Zeitungen aus der Kriegszeit 1914, item 20

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 item 20 


 1. Spalte 

               Der Kronprinz Führer der 1. Gardedivision.

    Nach einer offiziellen Meldung aus Potsdam ist

der Kronprinz zum Führer der ersten Gardedivision

ausersehen.


Generalfeldmarschall v. d. Goltz'  Wiedereintritt

                                   in das Heer.

    Generalfeldmarschall von der Goltz hat sich zum

Wiedereintritt in das Heer gemeldet. Es laufen

schon seit länger als einer Woche im preußischen

Kriegsministerium täglich Meldungen von deutschen

Kriegsfreiwilligen ein. Die Meldungen

rekrutieren sich vielfach aus denjenigen

Kreisen, für die kein Zwang zum Militärdienst besteht,

insbesondere aus Mitgliedern des Landsturmes

und auch aus solchen, die bei der Aushebung

als untauglich befunden wurden, beziehentlich

bei der Auslosung ausfielen. Zurzeit werden

diese Meldungen keine Berücksichtigung finden.

Nur im allerletzten Ernstfalle werden Freiwillige

dieser Art zur Verwendung im inneren

Dienste kommen. Dagegen haben die verabschiedeten

Offiziere die sich ebenfalls zahlreich

zum Wiedereintritt melden, Aussicht auf

baldige Annahme.


          Die Einstellung von Nichtgedienten

                        und Freiwilligen.

    Auf Grund des § 98 der Heer-und Wehrordnung

kann sich jede Persönlichkeit, die ihrer Dienstpflicht

noch nicht genügt hat, bei Ausbruch

der Mobilmachung einen Truppenteil (Ersatzbataillon

usw.) nach Belieben wählen. Wenn er dies

nicht tut, wird bei der bald einsetzenden Aushebung

über ihn verfügt. Als Kriegsfreiwillige können

sich solche Leute bei einem Ersatztruppenteil melden,

die keine gesetzliche Verpflichtung zum Dienen

mehr haben, ferner jugendliche Personen zwischen

17 und 20 Jahren, soweit sie sich nicht in solchen

Bezirken aufhalten, in denen der Landsturm aufgeboten

ist.


  Der Telephonverkehr in Deutschland gesperrt.

    Nach den Grenzstädten im Westen, Norden und

Osten ist ein telephonischer Verkehr nicht mehr möglich. 


                Ein deutsches Ausfuhrverbot.

    Berlin, 31. Juli.  Der Bundesrat hat in seiner

heutigen Sitzung den Erlaß von drei kaiserlichen

Verordnungen betreffend das Verbot der Ausfuhr

von Verpflegungs-, Streu- und Futtermitteln, ferner

von Tieren und tierischen Erzeugnissen sowie

von Kraftfahrzeugen (Motorwagen, Motorfahrrädern

und Teilen davon) und von Mineralrohölen,

Steinkohlenteer und allen aus diesen hergestellten

Oelen zugestimmt. Die Verordnungen treten sofort

in Kraft; der Reichskanzler ist ermächtigt, Ausnahmen

zu gestatten und die erforderlichen 

Sicherungsmaßregeln zu treffen.


                     Weiteres Ausfuhrverbot.    

    Berlin, 31. Juli.  Der heutige "Reichsanzeiger"

 veröffentlicht außer den bereits gemeldeten

Ausfuhrverboten das Verbot der Ausfuhr und

Durchfuhr von Eisenbahnmaterial aller

Art, von Telegraphen- und Fernsprechdrähten sowie

Teilen davon, von Luftschiffergeräten aller Art,

von Fahrzeugen und Teilen davon, ferner das Verbot

betreffend die Ausfuhr und Durchfuhr von

Waffen, Munition, Pulver und Sprengstoffen, sowie

von anderen Artikeln des Kriegsbedarfs und

von Gegenständen zur Herstellung von Kriegsbedarfsartikeln,

ferner das Verbot betreffend die Ausfuhr und 

Durchfuhr von Rohstoffen, die bei der Herstellung

und dem Betriebe von Gegenständen des Kriegsbedarfs

zur Verwendung gelangen.


                      Russische Erntearbeiter.

    Unter den Maßnahmen, die die deutsche Regierung

treffen sollte, besteht hoffentlich auch die Einbehaltung

der russischen Erntearbeiter, die

noch auf deutschem Boden weilen. Zu der Zahl von

weit über 50 000 Mann nicht der schlechtesten Soldaten

stellen sie ein vollrussisches Armeekorps

dar. Genau so wie man in Oesterreich alle

serbischen Reservisten kurzerhand verhaftet, halte

man diese russischen Reservisten bei uns sofort unter

militärischer Bewachung - wozu Landsturmleute

genügen - und lasse die Erntearbeiten

vollenden und interniere sie dann an geeigneten

Orten. Es ist das eine Pflicht der Selbsterhaltung.

Nur keine falsche Zurückhaltung den russischen

Friedensbrechern gegenüber!


         Die Unterbrechung der deutschen Seeschiffahrt.

    Hamburg, 31. Juli. Sämtliche Hamburger

Reedereien haben ihre auf See befindlichen Dampfer

angewiesen, unverzüglich den nächsten Hafen anzulaufen

und weitere Order abzuwarten. Aus Hamburg

wird heute kein Schiff mehr abgelassen.


                            Panik in Straßburg.

    Straßburg, 30. Juli.  In Straßburg herrscht

die größte Erregung. Das Papiergeld hat momentan

fast keinen Wert; Geschäftsleute und Wirtschaften

weigern sich, Papiergeld anzunehmen. An den

Sparkassen werden fortgesetzt Beträge abgehoben,

es wird von manchen Leuten sogar ein schwunghafter

Handel mit Hundertmarkscheinen betrieben, für die sie

90 bis 95 Mark in Silber zahlen. - Die Lebensmittelpreise

sind horrend in die Höhe gestiegen.

Die Kolonialwarenhändler machen bekannt, daß

nur noch gegen Kasse verkauft werde.


                         Aus Königsberg.

    Die Polizeidirektion macht durch Anschlag öffentlich

bekannt:  Zur Sicherung des Hauptbahnhofes

und dessen Betriebsanlagen, ist eine militärische

Wache am Bahnhof, sowie Posten an den Betriebsanlagen

daselbst aufgestellt. Um Unglücksfälle zu

vermeiden, mache ich die Bevölkerung darauf aufmerksam, 

daß die Annäherung an die 


 2. Spalte 

Eisenbahnanlagen (Gleise, Brücken, Stellwerke usw.)

näher als 100 Meter verboten ist. Das Passieren

dieser Anlagen durch Zivilpersonen ohne Begleitung

eines Postens ist verboten. Zivilpersonen werden

von den Posten mit Halt! angerufen und müssen

stehen. Zuwiderhandelnde setzen sich der Gefahr

aus, erschossen zu werden.


                 Panik an der russischen Grenze.

    Ostrowo, 31. Juli.  Unter den Einwohnern

an der russischen Grenze herrscht eine große Panik,

sogar die Familien der deutschen Beamten leben

in großer Aufregung und die meisten haben die

letzte Nacht in Ostrowo verbracht. Der Güterverkehr

zwischen Skalmierzyce und Kalisch ist eingestellt 

worden. Die russische Grenzwache wurde durch Infanterie

 verstärkt.


                            Eine nationale Tat.

    Kottbus, 31. Juli.  Angesichts der politischen

Ereignisse erachtet es der Arbeitgeberverband

der Lausitzer Tuchindustrie für seine nationale

Pflicht, die Aussperrung sofort für

beendet zu erklären. Die Verbandsbetriebe

werden am Montag, den 3. August, früh wieder

eröffnet.


                       Neueste Nachrichten.

    Berlin, 1. Aug.   Laut "Lok. Anz." hat die

Kaiserliche Familie gestern abend im Schlosse

das heilige Abendmahl genommen.

    Berlin, 1. Aug.   Prinz  Adalbert von Preußen

hat sich heute  mit der Prinzessin Adelheid von Sachsen-

Meiningen verlobt.

    Berlin, 1. Aug.  Der Berliner Magistrat hat

sich gestern sehr eingehend mit Maßnahmen beschäftigt,

die die städtische Verwaltung im Falle des

Krieges zu ergreifen hat. Nach der "Morgenpost"

wurde eine Reihe wichtiger Beschlüsse gefaßt, die sich

auf die Lebensmittelversorgung beziehen. Die

Stadt wird in der Lage sein, die Lebensmittelversorgung 

selbst zu regeln.

    Berlin, 1. Aug.  Für den Fall der Mobilmachung

hat Geheimrat Lipmann vom Vorstand der

Volks-Kaffee- und Speisehallen-Gesellschaft den

Betrag von 15 000 Mark für den Fall des Krieges

zur unentgeltlichen Verabreichung  von Speisen

und Getränken an ausrückende Mannschaften auf

den Berliner Bahnhöfen zur Verfügung gestellt. 

    Berlin, 1. Aug.  An der Berliner Universität

schlossen gestern die Professoren ihre Vorlesungen

mit dem Hinweis auf die bevorstehende Kriegsgefahr

und die in Aussicht stehende Schließung der

Universität.

    Berlin, 1. Aug.   Der frühere Pastor Schmidt,

der unter dem Verdacht verhaftet wurde, das

Revolverattentat auf die inzwischen ihren  Verletzungen

erlegene Frau Meyer aus der Xantenerstraße verübt

zu haben, ist dem Berliner Tageblatt zufolge

aus der Haft entlassen worden, weil er als Täter

nicht mehr in Frage kommt.


                                    OESTERREICH.

                Verschlechterung der Situation.

    Wien, 30. Juli.  Der Kaiser empfing gleich

nach seiner Ankunft den Minister des Äußeren, Grafen

Berchthold, den Kriegsminister v. Krobatin und

den  Generalstabschef Baron Conrad. Die Situation

wird wegen der  Haltung Rußlands

als sehr ernst beurteilt.


          Allgemeine Mobilmachung in Oesterreich.

     Wien, 31. Juli.  In Oesterreich ist die allgemeine

Mobilisierung mit Einschluß des

Landsturms angeordnet worden. Landsturmpflichtig

sind Männer vom 18. bis 42. Lebensjahr. Der

Landsturm besteht in zwei Aufgeboten.


      Noch keine Grenzüberschreitung österreichischer

                                      Truppen.

Budapest, 31. Juli.  Von amtlicher ungarischer

Seite erfahre ich, daß entgegen allen anders

lautenden Nachrichten österreichisch-ungarische Truppen

bis Donnerstag abends noch nirgends die serbischen

Grenzen überschritten haben. Auf der ungarischen

Festung Peterwardein wurde gestern ein

Reservist, der als Nazarener den Gehorsam verweigerte,

standrechtlich erschossen.


                Der Weltfriedenskongreß in Wien abgesagt.

    Der für den 15. bis 19. September nach Wien einberufene

Weltfriedenskongreß  wurde infolge der

Kriegsereignisse abgesagt. Zum Kongreß waren

bereits über 2000 Teilnehmer angemeldet.


                        Neueste Nachrichten.

    Wien, 1. August.  Nach einer amtlichen Mitteilung

vom 31. Juli hat der Kaiser die allgemeine

Mobilmachung des Heeres und der Marine und der

beiden Landwehren sowie die Aufbietung und Einberufung

des Landsturmes befohlen. Diese Verfügung

ist veranlaßt durch die von Rußland angeordnete

Mobilisierung und hat keinen aggressiven

Charakter.

    Wien, 1. August.  Durch kaiserliche Verordnung

wurden die Befugnisse der politischen Verwaltung

dem Armeeoberkommandanten übertragen, ferner

eine Ministerialverordnung über den Absatz von

Waffen, Munitionsgegenständen und über Einstellung

der Wirksamkeit der Geschworenengerichte veröffentlicht.

Diese Verordnung gilt für die Bukowina,

Teile von Mähren und Schlesien. Am Küstenland

von Dalmatien wird der Seeverkehr 

beschränkt.

    Wien, 1. August.  Nach Bekanntwerden der allgemeinen

Mobilisierung fanden große patriotische

Kundgebungen statt. Auch aus der Provinz laufen

Berichte über begeisterte Kundgebungen ein.

                                    

                                       ITALIEN.

                          Macht Italien mobil?

    Rom, 31. Juli. Der italienische Ministerrat

beriet heute über die Mobilisierung der italienischen

Armee.


 3. Spalte 

             Italien bestellt fünf Parseval-Luftschiffe.

    Die italienische Regierung gab der Luftfahrzeug-

Gesellschaft in Bitterfeld fünf neue Parseval-

Luftschiffe in Auftrag.


                                   RUSSLAND.

          Die russische Mobilmachung an der deutschen

                                          Grenze.   

    Es kann  keinem Zweifel unterliegen, daß die

russische Mobilmachung an der Grenze in vollem  

Gange ist. Die zweite und dritte russische Kavalleriedivision

stehen an der Grenze zwischen Wirballen

und Augustow. Die russische Grenzwache hat ihre

Wachthäuser in Brand gesetzt. Zollbeamte behaupten,

daß dies Mobilmachung bedeutet. Zuverlässige

Reisende haben auf der Fahrt von Petersburg nach

Wirballen in Wilna drei Militärzüge mit Artillerie

gesehen. Alle Mannschaften waren kriegsmäßig

ausgerüstet.

                           Russische Maßnahmen.

    Kattowitz, 31. Juli.  Heute nacht 2 ½ Uhr

wurde die Eisenbahnbrücke von Granica,

die Granica mit Sczokowa verbindet, vom russischen

Militär in die Luft gesprengt. Die Einwohnerschaft

von Granica hat den Ort geräumt.

Rußland hat den Grenzkordon zurückgezogen. 

Die russische Zollkammer wurde geräumt

und ihre Bestände nach dem Inneren Rußlands gebracht.

Alle Lokomotiven sind von der Grenze nach

dem Inneren gebracht worden. Aus Kalisch wird

gemeldet, daß man dort alles in der größten Eile

zum Kriege vorbereite. Heute treffen dort wiederum

zwei Infanterie-Regimenter, eins aus Lodz und

eins aus Warschau, ein. Die Bahnlinie von Kalisch

nach der deutschen Grenze ist durchweg

militärisch besetzt. In dem unweit von Kalisch

gelegenen Orte Mostkow liegt eine Abteilung

Jäger. Soeben kam hier die Nachricht aus Kalisch,

daß ein Artillerie-Regiment nach der russischen

Grenze befördert wurde. Es steht auch fest, daß unweit

der Grenze eine Maschinengewehrabteilung

stationiert ist. 


                Verbrüderung mit den Königsmördern.

    Gestern verließen abermals mehrere serbische Offiziere 

die russische Hauptstadt. Schon eine Stunde

vor Abgang des Zuges versammelten sich große

Menschenmassen auf dem Bahnhof bis weit auf die

Straße hinaus und brachten den Serben begeisterte

Ovationen dar. Es wurden Fahnen vorangetragen.

Die serbischen Offiziere wurden vom Publikum

auf den Händen zum Zuge getragen. Bei der

Abfahrt wurde ihnen ein Bildnis des Zaren überreicht.

Die Demonstranten segneten die Offiziere

mit dem Bildnis des Zaren.


                 Meuterei auf der russischen Flotte?

    Konstantinopel, 30. Juli.  In einem

missing wird gemeldet: Es

wird bestätigt, daß auf der russischen Flotte in

Sebastopol eine Meuterei ausgebrochen ist. Über ihren 

Umfang liegen keine zuverlässigen Nachrichten vor,

insbesondere darüber, ob es sich etwa um einen vereinzelten

Vorgang auf einem einzelnen Schiff handelt.

Der hiesige russische Stationskreuzer ging

gestern mit versiegelter Order ins Schwarze Meer.

Die deutschen Schiffe werden aus dem Schwarzen

Meer zurückgerufen. Diese Meldung zeigt - ebenso

wie die von der Sprengung der Warschauer Zitadelle - 

aufs neue, mit welchen bedeutenden Schwierigkeiten

im Innern Rußlands zu kämpfen hat.


                               Neueste Nachrichten.

    Moskau, 1. Aug.  Der Gemeinderat bewilligte

1 Million Rubel für Organisation und Hilfsmittel

für Heer und Flotte Rußlands unter befreundeten

Mächten.


                                       ENGLAND.

               Pessimistische Stimmung in London.

    London, 30. Juli.  Die englische Zuversicht auf

eine Eindämmung des Kriegsherdes ist, seit Sir

Edward Greys heutiger Erklärung, in tiefsten Pessimismus

umgeschlagen. Bange Fragen erheben sich

in den Kreisen der Parlamentarier: Wird die Regierung

die Session vor den Ferien, wie üblich,

schließen oder nur vertagen? Die gegen allen

Parlamentsbrauch verstoßende Vertagung wäre ein

sicherer Beweis dafür, daß man mit derMöglichkeit

einer aktiven Teilnahme Englands an einem europäischen

Krieg rechnet und deshalb das Mittel

schnellster Berufung des Hauses in der Hand behält.

In den Wandelgängen des Parlaments und in den

politischen Klubs besprechen erregte Gruppen dem [sic]

designierten Ausspruch des Staatssekretärs, bislang

seien weitere Schwierigkeiten unter den Mächten

nicht eingetreten, wobei die Betonung des "bislang"

eine nur geringe Hoffnung für die Zukunft zu zeigen

scheint. Auch das Wirtschaftsleben zeigt eine außerordentliche

Depression.


                   Die englischen Flottenvorkehrungen. 

    London, 31. Juli.  Die englischen Marinebehörden

haben sämtliche Vorsichtsmaßregeln getroffen.

Den gestrigen Tag über herrschte in Portsmouth

fieberhafte Geschäftigkeit. Vor allem war

man darauf bedacht, die Schiffe der 2. Flotte für den

ersten Ruf in Bereitschaft zu setzen. Die Hauptarbeit

war, die Mannschaft möglichst schnell auf

ihren Bestand zu bringen. Jeder Urlaub hörte auf;

die Mannschaften, die der Marineartillerie und den

Torpedoschulen zugeteilt waren, kehrten zur zweiten

Flotte zurück. Die Militärbehörden stellten starke

Infanterieaufgebote zum Schutze der Staatsmagazine

auf. Auch am Humber ging es bei der Flotte

lebhaft zu. Die achte Torpedobootsflottille, die zehn

Zerstörer und den Kreuzer "Pothfinder" umfaßt, 

lief ein, nahm in Immingham Kohlen ein und fuhr

an die Ostküste. Drei Unterseeboote und der Kreuzer


 4. Spalte 

"Bonaventure" postierten sich in der Humbermündung.

Die großen Oeltanks der Admiralität

in Killingholme wurden mit Gras bedeckt und mit

schwarzer und roter Farbe angestrichen, um sie vor

einer Beobachtung von der See aus zu schützen. Der

Kreuzer "Hazard"  mit einer Unterseebootsflottille

lief in Dover ein, wo er sich mit den leichten

Kreuzern und den Zerstörern der sechsten Flottille, die

auch in Portsmouth stationiert ist, vereinigte. Trotzdem

nicht die geringste Ursache für eine Besorgnis

oder für Alarm in Gibraltar vorliegt, so sind doch

in ständiger Arbeit bei Tag und Nacht die notwendigen

Vorsichtsmaßregeln für die Verteidigung des

Felsens  getroffen worden.


                 Asquith über den Ernst der Lage.

    Im Unterhaus beantragte Premierminister Asquith

die Vertagung der zweiten Lesung der Zusatzbill

und sagte: Wir versammeln uns heute unter

Bedingungen, deren Ernst in unser aller Erfahrung

kaum seinesgleichen hat. Die Frage: Krieg oder

Frieden? hängt in der Schwebe. Wir stehen einer

Katastrophe gegenüber, deren Umfang und

Wirkungen unmöglich abgeschätzt

werden können. Unter diesen Umständen

ist es von vitaler Bedeutung für das Interesse

der ganzen Welt, daß England, das keine eigenen

Interessen direkt auf dem Spiele stehen hat (Beifall),

eine geschlossene Front zeigt (lebh. Beifall)

und imstande ist, mit der Autorität einer einigen

Nation zu sprechen und zu handeln. Die Debatte

über die Zusatzbill könne unter solchen Umständen

verderbliche Wirkungen auf die internationale 

Lage haben. Er beantragte [sic] daher in Übereinstimmung

mit Bonar Law die Vertagung und spreche die

die Hoffnung aus, daß der Patriotismus aller Parteien

dazu beitragen werde, soviel das in Engands

Macht liegt, das Unheil, das die ganze Welt

bedrohe, wenn  nicht abzuwenden, so doch wenigstens

zu umgrenzen.


Panik der Londoner Finanzwelt.

    London, 31. Juli.  Gegenwärtig findet ein

Ansturm bei der Bank von England statt zur Eintauschung

von Noten gegen Gold. Auch bei den Aktienbanken

ist eine Massenentnahme von Gold im

Gange. Im Augenblick verlassen vier Wagen mit

Gold die Bank von England unter Bedeckung von

etwa 400 Mann. Bedeutende Börsenfirmen veranlaßten

das im Handelsteil gemeldete Schließen der

Börse durch eine Petition an den Börsenvorstand

unter Androhung sofortiger Zahlungseinstellungen.


                          Neueste Nachrichten.

    London, 1. Aug.  Im Unterhause wies Asquith,

der mit Beifall empfangen wurde, auf die

Vorgänge mit Rußland und Deutschland hin, und 

sagte, er zieh [sic] vor, unter diesen Umständen keine

weiteren Fragen bis Montag zu beantworten.

 

                                 FRANKREICH.

                   Französische Geldknappheit.

    Einen bemerkenswerten Kontrast zu der finanziellen

Bereitschaft, die in Deutschland herrscht,

stellen Vorsichtsmaßregeln dar, die dem "Tag"

zufolge in Paris getroffen werden. Die französische

Regierung hat mit Rücksicht auf die

gegenwärtige Lage gemäß dem Gesetz über die

Sparkassen sich entschlossen, daß Zahlungen auf

50 Francs innerhalb 14 Tagen für jeden Einleger

limitiert werden. Infolgedessen finden Auszahlungen

auf Sicht nicht mehr statt. Auszahlungen bis

zu 50 Francs werden gemäß dem Gesetze erst 14

Tage nach Kündigung erfolgen.


                              DÄNEMARK.

    Kopenhagen, 1. Aug.  Die Regierung hat

beschlossen, in dem Kriege zwischen Österreich-Ungarn

und Serbien vollständige Neutralität zu

bewahren.


                        BELGIEN U. HOLLAND.

    Die Königin der  Niederlande hat Freitagmittag

um 1,30 Uhr durch Erlaß die sofortige allgemeine

Mobilmachung befohlen. In einer weiteren 

Bekanntmachung wird erklärt, daß für die Niederlande

Kriegsgefahr besteht. Die Zweite Kammer ist für

den 3. August nachmittags zusammenberufen worden.

Holland sollte doch wirklich etwas weniger

nervös sein. Die belgische Regierung hat sämtliche

Reserveoffiziere für die dritte und fünfte Division,

die in Lüttich und Mons liegen, einberufen.


                                  SCHWEIZ.

                 Mobilmachung der Schweiz.

    Bern, 31. Juli.  Der Schweizer Bundesrat beschloß,

die ganze Armee, den Auszug, die Landwehr

und den Landsturm auf Pikett zu stellen, sowie den

Landsturm in den Grenzgebieten aufzubieten. Zugleich

wird ein Ausfuhrverbot für Pferde, Automobile,

Getreide und zahlreiche Artikel erlassen.


                                   SPANIEN.

           Zusammenziehung der spanischen Flotte.

    London, 30. Juli.  Großes Aufsehen erregt

hier die Zusammenziehung der spanischen Flotte bei

den Balearen. Von Algecicas sind dorthin drei

Kreuzer und Torpedoboote abgefahren, von der

afrikanischen Küste das Schlachtschiff "Pelayo". In

Algecicas ist das französische Flaggschiff "Cassaro"

eingelaufen. Die Maschinenanlagen der Marinedocks

zu Newport sind soeben unter ständige militärische

Bewachung gestellt.


                  BULGARIEN UND MONTENEGRO.

                           Neueste Nachrichten.

    Athen, 1. Aug.   Der bulgarische Gesandte hat

eine offizielle Erklärung seiner Regierung über die

Neutralität im Kriege zwischen Österreich-Ungarn

und Serbien überreicht.













    



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 item 20 


 1. Spalte 

               Der Kronprinz Führer der 1. Gardedivision.

    Nach einer offiziellen Meldung aus Potsdam ist

der Kronprinz zum Führer der ersten Gardedivision

ausersehen.


Generalfeldmarschall v. d. Goltz'  Wiedereintritt

                                   in das Heer.

    Generalfeldmarschall von der Goltz hat sich zum

Wiedereintritt in das Heer gemeldet. Es laufen

schon seit länger als einer Woche im preußischen

Kriegsministerium täglich Meldungen von deutschen

Kriegsfreiwilligen ein. Die Meldungen

rekrutieren sich vielfach aus denjenigen

Kreisen, für die kein Zwang zum Militärdienst besteht,

insbesondere aus Mitgliedern des Landsturmes

und auch aus solchen, die bei der Aushebung

als untauglich befunden wurden, beziehentlich

bei der Auslosung ausfielen. Zurzeit werden

diese Meldungen keine Berücksichtigung finden.

Nur im allerletzten Ernstfalle werden Freiwillige

dieser Art zur Verwendung im inneren

Dienste kommen. Dagegen haben die verabschiedeten

Offiziere die sich ebenfalls zahlreich

zum Wiedereintritt melden, Aussicht auf

baldige Annahme.


          Die Einstellung von Nichtgedienten

                        und Freiwilligen.

    Auf Grund des § 98 der Heer-und Wehrordnung

kann sich jede Persönlichkeit, die ihrer Dienstpflicht

noch nicht genügt hat, bei Ausbruch

der Mobilmachung einen Truppenteil (Ersatzbataillon

usw.) nach Belieben wählen. Wenn er dies

nicht tut, wird bei der bald einsetzenden Aushebung

über ihn verfügt. Als Kriegsfreiwillige können

sich solche Leute bei einem Ersatztruppenteil melden,

die keine gesetzliche Verpflichtung zum Dienen

mehr haben, ferner jugendliche Personen zwischen

17 und 20 Jahren, soweit sie sich nicht in solchen

Bezirken aufhalten, in denen der Landsturm aufgeboten

ist.


  Der Telephonverkehr in Deutschland gesperrt.

    Nach den Grenzstädten im Westen, Norden und

Osten ist ein telephonischer Verkehr nicht mehr möglich. 


                Ein deutsches Ausfuhrverbot.

    Berlin, 31. Juli.  Der Bundesrat hat in seiner

heutigen Sitzung den Erlaß von drei kaiserlichen

Verordnungen betreffend das Verbot der Ausfuhr

von Verpflegungs-, Streu- und Futtermitteln, ferner

von Tieren und tierischen Erzeugnissen sowie

von Kraftfahrzeugen (Motorwagen, Motorfahrrädern

und Teilen davon) und von Mineralrohölen,

Steinkohlenteer und allen aus diesen hergestellten

Oelen zugestimmt. Die Verordnungen treten sofort

in Kraft; der Reichskanzler ist ermächtigt, Ausnahmen

zu gestatten und die erforderlichen 

Sicherungsmaßregeln zu treffen.


                     Weiteres Ausfuhrverbot.    

    Berlin, 31. Juli.  Der heutige "Reichsanzeiger"

 veröffentlicht außer den bereits gemeldeten

Ausfuhrverboten das Verbot der Ausfuhr und

Durchfuhr von Eisenbahnmaterial aller

Art, von Telegraphen- und Fernsprechdrähten sowie

Teilen davon, von Luftschiffergeräten aller Art,

von Fahrzeugen und Teilen davon, ferner das Verbot

betreffend die Ausfuhr und Durchfuhr von

Waffen, Munition, Pulver und Sprengstoffen, sowie

von anderen Artikeln des Kriegsbedarfs und

von Gegenständen zur Herstellung von Kriegsbedarfsartikeln,

ferner das Verbot betreffend die Ausfuhr und 

Durchfuhr von Rohstoffen, die bei der Herstellung

und dem Betriebe von Gegenständen des Kriegsbedarfs

zur Verwendung gelangen.


                      Russische Erntearbeiter.

    Unter den Maßnahmen, die die deutsche Regierung

treffen sollte, besteht hoffentlich auch die Einbehaltung

der russischen Erntearbeiter, die

noch auf deutschem Boden weilen. Zu der Zahl von

weit über 50 000 Mann nicht der schlechtesten Soldaten

stellen sie ein vollrussisches Armeekorps

dar. Genau so wie man in Oesterreich alle

serbischen Reservisten kurzerhand verhaftet, halte

man diese russischen Reservisten bei uns sofort unter

militärischer Bewachung - wozu Landsturmleute

genügen - und lasse die Erntearbeiten

vollenden und interniere sie dann an geeigneten

Orten. Es ist das eine Pflicht der Selbsterhaltung.

Nur keine falsche Zurückhaltung den russischen

Friedensbrechern gegenüber!


         Die Unterbrechung der deutschen Seeschiffahrt.

    Hamburg, 31. Juli. Sämtliche Hamburger

Reedereien haben ihre auf See befindlichen Dampfer

angewiesen, unverzüglich den nächsten Hafen anzulaufen

und weitere Order abzuwarten. Aus Hamburg

wird heute kein Schiff mehr abgelassen.


                            Panik in Straßburg.

    Straßburg, 30. Juli.  In Straßburg herrscht

die größte Erregung. Das Papiergeld hat momentan

fast keinen Wert; Geschäftsleute und Wirtschaften

weigern sich, Papiergeld anzunehmen. An den

Sparkassen werden fortgesetzt Beträge abgehoben,

es wird von manchen Leuten sogar ein schwunghafter

Handel mit Hundertmarkscheinen betrieben, für die sie

90 bis 95 Mark in Silber zahlen. - Die Lebensmittelpreise

sind horrend in die Höhe gestiegen.

Die Kolonialwarenhändler machen bekannt, daß

nur noch gegen Kasse verkauft werde.


                         Aus Königsberg.

    Die Polizeidirektion macht durch Anschlag öffentlich

bekannt:  Zur Sicherung des Hauptbahnhofes

und dessen Betriebsanlagen, ist eine militärische

Wache am Bahnhof, sowie Posten an den Betriebsanlagen

daselbst aufgestellt. Um Unglücksfälle zu

vermeiden, mache ich die Bevölkerung darauf aufmerksam, 

daß die Annäherung an die 


 2. Spalte 

Eisenbahnanlagen (Gleise, Brücken, Stellwerke usw.)

näher als 100 Meter verboten ist. Das Passieren

dieser Anlagen durch Zivilpersonen ohne Begleitung

eines Postens ist verboten. Zivilpersonen werden

von den Posten mit Halt! angerufen und müssen

stehen. Zuwiderhandelnde setzen sich der Gefahr

aus, erschossen zu werden.


                 Panik an der russischen Grenze.

    Ostrowo, 31. Juli.  Unter den Einwohnern

an der russischen Grenze herrscht eine große Panik,

sogar die Familien der deutschen Beamten leben

in großer Aufregung und die meisten haben die

letzte Nacht in Ostrowo verbracht. Der Güterverkehr

zwischen Skalmierzyce und Kalisch ist eingestellt 

worden. Die russische Grenzwache wurde durch Infanterie

 verstärkt.


                            Eine nationale Tat.

    Kottbus, 31. Juli.  Angesichts der politischen

Ereignisse erachtet es der Arbeitgeberverband

der Lausitzer Tuchindustrie für seine nationale

Pflicht, die Aussperrung sofort für

beendet zu erklären. Die Verbandsbetriebe

werden am Montag, den 3. August, früh wieder

eröffnet.


                       Neueste Nachrichten.

    Berlin, 1. Aug.   Laut "Lok. Anz." hat die

Kaiserliche Familie gestern abend im Schlosse

das heilige Abendmahl genommen.

    Berlin, 1. Aug.   Prinz  Adalbert von Preußen

hat sich heute  mit der Prinzessin Adelheid von Sachsen-

Meiningen verlobt.

    Berlin, 1. Aug.  Der Berliner Magistrat hat

sich gestern sehr eingehend mit Maßnahmen beschäftigt,

die die städtische Verwaltung im Falle des

Krieges zu ergreifen hat. Nach der "Morgenpost"

wurde eine Reihe wichtiger Beschlüsse gefaßt, die sich

auf die Lebensmittelversorgung beziehen. Die

Stadt wird in der Lage sein, die Lebensmittelversorgung 

selbst zu regeln.

    Berlin, 1. Aug.  Für den Fall der Mobilmachung

hat Geheimrat Lipmann vom Vorstand der

Volks-Kaffee- und Speisehallen-Gesellschaft den

Betrag von 15 000 Mark für den Fall des Krieges

zur unentgeltlichen Verabreichung  von Speisen

und Getränken an ausrückende Mannschaften auf

den Berliner Bahnhöfen zur Verfügung gestellt. 

    Berlin, 1. Aug.  An der Berliner Universität

schlossen gestern die Professoren ihre Vorlesungen

mit dem Hinweis auf die bevorstehende Kriegsgefahr

und die in Aussicht stehende Schließung der

Universität.

    Berlin, 1. Aug.   Der frühere Pastor Schmidt,

der unter dem Verdacht verhaftet wurde, das

Revolverattentat auf die inzwischen ihren  Verletzungen

erlegene Frau Meyer aus der Xantenerstraße verübt

zu haben, ist dem Berliner Tageblatt zufolge

aus der Haft entlassen worden, weil er als Täter

nicht mehr in Frage kommt.


                                    OESTERREICH.

                Verschlechterung der Situation.

    Wien, 30. Juli.  Der Kaiser empfing gleich

nach seiner Ankunft den Minister des Äußeren, Grafen

Berchthold, den Kriegsminister v. Krobatin und

den  Generalstabschef Baron Conrad. Die Situation

wird wegen der  Haltung Rußlands

als sehr ernst beurteilt.


          Allgemeine Mobilmachung in Oesterreich.

     Wien, 31. Juli.  In Oesterreich ist die allgemeine

Mobilisierung mit Einschluß des

Landsturms angeordnet worden. Landsturmpflichtig

sind Männer vom 18. bis 42. Lebensjahr. Der

Landsturm besteht in zwei Aufgeboten.


      Noch keine Grenzüberschreitung österreichischer

                                      Truppen.

Budapest, 31. Juli.  Von amtlicher ungarischer

Seite erfahre ich, daß entgegen allen anders

lautenden Nachrichten österreichisch-ungarische Truppen

bis Donnerstag abends noch nirgends die serbischen

Grenzen überschritten haben. Auf der ungarischen

Festung Peterwardein wurde gestern ein

Reservist, der als Nazarener den Gehorsam verweigerte,

standrechtlich erschossen.


                Der Weltfriedenskongreß in Wien abgesagt.

    Der für den 15. bis 19. September nach Wien einberufene

Weltfriedenskongreß  wurde infolge der

Kriegsereignisse abgesagt. Zum Kongreß waren

bereits über 2000 Teilnehmer angemeldet.


                        Neueste Nachrichten.

    Wien, 1. August.  Nach einer amtlichen Mitteilung

vom 31. Juli hat der Kaiser die allgemeine

Mobilmachung des Heeres und der Marine und der

beiden Landwehren sowie die Aufbietung und Einberufung

des Landsturmes befohlen. Diese Verfügung

ist veranlaßt durch die von Rußland angeordnete

Mobilisierung und hat keinen aggressiven

Charakter.

    Wien, 1. August.  Durch kaiserliche Verordnung

wurden die Befugnisse der politischen Verwaltung

dem Armeeoberkommandanten übertragen, ferner

eine Ministerialverordnung über den Absatz von

Waffen, Munitionsgegenständen und über Einstellung

der Wirksamkeit der Geschworenengerichte veröffentlicht.

Diese Verordnung gilt für die Bukowina,

Teile von Mähren und Schlesien. Am Küstenland

von Dalmatien wird der Seeverkehr 

beschränkt.

    Wien, 1. August.  Nach Bekanntwerden der allgemeinen

Mobilisierung fanden große patriotische

Kundgebungen statt. Auch aus der Provinz laufen

Berichte über begeisterte Kundgebungen ein.

                                    

                                       ITALIEN.

                          Macht Italien mobil?

    Rom, 31. Juli. Der italienische Ministerrat

beriet heute über die Mobilisierung der italienischen

Armee.


 3. Spalte 

             Italien bestellt fünf Parseval-Luftschiffe.

    Die italienische Regierung gab der Luftfahrzeug-

Gesellschaft in Bitterfeld fünf neue Parseval-

Luftschiffe in Auftrag.


                                   RUSSLAND.

          Die russische Mobilmachung an der deutschen

                                          Grenze.   

    Es kann  keinem Zweifel unterliegen, daß die

russische Mobilmachung an der Grenze in vollem  

Gange ist. Die zweite und dritte russische Kavalleriedivision

stehen an der Grenze zwischen Wirballen

und Augustow. Die russische Grenzwache hat ihre

Wachthäuser in Brand gesetzt. Zollbeamte behaupten,

daß dies Mobilmachung bedeutet. Zuverlässige

Reisende haben auf der Fahrt von Petersburg nach

Wirballen in Wilna drei Militärzüge mit Artillerie

gesehen. Alle Mannschaften waren kriegsmäßig

ausgerüstet.

                           Russische Maßnahmen.

    Kattowitz, 31. Juli.  Heute nacht 2 ½ Uhr

wurde die Eisenbahnbrücke von Granica,

die Granica mit Sczokowa verbindet, vom russischen

Militär in die Luft gesprengt. Die Einwohnerschaft

von Granica hat den Ort geräumt.

Rußland hat den Grenzkordon zurückgezogen. 

Die russische Zollkammer wurde geräumt

und ihre Bestände nach dem Inneren Rußlands gebracht.

Alle Lokomotiven sind von der Grenze nach

dem Inneren gebracht worden. Aus Kalisch wird

gemeldet, daß man dort alles in der größten Eile

zum Kriege vorbereite. Heute treffen dort wiederum

zwei Infanterie-Regimenter, eins aus Lodz und

eins aus Warschau, ein. Die Bahnlinie von Kalisch

nach der deutschen Grenze ist durchweg

militärisch besetzt. In dem unweit von Kalisch

gelegenen Orte Mostkow liegt eine Abteilung

Jäger. Soeben kam hier die Nachricht aus Kalisch,

daß ein Artillerie-Regiment nach der russischen

Grenze befördert wurde. Es steht auch fest, daß unweit

der Grenze eine Maschinengewehrabteilung

stationiert ist. 


                Verbrüderung mit den Königsmördern.

    Gestern verließen abermals mehrere serbische Offiziere 

die russische Hauptstadt. Schon eine Stunde

vor Abgang des Zuges versammelten sich große

Menschenmassen auf dem Bahnhof bis weit auf die

Straße hinaus und brachten den Serben begeisterte

Ovationen dar. Es wurden Fahnen vorangetragen.

Die serbischen Offiziere wurden vom Publikum

auf den Händen zum Zuge getragen. Bei der

Abfahrt wurde ihnen ein Bildnis des Zaren überreicht.

Die Demonstranten segneten die Offiziere

mit dem Bildnis des Zaren.


                 Meuterei auf der russischen Flotte?

    Konstantinopel, 30. Juli.  In einem

missing wird gemeldet: Es

wird bestätigt, daß auf der russischen Flotte in

Sebastopol eine Meuterei ausgebrochen ist. Über ihren 

Umfang liegen keine zuverlässigen Nachrichten vor,

insbesondere darüber, ob es sich etwa um einen vereinzelten

Vorgang auf einem einzelnen Schiff handelt.

Der hiesige russische Stationskreuzer ging

gestern mit versiegelter Order ins Schwarze Meer.

Die deutschen Schiffe werden aus dem Schwarzen

Meer zurückgerufen. Diese Meldung zeigt - ebenso

wie die von der Sprengung der Warschauer Zitadelle - 

aufs neue, mit welchen bedeutenden Schwierigkeiten

im Innern Rußlands zu kämpfen hat.


                               Neueste Nachrichten.

    Moskau, 1. Aug.  Der Gemeinderat bewilligte

1 Million Rubel für Organisation und Hilfsmittel

für Heer und Flotte Rußlands unter befreundeten

Mächten.


                                       ENGLAND.

               Pessimistische Stimmung in London.

    London, 30. Juli.  Die englische Zuversicht auf

eine Eindämmung des Kriegsherdes ist, seit Sir

Edward Greys heutiger Erklärung, in tiefsten Pessimismus

umgeschlagen. Bange Fragen erheben sich

in den Kreisen der Parlamentarier: Wird die Regierung

die Session vor den Ferien, wie üblich,

schließen oder nur vertagen? Die gegen allen

Parlamentsbrauch verstoßende Vertagung wäre ein

sicherer Beweis dafür, daß man mit derMöglichkeit

einer aktiven Teilnahme Englands an einem europäischen

Krieg rechnet und deshalb das Mittel

schnellster Berufung des Hauses in der Hand behält.

In den Wandelgängen des Parlaments und in den

politischen Klubs besprechen erregte Gruppen dem [sic]

designierten Ausspruch des Staatssekretärs, bislang

seien weitere Schwierigkeiten unter den Mächten

nicht eingetreten, wobei die Betonung des "bislang"

eine nur geringe Hoffnung für die Zukunft zu zeigen

scheint. Auch das Wirtschaftsleben zeigt eine außerordentliche

Depression.


                   Die englischen Flottenvorkehrungen. 

    London, 31. Juli.  Die englischen Marinebehörden

haben sämtliche Vorsichtsmaßregeln getroffen.

Den gestrigen Tag über herrschte in Portsmouth

fieberhafte Geschäftigkeit. Vor allem war

man darauf bedacht, die Schiffe der 2. Flotte für den

ersten Ruf in Bereitschaft zu setzen. Die Hauptarbeit

war, die Mannschaft möglichst schnell auf

ihren Bestand zu bringen. Jeder Urlaub hörte auf;

die Mannschaften, die der Marineartillerie und den

Torpedoschulen zugeteilt waren, kehrten zur zweiten

Flotte zurück. Die Militärbehörden stellten starke

Infanterieaufgebote zum Schutze der Staatsmagazine

auf. Auch am Humber ging es bei der Flotte

lebhaft zu. Die achte Torpedobootsflottille, die zehn

Zerstörer und den Kreuzer "Pothfinder" umfaßt, 

lief ein, nahm in Immingham Kohlen ein und fuhr

an die Ostküste. Drei Unterseeboote und der Kreuzer


 4. Spalte 

"Bonaventure" postierten sich in der Humbermündung.

Die großen Oeltanks der Admiralität

in Killingholme wurden mit Gras bedeckt und mit

schwarzer und roter Farbe angestrichen, um sie vor

einer Beobachtung von der See aus zu schützen. Der

Kreuzer "Hazard"  mit einer Unterseebootsflottille

lief in Dover ein, wo er sich mit den leichten

Kreuzern und den Zerstörern der sechsten Flottille, die

auch in Portsmouth stationiert ist, vereinigte. Trotzdem

nicht die geringste Ursache für eine Besorgnis

oder für Alarm in Gibraltar vorliegt, so sind doch

in ständiger Arbeit bei Tag und Nacht die notwendigen

Vorsichtsmaßregeln für die Verteidigung des

Felsens  getroffen worden.


                 Asquith über den Ernst der Lage.

    Im Unterhaus beantragte Premierminister Asquith

die Vertagung der zweiten Lesung der Zusatzbill

und sagte: Wir versammeln uns heute unter

Bedingungen, deren Ernst in unser aller Erfahrung

kaum seinesgleichen hat. Die Frage: Krieg oder

Frieden? hängt in der Schwebe. Wir stehen einer

Katastrophe gegenüber, deren Umfang und

Wirkungen unmöglich abgeschätzt

werden können. Unter diesen Umständen

ist es von vitaler Bedeutung für das Interesse

der ganzen Welt, daß England, das keine eigenen

Interessen direkt auf dem Spiele stehen hat (Beifall),

eine geschlossene Front zeigt (lebh. Beifall)

und imstande ist, mit der Autorität einer einigen

Nation zu sprechen und zu handeln. Die Debatte

über die Zusatzbill könne unter solchen Umständen

verderbliche Wirkungen auf die internationale 

Lage haben. Er beantragte [sic] daher in Übereinstimmung

mit Bonar Law die Vertagung und spreche die

die Hoffnung aus, daß der Patriotismus aller Parteien

dazu beitragen werde, soviel das in Engands

Macht liegt, das Unheil, das die ganze Welt

bedrohe, wenn  nicht abzuwenden, so doch wenigstens

zu umgrenzen.


Panik der Londoner Finanzwelt.

    London, 31. Juli.  Gegenwärtig findet ein

Ansturm bei der Bank von England statt zur Eintauschung

von Noten gegen Gold. Auch bei den Aktienbanken

ist eine Massenentnahme von Gold im

Gange. Im Augenblick verlassen vier Wagen mit

Gold die Bank von England unter Bedeckung von

etwa 400 Mann. Bedeutende Börsenfirmen veranlaßten

das im Handelsteil gemeldete Schließen der

Börse durch eine Petition an den Börsenvorstand

unter Androhung sofortiger Zahlungseinstellungen.


                          Neueste Nachrichten.

    London, 1. Aug.  Im Unterhause wies Asquith,

der mit Beifall empfangen wurde, auf die

Vorgänge mit Rußland und Deutschland hin, und 

sagte, er zieh [sic] vor, unter diesen Umständen keine

weiteren Fragen bis Montag zu beantworten.

 

                                 FRANKREICH.

                   Französische Geldknappheit.

    Einen bemerkenswerten Kontrast zu der finanziellen

Bereitschaft, die in Deutschland herrscht,

stellen Vorsichtsmaßregeln dar, die dem "Tag"

zufolge in Paris getroffen werden. Die französische

Regierung hat mit Rücksicht auf die

gegenwärtige Lage gemäß dem Gesetz über die

Sparkassen sich entschlossen, daß Zahlungen auf

50 Francs innerhalb 14 Tagen für jeden Einleger

limitiert werden. Infolgedessen finden Auszahlungen

auf Sicht nicht mehr statt. Auszahlungen bis

zu 50 Francs werden gemäß dem Gesetze erst 14

Tage nach Kündigung erfolgen.


                              DÄNEMARK.

    Kopenhagen, 1. Aug.  Die Regierung hat

beschlossen, in dem Kriege zwischen Österreich-Ungarn

und Serbien vollständige Neutralität zu

bewahren.


                        BELGIEN U. HOLLAND.

    Die Königin der  Niederlande hat Freitagmittag

um 1,30 Uhr durch Erlaß die sofortige allgemeine

Mobilmachung befohlen. In einer weiteren 

Bekanntmachung wird erklärt, daß für die Niederlande

Kriegsgefahr besteht. Die Zweite Kammer ist für

den 3. August nachmittags zusammenberufen worden.

Holland sollte doch wirklich etwas weniger

nervös sein. Die belgische Regierung hat sämtliche

Reserveoffiziere für die dritte und fünfte Division,

die in Lüttich und Mons liegen, einberufen.


                                  SCHWEIZ.

                 Mobilmachung der Schweiz.

    Bern, 31. Juli.  Der Schweizer Bundesrat beschloß,

die ganze Armee, den Auszug, die Landwehr

und den Landsturm auf Pikett zu stellen, sowie den

Landsturm in den Grenzgebieten aufzubieten. Zugleich

wird ein Ausfuhrverbot für Pferde, Automobile,

Getreide und zahlreiche Artikel erlassen.


                                   SPANIEN.

           Zusammenziehung der spanischen Flotte.

    London, 30. Juli.  Großes Aufsehen erregt

hier die Zusammenziehung der spanischen Flotte bei

den Balearen. Von Algecicas sind dorthin drei

Kreuzer und Torpedoboote abgefahren, von der

afrikanischen Küste das Schlachtschiff "Pelayo". In

Algecicas ist das französische Flaggschiff "Cassaro"

eingelaufen. Die Maschinenanlagen der Marinedocks

zu Newport sind soeben unter ständige militärische

Bewachung gestellt.


                  BULGARIEN UND MONTENEGRO.

                           Neueste Nachrichten.

    Athen, 1. Aug.   Der bulgarische Gesandte hat

eine offizielle Erklärung seiner Regierung über die

Neutralität im Kriege zwischen Österreich-Ungarn

und Serbien überreicht.













    




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  • October 9, 2017 18:31:24 Beate Jochem

     item 20 


     1. Spalte 

                   Der Kronprinz Führer der 1. Gardedivision.

        Nach einer offiziellen Meldung aus Potsdam ist

    der Kronprinz zum Führer der ersten Gardedivision

    ausersehen.


    Generalfeldmarschall v. d. Goltz'  Wiedereintritt

                                       in das Heer.

        Generalfeldmarschall von der Goltz hat sich zum

    Wiedereintritt in das Heer gemeldet. Es laufen

    schon seit länger als einer Woche im preußischen

    Kriegsministerium täglich Meldungen von deutschen

    Kriegsfreiwilligen ein. Die Meldungen

    rekrutieren sich vielfach aus denjenigen

    Kreisen, für die kein Zwang zum Militärdienst besteht,

    insbesondere aus Mitgliedern des Landsturmes

    und auch aus solchen, die bei der Aushebung

    als untauglich befunden wurden, beziehentlich

    bei der Auslosung ausfielen. Zurzeit werden

    diese Meldungen keine Berücksichtigung finden.

    Nur im allerletzten Ernstfalle werden Freiwillige

    dieser Art zur Verwendung im inneren

    Dienste kommen. Dagegen haben die verabschiedeten

    Offiziere die sich ebenfalls zahlreich

    zum Wiedereintritt melden, Aussicht auf

    baldige Annahme.


              Die Einstellung von Nichtgedienten

                            und Freiwilligen.

        Auf Grund des § 98 der Heer-und Wehrordnung

    kann sich jede Persönlichkeit, die ihrer Dienstpflicht

    noch nicht genügt hat, bei Ausbruch

    der Mobilmachung einen Truppenteil (Ersatzbataillon

    usw.) nach Belieben wählen. Wenn er dies

    nicht tut, wird bei der bald einsetzenden Aushebung

    über ihn verfügt. Als Kriegsfreiwillige können

    sich solche Leute bei einem Ersatztruppenteil melden,

    die keine gesetzliche Verpflichtung zum Dienen

    mehr haben, ferner jugendliche Personen zwischen

    17 und 20 Jahren, soweit sie sich nicht in solchen

    Bezirken aufhalten, in denen der Landsturm aufgeboten

    ist.


      Der Telephonverkehr in Deutschland gesperrt.

        Nach den Grenzstädten im Westen, Norden und

    Osten ist ein telephonischer Verkehr nicht mehr möglich. 


                    Ein deutsches Ausfuhrverbot.

        Berlin, 31. Juli.  Der Bundesrat hat in seiner

    heutigen Sitzung den Erlaß von drei kaiserlichen

    Verordnungen betreffend das Verbot der Ausfuhr

    von Verpflegungs-, Streu- und Futtermitteln, ferner

    von Tieren und tierischen Erzeugnissen sowie

    von Kraftfahrzeugen (Motorwagen, Motorfahrrädern

    und Teilen davon) und von Mineralrohölen,

    Steinkohlenteer und allen aus diesen hergestellten

    Oelen zugestimmt. Die Verordnungen treten sofort

    in Kraft; der Reichskanzler ist ermächtigt, Ausnahmen

    zu gestatten und die erforderlichen 

    Sicherungsmaßregeln zu treffen.


                         Weiteres Ausfuhrverbot.    

        Berlin, 31. Juli.  Der heutige "Reichsanzeiger"

     veröffentlicht außer den bereits gemeldeten

    Ausfuhrverboten das Verbot der Ausfuhr und

    Durchfuhr von Eisenbahnmaterial aller

    Art, von Telegraphen- und Fernsprechdrähten sowie

    Teilen davon, von Luftschiffergeräten aller Art,

    von Fahrzeugen und Teilen davon, ferner das Verbot

    betreffend die Ausfuhr und Durchfuhr von

    Waffen, Munition, Pulver und Sprengstoffen, sowie

    von anderen Artikeln des Kriegsbedarfs und

    von Gegenständen zur Herstellung von Kriegsbedarfsartikeln,

    ferner das Verbot betreffend die Ausfuhr und 

    Durchfuhr von Rohstoffen, die bei der Herstellung

    und dem Betriebe von Gegenständen des Kriegsbedarfs

    zur Verwendung gelangen.


                          Russische Erntearbeiter.

        Unter den Maßnahmen, die die deutsche Regierung

    treffen sollte, besteht hoffentlich auch die Einbehaltung

    der russischen Erntearbeiter, die

    noch auf deutschem Boden weilen. Zu der Zahl von

    weit über 50 000 Mann nicht der schlechtesten Soldaten

    stellen sie ein vollrussisches Armeekorps

    dar. Genau so wie man in Oesterreich alle

    serbischen Reservisten kurzerhand verhaftet, halte

    man diese russischen Reservisten bei uns sofort unter

    militärischer Bewachung - wozu Landsturmleute

    genügen - und lasse die Erntearbeiten

    vollenden und interniere sie dann an geeigneten

    Orten. Es ist das eine Pflicht der Selbsterhaltung.

    Nur keine falsche Zurückhaltung den russischen

    Friedensbrechern gegenüber!


             Die Unterbrechung der deutschen Seeschiffahrt.

        Hamburg, 31. Juli. Sämtliche Hamburger

    Reedereien haben ihre auf See befindlichen Dampfer

    angewiesen, unverzüglich den nächsten Hafen anzulaufen

    und weitere Order abzuwarten. Aus Hamburg

    wird heute kein Schiff mehr abgelassen.


                                Panik in Straßburg.

        Straßburg, 30. Juli.  In Straßburg herrscht

    die größte Erregung. Das Papiergeld hat momentan

    fast keinen Wert; Geschäftsleute und Wirtschaften

    weigern sich, Papiergeld anzunehmen. An den

    Sparkassen werden fortgesetzt Beträge abgehoben,

    es wird von manchen Leuten sogar ein schwunghafter

    Handel mit Hundertmarkscheinen betrieben, für die sie

    90 bis 95 Mark in Silber zahlen. - Die Lebensmittelpreise

    sind horrend in die Höhe gestiegen.

    Die Kolonialwarenhändler machen bekannt, daß

    nur noch gegen Kasse verkauft werde.


                             Aus Königsberg.

        Die Polizeidirektion macht durch Anschlag öffentlich

    bekannt:  Zur Sicherung des Hauptbahnhofes

    und dessen Betriebsanlagen, ist eine militärische

    Wache am Bahnhof, sowie Posten an den Betriebsanlagen

    daselbst aufgestellt. Um Unglücksfälle zu

    vermeiden, mache ich die Bevölkerung darauf aufmerksam, 

    daß die Annäherung an die 


     2. Spalte 

    Eisenbahnanlagen (Gleise, Brücken, Stellwerke usw.)

    näher als 100 Meter verboten ist. Das Passieren

    dieser Anlagen durch Zivilpersonen ohne Begleitung

    eines Postens ist verboten. Zivilpersonen werden

    von den Posten mit Halt! angerufen und müssen

    stehen. Zuwiderhandelnde setzen sich der Gefahr

    aus, erschossen zu werden.


                     Panik an der russischen Grenze.

        Ostrowo, 31. Juli.  Unter den Einwohnern

    an der russischen Grenze herrscht eine große Panik,

    sogar die Familien der deutschen Beamten leben

    in großer Aufregung und die meisten haben die

    letzte Nacht in Ostrowo verbracht. Der Güterverkehr

    zwischen Skalmierzyce und Kalisch ist eingestellt 

    worden. Die russische Grenzwache wurde durch Infanterie

     verstärkt.


                                Eine nationale Tat.

        Kottbus, 31. Juli.  Angesichts der politischen

    Ereignisse erachtet es der Arbeitgeberverband

    der Lausitzer Tuchindustrie für seine nationale

    Pflicht, die Aussperrung sofort für

    beendet zu erklären. Die Verbandsbetriebe

    werden am Montag, den 3. August, früh wieder

    eröffnet.


                           Neueste Nachrichten.

        Berlin, 1. Aug.   Laut "Lok. Anz." hat die

    Kaiserliche Familie gestern abend im Schlosse

    das heilige Abendmahl genommen.

        Berlin, 1. Aug.   Prinz  Adalbert von Preußen

    hat sich heute  mit der Prinzessin Adelheid von Sachsen-

    Meiningen verlobt.

        Berlin, 1. Aug.  Der Berliner Magistrat hat

    sich gestern sehr eingehend mit Maßnahmen beschäftigt,

    die die städtische Verwaltung im Falle des

    Krieges zu ergreifen hat. Nach der "Morgenpost"

    wurde eine Reihe wichtiger Beschlüsse gefaßt, die sich

    auf die Lebensmittelversorgung beziehen. Die

    Stadt wird in der Lage sein, die Lebensmittelversorgung 

    selbst zu regeln.

        Berlin, 1. Aug.  Für den Fall der Mobilmachung

    hat Geheimrat Lipmann vom Vorstand der

    Volks-Kaffee- und Speisehallen-Gesellschaft den

    Betrag von 15 000 Mark für den Fall des Krieges

    zur unentgeltlichen Verabreichung  von Speisen

    und Getränken an ausrückende Mannschaften auf

    den Berliner Bahnhöfen zur Verfügung gestellt. 

        Berlin, 1. Aug.  An der Berliner Universität

    schlossen gestern die Professoren ihre Vorlesungen

    mit dem Hinweis auf die bevorstehende Kriegsgefahr

    und die in Aussicht stehende Schließung der

    Universität.

        Berlin, 1. Aug.   Der frühere Pastor Schmidt,

    der unter dem Verdacht verhaftet wurde, das

    Revolverattentat auf die inzwischen ihren  Verletzungen

    erlegene Frau Meyer aus der Xantenerstraße verübt

    zu haben, ist dem Berliner Tageblatt zufolge

    aus der Haft entlassen worden, weil er als Täter

    nicht mehr in Frage kommt.


                                        OESTERREICH.

                    Verschlechterung der Situation.

        Wien, 30. Juli.  Der Kaiser empfing gleich

    nach seiner Ankunft den Minister des Äußeren, Grafen

    Berchthold, den Kriegsminister v. Krobatin und

    den  Generalstabschef Baron Conrad. Die Situation

    wird wegen der  Haltung Rußlands

    als sehr ernst beurteilt.


              Allgemeine Mobilmachung in Oesterreich.

         Wien, 31. Juli.  In Oesterreich ist die allgemeine

    Mobilisierung mit Einschluß des

    Landsturms angeordnet worden. Landsturmpflichtig

    sind Männer vom 18. bis 42. Lebensjahr. Der

    Landsturm besteht in zwei Aufgeboten.


          Noch keine Grenzüberschreitung österreichischer

                                          Truppen.

    Budapest, 31. Juli.  Von amtlicher ungarischer

    Seite erfahre ich, daß entgegen allen anders

    lautenden Nachrichten österreichisch-ungarische Truppen

    bis Donnerstag abends noch nirgends die serbischen

    Grenzen überschritten haben. Auf der ungarischen

    Festung Peterwardein wurde gestern ein

    Reservist, der als Nazarener den Gehorsam verweigerte,

    standrechtlich erschossen.


                    Der Weltfriedenskongreß in Wien abgesagt.

        Der für den 15. bis 19. September nach Wien einberufene

    Weltfriedenskongreß  wurde infolge der

    Kriegsereignisse abgesagt. Zum Kongreß waren

    bereits über 2000 Teilnehmer angemeldet.


                            Neueste Nachrichten.

        Wien, 1. August.  Nach einer amtlichen Mitteilung

    vom 31. Juli hat der Kaiser die allgemeine

    Mobilmachung des Heeres und der Marine und der

    beiden Landwehren sowie die Aufbietung und Einberufung

    des Landsturmes befohlen. Diese Verfügung

    ist veranlaßt durch die von Rußland angeordnete

    Mobilisierung und hat keinen aggressiven

    Charakter.

        Wien, 1. August.  Durch kaiserliche Verordnung

    wurden die Befugnisse der politischen Verwaltung

    dem Armeeoberkommandanten übertragen, ferner

    eine Ministerialverordnung über den Absatz von

    Waffen, Munitionsgegenständen und über Einstellung

    der Wirksamkeit der Geschworenengerichte veröffentlicht.

    Diese Verordnung gilt für die Bukowina,

    Teile von Mähren und Schlesien. Am Küstenland

    von Dalmatien wird der Seeverkehr 

    beschränkt.

        Wien, 1. August.  Nach Bekanntwerden der allgemeinen

    Mobilisierung fanden große patriotische

    Kundgebungen statt. Auch aus der Provinz laufen

    Berichte über begeisterte Kundgebungen ein.

                                        

                                           ITALIEN.

                              Macht Italien mobil?

        Rom, 31. Juli. Der italienische Ministerrat

    beriet heute über die Mobilisierung der italienischen

    Armee.


     3. Spalte 

                 Italien bestellt fünf Parseval-Luftschiffe.

        Die italienische Regierung gab der Luftfahrzeug-

    Gesellschaft in Bitterfeld fünf neue Parseval-

    Luftschiffe in Auftrag.


                                       RUSSLAND.

              Die russische Mobilmachung an der deutschen

                                              Grenze.   

        Es kann  keinem Zweifel unterliegen, daß die

    russische Mobilmachung an der Grenze in vollem  

    Gange ist. Die zweite und dritte russische Kavalleriedivision

    stehen an der Grenze zwischen Wirballen

    und Augustow. Die russische Grenzwache hat ihre

    Wachthäuser in Brand gesetzt. Zollbeamte behaupten,

    daß dies Mobilmachung bedeutet. Zuverlässige

    Reisende haben auf der Fahrt von Petersburg nach

    Wirballen in Wilna drei Militärzüge mit Artillerie

    gesehen. Alle Mannschaften waren kriegsmäßig

    ausgerüstet.

                               Russische Maßnahmen.

        Kattowitz, 31. Juli.  Heute nacht 2 ½ Uhr

    wurde die Eisenbahnbrücke von Granica,

    die Granica mit Sczokowa verbindet, vom russischen

    Militär in die Luft gesprengt. Die Einwohnerschaft

    von Granica hat den Ort geräumt.

    Rußland hat den Grenzkordon zurückgezogen. 

    Die russische Zollkammer wurde geräumt

    und ihre Bestände nach dem Inneren Rußlands gebracht.

    Alle Lokomotiven sind von der Grenze nach

    dem Inneren gebracht worden. Aus Kalisch wird

    gemeldet, daß man dort alles in der größten Eile

    zum Kriege vorbereite. Heute treffen dort wiederum

    zwei Infanterie-Regimenter, eins aus Lodz und

    eins aus Warschau, ein. Die Bahnlinie von Kalisch

    nach der deutschen Grenze ist durchweg

    militärisch besetzt. In dem unweit von Kalisch

    gelegenen Orte Mostkow liegt eine Abteilung

    Jäger. Soeben kam hier die Nachricht aus Kalisch,

    daß ein Artillerie-Regiment nach der russischen

    Grenze befördert wurde. Es steht auch fest, daß unweit

    der Grenze eine Maschinengewehrabteilung

    stationiert ist. 


                    Verbrüderung mit den Königsmördern.

        Gestern verließen abermals mehrere serbische Offiziere 

    die russische Hauptstadt. Schon eine Stunde

    vor Abgang des Zuges versammelten sich große

    Menschenmassen auf dem Bahnhof bis weit auf die

    Straße hinaus und brachten den Serben begeisterte

    Ovationen dar. Es wurden Fahnen vorangetragen.

    Die serbischen Offiziere wurden vom Publikum

    auf den Händen zum Zuge getragen. Bei der

    Abfahrt wurde ihnen ein Bildnis des Zaren überreicht.

    Die Demonstranten segneten die Offiziere

    mit dem Bildnis des Zaren.


                     Meuterei auf der russischen Flotte?

        Konstantinopel, 30. Juli.  In einem

    missing wird gemeldet: Es

    wird bestätigt, daß auf der russischen Flotte in

    Sebastopol eine Meuterei ausgebrochen ist. Über ihren 

    Umfang liegen keine zuverlässigen Nachrichten vor,

    insbesondere darüber, ob es sich etwa um einen vereinzelten

    Vorgang auf einem einzelnen Schiff handelt.

    Der hiesige russische Stationskreuzer ging

    gestern mit versiegelter Order ins Schwarze Meer.

    Die deutschen Schiffe werden aus dem Schwarzen

    Meer zurückgerufen. Diese Meldung zeigt - ebenso

    wie die von der Sprengung der Warschauer Zitadelle - 

    aufs neue, mit welchen bedeutenden Schwierigkeiten

    im Innern Rußlands zu kämpfen hat.


                                   Neueste Nachrichten.

        Moskau, 1. Aug.  Der Gemeinderat bewilligte

    1 Million Rubel für Organisation und Hilfsmittel

    für Heer und Flotte Rußlands unter befreundeten

    Mächten.


                                           ENGLAND.

                   Pessimistische Stimmung in London.

        London, 30. Juli.  Die englische Zuversicht auf

    eine Eindämmung des Kriegsherdes ist, seit Sir

    Edward Greys heutiger Erklärung, in tiefsten Pessimismus

    umgeschlagen. Bange Fragen erheben sich

    in den Kreisen der Parlamentarier: Wird die Regierung

    die Session vor den Ferien, wie üblich,

    schließen oder nur vertagen? Die gegen allen

    Parlamentsbrauch verstoßende Vertagung wäre ein

    sicherer Beweis dafür, daß man mit derMöglichkeit

    einer aktiven Teilnahme Englands an einem europäischen

    Krieg rechnet und deshalb das Mittel

    schnellster Berufung des Hauses in der Hand behält.

    In den Wandelgängen des Parlaments und in den

    politischen Klubs besprechen erregte Gruppen dem [sic]

    designierten Ausspruch des Staatssekretärs, bislang

    seien weitere Schwierigkeiten unter den Mächten

    nicht eingetreten, wobei die Betonung des "bislang"

    eine nur geringe Hoffnung für die Zukunft zu zeigen

    scheint. Auch das Wirtschaftsleben zeigt eine außerordentliche

    Depression.


                       Die englischen Flottenvorkehrungen. 

        London, 31. Juli.  Die englischen Marinebehörden

    haben sämtliche Vorsichtsmaßregeln getroffen.

    Den gestrigen Tag über herrschte in Portsmouth

    fieberhafte Geschäftigkeit. Vor allem war

    man darauf bedacht, die Schiffe der 2. Flotte für den

    ersten Ruf in Bereitschaft zu setzen. Die Hauptarbeit

    war, die Mannschaft möglichst schnell auf

    ihren Bestand zu bringen. Jeder Urlaub hörte auf;

    die Mannschaften, die der Marineartillerie und den

    Torpedoschulen zugeteilt waren, kehrten zur zweiten

    Flotte zurück. Die Militärbehörden stellten starke

    Infanterieaufgebote zum Schutze der Staatsmagazine

    auf. Auch am Humber ging es bei der Flotte

    lebhaft zu. Die achte Torpedobootsflottille, die zehn

    Zerstörer und den Kreuzer "Pothfinder" umfaßt, 

    lief ein, nahm in Immingham Kohlen ein und fuhr

    an die Ostküste. Drei Unterseeboote und der Kreuzer


     4. Spalte 

    "Bonaventure" postierten sich in der Humbermündung.

    Die großen Oeltanks der Admiralität

    in Killingholme wurden mit Gras bedeckt und mit

    schwarzer und roter Farbe angestrichen, um sie vor

    einer Beobachtung von der See aus zu schützen. Der

    Kreuzer "Hazard"  mit einer Unterseebootsflottille

    lief in Dover ein, wo er sich mit den leichten

    Kreuzern und den Zerstörern der sechsten Flottille, die

    auch in Portsmouth stationiert ist, vereinigte. Trotzdem

    nicht die geringste Ursache für eine Besorgnis

    oder für Alarm in Gibraltar vorliegt, so sind doch

    in ständiger Arbeit bei Tag und Nacht die notwendigen

    Vorsichtsmaßregeln für die Verteidigung des

    Felsens  getroffen worden.


                     Asquith über den Ernst der Lage.

        Im Unterhaus beantragte Premierminister Asquith

    die Vertagung der zweiten Lesung der Zusatzbill

    und sagte: Wir versammeln uns heute unter

    Bedingungen, deren Ernst in unser aller Erfahrung

    kaum seinesgleichen hat. Die Frage: Krieg oder

    Frieden? hängt in der Schwebe. Wir stehen einer

    Katastrophe gegenüber, deren Umfang und

    Wirkungen unmöglich abgeschätzt

    werden können. Unter diesen Umständen

    ist es von vitaler Bedeutung für das Interesse

    der ganzen Welt, daß England, das keine eigenen

    Interessen direkt auf dem Spiele stehen hat (Beifall),

    eine geschlossene Front zeigt (lebh. Beifall)

    und imstande ist, mit der Autorität einer einigen

    Nation zu sprechen und zu handeln. Die Debatte

    über die Zusatzbill könne unter solchen Umständen

    verderbliche Wirkungen auf die internationale 

    Lage haben. Er beantragte [sic] daher in Übereinstimmung

    mit Bonar Law die Vertagung und spreche die

    die Hoffnung aus, daß der Patriotismus aller Parteien

    dazu beitragen werde, soviel das in Engands

    Macht liegt, das Unheil, das die ganze Welt

    bedrohe, wenn  nicht abzuwenden, so doch wenigstens

    zu umgrenzen.


    Panik der Londoner Finanzwelt.

        London, 31. Juli.  Gegenwärtig findet ein

    Ansturm bei der Bank von England statt zur Eintauschung

    von Noten gegen Gold. Auch bei den Aktienbanken

    ist eine Massenentnahme von Gold im

    Gange. Im Augenblick verlassen vier Wagen mit

    Gold die Bank von England unter Bedeckung von

    etwa 400 Mann. Bedeutende Börsenfirmen veranlaßten

    das im Handelsteil gemeldete Schließen der

    Börse durch eine Petition an den Börsenvorstand

    unter Androhung sofortiger Zahlungseinstellungen.


                              Neueste Nachrichten.

        London, 1. Aug.  Im Unterhause wies Asquith,

    der mit Beifall empfangen wurde, auf die

    Vorgänge mit Rußland und Deutschland hin, und 

    sagte, er zieh [sic] vor, unter diesen Umständen keine

    weiteren Fragen bis Montag zu beantworten.

     

                                     FRANKREICH.

                       Französische Geldknappheit.

        Einen bemerkenswerten Kontrast zu der finanziellen

    Bereitschaft, die in Deutschland herrscht,

    stellen Vorsichtsmaßregeln dar, die dem "Tag"

    zufolge in Paris getroffen werden. Die französische

    Regierung hat mit Rücksicht auf die

    gegenwärtige Lage gemäß dem Gesetz über die

    Sparkassen sich entschlossen, daß Zahlungen auf

    50 Francs innerhalb 14 Tagen für jeden Einleger

    limitiert werden. Infolgedessen finden Auszahlungen

    auf Sicht nicht mehr statt. Auszahlungen bis

    zu 50 Francs werden gemäß dem Gesetze erst 14

    Tage nach Kündigung erfolgen.


                                  DÄNEMARK.

        Kopenhagen, 1. Aug.  Die Regierung hat

    beschlossen, in dem Kriege zwischen Österreich-Ungarn

    und Serbien vollständige Neutralität zu

    bewahren.


                            BELGIEN U. HOLLAND.

        Die Königin der  Niederlande hat Freitagmittag

    um 1,30 Uhr durch Erlaß die sofortige allgemeine

    Mobilmachung befohlen. In einer weiteren 

    Bekanntmachung wird erklärt, daß für die Niederlande

    Kriegsgefahr besteht. Die Zweite Kammer ist für

    den 3. August nachmittags zusammenberufen worden.

    Holland sollte doch wirklich etwas weniger

    nervös sein. Die belgische Regierung hat sämtliche

    Reserveoffiziere für die dritte und fünfte Division,

    die in Lüttich und Mons liegen, einberufen.


                                      SCHWEIZ.

                     Mobilmachung der Schweiz.

        Bern, 31. Juli.  Der Schweizer Bundesrat beschloß,

    die ganze Armee, den Auszug, die Landwehr

    und den Landsturm auf Pikett zu stellen, sowie den

    Landsturm in den Grenzgebieten aufzubieten. Zugleich

    wird ein Ausfuhrverbot für Pferde, Automobile,

    Getreide und zahlreiche Artikel erlassen.


                                       SPANIEN.

               Zusammenziehung der spanischen Flotte.

        London, 30. Juli.  Großes Aufsehen erregt

    hier die Zusammenziehung der spanischen Flotte bei

    den Balearen. Von Algecicas sind dorthin drei

    Kreuzer und Torpedoboote abgefahren, von der

    afrikanischen Küste das Schlachtschiff "Pelayo". In

    Algecicas ist das französische Flaggschiff "Cassaro"

    eingelaufen. Die Maschinenanlagen der Marinedocks

    zu Newport sind soeben unter ständige militärische

    Bewachung gestellt.


                      BULGARIEN UND MONTENEGRO.

                               Neueste Nachrichten.

        Athen, 1. Aug.   Der bulgarische Gesandte hat

    eine offizielle Erklärung seiner Regierung über die

    Neutralität im Kriege zwischen Österreich-Ungarn

    und Serbien überreicht.













        



  • October 9, 2017 18:29:01 Beate Jochem

     item 20 


     1. Spalte 

                   Der Kronprinz Führer der 1. Gardedivision.

        Nach einer offiziellen Meldung aus Potsdam ist

    der Kronprinz zum Führer der ersten Gardedivision

    ausersehen.


    Generalfeldmarschall v. d. Goltz'  Wiedereintritt

                                       in das Heer.

        Generalfeldmarschall von der Goltz hat sich zum

    Wiedereintritt in das Heer gemeldet. Es laufen

    schon seit länger als einer Woche im preußischen

    Kriegsministerium täglich Meldungen von deutschen

    Kriegsfreiwilligen ein. Die Meldungen

    rekrutieren sich vielfach aus denjenigen

    Kreisen, für die kein Zwang zum Militärdienst besteht,

    insbesondere aus Mitgliedern des Landsturmes

    und auch aus solchen, die bei der Aushebung

    als untauglich befunden wurden, beziehentlich

    bei der Auslosung ausfielen. Zurzeit werden

    diese Meldungen keine Berücksichtigung finden.

    Nur im allerletzten Ernstfalle werden Freiwillige

    dieser Art zur Verwendung im inneren

    Dienste kommen. Dagegen haben die verabschiedeten

    Offiziere die sich ebenfalls zahlreich

    zum Wiedereintritt melden, Aussicht auf

    baldige Annahme.


              Die Einstellung von Nichtgedienten

                            und Freiwilligen.

        Auf Grund des § 98 der Heer-und Wehrordnung

    kann sich jede Persönlichkeit, die ihrer Dienstpflicht

    noch nicht genügt hat, bei Ausbruch

    der Mobilmachung einen Truppenteil (Ersatzbataillon

    usw.) nach Belieben wählen. Wenn er dies

    nicht tut, wird bei der bald einsetzenden Aushebung

    über ihn verfügt. Als Kriegsfreiwillige können

    sich solche Leute bei einem Ersatztruppenteil melden,

    die keine gesetzliche Verpflichtung zum Dienen

    mehr haben, ferner jugendliche Personen zwischen

    17 und 20 Jahren, soweit sie sich nicht in solchen

    Bezirken aufhalten, in denen der Landsturm aufgeboten

    ist.


      Der Telephonverkehr in Deutschland gesperrt.

        Nach den Grenzstädten im Westen, Norden und

    Osten ist ein telephonischer Verkehr nicht mehr möglich. 


                    Ein deutsches Ausfuhrverbot.

        Berlin, 31. Juli.  Der Bundesrat hat in seiner

    heutigen Sitzung den Erlaß von drei kaiserlichen

    Verordnungen betreffend das Verbot der Ausfuhr

    von Verpflegungs-, Streu- und Futtermitteln, ferner

    von Tieren und tierischen Erzeugnissen sowie

    von Kraftfahrzeugen (Motorwagen, Motorfahrrädern

    und Teilen davon) und von Mineralrohölen,

    Steinkohlenteer und allen aus diesen hergestellten

    Oelen zugestimmt. Die Verordnungen treten sofort

    in Kraft; der Reichskanzler ist ermächtigt, Ausnahmen

    zu gestatten und die erforderlichen 

    Sicherungsmaßregeln zu treffen.


                         Weiteres Ausfuhrverbot.    

        Berlin, 31. Juli.  Der heutige "Reichsanzeiger"

     veröffentlicht außer den bereits gemeldeten

    Ausfuhrverboten das Verbot der Ausfuhr und

    Durchfuhr von Eisenbahnmaterial aller

    Art, von Telegraphen- und Fernsprechdrähten sowie

    Teilen davon, von Luftschiffergeräten aller Art,

    von Fahrzeugen und Teilen davon, ferner das Verbot

    betreffend die Ausfuhr und Durchfuhr von

    Waffen, Munition, Pulver und Sprengstoffen, sowie

    von anderen Artikeln des Kriegsbedarfs und

    von Gegenständen zur Herstellung von Kriegsbedarfsartikeln,

    ferner das Verbot betreffend die Ausfuhr und 

    Durchfuhr von Rohstoffen, die bei der Herstellung

    und dem Betriebe von Gegenständen des Kriegsbedarfs

    zur Verwendung gelangen.


                          Russische Erntearbeiter.

        Unter den Maßnahmen, die die deutsche Regierung

    treffen sollte, besteht hoffentlich auch die Einbehaltung

    der russischen Erntearbeiter, die

    noch auf deutschem Boden weilen. Zu der Zahl von

    weit über 50 000 Mann nicht der schlechtesten Soldaten

    stellen sie ein vollrussisches Armeekorps

    dar. Genau so wie man in Oesterreich alle

    serbischen Reservisten kurzerhand verhaftet, halte

    man diese russischen Reservisten bei uns sofort unter

    militärischer Bewachung - wozu Landsturmleute

    genügen - und lasse die Erntearbeiten

    vollenden und interniere sie dann an geeigneten

    Orten. Es ist das eine Pflicht der Selbsterhaltung.

    Nur keine falsche Zurückhaltung den russischen

    Friedensbrechern gegenüber!


             Die Unterbrechung der deutschen Seeschiffahrt.

        Hamburg, 31. Juli. Sämtliche Hamburger

    Reedereien haben ihre auf See befindlichen Dampfer

    angewiesen, unverzüglich den nächsten Hafen anzulaufen

    und weitere Order abzuwarten. Aus Hamburg

    wird heute kein Schiff mehr abgelassen.


                                Panik in Straßburg.

        Straßburg, 30. Juli.  In Straßburg herrscht

    die größte Erregung. Das Papiergeld hat momentan

    fast keinen Wert; Geschäftsleute und Wirtschaften

    weigern sich, Papiergeld anzunehmen. An den

    Sparkassen werden fortgesetzt Beträge abgehoben,

    es wird von manchen Leuten sogar ein schwunghafter

    Handel mit Hundertmarkscheinen betrieben, für die sie

    90 bis 95 Mark in Silber zahlen. - Die Lebensmittelpreise

    sind horrend in die Höhe gestiegen.

    Die Kolonialwarenhändler machen bekannt, daß

    nur noch gegen Kasse verkauft werde.


                             Aus Königsberg.

        Die Polizeidirektion macht durch Anschlag öffentlich

    bekannt:  Zur Sicherung des Hauptbahnhofes

    und dessen Betriebsanlagen, ist eine militärische

    Wache am Bahnhof, sowie Posten an den Betriebsanlagen

    daselbst aufgestellt. Um Unglücksfälle zu

    vermeiden, mache ich die Bevölkerung darauf aufmerksam, 

    daß die Annäherung an die 


     2. Spalte 

    Eisenbahnanlagen (Gleise, Brücken, Stellwerke usw.)

    näher als 100 Meter verboten ist. Das Passieren

    dieser Anlagen durch Zivilpersonen ohne Begleitung

    eines Postens ist verboten. Zivilpersonen werden

    von den Posten mit Halt! angerufen und müssen

    stehen. Zuwiderhandelnde setzen sich der Gefahr

    aus, erschossen zu werden.


                     Panik an der russischen Grenze.

        Ostrowo, 31. Juli.  Unter den Einwohnern

    an der russischen Grenze herrscht eine große Panik,

    sogar die Familien der deutschen Beamten leben

    in großer Aufregung und die meisten haben die

    letzte Nacht in Ostrowo verbracht. Der Güterverkehr

    zwischen Skalmierzyce und Kalisch ist eingestellt 

    worden. Die russische Grenzwache wurde durch Infanterie

     verstärkt.


                                Eine nationale Tat.

        Kottbus, 31. Juli.  Angesichts der politischen

    Ereignisse erachtet es der Arbeitgeberverband

    der Lausitzer Tuchindustrie für seine nationale

    Pflicht, die Aussperrung sofort für

    beendet zu erklären. Die Verbandsbetriebe

    werden am Montag, den 3. August, früh wieder

    eröffnet.


                           Neueste Nachrichten.

        Berlin, 1. Aug.   Laut "Lok. Anz." hat die

    Kaiserliche Familie gestern abend im Schlosse

    das heilige Abendmahl genommen.

        Berlin, 1. Aug.   Prinz  Adalbert von Preußen

    hat sich heute  mit der Prinzessin Adelheid von Sachsen-

    Meiningen verlobt.

        Berlin, 1. Aug.  Der Berliner Magistrat hat

    sich gestern sehr eingehend mit Maßnahmen beschäftigt,

    die die städtische Verwaltung im Falle des

    Krieges zu ergreifen hat. Nach der "Morgenpost"

    wurde eine Reihe wichtiger Beschlüsse gefaßt, die sich

    auf die Lebensmittelversorgung beziehen. Die

    Stadt wird in der Lage sein, die Lebensmittelversorgung 

    selbst zu regeln.

        Berlin, 1. Aug.  Für den Fall der Mobilmachung

    hat Geheimrat Lipmann vom Vorstand der

    Volks-Kaffee- und Speisehallen-Gesellschaft den

    Betrag von 15 000 Mark für den Fall des Krieges

    zur unentgeltlichen Verabreichung  von Speisen

    und Getränken an ausrückende Mannschaften auf

    den Berliner Bahnhöfen zur Verfügung gestellt. 

        Berlin, 1. Aug.  An der Berliner Universität

    schlossen gestern die Professoren ihre Vorlesungen

    mit dem Hinweis auf die bevorstehende Kriegsgefahr

    und die in Aussicht stehende Schließung der

    Universität.

        Berlin, 1. Aug.   Der frühere Pastor Schmidt,

    der unter dem Verdacht verhaftet wurde, das

    Revolverattentat auf die inzwischen ihren  Verletzungen

    erlegene Frau Meyer aus der Xantenerstraße verübt

    zu haben, ist dem Berliner Tageblatt zufolge

    aus der Haft entlassen worden, weil er als Täter

    nicht mehr in Frage kommt.


                                        OESTERREICH.

                    Verschlechterung der Situation.

        Wien, 30. Juli.  Der Kaiser empfing gleich

    nach seiner Ankunft den Minister des Äußeren, Grafen

    Berchthold, den Kriegsminister v. Krobatin und

    den  Generalstabschef Baron Conrad. Die Situation

    wird wegen der  Haltung Rußlands

    als sehr ernst beurteilt.


              Allgemeine Mobilmachung in Oesterreich.

         Wien, 31. Juli.  In Oesterreich ist die allgemeine

    Mobilisierung mit Einschluß des

    Landsturms angeordnet worden. Landsturmpflichtig

    sind Männer vom 18. bis 42. Lebensjahr. Der

    Landsturm besteht in zwei Aufgeboten.


          Noch keine Grenzüberschreitung österreichischer

                                          Truppen.

    Budapest, 31. Juli.  Von amtlicher ungarischer

    Seite erfahre ich, daß entgegen allen anders

    lautenden Nachrichten österreichisch-ungarische Truppen

    bis Donnerstag abends noch nirgends die serbischen

    Grenzen überschritten haben. Auf der ungarischen

    Festung Peterwardein wurde gestern ein

    Reservist, der als Nazarener den Gehorsam verweigerte,

    standrechtlich erschossen.


                    Der Weltfriedenskongreß in Wien abgesagt.

        Der für den 15. bis 19. September nach Wien einberufene

    Weltfriedenskongreß  wurde infolge der

    Kriegsereignisse abgesagt. Zum Kongreß waren

    bereits über 2000 Teilnehmer angemeldet.


                            Neueste Nachrichten.

        Wien, 1. August.  Nach einer amtlichen Mitteilung

    vom 31. Juli hat der Kaiser die allgemeine

    Mobilmachung des Heeres und der Marine und der

    beiden Landwehren sowie die Aufbietung und Einberufung

    des Landsturmes befohlen. Diese Verfügung

    ist veranlaßt durch die von Rußland angeordnete

    Mobilisierung und hat keinen aggressiven

    Charakter.

        Wien, 1. August.  Durch kaiserliche Verordnung

    wurden die Befugnisse der politischen Verwaltung

    dem Armeeoberkommandanten übertragen, ferner

    eine Ministerialverordnung über den Absatz von

    Waffen, Munitionsgegenständen und über Einstellung

    der Wirksamkeit der Geschworenengerichte veröffentlicht.

    Diese Verordnung gilt für die Bukowina,

    Teile von Mähren und Schlesien. Am Küstenland

    von Dalmatien wird der Seeverkehr 

    beschränkt.

        Wien, 1. August.  Nach Bekanntwerden der allgemeinen

    Mobilisierung fanden große patriotische

    Kundgebungen statt. Auch aus der Provinz laufen

    Berichte über begeisterte Kundgebungen ein.

                                        

                                           ITALIEN.

                              Macht Italien mobil?

        Rom, 31. Juli. Der italienische Ministerrat

    beriet heute über die Mobilisierung der italienischen

    Armee.


     3. Spalte 

                 Italien bestellt fünf Parseval-Luftschiffe.

        Die italienische Regierung gab der Luftfahrzeug-

    Gesellschaft in Bitterfeld fünf neue Parseval-

    Luftschiffe in Auftrag.


                                       RUSSLAND.

              Die russische Mobilmachung an der deutschen

                                              Grenze.   

        Es kann  keinem Zweifel unterliegen, daß die

    russische Mobilmachung an der Grenze in vollem  

    Gange ist. Die zweite und dritte russische Kavalleriedivision

    stehen an der Grenze zwischen Wirballen

    und Augustow. Die russische Grenzwache hat ihre

    Wachthäuser in Brand gesetzt. Zollbeamte behaupten,

    daß dies Mobilmachung bedeutet. Zuverlässige

    Reisende haben auf der Fahrt von Petersburg nach

    Wirballen in Wilna drei Militärzüge mit Artillerie

    gesehen. Alle Mannschaften waren kriegsmäßig

    ausgerüstet.

                               Russische Maßnahmen.

        Kattowitz, 31. Juli.  Heute nacht 2 ½ Uhr

    wurde die Eisenbahnbrücke von Granica,

    die Granica mit Sczokowa verbindet, vom russischen

    Militär in die Luft gesprengt. Die Einwohnerschaft

    von Granica hat den Ort geräumt.

    Rußland hat den Grenzkordon zurückgezogen. 

    Die russische Zollkammer wurde geräumt

    und ihre Bestände nach dem Inneren Rußlands gebracht.

    Alle Lokomotiven sind von der Grenze nach

    dem Inneren gebracht worden. Aus Kalisch wird

    gemeldet, daß man dort alles in der größten Eile

    zum Kriege vorbereite. Heute treffen dort wiederum

    zwei Infanterie-Regimenter, eins aus Lodz und

    eins aus Warschau, ein. Die Bahnlinie von Kalisch

    nach der deutschen Grenze ist durchweg

    militärisch besetzt. In dem unweit von Kalisch

    gelegenen Orte Mostkow liegt eine Abteilung

    Jäger. Soeben kam hier die Nachricht aus Kalisch,

    daß ein Artillerie-Regiment nach der russischen

    Grenze befördert wurde. Es steht auch fest, daß unweit

    der Grenze eine Maschinengewehrabteilung

    stationiert ist. 


                    Verbrüderung mit den Königsmördern.

        Gestern verließen abermals mehrere serbische Offiziere 

    die russische Hauptstadt. Schon eine Stunde

    vor Abgang des Zuges versammelten sich große

    Menschenmassen auf dem Bahnhof bis weit auf die

    Straße hinaus und brachten den Serben begeisterte

    Ovationen dar. Es wurden Fahnen vorangetragen.

    Die serbischen Offiziere wurden vom Publikum

    auf den Händen zum Zuge getragen. Bei der

    Abfahrt wurde ihnen ein Bildnis des Zaren überreicht.

    Die Demonstranten segneten die Offiziere

    mit dem Bildnis des Zaren.


                     Meuterei auf der russischen Flotte?

        Konstantinopel, 30. Juli.  In einem

    missing wird gemeldet: Es

    wird bestätigt, daß auf der russischen Flotte in

    Sebastopol eine Meuterei ausgebrochen ist. Über ihren 

    Umfang liegen keine zuverlässigen Nachrichten vor,

    insbesondere darüber, ob es sich etwa um einen vereinzelten

    Vorgang auf einem einzelnen Schiff handelt.

    Der hiesige russische Stationskreuzer ging

    gestern mit versiegelter Order ins Schwarze Meer.

    Die deutschen Schiffe werden aus dem Schwarzen

    Meer zurückgerufen. Diese Meldung zeigt - ebenso

    wie die von der Sprengung der Warschauer Zitadelle - 

    aufs neue, mit welchen bedeutenden Schwierigkeiten

    im Innern Rußlands zu kämpfen hat.


                                   Neueste Nachrichten.

        Moskau, 1. Aug.  Der Gemeinderat bewilligte

    1 Million Rubel für Organisation und Hilfsmittel

    für Heer und Flotte Rußlands unter befreundeten

    Mächten.


                                           ENGLAND.

                   Pessimistische Stimmung in London.

        London, 30. Juli.  Die englische Zuversicht auf

    eine Eindämmung des Kriegsherdes ist, seit Sir

    Edward Greys heutiger Erklärung, in tiefsten Pessimismus

    umgeschlagen. Bange Fragen erheben sich

    in den Kreisen der Parlamentarier: Wird die Regierung

    die Session vor den Ferien, wie üblich,

    schließen oder nur vertagen? Die gegen allen

    Parlamentsbrauch verstoßende Vertagung wäre ein

    sicherer Beweis dafür, daß man mit derMöglichkeit

    einer aktiven Teilnahme Englands an einem europäischen

    Krieg rechnet und deshalb das Mittel

    schnellster Berufung des Hauses in der Hand behält.

    In den Wandelgängen des Parlaments und in den

    politischen Klubs besprechen erregte Gruppen dem [sic]

    designierten Ausspruch des Staatssekretärs, bislang

    seien weitere Schwierigkeiten unter den Mächten

    nicht eingetreten, wobei die Betonung des "bislang"

    eine nur geringe Hoffnung für die Zukunft zu zeigen

    scheint. Auch das Wirtschaftsleben zeigt eine außerordentliche

    Depression.


                       Die englischen Flottenvorkehrungen. 

        London, 31. Juli.  Die englischen Marinebehörden

    haben sämtliche Vorsichtsmaßregeln getroffen.

    Den gestrigen Tag über herrschte in Portsmouth

    fieberhafte Geschäftigkeit. Vor allem war

    man darauf bedacht, die Schiffe der 2. Flotte für den

    ersten Ruf in Bereitschaft zu setzen. Die Hauptarbeit

    war, die Mannschaft möglichst schnell auf

    ihren Bestand zu bringen. Jeder Urlaub hörte auf;

    die Mannschaften, die der Marineartillerie und den

    Torpedoschulen zugeteilt waren, kehrten zur zweiten

    Flotte zurück. Die Militärbehörden stellten starke

    Infanterieaufgebote zum Schutze der Staatsmagazine

    auf. Auch am Humber ging es bei der Flotte

    lebhaft zu. Die achte Torpedobootsflottille, die zehn

    Zerstörer und den Kreuzer "Pothfinder" umfaßt, 

    lief ein, nahm in Immingham Kohlen ein und fuhr

    an die Ostküste. Drei Unterseeboote und der Kreuzer


     4. Spalte 

    "Bonaventure" postierten sich in der Humbermündung.

    Die großen Oeltanks der Admiralität

    in Killingholme wurden mit Gras bedeckt und mit

    schwarzer und roter Farbe angestrichen, um sie vor

    einer Beobachtung von der See aus zu schützen. Der

    Kreuzer "Hazard"  mit einer Unterseebootsflottille

    lief in Dover ein, wo er sich mit den leichten

    Kreuzern und den Zerstörern der sechsten Flottille, die

    auch in Portsmouth stationiert ist, vereinigte. Trotzdem

    nicht die geringste Ursache für eine Besorgnis

    oder für Alarm in Gibraltar vorliegt, so sind doch

    in ständiger Arbeit bei Tag und Nacht die notwendigen

    Vorsichtsmaßregeln für die Verteidigung des

    Felsens  getroffen worden.


                     Asquith über den Ernst der Lage.

        Im Unterhaus beantragte Premierminister Asquith

    die Vertagung der zweiten Lesung der Zusatzbill

    und sagte: Wir versammeln uns heute unter

    Bedingungen, deren Ernst in unser aller Erfahrung

    kaum seinesgleichen hat. Die Frage: Krieg oder

    Frieden? hängt in der Schwebe. Wir stehen einer

    Katastrophe gegenüber, deren Umfang und

    Wirkungen unmöglich abgeschätzt

    werden können. Unter diesen Umständen

    ist es von vitaler Bedeutung für das Interesse

    der ganzen Welt, daß England, das keine eigenen

    Interessen direkt auf dem Spiele stehen hat (Beifall),

    eine geschlossene Front zeigt (lebh. Beifall)

    und imstande ist, mit der Autorität einer einigen

    Nation zu sprechen und zu handeln. Die Debatte

    über die Zusatzbill könne unter solchen Umständen

    verderbliche Wirkungen auf die internationale 

    Lage haben. Er beantragte [sic] daher in Übereinstimmung

    mit Bonar Law die Vertagung und spreche die

    die Hoffnung aus, daß der Patriotismus aller Parteien

    dazu beitragen werde, soviel das in Engands

    Macht liegt, das Unheil, das die ganze Welt

    bedrohe, wenn  nicht abzuwenden, so doch wenigstens

    zu umgrenzen.


    Panik der Londoner Finanzwelt.

        London, 31. Juli.  Gegenwärtig findet ein

    Ansturm bei der Bank von England statt zur Eintauschung

    von Noten gegen Gold. Auch bei den Aktienbanken

    ist eine Massenentnahme von Gold im

    Gange. Im Augenblick verlassen vier Wagen mit

    Gold die Bank von England unter Bedeckung von

    etwa 400 Mann. Bedeutende Börsenfirmen veranlaßten

    das im Handelsteil gemeldete Schließen der

    Börse durch eine Petition an den Börsenvorstand

    unter Androhung sofortiger Zahlungseinstellungen.


                              Neueste Nachrichten.

        London, 1. Aug.  Im Unterhause wies Asquith,

    der mit Beifall empfangen wurde, auf die

    Vorgänge mit Rußland und Deutschland hin, und 

    sagte, er zieh [sic] vor, unter diesen Umständen keine

    weiteren Fragen bis Montag zu beantworten.

     

                                     FRANKREICH.

                       Französische Geldknappheit.

        Einen bemerkenswerten Kontrast zu der finanziellen

    Bereitschaft, die in Deutschland herrscht,

    stellen Vorsichtsmaßregeln dar, die dem "Tag"

    zufolge in Paris getroffen werden. Die französische

    Regierung hat mit Rücksicht auf die

    gegenwärtige Lage gemäß dem Gesetz über die

    Sparkassen sich entschlossen, daß Zahlungen auf

    50 Francs innerhalb 14 Tagen für jeden Einleger

    limitiert werden. Infolgedessen finden Auszahlungen

    auf Sicht nicht mehr statt. Auszahlungen bis

    zu 50 Francs werden gemäß dem Gesetze erst 14

    Tage nach Kündigung erfolgen.


                                  DÄNEMARK.

        Kopenhagen, 1. Aug.  Die Regierung hat

    beschlossen, in dem Kriege zwischen Österreich-Ungarn

    und Serbien vollständige Neutralität zu

    bewahren.


                            BELGIEN U. HOLLAND.

        Die Königin der  Niederlande hat Freitagmittag

    um 1,30 Uhr durch Erlaß die sofortige allgemeine

    Mobilmachung befohlen. In einer weiteren 

    Bekanntmachung wird erklärt, daß für die Niederlande

    Kriegsgefahr besteht. Die Zweite Kammer ist für

    den 3. August nachmittags zusammenberufen worden.

    Holland sollte doch wirklich etwas weniger

    nervös sein. Die belgische Regierung hat sämtliche

    Reserveoffiziere für die dritte und fünfte Division,

    die in Lüttich und Mons liegen, einberufen.


                                      SCHWEIZ.

                     Mobilmachung der Schweiz.

        Bern, 31. Juli.  Der Schweizer Bundesrat beschloß,

    die ganze Armee, den Auszug, die Landwehr

    und den Landsturm auf Pikett zu stellen, sowie den

    Landsturm in den Grenzgebieten aufzubieten. Zugleich

    wird ein Ausfuhrverbot für Pferde, Automobile,

    Getreide und zahlreiche Artikel erlassen.


                                       SPANIEN.

               Zusammenziehung der spanischen Flotte.

        London, 30. Juli.  Großes Aufsehen erregt

    hier die Zusammenziehung der spanischen Flotte bei

    den Balearen. Von Algecicas sind dorthin drei

    Kreuzer und Torpedoboote abgefahren, von der

    afrikanischen Küste das Schlachtschiff "Pelayo". In

    Algecicas ist das französische Flaggschiff "Cassaro"

    eingelaufen. Die Maschinenanlagen der Marinedocks

    zu Newport sind soeben unter ständige militärische

    Bewachung gestellt.













        




  • October 9, 2017 18:23:22 Beate Jochem

     item 20 


     1. Spalte 

                   Der Kronprinz Führer der 1. Gardedivision.

        Nach einer offiziellen Meldung aus Potsdam ist

    der Kronprinz zum Führer der ersten Gardedivision

    ausersehen.


    Generalfeldmarschall v. d. Goltz'  Wiedereintritt

                                       in das Heer.

        Generalfeldmarschall von der Goltz hat sich zum

    Wiedereintritt in das Heer gemeldet. Es laufen

    schon seit länger als einer Woche im preußischen

    Kriegsministerium täglich Meldungen von deutschen

    Kriegsfreiwilligen ein. Die Meldungen

    rekrutieren sich vielfach aus denjenigen

    Kreisen, für die kein Zwang zum Militärdienst besteht,

    insbesondere aus Mitgliedern des Landsturmes

    und auch aus solchen, die bei der Aushebung

    als untauglich befunden wurden, beziehentlich

    bei der Auslosung ausfielen. Zurzeit werden

    diese Meldungen keine Berücksichtigung finden.

    Nur im allerletzten Ernstfalle werden Freiwillige

    dieser Art zur Verwendung im inneren

    Dienste kommen. Dagegen haben die verabschiedeten

    Offiziere die sich ebenfalls zahlreich

    zum Wiedereintritt melden, Aussicht auf

    baldige Annahme.


              Die Einstellung von Nichtgedienten

                            und Freiwilligen.

        Auf Grund des § 98 der Heer-und Wehrordnung

    kann sich jede Persönlichkeit, die ihrer Dienstpflicht

    noch nicht genügt hat, bei Ausbruch

    der Mobilmachung einen Truppenteil (Ersatzbataillon

    usw.) nach Belieben wählen. Wenn er dies

    nicht tut, wird bei der bald einsetzenden Aushebung

    über ihn verfügt. Als Kriegsfreiwillige können

    sich solche Leute bei einem Ersatztruppenteil melden,

    die keine gesetzliche Verpflichtung zum Dienen

    mehr haben, ferner jugendliche Personen zwischen

    17 und 20 Jahren, soweit sie sich nicht in solchen

    Bezirken aufhalten, in denen der Landsturm aufgeboten

    ist.


      Der Telephonverkehr in Deutschland gesperrt.

        Nach den Grenzstädten im Westen, Norden und

    Osten ist ein telephonischer Verkehr nicht mehr möglich. 


                    Ein deutsches Ausfuhrverbot.

        Berlin, 31. Juli.  Der Bundesrat hat in seiner

    heutigen Sitzung den Erlaß von drei kaiserlichen

    Verordnungen betreffend das Verbot der Ausfuhr

    von Verpflegungs-, Streu- und Futtermitteln, ferner

    von Tieren und tierischen Erzeugnissen sowie

    von Kraftfahrzeugen (Motorwagen, Motorfahrrädern

    und Teilen davon) und von Mineralrohölen,

    Steinkohlenteer und allen aus diesen hergestellten

    Oelen zugestimmt. Die Verordnungen treten sofort

    in Kraft; der Reichskanzler ist ermächtigt, Ausnahmen

    zu gestatten und die erforderlichen 

    Sicherungsmaßregeln zu treffen.


                         Weiteres Ausfuhrverbot.    

        Berlin, 31. Juli.  Der heutige "Reichsanzeiger"

     veröffentlicht außer den bereits gemeldeten

    Ausfuhrverboten das Verbot der Ausfuhr und

    Durchfuhr von Eisenbahnmaterial aller

    Art, von Telegraphen- und Fernsprechdrähten sowie

    Teilen davon, von Luftschiffergeräten aller Art,

    von Fahrzeugen und Teilen davon, ferner das Verbot

    betreffend die Ausfuhr und Durchfuhr von

    Waffen, Munition, Pulver und Sprengstoffen, sowie

    von anderen Artikeln des Kriegsbedarfs und

    von Gegenständen zur Herstellung von Kriegsbedarfsartikeln,

    ferner das Verbot betreffend die Ausfuhr und 

    Durchfuhr von Rohstoffen, die bei der Herstellung

    und dem Betriebe von Gegenständen des Kriegsbedarfs

    zur Verwendung gelangen.


                          Russische Erntearbeiter.

        Unter den Maßnahmen, die die deutsche Regierung

    treffen sollte, besteht hoffentlich auch die Einbehaltung

    der russischen Erntearbeiter, die

    noch auf deutschem Boden weilen. Zu der Zahl von

    weit über 50 000 Mann nicht der schlechtesten Soldaten

    stellen sie ein vollrussisches Armeekorps

    dar. Genau so wie man in Oesterreich alle

    serbischen Reservisten kurzerhand verhaftet, halte

    man diese russischen Reservisten bei uns sofort unter

    militärischer Bewachung - wozu Landsturmleute

    genügen - und lasse die Erntearbeiten

    vollenden und interniere sie dann an geeigneten

    Orten. Es ist das eine Pflicht der Selbsterhaltung.

    Nur keine falsche Zurückhaltung den russischen

    Friedensbrechern gegenüber!


             Die Unterbrechung der deutschen Seeschiffahrt.

        Hamburg, 31. Juli. Sämtliche Hamburger

    Reedereien haben ihre auf See befindlichen Dampfer

    angewiesen, unverzüglich den nächsten Hafen anzulaufen

    und weitere Order abzuwarten. Aus Hamburg

    wird heute kein Schiff mehr abgelassen.


                                Panik in Straßburg.

        Straßburg, 30. Juli.  In Straßburg herrscht

    die größte Erregung. Das Papiergeld hat momentan

    fast keinen Wert; Geschäftsleute und Wirtschaften

    weigern sich, Papiergeld anzunehmen. An den

    Sparkassen werden fortgesetzt Beträge abgehoben,

    es wird von manchen Leuten sogar ein schwunghafter

    Handel mit Hundertmarkscheinen betrieben, für die sie

    90 bis 95 Mark in Silber zahlen. - Die Lebensmittelpreise

    sind horrend in die Höhe gestiegen.

    Die Kolonialwarenhändler machen bekannt, daß

    nur noch gegen Kasse verkauft werde.


                             Aus Königsberg.

        Die Polizeidirektion macht durch Anschlag öffentlich

    bekannt:  Zur Sicherung des Hauptbahnhofes

    und dessen Betriebsanlagen, ist eine militärische

    Wache am Bahnhof, sowie Posten an den Betriebsanlagen

    daselbst aufgestellt. Um Unglücksfälle zu

    vermeiden, mache ich die Bevölkerung darauf aufmerksam, 

    daß die Annäherung an die 


     2. Spalte 

    Eisenbahnanlagen (Gleise, Brücken, Stellwerke usw.)

    näher als 100 Meter verboten ist. Das Passieren

    dieser Anlagen durch Zivilpersonen ohne Begleitung

    eines Postens ist verboten. Zivilpersonen werden

    von den Posten mit Halt! angerufen und müssen

    stehen. Zuwiderhandelnde setzen sich der Gefahr

    aus, erschossen zu werden.


                     Panik an der russischen Grenze.

        Ostrowo, 31. Juli.  Unter den Einwohnern

    an der russischen Grenze herrscht eine große Panik,

    sogar die Familien der deutschen Beamten leben

    in großer Aufregung und die meisten haben die

    letzte Nacht in Ostrowo verbracht. Der Güterverkehr

    zwischen Skalmierzyce und Kalisch ist eingestellt 

    worden. Die russische Grenzwache wurde durch Infanterie

     verstärkt.


                                Eine nationale Tat.

        Kottbus, 31. Juli.  Angesichts der politischen

    Ereignisse erachtet es der Arbeitgeberverband

    der Lausitzer Tuchindustrie für seine nationale

    Pflicht, die Aussperrung sofort für

    beendet zu erklären. Die Verbandsbetriebe

    werden am Montag, den 3. August, früh wieder

    eröffnet.


                           Neueste Nachrichten.

        Berlin, 1. Aug.   Laut "Lok. Anz." hat die

    Kaiserliche Familie gestern abend im Schlosse

    das heilige Abendmahl genommen.

        Berlin, 1. Aug.   Prinz  Adalbert von Preußen

    hat sich heute  mit der Prinzessin Adelheid von Sachsen-

    Meiningen verlobt.

        Berlin, 1. Aug.  Der Berliner Magistrat hat

    sich gestern sehr eingehend mit Maßnahmen beschäftigt,

    die die städtische Verwaltung im Falle des

    Krieges zu ergreifen hat. Nach der "Morgenpost"

    wurde eine Reihe wichtiger Beschlüsse gefaßt, die sich

    auf die Lebensmittelversorgung beziehen. Die

    Stadt wird in der Lage sein, die Lebensmittelversorgung 

    selbst zu regeln.

        Berlin, 1. Aug.  Für den Fall der Mobilmachung

    hat Geheimrat Lipmann vom Vorstand der

    Volks-Kaffee- und Speisehallen-Gesellschaft den

    Betrag von 15 000 Mark für den Fall des Krieges

    zur unentgeltlichen Verabreichung  von Speisen

    und Getränken an ausrückende Mannschaften auf

    den Berliner Bahnhöfen zur Verfügung gestellt. 

        Berlin, 1. Aug.  An der Berliner Universität

    schlossen gestern die Professoren ihre Vorlesungen

    mit dem Hinweis auf die bevorstehende Kriegsgefahr

    und die in Aussicht stehende Schließung der

    Universität.

        Berlin, 1. Aug.   Der frühere Pastor Schmidt,

    der unter dem Verdacht verhaftet wurde, das

    Revolverattentat auf die inzwischen ihren  Verletzungen

    erlegene Frau Meyer aus der Xantenerstraße verübt

    zu haben, ist dem Berliner Tageblatt zufolge

    aus der Haft entlassen worden, weil er als Täter

    nicht mehr in Frage kommt.


                                        OESTERREICH.

                    Verschlechterung der Situation.

        Wien, 30. Juli.  Der Kaiser empfing gleich

    nach seiner Ankunft den Minister des Äußeren, Grafen

    Berchthold, den Kriegsminister v. Krobatin und

    den  Generalstabschef Baron Conrad. Die Situation

    wird wegen der  Haltung Rußlands

    als sehr ernst beurteilt.


              Allgemeine Mobilmachung in Oesterreich.

         Wien, 31. Juli.  In Oesterreich ist die allgemeine

    Mobilisierung mit Einschluß des

    Landsturms angeordnet worden. Landsturmpflichtig

    sind Männer vom 18. bis 42. Lebensjahr. Der

    Landsturm besteht in zwei Aufgeboten.


          Noch keine Grenzüberschreitung österreichischer

                                          Truppen.

    Budapest, 31. Juli.  Von amtlicher ungarischer

    Seite erfahre ich, daß entgegen allen anders

    lautenden Nachrichten österreichisch-ungarische Truppen

    bis Donnerstag abends noch nirgends die serbischen

    Grenzen überschritten haben. Auf der ungarischen

    Festung Peterwardein wurde gestern ein

    Reservist, der als Nazarener den Gehorsam verweigerte,

    standrechtlich erschossen.


                    Der Weltfriedenskongreß in Wien abgesagt.

        Der für den 15. bis 19. September nach Wien einberufene

    Weltfriedenskongreß  wurde infolge der

    Kriegsereignisse abgesagt. Zum Kongreß waren

    bereits über 2000 Teilnehmer angemeldet.


                            Neueste Nachrichten.

        Wien, 1. August.  Nach einer amtlichen Mitteilung

    vom 31. Juli hat der Kaiser die allgemeine

    Mobilmachung des Heeres und der Marine und der

    beiden Landwehren sowie die Aufbietung und Einberufung

    des Landsturmes befohlen. Diese Verfügung

    ist veranlaßt durch die von Rußland angeordnete

    Mobilisierung und hat keinen aggressiven

    Charakter.

        Wien, 1. August.  Durch kaiserliche Verordnung

    wurden die Befugnisse der politischen Verwaltung

    dem Armeeoberkommandanten übertragen, ferner

    eine Ministerialverordnung über den Absatz von

    Waffen, Munitionsgegenständen und über Einstellung

    der Wirksamkeit der Geschworenengerichte veröffentlicht.

    Diese Verordnung gilt für die Bukowina,

    Teile von Mähren und Schlesien. Am Küstenland

    von Dalmatien wird der Seeverkehr 

    beschränkt.

        Wien, 1. August.  Nach Bekanntwerden der allgemeinen

    Mobilisierung fanden große patriotische

    Kundgebungen statt. Auch aus der Provinz laufen

    Berichte über begeisterte Kundgebungen ein.

                                        

                                           ITALIEN.

                              Macht Italien mobil?

        Rom, 31. Juli. Der italienische Ministerrat

    beriet heute über die Mobilisierung der italienischen

    Armee.


     3. Spalte 

                 Italien bestellt fünf Parseval-Luftschiffe.

        Die italienische Regierung gab der Luftfahrzeug-

    Gesellschaft in Bitterfeld fünf neue Parseval-

    Luftschiffe in Auftrag.


                                       RUSSLAND.

              Die russische Mobilmachung an der deutschen

                                              Grenze.   

        Es kann  keinem Zweifel unterliegen, daß die

    russische Mobilmachung an der Grenze in vollem  

    Gange ist. Die zweite und dritte russische Kavalleriedivision

    stehen an der Grenze zwischen Wirballen

    und Augustow. Die russische Grenzwache hat ihre

    Wachthäuser in Brand gesetzt. Zollbeamte behaupten,

    daß dies Mobilmachung bedeutet. Zuverlässige

    Reisende haben auf der Fahrt von Petersburg nach

    Wirballen in Wilna drei Militärzüge mit Artillerie

    gesehen. Alle Mannschaften waren kriegsmäßig

    ausgerüstet.

                               Russische Maßnahmen.

        Kattowitz, 31. Juli.  Heute nacht 2 ½ Uhr

    wurde die Eisenbahnbrücke von Granica,

    die Granica mit Sczokowa verbindet, vom russischen

    Militär in die Luft gesprengt. Die Einwohnerschaft

    von Granica hat den Ort geräumt.

    Rußland hat den Grenzkordon zurückgezogen. 

    Die russische Zollkammer wurde geräumt

    und ihre Bestände nach dem Inneren Rußlands gebracht.

    Alle Lokomotiven sind von der Grenze nach

    dem Inneren gebracht worden. Aus Kalisch wird

    gemeldet, daß man dort alles in der größten Eile

    zum Kriege vorbereite. Heute treffen dort wiederum

    zwei Infanterie-Regimenter, eins aus Lodz und

    eins aus Warschau, ein. Die Bahnlinie von Kalisch

    nach der deutschen Grenze ist durchweg

    militärisch besetzt. In dem unweit von Kalisch

    gelegenen Orte Mostkow liegt eine Abteilung

    Jäger. Soeben kam hier die Nachricht aus Kalisch,

    daß ein Artillerie-Regiment nach der russischen

    Grenze befördert wurde. Es steht auch fest, daß unweit

    der Grenze eine Maschinengewehrabteilung

    stationiert ist. 


                    Verbrüderung mit den Königsmördern.

        Gestern verließen abermals mehrere serbische Offiziere 

    die russische Hauptstadt. Schon eine Stunde

    vor Abgang des Zuges versammelten sich große

    Menschenmassen auf dem Bahnhof bis weit auf die

    Straße hinaus und brachten den Serben begeisterte

    Ovationen dar. Es wurden Fahnen vorangetragen.

    Die serbischen Offiziere wurden vom Publikum

    auf den Händen zum Zuge getragen. Bei der

    Abfahrt wurde ihnen ein Bildnis des Zaren überreicht.

    Die Demonstranten segneten die Offiziere

    mit dem Bildnis des Zaren.


                     Meuterei auf der russischen Flotte?

        Konstantinopel, 30. Juli.  In einem

    missing wird gemeldet: Es

    wird bestätigt, daß auf der russischen Flotte in

    Sebastopol eine Meuterei ausgebrochen ist. Über ihren 

    Umfang liegen keine zuverlässigen Nachrichten vor,

    insbesondere darüber, ob es sich etwa um einen vereinzelten

    Vorgang auf einem einzelnen Schiff handelt.

    Der hiesige russische Stationskreuzer ging

    gestern mit versiegelter Order ins Schwarze Meer.

    Die deutschen Schiffe werden aus dem Schwarzen

    Meer zurückgerufen. Diese Meldung zeigt - ebenso

    wie die von der Sprengung der Warschauer Zitadelle - 

    aufs neue, mit welchen bedeutenden Schwierigkeiten

    im Innern Rußlands zu kämpfen hat.


                                   Neueste Nachrichten.

        Moskau, 1. Aug.  Der Gemeinderat bewilligte

    1 Million Rubel für Organisation und Hilfsmittel

    für Heer und Flotte Rußlands unter befreundeten

    Mächten.


                                           ENGLAND.

                   Pessimistische Stimmung in London.

        London, 30. Juli.  Die englische Zuversicht auf

    eine Eindämmung des Kriegsherdes ist, seit Sir

    Edward Greys heutiger Erklärung, in tiefsten Pessimismus

    umgeschlagen. Bange Fragen erheben sich

    in den Kreisen der Parlamentarier: Wird die Regierung

    die Session vor den Ferien, wie üblich,

    schließen oder nur vertagen? Die gegen allen

    Parlamentsbrauch verstoßende Vertagung wäre ein

    sicherer Beweis dafür, daß man mit derMöglichkeit

    einer aktiven Teilnahme Englands an einem europäischen

    Krieg rechnet und deshalb das Mittel

    schnellster Berufung des Hauses in der Hand behält.

    In den Wandelgängen des Parlaments und in den

    politischen Klubs besprechen erregte Gruppen dem [sic]

    designierten Ausspruch des Staatssekretärs, bislang

    seien weitere Schwierigkeiten unter den Mächten

    nicht eingetreten, wobei die Betonung des "bislang"

    eine nur geringe Hoffnung für die Zukunft zu zeigen

    scheint. Auch das Wirtschaftsleben zeigt eine außerordentliche

    Depression.


                       Die englischen Flottenvorkehrungen. 

        London, 31. Juli.  Die englischen Marinebehörden

    haben sämtliche Vorsichtsmaßregeln getroffen.

    Den gestrigen Tag über herrschte in Portsmouth

    fieberhafte Geschäftigkeit. Vor allem war

    man darauf bedacht, die Schiffe der 2. Flotte für den

    ersten Ruf in Bereitschaft zu setzen. Die Hauptarbeit

    war, die Mannschaft möglichst schnell auf

    ihren Bestand zu bringen. Jeder Urlaub hörte auf;

    die Mannschaften, die der Marineartillerie und den

    Torpedoschulen zugeteilt waren, kehrten zur zweiten

    Flotte zurück. Die Militärbehörden stellten starke

    Infanterieaufgebote zum Schutze der Staatsmagazine

    auf. Auch am Humber ging es bei der Flotte

    lebhaft zu. Die achte Torpedobootsflottille, die zehn

    Zerstörer und den Kreuzer "Pothfinder" umfaßt, 

    lief ein, nahm in Immingham Kohlen ein und fuhr

    an die Ostküste. Drei Unterseeboote und der Kreuzer


     4. Spalte 

    "Bonaventure" postierten sich in der Humbermündung.

    Die großen Oeltanks der Admiralität

    in Killingholme wurden mit Gras bedeckt und mit

    schwarzer und roter Farbe angestrichen, um sie vor

    einer Beobachtung von der See aus zu schützen. Der

    Kreuzer "Hazard"  mit einer Unterseebootsflottille

    lief in Dover ein, wo er sich mit den leichten

    Kreuzern und den Zerstörern der sechsten Flottille, die

    auch in Portsmouth stationiert ist, vereinigte. Trotzdem

    nicht die geringste Ursache für eine Besorgnis

    oder für Alarm in Gibraltar vorliegt, so sind doch

    in ständiger Arbeit bei Tag und Nacht die notwendigen

    Vorsichtsmaßregeln für die Verteidigung des

    Felsens  getroffen worden.


                     Asquith über den Ernst der Lage.

        Im Unterhaus beantragte Premierminister Asquith

    die Vertagung der zweiten Lesung der Zusatzbill

    und sagte: Wir versammeln uns heute unter

    Bedingungen, deren Ernst in unser aller Erfahrung

    kaum seinesgleichen hat. Die Frage: Krieg oder

    Frieden? hängt in der Schwebe. Wir stehen einer

    Katastrophe gegenüber, deren Umfang und

    Wirkungen unmöglich abgeschätzt

    werden können. Unter diesen Umständen

    ist es von vitaler Bedeutung für das Interesse

    der ganzen Welt, daß England, das keine eigenen

    Interessen direkt auf dem Spiele stehen hat (Beifall),

    eine geschlossene Front zeigt (lebh. Beifall)

    und imstande ist, mit der Autorität einer einigen

    Nation zu sprechen und zu handeln. Die Debatte

    über die Zusatzbill könne unter solchen Umständen

    verderbliche Wirkungen auf die internationale 

    Lage haben. Er beantragte [sic] daher in Übereinstimmung

    mit Bonar Law die Vertagung und spreche die

    die Hoffnung aus, daß der Patriotismus aller Parteien

    dazu beitragen werde, soviel das in Engands

    Macht liegt, das Unheil, das die ganze Welt

    bedrohe, wenn  nicht abzuwenden, so doch wenigstens

    zu umgrenzen.


    Panik der Londoner Finanzwelt.

        London, 31. Juli.  Gegenwärtig findet ein

    Ansturm bei der Bank von England statt zur Eintauschung

    von Noten gegen Gold. Auch bei den Aktienbanken

    ist eine Massenentnahme von Gold im

    Gange. Im Augenblick verlassen vier Wagen mit

    Gold die Bank von England unter Bedeckung von

    etwa 400 Mann. Bedeutende Börsenfirmen veranlaßten

    das im Handelsteil gemeldete Schließen der

    Börse durch eine Petition an den Börsenvorstand

    unter Androhung sofortiger Zahlungseinstellungen.


                              Neueste Nachrichten.

        London, 1. Aug.  Im Unterhause wies Asquith,

    der mit Beifall empfangen wurde, auf die

    Vorgänge mit Rußland und Deutschland hin, und 

    sagte, er zieh [sic] vor, unter diesen Umständen keine

    weiteren Fragen bis Montag zu beantworten.

     

                                     FRANKREICH.

                       Französische Geldknappheit.

        Einen bemerkenswerten Kontrast zu der finanziellen

    Bereitschaft, die in Deutschland herrscht,

    stellen Vorsichtsmaßregeln dar, die dem "Tag"

    zufolge in Paris getroffen werden. Die französische

    Regierung hat mit Rücksicht auf die

    gegenwärtige Lage gemäß dem Gesetz über die

    Sparkassen sich entschlossen, daß Zahlungen auf

    50 Francs innerhalb 14 Tagen für jeden Einleger

    limitiert werden. Infolgedessen finden Auszahlungen

    auf Sicht nicht mehr statt. Auszahlungen bis

    zu 50 Francs werden gemäß dem Gesetze erst 14

    Tage nach Kündigung erfolgen.


                                  DÄNEMARK.

        Kopenhagen, 1. Aug.  Die Regierung hat

    beschlossen, in dem Kriege zwischen Österreich-Ungarn

    und Serbien vollständige Neutralität zu

    bewahren.


                            BELGIEN U. HOLLAND.

        Die Königin der  Niederlande hat Freitagmittag

    um 1,30 Uhr durch Erlaß die sofortige allgemeine

    Mobilmachung befohlen. In einer weiteren 

    Bekanntmachung wird erklärt, daß für die Niederlande

    Kriegsgefahr besteht. Die Zweite Kammer ist für

    den 3. August nachmittags zusammenberufen worden.

    Holland sollte doch wirklich etwas weniger

    nervös sein. Die belgische Regierung hat sämtliche

    Reserveoffiziere für die dritte und fünfte Division,

    die in Lüttich und Mons liegen, einberufen.


                                      SCHWEIZ.

                     Mobilmachung der Schweiz.

        Bern, 31. Juli.  Der Schweizer Bundesrat beschloß,

    die ganze Armee, den Auszug, die Landwehr

    und den Landsturm auf Pikett zu stellen, sowie den

    Landsturm in den Grenzgebieten aufzubieten. Zugleich

    wird ein Ausfuhrverbot für Pferde, Automobile,

    Getreide und zahlreiche Artikel erlassen.













        




  • October 9, 2017 18:22:18 Beate Jochem

     item 20 


     1. Spalte 

                   Der Kronprinz Führer der 1. Gardedivision.

        Nach einer offiziellen Meldung aus Potsdam ist

    der Kronprinz zum Führer der ersten Gardedivision

    ausersehen.


    Generalfeldmarschall v. d. Goltz'  Wiedereintritt

                                       in das Heer.

        Generalfeldmarschall von der Goltz hat sich zum

    Wiedereintritt in das Heer gemeldet. Es laufen

    schon seit länger als einer Woche im preußischen

    Kriegsministerium täglich Meldungen von deutschen

    Kriegsfreiwilligen ein. Die Meldungen

    rekrutieren sich vielfach aus denjenigen

    Kreisen, für die kein Zwang zum Militärdienst besteht,

    insbesondere aus Mitgliedern des Landsturmes

    und auch aus solchen, die bei der Aushebung

    als untauglich befunden wurden, beziehentlich

    bei der Auslosung ausfielen. Zurzeit werden

    diese Meldungen keine Berücksichtigung finden.

    Nur im allerletzten Ernstfalle werden Freiwillige

    dieser Art zur Verwendung im inneren

    Dienste kommen. Dagegen haben die verabschiedeten

    Offiziere die sich ebenfalls zahlreich

    zum Wiedereintritt melden, Aussicht auf

    baldige Annahme.


              Die Einstellung von Nichtgedienten

                            und Freiwilligen.

        Auf Grund des § 98 der Heer-und Wehrordnung

    kann sich jede Persönlichkeit, die ihrer Dienstpflicht

    noch nicht genügt hat, bei Ausbruch

    der Mobilmachung einen Truppenteil (Ersatzbataillon

    usw.) nach Belieben wählen. Wenn er dies

    nicht tut, wird bei der bald einsetzenden Aushebung

    über ihn verfügt. Als Kriegsfreiwillige können

    sich solche Leute bei einem Ersatztruppenteil melden,

    die keine gesetzliche Verpflichtung zum Dienen

    mehr haben, ferner jugendliche Personen zwischen

    17 und 20 Jahren, soweit sie sich nicht in solchen

    Bezirken aufhalten, in denen der Landsturm aufgeboten

    ist.


      Der Telephonverkehr in Deutschland gesperrt.

        Nach den Grenzstädten im Westen, Norden und

    Osten ist ein telephonischer Verkehr nicht mehr möglich. 


                    Ein deutsches Ausfuhrverbot.

        Berlin, 31. Juli.  Der Bundesrat hat in seiner

    heutigen Sitzung den Erlaß von drei kaiserlichen

    Verordnungen betreffend das Verbot der Ausfuhr

    von Verpflegungs-, Streu- und Futtermitteln, ferner

    von Tieren und tierischen Erzeugnissen sowie

    von Kraftfahrzeugen (Motorwagen, Motorfahrrädern

    und Teilen davon) und von Mineralrohölen,

    Steinkohlenteer und allen aus diesen hergestellten

    Oelen zugestimmt. Die Verordnungen treten sofort

    in Kraft; der Reichskanzler ist ermächtigt, Ausnahmen

    zu gestatten und die erforderlichen 

    Sicherungsmaßregeln zu treffen.


                         Weiteres Ausfuhrverbot.    

        Berlin, 31. Juli.  Der heutige "Reichsanzeiger"

     veröffentlicht außer den bereits gemeldeten

    Ausfuhrverboten das Verbot der Ausfuhr und

    Durchfuhr von Eisenbahnmaterial aller

    Art, von Telegraphen- und Fernsprechdrähten sowie

    Teilen davon, von Luftschiffergeräten aller Art,

    von Fahrzeugen und Teilen davon, ferner das Verbot

    betreffend die Ausfuhr und Durchfuhr von

    Waffen, Munition, Pulver und Sprengstoffen, sowie

    von anderen Artikeln des Kriegsbedarfs und

    von Gegenständen zur Herstellung von Kriegsbedarfsartikeln,

    ferner das Verbot betreffend die Ausfuhr und 

    Durchfuhr von Rohstoffen, die bei der Herstellung

    und dem Betriebe von Gegenständen des Kriegsbedarfs

    zur Verwendung gelangen.


                          Russische Erntearbeiter.

        Unter den Maßnahmen, die die deutsche Regierung

    treffen sollte, besteht hoffentlich auch die Einbehaltung

    der russischen Erntearbeiter, die

    noch auf deutschem Boden weilen. Zu der Zahl von

    weit über 50 000 Mann nicht der schlechtesten Soldaten

    stellen sie ein vollrussisches Armeekorps

    dar. Genau so wie man in Oesterreich alle

    serbischen Reservisten kurzerhand verhaftet, halte

    man diese russischen Reservisten bei uns sofort unter

    militärischer Bewachung - wozu Landsturmleute

    genügen - und lasse die Erntearbeiten

    vollenden und interniere sie dann an geeigneten

    Orten. Es ist das eine Pflicht der Selbsterhaltung.

    Nur keine falsche Zurückhaltung den russischen

    Friedensbrechern gegenüber!


             Die Unterbrechung der deutschen Seeschiffahrt.

        Hamburg, 31. Juli. Sämtliche Hamburger

    Reedereien haben ihre auf See befindlichen Dampfer

    angewiesen, unverzüglich den nächsten Hafen anzulaufen

    und weitere Order abzuwarten. Aus Hamburg

    wird heute kein Schiff mehr abgelassen.


                                Panik in Straßburg.

        Straßburg, 30. Juli.  In Straßburg herrscht

    die größte Erregung. Das Papiergeld hat momentan

    fast keinen Wert; Geschäftsleute und Wirtschaften

    weigern sich, Papiergeld anzunehmen. An den

    Sparkassen werden fortgesetzt Beträge abgehoben,

    es wird von manchen Leuten sogar ein schwunghafter

    Handel mit Hundertmarkscheinen betrieben, für die sie

    90 bis 95 Mark in Silber zahlen. - Die Lebensmittelpreise

    sind horrend in die Höhe gestiegen.

    Die Kolonialwarenhändler machen bekannt, daß

    nur noch gegen Kasse verkauft werde.


                             Aus Königsberg.

        Die Polizeidirektion macht durch Anschlag öffentlich

    bekannt:  Zur Sicherung des Hauptbahnhofes

    und dessen Betriebsanlagen, ist eine militärische

    Wache am Bahnhof, sowie Posten an den Betriebsanlagen

    daselbst aufgestellt. Um Unglücksfälle zu

    vermeiden, mache ich die Bevölkerung darauf aufmerksam, 

    daß die Annäherung an die 


     2. Spalte 

    Eisenbahnanlagen (Gleise, Brücken, Stellwerke usw.)

    näher als 100 Meter verboten ist. Das Passieren

    dieser Anlagen durch Zivilpersonen ohne Begleitung

    eines Postens ist verboten. Zivilpersonen werden

    von den Posten mit Halt! angerufen und müssen

    stehen. Zuwiderhandelnde setzen sich der Gefahr

    aus, erschossen zu werden.


                     Panik an der russischen Grenze.

        Ostrowo, 31. Juli.  Unter den Einwohnern

    an der russischen Grenze herrscht eine große Panik,

    sogar die Familien der deutschen Beamten leben

    in großer Aufregung und die meisten haben die

    letzte Nacht in Ostrowo verbracht. Der Güterverkehr

    zwischen Skalmierzyce und Kalisch ist eingestellt 

    worden. Die russische Grenzwache wurde durch Infanterie

     verstärkt.


                                Eine nationale Tat.

        Kottbus, 31. Juli.  Angesichts der politischen

    Ereignisse erachtet es der Arbeitgeberverband

    der Lausitzer Tuchindustrie für seine nationale

    Pflicht, die Aussperrung sofort für

    beendet zu erklären. Die Verbandsbetriebe

    werden am Montag, den 3. August, früh wieder

    eröffnet.


                           Neueste Nachrichten.

        Berlin, 1. Aug.   Laut "Lok. Anz." hat die

    Kaiserliche Familie gestern abend im Schlosse

    das heilige Abendmahl genommen.

        Berlin, 1. Aug.   Prinz  Adalbert von Preußen

    hat sich heute  mit der Prinzessin Adelheid von Sachsen-

    Meiningen verlobt.

        Berlin, 1. Aug.  Der Berliner Magistrat hat

    sich gestern sehr eingehend mit Maßnahmen beschäftigt,

    die die städtische Verwaltung im Falle des

    Krieges zu ergreifen hat. Nach der "Morgenpost"

    wurde eine Reihe wichtiger Beschlüsse gefaßt, die sich

    auf die Lebensmittelversorgung beziehen. Die

    Stadt wird in der Lage sein, die Lebensmittelversorgung 

    selbst zu regeln.

        Berlin, 1. Aug.  Für den Fall der Mobilmachung

    hat Geheimrat Lipmann vom Vorstand der

    Volks-Kaffee- und Speisehallen-Gesellschaft den

    Betrag von 15 000 Mark für den Fall des Krieges

    zur unentgeltlichen Verabreichung  von Speisen

    und Getränken an ausrückende Mannschaften auf

    den Berliner Bahnhöfen zur Verfügung gestellt. 

        Berlin, 1. Aug.  An der Berliner Universität

    schlossen gestern die Professoren ihre Vorlesungen

    mit dem Hinweis auf die bevorstehende Kriegsgefahr

    und die in Aussicht stehende Schließung der

    Universität.

        Berlin, 1. Aug.   Der frühere Pastor Schmidt,

    der unter dem Verdacht verhaftet wurde, das

    Revolverattentat auf die inzwischen ihren  Verletzungen

    erlegene Frau Meyer aus der Xantenerstraße verübt

    zu haben, ist dem Berliner Tageblatt zufolge

    aus der Haft entlassen worden, weil er als Täter

    nicht mehr in Frage kommt.


                                        OESTERREICH.

                    Verschlechterung der Situation.

        Wien, 30. Juli.  Der Kaiser empfing gleich

    nach seiner Ankunft den Minister des Äußeren, Grafen

    Berchthold, den Kriegsminister v. Krobatin und

    den  Generalstabschef Baron Conrad. Die Situation

    wird wegen der  Haltung Rußlands

    als sehr ernst beurteilt.


              Allgemeine Mobilmachung in Oesterreich.

         Wien, 31. Juli.  In Oesterreich ist die allgemeine

    Mobilisierung mit Einschluß des

    Landsturms angeordnet worden. Landsturmpflichtig

    sind Männer vom 18. bis 42. Lebensjahr. Der

    Landsturm besteht in zwei Aufgeboten.


          Noch keine Grenzüberschreitung österreichischer

                                          Truppen.

    Budapest, 31. Juli.  Von amtlicher ungarischer

    Seite erfahre ich, daß entgegen allen anders

    lautenden Nachrichten österreichisch-ungarische Truppen

    bis Donnerstag abends noch nirgends die serbischen

    Grenzen überschritten haben. Auf der ungarischen

    Festung Peterwardein wurde gestern ein

    Reservist, der als Nazarener den Gehorsam verweigerte,

    standrechtlich erschossen.


                    Der Weltfriedenskongreß in Wien abgesagt.

        Der für den 15. bis 19. September nach Wien einberufene

    Weltfriedenskongreß  wurde infolge der

    Kriegsereignisse abgesagt. Zum Kongreß waren

    bereits über 2000 Teilnehmer angemeldet.


                            Neueste Nachrichten.

        Wien, 1. August.  Nach einer amtlichen Mitteilung

    vom 31. Juli hat der Kaiser die allgemeine

    Mobilmachung des Heeres und der Marine und der

    beiden Landwehren sowie die Aufbietung und Einberufung

    des Landsturmes befohlen. Diese Verfügung

    ist veranlaßt durch die von Rußland angeordnete

    Mobilisierung und hat keinen aggressiven

    Charakter.

        Wien, 1. August.  Durch kaiserliche Verordnung

    wurden die Befugnisse der politischen Verwaltung

    dem Armeeoberkommandanten übertragen, ferner

    eine Ministerialverordnung über den Absatz von

    Waffen, Munitionsgegenständen und über Einstellung

    der Wirksamkeit der Geschworenengerichte veröffentlicht.

    Diese Verordnung gilt für die Bukowina,

    Teile von Mähren und Schlesien. Am Küstenland

    von Dalmatien wird der Seeverkehr 

    beschränkt.

        Wien, 1. August.  Nach Bekanntwerden der allgemeinen

    Mobilisierung fanden große patriotische

    Kundgebungen statt. Auch aus der Provinz laufen

    Berichte über begeisterte Kundgebungen ein.

                                        

                                           ITALIEN.

                              Macht Italien mobil?

        Rom, 31. Juli. Der italienische Ministerrat

    beriet heute über die Mobilisierung der italienischen

    Armee.


     3. Spalte 

                 Italien bestellt fünf Parseval-Luftschiffe.

        Die italienische Regierung gab der Luftfahrzeug-

    Gesellschaft in Bitterfeld fünf neue Parseval-

    Luftschiffe in Auftrag.


                                       RUSSLAND.

              Die russische Mobilmachung an der deutschen

                                              Grenze.   

        Es kann  keinem Zweifel unterliegen, daß die

    russische Mobilmachung an der Grenze in vollem  

    Gange ist. Die zweite und dritte russische Kavalleriedivision

    stehen an der Grenze zwischen Wirballen

    und Augustow. Die russische Grenzwache hat ihre

    Wachthäuser in Brand gesetzt. Zollbeamte behaupten,

    daß dies Mobilmachung bedeutet. Zuverlässige

    Reisende haben auf der Fahrt von Petersburg nach

    Wirballen in Wilna drei Militärzüge mit Artillerie

    gesehen. Alle Mannschaften waren kriegsmäßig

    ausgerüstet.

                               Russische Maßnahmen.

        Kattowitz, 31. Juli.  Heute nacht 2 ½ Uhr

    wurde die Eisenbahnbrücke von Granica,

    die Granica mit Sczokowa verbindet, vom russischen

    Militär in die Luft gesprengt. Die Einwohnerschaft

    von Granica hat den Ort geräumt.

    Rußland hat den Grenzkordon zurückgezogen. 

    Die russische Zollkammer wurde geräumt

    und ihre Bestände nach dem Inneren Rußlands gebracht.

    Alle Lokomotiven sind von der Grenze nach

    dem Inneren gebracht worden. Aus Kalisch wird

    gemeldet, daß man dort alles in der größten Eile

    zum Kriege vorbereite. Heute treffen dort wiederum

    zwei Infanterie-Regimenter, eins aus Lodz und

    eins aus Warschau, ein. Die Bahnlinie von Kalisch

    nach der deutschen Grenze ist durchweg

    militärisch besetzt. In dem unweit von Kalisch

    gelegenen Orte Mostkow liegt eine Abteilung

    Jäger. Soeben kam hier die Nachricht aus Kalisch,

    daß ein Artillerie-Regiment nach der russischen

    Grenze befördert wurde. Es steht auch fest, daß unweit

    der Grenze eine Maschinengewehrabteilung

    stationiert ist. 


                    Verbrüderung mit den Königsmördern.

        Gestern verließen abermals mehrere serbische Offiziere 

    die russische Hauptstadt. Schon eine Stunde

    vor Abgang des Zuges versammelten sich große

    Menschenmassen auf dem Bahnhof bis weit auf die

    Straße hinaus und brachten den Serben begeisterte

    Ovationen dar. Es wurden Fahnen vorangetragen.

    Die serbischen Offiziere wurden vom Publikum

    auf den Händen zum Zuge getragen. Bei der

    Abfahrt wurde ihnen ein Bildnis des Zaren überreicht.

    Die Demonstranten segneten die Offiziere

    mit dem Bildnis des Zaren.


                     Meuterei auf der russischen Flotte?

        Konstantinopel, 30. Juli.  In einem

    missing wird gemeldet: Es

    wird bestätigt, daß auf der russischen Flotte in

    Sebastopol eine Meuterei ausgebrochen ist. Über ihren 

    Umfang liegen keine zuverlässigen Nachrichten vor,

    insbesondere darüber, ob es sich etwa um einen vereinzelten

    Vorgang auf einem einzelnen Schiff handelt.

    Der hiesige russische Stationskreuzer ging

    gestern mit versiegelter Order ins Schwarze Meer.

    Die deutschen Schiffe werden aus dem Schwarzen

    Meer zurückgerufen. Diese Meldung zeigt - ebenso

    wie die von der Sprengung der Warschauer Zitadelle - 

    aufs neue, mit welchen bedeutenden Schwierigkeiten

    im Innern Rußlands zu kämpfen hat.


                                   Neueste Nachrichten.

        Moskau, 1. Aug.  Der Gemeinderat bewilligte

    1 Million Rubel für Organisation und Hilfsmittel

    für Heer und Flotte Rußlands unter befreundeten

    Mächten.


                                           ENGLAND.

                   Pessimistische Stimmung in London.

        London, 30. Juli.  Die englische Zuversicht auf

    eine Eindämmung des Kriegsherdes ist, seit Sir

    Edward Greys heutiger Erklärung, in tiefsten Pessimismus

    umgeschlagen. Bange Fragen erheben sich

    in den Kreisen der Parlamentarier: Wird die Regierung

    die Session vor den Ferien, wie üblich,

    schließen oder nur vertagen? Die gegen allen

    Parlamentsbrauch verstoßende Vertagung wäre ein

    sicherer Beweis dafür, daß man mit derMöglichkeit

    einer aktiven Teilnahme Englands an einem europäischen

    Krieg rechnet und deshalb das Mittel

    schnellster Berufung des Hauses in der Hand behält.

    In den Wandelgängen des Parlaments und in den

    politischen Klubs besprechen erregte Gruppen dem [sic]

    designierten Ausspruch des Staatssekretärs, bislang

    seien weitere Schwierigkeiten unter den Mächten

    nicht eingetreten, wobei die Betonung des "bislang"

    eine nur geringe Hoffnung für die Zukunft zu zeigen

    scheint. Auch das Wirtschaftsleben zeigt eine außerordentliche

    Depression.


                       Die englischen Flottenvorkehrungen. 

        London, 31. Juli.  Die englischen Marinebehörden

    haben sämtliche Vorsichtsmaßregeln getroffen.

    Den gestrigen Tag über herrschte in Portsmouth

    fieberhafte Geschäftigkeit. Vor allem war

    man darauf bedacht, die Schiffe der 2. Flotte für den

    ersten Ruf in Bereitschaft zu setzen. Die Hauptarbeit

    war, die Mannschaft möglichst schnell auf

    ihren Bestand zu bringen. Jeder Urlaub hörte auf;

    die Mannschaften, die der Marineartillerie und den

    Torpedoschulen zugeteilt waren, kehrten zur zweiten

    Flotte zurück. Die Militärbehörden stellten starke

    Infanterieaufgebote zum Schutze der Staatsmagazine

    auf. Auch am Humber ging es bei der Flotte

    lebhaft zu. Die achte Torpedobootsflottille, die zehn

    Zerstörer und den Kreuzer "Pothfinder" umfaßt, 

    lief ein, nahm in Immingham Kohlen ein und fuhr

    an die Ostküste. Drei Unterseeboote und der Kreuzer


     4. Spalte 

    "Bonaventure" postierten sich in der Humbermündung.

    Die großen Oeltanks der Admiralität

    in Killingholme wurden mit Gras bedeckt und mit

    schwarzer und roter Farbe angestrichen, um sie vor

    einer Beobachtung von der See aus zu schützen. Der

    Kreuzer "Hazard"  mit einer Unterseebootsflottille

    lief in Dover ein, wo er sich mit den leichten

    Kreuzern und den Zerstörern der sechsten Flottille, die

    auch in Portsmouth stationiert ist, vereinigte. Trotzdem

    nicht die geringste Ursache für eine Besorgnis

    oder für Alarm in Gibraltar vorliegt, so sind doch

    in ständiger Arbeit bei Tag und Nacht die notwendigen

    Vorsichtsmaßregeln für die Verteidigung des

    Felsens  getroffen worden.


                     Asquith über den Ernst der Lage.

        Im Unterhaus beantragte Premierminister Asquith

    die Vertagung der zweiten Lesung der Zusatzbill

    und sagte: Wir versammeln uns heute unter

    Bedingungen, deren Ernst in unser aller Erfahrung

    kaum seinesgleichen hat. Die Frage: Krieg oder

    Frieden? hängt in der Schwebe. Wir stehen einer

    Katastrophe gegenüber, deren Umfang und

    Wirkungen unmöglich abgeschätzt

    werden können. Unter diesen Umständen

    ist es von vitaler Bedeutung für das Interesse

    der ganzen Welt, daß England, das keine eigenen

    Interessen direkt auf dem Spiele stehen hat (Beifall),

    eine geschlossene Front zeigt (lebh. Beifall)

    und imstande ist, mit der Autorität einer einigen

    Nation zu sprechen und zu handeln. Die Debatte

    über die Zusatzbill könne unter solchen Umständen

    verderbliche Wirkungen auf die internationale 

    Lage haben. Er beantragte [sic] daher in Übereinstimmung

    mit Bonar Law die Vertagung und spreche die

    die Hoffnung aus, daß der Patriotismus aller Parteien

    dazu beitragen werde, soviel das in Engands

    Macht liegt, das Unheil, das die ganze Welt

    bedrohe, wenn  nicht abzuwenden, so doch wenigstens

    zu umgrenzen.


    Panik der Londoner Finanzwelt.

        London, 31. Juli.  Gegenwärtig findet ein

    Ansturm bei der Bank von England statt zur Eintauschung

    von Noten gegen Gold. Auch bei den Aktienbanken

    ist eine Massenentnahme von Gold im

    Gange. Im Augenblick verlassen vier Wagen mit

    Gold die Bank von England unter Bedeckung von

    etwa 400 Mann. Bedeutende Börsenfirmen veranlaßten

    das im Handelsteil gemeldete Schließen der

    Börse durch eine Petition an den Börsenvorstand

    unter Androhung sofortiger Zahlungseinstellungen.


                              Neueste Nachrichten.

        London, 1. Aug.  Im Unterhause wies Asquith,

    der mit Beifall empfangen wurde, auf die

    Vorgänge mit Rußland und Deutschland hin, und 

    sagte, er zieh [sic] vor, unter diesen Umständen keine

    weiteren Fragen bis Montag zu beantworten.

     

                                     FRANKREICH.

                       Französische Geldknappheit.

        Einen bemerkenswerten Kontrast zu der finanziellen

    Bereitschaft, die in Deutschland herrscht,

    stellen Vorsichtsmaßregeln dar, die dem "Tag"

    zufolge in Paris getroffen werden. Die französische

    Regierung hat mit Rücksicht auf die

    gegenwärtige Lage gemäß dem Gesetz über die

    Sparkassen sich entschlossen, daß Zahlungen auf

    50 Francs innerhalb 14 Tagen für jeden Einleger

    limitiert werden. Infolgedessen finden Auszahlungen

    auf Sicht nicht mehr statt. Auszahlungen bis

    zu 50 Francs werden gemäß dem Gesetze erst 14

    Tage nach Kündigung erfolgen.


                                  DÄNEMARK.

        Kopenhagen, 1. Aug.  Die Regierung hat

    beschlossen, in dem Kriege zwischen Österreich-Ungarn

    und Serbien vollständige Neutralität zu

    bewahren.


                            BELGIEN U. HOLLAND.

        Die Königin der  Niederlande hat Freitagmittag

    um 1,30 Uhr durch Erlaß die sofortige allgemeine

    Mobilmachung befohlen. In einer weiteren 

    Bekanntmachung wird erklärt, daß für die Niederlande

    Kriegsgefahr besteht. Die Zweite Kammer ist für

    den 3. August nachmittags zusammenberufen worden.

    Holland sollte doch wirklich etwas weniger

    nervös sein. Die belgische Regierung hat sämtliche

    Reserveoffiziere für die dritte und fünfte Division,

    die in Lüttich und Mons liegen, einberufen.


                                      SCHWEIZ.

                     Mobilmachung der Schweiz.

        Bern, 31. Juli.  Der Schweizer Bundesrat beschloß,

    die ganze Armee, den Auszug, die Landwehr

    und den Landsturm auf Pikett zu stellen, sowie den

    Landsturm in den Grenzgebieten aufzubieten. Zugleich

    wird ein Ausfuhrverbot für Pferde, Automobile,

    Getreide und zahlreiche Artikel erlassen.












        




  • October 9, 2017 18:22:02 Beate Jochem

     item 20 


     1. Spalte 

                   Der Kronprinz Führer der 1. Gardedivision.

        Nach einer offiziellen Meldung aus Potsdam ist

    der Kronprinz zum Führer der ersten Gardedivision

    ausersehen.


    Generalfeldmarschall v. d. Goltz'  Wiedereintritt

                                       in das Heer.

        Generalfeldmarschall von der Goltz hat sich zum

    Wiedereintritt in das Heer gemeldet. Es laufen

    schon seit länger als einer Woche im preußischen

    Kriegsministerium täglich Meldungen von deutschen

    Kriegsfreiwilligen ein. Die Meldungen

    rekrutieren sich vielfach aus denjenigen

    Kreisen, für die kein Zwang zum Militärdienst besteht,

    insbesondere aus Mitgliedern des Landsturmes

    und auch aus solchen, die bei der Aushebung

    als untauglich befunden wurden, beziehentlich

    bei der Auslosung ausfielen. Zurzeit werden

    diese Meldungen keine Berücksichtigung finden.

    Nur im allerletzten Ernstfalle werden Freiwillige

    dieser Art zur Verwendung im inneren

    Dienste kommen. Dagegen haben die verabschiedeten

    Offiziere die sich ebenfalls zahlreich

    zum Wiedereintritt melden, Aussicht auf

    baldige Annahme.


              Die Einstellung von Nichtgedienten

                            und Freiwilligen.

        Auf Grund des § 98 der Heer-und Wehrordnung

    kann sich jede Persönlichkeit, die ihrer Dienstpflicht

    noch nicht genügt hat, bei Ausbruch

    der Mobilmachung einen Truppenteil (Ersatzbataillon

    usw.) nach Belieben wählen. Wenn er dies

    nicht tut, wird bei der bald einsetzenden Aushebung

    über ihn verfügt. Als Kriegsfreiwillige können

    sich solche Leute bei einem Ersatztruppenteil melden,

    die keine gesetzliche Verpflichtung zum Dienen

    mehr haben, ferner jugendliche Personen zwischen

    17 und 20 Jahren, soweit sie sich nicht in solchen

    Bezirken aufhalten, in denen der Landsturm aufgeboten

    ist.


      Der Telephonverkehr in Deutschland gesperrt.

        Nach den Grenzstädten im Westen, Norden und

    Osten ist ein telephonischer Verkehr nicht mehr möglich. 


                    Ein deutsches Ausfuhrverbot.

        Berlin, 31. Juli.  Der Bundesrat hat in seiner

    heutigen Sitzung den Erlaß von drei kaiserlichen

    Verordnungen betreffend das Verbot der Ausfuhr

    von Verpflegungs-, Streu- und Futtermitteln, ferner

    von Tieren und tierischen Erzeugnissen sowie

    von Kraftfahrzeugen (Motorwagen, Motorfahrrädern

    und Teilen davon) und von Mineralrohölen,

    Steinkohlenteer und allen aus diesen hergestellten

    Oelen zugestimmt. Die Verordnungen treten sofort

    in Kraft; der Reichskanzler ist ermächtigt, Ausnahmen

    zu gestatten und die erforderlichen 

    Sicherungsmaßregeln zu treffen.


                         Weiteres Ausfuhrverbot.    

        Berlin, 31. Juli.  Der heutige "Reichsanzeiger"

     veröffentlicht außer den bereits gemeldeten

    Ausfuhrverboten das Verbot der Ausfuhr und

    Durchfuhr von Eisenbahnmaterial aller

    Art, von Telegraphen- und Fernsprechdrähten sowie

    Teilen davon, von Luftschiffergeräten aller Art,

    von Fahrzeugen und Teilen davon, ferner das Verbot

    betreffend die Ausfuhr und Durchfuhr von

    Waffen, Munition, Pulver und Sprengstoffen, sowie

    von anderen Artikeln des Kriegsbedarfs und

    von Gegenständen zur Herstellung von Kriegsbedarfsartikeln,

    ferner das Verbot betreffend die Ausfuhr und 

    Durchfuhr von Rohstoffen, die bei der Herstellung

    und dem Betriebe von Gegenständen des Kriegsbedarfs

    zur Verwendung gelangen.


                          Russische Erntearbeiter.

        Unter den Maßnahmen, die die deutsche Regierung

    treffen sollte, besteht hoffentlich auch die Einbehaltung

    der russischen Erntearbeiter, die

    noch auf deutschem Boden weilen. Zu der Zahl von

    weit über 50 000 Mann nicht der schlechtesten Soldaten

    stellen sie ein vollrussisches Armeekorps

    dar. Genau so wie man in Oesterreich alle

    serbischen Reservisten kurzerhand verhaftet, halte

    man diese russischen Reservisten bei uns sofort unter

    militärischer Bewachung - wozu Landsturmleute

    genügen - und lasse die Erntearbeiten

    vollenden und interniere sie dann an geeigneten

    Orten. Es ist das eine Pflicht der Selbsterhaltung.

    Nur keine falsche Zurückhaltung den russischen

    Friedensbrechern gegenüber!


             Die Unterbrechung der deutschen Seeschiffahrt.

        Hamburg, 31. Juli. Sämtliche Hamburger

    Reedereien haben ihre auf See befindlichen Dampfer

    angewiesen, unverzüglich den nächsten Hafen anzulaufen

    und weitere Order abzuwarten. Aus Hamburg

    wird heute kein Schiff mehr abgelassen.


                                Panik in Straßburg.

        Straßburg, 30. Juli.  In Straßburg herrscht

    die größte Erregung. Das Papiergeld hat momentan

    fast keinen Wert; Geschäftsleute und Wirtschaften

    weigern sich, Papiergeld anzunehmen. An den

    Sparkassen werden fortgesetzt Beträge abgehoben,

    es wird von manchen Leuten sogar ein schwunghafter

    Handel mit Hundertmarkscheinen betrieben, für die sie

    90 bis 95 Mark in Silber zahlen. - Die Lebensmittelpreise

    sind horrend in die Höhe gestiegen.

    Die Kolonialwarenhändler machen bekannt, daß

    nur noch gegen Kasse verkauft werde.


                             Aus Königsberg.

        Die Polizeidirektion macht durch Anschlag öffentlich

    bekannt:  Zur Sicherung des Hauptbahnhofes

    und dessen Betriebsanlagen, ist eine militärische

    Wache am Bahnhof, sowie Posten an den Betriebsanlagen

    daselbst aufgestellt. Um Unglücksfälle zu

    vermeiden, mache ich die Bevölkerung darauf aufmerksam, 

    daß die Annäherung an die 


     2. Spalte 

    Eisenbahnanlagen (Gleise, Brücken, Stellwerke usw.)

    näher als 100 Meter verboten ist. Das Passieren

    dieser Anlagen durch Zivilpersonen ohne Begleitung

    eines Postens ist verboten. Zivilpersonen werden

    von den Posten mit Halt! angerufen und müssen

    stehen. Zuwiderhandelnde setzen sich der Gefahr

    aus, erschossen zu werden.


                     Panik an der russischen Grenze.

        Ostrowo, 31. Juli.  Unter den Einwohnern

    an der russischen Grenze herrscht eine große Panik,

    sogar die Familien der deutschen Beamten leben

    in großer Aufregung und die meisten haben die

    letzte Nacht in Ostrowo verbracht. Der Güterverkehr

    zwischen Skalmierzyce und Kalisch ist eingestellt 

    worden. Die russische Grenzwache wurde durch Infanterie

     verstärkt.


                                Eine nationale Tat.

        Kottbus, 31. Juli.  Angesichts der politischen

    Ereignisse erachtet es der Arbeitgeberverband

    der Lausitzer Tuchindustrie für seine nationale

    Pflicht, die Aussperrung sofort für

    beendet zu erklären. Die Verbandsbetriebe

    werden am Montag, den 3. August, früh wieder

    eröffnet.


                           Neueste Nachrichten.

        Berlin, 1. Aug.   Laut "Lok. Anz." hat die

    Kaiserliche Familie gestern abend im Schlosse

    das heilige Abendmahl genommen.

        Berlin, 1. Aug.   Prinz  Adalbert von Preußen

    hat sich heute  mit der Prinzessin Adelheid von Sachsen-

    Meiningen verlobt.

        Berlin, 1. Aug.  Der Berliner Magistrat hat

    sich gestern sehr eingehend mit Maßnahmen beschäftigt,

    die die städtische Verwaltung im Falle des

    Krieges zu ergreifen hat. Nach der "Morgenpost"

    wurde eine Reihe wichtiger Beschlüsse gefaßt, die sich

    auf die Lebensmittelversorgung beziehen. Die

    Stadt wird in der Lage sein, die Lebensmittelversorgung 

    selbst zu regeln.

        Berlin, 1. Aug.  Für den Fall der Mobilmachung

    hat Geheimrat Lipmann vom Vorstand der

    Volks-Kaffee- und Speisehallen-Gesellschaft den

    Betrag von 15 000 Mark für den Fall des Krieges

    zur unentgeltlichen Verabreichung  von Speisen

    und Getränken an ausrückende Mannschaften auf

    den Berliner Bahnhöfen zur Verfügung gestellt. 

        Berlin, 1. Aug.  An der Berliner Universität

    schlossen gestern die Professoren ihre Vorlesungen

    mit dem Hinweis auf die bevorstehende Kriegsgefahr

    und die in Aussicht stehende Schließung der

    Universität.

        Berlin, 1. Aug.   Der frühere Pastor Schmidt,

    der unter dem Verdacht verhaftet wurde, das

    Revolverattentat auf die inzwischen ihren  Verletzungen

    erlegene Frau Meyer aus der Xantenerstraße verübt

    zu haben, ist dem Berliner Tageblatt zufolge

    aus der Haft entlassen worden, weil er als Täter

    nicht mehr in Frage kommt.


                                        OESTERREICH.

                    Verschlechterung der Situation.

        Wien, 30. Juli.  Der Kaiser empfing gleich

    nach seiner Ankunft den Minister des Äußeren, Grafen

    Berchthold, den Kriegsminister v. Krobatin und

    den  Generalstabschef Baron Conrad. Die Situation

    wird wegen der  Haltung Rußlands

    als sehr ernst beurteilt.


              Allgemeine Mobilmachung in Oesterreich.

         Wien, 31. Juli.  In Oesterreich ist die allgemeine

    Mobilisierung mit Einschluß des

    Landsturms angeordnet worden. Landsturmpflichtig

    sind Männer vom 18. bis 42. Lebensjahr. Der

    Landsturm besteht in zwei Aufgeboten.


          Noch keine Grenzüberschreitung österreichischer

                                          Truppen.

    Budapest, 31. Juli.  Von amtlicher ungarischer

    Seite erfahre ich, daß entgegen allen anders

    lautenden Nachrichten österreichisch-ungarische Truppen

    bis Donnerstag abends noch nirgends die serbischen

    Grenzen überschritten haben. Auf der ungarischen

    Festung Peterwardein wurde gestern ein

    Reservist, der als Nazarener den Gehorsam verweigerte,

    standrechtlich erschossen.


                    Der Weltfriedenskongreß in Wien abgesagt.

        Der für den 15. bis 19. September nach Wien einberufene

    Weltfriedenskongreß  wurde infolge der

    Kriegsereignisse abgesagt. Zum Kongreß waren

    bereits über 2000 Teilnehmer angemeldet.


                            Neueste Nachrichten.

        Wien, 1. August.  Nach einer amtlichen Mitteilung

    vom 31. Juli hat der Kaiser die allgemeine

    Mobilmachung des Heeres und der Marine und der

    beiden Landwehren sowie die Aufbietung und Einberufung

    des Landsturmes befohlen. Diese Verfügung

    ist veranlaßt durch die von Rußland angeordnete

    Mobilisierung und hat keinen aggressiven

    Charakter.

        Wien, 1. August.  Durch kaiserliche Verordnung

    wurden die Befugnisse der politischen Verwaltung

    dem Armeeoberkommandanten übertragen, ferner

    eine Ministerialverordnung über den Absatz von

    Waffen, Munitionsgegenständen und über Einstellung

    der Wirksamkeit der Geschworenengerichte veröffentlicht.

    Diese Verordnung gilt für die Bukowina,

    Teile von Mähren und Schlesien. Am Küstenland

    von Dalmatien wird der Seeverkehr 

    beschränkt.

        Wien, 1. August.  Nach Bekanntwerden der allgemeinen

    Mobilisierung fanden große patriotische

    Kundgebungen statt. Auch aus der Provinz laufen

    Berichte über begeisterte Kundgebungen ein.

                                        

                                           ITALIEN.

                              Macht Italien mobil?

        Rom, 31. Juli. Der italienische Ministerrat

    beriet heute über die Mobilisierung der italienischen

    Armee.


     3. Spalte 

                 Italien bestellt fünf Parseval-Luftschiffe.

        Die italienische Regierung gab der Luftfahrzeug-

    Gesellschaft in Bitterfeld fünf neue Parseval-

    Luftschiffe in Auftrag.


                                       RUSSLAND.

              Die russische Mobilmachung an der deutschen

                                              Grenze.   

        Es kann  keinem Zweifel unterliegen, daß die

    russische Mobilmachung an der Grenze in vollem  

    Gange ist. Die zweite und dritte russische Kavalleriedivision

    stehen an der Grenze zwischen Wirballen

    und Augustow. Die russische Grenzwache hat ihre

    Wachthäuser in Brand gesetzt. Zollbeamte behaupten,

    daß dies Mobilmachung bedeutet. Zuverlässige

    Reisende haben auf der Fahrt von Petersburg nach

    Wirballen in Wilna drei Militärzüge mit Artillerie

    gesehen. Alle Mannschaften waren kriegsmäßig

    ausgerüstet.

                               Russische Maßnahmen.

        Kattowitz, 31. Juli.  Heute nacht 2 ½ Uhr

    wurde die Eisenbahnbrücke von Granica,

    die Granica mit Sczokowa verbindet, vom russischen

    Militär in die Luft gesprengt. Die Einwohnerschaft

    von Granica hat den Ort geräumt.

    Rußland hat den Grenzkordon zurückgezogen. 

    Die russische Zollkammer wurde geräumt

    und ihre Bestände nach dem Inneren Rußlands gebracht.

    Alle Lokomotiven sind von der Grenze nach

    dem Inneren gebracht worden. Aus Kalisch wird

    gemeldet, daß man dort alles in der größten Eile

    zum Kriege vorbereite. Heute treffen dort wiederum

    zwei Infanterie-Regimenter, eins aus Lodz und

    eins aus Warschau, ein. Die Bahnlinie von Kalisch

    nach der deutschen Grenze ist durchweg

    militärisch besetzt. In dem unweit von Kalisch

    gelegenen Orte Mostkow liegt eine Abteilung

    Jäger. Soeben kam hier die Nachricht aus Kalisch,

    daß ein Artillerie-Regiment nach der russischen

    Grenze befördert wurde. Es steht auch fest, daß unweit

    der Grenze eine Maschinengewehrabteilung

    stationiert ist. 


                    Verbrüderung mit den Königsmördern.

        Gestern verließen abermals mehrere serbische Offiziere 

    die russische Hauptstadt. Schon eine Stunde

    vor Abgang des Zuges versammelten sich große

    Menschenmassen auf dem Bahnhof bis weit auf die

    Straße hinaus und brachten den Serben begeisterte

    Ovationen dar. Es wurden Fahnen vorangetragen.

    Die serbischen Offiziere wurden vom Publikum

    auf den Händen zum Zuge getragen. Bei der

    Abfahrt wurde ihnen ein Bildnis des Zaren überreicht.

    Die Demonstranten segneten die Offiziere

    mit dem Bildnis des Zaren.


                     Meuterei auf der russischen Flotte?

        Konstantinopel, 30. Juli.  In einem

    missing wird gemeldet: Es

    wird bestätigt, daß auf der russischen Flotte in

    Sebastopol eine Meuterei ausgebrochen ist. Über ihren 

    Umfang liegen keine zuverlässigen Nachrichten vor,

    insbesondere darüber, ob es sich etwa um einen vereinzelten

    Vorgang auf einem einzelnen Schiff handelt.

    Der hiesige russische Stationskreuzer ging

    gestern mit versiegelter Order ins Schwarze Meer.

    Die deutschen Schiffe werden aus dem Schwarzen

    Meer zurückgerufen. Diese Meldung zeigt - ebenso

    wie die von der Sprengung der Warschauer Zitadelle - 

    aufs neue, mit welchen bedeutenden Schwierigkeiten

    im Innern Rußlands zu kämpfen hat.


                                   Neueste Nachrichten.

        Moskau, 1. Aug.  Der Gemeinderat bewilligte

    1 Million Rubel für Organisation und Hilfsmittel

    für Heer und Flotte Rußlands unter befreundeten

    Mächten.


                                           ENGLAND.

                   Pessimistische Stimmung in London.

        London, 30. Juli.  Die englische Zuversicht auf

    eine Eindämmung des Kriegsherdes ist, seit Sir

    Edward Greys heutiger Erklärung, in tiefsten Pessimismus

    umgeschlagen. Bange Fragen erheben sich

    in den Kreisen der Parlamentarier: Wird die Regierung

    die Session vor den Ferien, wie üblich,

    schließen oder nur vertagen? Die gegen allen

    Parlamentsbrauch verstoßende Vertagung wäre ein

    sicherer Beweis dafür, daß man mit derMöglichkeit

    einer aktiven Teilnahme Englands an einem europäischen

    Krieg rechnet und deshalb das Mittel

    schnellster Berufung des Hauses in der Hand behält.

    In den Wandelgängen des Parlaments und in den

    politischen Klubs besprechen erregte Gruppen dem [sic]

    designierten Ausspruch des Staatssekretärs, bislang

    seien weitere Schwierigkeiten unter den Mächten

    nicht eingetreten, wobei die Betonung des "bislang"

    eine nur geringe Hoffnung für die Zukunft zu zeigen

    scheint. Auch das Wirtschaftsleben zeigt eine außerordentliche

    Depression.


                       Die englischen Flottenvorkehrungen. 

        London, 31. Juli.  Die englischen Marinebehörden

    haben sämtliche Vorsichtsmaßregeln getroffen.

    Den gestrigen Tag über herrschte in Portsmouth

    fieberhafte Geschäftigkeit. Vor allem war

    man darauf bedacht, die Schiffe der 2. Flotte für den

    ersten Ruf in Bereitschaft zu setzen. Die Hauptarbeit

    war, die Mannschaft möglichst schnell auf

    ihren Bestand zu bringen. Jeder Urlaub hörte auf;

    die Mannschaften, die der Marineartillerie und den

    Torpedoschulen zugeteilt waren, kehrten zur zweiten

    Flotte zurück. Die Militärbehörden stellten starke

    Infanterieaufgebote zum Schutze der Staatsmagazine

    auf. Auch am Humber ging es bei der Flotte

    lebhaft zu. Die achte Torpedobootsflottille, die zehn

    Zerstörer und den Kreuzer "Pothfinder" umfaßt, 

    lief ein, nahm in Immingham Kohlen ein und fuhr

    an die Ostküste. Drei Unterseeboote und der Kreuzer


     4. Spalte 

    "Bonaventure" postierten sich in der Humbermündung.

    Die großen Oeltanks der Admiralität

    in Killingholme wurden mit Gras bedeckt und mit

    schwarzer und roter Farbe angestrichen, um sie vor

    einer Beobachtung von der See aus zu schützen. Der

    Kreuzer "Hazard"  mit einer Unterseebootsflottille

    lief in Dover ein, wo er sich mit den leichten

    Kreuzern und den Zerstörern der sechsten Flottille, die

    auch in Portsmouth stationiert ist, vereinigte. Trotzdem

    nicht die geringste Ursache für eine Besorgnis

    oder für Alarm in Gibraltar vorliegt, so sind doch

    in ständiger Arbeit bei Tag und Nacht die notwendigen

    Vorsichtsmaßregeln für die Verteidigung des

    Felsens  getroffen worden.


                     Asquith über den Ernst der Lage.

        Im Unterhaus beantragte Premierminister Asquith

    die Vertagung der zweiten Lesung der Zusatzbill

    und sagte: Wir versammeln uns heute unter

    Bedingungen, deren Ernst in unser aller Erfahrung

    kaum seinesgleichen hat. Die Frage: Krieg oder

    Frieden? hängt in der Schwebe. Wir stehen einer

    Katastrophe gegenüber, deren Umfang und

    Wirkungen unmöglich abgeschätzt

    werden können. Unter diesen Umständen

    ist es von vitaler Bedeutung für das Interesse

    der ganzen Welt, daß England, das keine eigenen

    Interessen direkt auf dem Spiele stehen hat (Beifall),

    eine geschlossene Front zeigt (lebh. Beifall)

    und imstande ist, mit der Autorität einer einigen

    Nation zu sprechen und zu handeln. Die Debatte

    über die Zusatzbill könne unter solchen Umständen

    verderbliche Wirkungen auf die internationale 

    Lage haben. Er beantragte [sic] daher in Übereinstimmung

    mit Bonar Law die Vertagung und spreche die

    die Hoffnung aus, daß der Patriotismus aller Parteien

    dazu beitragen werde, soviel das in Engands

    Macht liegt, das Unheil, das die ganze Welt

    bedrohe, wenn  nicht abzuwenden, so doch wenigstens

    zu umgrenzen.


    Panik der Londoner Finanzwelt.

        London, 31. Juli.  Gegenwärtig findet ein

    Ansturm bei der Bank von England statt zur Eintauschung

    von Noten gegen Gold. Auch bei den Aktienbanken

    ist eine Massenentnahme von Gold im

    Gange. Im Augenblick verlassen vier Wagen mit

    Gold die Bank von England unter Bedeckung von

    etwa 400 Mann. Bedeutende Börsenfirmen veranlaßten

    das im Handelsteil gemeldete Schließen der

    Börse durch eine Petition an den Börsenvorstand

    unter Androhung sofortiger Zahlungseinstellungen.


                              Neueste Nachrichten.

        London, 1. Aug.  Im Unterhause wies Asquith,

    der mit Beifall empfangen wurde, auf die

    Vorgänge mit Rußland und Deutschland hin, und 

    sagte, er zieh [sic] vor, unter diesen Umständen keine

    weiteren Fragen bis Montag zu beantworten.

     

                                     FRANKREICH.

                       Französische Geldknappheit.

        Einen bemerkenswerten Kontrast zu der finanziellen

    Bereitschaft, die in Deutschland herrscht,

    stellen Vorsichtsmaßregeln dar, die dem "Tag"

    zufolge in Paris getroffen werden. Die französische

    Regierung hat mit Rücksicht auf die

    gegenwärtige Lage gemäß dem Gesetz über die

    Sparkassen sich entschlossen, daß Zahlungen auf

    50 Francs innerhalb 14 Tagen für jeden Einleger

    limitiert werden. Infolgedessen finden Auszahlungen

    auf Sicht nicht mehr statt. Auszahlungen bis

    zu 50 Francs werden gemäß dem Gesetze erst 14

    Tage nach Kündigung erfolgen.


                                  DÄNEMARK.

        Kopenhagen, 1. Aug.  Die Regierung hat

    beschlossen, in dem Kriege zwischen Österreich-Ungarn

    und Serbien vollständige Neutralität zu

    bewahren.


                            BELGIEN U. HOLLAND.

        Die Königin der  Niederlande hat Freitagmittag

    um 1,30 Uhr durch Erlaß die sofortige allgemeine

    Mobilmachung befohlen. In einer weiteren 

    Bekanntmachung wird erklärt, daß für die Niederlande

    Kriegsgefahr besteht. Die Zweite Kammer ist für

    den 3. August nachmittags zusammenberufen worden.

    Holland sollte doch wirklich etwas weniger

    nervös sein. Die belgische Regierung hat sämtliche

    Reserveoffiziere für die dritte und fünfte Division,

    die in Lüttich und Mons liegen, einberufen.


                                      SCHWEIZ.

                     Mobilmachung der Schweiz.

        Bern, 31. Juli.  Der Schweizer Bundesrat beschloß,

    die ganze Armee, den Auszug, die Landwehr

    und den Landsturm auf Pikett zu stellen, sowie den

    Landsturm in den Grenzgebieten aufzubieten. Zugleich

    wird ein Ausfuhrverbot für Pferde, Automobile,

    Getreide und zahlreiche Artikel erlassen.












        




  • October 9, 2017 18:19:07 Beate Jochem

     item 20 


     1. Spalte 

                   Der Kronprinz Führer der 1. Gardedivision.

        Nach einer offiziellen Meldung aus Potsdam ist

    der Kronprinz zum Führer der ersten Gardedivision

    ausersehen.


    Generalfeldmarschall v. d. Goltz'  Wiedereintritt

                                       in das Heer.

        Generalfeldmarschall von der Goltz hat sich zum

    Wiedereintritt in das Heer gemeldet. Es laufen

    schon seit länger als einer Woche im preußischen

    Kriegsministerium täglich Meldungen von deutschen

    Kriegsfreiwilligen ein. Die Meldungen

    rekrutieren sich vielfach aus denjenigen

    Kreisen, für die kein Zwang zum Militärdienst besteht,

    insbesondere aus Mitgliedern des Landsturmes

    und auch aus solchen, die bei der Aushebung

    als untauglich befunden wurden, beziehentlich

    bei der Auslosung ausfielen. Zurzeit werden

    diese Meldungen keine Berücksichtigung finden.

    Nur im allerletzten Ernstfalle werden Freiwillige

    dieser Art zur Verwendung im inneren

    Dienste kommen. Dagegen haben die verabschiedeten

    Offiziere die sich ebenfalls zahlreich

    zum Wiedereintritt melden, Aussicht auf

    baldige Annahme.


              Die Einstellung von Nichtgedienten

                            und Freiwilligen.

        Auf Grund des § 98 der Heer-und Wehrordnung

    kann sich jede Persönlichkeit, die ihrer Dienstpflicht

    noch nicht genügt hat, bei Ausbruch

    der Mobilmachung einen Truppenteil (Ersatzbataillon

    usw.) nach Belieben wählen. Wenn er dies

    nicht tut, wird bei der bald einsetzenden Aushebung

    über ihn verfügt. Als Kriegsfreiwillige können

    sich solche Leute bei einem Ersatztruppenteil melden,

    die keine gesetzliche Verpflichtung zum Dienen

    mehr haben, ferner jugendliche Personen zwischen

    17 und 20 Jahren, soweit sie sich nicht in solchen

    Bezirken aufhalten, in denen der Landsturm aufgeboten

    ist.


      Der Telephonverkehr in Deutschland gesperrt.

        Nach den Grenzstädten im Westen, Norden und

    Osten ist ein telephonischer Verkehr nicht mehr möglich. 


                    Ein deutsches Ausfuhrverbot.

        Berlin, 31. Juli.  Der Bundesrat hat in seiner

    heutigen Sitzung den Erlaß von drei kaiserlichen

    Verordnungen betreffend das Verbot der Ausfuhr

    von Verpflegungs-, Streu- und Futtermitteln, ferner

    von Tieren und tierischen Erzeugnissen sowie

    von Kraftfahrzeugen (Motorwagen, Motorfahrrädern

    und Teilen davon) und von Mineralrohölen,

    Steinkohlenteer und allen aus diesen hergestellten

    Oelen zugestimmt. Die Verordnungen treten sofort

    in Kraft; der Reichskanzler ist ermächtigt, Ausnahmen

    zu gestatten und die erforderlichen 

    Sicherungsmaßregeln zu treffen.


                         Weiteres Ausfuhrverbot.    

        Berlin, 31. Juli.  Der heutige "Reichsanzeiger"

     veröffentlicht außer den bereits gemeldeten

    Ausfuhrverboten das Verbot der Ausfuhr und

    Durchfuhr von Eisenbahnmaterial aller

    Art, von Telegraphen- und Fernsprechdrähten sowie

    Teilen davon, von Luftschiffergeräten aller Art,

    von Fahrzeugen und Teilen davon, ferner das Verbot

    betreffend die Ausfuhr und Durchfuhr von

    Waffen, Munition, Pulver und Sprengstoffen, sowie

    von anderen Artikeln des Kriegsbedarfs und

    von Gegenständen zur Herstellung von Kriegsbedarfsartikeln,

    ferner das Verbot betreffend die Ausfuhr und 

    Durchfuhr von Rohstoffen, die bei der Herstellung

    und dem Betriebe von Gegenständen des Kriegsbedarfs

    zur Verwendung gelangen.


                          Russische Erntearbeiter.

        Unter den Maßnahmen, die die deutsche Regierung

    treffen sollte, besteht hoffentlich auch die Einbehaltung

    der russischen Erntearbeiter, die

    noch auf deutschem Boden weilen. Zu der Zahl von

    weit über 50 000 Mann nicht der schlechtesten Soldaten

    stellen sie ein vollrussisches Armeekorps

    dar. Genau so wie man in Oesterreich alle

    serbischen Reservisten kurzerhand verhaftet, halte

    man diese russischen Reservisten bei uns sofort unter

    militärischer Bewachung - wozu Landsturmleute

    genügen - und lasse die Erntearbeiten

    vollenden und interniere sie dann an geeigneten

    Orten. Es ist das eine Pflicht der Selbsterhaltung.

    Nur keine falsche Zurückhaltung den russischen

    Friedensbrechern gegenüber!


             Die Unterbrechung der deutschen Seeschiffahrt.

        Hamburg, 31. Juli. Sämtliche Hamburger

    Reedereien haben ihre auf See befindlichen Dampfer

    angewiesen, unverzüglich den nächsten Hafen anzulaufen

    und weitere Order abzuwarten. Aus Hamburg

    wird heute kein Schiff mehr abgelassen.


                                Panik in Straßburg.

        Straßburg, 30. Juli.  In Straßburg herrscht

    die größte Erregung. Das Papiergeld hat momentan

    fast keinen Wert; Geschäftsleute und Wirtschaften

    weigern sich, Papiergeld anzunehmen. An den

    Sparkassen werden fortgesetzt Beträge abgehoben,

    es wird von manchen Leuten sogar ein schwunghafter

    Handel mit Hundertmarkscheinen betrieben, für die sie

    90 bis 95 Mark in Silber zahlen. - Die Lebensmittelpreise

    sind horrend in die Höhe gestiegen.

    Die Kolonialwarenhändler machen bekannt, daß

    nur noch gegen Kasse verkauft werde.


                             Aus Königsberg.

        Die Polizeidirektion macht durch Anschlag öffentlich

    bekannt:  Zur Sicherung des Hauptbahnhofes

    und dessen Betriebsanlagen, ist eine militärische

    Wache am Bahnhof, sowie Posten an den Betriebsanlagen

    daselbst aufgestellt. Um Unglücksfälle zu

    vermeiden, mache ich die Bevölkerung darauf aufmerksam, 

    daß die Annäherung an die 


     2. Spalte 

    Eisenbahnanlagen (Gleise, Brücken, Stellwerke usw.)

    näher als 100 Meter verboten ist. Das Passieren

    dieser Anlagen durch Zivilpersonen ohne Begleitung

    eines Postens ist verboten. Zivilpersonen werden

    von den Posten mit Halt! angerufen und müssen

    stehen. Zuwiderhandelnde setzen sich der Gefahr

    aus, erschossen zu werden.


                     Panik an der russischen Grenze.

        Ostrowo, 31. Juli.  Unter den Einwohnern

    an der russischen Grenze herrscht eine große Panik,

    sogar die Familien der deutschen Beamten leben

    in großer Aufregung und die meisten haben die

    letzte Nacht in Ostrowo verbracht. Der Güterverkehr

    zwischen Skalmierzyce und Kalisch ist eingestellt 

    worden. Die russische Grenzwache wurde durch Infanterie

     verstärkt.


                                Eine nationale Tat.

        Kottbus, 31. Juli.  Angesichts der politischen

    Ereignisse erachtet es der Arbeitgeberverband

    der Lausitzer Tuchindustrie für seine nationale

    Pflicht, die Aussperrung sofort für

    beendet zu erklären. Die Verbandsbetriebe

    werden am Montag, den 3. August, früh wieder

    eröffnet.


                           Neueste Nachrichten.

        Berlin, 1. Aug.   Laut "Lok. Anz." hat die

    Kaiserliche Familie gestern abend im Schlosse

    das heilige Abendmahl genommen.

        Berlin, 1. Aug.   Prinz  Adalbert von Preußen

    hat sich heute  mit der Prinzessin Adelheid von Sachsen-

    Meiningen verlobt.

        Berlin, 1. Aug.  Der Berliner Magistrat hat

    sich gestern sehr eingehend mit Maßnahmen beschäftigt,

    die die städtische Verwaltung im Falle des

    Krieges zu ergreifen hat. Nach der "Morgenpost"

    wurde eine Reihe wichtiger Beschlüsse gefaßt, die sich

    auf die Lebensmittelversorgung beziehen. Die

    Stadt wird in der Lage sein, die Lebensmittelversorgung 

    selbst zu regeln.

        Berlin, 1. Aug.  Für den Fall der Mobilmachung

    hat Geheimrat Lipmann vom Vorstand der

    Volks-Kaffee- und Speisehallen-Gesellschaft den

    Betrag von 15 000 Mark für den Fall des Krieges

    zur unentgeltlichen Verabreichung  von Speisen

    und Getränken an ausrückende Mannschaften auf

    den Berliner Bahnhöfen zur Verfügung gestellt. 

        Berlin, 1. Aug.  An der Berliner Universität

    schlossen gestern die Professoren ihre Vorlesungen

    mit dem Hinweis auf die bevorstehende Kriegsgefahr

    und die in Aussicht stehende Schließung der

    Universität.

        Berlin, 1. Aug.   Der frühere Pastor Schmidt,

    der unter dem Verdacht verhaftet wurde, das

    Revolverattentat auf die inzwischen ihren  Verletzungen

    erlegene Frau Meyer aus der Xantenerstraße verübt

    zu haben, ist dem Berliner Tageblatt zufolge

    aus der Haft entlassen worden, weil er als Täter

    nicht mehr in Frage kommt.


                                        OESTERREICH.

                    Verschlechterung der Situation.

        Wien, 30. Juli.  Der Kaiser empfing gleich

    nach seiner Ankunft den Minister des Äußeren, Grafen

    Berchthold, den Kriegsminister v. Krobatin und

    den  Generalstabschef Baron Conrad. Die Situation

    wird wegen der  Haltung Rußlands

    als sehr ernst beurteilt.


              Allgemeine Mobilmachung in Oesterreich.

         Wien, 31. Juli.  In Oesterreich ist die allgemeine

    Mobilisierung mit Einschluß des

    Landsturms angeordnet worden. Landsturmpflichtig

    sind Männer vom 18. bis 42. Lebensjahr. Der

    Landsturm besteht in zwei Aufgeboten.


          Noch keine Grenzüberschreitung österreichischer

                                          Truppen.

    Budapest, 31. Juli.  Von amtlicher ungarischer

    Seite erfahre ich, daß entgegen allen anders

    lautenden Nachrichten österreichisch-ungarische Truppen

    bis Donnerstag abends noch nirgends die serbischen

    Grenzen überschritten haben. Auf der ungarischen

    Festung Peterwardein wurde gestern ein

    Reservist, der als Nazarener den Gehorsam verweigerte,

    standrechtlich erschossen.


                    Der Weltfriedenskongreß in Wien abgesagt.

        Der für den 15. bis 19. September nach Wien einberufene

    Weltfriedenskongreß  wurde infolge der

    Kriegsereignisse abgesagt. Zum Kongreß waren

    bereits über 2000 Teilnehmer angemeldet.


                            Neueste Nachrichten.

        Wien, 1. August.  Nach einer amtlichen Mitteilung

    vom 31. Juli hat der Kaiser die allgemeine

    Mobilmachung des Heeres und der Marine und der

    beiden Landwehren sowie die Aufbietung und Einberufung

    des Landsturmes befohlen. Diese Verfügung

    ist veranlaßt durch die von Rußland angeordnete

    Mobilisierung und hat keinen aggressiven

    Charakter.

        Wien, 1. August.  Durch kaiserliche Verordnung

    wurden die Befugnisse der politischen Verwaltung

    dem Armeeoberkommandanten übertragen, ferner

    eine Ministerialverordnung über den Absatz von

    Waffen, Munitionsgegenständen und über Einstellung

    der Wirksamkeit der Geschworenengerichte veröffentlicht.

    Diese Verordnung gilt für die Bukowina,

    Teile von Mähren und Schlesien. Am Küstenland

    von Dalmatien wird der Seeverkehr 

    beschränkt.

        Wien, 1. August.  Nach Bekanntwerden der allgemeinen

    Mobilisierung fanden große patriotische

    Kundgebungen statt. Auch aus der Provinz laufen

    Berichte über begeisterte Kundgebungen ein.

                                        

                                           ITALIEN.

                              Macht Italien mobil?

        Rom, 31. Juli. Der italienische Ministerrat

    beriet heute über die Mobilisierung der italienischen

    Armee.


     3. Spalte 

                 Italien bestellt fünf Parseval-Luftschiffe.

        Die italienische Regierung gab der Luftfahrzeug-

    Gesellschaft in Bitterfeld fünf neue Parseval-

    Luftschiffe in Auftrag.


                                       RUSSLAND.

              Die russische Mobilmachung an der deutschen

                                              Grenze.   

        Es kann  keinem Zweifel unterliegen, daß die

    russische Mobilmachung an der Grenze in vollem  

    Gange ist. Die zweite und dritte russische Kavalleriedivision

    stehen an der Grenze zwischen Wirballen

    und Augustow. Die russische Grenzwache hat ihre

    Wachthäuser in Brand gesetzt. Zollbeamte behaupten,

    daß dies Mobilmachung bedeutet. Zuverlässige

    Reisende haben auf der Fahrt von Petersburg nach

    Wirballen in Wilna drei Militärzüge mit Artillerie

    gesehen. Alle Mannschaften waren kriegsmäßig

    ausgerüstet.

                               Russische Maßnahmen.

        Kattowitz, 31. Juli.  Heute nacht 2 ½ Uhr

    wurde die Eisenbahnbrücke von Granica,

    die Granica mit Sczokowa verbindet, vom russischen

    Militär in die Luft gesprengt. Die Einwohnerschaft

    von Granica hat den Ort geräumt.

    Rußland hat den Grenzkordon zurückgezogen. 

    Die russische Zollkammer wurde geräumt

    und ihre Bestände nach dem Inneren Rußlands gebracht.

    Alle Lokomotiven sind von der Grenze nach

    dem Inneren gebracht worden. Aus Kalisch wird

    gemeldet, daß man dort alles in der größten Eile

    zum Kriege vorbereite. Heute treffen dort wiederum

    zwei Infanterie-Regimenter, eins aus Lodz und

    eins aus Warschau, ein. Die Bahnlinie von Kalisch

    nach der deutschen Grenze ist durchweg

    militärisch besetzt. In dem unweit von Kalisch

    gelegenen Orte Mostkow liegt eine Abteilung

    Jäger. Soeben kam hier die Nachricht aus Kalisch,

    daß ein Artillerie-Regiment nach der russischen

    Grenze befördert wurde. Es steht auch fest, daß unweit

    der Grenze eine Maschinengewehrabteilung

    stationiert ist. 


                    Verbrüderung mit den Königsmördern.

        Gestern verließen abermals mehrere serbische Offiziere 

    die russische Hauptstadt. Schon eine Stunde

    vor Abgang des Zuges versammelten sich große

    Menschenmassen auf dem Bahnhof bis weit auf die

    Straße hinaus und brachten den Serben begeisterte

    Ovationen dar. Es wurden Fahnen vorangetragen.

    Die serbischen Offiziere wurden vom Publikum

    auf den Händen zum Zuge getragen. Bei der

    Abfahrt wurde ihnen ein Bildnis des Zaren überreicht.

    Die Demonstranten segneten die Offiziere

    mit dem Bildnis des Zaren.


                     Meuterei auf der russischen Flotte?

        Konstantinopel, 30. Juli.  In einem

    missing wird gemeldet: Es

    wird bestätigt, daß auf der russischen Flotte in

    Sebastopol eine Meuterei ausgebrochen ist. Über ihren 

    Umfang liegen keine zuverlässigen Nachrichten vor,

    insbesondere darüber, ob es sich etwa um einen vereinzelten

    Vorgang auf einem einzelnen Schiff handelt.

    Der hiesige russische Stationskreuzer ging

    gestern mit versiegelter Order ins Schwarze Meer.

    Die deutschen Schiffe werden aus dem Schwarzen

    Meer zurückgerufen. Diese Meldung zeigt - ebenso

    wie die von der Sprengung der Warschauer Zitadelle - 

    aufs neue, mit welchen bedeutenden Schwierigkeiten

    im Innern Rußlands zu kämpfen hat.


                                   Neueste Nachrichten.

        Moskau, 1. Aug.  Der Gemeinderat bewilligte

    1 Million Rubel für Organisation und Hilfsmittel

    für Heer und Flotte Rußlands unter befreundeten

    Mächten.


                                           ENGLAND.

                   Pessimistische Stimmung in London.

        London, 30. Juli.  Die englische Zuversicht auf

    eine Eindämmung des Kriegsherdes ist, seit Sir

    Edward Greys heutiger Erklärung, in tiefsten Pessimismus

    umgeschlagen. Bange Fragen erheben sich

    in den Kreisen der Parlamentarier: Wird die Regierung

    die Session vor den Ferien, wie üblich,

    schließen oder nur vertagen? Die gegen allen

    Parlamentsbrauch verstoßende Vertagung wäre ein

    sicherer Beweis dafür, daß man mit derMöglichkeit

    einer aktiven Teilnahme Englands an einem europäischen

    Krieg rechnet und deshalb das Mittel

    schnellster Berufung des Hauses in der Hand behält.

    In den Wandelgängen des Parlaments und in den

    politischen Klubs besprechen erregte Gruppen dem [sic]

    designierten Ausspruch des Staatssekretärs, bislang

    seien weitere Schwierigkeiten unter den Mächten

    nicht eingetreten, wobei die Betonung des "bislang"

    eine nur geringe Hoffnung für die Zukunft zu zeigen

    scheint. Auch das Wirtschaftsleben zeigt eine außerordentliche

    Depression.


                       Die englischen Flottenvorkehrungen. 

        London, 31. Juli.  Die englischen Marinebehörden

    haben sämtliche Vorsichtsmaßregeln getroffen.

    Den gestrigen Tag über herrschte in Portsmouth

    fieberhafte Geschäftigkeit. Vor allem war

    man darauf bedacht, die Schiffe der 2. Flotte für den

    ersten Ruf in Bereitschaft zu setzen. Die Hauptarbeit

    war, die Mannschaft möglichst schnell auf

    ihren Bestand zu bringen. Jeder Urlaub hörte auf;

    die Mannschaften, die der Marineartillerie und den

    Torpedoschulen zugeteilt waren, kehrten zur zweiten

    Flotte zurück. Die Militärbehörden stellten starke

    Infanterieaufgebote zum Schutze der Staatsmagazine

    auf. Auch am Humber ging es bei der Flotte

    lebhaft zu. Die achte Torpedobootsflottille, die zehn

    Zerstörer und den Kreuzer "Pothfinder" umfaßt, 

    lief ein, nahm in Immingham Kohlen ein und fuhr

    an die Ostküste. Drei Unterseeboote und der Kreuzer


     4. Spalte 

    "Bonaventure" postierten sich in der Humbermündung.

    Die großen Oeltanks der Admiralität

    in Killingholme wurden mit Gras bedeckt und mit

    schwarzer und roter Farbe angestrichen, um sie vor

    einer Beobachtung von der See aus zu schützen. Der

    Kreuzer "Hazard"  mit einer Unterseebootsflottille

    lief in Dover ein, wo er sich mit den leichten

    Kreuzern und den Zerstörern der sechsten Flottille, die

    auch in Portsmouth stationiert ist, vereinigte. Trotzdem

    nicht die geringste Ursache für eine Besorgnis

    oder für Alarm in Gibraltar vorliegt, so sind doch

    in ständiger Arbeit bei Tag und Nacht die notwendigen

    Vorsichtsmaßregeln für die Verteidigung des

    Felsens  getroffen worden.


                     Asquith über den Ernst der Lage.

        Im Unterhaus beantragte Premierminister Asquith

    die Vertagung der zweiten Lesung der Zusatzbill

    und sagte: Wir versammeln uns heute unter

    Bedingungen, deren Ernst in unser aller Erfahrung

    kaum seinesgleichen hat. Die Frage: Krieg oder

    Frieden? hängt in der Schwebe. Wir stehen einer

    Katastrophe gegenüber, deren Umfang und

    Wirkungen unmöglich abgeschätzt

    werden können. Unter diesen Umständen

    ist es von vitaler Bedeutung für das Interesse

    der ganzen Welt, daß England, das keine eigenen

    Interessen direkt auf dem Spiele stehen hat (Beifall),

    eine geschlossene Front zeigt (lebh. Beifall)

    und imstande ist, mit der Autorität einer einigen

    Nation zu sprechen und zu handeln. Die Debatte

    über die Zusatzbill könne unter solchen Umständen

    verderbliche Wirkungen auf die internationale 

    Lage haben. Er beantragte [sic] daher in Übereinstimmung

    mit Bonar Law die Vertagung und spreche die

    die Hoffnung aus, daß der Patriotismus aller Parteien

    dazu beitragen werde, soviel das in Engands

    Macht liegt, das Unheil, das die ganze Welt

    bedrohe, wenn  nicht abzuwenden, so doch wenigstens

    zu umgrenzen.


    Panik der Londoner Finanzwelt.

        London, 31. Juli.  Gegenwärtig findet ein

    Ansturm bei der Bank von England statt zur Eintauschung

    von Noten gegen Gold. Auch bei den Aktienbanken

    ist eine Massenentnahme von Gold im

    Gange. Im Augenblick verlassen vier Wagen mit

    Gold die Bank von England unter Bedeckung von

    etwa 400 Mann. Bedeutende Börsenfirmen veranlaßten

    das im Handelsteil gemeldete Schließen der

    Börse durch eine Petition an den Börsenvorstand

    unter Androhung sofortiger Zahlungseinstellungen.


                              Neueste Nachrichten.

        London, 1. Aug.  Im Unterhause wies Asquith,

    der mit Beifall empfangen wurde, auf die

    Vorgänge mit Rußland und Deutschland hin, und 

    sagte, er zieh [sic] vor, unter diesen Umständen keine

    weiteren Fragen bis Montag zu beantworten.

     

                                     FRANKREICH.

                       Französische Geldknappheit.

        Einen bemerkenswerten Kontrast zu der finanziellen

    Bereitschaft, die in Deutschland herrscht,

    stellen Vorsichtsmaßregeln dar, die dem "Tag"

    zufolge in Paris getroffen werden. Die französische

    Regierung hat mit Rücksicht auf die

    gegenwärtige Lage gemäß dem Gesetz über die

    Sparkassen sich entschlossen, daß Zahlungen auf

    50 Francs innerhalb 14 Tagen für jeden Einleger

    limitiert werden. Infolgedessen finden Auszahlungen

    auf Sicht nicht mehr statt. Auszahlungen bis

    zu 50 Francs werden gemäß dem Gesetze erst 14

    Tage nach Kündigung erfolgen.


                                  DÄNEMARK.

        Kopenhagen, 1. Aug.  Die Regierung hat

    beschlossen, in dem Kriege zwischen Österreich-Ungarn

    und Serbien vollständige Neutralität zu

    bewahren.


                            BELGIEN U. HOLLAND.

        Die Königin der  Niederlande hat Freitagmittag

    um 1,30 Uhr durch Erlaß die sofortige allgemeine

    Mobilmachung befohlen. In einer weiteren 

    Bekanntmachung wird erklärt, daß für die Niederlande

    Kriegsgefahr besteht. Die Zweite Kammer ist für

    den 3. August nachmittags zusammenberufen worden.

    Holland sollte doch wirklich etwas weniger

    nervös sein. Die belgische Regierung hat sämtliche

    Reserveoffiziere für die dritte und fünfte Division,

    die in Lüttich und Mons liegen, einberufen.












        




  • October 9, 2017 18:14:14 Beate Jochem

     item 20 


     1. Spalte 

                   Der Kronprinz Führer der 1. Gardedivision.

        Nach einer offiziellen Meldung aus Potsdam ist

    der Kronprinz zum Führer der ersten Gardedivision

    ausersehen.


    Generalfeldmarschall v. d. Goltz'  Wiedereintritt

                                       in das Heer.

        Generalfeldmarschall von der Goltz hat sich zum

    Wiedereintritt in das Heer gemeldet. Es laufen

    schon seit länger als einer Woche im preußischen

    Kriegsministerium täglich Meldungen von deutschen

    Kriegsfreiwilligen ein. Die Meldungen

    rekrutieren sich vielfach aus denjenigen

    Kreisen, für die kein Zwang zum Militärdienst besteht,

    insbesondere aus Mitgliedern des Landsturmes

    und auch aus solchen, die bei der Aushebung

    als untauglich befunden wurden, beziehentlich

    bei der Auslosung ausfielen. Zurzeit werden

    diese Meldungen keine Berücksichtigung finden.

    Nur im allerletzten Ernstfalle werden Freiwillige

    dieser Art zur Verwendung im inneren

    Dienste kommen. Dagegen haben die verabschiedeten

    Offiziere die sich ebenfalls zahlreich

    zum Wiedereintritt melden, Aussicht auf

    baldige Annahme.


              Die Einstellung von Nichtgedienten

                            und Freiwilligen.

        Auf Grund des § 98 der Heer-und Wehrordnung

    kann sich jede Persönlichkeit, die ihrer Dienstpflicht

    noch nicht genügt hat, bei Ausbruch

    der Mobilmachung einen Truppenteil (Ersatzbataillon

    usw.) nach Belieben wählen. Wenn er dies

    nicht tut, wird bei der bald einsetzenden Aushebung

    über ihn verfügt. Als Kriegsfreiwillige können

    sich solche Leute bei einem Ersatztruppenteil melden,

    die keine gesetzliche Verpflichtung zum Dienen

    mehr haben, ferner jugendliche Personen zwischen

    17 und 20 Jahren, soweit sie sich nicht in solchen

    Bezirken aufhalten, in denen der Landsturm aufgeboten

    ist.


      Der Telephonverkehr in Deutschland gesperrt.

        Nach den Grenzstädten im Westen, Norden und

    Osten ist ein telephonischer Verkehr nicht mehr möglich. 


                    Ein deutsches Ausfuhrverbot.

        Berlin, 31. Juli.  Der Bundesrat hat in seiner

    heutigen Sitzung den Erlaß von drei kaiserlichen

    Verordnungen betreffend das Verbot der Ausfuhr

    von Verpflegungs-, Streu- und Futtermitteln, ferner

    von Tieren und tierischen Erzeugnissen sowie

    von Kraftfahrzeugen (Motorwagen, Motorfahrrädern

    und Teilen davon) und von Mineralrohölen,

    Steinkohlenteer und allen aus diesen hergestellten

    Oelen zugestimmt. Die Verordnungen treten sofort

    in Kraft; der Reichskanzler ist ermächtigt, Ausnahmen

    zu gestatten und die erforderlichen 

    Sicherungsmaßregeln zu treffen.


                         Weiteres Ausfuhrverbot.    

        Berlin, 31. Juli.  Der heutige "Reichsanzeiger"

     veröffentlicht außer den bereits gemeldeten

    Ausfuhrverboten das Verbot der Ausfuhr und

    Durchfuhr von Eisenbahnmaterial aller

    Art, von Telegraphen- und Fernsprechdrähten sowie

    Teilen davon, von Luftschiffergeräten aller Art,

    von Fahrzeugen und Teilen davon, ferner das Verbot

    betreffend die Ausfuhr und Durchfuhr von

    Waffen, Munition, Pulver und Sprengstoffen, sowie

    von anderen Artikeln des Kriegsbedarfs und

    von Gegenständen zur Herstellung von Kriegsbedarfsartikeln,

    ferner das Verbot betreffend die Ausfuhr und 

    Durchfuhr von Rohstoffen, die bei der Herstellung

    und dem Betriebe von Gegenständen des Kriegsbedarfs

    zur Verwendung gelangen.


                          Russische Erntearbeiter.

        Unter den Maßnahmen, die die deutsche Regierung

    treffen sollte, besteht hoffentlich auch die Einbehaltung

    der russischen Erntearbeiter, die

    noch auf deutschem Boden weilen. Zu der Zahl von

    weit über 50 000 Mann nicht der schlechtesten Soldaten

    stellen sie ein vollrussisches Armeekorps

    dar. Genau so wie man in Oesterreich alle

    serbischen Reservisten kurzerhand verhaftet, halte

    man diese russischen Reservisten bei uns sofort unter

    militärischer Bewachung - wozu Landsturmleute

    genügen - und lasse die Erntearbeiten

    vollenden und interniere sie dann an geeigneten

    Orten. Es ist das eine Pflicht der Selbsterhaltung.

    Nur keine falsche Zurückhaltung den russischen

    Friedensbrechern gegenüber!


             Die Unterbrechung der deutschen Seeschiffahrt.

        Hamburg, 31. Juli. Sämtliche Hamburger

    Reedereien haben ihre auf See befindlichen Dampfer

    angewiesen, unverzüglich den nächsten Hafen anzulaufen

    und weitere Order abzuwarten. Aus Hamburg

    wird heute kein Schiff mehr abgelassen.


                                Panik in Straßburg.

        Straßburg, 30. Juli.  In Straßburg herrscht

    die größte Erregung. Das Papiergeld hat momentan

    fast keinen Wert; Geschäftsleute und Wirtschaften

    weigern sich, Papiergeld anzunehmen. An den

    Sparkassen werden fortgesetzt Beträge abgehoben,

    es wird von manchen Leuten sogar ein schwunghafter

    Handel mit Hundertmarkscheinen betrieben, für die sie

    90 bis 95 Mark in Silber zahlen. - Die Lebensmittelpreise

    sind horrend in die Höhe gestiegen.

    Die Kolonialwarenhändler machen bekannt, daß

    nur noch gegen Kasse verkauft werde.


                             Aus Königsberg.

        Die Polizeidirektion macht durch Anschlag öffentlich

    bekannt:  Zur Sicherung des Hauptbahnhofes

    und dessen Betriebsanlagen, ist eine militärische

    Wache am Bahnhof, sowie Posten an den Betriebsanlagen

    daselbst aufgestellt. Um Unglücksfälle zu

    vermeiden, mache ich die Bevölkerung darauf aufmerksam, 

    daß die Annäherung an die 


     2. Spalte 

    Eisenbahnanlagen (Gleise, Brücken, Stellwerke usw.)

    näher als 100 Meter verboten ist. Das Passieren

    dieser Anlagen durch Zivilpersonen ohne Begleitung

    eines Postens ist verboten. Zivilpersonen werden

    von den Posten mit Halt! angerufen und müssen

    stehen. Zuwiderhandelnde setzen sich der Gefahr

    aus, erschossen zu werden.


                     Panik an der russischen Grenze.

        Ostrowo, 31. Juli.  Unter den Einwohnern

    an der russischen Grenze herrscht eine große Panik,

    sogar die Familien der deutschen Beamten leben

    in großer Aufregung und die meisten haben die

    letzte Nacht in Ostrowo verbracht. Der Güterverkehr

    zwischen Skalmierzyce und Kalisch ist eingestellt 

    worden. Die russische Grenzwache wurde durch Infanterie

     verstärkt.


                                Eine nationale Tat.

        Kottbus, 31. Juli.  Angesichts der politischen

    Ereignisse erachtet es der Arbeitgeberverband

    der Lausitzer Tuchindustrie für seine nationale

    Pflicht, die Aussperrung sofort für

    beendet zu erklären. Die Verbandsbetriebe

    werden am Montag, den 3. August, früh wieder

    eröffnet.


                           Neueste Nachrichten.

        Berlin, 1. Aug.   Laut "Lok. Anz." hat die

    Kaiserliche Familie gestern abend im Schlosse

    das heilige Abendmahl genommen.

        Berlin, 1. Aug.   Prinz  Adalbert von Preußen

    hat sich heute  mit der Prinzessin Adelheid von Sachsen-

    Meiningen verlobt.

        Berlin, 1. Aug.  Der Berliner Magistrat hat

    sich gestern sehr eingehend mit Maßnahmen beschäftigt,

    die die städtische Verwaltung im Falle des

    Krieges zu ergreifen hat. Nach der "Morgenpost"

    wurde eine Reihe wichtiger Beschlüsse gefaßt, die sich

    auf die Lebensmittelversorgung beziehen. Die

    Stadt wird in der Lage sein, die Lebensmittelversorgung 

    selbst zu regeln.

        Berlin, 1. Aug.  Für den Fall der Mobilmachung

    hat Geheimrat Lipmann vom Vorstand der

    Volks-Kaffee- und Speisehallen-Gesellschaft den

    Betrag von 15 000 Mark für den Fall des Krieges

    zur unentgeltlichen Verabreichung  von Speisen

    und Getränken an ausrückende Mannschaften auf

    den Berliner Bahnhöfen zur Verfügung gestellt. 

        Berlin, 1. Aug.  An der Berliner Universität

    schlossen gestern die Professoren ihre Vorlesungen

    mit dem Hinweis auf die bevorstehende Kriegsgefahr

    und die in Aussicht stehende Schließung der

    Universität.

        Berlin, 1. Aug.   Der frühere Pastor Schmidt,

    der unter dem Verdacht verhaftet wurde, das

    Revolverattentat auf die inzwischen ihren  Verletzungen

    erlegene Frau Meyer aus der Xantenerstraße verübt

    zu haben, ist dem Berliner Tageblatt zufolge

    aus der Haft entlassen worden, weil er als Täter

    nicht mehr in Frage kommt.


                                        OESTERREICH.

                    Verschlechterung der Situation.

        Wien, 30. Juli.  Der Kaiser empfing gleich

    nach seiner Ankunft den Minister des Äußeren, Grafen

    Berchthold, den Kriegsminister v. Krobatin und

    den  Generalstabschef Baron Conrad. Die Situation

    wird wegen der  Haltung Rußlands

    als sehr ernst beurteilt.


              Allgemeine Mobilmachung in Oesterreich.

         Wien, 31. Juli.  In Oesterreich ist die allgemeine

    Mobilisierung mit Einschluß des

    Landsturms angeordnet worden. Landsturmpflichtig

    sind Männer vom 18. bis 42. Lebensjahr. Der

    Landsturm besteht in zwei Aufgeboten.


          Noch keine Grenzüberschreitung österreichischer

                                          Truppen.

    Budapest, 31. Juli.  Von amtlicher ungarischer

    Seite erfahre ich, daß entgegen allen anders

    lautenden Nachrichten österreichisch-ungarische Truppen

    bis Donnerstag abends noch nirgends die serbischen

    Grenzen überschritten haben. Auf der ungarischen

    Festung Peterwardein wurde gestern ein

    Reservist, der als Nazarener den Gehorsam verweigerte,

    standrechtlich erschossen.


                    Der Weltfriedenskongreß in Wien abgesagt.

        Der für den 15. bis 19. September nach Wien einberufene

    Weltfriedenskongreß  wurde infolge der

    Kriegsereignisse abgesagt. Zum Kongreß waren

    bereits über 2000 Teilnehmer angemeldet.


                            Neueste Nachrichten.

        Wien, 1. August.  Nach einer amtlichen Mitteilung

    vom 31. Juli hat der Kaiser die allgemeine

    Mobilmachung des Heeres und der Marine und der

    beiden Landwehren sowie die Aufbietung und Einberufung

    des Landsturmes befohlen. Diese Verfügung

    ist veranlaßt durch die von Rußland angeordnete

    Mobilisierung und hat keinen aggressiven

    Charakter.

        Wien, 1. August.  Durch kaiserliche Verordnung

    wurden die Befugnisse der politischen Verwaltung

    dem Armeeoberkommandanten übertragen, ferner

    eine Ministerialverordnung über den Absatz von

    Waffen, Munitionsgegenständen und über Einstellung

    der Wirksamkeit der Geschworenengerichte veröffentlicht.

    Diese Verordnung gilt für die Bukowina,

    Teile von Mähren und Schlesien. Am Küstenland

    von Dalmatien wird der Seeverkehr 

    beschränkt.

        Wien, 1. August.  Nach Bekanntwerden der allgemeinen

    Mobilisierung fanden große patriotische

    Kundgebungen statt. Auch aus der Provinz laufen

    Berichte über begeisterte Kundgebungen ein.

                                        

                                           ITALIEN.

                              Macht Italien mobil?

        Rom, 31. Juli. Der italienische Ministerrat

    beriet heute über die Mobilisierung der italienischen

    Armee.


     3. Spalte 

                 Italien bestellt fünf Parseval-Luftschiffe.

        Die italienische Regierung gab der Luftfahrzeug-

    Gesellschaft in Bitterfeld fünf neue Parseval-

    Luftschiffe in Auftrag.


                                       RUSSLAND.

              Die russische Mobilmachung an der deutschen

                                              Grenze.   

        Es kann  keinem Zweifel unterliegen, daß die

    russische Mobilmachung an der Grenze in vollem  

    Gange ist. Die zweite und dritte russische Kavalleriedivision

    stehen an der Grenze zwischen Wirballen

    und Augustow. Die russische Grenzwache hat ihre

    Wachthäuser in Brand gesetzt. Zollbeamte behaupten,

    daß dies Mobilmachung bedeutet. Zuverlässige

    Reisende haben auf der Fahrt von Petersburg nach

    Wirballen in Wilna drei Militärzüge mit Artillerie

    gesehen. Alle Mannschaften waren kriegsmäßig

    ausgerüstet.

                               Russische Maßnahmen.

        Kattowitz, 31. Juli.  Heute nacht 2 ½ Uhr

    wurde die Eisenbahnbrücke von Granica,

    die Granica mit Sczokowa verbindet, vom russischen

    Militär in die Luft gesprengt. Die Einwohnerschaft

    von Granica hat den Ort geräumt.

    Rußland hat den Grenzkordon zurückgezogen. 

    Die russische Zollkammer wurde geräumt

    und ihre Bestände nach dem Inneren Rußlands gebracht.

    Alle Lokomotiven sind von der Grenze nach

    dem Inneren gebracht worden. Aus Kalisch wird

    gemeldet, daß man dort alles in der größten Eile

    zum Kriege vorbereite. Heute treffen dort wiederum

    zwei Infanterie-Regimenter, eins aus Lodz und

    eins aus Warschau, ein. Die Bahnlinie von Kalisch

    nach der deutschen Grenze ist durchweg

    militärisch besetzt. In dem unweit von Kalisch

    gelegenen Orte Mostkow liegt eine Abteilung

    Jäger. Soeben kam hier die Nachricht aus Kalisch,

    daß ein Artillerie-Regiment nach der russischen

    Grenze befördert wurde. Es steht auch fest, daß unweit

    der Grenze eine Maschinengewehrabteilung

    stationiert ist. 


                    Verbrüderung mit den Königsmördern.

        Gestern verließen abermals mehrere serbische Offiziere 

    die russische Hauptstadt. Schon eine Stunde

    vor Abgang des Zuges versammelten sich große

    Menschenmassen auf dem Bahnhof bis weit auf die

    Straße hinaus und brachten den Serben begeisterte

    Ovationen dar. Es wurden Fahnen vorangetragen.

    Die serbischen Offiziere wurden vom Publikum

    auf den Händen zum Zuge getragen. Bei der

    Abfahrt wurde ihnen ein Bildnis des Zaren überreicht.

    Die Demonstranten segneten die Offiziere

    mit dem Bildnis des Zaren.


                     Meuterei auf der russischen Flotte?

        Konstantinopel, 30. Juli.  In einem

    missing wird gemeldet: Es

    wird bestätigt, daß auf der russischen Flotte in

    Sebastopol eine Meuterei ausgebrochen ist. Über ihren 

    Umfang liegen keine zuverlässigen Nachrichten vor,

    insbesondere darüber, ob es sich etwa um einen vereinzelten

    Vorgang auf einem einzelnen Schiff handelt.

    Der hiesige russische Stationskreuzer ging

    gestern mit versiegelter Order ins Schwarze Meer.

    Die deutschen Schiffe werden aus dem Schwarzen

    Meer zurückgerufen. Diese Meldung zeigt - ebenso

    wie die von der Sprengung der Warschauer Zitadelle - 

    aufs neue, mit welchen bedeutenden Schwierigkeiten

    im Innern Rußlands zu kämpfen hat.


                                   Neueste Nachrichten.

        Moskau, 1. Aug.  Der Gemeinderat bewilligte

    1 Million Rubel für Organisation und Hilfsmittel

    für Heer und Flotte Rußlands unter befreundeten

    Mächten.


                                           ENGLAND.

                   Pessimistische Stimmung in London.

        London, 30. Juli.  Die englische Zuversicht auf

    eine Eindämmung des Kriegsherdes ist, seit Sir

    Edward Greys heutiger Erklärung, in tiefsten Pessimismus

    umgeschlagen. Bange Fragen erheben sich

    in den Kreisen der Parlamentarier: Wird die Regierung

    die Session vor den Ferien, wie üblich,

    schließen oder nur vertagen? Die gegen allen

    Parlamentsbrauch verstoßende Vertagung wäre ein

    sicherer Beweis dafür, daß man mit derMöglichkeit

    einer aktiven Teilnahme Englands an einem europäischen

    Krieg rechnet und deshalb das Mittel

    schnellster Berufung des Hauses in der Hand behält.

    In den Wandelgängen des Parlaments und in den

    politischen Klubs besprechen erregte Gruppen dem [sic]

    designierten Ausspruch des Staatssekretärs, bislang

    seien weitere Schwierigkeiten unter den Mächten

    nicht eingetreten, wobei die Betonung des "bislang"

    eine nur geringe Hoffnung für die Zukunft zu zeigen

    scheint. Auch das Wirtschaftsleben zeigt eine außerordentliche

    Depression.


                       Die englischen Flottenvorkehrungen. 

        London, 31. Juli.  Die englischen Marinebehörden

    haben sämtliche Vorsichtsmaßregeln getroffen.

    Den gestrigen Tag über herrschte in Portsmouth

    fieberhafte Geschäftigkeit. Vor allem war

    man darauf bedacht, die Schiffe der 2. Flotte für den

    ersten Ruf in Bereitschaft zu setzen. Die Hauptarbeit

    war, die Mannschaft möglichst schnell auf

    ihren Bestand zu bringen. Jeder Urlaub hörte auf;

    die Mannschaften, die der Marineartillerie und den

    Torpedoschulen zugeteilt waren, kehrten zur zweiten

    Flotte zurück. Die Militärbehörden stellten starke

    Infanterieaufgebote zum Schutze der Staatsmagazine

    auf. Auch am Humber ging es bei der Flotte

    lebhaft zu. Die achte Torpedobootsflottille, die zehn

    Zerstörer und den Kreuzer "Pothfinder" umfaßt, 

    lief ein, nahm in Immingham Kohlen ein und fuhr

    an die Ostküste. Drei Unterseeboote und der Kreuzer


     4. Spalte 

    "Bonaventure" postierten sich in der Humbermündung.

    Die großen Oeltanks der Admiralität

    in Killingholme wurden mit Gras bedeckt und mit

    schwarzer und roter Farbe angestrichen, um sie vor

    einer Beobachtung von der See aus zu schützen. Der

    Kreuzer "Hazard"  mit einer Unterseebootsflottille

    lief in Dover ein, wo er sich mit den leichten

    Kreuzern und den Zerstörern der sechsten Flottille, die

    auch in Portsmouth stationiert ist, vereinigte. Trotzdem

    nicht die geringste Ursache für eine Besorgnis

    oder für Alarm in Gibraltar vorliegt, so sind doch

    in ständiger Arbeit bei Tag und Nacht die notwendigen

    Vorsichtsmaßregeln für die Verteidigung des

    Felsens  getroffen worden.


                     Asquith über den Ernst der Lage.

        Im Unterhaus beantragte Premierminister Asquith

    die Vertagung der zweiten Lesung der Zusatzbill

    und sagte: Wir versammeln uns heute unter

    Bedingungen, deren Ernst in unser aller Erfahrung

    kaum seinesgleichen hat. Die Frage: Krieg oder

    Frieden? hängt in der Schwebe. Wir stehen einer

    Katastrophe gegenüber, deren Umfang und

    Wirkungen unmöglich abgeschätzt

    werden können. Unter diesen Umständen

    ist es von vitaler Bedeutung für das Interesse

    der ganzen Welt, daß England, das keine eigenen

    Interessen direkt auf dem Spiele stehen hat (Beifall),

    eine geschlossene Front zeigt (lebh. Beifall)

    und imstande ist, mit der Autorität einer einigen

    Nation zu sprechen und zu handeln. Die Debatte

    über die Zusatzbill könne unter solchen Umständen

    verderbliche Wirkungen auf die internationale 

    Lage haben. Er beantragte [sic] daher in Übereinstimmung

    mit Bonar Law die Vertagung und spreche die

    die Hoffnung aus, daß der Patriotismus aller Parteien

    dazu beitragen werde, soviel das in Engands

    Macht liegt, das Unheil, das die ganze Welt

    bedrohe, wenn  nicht abzuwenden, so doch wenigstens

    zu umgrenzen.


    Panik der Londoner Finanzwelt.

        London, 31. Juli.  Gegenwärtig findet ein

    Ansturm bei der Bank von England statt zur Eintauschung

    von Noten gegen Gold. Auch bei den Aktienbanken

    ist eine Massenentnahme von Gold im

    Gange. Im Augenblick verlassen vier Wagen mit

    Gold die Bank von England unter Bedeckung von

    etwa 400 Mann. Bedeutende Börsenfirmen veranlaßten

    das im Handelsteil gemeldete Schließen der

    Börse durch eine Petition an den Börsenvorstand

    unter Androhung sofortiger Zahlungseinstellungen.


                              Neueste Nachrichten.

        London, 1. Aug.  Im Unterhause wies Asquith,

    der mit Beifall empfangen wurde, auf die

    Vorgänge mit Rußland und Deutschland hin, und 

    sagte, er zieh [sic] vor, unter diesen Umständen keine

    weiteren Fragen bis Montag zu beantworten.

     

                                     FRANKREICH.

                       Französische Geldknappheit.

        Einen bemerkenswerten Kontrast zu der finanziellen

    Bereitschaft, die in Deutschland herrscht,

    stellen Vorsichtsmaßregeln dar, die dem "Tag"

    zufolge in Paris getroffen werden. Die französische

    Regierung hat mit Rücksicht auf die

    gegenwärtige Lage gemäß dem Gesetz über die

    Sparkassen sich entschlossen, daß Zahlungen auf

    50 Francs innerhalb 14 Tagen für jeden Einleger

    limitiert werden. Infolgedessen finden Auszahlungen

    auf Sicht nicht mehr statt. Auszahlungen bis

    zu 50 Francs werden gemäß dem Gesetze erst 14

    Tage nach Kündigung erfolgen.


                                  DÄNEMARK.

        Kopenhagen, 1. Aug.  Die Regierung hat

    beschlossen, in dem Kriege zwischen Österreich-Ungarn

    und Serbien vollständige Neutralität zu

    bewahren.












        




  • October 9, 2017 18:12:39 Beate Jochem

     item 20 


     1. Spalte 

                   Der Kronprinz Führer der 1. Gardedivision.

        Nach einer offiziellen Meldung aus Potsdam ist

    der Kronprinz zum Führer der ersten Gardedivision

    ausersehen.


    Generalfeldmarschall v. d. Goltz'  Wiedereintritt

                                       in das Heer.

        Generalfeldmarschall von der Goltz hat sich zum

    Wiedereintritt in das Heer gemeldet. Es laufen

    schon seit länger als einer Woche im preußischen

    Kriegsministerium täglich Meldungen von deutschen

    Kriegsfreiwilligen ein. Die Meldungen

    rekrutieren sich vielfach aus denjenigen

    Kreisen, für die kein Zwang zum Militärdienst besteht,

    insbesondere aus Mitgliedern des Landsturmes

    und auch aus solchen, die bei der Aushebung

    als untauglich befunden wurden, beziehentlich

    bei der Auslosung ausfielen. Zurzeit werden

    diese Meldungen keine Berücksichtigung finden.

    Nur im allerletzten Ernstfalle werden Freiwillige

    dieser Art zur Verwendung im inneren

    Dienste kommen. Dagegen haben die verabschiedeten

    Offiziere die sich ebenfalls zahlreich

    zum Wiedereintritt melden, Aussicht auf

    baldige Annahme.


              Die Einstellung von Nichtgedienten

                            und Freiwilligen.

        Auf Grund des § 98 der Heer-und Wehrordnung

    kann sich jede Persönlichkeit, die ihrer Dienstpflicht

    noch nicht genügt hat, bei Ausbruch

    der Mobilmachung einen Truppenteil (Ersatzbataillon

    usw.) nach Belieben wählen. Wenn er dies

    nicht tut, wird bei der bald einsetzenden Aushebung

    über ihn verfügt. Als Kriegsfreiwillige können

    sich solche Leute bei einem Ersatztruppenteil melden,

    die keine gesetzliche Verpflichtung zum Dienen

    mehr haben, ferner jugendliche Personen zwischen

    17 und 20 Jahren, soweit sie sich nicht in solchen

    Bezirken aufhalten, in denen der Landsturm aufgeboten

    ist.


      Der Telephonverkehr in Deutschland gesperrt.

        Nach den Grenzstädten im Westen, Norden und

    Osten ist ein telephonischer Verkehr nicht mehr möglich. 


                    Ein deutsches Ausfuhrverbot.

        Berlin, 31. Juli.  Der Bundesrat hat in seiner

    heutigen Sitzung den Erlaß von drei kaiserlichen

    Verordnungen betreffend das Verbot der Ausfuhr

    von Verpflegungs-, Streu- und Futtermitteln, ferner

    von Tieren und tierischen Erzeugnissen sowie

    von Kraftfahrzeugen (Motorwagen, Motorfahrrädern

    und Teilen davon) und von Mineralrohölen,

    Steinkohlenteer und allen aus diesen hergestellten

    Oelen zugestimmt. Die Verordnungen treten sofort

    in Kraft; der Reichskanzler ist ermächtigt, Ausnahmen

    zu gestatten und die erforderlichen 

    Sicherungsmaßregeln zu treffen.


                         Weiteres Ausfuhrverbot.    

        Berlin, 31. Juli.  Der heutige "Reichsanzeiger"

     veröffentlicht außer den bereits gemeldeten

    Ausfuhrverboten das Verbot der Ausfuhr und

    Durchfuhr von Eisenbahnmaterial aller

    Art, von Telegraphen- und Fernsprechdrähten sowie

    Teilen davon, von Luftschiffergeräten aller Art,

    von Fahrzeugen und Teilen davon, ferner das Verbot

    betreffend die Ausfuhr und Durchfuhr von

    Waffen, Munition, Pulver und Sprengstoffen, sowie

    von anderen Artikeln des Kriegsbedarfs und

    von Gegenständen zur Herstellung von Kriegsbedarfsartikeln,

    ferner das Verbot betreffend die Ausfuhr und 

    Durchfuhr von Rohstoffen, die bei der Herstellung

    und dem Betriebe von Gegenständen des Kriegsbedarfs

    zur Verwendung gelangen.


                          Russische Erntearbeiter.

        Unter den Maßnahmen, die die deutsche Regierung

    treffen sollte, besteht hoffentlich auch die Einbehaltung

    der russischen Erntearbeiter, die

    noch auf deutschem Boden weilen. Zu der Zahl von

    weit über 50 000 Mann nicht der schlechtesten Soldaten

    stellen sie ein vollrussisches Armeekorps

    dar. Genau so wie man in Oesterreich alle

    serbischen Reservisten kurzerhand verhaftet, halte

    man diese russischen Reservisten bei uns sofort unter

    militärischer Bewachung - wozu Landsturmleute

    genügen - und lasse die Erntearbeiten

    vollenden und interniere sie dann an geeigneten

    Orten. Es ist das eine Pflicht der Selbsterhaltung.

    Nur keine falsche Zurückhaltung den russischen

    Friedensbrechern gegenüber!


             Die Unterbrechung der deutschen Seeschiffahrt.

        Hamburg, 31. Juli. Sämtliche Hamburger

    Reedereien haben ihre auf See befindlichen Dampfer

    angewiesen, unverzüglich den nächsten Hafen anzulaufen

    und weitere Order abzuwarten. Aus Hamburg

    wird heute kein Schiff mehr abgelassen.


                                Panik in Straßburg.

        Straßburg, 30. Juli.  In Straßburg herrscht

    die größte Erregung. Das Papiergeld hat momentan

    fast keinen Wert; Geschäftsleute und Wirtschaften

    weigern sich, Papiergeld anzunehmen. An den

    Sparkassen werden fortgesetzt Beträge abgehoben,

    es wird von manchen Leuten sogar ein schwunghafter

    Handel mit Hundertmarkscheinen betrieben, für die sie

    90 bis 95 Mark in Silber zahlen. - Die Lebensmittelpreise

    sind horrend in die Höhe gestiegen.

    Die Kolonialwarenhändler machen bekannt, daß

    nur noch gegen Kasse verkauft werde.


                             Aus Königsberg.

        Die Polizeidirektion macht durch Anschlag öffentlich

    bekannt:  Zur Sicherung des Hauptbahnhofes

    und dessen Betriebsanlagen, ist eine militärische

    Wache am Bahnhof, sowie Posten an den Betriebsanlagen

    daselbst aufgestellt. Um Unglücksfälle zu

    vermeiden, mache ich die Bevölkerung darauf aufmerksam, 

    daß die Annäherung an die 


     2. Spalte 

    Eisenbahnanlagen (Gleise, Brücken, Stellwerke usw.)

    näher als 100 Meter verboten ist. Das Passieren

    dieser Anlagen durch Zivilpersonen ohne Begleitung

    eines Postens ist verboten. Zivilpersonen werden

    von den Posten mit Halt! angerufen und müssen

    stehen. Zuwiderhandelnde setzen sich der Gefahr

    aus, erschossen zu werden.


                     Panik an der russischen Grenze.

        Ostrowo, 31. Juli.  Unter den Einwohnern

    an der russischen Grenze herrscht eine große Panik,

    sogar die Familien der deutschen Beamten leben

    in großer Aufregung und die meisten haben die

    letzte Nacht in Ostrowo verbracht. Der Güterverkehr

    zwischen Skalmierzyce und Kalisch ist eingestellt 

    worden. Die russische Grenzwache wurde durch Infanterie

     verstärkt.


                                Eine nationale Tat.

        Kottbus, 31. Juli.  Angesichts der politischen

    Ereignisse erachtet es der Arbeitgeberverband

    der Lausitzer Tuchindustrie für seine nationale

    Pflicht, die Aussperrung sofort für

    beendet zu erklären. Die Verbandsbetriebe

    werden am Montag, den 3. August, früh wieder

    eröffnet.


                           Neueste Nachrichten.

        Berlin, 1. Aug.   Laut "Lok. Anz." hat die

    Kaiserliche Familie gestern abend im Schlosse

    das heilige Abendmahl genommen.

        Berlin, 1. Aug.   Prinz  Adalbert von Preußen

    hat sich heute  mit der Prinzessin Adelheid von Sachsen-

    Meiningen verlobt.

        Berlin, 1. Aug.  Der Berliner Magistrat hat

    sich gestern sehr eingehend mit Maßnahmen beschäftigt,

    die die städtische Verwaltung im Falle des

    Krieges zu ergreifen hat. Nach der "Morgenpost"

    wurde eine Reihe wichtiger Beschlüsse gefaßt, die sich

    auf die Lebensmittelversorgung beziehen. Die

    Stadt wird in der Lage sein, die Lebensmittelversorgung 

    selbst zu regeln.

        Berlin, 1. Aug.  Für den Fall der Mobilmachung

    hat Geheimrat Lipmann vom Vorstand der

    Volks-Kaffee- und Speisehallen-Gesellschaft den

    Betrag von 15 000 Mark für den Fall des Krieges

    zur unentgeltlichen Verabreichung  von Speisen

    und Getränken an ausrückende Mannschaften auf

    den Berliner Bahnhöfen zur Verfügung gestellt. 

        Berlin, 1. Aug.  An der Berliner Universität

    schlossen gestern die Professoren ihre Vorlesungen

    mit dem Hinweis auf die bevorstehende Kriegsgefahr

    und die in Aussicht stehende Schließung der

    Universität.

        Berlin, 1. Aug.   Der frühere Pastor Schmidt,

    der unter dem Verdacht verhaftet wurde, das

    Revolverattentat auf die inzwischen ihren  Verletzungen

    erlegene Frau Meyer aus der Xantenerstraße verübt

    zu haben, ist dem Berliner Tageblatt zufolge

    aus der Haft entlassen worden, weil er als Täter

    nicht mehr in Frage kommt.


                                        OESTERREICH.

                    Verschlechterung der Situation.

        Wien, 30. Juli.  Der Kaiser empfing gleich

    nach seiner Ankunft den Minister des Äußeren, Grafen

    Berchthold, den Kriegsminister v. Krobatin und

    den  Generalstabschef Baron Conrad. Die Situation

    wird wegen der  Haltung Rußlands

    als sehr ernst beurteilt.


              Allgemeine Mobilmachung in Oesterreich.

         Wien, 31. Juli.  In Oesterreich ist die allgemeine

    Mobilisierung mit Einschluß des

    Landsturms angeordnet worden. Landsturmpflichtig

    sind Männer vom 18. bis 42. Lebensjahr. Der

    Landsturm besteht in zwei Aufgeboten.


          Noch keine Grenzüberschreitung österreichischer

                                          Truppen.

    Budapest, 31. Juli.  Von amtlicher ungarischer

    Seite erfahre ich, daß entgegen allen anders

    lautenden Nachrichten österreichisch-ungarische Truppen

    bis Donnerstag abends noch nirgends die serbischen

    Grenzen überschritten haben. Auf der ungarischen

    Festung Peterwardein wurde gestern ein

    Reservist, der als Nazarener den Gehorsam verweigerte,

    standrechtlich erschossen.


                    Der Weltfriedenskongreß in Wien abgesagt.

        Der für den 15. bis 19. September nach Wien einberufene

    Weltfriedenskongreß  wurde infolge der

    Kriegsereignisse abgesagt. Zum Kongreß waren

    bereits über 2000 Teilnehmer angemeldet.


                            Neueste Nachrichten.

        Wien, 1. August.  Nach einer amtlichen Mitteilung

    vom 31. Juli hat der Kaiser die allgemeine

    Mobilmachung des Heeres und der Marine und der

    beiden Landwehren sowie die Aufbietung und Einberufung

    des Landsturmes befohlen. Diese Verfügung

    ist veranlaßt durch die von Rußland angeordnete

    Mobilisierung und hat keinen aggressiven

    Charakter.

        Wien, 1. August.  Durch kaiserliche Verordnung

    wurden die Befugnisse der politischen Verwaltung

    dem Armeeoberkommandanten übertragen, ferner

    eine Ministerialverordnung über den Absatz von

    Waffen, Munitionsgegenständen und über Einstellung

    der Wirksamkeit der Geschworenengerichte veröffentlicht.

    Diese Verordnung gilt für die Bukowina,

    Teile von Mähren und Schlesien. Am Küstenland

    von Dalmatien wird der Seeverkehr 

    beschränkt.

        Wien, 1. August.  Nach Bekanntwerden der allgemeinen

    Mobilisierung fanden große patriotische

    Kundgebungen statt. Auch aus der Provinz laufen

    Berichte über begeisterte Kundgebungen ein.

                                        

                                           ITALIEN.

                              Macht Italien mobil?

        Rom, 31. Juli. Der italienische Ministerrat

    beriet heute über die Mobilisierung der italienischen

    Armee.


     3. Spalte 

                 Italien bestellt fünf Parseval-Luftschiffe.

        Die italienische Regierung gab der Luftfahrzeug-

    Gesellschaft in Bitterfeld fünf neue Parseval-

    Luftschiffe in Auftrag.


                                       RUSSLAND.

              Die russische Mobilmachung an der deutschen

                                              Grenze.   

        Es kann  keinem Zweifel unterliegen, daß die

    russische Mobilmachung an der Grenze in vollem  

    Gange ist. Die zweite und dritte russische Kavalleriedivision

    stehen an der Grenze zwischen Wirballen

    und Augustow. Die russische Grenzwache hat ihre

    Wachthäuser in Brand gesetzt. Zollbeamte behaupten,

    daß dies Mobilmachung bedeutet. Zuverlässige

    Reisende haben auf der Fahrt von Petersburg nach

    Wirballen in Wilna drei Militärzüge mit Artillerie

    gesehen. Alle Mannschaften waren kriegsmäßig

    ausgerüstet.

                               Russische Maßnahmen.

        Kattowitz, 31. Juli.  Heute nacht 2 ½ Uhr

    wurde die Eisenbahnbrücke von Granica,

    die Granica mit Sczokowa verbindet, vom russischen

    Militär in die Luft gesprengt. Die Einwohnerschaft

    von Granica hat den Ort geräumt.

    Rußland hat den Grenzkordon zurückgezogen. 

    Die russische Zollkammer wurde geräumt

    und ihre Bestände nach dem Inneren Rußlands gebracht.

    Alle Lokomotiven sind von der Grenze nach

    dem Inneren gebracht worden. Aus Kalisch wird

    gemeldet, daß man dort alles in der größten Eile

    zum Kriege vorbereite. Heute treffen dort wiederum

    zwei Infanterie-Regimenter, eins aus Lodz und

    eins aus Warschau, ein. Die Bahnlinie von Kalisch

    nach der deutschen Grenze ist durchweg

    militärisch besetzt. In dem unweit von Kalisch

    gelegenen Orte Mostkow liegt eine Abteilung

    Jäger. Soeben kam hier die Nachricht aus Kalisch,

    daß ein Artillerie-Regiment nach der russischen

    Grenze befördert wurde. Es steht auch fest, daß unweit

    der Grenze eine Maschinengewehrabteilung

    stationiert ist. 


                    Verbrüderung mit den Königsmördern.

        Gestern verließen abermals mehrere serbische Offiziere 

    die russische Hauptstadt. Schon eine Stunde

    vor Abgang des Zuges versammelten sich große

    Menschenmassen auf dem Bahnhof bis weit auf die

    Straße hinaus und brachten den Serben begeisterte

    Ovationen dar. Es wurden Fahnen vorangetragen.

    Die serbischen Offiziere wurden vom Publikum

    auf den Händen zum Zuge getragen. Bei der

    Abfahrt wurde ihnen ein Bildnis des Zaren überreicht.

    Die Demonstranten segneten die Offiziere

    mit dem Bildnis des Zaren.


                     Meuterei auf der russischen Flotte?

        Konstantinopel, 30. Juli.  In einem

    missing wird gemeldet: Es

    wird bestätigt, daß auf der russischen Flotte in

    Sebastopol eine Meuterei ausgebrochen ist. Über ihren 

    Umfang liegen keine zuverlässigen Nachrichten vor,

    insbesondere darüber, ob es sich etwa um einen vereinzelten

    Vorgang auf einem einzelnen Schiff handelt.

    Der hiesige russische Stationskreuzer ging

    gestern mit versiegelter Order ins Schwarze Meer.

    Die deutschen Schiffe werden aus dem Schwarzen

    Meer zurückgerufen. Diese Meldung zeigt - ebenso

    wie die von der Sprengung der Warschauer Zitadelle - 

    aufs neue, mit welchen bedeutenden Schwierigkeiten

    im Innern Rußlands zu kämpfen hat.


                                   Neueste Nachrichten.

        Moskau, 1. Aug.  Der Gemeinderat bewilligte

    1 Million Rubel für Organisation und Hilfsmittel

    für Heer und Flotte Rußlands unter befreundeten

    Mächten.


                                           ENGLAND.

                   Pessimistische Stimmung in London.

        London, 30. Juli.  Die englische Zuversicht auf

    eine Eindämmung des Kriegsherdes ist, seit Sir

    Edward Greys heutiger Erklärung, in tiefsten Pessimismus

    umgeschlagen. Bange Fragen erheben sich

    in den Kreisen der Parlamentarier: Wird die Regierung

    die Session vor den Ferien, wie üblich,

    schließen oder nur vertagen? Die gegen allen

    Parlamentsbrauch verstoßende Vertagung wäre ein

    sicherer Beweis dafür, daß man mit derMöglichkeit

    einer aktiven Teilnahme Englands an einem europäischen

    Krieg rechnet und deshalb das Mittel

    schnellster Berufung des Hauses in der Hand behält.

    In den Wandelgängen des Parlaments und in den

    politischen Klubs besprechen erregte Gruppen dem [sic]

    designierten Ausspruch des Staatssekretärs, bislang

    seien weitere Schwierigkeiten unter den Mächten

    nicht eingetreten, wobei die Betonung des "bislang"

    eine nur geringe Hoffnung für die Zukunft zu zeigen

    scheint. Auch das Wirtschaftsleben zeigt eine außerordentliche

    Depression.


                       Die englischen Flottenvorkehrungen. 

        London, 31. Juli.  Die englischen Marinebehörden

    haben sämtliche Vorsichtsmaßregeln getroffen.

    Den gestrigen Tag über herrschte in Portsmouth

    fieberhafte Geschäftigkeit. Vor allem war

    man darauf bedacht, die Schiffe der 2. Flotte für den

    ersten Ruf in Bereitschaft zu setzen. Die Hauptarbeit

    war, die Mannschaft möglichst schnell auf

    ihren Bestand zu bringen. Jeder Urlaub hörte auf;

    die Mannschaften, die der Marineartillerie und den

    Torpedoschulen zugeteilt waren, kehrten zur zweiten

    Flotte zurück. Die Militärbehörden stellten starke

    Infanterieaufgebote zum Schutze der Staatsmagazine

    auf. Auch am Humber ging es bei der Flotte

    lebhaft zu. Die achte Torpedobootsflottille, die zehn

    Zerstörer und den Kreuzer "Pothfinder" umfaßt, 

    lief ein, nahm in Immingham Kohlen ein und fuhr

    an die Ostküste. Drei Unterseeboote und der Kreuzer


     4. Spalte 

    "Bonaventure" postierten sich in der Humbermündung.

    Die großen Oeltanks der Admiralität

    in Killingholme wurden mit Gras bedeckt und mit

    schwarzer und roter Farbe angestrichen, um sie vor

    einer Beobachtung von der See aus zu schützen. Der

    Kreuzer "Hazard"  mit einer Unterseebootsflottille

    lief in Dover ein, wo er sich mit den leichten

    Kreuzern und den Zerstörern der sechsten Flottille, die

    auch in Portsmouth stationiert ist, vereinigte. Trotzdem

    nicht die geringste Ursache für eine Besorgnis

    oder für Alarm in Gibraltar vorliegt, so sind doch

    in ständiger Arbeit bei Tag und Nacht die notwendigen

    Vorsichtsmaßregeln für die Verteidigung des

    Felsens  getroffen worden.


                     Asquith über den Ernst der Lage.

        Im Unterhaus beantragte Premierminister Asquith

    die Vertagung der zweiten Lesung der Zusatzbill

    und sagte: Wir versammeln uns heute unter

    Bedingungen, deren Ernst in unser aller Erfahrung

    kaum seinesgleichen hat. Die Frage: Krieg oder

    Frieden? hängt in der Schwebe. Wir stehen einer

    Katastrophe gegenüber, deren Umfang und

    Wirkungen unmöglich abgeschätzt

    werden können. Unter diesen Umständen

    ist es von vitaler Bedeutung für das Interesse

    der ganzen Welt, daß England, das keine eigenen

    Interessen direkt auf dem Spiele stehen hat (Beifall),

    eine geschlossene Front zeigt (lebh. Beifall)

    und imstande ist, mit der Autorität einer einigen

    Nation zu sprechen und zu handeln. Die Debatte

    über die Zusatzbill könne unter solchen Umständen

    verderbliche Wirkungen auf die internationale 

    Lage haben. Er beantragte [sic] daher in Übereinstimmung

    mit Bonar Law die Vertagung und spreche die

    die Hoffnung aus, daß der Patriotismus aller Parteien

    dazu beitragen werde, soviel das in Engands

    Macht liegt, das Unheil, das die ganze Welt

    bedrohe, wenn  nicht abzuwenden, so doch wenigstens

    zu umgrenzen.


    Panik der Londoner Finanzwelt.

        London, 31. Juli.  Gegenwärtig findet ein

    Ansturm bei der Bank von England statt zur Eintauschung

    von Noten gegen Gold. Auch bei den Aktienbanken

    ist eine Massenentnahme von Gold im

    Gange. Im Augenblick verlassen vier Wagen mit

    Gold die Bank von England unter Bedeckung von

    etwa 400 Mann. Bedeutende Börsenfirmen veranlaßten

    das im Handelsteil gemeldete Schließen der

    Börse durch eine Petition an den Börsenvorstand

    unter Androhung sofortiger Zahlungseinstellungen.


                              Neueste Nachrichten.

        London, 1. Aug.  Im Unterhause wies Asquith,

    der mit Beifall empfangen wurde, auf die

    Vorgänge mit Rußland und Deutschland hin, und 

    sagte, er zieh [sic] vor, unter diesen Umständen keine

    weiteren Fragen bis Montag zu beantworten.

     

                                     FRANKREICH.

                       Französische Geldknappheit.

        Einen bemerkenswerten Kontrast zu der finanziellen

    Bereitschaft, die in Deutschland herrscht,

    stellen Vorsichtsmaßregeln dar, die dem "Tag"

    zufolge in Paris getroffen werden. Die französische

    Regierung hat mit Rücksicht auf die

    gegenwärtige Lage gemäß dem Gesetz über die

    Sparkassen sich entschlossen, daß Zahlungen auf

    50 Francs innerhalb 14 Tagen für jeden Einleger

    limitiert werden. Infolgedessen finden Auszahlungen

    auf Sicht nicht mehr statt. Auszahlungen bis

    zu 50 Francs werden gemäß dem Gesetze erst 14

    Tage nach Kündigung erfolgen.












        




  • October 9, 2017 18:03:15 Beate Jochem

     item 20 


     1. Spalte 

                   Der Kronprinz Führer der 1. Gardedivision.

        Nach einer offiziellen Meldung aus Potsdam ist

    der Kronprinz zum Führer der ersten Gardedivision

    ausersehen.


    Generalfeldmarschall v. d. Goltz'  Wiedereintritt

                                       in das Heer.

        Generalfeldmarschall von der Goltz hat sich zum

    Wiedereintritt in das Heer gemeldet. Es laufen

    schon seit länger als einer Woche im preußischen

    Kriegsministerium täglich Meldungen von deutschen

    Kriegsfreiwilligen ein. Die Meldungen

    rekrutieren sich vielfach aus denjenigen

    Kreisen, für die kein Zwang zum Militärdienst besteht,

    insbesondere aus Mitgliedern des Landsturmes

    und auch aus solchen, die bei der Aushebung

    als untauglich befunden wurden, beziehentlich

    bei der Auslosung ausfielen. Zurzeit werden

    diese Meldungen keine Berücksichtigung finden.

    Nur im allerletzten Ernstfalle werden Freiwillige

    dieser Art zur Verwendung im inneren

    Dienste kommen. Dagegen haben die verabschiedeten

    Offiziere die sich ebenfalls zahlreich

    zum Wiedereintritt melden, Aussicht auf

    baldige Annahme.


              Die Einstellung von Nichtgedienten

                            und Freiwilligen.

        Auf Grund des § 98 der Heer-und Wehrordnung

    kann sich jede Persönlichkeit, die ihrer Dienstpflicht

    noch nicht genügt hat, bei Ausbruch

    der Mobilmachung einen Truppenteil (Ersatzbataillon

    usw.) nach Belieben wählen. Wenn er dies

    nicht tut, wird bei der bald einsetzenden Aushebung

    über ihn verfügt. Als Kriegsfreiwillige können

    sich solche Leute bei einem Ersatztruppenteil melden,

    die keine gesetzliche Verpflichtung zum Dienen

    mehr haben, ferner jugendliche Personen zwischen

    17 und 20 Jahren, soweit sie sich nicht in solchen

    Bezirken aufhalten, in denen der Landsturm aufgeboten

    ist.


      Der Telephonverkehr in Deutschland gesperrt.

        Nach den Grenzstädten im Westen, Norden und

    Osten ist ein telephonischer Verkehr nicht mehr möglich. 


                    Ein deutsches Ausfuhrverbot.

        Berlin, 31. Juli.  Der Bundesrat hat in seiner

    heutigen Sitzung den Erlaß von drei kaiserlichen

    Verordnungen betreffend das Verbot der Ausfuhr

    von Verpflegungs-, Streu- und Futtermitteln, ferner

    von Tieren und tierischen Erzeugnissen sowie

    von Kraftfahrzeugen (Motorwagen, Motorfahrrädern

    und Teilen davon) und von Mineralrohölen,

    Steinkohlenteer und allen aus diesen hergestellten

    Oelen zugestimmt. Die Verordnungen treten sofort

    in Kraft; der Reichskanzler ist ermächtigt, Ausnahmen

    zu gestatten und die erforderlichen 

    Sicherungsmaßregeln zu treffen.


                         Weiteres Ausfuhrverbot.    

        Berlin, 31. Juli.  Der heutige "Reichsanzeiger"

     veröffentlicht außer den bereits gemeldeten

    Ausfuhrverboten das Verbot der Ausfuhr und

    Durchfuhr von Eisenbahnmaterial aller

    Art, von Telegraphen- und Fernsprechdrähten sowie

    Teilen davon, von Luftschiffergeräten aller Art,

    von Fahrzeugen und Teilen davon, ferner das Verbot

    betreffend die Ausfuhr und Durchfuhr von

    Waffen, Munition, Pulver und Sprengstoffen, sowie

    von anderen Artikeln des Kriegsbedarfs und

    von Gegenständen zur Herstellung von Kriegsbedarfsartikeln,

    ferner das Verbot betreffend die Ausfuhr und 

    Durchfuhr von Rohstoffen, die bei der Herstellung

    und dem Betriebe von Gegenständen des Kriegsbedarfs

    zur Verwendung gelangen.


                          Russische Erntearbeiter.

        Unter den Maßnahmen, die die deutsche Regierung

    treffen sollte, besteht hoffentlich auch die Einbehaltung

    der russischen Erntearbeiter, die

    noch auf deutschem Boden weilen. Zu der Zahl von

    weit über 50 000 Mann nicht der schlechtesten Soldaten

    stellen sie ein vollrussisches Armeekorps

    dar. Genau so wie man in Oesterreich alle

    serbischen Reservisten kurzerhand verhaftet, halte

    man diese russischen Reservisten bei uns sofort unter

    militärischer Bewachung - wozu Landsturmleute

    genügen - und lasse die Erntearbeiten

    vollenden und interniere sie dann an geeigneten

    Orten. Es ist das eine Pflicht der Selbsterhaltung.

    Nur keine falsche Zurückhaltung den russischen

    Friedensbrechern gegenüber!


             Die Unterbrechung der deutschen Seeschiffahrt.

        Hamburg, 31. Juli. Sämtliche Hamburger

    Reedereien haben ihre auf See befindlichen Dampfer

    angewiesen, unverzüglich den nächsten Hafen anzulaufen

    und weitere Order abzuwarten. Aus Hamburg

    wird heute kein Schiff mehr abgelassen.


                                Panik in Straßburg.

        Straßburg, 30. Juli.  In Straßburg herrscht

    die größte Erregung. Das Papiergeld hat momentan

    fast keinen Wert; Geschäftsleute und Wirtschaften

    weigern sich, Papiergeld anzunehmen. An den

    Sparkassen werden fortgesetzt Beträge abgehoben,

    es wird von manchen Leuten sogar ein schwunghafter

    Handel mit Hundertmarkscheinen betrieben, für die sie

    90 bis 95 Mark in Silber zahlen. - Die Lebensmittelpreise

    sind horrend in die Höhe gestiegen.

    Die Kolonialwarenhändler machen bekannt, daß

    nur noch gegen Kasse verkauft werde.


                             Aus Königsberg.

        Die Polizeidirektion macht durch Anschlag öffentlich

    bekannt:  Zur Sicherung des Hauptbahnhofes

    und dessen Betriebsanlagen, ist eine militärische

    Wache am Bahnhof, sowie Posten an den Betriebsanlagen

    daselbst aufgestellt. Um Unglücksfälle zu

    vermeiden, mache ich die Bevölkerung darauf aufmerksam, 

    daß die Annäherung an die 


     2. Spalte 

    Eisenbahnanlagen (Gleise, Brücken, Stellwerke usw.)

    näher als 100 Meter verboten ist. Das Passieren

    dieser Anlagen durch Zivilpersonen ohne Begleitung

    eines Postens ist verboten. Zivilpersonen werden

    von den Posten mit Halt! angerufen und müssen

    stehen. Zuwiderhandelnde setzen sich der Gefahr

    aus, erschossen zu werden.


                     Panik an der russischen Grenze.

        Ostrowo, 31. Juli.  Unter den Einwohnern

    an der russischen Grenze herrscht eine große Panik,

    sogar die Familien der deutschen Beamten leben

    in großer Aufregung und die meisten haben die

    letzte Nacht in Ostrowo verbracht. Der Güterverkehr

    zwischen Skalmierzyce und Kalisch ist eingestellt 

    worden. Die russische Grenzwache wurde durch Infanterie

     verstärkt.


                                Eine nationale Tat.

        Kottbus, 31. Juli.  Angesichts der politischen

    Ereignisse erachtet es der Arbeitgeberverband

    der Lausitzer Tuchindustrie für seine nationale

    Pflicht, die Aussperrung sofort für

    beendet zu erklären. Die Verbandsbetriebe

    werden am Montag, den 3. August, früh wieder

    eröffnet.


                           Neueste Nachrichten.

        Berlin, 1. Aug.   Laut "Lok. Anz." hat die

    Kaiserliche Familie gestern abend im Schlosse

    das heilige Abendmahl genommen.

        Berlin, 1. Aug.   Prinz  Adalbert von Preußen

    hat sich heute  mit der Prinzessin Adelheid von Sachsen-

    Meiningen verlobt.

        Berlin, 1. Aug.  Der Berliner Magistrat hat

    sich gestern sehr eingehend mit Maßnahmen beschäftigt,

    die die städtische Verwaltung im Falle des

    Krieges zu ergreifen hat. Nach der "Morgenpost"

    wurde eine Reihe wichtiger Beschlüsse gefaßt, die sich

    auf die Lebensmittelversorgung beziehen. Die

    Stadt wird in der Lage sein, die Lebensmittelversorgung 

    selbst zu regeln.

        Berlin, 1. Aug.  Für den Fall der Mobilmachung

    hat Geheimrat Lipmann vom Vorstand der

    Volks-Kaffee- und Speisehallen-Gesellschaft den

    Betrag von 15 000 Mark für den Fall des Krieges

    zur unentgeltlichen Verabreichung  von Speisen

    und Getränken an ausrückende Mannschaften auf

    den Berliner Bahnhöfen zur Verfügung gestellt. 

        Berlin, 1. Aug.  An der Berliner Universität

    schlossen gestern die Professoren ihre Vorlesungen

    mit dem Hinweis auf die bevorstehende Kriegsgefahr

    und die in Aussicht stehende Schließung der

    Universität.

        Berlin, 1. Aug.   Der frühere Pastor Schmidt,

    der unter dem Verdacht verhaftet wurde, das

    Revolverattentat auf die inzwischen ihren  Verletzungen

    erlegene Frau Meyer aus der Xantenerstraße verübt

    zu haben, ist dem Berliner Tageblatt zufolge

    aus der Haft entlassen worden, weil er als Täter

    nicht mehr in Frage kommt.


                                        OESTERREICH.

                    Verschlechterung der Situation.

        Wien, 30. Juli.  Der Kaiser empfing gleich

    nach seiner Ankunft den Minister des Äußeren, Grafen

    Berchthold, den Kriegsminister v. Krobatin und

    den  Generalstabschef Baron Conrad. Die Situation

    wird wegen der  Haltung Rußlands

    als sehr ernst beurteilt.


              Allgemeine Mobilmachung in Oesterreich.

         Wien, 31. Juli.  In Oesterreich ist die allgemeine

    Mobilisierung mit Einschluß des

    Landsturms angeordnet worden. Landsturmpflichtig

    sind Männer vom 18. bis 42. Lebensjahr. Der

    Landsturm besteht in zwei Aufgeboten.


          Noch keine Grenzüberschreitung österreichischer

                                          Truppen.

    Budapest, 31. Juli.  Von amtlicher ungarischer

    Seite erfahre ich, daß entgegen allen anders

    lautenden Nachrichten österreichisch-ungarische Truppen

    bis Donnerstag abends noch nirgends die serbischen

    Grenzen überschritten haben. Auf der ungarischen

    Festung Peterwardein wurde gestern ein

    Reservist, der als Nazarener den Gehorsam verweigerte,

    standrechtlich erschossen.


                    Der Weltfriedenskongreß in Wien abgesagt.

        Der für den 15. bis 19. September nach Wien einberufene

    Weltfriedenskongreß  wurde infolge der

    Kriegsereignisse abgesagt. Zum Kongreß waren

    bereits über 2000 Teilnehmer angemeldet.


                            Neueste Nachrichten.

        Wien, 1. August.  Nach einer amtlichen Mitteilung

    vom 31. Juli hat der Kaiser die allgemeine

    Mobilmachung des Heeres und der Marine und der

    beiden Landwehren sowie die Aufbietung und Einberufung

    des Landsturmes befohlen. Diese Verfügung

    ist veranlaßt durch die von Rußland angeordnete

    Mobilisierung und hat keinen aggressiven

    Charakter.

        Wien, 1. August.  Durch kaiserliche Verordnung

    wurden die Befugnisse der politischen Verwaltung

    dem Armeeoberkommandanten übertragen, ferner

    eine Ministerialverordnung über den Absatz von

    Waffen, Munitionsgegenständen und über Einstellung

    der Wirksamkeit der Geschworenengerichte veröffentlicht.

    Diese Verordnung gilt für die Bukowina,

    Teile von Mähren und Schlesien. Am Küstenland

    von Dalmatien wird der Seeverkehr 

    beschränkt.

        Wien, 1. August.  Nach Bekanntwerden der allgemeinen

    Mobilisierung fanden große patriotische

    Kundgebungen statt. Auch aus der Provinz laufen

    Berichte über begeisterte Kundgebungen ein.

                                        

                                           ITALIEN.

                              Macht Italien mobil?

        Rom, 31. Juli. Der italienische Ministerrat

    beriet heute über die Mobilisierung der italienischen

    Armee.


     3. Spalte 

                 Italien bestellt fünf Parseval-Luftschiffe.

        Die italienische Regierung gab der Luftfahrzeug-

    Gesellschaft in Bitterfeld fünf neue Parseval-

    Luftschiffe in Auftrag.


                                       RUSSLAND.

              Die russische Mobilmachung an der deutschen

                                              Grenze.   

        Es kann  keinem Zweifel unterliegen, daß die

    russische Mobilmachung an der Grenze in vollem  

    Gange ist. Die zweite und dritte russische Kavalleriedivision

    stehen an der Grenze zwischen Wirballen

    und Augustow. Die russische Grenzwache hat ihre

    Wachthäuser in Brand gesetzt. Zollbeamte behaupten,

    daß dies Mobilmachung bedeutet. Zuverlässige

    Reisende haben auf der Fahrt von Petersburg nach

    Wirballen in Wilna drei Militärzüge mit Artillerie

    gesehen. Alle Mannschaften waren kriegsmäßig

    ausgerüstet.

                               Russische Maßnahmen.

        Kattowitz, 31. Juli.  Heute nacht 2 ½ Uhr

    wurde die Eisenbahnbrücke von Granica,

    die Granica mit Sczokowa verbindet, vom russischen

    Militär in die Luft gesprengt. Die Einwohnerschaft

    von Granica hat den Ort geräumt.

    Rußland hat den Grenzkordon zurückgezogen. 

    Die russische Zollkammer wurde geräumt

    und ihre Bestände nach dem Inneren Rußlands gebracht.

    Alle Lokomotiven sind von der Grenze nach

    dem Inneren gebracht worden. Aus Kalisch wird

    gemeldet, daß man dort alles in der größten Eile

    zum Kriege vorbereite. Heute treffen dort wiederum

    zwei Infanterie-Regimenter, eins aus Lodz und

    eins aus Warschau, ein. Die Bahnlinie von Kalisch

    nach der deutschen Grenze ist durchweg

    militärisch besetzt. In dem unweit von Kalisch

    gelegenen Orte Mostkow liegt eine Abteilung

    Jäger. Soeben kam hier die Nachricht aus Kalisch,

    daß ein Artillerie-Regiment nach der russischen

    Grenze befördert wurde. Es steht auch fest, daß unweit

    der Grenze eine Maschinengewehrabteilung

    stationiert ist. 


                    Verbrüderung mit den Königsmördern.

        Gestern verließen abermals mehrere serbische Offiziere 

    die russische Hauptstadt. Schon eine Stunde

    vor Abgang des Zuges versammelten sich große

    Menschenmassen auf dem Bahnhof bis weit auf die

    Straße hinaus und brachten den Serben begeisterte

    Ovationen dar. Es wurden Fahnen vorangetragen.

    Die serbischen Offiziere wurden vom Publikum

    auf den Händen zum Zuge getragen. Bei der

    Abfahrt wurde ihnen ein Bildnis des Zaren überreicht.

    Die Demonstranten segneten die Offiziere

    mit dem Bildnis des Zaren.


                     Meuterei auf der russischen Flotte?

        Konstantinopel, 30. Juli.  In einem

    missing wird gemeldet: Es

    wird bestätigt, daß auf der russischen Flotte in

    Sebastopol eine Meuterei ausgebrochen ist. Über ihren 

    Umfang liegen keine zuverlässigen Nachrichten vor,

    insbesondere darüber, ob es sich etwa um einen vereinzelten

    Vorgang auf einem einzelnen Schiff handelt.

    Der hiesige russische Stationskreuzer ging

    gestern mit versiegelter Order ins Schwarze Meer.

    Die deutschen Schiffe werden aus dem Schwarzen

    Meer zurückgerufen. Diese Meldung zeigt - ebenso

    wie die von der Sprengung der Warschauer Zitadelle - 

    aufs neue, mit welchen bedeutenden Schwierigkeiten

    im Innern Rußlands zu kämpfen hat.


                                   Neueste Nachrichten.

        Moskau, 1. Aug.  Der Gemeinderat bewilligte

    1 Million Rubel für Organisation und Hilfsmittel

    für Heer und Flotte Rußlands unter befreundeten

    Mächten.


                                           ENGLAND.

                   Pessimistische Stimmung in London.

        London, 30. Juli.  Die englische Zuversicht auf

    eine Eindämmung des Kriegsherdes ist, seit Sir

    Edward Greys heutiger Erklärung, in tiefsten Pessimismus

    umgeschlagen. Bange Fragen erheben sich

    in den Kreisen der Parlamentarier: Wird die Regierung

    die Session vor den Ferien, wie üblich,

    schließen oder nur vertagen? Die gegen allen

    Parlamentsbrauch verstoßende Vertagung wäre ein

    sicherer Beweis dafür, daß man mit derMöglichkeit

    einer aktiven Teilnahme Englands an einem europäischen

    Krieg rechnet und deshalb das Mittel

    schnellster Berufung des Hauses in der Hand behält.

    In den Wandelgängen des Parlaments und in den

    politischen Klubs besprechen erregte Gruppen dem [sic]

    designierten Ausspruch des Staatssekretärs, bislang

    seien weitere Schwierigkeiten unter den Mächten

    nicht eingetreten, wobei die Betonung des "bislang"

    eine nur geringe Hoffnung für die Zukunft zu zeigen

    scheint. Auch das Wirtschaftsleben zeigt eine außerordentliche

    Depression.


                       Die englischen Flottenvorkehrungen. 

        London, 31. Juli.  Die englischen Marinebehörden

    haben sämtliche Vorsichtsmaßregeln getroffen.

    Den gestrigen Tag über herrschte in Portsmouth

    fieberhafte Geschäftigkeit. Vor allem war

    man darauf bedacht, die Schiffe der 2. Flotte für den

    ersten Ruf in Bereitschaft zu setzen. Die Hauptarbeit

    war, die Mannschaft möglichst schnell auf

    ihren Bestand zu bringen. Jeder Urlaub hörte auf;

    die Mannschaften, die der Marineartillerie und den

    Torpedoschulen zugeteilt waren, kehrten zur zweiten

    Flotte zurück. Die Militärbehörden stellten starke

    Infanterieaufgebote zum Schutze der Staatsmagazine

    auf. Auch am Humber ging es bei der Flotte

    lebhaft zu. Die achte Torpedobootsflottille, die zehn

    Zerstörer und den Kreuzer "Pothfinder" umfaßt, 

    lief ein, nahm in Immingham Kohlen ein und fuhr

    an die Ostküste. Drei Unterseeboote und der Kreuzer


     4. Spalte 

    "Bonaventure" postierten sich in der Humbermündung.

    Die großen Oeltanks der Admiralität

    in Killingholme wurden mit Gras bedeckt und mit

    schwarzer und roter Farbe angestrichen, um sie vor

    einer Beobachtung von der See aus zu schützen. Der

    Kreuzer "Hazard"  mit einer Unterseebootsflottille

    lief in Dover ein, wo er sich mit den leichten

    Kreuzern und den Zerstörern der sechsten Flottille, die

    auch in Portsmouth stationiert ist, vereinigte. Trotzdem

    nicht die geringste Ursache für eine Besorgnis

    oder für Alarm in Gibraltar vorliegt, so sind doch

    in ständiger Arbeit bei Tag und Nacht die notwendigen

    Vorsichtsmaßregeln für die Verteidigung des

    Felsens  getroffen worden.


                     Asquith über den Ernst der Lage.

        Im Unterhaus beantragte Premierminister Asquith

    die Vertagung der zweiten Lesung der Zusatzbill

    und sagte: Wir versammeln uns heute unter

    Bedingungen, deren Ernst in unser aller Erfahrung

    kaum seinesgleichen hat. Die Frage: Krieg oder

    Frieden? hängt in der Schwebe. Wir stehen einer

    Katastrophe gegenüber, deren Umfang und

    Wirkungen unmöglich abgeschätzt

    werden können. Unter diesen Umständen

    ist es von vitaler Bedeutung für das Interesse

    der ganzen Welt, daß England, das keine eigenen

    Interessen direkt auf dem Spiele stehen hat (Beifall),

    eine geschlossene Front zeigt (lebh. Beifall)

    und imstande ist, mit der Autorität einer einigen

    Nation zu sprechen und zu handeln. Die Debatte

    über die Zusatzbill könne unter solchen Umständen

    verderbliche Wirkungen auf die internationale 

    Lage haben. Er beantragte [sic] daher in Übereinstimmung

    mit Bonar Law die Vertagung und spreche die

    die Hoffnung aus, daß der Patriotismus aller Parteien

    dazu beitragen werde, soviel das in Engands

    Macht liegt, das Unheil, das die ganze Welt

    bedrohe, wenn  nicht abzuwenden, so doch wenigstens

    zu umgrenzen.


    Panik der Londoner Finanzwelt.

        London, 31. Juli.  Gegenwärtig findet ein

    Ansturm bei der Bank von England statt zur Eintauschung

    von Noten gegen Gold. Auch bei den Aktienbanken

    ist eine Massenentnahme von Gold im

    Gange. Im Augenblick verlassen vier Wagen mit

    Gold die Bank von England unter Bedeckung von

    etwa 400 Mann. Bedeutende Börsenfirmen veranlaßten

    das im Handelsteil gemeldete Schließen der

    Börse durch eine Petition an den Börsenvorstand

    unter Androhung sofortiger Zahlungseinstellungen.


                              Neueste Nachrichten.

        London, 1. Aug.  Im Unterhause wies Asquith,

    der mit Beifall empfangen wurde, auf die

    Vorgänge mit Rußland und Deutschland hin, und 

    sagte, er zieh [sic] vor, unter diesen Umständen keine

    weiteren Fragen bis Montag zu beantworten.











        




  • October 9, 2017 18:00:26 Beate Jochem

     item 20 


     1. Spalte 

                   Der Kronprinz Führer der 1. Gardedivision.

        Nach einer offiziellen Meldung aus Potsdam ist

    der Kronprinz zum Führer der ersten Gardedivision

    ausersehen.


    Generalfeldmarschall v. d. Goltz'  Wiedereintritt

                                       in das Heer.

        Generalfeldmarschall von der Goltz hat sich zum

    Wiedereintritt in das Heer gemeldet. Es laufen

    schon seit länger als einer Woche im preußischen

    Kriegsministerium täglich Meldungen von deutschen

    Kriegsfreiwilligen ein. Die Meldungen

    rekrutieren sich vielfach aus denjenigen

    Kreisen, für die kein Zwang zum Militärdienst besteht,

    insbesondere aus Mitgliedern des Landsturmes

    und auch aus solchen, die bei der Aushebung

    als untauglich befunden wurden, beziehentlich

    bei der Auslosung ausfielen. Zurzeit werden

    diese Meldungen keine Berücksichtigung finden.

    Nur im allerletzten Ernstfalle werden Freiwillige

    dieser Art zur Verwendung im inneren

    Dienste kommen. Dagegen haben die verabschiedeten

    Offiziere die sich ebenfalls zahlreich

    zum Wiedereintritt melden, Aussicht auf

    baldige Annahme.


              Die Einstellung von Nichtgedienten

                            und Freiwilligen.

        Auf Grund des § 98 der Heer-und Wehrordnung

    kann sich jede Persönlichkeit, die ihrer Dienstpflicht

    noch nicht genügt hat, bei Ausbruch

    der Mobilmachung einen Truppenteil (Ersatzbataillon

    usw.) nach Belieben wählen. Wenn er dies

    nicht tut, wird bei der bald einsetzenden Aushebung

    über ihn verfügt. Als Kriegsfreiwillige können

    sich solche Leute bei einem Ersatztruppenteil melden,

    die keine gesetzliche Verpflichtung zum Dienen

    mehr haben, ferner jugendliche Personen zwischen

    17 und 20 Jahren, soweit sie sich nicht in solchen

    Bezirken aufhalten, in denen der Landsturm aufgeboten

    ist.


      Der Telephonverkehr in Deutschland gesperrt.

        Nach den Grenzstädten im Westen, Norden und

    Osten ist ein telephonischer Verkehr nicht mehr möglich. 


                    Ein deutsches Ausfuhrverbot.

        Berlin, 31. Juli.  Der Bundesrat hat in seiner

    heutigen Sitzung den Erlaß von drei kaiserlichen

    Verordnungen betreffend das Verbot der Ausfuhr

    von Verpflegungs-, Streu- und Futtermitteln, ferner

    von Tieren und tierischen Erzeugnissen sowie

    von Kraftfahrzeugen (Motorwagen, Motorfahrrädern

    und Teilen davon) und von Mineralrohölen,

    Steinkohlenteer und allen aus diesen hergestellten

    Oelen zugestimmt. Die Verordnungen treten sofort

    in Kraft; der Reichskanzler ist ermächtigt, Ausnahmen

    zu gestatten und die erforderlichen 

    Sicherungsmaßregeln zu treffen.


                         Weiteres Ausfuhrverbot.    

        Berlin, 31. Juli.  Der heutige "Reichsanzeiger"

     veröffentlicht außer den bereits gemeldeten

    Ausfuhrverboten das Verbot der Ausfuhr und

    Durchfuhr von Eisenbahnmaterial aller

    Art, von Telegraphen- und Fernsprechdrähten sowie

    Teilen davon, von Luftschiffergeräten aller Art,

    von Fahrzeugen und Teilen davon, ferner das Verbot

    betreffend die Ausfuhr und Durchfuhr von

    Waffen, Munition, Pulver und Sprengstoffen, sowie

    von anderen Artikeln des Kriegsbedarfs und

    von Gegenständen zur Herstellung von Kriegsbedarfsartikeln,

    ferner das Verbot betreffend die Ausfuhr und 

    Durchfuhr von Rohstoffen, die bei der Herstellung

    und dem Betriebe von Gegenständen des Kriegsbedarfs

    zur Verwendung gelangen.


                          Russische Erntearbeiter.

        Unter den Maßnahmen, die die deutsche Regierung

    treffen sollte, besteht hoffentlich auch die Einbehaltung

    der russischen Erntearbeiter, die

    noch auf deutschem Boden weilen. Zu der Zahl von

    weit über 50 000 Mann nicht der schlechtesten Soldaten

    stellen sie ein vollrussisches Armeekorps

    dar. Genau so wie man in Oesterreich alle

    serbischen Reservisten kurzerhand verhaftet, halte

    man diese russischen Reservisten bei uns sofort unter

    militärischer Bewachung - wozu Landsturmleute

    genügen - und lasse die Erntearbeiten

    vollenden und interniere sie dann an geeigneten

    Orten. Es ist das eine Pflicht der Selbsterhaltung.

    Nur keine falsche Zurückhaltung den russischen

    Friedensbrechern gegenüber!


             Die Unterbrechung der deutschen Seeschiffahrt.

        Hamburg, 31. Juli. Sämtliche Hamburger

    Reedereien haben ihre auf See befindlichen Dampfer

    angewiesen, unverzüglich den nächsten Hafen anzulaufen

    und weitere Order abzuwarten. Aus Hamburg

    wird heute kein Schiff mehr abgelassen.


                                Panik in Straßburg.

        Straßburg, 30. Juli.  In Straßburg herrscht

    die größte Erregung. Das Papiergeld hat momentan

    fast keinen Wert; Geschäftsleute und Wirtschaften

    weigern sich, Papiergeld anzunehmen. An den

    Sparkassen werden fortgesetzt Beträge abgehoben,

    es wird von manchen Leuten sogar ein schwunghafter

    Handel mit Hundertmarkscheinen betrieben, für die sie

    90 bis 95 Mark in Silber zahlen. - Die Lebensmittelpreise

    sind horrend in die Höhe gestiegen.

    Die Kolonialwarenhändler machen bekannt, daß

    nur noch gegen Kasse verkauft werde.


                             Aus Königsberg.

        Die Polizeidirektion macht durch Anschlag öffentlich

    bekannt:  Zur Sicherung des Hauptbahnhofes

    und dessen Betriebsanlagen, ist eine militärische

    Wache am Bahnhof, sowie Posten an den Betriebsanlagen

    daselbst aufgestellt. Um Unglücksfälle zu

    vermeiden, mache ich die Bevölkerung darauf aufmerksam, 

    daß die Annäherung an die 


     2. Spalte 

    Eisenbahnanlagen (Gleise, Brücken, Stellwerke usw.)

    näher als 100 Meter verboten ist. Das Passieren

    dieser Anlagen durch Zivilpersonen ohne Begleitung

    eines Postens ist verboten. Zivilpersonen werden

    von den Posten mit Halt! angerufen und müssen

    stehen. Zuwiderhandelnde setzen sich der Gefahr

    aus, erschossen zu werden.


                     Panik an der russischen Grenze.

        Ostrowo, 31. Juli.  Unter den Einwohnern

    an der russischen Grenze herrscht eine große Panik,

    sogar die Familien der deutschen Beamten leben

    in großer Aufregung und die meisten haben die

    letzte Nacht in Ostrowo verbracht. Der Güterverkehr

    zwischen Skalmierzyce und Kalisch ist eingestellt 

    worden. Die russische Grenzwache wurde durch Infanterie

     verstärkt.


                                Eine nationale Tat.

        Kottbus, 31. Juli.  Angesichts der politischen

    Ereignisse erachtet es der Arbeitgeberverband

    der Lausitzer Tuchindustrie für seine nationale

    Pflicht, die Aussperrung sofort für

    beendet zu erklären. Die Verbandsbetriebe

    werden am Montag, den 3. August, früh wieder

    eröffnet.


                           Neueste Nachrichten.

        Berlin, 1. Aug.   Laut "Lok. Anz." hat die

    Kaiserliche Familie gestern abend im Schlosse

    das heilige Abendmahl genommen.

        Berlin, 1. Aug.   Prinz  Adalbert von Preußen

    hat sich heute  mit der Prinzessin Adelheid von Sachsen-

    Meiningen verlobt.

        Berlin, 1. Aug.  Der Berliner Magistrat hat

    sich gestern sehr eingehend mit Maßnahmen beschäftigt,

    die die städtische Verwaltung im Falle des

    Krieges zu ergreifen hat. Nach der "Morgenpost"

    wurde eine Reihe wichtiger Beschlüsse gefaßt, die sich

    auf die Lebensmittelversorgung beziehen. Die

    Stadt wird in der Lage sein, die Lebensmittelversorgung 

    selbst zu regeln.

        Berlin, 1. Aug.  Für den Fall der Mobilmachung

    hat Geheimrat Lipmann vom Vorstand der

    Volks-Kaffee- und Speisehallen-Gesellschaft den

    Betrag von 15 000 Mark für den Fall des Krieges

    zur unentgeltlichen Verabreichung  von Speisen

    und Getränken an ausrückende Mannschaften auf

    den Berliner Bahnhöfen zur Verfügung gestellt. 

        Berlin, 1. Aug.  An der Berliner Universität

    schlossen gestern die Professoren ihre Vorlesungen

    mit dem Hinweis auf die bevorstehende Kriegsgefahr

    und die in Aussicht stehende Schließung der

    Universität.

        Berlin, 1. Aug.   Der frühere Pastor Schmidt,

    der unter dem Verdacht verhaftet wurde, das

    Revolverattentat auf die inzwischen ihren  Verletzungen

    erlegene Frau Meyer aus der Xantenerstraße verübt

    zu haben, ist dem Berliner Tageblatt zufolge

    aus der Haft entlassen worden, weil er als Täter

    nicht mehr in Frage kommt.


                                        OESTERREICH.

                    Verschlechterung der Situation.

        Wien, 30. Juli.  Der Kaiser empfing gleich

    nach seiner Ankunft den Minister des Äußeren, Grafen

    Berchthold, den Kriegsminister v. Krobatin und

    den  Generalstabschef Baron Conrad. Die Situation

    wird wegen der  Haltung Rußlands

    als sehr ernst beurteilt.


              Allgemeine Mobilmachung in Oesterreich.

         Wien, 31. Juli.  In Oesterreich ist die allgemeine

    Mobilisierung mit Einschluß des

    Landsturms angeordnet worden. Landsturmpflichtig

    sind Männer vom 18. bis 42. Lebensjahr. Der

    Landsturm besteht in zwei Aufgeboten.


          Noch keine Grenzüberschreitung österreichischer

                                          Truppen.

    Budapest, 31. Juli.  Von amtlicher ungarischer

    Seite erfahre ich, daß entgegen allen anders

    lautenden Nachrichten österreichisch-ungarische Truppen

    bis Donnerstag abends noch nirgends die serbischen

    Grenzen überschritten haben. Auf der ungarischen

    Festung Peterwardein wurde gestern ein

    Reservist, der als Nazarener den Gehorsam verweigerte,

    standrechtlich erschossen.


                    Der Weltfriedenskongreß in Wien abgesagt.

        Der für den 15. bis 19. September nach Wien einberufene

    Weltfriedenskongreß  wurde infolge der

    Kriegsereignisse abgesagt. Zum Kongreß waren

    bereits über 2000 Teilnehmer angemeldet.


                            Neueste Nachrichten.

        Wien, 1. August.  Nach einer amtlichen Mitteilung

    vom 31. Juli hat der Kaiser die allgemeine

    Mobilmachung des Heeres und der Marine und der

    beiden Landwehren sowie die Aufbietung und Einberufung

    des Landsturmes befohlen. Diese Verfügung

    ist veranlaßt durch die von Rußland angeordnete

    Mobilisierung und hat keinen aggressiven

    Charakter.

        Wien, 1. August.  Durch kaiserliche Verordnung

    wurden die Befugnisse der politischen Verwaltung

    dem Armeeoberkommandanten übertragen, ferner

    eine Ministerialverordnung über den Absatz von

    Waffen, Munitionsgegenständen und über Einstellung

    der Wirksamkeit der Geschworenengerichte veröffentlicht.

    Diese Verordnung gilt für die Bukowina,

    Teile von Mähren und Schlesien. Am Küstenland

    von Dalmatien wird der Seeverkehr 

    beschränkt.

        Wien, 1. August.  Nach Bekanntwerden der allgemeinen

    Mobilisierung fanden große patriotische

    Kundgebungen statt. Auch aus der Provinz laufen

    Berichte über begeisterte Kundgebungen ein.

                                        

                                           ITALIEN.

                              Macht Italien mobil?

        Rom, 31. Juli. Der italienische Ministerrat

    beriet heute über die Mobilisierung der italienischen

    Armee.


     3. Spalte 

                 Italien bestellt fünf Parseval-Luftschiffe.

        Die italienische Regierung gab der Luftfahrzeug-

    Gesellschaft in Bitterfeld fünf neue Parseval-

    Luftschiffe in Auftrag.


                                       RUSSLAND.

              Die russische Mobilmachung an der deutschen

                                              Grenze.   

        Es kann  keinem Zweifel unterliegen, daß die

    russische Mobilmachung an der Grenze in vollem  

    Gange ist. Die zweite und dritte russische Kavalleriedivision

    stehen an der Grenze zwischen Wirballen

    und Augustow. Die russische Grenzwache hat ihre

    Wachthäuser in Brand gesetzt. Zollbeamte behaupten,

    daß dies Mobilmachung bedeutet. Zuverlässige

    Reisende haben auf der Fahrt von Petersburg nach

    Wirballen in Wilna drei Militärzüge mit Artillerie

    gesehen. Alle Mannschaften waren kriegsmäßig

    ausgerüstet.

                               Russische Maßnahmen.

        Kattowitz, 31. Juli.  Heute nacht 2 ½ Uhr

    wurde die Eisenbahnbrücke von Granica,

    die Granica mit Sczokowa verbindet, vom russischen

    Militär in die Luft gesprengt. Die Einwohnerschaft

    von Granica hat den Ort geräumt.

    Rußland hat den Grenzkordon zurückgezogen. 

    Die russische Zollkammer wurde geräumt

    und ihre Bestände nach dem Inneren Rußlands gebracht.

    Alle Lokomotiven sind von der Grenze nach

    dem Inneren gebracht worden. Aus Kalisch wird

    gemeldet, daß man dort alles in der größten Eile

    zum Kriege vorbereite. Heute treffen dort wiederum

    zwei Infanterie-Regimenter, eins aus Lodz und

    eins aus Warschau, ein. Die Bahnlinie von Kalisch

    nach der deutschen Grenze ist durchweg

    militärisch besetzt. In dem unweit von Kalisch

    gelegenen Orte Mostkow liegt eine Abteilung

    Jäger. Soeben kam hier die Nachricht aus Kalisch,

    daß ein Artillerie-Regiment nach der russischen

    Grenze befördert wurde. Es steht auch fest, daß unweit

    der Grenze eine Maschinengewehrabteilung

    stationiert ist. 


                    Verbrüderung mit den Königsmördern.

        Gestern verließen abermals mehrere serbische Offiziere 

    die russische Hauptstadt. Schon eine Stunde

    vor Abgang des Zuges versammelten sich große

    Menschenmassen auf dem Bahnhof bis weit auf die

    Straße hinaus und brachten den Serben begeisterte

    Ovationen dar. Es wurden Fahnen vorangetragen.

    Die serbischen Offiziere wurden vom Publikum

    auf den Händen zum Zuge getragen. Bei der

    Abfahrt wurde ihnen ein Bildnis des Zaren überreicht.

    Die Demonstranten segneten die Offiziere

    mit dem Bildnis des Zaren.


                     Meuterei auf der russischen Flotte?

        Konstantinopel, 30. Juli.  In einem

    missing wird gemeldet: Es

    wird bestätigt, daß auf der russischen Flotte in

    Sebastopol eine Meuterei ausgebrochen ist. Über ihren 

    Umfang liegen keine zuverlässigen Nachrichten vor,

    insbesondere darüber, ob es sich etwa um einen vereinzelten

    Vorgang auf einem einzelnen Schiff handelt.

    Der hiesige russische Stationskreuzer ging

    gestern mit versiegelter Order ins Schwarze Meer.

    Die deutschen Schiffe werden aus dem Schwarzen

    Meer zurückgerufen. Diese Meldung zeigt - ebenso

    wie die von der Sprengung der Warschauer Zitadelle - 

    aufs neue, mit welchen bedeutenden Schwierigkeiten

    im Innern Rußlands zu kämpfen hat.


                                   Neueste Nachrichten.

        Moskau, 1. Aug.  Der Gemeinderat bewilligte

    1 Million Rubel für Organisation und Hilfsmittel

    für Heer und Flotte Rußlands unter befreundeten

    Mächten.


                                           ENGLAND.

                   Pessimistische Stimmung in London.

        London, 30. Juli.  Die englische Zuversicht auf

    eine Eindämmung des Kriegsherdes ist, seit Sir

    Edward Greys heutiger Erklärung, in tiefsten Pessimismus

    umgeschlagen. Bange Fragen erheben sich

    in den Kreisen der Parlamentarier: Wird die Regierung

    die Session vor den Ferien, wie üblich,

    schließen oder nur vertagen? Die gegen allen

    Parlamentsbrauch verstoßende Vertagung wäre ein

    sicherer Beweis dafür, daß man mit derMöglichkeit

    einer aktiven Teilnahme Englands an einem europäischen

    Krieg rechnet und deshalb das Mittel

    schnellster Berufung des Hauses in der Hand behält.

    In den Wandelgängen des Parlaments und in den

    politischen Klubs besprechen erregte Gruppen dem [sic]

    designierten Ausspruch des Staatssekretärs, bislang

    seien weitere Schwierigkeiten unter den Mächten

    nicht eingetreten, wobei die Betonung des "bislang"

    eine nur geringe Hoffnung für die Zukunft zu zeigen

    scheint. Auch das Wirtschaftsleben zeigt eine außerordentliche

    Depression.


                       Die englischen Flottenvorkehrungen. 

        London, 31. Juli.  Die englischen Marinebehörden

    haben sämtliche Vorsichtsmaßregeln getroffen.

    Den gestrigen Tag über herrschte in Portsmouth

    fieberhafte Geschäftigkeit. Vor allem war

    man darauf bedacht, die Schiffe der 2. Flotte für den

    ersten Ruf in Bereitschaft zu setzen. Die Hauptarbeit

    war, die Mannschaft möglichst schnell auf

    ihren Bestand zu bringen. Jeder Urlaub hörte auf;

    die Mannschaften, die der Marineartillerie und den

    Torpedoschulen zugeteilt waren, kehrten zur zweiten

    Flotte zurück. Die Militärbehörden stellten starke

    Infanterieaufgebote zum Schutze der Staatsmagazine

    auf. Auch am Humber ging es bei der Flotte

    lebhaft zu. Die achte Torpedobootsflottille, die zehn

    Zerstörer und den Kreuzer "Pothfinder" umfaßt, 

    lief ein, nahm in Immingham Kohlen ein und fuhr

    an die Ostküste. Drei Unterseeboote und der Kreuzer


     4. Spalte 

    "Bonaventure" postierten sich in der Humbermündung.

    Die großen Oeltanks der Admiralität

    in Killingholme wurden mit Gras bedeckt und mit

    schwarzer und roter Farbe angestrichen, um sie vor

    einer Beobachtung von der See aus zu schützen. Der

    Kreuzer "Hazard"  mit einer Unterseebootsflottille

    lief in Dover ein, wo er sich mit den leichten

    Kreuzern und den Zerstörern der sechsten Flottille, die

    auch in Portsmouth stationiert ist, vereinigte. Trotzdem

    nicht die geringste Ursache für eine Besorgnis

    oder für Alarm in Gibraltar vorliegt, so sind doch

    in ständiger Arbeit bei Tag und Nacht die notwendigen

    Vorsichtsmaßregeln für die Verteidigung des

    Felsens  getroffen worden.


                     Asquith über den Ernst der Lage.

        Im Unterhaus beantragte Premierminister Asquith

    die Vertagung der zweiten Lesung der Zusatzbill

    und sagte: Wir versammeln uns heute unter

    Bedingungen, deren Ernst in unser aller Erfahrung

    kaum seinesgleichen hat. Die Frage: Krieg oder

    Frieden? hängt in der Schwebe. Wir stehen einer

    Katastrophe gegenüber, deren Umfang und

    Wirkungen unmöglich abgeschätzt

    werden können. Unter diesen Umständen

    ist es von vitaler Bedeutung für das Interesse

    der ganzen Welt, daß England, das keine eigenen

    Interessen direkt auf dem Spiele stehen hat (Beifall),

    eine geschlossene Front zeigt (lebh. Beifall)

    und imstande ist, mit der Autorität einer einigen

    Nation zu sprechen und zu handeln. Die Debatte

    über die Zusatzbill könne unter solchen Umständen

    verderbliche Wirkungen auf die internationale 

    Lage haben. Er beantragte [sic] daher in Übereinstimmung

    mit Bonar Law die Vertagung und spreche die

    die Hoffnung aus, daß der Patriotismus aller Parteien

    dazu beitragen werde, soviel das in Engands

    Macht liegt, das Unheil, das die ganze Welt

    bedrohe, wenn  nicht abzuwenden, so doch wenigstens

    zu umgrenzen.


    Panik der Londoner Finanzwelt.

        London, 31. Juli.  Gegenwärtig findet ein

    Ansturm bei der Bank von England statt zur Eintauschung

    von Noten gegen Gold. Auch bei den Aktienbanken

    ist eine Massenentnahme von Gold im

    Gange. Im Augenblick verlassen vier Wagen mit

    Gold die Bank von England unter Bedeckung von

    etwa 400 Mann. Bedeutende Börsenfirmen veranlaßten

    das im Handelsteil gemeldete Schließen der

    Börse durch eine Petition an den Börsenvorstand

    unter Androhung sofortiger Zahlungseinstellungen.









        




  • October 9, 2017 17:53:47 Beate Jochem

     item 20 


     1. Spalte 

                   Der Kronprinz Führer der 1. Gardedivision.

        Nach einer offiziellen Meldung aus Potsdam ist

    der Kronprinz zum Führer der ersten Gardedivision

    ausersehen.


    Generalfeldmarschall v. d. Goltz'  Wiedereintritt

                                       in das Heer.

        Generalfeldmarschall von der Goltz hat sich zum

    Wiedereintritt in das Heer gemeldet. Es laufen

    schon seit länger als einer Woche im preußischen

    Kriegsministerium täglich Meldungen von deutschen

    Kriegsfreiwilligen ein. Die Meldungen

    rekrutieren sich vielfach aus denjenigen

    Kreisen, für die kein Zwang zum Militärdienst besteht,

    insbesondere aus Mitgliedern des Landsturmes

    und auch aus solchen, die bei der Aushebung

    als untauglich befunden wurden, beziehentlich

    bei der Auslosung ausfielen. Zurzeit werden

    diese Meldungen keine Berücksichtigung finden.

    Nur im allerletzten Ernstfalle werden Freiwillige

    dieser Art zur Verwendung im inneren

    Dienste kommen. Dagegen haben die verabschiedeten

    Offiziere die sich ebenfalls zahlreich

    zum Wiedereintritt melden, Aussicht auf

    baldige Annahme.


              Die Einstellung von Nichtgedienten

                            und Freiwilligen.

        Auf Grund des § 98 der Heer-und Wehrordnung

    kann sich jede Persönlichkeit, die ihrer Dienstpflicht

    noch nicht genügt hat, bei Ausbruch

    der Mobilmachung einen Truppenteil (Ersatzbataillon

    usw.) nach Belieben wählen. Wenn er dies

    nicht tut, wird bei der bald einsetzenden Aushebung

    über ihn verfügt. Als Kriegsfreiwillige können

    sich solche Leute bei einem Ersatztruppenteil melden,

    die keine gesetzliche Verpflichtung zum Dienen

    mehr haben, ferner jugendliche Personen zwischen

    17 und 20 Jahren, soweit sie sich nicht in solchen

    Bezirken aufhalten, in denen der Landsturm aufgeboten

    ist.


      Der Telephonverkehr in Deutschland gesperrt.

        Nach den Grenzstädten im Westen, Norden und

    Osten ist ein telephonischer Verkehr nicht mehr möglich. 


                    Ein deutsches Ausfuhrverbot.

        Berlin, 31. Juli.  Der Bundesrat hat in seiner

    heutigen Sitzung den Erlaß von drei kaiserlichen

    Verordnungen betreffend das Verbot der Ausfuhr

    von Verpflegungs-, Streu- und Futtermitteln, ferner

    von Tieren und tierischen Erzeugnissen sowie

    von Kraftfahrzeugen (Motorwagen, Motorfahrrädern

    und Teilen davon) und von Mineralrohölen,

    Steinkohlenteer und allen aus diesen hergestellten

    Oelen zugestimmt. Die Verordnungen treten sofort

    in Kraft; der Reichskanzler ist ermächtigt, Ausnahmen

    zu gestatten und die erforderlichen 

    Sicherungsmaßregeln zu treffen.


                         Weiteres Ausfuhrverbot.    

        Berlin, 31. Juli.  Der heutige "Reichsanzeiger"

     veröffentlicht außer den bereits gemeldeten

    Ausfuhrverboten das Verbot der Ausfuhr und

    Durchfuhr von Eisenbahnmaterial aller

    Art, von Telegraphen- und Fernsprechdrähten sowie

    Teilen davon, von Luftschiffergeräten aller Art,

    von Fahrzeugen und Teilen davon, ferner das Verbot

    betreffend die Ausfuhr und Durchfuhr von

    Waffen, Munition, Pulver und Sprengstoffen, sowie

    von anderen Artikeln des Kriegsbedarfs und

    von Gegenständen zur Herstellung von Kriegsbedarfsartikeln,

    ferner das Verbot betreffend die Ausfuhr und 

    Durchfuhr von Rohstoffen, die bei der Herstellung

    und dem Betriebe von Gegenständen des Kriegsbedarfs

    zur Verwendung gelangen.


                          Russische Erntearbeiter.

        Unter den Maßnahmen, die die deutsche Regierung

    treffen sollte, besteht hoffentlich auch die Einbehaltung

    der russischen Erntearbeiter, die

    noch auf deutschem Boden weilen. Zu der Zahl von

    weit über 50 000 Mann nicht der schlechtesten Soldaten

    stellen sie ein vollrussisches Armeekorps

    dar. Genau so wie man in Oesterreich alle

    serbischen Reservisten kurzerhand verhaftet, halte

    man diese russischen Reservisten bei uns sofort unter

    militärischer Bewachung - wozu Landsturmleute

    genügen - und lasse die Erntearbeiten

    vollenden und interniere sie dann an geeigneten

    Orten. Es ist das eine Pflicht der Selbsterhaltung.

    Nur keine falsche Zurückhaltung den russischen

    Friedensbrechern gegenüber!


             Die Unterbrechung der deutschen Seeschiffahrt.

        Hamburg, 31. Juli. Sämtliche Hamburger

    Reedereien haben ihre auf See befindlichen Dampfer

    angewiesen, unverzüglich den nächsten Hafen anzulaufen

    und weitere Order abzuwarten. Aus Hamburg

    wird heute kein Schiff mehr abgelassen.


                                Panik in Straßburg.

        Straßburg, 30. Juli.  In Straßburg herrscht

    die größte Erregung. Das Papiergeld hat momentan

    fast keinen Wert; Geschäftsleute und Wirtschaften

    weigern sich, Papiergeld anzunehmen. An den

    Sparkassen werden fortgesetzt Beträge abgehoben,

    es wird von manchen Leuten sogar ein schwunghafter

    Handel mit Hundertmarkscheinen betrieben, für die sie

    90 bis 95 Mark in Silber zahlen. - Die Lebensmittelpreise

    sind horrend in die Höhe gestiegen.

    Die Kolonialwarenhändler machen bekannt, daß

    nur noch gegen Kasse verkauft werde.


                             Aus Königsberg.

        Die Polizeidirektion macht durch Anschlag öffentlich

    bekannt:  Zur Sicherung des Hauptbahnhofes

    und dessen Betriebsanlagen, ist eine militärische

    Wache am Bahnhof, sowie Posten an den Betriebsanlagen

    daselbst aufgestellt. Um Unglücksfälle zu

    vermeiden, mache ich die Bevölkerung darauf aufmerksam, 

    daß die Annäherung an die 


     2. Spalte 

    Eisenbahnanlagen (Gleise, Brücken, Stellwerke usw.)

    näher als 100 Meter verboten ist. Das Passieren

    dieser Anlagen durch Zivilpersonen ohne Begleitung

    eines Postens ist verboten. Zivilpersonen werden

    von den Posten mit Halt! angerufen und müssen

    stehen. Zuwiderhandelnde setzen sich der Gefahr

    aus, erschossen zu werden.


                     Panik an der russischen Grenze.

        Ostrowo, 31. Juli.  Unter den Einwohnern

    an der russischen Grenze herrscht eine große Panik,

    sogar die Familien der deutschen Beamten leben

    in großer Aufregung und die meisten haben die

    letzte Nacht in Ostrowo verbracht. Der Güterverkehr

    zwischen Skalmierzyce und Kalisch ist eingestellt 

    worden. Die russische Grenzwache wurde durch Infanterie

     verstärkt.


                                Eine nationale Tat.

        Kottbus, 31. Juli.  Angesichts der politischen

    Ereignisse erachtet es der Arbeitgeberverband

    der Lausitzer Tuchindustrie für seine nationale

    Pflicht, die Aussperrung sofort für

    beendet zu erklären. Die Verbandsbetriebe

    werden am Montag, den 3. August, früh wieder

    eröffnet.


                           Neueste Nachrichten.

        Berlin, 1. Aug.   Laut "Lok. Anz." hat die

    Kaiserliche Familie gestern abend im Schlosse

    das heilige Abendmahl genommen.

        Berlin, 1. Aug.   Prinz  Adalbert von Preußen

    hat sich heute  mit der Prinzessin Adelheid von Sachsen-

    Meiningen verlobt.

        Berlin, 1. Aug.  Der Berliner Magistrat hat

    sich gestern sehr eingehend mit Maßnahmen beschäftigt,

    die die städtische Verwaltung im Falle des

    Krieges zu ergreifen hat. Nach der "Morgenpost"

    wurde eine Reihe wichtiger Beschlüsse gefaßt, die sich

    auf die Lebensmittelversorgung beziehen. Die

    Stadt wird in der Lage sein, die Lebensmittelversorgung 

    selbst zu regeln.

        Berlin, 1. Aug.  Für den Fall der Mobilmachung

    hat Geheimrat Lipmann vom Vorstand der

    Volks-Kaffee- und Speisehallen-Gesellschaft den

    Betrag von 15 000 Mark für den Fall des Krieges

    zur unentgeltlichen Verabreichung  von Speisen

    und Getränken an ausrückende Mannschaften auf

    den Berliner Bahnhöfen zur Verfügung gestellt. 

        Berlin, 1. Aug.  An der Berliner Universität

    schlossen gestern die Professoren ihre Vorlesungen

    mit dem Hinweis auf die bevorstehende Kriegsgefahr

    und die in Aussicht stehende Schließung der

    Universität.

        Berlin, 1. Aug.   Der frühere Pastor Schmidt,

    der unter dem Verdacht verhaftet wurde, das

    Revolverattentat auf die inzwischen ihren  Verletzungen

    erlegene Frau Meyer aus der Xantenerstraße verübt

    zu haben, ist dem Berliner Tageblatt zufolge

    aus der Haft entlassen worden, weil er als Täter

    nicht mehr in Frage kommt.


                                        OESTERREICH.

                    Verschlechterung der Situation.

        Wien, 30. Juli.  Der Kaiser empfing gleich

    nach seiner Ankunft den Minister des Äußeren, Grafen

    Berchthold, den Kriegsminister v. Krobatin und

    den  Generalstabschef Baron Conrad. Die Situation

    wird wegen der  Haltung Rußlands

    als sehr ernst beurteilt.


              Allgemeine Mobilmachung in Oesterreich.

         Wien, 31. Juli.  In Oesterreich ist die allgemeine

    Mobilisierung mit Einschluß des

    Landsturms angeordnet worden. Landsturmpflichtig

    sind Männer vom 18. bis 42. Lebensjahr. Der

    Landsturm besteht in zwei Aufgeboten.


          Noch keine Grenzüberschreitung österreichischer

                                          Truppen.

    Budapest, 31. Juli.  Von amtlicher ungarischer

    Seite erfahre ich, daß entgegen allen anders

    lautenden Nachrichten österreichisch-ungarische Truppen

    bis Donnerstag abends noch nirgends die serbischen

    Grenzen überschritten haben. Auf der ungarischen

    Festung Peterwardein wurde gestern ein

    Reservist, der als Nazarener den Gehorsam verweigerte,

    standrechtlich erschossen.


                    Der Weltfriedenskongreß in Wien abgesagt.

        Der für den 15. bis 19. September nach Wien einberufene

    Weltfriedenskongreß  wurde infolge der

    Kriegsereignisse abgesagt. Zum Kongreß waren

    bereits über 2000 Teilnehmer angemeldet.


                            Neueste Nachrichten.

        Wien, 1. August.  Nach einer amtlichen Mitteilung

    vom 31. Juli hat der Kaiser die allgemeine

    Mobilmachung des Heeres und der Marine und der

    beiden Landwehren sowie die Aufbietung und Einberufung

    des Landsturmes befohlen. Diese Verfügung

    ist veranlaßt durch die von Rußland angeordnete

    Mobilisierung und hat keinen aggressiven

    Charakter.

        Wien, 1. August.  Durch kaiserliche Verordnung

    wurden die Befugnisse der politischen Verwaltung

    dem Armeeoberkommandanten übertragen, ferner

    eine Ministerialverordnung über den Absatz von

    Waffen, Munitionsgegenständen und über Einstellung

    der Wirksamkeit der Geschworenengerichte veröffentlicht.

    Diese Verordnung gilt für die Bukowina,

    Teile von Mähren und Schlesien. Am Küstenland

    von Dalmatien wird der Seeverkehr 

    beschränkt.

        Wien, 1. August.  Nach Bekanntwerden der allgemeinen

    Mobilisierung fanden große patriotische

    Kundgebungen statt. Auch aus der Provinz laufen

    Berichte über begeisterte Kundgebungen ein.

                                        

                                           ITALIEN.

                              Macht Italien mobil?

        Rom, 31. Juli. Der italienische Ministerrat

    beriet heute über die Mobilisierung der italienischen

    Armee.


     3. Spalte 

                 Italien bestellt fünf Parseval-Luftschiffe.

        Die italienische Regierung gab der Luftfahrzeug-

    Gesellschaft in Bitterfeld fünf neue Parseval-

    Luftschiffe in Auftrag.


                                       RUSSLAND.

              Die russische Mobilmachung an der deutschen

                                              Grenze.   

        Es kann  keinem Zweifel unterliegen, daß die

    russische Mobilmachung an der Grenze in vollem  

    Gange ist. Die zweite und dritte russische Kavalleriedivision

    stehen an der Grenze zwischen Wirballen

    und Augustow. Die russische Grenzwache hat ihre

    Wachthäuser in Brand gesetzt. Zollbeamte behaupten,

    daß dies Mobilmachung bedeutet. Zuverlässige

    Reisende haben auf der Fahrt von Petersburg nach

    Wirballen in Wilna drei Militärzüge mit Artillerie

    gesehen. Alle Mannschaften waren kriegsmäßig

    ausgerüstet.

                               Russische Maßnahmen.

        Kattowitz, 31. Juli.  Heute nacht 2 ½ Uhr

    wurde die Eisenbahnbrücke von Granica,

    die Granica mit Sczokowa verbindet, vom russischen

    Militär in die Luft gesprengt. Die Einwohnerschaft

    von Granica hat den Ort geräumt.

    Rußland hat den Grenzkordon zurückgezogen. 

    Die russische Zollkammer wurde geräumt

    und ihre Bestände nach dem Inneren Rußlands gebracht.

    Alle Lokomotiven sind von der Grenze nach

    dem Inneren gebracht worden. Aus Kalisch wird

    gemeldet, daß man dort alles in der größten Eile

    zum Kriege vorbereite. Heute treffen dort wiederum

    zwei Infanterie-Regimenter, eins aus Lodz und

    eins aus Warschau, ein. Die Bahnlinie von Kalisch

    nach der deutschen Grenze ist durchweg

    militärisch besetzt. In dem unweit von Kalisch

    gelegenen Orte Mostkow liegt eine Abteilung

    Jäger. Soeben kam hier die Nachricht aus Kalisch,

    daß ein Artillerie-Regiment nach der russischen

    Grenze befördert wurde. Es steht auch fest, daß unweit

    der Grenze eine Maschinengewehrabteilung

    stationiert ist. 


                    Verbrüderung mit den Königsmördern.

        Gestern verließen abermals mehrere serbische Offiziere 

    die russische Hauptstadt. Schon eine Stunde

    vor Abgang des Zuges versammelten sich große

    Menschenmassen auf dem Bahnhof bis weit auf die

    Straße hinaus und brachten den Serben begeisterte

    Ovationen dar. Es wurden Fahnen vorangetragen.

    Die serbischen Offiziere wurden vom Publikum

    auf den Händen zum Zuge getragen. Bei der

    Abfahrt wurde ihnen ein Bildnis des Zaren überreicht.

    Die Demonstranten segneten die Offiziere

    mit dem Bildnis des Zaren.


                     Meuterei auf der russischen Flotte?

        Konstantinopel, 30. Juli.  In einem

    missing wird gemeldet: Es

    wird bestätigt, daß auf der russischen Flotte in

    Sebastopol eine Meuterei ausgebrochen ist. Über ihren 

    Umfang liegen keine zuverlässigen Nachrichten vor,

    insbesondere darüber, ob es sich etwa um einen vereinzelten

    Vorgang auf einem einzelnen Schiff handelt.

    Der hiesige russische Stationskreuzer ging

    gestern mit versiegelter Order ins Schwarze Meer.

    Die deutschen Schiffe werden aus dem Schwarzen

    Meer zurückgerufen. Diese Meldung zeigt - ebenso

    wie die von der Sprengung der Warschauer Zitadelle - 

    aufs neue, mit welchen bedeutenden Schwierigkeiten

    im Innern Rußlands zu kämpfen hat.


                                   Neueste Nachrichten.

        Moskau, 1. Aug.  Der Gemeinderat bewilligte

    1 Million Rubel für Organisation und Hilfsmittel

    für Heer und Flotte Rußlands unter befreundeten

    Mächten.


                                           ENGLAND.

                   Pessimistische Stimmung in London.

        London, 30. Juli.  Die englische Zuversicht auf

    eine Eindämmung des Kriegsherdes ist, seit Sir

    Edward Greys heutiger Erklärung, in tiefsten Pessimismus

    umgeschlagen. Bange Fragen erheben sich

    in den Kreisen der Parlamentarier: Wird die Regierung

    die Session vor den Ferien, wie üblich,

    schließen oder nur vertagen? Die gegen allen

    Parlamentsbrauch verstoßende Vertagung wäre ein

    sicherer Beweis dafür, daß man mit derMöglichkeit

    einer aktiven Teilnahme Englands an einem europäischen

    Krieg rechnet und deshalb das Mittel

    schnellster Berufung des Hauses in der Hand behält.

    In den Wandelgängen des Parlaments und in den

    politischen Klubs besprechen erregte Gruppen dem [sic]

    designierten Ausspruch des Staatssekretärs, bislang

    seien weitere Schwierigkeiten unter den Mächten

    nicht eingetreten, wobei die Betonung des "bislang"

    eine nur geringe Hoffnung für die Zukunft zu zeigen

    scheint. Auch das Wirtschaftsleben zeigt eine außerordentliche

    Depression.


                       Die englischen Flottenvorkehrungen. 

        London, 31. Juli.  Die englischen Marinebehörden

    haben sämtliche Vorsichtsmaßregeln getroffen.

    Den gestrigen Tag über herrschte in Portsmouth

    fieberhafte Geschäftigkeit. Vor allem war

    man darauf bedacht, die Schiffe der 2. Flotte für den

    ersten Ruf in Bereitschaft zu setzen. Die Hauptarbeit

    war, die Mannschaft möglichst schnell auf

    ihren Bestand zu bringen. Jeder Urlaub hörte auf;

    die Mannschaften, die der Marineartillerie und den

    Torpedoschulen zugeteilt waren, kehrten zur zweiten

    Flotte zurück. Die Militärbehörden stellten starke

    Infanterieaufgebote zum Schutze der Staatsmagazine

    auf. Auch am Humber ging es bei der Flotte

    lebhaft zu. Die achte Torpedobootsflottille, die zehn

    Zerstörer und den Kreuzer "Pothfinder" umfaßt, 

    lief ein, nahm in Immingham Kohlen ein und fuhr

    an die Ostküste. Drei Unterseeboote und der Kreuzer


     4. Spalte 

    "Bonaventure" postierten sich in der Humbermündung.

    Die großen Oeltanks der Admiralität

    in Killingholme wurden mit Gras bedeckt und mit

    schwarzer und roter Farbe angestrichen, um sie vor

    einer Beobachtung von der See aus zu schützen. Der

    Kreuzer "Hazard"  mit einer Unterseebootsflottille

    lief in Dover ein, wo er sich mit den leichten

    Kreuzern und den Zerstörern der sechsten Flottille, die

    auch in Portsmouth stationiert ist, vereinigte. Trotzdem

    nicht die geringste Ursache für eine Besorgnis

    oder für Alarm in Gibraltar vorliegt, so sind doch

    in ständiger Arbeit bei Tag und Nacht die notwendigen

    Vorsichtsmaßregeln für die Verteidigung des

    Felsens  getroffen worden.


                     Asquith über den Ernst der Lage.

        Im Unterhaus beantragte Premierminister Asquith

    die Vertagung der zweiten Lesung der Zusatzbill

    und sagte: Wir versammeln uns heute unter

    Bedingungen, deren Ernst in unser aller Erfahrung

    kaum seinesgleichen hat. Die Frage: Krieg oder

    Frieden? hängt in der Schwebe. Wir stehen einer

    Katastrophe gegenüber, deren Umfang und

    Wirkungen unmöglich abgeschätzt

    werden können. Unter diesen Umständen

    ist es von vitaler Bedeutung für das Interesse

    der ganzen Welt, daß England, das keine eigenen

    Interessen direkt auf dem Spiele stehen hat (Beifall),

    eine geschlossene Front zeigt (lebh. Beifall)

    und imstande ist, mit der Autorität einer einigen

    Nation zu sprechen und zu handeln. Die Debatte

    über die Zusatzbill könne unter solchen Umständen

    verderbliche Wirkungen auf die internationale 

    Lage haben. Er beantragte [sic] daher in Übereinstimmung

    mit Bonar Law die Vertagung und spreche die

    die Hoffnung aus, daß der Patriotismus aller Parteien

    dazu beitragen werde, soviel das in Engands

    Macht liegt, das Unheil, das die ganze Welt

    bedrohe, wenn  nicht abzuwenden, so doch wenigstens

    zu umgrenzen.








        




  • October 9, 2017 17:50:19 Beate Jochem

     item 20 


     1. Spalte 

                   Der Kronprinz Führer der 1. Gardedivision.

        Nach einer offiziellen Meldung aus Potsdam ist

    der Kronprinz zum Führer der ersten Gardedivision

    ausersehen.


    Generalfeldmarschall v. d. Goltz'  Wiedereintritt

                                       in das Heer.

        Generalfeldmarschall von der Goltz hat sich zum

    Wiedereintritt in das Heer gemeldet. Es laufen

    schon seit länger als einer Woche im preußischen

    Kriegsministerium täglich Meldungen von deutschen

    Kriegsfreiwilligen ein. Die Meldungen

    rekrutieren sich vielfach aus denjenigen

    Kreisen, für die kein Zwang zum Militärdienst besteht,

    insbesondere aus Mitgliedern des Landsturmes

    und auch aus solchen, die bei der Aushebung

    als untauglich befunden wurden, beziehentlich

    bei der Auslosung ausfielen. Zurzeit werden

    diese Meldungen keine Berücksichtigung finden.

    Nur im allerletzten Ernstfalle werden Freiwillige

    dieser Art zur Verwendung im inneren

    Dienste kommen. Dagegen haben die verabschiedeten

    Offiziere die sich ebenfalls zahlreich

    zum Wiedereintritt melden, Aussicht auf

    baldige Annahme.


              Die Einstellung von Nichtgedienten

                            und Freiwilligen.

        Auf Grund des § 98 der Heer-und Wehrordnung

    kann sich jede Persönlichkeit, die ihrer Dienstpflicht

    noch nicht genügt hat, bei Ausbruch

    der Mobilmachung einen Truppenteil (Ersatzbataillon

    usw.) nach Belieben wählen. Wenn er dies

    nicht tut, wird bei der bald einsetzenden Aushebung

    über ihn verfügt. Als Kriegsfreiwillige können

    sich solche Leute bei einem Ersatztruppenteil melden,

    die keine gesetzliche Verpflichtung zum Dienen

    mehr haben, ferner jugendliche Personen zwischen

    17 und 20 Jahren, soweit sie sich nicht in solchen

    Bezirken aufhalten, in denen der Landsturm aufgeboten

    ist.


      Der Telephonverkehr in Deutschland gesperrt.

        Nach den Grenzstädten im Westen, Norden und

    Osten ist ein telephonischer Verkehr nicht mehr möglich. 


                    Ein deutsches Ausfuhrverbot.

        Berlin, 31. Juli.  Der Bundesrat hat in seiner

    heutigen Sitzung den Erlaß von drei kaiserlichen

    Verordnungen betreffend das Verbot der Ausfuhr

    von Verpflegungs-, Streu- und Futtermitteln, ferner

    von Tieren und tierischen Erzeugnissen sowie

    von Kraftfahrzeugen (Motorwagen, Motorfahrrädern

    und Teilen davon) und von Mineralrohölen,

    Steinkohlenteer und allen aus diesen hergestellten

    Oelen zugestimmt. Die Verordnungen treten sofort

    in Kraft; der Reichskanzler ist ermächtigt, Ausnahmen

    zu gestatten und die erforderlichen 

    Sicherungsmaßregeln zu treffen.


                         Weiteres Ausfuhrverbot.    

        Berlin, 31. Juli.  Der heutige "Reichsanzeiger"

     veröffentlicht außer den bereits gemeldeten

    Ausfuhrverboten das Verbot der Ausfuhr und

    Durchfuhr von Eisenbahnmaterial aller

    Art, von Telegraphen- und Fernsprechdrähten sowie

    Teilen davon, von Luftschiffergeräten aller Art,

    von Fahrzeugen und Teilen davon, ferner das Verbot

    betreffend die Ausfuhr und Durchfuhr von

    Waffen, Munition, Pulver und Sprengstoffen, sowie

    von anderen Artikeln des Kriegsbedarfs und

    von Gegenständen zur Herstellung von Kriegsbedarfsartikeln,

    ferner das Verbot betreffend die Ausfuhr und 

    Durchfuhr von Rohstoffen, die bei der Herstellung

    und dem Betriebe von Gegenständen des Kriegsbedarfs

    zur Verwendung gelangen.


                          Russische Erntearbeiter.

        Unter den Maßnahmen, die die deutsche Regierung

    treffen sollte, besteht hoffentlich auch die Einbehaltung

    der russischen Erntearbeiter, die

    noch auf deutschem Boden weilen. Zu der Zahl von

    weit über 50 000 Mann nicht der schlechtesten Soldaten

    stellen sie ein vollrussisches Armeekorps

    dar. Genau so wie man in Oesterreich alle

    serbischen Reservisten kurzerhand verhaftet, halte

    man diese russischen Reservisten bei uns sofort unter

    militärischer Bewachung - wozu Landsturmleute

    genügen - und lasse die Erntearbeiten

    vollenden und interniere sie dann an geeigneten

    Orten. Es ist das eine Pflicht der Selbsterhaltung.

    Nur keine falsche Zurückhaltung den russischen

    Friedensbrechern gegenüber!


             Die Unterbrechung der deutschen Seeschiffahrt.

        Hamburg, 31. Juli. Sämtliche Hamburger

    Reedereien haben ihre auf See befindlichen Dampfer

    angewiesen, unverzüglich den nächsten Hafen anzulaufen

    und weitere Order abzuwarten. Aus Hamburg

    wird heute kein Schiff mehr abgelassen.


                                Panik in Straßburg.

        Straßburg, 30. Juli.  In Straßburg herrscht

    die größte Erregung. Das Papiergeld hat momentan

    fast keinen Wert; Geschäftsleute und Wirtschaften

    weigern sich, Papiergeld anzunehmen. An den

    Sparkassen werden fortgesetzt Beträge abgehoben,

    es wird von manchen Leuten sogar ein schwunghafter

    Handel mit Hundertmarkscheinen betrieben, für die sie

    90 bis 95 Mark in Silber zahlen. - Die Lebensmittelpreise

    sind horrend in die Höhe gestiegen.

    Die Kolonialwarenhändler machen bekannt, daß

    nur noch gegen Kasse verkauft werde.


                             Aus Königsberg.

        Die Polizeidirektion macht durch Anschlag öffentlich

    bekannt:  Zur Sicherung des Hauptbahnhofes

    und dessen Betriebsanlagen, ist eine militärische

    Wache am Bahnhof, sowie Posten an den Betriebsanlagen

    daselbst aufgestellt. Um Unglücksfälle zu

    vermeiden, mache ich die Bevölkerung darauf aufmerksam, 

    daß die Annäherung an die 


     2. Spalte 

    Eisenbahnanlagen (Gleise, Brücken, Stellwerke usw.)

    näher als 100 Meter verboten ist. Das Passieren

    dieser Anlagen durch Zivilpersonen ohne Begleitung

    eines Postens ist verboten. Zivilpersonen werden

    von den Posten mit Halt! angerufen und müssen

    stehen. Zuwiderhandelnde setzen sich der Gefahr

    aus, erschossen zu werden.


                     Panik an der russischen Grenze.

        Ostrowo, 31. Juli.  Unter den Einwohnern

    an der russischen Grenze herrscht eine große Panik,

    sogar die Familien der deutschen Beamten leben

    in großer Aufregung und die meisten haben die

    letzte Nacht in Ostrowo verbracht. Der Güterverkehr

    zwischen Skalmierzyce und Kalisch ist eingestellt 

    worden. Die russische Grenzwache wurde durch Infanterie

     verstärkt.


                                Eine nationale Tat.

        Kottbus, 31. Juli.  Angesichts der politischen

    Ereignisse erachtet es der Arbeitgeberverband

    der Lausitzer Tuchindustrie für seine nationale

    Pflicht, die Aussperrung sofort für

    beendet zu erklären. Die Verbandsbetriebe

    werden am Montag, den 3. August, früh wieder

    eröffnet.


                           Neueste Nachrichten.

        Berlin, 1. Aug.   Laut "Lok. Anz." hat die

    Kaiserliche Familie gestern abend im Schlosse

    das heilige Abendmahl genommen.

        Berlin, 1. Aug.   Prinz  Adalbert von Preußen

    hat sich heute  mit der Prinzessin Adelheid von Sachsen-

    Meiningen verlobt.

        Berlin, 1. Aug.  Der Berliner Magistrat hat

    sich gestern sehr eingehend mit Maßnahmen beschäftigt,

    die die städtische Verwaltung im Falle des

    Krieges zu ergreifen hat. Nach der "Morgenpost"

    wurde eine Reihe wichtiger Beschlüsse gefaßt, die sich

    auf die Lebensmittelversorgung beziehen. Die

    Stadt wird in der Lage sein, die Lebensmittelversorgung 

    selbst zu regeln.

        Berlin, 1. Aug.  Für den Fall der Mobilmachung

    hat Geheimrat Lipmann vom Vorstand der

    Volks-Kaffee- und Speisehallen-Gesellschaft den

    Betrag von 15 000 Mark für den Fall des Krieges

    zur unentgeltlichen Verabreichung  von Speisen

    und Getränken an ausrückende Mannschaften auf

    den Berliner Bahnhöfen zur Verfügung gestellt. 

        Berlin, 1. Aug.  An der Berliner Universität

    schlossen gestern die Professoren ihre Vorlesungen

    mit dem Hinweis auf die bevorstehende Kriegsgefahr

    und die in Aussicht stehende Schließung der

    Universität.

        Berlin, 1. Aug.   Der frühere Pastor Schmidt,

    der unter dem Verdacht verhaftet wurde, das

    Revolverattentat auf die inzwischen ihren  Verletzungen

    erlegene Frau Meyer aus der Xantenerstraße verübt

    zu haben, ist dem Berliner Tageblatt zufolge

    aus der Haft entlassen worden, weil er als Täter

    nicht mehr in Frage kommt.


                                        OESTERREICH.

                    Verschlechterung der Situation.

        Wien, 30. Juli.  Der Kaiser empfing gleich

    nach seiner Ankunft den Minister des Äußeren, Grafen

    Berchthold, den Kriegsminister v. Krobatin und

    den  Generalstabschef Baron Conrad. Die Situation

    wird wegen der  Haltung Rußlands

    als sehr ernst beurteilt.


              Allgemeine Mobilmachung in Oesterreich.

         Wien, 31. Juli.  In Oesterreich ist die allgemeine

    Mobilisierung mit Einschluß des

    Landsturms angeordnet worden. Landsturmpflichtig

    sind Männer vom 18. bis 42. Lebensjahr. Der

    Landsturm besteht in zwei Aufgeboten.


          Noch keine Grenzüberschreitung österreichischer

                                          Truppen.

    Budapest, 31. Juli.  Von amtlicher ungarischer

    Seite erfahre ich, daß entgegen allen anders

    lautenden Nachrichten österreichisch-ungarische Truppen

    bis Donnerstag abends noch nirgends die serbischen

    Grenzen überschritten haben. Auf der ungarischen

    Festung Peterwardein wurde gestern ein

    Reservist, der als Nazarener den Gehorsam verweigerte,

    standrechtlich erschossen.


                    Der Weltfriedenskongreß in Wien abgesagt.

        Der für den 15. bis 19. September nach Wien einberufene

    Weltfriedenskongreß  wurde infolge der

    Kriegsereignisse abgesagt. Zum Kongreß waren

    bereits über 2000 Teilnehmer angemeldet.


                            Neueste Nachrichten.

        Wien, 1. August.  Nach einer amtlichen Mitteilung

    vom 31. Juli hat der Kaiser die allgemeine

    Mobilmachung des Heeres und der Marine und der

    beiden Landwehren sowie die Aufbietung und Einberufung

    des Landsturmes befohlen. Diese Verfügung

    ist veranlaßt durch die von Rußland angeordnete

    Mobilisierung und hat keinen aggressiven

    Charakter.

        Wien, 1. August.  Durch kaiserliche Verordnung

    wurden die Befugnisse der politischen Verwaltung

    dem Armeeoberkommandanten übertragen, ferner

    eine Ministerialverordnung über den Absatz von

    Waffen, Munitionsgegenständen und über Einstellung

    der Wirksamkeit der Geschworenengerichte veröffentlicht.

    Diese Verordnung gilt für die Bukowina,

    Teile von Mähren und Schlesien. Am Küstenland

    von Dalmatien wird der Seeverkehr 

    beschränkt.

        Wien, 1. August.  Nach Bekanntwerden der allgemeinen

    Mobilisierung fanden große patriotische

    Kundgebungen statt. Auch aus der Provinz laufen

    Berichte über begeisterte Kundgebungen ein.

                                        

                                           ITALIEN.

                              Macht Italien mobil?

        Rom, 31. Juli. Der italienische Ministerrat

    beriet heute über die Mobilisierung der italienischen

    Armee.


     3. Spalte 

                 Italien bestellt fünf Parseval-Luftschiffe.

        Die italienische Regierung gab der Luftfahrzeug-

    Gesellschaft in Bitterfeld fünf neue Parseval-

    Luftschiffe in Auftrag.


                                       RUSSLAND.

              Die russische Mobilmachung an der deutschen

                                              Grenze.   

        Es kann  keinem Zweifel unterliegen, daß die

    russische Mobilmachung an der Grenze in vollem  

    Gange ist. Die zweite und dritte russische Kavalleriedivision

    stehen an der Grenze zwischen Wirballen

    und Augustow. Die russische Grenzwache hat ihre

    Wachthäuser in Brand gesetzt. Zollbeamte behaupten,

    daß dies Mobilmachung bedeutet. Zuverlässige

    Reisende haben auf der Fahrt von Petersburg nach

    Wirballen in Wilna drei Militärzüge mit Artillerie

    gesehen. Alle Mannschaften waren kriegsmäßig

    ausgerüstet.

                               Russische Maßnahmen.

        Kattowitz, 31. Juli.  Heute nacht 2 ½ Uhr

    wurde die Eisenbahnbrücke von Granica,

    die Granica mit Sczokowa verbindet, vom russischen

    Militär in die Luft gesprengt. Die Einwohnerschaft

    von Granica hat den Ort geräumt.

    Rußland hat den Grenzkordon zurückgezogen. 

    Die russische Zollkammer wurde geräumt

    und ihre Bestände nach dem Inneren Rußlands gebracht.

    Alle Lokomotiven sind von der Grenze nach

    dem Inneren gebracht worden. Aus Kalisch wird

    gemeldet, daß man dort alles in der größten Eile

    zum Kriege vorbereite. Heute treffen dort wiederum

    zwei Infanterie-Regimenter, eins aus Lodz und

    eins aus Warschau, ein. Die Bahnlinie von Kalisch

    nach der deutschen Grenze ist durchweg

    militärisch besetzt. In dem unweit von Kalisch

    gelegenen Orte Mostkow liegt eine Abteilung

    Jäger. Soeben kam hier die Nachricht aus Kalisch,

    daß ein Artillerie-Regiment nach der russischen

    Grenze befördert wurde. Es steht auch fest, daß unweit

    der Grenze eine Maschinengewehrabteilung

    stationiert ist. 


                    Verbrüderung mit den Königsmördern.

        Gestern verließen abermals mehrere serbische Offiziere 

    die russische Hauptstadt. Schon eine Stunde

    vor Abgang des Zuges versammelten sich große

    Menschenmassen auf dem Bahnhof bis weit auf die

    Straße hinaus und brachten den Serben begeisterte

    Ovationen dar. Es wurden Fahnen vorangetragen.

    Die serbischen Offiziere wurden vom Publikum

    auf den Händen zum Zuge getragen. Bei der

    Abfahrt wurde ihnen ein Bildnis des Zaren überreicht.

    Die Demonstranten segneten die Offiziere

    mit dem Bildnis des Zaren.


                     Meuterei auf der russischen Flotte?

        Konstantinopel, 30. Juli.  In einem

    missing wird gemeldet: Es

    wird bestätigt, daß auf der russischen Flotte in

    Sebastopol eine Meuterei ausgebrochen ist. Über ihren 

    Umfang liegen keine zuverlässigen Nachrichten vor,

    insbesondere darüber, ob es sich etwa um einen vereinzelten

    Vorgang auf einem einzelnen Schiff handelt.

    Der hiesige russische Stationskreuzer ging

    gestern mit versiegelter Order ins Schwarze Meer.

    Die deutschen Schiffe werden aus dem Schwarzen

    Meer zurückgerufen. Diese Meldung zeigt - ebenso

    wie die von der Sprengung der Warschauer Zitadelle - 

    aufs neue, mit welchen bedeutenden Schwierigkeiten

    im Innern Rußlands zu kämpfen hat.


                                   Neueste Nachrichten.

        Moskau, 1. Aug.  Der Gemeinderat bewilligte

    1 Million Rubel für Organisation und Hilfsmittel

    für Heer und Flotte Rußlands unter befreundeten

    Mächten.


                                           ENGLAND.

                   Pessimistische Stimmung in London.

        London, 30. Juli.  Die englische Zuversicht auf

    eine Eindämmung des Kriegsherdes ist, seit Sir

    Edward Greys heutiger Erklärung, in tiefsten Pessimismus

    umgeschlagen. Bange Fragen erheben sich

    in den Kreisen der Parlamentarier: Wird die Regierung

    die Session vor den Ferien, wie üblich,

    schließen oder nur vertagen? Die gegen allen

    Parlamentsbrauch verstoßende Vertagung wäre ein

    sicherer Beweis dafür, daß man mit derMöglichkeit

    einer aktiven Teilnahme Englands an einem europäischen

    Krieg rechnet und deshalb das Mittel

    schnellster Berufung des Hauses in der Hand behält.

    In den Wandelgängen des Parlaments und in den

    politischen Klubs besprechen erregte Gruppen dem [sic]

    designierten Ausspruch des Staatssekretärs, bislang

    seien weitere Schwierigkeiten unter den Mächten

    nicht eingetreten, wobei die Betonung des "bislang"

    eine nur geringe Hoffnung für die Zukunft zu zeigen

    scheint. Auch das Wirtschaftsleben zeigt eine außerordentliche

    Depression.


                       Die englischen Flottenvorkehrungen. 

        London, 31. Juli.  Die englischen Marinebehörden

    haben sämtliche Vorsichtsmaßregeln getroffen.

    Den gestrigen Tag über herrschte in Portsmouth

    fieberhafte Geschäftigkeit. Vor allem war

    man darauf bedacht, die Schiffe der 2. Flotte für den

    ersten Ruf in Bereitschaft zu setzen. Die Hauptarbeit

    war, die Mannschaft möglichst schnell auf

    ihren Bestand zu bringen. Jeder Urlaub hörte auf;

    die Mannschaften, die der Marineartillerie und den

    Torpedoschulen zugeteilt waren, kehrten zur zweiten

    Flotte zurück. Die Militärbehörden stellten starke

    Infanterieaufgebote zum Schutze der Staatsmagazine

    auf. Auch am Humber ging es bei der Flotte

    lebhaft zu. Die achte Torpedobootsflottille, die zehn

    Zerstörer und den Kreuzer "Pothfinder" umfaßt, 

    lief ein, nahm in Immingham Kohlen ein und fuhr

    an die Ostküste. Drei Unterseeboote und der Kreuzer


     4. Spalte 

    "Bonaventure" postierten sich in der Humbermündung.

    Die großen Oeltanks der Admiralität

    in Killingholme wurden mit Gras bedeckt und mit

    schwarzer und roter Farbe angestrichen, um sie vor

    einer Beobachtung von der See aus zu schützen. Der

    Kreuzer "Hazard"  mit einer Unterseebootsflottille

    lief in Dover ein, wo er sich mit den leichten

    Kreuzern und den Zerstörern der sechsten Flottille, die

    auch in Portsmouth stationiert ist, vereinigte. Trotzdem

    nicht die geringste Ursache für eine Besorgnis

    oder für Alarm in Gibraltar vorliegt, so sind doch

    in ständiger Arbeit bei Tag und Nacht die notwendigen

    Vorsichtsmaßregeln für die Verteidigung des

    Felsens  getroffen worden.


                     Asquith über den Ernst der Lage.

        Im Unterhaus beantragte Premierminister Asquith

    die Vertagung der zweiten Lesung der Zusatzbill

    und sagte: Wir versammeln uns heute unter

    Bedingungen, deren Ernst in unser aller Erfahrung

    kaum seinesgleichen hat. Die Frage: Krieg oder

    Frieden? hängt in der Schwebe. Wir stehen einer

    Katastrophe gegenüber, deren Umfang und

    Wirkungen unmöglich abgeschätzt

    werden können. Unter diesen Umständen

    ist es von vitaler Bedeutung für das Interesse

    der ganzen Welt, daß England, das keine eigenen

    Interessen direkt auf dem Spiele stehen hat (Beifall),

    eine geschlossene Front zeigt (lebh. Beifall)

    und imstande ist, mit der Autorität einer einigen

    Nation zu sprechen und zu handeln. Die Debatte

    über die Zusatzbill könne unter solchen Umständen

    verderbliche Wirkungen auf die internationale 

    Lage haben. Er beantragte daher in Übereinstimmung

    mit Bonar Law die Vertagung und spreche die

    die Hoffnung aus, daß der Patriotismus aller Parteien

    dazu beitragen werde, soviel das in Engands

    Macht liegt, das Unheil, das die ganze Welt

    bedrohe, wenn  nicht abzuwenden, so doch wenigstens

    zu umgrenzen.








        




  • October 4, 2017 20:44:10 Beate Jochem

     item 20 


     1. Spalte 

                   Der Kronprinz Führer der 1. Gardedivision.

        Nach einer offiziellen Meldung aus Potsdam ist

    der Kronprinz zum Führer der ersten Gardedivision

    ausersehen.


    Generalfeldmarschall v. d. Goltz'  Wiedereintritt

                                       in das Heer.

        Generalfeldmarschall von der Goltz hat sich zum

    Wiedereintritt in das Heer gemeldet. Es laufen

    schon seit länger als einer Woche im preußischen

    Kriegsministerium täglich Meldungen von deutschen

    Kriegsfreiwilligen ein. Die Meldungen

    rekrutieren sich vielfach aus denjenigen

    Kreisen, für die kein Zwang zum Militärdienst besteht,

    insbesondere aus Mitgliedern des Landsturmes

    und auch aus solchen, die bei der Aushebung

    als untauglich befunden wurden, beziehentlich

    bei der Auslosung ausfielen. Zurzeit werden

    diese Meldungen keine Berücksichtigung finden.

    Nur im allerletzten Ernstfalle werden Freiwillige

    dieser Art zur Verwendung im inneren

    Dienste kommen. Dagegen haben die verabschiedeten

    Offiziere die sich ebenfalls zahlreich

    zum Wiedereintritt melden, Aussicht auf

    baldige Annahme.


              Die Einstellung von Nichtgedienten

                            und Freiwilligen.

        Auf Grund des § 98 der Heer-und Wehrordnung

    kann sich jede Persönlichkeit, die ihrer Dienstpflicht

    noch nicht genügt hat, bei Ausbruch

    der Mobilmachung einen Truppenteil (Ersatzbataillon

    usw.) nach Belieben wählen. Wenn er dies

    nicht tut, wird bei der bald einsetzenden Aushebung

    über ihn verfügt. Als Kriegsfreiwillige können

    sich solche Leute bei einem Ersatztruppenteil melden,

    die keine gesetzliche Verpflichtung zum Dienen

    mehr haben, ferner jugendliche Personen zwischen

    17 und 20 Jahren, soweit sie sich nicht in solchen

    Bezirken aufhalten, in denen der Landsturm aufgeboten

    ist.


      Der Telephonverkehr in Deutschland gesperrt.

        Nach den Grenzstädten im Westen, Norden und

    Osten ist ein telephonischer Verkehr nicht mehr möglich. 


                    Ein deutsches Ausfuhrverbot.

        Berlin, 31. Juli.  Der Bundesrat hat in seiner

    heutigen Sitzung den Erlaß von drei kaiserlichen

    Verordnungen betreffend das Verbot der Ausfuhr

    von Verpflegungs-, Streu- und Futtermitteln, ferner

    von Tieren und tierischen Erzeugnissen sowie

    von Kraftfahrzeugen (Motorwagen, Motorfahrrädern

    und Teilen davon) und von Mineralrohölen,

    Steinkohlenteer und allen aus diesen hergestellten

    Oelen zugestimmt. Die Verordnungen treten sofort

    in Kraft; der Reichskanzler ist ermächtigt, Ausnahmen

    zu gestatten und die erforderlichen 

    Sicherungsmaßregeln zu treffen.


                         Weiteres Ausfuhrverbot.    

        Berlin, 31. Juli.  Der heutige "Reichsanzeiger"

     veröffentlicht außer den bereits gemeldeten

    Ausfuhrverboten das Verbot der Ausfuhr und

    Durchfuhr von Eisenbahnmaterial aller

    Art, von Telegraphen- und Fernsprechdrähten sowie

    Teilen davon, von Luftschiffergeräten aller Art,

    von Fahrzeugen und Teilen davon, ferner das Verbot

    betreffend die Ausfuhr und Durchfuhr von

    Waffen, Munition, Pulver und Sprengstoffen, sowie

    von anderen Artikeln des Kriegsbedarfs und

    von Gegenständen zur Herstellung von Kriegsbedarfsartikeln,

    ferner das Verbot betreffend die Ausfuhr und 

    Durchfuhr von Rohstoffen, die bei der Herstellung

    und dem Betriebe von Gegenständen des Kriegsbedarfs

    zur Verwendung gelangen.


                          Russische Erntearbeiter.

        Unter den Maßnahmen, die die deutsche Regierung

    treffen sollte, besteht hoffentlich auch die Einbehaltung

    der russischen Erntearbeiter, die

    noch auf deutschem Boden weilen. Zu der Zahl von

    weit über 50 000 Mann nicht der schlechtesten Soldaten

    stellen sie ein vollrussisches Armeekorps

    dar. Genau so wie man in Oesterreich alle

    serbischen Reservisten kurzerhand verhaftet, halte

    man diese russischen Reservisten bei uns sofort unter

    militärischer Bewachung - wozu Landsturmleute

    genügen - und lasse die Erntearbeiten

    vollenden und interniere sie dann an geeigneten

    Orten. Es ist das eine Pflicht der Selbsterhaltung.

    Nur keine falsche Zurückhaltung den russischen

    Friedensbrechern gegenüber!


             Die Unterbrechung der deutschen Seeschiffahrt.

        Hamburg, 31. Juli. Sämtliche Hamburger

    Reedereien haben ihre auf See befindlichen Dampfer

    angewiesen, unverzüglich den nächsten Hafen anzulaufen

    und weitere Order abzuwarten. Aus Hamburg

    wird heute kein Schiff mehr abgelassen.


                                Panik in Straßburg.

        Straßburg, 30. Juli.  In Straßburg herrscht

    die größte Erregung. Das Papiergeld hat momentan

    fast keinen Wert; Geschäftsleute und Wirtschaften

    weigern sich, Papiergeld anzunehmen. An den

    Sparkassen werden fortgesetzt Beträge abgehoben,

    es wird von manchen Leuten sogar ein schwunghafter

    Handel mit Hundertmarkscheinen betrieben, für die sie

    90 bis 95 Mark in Silber zahlen. - Die Lebensmittelpreise

    sind horrend in die Höhe gestiegen.

    Die Kolonialwarenhändler machen bekannt, daß

    nur noch gegen Kasse verkauft werde.


                             Aus Königsberg.

        Die Polizeidirektion macht durch Anschlag öffentlich

    bekannt:  Zur Sicherung des Hauptbahnhofes

    und dessen Betriebsanlagen, ist eine militärische

    Wache am Bahnhof, sowie Posten an den Betriebsanlagen

    daselbst aufgestellt. Um Unglücksfälle zu

    vermeiden, mache ich die Bevölkerung darauf aufmerksam, 

    daß die Annäherung an die 


     2. Spalte 

    Eisenbahnanlagen (Gleise, Brücken, Stellwerke usw.)

    näher als 100 Meter verboten ist. Das Passieren

    dieser Anlagen durch Zivilpersonen ohne Begleitung

    eines Postens ist verboten. Zivilpersonen werden

    von den Posten mit Halt! angerufen und müssen

    stehen. Zuwiderhandelnde setzen sich der Gefahr

    aus, erschossen zu werden.


                     Panik an der russischen Grenze.

        Ostrowo, 31. Juli.  Unter den Einwohnern

    an der russischen Grenze herrscht eine große Panik,

    sogar die Familien der deutschen Beamten leben

    in großer Aufregung und die meisten haben die

    letzte Nacht in Ostrowo verbracht. Der Güterverkehr

    zwischen Skalmierzyce und Kalisch ist eingestellt 

    worden. Die russische Grenzwache wurde durch Infanterie

     verstärkt.


                                Eine nationale Tat.

        Kottbus, 31. Juli.  Angesichts der politischen

    Ereignisse erachtet es der Arbeitgeberverband

    der Lausitzer Tuchindustrie für seine nationale

    Pflicht, die Aussperrung sofort für

    beendet zu erklären. Die Verbandsbetriebe

    werden am Montag, den 3. August, früh wieder

    eröffnet.


                           Neueste Nachrichten.

        Berlin, 1. Aug.   Laut "Lok. Anz." hat die

    Kaiserliche Familie gestern abend im Schlosse

    das heilige Abendmahl genommen.

        Berlin, 1. Aug.   Prinz  Adalbert von Preußen

    hat sich heute  mit der Prinzessin Adelheid von Sachsen-

    Meiningen verlobt.

        Berlin, 1. Aug.  Der Berliner Magistrat hat

    sich gestern sehr eingehend mit Maßnahmen beschäftigt,

    die die städtische Verwaltung im Falle des

    Krieges zu ergreifen hat. Nach der "Morgenpost"

    wurde eine Reihe wichtiger Beschlüsse gefaßt, die sich

    auf die Lebensmittelversorgung beziehen. Die

    Stadt wird in der Lage sein, die Lebensmittelversorgung 

    selbst zu regeln.

        Berlin, 1. Aug.  Für den Fall der Mobilmachung

    hat Geheimrat Lipmann vom Vorstand der

    Volks-Kaffee- und Speisehallen-Gesellschaft den

    Betrag von 15 000 Mark für den Fall des Krieges

    zur unentgeltlichen Verabreichung  von Speisen

    und Getränken an ausrückende Mannschaften auf

    den Berliner Bahnhöfen zur Verfügung gestellt. 

        Berlin, 1. Aug.  An der Berliner Universität

    schlossen gestern die Professoren ihre Vorlesungen

    mit dem Hinweis auf die bevorstehende Kriegsgefahr

    und die in Aussicht stehende Schließung der

    Universität.

        Berlin, 1. Aug.   Der frühere Pastor Schmidt,

    der unter dem Verdacht verhaftet wurde, das

    Revolverattentat auf die inzwischen ihren  Verletzungen

    erlegene Frau Meyer aus der Xantenerstraße verübt

    zu haben, ist dem Berliner Tageblatt zufolge

    aus der Haft entlassen worden, weil er als Täter

    nicht mehr in Frage kommt.


                                        OESTERREICH.

                    Verschlechterung der Situation.

        Wien, 30. Juli.  Der Kaiser empfing gleich

    nach seiner Ankunft den Minister des Äußeren, Grafen

    Berchthold, den Kriegsminister v. Krobatin und

    den  Generalstabschef Baron Conrad. Die Situation

    wird wegen der  Haltung Rußlands

    als sehr ernst beurteilt.


              Allgemeine Mobilmachung in Oesterreich.

         Wien, 31. Juli.  In Oesterreich ist die allgemeine

    Mobilisierung mit Einschluß des

    Landsturms angeordnet worden. Landsturmpflichtig

    sind Männer vom 18. bis 42. Lebensjahr. Der

    Landsturm besteht in zwei Aufgeboten.


          Noch keine Grenzüberschreitung österreichischer

                                          Truppen.

    Budapest, 31. Juli.  Von amtlicher ungarischer

    Seite erfahre ich, daß entgegen allen anders

    lautenden Nachrichten österreichisch-ungarische Truppen

    bis Donnerstag abends noch nirgends die serbischen

    Grenzen überschritten haben. Auf der ungarischen

    Festung Peterwardein wurde gestern ein

    Reservist, der als Nazarener den Gehorsam verweigerte,

    standrechtlich erschossen.


                    Der Weltfriedenskongreß in Wien abgesagt.

        Der für den 15. bis 19. September nach Wien einberufene

    Weltfriedenskongreß  wurde infolge der

    Kriegsereignisse abgesagt. Zum Kongreß waren

    bereits über 2000 Teilnehmer angemeldet.


                            Neueste Nachrichten.

        Wien, 1. August.  Nach einer amtlichen Mitteilung

    vom 31. Juli hat der Kaiser die allgemeine

    Mobilmachung des Heeres und der Marine und der

    beiden Landwehren sowie die Aufbietung und Einberufung

    des Landsturmes befohlen. Diese Verfügung

    ist veranlaßt durch die von Rußland angeordnete

    Mobilisierung und hat keinen aggressiven

    Charakter.

        Wien, 1. August.  Durch kaiserliche Verordnung

    wurden die Befugnisse der politischen Verwaltung

    dem Armeeoberkommandanten übertragen, ferner

    eine Ministerialverordnung über den Absatz von

    Waffen, Munitionsgegenständen und über Einstellung

    der Wirksamkeit der Geschworenengerichte veröffentlicht.

    Diese Verordnung gilt für die Bukowina,

    Teile von Mähren und Schlesien. Am Küstenland

    von Dalmatien wird der Seeverkehr 

    beschränkt.

        Wien, 1. August.  Nach Bekanntwerden der allgemeinen

    Mobilisierung fanden große patriotische

    Kundgebungen statt. Auch aus der Provinz laufen

    Berichte über begeisterte Kundgebungen ein.

                                        

                                           ITALIEN.

                              Macht Italien mobil?

        Rom, 31. Juli. Der italienische Ministerrat

    beriet heute über die Mobilisierung der italienischen

    Armee.


     3. Spalte 

                 Italien bestellt fünf Parseval-Luftschiffe.

        Die italienische Regierung gab der Luftfahrzeug-

    Gesellschaft in Bitterfeld fünf neue Parseval-

    Luftschiffe in Auftrag.


                                       RUSSLAND.

              Die russische Mobilmachung an der deutschen

                                              Grenze.   

        Es kann  keinem Zweifel unterliegen, daß die

    russische Mobilmachung an der Grenze in vollem  

    Gange ist. Die zweite und dritte russische Kavalleriedivision

    stehen an der Grenze zwischen Wirballen

    und Augustow. Die russische Grenzwache hat ihre

    Wachthäuser in Brand gesetzt. Zollbeamte behaupten,

    daß dies Mobilmachung bedeutet. Zuverlässige

    Reisende haben auf der Fahrt von Petersburg nach

    Wirballen in Wilna drei Militärzüge mit Artillerie

    gesehen. Alle Mannschaften waren kriegsmäßig

    ausgerüstet.

                               Russische Maßnahmen.

        Kattowitz, 31. Juli.  Heute nacht 2 ½ Uhr

    wurde die Eisenbahnbrücke von Granica,

    die Granica mit Sczokowa verbindet, vom russischen

    Militär in die Luft gesprengt. Die Einwohnerschaft

    von Granica hat den Ort geräumt.

    Rußland hat den Grenzkordon zurückgezogen. 

    Die russische Zollkammer wurde geräumt

    und ihre Bestände nach dem Inneren Rußlands gebracht.

    Alle Lokomotiven sind von der Grenze nach

    dem Inneren gebracht worden. Aus Kalisch wird

    gemeldet, daß man dort alles in der größten Eile

    zum Kriege vorbereite. Heute treffen dort wiederum

    zwei Infanterie-Regimenter, eins aus Lodz und

    eins aus Warschau, ein. Die Bahnlinie von Kalisch

    nach der deutschen Grenze ist durchweg

    militärisch besetzt. In dem unweit von Kalisch

    gelegenen Orte Mostkow liegt eine Abteilung

    Jäger. Soeben kam hier die Nachricht aus Kalisch,

    daß ein Artillerie-Regiment nach der russischen

    Grenze befördert wurde. Es steht auch fest, daß unweit

    der Grenze eine Maschinengewehrabteilung

    stationiert ist. 


                    Verbrüderung mit den Königsmördern.

        Gestern verließen abermals mehrere serbische Offiziere 

    die russische Hauptstadt. Schon eine Stunde

    vor Abgang des Zuges versammelten sich große

    Menschenmassen auf dem Bahnhof bis weit auf die

    Straße hinaus und brachten den Serben begeisterte

    Ovationen dar. Es wurden Fahnen vorangetragen.

    Die serbischen Offiziere wurden vom Publikum

    auf den Händen zum Zuge getragen. Bei der

    Abfahrt wurde ihnen ein Bildnis des Zaren überreicht.

    Die Demonstranten segneten die Offiziere

    mit dem Bildnis des Zaren.


                     Meuterei auf der russischen Flotte?

        Konstantinopel, 30. Juli.  In einem

    missing wird gemeldet: Es

    wird bestätigt, daß auf der russischen Flotte in

    Sebastopol eine Meuterei ausgebrochen ist. Über ihren 

    Umfang liegen keine zuverlässigen Nachrichten vor,

    insbesondere darüber, ob es sich etwa um einen vereinzelten

    Vorgang auf einem einzelnen Schiff handelt.

    Der hiesige russische Stationskreuzer ging

    gestern mit versiegelter Order ins Schwarze Meer.

    Die deutschen Schiffe werden aus dem Schwarzen

    Meer zurückgerufen. Diese Meldung zeigt - ebenso

    wie die von der Sprengung der Warschauer Zitadelle - 

    aufs neue, mit welchen bedeutenden Schwierigkeiten

    im Innern Rußlands zu kämpfen hat.


                                   Neueste Nachrichten.

        Moskau, 1. Aug.  Der Gemeinderat bewilligte

    1 Million Rubel für Organisation und Hilfsmittel

    für Heer und Flotte Rußlands unter befreundeten

    Mächten.


                                           ENGLAND.

                   Pessimistische Stimmung in London.

        London, 30. Juli.  Die englische Zuversicht auf

    eine Eindämmung des Kriegsherdes ist, seit Sir

    Edward Greys heutiger Erklärung, in tiefsten Pessimismus

    umgeschlagen. Bange Fragen erheben sich

    in den Kreisen der Parlamentarier: Wird die Regierung

    die Session vor den Ferien, wie üblich,

    schließen oder nur vertagen? Die gegen allen

    Parlamentsbrauch verstoßende Vertagung wäre ein

    sicherer Beweis dafür, daß man mit derMöglichkeit

    einer aktiven Teilnahme Englands an einem europäischen

    Krieg rechnet und deshalb das Mittel

    schnellster Berufung des Hauses in der Hand behält.

    In den Wandelgängen des Parlaments und in den

    politischen Klubs besprechen erregte Gruppen dem [sic]

    designierten Ausspruch des Staatssekretärs, bislang

    seien weitere Schwierigkeiten unter den Mächten

    nicht eingetreten, wobei die Betonung des "bislang"

    eine nur geringe Hoffnung für die Zukunft zu zeigen

    scheint. Auch das Wirtschaftsleben zeigt eine außerordentliche

    Depression.


                       Die englischen Flottenvorkehrungen. 

        London, 31. Juli.  Die englischen Marinebehörden

    haben sämtliche Vorsichtsmaßregeln getroffen.

    Den gestrigen Tag über herrschte in Portsmouth

    fieberhafte Geschäftigkeit. Vor allem war

    man darauf bedacht, die Schiffe der 2. Flotte für den

    ersten Ruf in Bereitschaft zu setzen. Die Hauptarbeit

    war, die Mannschaft möglichst schnell auf

    ihren Bestand zu bringen. Jeder Urlaub hörte auf;

    die Mannschaften, die der Marineartillerie und den

    Torpedoschulen zugeteilt waren, kehrten zur zweiten

    Flotte zurück. Die Militärbehörden stellten starke

    Infanterieaufgebote zum Schutze der Staatsmagazine

    auf. Auch am Humber ging es bei der Flotte

    lebhaft zu. Die achte Torpedobootsflottille, die zehn

    Zerstörer und den Kreuzer "Pothfinder" umfaßt, 

    lief ein, nahm in Immingham Kohlen ein und fuhr

    an die Ostküste. Drei Unterseeboote und der Kreuzer


     4. Spalte 

    "Bonaventure" postierten sich in der Humbermündung.

    Die großen Oeltanks der Admiralität

    in Killingholme wurden mit Gras bedeckt und mit

    schwarzer und roter Farbe angestrichen, um sie vor

    einer Beobachtung von der See aus zu schützen. Der

    Kreuzer "Hazard"  mit einer Unterseebootsflottille

    lief in Dover ein, wo er sich mit den leichten

    Kreuzern und den Zerstörern der sechsten Flottille, die

    auch in Portsmouth stationiert ist, vereinigte. Trotzdem

    nicht die geringste Ursache für eine Besorgnis

    oder für Alarm in Gibraltar vorliegt, so sind doch

    in ständiger Arbeit bei Tag und Nacht die notwendigen

    Vorsichtsmaßregeln für die Verteidigung des

    Felsens  getroffen worden.




        




  • October 4, 2017 20:43:07 Beate Jochem

     item 20 


     1. Spalte 

                   Der Kronprinz Führer der 1. Gardedivision.

        Nach einer offiziellen Meldung aus Potsdam ist

    der Kronprinz zum Führer der ersten Gardedivision

    ausersehen.


    Generalfeldmarschall v. d. Goltz'  Wiedereintritt

                                       in das Heer.

        Generalfeldmarschall von der Goltz hat sich zum

    Wiedereintritt in das Heer gemeldet. Es laufen

    schon seit länger als einer Woche im preußischen

    Kriegsministerium täglich Meldungen von deutschen

    Kriegsfreiwilligen ein. Die Meldungen

    rekrutieren sich vielfach aus denjenigen

    Kreisen, für die kein Zwang zum Militärdienst besteht,

    insbesondere aus Mitgliedern des Landsturmes

    und auch aus solchen, die bei der Aushebung

    als untauglich befunden wurden, beziehentlich

    bei der Auslosung ausfielen. Zurzeit werden

    diese Meldungen keine Berücksichtigung finden.

    Nur im allerletzten Ernstfalle werden Freiwillige

    dieser Art zur Verwendung im inneren

    Dienste kommen. Dagegen haben die verabschiedeten

    Offiziere die sich ebenfalls zahlreich

    zum Wiedereintritt melden, Aussicht auf

    baldige Annahme.


              Die Einstellung von Nichtgedienten

                            und Freiwilligen.

        Auf Grund des § 98 der Heer-und Wehrordnung

    kann sich jede Persönlichkeit, die ihrer Dienstpflicht

    noch nicht genügt hat, bei Ausbruch

    der Mobilmachung einen Truppenteil (Ersatzbataillon

    usw.) nach Belieben wählen. Wenn er dies

    nicht tut, wird bei der bald einsetzenden Aushebung

    über ihn verfügt. Als Kriegsfreiwillige können

    sich solche Leute bei einem Ersatztruppenteil melden,

    die keine gesetzliche Verpflichtung zum Dienen

    mehr haben, ferner jugendliche Personen zwischen

    17 und 20 Jahren, soweit sie sich nicht in solchen

    Bezirken aufhalten, in denen der Landsturm aufgeboten

    ist.


      Der Telephonverkehr in Deutschland gesperrt.

        Nach den Grenzstädten im Westen, Norden und

    Osten ist ein telephonischer Verkehr nicht mehr möglich. 


                    Ein deutsches Ausfuhrverbot.

        Berlin, 31. Juli.  Der Bundesrat hat in seiner

    heutigen Sitzung den Erlaß von drei kaiserlichen

    Verordnungen betreffend das Verbot der Ausfuhr

    von Verpflegungs-, Streu- und Futtermitteln, ferner

    von Tieren und tierischen Erzeugnissen sowie

    von Kraftfahrzeugen (Motorwagen, Motorfahrrädern

    und Teilen davon) und von Mineralrohölen,

    Steinkohlenteer und allen aus diesen hergestellten

    Oelen zugestimmt. Die Verordnungen treten sofort

    in Kraft; der Reichskanzler ist ermächtigt, Ausnahmen

    zu gestatten und die erforderlichen 

    Sicherungsmaßregeln zu treffen.


                         Weiteres Ausfuhrverbot.    

        Berlin, 31. Juli.  Der heutige "Reichsanzeiger"

     veröffentlicht außer den bereits gemeldeten

    Ausfuhrverboten das Verbot der Ausfuhr und

    Durchfuhr von Eisenbahnmaterial aller

    Art, von Telegraphen- und Fernsprechdrähten sowie

    Teilen davon, von Luftschiffergeräten aller Art,

    von Fahrzeugen und Teilen davon, ferner das Verbot

    betreffend die Ausfuhr und Durchfuhr von

    Waffen, Munition, Pulver und Sprengstoffen, sowie

    von anderen Artikeln des Kriegsbedarfs und

    von Gegenständen zur Herstellung von Kriegsbedarfsartikeln,

    ferner das Verbot betreffend die Ausfuhr und 

    Durchfuhr von Rohstoffen, die bei der Herstellung

    und dem Betriebe von Gegenständen des Kriegsbedarfs

    zur Verwendung gelangen.


                          Russische Erntearbeiter.

        Unter den Maßnahmen, die die deutsche Regierung

    treffen sollte, besteht hoffentlich auch die Einbehaltung

    der russischen Erntearbeiter, die

    noch auf deutschem Boden weilen. Zu der Zahl von

    weit über 50 000 Mann nicht der schlechtesten Soldaten

    stellen sie ein vollrussisches Armeekorps

    dar. Genau so wie man in Oesterreich alle

    serbischen Reservisten kurzerhand verhaftet, halte

    man diese russischen Reservisten bei uns sofort unter

    militärischer Bewachung - wozu Landsturmleute

    genügen - und lasse die Erntearbeiten

    vollenden und interniere sie dann an geeigneten

    Orten. Es ist das eine Pflicht der Selbsterhaltung.

    Nur keine falsche Zurückhaltung den russischen

    Friedensbrechern gegenüber!


             Die Unterbrechung der deutschen Seeschiffahrt.

        Hamburg, 31. Juli. Sämtliche Hamburger

    Reedereien haben ihre auf See befindlichen Dampfer

    angewiesen, unverzüglich den nächsten Hafen anzulaufen

    und weitere Order abzuwarten. Aus Hamburg

    wird heute kein Schiff mehr abgelassen.


                                Panik in Straßburg.

        Straßburg, 30. Juli.  In Straßburg herrscht

    die größte Erregung. Das Papiergeld hat momentan

    fast keinen Wert; Geschäftsleute und Wirtschaften

    weigern sich, Papiergeld anzunehmen. An den

    Sparkassen werden fortgesetzt Beträge abgehoben,

    es wird von manchen Leuten sogar ein schwunghafter

    Handel mit Hundertmarkscheinen betrieben, für die sie

    90 bis 95 Mark in Silber zahlen. - Die Lebensmittelpreise

    sind horrend in die Höhe gestiegen.

    Die Kolonialwarenhändler machen bekannt, daß

    nur noch gegen Kasse verkauft werde.


                             Aus Königsberg.

        Die Polizeidirektion macht durch Anschlag öffentlich

    bekannt:  Zur Sicherung des Hauptbahnhofes

    und dessen Betriebsanlagen, ist eine militärische

    Wache am Bahnhof, sowie Posten an den Betriebsanlagen

    daselbst aufgestellt. Um Unglücksfälle zu

    vermeiden, mache ich die Bevölkerung darauf aufmerksam, 

    daß die Annäherung an die 


     2. Spalte 

    Eisenbahnanlagen (Gleise, Brücken, Stellwerke usw.)

    näher als 100 Meter verboten ist. Das Passieren

    dieser Anlagen durch Zivilpersonen ohne Begleitung

    eines Postens ist verboten. Zivilpersonen werden

    von den Posten mit Halt! angerufen und müssen

    stehen. Zuwiderhandelnde setzen sich der Gefahr

    aus, erschossen zu werden.


                     Panik an der russischen Grenze.

        Ostrowo, 31. Juli.  Unter den Einwohnern

    an der russischen Grenze herrscht eine große Panik,

    sogar die Familien der deutschen Beamten leben

    in großer Aufregung und die meisten haben die

    letzte Nacht in Ostrowo verbracht. Der Güterverkehr

    zwischen Skalmierzyce und Kalisch ist eingestellt 

    worden. Die russische Grenzwache wurde durch Infanterie

     verstärkt.


                                Eine nationale Tat.

        Kottbus, 31. Juli.  Angesichts der politischen

    Ereignisse erachtet es der Arbeitgeberverband

    der Lausitzer Tuchindustrie für seine nationale

    Pflicht, die Aussperrung sofort für

    beendet zu erklären. Die Verbandsbetriebe

    werden am Montag, den 3. August, früh wieder

    eröffnet.


                           Neueste Nachrichten.

        Berlin, 1. Aug.   Laut "Lok. Anz." hat die

    Kaiserliche Familie gestern abend im Schlosse

    das heilige Abendmahl genommen.

        Berlin, 1. Aug.   Prinz  Adalbert von Preußen

    hat sich heute  mit der Prinzessin Adelheid von Sachsen-

    Meiningen verlobt.

        Berlin, 1. Aug.  Der Berliner Magistrat hat

    sich gestern sehr eingehend mit Maßnahmen beschäftigt,

    die die städtische Verwaltung im Falle des

    Krieges zu ergreifen hat. Nach der "Morgenpost"

    wurde eine Reihe wichtiger Beschlüsse gefaßt, die sich

    auf die Lebensmittelversorgung beziehen. Die

    Stadt wird in der Lage sein, die Lebensmittelversorgung 

    selbst zu regeln.

        Berlin, 1. Aug.  Für den Fall der Mobilmachung

    hat Geheimrat Lipmann vom Vorstand der

    Volks-Kaffee- und Speisehallen-Gesellschaft den

    Betrag von 15 000 Mark für den Fall des Krieges

    zur unentgeltlichen Verabreichung  von Speisen

    und Getränken an ausrückende Mannschaften auf

    den Berliner Bahnhöfen zur Verfügung gestellt. 

        Berlin, 1. Aug.  An der Berliner Universität

    schlossen gestern die Professoren ihre Vorlesungen

    mit dem Hinweis auf die bevorstehende Kriegsgefahr

    und die in Aussicht stehende Schließung der

    Universität.

        Berlin, 1. Aug.   Der frühere Pastor Schmidt,

    der unter dem Verdacht verhaftet wurde, das

    Revolverattentat auf die inzwischen ihren  Verletzungen

    erlegene Frau Meyer aus der Xantenerstraße verübt

    zu haben, ist dem Berliner Tageblatt zufolge

    aus der Haft entlassen worden, weil er als Täter

    nicht mehr in Frage kommt.


                                        OESTERREICH.

                    Verschlechterung der Situation.

        Wien, 30. Juli.  Der Kaiser empfing gleich

    nach seiner Ankunft den Minister des Äußeren, Grafen

    Berchthold, den Kriegsminister v. Krobatin und

    den  Generalstabschef Baron Conrad. Die Situation

    wird wegen der  Haltung Rußlands

    als sehr ernst beurteilt.


              Allgemeine Mobilmachung in Oesterreich.

         Wien, 31. Juli.  In Oesterreich ist die allgemeine

    Mobilisierung mit Einschluß des

    Landsturms angeordnet worden. Landsturmpflichtig

    sind Männer vom 18. bis 42. Lebensjahr. Der

    Landsturm besteht in zwei Aufgeboten.


          Noch keine Grenzüberschreitung österreichischer

                                          Truppen.

    Budapest, 31. Juli.  Von amtlicher ungarischer

    Seite erfahre ich, daß entgegen allen anders

    lautenden Nachrichten österreichisch-ungarische Truppen

    bis Donnerstag abends noch nirgends die serbischen

    Grenzen überschritten haben. Auf der ungarischen

    Festung Peterwardein wurde gestern ein

    Reservist, der als Nazarener den Gehorsam verweigerte,

    standrechtlich erschossen.


                    Der Weltfriedenskongreß in Wien abgesagt.

        Der für den 15. bis 19. September nach Wien einberufene

    Weltfriedenskongreß  wurde infolge der

    Kriegsereignisse abgesagt. Zum Kongreß waren

    bereits über 2000 Teilnehmer angemeldet.


                            Neueste Nachrichten.

        Wien, 1. August.  Nach einer amtlichen Mitteilung

    vom 31. Juli hat der Kaiser die allgemeine

    Mobilmachung des Heeres und der Marine und der

    beiden Landwehren sowie die Aufbietung und Einberufung

    des Landsturmes befohlen. Diese Verfügung

    ist veranlaßt durch die von Rußland angeordnete

    Mobilisierung und hat keinen aggressiven

    Charakter.

        Wien, 1. August.  Durch kaiserliche Verordnung

    wurden die Befugnisse der politischen Verwaltung

    dem Armeeoberkommandanten übertragen, ferner

    eine Ministerialverordnung über den Absatz von

    Waffen, Munitionsgegenständen und über Einstellung

    der Wirksamkeit der Geschworenengerichte veröffentlicht.

    Diese Verordnung gilt für die Bukowina,

    Teile von Mähren und Schlesien. Am Küstenland

    von Dalmatien wird der Seeverkehr 

    beschränkt.

        Wien, 1. August.  Nach Bekanntwerden der allgemeinen

    Mobilisierung fanden große patriotische

    Kundgebungen statt. Auch aus der Provinz laufen

    Berichte über begeisterte Kundgebungen ein.

                                        

                                           ITALIEN.

                              Macht Italien mobil?

        Rom, 31. Juli. Der italienische Ministerrat

    beriet heute über die Mobilisierung der italienischen

    Armee.


     3. Spalte 

                 Italien bestellt fünf Parseval-Luftschiffe.

        Die italienische Regierung gab der Luftfahrzeug-

    Gesellschaft in Bitterfeld fünf neue Parseval-

    Luftschiffe in Auftrag.


                                       RUSSLAND.

              Die russische Mobilmachung an der deutschen

                                              Grenze.   

        Es kann  keinem Zweifel unterliegen, daß die

    russische Mobilmachung an der Grenze in vollem  

    Gange ist. Die zweite und dritte russische Kavalleriedivision

    stehen an der Grenze zwischen Wirballen

    und Augustow. Die russische Grenzwache hat ihre

    Wachthäuser in Brand gesetzt. Zollbeamte behaupten,

    daß dies Mobilmachung bedeutet. Zuverlässige

    Reisende haben auf der Fahrt von Petersburg nach

    Wirballen in Wilna drei Militärzüge mit Artillerie

    gesehen. Alle Mannschaften waren kriegsmäßig

    ausgerüstet.

                               Russische Maßnahmen.

        Kattowitz, 31. Juli.  Heute nacht 2 1/2 Uhr

    wurde die Eisenbahnbrücke von Granica,

    die Granica mit Sczokowa verbindet, vom russischen

    Militär in die Luft gesprengt. Die Einwohnerschaft

    von Granica hat den Ort geräumt.

    Rußland hat den Grenzkordon zurückgezogen. 

    Die russische Zollkammer wurde geräumt

    und ihre Bestände nach dem Inneren Rußlands gebracht.

    Alle Lokomotiven sind von der Grenze nach

    dem Inneren gebracht worden. Aus Kalisch wird

    gemeldet, daß man dort alles in der größten Eile

    zum Kriege vorbereite. Heute treffen dort wiederum

    zwei Infanterie-Regimenter, eins aus Lodz und

    eins aus Warschau, ein. Die Bahnlinie von Kalisch

    nach der deutschen Grenze ist durchweg

    militärisch besetzt. In dem unweit von Kalisch

    gelegenen Orte Mostkow liegt eine Abteilung

    Jäger. Soeben kam hier die Nachricht aus Kalisch,

    daß ein Artillerie-Regiment nach der russischen

    Grenze befördert wurde. Es steht auch fest, daß unweit

    der Grenze eine Maschinengewehrabteilung

    stationiert ist. 


                    Verbrüderung mit den Königsmördern.

        Gestern verließen abermals mehrere serbische Offiziere 

    die russische Hauptstadt. Schon eine Stunde

    vor Abgang des Zuges versammelten sich große

    Menschenmassen auf dem Bahnhof bis weit auf die

    Straße hinaus und brachten den Serben begeisterte

    Ovationen dar. Es wurden Fahnen vorangetragen.

    Die serbischen Offiziere wurden vom Publikum

    auf den Händen zum Zuge getragen. Bei der

    Abfahrt wurde ihnen ein Bildnis des Zaren überreicht.

    Die Demonstranten segneten die Offiziere

    mit dem Bildnis des Zaren.


                     Meuterei auf der russischen Flotte?

        Konstantinopel, 30. Juli.  In einem

    missing wird gemeldet: Es

    wird bestätigt, daß auf der russischen Flotte in

    Sebastopol eine Meuterei ausgebrochen ist. Über ihren 

    Umfang liegen keine zuverlässigen Nachrichten vor,

    insbesondere darüber, ob es sich etwa um einen vereinzelten

    Vorgang auf einem einzelnen Schiff handelt.

    Der hiesige russische Stationskreuzer ging

    gestern mit versiegelter Order ins Schwarze Meer.

    Die deutschen Schiffe werden aus dem Schwarzen

    Meer zurückgerufen. Diese Meldung zeigt - ebenso

    wie die von der Sprengung der Warschauer Zitadelle - 

    aufs neue, mit welchen bedeutenden Schwierigkeiten

    im Innern Rußlands zu kämpfen hat.


                                   Neueste Nachrichten.

        Moskau, 1. Aug.  Der Gemeinderat bewilligte

    1 Million Rubel für Organisation und Hilfsmittel

    für Heer und Flotte Rußlands unter befreundeten

    Mächten.


                                           ENGLAND.

                   Pessimistische Stimmung in London.

        London, 30. Juli.  Die englische Zuversicht auf

    eine Eindämmung des Kriegsherdes ist, seit Sir

    Edward Greys heutiger Erklärung, in tiefsten Pessimismus

    umgeschlagen. Bange Fragen erheben sich

    in den Kreisen der Parlamentarier: Wird die Regierung

    die Session vor den Ferien, wie üblich,

    schließen oder nur vertagen? Die gegen allen

    Parlamentsbrauch verstoßende Vertagung wäre ein

    sicherer Beweis dafür, daß man mit derMöglichkeit

    einer aktiven Teilnahme Englands an einem europäischen

    Krieg rechnet und deshalb das Mittel

    schnellster Berufung des Hauses in der Hand behält.

    In den Wandelgängen des Parlaments und in den

    politischen Klubs besprechen erregte Gruppen dem [sic]

    designierten Ausspruch des Staatssekretärs, bislang

    seien weitere Schwierigkeiten unter den Mächten

    nicht eingetreten, wobei die Betonung des "bislang"

    eine nur geringe Hoffnung für die Zukunft zu zeigen

    scheint. Auch das Wirtschaftsleben zeigt eine außerordentliche

    Depression.


                       Die englischen Flottenvorkehrungen. 

        London, 31. Juli.  Die englischen Marinebehörden

    haben sämtliche Vorsichtsmaßregeln getroffen.

    Den gestrigen Tag über herrschte in Portsmouth

    fieberhafte Geschäftigkeit. Vor allem war

    man darauf bedacht, die Schiffe der 2. Flotte für den

    ersten Ruf in Bereitschaft zu setzen. Die Hauptarbeit

    war, die Mannschaft möglichst schnell auf

    ihren Bestand zu bringen. Jeder Urlaub hörte auf;

    die Mannschaften, die der Marineartillerie und den

    Torpedoschulen zugeteilt waren, kehrten zur zweiten

    Flotte zurück. Die Militärbehörden stellten starke

    Infanterieaufgebote zum Schutze der Staatsmagazine

    auf. Auch am Humber ging es bei der Flotte

    lebhaft zu. Die achte Torpedobootsflottille, die zehn

    Zerstörer und den Kreuzer "Pothfinder" umfaßt, 

    lief ein, nahm in Immingham Kohlen ein und fuhr

    an die Ostküste. Drei Unterseeboote und der Kreuzer


     4. Spalte 

    "Bonaventure" postierten sich in der Humbermündung.

    Die großen Oeltanks der Admiralität

    in Killingholme wurden mit Gras bedeckt und mit

    schwarzer und roter Farbe angestrichen, um sie vor

    einer Beobachtung von der See aus zu schützen. Der

    Kreuzer "Hazard"  mit einer Unterseebootsflottille

    lief in Dover ein, wo er sich mit den leichten

    Kreuzern und den Zerstörern der sechsten Flottille, die

    auch in Portsmouth stationiert ist, vereinigte. Trotzdem

    nicht die geringste Ursache für eine Besorgnis

    oder für Alarm in Gibraltar vorliegt, so sind doch

    in ständiger Arbeit bei Tag und Nacht die notwendigen

    Vorsichtsmaßregeln für die Verteidigung des

    Felsens  getroffen worden.




        




  • October 4, 2017 20:24:54 Beate Jochem

     item 20 


     1. Spalte 

                   Der Kronprinz Führer der 1. Gardedivision.

        Nach einer offiziellen Meldung aus Potsdam ist

    der Kronprinz zum Führer der ersten Gardedivision

    ausersehen.


    Generalfeldmarschall v. d. Goltz'  Wiedereintritt

                                       in das Heer.

        Generalfeldmarschall von der Goltz hat sich zum

    Wiedereintritt in das Heer gemeldet. Es laufen

    schon seit länger als einer Woche im preußischen

    Kriegsministerium täglich Meldungen von deutschen

    Kriegsfreiwilligen ein. Die Meldungen

    rekrutieren sich vielfach aus denjenigen

    Kreisen, für die kein Zwang zum Militärdienst besteht,

    insbesondere aus Mitgliedern des Landsturmes

    und auch aus solchen, die bei der Aushebung

    als untauglich befunden wurden, beziehentlich

    bei der Auslosung ausfielen. Zurzeit werden

    diese Meldungen keine Berücksichtigung finden.

    Nur im allerletzten Ernstfalle werden Freiwillige

    dieser Art zur Verwendung im inneren

    Dienste kommen. Dagegen haben die verabschiedeten

    Offiziere die sich ebenfalls zahlreich

    zum Wiedereintritt melden, Aussicht auf

    baldige Annahme.


              Die Einstellung von Nichtgedienten

                            und Freiwilligen.

        Auf Grund des § 98 der Heer-und Wehrordnung

    kann sich jede Persönlichkeit, die ihrer Dienstpflicht

    noch nicht genügt hat, bei Ausbruch

    der Mobilmachung einen Truppenteil (Ersatzbataillon

    usw.) nach Belieben wählen. Wenn er dies

    nicht tut, wird bei der bald einsetzenden Aushebung

    über ihn verfügt. Als Kriegsfreiwillige können

    sich solche Leute bei einem Ersatztruppenteil melden,

    die keine gesetzliche Verpflichtung zum Dienen

    mehr haben, ferner jugendliche Personen zwischen

    17 und 20 Jahren, soweit sie sich nicht in solchen

    Bezirken aufhalten, in denen der Landsturm aufgeboten

    ist.


      Der Telephonverkehr in Deutschland gesperrt.

        Nach den Grenzstädten im Westen, Norden und

    Osten ist ein telephonischer Verkehr nicht mehr möglich. 


                    Ein deutsches Ausfuhrverbot.

        Berlin, 31. Juli.  Der Bundesrat hat in seiner

    heutigen Sitzung den Erlaß von drei kaiserlichen

    Verordnungen betreffend das Verbot der Ausfuhr

    von Verpflegungs-, Streu- und Futtermitteln, ferner

    von Tieren und tierischen Erzeugnissen sowie

    von Kraftfahrzeugen (Motorwagen, Motorfahrrädern

    und Teilen davon) und von Mineralrohölen,

    Steinkohlenteer und allen aus diesen hergestellten

    Oelen zugestimmt. Die Verordnungen treten sofort

    in Kraft; der Reichskanzler ist ermächtigt, Ausnahmen

    zu gestatten und die erforderlichen 

    Sicherungsmaßregeln zu treffen.


                         Weiteres Ausfuhrverbot.    

        Berlin, 31. Juli.  Der heutige "Reichsanzeiger"

     veröffentlicht außer den bereits gemeldeten

    Ausfuhrverboten das Verbot der Ausfuhr und

    Durchfuhr von Eisenbahnmaterial aller

    Art, von Telegraphen- und Fernsprechdrähten sowie

    Teilen davon, von Luftschiffergeräten aller Art,

    von Fahrzeugen und Teilen davon, ferner das Verbot

    betreffend die Ausfuhr und Durchfuhr von

    Waffen, Munition, Pulver und Sprengstoffen, sowie

    von anderen Artikeln des Kriegsbedarfs und

    von Gegenständen zur Herstellung von Kriegsbedarfsartikeln,

    ferner das Verbot betreffend die Ausfuhr und 

    Durchfuhr von Rohstoffen, die bei der Herstellung

    und dem Betriebe von Gegenständen des Kriegsbedarfs

    zur Verwendung gelangen.


                          Russische Erntearbeiter.

        Unter den Maßnahmen, die die deutsche Regierung

    treffen sollte, besteht hoffentlich auch die Einbehaltung

    der russischen Erntearbeiter, die

    noch auf deutschem Boden weilen. Zu der Zahl von

    weit über 50 000 Mann nicht der schlechtesten Soldaten

    stellen sie ein vollrussisches Armeekorps

    dar. Genau so wie man in Oesterreich alle

    serbischen Reservisten kurzerhand verhaftet, halte

    man diese russischen Reservisten bei uns sofort unter

    militärischer Bewachung - wozu Landsturmleute

    genügen - und lasse die Erntearbeiten

    vollenden und interniere sie dann an geeigneten

    Orten. Es ist das eine Pflicht der Selbsterhaltung.

    Nur keine falsche Zurückhaltung den russischen

    Friedensbrechern gegenüber!


             Die Unterbrechung der deutschen Seeschiffahrt.

        Hamburg, 31. Juli. Sämtliche Hamburger

    Reedereien haben ihre auf See befindlichen Dampfer

    angewiesen, unverzüglich den nächsten Hafen anzulaufen

    und weitere Order abzuwarten. Aus Hamburg

    wird heute kein Schiff mehr abgelassen.


                                Panik in Straßburg.

        Straßburg, 30. Juli.  In Straßburg herrscht

    die größte Erregung. Das Papiergeld hat momentan

    fast keinen Wert; Geschäftsleute und Wirtschaften

    weigern sich, Papiergeld anzunehmen. An den

    Sparkassen werden fortgesetzt Beträge abgehoben,

    es wird von manchen Leuten sogar ein schwunghafter

    Handel mit Hundertmarkscheinen betrieben, für die sie

    90 bis 95 Mark in Silber zahlen. - Die Lebensmittelpreise

    sind horrend in die Höhe gestiegen.

    Die Kolonialwarenhändler machen bekannt, daß

    nur noch gegen Kasse verkauft werde.


                             Aus Königsberg.

        Die Polizeidirektion macht durch Anschlag öffentlich

    bekannt:  Zur Sicherung des Hauptbahnhofes

    und dessen Betriebsanlagen, ist eine militärische

    Wache am Bahnhof, sowie Posten an den Betriebsanlagen

    daselbst aufgestellt. Um Unglücksfälle zu

    vermeiden, mache ich die Bevölkerung darauf aufmerksam, 

    daß die Annäherung an die 


     2. Spalte 

    Eisenbahnanlagen (Gleise, Brücken, Stellwerke usw.)

    näher als 100 Meter verboten ist. Das Passieren

    dieser Anlagen durch Zivilpersonen ohne Begleitung

    eines Postens ist verboten. Zivilpersonen werden

    von den Posten mit Halt! angerufen und müssen

    stehen. Zuwiderhandelnde setzen sich der Gefahr

    aus, erschossen zu werden.


                     Panik an der russischen Grenze.

        Ostrowo, 31. Juli.  Unter den Einwohnern

    an der russischen Grenze herrscht eine große Panik,

    sogar die Familien der deutschen Beamten leben

    in großer Aufregung und die meisten haben die

    letzte Nacht in Ostrowo verbracht. Der Güterverkehr

    zwischen Skalmierzyce und Kalisch ist eingestellt 

    worden. Die russische Grenzwache wurde durch Infanterie

     verstärkt.


                                Eine nationale Tat.

        Kottbus, 31. Juli.  Angesichts der politischen

    Ereignisse erachtet es der Arbeitgeberverband

    der Lausitzer Tuchindustrie für seine nationale

    Pflicht, die Aussperrung sofort für

    beendet zu erklären. Die Verbandsbetriebe

    werden am Montag, den 3. August, früh wieder

    eröffnet.


                           Neueste Nachrichten.

        Berlin, 1. Aug.   Laut "Lok. Anz." hat die

    Kaiserliche Familie gestern abend im Schlosse

    das heilige Abendmahl genommen.

        Berlin, 1. Aug.   Prinz  Adalbert von Preußen

    hat sich heute  mit der Prinzessin Adelheid von Sachsen-

    Meiningen verlobt.

        Berlin, 1. Aug.  Der Berliner Magistrat hat

    sich gestern sehr eingehend mit Maßnahmen beschäftigt,

    die die städtische Verwaltung im Falle des

    Krieges zu ergreifen hat. Nach der "Morgenpost"

    wurde eine Reihe wichtiger Beschlüsse gefaßt, die sich

    auf die Lebensmittelversorgung beziehen. Die

    Stadt wird in der Lage sein, die Lebensmittelversorgung 

    selbst zu regeln.

        Berlin, 1. Aug.  Für den Fall der Mobilmachung

    hat Geheimrat Lipmann vom Vorstand der

    Volks-Kaffee- und Speisehallen-Gesellschaft den

    Betrag von 15 000 Mark für den Fall des Krieges

    zur unentgeltlichen Verabreichung  von Speisen

    und Getränken an ausrückende Mannschaften auf

    den Berliner Bahnhöfen zur Verfügung gestellt. 

        Berlin, 1. Aug.  An der Berliner Universität

    schlossen gestern die Professoren ihre Vorlesungen

    mit dem Hinweis auf die bevorstehende Kriegsgefahr

    und die in Aussicht stehende Schließung der

    Universität.

        Berlin, 1. Aug.   Der frühere Pastor Schmidt,

    der unter dem Verdacht verhaftet wurde, das

    Revolverattentat auf die inzwischen ihren  Verletzungen

    erlegene Frau Meyer aus der Xantenerstraße verübt

    zu haben, ist dem Berliner Tageblatt zufolge

    aus der Haft entlassen worden, weil er als Täter

    nicht mehr in Frage kommt.


                                        OESTERREICH.

                    Verschlechterung der Situation.

        Wien, 30. Juli.  Der Kaiser empfing gleich

    nach seiner Ankunft den Minister des Äußeren, Grafen

    Berchthold, den Kriegsminister v. Krobatin und

    den  Generalstabschef Baron Conrad. Die Situation

    wird wegen der  Haltung Rußlands

    als sehr ernst beurteilt.


              Allgemeine Mobilmachung in Oesterreich.

         Wien, 31. Juli.  In Oesterreich ist die allgemeine

    Mobilisierung mit Einschluß des

    Landsturms angeordnet worden. Landsturmpflichtig

    sind Männer vom 18. bis 42. Lebensjahr. Der

    Landsturm besteht in zwei Aufgeboten.


          Noch keine Grenzüberschreitung österreichischer

                                          Truppen.

    Budapest, 31. Juli.  Von amtlicher ungarischer

    Seite erfahre ich, daß entgegen allen anders

    lautenden Nachrichten österreichisch-ungarische Truppen

    bis Donnerstag abends noch nirgends die serbischen

    Grenzen überschritten haben. Auf der ungarischen

    Festung Peterwardein wurde gestern ein

    Reservist, der als Nazarener den Gehorsam verweigerte,

    standrechtlich erschossen.


                    Der Weltfriedenskongreß in Wien abgesagt.

        Der für den 15. bis 19. September nach Wien einberufene

    Weltfriedenskongreß  wurde infolge der

    Kriegsereignisse abgesagt. Zum Kongreß waren

    bereits über 2000 Teilnehmer angemeldet.


                            Neueste Nachrichten.

        Wien, 1. August.  Nach einer amtlichen Mitteilung

    vom 31. Juli hat der Kaiser die allgemeine

    Mobilmachung des Heeres und der Marine und der

    beiden Landwehren sowie die Aufbietung und Einberufung

    des Landsturmes befohlen. Diese Verfügung

    ist veranlaßt durch die von Rußland angeordnete

    Mobilisierung und hat keinen aggressiven

    Charakter.

        Wien, 1. August.  Durch kaiserliche Verordnung

    wurden die Befugnisse der politischen Verwaltung

    dem Armeeoberkommandanten übertragen, ferner

    eine Ministerialverordnung über den Absatz von

    Waffen, Munitionsgegenständen und über Einstellung

    der Wirksamkeit der Geschworenengerichte veröffentlicht.

    Diese Verordnung gilt für die Bukowina,

    Teile von Mähren und Schlesien. Am Küstenland

    von Dalmatien wird der Seeverkehr 

    beschränkt.

        Wien, 1. August.  Nach Bekanntwerden der allgemeinen

    Mobilisierung fanden große patriotische

    Kundgebungen statt. Auch aus der Provinz laufen

    Berichte über begeisterte Kundgebungen ein.

                                        

                                           ITALIEN.

                              Macht Italien mobil?

        Rom, 31. Juli. Der italienische Ministerrat

    beriet heute über die Mobilisierung der italienischen

    Armee.


     3. Spalte 

                 Italien bestellt fünf Parseval-Luftschiffe.

        Die italienische Regierung gab der Luftfahrzeug-

    Gesellschaft in Bitterfeld fünf neue Parseval-

    Luftschiffe in Auftrag.


                                       RUSSLAND.

              Die russische Mobilmachung an der deutschen

                                              Grenze.   

        Es kann  keinem Zweifel unterliegen, daß die

    russische Mobilmachung an der Grenze in vollem  

    Gange ist. Die zweite und dritte russische Kavalleriedivision

    stehen an der Grenze zwischen Wirballen

    und Augustow. Die russische Grenzwache hat ihre

    Wachthäuser in Brand gesetzt. Zollbeamte behaupten,

    daß dies Mobilmachung bedeutet. Zuverlässige

    Reisende haben auf der Fahrt von Petersburg nach

    Wirballen in Wilna drei Militärzüge mit Artillerie

    gesehen. Alle Mannschaften waren kriegsmäßig

    ausgerüstet.

                               Russische Maßnahmen.

        Kattowitz, 31. Juli.  Heute nacht 2 1/2 Uhr

    wurde die Eisenbahnbrücke von Granica,

    die Granica mit Sczokowa verbindet, vom russischen

    Militär in die Luft gesprengt. Die Einwohnerschaft

    von Granica hat den Ort geräumt.

    Rußland hat den Grenzkordon zurückgezogen. 

    Die russische Zollkammer wurde geräumt

    und ihre Bestände nach dem Inneren Rußlands gebracht.

    Alle Lokomotiven sind von der Grenze nach

    dem Inneren gebracht worden. Aus Kalisch wird

    gemeldet, daß man dort alles in der größten Eile

    zum Kriege vorbereite. Heute treffen dort wiederum

    zwei Infanterie-Regimenter, eins aus Lodz und

    eins aus Warschau, ein. Die Bahnlinie von Kalisch

    nach der deutschen Grenze ist durchweg

    militärisch besetzt. In dem unweit von Kalisch

    gelegenen Orte Mostkow liegt eine Abteilung

    Jäger. Soeben kam hier die Nachricht aus Kalisch,

    daß ein Artillerie-Regiment nach der russischen

    Grenze befördert wurde. Es steht auch fest, daß unweit

    der Grenze eine Maschinengewehrabteilung

    stationiert ist. 


                    Verbrüderung mit den Königsmördern.

        Gestern verließen abermals mehrere serbische Offiziere 

    die russische Hauptstadt. Schon eine Stunde

    vor Abgang des Zuges versammelten sich große

    Menschenmassen auf dem Bahnhof bis weit auf die

    Straße hinaus und brachten den Serben begeisterte

    Ovationen dar. Es wurden Fahnen vorangetragen.

    Die serbischen Offiziere wurden vom Publikum

    auf den Händen zum Zuge getragen. Bei der

    Abfahrt wurde ihnen ein Bildnis des Zaren überreicht.

    Die Demonstranten segneten die Offiziere

    mit dem Bildnis des Zaren.


                     Meuterei auf der russischen Flotte?

        Konstantinopel, 30. Juli.  In einem

    missing wird gemeldet: Es

    wird bestätigt, daß auf der russischen Flotte in

    Sebastopol eine Meuterei ausgebrochen ist. Über ihren 

    Umfang liegen keine zuverlässigen Nachrichten vor,

    insbesondere darüber, ob es sich etwa um einen vereinzelten

    Vorgang auf einem einzelnen Schiff handelt.

    Der hiesige russische Stationskreuzer ging

    gestern mit versiegelter Order ins Schwarze Meer.

    Die deutschen Schiffe werden aus dem Schwarzen

    Meer zurückgerufen. Diese Meldung zeigt - ebenso

    wie die von der Sprengung der Warschauer Zitadelle - 

    aufs neue, mit welchen bedeutenden Schwierigkeiten

    im Innern Rußlands zu kämpfen hat.


                                   Neueste Nachrichten.

        Moskau, 1. Aug.  Der Gemeinderat bewilligte

    1 Million Rubel für Organisation und Hilfsmittel

    für Heer und Flotte Rußlands unter befreundeten

    Mächten.


                                           ENGLAND.

                   Pessimistische Stimmung in London.

        London, 30. Juli.  Die englische Zuversicht auf

    eine Eindämmung des Kriegsherdes ist, seit Sir

    Edward Greys heutiger Erklärung, in tiefsten Pessimismus

    umgeschlagen. Bange Fragen erheben sich

    in den Kreisen der Parlamentarier: Wird die Regierung

    die Session vor den Ferien, wie üblich,

    schließen oder nur vertagen? Die gegen allen

    Parlamentsbrauch verstoßende Vertagung wäre ein

    sicherer Beweis dafür, daß man mit derMöglichkeit

    einer aktiven Teilnahme Englands an einem europäischen

    Krieg rechnet und deshalb das Mittel

    schnellster Berufung des Hauses in der Hand behält.

    In den Wandelgängen des Parlaments und in den

    politischen Klubs besprechen erregte Gruppen dem [sic]

    designierten Ausspruch des Staatssekretärs, bislang

    seien weitere Schwierigkeiten unter den Mächten

    nicht eingetreten, wobei die Betonung des "bislang"

    eine nur geringe Hoffnung für die Zukunft zu zeigen

    scheint. Auch das Wirtschaftsleben zeigt eine außerordentliche

    Depression.

    designierten Ausspruch des Staatssekretärs


        




  • October 4, 2017 20:13:46 Beate Jochem

     item 20 


     1. Spalte 

                   Der Kronprinz Führer der 1. Gardedivision.

        Nach einer offiziellen Meldung aus Potsdam ist

    der Kronprinz zum Führer der ersten Gardedivision

    ausersehen.


    Generalfeldmarschall v. d. Goltz'  Wiedereintritt

                                       in das Heer.

        Generalfeldmarschall von der Goltz hat sich zum

    Wiedereintritt in das Heer gemeldet. Es laufen

    schon seit länger als einer Woche im preußischen

    Kriegsministerium täglich Meldungen von deutschen

    Kriegsfreiwilligen ein. Die Meldungen

    rekrutieren sich vielfach aus denjenigen

    Kreisen, für die kein Zwang zum Militärdienst besteht,

    insbesondere aus Mitgliedern des Landsturmes

    und auch aus solchen, die bei der Aushebung

    als untauglich befunden wurden, beziehentlich

    bei der Auslosung ausfielen. Zurzeit werden

    diese Meldungen keine Berücksichtigung finden.

    Nur im allerletzten Ernstfalle werden Freiwillige

    dieser Art zur Verwendung im inneren

    Dienste kommen. Dagegen haben die verabschiedeten

    Offiziere die sich ebenfalls zahlreich

    zum Wiedereintritt melden, Aussicht auf

    baldige Annahme.


              Die Einstellung von Nichtgedienten

                            und Freiwilligen.

        Auf Grund des § 98 der Heer-und Wehrordnung

    kann sich jede Persönlichkeit, die ihrer Dienstpflicht

    noch nicht genügt hat, bei Ausbruch

    der Mobilmachung einen Truppenteil (Ersatzbataillon

    usw.) nach Belieben wählen. Wenn er dies

    nicht tut, wird bei der bald einsetzenden Aushebung

    über ihn verfügt. Als Kriegsfreiwillige können

    sich solche Leute bei einem Ersatztruppenteil melden,

    die keine gesetzliche Verpflichtung zum Dienen

    mehr haben, ferner jugendliche Personen zwischen

    17 und 20 Jahren, soweit sie sich nicht in solchen

    Bezirken aufhalten, in denen der Landsturm aufgeboten

    ist.


      Der Telephonverkehr in Deutschland gesperrt.

        Nach den Grenzstädten im Westen, Norden und

    Osten ist ein telephonischer Verkehr nicht mehr möglich. 


                    Ein deutsches Ausfuhrverbot.

        Berlin, 31. Juli.  Der Bundesrat hat in seiner

    heutigen Sitzung den Erlaß von drei kaiserlichen

    Verordnungen betreffend das Verbot der Ausfuhr

    von Verpflegungs-, Streu- und Futtermitteln, ferner

    von Tieren und tierischen Erzeugnissen sowie

    von Kraftfahrzeugen (Motorwagen, Motorfahrrädern

    und Teilen davon) und von Mineralrohölen,

    Steinkohlenteer und allen aus diesen hergestellten

    Oelen zugestimmt. Die Verordnungen treten sofort

    in Kraft; der Reichskanzler ist ermächtigt, Ausnahmen

    zu gestatten und die erforderlichen 

    Sicherungsmaßregeln zu treffen.


                         Weiteres Ausfuhrverbot.    

        Berlin, 31. Juli.  Der heutige "Reichsanzeiger"

     veröffentlicht außer den bereits gemeldeten

    Ausfuhrverboten das Verbot der Ausfuhr und

    Durchfuhr von Eisenbahnmaterial aller

    Art, von Telegraphen- und Fernsprechdrähten sowie

    Teilen davon, von Luftschiffergeräten aller Art,

    von Fahrzeugen und Teilen davon, ferner das Verbot

    betreffend die Ausfuhr und Durchfuhr von

    Waffen, Munition, Pulver und Sprengstoffen, sowie

    von anderen Artikeln des Kriegsbedarfs und

    von Gegenständen zur Herstellung von Kriegsbedarfsartikeln,

    ferner das Verbot betreffend die Ausfuhr und 

    Durchfuhr von Rohstoffen, die bei der Herstellung

    und dem Betriebe von Gegenständen des Kriegsbedarfs

    zur Verwendung gelangen.


                          Russische Erntearbeiter.

        Unter den Maßnahmen, die die deutsche Regierung

    treffen sollte, besteht hoffentlich auch die Einbehaltung

    der russischen Erntearbeiter, die

    noch auf deutschem Boden weilen. Zu der Zahl von

    weit über 50 000 Mann nicht der schlechtesten Soldaten

    stellen sie ein vollrussisches Armeekorps

    dar. Genau so wie man in Oesterreich alle

    serbischen Reservisten kurzerhand verhaftet, halte

    man diese russischen Reservisten bei uns sofort unter

    militärischer Bewachung - wozu Landsturmleute

    genügen - und lasse die Erntearbeiten

    vollenden und interniere sie dann an geeigneten

    Orten. Es ist das eine Pflicht der Selbsterhaltung.

    Nur keine falsche Zurückhaltung den russischen

    Friedensbrechern gegenüber!


             Die Unterbrechung der deutschen Seeschiffahrt.

        Hamburg, 31. Juli. Sämtliche Hamburger

    Reedereien haben ihre auf See befindlichen Dampfer

    angewiesen, unverzüglich den nächsten Hafen anzulaufen

    und weitere Order abzuwarten. Aus Hamburg

    wird heute kein Schiff mehr abgelassen.


                                Panik in Straßburg.

        Straßburg, 30. Juli.  In Straßburg herrscht

    die größte Erregung. Das Papiergeld hat momentan

    fast keinen Wert; Geschäftsleute und Wirtschaften

    weigern sich, Papiergeld anzunehmen. An den

    Sparkassen werden fortgesetzt Beträge abgehoben,

    es wird von manchen Leuten sogar ein schwunghafter

    Handel mit Hundertmarkscheinen betrieben, für die sie

    90 bis 95 Mark in Silber zahlen. - Die Lebensmittelpreise

    sind horrend in die Höhe gestiegen.

    Die Kolonialwarenhändler machen bekannt, daß

    nur noch gegen Kasse verkauft werde.


                             Aus Königsberg.

        Die Polizeidirektion macht durch Anschlag öffentlich

    bekannt:  Zur Sicherung des Hauptbahnhofes

    und dessen Betriebsanlagen, ist eine militärische

    Wache am Bahnhof, sowie Posten an den Betriebsanlagen

    daselbst aufgestellt. Um Unglücksfälle zu

    vermeiden, mache ich die Bevölkerung darauf aufmerksam, 

    daß die Annäherung an die 


     2. Spalte 

    Eisenbahnanlagen (Gleise, Brücken, Stellwerke usw.)

    näher als 100 Meter verboten ist. Das Passieren

    dieser Anlagen durch Zivilpersonen ohne Begleitung

    eines Postens ist verboten. Zivilpersonen werden

    von den Posten mit Halt! angerufen und müssen

    stehen. Zuwiderhandelnde setzen sich der Gefahr

    aus, erschossen zu werden.


                     Panik an der russischen Grenze.

        Ostrowo, 31. Juli.  Unter den Einwohnern

    an der russischen Grenze herrscht eine große Panik,

    sogar die Familien der deutschen Beamten leben

    in großer Aufregung und die meisten haben die

    letzte Nacht in Ostrowo verbracht. Der Güterverkehr

    zwischen Skalmierzyce und Kalisch ist eingestellt 

    worden. Die russische Grenzwache wurde durch Infanterie

     verstärkt.


                                Eine nationale Tat.

        Kottbus, 31. Juli.  Angesichts der politischen

    Ereignisse erachtet es der Arbeitgeberverband

    der Lausitzer Tuchindustrie für seine nationale

    Pflicht, die Aussperrung sofort für

    beendet zu erklären. Die Verbandsbetriebe

    werden am Montag, den 3. August, früh wieder

    eröffnet.


                           Neueste Nachrichten.

        Berlin, 1. Aug.   Laut "Lok. Anz." hat die

    Kaiserliche Familie gestern abend im Schlosse

    das heilige Abendmahl genommen.

        Berlin, 1. Aug.   Prinz  Adalbert von Preußen

    hat sich heute  mit der Prinzessin Adelheid von Sachsen-

    Meiningen verlobt.

        Berlin, 1. Aug.  Der Berliner Magistrat hat

    sich gestern sehr eingehend mit Maßnahmen beschäftigt,

    die die städtische Verwaltung im Falle des

    Krieges zu ergreifen hat. Nach der "Morgenpost"

    wurde eine Reihe wichtiger Beschlüsse gefaßt, die sich

    auf die Lebensmittelversorgung beziehen. Die

    Stadt wird in der Lage sein, die Lebensmittelversorgung 

    selbst zu regeln.

        Berlin, 1. Aug.  Für den Fall der Mobilmachung

    hat Geheimrat Lipmann vom Vorstand der

    Volks-Kaffee- und Speisehallen-Gesellschaft den

    Betrag von 15 000 Mark für den Fall des Krieges

    zur unentgeltlichen Verabreichung  von Speisen

    und Getränken an ausrückende Mannschaften auf

    den Berliner Bahnhöfen zur Verfügung gestellt. 

        Berlin, 1. Aug.  An der Berliner Universität

    schlossen gestern die Professoren ihre Vorlesungen

    mit dem Hinweis auf die bevorstehende Kriegsgefahr

    und die in Aussicht stehende Schließung der

    Universität.

        Berlin, 1. Aug.   Der frühere Pastor Schmidt,

    der unter dem Verdacht verhaftet wurde, das

    Revolverattentat auf die inzwischen ihren  Verletzungen

    erlegene Frau Meyer aus der Xantenerstraße verübt

    zu haben, ist dem Berliner Tageblatt zufolge

    aus der Haft entlassen worden, weil er als Täter

    nicht mehr in Frage kommt.


                                        OESTERREICH.

                    Verschlechterung der Situation.

        Wien, 30. Juli.  Der Kaiser empfing gleich

    nach seiner Ankunft den Minister des Äußeren, Grafen

    Berchthold, den Kriegsminister v. Krobatin und

    den  Generalstabschef Baron Conrad. Die Situation

    wird wegen der  Haltung Rußlands

    als sehr ernst beurteilt.


              Allgemeine Mobilmachung in Oesterreich.

         Wien, 31. Juli.  In Oesterreich ist die allgemeine

    Mobilisierung mit Einschluß des

    Landsturms angeordnet worden. Landsturmpflichtig

    sind Männer vom 18. bis 42. Lebensjahr. Der

    Landsturm besteht in zwei Aufgeboten.


          Noch keine Grenzüberschreitung österreichischer

                                          Truppen.

    Budapest, 31. Juli.  Von amtlicher ungarischer

    Seite erfahre ich, daß entgegen allen anders

    lautenden Nachrichten österreichisch-ungarische Truppen

    bis Donnerstag abends noch nirgends die serbischen

    Grenzen überschritten haben. Auf der ungarischen

    Festung Peterwardein wurde gestern ein

    Reservist, der als Nazarener den Gehorsam verweigerte,

    standrechtlich erschossen.


                    Der Weltfriedenskongreß in Wien abgesagt.

        Der für den 15. bis 19. September nach Wien einberufene

    Weltfriedenskongreß  wurde infolge der

    Kriegsereignisse abgesagt. Zum Kongreß waren

    bereits über 2000 Teilnehmer angemeldet.


                            Neueste Nachrichten.

        Wien, 1. August.  Nach einer amtlichen Mitteilung

    vom 31. Juli hat der Kaiser die allgemeine

    Mobilmachung des Heeres und der Marine und der

    beiden Landwehren sowie die Aufbietung und Einberufung

    des Landsturmes befohlen. Diese Verfügung

    ist veranlaßt durch die von Rußland angeordnete

    Mobilisierung und hat keinen aggressiven

    Charakter.

        Wien, 1. August.  Durch kaiserliche Verordnung

    wurden die Befugnisse der politischen Verwaltung

    dem Armeeoberkommandanten übertragen, ferner

    eine Ministerialverordnung über den Absatz von

    Waffen, Munitionsgegenständen und über Einstellung

    der Wirksamkeit der Geschworenengerichte veröffentlicht.

    Diese Verordnung gilt für die Bukowina,

    Teile von Mähren und Schlesien. Am Küstenland

    von Dalmatien wird der Seeverkehr 

    beschränkt.

        Wien, 1. August.  Nach Bekanntwerden der allgemeinen

    Mobilisierung fanden große patriotische

    Kundgebungen statt. Auch aus der Provinz laufen

    Berichte über begeisterte Kundgebungen ein.

                                        

                                           ITALIEN.

                              Macht Italien mobil?

        Rom, 31. Juli. Der italienische Ministerrat

    beriet heute über die Mobilisierung der italienischen

    Armee.


     3. Spalte 

                 Italien bestellt fünf Parseval-Luftschiffe.

        Die italienische Regierung gab der Luftfahrzeug-

    Gesellschaft in Bitterfeld fünf neue Parseval-

    Luftschiffe in Auftrag.


                                       RUSSLAND.

              Die russische Mobilmachung an der deutschen

                                              Grenze.   

        Es kann  keinem Zweifel unterliegen, daß die

    russische Mobilmachung an der Grenze in vollem  

    Gange ist. Die zweite und dritte russische Kavalleriedivision

    stehen an der Grenze zwischen Wirballen

    und Augustow. Die russische Grenzwache hat ihre

    Wachthäuser in Brand gesetzt. Zollbeamte behaupten,

    daß dies Mobilmachung bedeutet. Zuverlässige

    Reisende haben auf der Fahrt von Petersburg nach

    Wirballen in Wilna drei Militärzüge mit Artillerie

    gesehen. Alle Mannschaften waren kriegsmäßig

    ausgerüstet.

                               Russische Maßnahmen.

        Kattowitz, 31. Juli.  Heute nacht 2 1/2 Uhr

    wurde die Eisenbahnbrücke von Granica,

    die Granica mit Sczokowa verbindet, vom russischen

    Militär in die Luft gesprengt. Die Einwohnerschaft

    von Granica hat den Ort geräumt.

    Rußland hat den Grenzkordon zurückgezogen. 

    Die russische Zollkammer wurde geräumt

    und ihre Bestände nach dem Inneren Rußlands gebracht.

    Alle Lokomotiven sind von der Grenze nach

    dem Inneren gebracht worden. Aus Kalisch wird

    gemeldet, daß man dort alles in der größten Eile

    zum Kriege vorbereite. Heute treffen dort wiederum

    zwei Infanterie-Regimenter, eins aus Lodz und

    eins aus Warschau, ein. Die Bahnlinie von Kalisch

    nach der deutschen Grenze ist durchweg

    militärisch besetzt. In dem unweit von Kalisch

    gelegenen Orte Mostkow liegt eine Abteilung

    Jäger. Soeben kam hier die Nachricht aus Kalisch,

    daß ein Artillerie-Regiment nach der russischen

    Grenze befördert wurde. Es steht auch fest, daß unweit

    der Grenze eine Maschinengewehrabteilung

    stationiert ist. 


                    Verbrüderung mit den Königsmördern.

        Gestern verließen abermals mehrere serbische Offiziere 

    die russische Hauptstadt. Schon eine Stunde

    vor Abgang des Zuges versammelten sich große

    Menschenmassen auf dem Bahnhof bis weit auf die

    Straße hinaus und brachten den Serben begeisterte

    Ovationen dar. Es wurden Fahnen vorangetragen.

    Die serbischen Offiziere wurden vom Publikum

    auf den Händen zum Zuge getragen. Bei der

    Abfahrt wurde ihnen ein Bildnis des Zaren überreicht.

    Die Demonstranten segneten die Offiziere

    mit dem Bildnis des Zaren.


                     Meuterei auf der russischen Flotte?

        Konstantinopel, 30. Juli.  In einem

    missing wird gemeldet: Es

    wird bestätigt, daß auf der russischen Flotte in

    Sebastopol eine Meuterei ausgebrochen ist. Über ihren 

    Umfang liegen keine zuverlässigen Nachrichten vor,

    insbesondere darüber, ob es sich etwa um einen vereinzelten

    Vorgang auf einem einzelnen Schiff handelt.

    Der hiesige russische Stationskreuzer ging

    gestern mit versiegelter Order ins Schwarze Meer.

    Die deutschen Schiffe werden aus dem Schwarzen

    Meer zurückgerufen. Diese Meldung zeigt - ebenso

    wie die von der Sprengung der Warschauer Zitadelle - 

    aufs neue, mit welchen bedeutenden Schwierigkeiten

    im Innern Rußlands zu kämpfen hat.


                                   Neueste Nachrichten.

        Moskau, 1. Aug.  Der Gemeinderat bewilligte

    1 Million Rubel für Organisation und Hilfsmittel

    für Heer und Flotte Rußlands unter befreundeten

    Mächten.


        




  • October 4, 2017 20:11:59 Beate Jochem

     item 20 


     1. Spalte 

                   Der Kronprinz Führer der 1. Gardedivision.

        Nach einer offiziellen Meldung aus Potsdam ist

    der Kronprinz zum Führer der ersten Gardedivision

    ausersehen.


    Generalfeldmarschall v. d. Goltz'  Wiedereintritt

                                       in das Heer.

        Generalfeldmarschall von der Goltz hat sich zum

    Wiedereintritt in das Heer gemeldet. Es laufen

    schon seit länger als einer Woche im preußischen

    Kriegsministerium täglich Meldungen von deutschen

    Kriegsfreiwilligen ein. Die Meldungen

    rekrutieren sich vielfach aus denjenigen

    Kreisen, für die kein Zwang zum Militärdienst besteht,

    insbesondere aus Mitgliedern des Landsturmes

    und auch aus solchen, die bei der Aushebung

    als untauglich befunden wurden, beziehentlich

    bei der Auslosung ausfielen. Zurzeit werden

    diese Meldungen keine Berücksichtigung finden.

    Nur im allerletzten Ernstfalle werden Freiwillige

    dieser Art zur Verwendung im inneren

    Dienste kommen. Dagegen haben die verabschiedeten

    Offiziere die sich ebenfalls zahlreich

    zum Wiedereintritt melden, Aussicht auf

    baldige Annahme.


              Die Einstellung von Nichtgedienten

                            und Freiwilligen.

        Auf Grund des § 98 der Heer-und Wehrordnung

    kann sich jede Persönlichkeit, die ihrer Dienstpflicht

    noch nicht genügt hat, bei Ausbruch

    der Mobilmachung einen Truppenteil (Ersatzbataillon

    usw.) nach Belieben wählen. Wenn er dies

    nicht tut, wird bei der bald einsetzenden Aushebung

    über ihn verfügt. Als Kriegsfreiwillige können

    sich solche Leute bei einem Ersatztruppenteil melden,

    die keine gesetzliche Verpflichtung zum Dienen

    mehr haben, ferner jugendliche Personen zwischen

    17 und 20 Jahren, soweit sie sich nicht in solchen

    Bezirken aufhalten, in denen der Landsturm aufgeboten

    ist.


      Der Telephonverkehr in Deutschland gesperrt.

        Nach den Grenzstädten im Westen, Norden und

    Osten ist ein telephonischer Verkehr nicht mehr möglich. 


                    Ein deutsches Ausfuhrverbot.

        Berlin, 31. Juli.  Der Bundesrat hat in seiner

    heutigen Sitzung den Erlaß von drei kaiserlichen

    Verordnungen betreffend das Verbot der Ausfuhr

    von Verpflegungs-, Streu- und Futtermitteln, ferner

    von Tieren und tierischen Erzeugnissen sowie

    von Kraftfahrzeugen (Motorwagen, Motorfahrrädern

    und Teilen davon) und von Mineralrohölen,

    Steinkohlenteer und allen aus diesen hergestellten

    Oelen zugestimmt. Die Verordnungen treten sofort

    in Kraft; der Reichskanzler ist ermächtigt, Ausnahmen

    zu gestatten und die erforderlichen 

    Sicherungsmaßregeln zu treffen.


                         Weiteres Ausfuhrverbot.    

        Berlin, 31. Juli.  Der heutige "Reichsanzeiger"

     veröffentlicht außer den bereits gemeldeten

    Ausfuhrverboten das Verbot der Ausfuhr und

    Durchfuhr von Eisenbahnmaterial aller

    Art, von Telegraphen- und Fernsprechdrähten sowie

    Teilen davon, von Luftschiffergeräten aller Art,

    von Fahrzeugen und Teilen davon, ferner das Verbot

    betreffend die Ausfuhr und Durchfuhr von

    Waffen, Munition, Pulver und Sprengstoffen, sowie

    von anderen Artikeln des Kriegsbedarfs und

    von Gegenständen zur Herstellung von Kriegsbedarfsartikeln,

    ferner das Verbot betreffend die Ausfuhr und 

    Durchfuhr von Rohstoffen, die bei der Herstellung

    und dem Betriebe von Gegenständen des Kriegsbedarfs

    zur Verwendung gelangen.


                          Russische Erntearbeiter.

        Unter den Maßnahmen, die die deutsche Regierung

    treffen sollte, besteht hoffentlich auch die Einbehaltung

    der russischen Erntearbeiter, die

    noch auf deutschem Boden weilen. Zu der Zahl von

    weit über 50 000 Mann nicht der schlechtesten Soldaten

    stellen sie ein vollrussisches Armeekorps

    dar. Genau so wie man in Oesterreich alle

    serbischen Reservisten kurzerhand verhaftet, halte

    man diese russischen Reservisten bei uns sofort unter

    militärischer Bewachung - wozu Landsturmleute

    genügen - und lasse die Erntearbeiten

    vollenden und interniere sie dann an geeigneten

    Orten. Es ist das eine Pflicht der Selbsterhaltung.

    Nur keine falsche Zurückhaltung den russischen

    Friedensbrechern gegenüber!


             Die Unterbrechung der deutschen Seeschiffahrt.

        Hamburg, 31. Juli. Sämtliche Hamburger

    Reedereien haben ihre auf See befindlichen Dampfer

    angewiesen, unverzüglich den nächsten Hafen anzulaufen

    und weitere Order abzuwarten. Aus Hamburg

    wird heute kein Schiff mehr abgelassen.


                                Panik in Straßburg.

        Straßburg, 30. Juli.  In Straßburg herrscht

    die größte Erregung. Das Papiergeld hat momentan

    fast keinen Wert; Geschäftsleute und Wirtschaften

    weigern sich, Papiergeld anzunehmen. An den

    Sparkassen werden fortgesetzt Beträge abgehoben,

    es wird von manchen Leuten sogar ein schwunghafter

    Handel mit Hundertmarkscheinen betrieben, für die sie

    90 bis 95 Mark in Silber zahlen. - Die Lebensmittelpreise

    sind horrend in die Höhe gestiegen.

    Die Kolonialwarenhändler machen bekannt, daß

    nur noch gegen Kasse verkauft werde.


                             Aus Königsberg.

        Die Polizeidirektion macht durch Anschlag öffentlich

    bekannt:  Zur Sicherung des Hauptbahnhofes

    und dessen Betriebsanlagen, ist eine militärische

    Wache am Bahnhof, sowie Posten an den Betriebsanlagen

    daselbst aufgestellt. Um Unglücksfälle zu

    vermeiden, mache ich die Bevölkerung darauf aufmerksam, 

    daß die Annäherung an die 


     2. Spalte 

    Eisenbahnanlagen (Gleise, Brücken, Stellwerke usw.)

    näher als 100 Meter verboten ist. Das Passieren

    dieser Anlagen durch Zivilpersonen ohne Begleitung

    eines Postens ist verboten. Zivilpersonen werden

    von den Posten mit Halt! angerufen und müssen

    stehen. Zuwiderhandelnde setzen sich der Gefahr

    aus, erschossen zu werden.


                     Panik an der russischen Grenze.

        Ostrowo, 31. Juli.  Unter den Einwohnern

    an der russischen Grenze herrscht eine große Panik,

    sogar die Familien der deutschen Beamten leben

    in großer Aufregung und die meisten haben die

    letzte Nacht in Ostrowo verbracht. Der Güterverkehr

    zwischen Skalmierzyce und Kalisch ist eingestellt 

    worden. Die russische Grenzwache wurde durch Infanterie

     verstärkt.


                                Eine nationale Tat.

        Kottbus, 31. Juli.  Angesichts der politischen

    Ereignisse erachtet es der Arbeitgeberverband

    der Lausitzer Tuchindustrie für seine nationale

    Pflicht, die Aussperrung sofort für

    beendet zu erklären. Die Verbandsbetriebe

    werden am Montag, den 3. August, früh wieder

    eröffnet.


                           Neueste Nachrichten.

        Berlin, 1. Aug.   Laut "Lok. Anz." hat die

    Kaiserliche Familie gestern abend im Schlosse

    das heilige Abendmahl genommen.

        Berlin, 1. Aug.   Prinz  Adalbert von Preußen

    hat sich heute  mit der Prinzessin Adelheid von Sachsen-

    Meiningen verlobt.

        Berlin, 1. Aug.  Der Berliner Magistrat hat

    sich gestern sehr eingehend mit Maßnahmen beschäftigt,

    die die städtische Verwaltung im Falle des

    Krieges zu ergreifen hat. Nach der "Morgenpost"

    wurde eine Reihe wichtiger Beschlüsse gefaßt, die sich

    auf die Lebensmittelversorgung beziehen. Die

    Stadt wird in der Lage sein, die Lebensmittelversorgung 

    selbst zu regeln.

        Berlin, 1. Aug.  Für den Fall der Mobilmachung

    hat Geheimrat Lipmann vom Vorstand der

    Volks-Kaffee- und Speisehallen-Gesellschaft den

    Betrag von 15 000 Mark für den Fall des Krieges

    zur unentgeltlichen Verabreichung  von Speisen

    und Getränken an ausrückende Mannschaften auf

    den Berliner Bahnhöfen zur Verfügung gestellt. 

        Berlin, 1. Aug.  An der Berliner Universität

    schlossen gestern die Professoren ihre Vorlesungen

    mit dem Hinweis auf die bevorstehende Kriegsgefahr

    und die in Aussicht stehende Schließung der

    Universität.

        Berlin, 1. Aug.   Der frühere Pastor Schmidt,

    der unter dem Verdacht verhaftet wurde, das

    Revolverattentat auf die inzwischen ihren  Verletzungen

    erlegene Frau Meyer aus der Xantenerstraße verübt

    zu haben, ist dem Berliner Tageblatt zufolge

    aus der Haft entlassen worden, weil er als Täter

    nicht mehr in Frage kommt.


                                        OESTERREICH.

                    Verschlechterung der Situation.

        Wien, 30. Juli.  Der Kaiser empfing gleich

    nach seiner Ankunft den Minister des Äußeren, Grafen

    Berchthold, den Kriegsminister v. Krobatin und

    den  Generalstabschef Baron Conrad. Die Situation

    wird wegen der  Haltung Rußlands

    als sehr ernst beurteilt.


              Allgemeine Mobilmachung in Oesterreich.

         Wien, 31. Juli.  In Oesterreich ist die allgemeine

    Mobilisierung mit Einschluß des

    Landsturms angeordnet worden. Landsturmpflichtig

    sind Männer vom 18. bis 42. Lebensjahr. Der

    Landsturm besteht in zwei Aufgeboten.


          Noch keine Grenzüberschreitung österreichischer

                                          Truppen.

    Budapest, 31. Juli.  Von amtlicher ungarischer

    Seite erfahre ich, daß entgegen allen anders

    lautenden Nachrichten österreichisch-ungarische Truppen

    bis Donnerstag abends noch nirgends die serbischen

    Grenzen überschritten haben. Auf der ungarischen

    Festung Peterwardein wurde gestern ein

    Reservist, der als Nazarener den Gehorsam verweigerte,

    standrechtlich erschossen.


                    Der Weltfriedenskongreß in Wien abgesagt.

        Der für den 15. bis 19. September nach Wien einberufene

    Weltfriedenskongreß  wurde infolge der

    Kriegsereignisse abgesagt. Zum Kongreß waren

    bereits über 2000 Teilnehmer angemeldet.


                            Neueste Nachrichten.

        Wien, 1. August.  Nach einer amtlichen Mitteilung

    vom 31. Juli hat der Kaiser die allgemeine

    Mobilmachung des Heeres und der Marine und der

    beiden Landwehren sowie die Aufbietung und Einberufung

    des Landsturmes befohlen. Diese Verfügung

    ist veranlaßt durch die von Rußland angeordnete

    Mobilisierung und hat keinen aggressiven

    Charakter.

        Wien, 1. August.  Durch kaiserliche Verordnung

    wurden die Befugnisse der politischen Verwaltung

    dem Armeeoberkommandanten übertragen, ferner

    eine Ministerialverordnung über den Absatz von

    Waffen, Munitionsgegenständen und über Einstellung

    der Wirksamkeit der Geschworenengerichte veröffentlicht.

    Diese Verordnung gilt für die Bukowina,

    Teile von Mähren und Schlesien. Am Küstenland

    von Dalmatien wird der Seeverkehr 

    beschränkt.

        Wien, 1. August.  Nach Bekanntwerden der allgemeinen

    Mobilisierung fanden große patriotische

    Kundgebungen statt. Auch aus der Provinz laufen

    Berichte über begeisterte Kundgebungen ein.

                                        

                                           ITALIEN.

                              Macht Italien mobil?

        Rom, 31. Juli. Der italienische Ministerrat

    beriet heute über die Mobilisierung der italienischen

    Armee.


     3. Spalte 

                 Italien bestellt fünf Parseval-Luftschiffe.

        Die italienische Regierung gab der Luftfahrzeug-

    Gesellschaft in Bitterfeld fünf neue Parseval-

    Luftschiffe in Auftrag.


                                       RUSSLAND.

              Die russische Mobilmachung an der deutschen

                                              Grenze.   

        Es kann  keinem Zweifel unterliegen, daß die

    russische Mobilmachung an der Grenze in vollem  

    Gange ist. Die zweite und dritte russische Kavalleriedivision

    stehen an der Grenze zwischen Wirballen

    und Augustow. Die russische Grenzwache hat ihre

    Wachthäuser in Brand gesetzt. Zollbeamte behaupten,

    daß dies Mobilmachung bedeutet. Zuverlässige

    Reisende haben auf der Fahrt von Petersburg nach

    Wirballen in Wilna drei Militärzüge mit Artillerie

    gesehen. Alle Mannschaften waren kriegsmäßig

    ausgerüstet.

                               Russische Maßnahmen.

        Kattowitz, 31. Juli.  Heute nacht 2 1/2 Uhr

    wurde die Eisenbahnbrücke von Granica,

    die Granica mit Sczokowa verbindet, vom russischen

    Militär in die Luft gesprengt. Die Einwohnerschaft

    von Granica hat den Ort geräumt.

    Rußland hat den Grenzkordon zurückgezogen. 

    Die russische Zollkammer wurde geräumt

    und ihre Bestände nach dem Inneren Rußlands gebracht.

    Alle Lokomotiven sind von der Grenze nach

    dem Inneren gebracht worden. Aus Kalisch wird

    gemeldet, daß man dort alles in der größten Eile

    zum Kriege vorbereite. Heute treffen dort wiederum

    zwei Infanterie-Regimenter, eins aus Lodz und

    eins aus Warschau, ein. Die Bahnlinie von Kalisch

    nach der deutschen Grenze ist durchweg

    militärisch besetzt. In dem unweit von Kalisch

    gelegenen Orte Mostkow liegt eine Abteilung

    Jäger. Soeben kam hier die Nachricht aus Kalisch,

    daß ein Artillerie-Regiment nach der russischen

    Grenze befördert wurde. Es steht auch fest, daß unweit

    der Grenze eine Maschinengewehrabteilung

    stationiert ist. 


                    Verbrüderung mit den Königsmördern.

        Gestern verließen abermals mehrere serbische Offiziere 

    die russische Hauptstadt. Schon eine Stunde

    vor Abgang des Zuges versammelten sich große

    Menschenmassen auf dem Bahnhof bis weit auf die

    Straße hinaus und brachten den Serben begeisterte

    Ovationen dar. Es wurden Fahnen vorangetragen.

    Die serbischen Offiziere wurden vom Publikum

    auf den Händen zum Zuge getragen. Bei der

    Abfahrt wurde ihnen ein Bildnis des Zaren überreicht.

    Die Demonstranten segneten die Offiziere

    mit dem Bildnis des Zaren.


                     Meuterei auf der russischen Flotte?

        Konstantinopel, 30. Juli.  In einem

    missing wird gemeldet: Es

    wird bestätigt, daß auf der russischen Flotte in

    Sebastopol eine Meuterei ausgebrochen ist. Über ihren 

    Umfang liegen keine zuverlässigen Nachrichten vor,

    insbesondere darüber, ob es sich etwa um einen vereinzelten

    Vorgang auf einem einzelnen Schiff handelt.

    Der hiesige russische Stationskreuzer ging

    gestern mit versiegelter Order ins Schwarze Meer.

    Die deutschen Schiffe werden aus dem Schwarzen

    Meer zurückgerufen. Diese Meldung zeigt - ebenso

    wie die von der Sprengung der Warschauer Zitadelle - 

    aufs neue, mit welchen bedeutenden Schwierigkeiten

    im Innern Rußlands zu kämpfen hat.


        




  • October 4, 2017 20:11:11 Beate Jochem

     item 20 


     1. Spalte 

                   Der Kronprinz Führer der 1. Gardedivision.

        Nach einer offiziellen Meldung aus Potsdam ist

    der Kronprinz zum Führer der ersten Gardedivision

    ausersehen.


    Generalfeldmarschall v. d. Goltz'  Wiedereintritt

                                       in das Heer.

        Generalfeldmarschall von der Goltz hat sich zum

    Wiedereintritt in das Heer gemeldet. Es laufen

    schon seit länger als einer Woche im preußischen

    Kriegsministerium täglich Meldungen von deutschen

    Kriegsfreiwilligen ein. Die Meldungen

    rekrutieren sich vielfach aus denjenigen

    Kreisen, für die kein Zwang zum Militärdienst besteht,

    insbesondere aus Mitgliedern des Landsturmes

    und auch aus solchen, die bei der Aushebung

    als untauglich befunden wurden, beziehentlich

    bei der Auslosung ausfielen. Zurzeit werden

    diese Meldungen keine Berücksichtigung finden.

    Nur im allerletzten Ernstfalle werden Freiwillige

    dieser Art zur Verwendung im inneren

    Dienste kommen. Dagegen haben die verabschiedeten

    Offiziere die sich ebenfalls zahlreich

    zum Wiedereintritt melden, Aussicht auf

    baldige Annahme.


              Die Einstellung von Nichtgedienten

                            und Freiwilligen.

        Auf Grund des § 98 der Heer-und Wehrordnung

    kann sich jede Persönlichkeit, die ihrer Dienstpflicht

    noch nicht genügt hat, bei Ausbruch

    der Mobilmachung einen Truppenteil (Ersatzbataillon

    usw.) nach Belieben wählen. Wenn er dies

    nicht tut, wird bei der bald einsetzenden Aushebung

    über ihn verfügt. Als Kriegsfreiwillige können

    sich solche Leute bei einem Ersatztruppenteil melden,

    die keine gesetzliche Verpflichtung zum Dienen

    mehr haben, ferner jugendliche Personen zwischen

    17 und 20 Jahren, soweit sie sich nicht in solchen

    Bezirken aufhalten, in denen der Landsturm aufgeboten

    ist.


      Der Telephonverkehr in Deutschland gesperrt.

        Nach den Grenzstädten im Westen, Norden und

    Osten ist ein telephonischer Verkehr nicht mehr möglich. 


                    Ein deutsches Ausfuhrverbot.

        Berlin, 31. Juli.  Der Bundesrat hat in seiner

    heutigen Sitzung den Erlaß von drei kaiserlichen

    Verordnungen betreffend das Verbot der Ausfuhr

    von Verpflegungs-, Streu- und Futtermitteln, ferner

    von Tieren und tierischen Erzeugnissen sowie

    von Kraftfahrzeugen (Motorwagen, Motorfahrrädern

    und Teilen davon) und von Mineralrohölen,

    Steinkohlenteer und allen aus diesen hergestellten

    Oelen zugestimmt. Die Verordnungen treten sofort

    in Kraft; der Reichskanzler ist ermächtigt, Ausnahmen

    zu gestatten und die erforderlichen 

    Sicherungsmaßregeln zu treffen.


                         Weiteres Ausfuhrverbot.    

        Berlin, 31. Juli.  Der heutige "Reichsanzeiger"

     veröffentlicht außer den bereits gemeldeten

    Ausfuhrverboten das Verbot der Ausfuhr und

    Durchfuhr von Eisenbahnmaterial aller

    Art, von Telegraphen- und Fernsprechdrähten sowie

    Teilen davon, von Luftschiffergeräten aller Art,

    von Fahrzeugen und Teilen davon, ferner das Verbot

    betreffend die Ausfuhr und Durchfuhr von

    Waffen, Munition, Pulver und Sprengstoffen, sowie

    von anderen Artikeln des Kriegsbedarfs und

    von Gegenständen zur Herstellung von Kriegsbedarfsartikeln,

    ferner das Verbot betreffend die Ausfuhr und 

    Durchfuhr von Rohstoffen, die bei der Herstellung

    und dem Betriebe von Gegenständen des Kriegsbedarfs

    zur Verwendung gelangen.


                          Russische Erntearbeiter.

        Unter den Maßnahmen, die die deutsche Regierung

    treffen sollte, besteht hoffentlich auch die Einbehaltung

    der russischen Erntearbeiter, die

    noch auf deutschem Boden weilen. Zu der Zahl von

    weit über 50 000 Mann nicht der schlechtesten Soldaten

    stellen sie ein vollrussisches Armeekorps

    dar. Genau so wie man in Oesterreich alle

    serbischen Reservisten kurzerhand verhaftet, halte

    man diese russischen Reservisten bei uns sofort unter

    militärischer Bewachung - wozu Landsturmleute

    genügen - und lasse die Erntearbeiten

    vollenden und interniere sie dann an geeigneten

    Orten. Es ist das eine Pflicht der Selbsterhaltung.

    Nur keine falsche Zurückhaltung den russischen

    Friedensbrechern gegenüber!


             Die Unterbrechung der deutschen Seeschiffahrt.

        Hamburg, 31. Juli. Sämtliche Hamburger

    Reedereien haben ihre auf See befindlichen Dampfer

    angewiesen, unverzüglich den nächsten Hafen anzulaufen

    und weitere Order abzuwarten. Aus Hamburg

    wird heute kein Schiff mehr abgelassen.


                                Panik in Straßburg.

        Straßburg, 30. Juli.  In Straßburg herrscht

    die größte Erregung. Das Papiergeld hat momentan

    fast keinen Wert; Geschäftsleute und Wirtschaften

    weigern sich, Papiergeld anzunehmen. An den

    Sparkassen werden fortgesetzt Beträge abgehoben,

    es wird von manchen Leuten sogar ein schwunghafter

    Handel mit Hundertmarkscheinen betrieben, für die sie

    90 bis 95 Mark in Silber zahlen. - Die Lebensmittelpreise

    sind horrend in die Höhe gestiegen.

    Die Kolonialwarenhändler machen bekannt, daß

    nur noch gegen Kasse verkauft werde.


                             Aus Königsberg.

        Die Polizeidirektion macht durch Anschlag öffentlich

    bekannt:  Zur Sicherung des Hauptbahnhofes

    und dessen Betriebsanlagen, ist eine militärische

    Wache am Bahnhof, sowie Posten an den Betriebsanlagen

    daselbst aufgestellt. Um Unglücksfälle zu

    vermeiden, mache ich die Bevölkerung darauf aufmerksam, 

    daß die Annäherung an die 


     2. Spalte 

    Eisenbahnanlagen (Gleise, Brücken, Stellwerke usw.)

    näher als 100 Meter verboten ist. Das Passieren

    dieser Anlagen durch Zivilpersonen ohne Begleitung

    eines Postens ist verboten. Zivilpersonen werden

    von den Posten mit Halt! angerufen und müssen

    stehen. Zuwiderhandelnde setzen sich der Gefahr

    aus, erschossen zu werden.


                     Panik an der russischen Grenze.

        Ostrowo, 31. Juli.  Unter den Einwohnern

    an der russischen Grenze herrscht eine große Panik,

    sogar die Familien der deutschen Beamten leben

    in großer Aufregung und die meisten haben die

    letzte Nacht in Ostrowo verbracht. Der Güterverkehr

    zwischen Skalmierzyce und Kalisch ist eingestellt 

    worden. Die russische Grenzwache wurde durch Infanterie

     verstärkt.


                                Eine nationale Tat.

        Kottbus, 31. Juli.  Angesichts der politischen

    Ereignisse erachtet es der Arbeitgeberverband

    der Lausitzer Tuchindustrie für seine nationale

    Pflicht, die Aussperrung sofort für

    beendet zu erklären. Die Verbandsbetriebe

    werden am Montag, den 3. August, früh wieder

    eröffnet.


                           Neueste Nachrichten.

        Berlin, 1. Aug.   Laut "Lok. Anz." hat die

    Kaiserliche Familie gestern abend im Schlosse

    das heilige Abendmahl genommen.

        Berlin, 1. Aug.   Prinz  Adalbert von Preußen

    hat sich heute  mit der Prinzessin Adelheid von Sachsen-

    Meiningen verlobt.

        Berlin, 1. Aug.  Der Berliner Magistrat hat

    sich gestern sehr eingehend mit Maßnahmen beschäftigt,

    die die städtische Verwaltung im Falle des

    Krieges zu ergreifen hat. Nach der "Morgenpost"

    wurde eine Reihe wichtiger Beschlüsse gefaßt, die sich

    auf die Lebensmittelversorgung beziehen. Die

    Stadt wird in der Lage sein, die Lebensmittelversorgung 

    selbst zu regeln.

        Berlin, 1. Aug.  Für den Fall der Mobilmachung

    hat Geheimrat Lipmann vom Vorstand der

    Volks-Kaffee- und Speisehallen-Gesellschaft den

    Betrag von 15 000 Mark für den Fall des Krieges

    zur unentgeltlichen Verabreichung  von Speisen

    und Getränken an ausrückende Mannschaften auf

    den Berliner Bahnhöfen zur Verfügung gestellt. 

        Berlin, 1. Aug.  An der Berliner Universität

    schlossen gestern die Professoren ihre Vorlesungen

    mit dem Hinweis auf die bevorstehende Kriegsgefahr

    und die in Aussicht stehende Schließung der

    Universität.

        Berlin, 1. Aug.   Der frühere Pastor Schmidt,

    der unter dem Verdacht verhaftet wurde, das

    Revolverattentat auf die inzwischen ihren  Verletzungen

    erlegene Frau Meyer aus der Xantenerstraße verübt

    zu haben, ist dem Berliner Tageblatt zufolge

    aus der Haft entlassen worden, weil er als Täter

    nicht mehr in Frage kommt.


                                        OESTERREICH.

                    Verschlechterung der Situation.

        Wien, 30. Juli.  Der Kaiser empfing gleich

    nach seiner Ankunft den Minister des Äußeren, Grafen

    Berchthold, den Kriegsminister v. Krobatin und

    den  Generalstabschef Baron Conrad. Die Situation

    wird wegen der  Haltung Rußlands

    als sehr ernst beurteilt.


              Allgemeine Mobilmachung in Oesterreich.

         Wien, 31. Juli.  In Oesterreich ist die allgemeine

    Mobilisierung mit Einschluß des

    Landsturms angeordnet worden. Landsturmpflichtig

    sind Männer vom 18. bis 42. Lebensjahr. Der

    Landsturm besteht in zwei Aufgeboten.


          Noch keine Grenzüberschreitung österreichischer

                                          Truppen.

    Budapest, 31. Juli.  Von amtlicher ungarischer

    Seite erfahre ich, daß entgegen allen anders

    lautenden Nachrichten österreichisch-ungarische Truppen

    bis Donnerstag abends noch nirgends die serbischen

    Grenzen überschritten haben. Auf der ungarischen

    Festung Peterwardein wurde gestern ein

    Reservist, der als Nazarener den Gehorsam verweigerte,

    standrechtlich erschossen.


                    Der Weltfriedenskongreß in Wien abgesagt.

        Der für den 15. bis 19. September nach Wien einberufene

    Weltfriedenskongreß  wurde infolge der

    Kriegsereignisse abgesagt. Zum Kongreß waren

    bereits über 2000 Teilnehmer angemeldet.


                            Neueste Nachrichten.

        Wien, 1. August.  Nach einer amtlichen Mitteilung

    vom 31. Juli hat der Kaiser die allgemeine

    Mobilmachung des Heeres und der Marine und der

    beiden Landwehren sowie die Aufbietung und Einberufung

    des Landsturmes befohlen. Diese Verfügung

    ist veranlaßt durch die von Rußland angeordnete

    Mobilisierung und hat keinen aggressiven

    Charakter.

        Wien, 1. August.  Durch kaiserliche Verordnung

    wurden die Befugnisse der politischen Verwaltung

    dem Armeeoberkommandanten übertragen, ferner

    eine Ministerialverordnung über den Absatz von

    Waffen, Munitionsgegenständen und über Einstellung

    der Wirksamkeit der Geschworenengerichte veröffentlicht.

    Diese Verordnung gilt für die Bukowina,

    Teile von Mähren und Schlesien. Am Küstenland

    von Dalmatien wird der Seeverkehr 

    beschränkt.

        Wien, 1. August.  Nach Bekanntwerden der allgemeinen

    Mobilisierung fanden große patriotische

    Kundgebungen statt. Auch aus der Provinz laufen

    Berichte über begeisterte Kundgebungen ein.

                                        

                                           ITALIEN.

                              Macht Italien mobil?

        Rom, 31. Juli. Der italienische Ministerrat

    beriet heute über die Mobilisierung der italienischen

    Armee.


     3. Spalte 

                 Italien bestellt fünf Parseval-Luftschiffe.

        Die italienische Regierung gab der Luftfahrzeug-

    Gesellschaft in Bitterfeld fünf neue Parseval-

    Luftschiffe in Auftrag.


                                       RUSSLAND.

              Die russische Mobilmachung an der deutschen

                                              Grenze.   

        Es kann  keinem Zweifel unterliegen, daß die

    russische Mobilmachung an der Grenze in vollem  

    Gange ist. Die zweite und dritte russische Kavalleriedivision

    stehen an der Grenze zwischen Wirballen

    und Augustow. Die russische Grenzwache hat ihre

    Wachthäuser in Brand gesetzt. Zollbeamte behaupten,

    daß dies Mobilmachung bedeutet. Zuverlässige

    Reisende haben auf der Fahrt von Petersburg nach

    Wirballen in Wilna drei Militärzüge mit Artillerie

    gesehen. Alle Mannschaften waren kriegsmäßig

    ausgerüstet.

                               Russische Maßnahmen.

        Kattowitz, 31. Juli.  Heute nacht 2 1/2 Uhr

    wurde die Eisenbahnbrücke von Granica,

    die Granica mit Sczokowa verbindet, vom russischen

    Militär in die Luft gesprengt. Die Einwohnerschaft

    von Granica hat den Ort geräumt.

    Rußland hat den Grenzkordon zurückgezogen. 

    Die russische Zollkammer wurde geräumt

    und ihre Bestände nach dem Inneren Rußlands gebracht.

    Alle Lokomotiven sind von der Grenze nach

    dem Inneren gebracht worden. Aus Kalisch wird

    gemeldet, daß man dort alles in der größten Eile

    zum Kriege vorbereite. Heute treffen dort wiederum

    zwei Infanterie-Regimenter, eins aus Lodz und

    eins aus Warschau, ein. Die Bahnlinie von Kalisch

    nach der deutschen Grenze ist durchweg

    militärisch besetzt. In dem unweit von Kalisch

    gelegenen Orte Mostkow liegt eine Abteilung

    Jäger. Soeben kam hier die Nachricht aus Kalisch,

    daß ein Artillerie-Regiment nach der russischen

    Grenze befördert wurde. Es steht auch fest, daß unweit

    der Grenze eine Maschinengewehrabteilung

    stationiert ist. 


                    Verbrüderung mit den Königsmördern.

        Gestern verließen abermals mehrere serbische Offiziere 

    die russische Hauptstadt. Schon eine Stunde

    vor Abgang des Zuges versammelten sich große

    Menschenmassen auf dem Bahnhof bis weit auf die

    Straße hinaus und brachten den Serben begeisterte

    Ovationen dar. Es wurden Fahnen vorangetragen.

    Die serbischen Offiziere wurden vom Publikum

    auf den Händen zum Zuge getragen. Bei der

    Abfahrt wurde ihnen ein Bildnis des Zaren überreicht.

    Die Demonstranten segneten die Offiziere

    mit dem Bildnis des Zaren.


                     Meuterei auf der russischen Flotte?

        Konstantinopel, 30. Juli.  In einem

    missing wird gemeldet: Es

    wird bestätigt, daß auf der russischen Flotte in

    Sebastopol eine Meuterei ausgebrochen ist. Über ihren 

    Umfang liegen keine zuverlässigen Nachrichten vor,

    insbesondere darüber, ob es sich etwa um einen vereinzelten

    Vorgang auf einem einzelnen Schiff handelt.

    Der hiesige russische Stationskreuzer ging

    gestern mit versiegelter Order ins Schwarze Meer.

    Die deutschen Schiffe werden aus dem Schwarzen

    Meer zurückgerufen. Diese Meldung zeigt - ebenso

    wie die von der Sprengung der Warschauer Zitadelle - 

    aufs neue, mit welchen bedeutenden Schwierigkeiten

    im Innern Rußlands zu kämpfen hat.


        




  • October 4, 2017 20:03:00 Beate Jochem

     item 20 


     1. Spalte 

                   Der Kronprinz Führer der 1. Gardedivision.

        Nach einer offiziellen Meldung aus Potsdam ist

    der Kronprinz zum Führer der ersten Gardedivision

    ausersehen.


    Generalfeldmarschall v. d. Goltz'  Wiedereintritt

                                       in das Heer.

        Generalfeldmarschall von der Goltz hat sich zum

    Wiedereintritt in das Heer gemeldet. Es laufen

    schon seit länger als einer Woche im preußischen

    Kriegsministerium täglich Meldungen von deutschen

    Kriegsfreiwilligen ein. Die Meldungen

    rekrutieren sich vielfach aus denjenigen

    Kreisen, für die kein Zwang zum Militärdienst besteht,

    insbesondere aus Mitgliedern des Landsturmes

    und auch aus solchen, die bei der Aushebung

    als untauglich befunden wurden, beziehentlich

    bei der Auslosung ausfielen. Zurzeit werden

    diese Meldungen keine Berücksichtigung finden.

    Nur im allerletzten Ernstfalle werden Freiwillige

    dieser Art zur Verwendung im inneren

    Dienste kommen. Dagegen haben die verabschiedeten

    Offiziere die sich ebenfalls zahlreich

    zum Wiedereintritt melden, Aussicht auf

    baldige Annahme.


              Die Einstellung von Nichtgedienten

                            und Freiwilligen.

        Auf Grund des § 98 der Heer-und Wehrordnung

    kann sich jede Persönlichkeit, die ihrer Dienstpflicht

    noch nicht genügt hat, bei Ausbruch

    der Mobilmachung einen Truppenteil (Ersatzbataillon

    usw.) nach Belieben wählen. Wenn er dies

    nicht tut, wird bei der bald einsetzenden Aushebung

    über ihn verfügt. Als Kriegsfreiwillige können

    sich solche Leute bei einem Ersatztruppenteil melden,

    die keine gesetzliche Verpflichtung zum Dienen

    mehr haben, ferner jugendliche Personen zwischen

    17 und 20 Jahren, soweit sie sich nicht in solchen

    Bezirken aufhalten, in denen der Landsturm aufgeboten

    ist.


      Der Telephonverkehr in Deutschland gesperrt.

        Nach den Grenzstädten im Westen, Norden und

    Osten ist ein telephonischer Verkehr nicht mehr möglich. 


                    Ein deutsches Ausfuhrverbot.

        Berlin, 31. Juli.  Der Bundesrat hat in seiner

    heutigen Sitzung den Erlaß von drei kaiserlichen

    Verordnungen betreffend das Verbot der Ausfuhr

    von Verpflegungs-, Streu- und Futtermitteln, ferner

    von Tieren und tierischen Erzeugnissen sowie

    von Kraftfahrzeugen (Motorwagen, Motorfahrrädern

    und Teilen davon) und von Mineralrohölen,

    Steinkohlenteer und allen aus diesen hergestellten

    Oelen zugestimmt. Die Verordnungen treten sofort

    in Kraft; der Reichskanzler ist ermächtigt, Ausnahmen

    zu gestatten und die erforderlichen 

    Sicherungsmaßregeln zu treffen.


                         Weiteres Ausfuhrverbot.    

        Berlin, 31. Juli.  Der heutige "Reichsanzeiger"

     veröffentlicht außer den bereits gemeldeten

    Ausfuhrverboten das Verbot der Ausfuhr und

    Durchfuhr von Eisenbahnmaterial aller

    Art, von Telegraphen- und Fernsprechdrähten sowie

    Teilen davon, von Luftschiffergeräten aller Art,

    von Fahrzeugen und Teilen davon, ferner das Verbot

    betreffend die Ausfuhr und Durchfuhr von

    Waffen, Munition, Pulver und Sprengstoffen, sowie

    von anderen Artikeln des Kriegsbedarfs und

    von Gegenständen zur Herstellung von Kriegsbedarfsartikeln,

    ferner das Verbot betreffend die Ausfuhr und 

    Durchfuhr von Rohstoffen, die bei der Herstellung

    und dem Betriebe von Gegenständen des Kriegsbedarfs

    zur Verwendung gelangen.


                          Russische Erntearbeiter.

        Unter den Maßnahmen, die die deutsche Regierung

    treffen sollte, besteht hoffentlich auch die Einbehaltung

    der russischen Erntearbeiter, die

    noch auf deutschem Boden weilen. Zu der Zahl von

    weit über 50 000 Mann nicht der schlechtesten Soldaten

    stellen sie ein vollrussisches Armeekorps

    dar. Genau so wie man in Oesterreich alle

    serbischen Reservisten kurzerhand verhaftet, halte

    man diese russischen Reservisten bei uns sofort unter

    militärischer Bewachung - wozu Landsturmleute

    genügen - und lasse die Erntearbeiten

    vollenden und interniere sie dann an geeigneten

    Orten. Es ist das eine Pflicht der Selbsterhaltung.

    Nur keine falsche Zurückhaltung den russischen

    Friedensbrechern gegenüber!


             Die Unterbrechung der deutschen Seeschiffahrt.

        Hamburg, 31. Juli. Sämtliche Hamburger

    Reedereien haben ihre auf See befindlichen Dampfer

    angewiesen, unverzüglich den nächsten Hafen anzulaufen

    und weitere Order abzuwarten. Aus Hamburg

    wird heute kein Schiff mehr abgelassen.


                                Panik in Straßburg.

        Straßburg, 30. Juli.  In Straßburg herrscht

    die größte Erregung. Das Papiergeld hat momentan

    fast keinen Wert; Geschäftsleute und Wirtschaften

    weigern sich, Papiergeld anzunehmen. An den

    Sparkassen werden fortgesetzt Beträge abgehoben,

    es wird von manchen Leuten sogar ein schwunghafter

    Handel mit Hundertmarkscheinen betrieben, für die sie

    90 bis 95 Mark in Silber zahlen. - Die Lebensmittelpreise

    sind horrend in die Höhe gestiegen.

    Die Kolonialwarenhändler machen bekannt, daß

    nur noch gegen Kasse verkauft werde.


                             Aus Königsberg.

        Die Polizeidirektion macht durch Anschlag öffentlich

    bekannt:  Zur Sicherung des Hauptbahnhofes

    und dessen Betriebsanlagen, ist eine militärische

    Wache am Bahnhof, sowie Posten an den Betriebsanlagen

    daselbst aufgestellt. Um Unglücksfälle zu

    vermeiden, mache ich die Bevölkerung darauf aufmerksam, 

    daß die Annäherung an die 


     2. Spalte 

    Eisenbahnanlagen (Gleise, Brücken, Stellwerke usw.)

    näher als 100 Meter verboten ist. Das Passieren

    dieser Anlagen durch Zivilpersonen ohne Begleitung

    eines Postens ist verboten. Zivilpersonen werden

    von den Posten mit Halt! angerufen und müssen

    stehen. Zuwiderhandelnde setzen sich der Gefahr

    aus, erschossen zu werden.


                     Panik an der russischen Grenze.

        Ostrowo, 31. Juli.  Unter den Einwohnern

    an der russischen Grenze herrscht eine große Panik,

    sogar die Familien der deutschen Beamten leben

    in großer Aufregung und die meisten haben die

    letzte Nacht in Ostrowo verbracht. Der Güterverkehr

    zwischen Skalmierzyce und Kalisch ist eingestellt 

    worden. Die russische Grenzwache wurde durch Infanterie

     verstärkt.


                                Eine nationale Tat.

        Kottbus, 31. Juli.  Angesichts der politischen

    Ereignisse erachtet es der Arbeitgeberverband

    der Lausitzer Tuchindustrie für seine nationale

    Pflicht, die Aussperrung sofort für

    beendet zu erklären. Die Verbandsbetriebe

    werden am Montag, den 3. August, früh wieder

    eröffnet.


                           Neueste Nachrichten.

        Berlin, 1. Aug.   Laut "Lok. Anz." hat die

    Kaiserliche Familie gestern abend im Schlosse

    das heilige Abendmahl genommen.

        Berlin, 1. Aug.   Prinz  Adalbert von Preußen

    hat sich heute  mit der Prinzessin Adelheid von Sachsen-

    Meiningen verlobt.

        Berlin, 1. Aug.  Der Berliner Magistrat hat

    sich gestern sehr eingehend mit Maßnahmen beschäftigt,

    die die städtische Verwaltung im Falle des

    Krieges zu ergreifen hat. Nach der "Morgenpost"

    wurde eine Reihe wichtiger Beschlüsse gefaßt, die sich

    auf die Lebensmittelversorgung beziehen. Die

    Stadt wird in der Lage sein, die Lebensmittelversorgung 

    selbst zu regeln.

        Berlin, 1. Aug.  Für den Fall der Mobilmachung

    hat Geheimrat Lipmann vom Vorstand der

    Volks-Kaffee- und Speisehallen-Gesellschaft den

    Betrag von 15 000 Mark für den Fall des Krieges

    zur unentgeltlichen Verabreichung  von Speisen

    und Getränken an ausrückende Mannschaften auf

    den Berliner Bahnhöfen zur Verfügung gestellt. 

        Berlin, 1. Aug.  An der Berliner Universität

    schlossen gestern die Professoren ihre Vorlesungen

    mit dem Hinweis auf die bevorstehende Kriegsgefahr

    und die in Aussicht stehende Schließung der

    Universität.

        Berlin, 1. Aug.   Der frühere Pastor Schmidt,

    der unter dem Verdacht verhaftet wurde, das

    Revolverattentat auf die inzwischen ihren  Verletzungen

    erlegene Frau Meyer aus der Xantenerstraße verübt

    zu haben, ist dem Berliner Tageblatt zufolge

    aus der Haft entlassen worden, weil er als Täter

    nicht mehr in Frage kommt.


                                        OESTERREICH.

                    Verschlechterung der Situation.

        Wien, 30. Juli.  Der Kaiser empfing gleich

    nach seiner Ankunft den Minister des Äußeren, Grafen

    Berchthold, den Kriegsminister v. Krobatin und

    den  Generalstabschef Baron Conrad. Die Situation

    wird wegen der  Haltung Rußlands

    als sehr ernst beurteilt.


              Allgemeine Mobilmachung in Oesterreich.

         Wien, 31. Juli.  In Oesterreich ist die allgemeine

    Mobilisierung mit Einschluß des

    Landsturms angeordnet worden. Landsturmpflichtig

    sind Männer vom 18. bis 42. Lebensjahr. Der

    Landsturm besteht in zwei Aufgeboten.


          Noch keine Grenzüberschreitung österreichischer

                                          Truppen.

    Budapest, 31. Juli.  Von amtlicher ungarischer

    Seite erfahre ich, daß entgegen allen anders

    lautenden Nachrichten österreichisch-ungarische Truppen

    bis Donnerstag abends noch nirgends die serbischen

    Grenzen überschritten haben. Auf der ungarischen

    Festung Peterwardein wurde gestern ein

    Reservist, der als Nazarener den Gehorsam verweigerte,

    standrechtlich erschossen.


                    Der Weltfriedenskongreß in Wien abgesagt.

        Der für den 15. bis 19. September nach Wien einberufene

    Weltfriedenskongreß  wurde infolge der

    Kriegsereignisse abgesagt. Zum Kongreß waren

    bereits über 2000 Teilnehmer angemeldet.


                            Neueste Nachrichten.

        Wien, 1. August.  Nach einer amtlichen Mitteilung

    vom 31. Juli hat der Kaiser die allgemeine

    Mobilmachung des Heeres und der Marine und der

    beiden Landwehren sowie die Aufbietung und Einberufung

    des Landsturmes befohlen. Diese Verfügung

    ist veranlaßt durch die von Rußland angeordnete

    Mobilisierung und hat keinen aggressiven

    Charakter.

        Wien, 1. August.  Durch kaiserliche Verordnung

    wurden die Befugnisse der politischen Verwaltung

    dem Armeeoberkommandanten übertragen, ferner

    eine Ministerialverordnung über den Absatz von

    Waffen, Munitionsgegenständen und über Einstellung

    der Wirksamkeit der Geschworenengerichte veröffentlicht.

    Diese Verordnung gilt für die Bukowina,

    Teile von Mähren und Schlesien. Am Küstenland

    von Dalmatien wird der Seeverkehr 

    beschränkt.

        Wien, 1. August.  Nach Bekanntwerden der allgemeinen

    Mobilisierung fanden große patriotische

    Kundgebungen statt. Auch aus der Provinz laufen

    Berichte über begeisterte Kundgebungen ein.

                                        

                                           ITALIEN.

                              Macht Italien mobil?

        Rom, 31. Juli. Der italienische Ministerrat

    beriet heute über die Mobilisierung der italienischen

    Armee.


     3. Spalte 

                 Italien bestellt fünf Parseval-Luftschiffe.

        Die italienische Regierung gab der Luftfahrzeug-

    Gesellschaft in Bitterfeld fünf neue Parseval-

    Luftschiffe in Auftrag.


                                       RUSSLAND.

              Die russische Mobilmachung an der deutschen

                                              Grenze.   

        Es kann  keinem Zweifel unterliegen, daß die

    russische Mobilmachung an der Grenze in vollem  

    Gange ist. Die zweite und dritte russische Kavalleriedivision

    stehen an der Grenze zwischen Wirballen

    und Augustow. Die russische Grenzwache hat ihre

    Wachthäuser in Brand gesetzt. Zollbeamte behaupten,

    daß dies Mobilmachung bedeutet. Zuverlässige

    Reisende haben auf der Fahrt von Petersburg nach

    Wirballen in Wilna drei Militärzüge mit Artillerie

    gesehen. Alle Mannschaften waren kriegsmäßig

    ausgerüstet.

                               Russische Maßnahmen.

        Kattowitz, 31. Juli.  Heute nacht 2 1/2 Uhr

    wurde die Eisenbahnbrücke von Granica,

    die Granica mit Sczokowa verbindet, vom russischen

    Militär in die Luft gesprengt. Die Einwohnerschaft

    von Granica hat den Ort geräumt.

    Rußland hat den Grenzkordon zurückgezogen. 

    Die russische Zollkammer wurde geräumt

    und ihre Bestände nach dem Inneren Rußlands gebracht.

    Alle Lokomotiven sind von der Grenze nach

    dem Inneren gebracht worden. Aus Kalisch wird

    gemeldet, daß man dort alles in der größten Eile

    zum Kriege vorbereite. Heute treffen dort wiederum

    zwei Infanterie-Regimenter, eins aus Lodz und

    eins aus Warschau, ein. Die Bahnlinie von Kalisch

    nach der deutschen Grenze ist durchweg

    militärisch besetzt. In dem unweit von Kalisch

    gelegenen Orte Mostkow liegt eine Abteilung

    Jäger. Soeben kam hier die Nachricht aus Kalisch,

    daß ein Artillerie-Regiment nach der russischen

    Grenze befördert wurde. Es steht auch fest, daß unweit

    der Grenze eine Maschinengewehrabteilung

    stationiert ist. 


                    Verbrüderung mit den Königsmördern.

        Gestern verließen abermals mehrere serbische Offiziere 

    die russische Hauptstadt. Schon eine Stunde

    vor Abgang des Zuges versammelten sich große

    Menschenmassen auf dem Bahnhof bis weit auf die

    Straße hinaus und brachten den Serben begeisterte

    Ovationen dar. Es wurden Fahnen vorangetragen.

    Die serbischen Offiziere wurden vom Publikum

    auf den Händen zum Zuge getragen. Bei der

    Abfahrt wurde ihnen ein Bildnis des Zaren überreicht.

    Die Demonstranten segneten die Offiziere

    mit dem Bildnis des Zaren.


        




  • October 4, 2017 19:55:09 Beate Jochem

     item 20 


     1. Spalte 

                   Der Kronprinz Führer der 1. Gardedivision.

        Nach einer offiziellen Meldung aus Potsdam ist

    der Kronprinz zum Führer der ersten Gardedivision

    ausersehen.


    Generalfeldmarschall v. d. Goltz'  Wiedereintritt

                                       in das Heer.

        Generalfeldmarschall von der Goltz hat sich zum

    Wiedereintritt in das Heer gemeldet. Es laufen

    schon seit länger als einer Woche im preußischen

    Kriegsministerium täglich Meldungen von deutschen

    Kriegsfreiwilligen ein. Die Meldungen

    rekrutieren sich vielfach aus denjenigen

    Kreisen, für die kein Zwang zum Militärdienst besteht,

    insbesondere aus Mitgliedern des Landsturmes

    und auch aus solchen, die bei der Aushebung

    als untauglich befunden wurden, beziehentlich

    bei der Auslosung ausfielen. Zurzeit werden

    diese Meldungen keine Berücksichtigung finden.

    Nur im allerletzten Ernstfalle werden Freiwillige

    dieser Art zur Verwendung im inneren

    Dienste kommen. Dagegen haben die verabschiedeten

    Offiziere die sich ebenfalls zahlreich

    zum Wiedereintritt melden, Aussicht auf

    baldige Annahme.


              Die Einstellung von Nichtgedienten

                            und Freiwilligen.

        Auf Grund des § 98 der Heer-und Wehrordnung

    kann sich jede Persönlichkeit, die ihrer Dienstpflicht

    noch nicht genügt hat, bei Ausbruch

    der Mobilmachung einen Truppenteil (Ersatzbataillon

    usw.) nach Belieben wählen. Wenn er dies

    nicht tut, wird bei der bald einsetzenden Aushebung

    über ihn verfügt. Als Kriegsfreiwillige können

    sich solche Leute bei einem Ersatztruppenteil melden,

    die keine gesetzliche Verpflichtung zum Dienen

    mehr haben, ferner jugendliche Personen zwischen

    17 und 20 Jahren, soweit sie sich nicht in solchen

    Bezirken aufhalten, in denen der Landsturm aufgeboten

    ist.


      Der Telephonverkehr in Deutschland gesperrt.

        Nach den Grenzstädten im Westen, Norden und

    Osten ist ein telephonischer Verkehr nicht mehr möglich. 


                    Ein deutsches Ausfuhrverbot.

        Berlin, 31. Juli.  Der Bundesrat hat in seiner

    heutigen Sitzung den Erlaß von drei kaiserlichen

    Verordnungen betreffend das Verbot der Ausfuhr

    von Verpflegungs-, Streu- und Futtermitteln, ferner

    von Tieren und tierischen Erzeugnissen sowie

    von Kraftfahrzeugen (Motorwagen, Motorfahrrädern

    und Teilen davon) und von Mineralrohölen,

    Steinkohlenteer und allen aus diesen hergestellten

    Oelen zugestimmt. Die Verordnungen treten sofort

    in Kraft; der Reichskanzler ist ermächtigt, Ausnahmen

    zu gestatten und die erforderlichen 

    Sicherungsmaßregeln zu treffen.


                         Weiteres Ausfuhrverbot.    

        Berlin, 31. Juli.  Der heutige "Reichsanzeiger"

     veröffentlicht außer den bereits gemeldeten

    Ausfuhrverboten das Verbot der Ausfuhr und

    Durchfuhr von Eisenbahnmaterial aller

    Art, von Telegraphen- und Fernsprechdrähten sowie

    Teilen davon, von Luftschiffergeräten aller Art,

    von Fahrzeugen und Teilen davon, ferner das Verbot

    betreffend die Ausfuhr und Durchfuhr von

    Waffen, Munition, Pulver und Sprengstoffen, sowie

    von anderen Artikeln des Kriegsbedarfs und

    von Gegenständen zur Herstellung von Kriegsbedarfsartikeln,

    ferner das Verbot betreffend die Ausfuhr und 

    Durchfuhr von Rohstoffen, die bei der Herstellung

    und dem Betriebe von Gegenständen des Kriegsbedarfs

    zur Verwendung gelangen.


                          Russische Erntearbeiter.

        Unter den Maßnahmen, die die deutsche Regierung

    treffen sollte, besteht hoffentlich auch die Einbehaltung

    der russischen Erntearbeiter, die

    noch auf deutschem Boden weilen. Zu der Zahl von

    weit über 50 000 Mann nicht der schlechtesten Soldaten

    stellen sie ein vollrussisches Armeekorps

    dar. Genau so wie man in Oesterreich alle

    serbischen Reservisten kurzerhand verhaftet, halte

    man diese russischen Reservisten bei uns sofort unter

    militärischer Bewachung - wozu Landsturmleute

    genügen - und lasse die Erntearbeiten

    vollenden und interniere sie dann an geeigneten

    Orten. Es ist das eine Pflicht der Selbsterhaltung.

    Nur keine falsche Zurückhaltung den russischen

    Friedensbrechern gegenüber!


             Die Unterbrechung der deutschen Seeschiffahrt.

        Hamburg, 31. Juli. Sämtliche Hamburger

    Reedereien haben ihre auf See befindlichen Dampfer

    angewiesen, unverzüglich den nächsten Hafen anzulaufen

    und weitere Order abzuwarten. Aus Hamburg

    wird heute kein Schiff mehr abgelassen.


                                Panik in Straßburg.

        Straßburg, 30. Juli.  In Straßburg herrscht

    die größte Erregung. Das Papiergeld hat momentan

    fast keinen Wert; Geschäftsleute und Wirtschaften

    weigern sich, Papiergeld anzunehmen. An den

    Sparkassen werden fortgesetzt Beträge abgehoben,

    es wird von manchen Leuten sogar ein schwunghafter

    Handel mit Hundertmarkscheinen betrieben, für die sie

    90 bis 95 Mark in Silber zahlen. - Die Lebensmittelpreise

    sind horrend in die Höhe gestiegen.

    Die Kolonialwarenhändler machen bekannt, daß

    nur noch gegen Kasse verkauft werde.


                             Aus Königsberg.

        Die Polizeidirektion macht durch Anschlag öffentlich

    bekannt:  Zur Sicherung des Hauptbahnhofes

    und dessen Betriebsanlagen, ist eine militärische

    Wache am Bahnhof, sowie Posten an den Betriebsanlagen

    daselbst aufgestellt. Um Unglücksfälle zu

    vermeiden, mache ich die Bevölkerung darauf aufmerksam, 

    daß die Annäherung an die 


     2. Spalte 

    Eisenbahnanlagen (Gleise, Brücken, Stellwerke usw.)

    näher als 100 Meter verboten ist. Das Passieren

    dieser Anlagen durch Zivilpersonen ohne Begleitung

    eines Postens ist verboten. Zivilpersonen werden

    von den Posten mit Halt! angerufen und müssen

    stehen. Zuwiderhandelnde setzen sich der Gefahr

    aus, erschossen zu werden.


                     Panik an der russischen Grenze.

        Ostrowo, 31. Juli.  Unter den Einwohnern

    an der russischen Grenze herrscht eine große Panik,

    sogar die Familien der deutschen Beamten leben

    in großer Aufregung und die meisten haben die

    letzte Nacht in Ostrowo verbracht. Der Güterverkehr

    zwischen Skalmierzyce und Kalisch ist eingestellt 

    worden. Die russische Grenzwache wurde durch Infanterie

     verstärkt.


                                Eine nationale Tat.

        Kottbus, 31. Juli.  Angesichts der politischen

    Ereignisse erachtet es der Arbeitgeberverband

    der Lausitzer Tuchindustrie für seine nationale

    Pflicht, die Aussperrung sofort für

    beendet zu erklären. Die Verbandsbetriebe

    werden am Montag, den 3. August, früh wieder

    eröffnet.


                           Neueste Nachrichten.

        Berlin, 1. Aug.   Laut "Lok. Anz." hat die

    Kaiserliche Familie gestern abend im Schlosse

    das heilige Abendmahl genommen.

        Berlin, 1. Aug.   Prinz  Adalbert von Preußen

    hat sich heute  mit der Prinzessin Adelheid von Sachsen-

    Meiningen verlobt.

        Berlin, 1. Aug.  Der Berliner Magistrat hat

    sich gestern sehr eingehend mit Maßnahmen beschäftigt,

    die die städtische Verwaltung im Falle des

    Krieges zu ergreifen hat. Nach der "Morgenpost"

    wurde eine Reihe wichtiger Beschlüsse gefaßt, die sich

    auf die Lebensmittelversorgung beziehen. Die

    Stadt wird in der Lage sein, die Lebensmittelversorgung 

    selbst zu regeln.

        Berlin, 1. Aug.  Für den Fall der Mobilmachung

    hat Geheimrat Lipmann vom Vorstand der

    Volks-Kaffee- und Speisehallen-Gesellschaft den

    Betrag von 15 000 Mark für den Fall des Krieges

    zur unentgeltlichen Verabreichung  von Speisen

    und Getränken an ausrückende Mannschaften auf

    den Berliner Bahnhöfen zur Verfügung gestellt. 

        Berlin, 1. Aug.  An der Berliner Universität

    schlossen gestern die Professoren ihre Vorlesungen

    mit dem Hinweis auf die bevorstehende Kriegsgefahr

    und die in Aussicht stehende Schließung der

    Universität.

        Berlin, 1. Aug.   Der frühere Pastor Schmidt,

    der unter dem Verdacht verhaftet wurde, das

    Revolverattentat auf die inzwischen ihren  Verletzungen

    erlegene Frau Meyer aus der Xantenerstraße verübt

    zu haben, ist dem Berliner Tageblatt zufolge

    aus der Haft entlassen worden, weil er als Täter

    nicht mehr in Frage kommt.


                                        OESTERREICH.

                    Verschlechterung der Situation.

        Wien, 30. Juli.  Der Kaiser empfing gleich

    nach seiner Ankunft den Minister des Äußeren, Grafen

    Berchthold, den Kriegsminister v. Krobatin und

    den  Generalstabschef Baron Conrad. Die Situation

    wird wegen der  Haltung Rußlands

    als sehr ernst beurteilt.


              Allgemeine Mobilmachung in Oesterreich.

         Wien, 31. Juli.  In Oesterreich ist die allgemeine

    Mobilisierung mit Einschluß des

    Landsturms angeordnet worden. Landsturmpflichtig

    sind Männer vom 18. bis 42. Lebensjahr. Der

    Landsturm besteht in zwei Aufgeboten.


          Noch keine Grenzüberschreitung österreichischer

                                          Truppen.

    Budapest, 31. Juli.  Von amtlicher ungarischer

    Seite erfahre ich, daß entgegen allen anders

    lautenden Nachrichten österreichisch-ungarische Truppen

    bis Donnerstag abends noch nirgends die serbischen

    Grenzen überschritten haben. Auf der ungarischen

    Festung Peterwardein wurde gestern ein

    Reservist, der als Nazarener den Gehorsam verweigerte,

    standrechtlich erschossen.


                    Der Weltfriedenskongreß in Wien abgesagt.

        Der für den 15. bis 19. September nach Wien einberufene

    Weltfriedenskongreß  wurde infolge der

    Kriegsereignisse abgesagt. Zum Kongreß waren

    bereits über 2000 Teilnehmer angemeldet.


                            Neueste Nachrichten.

        Wien, 1. August.  Nach einer amtlichen Mitteilung

    vom 31. Juli hat der Kaiser die allgemeine

    Mobilmachung des Heeres und der Marine und der

    beiden Landwehren sowie die Aufbietung und Einberufung

    des Landsturmes befohlen. Diese Verfügung

    ist veranlaßt durch die von Rußland angeordnete

    Mobilisierung und hat keinen aggressiven

    Charakter.

        Wien, 1. August.  Durch kaiserliche Verordnung

    wurden die Befugnisse der politischen Verwaltung

    dem Armeeoberkommandanten übertragen, ferner

    eine Ministerialverordnung über den Absatz von

    Waffen, Munitionsgegenständen und über Einstellung

    der Wirksamkeit der Geschworenengerichte veröffentlicht.

    Diese Verordnung gilt für die Bukowina,

    Teile von Mähren und Schlesien. Am Küstenland

    von Dalmatien wird der Seeverkehr 

    beschränkt.

        Wien, 1. August.  Nach Bekanntwerden der allgemeinen

    Mobilisierung fanden große patriotische

    Kundgebungen statt. Auch aus der Provinz laufen

    Berichte über begeisterte Kundgebungen ein.

                                        

                                           ITALIEN.

                              Macht Italien mobil?

        Rom, 31. Juli. Der italienische Ministerrat

    beriet heute über die Mobilisierung der italienischen

    Armee.


     3. Spalte 

                 Italien bestellt fünf Parseval-Luftschiffe.

        Die italienische Regierung gab der Luftfahrzeug-

    Gesellschaft in Bitterfeld fünf neue Parseval-

    Luftschiffe in Auftrag.


                                       RUSSLAND.

              Die russische Mobilmachung an der deutschen

                                              Grenze.   

        Es kann  keinem Zweifel unterliegen, daß die

    russische Mobilmachung an der Grenze in vollem  

    Gange ist. Die zweite und dritte russische Kavalleriedivision

    stehen an der Grenze zwischen Wirballen

    und Augustow. Die russische Grenzwache hat ihre

    Wachthäuser in Brand gesetzt. Zollbeamte behaupten,

    daß dies Mobilmachung bedeutet. Zuverlässige

    Reisende haben auf der Fahrt von Petersburg nach

    Wirballen in Wilna drei Militärzüge mit Artillerie

    gesehen. Alle Mannschaften waren kriegsmäßig

    ausgerüstet.

                               Russische Maßnahmen.

        Kattowitz, 31. Juli.  Heute nacht 2 1/2 Uhr

    wurde die Eisenbahnbrücke von Granica,

    die Granica mit Sczokowa verbindet, vom russischen

    Militär in die Luft gesprengt. Die Einwohnerschaft

    von Granica hat den Ort geräumt.

    Rußland hat den Grenzkordon zurückgezogen. 

    Die russische Zollkammer wurde geräumt

    und ihre Bestände nach dem Inneren Rußlands gebracht.

    Alle Lokomotiven sind von der Grenze nach

    dem Inneren gebracht worden. Aus Kalisch wird

    gemeldet, daß man dort alles in der größten Eile

    zum Kriege vorbereite. Heute treffen dort wiederum

    zwei Infanterie-Regimenter, eins aus Lodz und

    eins aus Warschau, ein. Die Bahnlinie von Kalisch

    nach der deutschen Grenze ist durchweg

    militärisch besetzt. In dem unweit von Kalisch

    gelegenen Orte Mostkow liegt eine Abteilung

    Jäger. Soeben kam hier die Nachricht aus Kalisch,

    daß ein Artillerie-Regiment nach der russischen

    Grenze befördert wurde. Es steht auch fest, daß unweit

    der Grenze eine Maschinengewehrabteilung

    stationiert ist.


        




  • October 4, 2017 19:52:53 Beate Jochem

     item 20 


     1. Spalte 

                   Der Kronprinz Führer der 1. Gardedivision.

        Nach einer offiziellen Meldung aus Potsdam ist

    der Kronprinz zum Führer der ersten Gardedivision

    ausersehen.


    Generalfeldmarschall v. d. Goltz'  Wiedereintritt

                                       in das Heer.

        Generalfeldmarschall von der Goltz hat sich zum

    Wiedereintritt in das Heer gemeldet. Es laufen

    schon seit länger als einer Woche im preußischen

    Kriegsministerium täglich Meldungen von deutschen

    Kriegsfreiwilligen ein. Die Meldungen

    rekrutieren sich vielfach aus denjenigen

    Kreisen, für die kein Zwang zum Militärdienst besteht,

    insbesondere aus Mitgliedern des Landsturmes

    und auch aus solchen, die bei der Aushebung

    als untauglich befunden wurden, beziehentlich

    bei der Auslosung ausfielen. Zurzeit werden

    diese Meldungen keine Berücksichtigung finden.

    Nur im allerletzten Ernstfalle werden Freiwillige

    dieser Art zur Verwendung im inneren

    Dienste kommen. Dagegen haben die verabschiedeten

    Offiziere die sich ebenfalls zahlreich

    zum Wiedereintritt melden, Aussicht auf

    baldige Annahme.


              Die Einstellung von Nichtgedienten

                            und Freiwilligen.

        Auf Grund des § 98 der Heer-und Wehrordnung

    kann sich jede Persönlichkeit, die ihrer Dienstpflicht

    noch nicht genügt hat, bei Ausbruch

    der Mobilmachung einen Truppenteil (Ersatzbataillon

    usw.) nach Belieben wählen. Wenn er dies

    nicht tut, wird bei der bald einsetzenden Aushebung

    über ihn verfügt. Als Kriegsfreiwillige können

    sich solche Leute bei einem Ersatztruppenteil melden,

    die keine gesetzliche Verpflichtung zum Dienen

    mehr haben, ferner jugendliche Personen zwischen

    17 und 20 Jahren, soweit sie sich nicht in solchen

    Bezirken aufhalten, in denen der Landsturm aufgeboten

    ist.


      Der Telephonverkehr in Deutschland gesperrt.

        Nach den Grenzstädten im Westen, Norden und

    Osten ist ein telephonischer Verkehr nicht mehr möglich. 


                    Ein deutsches Ausfuhrverbot.

        Berlin, 31. Juli.  Der Bundesrat hat in seiner

    heutigen Sitzung den Erlaß von drei kaiserlichen

    Verordnungen betreffend das Verbot der Ausfuhr

    von Verpflegungs-, Streu- und Futtermitteln, ferner

    von Tieren und tierischen Erzeugnissen sowie

    von Kraftfahrzeugen (Motorwagen, Motorfahrrädern

    und Teilen davon) und von Mineralrohölen,

    Steinkohlenteer und allen aus diesen hergestellten

    Oelen zugestimmt. Die Verordnungen treten sofort

    in Kraft; der Reichskanzler ist ermächtigt, Ausnahmen

    zu gestatten und die erforderlichen 

    Sicherungsmaßregeln zu treffen.


                         Weiteres Ausfuhrverbot.    

        Berlin, 31. Juli.  Der heutige "Reichsanzeiger"

     veröffentlicht außer den bereits gemeldeten

    Ausfuhrverboten das Verbot der Ausfuhr und

    Durchfuhr von Eisenbahnmaterial aller

    Art, von Telegraphen- und Fernsprechdrähten sowie

    Teilen davon, von Luftschiffergeräten aller Art,

    von Fahrzeugen und Teilen davon, ferner das Verbot

    betreffend die Ausfuhr und Durchfuhr von

    Waffen, Munition, Pulver und Sprengstoffen, sowie

    von anderen Artikeln des Kriegsbedarfs und

    von Gegenständen zur Herstellung von Kriegsbedarfsartikeln,

    ferner das Verbot betreffend die Ausfuhr und 

    Durchfuhr von Rohstoffen, die bei der Herstellung

    und dem Betriebe von Gegenständen des Kriegsbedarfs

    zur Verwendung gelangen.


                          Russische Erntearbeiter.

        Unter den Maßnahmen, die die deutsche Regierung

    treffen sollte, besteht hoffentlich auch die Einbehaltung

    der russischen Erntearbeiter, die

    noch auf deutschem Boden weilen. Zu der Zahl von

    weit über 50 000 Mann nicht der schlechtesten Soldaten

    stellen sie ein vollrussisches Armeekorps

    dar. Genau so wie man in Oesterreich alle

    serbischen Reservisten kurzerhand verhaftet, halte

    man diese russischen Reservisten bei uns sofort unter

    militärischer Bewachung - wozu Landsturmleute

    genügen - und lasse die Erntearbeiten

    vollenden und interniere sie dann an geeigneten

    Orten. Es ist das eine Pflicht der Selbsterhaltung.

    Nur keine falsche Zurückhaltung den russischen

    Friedensbrechern gegenüber!


             Die Unterbrechung der deutschen Seeschiffahrt.

        Hamburg, 31. Juli. Sämtliche Hamburger

    Reedereien haben ihre auf See befindlichen Dampfer

    angewiesen, unverzüglich den nächsten Hafen anzulaufen

    und weitere Order abzuwarten. Aus Hamburg

    wird heute kein Schiff mehr abgelassen.


                                Panik in Straßburg.

        Straßburg, 30. Juli.  In Straßburg herrscht

    die größte Erregung. Das Papiergeld hat momentan

    fast keinen Wert; Geschäftsleute und Wirtschaften

    weigern sich, Papiergeld anzunehmen. An den

    Sparkassen werden fortgesetzt Beträge abgehoben,

    es wird von manchen Leuten sogar ein schwunghafter

    Handel mit Hundertmarkscheinen betrieben, für die sie

    90 bis 95 Mark in Silber zahlen. - Die Lebensmittelpreise

    sind horrend in die Höhe gestiegen.

    Die Kolonialwarenhändler machen bekannt, daß

    nur noch gegen Kasse verkauft werde.


                             Aus Königsberg.

        Die Polizeidirektion macht durch Anschlag öffentlich

    bekannt:  Zur Sicherung des Hauptbahnhofes

    und dessen Betriebsanlagen, ist eine militärische

    Wache am Bahnhof, sowie Posten an den Betriebsanlagen

    daselbst aufgestellt. Um Unglücksfälle zu

    vermeiden, mache ich die Bevölkerung darauf aufmerksam, 

    daß die Annäherung an die 


     2. Spalte 

    Eisenbahnanlagen (Gleise, Brücken, Stellwerke usw.)

    näher als 100 Meter verboten ist. Das Passieren

    dieser Anlagen durch Zivilpersonen ohne Begleitung

    eines Postens ist verboten. Zivilpersonen werden

    von den Posten mit Halt! angerufen und müssen

    stehen. Zuwiderhandelnde setzen sich der Gefahr

    aus, erschossen zu werden.


                     Panik an der russischen Grenze.

        Ostrowo, 31. Juli.  Unter den Einwohnern

    an der russischen Grenze herrscht eine große Panik,

    sogar die Familien der deutschen Beamten leben

    in großer Aufregung und die meisten haben die

    letzte Nacht in Ostrowo verbracht. Der Güterverkehr

    zwischen Skalmierzyce und Kalisch ist eingestellt 

    worden. Die russische Grenzwache wurde durch Infanterie

     verstärkt.


                                Eine nationale Tat.

        Kottbus, 31. Juli.  Angesichts der politischen

    Ereignisse erachtet es der Arbeitgeberverband

    der Lausitzer Tuchindustrie für seine nationale

    Pflicht, die Aussperrung sofort für

    beendet zu erklären. Die Verbandsbetriebe

    werden am Montag, den 3. August, früh wieder

    eröffnet.


                           Neueste Nachrichten.

        Berlin, 1. Aug.   Laut "Lok. Anz." hat die

    Kaiserliche Familie gestern abend im Schlosse

    das heilige Abendmahl genommen.

        Berlin, 1. Aug.   Prinz  Adalbert von Preußen

    hat sich heute  mit der Prinzessin Adelheid von Sachsen-

    Meiningen verlobt.

        Berlin, 1. Aug.  Der Berliner Magistrat hat

    sich gestern sehr eingehend mit Maßnahmen beschäftigt,

    die die städtische Verwaltung im Falle des

    Krieges zu ergreifen hat. Nach der "Morgenpost"

    wurde eine Reihe wichtiger Beschlüsse gefaßt, die sich

    auf die Lebensmittelversorgung beziehen. Die

    Stadt wird in der Lage sein, die Lebensmittelversorgung 

    selbst zu regeln.

        Berlin, 1. Aug.  Für den Fall der Mobilmachung

    hat Geheimrat Lipmann vom Vorstand der

    Volks-Kaffee- und Speisehallen-Gesellschaft den

    Betrag von 15 000 Mark für den Fall des Krieges

    zur unentgeltlichen Verabreichung  von Speisen

    und Getränken an ausrückende Mannschaften auf

    den Berliner Bahnhöfen zur Verfügung gestellt. 

        Berlin, 1. Aug.  An der Berliner Universität

    schlossen gestern die Professoren ihre Vorlesungen

    mit dem Hinweis auf die bevorstehende Kriegsgefahr

    und die in Aussicht stehende Schließung der

    Universität.

        Berlin, 1. Aug.   Der frühere Pastor Schmidt,

    der unter dem Verdacht verhaftet wurde, das

    Revolverattentat auf die inzwischen ihren  Verletzungen

    erlegene Frau Meyer aus der Xantenerstraße verübt

    zu haben, ist dem Berliner Tageblatt zufolge

    aus der Haft entlassen worden, weil er als Täter

    nicht mehr in Frage kommt.


                                        OESTERREICH.

                    Verschlechterung der Situation.

        Wien, 30. Juli.  Der Kaiser empfing gleich

    nach seiner Ankunft den Minister des Äußeren, Grafen

    Berchthold, den Kriegsminister v. Krobatin und

    den  Generalstabschef Baron Conrad. Die Situation

    wird wegen der  Haltung Rußlands

    als sehr ernst beurteilt.


              Allgemeine Mobilmachung in Oesterreich.

         Wien, 31. Juli.  In Oesterreich ist die allgemeine

    Mobilisierung mit Einschluß des

    Landsturms angeordnet worden. Landsturmpflichtig

    sind Männer vom 18. bis 42. Lebensjahr. Der

    Landsturm besteht in zwei Aufgeboten.


          Noch keine Grenzüberschreitung österreichischer

                                          Truppen.

    Budapest, 31. Juli.  Von amtlicher ungarischer

    Seite erfahre ich, daß entgegen allen anders

    lautenden Nachrichten österreichisch-ungarische Truppen

    bis Donnerstag abends noch nirgends die serbischen

    Grenzen überschritten haben. Auf der ungarischen

    Festung Peterwardein wurde gestern ein

    Reservist, der als Nazarener den Gehorsam verweigerte,

    standrechtlich erschossen.


                    Der Weltfriedenskongreß in Wien abgesagt.

        Der für den 15. bis 19. September nach Wien einberufene

    Weltfriedenskongreß  wurde infolge der

    Kriegsereignisse abgesagt. Zum Kongreß waren

    bereits über 2000 Teilnehmer angemeldet.


                            Neueste Nachrichten.

        Wien, 1. August.  Nach einer amtlichen Mitteilung

    vom 31. Juli hat der Kaiser die allgemeine

    Mobilmachung des Heeres und der Marine und der

    beiden Landwehren sowie die Aufbietung und Einberufung

    des Landsturmes befohlen. Diese Verfügung

    ist veranlaßt durch die von Rußland angeordnete

    Mobilisierung und hat keinen aggressiven

    Charakter.

        Wien, 1. August.  Durch kaiserliche Verordnung

    wurden die Befugnisse der politischen Verwaltung

    dem Armeeoberkommandanten übertragen, ferner

    eine Ministerialverordnung über den Absatz von

    Waffen, Munitionsgegenständen und über Einstellung

    der Wirksamkeit der Geschworenengerichte veröffentlicht.

    Diese Verordnung gilt für die Bukowina,

    Teile von Mähren und Schlesien. Am Küstenland

    von Dalmatien wird der Seeverkehr 

    beschränkt.

        Wien, 1. August.  Nach Bekanntwerden der allgemeinen

    Mobilisierung fanden große patriotische

    Kundgebungen statt. Auch aus der Provinz laufen

    Berichte über begeisterte Kundgebungen ein.

                                        

                                           ITALIEN.

                              Macht Italien mobil?

        Rom, 31. Juli. Der italienische Ministerrat

    beriet heute über die Mobilisierung der italienischen

    Armee.


     3. Spalte 

                 Italien bestellt fünf Parseval-Luftschiffe.

        Die italienische Regierung gab der Luftfahrzeug-

    Gesellschaft in Bitterfeld fünf neue Parseval-

    Luftschiffe in Auftrag.


                                       RUSSLAND.

              Die russische Mobilmachung an der deutschen

                                              Grenze.   

        Es kann  keinem Zweifel unterliegen, daß die

    russische Mobilmachung an der Grenze in vollem  

    Gange ist. Die zweite und dritte russische Kavalleriedivision

    stehen an der Grenze zwischen Wirballen

    und Augustow. Die russische Grenzwache hat ihre

    Wachthäuser in Brand gesetzt. Zollbeamte behaupten,

    daß dies Mobilmachung bedeutet. Zuverlässige

    Reisende haben auf der Fahrt von Petersburg nach

    Wirballen in Wilna drei Militärzüge mit Artillerie

    gesehen. Alle Mannschaften waren kriegsmäßig

    ausgerüstet.

                               Russische Maßnahmen.

        Kattowitz, 31. Juli.  Heute nacht 2 1/2 Uhr

    wurde die Eisenbahnbrücke von Granica,

    die Granica mit Sczokowa verbindet, vom russischen

    Militär in die Luft gesprengt. Die Einwohnerschaft

    von Granica hat den Ort geräumt.

    Rußland hat den Grenzkordon zurückgezogen. 

    Die russische Zollkammer wurde geräumt

    und ihre Bestände nach dem Inneren Rußlands gebracht.

    Alle Lokomotiven sind von der Grenze nach

    dem Inneren gebracht worden. Aus Kalisch wird

    gemeldet, daß man dort alles in de größten Eile

    zum Kriege vorbereite. Heute treffen dort wiederum

    zwei Infanterie-Regimenter, eins aus Lodz und

    eins aus Warschau, ein. Die Bahnlinie von Kalisch

    nach der deutschen Grenze ist durchweg

    militärisch besetzt. In dem unweit von Kalisch

    gelegenen Orte Mostkow liegt eine Abteilung

    Jäger. Soeben kam hier die Nachricht aus Kalisch,

    daß ein Artillerie-Regiment nach der russischen

    Grenze befördert wurde. Es steht auch fest, daß unweit

    de Grenze eine Maschinengewehrabteilung

    stationiert ist.


        




  • October 3, 2017 20:57:49 Beate Jochem

     item 20 


     1. Spalte 

                   Der Kronprinz Führer der 1. Gardedivision.

        Nach einer offiziellen Meldung aus Potsdam ist

    der Kronprinz zum Führer der ersten Gardedivision

    ausersehen.


    Generalfeldmarschall v. d. Goltz'  Wiedereintritt

                                       in das Heer.

        Generalfeldmarschall von der Goltz hat sich zum

    Wiedereintritt in das Heer gemeldet. Es laufen

    schon seit länger als einer Woche im preußischen

    Kriegsministerium täglich Meldungen von deutschen

    Kriegsfreiwilligen ein. Die Meldungen

    rekrutieren sich vielfach aus denjenigen

    Kreisen, für die kein Zwang zum Militärdienst besteht,

    insbesondere aus Mitgliedern des Landsturmes

    und auch aus solchen, die bei der Aushebung

    als untauglich befunden wurden, beziehentlich

    bei der Auslosung ausfielen. Zurzeit werden

    diese Meldungen keine Berücksichtigung finden.

    Nur im allerletzten Ernstfalle werden Freiwillige

    dieser Art zur Verwendung im inneren

    Dienste kommen. Dagegen haben die verabschiedeten

    Offiziere die sich ebenfalls zahlreich

    zum Wiedereintritt melden, Aussicht auf

    baldige Annahme.


              Die Einstellung von Nichtgedienten

                            und Freiwilligen.

        Auf Grund des § 98 der Heer-und Wehrordnung

    kann sich jede Persönlichkeit, die ihrer Dienstpflicht

    noch nicht genügt hat, bei Ausbruch

    der Mobilmachung einen Truppenteil (Ersatzbataillon

    usw.) nach Belieben wählen. Wenn er dies

    nicht tut, wird bei der bald einsetzenden Aushebung

    über ihn verfügt. Als Kriegsfreiwillige können

    sich solche Leute bei einem Ersatztruppenteil melden,

    die keine gesetzliche Verpflichtung zum Dienen

    mehr haben, ferner jugendliche Personen zwischen

    17 und 20 Jahren, soweit sie sich nicht in solchen

    Bezirken aufhalten, in denen der Landsturm aufgeboten

    ist.


      Der Telephonverkehr in Deutschland gesperrt.

        Nach den Grenzstädten im Westen, Norden und

    Osten ist ein telephonischer Verkehr nicht mehr möglich. 


                    Ein deutsches Ausfuhrverbot.

        Berlin, 31. Juli.  Der Bundesrat hat in seiner

    heutigen Sitzung den Erlaß von drei kaiserlichen

    Verordnungen betreffend das Verbot der Ausfuhr

    von Verpflegungs-, Streu- und Futtermitteln, ferner

    von Tieren und tierischen Erzeugnissen sowie

    von Kraftfahrzeugen (Motorwagen, Motorfahrrädern

    und Teilen davon) und von Mineralrohölen,

    Steinkohlenteer und allen aus diesen hergestellten

    Oelen zugestimmt. Die Verordnungen treten sofort

    in Kraft; der Reichskanzler ist ermächtigt, Ausnahmen

    zu gestatten und die erforderlichen 

    Sicherungsmaßregeln zu treffen.


                         Weiteres Ausfuhrverbot.    

        Berlin, 31. Juli.  Der heutige "Reichsanzeiger"

     veröffentlicht außer den bereits gemeldeten

    Ausfuhrverboten das Verbot der Ausfuhr und

    Durchfuhr von Eisenbahnmaterial aller

    Art, von Telegraphen- und Fernsprechdrähten sowie

    Teilen davon, von Luftschiffergeräten aller Art,

    von Fahrzeugen und Teilen davon, ferner das Verbot

    betreffend die Ausfuhr und Durchfuhr von

    Waffen, Munition, Pulver und Sprengstoffen, sowie

    von anderen Artikeln des Kriegsbedarfs und

    von Gegenständen zur Herstellung von Kriegsbedarfsartikeln,

    ferner das Verbot betreffend die Ausfuhr und 

    Durchfuhr von Rohstoffen, die bei der Herstellung

    und dem Betriebe von Gegenständen des Kriegsbedarfs

    zur Verwendung gelangen.


                          Russische Erntearbeiter.

        Unter den Maßnahmen, die die deutsche Regierung

    treffen sollte, besteht hoffentlich auch die Einbehaltung

    der russischen Erntearbeiter, die

    noch auf deutschem Boden weilen. Zu der Zahl von

    weit über 50 000 Mann nicht der schlechtesten Soldaten

    stellen sie ein vollrussisches Armeekorps

    dar. Genau so wie man in Oesterreich alle

    serbischen Reservisten kurzerhand verhaftet, halte

    man diese russischen Reservisten bei uns sofort unter

    militärischer Bewachung - wozu Landsturmleute

    genügen - und lasse die Erntearbeiten

    vollenden und interniere sie dann an geeigneten

    Orten. Es ist das eine Pflicht der Selbsterhaltung.

    Nur keine falsche Zurückhaltung den russischen

    Friedensbrechern gegenüber!


             Die Unterbrechung der deutschen Seeschiffahrt.

        Hamburg, 31. Juli. Sämtliche Hamburger

    Reedereien haben ihre auf See befindlichen Dampfer

    angewiesen, unverzüglich den nächsten Hafen anzulaufen

    und weitere Order abzuwarten. Aus Hamburg

    wird heute kein Schiff mehr abgelassen.


                                Panik in Straßburg.

        Straßburg, 30. Juli.  In Straßburg herrscht

    die größte Erregung. Das Papiergeld hat momentan

    fast keinen Wert; Geschäftsleute und Wirtschaften

    weigern sich, Papiergeld anzunehmen. An den

    Sparkassen werden fortgesetzt Beträge abgehoben,

    es wird von manchen Leuten sogar ein schwunghafter

    Handel mit Hundertmarkscheinen betrieben, für die sie

    90 bis 95 Mark in Silber zahlen. - Die Lebensmittelpreise

    sind horrend in die Höhe gestiegen.

    Die Kolonialwarenhändler machen bekannt, daß

    nur noch gegen Kasse verkauft werde.


                             Aus Königsberg.

        Die Polizeidirektion macht durch Anschlag öffentlich

    bekannt:  Zur Sicherung des Hauptbahnhofes

    und dessen Betriebsanlagen, ist eine militärische

    Wache am Bahnhof, sowie Posten an den Betriebsanlagen

    daselbst aufgestellt. Um Unglücksfälle zu

    vermeiden, mache ich die Bevölkerung darauf aufmerksam, 

    daß die Annäherung an die 


     2. Spalte 

    Eisenbahnanlagen (Gleise, Brücken, Stellwerke usw.)

    näher als 100 Meter verboten ist. Das Passieren

    dieser Anlagen durch Zivilpersonen ohne Begleitung

    eines Postens ist verboten. Zivilpersonen werden

    von den Posten mit Halt! angerufen und müssen

    stehen. Zuwiderhandelnde setzen sich der Gefahr

    aus, erschossen zu werden.


                     Panik an der russischen Grenze.

        Ostrowo, 31. Juli.  Unter den Einwohnern

    an der russischen Grenze herrscht eine große Panik,

    sogar die Familien der deutschen Beamten leben

    in großer Aufregung und die meisten haben die

    letzte Nacht in Ostrowo verbracht. Der Güterverkehr

    zwischen Skalmierzyce und Kalisch ist eingestellt 

    worden. Die russische Grenzwache wurde durch Infanterie

     verstärkt.


                                Eine nationale Tat.

        Kottbus, 31. Juli.  Angesichts der politischen

    Ereignisse erachtet es der Arbeitgeberverband

    der Lausitzer Tuchindustrie für seine nationale

    Pflicht, die Aussperrung sofort für

    beendet zu erklären. Die Verbandsbetriebe

    werden am Montag, den 3. August, früh wieder

    eröffnet.


                           Neueste Nachrichten.

        Berlin, 1. Aug.   Laut "Lok. Anz." hat die

    Kaiserliche Familie gestern abend im Schlosse

    das heilige Abendmahl genommen.

        Berlin, 1. Aug.   Prinz  Adalbert von Preußen

    hat sich heute  mit der Prinzessin Adelheid von Sachsen-

    Meiningen verlobt.

        Berlin, 1. Aug.  Der Berliner Magistrat hat

    sich gestern sehr eingehend mit Maßnahmen beschäftigt,

    die die städtische Verwaltung im Falle des

    Krieges zu ergreifen hat. Nach der "Morgenpost"

    wurde eine Reihe wichtiger Beschlüsse gefaßt, die sich

    auf die Lebensmittelversorgung beziehen. Die

    Stadt wird in der Lage sein, die Lebensmittelversorgung 

    selbst zu regeln.

        Berlin, 1. Aug.  Für den Fall der Mobilmachung

    hat Geheimrat Lipmann vom Vorstand der

    Volks-Kaffee- und Speisehallen-Gesellschaft den

    Betrag von 15 000 Mark für den Fall des Krieges

    zur unentgeltlichen Verabreichung  von Speisen

    und Getränken an ausrückende Mannschaften auf

    den Berliner Bahnhöfen zur Verfügung gestellt. 

        Berlin, 1. Aug.  An der Berliner Universität

    schlossen gestern die Professoren ihre Vorlesungen

    mit dem Hinweis auf die bevorstehende Kriegsgefahr

    und die in Aussicht stehende Schließung der

    Universität.

        Berlin, 1. Aug.   Der frühere Pastor Schmidt,

    der unter dem Verdacht verhaftet wurde, das

    Revolverattentat auf die inzwischen ihren  Verletzungen

    erlegene Frau Meyer aus der Xantenerstraße verübt

    zu haben, ist dem Berliner Tageblatt zufolge

    aus der Haft entlassen worden, weil er als Täter

    nicht mehr in Frage kommt.


                                        OESTERREICH.

                    Verschlechterung der Situation.

        Wien, 30. Juli.  Der Kaiser empfing gleich

    nach seiner Ankunft den Minister des Äußeren, Grafen

    Berchthold, den Kriegsminister v. Krobatin und

    den  Generalstabschef Baron Conrad. Die Situation

    wird wegen der  Haltung Rußlands

    als sehr ernst beurteilt.


              Allgemeine Mobilmachung in Oesterreich.

         Wien, 31. Juli.  In Oesterreich ist die allgemeine

    Mobilisierung mit Einschluß des

    Landsturms angeordnet worden. Landsturmpflichtig

    sind Männer vom 18. bis 42. Lebensjahr. Der

    Landsturm besteht in zwei Aufgeboten.


          Noch keine Grenzüberschreitung österreichischer

                                          Truppen.

    Budapest, 31. Juli.  Von amtlicher ungarischer

    Seite erfahre ich, daß entgegen allen anders

    lautenden Nachrichten österreichisch-ungarische Truppen

    bis Donnerstag abends noch nirgends die serbischen

    Grenzen überschritten haben. Auf der ungarischen

    Festung Peterwardein wurde gestern ein

    Reservist, der als Nazarener den Gehorsam verweigerte,

    standrechtlich erschossen.


                    Der Weltfriedenskongreß in Wien abgesagt.

        Der für den 15. bis 19. September nach Wien einberufene

    Weltfriedenskongreß  wurde infolge der

    Kriegsereignisse abgesagt. Zum Kongreß waren

    bereits über 2000 Teilnehmer angemeldet.


                            Neueste Nachrichten.

        Wien, 1. August.  Nach einer amtlichen Mitteilung

    vom 31. Juli hat der Kaiser die allgemeine

    Mobilmachung des Heeres und der Marine und der

    beiden Landwehren sowie die Aufbietung und Einberufung

    des Landsturmes befohlen. Diese Verfügung

    ist veranlaßt durch die von Rußland angeordnete

    Mobilisierung und hat keinen aggressiven

    Charakter.

        Wien, 1. August.  Durch kaiserliche Verordnung

    wurden die Befugnisse der politischen Verwaltung

    dem Armeeoberkommandanten übertragen, ferner

    eine Ministerialverordnung über den Absatz von

    Waffen, Munitionsgegenständen und über Einstellung

    der Wirksamkeit der Geschworenengerichte veröffentlicht.

    Diese Verordnung gilt für die Bukowina,

    Teile von Mähren und Schlesien. Am Küstenland

    von Dalmatien wird der Seeverkehr 

    beschränkt.

        Wien, 1. August.  Nach Bekanntwerden der allgemeinen

    Mobilisierung fanden große patriotische

    Kundgebungen statt. Auch aus der Provinz laufen

    Berichte über begeisterte Kundgebungen ein.

                                        

                                           ITALIEN.

                              Macht Italien mobil?

        Rom, 31. Juli. Der italienische Ministerrat

    beriet heute über die Mobilisierung der italienischen

    Armee.


     3. Spalte 

                 Italien bestellt fünf Parseval-Luftschiffe.

        Die italienische Regierung gab der Luftfahrzeug-

    Gesellschaft in Bitterfeld fünf neue Parseval-

    Luftschiffe in Auftrag.

        




  • October 3, 2017 20:54:26 Beate Jochem

     item 20 


     1. Spalte 

                   Der Kronprinz Führer der 1. Gardedivision.

        Nach einer offiziellen Meldung aus Potsdam ist

    der Kronprinz zum Führer der ersten Gardedivision

    ausersehen.


    Generalfeldmarschall v. d. Goltz'  Wiedereintritt

                                       in das Heer.

        Generalfeldmarschall von der Goltz hat sich zum

    Wiedereintritt in das Heer gemeldet. Es laufen

    schon seit länger als einer Woche im preußischen

    Kriegsministerium täglich Meldungen von deutschen

    Kriegsfreiwilligen ein. Die Meldungen

    rekrutieren sich vielfach aus denjenigen

    Kreisen, für die kein Zwang zum Militärdienst besteht,

    insbesondere aus Mitgliedern des Landsturmes

    und auch aus solchen, die bei der Aushebung

    als untauglich befunden wurden, beziehentlich

    bei der Auslosung ausfielen. Zurzeit werden

    diese Meldungen keine Berücksichtigung finden.

    Nur im allerletzten Ernstfalle werden Freiwillige

    dieser Art zur Verwendung im inneren

    Dienste kommen. Dagegen haben die verabschiedeten

    Offiziere die sich ebenfalls zahlreich

    zum Wiedereintritt melden, Aussicht auf

    baldige Annahme.


              Die Einstellung von Nichtgedienten

                            und Freiwilligen.

        Auf Grund des § 98 der Heer-und Wehrordnung

    kann sich jede Persönlichkeit, die ihrer Dienstpflicht

    noch nicht genügt hat, bei Ausbruch

    der Mobilmachung einen Truppenteil (Ersatzbataillon

    usw.) nach Belieben wählen. Wenn er dies

    nicht tut, wird bei der bald einsetzenden Aushebung

    über ihn verfügt. Als Kriegsfreiwillige können

    sich solche Leute bei einem Ersatztruppenteil melden,

    die keine gesetzliche Verpflichtung zum Dienen

    mehr haben, ferner jugendliche Personen zwischen

    17 und 20 Jahren, soweit sie sich nicht in solchen

    Bezirken aufhalten, in denen der Landsturm aufgeboten

    ist.


      Der Telephonverkehr in Deutschland gesperrt.

        Nach den Grenzstädten im Westen, Norden und

    Osten ist ein telephonischer Verkehr nicht mehr möglich. 


                    Ein deutsches Ausfuhrverbot.

        Berlin, 31. Juli.  Der Bundesrat hat in seiner

    heutigen Sitzung den Erlaß von drei kaiserlichen

    Verordnungen betreffend das Verbot der Ausfuhr

    von Verpflegungs-, Streu- und Futtermitteln, ferner

    von Tieren und tierischen Erzeugnissen sowie

    von Kraftfahrzeugen (Motorwagen, Motorfahrrädern

    und Teilen davon) und von Mineralrohölen,

    Steinkohlenteer und allen aus diesen hergestellten

    Oelen zugestimmt. Die Verordnungen treten sofort

    in Kraft; der Reichskanzler ist ermächtigt, Ausnahmen

    zu gestatten und die erforderlichen 

    Sicherungsmaßregeln zu treffen.


                         Weiteres Ausfuhrverbot.    

        Berlin, 31. Juli.  Der heutige "Reichsanzeiger"

     veröffentlicht außer den bereits gemeldeten

    Ausfuhrverboten das Verbot der Ausfuhr und

    Durchfuhr von Eisenbahnmaterial aller

    Art, von Telegraphen- und Fernsprechdrähten sowie

    Teilen davon, von Luftschiffergeräten aller Art,

    von Fahrzeugen und Teilen davon, ferner das Verbot

    betreffend die Ausfuhr und Durchfuhr von

    Waffen, Munition, Pulver und Sprengstoffen, sowie

    von anderen Artikeln des Kriegsbedarfs und

    von Gegenständen zur Herstellung von Kriegsbedarfsartikeln,

    ferner das Verbot betreffend die Ausfuhr und 

    Durchfuhr von Rohstoffen, die bei der Herstellung

    und dem Betriebe von Gegenständen des Kriegsbedarfs

    zur Verwendung gelangen.


                          Russische Erntearbeiter.

        Unter den Maßnahmen, die die deutsche Regierung

    treffen sollte, besteht hoffentlich auch die Einbehaltung

    der russischen Erntearbeiter, die

    noch auf deutschem Boden weilen. Zu der Zahl von

    weit über 50 000 Mann nicht der schlechtesten Soldaten

    stellen sie ein vollrussisches Armeekorps

    dar. Genau so wie man in Oesterreich alle

    serbischen Reservisten kurzerhand verhaftet, halte

    man diese russischen Reservisten bei uns sofort unter

    militärischer Bewachung - wozu Landsturmleute

    genügen - und lasse die Erntearbeiten

    vollenden und interniere sie dann an geeigneten

    Orten. Es ist das eine Pflicht der Selbsterhaltung.

    Nur keine falsche Zurückhaltung den russischen

    Friedensbrechern gegenüber!


             Die Unterbrechung der deutschen Seeschiffahrt.

        Hamburg, 31. Juli. Sämtliche Hamburger

    Reedereien haben ihre auf See befindlichen Dampfer

    angewiesen, unverzüglich den nächsten Hafen anzulaufen

    und weitere Order abzuwarten. Aus Hamburg

    wird heute kein Schiff mehr abgelassen.


                                Panik in Straßburg.

        Straßburg, 30. Juli.  In Straßburg herrscht

    die größte Erregung. Das Papiergeld hat momentan

    fast keinen Wert; Geschäftsleute und Wirtschaften

    weigern sich, Papiergeld anzunehmen. An den

    Sparkassen werden fortgesetzt Beträge abgehoben,

    es wird von manchen Leuten sogar ein schwunghafter

    Handel mit Hundertmarkscheinen betrieben, für die sie

    90 bis 95 Mark in Silber zahlen. - Die Lebensmittelpreise

    sind horrend in die Höhe gestiegen.

    Die Kolonialwarenhändler machen bekannt, daß

    nur noch gegen Kasse verkauft werde.


                             Aus Königsberg.

        Die Polizeidirektion macht durch Anschlag öffentlich

    bekannt:  Zur Sicherung des Hauptbahnhofes

    und dessen Betriebsanlagen, ist eine militärische

    Wache am Bahnhof, sowie Posten an den Betriebsanlagen

    daselbst aufgestellt. Um Unglücksfälle zu

    vermeiden, mache ich die Bevölkerung darauf aufmerksam, 

    daß die Annäherung an die 


     2. Spalte 

    Eisenbahnanlagen (Gleise, Brücken, Stellwerke usw.)

    näher als 100 Meter verboten ist. Das Passieren

    dieser Anlagen durch Zivilpersonen ohne Begleitung

    eines Postens ist verboten. Zivilpersonen werden

    von den Posten mit Halt! angerufen und müssen

    stehen. Zuwiderhandelnde setzen sich der Gefahr

    aus, erschossen zu werden.


                     Panik an der russischen Grenze.

        Ostrowo, 31. Juli.  Unter den Einwohnern

    an der russischen Grenze herrscht eine große Panik,

    sogar die Familien der deutschen Beamten leben

    in großer Aufregung und die meisten haben die

    letzte Nacht in Ostrowo verbracht. Der Güterverkehr

    zwischen Skalmierzyce und Kalisch ist eingestellt 

    worden. Die russische Grenzwache wurde durch Infanterie

     verstärkt.


                                Eine nationale Tat.

        Kottbus, 31. Juli.  Angesichts der politischen

    Ereignisse erachtet es der Arbeitgeberverband

    der Lausitzer Tuchindustrie für seine nationale

    Pflicht, die Aussperrung sofort für

    beendet zu erklären. Die Verbandsbetriebe

    werden am Montag, den 3. August, früh wieder

    eröffnet.


                           Neueste Nachrichten.

        Berlin, 1. Aug.   Laut "Lok. Anz." hat die

    Kaiserliche Familie gestern abend im Schlosse

    das heilige Abendmahl genommen.

        Berlin, 1. Aug.   Prinz  Adalbert von Preußen

    hat sich heute  mit der Prinzessin Adelheid von Sachsen-

    Meiningen verlobt.

        Berlin, 1. Aug.  Der Berliner Magistrat hat

    sich gestern sehr eingehend mit Maßnahmen beschäftigt,

    die die städtische Verwaltung im Falle des

    Krieges zu ergreifen hat. Nach der "Morgenpost"

    wurde eine Reihe wichtiger Beschlüsse gefaßt, die sich

    auf die Lebensmittelversorgung beziehen. Die

    Stadt wird in der Lage sein, die Lebensmittelversorgung 

    selbst zu regeln.

        Berlin, 1. Aug.  Für den Fall der Mobilmachung

    hat Geheimrat Lipmann vom Vorstand der

    Volks-Kaffee- und Speisehallen-Gesellschaft den

    Betrag von 15 000 Mark für den Fall des Krieges

    zur unentgeltlichen Verabreichung  von Speisen

    und Getränken an ausrückende Mannschaften auf

    den Berliner Bahnhöfen zur Verfügung gestellt. 

        Berlin, 1. Aug.  An der Berliner Universität

    schlossen gestern die Professoren ihre Vorlesungen

    mit dem Hinweis auf die bevorstehende Kriegsgefahr

    und die in Aussicht stehende Schließung der

    Universität.

        Berlin, 1. Aug.   Der frühere Pastor Schmidt,

    der unter dem Verdacht verhaftet wurde, das

    Revolverattentat auf die inzwischen ihren  Verletzungen

    erlegene Frau Meyer aus der Xantenerstraße verübt

    zu haben, ist dem Berliner Tageblatt zufolge

    aus der Haft entlassen worden, weil er als Täter

    nicht mehr in Frage kommt.


                                        OESTERREICH.

                    Verschlechterung der Situation.

        Wien, 30. Juli.  Der Kaiser empfing gleich

    nach seiner Ankunft den Minister des Äußeren, Grafen

    Berchthold, den Kriegsminister v. Krobatin und

    den  Generalstabschef Baron Conrad. Die Situation

    wird wegen der  Haltung Rußlands

    als sehr ernst beurteilt.


              Allgemeine Mobilmachung in Oesterreich.

         Wien, 31. Juli.  In Oesterreich ist die allgemeine

    Mobilisierung mit Einschluß des

    Landsturms angeordnet worden. Landsturmpflichtig

    sind Männer vom 18. bis 42. Lebensjahr. Der

    Landsturm besteht in zwei Aufgeboten.


          Noch keine Grenzüberschreitung österreichischer

                                          Truppen.

    Budapest, 31. Juli.  Von amtlicher ungarischer

    Seite erfahre ich, daß entgegen allen anders

    lautenden Nachrichten österreichisch-ungarische Truppen

    bis Donnerstag abends noch nirgends die serbischen

    Grenzen überschritten haben. Auf der ungarischen

    Festung Peterwardein wurde gestern ein

    Reservist, der als Nazarener den Gehorsam verweigerte,

    standrechtlich erschossen.


                    Der Weltfriedenskongreß in Wien abgesagt.

        Der für den 15. bis 19. September nach Wien einberufene

    Weltfriedenskongreß  wurde infolge der

    Kriegsereignisse abgesagt. Zum Kongreß waren

    bereits über 2000 Teilnehmer angemeldet.


                            Neueste Nachrichten.

        Wien, 1. August.  Nach einer amtlichen Mitteilung

    vom 31. Juli hat der Kaiser die allgemeine

    Mobilmachung des Heeres und der Marine und der

    beiden Landwehren sowie die Aufbietung und Einberufung

    des Landsturmes befohlen. Diese Verfügung

    ist veranlaßt durch die von Rußland angeordnete

    Mobilisierung und hat keinen aggressiven

    Charakter.

        Wien, 1. August.  Durch kaiserliche Verordnung

    wurden die Befugnisse der politischen Verwaltung

    dem Armeeoberkommandanten übertragen, ferner

    eine Ministerialverordnung über den Absatz von

    Waffen, Munitionsgegenständen und über Einstellung

    der Wirksamkeit der Geschworenengerichte veröffentlicht.

    Diese Verordnung gilt für die Bukowina,

    Teile von Mähren und Schlesien. Am Küstenland

    von Dalmatien wird der Seeverkehr 

    beschränkt.

        Wien, 1. August.  Nach Bekanntwerden der allgemeinen

    Mobilisierung fanden große patriotische

    Kundgebungen statt. Auch aus der Provinz laufen

    Berichte über begeisterte Kundgebungen ein.

                                        

                                        ITALIEN.

                          Macht Italien mobil?

        Rom, 31. Juli. Der italienische Ministerrat

    beriet heute über die Mobilisierung der italienischen

    Armee.

        




  • October 3, 2017 20:54:17 Beate Jochem

     item 20 


     1. Spalte 

                   Der Kronprinz Führer der 1. Gardedivision.

        Nach einer offiziellen Meldung aus Potsdam ist

    der Kronprinz zum Führer der ersten Gardedivision

    ausersehen.


    Generalfeldmarschall v. d. Goltz'  Wiedereintritt

                                       in das Heer.

        Generalfeldmarschall von der Goltz hat sich zum

    Wiedereintritt in das Heer gemeldet. Es laufen

    schon seit länger als einer Woche im preußischen

    Kriegsministerium täglich Meldungen von deutschen

    Kriegsfreiwilligen ein. Die Meldungen

    rekrutieren sich vielfach aus denjenigen

    Kreisen, für die kein Zwang zum Militärdienst besteht,

    insbesondere aus Mitgliedern des Landsturmes

    und auch aus solchen, die bei der Aushebung

    als untauglich befunden wurden, beziehentlich

    bei der Auslosung ausfielen. Zurzeit werden

    diese Meldungen keine Berücksichtigung finden.

    Nur im allerletzten Ernstfalle werden Freiwillige

    dieser Art zur Verwendung im inneren

    Dienste kommen. Dagegen haben die verabschiedeten

    Offiziere die sich ebenfalls zahlreich

    zum Wiedereintritt melden, Aussicht auf

    baldige Annahme.


              Die Einstellung von Nichtgedienten

                            und Freiwilligen.

        Auf Grund des § 98 der Heer-und Wehrordnung

    kann sich jede Persönlichkeit, die ihrer Dienstpflicht

    noch nicht genügt hat, bei Ausbruch

    der Mobilmachung einen Truppenteil (Ersatzbataillon

    usw.) nach Belieben wählen. Wenn er dies

    nicht tut, wird bei der bald einsetzenden Aushebung

    über ihn verfügt. Als Kriegsfreiwillige können

    sich solche Leute bei einem Ersatztruppenteil melden,

    die keine gesetzliche Verpflichtung zum Dienen

    mehr haben, ferner jugendliche Personen zwischen

    17 und 20 Jahren, soweit sie sich nicht in solchen

    Bezirken aufhalten, in denen der Landsturm aufgeboten

    ist.


      Der Telephonverkehr in Deutschland gesperrt.

        Nach den Grenzstädten im Westen, Norden und

    Osten ist ein telephonischer Verkehr nicht mehr möglich. 


                    Ein deutsches Ausfuhrverbot.

        Berlin, 31. Juli.  Der Bundesrat hat in seiner

    heutigen Sitzung den Erlaß von drei kaiserlichen

    Verordnungen betreffend das Verbot der Ausfuhr

    von Verpflegungs-, Streu- und Futtermitteln, ferner

    von Tieren und tierischen Erzeugnissen sowie

    von Kraftfahrzeugen (Motorwagen, Motorfahrrädern

    und Teilen davon) und von Mineralrohölen,

    Steinkohlenteer und allen aus diesen hergestellten

    Oelen zugestimmt. Die Verordnungen treten sofort

    in Kraft; der Reichskanzler ist ermächtigt, Ausnahmen

    zu gestatten und die erforderlichen 

    Sicherungsmaßregeln zu treffen.


                         Weiteres Ausfuhrverbot.    

        Berlin, 31. Juli.  Der heutige "Reichsanzeiger"

     veröffentlicht außer den bereits gemeldeten

    Ausfuhrverboten das Verbot der Ausfuhr und

    Durchfuhr von Eisenbahnmaterial aller

    Art, von Telegraphen- und Fernsprechdrähten sowie

    Teilen davon, von Luftschiffergeräten aller Art,

    von Fahrzeugen und Teilen davon, ferner das Verbot

    betreffend die Ausfuhr und Durchfuhr von

    Waffen, Munition, Pulver und Sprengstoffen, sowie

    von anderen Artikeln des Kriegsbedarfs und

    von Gegenständen zur Herstellung von Kriegsbedarfsartikeln,

    ferner das Verbot betreffend die Ausfuhr und 

    Durchfuhr von Rohstoffen, die bei der Herstellung

    und dem Betriebe von Gegenständen des Kriegsbedarfs

    zur Verwendung gelangen.


                          Russische Erntearbeiter.

        Unter den Maßnahmen, die die deutsche Regierung

    treffen sollte, besteht hoffentlich auch die Einbehaltung

    der russischen Erntearbeiter, die

    noch auf deutschem Boden weilen. Zu der Zahl von

    weit über 50 000 Mann nicht der schlechtesten Soldaten

    stellen sie ein vollrussisches Armeekorps

    dar. Genau so wie man in Oesterreich alle

    serbischen Reservisten kurzerhand verhaftet, halte

    man diese russischen Reservisten bei uns sofort unter

    militärischer Bewachung - wozu Landsturmleute

    genügen - und lasse die Erntearbeiten

    vollenden und interniere sie dann an geeigneten

    Orten. Es ist das eine Pflicht der Selbsterhaltung.

    Nur keine falsche Zurückhaltung den russischen

    Friedensbrechern gegenüber!


             Die Unterbrechung der deutschen Seeschiffahrt.

        Hamburg, 31. Juli. Sämtliche Hamburger

    Reedereien haben ihre auf See befindlichen Dampfer

    angewiesen, unverzüglich den nächsten Hafen anzulaufen

    und weitere Order abzuwarten. Aus Hamburg

    wird heute kein Schiff mehr abgelassen.


                                Panik in Straßburg.

        Straßburg, 30. Juli.  In Straßburg herrscht

    die größte Erregung. Das Papiergeld hat momentan

    fast keinen Wert; Geschäftsleute und Wirtschaften

    weigern sich, Papiergeld anzunehmen. An den

    Sparkassen werden fortgesetzt Beträge abgehoben,

    es wird von manchen Leuten sogar ein schwunghafter

    Handel mit Hundertmarkscheinen betrieben, für die sie

    90 bis 95 Mark in Silber zahlen. - Die Lebensmittelpreise

    sind horrend in die Höhe gestiegen.

    Die Kolonialwarenhändler machen bekannt, daß

    nur noch gegen Kasse verkauft werde.


                             Aus Königsberg.

        Die Polizeidirektion macht durch Anschlag öffentlich

    bekannt:  Zur Sicherung des Hauptbahnhofes

    und dessen Betriebsanlagen, ist eine militärische

    Wache am Bahnhof, sowie Posten an den Betriebsanlagen

    daselbst aufgestellt. Um Unglücksfälle zu

    vermeiden, mache ich die Bevölkerung darauf aufmerksam, 

    daß die Annäherung an die 


     2. Spalte 

    Eisenbahnanlagen (Gleise, Brücken, Stellwerke usw.)

    näher als 100 Meter verboten ist. Das Passieren

    dieser Anlagen durch Zivilpersonen ohne Begleitung

    eines Postens ist verboten. Zivilpersonen werden

    von den Posten mit Halt! angerufen und müssen

    stehen. Zuwiderhandelnde setzen sich der Gefahr

    aus, erschossen zu werden.


                     Panik an der russischen Grenze.

        Ostrowo, 31. Juli.  Unter den Einwohnern

    an der russischen Grenze herrscht eine große Panik,

    sogar die Familien der deutschen Beamten leben

    in großer Aufregung und die meisten haben die

    letzte Nacht in Ostrowo verbracht. Der Güterverkehr

    zwischen Skalmierzyce und Kalisch ist eingestellt 

    worden. Die russische Grenzwache wurde durch Infanterie

     verstärkt.


                                Eine nationale Tat.

        Kottbus, 31. Juli.  Angesichts der politischen

    Ereignisse erachtet es der Arbeitgeberverband

    der Lausitzer Tuchindustrie für seine nationale

    Pflicht, die Aussperrung sofort für

    beendet zu erklären. Die Verbandsbetriebe

    werden am Montag, den 3. August, früh wieder

    eröffnet.


                           Neueste Nachrichten.

        Berlin, 1. Aug.   Laut "Lok. Anz." hat die

    Kaiserliche Familie gestern abend im Schlosse

    das heilige Abendmahl genommen.

        Berlin, 1. Aug.   Prinz  Adalbert von Preußen

    hat sich heute  mit der Prinzessin Adelheid von Sachsen-

    Meiningen verlobt.

        Berlin, 1. Aug.  Der Berliner Magistrat hat

    sich gestern sehr eingehend mit Maßnahmen beschäftigt,

    die die städtische Verwaltung im Falle des

    Krieges zu ergreifen hat. Nach der "Morgenpost"

    wurde eine Reihe wichtiger Beschlüsse gefaßt, die sich

    auf die Lebensmittelversorgung beziehen. Die

    Stadt wird in der Lage sein, die Lebensmittelversorgung 

    selbst zu regeln.

        Berlin, 1. Aug.  Für den Fall der Mobilmachung

    hat Geheimrat Lipmann vom Vorstand der

    Volks-Kaffee- und Speisehallen-Gesellschaft den

    Betrag von 15 000 Mark für den Fall des Krieges

    zur unentgeltlichen Verabreichung  von Speisen

    und Getränken an ausrückende Mannschaften auf

    den Berliner Bahnhöfen zur Verfügung gestellt. 

        Berlin, 1. Aug.  An der Berliner Universität

    schlossen gestern die Professoren ihre Vorlesungen

    mit dem Hinweis auf die bevorstehende Kriegsgefahr

    und die in Aussicht stehende Schließung der

    Universität.

        Berlin, 1. Aug.   Der frühere Pastor Schmidt,

    der unter dem Verdacht verhaftet wurde, das

    Revolverattentat auf die inzwischen ihren  Verletzungen

    erlegene Frau Meyer aus der Xantenerstraße verübt

    zu haben, ist dem Berliner Tageblatt zufolge

    aus der Haft entlassen worden, weil er als Täter

    nicht mehr in Frage kommt.


                                        OESTERREICH.

                    Verschlechterung der Situation.

        Wien, 30. Juli.  Der Kaiser empfing gleich

    nach seiner Ankunft den Minister des Äußeren, Grafen

    Berchthold, den Kriegsminister v. Krobatin und

    den  Generalstabschef Baron Conrad. Die Situation

    wird wegen der  Haltung Rußlands

    als sehr ernst beurteilt.


              Allgemeine Mobilmachung in Oesterreich.

         Wien, 31. Juli.  In Oesterreich ist die allgemeine

    Mobilisierung mit Einschluß des

    Landsturms angeordnet worden. Landsturmpflichtig

    sind Männer vom 18. bis 42. Lebensjahr. Der

    Landsturm besteht in zwei Aufgeboten.


          Noch keine Grenzüberschreitung österreichischer

                                          Truppen.

    Budapest, 31. Juli.  Von amtlicher ungarischer

    Seite erfahre ich, daß entgegen allen anders

    lautenden Nachrichten österreichisch-ungarische Truppen

    bis Donnerstag abends noch nirgends die serbischen

    Grenzen überschritten haben. Auf der ungarischen

    Festung Peterwardein wurde gestern ein

    Reservist, der als Nazarener den Gehorsam verweigerte,

    standrechtlich erschossen.


                    Der Weltfriedenskongreß in Wien abgesagt.

        Der für den 15. bis 19. September nach Wien einberufene

    Weltfriedenskongreß  wurde infolge der

    Kriegsereignisse abgesagt. Zum Kongreß waren

    bereits über 2000 Teilnehmer angemeldet.


                            Neueste Nachrichten.

        Wien, 1. August.  Nach einer amtlichen Mitteilung

    vom 31. Juli hat der Kaiser die allgemeine

    Mobilmachung des Heeres und der Marine und der

    beiden Landwehren sowie die Aufbietung und Einberufung

    des Landsturmes befohlen. Diese Verfügung

    ist veranlaßt durch die von Rußland angeordnete

    Mobilisierung und hat keinen aggressiven

    Charakter.

        Wien, 1. August.  Durch kaiserliche Verordnung

    wurden die Befugnisse der politischen Verwaltung

    dem Armeeoberkommandanten übertragen, ferner

    eine Ministerialverordnung über den Absatz von

    Waffen, Munitionsgegenständen und über Einstellung

    der Wirksamkeit der Geschworenengerichte veröffentlicht.

    Diese Verordnung gilt für die Bukowina,

    Teile von Mähren und Schlesien. Am Küstenland

    von Dalmatien wird der Seeverkehr 

    beschränkt.

        Wien, 1. August.  Nach Bekanntwerden der allgemeinen

    Mobilisierung fanden große patriotische

    Kundgebungen statt. Auch aus der Provinz laufen

    Berichte über begeisterte Kundgebungen ein.

                                        

                                        ITALIEN.

                          Macht Italien mobil?

        Rom, 31. Juli. Der italienische Ministerrat

    beriet heute über die Mobilisierung der italienischen

    Armee.

        




  • October 3, 2017 20:49:51 Beate Jochem

     item 20 


     1. Spalte 

                   Der Kronprinz Führer der 1. Gardedivision.

        Nach einer offiziellen Meldung aus Potsdam ist

    der Kronprinz zum Führer der ersten Gardedivision

    ausersehen.


    Generalfeldmarschall v. d. Goltz'  Wiedereintritt

                                       in das Heer.

        Generalfeldmarschall von der Goltz hat sich zum

    Wiedereintritt in das Heer gemeldet. Es laufen

    schon seit länger als einer Woche im preußischen

    Kriegsministerium täglich Meldungen von deutschen

    Kriegsfreiwilligen ein. Die Meldungen

    rekrutieren sich vielfach aus denjenigen

    Kreisen, für die kein Zwang zum Militärdienst besteht,

    insbesondere aus Mitgliedern des Landsturmes

    und auch aus solchen, die bei der Aushebung

    als untauglich befunden wurden, beziehentlich

    bei der Auslosung ausfielen. Zurzeit werden

    diese Meldungen keine Berücksichtigung finden.

    Nur im allerletzten Ernstfalle werden Freiwillige

    dieser Art zur Verwendung im inneren

    Dienste kommen. Dagegen haben die verabschiedeten

    Offiziere die sich ebenfalls zahlreich

    zum Wiedereintritt melden, Aussicht auf

    baldige Annahme.


              Die Einstellung von Nichtgedienten

                            und Freiwilligen.

        Auf Grund des § 98 der Heer-und Wehrordnung

    kann sich jede Persönlichkeit, die ihrer Dienstpflicht

    noch nicht genügt hat, bei Ausbruch

    der Mobilmachung einen Truppenteil (Ersatzbataillon

    usw.) nach Belieben wählen. Wenn er dies

    nicht tut, wird bei der bald einsetzenden Aushebung

    über ihn verfügt. Als Kriegsfreiwillige können

    sich solche Leute bei einem Ersatztruppenteil melden,

    die keine gesetzliche Verpflichtung zum Dienen

    mehr haben, ferner jugendliche Personen zwischen

    17 und 20 Jahren, soweit sie sich nicht in solchen

    Bezirken aufhalten, in denen der Landsturm aufgeboten

    ist.


      Der Telephonverkehr in Deutschland gesperrt.

        Nach den Grenzstädten im Westen, Norden und

    Osten ist ein telephonischer Verkehr nicht mehr möglich. 


                    Ein deutsches Ausfuhrverbot.

        Berlin, 31. Juli.  Der Bundesrat hat in seiner

    heutigen Sitzung den Erlaß von drei kaiserlichen

    Verordnungen betreffend das Verbot der Ausfuhr

    von Verpflegungs-, Streu- und Futtermitteln, ferner

    von Tieren und tierischen Erzeugnissen sowie

    von Kraftfahrzeugen (Motorwagen, Motorfahrrädern

    und Teilen davon) und von Mineralrohölen,

    Steinkohlenteer und allen aus diesen hergestellten

    Oelen zugestimmt. Die Verordnungen treten sofort

    in Kraft; der Reichskanzler ist ermächtigt, Ausnahmen

    zu gestatten und die erforderlichen 

    Sicherungsmaßregeln zu treffen.


                         Weiteres Ausfuhrverbot.    

        Berlin, 31. Juli.  Der heutige "Reichsanzeiger"

     veröffentlicht außer den bereits gemeldeten

    Ausfuhrverboten das Verbot der Ausfuhr und

    Durchfuhr von Eisenbahnmaterial aller

    Art, von Telegraphen- und Fernsprechdrähten sowie

    Teilen davon, von Luftschiffergeräten aller Art,

    von Fahrzeugen und Teilen davon, ferner das Verbot

    betreffend die Ausfuhr und Durchfuhr von

    Waffen, Munition, Pulver und Sprengstoffen, sowie

    von anderen Artikeln des Kriegsbedarfs und

    von Gegenständen zur Herstellung von Kriegsbedarfsartikeln,

    ferner das Verbot betreffend die Ausfuhr und 

    Durchfuhr von Rohstoffen, die bei der Herstellung

    und dem Betriebe von Gegenständen des Kriegsbedarfs

    zur Verwendung gelangen.


                          Russische Erntearbeiter.

        Unter den Maßnahmen, die die deutsche Regierung

    treffen sollte, besteht hoffentlich auch die Einbehaltung

    der russischen Erntearbeiter, die

    noch auf deutschem Boden weilen. Zu der Zahl von

    weit über 50 000 Mann nicht der schlechtesten Soldaten

    stellen sie ein vollrussisches Armeekorps

    dar. Genau so wie man in Oesterreich alle

    serbischen Reservisten kurzerhand verhaftet, halte

    man diese russischen Reservisten bei uns sofort unter

    militärischer Bewachung - wozu Landsturmleute

    genügen - und lasse die Erntearbeiten

    vollenden und interniere sie dann an geeigneten

    Orten. Es ist das eine Pflicht der Selbsterhaltung.

    Nur keine falsche Zurückhaltung den russischen

    Friedensbrechern gegenüber!


             Die Unterbrechung der deutschen Seeschiffahrt.

        Hamburg, 31. Juli. Sämtliche Hamburger

    Reedereien haben ihre auf See befindlichen Dampfer

    angewiesen, unverzüglich den nächsten Hafen anzulaufen

    und weitere Order abzuwarten. Aus Hamburg

    wird heute kein Schiff mehr abgelassen.


                                Panik in Straßburg.

        Straßburg, 30. Juli.  In Straßburg herrscht

    die größte Erregung. Das Papiergeld hat momentan

    fast keinen Wert; Geschäftsleute und Wirtschaften

    weigern sich, Papiergeld anzunehmen. An den

    Sparkassen werden fortgesetzt Beträge abgehoben,

    es wird von manchen Leuten sogar ein schwunghafter

    Handel mit Hundertmarkscheinen betrieben, für die sie

    90 bis 95 Mark in Silber zahlen. - Die Lebensmittelpreise

    sind horrend in die Höhe gestiegen.

    Die Kolonialwarenhändler machen bekannt, daß

    nur noch gegen Kasse verkauft werde.


                             Aus Königsberg.

        Die Polizeidirektion macht durch Anschlag öffentlich

    bekannt:  Zur Sicherung des Hauptbahnhofes

    und dessen Betriebsanlagen, ist eine militärische

    Wache am Bahnhof, sowie Posten an den Betriebsanlagen

    daselbst aufgestellt. Um Unglücksfälle zu

    vermeiden, mache ich die Bevölkerung darauf aufmerksam, 

    daß die Annäherung an die 


     2. Spalte 

    Eisenbahnanlagen (Gleise, Brücken, Stellwerke usw.)

    näher als 100 Meter verboten ist. Das Passieren

    dieser Anlagen durch Zivilpersonen ohne Begleitung

    eines Postens ist verboten. Zivilpersonen werden

    von den Posten mit Halt! angerufen und müssen

    stehen. Zuwiderhandelnde setzen sich der Gefahr

    aus, erschossen zu werden.


                     Panik an der russischen Grenze.

        Ostrowo, 31. Juli.  Unter den Einwohnern

    an der russischen Grenze herrscht eine große Panik,

    sogar die Familien der deutschen Beamten leben

    in großer Aufregung und die meisten haben die

    letzte Nacht in Ostrowo verbracht. Der Güterverkehr

    zwischen Skalmierzyce und Kalisch ist eingestellt 

    worden. Die russische Grenzwache wurde durch Infanterie

     verstärkt.


                                Eine nationale Tat.

        Kottbus, 31. Juli.  Angesichts der politischen

    Ereignisse erachtet es der Arbeitgeberverband

    der Lausitzer Tuchindustrie für seine nationale

    Pflicht, die Aussperrung sofort für

    beendet zu erklären. Die Verbandsbetriebe

    werden am Montag, den 3. August, früh wieder

    eröffnet.


                           Neueste Nachrichten.

        Berlin, 1. Aug.   Laut "Lok. Anz." hat die

    Kaiserliche Familie gestern abend im Schlosse

    das heilige Abendmahl genommen.

        Berlin, 1. Aug.   Prinz  Adalbert von Preußen

    hat sich heute  mit der Prinzessin Adelheid von Sachsen-

    Meiningen verlobt.

        Berlin, 1. Aug.  Der Berliner Magistrat hat

    sich gestern sehr eingehend mit Maßnahmen beschäftigt,

    die die städtische Verwaltung im Falle des

    Krieges zu ergreifen hat. Nach der "Morgenpost"

    wurde eine Reihe wichtiger Beschlüsse gefaßt, die sich

    auf die Lebensmittelversorgung beziehen. Die

    Stadt wird in der Lage sein, die Lebensmittelversorgung 

    selbst zu regeln.

        Berlin, 1. Aug.  Für den Fall der Mobilmachung

    hat Geheimrat Lipmann vom Vorstand der

    Volks-Kaffee- und Speisehallen-Gesellschaft den

    Betrag von 15 000 Mark für den Fall des Krieges

    zur unentgeltlichen Verabreichung  von Speisen

    und Getränken an ausrückende Mannschaften auf

    den Berliner Bahnhöfen zur Verfügung gestellt. 

        Berlin, 1. Aug.  An der Berliner Universität

    schlossen gestern die Professoren ihre Vorlesungen

    mit dem Hinweis auf die bevorstehende Kriegsgefahr

    und die in Aussicht stehende Schließung der

    Universität.

        Berlin, 1. Aug.   Der frühere Pastor Schmidt,

    der unter dem Verdacht verhaftet wurde, das

    Revolverattentat auf die inzwischen ihren  Verletzungen

    erlegene Frau Meyer aus der Xantenerstraße verübt

    zu haben, ist dem Berliner Tageblatt zufolge

    aus der Haft entlassen worden, weil er als Täter

    nicht mehr in Frage kommt.


                                        OESTERREICH.

                    Verschlechterung der Situation.

        Wien, 30. Juli.  Der Kaiser empfing gleich

    nach seiner Ankunft den Minister des Äußeren, Grafen

    Berchthold, den Kriegsminister v. Krobatin und

    den  Generalstabschef Baron Conrad. Die Situation

    wird wegen der  Haltung Rußlands

    als sehr ernst beurteilt.


              Allgemeine Mobilmachung in Oesterreich.

         Wien, 31. Juli.  In Oesterreich ist die allgemeine

    Mobilisierung mit Einschluß des

    Landsturms angeordnet worden. Landsturmpflichtig

    sind Männer vom 18. bis 42. Lebensjahr. Der

    Landsturm besteht in zwei Aufgeboten.


          Noch keine Grenzüberschreitung österreichischer

                                          Truppen.

    Budapest, 31. Juli.  Von amtlicher ungarischer

    Seite erfahre ich, daß entgegen allen anders

    lautenden Nachrichten österreichisch-ungarische Truppen

    bis Donnerstag abends noch nirgends die serbischen

    Grenzen überschritten haben. Auf der ungarischen

    Festung Peterwardein wurde gestern ein

    Reservist, der als Nazarener den Gehorsam verweigerte,

    standrechtlich erschossen.


                    Der Weltfriedenskongreß in Wien abgesagt.

        Der für den 15. bis 19. September nach Wien einberufene

    Weltfriedenskongreß  wurde infolge der

    Kriegsereignisse abgesagt. Zum Kongreß waren

    bereits über 2000 Teilnehmer angemeldet.


                            Neueste Nachrichten.

        Wien, 1. August.  Nach einer amtlichen Mitteilung

    vom 31. Juli hat der Kaiser die allgemeine

    Mobilmachung des Heeres und der Marine und der

    beiden Landwehren sowie die Aufbietung und Einberufung

    des Landsturmes befohlen. Diese Verfügung

    ist veranlaßt durch die von Rußland angeordnete

    Mobilisierung und hat keinen aggressiven

    Charakter.

        Wien, 1. August.  Durch kaiserliche Verordnung

    wurden die Befugnisse der politischen Verwaltung

    dem Armeeoberkommandanten übertragen, ferner

    eine Ministerialverordnung über den Absatz von

    Waffen, Munitionsgegenständen und über Einstellung

    der Wirksamkeit der Geschworenengerichte veröffentlicht.

    Diese Verordnung gilt für die Bukowina,

    Teile von Mähren und Schlesien. Am Küstenland

    von Dalmatien wird der Seeverkehr 

    beschränkt.

        

        




  • October 3, 2017 20:44:35 Beate Jochem

     item 20 


     1. Spalte 

                   Der Kronprinz Führer der 1. Gardedivision.

        Nach einer offiziellen Meldung aus Potsdam ist

    der Kronprinz zum Führer der ersten Gardedivision

    ausersehen.


    Generalfeldmarschall v. d. Goltz'  Wiedereintritt

                                       in das Heer.

        Generalfeldmarschall von der Goltz hat sich zum

    Wiedereintritt in das Heer gemeldet. Es laufen

    schon seit länger als einer Woche im preußischen

    Kriegsministerium täglich Meldungen von deutschen

    Kriegsfreiwilligen ein. Die Meldungen

    rekrutieren sich vielfach aus denjenigen

    Kreisen, für die kein Zwang zum Militärdienst besteht,

    insbesondere aus Mitgliedern des Landsturmes

    und auch aus solchen, die bei der Aushebung

    als untauglich befunden wurden, beziehentlich

    bei der Auslosung ausfielen. Zurzeit werden

    diese Meldungen keine Berücksichtigung finden.

    Nur im allerletzten Ernstfalle werden Freiwillige

    dieser Art zur Verwendung im inneren

    Dienste kommen. Dagegen haben die verabschiedeten

    Offiziere die sich ebenfalls zahlreich

    zum Wiedereintritt melden, Aussicht auf

    baldige Annahme.


              Die Einstellung von Nichtgedienten

                            und Freiwilligen.

        Auf Grund des § 98 der Heer-und Wehrordnung

    kann sich jede Persönlichkeit, die ihrer Dienstpflicht

    noch nicht genügt hat, bei Ausbruch

    der Mobilmachung einen Truppenteil (Ersatzbataillon

    usw.) nach Belieben wählen. Wenn er dies

    nicht tut, wird bei der bald einsetzenden Aushebung

    über ihn verfügt. Als Kriegsfreiwillige können

    sich solche Leute bei einem Ersatztruppenteil melden,

    die keine gesetzliche Verpflichtung zum Dienen

    mehr haben, ferner jugendliche Personen zwischen

    17 und 20 Jahren, soweit sie sich nicht in solchen

    Bezirken aufhalten, in denen der Landsturm aufgeboten

    ist.


      Der Telephonverkehr in Deutschland gesperrt.

        Nach den Grenzstädten im Westen, Norden und

    Osten ist ein telephonischer Verkehr nicht mehr möglich. 


                    Ein deutsches Ausfuhrverbot.

        Berlin, 31. Juli.  Der Bundesrat hat in seiner

    heutigen Sitzung den Erlaß von drei kaiserlichen

    Verordnungen betreffend das Verbot der Ausfuhr

    von Verpflegungs-, Streu- und Futtermitteln, ferner

    von Tieren und tierischen Erzeugnissen sowie

    von Kraftfahrzeugen (Motorwagen, Motorfahrrädern

    und Teilen davon) und von Mineralrohölen,

    Steinkohlenteer und allen aus diesen hergestellten

    Oelen zugestimmt. Die Verordnungen treten sofort

    in Kraft; der Reichskanzler ist ermächtigt, Ausnahmen

    zu gestatten und die erforderlichen 

    Sicherungsmaßregeln zu treffen.


                         Weiteres Ausfuhrverbot.    

        Berlin, 31. Juli.  Der heutige "Reichsanzeiger"

     veröffentlicht außer den bereits gemeldeten

    Ausfuhrverboten das Verbot der Ausfuhr und

    Durchfuhr von Eisenbahnmaterial aller

    Art, von Telegraphen- und Fernsprechdrähten sowie

    Teilen davon, von Luftschiffergeräten aller Art,

    von Fahrzeugen und Teilen davon, ferner das Verbot

    betreffend die Ausfuhr und Durchfuhr von

    Waffen, Munition, Pulver und Sprengstoffen, sowie

    von anderen Artikeln des Kriegsbedarfs und

    von Gegenständen zur Herstellung von Kriegsbedarfsartikeln,

    ferner das Verbot betreffend die Ausfuhr und 

    Durchfuhr von Rohstoffen, die bei der Herstellung

    und dem Betriebe von Gegenständen des Kriegsbedarfs

    zur Verwendung gelangen.


                          Russische Erntearbeiter.

        Unter den Maßnahmen, die die deutsche Regierung

    treffen sollte, besteht hoffentlich auch die Einbehaltung

    der russischen Erntearbeiter, die

    noch auf deutschem Boden weilen. Zu der Zahl von

    weit über 50 000 Mann nicht der schlechtesten Soldaten

    stellen sie ein vollrussisches Armeekorps

    dar. Genau so wie man in Oesterreich alle

    serbischen Reservisten kurzerhand verhaftet, halte

    man diese russischen Reservisten bei uns sofort unter

    militärischer Bewachung - wozu Landsturmleute

    genügen - und lasse die Erntearbeiten

    vollenden und interniere sie dann an geeigneten

    Orten. Es ist das eine Pflicht der Selbsterhaltung.

    Nur keine falsche Zurückhaltung den russischen

    Friedensbrechern gegenüber!


             Die Unterbrechung der deutschen Seeschiffahrt.

        Hamburg, 31. Juli. Sämtliche Hamburger

    Reedereien haben ihre auf See befindlichen Dampfer

    angewiesen, unverzüglich den nächsten Hafen anzulaufen

    und weitere Order abzuwarten. Aus Hamburg

    wird heute kein Schiff mehr abgelassen.


                                Panik in Straßburg.

        Straßburg, 30. Juli.  In Straßburg herrscht

    die größte Erregung. Das Papiergeld hat momentan

    fast keinen Wert; Geschäftsleute und Wirtschaften

    weigern sich, Papiergeld anzunehmen. An den

    Sparkassen werden fortgesetzt Beträge abgehoben,

    es wird von manchen Leuten sogar ein schwunghafter

    Handel mit Hundertmarkscheinen betrieben, für die sie

    90 bis 95 Mark in Silber zahlen. - Die Lebensmittelpreise

    sind horrend in die Höhe gestiegen.

    Die Kolonialwarenhändler machen bekannt, daß

    nur noch gegen Kasse verkauft werde.


                             Aus Königsberg.

        Die Polizeidirektion macht durch Anschlag öffentlich

    bekannt:  Zur Sicherung des Hauptbahnhofes

    und dessen Betriebsanlagen, ist eine militärische

    Wache am Bahnhof, sowie Posten an den Betriebsanlagen

    daselbst aufgestellt. Um Unglücksfälle zu

    vermeiden, mache ich die Bevölkerung darauf aufmerksam, 

    daß die Annäherung an die 


     2. Spalte 

    Eisenbahnanlagen (Gleise, Brücken, Stellwerke usw.)

    näher als 100 Meter verboten ist. Das Passieren

    dieser Anlagen durch Zivilpersonen ohne Begleitung

    eines Postens ist verboten. Zivilpersonen werden

    von den Posten mit Halt! angerufen und müssen

    stehen. Zuwiderhandelnde setzen sich der Gefahr

    aus, erschossen zu werden.


                     Panik an der russischen Grenze.

        Ostrowo, 31. Juli.  Unter den Einwohnern

    an der russischen Grenze herrscht eine große Panik,

    sogar die Familien der deutschen Beamten leben

    in großer Aufregung und die meisten haben die

    letzte Nacht in Ostrowo verbracht. Der Güterverkehr

    zwischen Skalmierzyce und Kalisch ist eingestellt 

    worden. Die russische Grenzwache wurde durch Infanterie

     verstärkt.


                                Eine nationale Tat.

        Kottbus, 31. Juli.  Angesichts der politischen

    Ereignisse erachtet es der Arbeitgeberverband

    der Lausitzer Tuchindustrie für seine nationale

    Pflicht, die Aussperrung sofort für

    beendet zu erklären. Die Verbandsbetriebe

    werden am Montag, den 3. August, früh wieder

    eröffnet.


                           Neueste Nachrichten.

        Berlin, 1. Aug.   Laut "Lok. Anz." hat die

    Kaiserliche Familie gestern abend im Schlosse

    das heilige Abendmahl genommen.

        Berlin, 1. Aug.   Prinz  Adalbert von Preußen

    hat sich heute  mit der Prinzessin Adelheid von Sachsen-

    Meiningen verlobt.

        Berlin, 1. Aug.  Der Berliner Magistrat hat

    sich gestern sehr eingehend mit Maßnahmen beschäftigt,

    die die städtische Verwaltung im Falle des

    Krieges zu ergreifen hat. Nach der "Morgenpost"

    wurde eine Reihe wichtiger Beschlüsse gefaßt, die sich

    auf die Lebensmittelversorgung beziehen. Die

    Stadt wird in der Lage sein, die Lebensmittelversorgung 

    selbst zu regeln.

        Berlin, 1. Aug.  Für den Fall der Mobilmachung

    hat Geheimrat Lipmann vom Vorstand der

    Volks-Kaffee- und Speisehallen-Gesellschaft den

    Betrag von 15 000 Mark für den Fall des Krieges

    zur unentgeltlichen Verabreichung  von Speisen

    und Getränken an ausrückende Mannschaften auf

    den Berliner Bahnhöfen zur Verfügung gestellt. 

        Berlin, 1. Aug.  An der Berliner Universität

    schlossen gestern die Professoren ihre Vorlesungen

    mit dem Hinweis auf die bevorstehende Kriegsgefahr

    und die in Aussicht stehende Schließung der

    Universität.

        Berlin, 1. Aug.   Der frühere Pastor Schmidt,

    der unter dem Verdacht verhaftet wurde, das

    Revolverattentat auf die inzwischen ihren  Verletzungen

    erlegene Frau Meyer aus der Xantenerstraße verübt

    zu haben, ist dem Berliner Tageblatt zufolge

    aus der Haft entlassen worden, weil er als Täter

    nicht mehr in Frage kommt.


                                        OESTERREICH.

                    Verschlechterung der Situation.

        Wien, 30. Juli.  Der Kaiser empfing gleich

    nach seiner Ankunft den Minister des Äußeren, Grafen

    Berchthold, den Kriegsminister v. Krobatin und

    den  Generalstabschef Baron Conrad. Die Situation

    wird wegen der  Haltung Rußlands

    als sehr ernst beurteilt.


              Allgemeine Mobilmachung in Oesterreich.

         Wien, 31. Juli.  In Oesterreich ist die allgemeine

    Mobilisierung mit Einschluß des

    Landsturms angeordnet worden. Landsturmpflichtig

    sind Männer vom 18. bis 42. Lebensjahr. Der

    Landsturm besteht in zwei Aufgeboten.


          Noch keine Grenzüberschreitung österreichischer

                                          Truppen.

    Budapest, 31. Juli.  Von amtlicher ungarischer

    Seite erfahre ich, daß entgegen allen anders

    lautenden Nachrichten österreichisch-ungarische Truppen

    bis Donnerstag abends noch nirgends die serbischen

    Grenzen überschritten haben. Auf der ungarischen

    Festung Peterwardein wurde gestern ein

    Reservist, der als Nazarener den Gehorsam verweigerte,

    standrechtlich erschossen.


                    Der Weltfriedenskongreß in Wien abgesagt.

        Der für den 15. bis 19. September nach Wien einberufene

    Weltfriedenskongreß  wurde infolge der

    Kriegsereignisse abgesagt. Zum Kongreß waren

    bereits über 2000 Teilnehmer angemeldet.


                            Neueste Nachrichten.

        Wien, 1. August.  Nach einer amtlichen Mitteilung

    vom 31. Juli hat der Kaiser die allgemeine

    Mobilmachung des Heeres und der Marine und der

    beiden Landwehren sowie die Aufbietung und Einberufung

    des Landsturmes befohlen. Diese Verfügung

    ist veranlaßt durch die von Rußland angeordnete

    Mobilisierung und hat keinen aggressiven

    Charakter.

        

        




  • October 3, 2017 20:39:59 Beate Jochem

     item 20 


     1. Spalte 

                   Der Kronprinz Führer der 1. Gardedivision.

        Nach einer offiziellen Meldung aus Potsdam ist

    der Kronprinz zum Führer der ersten Gardedivision

    ausersehen.


    Generalfeldmarschall v. d. Goltz'  Wiedereintritt

                                       in das Heer.

        Generalfeldmarschall von der Goltz hat sich zum

    Wiedereintritt in das Heer gemeldet. Es laufen

    schon seit länger als einer Woche im preußischen

    Kriegsministerium täglich Meldungen von deutschen

    Kriegsfreiwilligen ein. Die Meldungen

    rekrutieren sich vielfach aus denjenigen

    Kreisen, für die kein Zwang zum Militärdienst besteht,

    insbesondere aus Mitgliedern des Landsturmes

    und auch aus solchen, die bei der Aushebung

    als untauglich befunden wurden, beziehentlich

    bei der Auslosung ausfielen. Zurzeit werden

    diese Meldungen keine Berücksichtigung finden.

    Nur im allerletzten Ernstfalle werden Freiwillige

    dieser Art zur Verwendung im inneren

    Dienste kommen. Dagegen haben die verabschiedeten

    Offiziere die sich ebenfalls zahlreich

    zum Wiedereintritt melden, Aussicht auf

    baldige Annahme.


              Die Einstellung von Nichtgedienten

                            und Freiwilligen.

        Auf Grund des § 98 der Heer-und Wehrordnung

    kann sich jede Persönlichkeit, die ihrer Dienstpflicht

    noch nicht genügt hat, bei Ausbruch

    der Mobilmachung einen Truppenteil (Ersatzbataillon

    usw.) nach Belieben wählen. Wenn er dies

    nicht tut, wird bei der bald einsetzenden Aushebung

    über ihn verfügt. Als Kriegsfreiwillige können

    sich solche Leute bei einem Ersatztruppenteil melden,

    die keine gesetzliche Verpflichtung zum Dienen

    mehr haben, ferner jugendliche Personen zwischen

    17 und 20 Jahren, soweit sie sich nicht in solchen

    Bezirken aufhalten, in denen der Landsturm aufgeboten

    ist.


      Der Telephonverkehr in Deutschland gesperrt.

        Nach den Grenzstädten im Westen, Norden und

    Osten ist ein telephonischer Verkehr nicht mehr möglich. 


                    Ein deutsches Ausfuhrverbot.

        Berlin, 31. Juli.  Der Bundesrat hat in seiner

    heutigen Sitzung den Erlaß von drei kaiserlichen

    Verordnungen betreffend das Verbot der Ausfuhr

    von Verpflegungs-, Streu- und Futtermitteln, ferner

    von Tieren und tierischen Erzeugnissen sowie

    von Kraftfahrzeugen (Motorwagen, Motorfahrrädern

    und Teilen davon) und von Mineralrohölen,

    Steinkohlenteer und allen aus diesen hergestellten

    Oelen zugestimmt. Die Verordnungen treten sofort

    in Kraft; der Reichskanzler ist ermächtigt, Ausnahmen

    zu gestatten und die erforderlichen 

    Sicherungsmaßregeln zu treffen.


                         Weiteres Ausfuhrverbot.    

        Berlin, 31. Juli.  Der heutige "Reichsanzeiger"

     veröffentlicht außer den bereits gemeldeten

    Ausfuhrverboten das Verbot der Ausfuhr und

    Durchfuhr von Eisenbahnmaterial aller

    Art, von Telegraphen- und Fernsprechdrähten sowie

    Teilen davon, von Luftschiffergeräten aller Art,

    von Fahrzeugen und Teilen davon, ferner das Verbot

    betreffend die Ausfuhr und Durchfuhr von

    Waffen, Munition, Pulver und Sprengstoffen, sowie

    von anderen Artikeln des Kriegsbedarfs und

    von Gegenständen zur Herstellung von Kriegsbedarfsartikeln,

    ferner das Verbot betreffend die Ausfuhr und 

    Durchfuhr von Rohstoffen, die bei der Herstellung

    und dem Betriebe von Gegenständen des Kriegsbedarfs

    zur Verwendung gelangen.


                          Russische Erntearbeiter.

        Unter den Maßnahmen, die die deutsche Regierung

    treffen sollte, besteht hoffentlich auch die Einbehaltung

    der russischen Erntearbeiter, die

    noch auf deutschem Boden weilen. Zu der Zahl von

    weit über 50 000 Mann nicht der schlechtesten Soldaten

    stellen sie ein vollrussisches Armeekorps

    dar. Genau so wie man in Oesterreich alle

    serbischen Reservisten kurzerhand verhaftet, halte

    man diese russischen Reservisten bei uns sofort unter

    militärischer Bewachung - wozu Landsturmleute

    genügen - und lasse die Erntearbeiten

    vollenden und interniere sie dann an geeigneten

    Orten. Es ist das eine Pflicht der Selbsterhaltung.

    Nur keine falsche Zurückhaltung den russischen

    Friedensbrechern gegenüber!


             Die Unterbrechung der deutschen Seeschiffahrt.

        Hamburg, 31. Juli. Sämtliche Hamburger

    Reedereien haben ihre auf See befindlichen Dampfer

    angewiesen, unverzüglich den nächsten Hafen anzulaufen

    und weitere Order abzuwarten. Aus Hamburg

    wird heute kein Schiff mehr abgelassen.


                                Panik in Straßburg.

        Straßburg, 30. Juli.  In Straßburg herrscht

    die größte Erregung. Das Papiergeld hat momentan

    fast keinen Wert; Geschäftsleute und Wirtschaften

    weigern sich, Papiergeld anzunehmen. An den

    Sparkassen werden fortgesetzt Beträge abgehoben,

    es wird von manchen Leuten sogar ein schwunghafter

    Handel mit Hundertmarkscheinen betrieben, für die sie

    90 bis 95 Mark in Silber zahlen. - Die Lebensmittelpreise

    sind horrend in die Höhe gestiegen.

    Die Kolonialwarenhändler machen bekannt, daß

    nur noch gegen Kasse verkauft werde.


                             Aus Königsberg.

        Die Polizeidirektion macht durch Anschlag öffentlich

    bekannt:  Zur Sicherung des Hauptbahnhofes

    und dessen Betriebsanlagen, ist eine militärische

    Wache am Bahnhof, sowie Posten an den Betriebsanlagen

    daselbst aufgestellt. Um Unglücksfälle zu

    vermeiden, mache ich die Bevölkerung darauf aufmerksam, 

    daß die Annäherung an die 


     2. Spalte 

    Eisenbahnanlagen (Gleise, Brücken, Stellwerke usw.)

    näher als 100 Meter verboten ist. Das Passieren

    dieser Anlagen durch Zivilpersonen ohne Begleitung

    eines Postens ist verboten. Zivilpersonen werden

    von den Posten mit Halt! angerufen und müssen

    stehen. Zuwiderhandelnde setzen sich der Gefahr

    aus, erschossen zu werden.


                     Panik an der russischen Grenze.

        Ostrowo, 31. Juli.  Unter den Einwohnern

    an der russischen Grenze herrscht eine große Panik,

    sogar die Familien der deutschen Beamten leben

    in großer Aufregung und die meisten haben die

    letzte Nacht in Ostrowo verbracht. Der Güterverkehr

    zwischen Skalmierzyce und Kalisch ist eingestellt 

    worden. Die russische Grenzwache wurde durch Infanterie

     verstärkt.


                                Eine nationale Tat.

        Kottbus, 31. Juli.  Angesichts der politischen

    Ereignisse erachtet es der Arbeitgeberverband

    der Lausitzer Tuchindustrie für seine nationale

    Pflicht, die Aussperrung sofort für

    beendet zu erklären. Die Verbandsbetriebe

    werden am Montag, den 3. August, früh wieder

    eröffnet.


                           Neueste Nachrichten.

        Berlin, 1. Aug.   Laut "Lok. Anz." hat die

    Kaiserliche Familie gestern abend im Schlosse

    das heilige Abendmahl genommen.

        Berlin, 1. Aug.   Prinz  Adalbert von Preußen

    hat sich heute  mit der Prinzessin Adelheid von Sachsen-

    Meiningen verlobt.

        Berlin, 1. Aug.  Der Berliner Magistrat hat

    sich gestern sehr eingehend mit Maßnahmen beschäftigt,

    die die städtische Verwaltung im Falle des

    Krieges zu ergreifen hat. Nach der "Morgenpost"

    wurde eine Reihe wichtiger Beschlüsse gefaßt, die sich

    auf die Lebensmittelversorgung beziehen. Die

    Stadt wird in der Lage sein, die Lebensmittelversorgung 

    selbst zu regeln.

        Berlin, 1. Aug.  Für den Fall der Mobilmachung

    hat Geheimrat Lipmann vom Vorstand der

    Volks-Kaffee- und Speisehallen-Gesellschaft den

    Betrag von 15 000 Mark für den Fall des Krieges

    zur unentgeltlichen Verabreichung  von Speisen

    und Getränken an ausrückende Mannschaften auf

    den Berliner Bahnhöfen zur Verfügung gestellt. 

        Berlin, 1. Aug.  An der Berliner Universität

    schlossen gestern die Professoren ihre Vorlesungen

    mit dem Hinweis auf die bevorstehende Kriegsgefahr

    und die in Aussicht stehende Schließung der

    Universität.

        Berlin, 1. Aug.   Der frühere Pastor Schmidt,

    der unter dem Verdacht verhaftet wurde, das

    Revolverattentat auf die inzwischen ihren  Verletzungen

    erlegene Frau Meyer aus der Xantenerstraße verübt

    zu haben, ist dem Berliner Tageblatt zufolge

    aus der Haft entlassen worden, weil er als Täter

    nicht mehr in Frage kommt.


                                        OESTERREICH.

                    Verschlechterung der Situation.


        Wien, 30. Juli.  Der Kaiser empfing gleich

    nach seiner Ankunft den Minister des Äußeren, Grafen

    Berchthold, den Kriegsminister v. Krobatin und

    den  Generalstabschef Baron Conrad. Die Situation

    wird wegen der  Haltung Rußlands

    als sehr ernst beurteilt.


              Allgemeine Mobilmachung in Oesterreich.

         Wien, 31. Juli.  In Oesterreich ist die allgemeine

    Mobilisierung mit Einschluß des

    Landsturms angeordnet worden. Landsturmpflichtig

    sind Männer vom 18. bis 42. Lebensjahr. Der

    Landsturm besteht in zwei Aufgeboten.


          Noch keine Grenzüberschreitung österreichischer

                                          Truppen.


    Budapest, 31. Juli.  Von amtlicher ungarischer

    Seite erfahre ich, daß entgegen allen anders

    lautenden Nachrichten österreichisch-ungarische Truppen

    bis Donnerstag abends noch nirgends die serbischen

    Grenzen überschritten haben. Auf der ungarischen

    Festung Peterwardein wurde gestern ein

    Reservist, der als Nazarener den Gehorsam verweigerte,

    standrechtlich erschossen.


                    Der Weltfriedenskongreß in Wien abgesagt.

        Der für den 15. bis 19. September nach Wien einberufene

    Weltfriedenskongreß  wurde infolge der

    Kriegsereignisse abgesagt. Zum Kongreß waren

    bereits über 2000 Teilnehmer angemeldet.





  • October 3, 2017 20:37:54 Beate Jochem

     item 20 


     1. Spalte 

                   Der Kronprinz Führer der 1. Gardedivision.

        Nach einer offiziellen Meldung aus Potsdam ist

    der Kronprinz zum Führer der ersten Gardedivision

    ausersehen.


    Generalfeldmarschall v. d. Goltz'  Wiedereintritt

                                       in das Heer.

        Generalfeldmarschall von der Goltz hat sich zum

    Wiedereintritt in das Heer gemeldet. Es laufen

    schon seit länger als einer Woche im preußischen

    Kriegsministerium täglich Meldungen von deutschen

    Kriegsfreiwilligen ein. Die Meldungen

    rekrutieren sich vielfach aus denjenigen

    Kreisen, für die kein Zwang zum Militärdienst besteht,

    insbesondere aus Mitgliedern des Landsturmes

    und auch aus solchen, die bei der Aushebung

    als untauglich befunden wurden, beziehentlich

    bei der Auslosung ausfielen. Zurzeit werden

    diese Meldungen keine Berücksichtigung finden.

    Nur im allerletzten Ernstfalle werden Freiwillige

    dieser Art zur Verwendung im inneren

    Dienste kommen. Dagegen haben die verabschiedeten

    Offiziere die sich ebenfalls zahlreich

    zum Wiedereintritt melden, Aussicht auf

    baldige Annahme.


              Die Einstellung von Nichtgedienten

                            und Freiwilligen.

        Auf Grund des § 98 der Heer-und Wehrordnung

    kann sich jede Persönlichkeit, die ihrer Dienstpflicht

    noch nicht genügt hat, bei Ausbruch

    der Mobilmachung einen Truppenteil (Ersatzbataillon

    usw.) nach Belieben wählen. Wenn er dies

    nicht tut, wird bei der bald einsetzenden Aushebung

    über ihn verfügt. Als Kriegsfreiwillige können

    sich solche Leute bei einem Ersatztruppenteil melden,

    die keine gesetzliche Verpflichtung zum Dienen

    mehr haben, ferner jugendliche Personen zwischen

    17 und 20 Jahren, soweit sie sich nicht in solchen

    Bezirken aufhalten, in denen der Landsturm aufgeboten

    ist.


      Der Telephonverkehr in Deutschland gesperrt.

        Nach den Grenzstädten im Westen, Norden und

    Osten ist ein telephonischer Verkehr nicht mehr möglich. 


                    Ein deutsches Ausfuhrverbot.

        Berlin, 31. Juli.  Der Bundesrat hat in seiner

    heutigen Sitzung den Erlaß von drei kaiserlichen

    Verordnungen betreffend das Verbot der Ausfuhr

    von Verpflegungs-, Streu- und Futtermitteln, ferner

    von Tieren und tierischen Erzeugnissen sowie

    von Kraftfahrzeugen (Motorwagen, Motorfahrrädern

    und Teilen davon) und von Mineralrohölen,

    Steinkohlenteer und allen aus diesen hergestellten

    Oelen zugestimmt. Die Verordnungen treten sofort

    in Kraft; der Reichskanzler ist ermächtigt, Ausnahmen

    zu gestatten und die erforderlichen 

    Sicherungsmaßregeln zu treffen.


                         Weiteres Ausfuhrverbot.    

        Berlin, 31. Juli.  Der heutige "Reichsanzeiger"

     veröffentlicht außer den bereits gemeldeten

    Ausfuhrverboten das Verbot der Ausfuhr und

    Durchfuhr von Eisenbahnmaterial aller

    Art, von Telegraphen- und Fernsprechdrähten sowie

    Teilen davon, von Luftschiffergeräten aller Art,

    von Fahrzeugen und Teilen davon, ferner das Verbot

    betreffend die Ausfuhr und Durchfuhr von

    Waffen, Munition, Pulver und Sprengstoffen, sowie

    von anderen Artikeln des Kriegsbedarfs und

    von Gegenständen zur Herstellung von Kriegsbedarfsartikeln,

    ferner das Verbot betreffend die Ausfuhr und 

    Durchfuhr von Rohstoffen, die bei der Herstellung

    und dem Betriebe von Gegenständen des Kriegsbedarfs

    zur Verwendung gelangen.


                          Russische Erntearbeiter.

        Unter den Maßnahmen, die die deutsche Regierung

    treffen sollte, besteht hoffentlich auch die Einbehaltung

    der russischen Erntearbeiter, die

    noch auf deutschem Boden weilen. Zu der Zahl von

    weit über 50 000 Mann nicht der schlechtesten Soldaten

    stellen sie ein vollrussisches Armeekorps

    dar. Genau so wie man in Oesterreich alle

    serbischen Reservisten kurzerhand verhaftet, halte

    man diese russischen Reservisten bei uns sofort unter

    militärischer Bewachung - wozu Landsturmleute

    genügen - und lasse die Erntearbeiten

    vollenden und interniere sie dann an geeigneten

    Orten. Es ist das eine Pflicht der Selbsterhaltung.

    Nur keine falsche Zurückhaltung den russischen

    Friedensbrechern gegenüber!


             Die Unterbrechung der deutschen Seeschiffahrt.

        Hamburg, 31. Juli. Sämtliche Hamburger

    Reedereien haben ihre auf See befindlichen Dampfer

    angewiesen, unverzüglich den nächsten Hafen anzulaufen

    und weitere Order abzuwarten. Aus Hamburg

    wird heute kein Schiff mehr abgelassen.


                                Panik in Straßburg.

        Straßburg, 30. Juli.  In Straßburg herrscht

    die größte Erregung. Das Papiergeld hat momentan

    fast keinen Wert; Geschäftsleute und Wirtschaften

    weigern sich, Papiergeld anzunehmen. An den

    Sparkassen werden fortgesetzt Beträge abgehoben,

    es wird von manchen Leuten sogar ein schwunghafter

    Handel mit Hundertmarkscheinen betrieben, für die sie

    90 bis 95 Mark in Silber zahlen. - Die Lebensmittelpreise

    sind horrend in die Höhe gestiegen.

    Die Kolonialwarenhändler machen bekannt, daß

    nur noch gegen Kasse verkauft werde.


                             Aus Königsberg.

        Die Polizeidirektion macht durch Anschlag öffentlich

    bekannt:  Zur Sicherung des Hauptbahnhofes

    und dessen Betriebsanlagen, ist eine militärische

    Wache am Bahnhof, sowie Posten an den Betriebsanlagen

    daselbst aufgestellt. Um Unglücksfälle zu

    vermeiden, mache ich die Bevölkerung darauf aufmerksam, 

    daß die Annäherung an die 


     2. Spalte 

    Eisenbahnanlagen (Gleise, Brücken, Stellwerke usw.)

    näher als 100 Meter verboten ist. Das Passieren

    dieser Anlagen durch Zivilpersonen ohne Begleitung

    eines Postens ist verboten. Zivilpersonen werden

    von den Posten mit Halt! angerufen und müssen

    stehen. Zuwiderhandelnde setzen sich der Gefahr

    aus, erschossen zu werden.


                     Panik an der russischen Grenze.

        Ostrowo, 31. Juli.  Unter den Einwohnern

    an der russischen Grenze herrscht eine große Panik,

    sogar die Familien der deutschen Beamten leben

    in großer Aufregung und die meisten haben die

    letzte Nacht in Ostrowo verbracht. Der Güterverkehr

    zwischen Skalmierzyce und Kalisch ist eingestellt 

    worden. Die russische Grenzwache wurde durch Infanterie

     verstärkt.


                                Eine nationale Tat.

        Kottbus, 31. Juli.  Angesichts der politischen

    Ereignisse erachtet es der Arbeitgeberverband

    der Lausitzer Tuchindustrie für seine nationale

    Pflicht, die Aussperrung sofort für

    beendet zu erklären. Die Verbandsbetriebe

    werden am Montag, den 3. August, früh wieder

    eröffnet.


                           Neueste Nachrichten.

        Berlin, 1. Aug.   Laut "Lok. Anz." hat die

    Kaiserliche Familie gestern abend im Schlosse

    das heilige Abendmahl genommen.

        Berlin, 1. Aug.   Prinz  Adalbert von Preußen

    hat sich heute  mit der Prinzessin Adelheid von Sachsen-

    Meiningen verlobt.

        Berlin, 1. Aug.  Der Berliner Magistrat hat

    sich gestern sehr eingehend mit Maßnahmen beschäftigt,

    die die städtische Verwaltung im Falle des

    Krieges zu ergreifen hat. Nach der "Morgenpost"

    wurde eine Reihe wichtiger Beschlüsse gefaßt, die sich

    auf die Lebensmittelversorgung beziehen. Die

    Stadt wird in der Lage sein, die Lebensmittelversorgung 

    selbst zu regeln.

        Berlin, 1. Aug.  Für den Fall der Mobilmachung

    hat Geheimrat Lipmann vom Vorstand der

    Volks-Kaffee- und Speisehallen-Gesellschaft den

    Betrag von 15 000 Mark für den Fall des Krieges

    zur unentgeltlichen Verabreichung  von Speisen

    und Getränken an ausrückende Mannschaften auf

    den Berliner Bahnhöfen zur Verfügung gestellt. 

        Berlin, 1. Aug.  An der Berliner Universität

    schlossen gestern die Professoren ihre Vorlesungen

    mit dem Hinweis auf die bevorstehende Kriegsgefahr

    und die in Aussicht stehende Schließung der

    Universität.

        Berlin, 1. Aug.   Der frühere Pastor Schmidt,

    der unter dem Verdacht verhaftet wurde, das

    Revolverattentat auf die inzwischen ihren  Verletzungen

    erlegene Frau Meyer aus der Xantenerstraße verübt

    zu haben, ist dem Berliner Tageblatt zufolge

    aus der Haft entlassen worden, weil er als Täter

    nicht mehr in Frage kommt.


                                        OESTERREICH.

                    Verschlechterung der Situation.


        Wien, 30. Juli.  Der Kaiser empfing gleich

    nach seiner Ankunft den Minister des Äußeren, Grafen

    Berchthold, den Kriegsminister v. Krobatin und

    den  Generalstabschef Baron Conrad. Die Situation

    wird wegen der  Haltung Rußlands

    als sehr ernst beurteilt.


              Allgemeine Mobilmachung in Oesterreich.

         Wien, 31. Juli.  In Oesterreich ist die allgemeine

    Mobilisierung mit Einschluß des

    Landsturms angeordnet worden. Landsturmpflichtig

    sind Männer vom 18. bis 42. Lebensjahr. Der

    Landsturm besteht in zwei Aufgeboten.


          Noch keine Grenzüberschreitung österreichischer

                                          Truppen.


    Budapest, 31. Juli.  Von amtlicher ungarischer

    Seite erfahre ich, daß entgegen allen anders

    lautenden Nachrichten österreichisch-ungarische Truppen

    bis Donnerstag abends noch nirgends die serbischen

    Grenzen überschritten haben. Auf der ungarischen

    Festung Peterwardein wurde gestern ein

    Reservist, der als Nazarener den Gehorsam verweigerte,

    standrechtlich erschossen.





  • October 3, 2017 20:32:30 Beate Jochem

     item 20 


     1. Spalte 

                   Der Kronprinz Führer der 1. Gardedivision.

        Nach einer offiziellen Meldung aus Potsdam ist

    der Kronprinz zum Führer der ersten Gardedivision

    ausersehen.


    Generalfeldmarschall v. d. Goltz'  Wiedereintritt

                                       in das Heer.

        Generalfeldmarschall von der Goltz hat sich zum

    Wiedereintritt in das Heer gemeldet. Es laufen

    schon seit länger als einer Woche im preußischen

    Kriegsministerium täglich Meldungen von deutschen

    Kriegsfreiwilligen ein. Die Meldungen

    rekrutieren sich vielfach aus denjenigen

    Kreisen, für die kein Zwang zum Militärdienst besteht,

    insbesondere aus Mitgliedern des Landsturmes

    und auch aus solchen, die bei der Aushebung

    als untauglich befunden wurden, beziehentlich

    bei der Auslosung ausfielen. Zurzeit werden

    diese Meldungen keine Berücksichtigung finden.

    Nur im allerletzten Ernstfalle werden Freiwillige

    dieser Art zur Verwendung im inneren

    Dienste kommen. Dagegen haben die verabschiedeten

    Offiziere die sich ebenfalls zahlreich

    zum Wiedereintritt melden, Aussicht auf

    baldige Annahme.


              Die Einstellung von Nichtgedienten

                            und Freiwilligen.

        Auf Grund des § 98 der Heer-und Wehrordnung

    kann sich jede Persönlichkeit, die ihrer Dienstpflicht

    noch nicht genügt hat, bei Ausbruch

    der Mobilmachung einen Truppenteil (Ersatzbataillon

    usw.) nach Belieben wählen. Wenn er dies

    nicht tut, wird bei der bald einsetzenden Aushebung

    über ihn verfügt. Als Kriegsfreiwillige können

    sich solche Leute bei einem Ersatztruppenteil melden,

    die keine gesetzliche Verpflichtung zum Dienen

    mehr haben, ferner jugendliche Personen zwischen

    17 und 20 Jahren, soweit sie sich nicht in solchen

    Bezirken aufhalten, in denen der Landsturm aufgeboten

    ist.


      Der Telephonverkehr in Deutschland gesperrt.

        Nach den Grenzstädten im Westen, Norden und

    Osten ist ein telephonischer Verkehr nicht mehr möglich. 


                    Ein deutsches Ausfuhrverbot.

        Berlin, 31. Juli.  Der Bundesrat hat in seiner

    heutigen Sitzung den Erlaß von drei kaiserlichen

    Verordnungen betreffend das Verbot der Ausfuhr

    von Verpflegungs-, Streu- und Futtermitteln, ferner

    von Tieren und tierischen Erzeugnissen sowie

    von Kraftfahrzeugen (Motorwagen, Motorfahrrädern

    und Teilen davon) und von Mineralrohölen,

    Steinkohlenteer und allen aus diesen hergestellten

    Oelen zugestimmt. Die Verordnungen treten sofort

    in Kraft; der Reichskanzler ist ermächtigt, Ausnahmen

    zu gestatten und die erforderlichen 

    Sicherungsmaßregeln zu treffen.


                         Weiteres Ausfuhrverbot.    

        Berlin, 31. Juli.  Der heutige "Reichsanzeiger"

     veröffentlicht außer den bereits gemeldeten

    Ausfuhrverboten das Verbot der Ausfuhr und

    Durchfuhr von Eisenbahnmaterial aller

    Art, von Telegraphen- und Fernsprechdrähten sowie

    Teilen davon, von Luftschiffergeräten aller Art,

    von Fahrzeugen und Teilen davon, ferner das Verbot

    betreffend die Ausfuhr und Durchfuhr von

    Waffen, Munition, Pulver und Sprengstoffen, sowie

    von anderen Artikeln des Kriegsbedarfs und

    von Gegenständen zur Herstellung von Kriegsbedarfsartikeln,

    ferner das Verbot betreffend die Ausfuhr und 

    Durchfuhr von Rohstoffen, die bei der Herstellung

    und dem Betriebe von Gegenständen des Kriegsbedarfs

    zur Verwendung gelangen.


                          Russische Erntearbeiter.

        Unter den Maßnahmen, die die deutsche Regierung

    treffen sollte, besteht hoffentlich auch die Einbehaltung

    der russischen Erntearbeiter, die

    noch auf deutschem Boden weilen. Zu der Zahl von

    weit über 50 000 Mann nicht der schlechtesten Soldaten

    stellen sie ein vollrussisches Armeekorps

    dar. Genau so wie man in Oesterreich alle

    serbischen Reservisten kurzerhand verhaftet, halte

    man diese russischen Reservisten bei uns sofort unter

    militärischer Bewachung - wozu Landsturmleute

    genügen - und lasse die Erntearbeiten

    vollenden und interniere sie dann an geeigneten

    Orten. Es ist das eine Pflicht der Selbsterhaltung.

    Nur keine falsche Zurückhaltung den russischen

    Friedensbrechern gegenüber!


             Die Unterbrechung der deutschen Seeschiffahrt.

        Hamburg, 31. Juli. Sämtliche Hamburger

    Reedereien haben ihre auf See befindlichen Dampfer

    angewiesen, unverzüglich den nächsten Hafen anzulaufen

    und weitere Order abzuwarten. Aus Hamburg

    wird heute kein Schiff mehr abgelassen.


                                Panik in Straßburg.

        Straßburg, 30. Juli.  In Straßburg herrscht

    die größte Erregung. Das Papiergeld hat momentan

    fast keinen Wert; Geschäftsleute und Wirtschaften

    weigern sich, Papiergeld anzunehmen. An den

    Sparkassen werden fortgesetzt Beträge abgehoben,

    es wird von manchen Leuten sogar ein schwunghafter

    Handel mit Hundertmarkscheinen betrieben, für die sie

    90 bis 95 Mark in Silber zahlen. - Die Lebensmittelpreise

    sind horrend in die Höhe gestiegen.

    Die Kolonialwarenhändler machen bekannt, daß

    nur noch gegen Kasse verkauft werde.


                             Aus Königsberg.

        Die Polizeidirektion macht durch Anschlag öffentlich

    bekannt:  Zur Sicherung des Hauptbahnhofes

    und dessen Betriebsanlagen, ist eine militärische

    Wache am Bahnhof, sowie Posten an den Betriebsanlagen

    daselbst aufgestellt. Um Unglücksfälle zu

    vermeiden, mache ich die Bevölkerung darauf aufmerksam, 

    daß die Annäherung an die 


     2. Spalte 

    Eisenbahnanlagen (Gleise, Brücken, Stellwerke usw.)

    näher als 100 Meter verboten ist. Das Passieren

    dieser Anlagen durch Zivilpersonen ohne Begleitung

    eines Postens ist verboten. Zivilpersonen werden

    von den Posten mit Halt! angerufen und müssen

    stehen. Zuwiderhandelnde setzen sich der Gefahr

    aus, erschossen zu werden.


                     Panik an der russischen Grenze.

        Ostrowo, 31. Juli.  Unter den Einwohnern

    an der russischen Grenze herrscht eine große Panik,

    sogar die Familien der deutschen Beamten leben

    in großer Aufregung und die meisten haben die

    letzte Nacht in Ostrowo verbracht. Der Güterverkehr

    zwischen Skalmierzyce und Kalisch ist eingestellt 

    worden. Die russische Grenzwache wurde durch Infanterie

     verstärkt.


                                Eine nationale Tat.

        Kottbus, 31. Juli.  Angesichts der politischen

    Ereignisse erachtet es der Arbeitgeberverband

    der Lausitzer Tuchindustrie für seine nationale

    Pflicht, die Aussperrung sofort für

    beendet zu erklären. Die Verbandsbetriebe

    werden am Montag, den 3. August, früh wieder

    eröffnet.


                           Neueste Nachrichten.

        Berlin, 1. Aug.   Laut "Lok. Anz." hat die

    Kaiserliche Familie gestern abend im Schlosse

    das heilige Abendmahl genommen.

        Berlin, 1. Aug.   Prinz  Adalbert von Preußen

    hat sich heute  mit der Prinzessin Adelheid von Sachsen-

    Meiningen verlobt.

        Berlin, 1. Aug.  Der Berliner Magistrat hat

    sich gestern sehr eingehend mit Maßnahmen beschäftigt,

    die die städtische Verwaltung im Falle des

    Krieges zu ergreifen hat. Nach der "Morgenpost"

    wurde eine Reihe wichtiger Beschlüsse gefaßt, die sich

    auf die Lebensmittelversorgung beziehen. Die

    Stadt wird in der Lage sein, die Lebensmittelversorgung 

    selbst zu regeln.

        Berlin, 1. Aug.  Für den Fall der Mobilmachung

    hat Geheimrat Lipmann vom Vorstand der

    Volks-Kaffee- und Speisehallen-Gesellschaft den

    Betrag von 15 000 Mark für den Fall des Krieges

    zur unentgeltlichen Verabreichung  von Speisen

    und Getränken an ausrückende Mannschaften auf

    den Berliner Bahnhöfen zur Verfügung gestellt. 

        Berlin, 1. Aug.  An der Berliner Universität

    schlossen gestern die Professoren ihre Vorlesungen

    mit dem Hinweis auf die bevorstehende Kriegsgefahr

    und die in Aussicht stehende Schließung der

    Universität.

        Berlin, 1. Aug.   Der frühere Pastor Schmidt,

    der unter dem Verdacht verhaftet wurde, das

    Revolverattentat auf die inzwischen ihren  Verletzungen

    erlegene Frau Meyer aus der Xantenerstraße verübt

    zu haben, ist dem Berliner Tageblatt zufolge

    aus der Haft entlassen worden, weil er als Täter

    nicht mehr in Frage kommt.


                                        OESTERREICH.

                    Verschlechterung der Situation.


        Wien, 30. Juli.  Der Kaiser empfing gleich

    nach seiner Ankunft den Minister des Äußeren, Grafen

    Berchthold, den Kriegsminister v. Krobatin und

    den  Generalstabschef Baron Conrad. Die Situation

    wird wegen der  Haltung Rußlands

    als sehr ernst beurteilt.


              Allgemeine Mobilmachung in Oesterreich.

         Wien, 31. Juli.  In Oesterreich ist die allgemeine

    Mobilisierung mit Einschluß des

    Landsturms angeordnet worden. Landsturmpflichtig

    sind Männer vom 18. bis 42. Lebensjahr. Der

    Landsturm besteht in zwei Aufgeboten.





  • October 3, 2017 20:29:23 Beate Jochem

     item 20 


     1. Spalte 

                   Der Kronprinz Führer der 1. Gardedivision.

        Nach einer offiziellen Meldung aus Potsdam ist

    der Kronprinz zum Führer der ersten Gardedivision

    ausersehen.


    Generalfeldmarschall v. d. Goltz'  Wiedereintritt

                                       in das Heer.

        Generalfeldmarschall von der Goltz hat sich zum

    Wiedereintritt in das Heer gemeldet. Es laufen

    schon seit länger als einer Woche im preußischen

    Kriegsministerium täglich Meldungen von deutschen

    Kriegsfreiwilligen ein. Die Meldungen

    rekrutieren sich vielfach aus denjenigen

    Kreisen, für die kein Zwang zum Militärdienst besteht,

    insbesondere aus Mitgliedern des Landsturmes

    und auch aus solchen, die bei der Aushebung

    als untauglich befunden wurden, beziehentlich

    bei der Auslosung ausfielen. Zurzeit werden

    diese Meldungen keine Berücksichtigung finden.

    Nur im allerletzten Ernstfalle werden Freiwillige

    dieser Art zur Verwendung im inneren

    Dienste kommen. Dagegen haben die verabschiedeten

    Offiziere die sich ebenfalls zahlreich

    zum Wiedereintritt melden, Aussicht auf

    baldige Annahme.


              Die Einstellung von Nichtgedienten

                            und Freiwilligen.

        Auf Grund des § 98 der Heer-und Wehrordnung

    kann sich jede Persönlichkeit, die ihrer Dienstpflicht

    noch nicht genügt hat, bei Ausbruch

    der Mobilmachung einen Truppenteil (Ersatzbataillon

    usw.) nach Belieben wählen. Wenn er dies

    nicht tut, wird bei der bald einsetzenden Aushebung

    über ihn verfügt. Als Kriegsfreiwillige können

    sich solche Leute bei einem Ersatztruppenteil melden,

    die keine gesetzliche Verpflichtung zum Dienen

    mehr haben, ferner jugendliche Personen zwischen

    17 und 20 Jahren, soweit sie sich nicht in solchen

    Bezirken aufhalten, in denen der Landsturm aufgeboten

    ist.


      Der Telephonverkehr in Deutschland gesperrt.

        Nach den Grenzstädten im Westen, Norden und

    Osten ist ein telephonischer Verkehr nicht mehr möglich. 


                    Ein deutsches Ausfuhrverbot.

        Berlin, 31. Juli.  Der Bundesrat hat in seiner

    heutigen Sitzung den Erlaß von drei kaiserlichen

    Verordnungen betreffend das Verbot der Ausfuhr

    von Verpflegungs-, Streu- und Futtermitteln, ferner

    von Tieren und tierischen Erzeugnissen sowie

    von Kraftfahrzeugen (Motorwagen, Motorfahrrädern

    und Teilen davon) und von Mineralrohölen,

    Steinkohlenteer und allen aus diesen hergestellten

    Oelen zugestimmt. Die Verordnungen treten sofort

    in Kraft; der Reichskanzler ist ermächtigt, Ausnahmen

    zu gestatten und die erforderlichen 

    Sicherungsmaßregeln zu treffen.


                         Weiteres Ausfuhrverbot.    

        Berlin, 31. Juli.  Der heutige "Reichsanzeiger"

     veröffentlicht außer den bereits gemeldeten

    Ausfuhrverboten das Verbot der Ausfuhr und

    Durchfuhr von Eisenbahnmaterial aller

    Art, von Telegraphen- und Fernsprechdrähten sowie

    Teilen davon, von Luftschiffergeräten aller Art,

    von Fahrzeugen und Teilen davon, ferner das Verbot

    betreffend die Ausfuhr und Durchfuhr von

    Waffen, Munition, Pulver und Sprengstoffen, sowie

    von anderen Artikeln des Kriegsbedarfs und

    von Gegenständen zur Herstellung von Kriegsbedarfsartikeln,

    ferner das Verbot betreffend die Ausfuhr und 

    Durchfuhr von Rohstoffen, die bei der Herstellung

    und dem Betriebe von Gegenständen des Kriegsbedarfs

    zur Verwendung gelangen.


                          Russische Erntearbeiter.

        Unter den Maßnahmen, die die deutsche Regierung

    treffen sollte, besteht hoffentlich auch die Einbehaltung

    der russischen Erntearbeiter, die

    noch auf deutschem Boden weilen. Zu der Zahl von

    weit über 50 000 Mann nicht der schlechtesten Soldaten

    stellen sie ein vollrussisches Armeekorps

    dar. Genau so wie man in Oesterreich alle

    serbischen Reservisten kurzerhand verhaftet, halte

    man diese russischen Reservisten bei uns sofort unter

    militärischer Bewachung - wozu Landsturmleute

    genügen - und lasse die Erntearbeiten

    vollenden und interniere sie dann an geeigneten

    Orten. Es ist das eine Pflicht der Selbsterhaltung.

    Nur keine falsche Zurückhaltung den russischen

    Friedensbrechern gegenüber!


             Die Unterbrechung der deutschen Seeschiffahrt.

        Hamburg, 31. Juli. Sämtliche Hamburger

    Reedereien haben ihre auf See befindlichen Dampfer

    angewiesen, unverzüglich den nächsten Hafen anzulaufen

    und weitere Order abzuwarten. Aus Hamburg

    wird heute kein Schiff mehr abgelassen.


                                Panik in Straßburg.

        Straßburg, 30. Juli.  In Straßburg herrscht

    die größte Erregung. Das Papiergeld hat momentan

    fast keinen Wert; Geschäftsleute und Wirtschaften

    weigern sich, Papiergeld anzunehmen. An den

    Sparkassen werden fortgesetzt Beträge abgehoben,

    es wird von manchen Leuten sogar ein schwunghafter

    Handel mit Hundertmarkscheinen betrieben, für die sie

    90 bis 95 Mark in Silber zahlen. - Die Lebensmittelpreise

    sind horrend in die Höhe gestiegen.

    Die Kolonialwarenhändler machen bekannt, daß

    nur noch gegen Kasse verkauft werde.


                             Aus Königsberg.

        Die Polizeidirektion macht durch Anschlag öffentlich

    bekannt:  Zur Sicherung des Hauptbahnhofes

    und dessen Betriebsanlagen, ist eine militärische

    Wache am Bahnhof, sowie Posten an den Betriebsanlagen

    daselbst aufgestellt. Um Unglücksfälle zu

    vermeiden, mache ich die Bevölkerung darauf aufmerksam, 

    daß die Annäherung an die 


     2. Spalte 

    Eisenbahnanlagen (Gleise, Brücken, Stellwerke usw.)

    näher als 100 Meter verboten ist. Das Passieren

    dieser Anlagen durch Zivilpersonen ohne Begleitung

    eines Postens ist verboten. Zivilpersonen werden

    von den Posten mit Halt! angerufen und müssen

    stehen. Zuwiderhandelnde setzen sich der Gefahr

    aus, erschossen zu werden.


                     Panik an der russischen Grenze.

        Ostrowo, 31. Juli.  Unter den Einwohnern

    an der russischen Grenze herrscht eine große Panik,

    sogar die Familien der deutschen Beamten leben

    in großer Aufregung und die meisten haben die

    letzte Nacht in Ostrowo verbracht. Der Güterverkehr

    zwischen Skalmierzyce und Kalisch ist eingestellt 

    worden. Die russische Grenzwache wurde durch Infanterie

     verstärkt.


                                Eine nationale Tat.

        Kottbus, 31. Juli.  Angesichts der politischen

    Ereignisse erachtet es der Arbeitgeberverband

    der Lausitzer Tuchindustrie für seine nationale

    Pflicht, die Aussperrung sofort für

    beendet zu erklären. Die Verbandsbetriebe

    werden am Montag, den 3. August, früh wieder

    eröffnet.


                           Neueste Nachrichten.

        Berlin, 1. Aug.   Laut "Lok. Anz." hat die

    Kaiserliche Familie gestern abend im Schlosse

    das heilige Abendmahl genommen.

        Berlin, 1. Aug.   Prinz  Adalbert von Preußen

    hat sich heute  mit der Prinzessin Adelheid von Sachsen-

    Meiningen verlobt.

        Berlin, 1. Aug.  Der Berliner Magistrat hat

    sich gestern sehr eingehend mit Maßnahmen beschäftigt,

    die die städtische Verwaltung im Falle des

    Krieges zu ergreifen hat. Nach der "Morgenpost"

    wurde eine Reihe wichtiger Beschlüsse gefaßt, die sich

    auf die Lebensmittelversorgung beziehen. Die

    Stadt wird in der Lage sein, die Lebensmittelversorgung 

    selbst zu regeln.

        Berlin, 1. Aug.  Für den Fall der Mobilmachung

    hat Geheimrat Lipmann vom Vorstand der

    Volks-Kaffee- und Speisehallen-Gesellschaft den

    Betrag von 15 000 Mark für den Fall des Krieges

    zur unentgeltlichen Verabreichung  von Speisen

    und Getränken an ausrückende Mannschaften auf

    den Berliner Bahnhöfen zur Verfügung gestellt. 

        Berlin, 1. Aug.  An der Berliner Universität

    schlossen gestern die Professoren ihre Vorlesungen

    mit dem Hinweis auf die bevorstehende Kriegsgefahr

    und die in Aussicht stehende Schließung der

    Universität.

        Berlin, 1. Aug.   Der frühere Pastor Schmidt,

    der unter dem Verdacht verhaftet wurde, das

    Revolverattentat auf die inzwischen ihren  Verletzungen

    erlegene Frau Meyer aus der Xantenerstraße verübt

    zu haben, ist dem Berliner Tageblatt zufolge

    aus der Haft entlassen worden, weil er als Täter

    nicht mehr in Frage kommt.


                                    OESTERREICH.

                Verschlechterung der Situation.


        Wien, 30. Juli.  Der Kaiser empfing gleich

    nach seiner Ankunft den Minister des Äußeren, Grafen

    Berchthold, den Kriegsminister v. Krobatin und

    den  Generalstabschef Baron Conrad. Die Situation

    wird wegen der  Haltung Rußlands

    als sehr ernst beurteilt.





  • October 3, 2017 20:29:04 Beate Jochem

     item 20 


     1. Spalte 

                   Der Kronprinz Führer der 1. Gardedivision.

        Nach einer offiziellen Meldung aus Potsdam ist

    der Kronprinz zum Führer der ersten Gardedivision

    ausersehen.


    Generalfeldmarschall v. d. Goltz'  Wiedereintritt

                                       in das Heer.

        Generalfeldmarschall von der Goltz hat sich zum

    Wiedereintritt in das Heer gemeldet. Es laufen

    schon seit länger als einer Woche im preußischen

    Kriegsministerium täglich Meldungen von deutschen

    Kriegsfreiwilligen ein. Die Meldungen

    rekrutieren sich vielfach aus denjenigen

    Kreisen, für die kein Zwang zum Militärdienst besteht,

    insbesondere aus Mitgliedern des Landsturmes

    und auch aus solchen, die bei der Aushebung

    als untauglich befunden wurden, beziehentlich

    bei der Auslosung ausfielen. Zurzeit werden

    diese Meldungen keine Berücksichtigung finden.

    Nur im allerletzten Ernstfalle werden Freiwillige

    dieser Art zur Verwendung im inneren

    Dienste kommen. Dagegen haben die verabschiedeten

    Offiziere die sich ebenfalls zahlreich

    zum Wiedereintritt melden, Aussicht auf

    baldige Annahme.


              Die Einstellung von Nichtgedienten

                            und Freiwilligen.

        Auf Grund des § 98 der Heer-und Wehrordnung

    kann sich jede Persönlichkeit, die ihrer Dienstpflicht

    noch nicht genügt hat, bei Ausbruch

    der Mobilmachung einen Truppenteil (Ersatzbataillon

    usw.) nach Belieben wählen. Wenn er dies

    nicht tut, wird bei der bald einsetzenden Aushebung

    über ihn verfügt. Als Kriegsfreiwillige können

    sich solche Leute bei einem Ersatztruppenteil melden,

    die keine gesetzliche Verpflichtung zum Dienen

    mehr haben, ferner jugendliche Personen zwischen

    17 und 20 Jahren, soweit sie sich nicht in solchen

    Bezirken aufhalten, in denen der Landsturm aufgeboten

    ist.


      Der Telephonverkehr in Deutschland gesperrt.

        Nach den Grenzstädten im Westen, Norden und

    Osten ist ein telephonischer Verkehr nicht mehr möglich. 


                    Ein deutsches Ausfuhrverbot.

        Berlin, 31. Juli.  Der Bundesrat hat in seiner

    heutigen Sitzung den Erlaß von drei kaiserlichen

    Verordnungen betreffend das Verbot der Ausfuhr

    von Verpflegungs-, Streu- und Futtermitteln, ferner

    von Tieren und tierischen Erzeugnissen sowie

    von Kraftfahrzeugen (Motorwagen, Motorfahrrädern

    und Teilen davon) und von Mineralrohölen,

    Steinkohlenteer und allen aus diesen hergestellten

    Oelen zugestimmt. Die Verordnungen treten sofort

    in Kraft; der Reichskanzler ist ermächtigt, Ausnahmen

    zu gestatten und die erforderlichen 

    Sicherungsmaßregeln zu treffen.


                         Weiteres Ausfuhrverbot.    

        Berlin, 31. Juli.  Der heutige "Reichsanzeiger"

     veröffentlicht außer den bereits gemeldeten

    Ausfuhrverboten das Verbot der Ausfuhr und

    Durchfuhr von Eisenbahnmaterial aller

    Art, von Telegraphen- und Fernsprechdrähten sowie

    Teilen davon, von Luftschiffergeräten aller Art,

    von Fahrzeugen und Teilen davon, ferner das Verbot

    betreffend die Ausfuhr und Durchfuhr von

    Waffen, Munition, Pulver und Sprengstoffen, sowie

    von anderen Artikeln des Kriegsbedarfs und

    von Gegenständen zur Herstellung von Kriegsbedarfsartikeln,

    ferner das Verbot betreffend die Ausfuhr und 

    Durchfuhr von Rohstoffen, die bei der Herstellung

    und dem Betriebe von Gegenständen des Kriegsbedarfs

    zur Verwendung gelangen.


                          Russische Erntearbeiter.

        Unter den Maßnahmen, die die deutsche Regierung

    treffen sollte, besteht hoffentlich auch die Einbehaltung

    der russischen Erntearbeiter, die

    noch auf deutschem Boden weilen. Zu der Zahl von

    weit über 50 000 Mann nicht der schlechtesten Soldaten

    stellen sie ein vollrussisches Armeekorps

    dar. Genau so wie man in Oesterreich alle

    serbischen Reservisten kurzerhand verhaftet, halte

    man diese russischen Reservisten bei uns sofort unter

    militärischer Bewachung - wozu Landsturmleute

    genügen - und lasse die Erntearbeiten

    vollenden und interniere sie dann an geeigneten

    Orten. Es ist das eine Pflicht der Selbsterhaltung.

    Nur keine falsche Zurückhaltung den russischen

    Friedensbrechern gegenüber!


             Die Unterbrechung der deutschen Seeschiffahrt.

        Hamburg, 31. Juli. Sämtliche Hamburger

    Reedereien haben ihre auf See befindlichen Dampfer

    angewiesen, unverzüglich den nächsten Hafen anzulaufen

    und weitere Order abzuwarten. Aus Hamburg

    wird heute kein Schiff mehr abgelassen.


                                Panik in Straßburg.

        Straßburg, 30. Juli.  In Straßburg herrscht

    die größte Erregung. Das Papiergeld hat momentan

    fast keinen Wert; Geschäftsleute und Wirtschaften

    weigern sich, Papiergeld anzunehmen. An den

    Sparkassen werden fortgesetzt Beträge abgehoben,

    es wird von manchen Leuten sogar ein schwunghafter

    Handel mit Hundertmarkscheinen betrieben, für die sie

    90 bis 95 Mark in Silber zahlen. - Die Lebensmittelpreise

    sind horrend in die Höhe gestiegen.

    Die Kolonialwarenhändler machen bekannt, daß

    nur noch gegen Kasse verkauft werde.


                             Aus Königsberg.

        Die Polizeidirektion macht durch Anschlag öffentlich

    bekannt:  Zur Sicherung des Hauptbahnhofes

    und dessen Betriebsanlagen, ist eine militärische

    Wache am Bahnhof, sowie Posten an den Betriebsanlagen

    daselbst aufgestellt. Um Unglücksfälle zu

    vermeiden, mache ich die Bevölkerung darauf aufmerksam, 

    daß die Annäherung an die 


     2. Spalte 

    Eisenbahnanlagen (Gleise, Brücken, Stellwerke usw.)

    näher als 100 Meter verboten ist. Das Passieren

    dieser Anlagen durch Zivilpersonen ohne Begleitung

    eines Postens ist verboten. Zivilpersonen werden

    von den Posten mit Halt! angerufen und müssen

    stehen. Zuwiderhandelnde setzen sich der Gefahr

    aus, erschossen zu werden.


                     Panik an der russischen Grenze.

        Ostrowo, 31. Juli.  Unter den Einwohnern

    an der russischen Grenze herrscht eine große Panik,

    sogar die Familien der deutschen Beamten leben

    in großer Aufregung und die meisten haben die

    letzte Nacht in Ostrowo verbracht. Der Güterverkehr

    zwischen Skalmierzyce und Kalisch ist eingestellt 

    worden. Die russische Grenzwache wurde durch Infanterie

     verstärkt.


                                Eine nationale Tat.

        Kottbus, 31. Juli.  Angesichts der politischen

    Ereignisse erachtet es der Arbeitgeberverband

    der Lausitzer Tuchindustrie für seine nationale

    Pflicht, die Aussperrung sofort für

    beendet zu erklären. Die Verbandsbetriebe

    werden am Montag, den 3. August, früh wieder

    eröffnet.


                           Neueste Nachrichten.

        Berlin, 1. Aug.   Laut "Lok. Anz." hat die

    Kaiserliche Familie gestern abend im Schlosse

    das heilige Abendmahl genommen.

        Berlin, 1. Aug.   Prinz  Adalbert von Preußen

    hat sich heute  mit der Prinzessin Adelheid von Sachsen-

    Meiningen verlobt.

        Berlin, 1. Aug.  Der Berliner Magistrat hat

    sich gestern sehr eingehend mit Maßnahmen beschäftigt,

    die die städtische Verwaltung im Falle des

    Krieges zu ergreifen hat. Nach der "Morgenpost"

    wurde eine Reihe wichtiger Beschlüsse gefaßt, die sich

    auf die Lebensmittelversorgung beziehen. Die

    Stadt wird in der Lage sein, die Lebensmittelversorgung 

    selbst zu regeln.

        Berlin, 1. Aug.  Für den Fall der Mobilmachung

    hat Geheimrat Lipmann vom Vorstand der

    Volks-Kaffee- und Speisehallen-Gesellschaft den

    Betrag von 15 000 Mark für den Fall des Krieges

    zur unentgeltlichen Verabreichung  von Speisen

    und Getränken an ausrückende Mannschaften auf

    den Berliner Bahnhöfen zur Verfügung gestellt. 

        Berlin, 1. Aug.  An der Berliner Universität

    schlossen gestern die Professoren ihre Vorlesungen

    mit dem Hinweis auf die bevorstehende Kriegsgefahr

    und die in Aussicht stehende Schließung der

    Universität.

        Berlin, 1. Aug.   Der frühere Pastor Schmidt,

    der unter dem Verdacht verhaftet wurde, das

    Revolverattentat auf die inzwischen ihren  Verletzungen

    erlegene Frau Meyer aus der Xantenerstraße verübt

    zu haben, ist dem Berliner Tageblatt zufolge

    aus der Haft entlassen worden, weil er als Täter

    nicht mehr in Frage kommt.


                                    OESTERREICH.

                Verschlechterung der Situation.


        Wien, 30. Juli.  Der Kaiser empfing gleich

    nach seiner Ankunft den Minister des Äußeren, Grafen

    Berchthold, den Kriegsminister v. Krobatin und

    den  Generalstabschef Baron Conrad. Die situation

    wird wegen der  Haltung Rußlands

    als sehr ernst bezeichnet.





  • October 3, 2017 20:26:10 Beate Jochem

     item 20 


     1. Spalte 

                   Der Kronprinz Führer der 1. Gardedivision.

        Nach einer offiziellen Meldung aus Potsdam ist

    der Kronprinz zum Führer der ersten Gardedivision

    ausersehen.


    Generalfeldmarschall v. d. Goltz'  Wiedereintritt

                                       in das Heer.

        Generalfeldmarschall von der Goltz hat sich zum

    Wiedereintritt in das Heer gemeldet. Es laufen

    schon seit länger als einer Woche im preußischen

    Kriegsministerium täglich Meldungen von deutschen

    Kriegsfreiwilligen ein. Die Meldungen

    rekrutieren sich vielfach aus denjenigen

    Kreisen, für die kein Zwang zum Militärdienst besteht,

    insbesondere aus Mitgliedern des Landsturmes

    und auch aus solchen, die bei der Aushebung

    als untauglich befunden wurden, beziehentlich

    bei der Auslosung ausfielen. Zurzeit werden

    diese Meldungen keine Berücksichtigung finden.

    Nur im allerletzten Ernstfalle werden Freiwillige

    dieser Art zur Verwendung im inneren

    Dienste kommen. Dagegen haben die verabschiedeten

    Offiziere die sich ebenfalls zahlreich

    zum Wiedereintritt melden, Aussicht auf

    baldige Annahme.


              Die Einstellung von Nichtgedienten

                            und Freiwilligen.

        Auf Grund des § 98 der Heer-und Wehrordnung

    kann sich jede Persönlichkeit, die ihrer Dienstpflicht

    noch nicht genügt hat, bei Ausbruch

    der Mobilmachung einen Truppenteil (Ersatzbataillon

    usw.) nach Belieben wählen. Wenn er dies

    nicht tut, wird bei der bald einsetzenden Aushebung

    über ihn verfügt. Als Kriegsfreiwillige können

    sich solche Leute bei einem Ersatztruppenteil melden,

    die keine gesetzliche Verpflichtung zum Dienen

    mehr haben, ferner jugendliche Personen zwischen

    17 und 20 Jahren, soweit sie sich nicht in solchen

    Bezirken aufhalten, in denen der Landsturm aufgeboten

    ist.


      Der Telephonverkehr in Deutschland gesperrt.

        Nach den Grenzstädten im Westen, Norden und

    Osten ist ein telephonischer Verkehr nicht mehr möglich. 


                    Ein deutsches Ausfuhrverbot.

        Berlin, 31. Juli.  Der Bundesrat hat in seiner

    heutigen Sitzung den Erlaß von drei kaiserlichen

    Verordnungen betreffend das Verbot der Ausfuhr

    von Verpflegungs-, Streu- und Futtermitteln, ferner

    von Tieren und tierischen Erzeugnissen sowie

    von Kraftfahrzeugen (Motorwagen, Motorfahrrädern

    und Teilen davon) und von Mineralrohölen,

    Steinkohlenteer und allen aus diesen hergestellten

    Oelen zugestimmt. Die Verordnungen treten sofort

    in Kraft; der Reichskanzler ist ermächtigt, Ausnahmen

    zu gestatten und die erforderlichen 

    Sicherungsmaßregeln zu treffen.


                         Weiteres Ausfuhrverbot.    

        Berlin, 31. Juli.  Der heutige "Reichsanzeiger"

     veröffentlicht außer den bereits gemeldeten

    Ausfuhrverboten das Verbot der Ausfuhr und

    Durchfuhr von Eisenbahnmaterial aller

    Art, von Telegraphen- und Fernsprechdrähten sowie

    Teilen davon, von Luftschiffergeräten aller Art,

    von Fahrzeugen und Teilen davon, ferner das Verbot

    betreffend die Ausfuhr und Durchfuhr von

    Waffen, Munition, Pulver und Sprengstoffen, sowie

    von anderen Artikeln des Kriegsbedarfs und

    von Gegenständen zur Herstellung von Kriegsbedarfsartikeln,

    ferner das Verbot betreffend die Ausfuhr und 

    Durchfuhr von Rohstoffen, die bei der Herstellung

    und dem Betriebe von Gegenständen des Kriegsbedarfs

    zur Verwendung gelangen.


                          Russische Erntearbeiter.

        Unter den Maßnahmen, die die deutsche Regierung

    treffen sollte, besteht hoffentlich auch die Einbehaltung

    der russischen Erntearbeiter, die

    noch auf deutschem Boden weilen. Zu der Zahl von

    weit über 50 000 Mann nicht der schlechtesten Soldaten

    stellen sie ein vollrussisches Armeekorps

    dar. Genau so wie man in Oesterreich alle

    serbischen Reservisten kurzerhand verhaftet, halte

    man diese russischen Reservisten bei uns sofort unter

    militärischer Bewachung - wozu Landsturmleute

    genügen - und lasse die Erntearbeiten

    vollenden und interniere sie dann an geeigneten

    Orten. Es ist das eine Pflicht der Selbsterhaltung.

    Nur keine falsche Zurückhaltung den russischen

    Friedensbrechern gegenüber!


             Die Unterbrechung der deutschen Seeschiffahrt.

        Hamburg, 31. Juli. Sämtliche Hamburger

    Reedereien haben ihre auf See befindlichen Dampfer

    angewiesen, unverzüglich den nächsten Hafen anzulaufen

    und weitere Order abzuwarten. Aus Hamburg

    wird heute kein Schiff mehr abgelassen.


                                Panik in Straßburg.

        Straßburg, 30. Juli.  In Straßburg herrscht

    die größte Erregung. Das Papiergeld hat momentan

    fast keinen Wert; Geschäftsleute und Wirtschaften

    weigern sich, Papiergeld anzunehmen. An den

    Sparkassen werden fortgesetzt Beträge abgehoben,

    es wird von manchen Leuten sogar ein schwunghafter

    Handel mit Hundertmarkscheinen betrieben, für die sie

    90 bis 95 Mark in Silber zahlen. - Die Lebensmittelpreise

    sind horrend in die Höhe gestiegen.

    Die Kolonialwarenhändler machen bekannt, daß

    nur noch gegen Kasse verkauft werde.


                             Aus Königsberg.

        Die Polizeidirektion macht durch Anschlag öffentlich

    bekannt:  Zur Sicherung des Hauptbahnhofes

    und dessen Betriebsanlagen, ist eine militärische

    Wache am Bahnhof, sowie Posten an den Betriebsanlagen

    daselbst aufgestellt. Um Unglücksfälle zu

    vermeiden, mache ich die Bevölkerung darauf aufmerksam, 

    daß die Annäherung an die 


     2. Spalte 

    Eisenbahnanlagen (Gleise, Brücken, Stellwerke usw.)

    näher als 100 Meter verboten ist. Das Passieren

    dieser Anlagen durch Zivilpersonen ohne Begleitung

    eines Postens ist verboten. Zivilpersonen werden

    von den Posten mit Halt! angerufen und müssen

    stehen. Zuwiderhandelnde setzen sich der Gefahr

    aus, erschossen zu werden.


                     Panik an der russischen Grenze.

        Ostrowo, 31. Juli.  Unter den Einwohnern

    an der russischen Grenze herrscht eine große Panik,

    sogar die Familien der deutschen Beamten leben

    in großer Aufregung und die meisten haben die

    letzte Nacht in Ostrowo verbracht. Der Güterverkehr

    zwischen Skalmierzyce und Kalisch ist eingestellt 

    worden. Die russische Grenzwache wurde durch Infanterie

     verstärkt.


                                Eine nationale Tat.

        Kottbus, 31. Juli.  Angesichts der politischen

    Ereignisse erachtet es der Arbeitgeberverband

    der Lausitzer Tuchindustrie für seine nationale

    Pflicht, die Aussperrung sofort für

    beendet zu erklären. Die Verbandsbetriebe

    werden am Montag, den 3. August, früh wieder

    eröffnet.


                           Neueste Nachrichten.

        Berlin, 1. Aug.   Laut "Lok. Anz." hat die

    Kaiserliche Familie gestern abend im Schlosse

    das heilige Abendmahl genommen.

        Berlin, 1. Aug.   Prinz  Adalbert von Preußen

    hat sich heute  mit der Prinzessin Adelheid von Sachsen-

    Meiningen verlobt.

        Berlin, 1. Aug.  Der Berliner Magistrat hat

    sich gestern sehr eingehend mit Maßnahmen beschäftigt,

    die die städtische Verwaltung im Falle des

    Krieges zu ergreifen hat. Nach der "Morgenpost"

    wurde eine Reihe wichtiger Beschlüsse gefaßt, die sich

    auf die Lebensmittelversorgung beziehen. Die

    Stadt wird in der Lage sein, die Lebensmittelversorgung 

    selbst zu regeln.

        Berlin, 1. Aug.  Für den Fall der Mobilmachung

    hat Geheimrat Lipmann vom Vorstand der

    Volks-Kaffee- und Speisehallen-Gesellschaft den

    Betrag von 15 000 Mark für den Fall des Krieges

    zur unentgeltlichen Verabreichung  von Speisen

    und Getränken an ausrückende Mannschaften auf

    den Berliner Bahnhöfen zur Verfügung gestellt. 

        Berlin, 1. Aug.  An der Berliner Universität

    schlossen gestern die Professoren ihre Vorlesungen

    mit dem Hinweis auf die bevorstehende Kriegsgefahr

    und die in Aussicht stehende Schließung der

    Universität.

        Berlin, 1. Aug.   Der frühere Pastor Schmidt,

    der unter dem Verdacht verhaftet wurde, das

    Revolverattentat auf die inzwischen ihren  Verletzungen

    erlegene Frau Meyer aus der Xantenerstraße verübt

    zu haben, ist dem Berliner Tageblatt zufolge

    aus der Haft entlassen worden, weil er als Täter

    nicht mehr in Frage kommt.


                                    OESTERREICH.

                Verschlechterung der Situation.






  • October 3, 2017 20:24:58 Beate Jochem

     item 20 


     1. Spalte 

                   Der Kronprinz Führer der 1. Gardedivision.

        Nach einer offiziellen Meldung aus Potsdam ist

    der Kronprinz zum Führer der ersten Gardedivision

    ausersehen.


    Generalfeldmarschall v. d. Goltz'  Wiedereintritt

                                       in das Heer.

        Generalfeldmarschall von der Goltz hat sich zum

    Wiedereintritt in das Heer gemeldet. Es laufen

    schon seit länger als einer Woche im preußischen

    Kriegsministerium täglich Meldungen von deutschen

    Kriegsfreiwilligen ein. Die Meldungen

    rekrutieren sich vielfach aus denjenigen

    Kreisen, für die kein Zwang zum Militärdienst besteht,

    insbesondere aus Mitgliedern des Landsturmes

    und auch aus solchen, die bei der Aushebung

    als untauglich befunden wurden, beziehentlich

    bei der Auslosung ausfielen. Zurzeit werden

    diese Meldungen keine Berücksichtigung finden.

    Nur im allerletzten Ernstfalle werden Freiwillige

    dieser Art zur Verwendung im inneren

    Dienste kommen. Dagegen haben die verabschiedeten

    Offiziere die sich ebenfalls zahlreich

    zum Wiedereintritt melden, Aussicht auf

    baldige Annahme.


              Die Einstellung von Nichtgedienten

                            und Freiwilligen.

        Auf Grund des § 98 der Heer-und Wehrordnung

    kann sich jede Persönlichkeit, die ihrer Dienstpflicht

    noch nicht genügt hat, bei Ausbruch

    der Mobilmachung einen Truppenteil (Ersatzbataillon

    usw.) nach Belieben wählen. Wenn er dies

    nicht tut, wird bei der bald einsetzenden Aushebung

    über ihn verfügt. Als Kriegsfreiwillige können

    sich solche Leute bei einem Ersatztruppenteil melden,

    die keine gesetzliche Verpflichtung zum Dienen

    mehr haben, ferner jugendliche Personen zwischen

    17 und 20 Jahren, soweit sie sich nicht in solchen

    Bezirken aufhalten, in denen der Landsturm aufgeboten

    ist.


      Der Telephonverkehr in Deutschland gesperrt.

        Nach den Grenzstädten im Westen, Norden und

    Osten ist ein telephonischer Verkehr nicht mehr möglich. 


                    Ein deutsches Ausfuhrverbot.

        Berlin, 31. Juli.  Der Bundesrat hat in seiner

    heutigen Sitzung den Erlaß von drei kaiserlichen

    Verordnungen betreffend das Verbot der Ausfuhr

    von Verpflegungs-, Streu- und Futtermitteln, ferner

    von Tieren und tierischen Erzeugnissen sowie

    von Kraftfahrzeugen (Motorwagen, Motorfahrrädern

    und Teilen davon) und von Mineralrohölen,

    Steinkohlenteer und allen aus diesen hergestellten

    Oelen zugestimmt. Die Verordnungen treten sofort

    in Kraft; der Reichskanzler ist ermächtigt, Ausnahmen

    zu gestatten und die erforderlichen 

    Sicherungsmaßregeln zu treffen.


                         Weiteres Ausfuhrverbot.    

        Berlin, 31. Juli.  Der heutige "Reichsanzeiger"

     veröffentlicht außer den bereits gemeldeten

    Ausfuhrverboten das Verbot der Ausfuhr und

    Durchfuhr von Eisenbahnmaterial aller

    Art, von Telegraphen- und Fernsprechdrähten sowie

    Teilen davon, von Luftschiffergeräten aller Art,

    von Fahrzeugen und Teilen davon, ferner das Verbot

    betreffend die Ausfuhr und Durchfuhr von

    Waffen, Munition, Pulver und Sprengstoffen, sowie

    von anderen Artikeln des Kriegsbedarfs und

    von Gegenständen zur Herstellung von Kriegsbedarfsartikeln,

    ferner das Verbot betreffend die Ausfuhr und 

    Durchfuhr von Rohstoffen, die bei der Herstellung

    und dem Betriebe von Gegenständen des Kriegsbedarfs

    zur Verwendung gelangen.


                          Russische Erntearbeiter.

        Unter den Maßnahmen, die die deutsche Regierung

    treffen sollte, besteht hoffentlich auch die Einbehaltung

    der russischen Erntearbeiter, die

    noch auf deutschem Boden weilen. Zu der Zahl von

    weit über 50 000 Mann nicht der schlechtesten Soldaten

    stellen sie ein vollrussisches Armeekorps

    dar. Genau so wie man in Oesterreich alle

    serbischen Reservisten kurzerhand verhaftet, halte

    man diese russischen Reservisten bei uns sofort unter

    militärischer Bewachung - wozu Landsturmleute

    genügen - und lasse die Erntearbeiten

    vollenden und interniere sie dann an geeigneten

    Orten. Es ist das eine Pflicht der Selbsterhaltung.

    Nur keine falsche Zurückhaltung den russischen

    Friedensbrechern gegenüber!


             Die Unterbrechung der deutschen Seeschiffahrt.

        Hamburg, 31. Juli. Sämtliche Hamburger

    Reedereien haben ihre auf See befindlichen Dampfer

    angewiesen, unverzüglich den nächsten Hafen anzulaufen

    und weitere Order abzuwarten. Aus Hamburg

    wird heute kein Schiff mehr abgelassen.


                                Panik in Straßburg.

        Straßburg, 30. Juli.  In Straßburg herrscht

    die größte Erregung. Das Papiergeld hat momentan

    fast keinen Wert; Geschäftsleute und Wirtschaften

    weigern sich, Papiergeld anzunehmen. An den

    Sparkassen werden fortgesetzt Beträge abgehoben,

    es wird von manchen Leuten sogar ein schwunghafter

    Handel mit Hundertmarkscheinen betrieben, für die sie

    90 bis 95 Mark in Silber zahlen. - Die Lebensmittelpreise

    sind horrend in die Höhe gestiegen.

    Die Kolonialwarenhändler machen bekannt, daß

    nur noch gegen Kasse verkauft werde.


                             Aus Königsberg.

        Die Polizeidirektion macht durch Anschlag öffentlich

    bekannt:  Zur Sicherung des Hauptbahnhofes

    und dessen Betriebsanlagen, ist eine militärische

    Wache am Bahnhof, sowie Posten an den Betriebsanlagen

    daselbst aufgestellt. Um Unglücksfälle zu

    vermeiden, mache ich die Bevölkerung darauf aufmerksam, 

    daß die Annäherung an die 


     2. Spalte 

    Eisenbahnanlagen (Gleise, Brücken, Stellwerke usw.)

    näher als 100 Meter verboten ist. Das Passieren

    dieser Anlagen durch Zivilpersonen ohne Begleitung

    eines Postens ist verboten. Zivilpersonen werden

    von den Posten mit Halt! angerufen und müssen

    stehen. Zuwiderhandelnde setzen sich der Gefahr

    aus, erschossen zu werden.


                     Panik an der russischen Grenze.

        Ostrowo, 31. Juli.  Unter den Einwohnern

    an der russischen Grenze herrscht eine große Panik,

    sogar die Familien der deutschen Beamten leben

    in großer Aufregung und die meisten haben die

    letzte Nacht in Ostrowo verbracht. Der Güterverkehr

    zwischen Skalmierzyce und Kalisch ist eingestellt 

    worden. Die russische Grenzwache wurde durch Infanterie

     verstärkt.


                                Eine nationale Tat.

        Kottbus, 31. Juli.  Angesichts der politischen

    Ereignisse erachtet es der Arbeitgeberverband

    der Lausitzer Tuchindustrie für seine nationale

    Pflicht, die Aussperrung sofort für

    beendet zu erklären. Die Verbandsbetriebe

    werden am Montag, den 3. August, früh wieder

    eröffnet.


                           Neueste Nachrichten.

        Berlin, 1. Aug.   Laut "Lok. Anz." hat die

    Kaiserliche Familie gestern abend im Schlosse

    das heilige Abendmahl genommen.

        Berlin, 1. Aug.   Prinz  Adalbert von Preußen

    hat sich heute  mit der Prinzessin Adelheid von Sachsen-

    Meiningen verlobt.

        Berlin, 1. Aug.  Der Berliner Magistrat hat

    sich gestern sehr eingehend mit Maßnahmen beschäftigt,

    die die städtische Verwaltung im Falle des

    Krieges zu ergreifen hat. Nach der "Morgenpost"

    wurde eine Reihe wichtiger Beschlüsse gefaßt, die sich

    auf die Lebensmittelversorgung beziehen. Die

    Stadt wird in der Lage sein, die Lebensmittelversorgung 

    selbst zu regeln.

        Berlin, 1. Aug.  Für den Fall der Mobilmachung

    hat Geheimrat Lipmann vom Vorstand der

    Volks-Kaffee- und Speisehallen-Gesellschaft den

    Betrag von 15 000 Mark für den Fall des Krieges

    zur unentgeltlichen Verabreichung  von Speisen

    und Getränken an ausrückende Mannschaften auf

    den Berliner Bahnhöfen zur Verfügung gestellt. 

        Berlin, 1. Aug.  An der Berliner Universität

    schlossen gestern die Professoren ihre Vorlesungen

    mit dem Hinweis auf die bevorstehende Kriegsgefahr

    und die in Aussicht stehende Schließung der

    Universität.

        Berlin, 1. Aug.   Der frühere Pastor Schmidt,

    der unter dem Verdacht verhaftet wurde, das

    Revolverattentat auf die inzwischen ihren  Verletzungen

    erlegene Frau Meyer aus der Xantenerstraße verübt

    zu haben, ist dem Berliner Tageblatt zufolge

    aus der Haft entlassen worden, weil er als Täter

    nicht mehr in Frage kommt.






  • October 3, 2017 20:21:43 Beate Jochem

     item 20 


     1. Spalte 

                   Der Kronprinz Führer der 1. Gardedivision.

        Nach einer offiziellen Meldung aus Potsdam ist

    der Kronprinz zum Führer der ersten Gardedivision

    ausersehen.


    Generalfeldmarschall v. d. Goltz'  Wiedereintritt

                                       in das Heer.

        Generalfeldmarschall von der Goltz hat sich zum

    Wiedereintritt in das Heer gemeldet. Es laufen

    schon seit länger als einer Woche im preußischen

    Kriegsministerium täglich Meldungen von deutschen

    Kriegsfreiwilligen ein. Die Meldungen

    rekrutieren sich vielfach aus denjenigen

    Kreisen, für die kein Zwang zum Militärdienst besteht,

    insbesondere aus Mitgliedern des Landsturmes

    und auch aus solchen, die bei der Aushebung

    als untauglich befunden wurden, beziehentlich

    bei der Auslosung ausfielen. Zurzeit werden

    diese Meldungen keine Berücksichtigung finden.

    Nur im allerletzten Ernstfalle werden Freiwillige

    dieser Art zur Verwendung im inneren

    Dienste kommen. Dagegen haben die verabschiedeten

    Offiziere die sich ebenfalls zahlreich

    zum Wiedereintritt melden, Aussicht auf

    baldige Annahme.


              Die Einstellung von Nichtgedienten

                            und Freiwilligen.

        Auf Grund des § 98 der Heer-und Wehrordnung

    kann sich jede Persönlichkeit, die ihrer Dienstpflicht

    noch nicht genügt hat, bei Ausbruch

    der Mobilmachung einen Truppenteil (Ersatzbataillon

    usw.) nach Belieben wählen. Wenn er dies

    nicht tut, wird bei der bald einsetzenden Aushebung

    über ihn verfügt. Als Kriegsfreiwillige können

    sich solche Leute bei einem Ersatztruppenteil melden,

    die keine gesetzliche Verpflichtung zum Dienen

    mehr haben, ferner jugendliche Personen zwischen

    17 und 20 Jahren, soweit sie sich nicht in solchen

    Bezirken aufhalten, in denen der Landsturm aufgeboten

    ist.


      Der Telephonverkehr in Deutschland gesperrt.

        Nach den Grenzstädten im Westen, Norden und

    Osten ist ein telephonischer Verkehr nicht mehr möglich. 


                    Ein deutsches Ausfuhrverbot.

        Berlin, 31. Juli.  Der Bundesrat hat in seiner

    heutigen Sitzung den Erlaß von drei kaiserlichen

    Verordnungen betreffend das Verbot der Ausfuhr

    von Verpflegungs-, Streu- und Futtermitteln, ferner

    von Tieren und tierischen Erzeugnissen sowie

    von Kraftfahrzeugen (Motorwagen, Motorfahrrädern

    und Teilen davon) und von Mineralrohölen,

    Steinkohlenteer und allen aus diesen hergestellten

    Oelen zugestimmt. Die Verordnungen treten sofort

    in Kraft; der Reichskanzler ist ermächtigt, Ausnahmen

    zu gestatten und die erforderlichen 

    Sicherungsmaßregeln zu treffen.


                         Weiteres Ausfuhrverbot.    

        Berlin, 31. Juli.  Der heutige "Reichsanzeiger"

     veröffentlicht außer den bereits gemeldeten

    Ausfuhrverboten das Verbot der Ausfuhr und

    Durchfuhr von Eisenbahnmaterial aller

    Art, von Telegraphen- und Fernsprechdrähten sowie

    Teilen davon, von Luftschiffergeräten aller Art,

    von Fahrzeugen und Teilen davon, ferner das Verbot

    betreffend die Ausfuhr und Durchfuhr von

    Waffen, Munition, Pulver und Sprengstoffen, sowie

    von anderen Artikeln des Kriegsbedarfs und

    von Gegenständen zur Herstellung von Kriegsbedarfsartikeln,

    ferner das Verbot betreffend die Ausfuhr und 

    Durchfuhr von Rohstoffen, die bei der Herstellung

    und dem Betriebe von Gegenständen des Kriegsbedarfs

    zur Verwendung gelangen.


                          Russische Erntearbeiter.

        Unter den Maßnahmen, die die deutsche Regierung

    treffen sollte, besteht hoffentlich auch die Einbehaltung

    der russischen Erntearbeiter, die

    noch auf deutschem Boden weilen. Zu der Zahl von

    weit über 50 000 Mann nicht der schlechtesten Soldaten

    stellen sie ein vollrussisches Armeekorps

    dar. Genau so wie man in Oesterreich alle

    serbischen Reservisten kurzerhand verhaftet, halte

    man diese russischen Reservisten bei uns sofort unter

    militärischer Bewachung - wozu Landsturmleute

    genügen - und lasse die Erntearbeiten

    vollenden und interniere sie dann an geeigneten

    Orten. Es ist das eine Pflicht der Selbsterhaltung.

    Nur keine falsche Zurückhaltung den russischen

    Friedensbrechern gegenüber!


             Die Unterbrechung der deutschen Seeschiffahrt.

        Hamburg, 31. Juli. Sämtliche Hamburger

    Reedereien haben ihre auf See befindlichen Dampfer

    angewiesen, unverzüglich den nächsten Hafen anzulaufen

    und weitere Order abzuwarten. Aus Hamburg

    wird heute kein Schiff mehr abgelassen.


                                Panik in Straßburg.

        Straßburg, 30. Juli.  In Straßburg herrscht

    die größte Erregung. Das Papiergeld hat momentan

    fast keinen Wert; Geschäftsleute und Wirtschaften

    weigern sich, Papiergeld anzunehmen. An den

    Sparkassen werden fortgesetzt Beträge abgehoben,

    es wird von manchen Leuten sogar ein schwunghafter

    Handel mit Hundertmarkscheinen betrieben, für die sie

    90 bis 95 Mark in Silber zahlen. - Die Lebensmittelpreise

    sind horrend in die Höhe gestiegen.

    Die Kolonialwarenhändler machen bekannt, daß

    nur noch gegen Kasse verkauft werde.


                             Aus Königsberg.

        Die Polizeidirektion macht durch Anschlag öffentlich

    bekannt:  Zur Sicherung des Hauptbahnhofes

    und dessen Betriebsanlagen, ist eine militärische

    Wache am Bahnhof, sowie Posten an den Betriebsanlagen

    daselbst aufgestellt. Um Unglücksfälle zu

    vermeiden, mache ich die Bevölkerung darauf aufmerksam, 

    daß die Annäherung an die 


     2. Spalte 

    Eisenbahnanlagen (Gleise, Brücken, Stellwerke usw.)

    näher als 100 Meter verboten ist. Das Passieren

    dieser Anlagen durch Zivilpersonen ohne Begleitung

    eines Postens ist verboten. Zivilpersonen werden

    von den Posten mit Halt! angerufen und müssen

    stehen. Zuwiderhandelnde setzen sich der Gefahr

    aus, erschossen zu werden.


                     Panik an der russischen Grenze.

        Ostrowo, 31. Juli.  Unter den Einwohnern

    an der russischen Grenze herrscht eine große Panik,

    sogar die Familien der deutschen Beamten leben

    in großer Aufregung und die meisten haben die

    letzte Nacht in Ostrowo verbracht. Der Güterverkehr

    zwischen Skalmierzyce und Kalisch ist eingestellt 

    worden. Die russische Grenzwache wurde durch Infanterie

     verstärkt.


                                Eine nationale Tat.

        Kottbus, 31. Juli.  Angesichts der politischen

    Ereignisse erachtet es der Arbeitgeberverband

    der Lausitzer Tuchindustrie für seine nationale

    Pflicht, die Aussperrung sofort für

    beendet zu erklären. Die Verbandsbetriebe

    werden am Montag, den 3. August, früh wieder

    eröffnet.


                           Neueste Nachrichten.

        Berlin, 1. Aug.   Laut "Lok. Anz." hat die

    Kaiserliche Familie gestern abend im Schlosse

    das heilige Abendmahl genommen.

        Berlin, 1. Aug.   Prinz  Adalbert von Preußen

    hat sich heute  mit der Prinzessin Adelheid von Sachsen-

    Meiningen verlobt.

        Berlin, 1. Aug.  Der Berliner Magistrat hat

    sich gestern sehr eingehend mit Maßnahmen beschäftigt,

    die die städtische Verwaltung im Falle des

    Krieges zu ergreifen hat. Nach der "Morgenpost"

    wurde eine Reihe wichtiger Beschlüsse gefaßt, die sich

    auf die Lebensmittelversorgung beziehen. Die

    Stadt wird in der Lage sein, die Lebensmittelversorgung 

    selbst zu regeln.

        Berlin, 1. Aug.  Für den Fall der Mobilmachung

    hat Geheimrat Lipmann vom Vorstand der

    Volks-Kaffee- und Speisehallen-Gesellschaft den

    Betrag von 15 000 Mark für den Fall des Krieges

    zur unentgeltlichen Verabreichung  von Speisen

    und Getränken an ausrückende Mannschaften auf

    den Berliner Bahnhöfen zur Verfügung gestellt. 

        Berlin, 1. Aug.  An der Berliner Universität

    schlossen gestern die Professoren ihre Vorlesungen

    mit dem Hinweis auf die bevorstehende Kriegsgefahr

    und die in Aussicht stehende Schließung der

    Universität.







  • October 3, 2017 20:19:23 Beate Jochem

     item 20 


     1. Spalte 

                   Der Kronprinz Führer der 1. Gardedivision.

        Nach einer offiziellen Meldung aus Potsdam ist

    der Kronprinz zum Führer der ersten Gardedivision

    ausersehen.


    Generalfeldmarschall v. d. Goltz'  Wiedereintritt

                                       in das Heer.

        Generalfeldmarschall von der Goltz hat sich zum

    Wiedereintritt in das Heer gemeldet. Es laufen

    schon seit länger als einer Woche im preußischen

    Kriegsministerium täglich Meldungen von deutschen

    Kriegsfreiwilligen ein. Die Meldungen

    rekrutieren sich vielfach aus denjenigen

    Kreisen, für die kein Zwang zum Militärdienst besteht,

    insbesondere aus Mitgliedern des Landsturmes

    und auch aus solchen, die bei der Aushebung

    als untauglich befunden wurden, beziehentlich

    bei der Auslosung ausfielen. Zurzeit werden

    diese Meldungen keine Berücksichtigung finden.

    Nur im allerletzten Ernstfalle werden Freiwillige

    dieser Art zur Verwendung im inneren

    Dienste kommen. Dagegen haben die verabschiedeten

    Offiziere die sich ebenfalls zahlreich

    zum Wiedereintritt melden, Aussicht auf

    baldige Annahme.


              Die Einstellung von Nichtgedienten

                            und Freiwilligen.

        Auf Grund des § 98 der Heer-und Wehrordnung

    kann sich jede Persönlichkeit, die ihrer Dienstpflicht

    noch nicht genügt hat, bei Ausbruch

    der Mobilmachung einen Truppenteil (Ersatzbataillon

    usw.) nach Belieben wählen. Wenn er dies

    nicht tut, wird bei der bald einsetzenden Aushebung

    über ihn verfügt. Als Kriegsfreiwillige können

    sich solche Leute bei einem Ersatztruppenteil melden,

    die keine gesetzliche Verpflichtung zum Dienen

    mehr haben, ferner jugendliche Personen zwischen

    17 und 20 Jahren, soweit sie sich nicht in solchen

    Bezirken aufhalten, in denen der Landsturm aufgeboten

    ist.


      Der Telephonverkehr in Deutschland gesperrt.

        Nach den Grenzstädten im Westen, Norden und

    Osten ist ein telephonischer Verkehr nicht mehr möglich. 


                    Ein deutsches Ausfuhrverbot.

        Berlin, 31. Juli.  Der Bundesrat hat in seiner

    heutigen Sitzung den Erlaß von drei kaiserlichen

    Verordnungen betreffend das Verbot der Ausfuhr

    von Verpflegungs-, Streu- und Futtermitteln, ferner

    von Tieren und tierischen Erzeugnissen sowie

    von Kraftfahrzeugen (Motorwagen, Motorfahrrädern

    und Teilen davon) und von Mineralrohölen,

    Steinkohlenteer und allen aus diesen hergestellten

    Oelen zugestimmt. Die Verordnungen treten sofort

    in Kraft; der Reichskanzler ist ermächtigt, Ausnahmen

    zu gestatten und die erforderlichen 

    Sicherungsmaßregeln zu treffen.


                         Weiteres Ausfuhrverbot.    

        Berlin, 31. Juli.  Der heutige "Reichsanzeiger"

     veröffentlicht außer den bereits gemeldeten

    Ausfuhrverboten das Verbot der Ausfuhr und

    Durchfuhr von Eisenbahnmaterial aller

    Art, von Telegraphen- und Fernsprechdrähten sowie

    Teilen davon, von Luftschiffergeräten aller Art,

    von Fahrzeugen und Teilen davon, ferner das Verbot

    betreffend die Ausfuhr und Durchfuhr von

    Waffen, Munition, Pulver und Sprengstoffen, sowie

    von anderen Artikeln des Kriegsbedarfs und

    von Gegenständen zur Herstellung von Kriegsbedarfsartikeln,

    ferner das Verbot betreffend die Ausfuhr und 

    Durchfuhr von Rohstoffen, die bei der Herstellung

    und dem Betriebe von Gegenständen des Kriegsbedarfs

    zur Verwendung gelangen.


                          Russische Erntearbeiter.

        Unter den Maßnahmen, die die deutsche Regierung

    treffen sollte, besteht hoffentlich auch die Einbehaltung

    der russischen Erntearbeiter, die

    noch auf deutschem Boden weilen. Zu der Zahl von

    weit über 50 000 Mann nicht der schlechtesten Soldaten

    stellen sie ein vollrussisches Armeekorps

    dar. Genau so wie man in Oesterreich alle

    serbischen Reservisten kurzerhand verhaftet, halte

    man diese russischen Reservisten bei uns sofort unter

    militärischer Bewachung - wozu Landsturmleute

    genügen - und lasse die Erntearbeiten

    vollenden und interniere sie dann an geeigneten

    Orten. Es ist das eine Pflicht der Selbsterhaltung.

    Nur keine falsche Zurückhaltung den russischen

    Friedensbrechern gegenüber!


             Die Unterbrechung der deutschen Seeschiffahrt.

        Hamburg, 31. Juli. Sämtliche Hamburger

    Reedereien haben ihre auf See befindlichen Dampfer

    angewiesen, unverzüglich den nächsten Hafen anzulaufen

    und weitere Order abzuwarten. Aus Hamburg

    wird heute kein Schiff mehr abgelassen.


                                Panik in Straßburg.

        Straßburg, 30. Juli.  In Straßburg herrscht

    die größte Erregung. Das Papiergeld hat momentan

    fast keinen Wert; Geschäftsleute und Wirtschaften

    weigern sich, Papiergeld anzunehmen. An den

    Sparkassen werden fortgesetzt Beträge abgehoben,

    es wird von manchen Leuten sogar ein schwunghafter

    Handel mit Hundertmarkscheinen betrieben, für die sie

    90 bis 95 Mark in Silber zahlen. - Die Lebensmittelpreise

    sind horrend in die Höhe gestiegen.

    Die Kolonialwarenhändler machen bekannt, daß

    nur noch gegen Kasse verkauft werde.


                             Aus Königsberg.

        Die Polizeidirektion macht durch Anschlag öffentlich

    bekannt:  Zur Sicherung des Hauptbahnhofes

    und dessen Betriebsanlagen, ist eine militärische

    Wache am Bahnhof, sowie Posten an den Betriebsanlagen

    daselbst aufgestellt. Um Unglücksfälle zu

    vermeiden, mache ich die Bevölkerung darauf aufmerksam, 

    daß die Annäherung an die 


     2. Spalte 

    Eisenbahnanlagen (Gleise, Brücken, Stellwerke usw.)

    näher als 100 Meter verboten ist. Das Passieren

    dieser Anlagen durch Zivilpersonen ohne Begleitung

    eines Postens ist verboten. Zivilpersonen werden

    von den Posten mit Halt! angerufen und müssen

    stehen. Zuwiderhandelnde setzen sich der Gefahr

    aus, erschossen zu werden.


                     Panik an der russischen Grenze.

        Ostrowo, 31. Juli.  Unter den Einwohnern

    an der russischen Grenze herrscht eine große Panik,

    sogar die Familien der deutschen Beamten leben

    in großer Aufregung und die meisten haben die

    letzte Nacht in Ostrowo verbracht. Der Güterverkehr

    zwischen Skalmierzyce und Kalisch ist eingestellt 

    worden. Die russische Grenzwache wurde durch Infanterie

     verstärkt.


                                Eine nationale Tat.

        Kottbus, 31. Juli.  Angesichts der politischen

    Ereignisse erachtet es der Arbeitgeberverband

    der Lausitzer Tuchindustrie für seine nationale

    Pflicht, die Aussperrung sofort für

    beendet zu erklären. Die Verbandsbetriebe

    werden am Montag, den 3. August, früh wieder

    eröffnet.


                           Neueste Nachrichten.

        Berlin, 1. Aug.   Laut "Lok. Anz." hat die

    Kaiserliche Familie gestern abend im Schlosse

    das heilige Abendmahl genommen.

        Berlin, 1. Aug.   Prinz  Adalbert von Preußen

    hat sich heute  mit der Prinzessin Adelheid von Sachsen-

    Meiningen verlobt.

        Berlin, 1. Aug.  Der Berliner Magistrat hat

    sich gestern sehr eingehend mit Maßnahmen beschäftigt,

    die die städtische Verwaltung im Falle des

    Krieges zu ergreifen hat. Nach der "Morgenpost"

    wurde eine Reihe wichtiger Beschlüsse gefaßt, die sich

    auf die Lebensmittelversorgung beziehen. Die

    Stadt wird in der Lage sein, die Lebensmittelversorgung 

    selbst zu regeln.

        Berlin, 1. Aug.  Für den Fall der Mobilmachung

    hat Geheimrat Lipmann vom Vorstand der

    Volks-Kaffee- und Speisehallen-Gesellschaft den

    Betrag von 15 000 Mark für den Fall des Krieges

    zur unentgeltlichen Verabreichung  von Speisen

    und Getränken an ausrückende Mannschaften auf

    den Berliner Bahnhöfen zur Verfügung gestellt. 







  • October 3, 2017 20:04:23 Beate Jochem

     item 20 


     1. Spalte 

                   Der Kronprinz Führer der 1. Gardedivision.

        Nach einer offiziellen Meldung aus Potsdam ist

    der Kronprinz zum Führer der ersten Gardedivision

    ausersehen.


    Generalfeldmarschall v. d. Goltz'  Wiedereintritt

                                       in das Heer.

        Generalfeldmarschall von der Goltz hat sich zum

    Wiedereintritt in das Heer gemeldet. Es laufen

    schon seit länger als einer Woche im preußischen

    Kriegsministerium täglich Meldungen von deutschen

    Kriegsfreiwilligen ein. Die Meldungen

    rekrutieren sich vielfach aus denjenigen

    Kreisen, für die kein Zwang zum Militärdienst besteht,

    insbesondere aus Mitgliedern des Landsturmes

    und auch aus solchen, die bei der Aushebung

    als untauglich befunden wurden, beziehentlich

    bei der Auslosung ausfielen. Zurzeit werden

    diese Meldungen keine Berücksichtigung finden.

    Nur im allerletzten Ernstfalle werden Freiwillige

    dieser Art zur Verwendung im inneren

    Dienste kommen. Dagegen haben die verabschiedeten

    Offiziere die sich ebenfalls zahlreich

    zum Wiedereintritt melden, Aussicht auf

    baldige Annahme.


              Die Einstellung von Nichtgedienten

                            und Freiwilligen.

        Auf Grund des § 98 der Heer-und Wehrordnung

    kann sich jede Persönlichkeit, die ihrer Dienstpflicht

    noch nicht genügt hat, bei Ausbruch

    der Mobilmachung einen Truppenteil (Ersatzbataillon

    usw.) nach Belieben wählen. Wenn er dies

    nicht tut, wird bei der bald einsetzenden Aushebung

    über ihn verfügt. Als Kriegsfreiwillige können

    sich solche Leute bei einem Ersatztruppenteil melden,

    die keine gesetzliche Verpflichtung zum Dienen

    mehr haben, ferner jugendliche Personen zwischen

    17 und 20 Jahren, soweit sie sich nicht in solchen

    Bezirken aufhalten, in denen der Landsturm aufgeboten

    ist.


      Der Telephonverkehr in Deutschland gesperrt.

        Nach den Grenzstädten im Westen, Norden und

    Osten ist ein telephonischer Verkehr nicht mehr möglich. 


                    Ein deutsches Ausfuhrverbot.

        Berlin, 31. Juli.  Der Bundesrat hat in seiner

    heutigen Sitzung den Erlaß von drei kaiserlichen

    Verordnungen betreffend das Verbot der Ausfuhr

    von Verpflegungs-, Streu- und Futtermitteln, ferner

    von Tieren und tierischen Erzeugnissen sowie

    von Kraftfahrzeugen (Motorwagen, Motorfahrrädern

    und Teilen davon) und von Mineralrohölen,

    Steinkohlenteer und allen aus diesen hergestellten

    Oelen zugestimmt. Die Verordnungen treten sofort

    in Kraft; der Reichskanzler ist ermächtigt, Ausnahmen

    zu gestatten und die erforderlichen 

    Sicherungsmaßregeln zu treffen.


                         Weiteres Ausfuhrverbot.    

        Berlin, 31. Juli.  Der heutige "Reichsanzeiger"

     veröffentlicht außer den bereits gemeldeten

    Ausfuhrverboten das Verbot der Ausfuhr und

    Durchfuhr von Eisenbahnmaterial aller

    Art, von Telegraphen- und Fernsprechdrähten sowie

    Teilen davon, von Luftschiffergeräten aller Art,

    von Fahrzeugen und Teilen davon, ferner das Verbot

    betreffend die Ausfuhr und Durchfuhr von

    Waffen, Munition, Pulver und Sprengstoffen, sowie

    von anderen Artikeln des Kriegsbedarfs und

    von Gegenständen zur Herstellung von Kriegsbedarfsartikeln,

    ferner das Verbot betreffend die Ausfuhr und 

    Durchfuhr von Rohstoffen, die bei der Herstellung

    und dem Betriebe von Gegenständen des Kriegsbedarfs

    zur Verwendung gelangen.


                          Russische Erntearbeiter.

        Unter den Maßnahmen, die die deutsche Regierung

    treffen sollte, besteht hoffentlich auch die Einbehaltung

    der russischen Erntearbeiter, die

    noch auf deutschem Boden weilen. Zu der Zahl von

    weit über 50 000 Mann nicht der schlechtesten Soldaten

    stellen sie ein vollrussisches Armeekorps

    dar. Genau so wie man in Oesterreich alle

    serbischen Reservisten kurzerhand verhaftet, halte

    man diese russischen Reservisten bei uns sofort unter

    militärischer Bewachung - wozu Landsturmleute

    genügen - und lasse die Erntearbeiten

    vollenden und interniere sie dann an geeigneten

    Orten. Es ist das eine Pflicht der Selbsterhaltung.

    Nur keine falsche Zurückhaltung den russischen

    Friedensbrechern gegenüber!


             Die Unterbrechung der deutschen Seeschiffahrt.

        Hamburg, 31. Juli. Sämtliche Hamburger

    Reedereien haben ihre auf See befindlichen Dampfer

    angewiesen, unverzüglich den nächsten Hafen anzulaufen

    und weitere Order abzuwarten. Aus Hamburg

    wird heute kein Schiff mehr abgelassen.


                                Panik in Straßburg.

        Straßburg, 30. Juli.  In Straßburg herrscht

    die größte Erregung. Das Papiergeld hat momentan

    fast keinen Wert; Geschäftsleute und Wirtschaften

    weigern sich, Papiergeld anzunehmen. An den

    Sparkassen werden fortgesetzt Beträge abgehoben,

    es wird von manchen Leuten sogar ein schwunghafter

    Handel mit Hundertmarkscheinen betrieben, für die sie

    90 bis 95 Mark in Silber zahlen. - Die Lebensmittelpreise

    sind horrend in die Höhe gestiegen.

    Die Kolonialwarenhändler machen bekannt, daß

    nur noch gegen Kasse verkauft werde.


                             Aus Königsberg.

        Die Polizeidirektion macht durch Anschlag öffentlich

    bekannt:  Zur Sicherung des Hauptbahnhofes

    und dessen Betriebsanlagen, ist eine militärische

    Wache am Bahnhof, sowie Posten an den Betriebsanlagen

    daselbst aufgestellt. Um Unglücksfälle zu

    vermeiden, mache ich die Bevölkerung darauf aufmerksam, 

    daß die Annäherung an die 


     2. Spalte 

    Eisenbahnanlagen (Gleise, Brücken, Stellwerke usw.)

    näher als 100 Meter verboten ist. Das Passieren

    dieser Anlagen durch Zivilpersonen ohne Begleitung

    eines Postens ist verboten. Zivilpersonen werden

    von den Posten mit Halt! angerufen und müssen

    stehen. Zuwiderhandelnde setzen sich der Gefahr

    aus, erschossen zu werden.


                     Panik an der russischen Grenze.

        Ostrowo, 31. Juli.  Unter den Einwohnern

    an der russischen Grenze herrscht eine große Panik,

    sogar die Familien der deutschen Beamten leben

    in großer Aufregung und die meisten haben die

    letzte Nacht in Ostrowo verbracht. Der Güterverkehr

    zwischen Skalmierzyce und Kalisch ist eingestellt 

    worden. Die russische Grenzwache wurde durch Infanterie

     verstärkt.









  • October 3, 2017 19:42:36 Beate Jochem

     item 20 


     1. Spalte 

                   Der Kronprinz Führer der 1. Gardedivision.

        Nach einer offiziellen Meldung aus Potsdam ist

    der Kronprinz zum Führer der ersten Gardedivision

    ausersehen.


    Generalfeldmarschall v. d. Goltz'  Wiedereintritt

                                       in das Heer.

        Generalfeldmarschall von der Goltz hat sich zum

    Wiedereintritt in das Heer gemeldet. Es laufen

    schon seit länger als einer Woche im preußischen

    Kriegsministerium täglich Meldungen von deutschen

    Kriegsfreiwilligen ein. Die Meldungen

    rekrutieren sich vielfach aus denjenigen

    Kreisen, für die kein Zwang zum Militärdienst besteht,

    insbesondere aus Mitgliedern des Landsturmes

    und auch aus solchen, die bei der Aushebung

    als untauglich befunden wurden, beziehentlich

    bei der Auslosung ausfielen. Zurzeit werden

    diese Meldungen keine Berücksichtigung finden.

    Nur im allerletzten Ernstfalle werden Freiwillige

    dieser Art zur Verwendung im inneren

    Dienste kommen. Dagegen haben die verabschiedeten

    Offiziere die sich ebenfalls zahlreich

    zum Wiedereintritt melden, Aussicht auf

    baldige Annahme.


              Die Einstellung von Nichtgedienten

                            und Freiwilligen.

        Auf Grund des § 98 der Heer-und Wehrordnung

    kann sich jede Persönlichkeit, die ihrer Dienstpflicht

    noch nicht genügt hat, bei Ausbruch

    der Mobilmachung einen Truppenteil (Ersatzbataillon

    usw.) nach Belieben wählen. Wenn er dies

    nicht tut, wird bei der bald einsetzenden Aushebung

    über ihn verfügt. Als Kriegsfreiwillige können

    sich solche Leute bei einem Ersatztruppenteil melden,

    die keine gesetzliche Verpflichtung zum Dienen

    mehr haben, ferner jugendliche Personen zwischen

    17 und 20 Jahren, soweit sie sich nicht in solchen

    Bezirken aufhalten, in denen der Landsturm aufgeboten

    ist.


      Der Telephonverkehr in Deutschland gesperrt.

        Nach den Grenzstädten im Westen, Norden und

    Osten ist ein telephonischer Verkehr nicht mehr möglich. 


                    Ein deutsches Ausfuhrverbot.

        Berlin, 31. Juli.  Der Bundesrat hat in seiner

    heutigen Sitzung den Erlaß von drei kaiserlichen

    Verordnungen betreffend das Verbot der Ausfuhr

    von Verpflegungs-, Streu- und Futtermitteln, ferner

    von Tieren und tierischen Erzeugnissen sowie

    von Kraftfahrzeugen (Motorwagen, Motorfahrrädern

    und Teilen davon) und von Mineralrohölen,

    Steinkohlenteer und allen aus diesen hergestellten

    Oelen zugestimmt. Die Verordnungen treten sofort

    in Kraft; der Reichskanzler ist ermächtigt, Ausnahmen

    zu gestatten und die erforderlichen 

    Sicherungsmaßregeln zu treffen.


                         Weiteres Ausfuhrverbot.    

        Berlin, 31. Juli.  Der heutige "Reichsanzeiger"

     veröffentlicht außer den bereits gemeldeten

    Ausfuhrverboten das Verbot der Ausfuhr und

    Durchfuhr von Eisenbahnmaterial aller

    Art, von Telegraphen- und Fernsprechdrähten sowie

    Teilen davon, von Luftschiffergeräten aller Art,

    von Fahrzeugen und Teilen davon, ferner das Verbot

    betreffend die Ausfuhr und Durchfuhr von

    Waffen, Munition, Pulver und Sprengstoffen, sowie

    von anderen Artikeln des Kriegsbedarfs und

    von Gegenständen zur Herstellung von Kriegsbedarfsartikeln,

    ferner das Verbot betreffend die Ausfuhr und 

    Durchfuhr von Rohstoffen, die bei der Herstellung

    und dem Betriebe von Gegenständen des Kriegsbedarfs

    zur Verwendung gelangen.


                          Russische Erntearbeiter.

        Unter den Maßnahmen, die die deutsche Regierung

    treffen sollte, besteht hoffentlich auch die Einbehaltung

    der russischen Erntearbeiter, die

    noch auf deutschem Boden weilen. Zu der Zahl von

    weit über 50 000 Mann nicht der schlechtesten Soldaten

    stellen sie ein vollrussisches Armeekorps

    dar. Genau so wie man in Oesterreich alle

    serbischen Reservisten kurzerhand verhaftet, halte

    man diese russischen Reservisten bei uns sofort unter

    militärischer Bewachung - wozu Landsturmleute

    genügen - und lasse die Erntearbeiten

    vollenden und interniere sie dann an geeigneten

    Orten. Es ist das eine Pflicht der Selbsterhaltung.

    Nur keine falsche Zurückhaltung den russischen

    Friedensbrechern gegenüber!


             Die Unterbrechung der deutschen Seeschiffahrt.

        Hamburg, 31. Juli. Sämtliche Hamburger

    Reedereien haben ihre auf See befindlichen Dampfer

    angewiesen, unverzüglich den nächsten Hafen anzulaufen

    und weitere Order abzuwarten. Aus Hamburg

    wird heute kein Schiff mehr abgelassen.


                                Panik in Straßburg.

        Straßburg, 30. Juli.  In Straßburg herrscht

    die größte Erregung. Das Papiergeld hat momentan

    fast keinen Wert; Geschäftsleute und Wirtschaften

    weigern sich, Papiergeld anzunehmen. An den

    Sparkassen werden fortgesetzt Beträge abgehoben,

    es wird von manchen Leuten sogar ein schwunghafter

    Handel mit Hundertmarkscheinen betrieben, für die sie

    90 bis 95 Mark in Silber zahlen. - Die Lebensmittelpreise

    sind horrend in die Höhe gestiegen.

    Die Kolonialwarenhändler machen bekannt, daß

    nur noch gegen Kasse verkauft werde.


                             Aus Königsberg.

        Die Polizeidirektion macht durch Anschlag öffentlich

    bekannt:  Zur Sicherung des Hauptbahnhofes

    und dessen Betriebsanlagen, ist eine militärische

    Wache am Bahnhof, sowie Posten an den Betriebsanlagen

    daselbst aufgestellt. Um Unglücksfälle zu

    vermeiden, mache ich die Bevölkerung darauf aufmerksam, 

    daß die Annäherung an die 


     2. Spalte 

    Eisenbahnanlagen (Gleise, Brücken, Stellwerke usw.)

    näher als 100 Meter verboten ist. Das Passieren

    dieser Anlagen durch Zivilpersonen ohne Begleitung

    eines Postens ist verboten. Zivilpersonen werden

    von den Posten mit Halt! angerufen und müssen

    stehen. Zuwiderhandelnde setzen sich der Gefahr

    aus, erschossen zu werden.






  • October 3, 2017 19:38:24 Beate Jochem

     item 20 


     1. Spalte 

                   Der Kronprinz Führer der 1. Gardedivision.

        Nach einer offiziellen Meldung aus Potsdam ist

    der Kronprinz zum Führer der ersten Gardedivision

    ausersehen.


    Generalfeldmarschall v. d. Goltz'  Wiedereintritt

                                       in das Heer.

        Generalfeldmarschall von der Goltz hat sich zum

    Wiedereintritt in das Heer gemeldet. Es laufen

    schon seit länger als einer Woche im preußischen

    Kriegsministerium täglich Meldungen von deutschen

    Kriegsfreiwilligen ein. Die Meldungen

    rekrutieren sich vielfach aus denjenigen

    Kreisen, für die kein Zwang zum Militärdienst besteht,

    insbesondere aus Mitgliedern des Landsturmes

    und auch aus solchen, die bei der Aushebung

    als untauglich befunden wurden, beziehentlich

    bei der Auslosung ausfielen. Zurzeit werden

    diese Meldungen keine Berücksichtigung finden.

    Nur im allerletzten Ernstfalle werden Freiwillige

    dieser Art zur Verwendung im inneren

    Dienste kommen. Dagegen haben die verabschiedeten

    Offiziere die sich ebenfalls zahlreich

    zum Wiedereintritt melden, Aussicht auf

    baldige Annahme.


              Die Einstellung von Nichtgedienten

                            und Freiwilligen.

        Auf Grund des § 98 der Heer-und Wehrordnung

    kann sich jede Persönlichkeit, die ihrer Dienstpflicht

    noch nicht genügt hat, bei Ausbruch

    der Mobilmachung einen Truppenteil (Ersatzbataillon

    usw.) nach Belieben wählen. Wenn er dies

    nicht tut, wird bei der bald einsetzenden Aushebung

    über ihn verfügt. Als Kriegsfreiwillige können

    sich solche Leute bei einem Ersatztruppenteil melden,

    die keine gesetzliche Verpflichtung zum Dienen

    mehr haben, ferner jugendliche Personen zwischen

    17 und 20 Jahren, soweit sie sich nicht in solchen

    Bezirken aufhalten, in denen der Landsturm aufgeboten

    ist.


      Der Telephonverkehr in Deutschland gesperrt.

        Nach den Grenzstädten im Westen, Norden und

    Osten ist ein telephonischer Verkehr nicht mehr möglich. 


                    Ein deutsches Ausfuhrverbot.

        Berlin, 31. Juli.  Der Bundesrat hat in seiner

    heutigen Sitzung den Erlaß von drei kaiserlichen

    Verordnungen betreffend das Verbot der Ausfuhr

    von Verpflegungs-, Streu- und Futtermitteln, ferner

    von Tieren und tierischen Erzeugnissen sowie

    von Kraftfahrzeugen (Motorwagen, Motorfahrrädern

    und Teilen davon) und von Mineralrohölen,

    Steinkohlenteer und allen aus diesen hergestellten

    Oelen zugestimmt. Die Verordnungen treten sofort

    in Kraft; der Reichskanzler ist ermächtigt, Ausnahmen

    zu gestatten und die erforderlichen 

    Sicherungsmaßregeln zu treffen.


                         Weiteres Ausfuhrverbot.    

        Berlin, 31. Juli.  Der heutige "Reichsanzeiger"

     veröffentlicht außer den bereits gemeldeten

    Ausfuhrverboten das Verbot der Ausfuhr und

    Durchfuhr von Eisenbahnmaterial aller

    Art, von Telegraphen- und Fernsprechdrähten sowie

    Teilen davon, von Luftschiffergeräten aller Art,

    von Fahrzeugen und Teilen davon, ferner das Verbot

    betreffend die Ausfuhr und Durchfuhr von

    Waffen, Munition, Pulver und Sprengstoffen, sowie

    von anderen Artikeln des Kriegsbedarfs und

    von Gegenständen zur Herstellung von Kriegsbedarfsartikeln,

    ferner das Verbot betreffend die Ausfuhr und 

    Durchfuhr von Rohstoffen, die bei der Herstellung

    und dem Betriebe von Gegenständen des Kriegsbedarfs

    zur Verwendung gelangen.


                          Russische Erntearbeiter.

        Unter den Maßnahmen, die die deutsche Regierung

    treffen sollte, besteht hoffentlich auch die Einbehaltung

    der russischen Erntearbeiter, die

    noch auf deutschem Boden weilen. Zu der Zahl von

    weit über 50 000 Mann nicht der schlechtesten Soldaten

    stellen sie ein vollrussisches Armeekorps

    dar. Genau so wie man in Oesterreich alle

    serbischen Reservisten kurzerhand verhaftet, halte

    man diese russischen Reservisten bei uns sofort unter

    militärischer Bewachung - wozu Landsturmleute

    genügen - und lasse die Erntearbeiten

    vollenden und interniere sie dann an geeigneten

    Orten. Es ist das eine Pflicht der Selbsterhaltung.

    Nur keine falsche Zurückhaltung den russischen

    Friedensbrechern gegenüber!


             Die Unterbrechung der deutschen Seeschiffahrt.

        Hamburg, 31. Juli. Sämtliche Hamburger

    Reedereien haben ihre auf See befindlichen Dampfer

    angewiesen, unverzüglich den nächsten Hafen anzulaufen

    und weitere Order abzuwarten. Aus Hamburg

    wird heute kein Schiff mehr abgelassen.


                                Panik in Straßburg.

        Straßburg, 30. Juli.  In Straßburg herrscht

    die größte Erregung. Das Papiergeld hat momentan

    fast keinen Wert; Geschäftsleute und Wirtschaften

    weigern sich, Papiergeld anzunehmen. An den

    Sparkassen werden fortgesetzt Beträge abgehoben,

    es wird von manchen Leuten sogar ein schwunghafter

    Handel mit Hundertmarkscheinen betrieben, für die sie

    90 bis 95 Mark in Silber zahlen. - Die Lebensmittelpreise

    sind horrend in die Höhe gestiegen.

    Die Kolonialwarenhändler machen bekannt, daß

    nur noch gegen Kasse verkauft werde.


                             Aus Königsberg.

        Die Polizeidirektion macht durch Anschlag öffentlich

    bekannt:  Zur Sicherung des Hauptbahnhofes

     und dessen Betriebsanlagen, ist eine militärische

    Wache am Bahnhof, sowie Posten an den Betriebsanlagen

    daselbst aufgestellt. Um Unglücksfälle zu

    vermeiden, mache ich die Bevölkerung darauf aufmerksam, 

    daß die Annäherung an die 






  • September 25, 2017 22:01:00 Beate Jochem

     item 20 


     1. Spalte 

                   Der Kronprinz Führer der 1. Gardedivision.

        Nach einer offiziellen Meldung aus Potsdam ist

    der Kronprinz zum Führer der ersten Gardedivision

    ausersehen.


    Generalfeldmarschall v. d. Goltz'  Wiedereintritt

                                       in das Heer.

        Generalfeldmarschall von der Goltz hat sich zum

    Wiedereintritt in das Heer gemeldet. Es laufen

    schon seit länger als einer Woche im preußischen

    Kriegsministerium täglich Meldungen von deutschen

    Kriegsfreiwilligen ein. Die Meldungen

    rekrutieren sich vielfach aus denjenigen

    Kreisen, für die kein Zwang zum Militärdienst besteht,

    insbesondere aus Mitgliedern des Landsturmes

    und auch aus solchen, die bei der Aushebung

    als untauglich befunden wurden, beziehentlich

    bei der Auslosung ausfielen. Zurzeit werden

    diese Meldungen keine Berücksichtigung finden.

    Nur im allerletzten Ernstfalle werden Freiwillige

    dieser Art zur Verwendung im inneren

    Dienste kommen. Dagegen haben die verabschiedeten

    Offiziere die sich ebenfalls zahlreich

    zum Wiedereintritt melden, Aussicht auf

    baldige Annahme.


              Die Einstellung von Nichtgedienten

                            und Freiwilligen.

        Auf Grund des § 98 der Heer-und Wehrordnung

    kann sich jede Persönlichkeit, die ihrer Dienstpflicht

    noch nicht genügt hat, bei Ausbruch

    der Mobilmachung einen Truppenteil (Ersatzbataillon

    usw.) nach Belieben wählen. Wenn er dies

    nicht tut, wird bei der bald einsetzenden Aushebung

    über ihn verfügt. Als Kriegsfreiwillige können

    sich solche Leute bei einem Ersatztruppenteil melden,

    die keine gesetzliche Verpflichtung zum Dienen

    mehr haben, ferner jugendliche Personen zwischen

    17 und 20 Jahren, soweit sie sich nicht in solchen

    Bezirken aufhalten, in denen der Landsturm aufgeboten

    ist.


      Der Telephonverkehr in Deutschland gesperrt.

        Nach den Grenzstädten im Westen, Norden und

    Osten ist ein telephonischer Verkehr nicht mehr möglich. 


                    Ein deutsches Ausfuhrverbot.

        Berlin, 31. Juli.  Der Bundesrat hat in seiner

    heutigen Sitzung den Erlaß von drei kaiserlichen

    Verordnungen betreffend das Verbot der Ausfuhr

    von Verpflegungs-, Streu- und Futtermitteln, ferner

    von Tieren und tierischen Erzeugnissen sowie

    von Kraftfahrzeugen (Motorwagen, Motorfahrrädern

    und Teilen davon) und von Mineralrohölen,

    Steinkohlenteer und allen aus diesen hergestellten

    Oelen zugestimmt. Die Verordnungen treten sofort

    in Kraft; der Reichskanzler ist ermächtigt, Ausnahmen

    zu gestatten und die erforderlichen 

    Sicherungsmaßregeln zu treffen.


                         Weiteres Ausfuhrverbot.    

        Berlin, 31. Juli.  Der heutige "Reichsanzeiger"

     veröffentlicht außer den bereits gemeldeten

    Ausfuhrverboten das Verbot der Ausfuhr und

    Durchfuhr von Eisenbahnmaterial aller

    Art, von Telegraphen- und Fernsprechdrähten sowie

    Teilen davon, von Luftschiffergeräten aller Art,

    von Fahrzeugen und Teilen davon, ferner das Verbot

    betreffend die Ausfuhr und Durchfuhr von

    Waffen, Munition, Pulver und Sprengstoffen, sowie

    von anderen Artikeln des Kriegsbedarfs und

    von Gegenständen zur Herstellung von Kriegsbedarfsartikeln,

    ferner das Verbot betreffend die Ausfuhr und 

    Durchfuhr von Rohstoffen, die bei der Herstellung

    und dem Betriebe von Gegenständen des Kriegsbedarfs

    zur Verwendung gelangen.


                          Russische Erntearbeiter.

        Unter den Maßnahmen, die die deutsche Regierung

    treffen sollte, besteht hoffentlich auch die Einbehaltung

    der russischen Erntearbeiter, die

    noch auf deutschem Boden weilen. Zu der Zahl von

    weit über 50 000 Mann nicht der schlechtesten Soldaten

    stellen sie ein vollrussisches Armeekorps

    dar. Genau so wie man in Oesterreich alle

    serbischen Reservisten kurzerhand verhaftet, halte

    man diese russischen Reservisten bei uns sofort unter

    militärischer Bewachung - wozu Landsturmleute

    genügen - und lasse die Erntearbeiten

    vollenden und interniere sie dann an geeigneten

    Orten. Es ist das eine Pflicht der Selbsterhaltung.

    Nur keine falsche Zurückhaltung den russischen

    Friedensbrechern gegenüber!


             Die Unterbrechung der deutschen Seeschiffahrt.

        Hamburg, 31. Juli. Sämtliche Hamburger

    Reedereien haben ihre auf See befindlichen Dampfer

    angewiesen, unverzüglich den nächsten Hafen anzulaufen

    und weitere Order abzuwarten. Aus Hamburg

    wird heute kein Schiff mehr abgelassen.


                                Panik in Straßburg.

        Straßburg, 30. Juli.  In Straßburg herrscht

    die größte Erregung. Das Papiergeld hat momentan

    fast keinen Wert; Geschäftsleute und Wirtschaften

    weigern sich, Papiergeld anzunehmen. An den

    Sparkassen werden fortgesetzt Beträge abgehoben,

    es wird von manchen Leuten sogar ein schwunghafter

    Handel mit Hundertmarkscheinen betrieben, für die sie

    90 bis 95 Mark in Silber zahlen. - Die Lebensmittelpreise

    sind horrend in die Höhe gestiegen.

    Die Kolonialwarenhändler machen bekannt, daß

    nur noch gegen Kasse verkauft werde.

     







  • September 25, 2017 22:00:07 Beate Jochem

     item 20 


     1. Spalte 

                   Der Kronprinz Führer der 1. Gardedivision.

        Nach einer offiziellen Meldung aus Potsdam ist

    der Kronprinz zum Führer der ersten Gardedivision

    ausersehen.


    Generalfeldmarschall v. d. Goltz'  Wiedereintritt

                                       in das Heer.

        Generalfeldmarschall von der Goltz hat sich zum

    Wiedereintritt in das Heer gemeldet. Es laufen

    schon seit länger als einer Woche im preußischen

    Kriegsministerium täglich Meldungen von deutschen

    Kriegsfreiwilligen ein. Die Meldungen

    rekrutieren sich vielfach aus denjenigen

    Kreisen, für die kein Zwang zum Militärdienst besteht,

    insbesondere aus Mitgliedern des Landsturmes

    und auch aus solchen, die bei der Aushebung

    als untauglich befunden wurden, beziehentlich

    bei der Auslosung ausfielen. Zurzeit werden

    diese Meldungen keine Berücksichtigung finden.

    Nur im allerletzten Ernstfalle werden Freiwillige

    dieser Art zur Verwendung im inneren

    Dienste kommen. Dagegen haben die verabschiedeten

    Offiziere die sich ebenfalls zahlreich

    zum Wiedereintritt melden, Aussicht auf

    baldige Annahme.


              Die Einstellung von Nichtgedienten

                            und Freiwilligen.

        Auf Grund des § 98 der Heer-und Wehrordnung

    kann sich jede Persönlichkeit, die ihrer Dienstpflicht

    noch nicht genügt hat, bei Ausbruch

    der Mobilmachung einen Truppenteil (Ersatzbataillon

    usw.) nach Belieben wählen. Wenn er dies

    nicht tut, wird bei der bald einsetzenden Aushebung

    über ihn verfügt. Als Kriegsfreiwillige können

    sich solche Leute bei einem Ersatztruppenteil melden,

    die keine gesetzliche Verpflichtung zum Dienen

    mehr haben, ferner jugendliche Personen zwischen

    17 und 20 Jahren, soweit sie sich nicht in solchen

    Bezirken aufhalten, in denen der Landsturm aufgeboten

    ist.


      Der Telephonverkehr in Deutschland gesperrt.

        Nach den Grenzstädten im Westen, Norden und

    Osten ist ein telephonischer Verkehr nicht mehr möglich. 


                    Ein deutsches Ausfuhrverbot.

        Berlin, 31. Juli.  Der Bundesrat hat in seiner

    heutigen Sitzung den Erlaß von drei kaiserlichen

    Verordnungen betreffend das Verbot der Ausfuhr

    von Verpflegungs-, Streu- und Futtermitteln, ferner

    von Tieren und tierischen Erzeugnissen sowie

    von Kraftfahrzeugen (Motorwagen, Motorfahrrädern

    und Teilen davon) und von Mineralrohölen,

    Steinkohlenteer und allen aus diesen hergestellten

    Oelen zugestimmt. Die Verordnungen treten sofort

    in Kraft; der Reichskanzler ist ermächtigt, Ausnahmen

    zu gestatten und die erforderlichen 

    Sicherungsmaßregeln zu treffen.


                         Weiteres Ausfuhrverbot.    

        Berlin, 31. Juli.  Der heutige "Reichsanzeiger"

     veröffentlicht außer den bereits gemeldeten

    Ausfuhrverboten das Verbot der Ausfuhr und

    Durchfuhr von Eisenbahnmaterial aller

    Art, von Telegraphen- und Fernsprechdrähten sowie

    Teilen davon, von Luftschiffergeräten aller Art,

    von Fahrzeugen und Teilen davon, ferner das Verbot

    betreffend die Ausfuhr und Durchfuhr von

    Waffen, Munition, Pulver und Sprengstoffen, sowie

    von anderen Artikeln des Kriegsbedarfs und

    von Gegenständen zur Herstellung von Kriegsbedarfsartikeln,

    ferner das Verbot betreffend die Ausfuhr und 

    Durchfuhr von Rohstoffen, die bei der Herstellung

    und dem Betriebe von Gegenständen des Kriegsbedarfs

    zur Verwendung gelangen.


                          Russische Erntearbeiter.

        Unter den Maßnahmen, die die deutsche Regierung

    treffen sollte, besteht hoffentlich auch die Einbehaltung

    der russischen Erntearbeiter, die

    noch auf deutschem Boden weilen. Zu der Zahl von

    weit über 50 000 Mann nicht der schlechtesten Soldaten

    stellen sie ein vollrussisches Armeekorps

    dar. Genau so wie man in Oesterreich alle

    serbischen Reservisten kurzerhand verhaftet, halte

    man diese russischen Reservisten bei uns sofort unter

    militärischer Bewachung - wozu Landsturmleute

    genügen - und lasse die Erntearbeiten

    vollenden und interniere sie dann an geeigneten

    Orten. Es ist das eine Pflicht der Selbsterhaltung.

    Nur keine falsche Zurückhaltung den russischen

    Friedensbrechern gegenüber!


             Die Unterbrechung der deutschen Seeschiffahrt.

        Hamburg, 31. Juli. Sämtliche Hamburger

    Reedereien haben ihre auf See befindlichen Dampfer

    angewiesen, unverzüglich den nächsten Hafen anzulaufen

    und weitere Order abzuwarten. Aus Hamburg

    wird heute kein Schiff mehr abgelassen.


                                Panik in Straßburg.

        Straßburg, 30. Juli.  In Straßburg herrscht

    die größte Erregung. Das Papiergeld hat momentan

    fast keine Wert; Geschäftsleute und Wirtschaften

    weigern sich, Papiergeld anzunehmen. An den

    Sparkassen werden fortgesetzt Beträge abgehoben,

    es wird von manchen Leuten sogar ein schwunghafter

    Handel mit Hundertmarkscheinen betrieben, für die sie

    90 bis 95 Mark in Silbe zahlen. - Die Lebensmittelpreise

    sind horrend in die Höhe gestiegen.

    die Kolonialwarenhändler machen bekannt, daß

    nur noch gegen Kasse verkauft werde.

     







  • September 25, 2017 21:55:47 Beate Jochem

     item 20 


     1. Spalte 

                   Der Kronprinz Führer der 1. Gardedivision.

        Nach einer offiziellen Meldung aus Potsdam ist

    der Kronprinz zum Führer der ersten Gardedivision

    ausersehen.


    Generalfeldmarschall v. d. Goltz'  Wiedereintritt

                                       in das Heer.

        Generalfeldmarschall von der Goltz hat sich zum

    Wiedereintritt in das Heer gemeldet. Es laufen

    schon seit länger als einer Woche im preußischen

    Kriegsministerium täglich Meldungen von deutschen

    Kriegsfreiwilligen ein. Die Meldungen

    rekrutieren sich vielfach aus denjenigen

    Kreisen, für die kein Zwang zum Militärdienst besteht,

    insbesondere aus Mitgliedern des Landsturmes

    und auch aus solchen, die bei der Aushebung

    als untauglich befunden wurden, beziehentlich

    bei der Auslosung ausfielen. Zurzeit werden

    diese Meldungen keine Berücksichtigung finden.

    Nur im allerletzten Ernstfalle werden Freiwillige

    dieser Art zur Verwendung im inneren

    Dienste kommen. Dagegen haben die verabschiedeten

    Offiziere die sich ebenfalls zahlreich

    zum Wiedereintritt melden, Aussicht auf

    baldige Annahme.


              Die Einstellung von Nichtgedienten

                            und Freiwilligen.

        Auf Grund des § 98 der Heer-und Wehrordnung

    kann sich jede Persönlichkeit, die ihrer Dienstpflicht

    noch nicht genügt hat, bei Ausbruch

    der Mobilmachung einen Truppenteil (Ersatzbataillon

    usw.) nach Belieben wählen. Wenn er dies

    nicht tut, wird bei der bald einsetzenden Aushebung

    über ihn verfügt. Als Kriegsfreiwillige können

    sich solche Leute bei einem Ersatztruppenteil melden,

    die keine gesetzliche Verpflichtung zum Dienen

    mehr haben, ferner jugendliche Personen zwischen

    17 und 20 Jahren, soweit sie sich nicht in solchen

    Bezirken aufhalten, in denen der Landsturm aufgeboten

    ist.


      Der Telephonverkehr in Deutschland gesperrt.

        Nach den Grenzstädten im Westen, Norden und

    Osten ist ein telephonischer Verkehr nicht mehr möglich. 


                    Ein deutsches Ausfuhrverbot.

        Berlin, 31. Juli.  Der Bundesrat hat in seiner

    heutigen Sitzung den Erlaß von drei kaiserlichen

    Verordnungen betreffend das Verbot der Ausfuhr

    von Verpflegungs-, Streu- und Futtermitteln, ferner

    von Tieren und tierischen Erzeugnissen sowie

    von Kraftfahrzeugen (Motorwagen, Motorfahrrädern

    und Teilen davon) und von Mineralrohölen,

    Steinkohlenteer und allen aus diesen hergestellten

    Oelen zugestimmt. Die Verordnungen treten sofort

    in Kraft; der Reichskanzler ist ermächtigt, Ausnahmen

    zu gestatten und die erforderlichen 

    Sicherungsmaßregeln zu treffen.


                         Weiteres Ausfuhrverbot.    

        Berlin, 31. Juli.  Der heutige "Reichsanzeiger"

     veröffentlicht außer den bereits gemeldeten

    Ausfuhrverboten das Verbot der Ausfuhr und

    Durchfuhr von Eisenbahnmaterial aller

    Art, von Telegraphen- und Fernsprechdrähten sowie

    Teilen davon, von Luftschiffergeräten aller Art,

    von Fahrzeugen und Teilen davon, ferner das Verbot

    betreffend die Ausfuhr und Durchfuhr von

    Waffen, Munition, Pulver und Sprengstoffen, sowie

    von anderen Artikeln des Kriegsbedarfs und

    von Gegenständen zur Herstellung von Kriegsbedarfsartikeln,

    ferner das Verbot betreffend die Ausfuhr und 

    Durchfuhr von Rohstoffen, die bei der Herstellung

    und dem Betriebe von Gegenständen des Kriegsbedarfs

    zur Verwendung gelangen.


                          Russische Erntearbeiter.

        Unter den Maßnahmen, die die deutsche Regierung

    treffen sollte, besteht hoffentlich auch die Einbehaltung

    der russischen Erntearbeiter, die

    noch auf deutschem Boden weilen. Zu der Zahl von

    weit über 50 000 Mann nicht der schlechtesten Soldaten

    stellen sie ein vollrussisches Armeekorps

    dar. Genau so wie man in Oesterreich alle

    serbischen Reservisten kurzerhand verhaftet, halte

    man diese russischen Reservisten bei uns sofort unter

    militärischer Bewachung - wozu Landsturmleute

    genügen - und lasse die Erntearbeiten

    vollenden und interniere sie dann an geeigneten

    Orten. Es ist das eine Pflicht der Selbsterhaltung.

    Nur keine falsche Zurückhaltung den russischen

    Friedensbrechern gegenüber!


             Die Unterbrechung der deutschen Seeschiffahrt.

        Hamburg, 31. Juli. Sämtliche Hamburger

    Reedereien haben ihre auf See befindlichen Dampfer

    angewiesen, unverzüglich den nächsten Hafen anzulaufen

    und weitere Order abzuwarten. Aus Hamburg

    wird heute kein Schiff mehr abgelassen.

     







  • September 25, 2017 21:53:13 Beate Jochem

     item 20 


     1. Spalte 

                   Der Kronprinz Führer der 1. Gardedivision.

        Nach einer offiziellen Meldung aus Potsdam ist

    der Kronprinz zum Führer der ersten Gardedivision

    ausersehen.


    Generalfeldmarschall v. d. Goltz'  Wiedereintritt

                                       in das Heer.

        Generalfeldmarschall von der Goltz hat sich zum

    Wiedereintritt in das Heer gemeldet. Es laufen

    schon seit länger als einer Woche im preußischen

    Kriegsministerium täglich Meldungen von deutschen

    Kriegsfreiwilligen ein. Die Meldungen

    rekrutieren sich vielfach aus denjenigen

    Kreisen, für die kein Zwang zum Militärdienst besteht,

    insbesondere aus Mitgliedern des Landsturmes

    und auch aus solchen, die bei der Aushebung

    als untauglich befunden wurden, beziehentlich

    bei der Auslosung ausfielen. Zurzeit werden

    diese Meldungen keine Berücksichtigung finden.

    Nur im allerletzten Ernstfalle werden Freiwillige

    dieser Art zur Verwendung im inneren

    Dienste kommen. Dagegen haben die verabschiedeten

    Offiziere die sich ebenfalls zahlreich

    zum Wiedereintritt melden, Aussicht auf

    baldige Annahme.


              Die Einstellung von Nichtgedienten

                            und Freiwilligen.

        Auf Grund des § 98 der Heer-und Wehrordnung

    kann sich jede Persönlichkeit, die ihrer Dienstpflicht

    noch nicht genügt hat, bei Ausbruch

    der Mobilmachung einen Truppenteil (Ersatzbataillon

    usw.) nach Belieben wählen. Wenn er dies

    nicht tut, wird bei der bald einsetzenden Aushebung

    über ihn verfügt. Als Kriegsfreiwillige können

    sich solche Leute bei einem Ersatztruppenteil melden,

    die keine gesetzliche Verpflichtung zum Dienen

    mehr haben, ferner jugendliche Personen zwischen

    17 und 20 Jahren, soweit sie sich nicht in solchen

    Bezirken aufhalten, in denen der Landsturm aufgeboten

    ist.


      Der Telephonverkehr in Deutschland gesperrt.

        Nach den Grenzstädten im Westen, Norden und

    Osten ist ein telephonischer Verkehr nicht mehr möglich. 


                    Ein deutsches Ausfuhrverbot.

        Berlin, 31. Juli.  Der Bundesrat hat in seiner

    heutigen Sitzung den Erlaß von drei kaiserlichen

    Verordnungen betreffend das Verbot der Ausfuhr

    von Verpflegungs-, Streu- und Futtermitteln, ferner

    von Tieren und tierischen Erzeugnissen sowie

    von Kraftfahrzeugen (Motorwagen, Motorfahrrädern

    und Teilen davon) und von Mineralrohölen,

    Steinkohlenteer und allen aus diesen hergestellten

    Oelen zugestimmt. Die Verordnungen treten sofort

    in Kraft; der Reichskanzler ist ermächtigt, Ausnahmen

    zu gestatten und die erforderlichen 

    Sicherungsmaßregeln zu treffen.


                         Weiteres Ausfuhrverbot.    

        Berlin, 31. Juli.  Der heutige "Reichsanzeiger"

     veröffentlicht außer den bereits gemeldeten

    Ausfuhrverboten das Verbot der Ausfuhr und

    Durchfuhr von Eisenbahnmaterial aller

    Art, von Telegraphen- und Fernsprechdrähten sowie

    Teilen davon, von Luftschiffergeräten aller Art,

    von Fahrzeugen und Teilen davon, ferner das Verbot

    betreffend die Ausfuhr und Durchfuhr von

    Waffen, Munition, Pulver und Sprengstoffen, sowie

    von anderen Artikeln des Kriegsbedarfs und

    von Gegenständen zur Herstellung von Kriegsbedarfsartikeln,

    ferner das Verbot betreffend die Ausfuhr und 

    Durchfuhr von Rohstoffen, die bei der Herstellung

    und dem Betriebe von Gegenständen des Kriegsbedarfs

    zur Verwendung gelangen.


                          Russische Erntearbeiter.

        Unter den Maßnahmen, die die deutsche Regierung

    treffen sollte, besteht hoffentlich auch die Einbehaltung

    der russischen Erntearbeiter, die

    noch auf deutschem Boden weilen. Zu der Zahl von

    weit über 50 000 Mann nicht der schlechtesten Soldaten

    stellen sie ein vollrussisches Armeekorps

    dar. Genau so wie man in Oesterreich alle

    serbischen Reservisten kurzerhand verhaftet, halte

    man diese russischen Reservisten bei uns sofort unter

    militärischer Bewachung - wozu Landsturmleute

    genügen - und lasse die Erntearbeiten

    vollenden und interniere sie dann an geeigneten

    Orten. Es ist das eine Pflicht der Selbsterhaltung.

    Nur keine falsche Zurückhaltung den russischen

    Friedensbrechern gegenüber!







  • September 25, 2017 21:45:07 Beate Jochem

     item 20 


     1. Spalte 

                   Der Kronprinz Führer der 1. Gardedivision.

        Nach einer offiziellen Meldung aus Potsdam ist

    der Kronprinz zum Führer der ersten Gardedivision

    ausersehen.


    Generalfeldmarschall v. d. Goltz'  Wiedereintritt

                                       in das Heer.

        Generalfeldmarschall von der Goltz hat sich zum

    Wiedereintritt in das Heer gemeldet. Es laufen

    schon seit länger als einer Woche im preußischen

    Kriegsministerium täglich Meldungen von deutschen

    Kriegsfreiwilligen ein. Die Meldungen

    rekrutieren sich vielfach aus denjenigen

    Kreisen, für die kein Zwang zum Militärdienst besteht,

    insbesondere aus Mitgliedern des Landsturmes

    und auch aus solchen, die bei der Aushebung

    als untauglich befunden wurden, beziehentlich

    bei der Auslosung ausfielen. Zurzeit werden

    diese Meldungen keine Berücksichtigung finden.

    Nur im allerletzten Ernstfalle werden Freiwillige

    dieser Art zur Verwendung im inneren

    Dienste kommen. Dagegen haben die verabschiedeten

    Offiziere die sich ebenfalls zahlreich

    zum Wiedereintritt melden, Aussicht auf

    baldige Annahme.


              Die Einstellung von Nichtgedienten

                            und Freiwilligen.

        Auf Grund des § 98 der Heer-und Wehrordnung

    kann sich jede Persönlichkeit, die ihrer Dienstpflicht

    noch nicht genügt hat, bei Ausbruch

    der Mobilmachung einen Truppenteil (Ersatzbataillon

    usw.) nach Belieben wählen. Wenn er dies

    nicht tut, wird bei der bald einsetzenden Aushebung

    über ihn verfügt. Als Kriegsfreiwillige können

    sich solche Leute bei einem Ersatztruppenteil melden,

    die keine gesetzliche Verpflichtung zum Dienen

    mehr haben, ferner jugendliche Personen zwischen

    17 und 20 Jahren, soweit sie sich nicht in solchen

    Bezirken aufhalten, in denen der Landsturm aufgeboten

    ist.


      Der Telephonverkehr in Deutschland gesperrt.

        Nach den Grenzstädten im Westen, Norden und

    Osten ist ein telephonischer Verkehr nicht mehr möglich. 


                    Ein deutsches Ausfuhrverbot.

        Berlin, 31. Juli.  Der Bundesrat hat in seiner

    heutigen Sitzung den Erlaß von drei kaiserlichen

    Verordnungen betreffend das Verbot der Ausfuhr

    von Verpflegungs-, Streu- und Futtermitteln, ferner

    von Tieren und tierischen Erzeugnissen sowie

    von Kraftfahrzeugen (Motorwagen, Motorfahrrädern

    und Teilen davon) und von Mineralrohölen,

    Steinkohlenteer und allen aus diesen hergestellten

    Oelen zugestimmt. Die Verordnungen treten sofort

    in Kraft; der Reichskanzler ist ermächtigt, Ausnahmen

    zu gestatten und die erforderlichen 

    Sicherungsmaßregeln zu treffen.


                         Weiteres Ausfuhrverbot.    

        Berlin, 31. Juli.  Der heutige "Reichsanzeiger"

     veröffentlicht außer den bereits gemeldeten

    Ausfuhrverboten das Verbot der Ausfuhr und

    Durchfuhr von Eisenbahnmaterial aller

    Art, von Telegraphen- und Fernsprechdrähten sowie

    Teilen davon, von Luftschiffergeräten aller Art,

    von Fahrzeugen und Teilen davon, ferner das Verbot

    betreffend die Ausfuhr und Durchfuhr von

    Waffen, Munition, Pulver und Sprengstoffen, sowie

    von anderen Artikeln des Kriegsbedarfs und

    von Gegenständen zur Herstellung von Kriegsbedarfsartikeln,

    ferner das Verbot betreffend die Ausfuhr und 

    Durchfuhr von Rohstoffen, die bei de Herstellung

    und dem Betriebe von Gegenständen des Kriegsbedarfs

    zur Verwendung gelangen.








  • September 25, 2017 21:44:50 Beate Jochem

     item 20 


     1. Spalte 

                   Der Kronprinz Führer der 1. Gardedivision.

        Nach einer offiziellen Meldung aus Potsdam ist

    der Kronprinz zum Führer der ersten Gardedivision

    ausersehen.


    Generalfeldmarschall v. d. Goltz'  Wiedereintritt

                                       in das Heer.

        Generalfeldmarschall von der Goltz hat sich zum

    Wiedereintritt in das Heer gemeldet. Es laufen

    schon seit länger als einer Woche im preußischen

    Kriegsministerium täglich Meldungen von deutschen

    Kriegsfreiwilligen ein. Die Meldungen

    rekrutieren sich vielfach aus denjenigen

    Kreisen, für die kein Zwang zum Militärdienst besteht,

    insbesondere aus Mitgliedern des Landsturmes

    und auch aus solchen, die bei der Aushebung

    als untauglich befunden wurden, beziehentlich

    bei der Auslosung ausfielen. Zurzeit werden

    diese Meldungen keine Berücksichtigung finden.

    Nur im allerletzten Ernstfalle werden Freiwillige

    dieser Art zur Verwendung im inneren

    Dienste kommen. Dagegen haben die verabschiedeten

    Offiziere die sich ebenfalls zahlreich

    zum Wiedereintritt melden, Aussicht auf

    baldige Annahme.


              Die Einstellung von Nichtgedienten

                            und Freiwilligen.

        Auf Grund des § 98 der Heer-und Wehrordnung

    kann sich jede Persönlichkeit, die ihrer Dienstpflicht

    noch nicht genügt hat, bei Ausbruch

    der Mobilmachung einen Truppenteil (Ersatzbataillon

    usw.) nach Belieben wählen. Wenn er dies

    nicht tut, wird bei der bald einsetzenden Aushebung

    über ihn verfügt. Als Kriegsfreiwillige können

    sich solche Leute bei einem Ersatztruppenteil melden,

    die keine gesetzliche Verpflichtung zum Dienen

    mehr haben, ferner jugendliche Personen zwischen

    17 und 20 Jahren, soweit sie sich nicht in solchen

    Bezirken aufhalten, in denen der Landsturm aufgeboten

    ist.


      Der Telephonverkehr in Deutschland gesperrt.

        Nach den Grenzstädten im Westen, Norden und

    Osten ist ein telephonischer Verkehr nicht mehr möglich. 


                    Ein deutsches Ausfuhrverbot.

        Berlin, 31. Juli.  Der Bundesrat hat in seiner

    heutigen Sitzung den Erlaß von drei kaiserlichen

    Verordnungen betreffend das Verbot der Ausfuhr

    von Verpflegungs-, Streu- und Futtermitteln, ferner

    von Tieren und tierischen Erzeugnissen sowie

    von Kraftfahrzeugen (Motorwagen, Motorfahrrädern

    und Teilen davon) und von Mineralrohölen,

    Steinkohlenteer und allen aus diesen hergestellten

    Oelen zugestimmt. Die Verordnungen treten sofort

    in Kraft; der Reichskanzler ist ermächtigt, Ausnahmen

    zu gestatten und die erforderlichen 

    Sicherungsmaßregeln zu treffen.


                         Weiteres Ausfuhrverbot.    

        Berlin, 31. Juli.  Der heutige "Reichsanzeiger"

     veröffentlicht außer den bereits gemeldeten

    Ausfuhrverboten das Verbot der Ausfuhr und

    Durchfuhr von Eisenbahnmaterial aller

    Art, von Telegraphen- und Fernsprechdrähten sowie

    Teilen davon, von Luftschiffergeräten aller Art,

    von Fahrzeugen und Teilen davon, ferner das Verbot

    betreffend die Ausfuhr und Durchfuhr von

    Waffen, Munition, Pulver und Sprengstoffen, sowie

    von anderen Artikeln des Kriegsbedarfs und

    von Gegenständen zur Herstellung von Kriegsbedarfsartikeln,

    ferner das Verbot betreffend die Ausfuhr und 

    Durchfuhr von Rohstoffen, die bei de Herstellung

    und dem Betriebe von Gegenständen des Kriegsbedarfs

    zur Verwendung gelangen.








  • September 25, 2017 21:44:42 Beate Jochem

     item 20 


     1. Spalte 

                   Der Kronprinz Führer der 1. Gardedivision.

        Nach einer offiziellen Meldung aus Potsdam ist

    der Kronprinz zum Führer der ersten Gardedivision

    ausersehen.


    Generalfeldmarschall v. d. Goltz'  Wiedereintritt

                                       in das Heer.

        Generalfeldmarschall von der Goltz hat sich zum

    Wiedereintritt in das Heer gemeldet. Es laufen

    schon seit länger als einer Woche im preußischen

    Kriegsministerium täglich Meldungen von deutschen

    Kriegsfreiwilligen ein. Die Meldungen

    rekrutieren sich vielfach aus denjenigen

    Kreisen, für die kein Zwang zum Militärdienst besteht,

    insbesondere aus Mitgliedern des Landsturmes

    und auch aus solchen, die bei der Aushebung

    als untauglich befunden wurden, beziehentlich

    bei der Auslosung ausfielen. Zurzeit werden

    diese Meldungen keine Berücksichtigung finden.

    Nur im allerletzten Ernstfalle werden Freiwillige

    dieser Art zur Verwendung im inneren

    Dienste kommen. Dagegen haben die verabschiedeten

    Offiziere die sich ebenfalls zahlreich

    zum Wiedereintritt melden, Aussicht auf

    baldige Annahme.


              Die Einstellung von Nichtgedienten

                            und Freiwilligen.

        Auf Grund des § 98 der Heer-und Wehrordnung

    kann sich jede Persönlichkeit, die ihrer Dienstpflicht

    noch nicht genügt hat, bei Ausbruch

    der Mobilmachung einen Truppenteil (Ersatzbataillon

    usw.) nach Belieben wählen. Wenn er dies

    nicht tut, wird bei der bald einsetzenden Aushebung

    über ihn verfügt. Als Kriegsfreiwillige können

    sich solche Leute bei einem Ersatztruppenteil melden,

    die keine gesetzliche Verpflichtung zum Dienen

    mehr haben, ferner jugendliche Personen zwischen

    17 und 20 Jahren, soweit sie sich nicht in solchen

    Bezirken aufhalten, in denen der Landsturm aufgeboten

    ist.


      Der Telephonverkehr in Deutschland gesperrt.

        Nach den Grenzstädten im Westen, Norden und

    Osten ist ein telephonischer Verkehr nicht mehr möglich. 


                    Ein deutsches Ausfuhrverbot.

        Berlin, 31. Juli.  Der Bundesrat hat in seiner

    heutigen Sitzung den Erlaß von drei kaiserlichen

    Verordnungen betreffend das Verbot der Ausfuhr

    von Verpflegungs-, Streu- und Futtermitteln, ferner

    von Tieren und tierischen Erzeugnissen sowie

    von Kraftfahrzeugen (Motorwagen, Motorfahrrädern

    und Teilen davon) und von Mineralrohölen,

    Steinkohlenteer und allen aus diesen hergestellten

    Oelen zugestimmt. Die Verordnungen treten sofort

    in Kraft; der Reichskanzler ist ermächtigt, Ausnahmen

    zu gestatten und die erforderlichen 

    Sicherungsmaßregeln zu treffen.


                         Weiteres Ausfuhrverbot.    

        Berlin, 31. Juli.  Der heutige "Reichsanzeiger"

     veröffentlicht außer den bereits gemeldeten

    Ausfuhrverboten das Verbot der Ausfuhr und

    Durchfuhr von Eisenbahnmaterial aller

    Art, von Telegraphen- und Fernsprechdrähten sowie

    Teilen davon, von Luftschiffergeräten aller Art,

    von Fahrzeugen und Teilen davon, ferner das Verbot

    betreffend die Ausfuhr und Durchfuhr von

    Waffen, Munition, Pulver und Sprengstoffen, sowie

    von anderen Artikeln des Kriegsbedarfs und

    von Gegenständen zur Herstellung von Kriegsbedarfsartikeln,

    ferner das Verbot betreffend die Ausfuhr und 

    Durchfuhr von Rohstoffen, die bei de Herstellung

    und dem Betriebe von Gegenständen des Kriegsbedarfs

    zur Verwendung gelangen.








  • September 25, 2017 21:36:38 Beate Jochem

     item 20 


     1. Spalte 

                   Der Kronprinz Führer der 1. Gardedivision.

        Nach einer offiziellen Meldung aus Potsdam ist

    der Kronprinz zum Führer der ersten Gardedivision

    ausersehen.


    Generalfeldmarschall v. d. Goltz'  Wiedereintritt

                                       in das Heer.

        Generalfeldmarschall von der Goltz hat sich zum

    Wiedereintritt in das Heer gemeldet. Es laufen

    schon seit länger als einer Woche im preußischen

    Kriegsministerium täglich Meldungen von deutschen

    Kriegsfreiwilligen ein. Die Meldungen

    rekrutieren sich vielfach aus denjenigen

    Kreisen, für die kein Zwang zum Militärdienst besteht,

    insbesondere aus Mitgliedern des Landsturmes

    und auch aus solchen, die bei der Aushebung

    als untauglich befunden wurden, beziehentlich

    bei der Auslosung ausfielen. Zurzeit werden

    diese Meldungen keine Berücksichtigung finden.

    Nur im allerletzten Ernstfalle werden Freiwillige

    dieser Art zur Verwendung im inneren

    Dienste kommen. Dagegen haben die verabschiedeten

    Offiziere die sich ebenfalls zahlreich

    zum Wiedereintritt melden, Aussicht auf

    baldige Annahme.


              Die Einstellung von Nichtgedienten

                            und Freiwilligen.

        Auf Grund des § 98 der Heer-und Wehrordnung

    kann sich jede Persönlichkeit, die ihrer Dienstpflicht

    noch nicht genügt hat, bei Ausbruch

    der Mobilmachung einen Truppenteil (Ersatzbataillon

    usw.) nach Belieben wählen. Wenn er dies

    nicht tut, wird bei der bald einsetzenden Aushebung

    über ihn verfügt. Als Kriegsfreiwillige können

    sich solche Leute bei einem Ersatztruppenteil melden,

    die keine gesetzliche Verpflichtung zum Dienen

    mehr haben, ferner jugendliche Personen zwischen

    17 und 20 Jahren, soweit sie sich nicht in solchen

    Bezirken aufhalten, in denen der Landsturm aufgeboten

    ist.


      Der Telephonverkehr in Deutschland gesperrt.

        Nach den Grenzstädten im Westen, Norden und

    Osten ist ein telephonischer Verkehr nicht mehr möglich. 


                    Ein deutsches Ausfuhrverbot.

        Berlin, 31. Juli.  Der Bundesrat hat in seiner

    heutigen Sitzung den Erlaß von drei kaiserlichen

    Verordnungen betreffend das Verbot der Ausfuhr

    von Verpflegungs-, Streu- und Futtermitteln, ferner

    von Tieren und tierischen Erzeugnissen sowie

    von Kraftfahrzeugen (Motorwagen, Motorfahrrädern

    und Teilen davon) und von Mineralrohölen,

    Steinkohlenteer und allen aus diesen hergestellten

    Oelen zugestimmt. Die Verordnungen treten sofort

    in Kraft; der Reichskanzler ist ermächtigt, Ausnahmen

    zu gestatten und die erforderlichen 

    Sicherungsmaßregeln zu treffen.








  • September 25, 2017 21:35:50 Beate Jochem

     item 20 


     1. Spalte 

                   Der Kronprinz Führer der 1. Gardedivision.

        Nach einer offiziellen Meldung aus Potsdam ist

    der Kronprinz zum Führer der ersten Gardedivision

    ausersehen.


    Generalfeldmarschall v. d. Goltz'  Wiedereintritt

                                       in das Heer.

        Generalfeldmarschall von der Goltz hat sich zum

    Wiedereintritt in das Heer gemeldet. Es laufen

    schon seit länger als einer Woche im preußischen

    Kriegsministerium täglich Meldungen von deutschen

    Kriegsfreiwilligen ein. Die Meldungen

    rekrutieren sich vielfach aus denjenigen

    Kreisen, für die kein Zwang zum Militärdienst besteht,

    insbesondere aus Mitgliedern des Landsturmes

    und auch aus solchen, die bei der Aushebung

    als untauglich befunden wurden, beziehentlich

    bei der Auslosung ausfielen. Zurzeit werden

    diese Meldungen keine Berücksichtigung finden.

    Nur im allerletzten Ernstfalle werden Freiwillige

    dieser Art zur Verwendung im inneren

    Dienste kommen. Dagegen haben die verabschiedeten

    Offiziere die sich ebenfalls zahlreich

    zum Wiedereintritt melden, Aussicht auf

    baldige Annahme.


              Die Einstellung von Nichtgedienten

                            und Freiwilligen.

        Auf Grund des § 98 der Heer-und Wehrordnung

    kann sich jede Persönlichkeit, die ihrer Dienstpflicht

    noch nicht genügt hat, bei Ausbruch

    der Mobilmachung einen Truppenteil (Ersatzbataillon

    usw.) nach Belieben wählen. Wenn er dies

    nicht tut, wird bei der bald einsetzenden Aushebung

    über ihn verfügt. Als Kriegsfreiwillige können

    sich solche Leute bei einem Ersatztruppenteil melden,

    die keine gesetzliche Verpflichtung zum Dienen

    mehr haben, ferner jugendliche Personen zwischen

    17 und 20 Jahren, soweit sie sich nicht in solchen

    Bezirken aufhalten, in denen der Landsturm aufgeboten

    ist.


      Der Telephonverkehr in Deutschland gesperrt.

        Nach den Grenzstädten im Westen, Norden und

    Osten ist ein telephonischer Verkehr nicht mehr möglich. 


                    Ein deutsches Ausfuhrverbot.

        Berlin, 31. Juli.  Der Bundesrat hat in seiner

    heutigen Sitzung den Erlaß von drei kaiserlichen

    Verordnungen betreffend das Verbot der Ausfuhr

    von Verpflegungs-, Streu- und Futtermitteln, ferner

    von Tieren und tierischen Erzeugnissen sowie

    von Kraftfahrzeugen (Motorwagen, Motorfahrrädern

    und Teilen davon) und von Mineralölen,

    Steinkohlenteer und allen aus diesen hergestellten

    Oelen zugestimmt. Die Verordnungen treten sofort

    in Kraft; der Reichskanzler ist ermächtigt, Ausnahmen

    zu gestatten und die erforderlichen 

    Sicherungsmaßregeln zu treffen.








  • September 25, 2017 21:31:07 Beate Jochem

     item 20 


     1. Spalte 

                   Der Kronprinz Führer der 1. Gardedivision.

        Nach einer offiziellen Meldung aus Potsdam ist

    der Kronprinz zum Führer der ersten Gardedivision

    ausersehen.


    Generalfeldmarschall v. d. Goltz'  Wiedereintritt

                                       in das Heer.

        Generalfeldmarschall von der Goltz hat sich zum

    Wiedereintritt in das Heer gemeldet. Es laufen

    schon seit länger als einer Woche im preußischen

    Kriegsministerium täglich Meldungen von deutschen

    Kriegsfreiwilligen ein. Die Meldungen

    rekrutieren sich vielfach aus denjenigen

    Kreisen, für die kein Zwang zum Militärdienst besteht,

    insbesondere aus Mitgliedern des Landsturmes

    und auch aus solchen, die bei der Aushebung

    als untauglich befunden wurden, beziehentlich

    bei der Auslosung ausfielen. Zurzeit werden

    diese Meldungen keine Berücksichtigung finden.

    Nur im allerletzten Ernstfalle werden Freiwillige

    dieser Art zur Verwendung im inneren

    Dienste kommen. Dagegen haben die verabschiedeten

    Offiziere die sich ebenfalls zahlreich

    zum Wiedereintritt melden, Aussicht auf

    baldige Annahme.


              Die Einstellung von Nichtgedienten

                            und Freiwilligen.

        Auf Grund des § 98 der Heer-und Wehrordnung

    kann sich jede Persönlichkeit, die ihrer Dienstpflicht

    noch nicht genügt hat, bei Ausbruch

    der Mobilmachung einen Truppenteil (Ersatzbataillon

    usw.) nach Belieben wählen. Wenn er dies

    nicht tut, wird bei der bald einsetzenden Aushebung

    über ihn verfügt. Als Kriegsfreiwillige können

    sich solche Leute bei einem Ersatztruppenteil melden,

    die keine gesetzliche Verpflichtung zum Dienen

    mehr haben, ferner jugendliche Personen zwischen

    17 und 20 Jahren, soweit sie sich nicht in solchen

    Bezirken aufhalten, in denen der Landsturm aufgeboten

    ist.


    Der Telephonverkehr in Deutschland gesperrt.

        Nach den Grenzstädten im Westen, Norden und

    Osten ist ein telephonischer Verkehr nicht mehr möglich. 






  • September 25, 2017 21:29:14 Beate Jochem

     item 20 


     1. Spalte 

                   Der Kronprinz Führer der 1. Gardedivision.

        Nach einer offiziellen Meldung aus Potsdam ist

    der Kronprinz zum Führer der ersten Gardedivision

    ausersehen.


    Generalfeldmarschall v. d. Goltz'  Wiedereintritt

                                       in das Heer.

        Generalfeldmarschall von der Goltz hat sich zum

    Wiedereintritt in das Heer gemeldet. Es laufen

    schon seit länger als einer Woche im preußischen

    Kriegsministerium täglich Meldungen von deutschen

    Kriegsfreiwilligen ein. Die Meldungen

    rekrutieren sich vielfach aus denjenigen

    Kreisen, für die kein Zwang zum Militärdienst besteht,

    insbesondere aus Mitgliedern des Landsturmes

    und auch aus solchen, die bei der Aushebung

    als untauglich befunden wurden, beziehentlich

    bei der Auslosung ausfielen. Zurzeit werden

    diese Meldungen keine Berücksichtigung finden.

    Nur im allerletzten Ernstfalle werden Freiwillige

    dieser Art zur Verwendung im inneren

    Dienste kommen. Dagegen haben die verabschiedeten

    Offiziere die sich ebenfalls zahlreich

    zum Wiedereintritt melden, Aussicht auf

    baldige Annahme.


              Die Einstellung von Nichtgedienten

                            und Freiwilligen.

        Auf Grund des § 98 der Heer-und Wehrordnung

    kann sich jede Persönlichkeit, die ihrer Dienstpflicht

    noch nicht genügt hat, bei Ausbruch

    der Mobilmachung einen Truppenteil (Ersatzbataillon

    usw.) nach Belieben wählen. Wenn er dies

    nicht tut, wird bei der bald einsetzenden Aushebung

    über ihn verfügt. Als Kriegsfreiwillige können

    sich solche Leute bei einem Ersatztruppenteil melden,

    die keine gesetzliche Verpflichtung zum Dienen

    mehr haben, ferner jugendliche Personen zwischen

    17 und 20 Jahren, soweit sie sich nicht in solchen

    Bezirken aufhalten, in denen der Landsturm aufgeboten

    ist.






  • September 25, 2017 21:21:59 Beate Jochem

     item 20 


     1. Spalte 

                   Der Kronprinz Führer der 1. Gardedivision.

        Nach einer offiziellen Meldung aus Potsdam ist

    der Kronprinz zum Führer der ersten Gardedivision

    ausersehen.


    Generalfeldmarschall v. d. Goltz'  Wiedereintritt

                                       in das Heer.

        Generalfeldmarschall von der Goltz hat sich zum

    Wiedereintritt in das Heer gemeldet. Es laufen

    schon seit länger als einer Woche im preußischen

    Kriegsministerium täglich Meldungen von deutschen

    Kriegsfreiwilligen ein. Die Meldungen

    rekrutieren sich vielfach aus denjenigen

    Kreisen, für die kein Zwang zum Militärdienst besteht,

    insbesondere aus Mitgliedern des Landsturmes

    und auch aus solchen, die bei der Aushebung

    als untauglich befunden wurden, beziehentlich

    bei der Auslosung ausfielen. Zurzeit werden

    diese Meldungen keine Berücksichtigung finden.

    Nur im allerletzten Ernstfalle werden Freiwillige

    dieser Art zur Verwendung im inneren

    Dienste kommen. Dagegen haben die verabschiedeten

    Offiziere die sich ebenfalls zahlreich

    zum Wiedereintritt melden, Aussicht auf

    baldige Annahme.





  • September 23, 2017 18:20:23 Beate Jochem

     item 20 


     1. Spalte 

                   Der Kronprinz Führer der 1. Gardedivision.

        Nach einer offiziellen Meldung aus Potsdam ist

    der Kronprinz zum Führer der ersten Gardedivision

    ausersehen.



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    Berlin, Saalfeld, Leipzig

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  • Story location Berlin, Saalfeld, Leipzig
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15725 / 166530
Source
http://europeana1914-1918.eu/...
Contributor
Karl Döbling
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http://creativecommons.org/licenses/by-sa/3.0/


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