und Denken, in

    der Treue und Liebe zu unserem alten Regiment, in der

    Begeisterung für unser Vaterland und unsere nationale Ehre.

    Das ist der Ton, auf den der Abend, der Begrüßungsabend,

    überall gestimmt ist.

    Das Programm wickelt sich weiter ab; Prologe,

    Musikstücke wechseln - aber die Hauptsache bleibt: Das

    Wiedersehen mit den alten Kameraden und Führern. Bis über

    Mitternacht sitzen in den überfüllten Lokalen die Gruppen

    in traulichem Gespräch zusammen, Komapgnieweise - alte

    Erinnerungen leben auf an die Dienstzeit - weißt Du noch

    damals? Ja, da waren wir noch jung! Und jetzt! Manche

    Sorge bedrückt das Herz, aber im Mitteilen an alte Kameraden

    wird sie leichter und leichter, grämliche Gedanken werden

    verscheucht, und alle fühlen sich wieder jung wie damals, fühlen

    sich wieder eins wie damals - und wenn jetzt das

    Vaterland uns braucht, wir sind alle wieder da! Denn es muß

    doch einmal anders werden!

    Erst in später Stunde trennen sich die letzten, trotzdem

    ein feierlicher aber auch anstrengender Tag bevorsteht.

    v. F.


    S. 228


  • February 18, 2017 16:59:48 Corinna Pichler (AUT)

    S. 227

    Denkmalsweihe vom 13. bis 15. Juni 1924 in Potsdam.

    Enthüllung des Denkmals.

    Potsdam, den 14. Juni 1924.

    Wo der "König der Soldaten"

    Seine stolze Kirche baute,

    Wo zu harten Waffentaten

    Weckten fromme Glockenlaute,


    Wo der Tritt der Grenadiere

    Dröhnt durch die Jahrhunderte,

    Lange Kerls und Offiziere

    Eine Welt bewunderte,


    Hebst Du Dich, Du Totenmal,

    Rechst Du Dich, Du Ehrenzeichen,

    Hoher Ruhm und tiefe Qual

    Schweigend sich die Hände reichen.


    Mannesaugen gehen über,

    Wie ist unsre Schar jetzt klein! -

    Doch aus stiller Gruft herüber

    Grüßt uns Friedrichs Ruhmesschein.


    Seht, sein mächtiges Königsauge

    Ruht auf seinem Regiment,

    Als ob's flammend in sich sauge,

    Was in unsern Adern brennt.


    Fridericus Rer vermelden

    Der Geschichte, höret Ihr's?:

    "Unsere Grenadiers seind Helden,

    Lauter Gefars die Offiziers".


    Wohl, der Alte ist zufrieden,

    Höher tragen wir das Haupt,

    Wenn auch Glück und Freiheit schieden,

    Reiner Lorbeer uns umlaubt.


    Aus dem ungeheuren Kriege,

    Aus dem Weltenwaffentanz

    Leuchten unsere hellen Siege

    Ebenbürtig Friedrichs Glanz.


    Nicht mit all den treuen Toten

    Sargten ein wir Friedrichs Geist!

    Die wir unser Leben boten - 

    "Fritzisch" unsere Losung heißt.


    Wache halten unsere Fahnen

    Drüben in der Königsgruft,

    Bis der Geist der Königsahnen

    Uns zu neuem Schwertschlag ruft.


    Hoch die Fahnen über'm Rheine!

    Wenn die Tapfersten man nennt,

    Nennt das unbesiegte, eine

    Erste Garde-Regiment!

    von Wolff. Mai 1924.


    Die Begrüßungsfeiern in Potsdam und Berlin

    13. Juni abends.

    Von 7 Uhr abends an begannen sich in Potsdam die Säle im

    Café Sanssouci, im Konzerthaus und Alten Fritz zu füllen. Ueberall

    freudiges Begrüßen, Händeschütteln, Umarmen - nach langen

    Jahren ein Wiedersehen im alten lieben Potsdam! Zwar ist

    mancher grau geworden, mancher hat seine frühere

    Koppelweite an Umfang weit überschritten, aber die Augen leuchten

    noch wie früher, das Herz ist dasselbe geblieben wie damals,

    als es unter dem blauen Waffenrock mit den weißen

    Achselklappen schlug. Und dazwischen sehnige Gestalten, die Jüngeren,

    die im feldgrauen Rock des Regiments ihren Mann gestanden

    haben. Eiserne Kreuze zieren die Brust. Mit dem

    Festabzeichen, dem kleinen silbernen "Semper-talis" Band am

    Rock, fühlen sich Alle schnell wieder eins wie früher, eins

    mit ihren Kameraden, mit ihren Offizieren.

    Schon am Morgen, am Mittag und Nachmittag dieses

    Tages war der Schloßhof Zeuge manches freudigen

    Wiedersehens gewesen, wo die Kameraden des

    Unterbringensausschusses unter der rührigen Führung der Kameraden Ballosch

    und Bothe und ihrer Helfer in selbstloser Aufopferung ihres

    Amtes gewaltet und die Quartierzettel, die Festfolgen,

    Festabzeichen und Eßmarken ausgeteilt hatten.

    Nun war am Abend die Hauptarbeit getan; aber " das

    Büro" mußte doch im Schloß bleiben, um etwa noch

    Ankommende zu versorgen.

    Aehnlich war es in Berlin, wo die Begrüßungsfeier

    schon um 5 Uhr nachmittags mit der Fahnenweihe des

    Vereins ehemaliger Kameraden Berlin stattfand. (Bericht siehe

    weiter unten.) Hier war es bei Kamerad Klenske im alten

    Hause des Ersten Garde-Regiments, Pariser Platz 3, wo sich

    manches Wiedersehen abspielte und bei dem die Karten usw.

    abzuholen waren.

    In den Lokalen aber stieg die Freude mit jedem

    Wiedersehen höher:

    Die Msuik setzte ein - und dann - lautlose Stille: Die

    Begrüßungsansprache beim Füsilierbataillon hält der Generaloberst

    v. Plessen, tortz seiner 82 Jahre mit jugendlichem Feuer und

    glänzender Beredsamkeit, beim II. Bataillon besteigt General

    v. bartenwerffer die Bühne, beim I. Bataillon Major Grad zu

    Eulenburg, der das Bataillon im August 1914 in den Krieg

    führte. In Berlin sprach General Graf von der Goltz.

    An der lautlosen Stille der Zuhörer, der gespannten

    Aufmerksamkeit ist es zu sehen: der innere Zusammenhang

    zwischen Redner und Hörer ist schnell hergestellt, den Worten

    folgen die Herzen "unsere Offiziere" stehen wieder vor der

    Front, wir sind mit ihnen eins im Fühlen und Denken, in

    der Treue und Liebe zu unserem alten Regiment, in der

    Begeisterung für unser Vaterland und unsere nationale Ehre.

    Das ist der Ton, auf den der Abend, der Begrüßungsabend,

    überall gestimmt ist.

    Das Programm wickelt sich weiter ab; Prologe,

    Musikstücke wechseln - aber die Hauptsache bleibt: Das

    Wiedersehen mit den alten Kameraden und Führern. Bis über

    Mitternacht sitzen in den überfüllten Lokalen die Gruppen

    in traulichem Gespräch zusammen, Komapgnieweise - alte

    Erinnerungen leben auf an die Dienstzeit - weißt Du noch

    damals? Ja, da waren wir noch jung! Und jetzt! Manche

    Sorge bedrückt das Herz,


    S. 228


  • February 18, 2017 16:56:42 Corinna Pichler (AUT)

    S. 227

    Denkmalsweihe vom 13. bis 15. Juni 1924 in Potsdam.

    Enthüllung des Denkmals.

    Potsdam, den 14. Juni 1924.

    Wo der "König der Soldaten"

    Seine stolze Kirche baute,

    Wo zu harten Waffentaten

    Weckten fromme Glockenlaute,


    Wo der Tritt der Grenadiere

    Dröhnt durch die Jahrhunderte,

    Lange Kerls und Offiziere

    Eine Welt bewunderte,


    Hebst Du Dich, Du Totenmal,

    Rechst Du Dich, Du Ehrenzeichen,

    Hoher Ruhm und tiefe Qual

    Schweigend sich die Hände reichen.


    Mannesaugen gehen über,

    Wie ist unsre Schar jetzt klein! -

    Doch aus stiller Gruft herüber

    Grüßt uns Friedrichs Ruhmesschein.


    Seht, sein mächtiges Königsauge

    Ruht auf seinem Regiment,

    Als ob's flammend in sich sauge,

    Was in unsern Adern brennt.


    Fridericus Rer vermelden

    Der Geschichte, höret Ihr's?:

    "Unsere Grenadiers seind Helden,

    Lauter Gefars die Offiziers".


    Wohl, der Alte ist zufrieden,

    Höher tragen wir das Haupt,

    Wenn auch Glück und Freiheit schieden,

    Reiner Lorbeer uns umlaubt.


    Aus dem ungeheuren Kriege,

    Aus dem Weltenwaffentanz

    Leuchten unsere hellen Siege

    Ebenbürtig Friedrichs Glanz.


    Nicht mit all den treuen Toten

    Sargten ein wir Friedrichs Geist!

    Die wir unser Leben boten - 

    "Fritzisch" unsere Losung heißt.


    Wache halten unsere Fahnen

    Drüben in der Königsgruft,

    Bis der Geist der Königsahnen

    Uns zu neuem Schwertschlag ruft.


    Hoch die Fahnen über'm Rheine!

    Wenn die Tapfersten man nennt,

    Nennt das unbesiegte, eine

    Erste Garde-Regiment!

    von Wolff. Mai 1924.


    Die Begrüßungsfeiern in Potsdam und Berlin

    13. Juni abends.

    Von 7 Uhr abends an begannen sich in Potsdam die Säle im

    Café Sanssouci, im Konzerthaus und Alten Fritz zu füllen. Ueberall

    freudiges Begrüßen, Händeschütteln, Umarmen - nach langen

    Jahren ein Wiedersehen im alten lieben Potsdam! Zwar ist

    mancher grau geworden, mancher hat seine frühere

    Koppelweite an Umfang weit überschritten, aber die Augen leuchten

    noch wie früher, das Herz ist dasselbe geblieben wie damals,

    als es unter dem blauen Waffenrock mit den weißen

    Achselklappen schlug. Und dazwischen sehnige Gestalten, die Jüngeren,

    die im feldgrauen Rock des Regiments ihren Mann gestanden

    haben. Eiserne Kreuze zieren die Brust. Mit dem

    Festabzeichen, dem kleinen silbernen "Semper-talis" Band am

    Rock, fühlen sich Alle schnell wieder eins wie früher, eins

    mit ihren Kameraden, mit ihren Offizieren.

    Schon am Morgen, am Mittag und Nachmittag dieses

    Tages war der Schloßhof Zeuge manches freudigen

    Wiedersehens gewesen, wo die Kameraden des

    Unterbringensausschusses unter der rührigen Führung der Kameraden Ballosch

    und Bothe und ihrer Helfer in selbstloser Aufopferung ihres

    Amtes gewaltet und die Quartierzettel, die Festfolgen,

    Festabzeichen und Eßmarken ausgeteilt hatten.

    Nun war am Abend die Hauptarbeit getan; aber " das

    Büro" mußte doch im Schloß bleiben, um etwa noch

    Ankommende zu versorgen.

    Aehnlich war es in Berlin, wo die Begrüßungsfeier

    schon um 5 Uhr nachmittags mit der Fahnenweihe des

    Vereins ehemaliger Kameraden Berlin stattfand. (Bericht siehe

    weiter unten.) Hier war es bei Kamerad Klenske im alten

    Hause des Ersten Garde-Regiments, Pariser Platz 3, wo sich

    manches Wiedersehen abspielte und bei dem die Karten usw.

    abzuholen waren.

    In den Lokalen aber stieg die Freude mit jedem

    Wiedersehen höher:

    Die Msuik setzte ein - und dann - lautlose Stille: Die

    Begrüßungsansprache beim Füsilierbataillon hält der Generaloberst

    v. Plessen, tortz seiner 82 Jahre mit jugendlichem Feuer und

    glänzender Beredsamkeit, beim II. Bataillon besteigt General

    v. bartenwerffer die Bühne, beim I. Bataillon Major Grad zu

    Eulenburg, der das Bataillon im August 1914 in den Krieg

    führte. In Berlin sprach General Graf von der


    S. 228


  • February 18, 2017 16:49:18 Corinna Pichler (AUT)

    S. 227

    Denkmalsweihe vom 13. bis 15. Juni 1924 in Potsdam.

    Enthüllung des Denkmals.

    Potsdam, den 14. Juni 1924.

    Wo der "König der Soldaten"

    Seine stolze Kirche baute,

    Wo zu harten Waffentaten

    Weckten fromme Glockenlaute,


    Wo der Tritt der Grenadiere

    Dröhnt durch die Jahrhunderte,

    Lange Kerls und Offiziere

    Eine Welt bewunderte,


    Hebst Du Dich, Du Totenmal,

    Rechst Du Dich, Du Ehrenzeichen,

    Hoher Ruhm und tiefe Qual

    Schweigend sich die Hände reichen.


    Mannesaugen gehen über,

    Wie ist unsre Schar jetzt klein! -

    Doch aus stiller Gruft herüber

    Grüßt uns Friedrichs Ruhmesschein.


    Seht, sein mächtiges Königsauge

    Ruht auf seinem Regiment,

    Als ob's flammend in sich sauge,

    Was in unsern Adern brennt.


    Fridericus Rer vermelden

    Der Geschichte, höret Ihr's?:

    "Unsere Grenadiers seind Helden,

    Lauter Gefars die Offiziers".


    Wohl, der Alte ist zufrieden,

    Höher tragen wir das Haupt,

    Wenn auch Glück und Freiheit schieden,

    Reiner Lorbeer uns umlaubt.


    Aus dem ungeheuren Kriege,

    Aus dem Weltenwaffentanz

    Leuchten unsere hellen Siege

    Ebenbürtig Friedrichs Glanz.


    Nicht mit all den treuen Toten

    Sargten ein wir Friedrichs Geist!

    Die wir unser Leben boten - 

    "Fritzisch" unsere Losung heißt.


    Wache halten unsere Fahnen

    Drüben in der Königsgruft,

    Bis der Geist der Königsahnen

    Uns zu neuem Schwertschlag ruft.


    Hoch die Fahnen über'm Rheine!

    Wenn die Tapfersten man nennt,

    Nennt das unbesiegte, eine

    Erste Garde-Regiment!

    von Wolff. Mai 1924.


    Die Begrüßungsfeiern in Potsdam und Berlin

    13. Juni abends.

    Von 7 Uhr abends an begannen sich in Potsdam die Säle im

    Café Sanssouci, im Konzerthaus und Alten Fritz zu füllen. Ueberall

    freudiges Begrüßen, Händeschütteln, Umarmen - nach langen

    Jahren ein Wiedersehen im alten lieben Potsdam! Zwar ist


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  • February 18, 2017 16:49:05 Corinna Pichler (AUT)

    S. 227

    Denkmalsweihe vom 13. bis 15. Juni 1924 in Potsdam.

    Enthüllung des Denkmals.

    Potsdam, den 14. Juni 1924.

    Wo der "König der Soldaten"

    Seine stolze Kirche baute,

    Wo zu harten Waffentaten

    Weckten fromme Glockenlaute,


    Wo der Tritt der Grenadiere

    Dröhnt durch die Jahrhunderte,

    Lange Kerls und Offiziere

    Eine Welt bewunderte,


    Hebst Du Dich, Du Totenmal,

    Rechst Du Dich, Du Ehrenzeichen,

    Hoher Ruhm und tiefe Qual

    Schweigend sich die Hände reichen.


    Mannesaugen gehen über,

    Wie ist unsre Schar jetzt klein! -

    Doch aus stiller Gruft herüber

    Grüßt uns Friedrichs Ruhmesschein.


    Seht, sein mächtiges Königsauge

    Ruht auf seinem Regiment,

    Als ob's flammend in sich sauge,

    Was in unsern Adern brennt.


    Fridericus Rer vermelden

    Der Geschichte, höret Ihr's?:

    "Unsere Grenadiers seind Helden,

    Lauter Gefars die Offiziers".


    Wohl, der Alte ist zufrieden,

    Höher tragen wir das Haupt,

    Wenn auch Glück und Freiheit schieden,

    Reiner Lorbeer uns umlaubt.


    Aus dem ungeheuren Kriege,

    Aus dem Weltenwaffentanz

    Leuchten unsere hellen Siege

    Ebenbürtig Friedrichs Glanz.


    Nicht mit all den treuen Toten

    Sargten ein wir Friedrichs Geist!

    Die wir unser Leben boten - 

    "Fritzisch" unsere Losung heißt.


    Wache halten unsere Fahnen

    Drüben in der Königsgruft,

    Bis der Geist der Königsahnen

    Uns zu neuem Schwertschlag ruft.


    Hoch die Fahnen über'm Rheine!

    Wenn die Tapfersten man nennt,

    Nennt das unbesiegte, eine

    Erste Garde-Regiment!

    von Wolff. Mai 1924.


    Die Begrüßungsfeiern in Potsdam und Berlin

    13. Juni abends.

    Von 7 Uhr abends an begannen sich in Potsdam die Säle im

    Café Sanssouci, im Konzerthaus und Alten Fritz zu füllen. Ueberall

    freudiges Begrüßen, Händeschütteln, Umarmen - nach langen

    Jahren ein Wiedersehen im alten lieben Potsdam! Zwar ist


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  • February 18, 2017 16:42:26 Corinna Pichler (AUT)

    S. 227

    Denkmalsweihe vom 13. bis 15. Juni 1924 in Potsdam.

    Enthüllung des Denkmals.

    Potsdam, den 14. Juni 1924.

    Wo der "König der Soldaten"

    Seine stolze Kirche baute,

    Wo zu harten Waffentaten

    Wedten fromme Glockenlaute,


    S. 228


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    ID
    15873 / 169096
    Source
    http://europeana1914-1918.eu/...
    Contributor
    Heike Knothe
    License
    http://creativecommons.org/licenses/by-sa/3.0/


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