Kriegstagebuch von Hans-Joachim Röhr aus Görlitz - Band 3, item 78
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S. 143
ins Gelände. Weit vor uns schlug ein Schrappnell ein,
mit grossen Sätzen surrte der abgesprungene Zünder
direkt auf uns zu, wie gebannt sahen wir zu, und
dachten nicht im Geringsten schnell zur Seite zu treten, da
war das doppelfaustgrosse Stück auch schon heran, schlug
zum drittenmal etwa einen Meter vor uns auf und
sauste zwischen unseren Köpfen hindurch auf die tiefer
liegende gepflasterte Straße und mit dem nächsten Sprung
in das Dach eines zweistöckigen Hauses. Unser Beider
Augenpaare waren dem Zünder gefolgt, dann sahen wir
uns gross an erblassten und duckten uns weit unter
Deckung, ein Zittern überkam uns und eiskalt lief
mir was über den Rücken - Die Gefahr war längst
vorüber. Spät in der Nacht zogen wir mit Gerät wieder
nach Neuville, wo die Kompagnie in 2 Häusern
untergebracht die Nacht verblieb. Zur Erschöpfung müde
schliefen wir.
Die Ordonnanzen der Zugführer waren die ganze Nacht 29.IX.
unterwegs, - der Kompagnieführer Lt. Ziege war beim Stabe
im Schloss St. Remy in dessen Nähe auch die erste Linie
verlief. Zur Entlastung der Ordonnanzen bekam ich am
Morgen des 29.IX Befehl Lt. Ziege aufzusuchen um Befehle
für die Kompagnie zu holen, bzw. uns wieder vollständig
dem Bataillon zur Verfügung zu stellen. Ich pilgerte allein
durch die der Verwüstung preisgebenen Straßen von St. Remy.
S. 144
Andauernd schlugen Granaten und Schrappnells in das Dorf.
An den Wänden entlang schlängelte ich mich, oft in Haustüren
vor Splittern Deckung suchend. Hier und da lag ein toter Gaul, auch
zwei Gefallene lagen mitten auf der Straße. Der Beschuss wurde
immer ärger, eine Granate sauste mitten auf die Straße,
Dutzende von Fensterscheiben sprangen klirrend entzwei, und
mehrere Fernsprechleitungen fielen herab. Es war Zeit für mich
schnell zu machen, blieb hängen und schlug heftig hin. Um
der dauernd unter schwersten Beschuss liegenden
Straßenkreuzung zu entgehen, bahnte ich mir einen Weg, trat zunächst
eine Garten-, dann eine Haustür ein, kletterte durch rückwärtigs
Fenster in den Garten, und so von Garten zu Garten weiter.
Rauchfontainen gen Himmel. So erreichte ich das Schlosspark-
Portal. Nun erstmal Atem geholt, - das Schloss selbst sah
ich nicht. Nach wenigen Minuten setzte eine heftige
Beschiessung des Parks ein, ich sah ein Haus, rannte hin, aber
es war nur eine Pferdestall, trotzdem blieb ich fast 20
Minuten dort. Im Park prasselte es, armstarke Äste brachen,
Astsplitter, Laub und Reisigwerg flog umher, dazwischen
krachten Garanten, surrten und heulten Splitter. Ich sprang
weiter von Baum zu Baum, vor mir brach ein Baumriese
zusammen, langsam neigte er sich, immer schneller fallend
riss er ein Gewirr von Zweigen mit. Vor mir sah ich
endlich das Schlösschen, ein Glashaus mit Veranden ringsum,
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S. 143
ins Gelände. Weit vor uns schlug ein Schrappnell ein,
mit grossen Sätzen surrte der abgesprungene Zünder
direkt auf uns zu, wie gebannt sahen wir zu, und
dachten nicht im Geringsten schnell zur Seite zu treten, da
war das doppelfaustgrosse Stück auch schon heran, schlug
zum Drittenmal etwa einen Meter vor uns auf und
sauste zwischen unseren Köpfen hindurch auf die tiefer
liegende gepflasterte Strasse und mit dem nächsten Sprung
in das Dach eines zweistöckigen Hauses. Unser Beider
Augenpaare waren dem Zünder gefolgt, dann sahen wir
uns gross an erblassten und duckten uns weit unter
Deckung, ein Zittern überkam uns und eiskalt lief
mir was über den Rücken - Die Gefahr war längst
vorüber. Spät in der Nacht zogen wir mit Gerät wieder
nach Neuville, wo die Kompagnie in 2 Häusern
untergebracht die Nacht verblieb. Zur Erschöpfung müde
schliefen wir.
Die Ordonnanzen der Zugführer waren die ganze Nacht 29.IX.
unterwegs, - der Kompagnieführer Lt. Ziege war beim Stabe
im Schloss St. Remy in dessen Nähe auch die erste Linie
verlief. Zur Entlastung der Ordonnanzen bekam ich am
Morgen des 29.IX Befehl Lt. Ziege aufzusuchen um Befehle
für die Komapgnie zu holen, bzw. uns wieder vollständig
dem Bataillon zur Verfügung zu stellen. Ich pilgerte allein
durch die der Verwüstung preisgebenen Strassen von St. Remy.
S. 144
Andauernd schlugen Granaten und Schrappnells in das Dorf.
An den Wänden entlang schlängelte ich mich, oft in Haustüren
vor Splittern Deckung suchend. Hier und da lag ein toter Gaul, auch
zwei Gefallene lagen mitten auf der Strasse. Der Beschuss wurde
immer ärger, eine Granate sauste mitten auf die Strasse,
Dutzende von Fensterscheiben sprangen klirrend entzwei, und
mehrere Fernsprechleitungen fielen herab. Es war Zeit für mich
schnell zu machen, blieb hängen und schlug heftig hin. Um
der dauernd unter schwersten Beschuss liegenden
Strassenkreuzung zu entgehen, bahnte ich mir einen Weg, trat zunächst
eine Garten; denn eine Haustür ein, kletterte durch rückwärtigs
Fenster in den Garten, und so von Garten zu Garten weiter.
Rauchfontainen gen Himmel. So erreichte ich das Schlospark-
Portal. Nun erstmal Atem geholt, - das Schloss selbst sah
ich nicht. Nach wenigen Minuten setzte eine heftge
Beschiessung des Parks ein, ich sah ein Haus, rannte hin, aber
es war nur eine Pferdestall, trotzdem blieb ich fast 20
Minuten dort. Im Park prasselte es, armstarke Äste brachen,
Astsplitter, Laub und Reisigwerg flog umher, dazwischen
krachten Garanten, surrten und heulten Splitter. Ich sprang
weiter von Baum zu Baum, vor mir brach ein Baum riss
zusammen, langsam neigte er sich, immer schneller fallend
riss er ein Gewirr von Zweigen mit. Vor mir sah ich
endlich das Schlösschen, ein Glashaus mit Veranden ringsum,
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S. 143
ins Gelände. Weit vor uns schlug ein Schrappnell ein,
mit grossen Sätzen surrte der abgesprungene Zünder
direkt auf uns zu, wie gebannt sahen wir zu, und
dachten nicht im Geringsten schnell zur Seite zu treten, da
war das doppelfaustgrosse Stück auch schon heran, schlug
zum Drittenmal etwa einen Meter vor uns auf und
sauste zwischen unseren Köpfen hindurch auf die tiefer
liegende gepflasterte Strasse und mit dem nächsten Sprung
in das Dach eines zweistöckigen Hauses. Unser Beider
Augenpaare waren dem Zünder gefolgt, dann sahen wir
uns gross an erblassten und duckten uns weit unter
Deckung, ein Zittern überkam uns und eiskalt lief
mir was über den Rücken - Die Gefahr war längst
vorüber. Spät in der Nacht zogen wir mit Gerät wieder
nach Neuville, wo die Komapgnie in 2 Häusern
untergebracht die Nacht verblieb. Zur Erschöpfung müde
schliefen wir.
Die Ordonnanzen der Zugführer waren die ganze Nacht 29.IX.
unterwegs, - der Kompagnieführer Lt. Ziege war beim Stabe
im Schloss St. Remy in dessen Nähe auch die erste Linie
verlief. Zur Entlastung der Ordonnanzen bekam ich am
Morgen des 29.IX Befehl Lt. Ziege aufzusuchen um Befehle
für die Komapgnie zu holen, bzw. uns wieder vollständig
dem Bataillon zur Verfügung zu stellen. Ich pilgerte allein
durch die der Verwüstung preisgebenen Strassen von St. Remy.
S. 144
Andauernd schlugen Granaten und Schrappnells in das Dorf.
An den Wänden entlang schlängelte ich mich, oft in Haustüren
vor Splittern Deckung suchend. Hier und da lag ein toter Gaul, auch
zwei Gefallene lagen mitten auf der Strasse. Der Beschuss wurde
immer ärger, eine Granate sauste mitten auf die Strasse,
Dutzende von Fensterscheiben sprangen klirrend entzwei, und
mehrere Fernsprechleitungen fielen herab. Es war Zeit für mich
schnell zu machen, blieb hängen und schlug heftig hin. Um
der dauernd unter schwersten Beschuss liegenden
Strassenkreuzung zu entgehen, bahnte ich mir einen Weg, trat zunächst
eine Garten; denn eine Haustür ein, kletterte durch rückwärtigs
Fenster in den Garten, und so von Garten zu Garten weiter.
Rauchfontainen gen Himmel. So erreichte ich das Schlospark-
Portal. Nun erstmal Atem geholt, - das Schloss selbst sah
ich nicht. Nach wenigen Minuten setzte eine heftge
Beschiessung des Parks ein, ich sah ein Haus, rannte hin, aber
es war nur eine Pferdestall, trotzdem blieb ich fast 20
Minuten dort. Im Park prasselte es, armstarke Äste brachen,
Astsplitter, Laub und Reisigwerg flog umher, dazwischen
krachten Garanten, surrten und heulten Splitter. Ich sprang
weiter von Baum zu Baum, vor mir brach ein Baum riss
zusammen, langsam neigte er sich, immer schneller fallend
riss er ein Gewirr von Zweigen mit. Vor mir sah ich
endlich das Schlösschen, ein Glashaus mit Veranden ringsum,
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ins Gelände. Weit vor uns schlug ein Schrappnell ein,
mit grossen Sätzen surrte der abgesprungene Zünder
direkt auf uns zu, wie gebannt sahen wir zu, und
dachten nicht im Geringsten schnell zur Seite zu treten, da
war das doppelfaustgrosse Stück auch schon heran, schlug
zumd Drittenmal etwa einen Meter vor uns auf und
sauste zwischen usneren Köpfen hindurch auf die tiefer
liegende gepflasterte Strasse und mit dem nächsten Sprung
in das Dach eines zweistöcligen Hauses. Unser Beider
Augenpaare waren dem Zünder gefolgt, dann sahen wir
uns gross an erblassten und duckten uns weit unter
Deckung, ein Zittern überkam uns und eiskalt lief
nur war über den Rücken - Die Gefahr war längst
vorüber. Spät in der Nacht zogen wir mit Gerät wieder
nach Neuville, wo die Komapgnie in 2 Häusern
untergebracht die Nacht verblieb. Zur Erschöpfung müde
schliefen wir.
[29.IX.] Die Ordonnanzen der Zugführer waren die ganze Nacht
unterwegs, - der Kompagnieführer Lt. Ziege war beim Stabe
im Schloss St. Remy in dessen Nähe auch die erste Linie
verlief. Zur Entlastung der Ordonnanzen bekam ich am
Morgen des 29.IX Befehl Lt. Ziege aufzusuchen um Befehle
für die Komapgnie zu holen, bzw. uns wieder vollständig
dem Bataillon zur Verfügung zu stellen. Ich pilgerte allein
durch die Verwüstung preisgebenen Strassen von St. Remy.
S. 144
Andauernd schlugen Granaten und Schrappnells in das Dorf.
An den Wänden entlang schlängelte ich mich, oft in Haustüren
vor Splittern Deckung suchend. Hie rund da lag ein toter Gaul, auch
zwei Gefallene lagen mitten auf der Strasse. Der Bescuss wurde
immer ärger, eine Granate sauste mitten auf die Strasse,
Dutzende von Fensterscheiben sprangen klirrend entzwei, und
mehrere Fernsprechleitungen fielen herab. Es war Zeit für mich
schnell zu machen, blieb hängen und schlug heftig hin. Um
der dauernd unter schwersten Beschuss liegenden
Strassenkreuzung zu entgehen, bahnte ich mir einen Weg, trot zunächst
eine Graten; denn eine Haustür ein, kletterte durch rückwärtigs
Fenster in den Garten, und so von Garten zu Garten weiter.
Rauchfontainen gen Himmel. So erreichte ich das Schlospark-
Portal. Nun erstmal Atem geholt, - das Schloss selbst sah
ich nicht. Nach wenigen Minuten setzte eine heftge
Beschiessung des Parks ein, ich sah ein Haus rannte hin, aber
es war nur eine[sic!] Pferdestall, trotzdem blieb ich fast 20
Minuten dort. Im Park prasselte es, armstarke Äste brachen,
Astsplitter, Laub und Reiszweig flog umher, dazwischen
krachten Garanten, surrten und heulten Splitter. Ich sprang
weiter von Baum zu Baum, vor mir krach ein Baum riss
zusammen, langsam neigte er sich, immer schneller fallend
riss er ein Gewirr von Zeigen mit. Vor mir sah ich
endlich das Schlösschen, ein Glashaus mit Veranden ringsum,
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Save description- 50.1917861||3.2436165||
Saint-Rémy, Château
Location(s)
Document location Saint-Rémy, Château
- ID
- 15873 / 169049
- Contributor
- Heike Knothe
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