Kriegstagebuch von Hans-Joachim Röhr aus Görlitz - Band 3, item 77
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S. 141
seitdem vermisst. Ich kam zu einer Lehmhütte wo
ein Feldwebel vom 2. Garde Res. Regt. lag und mich anrief:
da kam Leutnant Ziege mit seiner Ordonnanz allein aus dem
Dorf zu uns herüber - ich meldete mich mit meinem
Schützen und meinem Gewehr. Lt. Ziege sagte, links vom
Dorf sei Tommy weit vor, und ferner, dass das Gewehr
Bruckner erledigt sei. darauf suchten wir die Kompagnie,
welche etwa 300 weiter hinter an einem Hohlweg stand,
und erstaunt war, dass wir uns mit meinem M.G.
einfanden.
Es war wieder ein Grosskampftag ersten Ranges, und
dadurch, dass es nunmehr auf jeden Einzelnen Mann ankam,
eigentlich viel freier als an in den Tagen des Trommelfeuers
an der Somme oder Flandern, wo man vom Feinde nichts
sah, sich nicht wehren konnte und man schutzlos der
Willkür der Granaten ausgesetzt war. - Im direkten
Angriff traute sich der Feind auch hier nicht vor, sondern
strebte immer noch nach rechts, anscheinend um
Cambrai zu isolieren und von allen Seiten angreifen zu
können. Weit rechts in Vorgärten, Waldstücken und
baumbewachsenen Straßen wogte der Kampf recht heftig.
Man sah Kompagnien vorgehen und stehend auf den Feind
schiessen. Die schwachen Artilleriekräfte schienen ziemlich
zerstreut zu liegen. Hier und da standen Feldgeschütze
in der ersten Infanterielinie und feuerten was Zeug
S. 142
hielt, waren die Munitions-Stapel verschossen, so schoben
Infanteristen in brüderlicher Waffenhilfe mit den wenigen
übriggebliebenen Artilleristen die Geschütze zuwärts zum nächsten
Stapel. Auch die Minenwerfer schafften gute Arbeit, diese
bekamen ebenfalls Unterstützung durch die Infanterie; da
infolge des wechselnden Gefechtes die Munitionsergänzung
nach bestimmten Punkten aufgehört hatte, wurden alle nur
verfügbaren Kräfte zur Munitionsergänzung herangezogen.
Vor uns, hinter einem Erdhügel tauchten die Köpfe zweier
Tommys auf, welche gerade damit beschäftigt waren, ein Lewis
(engl. leichtes M.G.) in den Hohlweg zu richten. Ein
Minenwerfer Unteroffizier erkannte die Gefahr, lud seinen Werfer,
schob die Mine mit einer Handgranate hinein, visierte, zog
ab - und im leichten Bogen suchte die Mine ihr Ziel, leider
war sie ein Versager, dennoch genügte es um die Tommys für
Sekunden verschwinden zu lassen, der zweite Schuss, ein
blendender Treffer, sass mitten auf dem Erdhaufen und warf
das M.G. im Bogen zur Seite, was aus den Engländern
geworden war, weiss ich nicht, wahrscheinlich fanden sie
dabei ihr Grab. Der Nachmittag war weit vorgeschritten
die Lage äusserst unklar, jeden Augenblick erwarteten
wir das Hervorbrechen des Gegners aus den Flanken, sodass
wir uns im Stillen auf eventuelle Gefangennahme gefasst
machten. Gegen Abend hockte ich mit einem Schützen auf
der Böschung der Straße, und starrten über unsere Waffe
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seitdem vermisst. Ich kam zu einer Lehmhütte wo
ein Feldwebel vom 2. Garde Res. Regt. lag und mich anrief:
da kam Leutnant Ziege mit seiner Ordonnanz allein aus dem
Dorf zu uns herüber - ich meldete mich mit meinem
Schützen und meinem Gewehr. Lt. Ziege sagte, links vom
Dorf sei Tommy weit vor, und ferner, dass das Gewehr
Bruckner erledigt sei. darauf suchten wir die Kompagnie,
welche etwa 300 weiter hinter an einem Hohlweg stand,
und erstaunt war, dass wir uns mit meinem M.G.
einfanden.
Es war wieder ein Grosskampftag ersten Ranges, und
dadurch, dass es nunmehr auf jeden Einzelnen Mann ankam,
eigentlich viel freier als an in den Tagen des Trommelfeuers
an der Somme oder Flandern, wo man vom Feinde nichts
sah, sich nicht wehren konnte und man schutzlos der
Willkür der Granaten ausgesetzt war. - Im direkten
Angriff traute sich der Feind auch hier nicht vor, sondern
streckte immer noch nach rechts, anscheinend um
Cambrai zu isolieren und von allen Seiten angreifen zu
können. Weit rechts in Vorgarten, Waldstücken und
baumbewachsenen Strassen wogte der Kampf recht heftig.
Man sah Kompagnien vorgehen und stehend auf den Feind
schiessen. Die schwachen Artilleriekräfte schienen ziemlich
zerstreut zu liegen. Hier und da standen Feldgeschütze
in der ersten Infanterielinie und feuerten was Zeug
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hielt, waren die Munitions-Stapel verschossen, so schoben
Infanteristen in brüderlicher Waffenhilfe mit den wenigen
übriggebliebenen Artilleristen die Geschütze zuwärts zum nächsten
Stapel. Auch die Minenwerfer schafften gute Arbeit, diese
bekamen ebenfalls Unterstützung durch die Infanterie; da
infolge des wechselnden Gefechtes die Munitionsergänzung
nach bestimmten Punkten aufgehört hatte, wurden alle nur
verfügbaren Kräfte zur Munitionsergänzung herangezogen.
Vor uns, hinter einem Erdhügel tauchten die Köpfe zweier
Tommys auf, welche gerade damit beschäftigt waren, ein Lewis
(engl. leichtes M.G.) in den Hohlweg zu richten. Ein
Minenwerfer Unteroffizier erkannte die Gefahr, lud seinen Werfer,
schob die Mine mit einer Handgranate hinein, visierte, zog
ab - und im leichten Bogen suchte die Mine ihr Ziel, leider
war sie ein Versager, dennoch genügte es um die Tommys für
Sekunden verschwinden zu lassen, der zweite Schuss, ein
blendender Treffer, sass mitten auf dem Erdhaufen und warf
das M.G. im Bogen zur Seite, was aus den Engländern
geworden war, weiss ich nicht, wahrscheinlich fanden sie
dabei ihr Grab. Der Nachmittag war weit vorgeschritten
die Lage äusserst unklar, jeden Augenblick erwarteten
wir das Hervorbrechen des Gegners aus den Flanken, sodass
wir uns im Stillen auf eventuelle Gefangennahme gefasst
machten. Gegen Abend hockte ich mit einem Schützen auf
der Böschung der Strasse, und starrten über unsere Waffe
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seitdem vermisst. Ich kam zu einer Lehmhütte wi
ein Feldwebel vom 2. Garde Res. Regt. lag und mich anrief:
da kam Leutnant Ziege mit seiner Ordonnanz allein aus dem
Dorf zu uns herüber - ich meldete mich mit meinem
Schützen und meinem Gewehr. Lt. Ziege sagt links vom
Dorf sei Tommy weit vor, und ferner, dass das Gewehr
Brückner erledigt sei. darauf suchten wir die Kompagnie,
welche etwa 300 weiter hinter n einem Hohlweg stand,
und erstaunt war, dass wir uns mit meinem M.G.
einfanden.
Es war wieder ein Grosskampftag ersten Ranges, und
dadurch, dass es nun mehr auf jeden Einzelnen Mann ankam,
eigentlich viel freier als an in den Tagen des Trommelfeuers
an der Somme oder Fandern, wo man vom Feinde nichts
sah, sich nicht wehren konnte und man schutzlos der
Willkür der Granaten ausgesetzt war. - Im direkten
Angriff traute sich der Feind auch hier nicht vor, sondern
streckte immer noch nach rechts, anscheinend um
Cambrai zu isolieren und von allen Seiten angreifen zu
können. Weit rechts in Vorgarten, Waldslücken und
Brombeerwachsenen Strassen wogte der Kampf recht heftig.
Man sah Kompagnien vorgehen und stehen auf den Feind
schiessen. Die schwachen Artilleriekräfte schienen ziemlich
zerstreut zu liegen. Hier und da standen Feldgeschütze
in der ersten Infanterielinie und feuerten was Zeug
S. 142
hielt, waren die Munitions-Stapel verschossen, so schoben
Infanteristen in brüderlicher Waffenhilde mit das wenigen
übriggebliebenen Artilleristen die Geschütze zuwärts zum nächsten
Stapel. Auch die Minenwerfer schafften gute Arbeit, diese
bekamen ebenfalls Unterstützung durch die INfanterie; da
infolge des wechselnden Gepelles die Munitionserzeugung
nach bestimmten Punkten aufgehört hatte, wurden alle nur
verfügbaren Kräfte zur Munitionsergänzung herangezogen.
Vor uns, hinter einem Erdhügel tauchten die Köpfe zweier
Tommys auf, welche gerade damit beschäftigt waren, ein Lewis
(engl. leichtes M.G.) in den Hohlweg zu rihten. Ein
Minenwerfer Unteroffizier erkannte die Gefahr, lud seinen Werfer,
schob die Mine mit einer Handgranate hinein, visierte, zog
ab - und im leichten Bogen suchte die Mine ihr Ziel, leider
war sie ein Versager, dennoch genügte es um die Tommys für
Sekunden verschwinden zu lassen, der zweite Schuss, ein
blendender Treffer, sass mitten auf dem Erdhaufen und warf
das M.G. im Bogen zur Seite, was aus den Engländern
geworden war, weiss ich nicht, wahrscheinlich fanden sie
dabei ihr Grab. Der Nachmittag war weit vorgeschritten
die Lage äusserst unklar, jeden Augenblick erwarteten
wir das Hervorbrechen des Gegners aus den Flamken, sodass
wir uns im Stillen auf eventuelle Gefangennahme gefasst
machten. Ggeen Abend hockte ich mit einem Schützen auf
der Böschung der Strasse, und starrten über unsere Waffe
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S. 141
seitdem vermisst. Ich kam zu einer Lehmhütte wi
ein Feldwebel vom 2. Garde Res. Regt. lag und mich anrief:
da kam Leutnant Ziege mit seiner Ordonnanz allein aus dem
Dorf zu uns herüber - ich meldete mich mit meinem
Schützen und meinem Gewehr. Lt. Ziege sagt links vom
Dorf sei Tommy weit vor, und ferner, dass das Gewehr
Brückner erledigt sei. darauf suchten wir die Kompagnie,
welche etwa 300 weiter hinter n einem Hohlweg stand,
und erstaunt war, dass wir uns mit meinem M.G.
einfanden.
Es war wieder ein Grosskampftag ersten Ranges, und
dadurch, dass es nun mehr auf jeden Einzelnen Mann ankam,
eigentlich viel freier als an in den Tagen des Trommelfeuers
an der Somme oder Fandern, wo man vom Feinde nichts
sah, sich nicht wehren konnte und man schutzlos der
Willkür der Granaten ausgesetzt war. - Im direkten
Angriff traute sich der Feind auch hier nicht vor, sondern
streckte immer noch nach rechts, anscheinend um
Cambrai zu isolieren und von allen Seiten angreifen zu
können. Weit rechts in Vorgarten, Waldslücken und
Brombeerwachsenen Strassen wogte der Kampf recht heftig.
Man sah Kompagnien vorgehen und stehen auf den Feind
schiessen. Die schwachen Artilleriekräfte schienen ziemlich
zerstreut zu liegen. Hier und da standen Feldgeschütze
in der ersten Infanterielinie und feuerten was Zeug
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Sainte Olle
Location(s)
Document location Sainte Olle
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- 15873 / 169048
- Contributor
- Heike Knothe
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