Kriegstagebuch von Hans-Joachim Röhr aus Görlitz - Band 3, item 125
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S. 227
Denkmalsweihe vom 13. bis 15. Juni 1924 in Potsdam.
Enthüllung des Denkmals.
Potsdam, den 14. Juni 1924.
Wo der "König der Soldaten"
Seine stolze Kirche baute,
Wo zu harten Waffentaten
Weckten fromme Glockenlaute,
Wo der Tritt der Grenadiere
Dröhnt durch die Jahrhunderte,
Lange Kerls und Offiziere
Eine Welt bewunderte,
Hebst Du Dich, Du Totenmal,
Reckst Du Dich, Du Ehrenzeichen,
Hoher Ruhm und tiefe Qual
Schweigend sich die Hände reichen.
Mannesaugen gehen über,
Wie ist unsre Schar jetzt klein! -
Doch aus stiller Gruft herüber
Grüßt uns Friedrichs Ruhmesschein.
Seht, sein mächtiges Königsauge
Ruht auf seinem Regiment,
Als ob's flammend in sich sauge,
Was in unsern Adern brennt.
Fridericus Rex vermelden
Der Geschichte, höret Ihr's?:
"Unsere Grenadiers seind Helden,
Lauter Cesars die Offiziers".
Wohl, der Alte ist zufrieden,
Höher tragen wir das Haupt,
Wenn auch Glück und Freiheit schieden,
Reiner Lorbeer uns umlaubt.
Aus dem ungeheuren Kriege,
Aus dem Weltenwaffentanz
Leuchten unsere hellen Siege
Ebenbürtig Friedrichs Glanz.
Nicht mit all den treuen Toten
Sargten ein wir Friedrichs Geist!
Die wir unser Leben boten -
"Fritzisch" unsere Losung heißt.
Wache halten unsere Fahnen
Drüben in der Königsgruft,
Bis der Geist der Königsahnen
Uns zu neuem Schwertschlag ruft.
Hoch die Fahnen über'm Rheine!
Wenn die Tapfersten man nennt,
Nennt das unbesiegte, eine
Erste Garde-Regiment!
von Wolff. Mai 1924.
Die Begrüßungsfeiern in Potsdam und Berlin
13. Juni abends.
Von 7 Uhr abends an begannen sich in Potsdam die Säle im
Café Sanssouci, im Konzerthaus und Alten Fritz zu füllen. Ueberall
freudiges Begrüßen, Händeschütteln, Umarmen - nach langen
Jahren ein Wiedersehen im alten lieben Potsdam! Zwar ist
mancher grau geworden, mancher hat seine frühere
Koppelweite an Umfang weit überschritten, aber die Augen leuchten
noch wie früher, das Herz ist dasselbe geblieben wie damals,
als es unter dem blauen Waffenrock mit den weißen
Achselklappen schlug. Und dazwischen sehnige Gestalten, die Jüngeren,
die im feldgrauen Rock des Regiments ihren Mann gestanden
haben. Eiserne Kreuze zieren die Brust. Mit dem
Festabzeichen, dem kleinen silbernen "Semper-talis" Band am
Rock, fühlen sich Alle schnell wieder eins wie früher, eins
mit ihren Kameraden, mit ihren Offizieren.
Schon am Morgen, am Mittag und Nachmittag dieses
Tages war der Schloßhof Zeuge manches freudigen
Wiedersehens gewesen, wo die Kameraden des
Unterbringensausschusses unter der rührigen Führung der Kameraden Ballosch
und Bothe und ihrer Helfer in selbstloser Aufopferung ihres
Amtes gewaltet und die Quartierzettel, die Festfolgen,
Festabzeichen und Eßmarken ausgeteilt hatten.
Nun war am Abend die Hauptarbeit getan; aber " das
Büro" mußte doch im Schloß bleiben, um etwa noch
Ankommende zu versorgen.
Aehnlich war es in Berlin, wo die Begrüßungsfeier
schon um 5 Uhr nachmittags mit der Fahnenweihe des
Vereins ehemaliger Kameraden Berlin stattfand. (Bericht siehe
weiter unten.) Hier war es bei Kamerad Klenske im alten
Hause des Ersten Garde-Regiments, Pariser Platz 3, wo sich
manches Wiedersehen abspielte und bei dem die Karten usw.
abzuholen waren.
In den Lokalen aber stieg die Freude mit jedem
Wiedersehen höher:
Die Musik setzte ein - und dann - lautlose Stille: Die
Begrüßungsansprache beim Füsilierbataillon hält der Generaloberst
v. Plessen, trotz seiner 82 Jahre mit jugendlichem Feuer und
glänzender Beredsamkeit, beim II. Bataillon besteigt General
v. Bartenwerffer die Bühne, beim I. Bataillon Major Graf zu
Eulenburg, der das Bataillon im August 1914 in den Krieg
führte. In Berlin sprach General Graf von der Goltz.
An der lautlosen Stille der Zuhörer, der gespannten
Aufmerksamkeit ist es zu sehen: der innere Zusammenhang
zwischen Redner und Hörer ist schnell hergestellt, den Worten
folgen die Herzen "unsere Offiziere" stehen wieder vor der
Front, wir sind mit ihnen eins im Fühlen und Denken, in
der Treue und Liebe zu unserem alten Regiment, in der
Begeisterung für unser Vaterland und unsere nationale Ehre.
Das ist der Ton, auf den der Abend, der Begrüßungsabend,
überall gestimmt ist.
Das Programm wickelt sich weiter ab; Prologe,
Musikstücke wechseln - aber die Hauptsache bleibt: Das
Wiedersehen mit den alten Kameraden und Führern. Bis über
Mitternacht sitzen in den überfüllten Lokalen die Gruppen
in traulichem Gespräch zusammen, Kompagnieweise - alte
Erinnerungen leben auf an die Dienstzeit - weißt Du noch
damals? Ja, da waren wir noch jung! Und jetzt! Manche
Sorge bedrückt das Herz, aber im Mitteilen an alte Kameraden
wird sie leichter und leichter, grämliche Gedanken werden
verscheucht, und alle fühlen sich wieder jung wie damals, fühlen
sich wieder eins wie damals - und wenn jetzt das
Vaterland uns braucht, wir sind alle wieder da! Denn es muß
doch einmal anders werden!
Erst in später Stunde trennen sich die letzten, trotzdem
ein feierlicher aber auch anstrengender Tag bevorsteht.
v. F.
Die Weihe am 14. Juni.
Künstler und Steinmetz haben Wort gehalten, junge
Kameraden der Traditionskompagnie noch gestern Hand mit
angelegt, und die letzten Vorbereitungen zu treffen: Das
Denkmal harrt der Weihe.
Die Sonne hat sich heute in dichte Wolken gehüllt, so
recht angetan, um die Festteilnehmer ernsten Gedanken geneigt
zu machen. Das Glockenspiel der Garnisonkirche trägt dazu
bei, die würdige Stimmung zu festigen. Der Organist, Prof.
S. 228
Becker, vielen von uns schon aus der Zeit vor dem großen
Kriege bekannt, hätte keine bessere Auswahl aus seinem reichen
Liederschatze treffen können:
Sonnabend, den 14. Juni, vormittags 9 - 10 Uhr:
1. Largo, Trauermarsch und Arie: "Ich weiß, daß mein
Erlöser lebt", von Händel.
2. Die Trompete von Vionville: "Sie haben Tod und
Verderben gespieen ...", von E. Richter.
3. Kein Schön'rer Tod auf dieser Welt ...
4. Ich hatt' einen Kameraden.
5. O Deutschland hoch in Ehren.
6. Und hörst du das mächtige Klingen.
7. Zwei altniederländische Hymnen:
a) Das Vaterland ruft.
b) Wilhemus von Nassauen.
8. Treue Liebe bis zum Grabe.
9. Gelübde: Ich hab mich ergeben mit Herz ...
10. Brüder, reicht die Hand zum Bunde, von Mozart.
11. Deutsche Volkshymne.
12. Ach bleib mit deiner Gnade.
13. Harre, meine Seele.
14. Ich bete an die Macht der Liebe.
Unter diesen Klängen versammeln sich bis 10 Uhr
vormittags die Kameraden zur Begrüßung durch Generalmajor
Prinz Eitel-Friedrich von Preußen, Königliche Hoheit, und
zum Feldgottesdienst auf dem Hof der alten so vetrauten
Kaserne, die infolge der liebevollen Sorge des jetzigen
Bataillonskommandeurs, Major v. Schauroth, innerlich wie äußerlich
einen behaglichen freundlichen Eindruck macht und die besonders
für den heutigen Tag mit Bannern und Grün festlich
geschmückt ist. Sonst hat sich das alte Vaterhaus unseres
Regiments natürlich kaum verändert. Aber stiller ist
es darin geworden. Kein Wunder! Denn wo einst drei
Bataillone ihr Heim hatten, sind jetzt nur drei Komapgnien
des I. Bataillons Infanterie-Regiments 9 untergebracht. Heute
freilich flutet hier mehr Leben denn je. Schnell finden sich
unsere alten Grenadiere und Füsiliere zurecht. Man hat es
ihnen dadurch erleichtert, daß die einzelnen Bataillone sich
an altgewohnter Stelle versammeln, auf den gleichen Plätzen,
von denen sie so oft zu ernster Arbeit hinausgezogen sind.
Der rechte Flügel jeder Kompagnie ist durch eine Tafel
bezeichnet. So herrscht sogleich eine gewisse Ordnung auf dem
weiten Hof. Ein jeder übersieht hier zum ersten Mal die
große Zahl der erschienenen Kompagniekameraden und entdeckt
zu seiner Freude immer von neuen bekannte liebe Gesichter.
Die Zeit reicht nicht, um alle zu begrüßen.
Denn pünktlich um 10 Uhr mit dem letzten Schlage der
Kirchenuhr ertönt es über den Platz: "Kompagnien antreten!"
Als wenn es täglich so wäre, stehen in wenigen Augenblicken
die Komapgnien in Linie, nach Jahrgängen geordnet. Die
letzten Feldwebel lassen abzählen, teilen Züge ein, lassen
Gruppen abschwenken. Und dann heißt es: "Stillgestanden!
- Hut ab! - Richt euch!" und die Kompagnie, fest
gegliedert, wie zum Exerzieren, wird dem ältesten aus der
Reihe ihrer Chefs gemeldet: "Guten Morgen, Grenadiere!"
- "Guten Morgen, Herr ---- Hauptmann!" schallt es zurück,
knapp und klar, wie einstmals, - "Herr Hauptmann" -
nach alter Gewohnheit, auch wenn dieser längst
Generals-Achselstücke trägt.
Vor der Front stehen die alten Offiziere. Hervorgehoben
seien hier nur die Regimentskommandeure des Ersten
Garde-Regiments zu Fuß: Generaloberst von Plessen (88-91),
General der Infanterie Freiherr v. Plettenberg (98-02),
Generalleutnant Freiherr v. Willisen (06-10),
Generalleutnant v. Friedeburg (11-14), Generalmajor Prinz
Eitel-Friedrich (14), Major Graf zu Eulenburg (16-18), vom
Ersten Garde-Reserve-Regiment: Oberst v. Brederlow. Ferner
sieht man die Prinzen des königlichen Hauses, deren
militärischen Wiege nach alter Ueberlieferung stets beim Ersten
Garde-Regiment gestanden hat: General der Infanterie
Kronprinz Wilhelm (bei seiner 2. Komapgnie), Generalmajor
Prinz Friedirch Wilhelm (bei der 4. Komp.), Oberst Prinz
August Wilhelm (bei der 5. Komp.), Oberst Prinz Oskar
(bei der 4.Komp.), Prinz Waldemar, General der Infanterie
Fürst von Hohenzollern (beim Füs.-Batl.), Hauptmann Erbprinz
Friedrich Viktor von Hohenzollern, Leutnant Prinz Albrecht
von Hohenzollern. Ferner Generaloberst Freiherr v. Lyncker,
die Generäle der Infanterie v. Strantz (bei der 9. Komp.),
Frhr. v. Gayl beim 1. Btl., mit dem Eisernen Kreuz 1. Klasse von
1870/71, v. Plüskow (bei der Leib-Komp.), die
Generalleutnants Nickisch v. Rosenegk (bei der 7.Komp.), v. Unruh
(bei der 6. Komp.), Graf Finck v. Finckenstein (bei der
12. Komp.), Generalmajor Freiherr v. Humboldt-Dachroeden
(beim Füs.-Batl.), die Obersten v. Leipzig (bei der
Leib-Komp.), v. Rex (bei der 6. Komp.). v. Goerne (bei der
Leib-Komp.), Major v. Griesheim (beim 1 G.Res.-R.).
Den alten Veteranen aber war es eine besondere Freude,
3 Offiziere, die den Krieg 1870/71 im Ersten Garde-Regiment
mitgemacht haben, wiederzusehen: General der Infanterie
Brunsich Edler v. Brun (beim II. Batl.), Generalleutnant
Graf v. Kanitz (bei der Leib-Komp.) und General der
Infanterie v. Loewenfeld (bei der 7.Komp.), alle drei noch in
staunenswerter Frische.
Doch unser aller Gedanken wandern in diesem
Augenblick fort von hier, weit, weit hinweg, über des Reiches
Grenzen hinaus, in's Nachbarland zu ihm, dem allein es
heute verwehrt ist, seinen Grenadieren und Füsilieren die
Hand zu drücken, zu Ihm, dem Allerhöchsten Chef des
Regiments, unserem geliebten Kaiser und König. Wer Ihm in
den Reihen des Regiments bei einer Besichtigung, einer
Parade, beim Feldgottesdienst am 9.8.1918, oder gar vor
dem Feinde ins gütige Auge hat schauen dürfen, wer Ihm
im langen Stall Aug' in Auge den Eid der Treue geschworen
hat, der bleibt der Seine bis zum letzten Atemzuge. Und
im Unglück nun erst recht!
Wie an der Schnur gerichtet, I. und II. Bataillon
zwischen Wachportal und früherer Kaserne des II. Bataillons,
ihnen gegenüber Füsilierbataillon und I. Garde-Reserve-Reg.
mit senem Ersatzbataillon vor dem Kammergebäude und
Exerzierhause, dazwischen, vor der früheren Kaserne der
Machinengewehr-Komapgnie, die kleinen Formationen -
Minenwerfer-Kompagnie, Nachrichten-Kompagnie, Hilfs-Pion.
Kompagnie, alte Maschinengewehr-Kompagnie, IV. und
Ersatzbataillon 1. Garde-Regiments - harren die beiden schönen
Regimenter des Augenblicks, wo die alten
Regimentskommandeure die Front abschreiten werden.
Inzwischen hat sich auch die Mitte des Kasernenhofes
gefüllt, der alte Turnplatz, unter dessen herrlichen Bäumen der
Feldaltar errichtet ist. Hier stehen vor dem Rohdich-Denkmal die
Fahnen der Kriegervereine. Rechts sitzen in der ersten Reihe
schwerkriegsbeschädigte Grenadiere und Füsiliere, hinter ihnen
die geladenen Ehrengäste, Freunde des Regiments aus Stadt
und Land. Links vom Altar haben die Hinterbliebenen der
Gefallenen und Familienangehörige unserer Kameraden Platz
gefunden. Freilich reicht der Raum nicht weit, und so sind
auch alle Fenster der Kaserne dicht besetzt.
Allgemein ist der Unwille, daß auf eine erst vor wenigen
Tagen ergangene behördliche Anordnung hin der
Feldgottesdienst nicht im Lustgarten stattfinden darf. Unser Lustgarten
uns verboten! Unser seit mehr als zwei Jahrhunderten !
Wir alle - ohne Ausnahme - sind dort unter den Augen
-
S. 227
Denkmalsweihe vom 13. bis 15. Juni 1924 in Potsdam.
Enthüllung des Denkmals.
Potsdam, den 14. Juni 1924.
Wo der "König der Soldaten"
Seine stolze Kirche baute,
Wo zu harten Waffentaten
Weckten fromme Glockenlaute,
Wo der Tritt der Grenadiere
Dröhnt durch die Jahrhunderte,
Lange Kerls und Offiziere
Eine Welt bewunderte,
Hebst Du Dich, Du Totenmal,
Rechst Du Dich, Du Ehrenzeichen,
Hoher Ruhm und tiefe Qual
Schweigend sich die Hände reichen.
Mannesaugen gehen über,
Wie ist unsre Schar jetzt klein! -
Doch aus stiller Gruft herüber
Grüßt uns Friedrichs Ruhmesschein.
Seht, sein mächtiges Königsauge
Ruht auf seinem Regiment,
Als ob's flammend in sich sauge,
Was in unsern Adern brennt.
Fridericus Rer vermelden
Der Geschichte, höret Ihr's?:
"Unsere Grenadiers seind Helden,
Lauter Gefars die Offiziers".
Wohl, der Alte ist zufrieden,
Höher tragen wir das Haupt,
Wenn auch Glück und Freiheit schieden,
Reiner Lorbeer uns umlaubt.
Aus dem ungeheuren Kriege,
Aus dem Weltenwaffentanz
Leuchten unsere hellen Siege
Ebenbürtig Friedrichs Glanz.
Nicht mit all den treuen Toten
Sargten ein wir Friedrichs Geist!
Die wir unser Leben boten -
"Fritzisch" unsere Losung heißt.
Wache halten unsere Fahnen
Drüben in der Königsgruft,
Bis der Geist der Königsahnen
Uns zu neuem Schwertschlag ruft.
Hoch die Fahnen über'm Rheine!
Wenn die Tapfersten man nennt,
Nennt das unbesiegte, eine
Erste Garde-Regiment!
von Wolff. Mai 1924.
Die Begrüßungsfeiern in Potsdam und Berlin
13. Juni abends.
Von 7 Uhr abends an begannen sich in Potsdam die Säle im
Café Sanssouci, im Konzerthaus und Alten Fritz zu füllen. Ueberall
freudiges Begrüßen, Händeschütteln, Umarmen - nach langen
Jahren ein Wiedersehen im alten lieben Potsdam! Zwar ist
mancher grau geworden, mancher hat seine frühere
Koppelweite an Umfang weit überschritten, aber die Augen leuchten
noch wie früher, das Herz ist dasselbe geblieben wie damals,
als es unter dem blauen Waffenrock mit den weißen
Achselklappen schlug. Und dazwischen sehnige Gestalten, die Jüngeren,
die im feldgrauen Rock des Regiments ihren Mann gestanden
haben. Eiserne Kreuze zieren die Brust. Mit dem
Festabzeichen, dem kleinen silbernen "Semper-talis" Band am
Rock, fühlen sich Alle schnell wieder eins wie früher, eins
mit ihren Kameraden, mit ihren Offizieren.
Schon am Morgen, am Mittag und Nachmittag dieses
Tages war der Schloßhof Zeuge manches freudigen
Wiedersehens gewesen, wo die Kameraden des
Unterbringensausschusses unter der rührigen Führung der Kameraden Ballosch
und Bothe und ihrer Helfer in selbstloser Aufopferung ihres
Amtes gewaltet und die Quartierzettel, die Festfolgen,
Festabzeichen und Eßmarken ausgeteilt hatten.
Nun war am Abend die Hauptarbeit getan; aber " das
Büro" mußte doch im Schloß bleiben, um etwa noch
Ankommende zu versorgen.
Aehnlich war es in Berlin, wo die Begrüßungsfeier
schon um 5 Uhr nachmittags mit der Fahnenweihe des
Vereins ehemaliger Kameraden Berlin stattfand. (Bericht siehe
weiter unten.) Hier war es bei Kamerad Klenske im alten
Hause des Ersten Garde-Regiments, Pariser Platz 3, wo sich
manches Wiedersehen abspielte und bei dem die Karten usw.
abzuholen waren.
In den Lokalen aber stieg die Freude mit jedem
Wiedersehen höher:
Die Msuik setzte ein - und dann - lautlose Stille: Die
Begrüßungsansprache beim Füsilierbataillon hält der Generaloberst
v. Plessen, tortz seiner 82 Jahre mit jugendlichem Feuer und
glänzender Beredsamkeit, beim II. Bataillon besteigt General
v. bartenwerffer die Bühne, beim I. Bataillon Major Grad zu
Eulenburg, der das Bataillon im August 1914 in den Krieg
führte. In Berlin sprach General Graf von der Goltz.
An der lautlosen Stille der Zuhörer, der gespannten
Aufmerksamkeit ist es zu sehen: der innere Zusammenhang
zwischen Redner und Hörer ist schnell hergestellt, den Worten
folgen die Herzen "unsere Offiziere" stehen wieder vor der
Front, wir sind mit ihnen eins im Fühlen und Denken, in
der Treue und Liebe zu unserem alten Regiment, in der
Begeisterung für unser Vaterland und unsere nationale Ehre.
Das ist der Ton, auf den der Abend, der Begrüßungsabend,
überall gestimmt ist.
Das Programm wickelt sich weiter ab; Prologe,
Musikstücke wechseln - aber die Hauptsache bleibt: Das
Wiedersehen mit den alten Kameraden und Führern. Bis über
Mitternacht sitzen in den überfüllten Lokalen die Gruppen
in traulichem Gespräch zusammen, Komapgnieweise - alte
Erinnerungen leben auf an die Dienstzeit - weißt Du noch
damals? Ja, da waren wir noch jung! Und jetzt! Manche
Sorge bedrückt das Herz, aber im Mitteilen an alte Kameraden
wird sie leichter und leichter, grämliche Gedanken werden
verscheucht, und alle fühlen sich wieder jung wie damals, fühlen
sich wieder eins wie damals - und wenn jetzt das
Vaterland uns braucht, wir sind alle wieder da! Denn es muß
doch einmal anders werden!
Erst in später Stunde trennen sich die letzten, trotzdem
ein feierlicher aber auch anstrengender Tag bevorsteht.
v. F.
Die Weihe am 14. Juni.
Künstler und Steinmetz haben Wort gehalten, junge
Kameraden der Traditionskompagnie noch gestern Hand mit
angelegt, und die letzten Vorbereitungen zu treffen: Das
Denkmal harrt der Weihe.
Die Sonne hat sich heute in dichte Wolken gehüllt, so
recht angetan, um die Festteilnehmer ernsten Gedanken geneigt
zu machen. Das Glockenspiel der Garnisonkirche trägt dazu
bei, die würdige Stimmung zu festigen. Der Organist, Prof.
S. 228
Becker, vielen von uns schon aus der Zeit vor dem großen
Kriege bekannt, hätte seine bessere Auswahl aus seinem reichen
Liederschatze treffen können:
Sonnabend, den 14. Juni, vormittags 9 - 10 Uhr:
1. Largo, Trauermarsch und Arie: "Ich weiß, daß mein
Erlöser lebt", von Händel.
2. Die Trompete von Vionville: "Sie haben Tod und
Verderben gespieen ...", von E. Richter.
3. Kein Schön'rer Tod auf dieser Welt ...
4. Ich hatt' einen Kameraden.
5. O Deutschland hoch in Ehren.
6. Und hörst du das mächtige Klingen.
7. Zwei altniederländische Hymnen:
a) Das Vaterland ruft.
b) Wilhemus von Rassauen.
8. Treue Liebe bis zum Grabe.
9. Gelübde: Ich hab mich ergeben mit Herz ...
10. Brüder, reicht die Hand zum Bunde, von Mozart.
11. Deutsche Volkshymne.
12. Ach blieb mit deiner Gnade.
13. Harre, meine Seele.
14. ich bete an die Macht der Liebe.
Unter diesen Klängen versammeln sich bis 10 Uhr
vormitags die Kameraden zur Begrüßung durch Generalmajor
Prinz Eitel-Friedrich von Preußen, Königliche Hoheit, und
zum Feldgottesdienst auf dem Hof der alten so vetrauten
Kaserne, die infolge der liebevollen Sorge des jetzigen
Bataillonskommandeurs, Major v. Schauroth, innerlich wie äußerlich
einen behaglichen freundlichen Eindruck macht und die besonders
für den heutigen Tag mit Bannern und Grün festlich
geschmückt ist. Sonst hat sich das alte Vaterhaus unseres
Regiments natürlich kaum verändert. Aber stiller ist
es darin geworden. Kein Wunder! Denn wo einst drei
Bataillone ihr Heim hatten, sind jetzt nur drei Komapgnien
des I. Bataillons Infanterie-Regiments 9 untergebracht. Heute
freilich flutet hier mehr Leben denn je. Schnell finden sich
unsere alten Grenadiere und Füsiliere zurecht. Man hat es
ihnen dadurch erleichtert, daß die einzelnen Bataillone sich
an altgewohnter Stelle versammeln, auf den gleichen Plätzen,
von denen sie so oft zu ernster Arbeit hinausgezogen sind.
Der rechte Flügel jeder Kompagnie ist durch eine Tafel
bezeichnet. So herrscht sogleich eine gewisse Ordnung auf dem
weiten Hof. Ein jeder übersieht hier zum ersten Mal die
große Zahl der erschienenen Kompagniekameraden und entdeckt
zu seiner Freude immer von neuen bekannte liebe Gesichter.
Die Zeit reicht nicht, um alle zu berüßen.
Denn pünktlich um 10 Uhr mit dem letzten Schlage der
Kirchenuhr ertönt es über den Platz: "Kompagnien antreten!"
Als wenn es täglich so wäre, stehen in wenigen Augenblicken
die Komapgnien in Linie, nach Jahrgängen geordnet. Die
letzten Feldwebel lassen abählen, teilen Züge ein, lassen
Gruppen abschwenken. Und dann heißt es: "Stillgestanden!
- Hut ab! - Richt euch!" und die Kompagnie, fest
gegliedert, wie zum Exerzieren, wird dem ältesten aus der
Reihe ihrer Chefs gemeldet: "Guten Morgen, Grenadiere!"
- "Guten Morgen, Herr ---- Hauptmann!" schallt es zurück,
knapp und klar, wie einstmals, - "Herr Hauptmann" -
nach alter Gewohnheit, auch wenn dieser längst
Generals-Achselstücke trägt.
Vor der Front stehen die alten Offiziere. Hervorgehoben
seien hier nur die Regimentskommandeure des Ersten
Garde-Regiments zu FUß: Generaloberst von Plessen (88-91),
General der Infanterie Freiherr v. Plettberg (98-02),
Generalleutnant Freiherr v. Willisen (06-10),
Generalleutnant v. Firedebrug (11-14), Generalmajor Prinz
Eitel-Friedrich (14), Major Graf zu Eulenburg (16-18), vom
Ersten Garde-Reserve-Regiment: Oberst v. Brederlow. Ferner
sieht man die Prinzen des königlichen Huases, deren
militärischen Wiege nach alter Ueberlieferung stets beim Ersten
Garde-Regiment gestanden hat: General der Infanterie
Kronprinz Wilhelm (bei seiner 2. Komapgnie), Generalmajor
Prinz Friedirch Wilhelm (bei der 4. Komp.), Oberst Prinz
August Wilhelm (bei der 5. KOmp.), Oberst Prinz Oskaer
Fürst von Hohenzollern (beim Füf.-Batl.), Hauptmann Erbprinz
Friedrich Viktor von Hohenzollern, Leutnant Prinz Albrech
von Hohenzollern. Ferner Generaloberst Freiherr v. Lynder,
die Generäle der Infanterie v. Strantz (bei der 9. Komp.),
Frhr. v. Gayl beim 1. Btl., mit dem Eisernen Kreuz 1. Klasse von
1870/71, v. Plüskow (bei der Leib-Komp.), die
Generalleutnants Rickisch v. Rosenegk (bei der 7.Komp.). v. unruh
(bei der 6. Komp.), Graf Finck v. Finckenstein (bei der
12. Komp.), Generalmajor Freiherr v. Humboldt-Dachroeden
(beim Füs.-Batl.), die Obersten v. Leipzig (bei der
Leib-Komp.), v. Rer (bei der 6. Komp.). v. Goerne (bei der
Leib-Komp.), Major v. Griesheim (beim 1 G.Res.-R.).
Den alten Veteranen aber war es eine besondere Freude,
3 Offiziere, die den Krieg 1870/71 im Ersten Garde-Regiment
mitgemacht haben, wiederzusehen: General der Infanterie
Brunisich Edler v. Brun (beim II. Batl.), Generalleutnant
Graf v. Kanitz (bei der Leib-Komp.) und General der
Infanterie v. Loewenfeld (bei der 7.Komp.), alle drei noch in
staunenswerter Frische.
Doch unser aller Gedanken wandern in diesem
Augenblick fort von hier, weit, weit hinweg, über des Reiches
Grenzen hinaus, in's Nachbarlnd zu ihm, dem allein es
heute verwehrt ist, seinen Grenadieren und Füsilieren die
Hand zu brücken, zu Ihm, dem Allerhöchsten Chef des
Regiments, unserem geliebten Kaiser und König. Wer Ihm in
den Reihen des Regiments bei einer Besichtigung, einer
Parade, beim Feldgottesdienst am 9.8.1918, oder gar vor
dem Feinde ins gütige Auge hat schauen dürfen, wer Ihm
im langen Stall Aug' in Auge den Eid der Treue geschworen
hat, der bleibt der Seine bis zum letzten Atemzuge. Und
im Unglück nun erst recht!
Wie an der Schnur gerichtet, I. und II. Bataillon
zwischen Wachportal und früherer Kaserne des II. Bataillons,
ihnen gegenüber Füsilierbataillon und I. Garde-Reserve-Reg.
mit senem Ersatzbataillon vor dem Kammergebäude und
Exerzierhause, dazwischen, vor der früheren Kaserne der
Machinengewehr-Komapgnie, die kleinen Formationen -
Minenwerfer-Kompagnie, Nachrichten-Kompagnie, Hilfs-Pion.
Kompagnie, alte Maschinengewehr-Kompagnie, IV. und
Ersatz-bataillon 1. Garde-Regiments - harren die beiden schönen
Regimenter des Augenblicks, wo die alten
Regimentskommandeure die Front abschreiten werden.
Inzwischen hat sich auch die Mitte des Kasernenhofes
gefüllt, der alte Turnplatz, unter dessen herrlichen Bäumen der
Feldaltar errichtet ist. Hier stehen vor dem Rodich-Denkmal die
Fahnen der Kriegervereine. Rechts sitzen in der ersten Reihe
schwerjriegsbeschädigte Grenadiere und Füsiliere, hinter ihnen
die geladenen Ehrengäste, Freunde des Regiments aus Stadt
und Land. Links vom Altar haben die Hinterbliebenen der
Gefallenen und Familienangehörige unserer Kameraden Platz
gefunden. Freilich reicht der Raum nicht weit, und so sind
auch alle Fenster der Kaserne dicht besetzt.
Allgemein ist der Unwille, daß auf eine erste vor wenigen
Tagen ergangene behördliche Anordnung hin der
Feldgottesdienst nicht im Lustgarten stattfinden darf. Unser Lustgarten
uns verboten! Unser seit mehr als zwei Jahrhunderten!
Wir alle - ohne Ausnahme - sind dort unter den Augen
-
S. 227
Denkmalsweihe vom 13. bis 15. Juni 1924 in Potsdam.
Enthüllung des Denkmals.
Potsdam, den 14. Juni 1924.
Wo der "König der Soldaten"
Seine stolze Kirche baute,
Wo zu harten Waffentaten
Weckten fromme Glockenlaute,
Wo der Tritt der Grenadiere
Dröhnt durch die Jahrhunderte,
Lange Kerls und Offiziere
Eine Welt bewunderte,
Hebst Du Dich, Du Totenmal,
Rechst Du Dich, Du Ehrenzeichen,
Hoher Ruhm und tiefe Qual
Schweigend sich die Hände reichen.
Mannesaugen gehen über,
Wie ist unsre Schar jetzt klein! -
Doch aus stiller Gruft herüber
Grüßt uns Friedrichs Ruhmesschein.
Seht, sein mächtiges Königsauge
Ruht auf seinem Regiment,
Als ob's flammend in sich sauge,
Was in unsern Adern brennt.
Fridericus Rer vermelden
Der Geschichte, höret Ihr's?:
"Unsere Grenadiers seind Helden,
Lauter Gefars die Offiziers".
Wohl, der Alte ist zufrieden,
Höher tragen wir das Haupt,
Wenn auch Glück und Freiheit schieden,
Reiner Lorbeer uns umlaubt.
Aus dem ungeheuren Kriege,
Aus dem Weltenwaffentanz
Leuchten unsere hellen Siege
Ebenbürtig Friedrichs Glanz.
Nicht mit all den treuen Toten
Sargten ein wir Friedrichs Geist!
Die wir unser Leben boten -
"Fritzisch" unsere Losung heißt.
Wache halten unsere Fahnen
Drüben in der Königsgruft,
Bis der Geist der Königsahnen
Uns zu neuem Schwertschlag ruft.
Hoch die Fahnen über'm Rheine!
Wenn die Tapfersten man nennt,
Nennt das unbesiegte, eine
Erste Garde-Regiment!
von Wolff. Mai 1924.
Die Begrüßungsfeiern in Potsdam und Berlin
13. Juni abends.
Von 7 Uhr abends an begannen sich in Potsdam die Säle im
Café Sanssouci, im Konzerthaus und Alten Fritz zu füllen. Ueberall
freudiges Begrüßen, Händeschütteln, Umarmen - nach langen
Jahren ein Wiedersehen im alten lieben Potsdam! Zwar ist
mancher grau geworden, mancher hat seine frühere
Koppelweite an Umfang weit überschritten, aber die Augen leuchten
noch wie früher, das Herz ist dasselbe geblieben wie damals,
als es unter dem blauen Waffenrock mit den weißen
Achselklappen schlug. Und dazwischen sehnige Gestalten, die Jüngeren,
die im feldgrauen Rock des Regiments ihren Mann gestanden
haben. Eiserne Kreuze zieren die Brust. Mit dem
Festabzeichen, dem kleinen silbernen "Semper-talis" Band am
Rock, fühlen sich Alle schnell wieder eins wie früher, eins
mit ihren Kameraden, mit ihren Offizieren.
Schon am Morgen, am Mittag und Nachmittag dieses
Tages war der Schloßhof Zeuge manches freudigen
Wiedersehens gewesen, wo die Kameraden des
Unterbringensausschusses unter der rührigen Führung der Kameraden Ballosch
und Bothe und ihrer Helfer in selbstloser Aufopferung ihres
Amtes gewaltet und die Quartierzettel, die Festfolgen,
Festabzeichen und Eßmarken ausgeteilt hatten.
Nun war am Abend die Hauptarbeit getan; aber " das
Büro" mußte doch im Schloß bleiben, um etwa noch
Ankommende zu versorgen.
Aehnlich war es in Berlin, wo die Begrüßungsfeier
schon um 5 Uhr nachmittags mit der Fahnenweihe des
Vereins ehemaliger Kameraden Berlin stattfand. (Bericht siehe
weiter unten.) Hier war es bei Kamerad Klenske im alten
Hause des Ersten Garde-Regiments, Pariser Platz 3, wo sich
manches Wiedersehen abspielte und bei dem die Karten usw.
abzuholen waren.
In den Lokalen aber stieg die Freude mit jedem
Wiedersehen höher:
Die Msuik setzte ein - und dann - lautlose Stille: Die
Begrüßungsansprache beim Füsilierbataillon hält der Generaloberst
v. Plessen, tortz seiner 82 Jahre mit jugendlichem Feuer und
glänzender Beredsamkeit, beim II. Bataillon besteigt General
v. bartenwerffer die Bühne, beim I. Bataillon Major Grad zu
Eulenburg, der das Bataillon im August 1914 in den Krieg
führte. In Berlin sprach General Graf von der Goltz.
An der lautlosen Stille der Zuhörer, der gespannten
Aufmerksamkeit ist es zu sehen: der innere Zusammenhang
zwischen Redner und Hörer ist schnell hergestellt, den Worten
folgen die Herzen "unsere Offiziere" stehen wieder vor der
Front, wir sind mit ihnen eins im Fühlen und Denken, in
der Treue und Liebe zu unserem alten Regiment, in der
Begeisterung für unser Vaterland und unsere nationale Ehre.
Das ist der Ton, auf den der Abend, der Begrüßungsabend,
überall gestimmt ist.
Das Programm wickelt sich weiter ab; Prologe,
Musikstücke wechseln - aber die Hauptsache bleibt: Das
Wiedersehen mit den alten Kameraden und Führern. Bis über
Mitternacht sitzen in den überfüllten Lokalen die Gruppen
in traulichem Gespräch zusammen, Komapgnieweise - alte
Erinnerungen leben auf an die Dienstzeit - weißt Du noch
damals? Ja, da waren wir noch jung! Und jetzt! Manche
Sorge bedrückt das Herz, aber im Mitteilen an alte Kameraden
wird sie leichter und leichter, grämliche Gedanken werden
verscheucht, und alle fühlen sich wieder jung wie damals, fühlen
sich wieder eins wie damals - und wenn jetzt das
Vaterland uns braucht, wir sind alle wieder da! Denn es muß
doch einmal anders werden!
Erst in später Stunde trennen sich die letzten, trotzdem
ein feierlicher aber auch anstrengender Tag bevorsteht.
v. F.
Die Weihe am 14. Juni.
Künstler und Steinmetz haben Wort gehalten, junge
Kameraden der Traditionskompagnie noch gestern Hand mit
angelegt, und die letzten Vorbereitungen zu treffen: Das
Denkmal harrt der Weihe.
Die Sonne hat sich heute in dichte Wolken gehüllt, so
recht angetan, um die Festteilnehmer ernsten Gedanken geneigt
zu machen. Das Glockenspiel der Garnisonkirche trägt dazu
bei, die würdige Stimmung zu festigen. Der Organist, Prof.
S. 228
Becker, vielen von uns schon aus der Zeit vor dem großen
Kriege bekannt, hätte seine bessere Auswahl aus seinem reichen
Liederschatze treffen können:
Sonnabend, den 14. Juni, vormittags 9 - 10 Uhr:
1. Largo, Trauermarsch und Arie: "Ich weiß, daß mein
Erlöser lebt", von Händel.
2. Die Trompete von Vionville: "Sie haben Tod und
Verderben gespieen ...", von E. Richter.
3. Kein Schön'rer Tod auf dieser Welt ...
4. Ich hatt' einen Kameraden.
5. O Deutschland hoch in Ehren.
6. Und hörst du das mächtige Klingen.
7. Zwei altniederländische Hymnen:
a) Das Vaterland ruft.
b) Wilhemus von Rassauen.
8. Treue Liebe bis zum Grabe.
9. Gelübde: Ich hab mich ergeben mit Herz ...
10. Brüder, reicht die Hand zum Bunde, von Mozart.
11. Deutsche Volkshymne.
12. Ach blieb mit deiner Gnade.
13. Harre, meine Seele.
14. ich bete an die Macht der Liebe.
Unter diesen Klängen versammeln sich bis 10 Uhr
vormitags die Kameraden zur Begrüßung durch Generalmajor
Prinz Eitel-Friedrich von Preußen, Königliche Hoheit, und
zum Feldgottesdienst auf dem Hof der alten so vetrauten
Kaserne, die infolge der liebevollen Sorge des jetzigen
Bataillonskommandeurs, Major v. Schauroth, innerlich wie äußerlich
einen behaglichen freundlichen Eindruck macht und die besonders
für den heutigen Tag mit Bannern und Grün festlich
geschmückt ist. Sonst hat sich das alte Vaterhaus unseres
Regiments natürlich kaum verändert. Aber stiller ist
es darin geworden. Kein Wunder! Denn wo einst drei
Bataillone ihr Heim hatten, sind jetzt nur drei Komapgnien
des I. Bataillons Infanterie-Regiments 9 untergebracht. Heute
freilich flutet hier mehr Leben denn je. Schnell finden sich
unsere alten Grenadiere und Füsiliere zurecht. Man hat es
ihnen dadurch erleichtert, daß die einzelnen Bataillone sich
an altgewohnter Stelle versammeln, auf den gleichen Plätzen,
von denen sie so oft zu ernster Arbeit hinausgezogen sind.
Der rechte Flügel jeder Kompagnie ist durch eine Tafel
bezeichnet. So herrscht sogleich eine gewisse Ordnung auf dem
weiten Hof. Ein jeder übersieht hier zum ersten Mal die
große Zahl der erschienenen Kompagniekameraden und entdeckt
zu seiner Freude immer von neuen bekannte liebe Gesichter.
Die Zeit reicht nicht, um alle zu berüßen.
Denn pünktlich um 10 Uhr mit dem letzten Schlage der
Kirchenuhr ertönt es über den Platz: "Kompagnien antreten!"
Als wenn es täglich so wäre, stehen in wenigen Augenblicken
die Komapgnien in Linie, nach Jahrgängen geordnet. Die
letzten Feldwebel lassen abählen, teilen Züge ein, lassen
Gruppen abschwenken. Und dann heißt es: "Stillgestanden!
- Hut ab! - Richt euch!" und die Kompagnie, fest
gegliedert, wie zum Exerzieren, wird dem ältesten aus der
Reihe ihrer Chefs gemeldet: "Guten Morgen, Grenadiere!"
- "Guten Morgen, Herr ---- Hauptmann!" schallt es zurück,
knapp und klar, wie einstmals, - "Herr Hauptmann" -
nach alter Gewohnheit, auch wenn dieser längst
Generals-Achselstücke trägt.
Vor der Front stehen die alten Offiziere. Hervorgehoben
seien hier nur die Regimentskommandeure des Ersten
Garde-Regiments zu FUß: Generaloberst von Plessen (88-91),
General der Infanterie Freiherr v. Plettberg (98-02),
Generalleutnant Freiherr v. Willisen (06-10),
Generalleutnant v. Firedebrug (11-14), Generalmajor Prinz
Eitel-Friedrich (14), Major Graf zu Eulenburg (16-18), vom
Ersten Garde-Reserve-Regiment: Oberst v. Brederlow. Ferner
sieht man die Prinzen des königlichen Huases, deren
militärischen Wiege nach alter Ueberlieferung stets beim Ersten
Garde-Regiment gestanden hat: General der Infanterie
Kronprinz Wilhelm (bei seiner 2. Komapgnie), Generalmajor
Prinz Friedirch Wilhelm (bei der 4. Komp.), Oberst Prinz
August Wilhelm (bei der 5. KOmp.), Oberst Prinz Oskaer
Fürst von Hohenzollern (beim Füf.-Batl.), Hauptmann Erbprinz
Friedrich Viktor von Hohenzollern, Leutnant Prinz Albrech
von Hohenzollern. Ferner Generaloberst Freiherr v. Lynder,
die Generäle der Infanterie v. Strantz (bei der 9. Komp.),
Frhr. v. Gayl beim 1. Btl., mit dem Eisernen Kreuz 1. Klasse von
1870/71, v. Plüskow (bei der Leib-Komp.), die
Generalleutnants Rickisch v. Rosenegk (bei der 7.Komp.). v. unruh
(bei der 6. Komp.), Graf Finck v. Finckenstein (bei der
12. Komp.), Generalmajor Freiherr v. Humboldt-Dachroeden
(beim Füs.-Batl.), die Obersten v. Leipzig (bei der
Leib-Komp.), v. Rer (bei der 6. Komp.). v. Goerne (bei der
Leib-Komp.), Major v. Griesheim (beim 1 G.Res.-R.).
Den alten Veteranen aber war es eine besondere Freude,
3 Offiziere, die den Krieg 1870/71 im Ersten Garde-Regiment
mitgemacht haben, wiederzusehen: General der Infanterie
Brunisich Edler v. Brun (beim II. Batl.), Generalleutnant
Graf v. Kanitz (bei der Leib-Komp.) und General der
Infanterie v. Loewenfeld (bei der 7.Komp.), alle drei noch in
staunenswerter Frische.
Doch unser aller Gedanken wandern in diesem
Augenblick fort von hier, weit, weit hinweg, über des Reiches
Grenzen hinaus, in's Nachbarlnd zu ihm, dem allein es
heute verwehrt ist, seinen Grenadieren und Füsilieren die
Hand zu brücken, zu Ihm, dem Allerhöchsten Chef des
Regiments, unserem geliebten Kaiser und König. Wer Ihm in
den Reihen des Regiments bei einer Besichtigung, einer
Parade, beim Feldgottesdienst am 9.8.1918, oder gar vor
dem Feinde ins gütige Auge hat schauen dürfen, wer Ihm
im langen Stall Aug' in Auge den Eid der Treue geschworen
hat, der bleibt der Seine bis zum letzten Atemzuge. Und
im Unglück nun erst recht!
-
S. 227
Denkmalsweihe vom 13. bis 15. Juni 1924 in Potsdam.
Enthüllung des Denkmals.
Potsdam, den 14. Juni 1924.
Wo der "König der Soldaten"
Seine stolze Kirche baute,
Wo zu harten Waffentaten
Weckten fromme Glockenlaute,
Wo der Tritt der Grenadiere
Dröhnt durch die Jahrhunderte,
Lange Kerls und Offiziere
Eine Welt bewunderte,
Hebst Du Dich, Du Totenmal,
Rechst Du Dich, Du Ehrenzeichen,
Hoher Ruhm und tiefe Qual
Schweigend sich die Hände reichen.
Mannesaugen gehen über,
Wie ist unsre Schar jetzt klein! -
Doch aus stiller Gruft herüber
Grüßt uns Friedrichs Ruhmesschein.
Seht, sein mächtiges Königsauge
Ruht auf seinem Regiment,
Als ob's flammend in sich sauge,
Was in unsern Adern brennt.
Fridericus Rer vermelden
Der Geschichte, höret Ihr's?:
"Unsere Grenadiers seind Helden,
Lauter Gefars die Offiziers".
Wohl, der Alte ist zufrieden,
Höher tragen wir das Haupt,
Wenn auch Glück und Freiheit schieden,
Reiner Lorbeer uns umlaubt.
Aus dem ungeheuren Kriege,
Aus dem Weltenwaffentanz
Leuchten unsere hellen Siege
Ebenbürtig Friedrichs Glanz.
Nicht mit all den treuen Toten
Sargten ein wir Friedrichs Geist!
Die wir unser Leben boten -
"Fritzisch" unsere Losung heißt.
Wache halten unsere Fahnen
Drüben in der Königsgruft,
Bis der Geist der Königsahnen
Uns zu neuem Schwertschlag ruft.
Hoch die Fahnen über'm Rheine!
Wenn die Tapfersten man nennt,
Nennt das unbesiegte, eine
Erste Garde-Regiment!
von Wolff. Mai 1924.
Die Begrüßungsfeiern in Potsdam und Berlin
13. Juni abends.
Von 7 Uhr abends an begannen sich in Potsdam die Säle im
Café Sanssouci, im Konzerthaus und Alten Fritz zu füllen. Ueberall
freudiges Begrüßen, Händeschütteln, Umarmen - nach langen
Jahren ein Wiedersehen im alten lieben Potsdam! Zwar ist
mancher grau geworden, mancher hat seine frühere
Koppelweite an Umfang weit überschritten, aber die Augen leuchten
noch wie früher, das Herz ist dasselbe geblieben wie damals,
als es unter dem blauen Waffenrock mit den weißen
Achselklappen schlug. Und dazwischen sehnige Gestalten, die Jüngeren,
die im feldgrauen Rock des Regiments ihren Mann gestanden
haben. Eiserne Kreuze zieren die Brust. Mit dem
Festabzeichen, dem kleinen silbernen "Semper-talis" Band am
Rock, fühlen sich Alle schnell wieder eins wie früher, eins
mit ihren Kameraden, mit ihren Offizieren.
Schon am Morgen, am Mittag und Nachmittag dieses
Tages war der Schloßhof Zeuge manches freudigen
Wiedersehens gewesen, wo die Kameraden des
Unterbringensausschusses unter der rührigen Führung der Kameraden Ballosch
und Bothe und ihrer Helfer in selbstloser Aufopferung ihres
Amtes gewaltet und die Quartierzettel, die Festfolgen,
Festabzeichen und Eßmarken ausgeteilt hatten.
Nun war am Abend die Hauptarbeit getan; aber " das
Büro" mußte doch im Schloß bleiben, um etwa noch
Ankommende zu versorgen.
Aehnlich war es in Berlin, wo die Begrüßungsfeier
schon um 5 Uhr nachmittags mit der Fahnenweihe des
Vereins ehemaliger Kameraden Berlin stattfand. (Bericht siehe
weiter unten.) Hier war es bei Kamerad Klenske im alten
Hause des Ersten Garde-Regiments, Pariser Platz 3, wo sich
manches Wiedersehen abspielte und bei dem die Karten usw.
abzuholen waren.
In den Lokalen aber stieg die Freude mit jedem
Wiedersehen höher:
Die Msuik setzte ein - und dann - lautlose Stille: Die
Begrüßungsansprache beim Füsilierbataillon hält der Generaloberst
v. Plessen, tortz seiner 82 Jahre mit jugendlichem Feuer und
glänzender Beredsamkeit, beim II. Bataillon besteigt General
v. bartenwerffer die Bühne, beim I. Bataillon Major Grad zu
Eulenburg, der das Bataillon im August 1914 in den Krieg
führte. In Berlin sprach General Graf von der Goltz.
An der lautlosen Stille der Zuhörer, der gespannten
Aufmerksamkeit ist es zu sehen: der innere Zusammenhang
zwischen Redner und Hörer ist schnell hergestellt, den Worten
folgen die Herzen "unsere Offiziere" stehen wieder vor der
Front, wir sind mit ihnen eins im Fühlen und Denken, in
der Treue und Liebe zu unserem alten Regiment, in der
Begeisterung für unser Vaterland und unsere nationale Ehre.
Das ist der Ton, auf den der Abend, der Begrüßungsabend,
überall gestimmt ist.
Das Programm wickelt sich weiter ab; Prologe,
Musikstücke wechseln - aber die Hauptsache bleibt: Das
Wiedersehen mit den alten Kameraden und Führern. Bis über
Mitternacht sitzen in den überfüllten Lokalen die Gruppen
in traulichem Gespräch zusammen, Komapgnieweise - alte
Erinnerungen leben auf an die Dienstzeit - weißt Du noch
damals? Ja, da waren wir noch jung! Und jetzt! Manche
Sorge bedrückt das Herz, aber im Mitteilen an alte Kameraden
wird sie leichter und leichter, grämliche Gedanken werden
verscheucht, und alle fühlen sich wieder jung wie damals, fühlen
sich wieder eins wie damals - und wenn jetzt das
Vaterland uns braucht, wir sind alle wieder da! Denn es muß
doch einmal anders werden!
Erst in später Stunde trennen sich die letzten, trotzdem
ein feierlicher aber auch anstrengender Tag bevorsteht.
v. F.
Die Weihe am 14. Juni.
Künstler und Steinmetz haben Wort gehalten, junge
Kameraden der Traditionskompagnie noch gestern Hand mit
angelegt, und die letzten Vorbereitungen zu treffen: Das
Denkmal harrt der Weihe.
Die Sonne hat sich heute in dichte Wolken gehüllt, so
recht angetan, um die Festteilnehmer ernsten Gedanken geneigt
zu machen. Das Glockenspiel der Garnisonkirche trägt dazu
bei, die würdige Stimmung zu festigen. Der Organist, Prof.
S. 228
Becker, vielen von uns schon aus der Zeit vor dem großen
Kriege bekannt, hätte seine bessere Auswahl aus seinem reichen
Liederschatze treffen können:
Sonnabend, den 14. Juni, vormittags 9 - 10 Uhr:
1. Largo, Trauermarsch und Arie: "Ich weiß, daß mein
Erlöser lebt", von Händel.
2. Die Trompete von Vionville: "Sie haben Tod und
Verderben gespieen ...", von E. Richter.
3. Kein Schön'rer Tod auf dieser Welt ...
4. Ich hatt' einen Kameraden.
5. O Deutschland hoch in Ehren.
6. Und hörst du das mächtige Klingen.
7. Zwei altniederländische Hymnen:
a) Das Vaterland ruft.
b) Wilhemus von Rassauen.
8. Treue Liebe bis zum Grabe.
9. Gelübde: Ich hab mich ergeben mit Herz ...
10. Brüder, reicht die Hand zum Bunde, von Mozart.
11. Deutsche Volkshymne.
12. Ach blieb mit deiner Gnade.
13. Harre, meine Seele.
14. ich bete an die Macht der Liebe.
Unter diesen Klängen versammeln sich bis 10 Uhr
vormitags die Kameraden zur Begrüßung durch Generalmajor
Prinz Eitel-Friedrich von Preußen, Königliche Hoheit, und
zum Feldgottesdienst auf dem Hof der alten so vetrauten
Kaserne, die infolge der liebevollen Sorge des jetzigen
Bataillonskommandeurs, Major v. Schauroth, innerlich wie äußerlich
einen behaglichen freundlichen Eindruck macht und die besonders
für den heutigen Tag mit Bannern und Grün festlich
geschmückt ist. Sonst hat sich das alte Vaterhaus unseres
Regiments natürlich kaum verändert. Aber stiller ist
es darin geworden. Kein Wunder! Denn wo einst drei
Bataillone ihr Heim hatten, sind jetzt nur drei Komapgnien
des I. Bataillons Infanterie-Regiments 9 untergebracht. Heute
freilich flutet hier mehr Leben denn je. Schnell finden sich
unsere alten Grenadiere und Füsiliere zurecht. Man hat es
ihnen dadurch erleichtert, daß die einzelnen Bataillone sich
an altgewohnter Stelle versammeln, auf den gleichen Plätzen,
von denen sie so oft zu ernster Arbeit hinausgezogen sind.
Der rechte Flügel jeder Kompagnie ist durch eine Tafel
bezeichnet. So herrscht sogleich eine gewisse Ordnung auf dem
weiten Hof. Ein jeder übersieht hier zum ersten Mal die
große Zahl der erschienenen Kompagniekameraden und entdeckt
zu seiner Freude immer von neuen bekannte liebe Gesichter.
Die Zeit reicht nicht, um alle zu berüßen.
Denn pünktlich um 10 Uhr mit dem letzten Schlage der
Kirchenuhr ertönt es über den Platz: "Kompagnien antreten!"
Als wenn es täglich so wäre, stehen in wenigen Augenblicken
die Komapgnien in Linie, nach Jahrgängen geordnet. Die
letzten Feldwebel lassen abählen, teilen Züge ein, lassen
Gruppen abschwenken. Und dann heißt es: "Stillgestanden!
- Hut ab! - Richt euch!" und die Kompagnie, fest
gegliedert, wie zum Exerzieren, wird dem ältesten aus der
Reihe ihrer Chefs gemeldet: "Guten Morgen, Grenadiere!"
- "Guten Morgen, Herr ---- Hauptmann!" schallt es zurück,
knapp und klar, wie einstmals, - "Herr Hauptmann" -
nach alter Gewohnheit, auch wenn dieser längst
Generals-Achselstücke trägt.
Vor der Front stehen die alten Offiziere. Hervorgehoben
seien hier nur die Regimentskommandeure des Ersten
Garde-Regiments zu FUß: Generaloberst von Plessen (88-91),
General der Infanterie Freiherr v. Plettberg (98-02),
Generalleutnant Freiherr v. Willisen (06-10),
Generalleutnant v. Firedebrug (11-14), Generalmajor Prinz
Eitel-Friedrich (14), Major Graf zu Eulenburg (16-18), vom
Ersten Garde-Reserve-Regiment: Oberst v. Brederlow. Ferner
sieht man die Prinzen des königlichen Huases, deren
militärischen Wiege nach alter Ueberlieferung stets beim Ersten
Garde-Regiment gestanden hat: General der Infanterie
Kronprinz Wilhelm (bei seiner 2. Komapgnie), Generalmajor
Prinz Friedirch Wilhelm (bei der 4. Komp.), Oberst Prinz
August Wilhelm (bei der 5. KOmp.), Oberst Prinz Oskaer
Fürst von Hohenzollern (beim Füf.-Batl.), Hauptmann Erbprinz
Friedrich Viktor von Hohenzollern, Leutnant Prinz Albrech
von Hohenzollern. Ferner Generaloberst Freiherr v. Lynder,
die Generäle der Infanterie v. Strantz (bei der 9. Komp.),
Frhr. v. Gayl beim 1. Btl., mit dem Eisernen Kreuz 1. Klasse von
1870/71, v. Plüskow (bei der Leib-Komp.), die
Generalleutnants Rickisch v. Rosenegk (bei der 7.Komp.). v. unruh
(bei der 6. Komp.), Graf Finck v. Finckenstein (bei der
12. Komp.), Generalmajor Freiherr v. Humboldt-Dachroeden
(beim Füs.-Batl.), die Obersten v. Leipzig (bei der
Leib-Komp.), v. Rer (bei der 6. Komp.). v. Goerne (bei der
Leib-Komp.), Major v. Griesheim (beim 1 G.Res.-R.).
Den alten Veteranen aber war es eine besondere Freude,
3 Offiziere, die den Krieg 1870/71 im Ersten Garde-Regiment
mitgemacht haben, wiederzusehen: General der Infanterie
Brunisich Edler v. Brun (beim II. Batl.), Generalleutnant
Graf v. Kanitz (bei der Leib-Komp.) und General der
Infanterie v. Loewenfeld (bei der 7.Komp.), alle drei noch in
staunenswerter Frische.
Doch unser aller Gedanken wandern in diesem
Augenblick fort von hier, weit, weit hinweg, über des Reiches
Grenzen hinaus, in's Nachbarlnd zu ihm, dem allein es
heute verwehrt ist, seinen Grenadieren und Füsilieren die
Hand zu brücken, zu Ihm, dem Allerhöchsten Chef des
Regiments, unserem geliebten Kaiser und König. Wer Ihm in
den Reihen des Regiments bei einer Besichtigung, einer
Parade, beim Feldgottesdienst am 9.8.1918, oder gar vor
dem Feinde ins gütige Auge hat schauen dürfen, wer Ihm
-
S. 227
Denkmalsweihe vom 13. bis 15. Juni 1924 in Potsdam.
Enthüllung des Denkmals.
Potsdam, den 14. Juni 1924.
Wo der "König der Soldaten"
Seine stolze Kirche baute,
Wo zu harten Waffentaten
Weckten fromme Glockenlaute,
Wo der Tritt der Grenadiere
Dröhnt durch die Jahrhunderte,
Lange Kerls und Offiziere
Eine Welt bewunderte,
Hebst Du Dich, Du Totenmal,
Rechst Du Dich, Du Ehrenzeichen,
Hoher Ruhm und tiefe Qual
Schweigend sich die Hände reichen.
Mannesaugen gehen über,
Wie ist unsre Schar jetzt klein! -
Doch aus stiller Gruft herüber
Grüßt uns Friedrichs Ruhmesschein.
Seht, sein mächtiges Königsauge
Ruht auf seinem Regiment,
Als ob's flammend in sich sauge,
Was in unsern Adern brennt.
Fridericus Rer vermelden
Der Geschichte, höret Ihr's?:
"Unsere Grenadiers seind Helden,
Lauter Gefars die Offiziers".
Wohl, der Alte ist zufrieden,
Höher tragen wir das Haupt,
Wenn auch Glück und Freiheit schieden,
Reiner Lorbeer uns umlaubt.
Aus dem ungeheuren Kriege,
Aus dem Weltenwaffentanz
Leuchten unsere hellen Siege
Ebenbürtig Friedrichs Glanz.
Nicht mit all den treuen Toten
Sargten ein wir Friedrichs Geist!
Die wir unser Leben boten -
"Fritzisch" unsere Losung heißt.
Wache halten unsere Fahnen
Drüben in der Königsgruft,
Bis der Geist der Königsahnen
Uns zu neuem Schwertschlag ruft.
Hoch die Fahnen über'm Rheine!
Wenn die Tapfersten man nennt,
Nennt das unbesiegte, eine
Erste Garde-Regiment!
von Wolff. Mai 1924.
Die Begrüßungsfeiern in Potsdam und Berlin
13. Juni abends.
Von 7 Uhr abends an begannen sich in Potsdam die Säle im
Café Sanssouci, im Konzerthaus und Alten Fritz zu füllen. Ueberall
freudiges Begrüßen, Händeschütteln, Umarmen - nach langen
Jahren ein Wiedersehen im alten lieben Potsdam! Zwar ist
mancher grau geworden, mancher hat seine frühere
Koppelweite an Umfang weit überschritten, aber die Augen leuchten
noch wie früher, das Herz ist dasselbe geblieben wie damals,
als es unter dem blauen Waffenrock mit den weißen
Achselklappen schlug. Und dazwischen sehnige Gestalten, die Jüngeren,
die im feldgrauen Rock des Regiments ihren Mann gestanden
haben. Eiserne Kreuze zieren die Brust. Mit dem
Festabzeichen, dem kleinen silbernen "Semper-talis" Band am
Rock, fühlen sich Alle schnell wieder eins wie früher, eins
mit ihren Kameraden, mit ihren Offizieren.
Schon am Morgen, am Mittag und Nachmittag dieses
Tages war der Schloßhof Zeuge manches freudigen
Wiedersehens gewesen, wo die Kameraden des
Unterbringensausschusses unter der rührigen Führung der Kameraden Ballosch
und Bothe und ihrer Helfer in selbstloser Aufopferung ihres
Amtes gewaltet und die Quartierzettel, die Festfolgen,
Festabzeichen und Eßmarken ausgeteilt hatten.
Nun war am Abend die Hauptarbeit getan; aber " das
Büro" mußte doch im Schloß bleiben, um etwa noch
Ankommende zu versorgen.
Aehnlich war es in Berlin, wo die Begrüßungsfeier
schon um 5 Uhr nachmittags mit der Fahnenweihe des
Vereins ehemaliger Kameraden Berlin stattfand. (Bericht siehe
weiter unten.) Hier war es bei Kamerad Klenske im alten
Hause des Ersten Garde-Regiments, Pariser Platz 3, wo sich
manches Wiedersehen abspielte und bei dem die Karten usw.
abzuholen waren.
In den Lokalen aber stieg die Freude mit jedem
Wiedersehen höher:
Die Msuik setzte ein - und dann - lautlose Stille: Die
Begrüßungsansprache beim Füsilierbataillon hält der Generaloberst
v. Plessen, tortz seiner 82 Jahre mit jugendlichem Feuer und
glänzender Beredsamkeit, beim II. Bataillon besteigt General
v. bartenwerffer die Bühne, beim I. Bataillon Major Grad zu
Eulenburg, der das Bataillon im August 1914 in den Krieg
führte. In Berlin sprach General Graf von der Goltz.
An der lautlosen Stille der Zuhörer, der gespannten
Aufmerksamkeit ist es zu sehen: der innere Zusammenhang
zwischen Redner und Hörer ist schnell hergestellt, den Worten
folgen die Herzen "unsere Offiziere" stehen wieder vor der
Front, wir sind mit ihnen eins im Fühlen und Denken, in
der Treue und Liebe zu unserem alten Regiment, in der
Begeisterung für unser Vaterland und unsere nationale Ehre.
Das ist der Ton, auf den der Abend, der Begrüßungsabend,
überall gestimmt ist.
Das Programm wickelt sich weiter ab; Prologe,
Musikstücke wechseln - aber die Hauptsache bleibt: Das
Wiedersehen mit den alten Kameraden und Führern. Bis über
Mitternacht sitzen in den überfüllten Lokalen die Gruppen
in traulichem Gespräch zusammen, Komapgnieweise - alte
Erinnerungen leben auf an die Dienstzeit - weißt Du noch
damals? Ja, da waren wir noch jung! Und jetzt! Manche
Sorge bedrückt das Herz, aber im Mitteilen an alte Kameraden
wird sie leichter und leichter, grämliche Gedanken werden
verscheucht, und alle fühlen sich wieder jung wie damals, fühlen
sich wieder eins wie damals - und wenn jetzt das
Vaterland uns braucht, wir sind alle wieder da! Denn es muß
doch einmal anders werden!
Erst in später Stunde trennen sich die letzten, trotzdem
ein feierlicher aber auch anstrengender Tag bevorsteht.
v. F.
Die Weihe am 14. Juni.
Künstler und Steinmetz haben Wort gehalten, junge
Kameraden der Traditionskompagnie noch gestern Hand mit
angelegt, und die letzten Vorbereitungen zu treffen: Das
Denkmal harrt der Weihe.
Die Sonne hat sich heute in dichte Wolken gehüllt, so
recht angetan, um die Festteilnehmer ernsten Gedanken geneigt
zu machen. Das Glockenspiel der Garnisonkirche trägt dazu
bei, die würdige Stimmung zu festigen. Der Organist, Prof.
S. 228
Becker, vielen von uns schon aus der Zeit vor dem großen
Kriege bekannt, hätte seine bessere Auswahl aus seinem reichen
Liederschatze treffen können:
Sonnabend, den 14. Juni, vormittags 9 - 10 Uhr:
1. Largo, Trauermarsch und Arie: "Ich weiß, daß mein
Erlöser lebt", von Händel.
2. Die Trompete von Vionville: "Sie haben Tod und
Verderben gespieen ...", von E. Richter.
3. Kein Schön'rer Tod auf dieser Welt ...
4. Ich hatt' einen Kameraden.
5. O Deutschland hoch in Ehren.
6. Und hörst du das mächtige Klingen.
7. Zwei altniederländische Hymnen:
a) Das Vaterland ruft.
b) Wilhemus von Rassauen.
8. Treue Liebe bis zum Grabe.
9. Gelübde: Ich hab mich ergeben mit Herz ...
10. Brüder, reicht die Hand zum Bunde, von Mozart.
11. Deutsche Volkshymne.
12. Ach blieb mit deiner Gnade.
13. Harre, meine Seele.
14. ich bete an die Macht der Liebe.
Unter diesen Klängen versammeln sich bis 10 Uhr
vormitags die Kameraden zur Begrüßung durch Generalmajor
Prinz Eitel-Friedrich von Preußen, Königliche Hoheit, und
zum Feldgottesdienst auf dem Hof der alten so vetrauten
Kaserne, die infolge der liebevollen Sorge des jetzigen
Bataillonskommandeurs, Major v. Schauroth, innerlich wie äußerlich
einen behaglichen freundlichen Eindruck macht und die besonders
für den heutigen Tag mit Bannern und Grün festlich
geschmückt ist. Sonst hat sich das alte Vaterhaus unseres
Regiments natürlich kaum verändert. Aber stiller ist
es darin geworden. Kein Wunder! Denn wo einst drei
Bataillone ihr Heim hatten, sind jetzt nur drei Komapgnien
des I. Bataillons Infanterie-Regiments 9 untergebracht. Heute
freilich flutet hier mehr Leben denn je. Schnell finden sich
unsere alten Grenadiere und Füsiliere zurecht. Man hat es
ihnen dadurch erleichtert, daß die einzelnen Bataillone sich
an altgewohnter Stelle versammeln, auf den gleichen Plätzen,
von denen sie so oft zu ernster Arbeit hinausgezogen sind.
Der rechte Flügel jeder Kompagnie ist durch eine Tafel
bezeichnet. So herrscht sogleich eine gewisse Ordnung auf dem
weiten Hof. Ein jeder übersieht hier zum ersten Mal die
große Zahl der erschienenen Kompagniekameraden und entdeckt
zu seiner Freude immer von neuen bekannte liebe Gesichter.
Die Zeit reicht nicht, um alle zu berüßen.
Denn pünktlich um 10 Uhr mit dem letzten Schlage der
Kirchenuhr ertönt es über den Platz: "Kompagnien antreten!"
Als wenn es täglich so wäre, stehen in wenigen Augenblicken
die Komapgnien in Linie, nach Jahrgängen geordnet. Die
letzten Feldwebel lassen abählen, teilen Züge ein, lassen
Gruppen abschwenken. Und dann heißt es: "Stillgestanden!
- Hut ab! - Richt euch!" und die Kompagnie, fest
gegliedert, wie zum Exerzieren, wird dem ältesten aus der
Reihe ihrer Chefs gemeldet: "Guten Morgen, Grenadiere!"
- "Guten Morgen, Herr ---- Hauptmann!" schallt es zurück,
knapp und klar, wie einstmals, - "Herr Hauptmann" -
nach alter Gewohnheit, auch wenn dieser längst
Generals-Achselstücke trägt.
Vor der Front stehen die alten Offiziere. Hervorgehoben
seien hier nur die Regimentskommandeure des Ersten
Garde-Regiments zu FUß: Generaloberst von Plessen (88-91),
General der Infanterie Freiherr v. Plettberg (98-02),
Generalleutnant Freiherr v. Willisen (06-10),
Generalleutnant v. Firedebrug (11-14), Generalmajor Prinz
Eitel-Friedrich (14), Major Graf zu Eulenburg (16-18), vom
Ersten Garde-Reserve-Regiment: Oberst v. Brederlow. Ferner
sieht man die Prinzen des königlichen Huases, deren
militärischen Wiege nach alter Ueberlieferung stets beim Ersten
Garde-Regiment gestanden hat: General der Infanterie
Kronprinz Wilhelm (bei seiner 2. Komapgnie), Generalmajor
Prinz Friedirch Wilhelm (bei der 4. Komp.), Oberst Prinz
August Wilhelm (bei der 5. KOmp.), Oberst Prinz Oskaer
Fürst von Hohenzollern (beim Füf.-Batl.), Hauptmann Erbprinz
Friedrich Viktor von Hohenzollern, Leutnant Prinz Albrech
von Hohenzollern. Ferner Generaloberst Freiherr v. Lynder,
die Generäle der Infanterie v. Strantz (bei der 9. Komp.),
Frhr. v. Gayl beim 1. Btl., mit dem Eisernen Kreuz 1. Klasse von
1870/71, v. Plüskow (bei der Leib-Komp.), die
Generalleutnants Rickisch v. Rosenegk (bei der 7.Komp.). v. unruh
(bei der 6. Komp.), Graf Finck v. Finckenstein (bei der
12. Komp.), Generalmajor Freiherr v. Humboldt-Dachroeden
(beim Füs.-Batl.), die Obersten v. Leipzig (bei der
Leib-Komp.), v. Rer (bei der 6. Komp.). v. Goerne (bei der
Leib-Komp.), Major v. Griesheim (beim 1 G.Res.-R.).
Den alten Veteranen aber war es eine besondere Freude,
3 Offiziere, die den Krieg 1870/71 im Ersten Garde-Regiment
mitgemacht haben, wiederzusehen: General der Infanterie
Brunisich Edler v. Brun (beim II. Batl.), Generalleutnant
Graf v. Kanitz (bei der Leib-Komp.) und General der
Infanterie v. Loewenfeld (bei der 7.Komp.), alle drei noch in
staunenswerter Frische.
-
S. 227
Denkmalsweihe vom 13. bis 15. Juni 1924 in Potsdam.
Enthüllung des Denkmals.
Potsdam, den 14. Juni 1924.
Wo der "König der Soldaten"
Seine stolze Kirche baute,
Wo zu harten Waffentaten
Weckten fromme Glockenlaute,
Wo der Tritt der Grenadiere
Dröhnt durch die Jahrhunderte,
Lange Kerls und Offiziere
Eine Welt bewunderte,
Hebst Du Dich, Du Totenmal,
Rechst Du Dich, Du Ehrenzeichen,
Hoher Ruhm und tiefe Qual
Schweigend sich die Hände reichen.
Mannesaugen gehen über,
Wie ist unsre Schar jetzt klein! -
Doch aus stiller Gruft herüber
Grüßt uns Friedrichs Ruhmesschein.
Seht, sein mächtiges Königsauge
Ruht auf seinem Regiment,
Als ob's flammend in sich sauge,
Was in unsern Adern brennt.
Fridericus Rer vermelden
Der Geschichte, höret Ihr's?:
"Unsere Grenadiers seind Helden,
Lauter Gefars die Offiziers".
Wohl, der Alte ist zufrieden,
Höher tragen wir das Haupt,
Wenn auch Glück und Freiheit schieden,
Reiner Lorbeer uns umlaubt.
Aus dem ungeheuren Kriege,
Aus dem Weltenwaffentanz
Leuchten unsere hellen Siege
Ebenbürtig Friedrichs Glanz.
Nicht mit all den treuen Toten
Sargten ein wir Friedrichs Geist!
Die wir unser Leben boten -
"Fritzisch" unsere Losung heißt.
Wache halten unsere Fahnen
Drüben in der Königsgruft,
Bis der Geist der Königsahnen
Uns zu neuem Schwertschlag ruft.
Hoch die Fahnen über'm Rheine!
Wenn die Tapfersten man nennt,
Nennt das unbesiegte, eine
Erste Garde-Regiment!
von Wolff. Mai 1924.
Die Begrüßungsfeiern in Potsdam und Berlin
13. Juni abends.
Von 7 Uhr abends an begannen sich in Potsdam die Säle im
Café Sanssouci, im Konzerthaus und Alten Fritz zu füllen. Ueberall
freudiges Begrüßen, Händeschütteln, Umarmen - nach langen
Jahren ein Wiedersehen im alten lieben Potsdam! Zwar ist
mancher grau geworden, mancher hat seine frühere
Koppelweite an Umfang weit überschritten, aber die Augen leuchten
noch wie früher, das Herz ist dasselbe geblieben wie damals,
als es unter dem blauen Waffenrock mit den weißen
Achselklappen schlug. Und dazwischen sehnige Gestalten, die Jüngeren,
die im feldgrauen Rock des Regiments ihren Mann gestanden
haben. Eiserne Kreuze zieren die Brust. Mit dem
Festabzeichen, dem kleinen silbernen "Semper-talis" Band am
Rock, fühlen sich Alle schnell wieder eins wie früher, eins
mit ihren Kameraden, mit ihren Offizieren.
Schon am Morgen, am Mittag und Nachmittag dieses
Tages war der Schloßhof Zeuge manches freudigen
Wiedersehens gewesen, wo die Kameraden des
Unterbringensausschusses unter der rührigen Führung der Kameraden Ballosch
und Bothe und ihrer Helfer in selbstloser Aufopferung ihres
Amtes gewaltet und die Quartierzettel, die Festfolgen,
Festabzeichen und Eßmarken ausgeteilt hatten.
Nun war am Abend die Hauptarbeit getan; aber " das
Büro" mußte doch im Schloß bleiben, um etwa noch
Ankommende zu versorgen.
Aehnlich war es in Berlin, wo die Begrüßungsfeier
schon um 5 Uhr nachmittags mit der Fahnenweihe des
Vereins ehemaliger Kameraden Berlin stattfand. (Bericht siehe
weiter unten.) Hier war es bei Kamerad Klenske im alten
Hause des Ersten Garde-Regiments, Pariser Platz 3, wo sich
manches Wiedersehen abspielte und bei dem die Karten usw.
abzuholen waren.
In den Lokalen aber stieg die Freude mit jedem
Wiedersehen höher:
Die Msuik setzte ein - und dann - lautlose Stille: Die
Begrüßungsansprache beim Füsilierbataillon hält der Generaloberst
v. Plessen, tortz seiner 82 Jahre mit jugendlichem Feuer und
glänzender Beredsamkeit, beim II. Bataillon besteigt General
v. bartenwerffer die Bühne, beim I. Bataillon Major Grad zu
Eulenburg, der das Bataillon im August 1914 in den Krieg
führte. In Berlin sprach General Graf von der Goltz.
An der lautlosen Stille der Zuhörer, der gespannten
Aufmerksamkeit ist es zu sehen: der innere Zusammenhang
zwischen Redner und Hörer ist schnell hergestellt, den Worten
folgen die Herzen "unsere Offiziere" stehen wieder vor der
Front, wir sind mit ihnen eins im Fühlen und Denken, in
der Treue und Liebe zu unserem alten Regiment, in der
Begeisterung für unser Vaterland und unsere nationale Ehre.
Das ist der Ton, auf den der Abend, der Begrüßungsabend,
überall gestimmt ist.
Das Programm wickelt sich weiter ab; Prologe,
Musikstücke wechseln - aber die Hauptsache bleibt: Das
Wiedersehen mit den alten Kameraden und Führern. Bis über
Mitternacht sitzen in den überfüllten Lokalen die Gruppen
in traulichem Gespräch zusammen, Komapgnieweise - alte
Erinnerungen leben auf an die Dienstzeit - weißt Du noch
damals? Ja, da waren wir noch jung! Und jetzt! Manche
Sorge bedrückt das Herz, aber im Mitteilen an alte Kameraden
wird sie leichter und leichter, grämliche Gedanken werden
verscheucht, und alle fühlen sich wieder jung wie damals, fühlen
sich wieder eins wie damals - und wenn jetzt das
Vaterland uns braucht, wir sind alle wieder da! Denn es muß
doch einmal anders werden!
Erst in später Stunde trennen sich die letzten, trotzdem
ein feierlicher aber auch anstrengender Tag bevorsteht.
v. F.
Die Weihe am 14. Juni.
Künstler und Steinmetz haben Wort gehalten, junge
Kameraden der Traditionskompagnie noch gestern Hand mit
angelegt, und die letzten Vorbereitungen zu treffen: Das
Denkmal harrt der Weihe.
Die Sonne hat sich heute in dichte Wolken gehüllt, so
recht angetan, um die Festteilnehmer ernsten Gedanken geneigt
zu machen. Das Glockenspiel der Garnisonkirche trägt dazu
bei, die würdige Stimmung zu festigen. Der Organist, Prof.
S. 228
Becker, vielen von uns schon aus der Zeit vor dem großen
Kriege bekannt, hätte seine bessere Auswahl aus seinem reichen
Liederschatze treffen können:
Sonnabend, den 14. Juni, vormittags 9 - 10 Uhr:
1. Largo, Trauermarsch und Arie: "Ich weiß, daß mein
Erlöser lebt", von Händel.
2. Die Trompete von Vionville: "Sie haben Tod und
Verderben gespieen ...", von E. Richter.
3. Kein Schön'rer Tod auf dieser Welt ...
4. Ich hatt' einen Kameraden.
5. O Deutschland hoch in Ehren.
6. Und hörst du das mächtige Klingen.
7. Zwei altniederländische Hymnen:
a) Das Vaterland ruft.
b) Wilhemus von Rassauen.
8. Treue Liebe bis zum Grabe.
9. Gelübde: Ich hab mich ergeben mit Herz ...
10. Brüder, reicht die Hand zum Bunde, von Mozart.
11. Deutsche Volkshymne.
12. Ach blieb mit deiner Gnade.
13. Harre, meine Seele.
14. ich bete an die Macht der Liebe.
Unter diesen Klängen versammeln sich bis 10 Uhr
vormitags die Kameraden zur Begrüßung durch Generalmajor
Prinz Eitel-Friedrich von Preußen, Königliche Hoheit, und
zum Feldgottesdienst auf dem Hof der alten so vetrauten
Kaserne, die infolge der liebevollen Sorge des jetzigen
Bataillonskommandeurs, Major v. Schauroth, innerlich wie äußerlich
einen behaglichen freundlichen Eindruck macht und die besonders
für den heutigen Tag mit Bannern und Grün festlich
geschmückt ist. Sonst hat sich das alte Vaterhaus unseres
Regiments natürlich kaum verändert. Aber stiller ist
es darin geworden. Kein Wunder! Denn wo einst drei
Bataillone ihr Heim hatten, sind jetzt nur drei Komapgnien
des I. Bataillons Infanterie-Regiments 9 untergebracht. Heute
freilich flutet hier mehr Leben denn je. Schnell finden sich
unsere alten Grenadiere und Füsiliere zurecht. Man hat es
ihnen dadurch erleichtert, daß die einzelnen Bataillone sich
an altgewohnter Stelle versammeln, auf den gleichen Plätzen,
von denen sie so oft zu ernster Arbeit hinausgezogen sind.
Der rechte Flügel jeder Kompagnie ist durch eine Tafel
bezeichnet. So herrscht sogleich eine gewisse Ordnung auf dem
weiten Hof. Ein jeder übersieht hier zum ersten Mal die
große Zahl der erschienenen Kompagniekameraden und entdeckt
zu seiner Freude immer von neuen bekannte liebe Gesichter.
Die Zeit reicht nicht, um alle zu berüßen.
Denn pünktlich um 10 Uhr mit dem letzten Schlage der
Kirchenuhr ertönt es über den Platz: "Kompagnien antreten!"
Als wenn es täglich so wäre, stehen in wenigen Augenblicken
die Komapgnien in Linie, nach Jahrgängen geordnet. Die
letzten Feldwebel lassen abählen, teilen Züge ein, lassen
Gruppen abschwenken. Und dann heißt es: "Stillgestanden!
- Hut ab! - Richt euch!" und die Kompagnie, fest
gegliedert, wie zum Exerzieren, wird dem ältesten aus der
Reihe ihrer Chefs gemeldet: "Guten Morgen, Grenadiere!"
- "Guten Morgen, Herr ---- Hauptmann!" schallt es zurück,
knapp und klar, wie einstmals, - "Herr Hauptmann" -
nach alter Gewohnheit, auch wenn dieser längst
Generals-Achselstücke trägt.
Vor der Front stehen die alten Offiziere. Hervorgehoben
seien hier nur die Regimentskommandeure des Ersten
Garde-Regiments zu FUß: Generaloberst von Plessen (88-91),
General der Infanterie Freiherr v. Plettberg (98-02),
Generalleutnant Freiherr v. Willisen (06-10),
Generalleutnant v. Firedebrug (11-14), Generalmajor Prinz
Eitel-Friedrich (14), Major Graf zu Eulenburg (16-18), vom
Ersten Garde-Reserve-Regiment: Oberst v. Brederlow. Ferner
sieht man die Prinzen des königlichen Huases, deren
militärischen Wiege nach alter Ueberlieferung stets beim Ersten
Garde-Regiment gestanden hat: General der Infanterie
Kronprinz Wilhelm (bei seiner 2. Komapgnie), Generalmajor
Prinz Friedirch Wilhelm (bei der 4. Komp.), Oberst Prinz
August Wilhelm (bei der 5. KOmp.), Oberst Prinz Oskaer
Fürst von Hohenzollern (beim Füf.-Batl.), Hauptmann Erbprinz
Friedrich Viktor von Hohenzollern, Leutnant Prinz Albrech
von Hohenzollern. Ferner Generaloberst Freiherr v. Lynder,
die Generäle der Infanterie v. Strantz (bei der 9. Komp.),
Frhr. v. Gayl beim 1. Btl., mit dem Eisernen Kreuz 1. Klasse von
1870/71, v. Plüskow (bei der Leib-Komp.), die
Generalleutnants Rickisch v. Rosenegk (bei der 7.Komp.). v. unruh
(bei der 6. Komp.), Graf Finck v. Finckenstein (bei der
12. Komp.), Generalmajor Freiherr v. Humboldt-Dachroeden
(beim Füs.-Batl.), die Obersten v. Leipzig (bei der
Leib-Komp.), v. Rer (bei der 6. Komp.). v. Goerne (bei der
Leib-Komp.), Major v. Griesheim (beim 1 G.Res.-R.).
-
S. 227
Denkmalsweihe vom 13. bis 15. Juni 1924 in Potsdam.
Enthüllung des Denkmals.
Potsdam, den 14. Juni 1924.
Wo der "König der Soldaten"
Seine stolze Kirche baute,
Wo zu harten Waffentaten
Weckten fromme Glockenlaute,
Wo der Tritt der Grenadiere
Dröhnt durch die Jahrhunderte,
Lange Kerls und Offiziere
Eine Welt bewunderte,
Hebst Du Dich, Du Totenmal,
Rechst Du Dich, Du Ehrenzeichen,
Hoher Ruhm und tiefe Qual
Schweigend sich die Hände reichen.
Mannesaugen gehen über,
Wie ist unsre Schar jetzt klein! -
Doch aus stiller Gruft herüber
Grüßt uns Friedrichs Ruhmesschein.
Seht, sein mächtiges Königsauge
Ruht auf seinem Regiment,
Als ob's flammend in sich sauge,
Was in unsern Adern brennt.
Fridericus Rer vermelden
Der Geschichte, höret Ihr's?:
"Unsere Grenadiers seind Helden,
Lauter Gefars die Offiziers".
Wohl, der Alte ist zufrieden,
Höher tragen wir das Haupt,
Wenn auch Glück und Freiheit schieden,
Reiner Lorbeer uns umlaubt.
Aus dem ungeheuren Kriege,
Aus dem Weltenwaffentanz
Leuchten unsere hellen Siege
Ebenbürtig Friedrichs Glanz.
Nicht mit all den treuen Toten
Sargten ein wir Friedrichs Geist!
Die wir unser Leben boten -
"Fritzisch" unsere Losung heißt.
Wache halten unsere Fahnen
Drüben in der Königsgruft,
Bis der Geist der Königsahnen
Uns zu neuem Schwertschlag ruft.
Hoch die Fahnen über'm Rheine!
Wenn die Tapfersten man nennt,
Nennt das unbesiegte, eine
Erste Garde-Regiment!
von Wolff. Mai 1924.
Die Begrüßungsfeiern in Potsdam und Berlin
13. Juni abends.
Von 7 Uhr abends an begannen sich in Potsdam die Säle im
Café Sanssouci, im Konzerthaus und Alten Fritz zu füllen. Ueberall
freudiges Begrüßen, Händeschütteln, Umarmen - nach langen
Jahren ein Wiedersehen im alten lieben Potsdam! Zwar ist
mancher grau geworden, mancher hat seine frühere
Koppelweite an Umfang weit überschritten, aber die Augen leuchten
noch wie früher, das Herz ist dasselbe geblieben wie damals,
als es unter dem blauen Waffenrock mit den weißen
Achselklappen schlug. Und dazwischen sehnige Gestalten, die Jüngeren,
die im feldgrauen Rock des Regiments ihren Mann gestanden
haben. Eiserne Kreuze zieren die Brust. Mit dem
Festabzeichen, dem kleinen silbernen "Semper-talis" Band am
Rock, fühlen sich Alle schnell wieder eins wie früher, eins
mit ihren Kameraden, mit ihren Offizieren.
Schon am Morgen, am Mittag und Nachmittag dieses
Tages war der Schloßhof Zeuge manches freudigen
Wiedersehens gewesen, wo die Kameraden des
Unterbringensausschusses unter der rührigen Führung der Kameraden Ballosch
und Bothe und ihrer Helfer in selbstloser Aufopferung ihres
Amtes gewaltet und die Quartierzettel, die Festfolgen,
Festabzeichen und Eßmarken ausgeteilt hatten.
Nun war am Abend die Hauptarbeit getan; aber " das
Büro" mußte doch im Schloß bleiben, um etwa noch
Ankommende zu versorgen.
Aehnlich war es in Berlin, wo die Begrüßungsfeier
schon um 5 Uhr nachmittags mit der Fahnenweihe des
Vereins ehemaliger Kameraden Berlin stattfand. (Bericht siehe
weiter unten.) Hier war es bei Kamerad Klenske im alten
Hause des Ersten Garde-Regiments, Pariser Platz 3, wo sich
manches Wiedersehen abspielte und bei dem die Karten usw.
abzuholen waren.
In den Lokalen aber stieg die Freude mit jedem
Wiedersehen höher:
Die Msuik setzte ein - und dann - lautlose Stille: Die
Begrüßungsansprache beim Füsilierbataillon hält der Generaloberst
v. Plessen, tortz seiner 82 Jahre mit jugendlichem Feuer und
glänzender Beredsamkeit, beim II. Bataillon besteigt General
v. bartenwerffer die Bühne, beim I. Bataillon Major Grad zu
Eulenburg, der das Bataillon im August 1914 in den Krieg
führte. In Berlin sprach General Graf von der Goltz.
An der lautlosen Stille der Zuhörer, der gespannten
Aufmerksamkeit ist es zu sehen: der innere Zusammenhang
zwischen Redner und Hörer ist schnell hergestellt, den Worten
folgen die Herzen "unsere Offiziere" stehen wieder vor der
Front, wir sind mit ihnen eins im Fühlen und Denken, in
der Treue und Liebe zu unserem alten Regiment, in der
Begeisterung für unser Vaterland und unsere nationale Ehre.
Das ist der Ton, auf den der Abend, der Begrüßungsabend,
überall gestimmt ist.
Das Programm wickelt sich weiter ab; Prologe,
Musikstücke wechseln - aber die Hauptsache bleibt: Das
Wiedersehen mit den alten Kameraden und Führern. Bis über
Mitternacht sitzen in den überfüllten Lokalen die Gruppen
in traulichem Gespräch zusammen, Komapgnieweise - alte
Erinnerungen leben auf an die Dienstzeit - weißt Du noch
damals? Ja, da waren wir noch jung! Und jetzt! Manche
Sorge bedrückt das Herz, aber im Mitteilen an alte Kameraden
wird sie leichter und leichter, grämliche Gedanken werden
verscheucht, und alle fühlen sich wieder jung wie damals, fühlen
sich wieder eins wie damals - und wenn jetzt das
Vaterland uns braucht, wir sind alle wieder da! Denn es muß
doch einmal anders werden!
Erst in später Stunde trennen sich die letzten, trotzdem
ein feierlicher aber auch anstrengender Tag bevorsteht.
v. F.
Die Weihe am 14. Juni.
Künstler und Steinmetz haben Wort gehalten, junge
Kameraden der Traditionskompagnie noch gestern Hand mit
angelegt, und die letzten Vorbereitungen zu treffen: Das
Denkmal harrt der Weihe.
Die Sonne hat sich heute in dichte Wolken gehüllt, so
recht angetan, um die Festteilnehmer ernsten Gedanken geneigt
zu machen. Das Glockenspiel der Garnisonkirche trägt dazu
bei, die würdige Stimmung zu festigen. Der Organist, Prof.
S. 228
Becker, vielen von uns schon aus der Zeit vor dem großen
Kriege bekannt, hätte seine bessere Auswahl aus seinem reichen
Liederschatze treffen können:
Sonnabend, den 14. Juni, vormittags 9 - 10 Uhr:
1. Largo, Trauermarsch und Arie: "Ich weiß, daß mein
Erlöser lebt", von Händel.
2. Die Trompete von Vionville: "Sie haben Tod und
Verderben gespieen ...", von E. Richter.
3. Kein Schön'rer Tod auf dieser Welt ...
4. Ich hatt' einen Kameraden.
5. O Deutschland hoch in Ehren.
6. Und hörst du das mächtige Klingen.
7. Zwei altniederländische Hymnen:
a) Das Vaterland ruft.
b) Wilhemus von Rassauen.
8. Treue Liebe bis zum Grabe.
9. Gelübde: Ich hab mich ergeben mit Herz ...
10. Brüder, reicht die Hand zum Bunde, von Mozart.
11. Deutsche Volkshymne.
12. Ach blieb mit deiner Gnade.
13. Harre, meine Seele.
14. ich bete an die Macht der Liebe.
Unter diesen Klängen versammeln sich bis 10 Uhr
vormitags die Kameraden zur Begrüßung durch Generalmajor
Prinz Eitel-Friedrich von Preußen, Königliche Hoheit, und
zum Feldgottesdienst auf dem Hof der alten so vetrauten
Kaserne, die infolge der liebevollen Sorge des jetzigen
Bataillonskommandeurs, Major v. Schauroth, innerlich wie äußerlich
einen behaglichen freundlichen Eindruck macht und die besonders
für den heutigen Tag mit Bannern und Grün festlich
geschmückt ist. Sonst hat sich das alte Vaterhaus unseres
Regiments natürlich kaum verändert. Aber stiller ist
es darin geworden. Kein Wunder! Denn wo einst drei
Bataillone ihr Heim hatten, sind jetzt nur drei Komapgnien
des I. Bataillons Infanterie-Regiments 9 untergebracht. Heute
freilich flutet hier mehr Leben denn je. Schnell finden sich
unsere alten Grenadiere und Füsiliere zurecht. Man hat es
ihnen dadurch erleichtert, daß die einzelnen Bataillone sich
an altgewohnter Stelle versammeln, auf den gleichen Plätzen,
von denen sie so oft zu ernster Arbeit hinausgezogen sind.
Der rechte Flügel jeder Kompagnie ist durch eine Tafel
bezeichnet. So herrscht sogleich eine gewisse Ordnung auf dem
weiten Hof. Ein jeder übersieht hier zum ersten Mal die
große Zahl der erschienenen Kompagniekameraden und entdeckt
zu seiner Freude immer von neuen bekannte liebe Gesichter.
Die Zeit reicht nicht, um alle zu berüßen.
Denn pünktlich um 10 Uhr mit dem letzten Schlage der
Kirchenuhr ertönt es über den Platz: "Kompagnien antreten!"
Als wenn es täglich so wäre, stehen in wenigen Augenblicken
die Komapgnien in Linie, nach Jahrgängen geordnet. Die
letzten Feldwebel lassen abählen, teilen Züge ein, lassen
Gruppen abschwenken. Und dann heißt es: "Stillgestanden!
- Hut ab! - Richt euch!" und die Kompagnie, fest
gegliedert, wie zum Exerzieren, wird dem ältesten aus der
Reihe ihrer Chefs gemeldet: "Guten Morgen, Grenadiere!"
- "Guten Morgen, Herr ---- Hauptmann!" schallt es zurück,
knapp und klar, wie einstmals, - "Herr Hauptmann" -
nach alter Gewohnheit, auch wenn dieser längst
Generals-Achselstücke trägt.
Vor der Front stehen die alten Offiziere. Hervorgehoben
seien hier nur die Regimentskommandeure des Ersten
Garde-Regiments zu FUß: Generaloberst von Plessen (88-91),
General der Infanterie Freiherr v. Plettberg (98-02),
Generalleutnant Freiherr v. Willisen (06-10),
Generalleutnant v. Firedebrug (11-14), Generalmajor Prinz
Eitel-Friedrich (14), Major Graf zu Eulenburg (16-18), vom
Ersten Garde-Reserve-Regiment: Oberst v. Brederlow. Ferner
sieht man die Prinzen des königlichen Huases, deren
militärischen Wiege nach alter Ueberlieferung stets beim Ersten
Garde-Regiment gestanden hat: General der Infanterie
Kronprinz Wilhelm (bei seiner 2. Komapgnie), Generalmajor
Prinz
-
S. 227
Denkmalsweihe vom 13. bis 15. Juni 1924 in Potsdam.
Enthüllung des Denkmals.
Potsdam, den 14. Juni 1924.
Wo der "König der Soldaten"
Seine stolze Kirche baute,
Wo zu harten Waffentaten
Weckten fromme Glockenlaute,
Wo der Tritt der Grenadiere
Dröhnt durch die Jahrhunderte,
Lange Kerls und Offiziere
Eine Welt bewunderte,
Hebst Du Dich, Du Totenmal,
Rechst Du Dich, Du Ehrenzeichen,
Hoher Ruhm und tiefe Qual
Schweigend sich die Hände reichen.
Mannesaugen gehen über,
Wie ist unsre Schar jetzt klein! -
Doch aus stiller Gruft herüber
Grüßt uns Friedrichs Ruhmesschein.
Seht, sein mächtiges Königsauge
Ruht auf seinem Regiment,
Als ob's flammend in sich sauge,
Was in unsern Adern brennt.
Fridericus Rer vermelden
Der Geschichte, höret Ihr's?:
"Unsere Grenadiers seind Helden,
Lauter Gefars die Offiziers".
Wohl, der Alte ist zufrieden,
Höher tragen wir das Haupt,
Wenn auch Glück und Freiheit schieden,
Reiner Lorbeer uns umlaubt.
Aus dem ungeheuren Kriege,
Aus dem Weltenwaffentanz
Leuchten unsere hellen Siege
Ebenbürtig Friedrichs Glanz.
Nicht mit all den treuen Toten
Sargten ein wir Friedrichs Geist!
Die wir unser Leben boten -
"Fritzisch" unsere Losung heißt.
Wache halten unsere Fahnen
Drüben in der Königsgruft,
Bis der Geist der Königsahnen
Uns zu neuem Schwertschlag ruft.
Hoch die Fahnen über'm Rheine!
Wenn die Tapfersten man nennt,
Nennt das unbesiegte, eine
Erste Garde-Regiment!
von Wolff. Mai 1924.
Die Begrüßungsfeiern in Potsdam und Berlin
13. Juni abends.
Von 7 Uhr abends an begannen sich in Potsdam die Säle im
Café Sanssouci, im Konzerthaus und Alten Fritz zu füllen. Ueberall
freudiges Begrüßen, Händeschütteln, Umarmen - nach langen
Jahren ein Wiedersehen im alten lieben Potsdam! Zwar ist
mancher grau geworden, mancher hat seine frühere
Koppelweite an Umfang weit überschritten, aber die Augen leuchten
noch wie früher, das Herz ist dasselbe geblieben wie damals,
als es unter dem blauen Waffenrock mit den weißen
Achselklappen schlug. Und dazwischen sehnige Gestalten, die Jüngeren,
die im feldgrauen Rock des Regiments ihren Mann gestanden
haben. Eiserne Kreuze zieren die Brust. Mit dem
Festabzeichen, dem kleinen silbernen "Semper-talis" Band am
Rock, fühlen sich Alle schnell wieder eins wie früher, eins
mit ihren Kameraden, mit ihren Offizieren.
Schon am Morgen, am Mittag und Nachmittag dieses
Tages war der Schloßhof Zeuge manches freudigen
Wiedersehens gewesen, wo die Kameraden des
Unterbringensausschusses unter der rührigen Führung der Kameraden Ballosch
und Bothe und ihrer Helfer in selbstloser Aufopferung ihres
Amtes gewaltet und die Quartierzettel, die Festfolgen,
Festabzeichen und Eßmarken ausgeteilt hatten.
Nun war am Abend die Hauptarbeit getan; aber " das
Büro" mußte doch im Schloß bleiben, um etwa noch
Ankommende zu versorgen.
Aehnlich war es in Berlin, wo die Begrüßungsfeier
schon um 5 Uhr nachmittags mit der Fahnenweihe des
Vereins ehemaliger Kameraden Berlin stattfand. (Bericht siehe
weiter unten.) Hier war es bei Kamerad Klenske im alten
Hause des Ersten Garde-Regiments, Pariser Platz 3, wo sich
manches Wiedersehen abspielte und bei dem die Karten usw.
abzuholen waren.
In den Lokalen aber stieg die Freude mit jedem
Wiedersehen höher:
Die Msuik setzte ein - und dann - lautlose Stille: Die
Begrüßungsansprache beim Füsilierbataillon hält der Generaloberst
v. Plessen, tortz seiner 82 Jahre mit jugendlichem Feuer und
glänzender Beredsamkeit, beim II. Bataillon besteigt General
v. bartenwerffer die Bühne, beim I. Bataillon Major Grad zu
Eulenburg, der das Bataillon im August 1914 in den Krieg
führte. In Berlin sprach General Graf von der Goltz.
An der lautlosen Stille der Zuhörer, der gespannten
Aufmerksamkeit ist es zu sehen: der innere Zusammenhang
zwischen Redner und Hörer ist schnell hergestellt, den Worten
folgen die Herzen "unsere Offiziere" stehen wieder vor der
Front, wir sind mit ihnen eins im Fühlen und Denken, in
der Treue und Liebe zu unserem alten Regiment, in der
Begeisterung für unser Vaterland und unsere nationale Ehre.
Das ist der Ton, auf den der Abend, der Begrüßungsabend,
überall gestimmt ist.
Das Programm wickelt sich weiter ab; Prologe,
Musikstücke wechseln - aber die Hauptsache bleibt: Das
Wiedersehen mit den alten Kameraden und Führern. Bis über
Mitternacht sitzen in den überfüllten Lokalen die Gruppen
in traulichem Gespräch zusammen, Komapgnieweise - alte
Erinnerungen leben auf an die Dienstzeit - weißt Du noch
damals? Ja, da waren wir noch jung! Und jetzt! Manche
Sorge bedrückt das Herz, aber im Mitteilen an alte Kameraden
wird sie leichter und leichter, grämliche Gedanken werden
verscheucht, und alle fühlen sich wieder jung wie damals, fühlen
sich wieder eins wie damals - und wenn jetzt das
Vaterland uns braucht, wir sind alle wieder da! Denn es muß
doch einmal anders werden!
Erst in später Stunde trennen sich die letzten, trotzdem
ein feierlicher aber auch anstrengender Tag bevorsteht.
v. F.
Die Weihe am 14. Juni.
Künstler und Steinmetz haben Wort gehalten, junge
Kameraden der Traditionskompagnie noch gestern Hand mit
angelegt, und die letzten Vorbereitungen zu treffen: Das
Denkmal harrt der Weihe.
Die Sonne hat sich heute in dichte Wolken gehüllt, so
recht angetan, um die Festteilnehmer ernsten Gedanken geneigt
zu machen. Das Glockenspiel der Garnisonkirche trägt dazu
bei, die würdige Stimmung zu festigen. Der Organist, Prof.
S. 228
Becker, vielen von uns schon aus der Zeit vor dem großen
Kriege bekannt, hätte seine bessere Auswahl aus seinem reichen
Liederschatze treffen können:
Sonnabend, den 14. Juni, vormittags 9 - 10 Uhr:
1. Largo, Trauermarsch und Arie: "Ich weiß, daß mein
Erlöser lebt", von Händel.
2. Die Trompete von Vionville: "Sie haben Tod und
Verderben gespieen ...", von E. Richter.
3. Kein Schön'rer Tod auf dieser Welt ...
4. Ich hatt' einen Kameraden.
5. O Deutschland hoch in Ehren.
6. Und hörst du das mächtige Klingen.
7. Zwei altniederländische Hymnen:
a) Das Vaterland ruft.
b) Wilhemus von Rassauen.
8. Treue Liebe bis zum Grabe.
9. Gelübde: Ich hab mich ergeben mit Herz ...
10. Brüder, reicht die Hand zum Bunde, von Mozart.
11. Deutsche Volkshymne.
12. Ach blieb mit deiner Gnade.
13. Harre, meine Seele.
14. ich bete an die Macht der Liebe.
Unter diesen Klängen versammeln sich bis 10 Uhr
vormitags die Kameraden zur Begrüßung durch Generalmajor
Prinz Eitel-Friedrich von Preußen, Königliche Hoheit, und
zum Feldgottesdienst auf dem Hof der alten so vetrauten
Kaserne, die infolge der liebevollen Sorge des jetzigen
Bataillonskommandeurs, Major v. Schauroth, innerlich wie äußerlich
einen behaglichen freundlichen Eindruck macht und die besonders
für den heutigen Tag mit Bannern und Grün festlich
geschmückt ist. Sonst hat sich das alte Vaterhaus unseres
Regiments natürlich kaum verändert. Aber stiller ist
es darin geworden. Kein Wunder! Denn wo einst drei
Bataillone ihr Heim hatten, sind jetzt nur drei Komapgnien
des I. Bataillons Infanterie-Regiments 9 untergebracht. Heute
freilich flutet hier mehr Leben denn je. Schnell finden sich
unsere alten Grenadiere und Füsiliere zurecht. Man hat es
ihnen dadurch erleichtert, daß die einzelnen Bataillone sich
an altgewohnter Stelle versammeln, auf den gleichen Plätzen,
von denen sie so oft zu ernster Arbeit hinausgezogen sind.
Der rechte Flügel jeder Kompagnie ist durch eine Tafel
bezeichnet. So herrscht sogleich eine gewisse Ordnung auf dem
weiten Hof. Ein jeder übersieht hier zum ersten Mal die
große Zahl der erschienenen Kompagniekameraden und entdeckt
zu seiner Freude immer von neuen bekannte liebe Gesichter.
Die Zeit reicht nicht, um alle zu berüßen.
Denn pünktlich um 10 Uhr mit dem letzten Schlage der
Kirchenuhr ertönt es über den Platz: "Kompagnien antreten!"
Als wenn es täglich so wäre, stehen in wenigen Augenblicken
die Komapgnien in Linie, nach Jahrgängen geordnet. Die
letzten Feldwebel lassen abählen, teilen Züge ein, lassen
Gruppen abschwenken. Und dann heißt es: "Stillgestanden!
- Hut ab! - Richt euch!" und die Kompagnie, fest
gegliedert, wie zum Exerzieren, wird dem ältesten aus der
Reihe ihrer Chefs gemeldet: "Guten Morgen, Grenadiere!"
- "Guten Morgen, Herr ---- Hauptmann!" schallt es zurück,
knapp und klar, wie einstmals, - "Herr Hauptmann" -
nach alter Gewohnheit, auch wenn dieser längst
Generals-Achselstücke trägt.
Vor der Front stehen die alten Offiziere. Hervorgehoben
seien hier nur die Regimentskommandeure des Ersten
Garde-Regiments zu FUß: Generaloberst von Plessen (88-91),
General der Infanterie Freiherr v. Plettberg (98-02),
Generalleutnant Freiherr v. Willisen (06-10),
Generalleutnant v. Firedebrug (11-14), Generalmajor Prinz
Eitel-Friedrich (14), Major Graf zu Eulenburg (16-18), vom
-
S. 227
Denkmalsweihe vom 13. bis 15. Juni 1924 in Potsdam.
Enthüllung des Denkmals.
Potsdam, den 14. Juni 1924.
Wo der "König der Soldaten"
Seine stolze Kirche baute,
Wo zu harten Waffentaten
Weckten fromme Glockenlaute,
Wo der Tritt der Grenadiere
Dröhnt durch die Jahrhunderte,
Lange Kerls und Offiziere
Eine Welt bewunderte,
Hebst Du Dich, Du Totenmal,
Rechst Du Dich, Du Ehrenzeichen,
Hoher Ruhm und tiefe Qual
Schweigend sich die Hände reichen.
Mannesaugen gehen über,
Wie ist unsre Schar jetzt klein! -
Doch aus stiller Gruft herüber
Grüßt uns Friedrichs Ruhmesschein.
Seht, sein mächtiges Königsauge
Ruht auf seinem Regiment,
Als ob's flammend in sich sauge,
Was in unsern Adern brennt.
Fridericus Rer vermelden
Der Geschichte, höret Ihr's?:
"Unsere Grenadiers seind Helden,
Lauter Gefars die Offiziers".
Wohl, der Alte ist zufrieden,
Höher tragen wir das Haupt,
Wenn auch Glück und Freiheit schieden,
Reiner Lorbeer uns umlaubt.
Aus dem ungeheuren Kriege,
Aus dem Weltenwaffentanz
Leuchten unsere hellen Siege
Ebenbürtig Friedrichs Glanz.
Nicht mit all den treuen Toten
Sargten ein wir Friedrichs Geist!
Die wir unser Leben boten -
"Fritzisch" unsere Losung heißt.
Wache halten unsere Fahnen
Drüben in der Königsgruft,
Bis der Geist der Königsahnen
Uns zu neuem Schwertschlag ruft.
Hoch die Fahnen über'm Rheine!
Wenn die Tapfersten man nennt,
Nennt das unbesiegte, eine
Erste Garde-Regiment!
von Wolff. Mai 1924.
Die Begrüßungsfeiern in Potsdam und Berlin
13. Juni abends.
Von 7 Uhr abends an begannen sich in Potsdam die Säle im
Café Sanssouci, im Konzerthaus und Alten Fritz zu füllen. Ueberall
freudiges Begrüßen, Händeschütteln, Umarmen - nach langen
Jahren ein Wiedersehen im alten lieben Potsdam! Zwar ist
mancher grau geworden, mancher hat seine frühere
Koppelweite an Umfang weit überschritten, aber die Augen leuchten
noch wie früher, das Herz ist dasselbe geblieben wie damals,
als es unter dem blauen Waffenrock mit den weißen
Achselklappen schlug. Und dazwischen sehnige Gestalten, die Jüngeren,
die im feldgrauen Rock des Regiments ihren Mann gestanden
haben. Eiserne Kreuze zieren die Brust. Mit dem
Festabzeichen, dem kleinen silbernen "Semper-talis" Band am
Rock, fühlen sich Alle schnell wieder eins wie früher, eins
mit ihren Kameraden, mit ihren Offizieren.
Schon am Morgen, am Mittag und Nachmittag dieses
Tages war der Schloßhof Zeuge manches freudigen
Wiedersehens gewesen, wo die Kameraden des
Unterbringensausschusses unter der rührigen Führung der Kameraden Ballosch
und Bothe und ihrer Helfer in selbstloser Aufopferung ihres
Amtes gewaltet und die Quartierzettel, die Festfolgen,
Festabzeichen und Eßmarken ausgeteilt hatten.
Nun war am Abend die Hauptarbeit getan; aber " das
Büro" mußte doch im Schloß bleiben, um etwa noch
Ankommende zu versorgen.
Aehnlich war es in Berlin, wo die Begrüßungsfeier
schon um 5 Uhr nachmittags mit der Fahnenweihe des
Vereins ehemaliger Kameraden Berlin stattfand. (Bericht siehe
weiter unten.) Hier war es bei Kamerad Klenske im alten
Hause des Ersten Garde-Regiments, Pariser Platz 3, wo sich
manches Wiedersehen abspielte und bei dem die Karten usw.
abzuholen waren.
In den Lokalen aber stieg die Freude mit jedem
Wiedersehen höher:
Die Msuik setzte ein - und dann - lautlose Stille: Die
Begrüßungsansprache beim Füsilierbataillon hält der Generaloberst
v. Plessen, tortz seiner 82 Jahre mit jugendlichem Feuer und
glänzender Beredsamkeit, beim II. Bataillon besteigt General
v. bartenwerffer die Bühne, beim I. Bataillon Major Grad zu
Eulenburg, der das Bataillon im August 1914 in den Krieg
führte. In Berlin sprach General Graf von der Goltz.
An der lautlosen Stille der Zuhörer, der gespannten
Aufmerksamkeit ist es zu sehen: der innere Zusammenhang
zwischen Redner und Hörer ist schnell hergestellt, den Worten
folgen die Herzen "unsere Offiziere" stehen wieder vor der
Front, wir sind mit ihnen eins im Fühlen und Denken, in
der Treue und Liebe zu unserem alten Regiment, in der
Begeisterung für unser Vaterland und unsere nationale Ehre.
Das ist der Ton, auf den der Abend, der Begrüßungsabend,
überall gestimmt ist.
Das Programm wickelt sich weiter ab; Prologe,
Musikstücke wechseln - aber die Hauptsache bleibt: Das
Wiedersehen mit den alten Kameraden und Führern. Bis über
Mitternacht sitzen in den überfüllten Lokalen die Gruppen
in traulichem Gespräch zusammen, Komapgnieweise - alte
Erinnerungen leben auf an die Dienstzeit - weißt Du noch
damals? Ja, da waren wir noch jung! Und jetzt! Manche
Sorge bedrückt das Herz, aber im Mitteilen an alte Kameraden
wird sie leichter und leichter, grämliche Gedanken werden
verscheucht, und alle fühlen sich wieder jung wie damals, fühlen
sich wieder eins wie damals - und wenn jetzt das
Vaterland uns braucht, wir sind alle wieder da! Denn es muß
doch einmal anders werden!
Erst in später Stunde trennen sich die letzten, trotzdem
ein feierlicher aber auch anstrengender Tag bevorsteht.
v. F.
Die Weihe am 14. Juni.
Künstler und Steinmetz haben Wort gehalten, junge
Kameraden der Traditionskompagnie noch gestern Hand mit
angelegt, und die letzten Vorbereitungen zu treffen: Das
Denkmal harrt der Weihe.
Die Sonne hat sich heute in dichte Wolken gehüllt, so
recht angetan, um die Festteilnehmer ernsten Gedanken geneigt
zu machen. Das Glockenspiel der Garnisonkirche trägt dazu
bei, die würdige Stimmung zu festigen. Der Organist, Prof.
S. 228
Becker, vielen von uns schon aus der Zeit vor dem großen
Kriege bekannt, hätte seine bessere Auswahl aus seinem reichen
Liederschatze treffen können:
Sonnabend, den 14. Juni, vormittags 9 - 10 Uhr:
1. Largo, Trauermarsch und Arie: "Ich weiß, daß mein
Erlöser lebt", von Händel.
2. Die Trompete von Vionville: "Sie haben Tod und
Verderben gespieen ...", von E. Richter.
3. Kein Schön'rer Tod auf dieser Welt ...
4. Ich hatt' einen Kameraden.
5. O Deutschland hoch in Ehren.
6. Und hörst du das mächtige Klingen.
7. Zwei altniederländische Hymnen:
a) Das Vaterland ruft.
b) Wilhemus von Rassauen.
8. Treue Liebe bis zum Grabe.
9. Gelübde: Ich hab mich ergeben mit Herz ...
10. Brüder, reicht die Hand zum Bunde, von Mozart.
11. Deutsche Volkshymne.
12. Ach blieb mit deiner Gnade.
13. Harre, meine Seele.
14. ich bete an die Macht der Liebe.
Unter diesen Klängen versammeln sich bis 10 Uhr
vormitags die Kameraden zur Begrüßung durch Generalmajor
Prinz Eitel-Friedrich von Preußen, Königliche Hoheit, und
zum Feldgottesdienst auf dem Hof der alten so vetrauten
Kaserne, die infolge der liebevollen Sorge des jetzigen
Bataillonskommandeurs, Major v. Schauroth, innerlich wie äußerlich
einen behaglichen freundlichen Eindruck macht und die besonders
für den heutigen Tag mit Bannern und Grün festlich
geschmückt ist. Sonst hat sich das alte Vaterhaus unseres
Regiments natürlich kaum verändert. Aber stiller ist
es darin geworden. Kein Wunder! Denn wo einst drei
Bataillone ihr Heim hatten, sind jetzt nur drei Komapgnien
des I. Bataillons Infanterie-Regiments 9 untergebracht. Heute
freilich flutet hier mehr Leben denn je. Schnell finden sich
unsere alten Grenadiere und Füsiliere zurecht. Man hat es
ihnen dadurch erleichtert, daß die einzelnen Bataillone sich
an altgewohnter Stelle versammeln, auf den gleichen Plätzen,
von denen sie so oft zu ernster Arbeit hinausgezogen sind.
Der rechte Flügel jeder Kompagnie ist durch eine Tafel
bezeichnet. So herrscht sogleich eine gewisse Ordnung auf dem
weiten Hof. Ein jeder übersieht hier zum ersten Mal die
große Zahl der erschienenen Kompagniekameraden und entdeckt
zu seiner Freude immer von neuen bekannte liebe Gesichter.
Die Zeit reicht nicht, um alle zu berüßen.
Denn pünktlich um 10 Uhr mit dem letzten Schlage der
Kirchenuhr ertönt es über den Platz: "Kompagnien antreten!"
Als wenn es täglich so wäre, stehen in wenigen Augenblicken
die Komapgnien in Linie, nach Jahrgängen geordnet. Die
letzten Feldwebel lassen abählen, teilen Züge ein, lassen
Gruppen abschwenken. Und dann heißt es: "Stillgestanden!
- Hut ab! - Richt euch!" und die Kompagnie, fest
gegliedert, wie zum Exerzieren, wird dem ältesten aus der
Reihe ihrer Chefs gemeldet: "Guten Morgen, Grenadiere!"
- "Guten Morgen, Herr ---- Hauptmann!" schallt es zurück,
knapp und klar, wie einstmals, - "Herr Hauptmann" -
nach alter Gewohnheit, auch wenn dieser längst
Generals-Achselstücke trägt.
Vor der Front stehen die alten Offiziere. Hervorgehoben
seien hier nur die Regimentskommandeure des Ersten
Garde-Regiments zu FUß: Generaloberst von Plessen (88-91),
General der Infanterie Freiherr v. Plettberg (98-02),
Generalleutnant Freiherr v. Willisen
-
S. 227
Denkmalsweihe vom 13. bis 15. Juni 1924 in Potsdam.
Enthüllung des Denkmals.
Potsdam, den 14. Juni 1924.
Wo der "König der Soldaten"
Seine stolze Kirche baute,
Wo zu harten Waffentaten
Weckten fromme Glockenlaute,
Wo der Tritt der Grenadiere
Dröhnt durch die Jahrhunderte,
Lange Kerls und Offiziere
Eine Welt bewunderte,
Hebst Du Dich, Du Totenmal,
Rechst Du Dich, Du Ehrenzeichen,
Hoher Ruhm und tiefe Qual
Schweigend sich die Hände reichen.
Mannesaugen gehen über,
Wie ist unsre Schar jetzt klein! -
Doch aus stiller Gruft herüber
Grüßt uns Friedrichs Ruhmesschein.
Seht, sein mächtiges Königsauge
Ruht auf seinem Regiment,
Als ob's flammend in sich sauge,
Was in unsern Adern brennt.
Fridericus Rer vermelden
Der Geschichte, höret Ihr's?:
"Unsere Grenadiers seind Helden,
Lauter Gefars die Offiziers".
Wohl, der Alte ist zufrieden,
Höher tragen wir das Haupt,
Wenn auch Glück und Freiheit schieden,
Reiner Lorbeer uns umlaubt.
Aus dem ungeheuren Kriege,
Aus dem Weltenwaffentanz
Leuchten unsere hellen Siege
Ebenbürtig Friedrichs Glanz.
Nicht mit all den treuen Toten
Sargten ein wir Friedrichs Geist!
Die wir unser Leben boten -
"Fritzisch" unsere Losung heißt.
Wache halten unsere Fahnen
Drüben in der Königsgruft,
Bis der Geist der Königsahnen
Uns zu neuem Schwertschlag ruft.
Hoch die Fahnen über'm Rheine!
Wenn die Tapfersten man nennt,
Nennt das unbesiegte, eine
Erste Garde-Regiment!
von Wolff. Mai 1924.
Die Begrüßungsfeiern in Potsdam und Berlin
13. Juni abends.
Von 7 Uhr abends an begannen sich in Potsdam die Säle im
Café Sanssouci, im Konzerthaus und Alten Fritz zu füllen. Ueberall
freudiges Begrüßen, Händeschütteln, Umarmen - nach langen
Jahren ein Wiedersehen im alten lieben Potsdam! Zwar ist
mancher grau geworden, mancher hat seine frühere
Koppelweite an Umfang weit überschritten, aber die Augen leuchten
noch wie früher, das Herz ist dasselbe geblieben wie damals,
als es unter dem blauen Waffenrock mit den weißen
Achselklappen schlug. Und dazwischen sehnige Gestalten, die Jüngeren,
die im feldgrauen Rock des Regiments ihren Mann gestanden
haben. Eiserne Kreuze zieren die Brust. Mit dem
Festabzeichen, dem kleinen silbernen "Semper-talis" Band am
Rock, fühlen sich Alle schnell wieder eins wie früher, eins
mit ihren Kameraden, mit ihren Offizieren.
Schon am Morgen, am Mittag und Nachmittag dieses
Tages war der Schloßhof Zeuge manches freudigen
Wiedersehens gewesen, wo die Kameraden des
Unterbringensausschusses unter der rührigen Führung der Kameraden Ballosch
und Bothe und ihrer Helfer in selbstloser Aufopferung ihres
Amtes gewaltet und die Quartierzettel, die Festfolgen,
Festabzeichen und Eßmarken ausgeteilt hatten.
Nun war am Abend die Hauptarbeit getan; aber " das
Büro" mußte doch im Schloß bleiben, um etwa noch
Ankommende zu versorgen.
Aehnlich war es in Berlin, wo die Begrüßungsfeier
schon um 5 Uhr nachmittags mit der Fahnenweihe des
Vereins ehemaliger Kameraden Berlin stattfand. (Bericht siehe
weiter unten.) Hier war es bei Kamerad Klenske im alten
Hause des Ersten Garde-Regiments, Pariser Platz 3, wo sich
manches Wiedersehen abspielte und bei dem die Karten usw.
abzuholen waren.
In den Lokalen aber stieg die Freude mit jedem
Wiedersehen höher:
Die Msuik setzte ein - und dann - lautlose Stille: Die
Begrüßungsansprache beim Füsilierbataillon hält der Generaloberst
v. Plessen, tortz seiner 82 Jahre mit jugendlichem Feuer und
glänzender Beredsamkeit, beim II. Bataillon besteigt General
v. bartenwerffer die Bühne, beim I. Bataillon Major Grad zu
Eulenburg, der das Bataillon im August 1914 in den Krieg
führte. In Berlin sprach General Graf von der Goltz.
An der lautlosen Stille der Zuhörer, der gespannten
Aufmerksamkeit ist es zu sehen: der innere Zusammenhang
zwischen Redner und Hörer ist schnell hergestellt, den Worten
folgen die Herzen "unsere Offiziere" stehen wieder vor der
Front, wir sind mit ihnen eins im Fühlen und Denken, in
der Treue und Liebe zu unserem alten Regiment, in der
Begeisterung für unser Vaterland und unsere nationale Ehre.
Das ist der Ton, auf den der Abend, der Begrüßungsabend,
überall gestimmt ist.
Das Programm wickelt sich weiter ab; Prologe,
Musikstücke wechseln - aber die Hauptsache bleibt: Das
Wiedersehen mit den alten Kameraden und Führern. Bis über
Mitternacht sitzen in den überfüllten Lokalen die Gruppen
in traulichem Gespräch zusammen, Komapgnieweise - alte
Erinnerungen leben auf an die Dienstzeit - weißt Du noch
damals? Ja, da waren wir noch jung! Und jetzt! Manche
Sorge bedrückt das Herz, aber im Mitteilen an alte Kameraden
wird sie leichter und leichter, grämliche Gedanken werden
verscheucht, und alle fühlen sich wieder jung wie damals, fühlen
sich wieder eins wie damals - und wenn jetzt das
Vaterland uns braucht, wir sind alle wieder da! Denn es muß
doch einmal anders werden!
Erst in später Stunde trennen sich die letzten, trotzdem
ein feierlicher aber auch anstrengender Tag bevorsteht.
v. F.
Die Weihe am 14. Juni.
Künstler und Steinmetz haben Wort gehalten, junge
Kameraden der Traditionskompagnie noch gestern Hand mit
angelegt, und die letzten Vorbereitungen zu treffen: Das
Denkmal harrt der Weihe.
Die Sonne hat sich heute in dichte Wolken gehüllt, so
recht angetan, um die Festteilnehmer ernsten Gedanken geneigt
zu machen. Das Glockenspiel der Garnisonkirche trägt dazu
bei, die würdige Stimmung zu festigen. Der Organist, Prof.
S. 228
Becker, vielen von uns schon aus der Zeit vor dem großen
Kriege bekannt, hätte seine bessere Auswahl aus seinem reichen
Liederschatze treffen können:
Sonnabend, den 14. Juni, vormittags 9 - 10 Uhr:
1. Largo, Trauermarsch und Arie: "Ich weiß, daß mein
Erlöser lebt", von Händel.
2. Die Trompete von Vionville: "Sie haben Tod und
Verderben gespieen ...", von E. Richter.
3. Kein Schön'rer Tod auf dieser Welt ...
4. Ich hatt' einen Kameraden.
5. O Deutschland hoch in Ehren.
6. Und hörst du das mächtige Klingen.
7. Zwei altniederländische Hymnen:
a) Das Vaterland ruft.
b) Wilhemus von Rassauen.
8. Treue Liebe bis zum Grabe.
9. Gelübde: Ich hab mich ergeben mit Herz ...
10. Brüder, reicht die Hand zum Bunde, von Mozart.
11. Deutsche Volkshymne.
12. Ach blieb mit deiner Gnade.
13. Harre, meine Seele.
14. ich bete an die Macht der Liebe.
Unter diesen Klängen versammeln sich bis 10 Uhr
vormitags die Kameraden zur Begrüßung durch Generalmajor
Prinz Eitel-Friedrich von Preußen, Königliche Hoheit, und
zum Feldgottesdienst auf dem Hof der alten so vetrauten
Kaserne, die infolge der liebevollen Sorge des jetzigen
Bataillonskommandeurs, Major v. Schauroth, innerlich wie äußerlich
einen behaglichen freundlichen Eindruck macht und die besonders
für den heutigen Tag mit Bannern und Grün festlich
geschmückt ist. Sonst hat sich das alte Vaterhaus unseres
Regiments natürlich kaum verändert. Aber stiller ist
es darin geworden. Kein Wunder! Denn wo einst drei
Bataillone ihr Heim hatten, sind jetzt nur drei Komapgnien
des I. Bataillons Infanterie-Regiments 9 untergebracht. Heute
freilich flutet hier mehr Leben denn je. Schnell finden sich
unsere alten Grenadiere und Füsiliere zurecht. Man hat es
ihnen dadurch erleichtert, daß die einzelnen Bataillone sich
an altgewohnter Stelle versammeln, auf den gleichen Plätzen,
von denen sie so oft zu ernster Arbeit hinausgezogen sind.
Der rechte Flügel jeder Kompagnie ist durch eine Tafel
bezeichnet. So herrscht sogleich eine gewisse Ordnung auf dem
weiten Hof. Ein jeder übersieht hier zum ersten Mal die
große Zahl der erschienenen Kompagniekameraden und entdeckt
zu seiner Freude immer von neuen bekannte liebe Gesichter.
Die Zeit reicht nicht, um alle zu berüßen.
Denn pünktlich um 10 Uhr mit dem letzten Schlage der
Kirchenuhr ertönt es über den Platz: "Kompagnien antreten!"
Als wenn es täglich so wäre, stehen in wenigen Augenblicken
die Komapgnien in Linie, nach Jahrgängen geordnet. Die
letzten Feldwebel lassen abählen, teilen Züge ein, lassen
Gruppen abschwenken. Und dann heißt es: "Stillgestanden!
- Hut ab! - Richt euch!" und die Kompagnie, fest
gegliedert, wie zum Exerzieren, wird dem ältesten aus der
Reihe ihrer Chefs gemeldet: "Guten Morgen, Grenadiere!"
- "Guten Morgen, Herr ---- Hauptmann!" schallt es zurück,
knapp und klar, wie einstmals, - "Herr Hauptmann" -
nach alter Gewohnheit, auch wenn dieser längst
Generals-Achselstücke trägt.
Vor der Front stehen die alten Offiziere. Hervorgehoben
seien hier nur die Regimentskommandeure des Ersten
Garde-Regiments zu FUß: Generaloberst von Plessen (88-91),
General der Infanterie Freiherr v. Plettberg (98-02),
-
S. 227
Denkmalsweihe vom 13. bis 15. Juni 1924 in Potsdam.
Enthüllung des Denkmals.
Potsdam, den 14. Juni 1924.
Wo der "König der Soldaten"
Seine stolze Kirche baute,
Wo zu harten Waffentaten
Weckten fromme Glockenlaute,
Wo der Tritt der Grenadiere
Dröhnt durch die Jahrhunderte,
Lange Kerls und Offiziere
Eine Welt bewunderte,
Hebst Du Dich, Du Totenmal,
Rechst Du Dich, Du Ehrenzeichen,
Hoher Ruhm und tiefe Qual
Schweigend sich die Hände reichen.
Mannesaugen gehen über,
Wie ist unsre Schar jetzt klein! -
Doch aus stiller Gruft herüber
Grüßt uns Friedrichs Ruhmesschein.
Seht, sein mächtiges Königsauge
Ruht auf seinem Regiment,
Als ob's flammend in sich sauge,
Was in unsern Adern brennt.
Fridericus Rer vermelden
Der Geschichte, höret Ihr's?:
"Unsere Grenadiers seind Helden,
Lauter Gefars die Offiziers".
Wohl, der Alte ist zufrieden,
Höher tragen wir das Haupt,
Wenn auch Glück und Freiheit schieden,
Reiner Lorbeer uns umlaubt.
Aus dem ungeheuren Kriege,
Aus dem Weltenwaffentanz
Leuchten unsere hellen Siege
Ebenbürtig Friedrichs Glanz.
Nicht mit all den treuen Toten
Sargten ein wir Friedrichs Geist!
Die wir unser Leben boten -
"Fritzisch" unsere Losung heißt.
Wache halten unsere Fahnen
Drüben in der Königsgruft,
Bis der Geist der Königsahnen
Uns zu neuem Schwertschlag ruft.
Hoch die Fahnen über'm Rheine!
Wenn die Tapfersten man nennt,
Nennt das unbesiegte, eine
Erste Garde-Regiment!
von Wolff. Mai 1924.
Die Begrüßungsfeiern in Potsdam und Berlin
13. Juni abends.
Von 7 Uhr abends an begannen sich in Potsdam die Säle im
Café Sanssouci, im Konzerthaus und Alten Fritz zu füllen. Ueberall
freudiges Begrüßen, Händeschütteln, Umarmen - nach langen
Jahren ein Wiedersehen im alten lieben Potsdam! Zwar ist
mancher grau geworden, mancher hat seine frühere
Koppelweite an Umfang weit überschritten, aber die Augen leuchten
noch wie früher, das Herz ist dasselbe geblieben wie damals,
als es unter dem blauen Waffenrock mit den weißen
Achselklappen schlug. Und dazwischen sehnige Gestalten, die Jüngeren,
die im feldgrauen Rock des Regiments ihren Mann gestanden
haben. Eiserne Kreuze zieren die Brust. Mit dem
Festabzeichen, dem kleinen silbernen "Semper-talis" Band am
Rock, fühlen sich Alle schnell wieder eins wie früher, eins
mit ihren Kameraden, mit ihren Offizieren.
Schon am Morgen, am Mittag und Nachmittag dieses
Tages war der Schloßhof Zeuge manches freudigen
Wiedersehens gewesen, wo die Kameraden des
Unterbringensausschusses unter der rührigen Führung der Kameraden Ballosch
und Bothe und ihrer Helfer in selbstloser Aufopferung ihres
Amtes gewaltet und die Quartierzettel, die Festfolgen,
Festabzeichen und Eßmarken ausgeteilt hatten.
Nun war am Abend die Hauptarbeit getan; aber " das
Büro" mußte doch im Schloß bleiben, um etwa noch
Ankommende zu versorgen.
Aehnlich war es in Berlin, wo die Begrüßungsfeier
schon um 5 Uhr nachmittags mit der Fahnenweihe des
Vereins ehemaliger Kameraden Berlin stattfand. (Bericht siehe
weiter unten.) Hier war es bei Kamerad Klenske im alten
Hause des Ersten Garde-Regiments, Pariser Platz 3, wo sich
manches Wiedersehen abspielte und bei dem die Karten usw.
abzuholen waren.
In den Lokalen aber stieg die Freude mit jedem
Wiedersehen höher:
Die Msuik setzte ein - und dann - lautlose Stille: Die
Begrüßungsansprache beim Füsilierbataillon hält der Generaloberst
v. Plessen, tortz seiner 82 Jahre mit jugendlichem Feuer und
glänzender Beredsamkeit, beim II. Bataillon besteigt General
v. bartenwerffer die Bühne, beim I. Bataillon Major Grad zu
Eulenburg, der das Bataillon im August 1914 in den Krieg
führte. In Berlin sprach General Graf von der Goltz.
An der lautlosen Stille der Zuhörer, der gespannten
Aufmerksamkeit ist es zu sehen: der innere Zusammenhang
zwischen Redner und Hörer ist schnell hergestellt, den Worten
folgen die Herzen "unsere Offiziere" stehen wieder vor der
Front, wir sind mit ihnen eins im Fühlen und Denken, in
der Treue und Liebe zu unserem alten Regiment, in der
Begeisterung für unser Vaterland und unsere nationale Ehre.
Das ist der Ton, auf den der Abend, der Begrüßungsabend,
überall gestimmt ist.
Das Programm wickelt sich weiter ab; Prologe,
Musikstücke wechseln - aber die Hauptsache bleibt: Das
Wiedersehen mit den alten Kameraden und Führern. Bis über
Mitternacht sitzen in den überfüllten Lokalen die Gruppen
in traulichem Gespräch zusammen, Komapgnieweise - alte
Erinnerungen leben auf an die Dienstzeit - weißt Du noch
damals? Ja, da waren wir noch jung! Und jetzt! Manche
Sorge bedrückt das Herz, aber im Mitteilen an alte Kameraden
wird sie leichter und leichter, grämliche Gedanken werden
verscheucht, und alle fühlen sich wieder jung wie damals, fühlen
sich wieder eins wie damals - und wenn jetzt das
Vaterland uns braucht, wir sind alle wieder da! Denn es muß
doch einmal anders werden!
Erst in später Stunde trennen sich die letzten, trotzdem
ein feierlicher aber auch anstrengender Tag bevorsteht.
v. F.
Die Weihe am 14. Juni.
Künstler und Steinmetz haben Wort gehalten, junge
Kameraden der Traditionskompagnie noch gestern Hand mit
angelegt, und die letzten Vorbereitungen zu treffen: Das
Denkmal harrt der Weihe.
Die Sonne hat sich heute in dichte Wolken gehüllt, so
recht angetan, um die Festteilnehmer ernsten Gedanken geneigt
zu machen. Das Glockenspiel der Garnisonkirche trägt dazu
bei, die würdige Stimmung zu festigen. Der Organist, Prof.
S. 228
Becker, vielen von uns schon aus der Zeit vor dem großen
Kriege bekannt, hätte seine bessere Auswahl aus seinem reichen
Liederschatze treffen können:
Sonnabend, den 14. Juni, vormittags 9 - 10 Uhr:
1. Largo, Trauermarsch und Arie: "Ich weiß, daß mein
Erlöser lebt", von Händel.
2. Die Trompete von Vionville: "Sie haben Tod und
Verderben gespieen ...", von E. Richter.
3. Kein Schön'rer Tod auf dieser Welt ...
4. Ich hatt' einen Kameraden.
5. O Deutschland hoch in Ehren.
6. Und hörst du das mächtige Klingen.
7. Zwei altniederländische Hymnen:
a) Das Vaterland ruft.
b) Wilhemus von Rassauen.
8. Treue Liebe bis zum Grabe.
9. Gelübde: Ich hab mich ergeben mit Herz ...
10. Brüder, reicht die Hand zum Bunde, von Mozart.
11. Deutsche Volkshymne.
12. Ach blieb mit deiner Gnade.
13. Harre, meine Seele.
14. ich bete an die Macht der Liebe.
Unter diesen Klängen versammeln sich bis 10 Uhr
vormitags die Kameraden zur Begrüßung durch Generalmajor
Prinz Eitel-Friedrich von Preußen, Königliche Hoheit, und
zum Feldgottesdienst auf dem Hof der alten so vetrauten
Kaserne, die infolge der liebevollen Sorge des jetzigen
Bataillonskommandeurs, Major v. Schauroth, innerlich wie äußerlich
einen behaglichen freundlichen Eindruck macht und die besonders
für den heutigen Tag mit Bannern und Grün festlich
geschmückt ist. Sonst hat sich das alte Vaterhaus unseres
Regiments natürlich kaum verändert. Aber stiller ist
es darin geworden. Kein Wunder! Denn wo einst drei
Bataillone ihr Heim hatten, sind jetzt nur drei Komapgnien
des I. Bataillons Infanterie-Regiments 9 untergebracht. Heute
freilich flutet hier mehr Leben denn je. Schnell finden sich
unsere alten Grenadiere und Füsiliere zurecht. Man hat es
ihnen dadurch erleichtert, daß die einzelnen Bataillone sich
an altgewohnter Stelle versammeln, auf den gleichen Plätzen,
von denen sie so oft zu ernster Arbeit hinausgezogen sind.
Der rechte Flügel jeder Kompagnie ist durch eine Tafel
bezeichnet. So herrscht sogleich eine gewisse Ordnung auf dem
weiten Hof. Ein jeder übersieht hier zum ersten Mal die
große Zahl der erschienenen Kompagniekameraden und entdeckt
zu seiner Freude immer von neuen bekannte liebe Gesichter.
Die Zeit reicht nicht, um alle zu berüßen.
Denn pünktlich um 10 Uhr mit dem letzten Schlage der
Kirchenuhr ertönt es über den Platz: "Kompagnien antreten!"
Als wenn es täglich so wäre, stehen in wenigen Augenblicken
die Komapgnien in Linie, nach Jahrgängen geordnet.
-
S. 227
Denkmalsweihe vom 13. bis 15. Juni 1924 in Potsdam.
Enthüllung des Denkmals.
Potsdam, den 14. Juni 1924.
Wo der "König der Soldaten"
Seine stolze Kirche baute,
Wo zu harten Waffentaten
Weckten fromme Glockenlaute,
Wo der Tritt der Grenadiere
Dröhnt durch die Jahrhunderte,
Lange Kerls und Offiziere
Eine Welt bewunderte,
Hebst Du Dich, Du Totenmal,
Rechst Du Dich, Du Ehrenzeichen,
Hoher Ruhm und tiefe Qual
Schweigend sich die Hände reichen.
Mannesaugen gehen über,
Wie ist unsre Schar jetzt klein! -
Doch aus stiller Gruft herüber
Grüßt uns Friedrichs Ruhmesschein.
Seht, sein mächtiges Königsauge
Ruht auf seinem Regiment,
Als ob's flammend in sich sauge,
Was in unsern Adern brennt.
Fridericus Rer vermelden
Der Geschichte, höret Ihr's?:
"Unsere Grenadiers seind Helden,
Lauter Gefars die Offiziers".
Wohl, der Alte ist zufrieden,
Höher tragen wir das Haupt,
Wenn auch Glück und Freiheit schieden,
Reiner Lorbeer uns umlaubt.
Aus dem ungeheuren Kriege,
Aus dem Weltenwaffentanz
Leuchten unsere hellen Siege
Ebenbürtig Friedrichs Glanz.
Nicht mit all den treuen Toten
Sargten ein wir Friedrichs Geist!
Die wir unser Leben boten -
"Fritzisch" unsere Losung heißt.
Wache halten unsere Fahnen
Drüben in der Königsgruft,
Bis der Geist der Königsahnen
Uns zu neuem Schwertschlag ruft.
Hoch die Fahnen über'm Rheine!
Wenn die Tapfersten man nennt,
Nennt das unbesiegte, eine
Erste Garde-Regiment!
von Wolff. Mai 1924.
Die Begrüßungsfeiern in Potsdam und Berlin
13. Juni abends.
Von 7 Uhr abends an begannen sich in Potsdam die Säle im
Café Sanssouci, im Konzerthaus und Alten Fritz zu füllen. Ueberall
freudiges Begrüßen, Händeschütteln, Umarmen - nach langen
Jahren ein Wiedersehen im alten lieben Potsdam! Zwar ist
mancher grau geworden, mancher hat seine frühere
Koppelweite an Umfang weit überschritten, aber die Augen leuchten
noch wie früher, das Herz ist dasselbe geblieben wie damals,
als es unter dem blauen Waffenrock mit den weißen
Achselklappen schlug. Und dazwischen sehnige Gestalten, die Jüngeren,
die im feldgrauen Rock des Regiments ihren Mann gestanden
haben. Eiserne Kreuze zieren die Brust. Mit dem
Festabzeichen, dem kleinen silbernen "Semper-talis" Band am
Rock, fühlen sich Alle schnell wieder eins wie früher, eins
mit ihren Kameraden, mit ihren Offizieren.
Schon am Morgen, am Mittag und Nachmittag dieses
Tages war der Schloßhof Zeuge manches freudigen
Wiedersehens gewesen, wo die Kameraden des
Unterbringensausschusses unter der rührigen Führung der Kameraden Ballosch
und Bothe und ihrer Helfer in selbstloser Aufopferung ihres
Amtes gewaltet und die Quartierzettel, die Festfolgen,
Festabzeichen und Eßmarken ausgeteilt hatten.
Nun war am Abend die Hauptarbeit getan; aber " das
Büro" mußte doch im Schloß bleiben, um etwa noch
Ankommende zu versorgen.
Aehnlich war es in Berlin, wo die Begrüßungsfeier
schon um 5 Uhr nachmittags mit der Fahnenweihe des
Vereins ehemaliger Kameraden Berlin stattfand. (Bericht siehe
weiter unten.) Hier war es bei Kamerad Klenske im alten
Hause des Ersten Garde-Regiments, Pariser Platz 3, wo sich
manches Wiedersehen abspielte und bei dem die Karten usw.
abzuholen waren.
In den Lokalen aber stieg die Freude mit jedem
Wiedersehen höher:
Die Msuik setzte ein - und dann - lautlose Stille: Die
Begrüßungsansprache beim Füsilierbataillon hält der Generaloberst
v. Plessen, tortz seiner 82 Jahre mit jugendlichem Feuer und
glänzender Beredsamkeit, beim II. Bataillon besteigt General
v. bartenwerffer die Bühne, beim I. Bataillon Major Grad zu
Eulenburg, der das Bataillon im August 1914 in den Krieg
führte. In Berlin sprach General Graf von der Goltz.
An der lautlosen Stille der Zuhörer, der gespannten
Aufmerksamkeit ist es zu sehen: der innere Zusammenhang
zwischen Redner und Hörer ist schnell hergestellt, den Worten
folgen die Herzen "unsere Offiziere" stehen wieder vor der
Front, wir sind mit ihnen eins im Fühlen und Denken, in
der Treue und Liebe zu unserem alten Regiment, in der
Begeisterung für unser Vaterland und unsere nationale Ehre.
Das ist der Ton, auf den der Abend, der Begrüßungsabend,
überall gestimmt ist.
Das Programm wickelt sich weiter ab; Prologe,
Musikstücke wechseln - aber die Hauptsache bleibt: Das
Wiedersehen mit den alten Kameraden und Führern. Bis über
Mitternacht sitzen in den überfüllten Lokalen die Gruppen
in traulichem Gespräch zusammen, Komapgnieweise - alte
Erinnerungen leben auf an die Dienstzeit - weißt Du noch
damals? Ja, da waren wir noch jung! Und jetzt! Manche
Sorge bedrückt das Herz, aber im Mitteilen an alte Kameraden
wird sie leichter und leichter, grämliche Gedanken werden
verscheucht, und alle fühlen sich wieder jung wie damals, fühlen
sich wieder eins wie damals - und wenn jetzt das
Vaterland uns braucht, wir sind alle wieder da! Denn es muß
doch einmal anders werden!
Erst in später Stunde trennen sich die letzten, trotzdem
ein feierlicher aber auch anstrengender Tag bevorsteht.
v. F.
Die Weihe am 14. Juni.
Künstler und Steinmetz haben Wort gehalten, junge
Kameraden der Traditionskompagnie noch gestern Hand mit
angelegt, und die letzten Vorbereitungen zu treffen: Das
Denkmal harrt der Weihe.
Die Sonne hat sich heute in dichte Wolken gehüllt, so
recht angetan, um die Festteilnehmer ernsten Gedanken geneigt
zu machen. Das Glockenspiel der Garnisonkirche trägt dazu
bei, die würdige Stimmung zu festigen. Der Organist, Prof.
S. 228
Becker, vielen von uns schon aus der Zeit vor dem großen
Kriege bekannt, hätte seine bessere Auswahl aus seinem reichen
Liederschatze treffen können:
Sonnabend, den 14. Juni, vormittags 9 - 10 Uhr:
1. Largo, Trauermarsch und Arie: "Ich weiß, daß mein
Erlöser lebt", von Händel.
2. Die Trompete von Vionville: "Sie haben Tod und
Verderben gespieen ...", von E. Richter.
3. Kein Schön'rer Tod auf dieser Welt ...
4. Ich hatt' einen Kameraden.
5. O Deutschland hoch in Ehren.
6. Und hörst du das mächtige Klingen.
7. Zwei altniederländische Hymnen:
a) Das Vaterland ruft.
b) Wilhemus von Rassauen.
8. Treue Liebe bis zum Grabe.
9. Gelübde: Ich hab mich ergeben mit Herz ...
10. Brüder, reicht die Hand zum Bunde, von Mozart.
11. Deutsche Volkshymne.
12. Ach blieb mit deiner Gnade.
13. Harre, meine Seele.
14. ich bete an die Macht der Liebe.
Unter diesen Klängen versammeln sich bis 10 Uhr
vormitags die Kameraden zur Begrüßung durch Generalmajor
Prinz Eitel-Friedrich von Preußen, Königliche Hoheit, und
zum Feldgottesdienst auf dem Hof der alten so vetrauten
Kaserne, die infolge der liebevollen Sorge des jetzigen
Bataillonskommandeurs, Major v. Schauroth, innerlich wie äußerlich
einen behaglichen freundlichen Eindruck macht und die besonders
für den heutigen Tag mit Bannern und Grün festlich
geschmückt ist. Sonst hat sich das alte Vaterhaus unseres
Regiments natürlich kaum verändert. Aber stiller ist
es darin geworden. Kein Wunder! Denn wo einst drei
Bataillone ihr Heim hatten, sind jetzt nur drei Komapgnien
des I. Bataillons Infanterie-Regiments 9 untergebracht. Heute
freilich flutet hier mehr Leben denn je. Schnell finden sich
unsere alten Grenadiere und Füsiliere zurecht. Man hat es
ihnen dadurch erleichtert, daß die einzelnen Bataillone sich
an altgewohnter Stelle versammeln, auf den gleichen Plätzen,
von denen sie so oft zu ernster Arbeit hinausgezogen sind.
Der rechte Flügel jeder Kompagnie ist durch eine Tafel
bezeichnet. So herrscht sogleich eine gewisse Ordnung auf dem
weiten Hof. Ein jeder übersieht hier zum ersten Mal die
große Zahl der erschienenen Kompagniekameraden und entdeckt
zu seiner Freude immer von neuen bekannte liebe Gesichter.
Die Zeit reicht nicht,
-
S. 227
Denkmalsweihe vom 13. bis 15. Juni 1924 in Potsdam.
Enthüllung des Denkmals.
Potsdam, den 14. Juni 1924.
Wo der "König der Soldaten"
Seine stolze Kirche baute,
Wo zu harten Waffentaten
Weckten fromme Glockenlaute,
Wo der Tritt der Grenadiere
Dröhnt durch die Jahrhunderte,
Lange Kerls und Offiziere
Eine Welt bewunderte,
Hebst Du Dich, Du Totenmal,
Rechst Du Dich, Du Ehrenzeichen,
Hoher Ruhm und tiefe Qual
Schweigend sich die Hände reichen.
Mannesaugen gehen über,
Wie ist unsre Schar jetzt klein! -
Doch aus stiller Gruft herüber
Grüßt uns Friedrichs Ruhmesschein.
Seht, sein mächtiges Königsauge
Ruht auf seinem Regiment,
Als ob's flammend in sich sauge,
Was in unsern Adern brennt.
Fridericus Rer vermelden
Der Geschichte, höret Ihr's?:
"Unsere Grenadiers seind Helden,
Lauter Gefars die Offiziers".
Wohl, der Alte ist zufrieden,
Höher tragen wir das Haupt,
Wenn auch Glück und Freiheit schieden,
Reiner Lorbeer uns umlaubt.
Aus dem ungeheuren Kriege,
Aus dem Weltenwaffentanz
Leuchten unsere hellen Siege
Ebenbürtig Friedrichs Glanz.
Nicht mit all den treuen Toten
Sargten ein wir Friedrichs Geist!
Die wir unser Leben boten -
"Fritzisch" unsere Losung heißt.
Wache halten unsere Fahnen
Drüben in der Königsgruft,
Bis der Geist der Königsahnen
Uns zu neuem Schwertschlag ruft.
Hoch die Fahnen über'm Rheine!
Wenn die Tapfersten man nennt,
Nennt das unbesiegte, eine
Erste Garde-Regiment!
von Wolff. Mai 1924.
Die Begrüßungsfeiern in Potsdam und Berlin
13. Juni abends.
Von 7 Uhr abends an begannen sich in Potsdam die Säle im
Café Sanssouci, im Konzerthaus und Alten Fritz zu füllen. Ueberall
freudiges Begrüßen, Händeschütteln, Umarmen - nach langen
Jahren ein Wiedersehen im alten lieben Potsdam! Zwar ist
mancher grau geworden, mancher hat seine frühere
Koppelweite an Umfang weit überschritten, aber die Augen leuchten
noch wie früher, das Herz ist dasselbe geblieben wie damals,
als es unter dem blauen Waffenrock mit den weißen
Achselklappen schlug. Und dazwischen sehnige Gestalten, die Jüngeren,
die im feldgrauen Rock des Regiments ihren Mann gestanden
haben. Eiserne Kreuze zieren die Brust. Mit dem
Festabzeichen, dem kleinen silbernen "Semper-talis" Band am
Rock, fühlen sich Alle schnell wieder eins wie früher, eins
mit ihren Kameraden, mit ihren Offizieren.
Schon am Morgen, am Mittag und Nachmittag dieses
Tages war der Schloßhof Zeuge manches freudigen
Wiedersehens gewesen, wo die Kameraden des
Unterbringensausschusses unter der rührigen Führung der Kameraden Ballosch
und Bothe und ihrer Helfer in selbstloser Aufopferung ihres
Amtes gewaltet und die Quartierzettel, die Festfolgen,
Festabzeichen und Eßmarken ausgeteilt hatten.
Nun war am Abend die Hauptarbeit getan; aber " das
Büro" mußte doch im Schloß bleiben, um etwa noch
Ankommende zu versorgen.
Aehnlich war es in Berlin, wo die Begrüßungsfeier
schon um 5 Uhr nachmittags mit der Fahnenweihe des
Vereins ehemaliger Kameraden Berlin stattfand. (Bericht siehe
weiter unten.) Hier war es bei Kamerad Klenske im alten
Hause des Ersten Garde-Regiments, Pariser Platz 3, wo sich
manches Wiedersehen abspielte und bei dem die Karten usw.
abzuholen waren.
In den Lokalen aber stieg die Freude mit jedem
Wiedersehen höher:
Die Msuik setzte ein - und dann - lautlose Stille: Die
Begrüßungsansprache beim Füsilierbataillon hält der Generaloberst
v. Plessen, tortz seiner 82 Jahre mit jugendlichem Feuer und
glänzender Beredsamkeit, beim II. Bataillon besteigt General
v. bartenwerffer die Bühne, beim I. Bataillon Major Grad zu
Eulenburg, der das Bataillon im August 1914 in den Krieg
führte. In Berlin sprach General Graf von der Goltz.
An der lautlosen Stille der Zuhörer, der gespannten
Aufmerksamkeit ist es zu sehen: der innere Zusammenhang
zwischen Redner und Hörer ist schnell hergestellt, den Worten
folgen die Herzen "unsere Offiziere" stehen wieder vor der
Front, wir sind mit ihnen eins im Fühlen und Denken, in
der Treue und Liebe zu unserem alten Regiment, in der
Begeisterung für unser Vaterland und unsere nationale Ehre.
Das ist der Ton, auf den der Abend, der Begrüßungsabend,
überall gestimmt ist.
Das Programm wickelt sich weiter ab; Prologe,
Musikstücke wechseln - aber die Hauptsache bleibt: Das
Wiedersehen mit den alten Kameraden und Führern. Bis über
Mitternacht sitzen in den überfüllten Lokalen die Gruppen
in traulichem Gespräch zusammen, Komapgnieweise - alte
Erinnerungen leben auf an die Dienstzeit - weißt Du noch
damals? Ja, da waren wir noch jung! Und jetzt! Manche
Sorge bedrückt das Herz, aber im Mitteilen an alte Kameraden
wird sie leichter und leichter, grämliche Gedanken werden
verscheucht, und alle fühlen sich wieder jung wie damals, fühlen
sich wieder eins wie damals - und wenn jetzt das
Vaterland uns braucht, wir sind alle wieder da! Denn es muß
doch einmal anders werden!
Erst in später Stunde trennen sich die letzten, trotzdem
ein feierlicher aber auch anstrengender Tag bevorsteht.
v. F.
Die Weihe am 14. Juni.
Künstler und Steinmetz haben Wort gehalten, junge
Kameraden der Traditionskompagnie noch gestern Hand mit
angelegt, und die letzten Vorbereitungen zu treffen: Das
Denkmal harrt der Weihe.
Die Sonne hat sich heute in dichte Wolken gehüllt, so
recht angetan, um die Festteilnehmer ernsten Gedanken geneigt
zu machen. Das Glockenspiel der Garnisonkirche trägt dazu
bei, die würdige Stimmung zu festigen. Der Organist, Prof.
S. 228
Becker, vielen von uns schon aus der Zeit vor dem großen
Kriege bekannt, hätte seine bessere Auswahl aus seinem reichen
Liederschatze treffen können:
Sonnabend, den 14. Juni, vormittags 9 - 10 Uhr:
1. Largo, Trauermarsch und Arie: "Ich weiß, daß mein
Erlöser lebt", von Händel.
2. Die Trompete von Vionville: "Sie haben Tod und
Verderben gespieen ...", von E. Richter.
3. Kein Schön'rer Tod auf dieser Welt ...
4. Ich hatt' einen Kameraden.
5. O Deutschland hoch in Ehren.
6. Und hörst du das mächtige Klingen.
7. Zwei altniederländische Hymnen:
a) Das Vaterland ruft.
b) Wilhemus von Rassauen.
8. Treue Liebe bis zum Grabe.
9. Gelübde: Ich hab mich ergeben mit Herz ...
10. Brüder, reicht die Hand zum Bunde, von Mozart.
11. Deutsche Volkshymne.
12. Ach blieb mit deiner Gnade.
13. Harre, meine Seele.
14. ich bete an die Macht der Liebe.
Unter diesen Klängen versammeln sich bis 10 Uhr
vormitags die Kameraden zur Begrüßung durch Generalmajor
Prinz Eitel-Friedrich von Preußen, Königliche Hoheit, und
zum Feldgottesdienst auf dem Hof der alten so vetrauten
Kaserne, die infolge der liebevollen Sorge des jetzigen
Bataillonskommandeurs, Major v. Schauroth, innerlich wie äußerlich
einen behaglichen freundlichen Eindruck macht und die besonders
für den heutigen Tag mit Bannern und Grün festlich
geschmückt ist. Sonst hat sich das alte Vaterhaus unseres
Regiments natürlich kaum verändert. Aber stiller ist
es
-
S. 227
Denkmalsweihe vom 13. bis 15. Juni 1924 in Potsdam.
Enthüllung des Denkmals.
Potsdam, den 14. Juni 1924.
Wo der "König der Soldaten"
Seine stolze Kirche baute,
Wo zu harten Waffentaten
Weckten fromme Glockenlaute,
Wo der Tritt der Grenadiere
Dröhnt durch die Jahrhunderte,
Lange Kerls und Offiziere
Eine Welt bewunderte,
Hebst Du Dich, Du Totenmal,
Rechst Du Dich, Du Ehrenzeichen,
Hoher Ruhm und tiefe Qual
Schweigend sich die Hände reichen.
Mannesaugen gehen über,
Wie ist unsre Schar jetzt klein! -
Doch aus stiller Gruft herüber
Grüßt uns Friedrichs Ruhmesschein.
Seht, sein mächtiges Königsauge
Ruht auf seinem Regiment,
Als ob's flammend in sich sauge,
Was in unsern Adern brennt.
Fridericus Rer vermelden
Der Geschichte, höret Ihr's?:
"Unsere Grenadiers seind Helden,
Lauter Gefars die Offiziers".
Wohl, der Alte ist zufrieden,
Höher tragen wir das Haupt,
Wenn auch Glück und Freiheit schieden,
Reiner Lorbeer uns umlaubt.
Aus dem ungeheuren Kriege,
Aus dem Weltenwaffentanz
Leuchten unsere hellen Siege
Ebenbürtig Friedrichs Glanz.
Nicht mit all den treuen Toten
Sargten ein wir Friedrichs Geist!
Die wir unser Leben boten -
"Fritzisch" unsere Losung heißt.
Wache halten unsere Fahnen
Drüben in der Königsgruft,
Bis der Geist der Königsahnen
Uns zu neuem Schwertschlag ruft.
Hoch die Fahnen über'm Rheine!
Wenn die Tapfersten man nennt,
Nennt das unbesiegte, eine
Erste Garde-Regiment!
von Wolff. Mai 1924.
Die Begrüßungsfeiern in Potsdam und Berlin
13. Juni abends.
Von 7 Uhr abends an begannen sich in Potsdam die Säle im
Café Sanssouci, im Konzerthaus und Alten Fritz zu füllen. Ueberall
freudiges Begrüßen, Händeschütteln, Umarmen - nach langen
Jahren ein Wiedersehen im alten lieben Potsdam! Zwar ist
mancher grau geworden, mancher hat seine frühere
Koppelweite an Umfang weit überschritten, aber die Augen leuchten
noch wie früher, das Herz ist dasselbe geblieben wie damals,
als es unter dem blauen Waffenrock mit den weißen
Achselklappen schlug. Und dazwischen sehnige Gestalten, die Jüngeren,
die im feldgrauen Rock des Regiments ihren Mann gestanden
haben. Eiserne Kreuze zieren die Brust. Mit dem
Festabzeichen, dem kleinen silbernen "Semper-talis" Band am
Rock, fühlen sich Alle schnell wieder eins wie früher, eins
mit ihren Kameraden, mit ihren Offizieren.
Schon am Morgen, am Mittag und Nachmittag dieses
Tages war der Schloßhof Zeuge manches freudigen
Wiedersehens gewesen, wo die Kameraden des
Unterbringensausschusses unter der rührigen Führung der Kameraden Ballosch
und Bothe und ihrer Helfer in selbstloser Aufopferung ihres
Amtes gewaltet und die Quartierzettel, die Festfolgen,
Festabzeichen und Eßmarken ausgeteilt hatten.
Nun war am Abend die Hauptarbeit getan; aber " das
Büro" mußte doch im Schloß bleiben, um etwa noch
Ankommende zu versorgen.
Aehnlich war es in Berlin, wo die Begrüßungsfeier
schon um 5 Uhr nachmittags mit der Fahnenweihe des
Vereins ehemaliger Kameraden Berlin stattfand. (Bericht siehe
weiter unten.) Hier war es bei Kamerad Klenske im alten
Hause des Ersten Garde-Regiments, Pariser Platz 3, wo sich
manches Wiedersehen abspielte und bei dem die Karten usw.
abzuholen waren.
In den Lokalen aber stieg die Freude mit jedem
Wiedersehen höher:
Die Msuik setzte ein - und dann - lautlose Stille: Die
Begrüßungsansprache beim Füsilierbataillon hält der Generaloberst
v. Plessen, tortz seiner 82 Jahre mit jugendlichem Feuer und
glänzender Beredsamkeit, beim II. Bataillon besteigt General
v. bartenwerffer die Bühne, beim I. Bataillon Major Grad zu
Eulenburg, der das Bataillon im August 1914 in den Krieg
führte. In Berlin sprach General Graf von der Goltz.
An der lautlosen Stille der Zuhörer, der gespannten
Aufmerksamkeit ist es zu sehen: der innere Zusammenhang
zwischen Redner und Hörer ist schnell hergestellt, den Worten
folgen die Herzen "unsere Offiziere" stehen wieder vor der
Front, wir sind mit ihnen eins im Fühlen und Denken, in
der Treue und Liebe zu unserem alten Regiment, in der
Begeisterung für unser Vaterland und unsere nationale Ehre.
Das ist der Ton, auf den der Abend, der Begrüßungsabend,
überall gestimmt ist.
Das Programm wickelt sich weiter ab; Prologe,
Musikstücke wechseln - aber die Hauptsache bleibt: Das
Wiedersehen mit den alten Kameraden und Führern. Bis über
Mitternacht sitzen in den überfüllten Lokalen die Gruppen
in traulichem Gespräch zusammen, Komapgnieweise - alte
Erinnerungen leben auf an die Dienstzeit - weißt Du noch
damals? Ja, da waren wir noch jung! Und jetzt! Manche
Sorge bedrückt das Herz, aber im Mitteilen an alte Kameraden
wird sie leichter und leichter, grämliche Gedanken werden
verscheucht, und alle fühlen sich wieder jung wie damals, fühlen
sich wieder eins wie damals - und wenn jetzt das
Vaterland uns braucht, wir sind alle wieder da! Denn es muß
doch einmal anders werden!
Erst in später Stunde trennen sich die letzten, trotzdem
ein feierlicher aber auch anstrengender Tag bevorsteht.
v. F.
Die Weihe am 14. Juni.
Künstler und Steinmetz haben Wort gehalten, junge
Kameraden der Traditionskompagnie noch gestern Hand mit
angelegt, und die letzten Vorbereitungen zu treffen: Das
Denkmal harrt der Weihe.
Die Sonne hat sich heute in dichte Wolken gehüllt, so
recht angetan, um die Festteilnehmer ernsten Gedanken geneigt
zu machen. Das Glockenspiel der Garnisonkirche trägt dazu
bei, die würdige Stimmung zu festigen. Der Organist, Prof.
S. 228
Becker, vielen von uns schon aus der Zeit vor dem großen
Kriege bekannt, hätte seine bessere Auswahl aus seinem reichen
Liederschatze treffen können:
Sonnabend, den 14. Juni, vormittags 9 - 10 Uhr:
1. Largo, Trauermarsch und Arie: "Ich weiß, daß mein
Erlöser lebt", von Händel.
2. Die Trompete von Vionville: "Sie haben Tod und
Verderben gespieen ...", von E. Richter.
3. Kein Schön'rer Tod auf dieser Welt ...
4. Ich hatt' einen Kameraden.
5. O Deutschland hoch in Ehren.
6. Und hörst du das mächtige Klingen.
7. Zwei altniederländische Hymnen:
a) Das Vaterland ruft.
b) Wilhemus von Rassauen.
8. Treue Liebe bis zum Grabe.
9. Gelübde: Ich hab mich ergeben mit Herz ...
10. Brüder, reicht die Hand zum Bunde, von Mozart.
11. Deutsche Volkshymne.
12. Ach blieb mit deiner Gnade.
13. Harre, meine Seele.
14. ich bete an die Macht der Liebe.
Unter diesen
-
S. 227
Denkmalsweihe vom 13. bis 15. Juni 1924 in Potsdam.
Enthüllung des Denkmals.
Potsdam, den 14. Juni 1924.
Wo der "König der Soldaten"
Seine stolze Kirche baute,
Wo zu harten Waffentaten
Weckten fromme Glockenlaute,
Wo der Tritt der Grenadiere
Dröhnt durch die Jahrhunderte,
Lange Kerls und Offiziere
Eine Welt bewunderte,
Hebst Du Dich, Du Totenmal,
Rechst Du Dich, Du Ehrenzeichen,
Hoher Ruhm und tiefe Qual
Schweigend sich die Hände reichen.
Mannesaugen gehen über,
Wie ist unsre Schar jetzt klein! -
Doch aus stiller Gruft herüber
Grüßt uns Friedrichs Ruhmesschein.
Seht, sein mächtiges Königsauge
Ruht auf seinem Regiment,
Als ob's flammend in sich sauge,
Was in unsern Adern brennt.
Fridericus Rer vermelden
Der Geschichte, höret Ihr's?:
"Unsere Grenadiers seind Helden,
Lauter Gefars die Offiziers".
Wohl, der Alte ist zufrieden,
Höher tragen wir das Haupt,
Wenn auch Glück und Freiheit schieden,
Reiner Lorbeer uns umlaubt.
Aus dem ungeheuren Kriege,
Aus dem Weltenwaffentanz
Leuchten unsere hellen Siege
Ebenbürtig Friedrichs Glanz.
Nicht mit all den treuen Toten
Sargten ein wir Friedrichs Geist!
Die wir unser Leben boten -
"Fritzisch" unsere Losung heißt.
Wache halten unsere Fahnen
Drüben in der Königsgruft,
Bis der Geist der Königsahnen
Uns zu neuem Schwertschlag ruft.
Hoch die Fahnen über'm Rheine!
Wenn die Tapfersten man nennt,
Nennt das unbesiegte, eine
Erste Garde-Regiment!
von Wolff. Mai 1924.
Die Begrüßungsfeiern in Potsdam und Berlin
13. Juni abends.
Von 7 Uhr abends an begannen sich in Potsdam die Säle im
Café Sanssouci, im Konzerthaus und Alten Fritz zu füllen. Ueberall
freudiges Begrüßen, Händeschütteln, Umarmen - nach langen
Jahren ein Wiedersehen im alten lieben Potsdam! Zwar ist
mancher grau geworden, mancher hat seine frühere
Koppelweite an Umfang weit überschritten, aber die Augen leuchten
noch wie früher, das Herz ist dasselbe geblieben wie damals,
als es unter dem blauen Waffenrock mit den weißen
Achselklappen schlug. Und dazwischen sehnige Gestalten, die Jüngeren,
die im feldgrauen Rock des Regiments ihren Mann gestanden
haben. Eiserne Kreuze zieren die Brust. Mit dem
Festabzeichen, dem kleinen silbernen "Semper-talis" Band am
Rock, fühlen sich Alle schnell wieder eins wie früher, eins
mit ihren Kameraden, mit ihren Offizieren.
Schon am Morgen, am Mittag und Nachmittag dieses
Tages war der Schloßhof Zeuge manches freudigen
Wiedersehens gewesen, wo die Kameraden des
Unterbringensausschusses unter der rührigen Führung der Kameraden Ballosch
und Bothe und ihrer Helfer in selbstloser Aufopferung ihres
Amtes gewaltet und die Quartierzettel, die Festfolgen,
Festabzeichen und Eßmarken ausgeteilt hatten.
Nun war am Abend die Hauptarbeit getan; aber " das
Büro" mußte doch im Schloß bleiben, um etwa noch
Ankommende zu versorgen.
Aehnlich war es in Berlin, wo die Begrüßungsfeier
schon um 5 Uhr nachmittags mit der Fahnenweihe des
Vereins ehemaliger Kameraden Berlin stattfand. (Bericht siehe
weiter unten.) Hier war es bei Kamerad Klenske im alten
Hause des Ersten Garde-Regiments, Pariser Platz 3, wo sich
manches Wiedersehen abspielte und bei dem die Karten usw.
abzuholen waren.
In den Lokalen aber stieg die Freude mit jedem
Wiedersehen höher:
Die Msuik setzte ein - und dann - lautlose Stille: Die
Begrüßungsansprache beim Füsilierbataillon hält der Generaloberst
v. Plessen, tortz seiner 82 Jahre mit jugendlichem Feuer und
glänzender Beredsamkeit, beim II. Bataillon besteigt General
v. bartenwerffer die Bühne, beim I. Bataillon Major Grad zu
Eulenburg, der das Bataillon im August 1914 in den Krieg
führte. In Berlin sprach General Graf von der Goltz.
An der lautlosen Stille der Zuhörer, der gespannten
Aufmerksamkeit ist es zu sehen: der innere Zusammenhang
zwischen Redner und Hörer ist schnell hergestellt, den Worten
folgen die Herzen "unsere Offiziere" stehen wieder vor der
Front, wir sind mit ihnen eins im Fühlen und Denken, in
der Treue und Liebe zu unserem alten Regiment, in der
Begeisterung für unser Vaterland und unsere nationale Ehre.
Das ist der Ton, auf den der Abend, der Begrüßungsabend,
überall gestimmt ist.
Das Programm wickelt sich weiter ab; Prologe,
Musikstücke wechseln - aber die Hauptsache bleibt: Das
Wiedersehen mit den alten Kameraden und Führern. Bis über
Mitternacht sitzen in den überfüllten Lokalen die Gruppen
in traulichem Gespräch zusammen, Komapgnieweise - alte
Erinnerungen leben auf an die Dienstzeit - weißt Du noch
damals? Ja, da waren wir noch jung! Und jetzt! Manche
Sorge bedrückt das Herz, aber im Mitteilen an alte Kameraden
wird sie leichter und leichter, grämliche Gedanken werden
verscheucht, und alle fühlen sich wieder jung wie damals, fühlen
sich wieder eins wie damals - und wenn jetzt das
Vaterland uns braucht, wir sind alle wieder da! Denn es muß
doch einmal anders werden!
Erst in später Stunde trennen sich die letzten, trotzdem
ein feierlicher aber auch anstrengender Tag bevorsteht.
v. F.
Die Weihe am 14. Juni.
Künstler und Steinmetz haben Wort gehalten, junge
Kameraden der Traditionskompagnie noch gestern Hand mit
angelegt, und die letzten Vorbereitungen zu treffen: Das
Denkmal harrt der Weihe.
Die Sonne hat sich heute in dichte Wolken gehüllt, so
recht angetan, um die Festteilnehmer ernsten Gedanken geneigt
zu machen. Das Glockenspiel der Garnisonkirche trägt dazu
bei, die würdige Stimmung zu festigen. Der Organist, Prof.
S. 228
Becker, vielen von uns schon aus der Zeit vor dem großen
Kriege bekannt, hätte seine bessere Auswahl aus seinem reichen
Liederschatze treffen können:
Sonnabend, den 14. Juni, vormittags 9 - 10 Uhr:
1. Largo, Trauermarsch und Arie: "Ich weiß, daß mein
Erlöser lebt", von Händel.
2. Die Trompete von Vionville: "Sie haben Tod und
Verderben gespieen ...", von E. Richter.
3. Kein Schön'rer Tod auf dieser Welt ...
4. Ich hatt' einen Kameraden.
5. O Deutschland hoch in Ehren.
6. Und hörst du das mächtige Klingen.
7. Zwei altniederländische Hymnen:
a) Das Vaterland ruft.
b) Wilhemus von Rassauen.
8. Treue Liebe bis zum Grabe.
9. Gelübde: Ich hab mich ergeben mit Herz ...
10. Brüder, reicht die Hand zum Bunde, von Mozart.
11. Deutsche Volkshymne.
12. Ach blieb mit deiner Gnade.
13. Harre, meine Seele.
14. ich bete an die Macht der Liebe.
-
S. 227
Denkmalsweihe vom 13. bis 15. Juni 1924 in Potsdam.
Enthüllung des Denkmals.
Potsdam, den 14. Juni 1924.
Wo der "König der Soldaten"
Seine stolze Kirche baute,
Wo zu harten Waffentaten
Weckten fromme Glockenlaute,
Wo der Tritt der Grenadiere
Dröhnt durch die Jahrhunderte,
Lange Kerls und Offiziere
Eine Welt bewunderte,
Hebst Du Dich, Du Totenmal,
Rechst Du Dich, Du Ehrenzeichen,
Hoher Ruhm und tiefe Qual
Schweigend sich die Hände reichen.
Mannesaugen gehen über,
Wie ist unsre Schar jetzt klein! -
Doch aus stiller Gruft herüber
Grüßt uns Friedrichs Ruhmesschein.
Seht, sein mächtiges Königsauge
Ruht auf seinem Regiment,
Als ob's flammend in sich sauge,
Was in unsern Adern brennt.
Fridericus Rer vermelden
Der Geschichte, höret Ihr's?:
"Unsere Grenadiers seind Helden,
Lauter Gefars die Offiziers".
Wohl, der Alte ist zufrieden,
Höher tragen wir das Haupt,
Wenn auch Glück und Freiheit schieden,
Reiner Lorbeer uns umlaubt.
Aus dem ungeheuren Kriege,
Aus dem Weltenwaffentanz
Leuchten unsere hellen Siege
Ebenbürtig Friedrichs Glanz.
Nicht mit all den treuen Toten
Sargten ein wir Friedrichs Geist!
Die wir unser Leben boten -
"Fritzisch" unsere Losung heißt.
Wache halten unsere Fahnen
Drüben in der Königsgruft,
Bis der Geist der Königsahnen
Uns zu neuem Schwertschlag ruft.
Hoch die Fahnen über'm Rheine!
Wenn die Tapfersten man nennt,
Nennt das unbesiegte, eine
Erste Garde-Regiment!
von Wolff. Mai 1924.
Die Begrüßungsfeiern in Potsdam und Berlin
13. Juni abends.
Von 7 Uhr abends an begannen sich in Potsdam die Säle im
Café Sanssouci, im Konzerthaus und Alten Fritz zu füllen. Ueberall
freudiges Begrüßen, Händeschütteln, Umarmen - nach langen
Jahren ein Wiedersehen im alten lieben Potsdam! Zwar ist
mancher grau geworden, mancher hat seine frühere
Koppelweite an Umfang weit überschritten, aber die Augen leuchten
noch wie früher, das Herz ist dasselbe geblieben wie damals,
als es unter dem blauen Waffenrock mit den weißen
Achselklappen schlug. Und dazwischen sehnige Gestalten, die Jüngeren,
die im feldgrauen Rock des Regiments ihren Mann gestanden
haben. Eiserne Kreuze zieren die Brust. Mit dem
Festabzeichen, dem kleinen silbernen "Semper-talis" Band am
Rock, fühlen sich Alle schnell wieder eins wie früher, eins
mit ihren Kameraden, mit ihren Offizieren.
Schon am Morgen, am Mittag und Nachmittag dieses
Tages war der Schloßhof Zeuge manches freudigen
Wiedersehens gewesen, wo die Kameraden des
Unterbringensausschusses unter der rührigen Führung der Kameraden Ballosch
und Bothe und ihrer Helfer in selbstloser Aufopferung ihres
Amtes gewaltet und die Quartierzettel, die Festfolgen,
Festabzeichen und Eßmarken ausgeteilt hatten.
Nun war am Abend die Hauptarbeit getan; aber " das
Büro" mußte doch im Schloß bleiben, um etwa noch
Ankommende zu versorgen.
Aehnlich war es in Berlin, wo die Begrüßungsfeier
schon um 5 Uhr nachmittags mit der Fahnenweihe des
Vereins ehemaliger Kameraden Berlin stattfand. (Bericht siehe
weiter unten.) Hier war es bei Kamerad Klenske im alten
Hause des Ersten Garde-Regiments, Pariser Platz 3, wo sich
manches Wiedersehen abspielte und bei dem die Karten usw.
abzuholen waren.
In den Lokalen aber stieg die Freude mit jedem
Wiedersehen höher:
Die Msuik setzte ein - und dann - lautlose Stille: Die
Begrüßungsansprache beim Füsilierbataillon hält der Generaloberst
v. Plessen, tortz seiner 82 Jahre mit jugendlichem Feuer und
glänzender Beredsamkeit, beim II. Bataillon besteigt General
v. bartenwerffer die Bühne, beim I. Bataillon Major Grad zu
Eulenburg, der das Bataillon im August 1914 in den Krieg
führte. In Berlin sprach General Graf von der Goltz.
An der lautlosen Stille der Zuhörer, der gespannten
Aufmerksamkeit ist es zu sehen: der innere Zusammenhang
zwischen Redner und Hörer ist schnell hergestellt, den Worten
folgen die Herzen "unsere Offiziere" stehen wieder vor der
Front, wir sind mit ihnen eins im Fühlen und Denken, in
der Treue und Liebe zu unserem alten Regiment, in der
Begeisterung für unser Vaterland und unsere nationale Ehre.
Das ist der Ton, auf den der Abend, der Begrüßungsabend,
überall gestimmt ist.
Das Programm wickelt sich weiter ab; Prologe,
Musikstücke wechseln - aber die Hauptsache bleibt: Das
Wiedersehen mit den alten Kameraden und Führern. Bis über
Mitternacht sitzen in den überfüllten Lokalen die Gruppen
in traulichem Gespräch zusammen, Komapgnieweise - alte
Erinnerungen leben auf an die Dienstzeit - weißt Du noch
damals? Ja, da waren wir noch jung! Und jetzt! Manche
Sorge bedrückt das Herz, aber im Mitteilen an alte Kameraden
wird sie leichter und leichter, grämliche Gedanken werden
verscheucht, und alle fühlen sich wieder jung wie damals, fühlen
sich wieder eins wie damals - und wenn jetzt das
Vaterland uns braucht, wir sind alle wieder da! Denn es muß
doch einmal anders werden!
Erst in später Stunde trennen sich die letzten, trotzdem
ein feierlicher aber auch anstrengender Tag bevorsteht.
v. F.
Die Weihe am 14. Juni.
Künstler und Steinmetz haben Wort gehalten, junge
Kameraden der Traditionskompagnie noch gestern Hand mit
angelegt, und die letzten Vorbereitungen zu treffen: Das
Denkmal harrt der Weihe.
Die Sonne hat sich heute in dichte Wolken gehüllt, so
recht angetan, um die Festteilnehmer ernsten Gedanken geneigt
zu machen. Das Glockenspiel der Garnisonkirche trägt dazu
bei, die würdige Stimmung zu festigen. Der Organist, Prof.
S. 228
Becker, vielen von uns schon aus der Zeit vor dem großen
Kriege bekannt, hätte seine bessere Auswahl aus seinem reichen
Liederschatze treffen können:
Sonnabend, den 14. Juni, vormittags 9 - 10 Uhr:
1. Largo, Trauermarsch und Arie: "Ich weiß, daß mein
Erlöser lebt", von Händel.
2. Die Trompete von Vionville: "Sie haben Tod und
Verderben gespieen ...", von E. Richter.
3. Kein Schön'rer Tod auf dieser Welt ...
4. Ich hatt' einen Kameraden.
5. O Deutschland hoch in Ehren.
6. Und hörst du das mächtige Klingen.
7. Zwei altniederländische Hymnen:
a) Das Vaterland ruft.
b) Wilhemus von Rassauen.
8. Treue Liebe bis zum Grabe.
9. Gelübde: Ich hab mich ergeben mit Herz ...
10. Brüder, reicht die Hand zum Bunde, von Mozart.
11. Deutsche Volkshymne.
12. Ach blieb mit deiner Gnade.
13. Harre, meine Seele.
14. ich bete an die Macht der Liebe.
-
S. 227
Denkmalsweihe vom 13. bis 15. Juni 1924 in Potsdam.
Enthüllung des Denkmals.
Potsdam, den 14. Juni 1924.
Wo der "König der Soldaten"
Seine stolze Kirche baute,
Wo zu harten Waffentaten
Weckten fromme Glockenlaute,
Wo der Tritt der Grenadiere
Dröhnt durch die Jahrhunderte,
Lange Kerls und Offiziere
Eine Welt bewunderte,
Hebst Du Dich, Du Totenmal,
Rechst Du Dich, Du Ehrenzeichen,
Hoher Ruhm und tiefe Qual
Schweigend sich die Hände reichen.
Mannesaugen gehen über,
Wie ist unsre Schar jetzt klein! -
Doch aus stiller Gruft herüber
Grüßt uns Friedrichs Ruhmesschein.
Seht, sein mächtiges Königsauge
Ruht auf seinem Regiment,
Als ob's flammend in sich sauge,
Was in unsern Adern brennt.
Fridericus Rer vermelden
Der Geschichte, höret Ihr's?:
"Unsere Grenadiers seind Helden,
Lauter Gefars die Offiziers".
Wohl, der Alte ist zufrieden,
Höher tragen wir das Haupt,
Wenn auch Glück und Freiheit schieden,
Reiner Lorbeer uns umlaubt.
Aus dem ungeheuren Kriege,
Aus dem Weltenwaffentanz
Leuchten unsere hellen Siege
Ebenbürtig Friedrichs Glanz.
Nicht mit all den treuen Toten
Sargten ein wir Friedrichs Geist!
Die wir unser Leben boten -
"Fritzisch" unsere Losung heißt.
Wache halten unsere Fahnen
Drüben in der Königsgruft,
Bis der Geist der Königsahnen
Uns zu neuem Schwertschlag ruft.
Hoch die Fahnen über'm Rheine!
Wenn die Tapfersten man nennt,
Nennt das unbesiegte, eine
Erste Garde-Regiment!
von Wolff. Mai 1924.
Die Begrüßungsfeiern in Potsdam und Berlin
13. Juni abends.
Von 7 Uhr abends an begannen sich in Potsdam die Säle im
Café Sanssouci, im Konzerthaus und Alten Fritz zu füllen. Ueberall
freudiges Begrüßen, Händeschütteln, Umarmen - nach langen
Jahren ein Wiedersehen im alten lieben Potsdam! Zwar ist
mancher grau geworden, mancher hat seine frühere
Koppelweite an Umfang weit überschritten, aber die Augen leuchten
noch wie früher, das Herz ist dasselbe geblieben wie damals,
als es unter dem blauen Waffenrock mit den weißen
Achselklappen schlug. Und dazwischen sehnige Gestalten, die Jüngeren,
die im feldgrauen Rock des Regiments ihren Mann gestanden
haben. Eiserne Kreuze zieren die Brust. Mit dem
Festabzeichen, dem kleinen silbernen "Semper-talis" Band am
Rock, fühlen sich Alle schnell wieder eins wie früher, eins
mit ihren Kameraden, mit ihren Offizieren.
Schon am Morgen, am Mittag und Nachmittag dieses
Tages war der Schloßhof Zeuge manches freudigen
Wiedersehens gewesen, wo die Kameraden des
Unterbringensausschusses unter der rührigen Führung der Kameraden Ballosch
und Bothe und ihrer Helfer in selbstloser Aufopferung ihres
Amtes gewaltet und die Quartierzettel, die Festfolgen,
Festabzeichen und Eßmarken ausgeteilt hatten.
Nun war am Abend die Hauptarbeit getan; aber " das
Büro" mußte doch im Schloß bleiben, um etwa noch
Ankommende zu versorgen.
Aehnlich war es in Berlin, wo die Begrüßungsfeier
schon um 5 Uhr nachmittags mit der Fahnenweihe des
Vereins ehemaliger Kameraden Berlin stattfand. (Bericht siehe
weiter unten.) Hier war es bei Kamerad Klenske im alten
Hause des Ersten Garde-Regiments, Pariser Platz 3, wo sich
manches Wiedersehen abspielte und bei dem die Karten usw.
abzuholen waren.
In den Lokalen aber stieg die Freude mit jedem
Wiedersehen höher:
Die Msuik setzte ein - und dann - lautlose Stille: Die
Begrüßungsansprache beim Füsilierbataillon hält der Generaloberst
v. Plessen, tortz seiner 82 Jahre mit jugendlichem Feuer und
glänzender Beredsamkeit, beim II. Bataillon besteigt General
v. bartenwerffer die Bühne, beim I. Bataillon Major Grad zu
Eulenburg, der das Bataillon im August 1914 in den Krieg
führte. In Berlin sprach General Graf von der Goltz.
An der lautlosen Stille der Zuhörer, der gespannten
Aufmerksamkeit ist es zu sehen: der innere Zusammenhang
zwischen Redner und Hörer ist schnell hergestellt, den Worten
folgen die Herzen "unsere Offiziere" stehen wieder vor der
Front, wir sind mit ihnen eins im Fühlen und Denken, in
der Treue und Liebe zu unserem alten Regiment, in der
Begeisterung für unser Vaterland und unsere nationale Ehre.
Das ist der Ton, auf den der Abend, der Begrüßungsabend,
überall gestimmt ist.
Das Programm wickelt sich weiter ab; Prologe,
Musikstücke wechseln - aber die Hauptsache bleibt: Das
Wiedersehen mit den alten Kameraden und Führern. Bis über
Mitternacht sitzen in den überfüllten Lokalen die Gruppen
in traulichem Gespräch zusammen, Komapgnieweise - alte
Erinnerungen leben auf an die Dienstzeit - weißt Du noch
damals? Ja, da waren wir noch jung! Und jetzt! Manche
Sorge bedrückt das Herz, aber im Mitteilen an alte Kameraden
wird sie leichter und leichter, grämliche Gedanken werden
verscheucht, und alle fühlen sich wieder jung wie damals, fühlen
sich wieder eins wie damals - und wenn jetzt das
Vaterland uns braucht, wir sind alle wieder da! Denn es muß
doch einmal anders werden!
Erst in später Stunde trennen sich die letzten, trotzdem
ein feierlicher aber auch anstrengender Tag bevorsteht.
v. F.
Die Weihe am 14. Juni.
Künstler und Steinmetz haben Wort gehalten, junge
Kameraden der Traditionskompagnie noch gestern Hand mit
angelegt, und die letzten Vorbereitungen zu treffen: Das
Denkmal harrt der Weihe.
Die Sonne hat sich heute in dichte Wolken gehüllt, so
recht angetan, um die Festteilnehmer ernsten Gedanken geneigt
zu machen. Das Glockenspiel der Garnisonkirche trägt dazu
bei, die würdige Stimmung zu festigen. Der Organist, Prof.
S. 228
-
S. 227
Denkmalsweihe vom 13. bis 15. Juni 1924 in Potsdam.
Enthüllung des Denkmals.
Potsdam, den 14. Juni 1924.
Wo der "König der Soldaten"
Seine stolze Kirche baute,
Wo zu harten Waffentaten
Weckten fromme Glockenlaute,
Wo der Tritt der Grenadiere
Dröhnt durch die Jahrhunderte,
Lange Kerls und Offiziere
Eine Welt bewunderte,
Hebst Du Dich, Du Totenmal,
Rechst Du Dich, Du Ehrenzeichen,
Hoher Ruhm und tiefe Qual
Schweigend sich die Hände reichen.
Mannesaugen gehen über,
Wie ist unsre Schar jetzt klein! -
Doch aus stiller Gruft herüber
Grüßt uns Friedrichs Ruhmesschein.
Seht, sein mächtiges Königsauge
Ruht auf seinem Regiment,
Als ob's flammend in sich sauge,
Was in unsern Adern brennt.
Fridericus Rer vermelden
Der Geschichte, höret Ihr's?:
"Unsere Grenadiers seind Helden,
Lauter Gefars die Offiziers".
Wohl, der Alte ist zufrieden,
Höher tragen wir das Haupt,
Wenn auch Glück und Freiheit schieden,
Reiner Lorbeer uns umlaubt.
Aus dem ungeheuren Kriege,
Aus dem Weltenwaffentanz
Leuchten unsere hellen Siege
Ebenbürtig Friedrichs Glanz.
Nicht mit all den treuen Toten
Sargten ein wir Friedrichs Geist!
Die wir unser Leben boten -
"Fritzisch" unsere Losung heißt.
Wache halten unsere Fahnen
Drüben in der Königsgruft,
Bis der Geist der Königsahnen
Uns zu neuem Schwertschlag ruft.
Hoch die Fahnen über'm Rheine!
Wenn die Tapfersten man nennt,
Nennt das unbesiegte, eine
Erste Garde-Regiment!
von Wolff. Mai 1924.
Die Begrüßungsfeiern in Potsdam und Berlin
13. Juni abends.
Von 7 Uhr abends an begannen sich in Potsdam die Säle im
Café Sanssouci, im Konzerthaus und Alten Fritz zu füllen. Ueberall
freudiges Begrüßen, Händeschütteln, Umarmen - nach langen
Jahren ein Wiedersehen im alten lieben Potsdam! Zwar ist
mancher grau geworden, mancher hat seine frühere
Koppelweite an Umfang weit überschritten, aber die Augen leuchten
noch wie früher, das Herz ist dasselbe geblieben wie damals,
als es unter dem blauen Waffenrock mit den weißen
Achselklappen schlug. Und dazwischen sehnige Gestalten, die Jüngeren,
die im feldgrauen Rock des Regiments ihren Mann gestanden
haben. Eiserne Kreuze zieren die Brust. Mit dem
Festabzeichen, dem kleinen silbernen "Semper-talis" Band am
Rock, fühlen sich Alle schnell wieder eins wie früher, eins
mit ihren Kameraden, mit ihren Offizieren.
Schon am Morgen, am Mittag und Nachmittag dieses
Tages war der Schloßhof Zeuge manches freudigen
Wiedersehens gewesen, wo die Kameraden des
Unterbringensausschusses unter der rührigen Führung der Kameraden Ballosch
und Bothe und ihrer Helfer in selbstloser Aufopferung ihres
Amtes gewaltet und die Quartierzettel, die Festfolgen,
Festabzeichen und Eßmarken ausgeteilt hatten.
Nun war am Abend die Hauptarbeit getan; aber " das
Büro" mußte doch im Schloß bleiben, um etwa noch
Ankommende zu versorgen.
Aehnlich war es in Berlin, wo die Begrüßungsfeier
schon um 5 Uhr nachmittags mit der Fahnenweihe des
Vereins ehemaliger Kameraden Berlin stattfand. (Bericht siehe
weiter unten.) Hier war es bei Kamerad Klenske im alten
Hause des Ersten Garde-Regiments, Pariser Platz 3, wo sich
manches Wiedersehen abspielte und bei dem die Karten usw.
abzuholen waren.
In den Lokalen aber stieg die Freude mit jedem
Wiedersehen höher:
Die Msuik setzte ein - und dann - lautlose Stille: Die
Begrüßungsansprache beim Füsilierbataillon hält der Generaloberst
v. Plessen, tortz seiner 82 Jahre mit jugendlichem Feuer und
glänzender Beredsamkeit, beim II. Bataillon besteigt General
v. bartenwerffer die Bühne, beim I. Bataillon Major Grad zu
Eulenburg, der das Bataillon im August 1914 in den Krieg
führte. In Berlin sprach General Graf von der Goltz.
An der lautlosen Stille der Zuhörer, der gespannten
Aufmerksamkeit ist es zu sehen: der innere Zusammenhang
zwischen Redner und Hörer ist schnell hergestellt, den Worten
folgen die Herzen "unsere Offiziere" stehen wieder vor der
Front, wir sind mit ihnen eins im Fühlen und Denken, in
der Treue und Liebe zu unserem alten Regiment, in der
Begeisterung für unser Vaterland und unsere nationale Ehre.
Das ist der Ton, auf den der Abend, der Begrüßungsabend,
überall gestimmt ist.
Das Programm wickelt sich weiter ab; Prologe,
Musikstücke wechseln - aber die Hauptsache bleibt: Das
Wiedersehen mit den alten Kameraden und Führern. Bis über
Mitternacht sitzen in den überfüllten Lokalen die Gruppen
in traulichem Gespräch zusammen, Komapgnieweise - alte
Erinnerungen leben auf an die Dienstzeit - weißt Du noch
damals? Ja, da waren wir noch jung! Und jetzt! Manche
Sorge bedrückt das Herz, aber im Mitteilen an alte Kameraden
wird sie leichter und leichter, grämliche Gedanken werden
verscheucht, und alle fühlen sich wieder jung wie damals, fühlen
sich wieder eins wie damals - und wenn jetzt das
Vaterland uns braucht, wir sind alle wieder da! Denn es muß
doch einmal anders werden!
Erst in später Stunde trennen sich die letzten, trotzdem
ein feierlicher aber auch anstrengender Tag bevorsteht.
v. F.
S. 228
-
S. 227
Denkmalsweihe vom 13. bis 15. Juni 1924 in Potsdam.
Enthüllung des Denkmals.
Potsdam, den 14. Juni 1924.
Wo der "König der Soldaten"
Seine stolze Kirche baute,
Wo zu harten Waffentaten
Weckten fromme Glockenlaute,
Wo der Tritt der Grenadiere
Dröhnt durch die Jahrhunderte,
Lange Kerls und Offiziere
Eine Welt bewunderte,
Hebst Du Dich, Du Totenmal,
Rechst Du Dich, Du Ehrenzeichen,
Hoher Ruhm und tiefe Qual
Schweigend sich die Hände reichen.
Mannesaugen gehen über,
Wie ist unsre Schar jetzt klein! -
Doch aus stiller Gruft herüber
Grüßt uns Friedrichs Ruhmesschein.
Seht, sein mächtiges Königsauge
Ruht auf seinem Regiment,
Als ob's flammend in sich sauge,
Was in unsern Adern brennt.
Fridericus Rer vermelden
Der Geschichte, höret Ihr's?:
"Unsere Grenadiers seind Helden,
Lauter Gefars die Offiziers".
Wohl, der Alte ist zufrieden,
Höher tragen wir das Haupt,
Wenn auch Glück und Freiheit schieden,
Reiner Lorbeer uns umlaubt.
Aus dem ungeheuren Kriege,
Aus dem Weltenwaffentanz
Leuchten unsere hellen Siege
Ebenbürtig Friedrichs Glanz.
Nicht mit all den treuen Toten
Sargten ein wir Friedrichs Geist!
Die wir unser Leben boten -
"Fritzisch" unsere Losung heißt.
Wache halten unsere Fahnen
Drüben in der Königsgruft,
Bis der Geist der Königsahnen
Uns zu neuem Schwertschlag ruft.
Hoch die Fahnen über'm Rheine!
Wenn die Tapfersten man nennt,
Nennt das unbesiegte, eine
Erste Garde-Regiment!
von Wolff. Mai 1924.
Die Begrüßungsfeiern in Potsdam und Berlin
13. Juni abends.
Von 7 Uhr abends an begannen sich in Potsdam die Säle im
Café Sanssouci, im Konzerthaus und Alten Fritz zu füllen. Ueberall
freudiges Begrüßen, Händeschütteln, Umarmen - nach langen
Jahren ein Wiedersehen im alten lieben Potsdam! Zwar ist
mancher grau geworden, mancher hat seine frühere
Koppelweite an Umfang weit überschritten, aber die Augen leuchten
noch wie früher, das Herz ist dasselbe geblieben wie damals,
als es unter dem blauen Waffenrock mit den weißen
Achselklappen schlug. Und dazwischen sehnige Gestalten, die Jüngeren,
die im feldgrauen Rock des Regiments ihren Mann gestanden
haben. Eiserne Kreuze zieren die Brust. Mit dem
Festabzeichen, dem kleinen silbernen "Semper-talis" Band am
Rock, fühlen sich Alle schnell wieder eins wie früher, eins
mit ihren Kameraden, mit ihren Offizieren.
Schon am Morgen, am Mittag und Nachmittag dieses
Tages war der Schloßhof Zeuge manches freudigen
Wiedersehens gewesen, wo die Kameraden des
Unterbringensausschusses unter der rührigen Führung der Kameraden Ballosch
und Bothe und ihrer Helfer in selbstloser Aufopferung ihres
Amtes gewaltet und die Quartierzettel, die Festfolgen,
Festabzeichen und Eßmarken ausgeteilt hatten.
Nun war am Abend die Hauptarbeit getan; aber " das
Büro" mußte doch im Schloß bleiben, um etwa noch
Ankommende zu versorgen.
Aehnlich war es in Berlin, wo die Begrüßungsfeier
schon um 5 Uhr nachmittags mit der Fahnenweihe des
Vereins ehemaliger Kameraden Berlin stattfand. (Bericht siehe
weiter unten.) Hier war es bei Kamerad Klenske im alten
Hause des Ersten Garde-Regiments, Pariser Platz 3, wo sich
manches Wiedersehen abspielte und bei dem die Karten usw.
abzuholen waren.
In den Lokalen aber stieg die Freude mit jedem
Wiedersehen höher:
Die Msuik setzte ein - und dann - lautlose Stille: Die
Begrüßungsansprache beim Füsilierbataillon hält der Generaloberst
v. Plessen, tortz seiner 82 Jahre mit jugendlichem Feuer und
glänzender Beredsamkeit, beim II. Bataillon besteigt General
v. bartenwerffer die Bühne, beim I. Bataillon Major Grad zu
Eulenburg, der das Bataillon im August 1914 in den Krieg
führte. In Berlin sprach General Graf von der Goltz.
An der lautlosen Stille der Zuhörer, der gespannten
Aufmerksamkeit ist es zu sehen: der innere Zusammenhang
zwischen Redner und Hörer ist schnell hergestellt, den Worten
folgen die Herzen "unsere Offiziere" stehen wieder vor der
Front, wir sind mit ihnen eins im Fühlen und Denken, in
der Treue und Liebe zu unserem alten Regiment, in der
Begeisterung für unser Vaterland und unsere nationale Ehre.
Das ist der Ton, auf den der Abend, der Begrüßungsabend,
überall gestimmt ist.
Das Programm wickelt sich weiter ab; Prologe,
Musikstücke wechseln - aber die Hauptsache bleibt: Das
Wiedersehen mit den alten Kameraden und Führern. Bis über
Mitternacht sitzen in den überfüllten Lokalen die Gruppen
in traulichem Gespräch zusammen, Komapgnieweise - alte
Erinnerungen leben auf an die Dienstzeit - weißt Du noch
damals? Ja, da waren wir noch jung! Und jetzt! Manche
Sorge bedrückt das Herz,
S. 228
-
S. 227
Denkmalsweihe vom 13. bis 15. Juni 1924 in Potsdam.
Enthüllung des Denkmals.
Potsdam, den 14. Juni 1924.
Wo der "König der Soldaten"
Seine stolze Kirche baute,
Wo zu harten Waffentaten
Weckten fromme Glockenlaute,
Wo der Tritt der Grenadiere
Dröhnt durch die Jahrhunderte,
Lange Kerls und Offiziere
Eine Welt bewunderte,
Hebst Du Dich, Du Totenmal,
Rechst Du Dich, Du Ehrenzeichen,
Hoher Ruhm und tiefe Qual
Schweigend sich die Hände reichen.
Mannesaugen gehen über,
Wie ist unsre Schar jetzt klein! -
Doch aus stiller Gruft herüber
Grüßt uns Friedrichs Ruhmesschein.
Seht, sein mächtiges Königsauge
Ruht auf seinem Regiment,
Als ob's flammend in sich sauge,
Was in unsern Adern brennt.
Fridericus Rer vermelden
Der Geschichte, höret Ihr's?:
"Unsere Grenadiers seind Helden,
Lauter Gefars die Offiziers".
Wohl, der Alte ist zufrieden,
Höher tragen wir das Haupt,
Wenn auch Glück und Freiheit schieden,
Reiner Lorbeer uns umlaubt.
Aus dem ungeheuren Kriege,
Aus dem Weltenwaffentanz
Leuchten unsere hellen Siege
Ebenbürtig Friedrichs Glanz.
Nicht mit all den treuen Toten
Sargten ein wir Friedrichs Geist!
Die wir unser Leben boten -
"Fritzisch" unsere Losung heißt.
Wache halten unsere Fahnen
Drüben in der Königsgruft,
Bis der Geist der Königsahnen
Uns zu neuem Schwertschlag ruft.
Hoch die Fahnen über'm Rheine!
Wenn die Tapfersten man nennt,
Nennt das unbesiegte, eine
Erste Garde-Regiment!
von Wolff. Mai 1924.
Die Begrüßungsfeiern in Potsdam und Berlin
13. Juni abends.
Von 7 Uhr abends an begannen sich in Potsdam die Säle im
Café Sanssouci, im Konzerthaus und Alten Fritz zu füllen. Ueberall
freudiges Begrüßen, Händeschütteln, Umarmen - nach langen
Jahren ein Wiedersehen im alten lieben Potsdam! Zwar ist
mancher grau geworden, mancher hat seine frühere
Koppelweite an Umfang weit überschritten, aber die Augen leuchten
noch wie früher, das Herz ist dasselbe geblieben wie damals,
als es unter dem blauen Waffenrock mit den weißen
Achselklappen schlug. Und dazwischen sehnige Gestalten, die Jüngeren,
die im feldgrauen Rock des Regiments ihren Mann gestanden
haben. Eiserne Kreuze zieren die Brust. Mit dem
Festabzeichen, dem kleinen silbernen "Semper-talis" Band am
Rock, fühlen sich Alle schnell wieder eins wie früher, eins
mit ihren Kameraden, mit ihren Offizieren.
Schon am Morgen, am Mittag und Nachmittag dieses
Tages war der Schloßhof Zeuge manches freudigen
Wiedersehens gewesen, wo die Kameraden des
Unterbringensausschusses unter der rührigen Führung der Kameraden Ballosch
und Bothe und ihrer Helfer in selbstloser Aufopferung ihres
Amtes gewaltet und die Quartierzettel, die Festfolgen,
Festabzeichen und Eßmarken ausgeteilt hatten.
Nun war am Abend die Hauptarbeit getan; aber " das
Büro" mußte doch im Schloß bleiben, um etwa noch
Ankommende zu versorgen.
Aehnlich war es in Berlin, wo die Begrüßungsfeier
schon um 5 Uhr nachmittags mit der Fahnenweihe des
Vereins ehemaliger Kameraden Berlin stattfand. (Bericht siehe
weiter unten.) Hier war es bei Kamerad Klenske im alten
Hause des Ersten Garde-Regiments, Pariser Platz 3, wo sich
manches Wiedersehen abspielte und bei dem die Karten usw.
abzuholen waren.
In den Lokalen aber stieg die Freude mit jedem
Wiedersehen höher:
Die Msuik setzte ein - und dann - lautlose Stille: Die
Begrüßungsansprache beim Füsilierbataillon hält der Generaloberst
v. Plessen, tortz seiner 82 Jahre mit jugendlichem Feuer und
glänzender Beredsamkeit, beim II. Bataillon besteigt General
v. bartenwerffer die Bühne, beim I. Bataillon Major Grad zu
Eulenburg, der das Bataillon im August 1914 in den Krieg
führte. In Berlin sprach General Graf von der
S. 228
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S. 227
Denkmalsweihe vom 13. bis 15. Juni 1924 in Potsdam.
Enthüllung des Denkmals.
Potsdam, den 14. Juni 1924.
Wo der "König der Soldaten"
Seine stolze Kirche baute,
Wo zu harten Waffentaten
Weckten fromme Glockenlaute,
Wo der Tritt der Grenadiere
Dröhnt durch die Jahrhunderte,
Lange Kerls und Offiziere
Eine Welt bewunderte,
Hebst Du Dich, Du Totenmal,
Rechst Du Dich, Du Ehrenzeichen,
Hoher Ruhm und tiefe Qual
Schweigend sich die Hände reichen.
Mannesaugen gehen über,
Wie ist unsre Schar jetzt klein! -
Doch aus stiller Gruft herüber
Grüßt uns Friedrichs Ruhmesschein.
Seht, sein mächtiges Königsauge
Ruht auf seinem Regiment,
Als ob's flammend in sich sauge,
Was in unsern Adern brennt.
Fridericus Rer vermelden
Der Geschichte, höret Ihr's?:
"Unsere Grenadiers seind Helden,
Lauter Gefars die Offiziers".
Wohl, der Alte ist zufrieden,
Höher tragen wir das Haupt,
Wenn auch Glück und Freiheit schieden,
Reiner Lorbeer uns umlaubt.
Aus dem ungeheuren Kriege,
Aus dem Weltenwaffentanz
Leuchten unsere hellen Siege
Ebenbürtig Friedrichs Glanz.
Nicht mit all den treuen Toten
Sargten ein wir Friedrichs Geist!
Die wir unser Leben boten -
"Fritzisch" unsere Losung heißt.
Wache halten unsere Fahnen
Drüben in der Königsgruft,
Bis der Geist der Königsahnen
Uns zu neuem Schwertschlag ruft.
Hoch die Fahnen über'm Rheine!
Wenn die Tapfersten man nennt,
Nennt das unbesiegte, eine
Erste Garde-Regiment!
von Wolff. Mai 1924.
Die Begrüßungsfeiern in Potsdam und Berlin
13. Juni abends.
Von 7 Uhr abends an begannen sich in Potsdam die Säle im
Café Sanssouci, im Konzerthaus und Alten Fritz zu füllen. Ueberall
freudiges Begrüßen, Händeschütteln, Umarmen - nach langen
Jahren ein Wiedersehen im alten lieben Potsdam! Zwar ist
S. 228
-
S. 227
Denkmalsweihe vom 13. bis 15. Juni 1924 in Potsdam.
Enthüllung des Denkmals.
Potsdam, den 14. Juni 1924.
Wo der "König der Soldaten"
Seine stolze Kirche baute,
Wo zu harten Waffentaten
Weckten fromme Glockenlaute,
Wo der Tritt der Grenadiere
Dröhnt durch die Jahrhunderte,
Lange Kerls und Offiziere
Eine Welt bewunderte,
Hebst Du Dich, Du Totenmal,
Rechst Du Dich, Du Ehrenzeichen,
Hoher Ruhm und tiefe Qual
Schweigend sich die Hände reichen.
Mannesaugen gehen über,
Wie ist unsre Schar jetzt klein! -
Doch aus stiller Gruft herüber
Grüßt uns Friedrichs Ruhmesschein.
Seht, sein mächtiges Königsauge
Ruht auf seinem Regiment,
Als ob's flammend in sich sauge,
Was in unsern Adern brennt.
Fridericus Rer vermelden
Der Geschichte, höret Ihr's?:
"Unsere Grenadiers seind Helden,
Lauter Gefars die Offiziers".
Wohl, der Alte ist zufrieden,
Höher tragen wir das Haupt,
Wenn auch Glück und Freiheit schieden,
Reiner Lorbeer uns umlaubt.
Aus dem ungeheuren Kriege,
Aus dem Weltenwaffentanz
Leuchten unsere hellen Siege
Ebenbürtig Friedrichs Glanz.
Nicht mit all den treuen Toten
Sargten ein wir Friedrichs Geist!
Die wir unser Leben boten -
"Fritzisch" unsere Losung heißt.
Wache halten unsere Fahnen
Drüben in der Königsgruft,
Bis der Geist der Königsahnen
Uns zu neuem Schwertschlag ruft.
Hoch die Fahnen über'm Rheine!
Wenn die Tapfersten man nennt,
Nennt das unbesiegte, eine
Erste Garde-Regiment!
von Wolff. Mai 1924.
Die Begrüßungsfeiern in Potsdam und Berlin
13. Juni abends.
Von 7 Uhr abends an begannen sich in Potsdam die Säle im
Café Sanssouci, im Konzerthaus und Alten Fritz zu füllen. Ueberall
freudiges Begrüßen, Händeschütteln, Umarmen - nach langen
Jahren ein Wiedersehen im alten lieben Potsdam! Zwar ist
S. 228
-
S. 227
Denkmalsweihe vom 13. bis 15. Juni 1924 in Potsdam.
Enthüllung des Denkmals.
Potsdam, den 14. Juni 1924.
Wo der "König der Soldaten"
Seine stolze Kirche baute,
Wo zu harten Waffentaten
Wedten fromme Glockenlaute,
S. 228
Description
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- ID
- 15873 / 169096
- Contributor
- Heike Knothe
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