Zeitungen aus der Kriegszeit 1914, item 20
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item 20
1. Spalte
Der Kronprinz Führer der 1. Gardedivision.
Nach einer offiziellen Meldung aus Potsdam ist
der Kronprinz zum Führer der ersten Gardedivision
ausersehen.
Generalfeldmarschall v. d. Goltz' Wiedereintritt
in das Heer.
Generalfeldmarschall von der Goltz hat sich zum
Wiedereintritt in das Heer gemeldet. Es laufen
schon seit länger als einer Woche im preußischen
Kriegsministerium täglich Meldungen von deutschen
Kriegsfreiwilligen ein. Die Meldungen
rekrutieren sich vielfach aus denjenigen
Kreisen, für die kein Zwang zum Militärdienst besteht,
insbesondere aus Mitgliedern des Landsturmes
und auch aus solchen, die bei der Aushebung
als untauglich befunden wurden, beziehentlich
bei der Auslosung ausfielen. Zurzeit werden
diese Meldungen keine Berücksichtigung finden.
Nur im allerletzten Ernstfalle werden Freiwillige
dieser Art zur Verwendung im inneren
Dienste kommen. Dagegen haben die verabschiedeten
Offiziere die sich ebenfalls zahlreich
zum Wiedereintritt melden, Aussicht auf
baldige Annahme.
Die Einstellung von Nichtgedienten
und Freiwilligen.
Auf Grund des § 98 der Heer-und Wehrordnung
kann sich jede Persönlichkeit, die ihrer Dienstpflicht
noch nicht genügt hat, bei Ausbruch
der Mobilmachung einen Truppenteil (Ersatzbataillon
usw.) nach Belieben wählen. Wenn er dies
nicht tut, wird bei der bald einsetzenden Aushebung
über ihn verfügt. Als Kriegsfreiwillige können
sich solche Leute bei einem Ersatztruppenteil melden,
die keine gesetzliche Verpflichtung zum Dienen
mehr haben, ferner jugendliche Personen zwischen
17 und 20 Jahren, soweit sie sich nicht in solchen
Bezirken aufhalten, in denen der Landsturm aufgeboten
ist.
Der Telephonverkehr in Deutschland gesperrt.
Nach den Grenzstädten im Westen, Norden und
Osten ist ein telephonischer Verkehr nicht mehr möglich.
Ein deutsches Ausfuhrverbot.
Berlin, 31. Juli. Der Bundesrat hat in seiner
heutigen Sitzung den Erlaß von drei kaiserlichen
Verordnungen betreffend das Verbot der Ausfuhr
von Verpflegungs-, Streu- und Futtermitteln, ferner
von Tieren und tierischen Erzeugnissen sowie
von Kraftfahrzeugen (Motorwagen, Motorfahrrädern
und Teilen davon) und von Mineralrohölen,
Steinkohlenteer und allen aus diesen hergestellten
Oelen zugestimmt. Die Verordnungen treten sofort
in Kraft; der Reichskanzler ist ermächtigt, Ausnahmen
zu gestatten und die erforderlichen
Sicherungsmaßregeln zu treffen.
Weiteres Ausfuhrverbot.
Berlin, 31. Juli. Der heutige "Reichsanzeiger"
veröffentlicht außer den bereits gemeldeten
Ausfuhrverboten das Verbot der Ausfuhr und
Durchfuhr von Eisenbahnmaterial aller
Art, von Telegraphen- und Fernsprechdrähten sowie
Teilen davon, von Luftschiffergeräten aller Art,
von Fahrzeugen und Teilen davon, ferner das Verbot
betreffend die Ausfuhr und Durchfuhr von
Waffen, Munition, Pulver und Sprengstoffen, sowie
von anderen Artikeln des Kriegsbedarfs und
von Gegenständen zur Herstellung von Kriegsbedarfsartikeln,
ferner das Verbot betreffend die Ausfuhr und
Durchfuhr von Rohstoffen, die bei der Herstellung
und dem Betriebe von Gegenständen des Kriegsbedarfs
zur Verwendung gelangen.
Russische Erntearbeiter.
Unter den Maßnahmen, die die deutsche Regierung
treffen sollte, besteht hoffentlich auch die Einbehaltung
der russischen Erntearbeiter, die
noch auf deutschem Boden weilen. Zu der Zahl von
weit über 50 000 Mann nicht der schlechtesten Soldaten
stellen sie ein vollrussisches Armeekorps
dar. Genau so wie man in Oesterreich alle
serbischen Reservisten kurzerhand verhaftet, halte
man diese russischen Reservisten bei uns sofort unter
militärischer Bewachung - wozu Landsturmleute
genügen - und lasse die Erntearbeiten
vollenden und interniere sie dann an geeigneten
Orten. Es ist das eine Pflicht der Selbsterhaltung.
Nur keine falsche Zurückhaltung den russischen
Friedensbrechern gegenüber!
Die Unterbrechung der deutschen Seeschiffahrt.
Hamburg, 31. Juli. Sämtliche Hamburger
Reedereien haben ihre auf See befindlichen Dampfer
angewiesen, unverzüglich den nächsten Hafen anzulaufen
und weitere Order abzuwarten. Aus Hamburg
wird heute kein Schiff mehr abgelassen.
Panik in Straßburg.
Straßburg, 30. Juli. In Straßburg herrscht
die größte Erregung. Das Papiergeld hat momentan
fast keinen Wert; Geschäftsleute und Wirtschaften
weigern sich, Papiergeld anzunehmen. An den
Sparkassen werden fortgesetzt Beträge abgehoben,
es wird von manchen Leuten sogar ein schwunghafter
Handel mit Hundertmarkscheinen betrieben, für die sie
90 bis 95 Mark in Silber zahlen. - Die Lebensmittelpreise
sind horrend in die Höhe gestiegen.
Die Kolonialwarenhändler machen bekannt, daß
nur noch gegen Kasse verkauft werde.
Aus Königsberg.
Die Polizeidirektion macht durch Anschlag öffentlich
bekannt: Zur Sicherung des Hauptbahnhofes
und dessen Betriebsanlagen, ist eine militärische
Wache am Bahnhof, sowie Posten an den Betriebsanlagen
daselbst aufgestellt. Um Unglücksfälle zu
vermeiden, mache ich die Bevölkerung darauf aufmerksam,
daß die Annäherung an die
2. Spalte
Eisenbahnanlagen (Gleise, Brücken, Stellwerke usw.)
näher als 100 Meter verboten ist. Das Passieren
dieser Anlagen durch Zivilpersonen ohne Begleitung
eines Postens ist verboten. Zivilpersonen werden
von den Posten mit Halt! angerufen und müssen
stehen. Zuwiderhandelnde setzen sich der Gefahr
aus, erschossen zu werden.
Panik an der russischen Grenze.
Ostrowo, 31. Juli. Unter den Einwohnern
an der russischen Grenze herrscht eine große Panik,
sogar die Familien der deutschen Beamten leben
in großer Aufregung und die meisten haben die
letzte Nacht in Ostrowo verbracht. Der Güterverkehr
zwischen Skalmierzyce und Kalisch ist eingestellt
worden. Die russische Grenzwache wurde durch Infanterie
verstärkt.
Eine nationale Tat.
Kottbus, 31. Juli. Angesichts der politischen
Ereignisse erachtet es der Arbeitgeberverband
der Lausitzer Tuchindustrie für seine nationale
Pflicht, die Aussperrung sofort für
beendet zu erklären. Die Verbandsbetriebe
werden am Montag, den 3. August, früh wieder
eröffnet.
Neueste Nachrichten.
Berlin, 1. Aug. Laut "Lok. Anz." hat die
Kaiserliche Familie gestern abend im Schlosse
das heilige Abendmahl genommen.
Berlin, 1. Aug. Prinz Adalbert von Preußen
hat sich heute mit der Prinzessin Adelheid von Sachsen-
Meiningen verlobt.
Berlin, 1. Aug. Der Berliner Magistrat hat
sich gestern sehr eingehend mit Maßnahmen beschäftigt,
die die städtische Verwaltung im Falle des
Krieges zu ergreifen hat. Nach der "Morgenpost"
wurde eine Reihe wichtiger Beschlüsse gefaßt, die sich
auf die Lebensmittelversorgung beziehen. Die
Stadt wird in der Lage sein, die Lebensmittelversorgung
selbst zu regeln.
Berlin, 1. Aug. Für den Fall der Mobilmachung
hat Geheimrat Lipmann vom Vorstand der
Volks-Kaffee- und Speisehallen-Gesellschaft den
Betrag von 15 000 Mark für den Fall des Krieges
zur unentgeltlichen Verabreichung von Speisen
und Getränken an ausrückende Mannschaften auf
den Berliner Bahnhöfen zur Verfügung gestellt.
Berlin, 1. Aug. An der Berliner Universität
schlossen gestern die Professoren ihre Vorlesungen
mit dem Hinweis auf die bevorstehende Kriegsgefahr
und die in Aussicht stehende Schließung der
Universität.
Berlin, 1. Aug. Der frühere Pastor Schmidt,
der unter dem Verdacht verhaftet wurde, das
Revolverattentat auf die inzwischen ihren Verletzungen
erlegene Frau Meyer aus der Xantenerstraße verübt
zu haben, ist dem Berliner Tageblatt zufolge
aus der Haft entlassen worden, weil er als Täter
nicht mehr in Frage kommt.
OESTERREICH.
Verschlechterung der Situation.
Wien, 30. Juli. Der Kaiser empfing gleich
nach seiner Ankunft den Minister des Äußeren, Grafen
Berchthold, den Kriegsminister v. Krobatin und
den Generalstabschef Baron Conrad. Die Situation
wird wegen der Haltung Rußlands
als sehr ernst beurteilt.
Allgemeine Mobilmachung in Oesterreich.
Wien, 31. Juli. In Oesterreich ist die allgemeine
Mobilisierung mit Einschluß des
Landsturms angeordnet worden. Landsturmpflichtig
sind Männer vom 18. bis 42. Lebensjahr. Der
Landsturm besteht in zwei Aufgeboten.
Noch keine Grenzüberschreitung österreichischer
Truppen.
Budapest, 31. Juli. Von amtlicher ungarischer
Seite erfahre ich, daß entgegen allen anders
lautenden Nachrichten österreichisch-ungarische Truppen
bis Donnerstag abends noch nirgends die serbischen
Grenzen überschritten haben. Auf der ungarischen
Festung Peterwardein wurde gestern ein
Reservist, der als Nazarener den Gehorsam verweigerte,
standrechtlich erschossen.
Der Weltfriedenskongreß in Wien abgesagt.
Der für den 15. bis 19. September nach Wien einberufene
Weltfriedenskongreß wurde infolge der
Kriegsereignisse abgesagt. Zum Kongreß waren
bereits über 2000 Teilnehmer angemeldet.
Neueste Nachrichten.
Wien, 1. August. Nach einer amtlichen Mitteilung
vom 31. Juli hat der Kaiser die allgemeine
Mobilmachung des Heeres und der Marine und der
beiden Landwehren sowie die Aufbietung und Einberufung
des Landsturmes befohlen. Diese Verfügung
ist veranlaßt durch die von Rußland angeordnete
Mobilisierung und hat keinen aggressiven
Charakter.
Wien, 1. August. Durch kaiserliche Verordnung
wurden die Befugnisse der politischen Verwaltung
dem Armeeoberkommandanten übertragen, ferner
eine Ministerialverordnung über den Absatz von
Waffen, Munitionsgegenständen und über Einstellung
der Wirksamkeit der Geschworenengerichte veröffentlicht.
Diese Verordnung gilt für die Bukowina,
Teile von Mähren und Schlesien. Am Küstenland
von Dalmatien wird der Seeverkehr
beschränkt.
Wien, 1. August. Nach Bekanntwerden der allgemeinen
Mobilisierung fanden große patriotische
Kundgebungen statt. Auch aus der Provinz laufen
Berichte über begeisterte Kundgebungen ein.
ITALIEN.
Macht Italien mobil?
Rom, 31. Juli. Der italienische Ministerrat
beriet heute über die Mobilisierung der italienischen
Armee.
3. Spalte
Italien bestellt fünf Parseval-Luftschiffe.
Die italienische Regierung gab der Luftfahrzeug-
Gesellschaft in Bitterfeld fünf neue Parseval-
Luftschiffe in Auftrag.
RUSSLAND.
Die russische Mobilmachung an der deutschen
Grenze.
Es kann keinem Zweifel unterliegen, daß die
russische Mobilmachung an der Grenze in vollem
Gange ist. Die zweite und dritte russische Kavalleriedivision
stehen an der Grenze zwischen Wirballen
und Augustow. Die russische Grenzwache hat ihre
Wachthäuser in Brand gesetzt. Zollbeamte behaupten,
daß dies Mobilmachung bedeutet. Zuverlässige
Reisende haben auf der Fahrt von Petersburg nach
Wirballen in Wilna drei Militärzüge mit Artillerie
gesehen. Alle Mannschaften waren kriegsmäßig
ausgerüstet.
Russische Maßnahmen.
Kattowitz, 31. Juli. Heute nacht 2 ½ Uhr
wurde die Eisenbahnbrücke von Granica,
die Granica mit Sczokowa verbindet, vom russischen
Militär in die Luft gesprengt. Die Einwohnerschaft
von Granica hat den Ort geräumt.
Rußland hat den Grenzkordon zurückgezogen.
Die russische Zollkammer wurde geräumt
und ihre Bestände nach dem Inneren Rußlands gebracht.
Alle Lokomotiven sind von der Grenze nach
dem Inneren gebracht worden. Aus Kalisch wird
gemeldet, daß man dort alles in der größten Eile
zum Kriege vorbereite. Heute treffen dort wiederum
zwei Infanterie-Regimenter, eins aus Lodz und
eins aus Warschau, ein. Die Bahnlinie von Kalisch
nach der deutschen Grenze ist durchweg
militärisch besetzt. In dem unweit von Kalisch
gelegenen Orte Mostkow liegt eine Abteilung
Jäger. Soeben kam hier die Nachricht aus Kalisch,
daß ein Artillerie-Regiment nach der russischen
Grenze befördert wurde. Es steht auch fest, daß unweit
der Grenze eine Maschinengewehrabteilung
stationiert ist.
Verbrüderung mit den Königsmördern.
Gestern verließen abermals mehrere serbische Offiziere
die russische Hauptstadt. Schon eine Stunde
vor Abgang des Zuges versammelten sich große
Menschenmassen auf dem Bahnhof bis weit auf die
Straße hinaus und brachten den Serben begeisterte
Ovationen dar. Es wurden Fahnen vorangetragen.
Die serbischen Offiziere wurden vom Publikum
auf den Händen zum Zuge getragen. Bei der
Abfahrt wurde ihnen ein Bildnis des Zaren überreicht.
Die Demonstranten segneten die Offiziere
mit dem Bildnis des Zaren.
Meuterei auf der russischen Flotte?
Konstantinopel, 30. Juli. In einem
wird gemeldet: Eswird bestätigt, daß auf der russischen Flotte in
Sebastopol eine Meuterei ausgebrochen ist. Über ihren
Umfang liegen keine zuverlässigen Nachrichten vor,
insbesondere darüber, ob es sich etwa um einen vereinzelten
Vorgang auf einem einzelnen Schiff handelt.
Der hiesige russische Stationskreuzer ging
gestern mit versiegelter Order ins Schwarze Meer.
Die deutschen Schiffe werden aus dem Schwarzen
Meer zurückgerufen. Diese Meldung zeigt - ebenso
wie die von der Sprengung der Warschauer Zitadelle -
aufs neue, mit welchen bedeutenden Schwierigkeiten
im Innern Rußlands zu kämpfen hat.
Neueste Nachrichten.
Moskau, 1. Aug. Der Gemeinderat bewilligte
1 Million Rubel für Organisation und Hilfsmittel
für Heer und Flotte Rußlands unter befreundeten
Mächten.
ENGLAND.
Pessimistische Stimmung in London.
London, 30. Juli. Die englische Zuversicht auf
eine Eindämmung des Kriegsherdes ist, seit Sir
Edward Greys heutiger Erklärung, in tiefsten Pessimismus
umgeschlagen. Bange Fragen erheben sich
in den Kreisen der Parlamentarier: Wird die Regierung
die Session vor den Ferien, wie üblich,
schließen oder nur vertagen? Die gegen allen
Parlamentsbrauch verstoßende Vertagung wäre ein
sicherer Beweis dafür, daß man mit derMöglichkeit
einer aktiven Teilnahme Englands an einem europäischen
Krieg rechnet und deshalb das Mittel
schnellster Berufung des Hauses in der Hand behält.
In den Wandelgängen des Parlaments und in den
politischen Klubs besprechen erregte Gruppen dem [sic]
designierten Ausspruch des Staatssekretärs, bislang
seien weitere Schwierigkeiten unter den Mächten
nicht eingetreten, wobei die Betonung des "bislang"
eine nur geringe Hoffnung für die Zukunft zu zeigen
scheint. Auch das Wirtschaftsleben zeigt eine außerordentliche
Depression.
Die englischen Flottenvorkehrungen.
London, 31. Juli. Die englischen Marinebehörden
haben sämtliche Vorsichtsmaßregeln getroffen.
Den gestrigen Tag über herrschte in Portsmouth
fieberhafte Geschäftigkeit. Vor allem war
man darauf bedacht, die Schiffe der 2. Flotte für den
ersten Ruf in Bereitschaft zu setzen. Die Hauptarbeit
war, die Mannschaft möglichst schnell auf
ihren Bestand zu bringen. Jeder Urlaub hörte auf;
die Mannschaften, die der Marineartillerie und den
Torpedoschulen zugeteilt waren, kehrten zur zweiten
Flotte zurück. Die Militärbehörden stellten starke
Infanterieaufgebote zum Schutze der Staatsmagazine
auf. Auch am Humber ging es bei der Flotte
lebhaft zu. Die achte Torpedobootsflottille, die zehn
Zerstörer und den Kreuzer "Pothfinder" umfaßt,
lief ein, nahm in Immingham Kohlen ein und fuhr
an die Ostküste. Drei Unterseeboote und der Kreuzer
4. Spalte
"Bonaventure" postierten sich in der Humbermündung.
Die großen Oeltanks der Admiralität
in Killingholme wurden mit Gras bedeckt und mit
schwarzer und roter Farbe angestrichen, um sie vor
einer Beobachtung von der See aus zu schützen. Der
Kreuzer "Hazard" mit einer Unterseebootsflottille
lief in Dover ein, wo er sich mit den leichten
Kreuzern und den Zerstörern der sechsten Flottille, die
auch in Portsmouth stationiert ist, vereinigte. Trotzdem
nicht die geringste Ursache für eine Besorgnis
oder für Alarm in Gibraltar vorliegt, so sind doch
in ständiger Arbeit bei Tag und Nacht die notwendigen
Vorsichtsmaßregeln für die Verteidigung des
Felsens getroffen worden.
Asquith über den Ernst der Lage.
Im Unterhaus beantragte Premierminister Asquith
die Vertagung der zweiten Lesung der Zusatzbill
und sagte: Wir versammeln uns heute unter
Bedingungen, deren Ernst in unser aller Erfahrung
kaum seinesgleichen hat. Die Frage: Krieg oder
Frieden? hängt in der Schwebe. Wir stehen einer
Katastrophe gegenüber, deren Umfang und
Wirkungen unmöglich abgeschätzt
werden können. Unter diesen Umständen
ist es von vitaler Bedeutung für das Interesse
der ganzen Welt, daß England, das keine eigenen
Interessen direkt auf dem Spiele stehen hat (Beifall),
eine geschlossene Front zeigt (lebh. Beifall)
und imstande ist, mit der Autorität einer einigen
Nation zu sprechen und zu handeln. Die Debatte
über die Zusatzbill könne unter solchen Umständen
verderbliche Wirkungen auf die internationale
Lage haben. Er beantragte [sic] daher in Übereinstimmung
mit Bonar Law die Vertagung und spreche die
die Hoffnung aus, daß der Patriotismus aller Parteien
dazu beitragen werde, soviel das in Engands
Macht liegt, das Unheil, das die ganze Welt
bedrohe, wenn nicht abzuwenden, so doch wenigstens
zu umgrenzen.
Panik der Londoner Finanzwelt.
London, 31. Juli. Gegenwärtig findet ein
Ansturm bei der Bank von England statt zur Eintauschung
von Noten gegen Gold. Auch bei den Aktienbanken
ist eine Massenentnahme von Gold im
Gange. Im Augenblick verlassen vier Wagen mit
Gold die Bank von England unter Bedeckung von
etwa 400 Mann. Bedeutende Börsenfirmen veranlaßten
das im Handelsteil gemeldete Schließen der
Börse durch eine Petition an den Börsenvorstand
unter Androhung sofortiger Zahlungseinstellungen.
Neueste Nachrichten.
London, 1. Aug. Im Unterhause wies Asquith,
der mit Beifall empfangen wurde, auf die
Vorgänge mit Rußland und Deutschland hin, und
sagte, er zieh [sic] vor, unter diesen Umständen keine
weiteren Fragen bis Montag zu beantworten.
FRANKREICH.
Französische Geldknappheit.
Einen bemerkenswerten Kontrast zu der finanziellen
Bereitschaft, die in Deutschland herrscht,
stellen Vorsichtsmaßregeln dar, die dem "Tag"
zufolge in Paris getroffen werden. Die französische
Regierung hat mit Rücksicht auf die
gegenwärtige Lage gemäß dem Gesetz über die
Sparkassen sich entschlossen, daß Zahlungen auf
50 Francs innerhalb 14 Tagen für jeden Einleger
limitiert werden. Infolgedessen finden Auszahlungen
auf Sicht nicht mehr statt. Auszahlungen bis
zu 50 Francs werden gemäß dem Gesetze erst 14
Tage nach Kündigung erfolgen.
DÄNEMARK.
Kopenhagen, 1. Aug. Die Regierung hat
beschlossen, in dem Kriege zwischen Österreich-Ungarn
und Serbien vollständige Neutralität zu
bewahren.
BELGIEN U. HOLLAND.
Die Königin der Niederlande hat Freitagmittag
um 1,30 Uhr durch Erlaß die sofortige allgemeine
Mobilmachung befohlen. In einer weiteren
Bekanntmachung wird erklärt, daß für die Niederlande
Kriegsgefahr besteht. Die Zweite Kammer ist für
den 3. August nachmittags zusammenberufen worden.
Holland sollte doch wirklich etwas weniger
nervös sein. Die belgische Regierung hat sämtliche
Reserveoffiziere für die dritte und fünfte Division,
die in Lüttich und Mons liegen, einberufen.
SCHWEIZ.
Mobilmachung der Schweiz.
Bern, 31. Juli. Der Schweizer Bundesrat beschloß,
die ganze Armee, den Auszug, die Landwehr
und den Landsturm auf Pikett zu stellen, sowie den
Landsturm in den Grenzgebieten aufzubieten. Zugleich
wird ein Ausfuhrverbot für Pferde, Automobile,
Getreide und zahlreiche Artikel erlassen.
SPANIEN.
Zusammenziehung der spanischen Flotte.
London, 30. Juli. Großes Aufsehen erregt
hier die Zusammenziehung der spanischen Flotte bei
den Balearen. Von Algecicas sind dorthin drei
Kreuzer und Torpedoboote abgefahren, von der
afrikanischen Küste das Schlachtschiff "Pelayo". In
Algecicas ist das französische Flaggschiff "Cassaro"
eingelaufen. Die Maschinenanlagen der Marinedocks
zu Newport sind soeben unter ständige militärische
Bewachung gestellt.
BULGARIEN UND MONTENEGRO.
Neueste Nachrichten.
Athen, 1. Aug. Der bulgarische Gesandte hat
eine offizielle Erklärung seiner Regierung über die
Neutralität im Kriege zwischen Österreich-Ungarn
und Serbien überreicht.
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item 20
1. Spalte
Der Kronprinz Führer der 1. Gardedivision.
Nach einer offiziellen Meldung aus Potsdam ist
der Kronprinz zum Führer der ersten Gardedivision
ausersehen.
Generalfeldmarschall v. d. Goltz' Wiedereintritt
in das Heer.
Generalfeldmarschall von der Goltz hat sich zum
Wiedereintritt in das Heer gemeldet. Es laufen
schon seit länger als einer Woche im preußischen
Kriegsministerium täglich Meldungen von deutschen
Kriegsfreiwilligen ein. Die Meldungen
rekrutieren sich vielfach aus denjenigen
Kreisen, für die kein Zwang zum Militärdienst besteht,
insbesondere aus Mitgliedern des Landsturmes
und auch aus solchen, die bei der Aushebung
als untauglich befunden wurden, beziehentlich
bei der Auslosung ausfielen. Zurzeit werden
diese Meldungen keine Berücksichtigung finden.
Nur im allerletzten Ernstfalle werden Freiwillige
dieser Art zur Verwendung im inneren
Dienste kommen. Dagegen haben die verabschiedeten
Offiziere die sich ebenfalls zahlreich
zum Wiedereintritt melden, Aussicht auf
baldige Annahme.
Die Einstellung von Nichtgedienten
und Freiwilligen.
Auf Grund des § 98 der Heer-und Wehrordnung
kann sich jede Persönlichkeit, die ihrer Dienstpflicht
noch nicht genügt hat, bei Ausbruch
der Mobilmachung einen Truppenteil (Ersatzbataillon
usw.) nach Belieben wählen. Wenn er dies
nicht tut, wird bei der bald einsetzenden Aushebung
über ihn verfügt. Als Kriegsfreiwillige können
sich solche Leute bei einem Ersatztruppenteil melden,
die keine gesetzliche Verpflichtung zum Dienen
mehr haben, ferner jugendliche Personen zwischen
17 und 20 Jahren, soweit sie sich nicht in solchen
Bezirken aufhalten, in denen der Landsturm aufgeboten
ist.
Der Telephonverkehr in Deutschland gesperrt.
Nach den Grenzstädten im Westen, Norden und
Osten ist ein telephonischer Verkehr nicht mehr möglich.
Ein deutsches Ausfuhrverbot.
Berlin, 31. Juli. Der Bundesrat hat in seiner
heutigen Sitzung den Erlaß von drei kaiserlichen
Verordnungen betreffend das Verbot der Ausfuhr
von Verpflegungs-, Streu- und Futtermitteln, ferner
von Tieren und tierischen Erzeugnissen sowie
von Kraftfahrzeugen (Motorwagen, Motorfahrrädern
und Teilen davon) und von Mineralrohölen,
Steinkohlenteer und allen aus diesen hergestellten
Oelen zugestimmt. Die Verordnungen treten sofort
in Kraft; der Reichskanzler ist ermächtigt, Ausnahmen
zu gestatten und die erforderlichen
Sicherungsmaßregeln zu treffen.
Weiteres Ausfuhrverbot.
Berlin, 31. Juli. Der heutige "Reichsanzeiger"
veröffentlicht außer den bereits gemeldeten
Ausfuhrverboten das Verbot der Ausfuhr und
Durchfuhr von Eisenbahnmaterial aller
Art, von Telegraphen- und Fernsprechdrähten sowie
Teilen davon, von Luftschiffergeräten aller Art,
von Fahrzeugen und Teilen davon, ferner das Verbot
betreffend die Ausfuhr und Durchfuhr von
Waffen, Munition, Pulver und Sprengstoffen, sowie
von anderen Artikeln des Kriegsbedarfs und
von Gegenständen zur Herstellung von Kriegsbedarfsartikeln,
ferner das Verbot betreffend die Ausfuhr und
Durchfuhr von Rohstoffen, die bei der Herstellung
und dem Betriebe von Gegenständen des Kriegsbedarfs
zur Verwendung gelangen.
Russische Erntearbeiter.
Unter den Maßnahmen, die die deutsche Regierung
treffen sollte, besteht hoffentlich auch die Einbehaltung
der russischen Erntearbeiter, die
noch auf deutschem Boden weilen. Zu der Zahl von
weit über 50 000 Mann nicht der schlechtesten Soldaten
stellen sie ein vollrussisches Armeekorps
dar. Genau so wie man in Oesterreich alle
serbischen Reservisten kurzerhand verhaftet, halte
man diese russischen Reservisten bei uns sofort unter
militärischer Bewachung - wozu Landsturmleute
genügen - und lasse die Erntearbeiten
vollenden und interniere sie dann an geeigneten
Orten. Es ist das eine Pflicht der Selbsterhaltung.
Nur keine falsche Zurückhaltung den russischen
Friedensbrechern gegenüber!
Die Unterbrechung der deutschen Seeschiffahrt.
Hamburg, 31. Juli. Sämtliche Hamburger
Reedereien haben ihre auf See befindlichen Dampfer
angewiesen, unverzüglich den nächsten Hafen anzulaufen
und weitere Order abzuwarten. Aus Hamburg
wird heute kein Schiff mehr abgelassen.
Panik in Straßburg.
Straßburg, 30. Juli. In Straßburg herrscht
die größte Erregung. Das Papiergeld hat momentan
fast keinen Wert; Geschäftsleute und Wirtschaften
weigern sich, Papiergeld anzunehmen. An den
Sparkassen werden fortgesetzt Beträge abgehoben,
es wird von manchen Leuten sogar ein schwunghafter
Handel mit Hundertmarkscheinen betrieben, für die sie
90 bis 95 Mark in Silber zahlen. - Die Lebensmittelpreise
sind horrend in die Höhe gestiegen.
Die Kolonialwarenhändler machen bekannt, daß
nur noch gegen Kasse verkauft werde.
Aus Königsberg.
Die Polizeidirektion macht durch Anschlag öffentlich
bekannt: Zur Sicherung des Hauptbahnhofes
und dessen Betriebsanlagen, ist eine militärische
Wache am Bahnhof, sowie Posten an den Betriebsanlagen
daselbst aufgestellt. Um Unglücksfälle zu
vermeiden, mache ich die Bevölkerung darauf aufmerksam,
daß die Annäherung an die
2. Spalte
Eisenbahnanlagen (Gleise, Brücken, Stellwerke usw.)
näher als 100 Meter verboten ist. Das Passieren
dieser Anlagen durch Zivilpersonen ohne Begleitung
eines Postens ist verboten. Zivilpersonen werden
von den Posten mit Halt! angerufen und müssen
stehen. Zuwiderhandelnde setzen sich der Gefahr
aus, erschossen zu werden.
Panik an der russischen Grenze.
Ostrowo, 31. Juli. Unter den Einwohnern
an der russischen Grenze herrscht eine große Panik,
sogar die Familien der deutschen Beamten leben
in großer Aufregung und die meisten haben die
letzte Nacht in Ostrowo verbracht. Der Güterverkehr
zwischen Skalmierzyce und Kalisch ist eingestellt
worden. Die russische Grenzwache wurde durch Infanterie
verstärkt.
Eine nationale Tat.
Kottbus, 31. Juli. Angesichts der politischen
Ereignisse erachtet es der Arbeitgeberverband
der Lausitzer Tuchindustrie für seine nationale
Pflicht, die Aussperrung sofort für
beendet zu erklären. Die Verbandsbetriebe
werden am Montag, den 3. August, früh wieder
eröffnet.
Neueste Nachrichten.
Berlin, 1. Aug. Laut "Lok. Anz." hat die
Kaiserliche Familie gestern abend im Schlosse
das heilige Abendmahl genommen.
Berlin, 1. Aug. Prinz Adalbert von Preußen
hat sich heute mit der Prinzessin Adelheid von Sachsen-
Meiningen verlobt.
Berlin, 1. Aug. Der Berliner Magistrat hat
sich gestern sehr eingehend mit Maßnahmen beschäftigt,
die die städtische Verwaltung im Falle des
Krieges zu ergreifen hat. Nach der "Morgenpost"
wurde eine Reihe wichtiger Beschlüsse gefaßt, die sich
auf die Lebensmittelversorgung beziehen. Die
Stadt wird in der Lage sein, die Lebensmittelversorgung
selbst zu regeln.
Berlin, 1. Aug. Für den Fall der Mobilmachung
hat Geheimrat Lipmann vom Vorstand der
Volks-Kaffee- und Speisehallen-Gesellschaft den
Betrag von 15 000 Mark für den Fall des Krieges
zur unentgeltlichen Verabreichung von Speisen
und Getränken an ausrückende Mannschaften auf
den Berliner Bahnhöfen zur Verfügung gestellt.
Berlin, 1. Aug. An der Berliner Universität
schlossen gestern die Professoren ihre Vorlesungen
mit dem Hinweis auf die bevorstehende Kriegsgefahr
und die in Aussicht stehende Schließung der
Universität.
Berlin, 1. Aug. Der frühere Pastor Schmidt,
der unter dem Verdacht verhaftet wurde, das
Revolverattentat auf die inzwischen ihren Verletzungen
erlegene Frau Meyer aus der Xantenerstraße verübt
zu haben, ist dem Berliner Tageblatt zufolge
aus der Haft entlassen worden, weil er als Täter
nicht mehr in Frage kommt.
OESTERREICH.
Verschlechterung der Situation.
Wien, 30. Juli. Der Kaiser empfing gleich
nach seiner Ankunft den Minister des Äußeren, Grafen
Berchthold, den Kriegsminister v. Krobatin und
den Generalstabschef Baron Conrad. Die Situation
wird wegen der Haltung Rußlands
als sehr ernst beurteilt.
Allgemeine Mobilmachung in Oesterreich.
Wien, 31. Juli. In Oesterreich ist die allgemeine
Mobilisierung mit Einschluß des
Landsturms angeordnet worden. Landsturmpflichtig
sind Männer vom 18. bis 42. Lebensjahr. Der
Landsturm besteht in zwei Aufgeboten.
Noch keine Grenzüberschreitung österreichischer
Truppen.
Budapest, 31. Juli. Von amtlicher ungarischer
Seite erfahre ich, daß entgegen allen anders
lautenden Nachrichten österreichisch-ungarische Truppen
bis Donnerstag abends noch nirgends die serbischen
Grenzen überschritten haben. Auf der ungarischen
Festung Peterwardein wurde gestern ein
Reservist, der als Nazarener den Gehorsam verweigerte,
standrechtlich erschossen.
Der Weltfriedenskongreß in Wien abgesagt.
Der für den 15. bis 19. September nach Wien einberufene
Weltfriedenskongreß wurde infolge der
Kriegsereignisse abgesagt. Zum Kongreß waren
bereits über 2000 Teilnehmer angemeldet.
Neueste Nachrichten.
Wien, 1. August. Nach einer amtlichen Mitteilung
vom 31. Juli hat der Kaiser die allgemeine
Mobilmachung des Heeres und der Marine und der
beiden Landwehren sowie die Aufbietung und Einberufung
des Landsturmes befohlen. Diese Verfügung
ist veranlaßt durch die von Rußland angeordnete
Mobilisierung und hat keinen aggressiven
Charakter.
Wien, 1. August. Durch kaiserliche Verordnung
wurden die Befugnisse der politischen Verwaltung
dem Armeeoberkommandanten übertragen, ferner
eine Ministerialverordnung über den Absatz von
Waffen, Munitionsgegenständen und über Einstellung
der Wirksamkeit der Geschworenengerichte veröffentlicht.
Diese Verordnung gilt für die Bukowina,
Teile von Mähren und Schlesien. Am Küstenland
von Dalmatien wird der Seeverkehr
beschränkt.
Wien, 1. August. Nach Bekanntwerden der allgemeinen
Mobilisierung fanden große patriotische
Kundgebungen statt. Auch aus der Provinz laufen
Berichte über begeisterte Kundgebungen ein.
ITALIEN.
Macht Italien mobil?
Rom, 31. Juli. Der italienische Ministerrat
beriet heute über die Mobilisierung der italienischen
Armee.
3. Spalte
Italien bestellt fünf Parseval-Luftschiffe.
Die italienische Regierung gab der Luftfahrzeug-
Gesellschaft in Bitterfeld fünf neue Parseval-
Luftschiffe in Auftrag.
RUSSLAND.
Die russische Mobilmachung an der deutschen
Grenze.
Es kann keinem Zweifel unterliegen, daß die
russische Mobilmachung an der Grenze in vollem
Gange ist. Die zweite und dritte russische Kavalleriedivision
stehen an der Grenze zwischen Wirballen
und Augustow. Die russische Grenzwache hat ihre
Wachthäuser in Brand gesetzt. Zollbeamte behaupten,
daß dies Mobilmachung bedeutet. Zuverlässige
Reisende haben auf der Fahrt von Petersburg nach
Wirballen in Wilna drei Militärzüge mit Artillerie
gesehen. Alle Mannschaften waren kriegsmäßig
ausgerüstet.
Russische Maßnahmen.
Kattowitz, 31. Juli. Heute nacht 2 ½ Uhr
wurde die Eisenbahnbrücke von Granica,
die Granica mit Sczokowa verbindet, vom russischen
Militär in die Luft gesprengt. Die Einwohnerschaft
von Granica hat den Ort geräumt.
Rußland hat den Grenzkordon zurückgezogen.
Die russische Zollkammer wurde geräumt
und ihre Bestände nach dem Inneren Rußlands gebracht.
Alle Lokomotiven sind von der Grenze nach
dem Inneren gebracht worden. Aus Kalisch wird
gemeldet, daß man dort alles in der größten Eile
zum Kriege vorbereite. Heute treffen dort wiederum
zwei Infanterie-Regimenter, eins aus Lodz und
eins aus Warschau, ein. Die Bahnlinie von Kalisch
nach der deutschen Grenze ist durchweg
militärisch besetzt. In dem unweit von Kalisch
gelegenen Orte Mostkow liegt eine Abteilung
Jäger. Soeben kam hier die Nachricht aus Kalisch,
daß ein Artillerie-Regiment nach der russischen
Grenze befördert wurde. Es steht auch fest, daß unweit
der Grenze eine Maschinengewehrabteilung
stationiert ist.
Verbrüderung mit den Königsmördern.
Gestern verließen abermals mehrere serbische Offiziere
die russische Hauptstadt. Schon eine Stunde
vor Abgang des Zuges versammelten sich große
Menschenmassen auf dem Bahnhof bis weit auf die
Straße hinaus und brachten den Serben begeisterte
Ovationen dar. Es wurden Fahnen vorangetragen.
Die serbischen Offiziere wurden vom Publikum
auf den Händen zum Zuge getragen. Bei der
Abfahrt wurde ihnen ein Bildnis des Zaren überreicht.
Die Demonstranten segneten die Offiziere
mit dem Bildnis des Zaren.
Meuterei auf der russischen Flotte?
Konstantinopel, 30. Juli. In einem
wird gemeldet: Eswird bestätigt, daß auf der russischen Flotte in
Sebastopol eine Meuterei ausgebrochen ist. Über ihren
Umfang liegen keine zuverlässigen Nachrichten vor,
insbesondere darüber, ob es sich etwa um einen vereinzelten
Vorgang auf einem einzelnen Schiff handelt.
Der hiesige russische Stationskreuzer ging
gestern mit versiegelter Order ins Schwarze Meer.
Die deutschen Schiffe werden aus dem Schwarzen
Meer zurückgerufen. Diese Meldung zeigt - ebenso
wie die von der Sprengung der Warschauer Zitadelle -
aufs neue, mit welchen bedeutenden Schwierigkeiten
im Innern Rußlands zu kämpfen hat.
Neueste Nachrichten.
Moskau, 1. Aug. Der Gemeinderat bewilligte
1 Million Rubel für Organisation und Hilfsmittel
für Heer und Flotte Rußlands unter befreundeten
Mächten.
ENGLAND.
Pessimistische Stimmung in London.
London, 30. Juli. Die englische Zuversicht auf
eine Eindämmung des Kriegsherdes ist, seit Sir
Edward Greys heutiger Erklärung, in tiefsten Pessimismus
umgeschlagen. Bange Fragen erheben sich
in den Kreisen der Parlamentarier: Wird die Regierung
die Session vor den Ferien, wie üblich,
schließen oder nur vertagen? Die gegen allen
Parlamentsbrauch verstoßende Vertagung wäre ein
sicherer Beweis dafür, daß man mit derMöglichkeit
einer aktiven Teilnahme Englands an einem europäischen
Krieg rechnet und deshalb das Mittel
schnellster Berufung des Hauses in der Hand behält.
In den Wandelgängen des Parlaments und in den
politischen Klubs besprechen erregte Gruppen dem [sic]
designierten Ausspruch des Staatssekretärs, bislang
seien weitere Schwierigkeiten unter den Mächten
nicht eingetreten, wobei die Betonung des "bislang"
eine nur geringe Hoffnung für die Zukunft zu zeigen
scheint. Auch das Wirtschaftsleben zeigt eine außerordentliche
Depression.
Die englischen Flottenvorkehrungen.
London, 31. Juli. Die englischen Marinebehörden
haben sämtliche Vorsichtsmaßregeln getroffen.
Den gestrigen Tag über herrschte in Portsmouth
fieberhafte Geschäftigkeit. Vor allem war
man darauf bedacht, die Schiffe der 2. Flotte für den
ersten Ruf in Bereitschaft zu setzen. Die Hauptarbeit
war, die Mannschaft möglichst schnell auf
ihren Bestand zu bringen. Jeder Urlaub hörte auf;
die Mannschaften, die der Marineartillerie und den
Torpedoschulen zugeteilt waren, kehrten zur zweiten
Flotte zurück. Die Militärbehörden stellten starke
Infanterieaufgebote zum Schutze der Staatsmagazine
auf. Auch am Humber ging es bei der Flotte
lebhaft zu. Die achte Torpedobootsflottille, die zehn
Zerstörer und den Kreuzer "Pothfinder" umfaßt,
lief ein, nahm in Immingham Kohlen ein und fuhr
an die Ostküste. Drei Unterseeboote und der Kreuzer
4. Spalte
"Bonaventure" postierten sich in der Humbermündung.
Die großen Oeltanks der Admiralität
in Killingholme wurden mit Gras bedeckt und mit
schwarzer und roter Farbe angestrichen, um sie vor
einer Beobachtung von der See aus zu schützen. Der
Kreuzer "Hazard" mit einer Unterseebootsflottille
lief in Dover ein, wo er sich mit den leichten
Kreuzern und den Zerstörern der sechsten Flottille, die
auch in Portsmouth stationiert ist, vereinigte. Trotzdem
nicht die geringste Ursache für eine Besorgnis
oder für Alarm in Gibraltar vorliegt, so sind doch
in ständiger Arbeit bei Tag und Nacht die notwendigen
Vorsichtsmaßregeln für die Verteidigung des
Felsens getroffen worden.
Asquith über den Ernst der Lage.
Im Unterhaus beantragte Premierminister Asquith
die Vertagung der zweiten Lesung der Zusatzbill
und sagte: Wir versammeln uns heute unter
Bedingungen, deren Ernst in unser aller Erfahrung
kaum seinesgleichen hat. Die Frage: Krieg oder
Frieden? hängt in der Schwebe. Wir stehen einer
Katastrophe gegenüber, deren Umfang und
Wirkungen unmöglich abgeschätzt
werden können. Unter diesen Umständen
ist es von vitaler Bedeutung für das Interesse
der ganzen Welt, daß England, das keine eigenen
Interessen direkt auf dem Spiele stehen hat (Beifall),
eine geschlossene Front zeigt (lebh. Beifall)
und imstande ist, mit der Autorität einer einigen
Nation zu sprechen und zu handeln. Die Debatte
über die Zusatzbill könne unter solchen Umständen
verderbliche Wirkungen auf die internationale
Lage haben. Er beantragte [sic] daher in Übereinstimmung
mit Bonar Law die Vertagung und spreche die
die Hoffnung aus, daß der Patriotismus aller Parteien
dazu beitragen werde, soviel das in Engands
Macht liegt, das Unheil, das die ganze Welt
bedrohe, wenn nicht abzuwenden, so doch wenigstens
zu umgrenzen.
Panik der Londoner Finanzwelt.
London, 31. Juli. Gegenwärtig findet ein
Ansturm bei der Bank von England statt zur Eintauschung
von Noten gegen Gold. Auch bei den Aktienbanken
ist eine Massenentnahme von Gold im
Gange. Im Augenblick verlassen vier Wagen mit
Gold die Bank von England unter Bedeckung von
etwa 400 Mann. Bedeutende Börsenfirmen veranlaßten
das im Handelsteil gemeldete Schließen der
Börse durch eine Petition an den Börsenvorstand
unter Androhung sofortiger Zahlungseinstellungen.
Neueste Nachrichten.
London, 1. Aug. Im Unterhause wies Asquith,
der mit Beifall empfangen wurde, auf die
Vorgänge mit Rußland und Deutschland hin, und
sagte, er zieh [sic] vor, unter diesen Umständen keine
weiteren Fragen bis Montag zu beantworten.
FRANKREICH.
Französische Geldknappheit.
Einen bemerkenswerten Kontrast zu der finanziellen
Bereitschaft, die in Deutschland herrscht,
stellen Vorsichtsmaßregeln dar, die dem "Tag"
zufolge in Paris getroffen werden. Die französische
Regierung hat mit Rücksicht auf die
gegenwärtige Lage gemäß dem Gesetz über die
Sparkassen sich entschlossen, daß Zahlungen auf
50 Francs innerhalb 14 Tagen für jeden Einleger
limitiert werden. Infolgedessen finden Auszahlungen
auf Sicht nicht mehr statt. Auszahlungen bis
zu 50 Francs werden gemäß dem Gesetze erst 14
Tage nach Kündigung erfolgen.
DÄNEMARK.
Kopenhagen, 1. Aug. Die Regierung hat
beschlossen, in dem Kriege zwischen Österreich-Ungarn
und Serbien vollständige Neutralität zu
bewahren.
BELGIEN U. HOLLAND.
Die Königin der Niederlande hat Freitagmittag
um 1,30 Uhr durch Erlaß die sofortige allgemeine
Mobilmachung befohlen. In einer weiteren
Bekanntmachung wird erklärt, daß für die Niederlande
Kriegsgefahr besteht. Die Zweite Kammer ist für
den 3. August nachmittags zusammenberufen worden.
Holland sollte doch wirklich etwas weniger
nervös sein. Die belgische Regierung hat sämtliche
Reserveoffiziere für die dritte und fünfte Division,
die in Lüttich und Mons liegen, einberufen.
SCHWEIZ.
Mobilmachung der Schweiz.
Bern, 31. Juli. Der Schweizer Bundesrat beschloß,
die ganze Armee, den Auszug, die Landwehr
und den Landsturm auf Pikett zu stellen, sowie den
Landsturm in den Grenzgebieten aufzubieten. Zugleich
wird ein Ausfuhrverbot für Pferde, Automobile,
Getreide und zahlreiche Artikel erlassen.
SPANIEN.
Zusammenziehung der spanischen Flotte.
London, 30. Juli. Großes Aufsehen erregt
hier die Zusammenziehung der spanischen Flotte bei
den Balearen. Von Algecicas sind dorthin drei
Kreuzer und Torpedoboote abgefahren, von der
afrikanischen Küste das Schlachtschiff "Pelayo". In
Algecicas ist das französische Flaggschiff "Cassaro"
eingelaufen. Die Maschinenanlagen der Marinedocks
zu Newport sind soeben unter ständige militärische
Bewachung gestellt.
-
item 20
1. Spalte
Der Kronprinz Führer der 1. Gardedivision.
Nach einer offiziellen Meldung aus Potsdam ist
der Kronprinz zum Führer der ersten Gardedivision
ausersehen.
Generalfeldmarschall v. d. Goltz' Wiedereintritt
in das Heer.
Generalfeldmarschall von der Goltz hat sich zum
Wiedereintritt in das Heer gemeldet. Es laufen
schon seit länger als einer Woche im preußischen
Kriegsministerium täglich Meldungen von deutschen
Kriegsfreiwilligen ein. Die Meldungen
rekrutieren sich vielfach aus denjenigen
Kreisen, für die kein Zwang zum Militärdienst besteht,
insbesondere aus Mitgliedern des Landsturmes
und auch aus solchen, die bei der Aushebung
als untauglich befunden wurden, beziehentlich
bei der Auslosung ausfielen. Zurzeit werden
diese Meldungen keine Berücksichtigung finden.
Nur im allerletzten Ernstfalle werden Freiwillige
dieser Art zur Verwendung im inneren
Dienste kommen. Dagegen haben die verabschiedeten
Offiziere die sich ebenfalls zahlreich
zum Wiedereintritt melden, Aussicht auf
baldige Annahme.
Die Einstellung von Nichtgedienten
und Freiwilligen.
Auf Grund des § 98 der Heer-und Wehrordnung
kann sich jede Persönlichkeit, die ihrer Dienstpflicht
noch nicht genügt hat, bei Ausbruch
der Mobilmachung einen Truppenteil (Ersatzbataillon
usw.) nach Belieben wählen. Wenn er dies
nicht tut, wird bei der bald einsetzenden Aushebung
über ihn verfügt. Als Kriegsfreiwillige können
sich solche Leute bei einem Ersatztruppenteil melden,
die keine gesetzliche Verpflichtung zum Dienen
mehr haben, ferner jugendliche Personen zwischen
17 und 20 Jahren, soweit sie sich nicht in solchen
Bezirken aufhalten, in denen der Landsturm aufgeboten
ist.
Der Telephonverkehr in Deutschland gesperrt.
Nach den Grenzstädten im Westen, Norden und
Osten ist ein telephonischer Verkehr nicht mehr möglich.
Ein deutsches Ausfuhrverbot.
Berlin, 31. Juli. Der Bundesrat hat in seiner
heutigen Sitzung den Erlaß von drei kaiserlichen
Verordnungen betreffend das Verbot der Ausfuhr
von Verpflegungs-, Streu- und Futtermitteln, ferner
von Tieren und tierischen Erzeugnissen sowie
von Kraftfahrzeugen (Motorwagen, Motorfahrrädern
und Teilen davon) und von Mineralrohölen,
Steinkohlenteer und allen aus diesen hergestellten
Oelen zugestimmt. Die Verordnungen treten sofort
in Kraft; der Reichskanzler ist ermächtigt, Ausnahmen
zu gestatten und die erforderlichen
Sicherungsmaßregeln zu treffen.
Weiteres Ausfuhrverbot.
Berlin, 31. Juli. Der heutige "Reichsanzeiger"
veröffentlicht außer den bereits gemeldeten
Ausfuhrverboten das Verbot der Ausfuhr und
Durchfuhr von Eisenbahnmaterial aller
Art, von Telegraphen- und Fernsprechdrähten sowie
Teilen davon, von Luftschiffergeräten aller Art,
von Fahrzeugen und Teilen davon, ferner das Verbot
betreffend die Ausfuhr und Durchfuhr von
Waffen, Munition, Pulver und Sprengstoffen, sowie
von anderen Artikeln des Kriegsbedarfs und
von Gegenständen zur Herstellung von Kriegsbedarfsartikeln,
ferner das Verbot betreffend die Ausfuhr und
Durchfuhr von Rohstoffen, die bei der Herstellung
und dem Betriebe von Gegenständen des Kriegsbedarfs
zur Verwendung gelangen.
Russische Erntearbeiter.
Unter den Maßnahmen, die die deutsche Regierung
treffen sollte, besteht hoffentlich auch die Einbehaltung
der russischen Erntearbeiter, die
noch auf deutschem Boden weilen. Zu der Zahl von
weit über 50 000 Mann nicht der schlechtesten Soldaten
stellen sie ein vollrussisches Armeekorps
dar. Genau so wie man in Oesterreich alle
serbischen Reservisten kurzerhand verhaftet, halte
man diese russischen Reservisten bei uns sofort unter
militärischer Bewachung - wozu Landsturmleute
genügen - und lasse die Erntearbeiten
vollenden und interniere sie dann an geeigneten
Orten. Es ist das eine Pflicht der Selbsterhaltung.
Nur keine falsche Zurückhaltung den russischen
Friedensbrechern gegenüber!
Die Unterbrechung der deutschen Seeschiffahrt.
Hamburg, 31. Juli. Sämtliche Hamburger
Reedereien haben ihre auf See befindlichen Dampfer
angewiesen, unverzüglich den nächsten Hafen anzulaufen
und weitere Order abzuwarten. Aus Hamburg
wird heute kein Schiff mehr abgelassen.
Panik in Straßburg.
Straßburg, 30. Juli. In Straßburg herrscht
die größte Erregung. Das Papiergeld hat momentan
fast keinen Wert; Geschäftsleute und Wirtschaften
weigern sich, Papiergeld anzunehmen. An den
Sparkassen werden fortgesetzt Beträge abgehoben,
es wird von manchen Leuten sogar ein schwunghafter
Handel mit Hundertmarkscheinen betrieben, für die sie
90 bis 95 Mark in Silber zahlen. - Die Lebensmittelpreise
sind horrend in die Höhe gestiegen.
Die Kolonialwarenhändler machen bekannt, daß
nur noch gegen Kasse verkauft werde.
Aus Königsberg.
Die Polizeidirektion macht durch Anschlag öffentlich
bekannt: Zur Sicherung des Hauptbahnhofes
und dessen Betriebsanlagen, ist eine militärische
Wache am Bahnhof, sowie Posten an den Betriebsanlagen
daselbst aufgestellt. Um Unglücksfälle zu
vermeiden, mache ich die Bevölkerung darauf aufmerksam,
daß die Annäherung an die
2. Spalte
Eisenbahnanlagen (Gleise, Brücken, Stellwerke usw.)
näher als 100 Meter verboten ist. Das Passieren
dieser Anlagen durch Zivilpersonen ohne Begleitung
eines Postens ist verboten. Zivilpersonen werden
von den Posten mit Halt! angerufen und müssen
stehen. Zuwiderhandelnde setzen sich der Gefahr
aus, erschossen zu werden.
Panik an der russischen Grenze.
Ostrowo, 31. Juli. Unter den Einwohnern
an der russischen Grenze herrscht eine große Panik,
sogar die Familien der deutschen Beamten leben
in großer Aufregung und die meisten haben die
letzte Nacht in Ostrowo verbracht. Der Güterverkehr
zwischen Skalmierzyce und Kalisch ist eingestellt
worden. Die russische Grenzwache wurde durch Infanterie
verstärkt.
Eine nationale Tat.
Kottbus, 31. Juli. Angesichts der politischen
Ereignisse erachtet es der Arbeitgeberverband
der Lausitzer Tuchindustrie für seine nationale
Pflicht, die Aussperrung sofort für
beendet zu erklären. Die Verbandsbetriebe
werden am Montag, den 3. August, früh wieder
eröffnet.
Neueste Nachrichten.
Berlin, 1. Aug. Laut "Lok. Anz." hat die
Kaiserliche Familie gestern abend im Schlosse
das heilige Abendmahl genommen.
Berlin, 1. Aug. Prinz Adalbert von Preußen
hat sich heute mit der Prinzessin Adelheid von Sachsen-
Meiningen verlobt.
Berlin, 1. Aug. Der Berliner Magistrat hat
sich gestern sehr eingehend mit Maßnahmen beschäftigt,
die die städtische Verwaltung im Falle des
Krieges zu ergreifen hat. Nach der "Morgenpost"
wurde eine Reihe wichtiger Beschlüsse gefaßt, die sich
auf die Lebensmittelversorgung beziehen. Die
Stadt wird in der Lage sein, die Lebensmittelversorgung
selbst zu regeln.
Berlin, 1. Aug. Für den Fall der Mobilmachung
hat Geheimrat Lipmann vom Vorstand der
Volks-Kaffee- und Speisehallen-Gesellschaft den
Betrag von 15 000 Mark für den Fall des Krieges
zur unentgeltlichen Verabreichung von Speisen
und Getränken an ausrückende Mannschaften auf
den Berliner Bahnhöfen zur Verfügung gestellt.
Berlin, 1. Aug. An der Berliner Universität
schlossen gestern die Professoren ihre Vorlesungen
mit dem Hinweis auf die bevorstehende Kriegsgefahr
und die in Aussicht stehende Schließung der
Universität.
Berlin, 1. Aug. Der frühere Pastor Schmidt,
der unter dem Verdacht verhaftet wurde, das
Revolverattentat auf die inzwischen ihren Verletzungen
erlegene Frau Meyer aus der Xantenerstraße verübt
zu haben, ist dem Berliner Tageblatt zufolge
aus der Haft entlassen worden, weil er als Täter
nicht mehr in Frage kommt.
OESTERREICH.
Verschlechterung der Situation.
Wien, 30. Juli. Der Kaiser empfing gleich
nach seiner Ankunft den Minister des Äußeren, Grafen
Berchthold, den Kriegsminister v. Krobatin und
den Generalstabschef Baron Conrad. Die Situation
wird wegen der Haltung Rußlands
als sehr ernst beurteilt.
Allgemeine Mobilmachung in Oesterreich.
Wien, 31. Juli. In Oesterreich ist die allgemeine
Mobilisierung mit Einschluß des
Landsturms angeordnet worden. Landsturmpflichtig
sind Männer vom 18. bis 42. Lebensjahr. Der
Landsturm besteht in zwei Aufgeboten.
Noch keine Grenzüberschreitung österreichischer
Truppen.
Budapest, 31. Juli. Von amtlicher ungarischer
Seite erfahre ich, daß entgegen allen anders
lautenden Nachrichten österreichisch-ungarische Truppen
bis Donnerstag abends noch nirgends die serbischen
Grenzen überschritten haben. Auf der ungarischen
Festung Peterwardein wurde gestern ein
Reservist, der als Nazarener den Gehorsam verweigerte,
standrechtlich erschossen.
Der Weltfriedenskongreß in Wien abgesagt.
Der für den 15. bis 19. September nach Wien einberufene
Weltfriedenskongreß wurde infolge der
Kriegsereignisse abgesagt. Zum Kongreß waren
bereits über 2000 Teilnehmer angemeldet.
Neueste Nachrichten.
Wien, 1. August. Nach einer amtlichen Mitteilung
vom 31. Juli hat der Kaiser die allgemeine
Mobilmachung des Heeres und der Marine und der
beiden Landwehren sowie die Aufbietung und Einberufung
des Landsturmes befohlen. Diese Verfügung
ist veranlaßt durch die von Rußland angeordnete
Mobilisierung und hat keinen aggressiven
Charakter.
Wien, 1. August. Durch kaiserliche Verordnung
wurden die Befugnisse der politischen Verwaltung
dem Armeeoberkommandanten übertragen, ferner
eine Ministerialverordnung über den Absatz von
Waffen, Munitionsgegenständen und über Einstellung
der Wirksamkeit der Geschworenengerichte veröffentlicht.
Diese Verordnung gilt für die Bukowina,
Teile von Mähren und Schlesien. Am Küstenland
von Dalmatien wird der Seeverkehr
beschränkt.
Wien, 1. August. Nach Bekanntwerden der allgemeinen
Mobilisierung fanden große patriotische
Kundgebungen statt. Auch aus der Provinz laufen
Berichte über begeisterte Kundgebungen ein.
ITALIEN.
Macht Italien mobil?
Rom, 31. Juli. Der italienische Ministerrat
beriet heute über die Mobilisierung der italienischen
Armee.
3. Spalte
Italien bestellt fünf Parseval-Luftschiffe.
Die italienische Regierung gab der Luftfahrzeug-
Gesellschaft in Bitterfeld fünf neue Parseval-
Luftschiffe in Auftrag.
RUSSLAND.
Die russische Mobilmachung an der deutschen
Grenze.
Es kann keinem Zweifel unterliegen, daß die
russische Mobilmachung an der Grenze in vollem
Gange ist. Die zweite und dritte russische Kavalleriedivision
stehen an der Grenze zwischen Wirballen
und Augustow. Die russische Grenzwache hat ihre
Wachthäuser in Brand gesetzt. Zollbeamte behaupten,
daß dies Mobilmachung bedeutet. Zuverlässige
Reisende haben auf der Fahrt von Petersburg nach
Wirballen in Wilna drei Militärzüge mit Artillerie
gesehen. Alle Mannschaften waren kriegsmäßig
ausgerüstet.
Russische Maßnahmen.
Kattowitz, 31. Juli. Heute nacht 2 ½ Uhr
wurde die Eisenbahnbrücke von Granica,
die Granica mit Sczokowa verbindet, vom russischen
Militär in die Luft gesprengt. Die Einwohnerschaft
von Granica hat den Ort geräumt.
Rußland hat den Grenzkordon zurückgezogen.
Die russische Zollkammer wurde geräumt
und ihre Bestände nach dem Inneren Rußlands gebracht.
Alle Lokomotiven sind von der Grenze nach
dem Inneren gebracht worden. Aus Kalisch wird
gemeldet, daß man dort alles in der größten Eile
zum Kriege vorbereite. Heute treffen dort wiederum
zwei Infanterie-Regimenter, eins aus Lodz und
eins aus Warschau, ein. Die Bahnlinie von Kalisch
nach der deutschen Grenze ist durchweg
militärisch besetzt. In dem unweit von Kalisch
gelegenen Orte Mostkow liegt eine Abteilung
Jäger. Soeben kam hier die Nachricht aus Kalisch,
daß ein Artillerie-Regiment nach der russischen
Grenze befördert wurde. Es steht auch fest, daß unweit
der Grenze eine Maschinengewehrabteilung
stationiert ist.
Verbrüderung mit den Königsmördern.
Gestern verließen abermals mehrere serbische Offiziere
die russische Hauptstadt. Schon eine Stunde
vor Abgang des Zuges versammelten sich große
Menschenmassen auf dem Bahnhof bis weit auf die
Straße hinaus und brachten den Serben begeisterte
Ovationen dar. Es wurden Fahnen vorangetragen.
Die serbischen Offiziere wurden vom Publikum
auf den Händen zum Zuge getragen. Bei der
Abfahrt wurde ihnen ein Bildnis des Zaren überreicht.
Die Demonstranten segneten die Offiziere
mit dem Bildnis des Zaren.
Meuterei auf der russischen Flotte?
Konstantinopel, 30. Juli. In einem
wird gemeldet: Eswird bestätigt, daß auf der russischen Flotte in
Sebastopol eine Meuterei ausgebrochen ist. Über ihren
Umfang liegen keine zuverlässigen Nachrichten vor,
insbesondere darüber, ob es sich etwa um einen vereinzelten
Vorgang auf einem einzelnen Schiff handelt.
Der hiesige russische Stationskreuzer ging
gestern mit versiegelter Order ins Schwarze Meer.
Die deutschen Schiffe werden aus dem Schwarzen
Meer zurückgerufen. Diese Meldung zeigt - ebenso
wie die von der Sprengung der Warschauer Zitadelle -
aufs neue, mit welchen bedeutenden Schwierigkeiten
im Innern Rußlands zu kämpfen hat.
Neueste Nachrichten.
Moskau, 1. Aug. Der Gemeinderat bewilligte
1 Million Rubel für Organisation und Hilfsmittel
für Heer und Flotte Rußlands unter befreundeten
Mächten.
ENGLAND.
Pessimistische Stimmung in London.
London, 30. Juli. Die englische Zuversicht auf
eine Eindämmung des Kriegsherdes ist, seit Sir
Edward Greys heutiger Erklärung, in tiefsten Pessimismus
umgeschlagen. Bange Fragen erheben sich
in den Kreisen der Parlamentarier: Wird die Regierung
die Session vor den Ferien, wie üblich,
schließen oder nur vertagen? Die gegen allen
Parlamentsbrauch verstoßende Vertagung wäre ein
sicherer Beweis dafür, daß man mit derMöglichkeit
einer aktiven Teilnahme Englands an einem europäischen
Krieg rechnet und deshalb das Mittel
schnellster Berufung des Hauses in der Hand behält.
In den Wandelgängen des Parlaments und in den
politischen Klubs besprechen erregte Gruppen dem [sic]
designierten Ausspruch des Staatssekretärs, bislang
seien weitere Schwierigkeiten unter den Mächten
nicht eingetreten, wobei die Betonung des "bislang"
eine nur geringe Hoffnung für die Zukunft zu zeigen
scheint. Auch das Wirtschaftsleben zeigt eine außerordentliche
Depression.
Die englischen Flottenvorkehrungen.
London, 31. Juli. Die englischen Marinebehörden
haben sämtliche Vorsichtsmaßregeln getroffen.
Den gestrigen Tag über herrschte in Portsmouth
fieberhafte Geschäftigkeit. Vor allem war
man darauf bedacht, die Schiffe der 2. Flotte für den
ersten Ruf in Bereitschaft zu setzen. Die Hauptarbeit
war, die Mannschaft möglichst schnell auf
ihren Bestand zu bringen. Jeder Urlaub hörte auf;
die Mannschaften, die der Marineartillerie und den
Torpedoschulen zugeteilt waren, kehrten zur zweiten
Flotte zurück. Die Militärbehörden stellten starke
Infanterieaufgebote zum Schutze der Staatsmagazine
auf. Auch am Humber ging es bei der Flotte
lebhaft zu. Die achte Torpedobootsflottille, die zehn
Zerstörer und den Kreuzer "Pothfinder" umfaßt,
lief ein, nahm in Immingham Kohlen ein und fuhr
an die Ostküste. Drei Unterseeboote und der Kreuzer
4. Spalte
"Bonaventure" postierten sich in der Humbermündung.
Die großen Oeltanks der Admiralität
in Killingholme wurden mit Gras bedeckt und mit
schwarzer und roter Farbe angestrichen, um sie vor
einer Beobachtung von der See aus zu schützen. Der
Kreuzer "Hazard" mit einer Unterseebootsflottille
lief in Dover ein, wo er sich mit den leichten
Kreuzern und den Zerstörern der sechsten Flottille, die
auch in Portsmouth stationiert ist, vereinigte. Trotzdem
nicht die geringste Ursache für eine Besorgnis
oder für Alarm in Gibraltar vorliegt, so sind doch
in ständiger Arbeit bei Tag und Nacht die notwendigen
Vorsichtsmaßregeln für die Verteidigung des
Felsens getroffen worden.
Asquith über den Ernst der Lage.
Im Unterhaus beantragte Premierminister Asquith
die Vertagung der zweiten Lesung der Zusatzbill
und sagte: Wir versammeln uns heute unter
Bedingungen, deren Ernst in unser aller Erfahrung
kaum seinesgleichen hat. Die Frage: Krieg oder
Frieden? hängt in der Schwebe. Wir stehen einer
Katastrophe gegenüber, deren Umfang und
Wirkungen unmöglich abgeschätzt
werden können. Unter diesen Umständen
ist es von vitaler Bedeutung für das Interesse
der ganzen Welt, daß England, das keine eigenen
Interessen direkt auf dem Spiele stehen hat (Beifall),
eine geschlossene Front zeigt (lebh. Beifall)
und imstande ist, mit der Autorität einer einigen
Nation zu sprechen und zu handeln. Die Debatte
über die Zusatzbill könne unter solchen Umständen
verderbliche Wirkungen auf die internationale
Lage haben. Er beantragte [sic] daher in Übereinstimmung
mit Bonar Law die Vertagung und spreche die
die Hoffnung aus, daß der Patriotismus aller Parteien
dazu beitragen werde, soviel das in Engands
Macht liegt, das Unheil, das die ganze Welt
bedrohe, wenn nicht abzuwenden, so doch wenigstens
zu umgrenzen.
Panik der Londoner Finanzwelt.
London, 31. Juli. Gegenwärtig findet ein
Ansturm bei der Bank von England statt zur Eintauschung
von Noten gegen Gold. Auch bei den Aktienbanken
ist eine Massenentnahme von Gold im
Gange. Im Augenblick verlassen vier Wagen mit
Gold die Bank von England unter Bedeckung von
etwa 400 Mann. Bedeutende Börsenfirmen veranlaßten
das im Handelsteil gemeldete Schließen der
Börse durch eine Petition an den Börsenvorstand
unter Androhung sofortiger Zahlungseinstellungen.
Neueste Nachrichten.
London, 1. Aug. Im Unterhause wies Asquith,
der mit Beifall empfangen wurde, auf die
Vorgänge mit Rußland und Deutschland hin, und
sagte, er zieh [sic] vor, unter diesen Umständen keine
weiteren Fragen bis Montag zu beantworten.
FRANKREICH.
Französische Geldknappheit.
Einen bemerkenswerten Kontrast zu der finanziellen
Bereitschaft, die in Deutschland herrscht,
stellen Vorsichtsmaßregeln dar, die dem "Tag"
zufolge in Paris getroffen werden. Die französische
Regierung hat mit Rücksicht auf die
gegenwärtige Lage gemäß dem Gesetz über die
Sparkassen sich entschlossen, daß Zahlungen auf
50 Francs innerhalb 14 Tagen für jeden Einleger
limitiert werden. Infolgedessen finden Auszahlungen
auf Sicht nicht mehr statt. Auszahlungen bis
zu 50 Francs werden gemäß dem Gesetze erst 14
Tage nach Kündigung erfolgen.
DÄNEMARK.
Kopenhagen, 1. Aug. Die Regierung hat
beschlossen, in dem Kriege zwischen Österreich-Ungarn
und Serbien vollständige Neutralität zu
bewahren.
BELGIEN U. HOLLAND.
Die Königin der Niederlande hat Freitagmittag
um 1,30 Uhr durch Erlaß die sofortige allgemeine
Mobilmachung befohlen. In einer weiteren
Bekanntmachung wird erklärt, daß für die Niederlande
Kriegsgefahr besteht. Die Zweite Kammer ist für
den 3. August nachmittags zusammenberufen worden.
Holland sollte doch wirklich etwas weniger
nervös sein. Die belgische Regierung hat sämtliche
Reserveoffiziere für die dritte und fünfte Division,
die in Lüttich und Mons liegen, einberufen.
SCHWEIZ.
Mobilmachung der Schweiz.
Bern, 31. Juli. Der Schweizer Bundesrat beschloß,
die ganze Armee, den Auszug, die Landwehr
und den Landsturm auf Pikett zu stellen, sowie den
Landsturm in den Grenzgebieten aufzubieten. Zugleich
wird ein Ausfuhrverbot für Pferde, Automobile,
Getreide und zahlreiche Artikel erlassen.
-
item 20
1. Spalte
Der Kronprinz Führer der 1. Gardedivision.
Nach einer offiziellen Meldung aus Potsdam ist
der Kronprinz zum Führer der ersten Gardedivision
ausersehen.
Generalfeldmarschall v. d. Goltz' Wiedereintritt
in das Heer.
Generalfeldmarschall von der Goltz hat sich zum
Wiedereintritt in das Heer gemeldet. Es laufen
schon seit länger als einer Woche im preußischen
Kriegsministerium täglich Meldungen von deutschen
Kriegsfreiwilligen ein. Die Meldungen
rekrutieren sich vielfach aus denjenigen
Kreisen, für die kein Zwang zum Militärdienst besteht,
insbesondere aus Mitgliedern des Landsturmes
und auch aus solchen, die bei der Aushebung
als untauglich befunden wurden, beziehentlich
bei der Auslosung ausfielen. Zurzeit werden
diese Meldungen keine Berücksichtigung finden.
Nur im allerletzten Ernstfalle werden Freiwillige
dieser Art zur Verwendung im inneren
Dienste kommen. Dagegen haben die verabschiedeten
Offiziere die sich ebenfalls zahlreich
zum Wiedereintritt melden, Aussicht auf
baldige Annahme.
Die Einstellung von Nichtgedienten
und Freiwilligen.
Auf Grund des § 98 der Heer-und Wehrordnung
kann sich jede Persönlichkeit, die ihrer Dienstpflicht
noch nicht genügt hat, bei Ausbruch
der Mobilmachung einen Truppenteil (Ersatzbataillon
usw.) nach Belieben wählen. Wenn er dies
nicht tut, wird bei der bald einsetzenden Aushebung
über ihn verfügt. Als Kriegsfreiwillige können
sich solche Leute bei einem Ersatztruppenteil melden,
die keine gesetzliche Verpflichtung zum Dienen
mehr haben, ferner jugendliche Personen zwischen
17 und 20 Jahren, soweit sie sich nicht in solchen
Bezirken aufhalten, in denen der Landsturm aufgeboten
ist.
Der Telephonverkehr in Deutschland gesperrt.
Nach den Grenzstädten im Westen, Norden und
Osten ist ein telephonischer Verkehr nicht mehr möglich.
Ein deutsches Ausfuhrverbot.
Berlin, 31. Juli. Der Bundesrat hat in seiner
heutigen Sitzung den Erlaß von drei kaiserlichen
Verordnungen betreffend das Verbot der Ausfuhr
von Verpflegungs-, Streu- und Futtermitteln, ferner
von Tieren und tierischen Erzeugnissen sowie
von Kraftfahrzeugen (Motorwagen, Motorfahrrädern
und Teilen davon) und von Mineralrohölen,
Steinkohlenteer und allen aus diesen hergestellten
Oelen zugestimmt. Die Verordnungen treten sofort
in Kraft; der Reichskanzler ist ermächtigt, Ausnahmen
zu gestatten und die erforderlichen
Sicherungsmaßregeln zu treffen.
Weiteres Ausfuhrverbot.
Berlin, 31. Juli. Der heutige "Reichsanzeiger"
veröffentlicht außer den bereits gemeldeten
Ausfuhrverboten das Verbot der Ausfuhr und
Durchfuhr von Eisenbahnmaterial aller
Art, von Telegraphen- und Fernsprechdrähten sowie
Teilen davon, von Luftschiffergeräten aller Art,
von Fahrzeugen und Teilen davon, ferner das Verbot
betreffend die Ausfuhr und Durchfuhr von
Waffen, Munition, Pulver und Sprengstoffen, sowie
von anderen Artikeln des Kriegsbedarfs und
von Gegenständen zur Herstellung von Kriegsbedarfsartikeln,
ferner das Verbot betreffend die Ausfuhr und
Durchfuhr von Rohstoffen, die bei der Herstellung
und dem Betriebe von Gegenständen des Kriegsbedarfs
zur Verwendung gelangen.
Russische Erntearbeiter.
Unter den Maßnahmen, die die deutsche Regierung
treffen sollte, besteht hoffentlich auch die Einbehaltung
der russischen Erntearbeiter, die
noch auf deutschem Boden weilen. Zu der Zahl von
weit über 50 000 Mann nicht der schlechtesten Soldaten
stellen sie ein vollrussisches Armeekorps
dar. Genau so wie man in Oesterreich alle
serbischen Reservisten kurzerhand verhaftet, halte
man diese russischen Reservisten bei uns sofort unter
militärischer Bewachung - wozu Landsturmleute
genügen - und lasse die Erntearbeiten
vollenden und interniere sie dann an geeigneten
Orten. Es ist das eine Pflicht der Selbsterhaltung.
Nur keine falsche Zurückhaltung den russischen
Friedensbrechern gegenüber!
Die Unterbrechung der deutschen Seeschiffahrt.
Hamburg, 31. Juli. Sämtliche Hamburger
Reedereien haben ihre auf See befindlichen Dampfer
angewiesen, unverzüglich den nächsten Hafen anzulaufen
und weitere Order abzuwarten. Aus Hamburg
wird heute kein Schiff mehr abgelassen.
Panik in Straßburg.
Straßburg, 30. Juli. In Straßburg herrscht
die größte Erregung. Das Papiergeld hat momentan
fast keinen Wert; Geschäftsleute und Wirtschaften
weigern sich, Papiergeld anzunehmen. An den
Sparkassen werden fortgesetzt Beträge abgehoben,
es wird von manchen Leuten sogar ein schwunghafter
Handel mit Hundertmarkscheinen betrieben, für die sie
90 bis 95 Mark in Silber zahlen. - Die Lebensmittelpreise
sind horrend in die Höhe gestiegen.
Die Kolonialwarenhändler machen bekannt, daß
nur noch gegen Kasse verkauft werde.
Aus Königsberg.
Die Polizeidirektion macht durch Anschlag öffentlich
bekannt: Zur Sicherung des Hauptbahnhofes
und dessen Betriebsanlagen, ist eine militärische
Wache am Bahnhof, sowie Posten an den Betriebsanlagen
daselbst aufgestellt. Um Unglücksfälle zu
vermeiden, mache ich die Bevölkerung darauf aufmerksam,
daß die Annäherung an die
2. Spalte
Eisenbahnanlagen (Gleise, Brücken, Stellwerke usw.)
näher als 100 Meter verboten ist. Das Passieren
dieser Anlagen durch Zivilpersonen ohne Begleitung
eines Postens ist verboten. Zivilpersonen werden
von den Posten mit Halt! angerufen und müssen
stehen. Zuwiderhandelnde setzen sich der Gefahr
aus, erschossen zu werden.
Panik an der russischen Grenze.
Ostrowo, 31. Juli. Unter den Einwohnern
an der russischen Grenze herrscht eine große Panik,
sogar die Familien der deutschen Beamten leben
in großer Aufregung und die meisten haben die
letzte Nacht in Ostrowo verbracht. Der Güterverkehr
zwischen Skalmierzyce und Kalisch ist eingestellt
worden. Die russische Grenzwache wurde durch Infanterie
verstärkt.
Eine nationale Tat.
Kottbus, 31. Juli. Angesichts der politischen
Ereignisse erachtet es der Arbeitgeberverband
der Lausitzer Tuchindustrie für seine nationale
Pflicht, die Aussperrung sofort für
beendet zu erklären. Die Verbandsbetriebe
werden am Montag, den 3. August, früh wieder
eröffnet.
Neueste Nachrichten.
Berlin, 1. Aug. Laut "Lok. Anz." hat die
Kaiserliche Familie gestern abend im Schlosse
das heilige Abendmahl genommen.
Berlin, 1. Aug. Prinz Adalbert von Preußen
hat sich heute mit der Prinzessin Adelheid von Sachsen-
Meiningen verlobt.
Berlin, 1. Aug. Der Berliner Magistrat hat
sich gestern sehr eingehend mit Maßnahmen beschäftigt,
die die städtische Verwaltung im Falle des
Krieges zu ergreifen hat. Nach der "Morgenpost"
wurde eine Reihe wichtiger Beschlüsse gefaßt, die sich
auf die Lebensmittelversorgung beziehen. Die
Stadt wird in der Lage sein, die Lebensmittelversorgung
selbst zu regeln.
Berlin, 1. Aug. Für den Fall der Mobilmachung
hat Geheimrat Lipmann vom Vorstand der
Volks-Kaffee- und Speisehallen-Gesellschaft den
Betrag von 15 000 Mark für den Fall des Krieges
zur unentgeltlichen Verabreichung von Speisen
und Getränken an ausrückende Mannschaften auf
den Berliner Bahnhöfen zur Verfügung gestellt.
Berlin, 1. Aug. An der Berliner Universität
schlossen gestern die Professoren ihre Vorlesungen
mit dem Hinweis auf die bevorstehende Kriegsgefahr
und die in Aussicht stehende Schließung der
Universität.
Berlin, 1. Aug. Der frühere Pastor Schmidt,
der unter dem Verdacht verhaftet wurde, das
Revolverattentat auf die inzwischen ihren Verletzungen
erlegene Frau Meyer aus der Xantenerstraße verübt
zu haben, ist dem Berliner Tageblatt zufolge
aus der Haft entlassen worden, weil er als Täter
nicht mehr in Frage kommt.
OESTERREICH.
Verschlechterung der Situation.
Wien, 30. Juli. Der Kaiser empfing gleich
nach seiner Ankunft den Minister des Äußeren, Grafen
Berchthold, den Kriegsminister v. Krobatin und
den Generalstabschef Baron Conrad. Die Situation
wird wegen der Haltung Rußlands
als sehr ernst beurteilt.
Allgemeine Mobilmachung in Oesterreich.
Wien, 31. Juli. In Oesterreich ist die allgemeine
Mobilisierung mit Einschluß des
Landsturms angeordnet worden. Landsturmpflichtig
sind Männer vom 18. bis 42. Lebensjahr. Der
Landsturm besteht in zwei Aufgeboten.
Noch keine Grenzüberschreitung österreichischer
Truppen.
Budapest, 31. Juli. Von amtlicher ungarischer
Seite erfahre ich, daß entgegen allen anders
lautenden Nachrichten österreichisch-ungarische Truppen
bis Donnerstag abends noch nirgends die serbischen
Grenzen überschritten haben. Auf der ungarischen
Festung Peterwardein wurde gestern ein
Reservist, der als Nazarener den Gehorsam verweigerte,
standrechtlich erschossen.
Der Weltfriedenskongreß in Wien abgesagt.
Der für den 15. bis 19. September nach Wien einberufene
Weltfriedenskongreß wurde infolge der
Kriegsereignisse abgesagt. Zum Kongreß waren
bereits über 2000 Teilnehmer angemeldet.
Neueste Nachrichten.
Wien, 1. August. Nach einer amtlichen Mitteilung
vom 31. Juli hat der Kaiser die allgemeine
Mobilmachung des Heeres und der Marine und der
beiden Landwehren sowie die Aufbietung und Einberufung
des Landsturmes befohlen. Diese Verfügung
ist veranlaßt durch die von Rußland angeordnete
Mobilisierung und hat keinen aggressiven
Charakter.
Wien, 1. August. Durch kaiserliche Verordnung
wurden die Befugnisse der politischen Verwaltung
dem Armeeoberkommandanten übertragen, ferner
eine Ministerialverordnung über den Absatz von
Waffen, Munitionsgegenständen und über Einstellung
der Wirksamkeit der Geschworenengerichte veröffentlicht.
Diese Verordnung gilt für die Bukowina,
Teile von Mähren und Schlesien. Am Küstenland
von Dalmatien wird der Seeverkehr
beschränkt.
Wien, 1. August. Nach Bekanntwerden der allgemeinen
Mobilisierung fanden große patriotische
Kundgebungen statt. Auch aus der Provinz laufen
Berichte über begeisterte Kundgebungen ein.
ITALIEN.
Macht Italien mobil?
Rom, 31. Juli. Der italienische Ministerrat
beriet heute über die Mobilisierung der italienischen
Armee.
3. Spalte
Italien bestellt fünf Parseval-Luftschiffe.
Die italienische Regierung gab der Luftfahrzeug-
Gesellschaft in Bitterfeld fünf neue Parseval-
Luftschiffe in Auftrag.
RUSSLAND.
Die russische Mobilmachung an der deutschen
Grenze.
Es kann keinem Zweifel unterliegen, daß die
russische Mobilmachung an der Grenze in vollem
Gange ist. Die zweite und dritte russische Kavalleriedivision
stehen an der Grenze zwischen Wirballen
und Augustow. Die russische Grenzwache hat ihre
Wachthäuser in Brand gesetzt. Zollbeamte behaupten,
daß dies Mobilmachung bedeutet. Zuverlässige
Reisende haben auf der Fahrt von Petersburg nach
Wirballen in Wilna drei Militärzüge mit Artillerie
gesehen. Alle Mannschaften waren kriegsmäßig
ausgerüstet.
Russische Maßnahmen.
Kattowitz, 31. Juli. Heute nacht 2 ½ Uhr
wurde die Eisenbahnbrücke von Granica,
die Granica mit Sczokowa verbindet, vom russischen
Militär in die Luft gesprengt. Die Einwohnerschaft
von Granica hat den Ort geräumt.
Rußland hat den Grenzkordon zurückgezogen.
Die russische Zollkammer wurde geräumt
und ihre Bestände nach dem Inneren Rußlands gebracht.
Alle Lokomotiven sind von der Grenze nach
dem Inneren gebracht worden. Aus Kalisch wird
gemeldet, daß man dort alles in der größten Eile
zum Kriege vorbereite. Heute treffen dort wiederum
zwei Infanterie-Regimenter, eins aus Lodz und
eins aus Warschau, ein. Die Bahnlinie von Kalisch
nach der deutschen Grenze ist durchweg
militärisch besetzt. In dem unweit von Kalisch
gelegenen Orte Mostkow liegt eine Abteilung
Jäger. Soeben kam hier die Nachricht aus Kalisch,
daß ein Artillerie-Regiment nach der russischen
Grenze befördert wurde. Es steht auch fest, daß unweit
der Grenze eine Maschinengewehrabteilung
stationiert ist.
Verbrüderung mit den Königsmördern.
Gestern verließen abermals mehrere serbische Offiziere
die russische Hauptstadt. Schon eine Stunde
vor Abgang des Zuges versammelten sich große
Menschenmassen auf dem Bahnhof bis weit auf die
Straße hinaus und brachten den Serben begeisterte
Ovationen dar. Es wurden Fahnen vorangetragen.
Die serbischen Offiziere wurden vom Publikum
auf den Händen zum Zuge getragen. Bei der
Abfahrt wurde ihnen ein Bildnis des Zaren überreicht.
Die Demonstranten segneten die Offiziere
mit dem Bildnis des Zaren.
Meuterei auf der russischen Flotte?
Konstantinopel, 30. Juli. In einem
wird gemeldet: Eswird bestätigt, daß auf der russischen Flotte in
Sebastopol eine Meuterei ausgebrochen ist. Über ihren
Umfang liegen keine zuverlässigen Nachrichten vor,
insbesondere darüber, ob es sich etwa um einen vereinzelten
Vorgang auf einem einzelnen Schiff handelt.
Der hiesige russische Stationskreuzer ging
gestern mit versiegelter Order ins Schwarze Meer.
Die deutschen Schiffe werden aus dem Schwarzen
Meer zurückgerufen. Diese Meldung zeigt - ebenso
wie die von der Sprengung der Warschauer Zitadelle -
aufs neue, mit welchen bedeutenden Schwierigkeiten
im Innern Rußlands zu kämpfen hat.
Neueste Nachrichten.
Moskau, 1. Aug. Der Gemeinderat bewilligte
1 Million Rubel für Organisation und Hilfsmittel
für Heer und Flotte Rußlands unter befreundeten
Mächten.
ENGLAND.
Pessimistische Stimmung in London.
London, 30. Juli. Die englische Zuversicht auf
eine Eindämmung des Kriegsherdes ist, seit Sir
Edward Greys heutiger Erklärung, in tiefsten Pessimismus
umgeschlagen. Bange Fragen erheben sich
in den Kreisen der Parlamentarier: Wird die Regierung
die Session vor den Ferien, wie üblich,
schließen oder nur vertagen? Die gegen allen
Parlamentsbrauch verstoßende Vertagung wäre ein
sicherer Beweis dafür, daß man mit derMöglichkeit
einer aktiven Teilnahme Englands an einem europäischen
Krieg rechnet und deshalb das Mittel
schnellster Berufung des Hauses in der Hand behält.
In den Wandelgängen des Parlaments und in den
politischen Klubs besprechen erregte Gruppen dem [sic]
designierten Ausspruch des Staatssekretärs, bislang
seien weitere Schwierigkeiten unter den Mächten
nicht eingetreten, wobei die Betonung des "bislang"
eine nur geringe Hoffnung für die Zukunft zu zeigen
scheint. Auch das Wirtschaftsleben zeigt eine außerordentliche
Depression.
Die englischen Flottenvorkehrungen.
London, 31. Juli. Die englischen Marinebehörden
haben sämtliche Vorsichtsmaßregeln getroffen.
Den gestrigen Tag über herrschte in Portsmouth
fieberhafte Geschäftigkeit. Vor allem war
man darauf bedacht, die Schiffe der 2. Flotte für den
ersten Ruf in Bereitschaft zu setzen. Die Hauptarbeit
war, die Mannschaft möglichst schnell auf
ihren Bestand zu bringen. Jeder Urlaub hörte auf;
die Mannschaften, die der Marineartillerie und den
Torpedoschulen zugeteilt waren, kehrten zur zweiten
Flotte zurück. Die Militärbehörden stellten starke
Infanterieaufgebote zum Schutze der Staatsmagazine
auf. Auch am Humber ging es bei der Flotte
lebhaft zu. Die achte Torpedobootsflottille, die zehn
Zerstörer und den Kreuzer "Pothfinder" umfaßt,
lief ein, nahm in Immingham Kohlen ein und fuhr
an die Ostküste. Drei Unterseeboote und der Kreuzer
4. Spalte
"Bonaventure" postierten sich in der Humbermündung.
Die großen Oeltanks der Admiralität
in Killingholme wurden mit Gras bedeckt und mit
schwarzer und roter Farbe angestrichen, um sie vor
einer Beobachtung von der See aus zu schützen. Der
Kreuzer "Hazard" mit einer Unterseebootsflottille
lief in Dover ein, wo er sich mit den leichten
Kreuzern und den Zerstörern der sechsten Flottille, die
auch in Portsmouth stationiert ist, vereinigte. Trotzdem
nicht die geringste Ursache für eine Besorgnis
oder für Alarm in Gibraltar vorliegt, so sind doch
in ständiger Arbeit bei Tag und Nacht die notwendigen
Vorsichtsmaßregeln für die Verteidigung des
Felsens getroffen worden.
Asquith über den Ernst der Lage.
Im Unterhaus beantragte Premierminister Asquith
die Vertagung der zweiten Lesung der Zusatzbill
und sagte: Wir versammeln uns heute unter
Bedingungen, deren Ernst in unser aller Erfahrung
kaum seinesgleichen hat. Die Frage: Krieg oder
Frieden? hängt in der Schwebe. Wir stehen einer
Katastrophe gegenüber, deren Umfang und
Wirkungen unmöglich abgeschätzt
werden können. Unter diesen Umständen
ist es von vitaler Bedeutung für das Interesse
der ganzen Welt, daß England, das keine eigenen
Interessen direkt auf dem Spiele stehen hat (Beifall),
eine geschlossene Front zeigt (lebh. Beifall)
und imstande ist, mit der Autorität einer einigen
Nation zu sprechen und zu handeln. Die Debatte
über die Zusatzbill könne unter solchen Umständen
verderbliche Wirkungen auf die internationale
Lage haben. Er beantragte [sic] daher in Übereinstimmung
mit Bonar Law die Vertagung und spreche die
die Hoffnung aus, daß der Patriotismus aller Parteien
dazu beitragen werde, soviel das in Engands
Macht liegt, das Unheil, das die ganze Welt
bedrohe, wenn nicht abzuwenden, so doch wenigstens
zu umgrenzen.
Panik der Londoner Finanzwelt.
London, 31. Juli. Gegenwärtig findet ein
Ansturm bei der Bank von England statt zur Eintauschung
von Noten gegen Gold. Auch bei den Aktienbanken
ist eine Massenentnahme von Gold im
Gange. Im Augenblick verlassen vier Wagen mit
Gold die Bank von England unter Bedeckung von
etwa 400 Mann. Bedeutende Börsenfirmen veranlaßten
das im Handelsteil gemeldete Schließen der
Börse durch eine Petition an den Börsenvorstand
unter Androhung sofortiger Zahlungseinstellungen.
Neueste Nachrichten.
London, 1. Aug. Im Unterhause wies Asquith,
der mit Beifall empfangen wurde, auf die
Vorgänge mit Rußland und Deutschland hin, und
sagte, er zieh [sic] vor, unter diesen Umständen keine
weiteren Fragen bis Montag zu beantworten.
FRANKREICH.
Französische Geldknappheit.
Einen bemerkenswerten Kontrast zu der finanziellen
Bereitschaft, die in Deutschland herrscht,
stellen Vorsichtsmaßregeln dar, die dem "Tag"
zufolge in Paris getroffen werden. Die französische
Regierung hat mit Rücksicht auf die
gegenwärtige Lage gemäß dem Gesetz über die
Sparkassen sich entschlossen, daß Zahlungen auf
50 Francs innerhalb 14 Tagen für jeden Einleger
limitiert werden. Infolgedessen finden Auszahlungen
auf Sicht nicht mehr statt. Auszahlungen bis
zu 50 Francs werden gemäß dem Gesetze erst 14
Tage nach Kündigung erfolgen.
DÄNEMARK.
Kopenhagen, 1. Aug. Die Regierung hat
beschlossen, in dem Kriege zwischen Österreich-Ungarn
und Serbien vollständige Neutralität zu
bewahren.
BELGIEN U. HOLLAND.
Die Königin der Niederlande hat Freitagmittag
um 1,30 Uhr durch Erlaß die sofortige allgemeine
Mobilmachung befohlen. In einer weiteren
Bekanntmachung wird erklärt, daß für die Niederlande
Kriegsgefahr besteht. Die Zweite Kammer ist für
den 3. August nachmittags zusammenberufen worden.
Holland sollte doch wirklich etwas weniger
nervös sein. Die belgische Regierung hat sämtliche
Reserveoffiziere für die dritte und fünfte Division,
die in Lüttich und Mons liegen, einberufen.
SCHWEIZ.
Mobilmachung der Schweiz.
Bern, 31. Juli. Der Schweizer Bundesrat beschloß,
die ganze Armee, den Auszug, die Landwehr
und den Landsturm auf Pikett zu stellen, sowie den
Landsturm in den Grenzgebieten aufzubieten. Zugleich
wird ein Ausfuhrverbot für Pferde, Automobile,
Getreide und zahlreiche Artikel erlassen.
-
item 20
1. Spalte
Der Kronprinz Führer der 1. Gardedivision.
Nach einer offiziellen Meldung aus Potsdam ist
der Kronprinz zum Führer der ersten Gardedivision
ausersehen.
Generalfeldmarschall v. d. Goltz' Wiedereintritt
in das Heer.
Generalfeldmarschall von der Goltz hat sich zum
Wiedereintritt in das Heer gemeldet. Es laufen
schon seit länger als einer Woche im preußischen
Kriegsministerium täglich Meldungen von deutschen
Kriegsfreiwilligen ein. Die Meldungen
rekrutieren sich vielfach aus denjenigen
Kreisen, für die kein Zwang zum Militärdienst besteht,
insbesondere aus Mitgliedern des Landsturmes
und auch aus solchen, die bei der Aushebung
als untauglich befunden wurden, beziehentlich
bei der Auslosung ausfielen. Zurzeit werden
diese Meldungen keine Berücksichtigung finden.
Nur im allerletzten Ernstfalle werden Freiwillige
dieser Art zur Verwendung im inneren
Dienste kommen. Dagegen haben die verabschiedeten
Offiziere die sich ebenfalls zahlreich
zum Wiedereintritt melden, Aussicht auf
baldige Annahme.
Die Einstellung von Nichtgedienten
und Freiwilligen.
Auf Grund des § 98 der Heer-und Wehrordnung
kann sich jede Persönlichkeit, die ihrer Dienstpflicht
noch nicht genügt hat, bei Ausbruch
der Mobilmachung einen Truppenteil (Ersatzbataillon
usw.) nach Belieben wählen. Wenn er dies
nicht tut, wird bei der bald einsetzenden Aushebung
über ihn verfügt. Als Kriegsfreiwillige können
sich solche Leute bei einem Ersatztruppenteil melden,
die keine gesetzliche Verpflichtung zum Dienen
mehr haben, ferner jugendliche Personen zwischen
17 und 20 Jahren, soweit sie sich nicht in solchen
Bezirken aufhalten, in denen der Landsturm aufgeboten
ist.
Der Telephonverkehr in Deutschland gesperrt.
Nach den Grenzstädten im Westen, Norden und
Osten ist ein telephonischer Verkehr nicht mehr möglich.
Ein deutsches Ausfuhrverbot.
Berlin, 31. Juli. Der Bundesrat hat in seiner
heutigen Sitzung den Erlaß von drei kaiserlichen
Verordnungen betreffend das Verbot der Ausfuhr
von Verpflegungs-, Streu- und Futtermitteln, ferner
von Tieren und tierischen Erzeugnissen sowie
von Kraftfahrzeugen (Motorwagen, Motorfahrrädern
und Teilen davon) und von Mineralrohölen,
Steinkohlenteer und allen aus diesen hergestellten
Oelen zugestimmt. Die Verordnungen treten sofort
in Kraft; der Reichskanzler ist ermächtigt, Ausnahmen
zu gestatten und die erforderlichen
Sicherungsmaßregeln zu treffen.
Weiteres Ausfuhrverbot.
Berlin, 31. Juli. Der heutige "Reichsanzeiger"
veröffentlicht außer den bereits gemeldeten
Ausfuhrverboten das Verbot der Ausfuhr und
Durchfuhr von Eisenbahnmaterial aller
Art, von Telegraphen- und Fernsprechdrähten sowie
Teilen davon, von Luftschiffergeräten aller Art,
von Fahrzeugen und Teilen davon, ferner das Verbot
betreffend die Ausfuhr und Durchfuhr von
Waffen, Munition, Pulver und Sprengstoffen, sowie
von anderen Artikeln des Kriegsbedarfs und
von Gegenständen zur Herstellung von Kriegsbedarfsartikeln,
ferner das Verbot betreffend die Ausfuhr und
Durchfuhr von Rohstoffen, die bei der Herstellung
und dem Betriebe von Gegenständen des Kriegsbedarfs
zur Verwendung gelangen.
Russische Erntearbeiter.
Unter den Maßnahmen, die die deutsche Regierung
treffen sollte, besteht hoffentlich auch die Einbehaltung
der russischen Erntearbeiter, die
noch auf deutschem Boden weilen. Zu der Zahl von
weit über 50 000 Mann nicht der schlechtesten Soldaten
stellen sie ein vollrussisches Armeekorps
dar. Genau so wie man in Oesterreich alle
serbischen Reservisten kurzerhand verhaftet, halte
man diese russischen Reservisten bei uns sofort unter
militärischer Bewachung - wozu Landsturmleute
genügen - und lasse die Erntearbeiten
vollenden und interniere sie dann an geeigneten
Orten. Es ist das eine Pflicht der Selbsterhaltung.
Nur keine falsche Zurückhaltung den russischen
Friedensbrechern gegenüber!
Die Unterbrechung der deutschen Seeschiffahrt.
Hamburg, 31. Juli. Sämtliche Hamburger
Reedereien haben ihre auf See befindlichen Dampfer
angewiesen, unverzüglich den nächsten Hafen anzulaufen
und weitere Order abzuwarten. Aus Hamburg
wird heute kein Schiff mehr abgelassen.
Panik in Straßburg.
Straßburg, 30. Juli. In Straßburg herrscht
die größte Erregung. Das Papiergeld hat momentan
fast keinen Wert; Geschäftsleute und Wirtschaften
weigern sich, Papiergeld anzunehmen. An den
Sparkassen werden fortgesetzt Beträge abgehoben,
es wird von manchen Leuten sogar ein schwunghafter
Handel mit Hundertmarkscheinen betrieben, für die sie
90 bis 95 Mark in Silber zahlen. - Die Lebensmittelpreise
sind horrend in die Höhe gestiegen.
Die Kolonialwarenhändler machen bekannt, daß
nur noch gegen Kasse verkauft werde.
Aus Königsberg.
Die Polizeidirektion macht durch Anschlag öffentlich
bekannt: Zur Sicherung des Hauptbahnhofes
und dessen Betriebsanlagen, ist eine militärische
Wache am Bahnhof, sowie Posten an den Betriebsanlagen
daselbst aufgestellt. Um Unglücksfälle zu
vermeiden, mache ich die Bevölkerung darauf aufmerksam,
daß die Annäherung an die
2. Spalte
Eisenbahnanlagen (Gleise, Brücken, Stellwerke usw.)
näher als 100 Meter verboten ist. Das Passieren
dieser Anlagen durch Zivilpersonen ohne Begleitung
eines Postens ist verboten. Zivilpersonen werden
von den Posten mit Halt! angerufen und müssen
stehen. Zuwiderhandelnde setzen sich der Gefahr
aus, erschossen zu werden.
Panik an der russischen Grenze.
Ostrowo, 31. Juli. Unter den Einwohnern
an der russischen Grenze herrscht eine große Panik,
sogar die Familien der deutschen Beamten leben
in großer Aufregung und die meisten haben die
letzte Nacht in Ostrowo verbracht. Der Güterverkehr
zwischen Skalmierzyce und Kalisch ist eingestellt
worden. Die russische Grenzwache wurde durch Infanterie
verstärkt.
Eine nationale Tat.
Kottbus, 31. Juli. Angesichts der politischen
Ereignisse erachtet es der Arbeitgeberverband
der Lausitzer Tuchindustrie für seine nationale
Pflicht, die Aussperrung sofort für
beendet zu erklären. Die Verbandsbetriebe
werden am Montag, den 3. August, früh wieder
eröffnet.
Neueste Nachrichten.
Berlin, 1. Aug. Laut "Lok. Anz." hat die
Kaiserliche Familie gestern abend im Schlosse
das heilige Abendmahl genommen.
Berlin, 1. Aug. Prinz Adalbert von Preußen
hat sich heute mit der Prinzessin Adelheid von Sachsen-
Meiningen verlobt.
Berlin, 1. Aug. Der Berliner Magistrat hat
sich gestern sehr eingehend mit Maßnahmen beschäftigt,
die die städtische Verwaltung im Falle des
Krieges zu ergreifen hat. Nach der "Morgenpost"
wurde eine Reihe wichtiger Beschlüsse gefaßt, die sich
auf die Lebensmittelversorgung beziehen. Die
Stadt wird in der Lage sein, die Lebensmittelversorgung
selbst zu regeln.
Berlin, 1. Aug. Für den Fall der Mobilmachung
hat Geheimrat Lipmann vom Vorstand der
Volks-Kaffee- und Speisehallen-Gesellschaft den
Betrag von 15 000 Mark für den Fall des Krieges
zur unentgeltlichen Verabreichung von Speisen
und Getränken an ausrückende Mannschaften auf
den Berliner Bahnhöfen zur Verfügung gestellt.
Berlin, 1. Aug. An der Berliner Universität
schlossen gestern die Professoren ihre Vorlesungen
mit dem Hinweis auf die bevorstehende Kriegsgefahr
und die in Aussicht stehende Schließung der
Universität.
Berlin, 1. Aug. Der frühere Pastor Schmidt,
der unter dem Verdacht verhaftet wurde, das
Revolverattentat auf die inzwischen ihren Verletzungen
erlegene Frau Meyer aus der Xantenerstraße verübt
zu haben, ist dem Berliner Tageblatt zufolge
aus der Haft entlassen worden, weil er als Täter
nicht mehr in Frage kommt.
OESTERREICH.
Verschlechterung der Situation.
Wien, 30. Juli. Der Kaiser empfing gleich
nach seiner Ankunft den Minister des Äußeren, Grafen
Berchthold, den Kriegsminister v. Krobatin und
den Generalstabschef Baron Conrad. Die Situation
wird wegen der Haltung Rußlands
als sehr ernst beurteilt.
Allgemeine Mobilmachung in Oesterreich.
Wien, 31. Juli. In Oesterreich ist die allgemeine
Mobilisierung mit Einschluß des
Landsturms angeordnet worden. Landsturmpflichtig
sind Männer vom 18. bis 42. Lebensjahr. Der
Landsturm besteht in zwei Aufgeboten.
Noch keine Grenzüberschreitung österreichischer
Truppen.
Budapest, 31. Juli. Von amtlicher ungarischer
Seite erfahre ich, daß entgegen allen anders
lautenden Nachrichten österreichisch-ungarische Truppen
bis Donnerstag abends noch nirgends die serbischen
Grenzen überschritten haben. Auf der ungarischen
Festung Peterwardein wurde gestern ein
Reservist, der als Nazarener den Gehorsam verweigerte,
standrechtlich erschossen.
Der Weltfriedenskongreß in Wien abgesagt.
Der für den 15. bis 19. September nach Wien einberufene
Weltfriedenskongreß wurde infolge der
Kriegsereignisse abgesagt. Zum Kongreß waren
bereits über 2000 Teilnehmer angemeldet.
Neueste Nachrichten.
Wien, 1. August. Nach einer amtlichen Mitteilung
vom 31. Juli hat der Kaiser die allgemeine
Mobilmachung des Heeres und der Marine und der
beiden Landwehren sowie die Aufbietung und Einberufung
des Landsturmes befohlen. Diese Verfügung
ist veranlaßt durch die von Rußland angeordnete
Mobilisierung und hat keinen aggressiven
Charakter.
Wien, 1. August. Durch kaiserliche Verordnung
wurden die Befugnisse der politischen Verwaltung
dem Armeeoberkommandanten übertragen, ferner
eine Ministerialverordnung über den Absatz von
Waffen, Munitionsgegenständen und über Einstellung
der Wirksamkeit der Geschworenengerichte veröffentlicht.
Diese Verordnung gilt für die Bukowina,
Teile von Mähren und Schlesien. Am Küstenland
von Dalmatien wird der Seeverkehr
beschränkt.
Wien, 1. August. Nach Bekanntwerden der allgemeinen
Mobilisierung fanden große patriotische
Kundgebungen statt. Auch aus der Provinz laufen
Berichte über begeisterte Kundgebungen ein.
ITALIEN.
Macht Italien mobil?
Rom, 31. Juli. Der italienische Ministerrat
beriet heute über die Mobilisierung der italienischen
Armee.
3. Spalte
Italien bestellt fünf Parseval-Luftschiffe.
Die italienische Regierung gab der Luftfahrzeug-
Gesellschaft in Bitterfeld fünf neue Parseval-
Luftschiffe in Auftrag.
RUSSLAND.
Die russische Mobilmachung an der deutschen
Grenze.
Es kann keinem Zweifel unterliegen, daß die
russische Mobilmachung an der Grenze in vollem
Gange ist. Die zweite und dritte russische Kavalleriedivision
stehen an der Grenze zwischen Wirballen
und Augustow. Die russische Grenzwache hat ihre
Wachthäuser in Brand gesetzt. Zollbeamte behaupten,
daß dies Mobilmachung bedeutet. Zuverlässige
Reisende haben auf der Fahrt von Petersburg nach
Wirballen in Wilna drei Militärzüge mit Artillerie
gesehen. Alle Mannschaften waren kriegsmäßig
ausgerüstet.
Russische Maßnahmen.
Kattowitz, 31. Juli. Heute nacht 2 ½ Uhr
wurde die Eisenbahnbrücke von Granica,
die Granica mit Sczokowa verbindet, vom russischen
Militär in die Luft gesprengt. Die Einwohnerschaft
von Granica hat den Ort geräumt.
Rußland hat den Grenzkordon zurückgezogen.
Die russische Zollkammer wurde geräumt
und ihre Bestände nach dem Inneren Rußlands gebracht.
Alle Lokomotiven sind von der Grenze nach
dem Inneren gebracht worden. Aus Kalisch wird
gemeldet, daß man dort alles in der größten Eile
zum Kriege vorbereite. Heute treffen dort wiederum
zwei Infanterie-Regimenter, eins aus Lodz und
eins aus Warschau, ein. Die Bahnlinie von Kalisch
nach der deutschen Grenze ist durchweg
militärisch besetzt. In dem unweit von Kalisch
gelegenen Orte Mostkow liegt eine Abteilung
Jäger. Soeben kam hier die Nachricht aus Kalisch,
daß ein Artillerie-Regiment nach der russischen
Grenze befördert wurde. Es steht auch fest, daß unweit
der Grenze eine Maschinengewehrabteilung
stationiert ist.
Verbrüderung mit den Königsmördern.
Gestern verließen abermals mehrere serbische Offiziere
die russische Hauptstadt. Schon eine Stunde
vor Abgang des Zuges versammelten sich große
Menschenmassen auf dem Bahnhof bis weit auf die
Straße hinaus und brachten den Serben begeisterte
Ovationen dar. Es wurden Fahnen vorangetragen.
Die serbischen Offiziere wurden vom Publikum
auf den Händen zum Zuge getragen. Bei der
Abfahrt wurde ihnen ein Bildnis des Zaren überreicht.
Die Demonstranten segneten die Offiziere
mit dem Bildnis des Zaren.
Meuterei auf der russischen Flotte?
Konstantinopel, 30. Juli. In einem
wird gemeldet: Eswird bestätigt, daß auf der russischen Flotte in
Sebastopol eine Meuterei ausgebrochen ist. Über ihren
Umfang liegen keine zuverlässigen Nachrichten vor,
insbesondere darüber, ob es sich etwa um einen vereinzelten
Vorgang auf einem einzelnen Schiff handelt.
Der hiesige russische Stationskreuzer ging
gestern mit versiegelter Order ins Schwarze Meer.
Die deutschen Schiffe werden aus dem Schwarzen
Meer zurückgerufen. Diese Meldung zeigt - ebenso
wie die von der Sprengung der Warschauer Zitadelle -
aufs neue, mit welchen bedeutenden Schwierigkeiten
im Innern Rußlands zu kämpfen hat.
Neueste Nachrichten.
Moskau, 1. Aug. Der Gemeinderat bewilligte
1 Million Rubel für Organisation und Hilfsmittel
für Heer und Flotte Rußlands unter befreundeten
Mächten.
ENGLAND.
Pessimistische Stimmung in London.
London, 30. Juli. Die englische Zuversicht auf
eine Eindämmung des Kriegsherdes ist, seit Sir
Edward Greys heutiger Erklärung, in tiefsten Pessimismus
umgeschlagen. Bange Fragen erheben sich
in den Kreisen der Parlamentarier: Wird die Regierung
die Session vor den Ferien, wie üblich,
schließen oder nur vertagen? Die gegen allen
Parlamentsbrauch verstoßende Vertagung wäre ein
sicherer Beweis dafür, daß man mit derMöglichkeit
einer aktiven Teilnahme Englands an einem europäischen
Krieg rechnet und deshalb das Mittel
schnellster Berufung des Hauses in der Hand behält.
In den Wandelgängen des Parlaments und in den
politischen Klubs besprechen erregte Gruppen dem [sic]
designierten Ausspruch des Staatssekretärs, bislang
seien weitere Schwierigkeiten unter den Mächten
nicht eingetreten, wobei die Betonung des "bislang"
eine nur geringe Hoffnung für die Zukunft zu zeigen
scheint. Auch das Wirtschaftsleben zeigt eine außerordentliche
Depression.
Die englischen Flottenvorkehrungen.
London, 31. Juli. Die englischen Marinebehörden
haben sämtliche Vorsichtsmaßregeln getroffen.
Den gestrigen Tag über herrschte in Portsmouth
fieberhafte Geschäftigkeit. Vor allem war
man darauf bedacht, die Schiffe der 2. Flotte für den
ersten Ruf in Bereitschaft zu setzen. Die Hauptarbeit
war, die Mannschaft möglichst schnell auf
ihren Bestand zu bringen. Jeder Urlaub hörte auf;
die Mannschaften, die der Marineartillerie und den
Torpedoschulen zugeteilt waren, kehrten zur zweiten
Flotte zurück. Die Militärbehörden stellten starke
Infanterieaufgebote zum Schutze der Staatsmagazine
auf. Auch am Humber ging es bei der Flotte
lebhaft zu. Die achte Torpedobootsflottille, die zehn
Zerstörer und den Kreuzer "Pothfinder" umfaßt,
lief ein, nahm in Immingham Kohlen ein und fuhr
an die Ostküste. Drei Unterseeboote und der Kreuzer
4. Spalte
"Bonaventure" postierten sich in der Humbermündung.
Die großen Oeltanks der Admiralität
in Killingholme wurden mit Gras bedeckt und mit
schwarzer und roter Farbe angestrichen, um sie vor
einer Beobachtung von der See aus zu schützen. Der
Kreuzer "Hazard" mit einer Unterseebootsflottille
lief in Dover ein, wo er sich mit den leichten
Kreuzern und den Zerstörern der sechsten Flottille, die
auch in Portsmouth stationiert ist, vereinigte. Trotzdem
nicht die geringste Ursache für eine Besorgnis
oder für Alarm in Gibraltar vorliegt, so sind doch
in ständiger Arbeit bei Tag und Nacht die notwendigen
Vorsichtsmaßregeln für die Verteidigung des
Felsens getroffen worden.
Asquith über den Ernst der Lage.
Im Unterhaus beantragte Premierminister Asquith
die Vertagung der zweiten Lesung der Zusatzbill
und sagte: Wir versammeln uns heute unter
Bedingungen, deren Ernst in unser aller Erfahrung
kaum seinesgleichen hat. Die Frage: Krieg oder
Frieden? hängt in der Schwebe. Wir stehen einer
Katastrophe gegenüber, deren Umfang und
Wirkungen unmöglich abgeschätzt
werden können. Unter diesen Umständen
ist es von vitaler Bedeutung für das Interesse
der ganzen Welt, daß England, das keine eigenen
Interessen direkt auf dem Spiele stehen hat (Beifall),
eine geschlossene Front zeigt (lebh. Beifall)
und imstande ist, mit der Autorität einer einigen
Nation zu sprechen und zu handeln. Die Debatte
über die Zusatzbill könne unter solchen Umständen
verderbliche Wirkungen auf die internationale
Lage haben. Er beantragte [sic] daher in Übereinstimmung
mit Bonar Law die Vertagung und spreche die
die Hoffnung aus, daß der Patriotismus aller Parteien
dazu beitragen werde, soviel das in Engands
Macht liegt, das Unheil, das die ganze Welt
bedrohe, wenn nicht abzuwenden, so doch wenigstens
zu umgrenzen.
Panik der Londoner Finanzwelt.
London, 31. Juli. Gegenwärtig findet ein
Ansturm bei der Bank von England statt zur Eintauschung
von Noten gegen Gold. Auch bei den Aktienbanken
ist eine Massenentnahme von Gold im
Gange. Im Augenblick verlassen vier Wagen mit
Gold die Bank von England unter Bedeckung von
etwa 400 Mann. Bedeutende Börsenfirmen veranlaßten
das im Handelsteil gemeldete Schließen der
Börse durch eine Petition an den Börsenvorstand
unter Androhung sofortiger Zahlungseinstellungen.
Neueste Nachrichten.
London, 1. Aug. Im Unterhause wies Asquith,
der mit Beifall empfangen wurde, auf die
Vorgänge mit Rußland und Deutschland hin, und
sagte, er zieh [sic] vor, unter diesen Umständen keine
weiteren Fragen bis Montag zu beantworten.
FRANKREICH.
Französische Geldknappheit.
Einen bemerkenswerten Kontrast zu der finanziellen
Bereitschaft, die in Deutschland herrscht,
stellen Vorsichtsmaßregeln dar, die dem "Tag"
zufolge in Paris getroffen werden. Die französische
Regierung hat mit Rücksicht auf die
gegenwärtige Lage gemäß dem Gesetz über die
Sparkassen sich entschlossen, daß Zahlungen auf
50 Francs innerhalb 14 Tagen für jeden Einleger
limitiert werden. Infolgedessen finden Auszahlungen
auf Sicht nicht mehr statt. Auszahlungen bis
zu 50 Francs werden gemäß dem Gesetze erst 14
Tage nach Kündigung erfolgen.
DÄNEMARK.
Kopenhagen, 1. Aug. Die Regierung hat
beschlossen, in dem Kriege zwischen Österreich-Ungarn
und Serbien vollständige Neutralität zu
bewahren.
BELGIEN U. HOLLAND.
Die Königin der Niederlande hat Freitagmittag
um 1,30 Uhr durch Erlaß die sofortige allgemeine
Mobilmachung befohlen. In einer weiteren
Bekanntmachung wird erklärt, daß für die Niederlande
Kriegsgefahr besteht. Die Zweite Kammer ist für
den 3. August nachmittags zusammenberufen worden.
Holland sollte doch wirklich etwas weniger
nervös sein. Die belgische Regierung hat sämtliche
Reserveoffiziere für die dritte und fünfte Division,
die in Lüttich und Mons liegen, einberufen.
SCHWEIZ.
Mobilmachung der Schweiz.
Bern, 31. Juli. Der Schweizer Bundesrat beschloß,
die ganze Armee, den Auszug, die Landwehr
und den Landsturm auf Pikett zu stellen, sowie den
Landsturm in den Grenzgebieten aufzubieten. Zugleich
wird ein Ausfuhrverbot für Pferde, Automobile,
Getreide und zahlreiche Artikel erlassen.
-
item 20
1. Spalte
Der Kronprinz Führer der 1. Gardedivision.
Nach einer offiziellen Meldung aus Potsdam ist
der Kronprinz zum Führer der ersten Gardedivision
ausersehen.
Generalfeldmarschall v. d. Goltz' Wiedereintritt
in das Heer.
Generalfeldmarschall von der Goltz hat sich zum
Wiedereintritt in das Heer gemeldet. Es laufen
schon seit länger als einer Woche im preußischen
Kriegsministerium täglich Meldungen von deutschen
Kriegsfreiwilligen ein. Die Meldungen
rekrutieren sich vielfach aus denjenigen
Kreisen, für die kein Zwang zum Militärdienst besteht,
insbesondere aus Mitgliedern des Landsturmes
und auch aus solchen, die bei der Aushebung
als untauglich befunden wurden, beziehentlich
bei der Auslosung ausfielen. Zurzeit werden
diese Meldungen keine Berücksichtigung finden.
Nur im allerletzten Ernstfalle werden Freiwillige
dieser Art zur Verwendung im inneren
Dienste kommen. Dagegen haben die verabschiedeten
Offiziere die sich ebenfalls zahlreich
zum Wiedereintritt melden, Aussicht auf
baldige Annahme.
Die Einstellung von Nichtgedienten
und Freiwilligen.
Auf Grund des § 98 der Heer-und Wehrordnung
kann sich jede Persönlichkeit, die ihrer Dienstpflicht
noch nicht genügt hat, bei Ausbruch
der Mobilmachung einen Truppenteil (Ersatzbataillon
usw.) nach Belieben wählen. Wenn er dies
nicht tut, wird bei der bald einsetzenden Aushebung
über ihn verfügt. Als Kriegsfreiwillige können
sich solche Leute bei einem Ersatztruppenteil melden,
die keine gesetzliche Verpflichtung zum Dienen
mehr haben, ferner jugendliche Personen zwischen
17 und 20 Jahren, soweit sie sich nicht in solchen
Bezirken aufhalten, in denen der Landsturm aufgeboten
ist.
Der Telephonverkehr in Deutschland gesperrt.
Nach den Grenzstädten im Westen, Norden und
Osten ist ein telephonischer Verkehr nicht mehr möglich.
Ein deutsches Ausfuhrverbot.
Berlin, 31. Juli. Der Bundesrat hat in seiner
heutigen Sitzung den Erlaß von drei kaiserlichen
Verordnungen betreffend das Verbot der Ausfuhr
von Verpflegungs-, Streu- und Futtermitteln, ferner
von Tieren und tierischen Erzeugnissen sowie
von Kraftfahrzeugen (Motorwagen, Motorfahrrädern
und Teilen davon) und von Mineralrohölen,
Steinkohlenteer und allen aus diesen hergestellten
Oelen zugestimmt. Die Verordnungen treten sofort
in Kraft; der Reichskanzler ist ermächtigt, Ausnahmen
zu gestatten und die erforderlichen
Sicherungsmaßregeln zu treffen.
Weiteres Ausfuhrverbot.
Berlin, 31. Juli. Der heutige "Reichsanzeiger"
veröffentlicht außer den bereits gemeldeten
Ausfuhrverboten das Verbot der Ausfuhr und
Durchfuhr von Eisenbahnmaterial aller
Art, von Telegraphen- und Fernsprechdrähten sowie
Teilen davon, von Luftschiffergeräten aller Art,
von Fahrzeugen und Teilen davon, ferner das Verbot
betreffend die Ausfuhr und Durchfuhr von
Waffen, Munition, Pulver und Sprengstoffen, sowie
von anderen Artikeln des Kriegsbedarfs und
von Gegenständen zur Herstellung von Kriegsbedarfsartikeln,
ferner das Verbot betreffend die Ausfuhr und
Durchfuhr von Rohstoffen, die bei der Herstellung
und dem Betriebe von Gegenständen des Kriegsbedarfs
zur Verwendung gelangen.
Russische Erntearbeiter.
Unter den Maßnahmen, die die deutsche Regierung
treffen sollte, besteht hoffentlich auch die Einbehaltung
der russischen Erntearbeiter, die
noch auf deutschem Boden weilen. Zu der Zahl von
weit über 50 000 Mann nicht der schlechtesten Soldaten
stellen sie ein vollrussisches Armeekorps
dar. Genau so wie man in Oesterreich alle
serbischen Reservisten kurzerhand verhaftet, halte
man diese russischen Reservisten bei uns sofort unter
militärischer Bewachung - wozu Landsturmleute
genügen - und lasse die Erntearbeiten
vollenden und interniere sie dann an geeigneten
Orten. Es ist das eine Pflicht der Selbsterhaltung.
Nur keine falsche Zurückhaltung den russischen
Friedensbrechern gegenüber!
Die Unterbrechung der deutschen Seeschiffahrt.
Hamburg, 31. Juli. Sämtliche Hamburger
Reedereien haben ihre auf See befindlichen Dampfer
angewiesen, unverzüglich den nächsten Hafen anzulaufen
und weitere Order abzuwarten. Aus Hamburg
wird heute kein Schiff mehr abgelassen.
Panik in Straßburg.
Straßburg, 30. Juli. In Straßburg herrscht
die größte Erregung. Das Papiergeld hat momentan
fast keinen Wert; Geschäftsleute und Wirtschaften
weigern sich, Papiergeld anzunehmen. An den
Sparkassen werden fortgesetzt Beträge abgehoben,
es wird von manchen Leuten sogar ein schwunghafter
Handel mit Hundertmarkscheinen betrieben, für die sie
90 bis 95 Mark in Silber zahlen. - Die Lebensmittelpreise
sind horrend in die Höhe gestiegen.
Die Kolonialwarenhändler machen bekannt, daß
nur noch gegen Kasse verkauft werde.
Aus Königsberg.
Die Polizeidirektion macht durch Anschlag öffentlich
bekannt: Zur Sicherung des Hauptbahnhofes
und dessen Betriebsanlagen, ist eine militärische
Wache am Bahnhof, sowie Posten an den Betriebsanlagen
daselbst aufgestellt. Um Unglücksfälle zu
vermeiden, mache ich die Bevölkerung darauf aufmerksam,
daß die Annäherung an die
2. Spalte
Eisenbahnanlagen (Gleise, Brücken, Stellwerke usw.)
näher als 100 Meter verboten ist. Das Passieren
dieser Anlagen durch Zivilpersonen ohne Begleitung
eines Postens ist verboten. Zivilpersonen werden
von den Posten mit Halt! angerufen und müssen
stehen. Zuwiderhandelnde setzen sich der Gefahr
aus, erschossen zu werden.
Panik an der russischen Grenze.
Ostrowo, 31. Juli. Unter den Einwohnern
an der russischen Grenze herrscht eine große Panik,
sogar die Familien der deutschen Beamten leben
in großer Aufregung und die meisten haben die
letzte Nacht in Ostrowo verbracht. Der Güterverkehr
zwischen Skalmierzyce und Kalisch ist eingestellt
worden. Die russische Grenzwache wurde durch Infanterie
verstärkt.
Eine nationale Tat.
Kottbus, 31. Juli. Angesichts der politischen
Ereignisse erachtet es der Arbeitgeberverband
der Lausitzer Tuchindustrie für seine nationale
Pflicht, die Aussperrung sofort für
beendet zu erklären. Die Verbandsbetriebe
werden am Montag, den 3. August, früh wieder
eröffnet.
Neueste Nachrichten.
Berlin, 1. Aug. Laut "Lok. Anz." hat die
Kaiserliche Familie gestern abend im Schlosse
das heilige Abendmahl genommen.
Berlin, 1. Aug. Prinz Adalbert von Preußen
hat sich heute mit der Prinzessin Adelheid von Sachsen-
Meiningen verlobt.
Berlin, 1. Aug. Der Berliner Magistrat hat
sich gestern sehr eingehend mit Maßnahmen beschäftigt,
die die städtische Verwaltung im Falle des
Krieges zu ergreifen hat. Nach der "Morgenpost"
wurde eine Reihe wichtiger Beschlüsse gefaßt, die sich
auf die Lebensmittelversorgung beziehen. Die
Stadt wird in der Lage sein, die Lebensmittelversorgung
selbst zu regeln.
Berlin, 1. Aug. Für den Fall der Mobilmachung
hat Geheimrat Lipmann vom Vorstand der
Volks-Kaffee- und Speisehallen-Gesellschaft den
Betrag von 15 000 Mark für den Fall des Krieges
zur unentgeltlichen Verabreichung von Speisen
und Getränken an ausrückende Mannschaften auf
den Berliner Bahnhöfen zur Verfügung gestellt.
Berlin, 1. Aug. An der Berliner Universität
schlossen gestern die Professoren ihre Vorlesungen
mit dem Hinweis auf die bevorstehende Kriegsgefahr
und die in Aussicht stehende Schließung der
Universität.
Berlin, 1. Aug. Der frühere Pastor Schmidt,
der unter dem Verdacht verhaftet wurde, das
Revolverattentat auf die inzwischen ihren Verletzungen
erlegene Frau Meyer aus der Xantenerstraße verübt
zu haben, ist dem Berliner Tageblatt zufolge
aus der Haft entlassen worden, weil er als Täter
nicht mehr in Frage kommt.
OESTERREICH.
Verschlechterung der Situation.
Wien, 30. Juli. Der Kaiser empfing gleich
nach seiner Ankunft den Minister des Äußeren, Grafen
Berchthold, den Kriegsminister v. Krobatin und
den Generalstabschef Baron Conrad. Die Situation
wird wegen der Haltung Rußlands
als sehr ernst beurteilt.
Allgemeine Mobilmachung in Oesterreich.
Wien, 31. Juli. In Oesterreich ist die allgemeine
Mobilisierung mit Einschluß des
Landsturms angeordnet worden. Landsturmpflichtig
sind Männer vom 18. bis 42. Lebensjahr. Der
Landsturm besteht in zwei Aufgeboten.
Noch keine Grenzüberschreitung österreichischer
Truppen.
Budapest, 31. Juli. Von amtlicher ungarischer
Seite erfahre ich, daß entgegen allen anders
lautenden Nachrichten österreichisch-ungarische Truppen
bis Donnerstag abends noch nirgends die serbischen
Grenzen überschritten haben. Auf der ungarischen
Festung Peterwardein wurde gestern ein
Reservist, der als Nazarener den Gehorsam verweigerte,
standrechtlich erschossen.
Der Weltfriedenskongreß in Wien abgesagt.
Der für den 15. bis 19. September nach Wien einberufene
Weltfriedenskongreß wurde infolge der
Kriegsereignisse abgesagt. Zum Kongreß waren
bereits über 2000 Teilnehmer angemeldet.
Neueste Nachrichten.
Wien, 1. August. Nach einer amtlichen Mitteilung
vom 31. Juli hat der Kaiser die allgemeine
Mobilmachung des Heeres und der Marine und der
beiden Landwehren sowie die Aufbietung und Einberufung
des Landsturmes befohlen. Diese Verfügung
ist veranlaßt durch die von Rußland angeordnete
Mobilisierung und hat keinen aggressiven
Charakter.
Wien, 1. August. Durch kaiserliche Verordnung
wurden die Befugnisse der politischen Verwaltung
dem Armeeoberkommandanten übertragen, ferner
eine Ministerialverordnung über den Absatz von
Waffen, Munitionsgegenständen und über Einstellung
der Wirksamkeit der Geschworenengerichte veröffentlicht.
Diese Verordnung gilt für die Bukowina,
Teile von Mähren und Schlesien. Am Küstenland
von Dalmatien wird der Seeverkehr
beschränkt.
Wien, 1. August. Nach Bekanntwerden der allgemeinen
Mobilisierung fanden große patriotische
Kundgebungen statt. Auch aus der Provinz laufen
Berichte über begeisterte Kundgebungen ein.
ITALIEN.
Macht Italien mobil?
Rom, 31. Juli. Der italienische Ministerrat
beriet heute über die Mobilisierung der italienischen
Armee.
3. Spalte
Italien bestellt fünf Parseval-Luftschiffe.
Die italienische Regierung gab der Luftfahrzeug-
Gesellschaft in Bitterfeld fünf neue Parseval-
Luftschiffe in Auftrag.
RUSSLAND.
Die russische Mobilmachung an der deutschen
Grenze.
Es kann keinem Zweifel unterliegen, daß die
russische Mobilmachung an der Grenze in vollem
Gange ist. Die zweite und dritte russische Kavalleriedivision
stehen an der Grenze zwischen Wirballen
und Augustow. Die russische Grenzwache hat ihre
Wachthäuser in Brand gesetzt. Zollbeamte behaupten,
daß dies Mobilmachung bedeutet. Zuverlässige
Reisende haben auf der Fahrt von Petersburg nach
Wirballen in Wilna drei Militärzüge mit Artillerie
gesehen. Alle Mannschaften waren kriegsmäßig
ausgerüstet.
Russische Maßnahmen.
Kattowitz, 31. Juli. Heute nacht 2 ½ Uhr
wurde die Eisenbahnbrücke von Granica,
die Granica mit Sczokowa verbindet, vom russischen
Militär in die Luft gesprengt. Die Einwohnerschaft
von Granica hat den Ort geräumt.
Rußland hat den Grenzkordon zurückgezogen.
Die russische Zollkammer wurde geräumt
und ihre Bestände nach dem Inneren Rußlands gebracht.
Alle Lokomotiven sind von der Grenze nach
dem Inneren gebracht worden. Aus Kalisch wird
gemeldet, daß man dort alles in der größten Eile
zum Kriege vorbereite. Heute treffen dort wiederum
zwei Infanterie-Regimenter, eins aus Lodz und
eins aus Warschau, ein. Die Bahnlinie von Kalisch
nach der deutschen Grenze ist durchweg
militärisch besetzt. In dem unweit von Kalisch
gelegenen Orte Mostkow liegt eine Abteilung
Jäger. Soeben kam hier die Nachricht aus Kalisch,
daß ein Artillerie-Regiment nach der russischen
Grenze befördert wurde. Es steht auch fest, daß unweit
der Grenze eine Maschinengewehrabteilung
stationiert ist.
Verbrüderung mit den Königsmördern.
Gestern verließen abermals mehrere serbische Offiziere
die russische Hauptstadt. Schon eine Stunde
vor Abgang des Zuges versammelten sich große
Menschenmassen auf dem Bahnhof bis weit auf die
Straße hinaus und brachten den Serben begeisterte
Ovationen dar. Es wurden Fahnen vorangetragen.
Die serbischen Offiziere wurden vom Publikum
auf den Händen zum Zuge getragen. Bei der
Abfahrt wurde ihnen ein Bildnis des Zaren überreicht.
Die Demonstranten segneten die Offiziere
mit dem Bildnis des Zaren.
Meuterei auf der russischen Flotte?
Konstantinopel, 30. Juli. In einem
wird gemeldet: Eswird bestätigt, daß auf der russischen Flotte in
Sebastopol eine Meuterei ausgebrochen ist. Über ihren
Umfang liegen keine zuverlässigen Nachrichten vor,
insbesondere darüber, ob es sich etwa um einen vereinzelten
Vorgang auf einem einzelnen Schiff handelt.
Der hiesige russische Stationskreuzer ging
gestern mit versiegelter Order ins Schwarze Meer.
Die deutschen Schiffe werden aus dem Schwarzen
Meer zurückgerufen. Diese Meldung zeigt - ebenso
wie die von der Sprengung der Warschauer Zitadelle -
aufs neue, mit welchen bedeutenden Schwierigkeiten
im Innern Rußlands zu kämpfen hat.
Neueste Nachrichten.
Moskau, 1. Aug. Der Gemeinderat bewilligte
1 Million Rubel für Organisation und Hilfsmittel
für Heer und Flotte Rußlands unter befreundeten
Mächten.
ENGLAND.
Pessimistische Stimmung in London.
London, 30. Juli. Die englische Zuversicht auf
eine Eindämmung des Kriegsherdes ist, seit Sir
Edward Greys heutiger Erklärung, in tiefsten Pessimismus
umgeschlagen. Bange Fragen erheben sich
in den Kreisen der Parlamentarier: Wird die Regierung
die Session vor den Ferien, wie üblich,
schließen oder nur vertagen? Die gegen allen
Parlamentsbrauch verstoßende Vertagung wäre ein
sicherer Beweis dafür, daß man mit derMöglichkeit
einer aktiven Teilnahme Englands an einem europäischen
Krieg rechnet und deshalb das Mittel
schnellster Berufung des Hauses in der Hand behält.
In den Wandelgängen des Parlaments und in den
politischen Klubs besprechen erregte Gruppen dem [sic]
designierten Ausspruch des Staatssekretärs, bislang
seien weitere Schwierigkeiten unter den Mächten
nicht eingetreten, wobei die Betonung des "bislang"
eine nur geringe Hoffnung für die Zukunft zu zeigen
scheint. Auch das Wirtschaftsleben zeigt eine außerordentliche
Depression.
Die englischen Flottenvorkehrungen.
London, 31. Juli. Die englischen Marinebehörden
haben sämtliche Vorsichtsmaßregeln getroffen.
Den gestrigen Tag über herrschte in Portsmouth
fieberhafte Geschäftigkeit. Vor allem war
man darauf bedacht, die Schiffe der 2. Flotte für den
ersten Ruf in Bereitschaft zu setzen. Die Hauptarbeit
war, die Mannschaft möglichst schnell auf
ihren Bestand zu bringen. Jeder Urlaub hörte auf;
die Mannschaften, die der Marineartillerie und den
Torpedoschulen zugeteilt waren, kehrten zur zweiten
Flotte zurück. Die Militärbehörden stellten starke
Infanterieaufgebote zum Schutze der Staatsmagazine
auf. Auch am Humber ging es bei der Flotte
lebhaft zu. Die achte Torpedobootsflottille, die zehn
Zerstörer und den Kreuzer "Pothfinder" umfaßt,
lief ein, nahm in Immingham Kohlen ein und fuhr
an die Ostküste. Drei Unterseeboote und der Kreuzer
4. Spalte
"Bonaventure" postierten sich in der Humbermündung.
Die großen Oeltanks der Admiralität
in Killingholme wurden mit Gras bedeckt und mit
schwarzer und roter Farbe angestrichen, um sie vor
einer Beobachtung von der See aus zu schützen. Der
Kreuzer "Hazard" mit einer Unterseebootsflottille
lief in Dover ein, wo er sich mit den leichten
Kreuzern und den Zerstörern der sechsten Flottille, die
auch in Portsmouth stationiert ist, vereinigte. Trotzdem
nicht die geringste Ursache für eine Besorgnis
oder für Alarm in Gibraltar vorliegt, so sind doch
in ständiger Arbeit bei Tag und Nacht die notwendigen
Vorsichtsmaßregeln für die Verteidigung des
Felsens getroffen worden.
Asquith über den Ernst der Lage.
Im Unterhaus beantragte Premierminister Asquith
die Vertagung der zweiten Lesung der Zusatzbill
und sagte: Wir versammeln uns heute unter
Bedingungen, deren Ernst in unser aller Erfahrung
kaum seinesgleichen hat. Die Frage: Krieg oder
Frieden? hängt in der Schwebe. Wir stehen einer
Katastrophe gegenüber, deren Umfang und
Wirkungen unmöglich abgeschätzt
werden können. Unter diesen Umständen
ist es von vitaler Bedeutung für das Interesse
der ganzen Welt, daß England, das keine eigenen
Interessen direkt auf dem Spiele stehen hat (Beifall),
eine geschlossene Front zeigt (lebh. Beifall)
und imstande ist, mit der Autorität einer einigen
Nation zu sprechen und zu handeln. Die Debatte
über die Zusatzbill könne unter solchen Umständen
verderbliche Wirkungen auf die internationale
Lage haben. Er beantragte [sic] daher in Übereinstimmung
mit Bonar Law die Vertagung und spreche die
die Hoffnung aus, daß der Patriotismus aller Parteien
dazu beitragen werde, soviel das in Engands
Macht liegt, das Unheil, das die ganze Welt
bedrohe, wenn nicht abzuwenden, so doch wenigstens
zu umgrenzen.
Panik der Londoner Finanzwelt.
London, 31. Juli. Gegenwärtig findet ein
Ansturm bei der Bank von England statt zur Eintauschung
von Noten gegen Gold. Auch bei den Aktienbanken
ist eine Massenentnahme von Gold im
Gange. Im Augenblick verlassen vier Wagen mit
Gold die Bank von England unter Bedeckung von
etwa 400 Mann. Bedeutende Börsenfirmen veranlaßten
das im Handelsteil gemeldete Schließen der
Börse durch eine Petition an den Börsenvorstand
unter Androhung sofortiger Zahlungseinstellungen.
Neueste Nachrichten.
London, 1. Aug. Im Unterhause wies Asquith,
der mit Beifall empfangen wurde, auf die
Vorgänge mit Rußland und Deutschland hin, und
sagte, er zieh [sic] vor, unter diesen Umständen keine
weiteren Fragen bis Montag zu beantworten.
FRANKREICH.
Französische Geldknappheit.
Einen bemerkenswerten Kontrast zu der finanziellen
Bereitschaft, die in Deutschland herrscht,
stellen Vorsichtsmaßregeln dar, die dem "Tag"
zufolge in Paris getroffen werden. Die französische
Regierung hat mit Rücksicht auf die
gegenwärtige Lage gemäß dem Gesetz über die
Sparkassen sich entschlossen, daß Zahlungen auf
50 Francs innerhalb 14 Tagen für jeden Einleger
limitiert werden. Infolgedessen finden Auszahlungen
auf Sicht nicht mehr statt. Auszahlungen bis
zu 50 Francs werden gemäß dem Gesetze erst 14
Tage nach Kündigung erfolgen.
DÄNEMARK.
Kopenhagen, 1. Aug. Die Regierung hat
beschlossen, in dem Kriege zwischen Österreich-Ungarn
und Serbien vollständige Neutralität zu
bewahren.
BELGIEN U. HOLLAND.
Die Königin der Niederlande hat Freitagmittag
um 1,30 Uhr durch Erlaß die sofortige allgemeine
Mobilmachung befohlen. In einer weiteren
Bekanntmachung wird erklärt, daß für die Niederlande
Kriegsgefahr besteht. Die Zweite Kammer ist für
den 3. August nachmittags zusammenberufen worden.
Holland sollte doch wirklich etwas weniger
nervös sein. Die belgische Regierung hat sämtliche
Reserveoffiziere für die dritte und fünfte Division,
die in Lüttich und Mons liegen, einberufen.
-
item 20
1. Spalte
Der Kronprinz Führer der 1. Gardedivision.
Nach einer offiziellen Meldung aus Potsdam ist
der Kronprinz zum Führer der ersten Gardedivision
ausersehen.
Generalfeldmarschall v. d. Goltz' Wiedereintritt
in das Heer.
Generalfeldmarschall von der Goltz hat sich zum
Wiedereintritt in das Heer gemeldet. Es laufen
schon seit länger als einer Woche im preußischen
Kriegsministerium täglich Meldungen von deutschen
Kriegsfreiwilligen ein. Die Meldungen
rekrutieren sich vielfach aus denjenigen
Kreisen, für die kein Zwang zum Militärdienst besteht,
insbesondere aus Mitgliedern des Landsturmes
und auch aus solchen, die bei der Aushebung
als untauglich befunden wurden, beziehentlich
bei der Auslosung ausfielen. Zurzeit werden
diese Meldungen keine Berücksichtigung finden.
Nur im allerletzten Ernstfalle werden Freiwillige
dieser Art zur Verwendung im inneren
Dienste kommen. Dagegen haben die verabschiedeten
Offiziere die sich ebenfalls zahlreich
zum Wiedereintritt melden, Aussicht auf
baldige Annahme.
Die Einstellung von Nichtgedienten
und Freiwilligen.
Auf Grund des § 98 der Heer-und Wehrordnung
kann sich jede Persönlichkeit, die ihrer Dienstpflicht
noch nicht genügt hat, bei Ausbruch
der Mobilmachung einen Truppenteil (Ersatzbataillon
usw.) nach Belieben wählen. Wenn er dies
nicht tut, wird bei der bald einsetzenden Aushebung
über ihn verfügt. Als Kriegsfreiwillige können
sich solche Leute bei einem Ersatztruppenteil melden,
die keine gesetzliche Verpflichtung zum Dienen
mehr haben, ferner jugendliche Personen zwischen
17 und 20 Jahren, soweit sie sich nicht in solchen
Bezirken aufhalten, in denen der Landsturm aufgeboten
ist.
Der Telephonverkehr in Deutschland gesperrt.
Nach den Grenzstädten im Westen, Norden und
Osten ist ein telephonischer Verkehr nicht mehr möglich.
Ein deutsches Ausfuhrverbot.
Berlin, 31. Juli. Der Bundesrat hat in seiner
heutigen Sitzung den Erlaß von drei kaiserlichen
Verordnungen betreffend das Verbot der Ausfuhr
von Verpflegungs-, Streu- und Futtermitteln, ferner
von Tieren und tierischen Erzeugnissen sowie
von Kraftfahrzeugen (Motorwagen, Motorfahrrädern
und Teilen davon) und von Mineralrohölen,
Steinkohlenteer und allen aus diesen hergestellten
Oelen zugestimmt. Die Verordnungen treten sofort
in Kraft; der Reichskanzler ist ermächtigt, Ausnahmen
zu gestatten und die erforderlichen
Sicherungsmaßregeln zu treffen.
Weiteres Ausfuhrverbot.
Berlin, 31. Juli. Der heutige "Reichsanzeiger"
veröffentlicht außer den bereits gemeldeten
Ausfuhrverboten das Verbot der Ausfuhr und
Durchfuhr von Eisenbahnmaterial aller
Art, von Telegraphen- und Fernsprechdrähten sowie
Teilen davon, von Luftschiffergeräten aller Art,
von Fahrzeugen und Teilen davon, ferner das Verbot
betreffend die Ausfuhr und Durchfuhr von
Waffen, Munition, Pulver und Sprengstoffen, sowie
von anderen Artikeln des Kriegsbedarfs und
von Gegenständen zur Herstellung von Kriegsbedarfsartikeln,
ferner das Verbot betreffend die Ausfuhr und
Durchfuhr von Rohstoffen, die bei der Herstellung
und dem Betriebe von Gegenständen des Kriegsbedarfs
zur Verwendung gelangen.
Russische Erntearbeiter.
Unter den Maßnahmen, die die deutsche Regierung
treffen sollte, besteht hoffentlich auch die Einbehaltung
der russischen Erntearbeiter, die
noch auf deutschem Boden weilen. Zu der Zahl von
weit über 50 000 Mann nicht der schlechtesten Soldaten
stellen sie ein vollrussisches Armeekorps
dar. Genau so wie man in Oesterreich alle
serbischen Reservisten kurzerhand verhaftet, halte
man diese russischen Reservisten bei uns sofort unter
militärischer Bewachung - wozu Landsturmleute
genügen - und lasse die Erntearbeiten
vollenden und interniere sie dann an geeigneten
Orten. Es ist das eine Pflicht der Selbsterhaltung.
Nur keine falsche Zurückhaltung den russischen
Friedensbrechern gegenüber!
Die Unterbrechung der deutschen Seeschiffahrt.
Hamburg, 31. Juli. Sämtliche Hamburger
Reedereien haben ihre auf See befindlichen Dampfer
angewiesen, unverzüglich den nächsten Hafen anzulaufen
und weitere Order abzuwarten. Aus Hamburg
wird heute kein Schiff mehr abgelassen.
Panik in Straßburg.
Straßburg, 30. Juli. In Straßburg herrscht
die größte Erregung. Das Papiergeld hat momentan
fast keinen Wert; Geschäftsleute und Wirtschaften
weigern sich, Papiergeld anzunehmen. An den
Sparkassen werden fortgesetzt Beträge abgehoben,
es wird von manchen Leuten sogar ein schwunghafter
Handel mit Hundertmarkscheinen betrieben, für die sie
90 bis 95 Mark in Silber zahlen. - Die Lebensmittelpreise
sind horrend in die Höhe gestiegen.
Die Kolonialwarenhändler machen bekannt, daß
nur noch gegen Kasse verkauft werde.
Aus Königsberg.
Die Polizeidirektion macht durch Anschlag öffentlich
bekannt: Zur Sicherung des Hauptbahnhofes
und dessen Betriebsanlagen, ist eine militärische
Wache am Bahnhof, sowie Posten an den Betriebsanlagen
daselbst aufgestellt. Um Unglücksfälle zu
vermeiden, mache ich die Bevölkerung darauf aufmerksam,
daß die Annäherung an die
2. Spalte
Eisenbahnanlagen (Gleise, Brücken, Stellwerke usw.)
näher als 100 Meter verboten ist. Das Passieren
dieser Anlagen durch Zivilpersonen ohne Begleitung
eines Postens ist verboten. Zivilpersonen werden
von den Posten mit Halt! angerufen und müssen
stehen. Zuwiderhandelnde setzen sich der Gefahr
aus, erschossen zu werden.
Panik an der russischen Grenze.
Ostrowo, 31. Juli. Unter den Einwohnern
an der russischen Grenze herrscht eine große Panik,
sogar die Familien der deutschen Beamten leben
in großer Aufregung und die meisten haben die
letzte Nacht in Ostrowo verbracht. Der Güterverkehr
zwischen Skalmierzyce und Kalisch ist eingestellt
worden. Die russische Grenzwache wurde durch Infanterie
verstärkt.
Eine nationale Tat.
Kottbus, 31. Juli. Angesichts der politischen
Ereignisse erachtet es der Arbeitgeberverband
der Lausitzer Tuchindustrie für seine nationale
Pflicht, die Aussperrung sofort für
beendet zu erklären. Die Verbandsbetriebe
werden am Montag, den 3. August, früh wieder
eröffnet.
Neueste Nachrichten.
Berlin, 1. Aug. Laut "Lok. Anz." hat die
Kaiserliche Familie gestern abend im Schlosse
das heilige Abendmahl genommen.
Berlin, 1. Aug. Prinz Adalbert von Preußen
hat sich heute mit der Prinzessin Adelheid von Sachsen-
Meiningen verlobt.
Berlin, 1. Aug. Der Berliner Magistrat hat
sich gestern sehr eingehend mit Maßnahmen beschäftigt,
die die städtische Verwaltung im Falle des
Krieges zu ergreifen hat. Nach der "Morgenpost"
wurde eine Reihe wichtiger Beschlüsse gefaßt, die sich
auf die Lebensmittelversorgung beziehen. Die
Stadt wird in der Lage sein, die Lebensmittelversorgung
selbst zu regeln.
Berlin, 1. Aug. Für den Fall der Mobilmachung
hat Geheimrat Lipmann vom Vorstand der
Volks-Kaffee- und Speisehallen-Gesellschaft den
Betrag von 15 000 Mark für den Fall des Krieges
zur unentgeltlichen Verabreichung von Speisen
und Getränken an ausrückende Mannschaften auf
den Berliner Bahnhöfen zur Verfügung gestellt.
Berlin, 1. Aug. An der Berliner Universität
schlossen gestern die Professoren ihre Vorlesungen
mit dem Hinweis auf die bevorstehende Kriegsgefahr
und die in Aussicht stehende Schließung der
Universität.
Berlin, 1. Aug. Der frühere Pastor Schmidt,
der unter dem Verdacht verhaftet wurde, das
Revolverattentat auf die inzwischen ihren Verletzungen
erlegene Frau Meyer aus der Xantenerstraße verübt
zu haben, ist dem Berliner Tageblatt zufolge
aus der Haft entlassen worden, weil er als Täter
nicht mehr in Frage kommt.
OESTERREICH.
Verschlechterung der Situation.
Wien, 30. Juli. Der Kaiser empfing gleich
nach seiner Ankunft den Minister des Äußeren, Grafen
Berchthold, den Kriegsminister v. Krobatin und
den Generalstabschef Baron Conrad. Die Situation
wird wegen der Haltung Rußlands
als sehr ernst beurteilt.
Allgemeine Mobilmachung in Oesterreich.
Wien, 31. Juli. In Oesterreich ist die allgemeine
Mobilisierung mit Einschluß des
Landsturms angeordnet worden. Landsturmpflichtig
sind Männer vom 18. bis 42. Lebensjahr. Der
Landsturm besteht in zwei Aufgeboten.
Noch keine Grenzüberschreitung österreichischer
Truppen.
Budapest, 31. Juli. Von amtlicher ungarischer
Seite erfahre ich, daß entgegen allen anders
lautenden Nachrichten österreichisch-ungarische Truppen
bis Donnerstag abends noch nirgends die serbischen
Grenzen überschritten haben. Auf der ungarischen
Festung Peterwardein wurde gestern ein
Reservist, der als Nazarener den Gehorsam verweigerte,
standrechtlich erschossen.
Der Weltfriedenskongreß in Wien abgesagt.
Der für den 15. bis 19. September nach Wien einberufene
Weltfriedenskongreß wurde infolge der
Kriegsereignisse abgesagt. Zum Kongreß waren
bereits über 2000 Teilnehmer angemeldet.
Neueste Nachrichten.
Wien, 1. August. Nach einer amtlichen Mitteilung
vom 31. Juli hat der Kaiser die allgemeine
Mobilmachung des Heeres und der Marine und der
beiden Landwehren sowie die Aufbietung und Einberufung
des Landsturmes befohlen. Diese Verfügung
ist veranlaßt durch die von Rußland angeordnete
Mobilisierung und hat keinen aggressiven
Charakter.
Wien, 1. August. Durch kaiserliche Verordnung
wurden die Befugnisse der politischen Verwaltung
dem Armeeoberkommandanten übertragen, ferner
eine Ministerialverordnung über den Absatz von
Waffen, Munitionsgegenständen und über Einstellung
der Wirksamkeit der Geschworenengerichte veröffentlicht.
Diese Verordnung gilt für die Bukowina,
Teile von Mähren und Schlesien. Am Küstenland
von Dalmatien wird der Seeverkehr
beschränkt.
Wien, 1. August. Nach Bekanntwerden der allgemeinen
Mobilisierung fanden große patriotische
Kundgebungen statt. Auch aus der Provinz laufen
Berichte über begeisterte Kundgebungen ein.
ITALIEN.
Macht Italien mobil?
Rom, 31. Juli. Der italienische Ministerrat
beriet heute über die Mobilisierung der italienischen
Armee.
3. Spalte
Italien bestellt fünf Parseval-Luftschiffe.
Die italienische Regierung gab der Luftfahrzeug-
Gesellschaft in Bitterfeld fünf neue Parseval-
Luftschiffe in Auftrag.
RUSSLAND.
Die russische Mobilmachung an der deutschen
Grenze.
Es kann keinem Zweifel unterliegen, daß die
russische Mobilmachung an der Grenze in vollem
Gange ist. Die zweite und dritte russische Kavalleriedivision
stehen an der Grenze zwischen Wirballen
und Augustow. Die russische Grenzwache hat ihre
Wachthäuser in Brand gesetzt. Zollbeamte behaupten,
daß dies Mobilmachung bedeutet. Zuverlässige
Reisende haben auf der Fahrt von Petersburg nach
Wirballen in Wilna drei Militärzüge mit Artillerie
gesehen. Alle Mannschaften waren kriegsmäßig
ausgerüstet.
Russische Maßnahmen.
Kattowitz, 31. Juli. Heute nacht 2 ½ Uhr
wurde die Eisenbahnbrücke von Granica,
die Granica mit Sczokowa verbindet, vom russischen
Militär in die Luft gesprengt. Die Einwohnerschaft
von Granica hat den Ort geräumt.
Rußland hat den Grenzkordon zurückgezogen.
Die russische Zollkammer wurde geräumt
und ihre Bestände nach dem Inneren Rußlands gebracht.
Alle Lokomotiven sind von der Grenze nach
dem Inneren gebracht worden. Aus Kalisch wird
gemeldet, daß man dort alles in der größten Eile
zum Kriege vorbereite. Heute treffen dort wiederum
zwei Infanterie-Regimenter, eins aus Lodz und
eins aus Warschau, ein. Die Bahnlinie von Kalisch
nach der deutschen Grenze ist durchweg
militärisch besetzt. In dem unweit von Kalisch
gelegenen Orte Mostkow liegt eine Abteilung
Jäger. Soeben kam hier die Nachricht aus Kalisch,
daß ein Artillerie-Regiment nach der russischen
Grenze befördert wurde. Es steht auch fest, daß unweit
der Grenze eine Maschinengewehrabteilung
stationiert ist.
Verbrüderung mit den Königsmördern.
Gestern verließen abermals mehrere serbische Offiziere
die russische Hauptstadt. Schon eine Stunde
vor Abgang des Zuges versammelten sich große
Menschenmassen auf dem Bahnhof bis weit auf die
Straße hinaus und brachten den Serben begeisterte
Ovationen dar. Es wurden Fahnen vorangetragen.
Die serbischen Offiziere wurden vom Publikum
auf den Händen zum Zuge getragen. Bei der
Abfahrt wurde ihnen ein Bildnis des Zaren überreicht.
Die Demonstranten segneten die Offiziere
mit dem Bildnis des Zaren.
Meuterei auf der russischen Flotte?
Konstantinopel, 30. Juli. In einem
wird gemeldet: Eswird bestätigt, daß auf der russischen Flotte in
Sebastopol eine Meuterei ausgebrochen ist. Über ihren
Umfang liegen keine zuverlässigen Nachrichten vor,
insbesondere darüber, ob es sich etwa um einen vereinzelten
Vorgang auf einem einzelnen Schiff handelt.
Der hiesige russische Stationskreuzer ging
gestern mit versiegelter Order ins Schwarze Meer.
Die deutschen Schiffe werden aus dem Schwarzen
Meer zurückgerufen. Diese Meldung zeigt - ebenso
wie die von der Sprengung der Warschauer Zitadelle -
aufs neue, mit welchen bedeutenden Schwierigkeiten
im Innern Rußlands zu kämpfen hat.
Neueste Nachrichten.
Moskau, 1. Aug. Der Gemeinderat bewilligte
1 Million Rubel für Organisation und Hilfsmittel
für Heer und Flotte Rußlands unter befreundeten
Mächten.
ENGLAND.
Pessimistische Stimmung in London.
London, 30. Juli. Die englische Zuversicht auf
eine Eindämmung des Kriegsherdes ist, seit Sir
Edward Greys heutiger Erklärung, in tiefsten Pessimismus
umgeschlagen. Bange Fragen erheben sich
in den Kreisen der Parlamentarier: Wird die Regierung
die Session vor den Ferien, wie üblich,
schließen oder nur vertagen? Die gegen allen
Parlamentsbrauch verstoßende Vertagung wäre ein
sicherer Beweis dafür, daß man mit derMöglichkeit
einer aktiven Teilnahme Englands an einem europäischen
Krieg rechnet und deshalb das Mittel
schnellster Berufung des Hauses in der Hand behält.
In den Wandelgängen des Parlaments und in den
politischen Klubs besprechen erregte Gruppen dem [sic]
designierten Ausspruch des Staatssekretärs, bislang
seien weitere Schwierigkeiten unter den Mächten
nicht eingetreten, wobei die Betonung des "bislang"
eine nur geringe Hoffnung für die Zukunft zu zeigen
scheint. Auch das Wirtschaftsleben zeigt eine außerordentliche
Depression.
Die englischen Flottenvorkehrungen.
London, 31. Juli. Die englischen Marinebehörden
haben sämtliche Vorsichtsmaßregeln getroffen.
Den gestrigen Tag über herrschte in Portsmouth
fieberhafte Geschäftigkeit. Vor allem war
man darauf bedacht, die Schiffe der 2. Flotte für den
ersten Ruf in Bereitschaft zu setzen. Die Hauptarbeit
war, die Mannschaft möglichst schnell auf
ihren Bestand zu bringen. Jeder Urlaub hörte auf;
die Mannschaften, die der Marineartillerie und den
Torpedoschulen zugeteilt waren, kehrten zur zweiten
Flotte zurück. Die Militärbehörden stellten starke
Infanterieaufgebote zum Schutze der Staatsmagazine
auf. Auch am Humber ging es bei der Flotte
lebhaft zu. Die achte Torpedobootsflottille, die zehn
Zerstörer und den Kreuzer "Pothfinder" umfaßt,
lief ein, nahm in Immingham Kohlen ein und fuhr
an die Ostküste. Drei Unterseeboote und der Kreuzer
4. Spalte
"Bonaventure" postierten sich in der Humbermündung.
Die großen Oeltanks der Admiralität
in Killingholme wurden mit Gras bedeckt und mit
schwarzer und roter Farbe angestrichen, um sie vor
einer Beobachtung von der See aus zu schützen. Der
Kreuzer "Hazard" mit einer Unterseebootsflottille
lief in Dover ein, wo er sich mit den leichten
Kreuzern und den Zerstörern der sechsten Flottille, die
auch in Portsmouth stationiert ist, vereinigte. Trotzdem
nicht die geringste Ursache für eine Besorgnis
oder für Alarm in Gibraltar vorliegt, so sind doch
in ständiger Arbeit bei Tag und Nacht die notwendigen
Vorsichtsmaßregeln für die Verteidigung des
Felsens getroffen worden.
Asquith über den Ernst der Lage.
Im Unterhaus beantragte Premierminister Asquith
die Vertagung der zweiten Lesung der Zusatzbill
und sagte: Wir versammeln uns heute unter
Bedingungen, deren Ernst in unser aller Erfahrung
kaum seinesgleichen hat. Die Frage: Krieg oder
Frieden? hängt in der Schwebe. Wir stehen einer
Katastrophe gegenüber, deren Umfang und
Wirkungen unmöglich abgeschätzt
werden können. Unter diesen Umständen
ist es von vitaler Bedeutung für das Interesse
der ganzen Welt, daß England, das keine eigenen
Interessen direkt auf dem Spiele stehen hat (Beifall),
eine geschlossene Front zeigt (lebh. Beifall)
und imstande ist, mit der Autorität einer einigen
Nation zu sprechen und zu handeln. Die Debatte
über die Zusatzbill könne unter solchen Umständen
verderbliche Wirkungen auf die internationale
Lage haben. Er beantragte [sic] daher in Übereinstimmung
mit Bonar Law die Vertagung und spreche die
die Hoffnung aus, daß der Patriotismus aller Parteien
dazu beitragen werde, soviel das in Engands
Macht liegt, das Unheil, das die ganze Welt
bedrohe, wenn nicht abzuwenden, so doch wenigstens
zu umgrenzen.
Panik der Londoner Finanzwelt.
London, 31. Juli. Gegenwärtig findet ein
Ansturm bei der Bank von England statt zur Eintauschung
von Noten gegen Gold. Auch bei den Aktienbanken
ist eine Massenentnahme von Gold im
Gange. Im Augenblick verlassen vier Wagen mit
Gold die Bank von England unter Bedeckung von
etwa 400 Mann. Bedeutende Börsenfirmen veranlaßten
das im Handelsteil gemeldete Schließen der
Börse durch eine Petition an den Börsenvorstand
unter Androhung sofortiger Zahlungseinstellungen.
Neueste Nachrichten.
London, 1. Aug. Im Unterhause wies Asquith,
der mit Beifall empfangen wurde, auf die
Vorgänge mit Rußland und Deutschland hin, und
sagte, er zieh [sic] vor, unter diesen Umständen keine
weiteren Fragen bis Montag zu beantworten.
FRANKREICH.
Französische Geldknappheit.
Einen bemerkenswerten Kontrast zu der finanziellen
Bereitschaft, die in Deutschland herrscht,
stellen Vorsichtsmaßregeln dar, die dem "Tag"
zufolge in Paris getroffen werden. Die französische
Regierung hat mit Rücksicht auf die
gegenwärtige Lage gemäß dem Gesetz über die
Sparkassen sich entschlossen, daß Zahlungen auf
50 Francs innerhalb 14 Tagen für jeden Einleger
limitiert werden. Infolgedessen finden Auszahlungen
auf Sicht nicht mehr statt. Auszahlungen bis
zu 50 Francs werden gemäß dem Gesetze erst 14
Tage nach Kündigung erfolgen.
DÄNEMARK.
Kopenhagen, 1. Aug. Die Regierung hat
beschlossen, in dem Kriege zwischen Österreich-Ungarn
und Serbien vollständige Neutralität zu
bewahren.
-
item 20
1. Spalte
Der Kronprinz Führer der 1. Gardedivision.
Nach einer offiziellen Meldung aus Potsdam ist
der Kronprinz zum Führer der ersten Gardedivision
ausersehen.
Generalfeldmarschall v. d. Goltz' Wiedereintritt
in das Heer.
Generalfeldmarschall von der Goltz hat sich zum
Wiedereintritt in das Heer gemeldet. Es laufen
schon seit länger als einer Woche im preußischen
Kriegsministerium täglich Meldungen von deutschen
Kriegsfreiwilligen ein. Die Meldungen
rekrutieren sich vielfach aus denjenigen
Kreisen, für die kein Zwang zum Militärdienst besteht,
insbesondere aus Mitgliedern des Landsturmes
und auch aus solchen, die bei der Aushebung
als untauglich befunden wurden, beziehentlich
bei der Auslosung ausfielen. Zurzeit werden
diese Meldungen keine Berücksichtigung finden.
Nur im allerletzten Ernstfalle werden Freiwillige
dieser Art zur Verwendung im inneren
Dienste kommen. Dagegen haben die verabschiedeten
Offiziere die sich ebenfalls zahlreich
zum Wiedereintritt melden, Aussicht auf
baldige Annahme.
Die Einstellung von Nichtgedienten
und Freiwilligen.
Auf Grund des § 98 der Heer-und Wehrordnung
kann sich jede Persönlichkeit, die ihrer Dienstpflicht
noch nicht genügt hat, bei Ausbruch
der Mobilmachung einen Truppenteil (Ersatzbataillon
usw.) nach Belieben wählen. Wenn er dies
nicht tut, wird bei der bald einsetzenden Aushebung
über ihn verfügt. Als Kriegsfreiwillige können
sich solche Leute bei einem Ersatztruppenteil melden,
die keine gesetzliche Verpflichtung zum Dienen
mehr haben, ferner jugendliche Personen zwischen
17 und 20 Jahren, soweit sie sich nicht in solchen
Bezirken aufhalten, in denen der Landsturm aufgeboten
ist.
Der Telephonverkehr in Deutschland gesperrt.
Nach den Grenzstädten im Westen, Norden und
Osten ist ein telephonischer Verkehr nicht mehr möglich.
Ein deutsches Ausfuhrverbot.
Berlin, 31. Juli. Der Bundesrat hat in seiner
heutigen Sitzung den Erlaß von drei kaiserlichen
Verordnungen betreffend das Verbot der Ausfuhr
von Verpflegungs-, Streu- und Futtermitteln, ferner
von Tieren und tierischen Erzeugnissen sowie
von Kraftfahrzeugen (Motorwagen, Motorfahrrädern
und Teilen davon) und von Mineralrohölen,
Steinkohlenteer und allen aus diesen hergestellten
Oelen zugestimmt. Die Verordnungen treten sofort
in Kraft; der Reichskanzler ist ermächtigt, Ausnahmen
zu gestatten und die erforderlichen
Sicherungsmaßregeln zu treffen.
Weiteres Ausfuhrverbot.
Berlin, 31. Juli. Der heutige "Reichsanzeiger"
veröffentlicht außer den bereits gemeldeten
Ausfuhrverboten das Verbot der Ausfuhr und
Durchfuhr von Eisenbahnmaterial aller
Art, von Telegraphen- und Fernsprechdrähten sowie
Teilen davon, von Luftschiffergeräten aller Art,
von Fahrzeugen und Teilen davon, ferner das Verbot
betreffend die Ausfuhr und Durchfuhr von
Waffen, Munition, Pulver und Sprengstoffen, sowie
von anderen Artikeln des Kriegsbedarfs und
von Gegenständen zur Herstellung von Kriegsbedarfsartikeln,
ferner das Verbot betreffend die Ausfuhr und
Durchfuhr von Rohstoffen, die bei der Herstellung
und dem Betriebe von Gegenständen des Kriegsbedarfs
zur Verwendung gelangen.
Russische Erntearbeiter.
Unter den Maßnahmen, die die deutsche Regierung
treffen sollte, besteht hoffentlich auch die Einbehaltung
der russischen Erntearbeiter, die
noch auf deutschem Boden weilen. Zu der Zahl von
weit über 50 000 Mann nicht der schlechtesten Soldaten
stellen sie ein vollrussisches Armeekorps
dar. Genau so wie man in Oesterreich alle
serbischen Reservisten kurzerhand verhaftet, halte
man diese russischen Reservisten bei uns sofort unter
militärischer Bewachung - wozu Landsturmleute
genügen - und lasse die Erntearbeiten
vollenden und interniere sie dann an geeigneten
Orten. Es ist das eine Pflicht der Selbsterhaltung.
Nur keine falsche Zurückhaltung den russischen
Friedensbrechern gegenüber!
Die Unterbrechung der deutschen Seeschiffahrt.
Hamburg, 31. Juli. Sämtliche Hamburger
Reedereien haben ihre auf See befindlichen Dampfer
angewiesen, unverzüglich den nächsten Hafen anzulaufen
und weitere Order abzuwarten. Aus Hamburg
wird heute kein Schiff mehr abgelassen.
Panik in Straßburg.
Straßburg, 30. Juli. In Straßburg herrscht
die größte Erregung. Das Papiergeld hat momentan
fast keinen Wert; Geschäftsleute und Wirtschaften
weigern sich, Papiergeld anzunehmen. An den
Sparkassen werden fortgesetzt Beträge abgehoben,
es wird von manchen Leuten sogar ein schwunghafter
Handel mit Hundertmarkscheinen betrieben, für die sie
90 bis 95 Mark in Silber zahlen. - Die Lebensmittelpreise
sind horrend in die Höhe gestiegen.
Die Kolonialwarenhändler machen bekannt, daß
nur noch gegen Kasse verkauft werde.
Aus Königsberg.
Die Polizeidirektion macht durch Anschlag öffentlich
bekannt: Zur Sicherung des Hauptbahnhofes
und dessen Betriebsanlagen, ist eine militärische
Wache am Bahnhof, sowie Posten an den Betriebsanlagen
daselbst aufgestellt. Um Unglücksfälle zu
vermeiden, mache ich die Bevölkerung darauf aufmerksam,
daß die Annäherung an die
2. Spalte
Eisenbahnanlagen (Gleise, Brücken, Stellwerke usw.)
näher als 100 Meter verboten ist. Das Passieren
dieser Anlagen durch Zivilpersonen ohne Begleitung
eines Postens ist verboten. Zivilpersonen werden
von den Posten mit Halt! angerufen und müssen
stehen. Zuwiderhandelnde setzen sich der Gefahr
aus, erschossen zu werden.
Panik an der russischen Grenze.
Ostrowo, 31. Juli. Unter den Einwohnern
an der russischen Grenze herrscht eine große Panik,
sogar die Familien der deutschen Beamten leben
in großer Aufregung und die meisten haben die
letzte Nacht in Ostrowo verbracht. Der Güterverkehr
zwischen Skalmierzyce und Kalisch ist eingestellt
worden. Die russische Grenzwache wurde durch Infanterie
verstärkt.
Eine nationale Tat.
Kottbus, 31. Juli. Angesichts der politischen
Ereignisse erachtet es der Arbeitgeberverband
der Lausitzer Tuchindustrie für seine nationale
Pflicht, die Aussperrung sofort für
beendet zu erklären. Die Verbandsbetriebe
werden am Montag, den 3. August, früh wieder
eröffnet.
Neueste Nachrichten.
Berlin, 1. Aug. Laut "Lok. Anz." hat die
Kaiserliche Familie gestern abend im Schlosse
das heilige Abendmahl genommen.
Berlin, 1. Aug. Prinz Adalbert von Preußen
hat sich heute mit der Prinzessin Adelheid von Sachsen-
Meiningen verlobt.
Berlin, 1. Aug. Der Berliner Magistrat hat
sich gestern sehr eingehend mit Maßnahmen beschäftigt,
die die städtische Verwaltung im Falle des
Krieges zu ergreifen hat. Nach der "Morgenpost"
wurde eine Reihe wichtiger Beschlüsse gefaßt, die sich
auf die Lebensmittelversorgung beziehen. Die
Stadt wird in der Lage sein, die Lebensmittelversorgung
selbst zu regeln.
Berlin, 1. Aug. Für den Fall der Mobilmachung
hat Geheimrat Lipmann vom Vorstand der
Volks-Kaffee- und Speisehallen-Gesellschaft den
Betrag von 15 000 Mark für den Fall des Krieges
zur unentgeltlichen Verabreichung von Speisen
und Getränken an ausrückende Mannschaften auf
den Berliner Bahnhöfen zur Verfügung gestellt.
Berlin, 1. Aug. An der Berliner Universität
schlossen gestern die Professoren ihre Vorlesungen
mit dem Hinweis auf die bevorstehende Kriegsgefahr
und die in Aussicht stehende Schließung der
Universität.
Berlin, 1. Aug. Der frühere Pastor Schmidt,
der unter dem Verdacht verhaftet wurde, das
Revolverattentat auf die inzwischen ihren Verletzungen
erlegene Frau Meyer aus der Xantenerstraße verübt
zu haben, ist dem Berliner Tageblatt zufolge
aus der Haft entlassen worden, weil er als Täter
nicht mehr in Frage kommt.
OESTERREICH.
Verschlechterung der Situation.
Wien, 30. Juli. Der Kaiser empfing gleich
nach seiner Ankunft den Minister des Äußeren, Grafen
Berchthold, den Kriegsminister v. Krobatin und
den Generalstabschef Baron Conrad. Die Situation
wird wegen der Haltung Rußlands
als sehr ernst beurteilt.
Allgemeine Mobilmachung in Oesterreich.
Wien, 31. Juli. In Oesterreich ist die allgemeine
Mobilisierung mit Einschluß des
Landsturms angeordnet worden. Landsturmpflichtig
sind Männer vom 18. bis 42. Lebensjahr. Der
Landsturm besteht in zwei Aufgeboten.
Noch keine Grenzüberschreitung österreichischer
Truppen.
Budapest, 31. Juli. Von amtlicher ungarischer
Seite erfahre ich, daß entgegen allen anders
lautenden Nachrichten österreichisch-ungarische Truppen
bis Donnerstag abends noch nirgends die serbischen
Grenzen überschritten haben. Auf der ungarischen
Festung Peterwardein wurde gestern ein
Reservist, der als Nazarener den Gehorsam verweigerte,
standrechtlich erschossen.
Der Weltfriedenskongreß in Wien abgesagt.
Der für den 15. bis 19. September nach Wien einberufene
Weltfriedenskongreß wurde infolge der
Kriegsereignisse abgesagt. Zum Kongreß waren
bereits über 2000 Teilnehmer angemeldet.
Neueste Nachrichten.
Wien, 1. August. Nach einer amtlichen Mitteilung
vom 31. Juli hat der Kaiser die allgemeine
Mobilmachung des Heeres und der Marine und der
beiden Landwehren sowie die Aufbietung und Einberufung
des Landsturmes befohlen. Diese Verfügung
ist veranlaßt durch die von Rußland angeordnete
Mobilisierung und hat keinen aggressiven
Charakter.
Wien, 1. August. Durch kaiserliche Verordnung
wurden die Befugnisse der politischen Verwaltung
dem Armeeoberkommandanten übertragen, ferner
eine Ministerialverordnung über den Absatz von
Waffen, Munitionsgegenständen und über Einstellung
der Wirksamkeit der Geschworenengerichte veröffentlicht.
Diese Verordnung gilt für die Bukowina,
Teile von Mähren und Schlesien. Am Küstenland
von Dalmatien wird der Seeverkehr
beschränkt.
Wien, 1. August. Nach Bekanntwerden der allgemeinen
Mobilisierung fanden große patriotische
Kundgebungen statt. Auch aus der Provinz laufen
Berichte über begeisterte Kundgebungen ein.
ITALIEN.
Macht Italien mobil?
Rom, 31. Juli. Der italienische Ministerrat
beriet heute über die Mobilisierung der italienischen
Armee.
3. Spalte
Italien bestellt fünf Parseval-Luftschiffe.
Die italienische Regierung gab der Luftfahrzeug-
Gesellschaft in Bitterfeld fünf neue Parseval-
Luftschiffe in Auftrag.
RUSSLAND.
Die russische Mobilmachung an der deutschen
Grenze.
Es kann keinem Zweifel unterliegen, daß die
russische Mobilmachung an der Grenze in vollem
Gange ist. Die zweite und dritte russische Kavalleriedivision
stehen an der Grenze zwischen Wirballen
und Augustow. Die russische Grenzwache hat ihre
Wachthäuser in Brand gesetzt. Zollbeamte behaupten,
daß dies Mobilmachung bedeutet. Zuverlässige
Reisende haben auf der Fahrt von Petersburg nach
Wirballen in Wilna drei Militärzüge mit Artillerie
gesehen. Alle Mannschaften waren kriegsmäßig
ausgerüstet.
Russische Maßnahmen.
Kattowitz, 31. Juli. Heute nacht 2 ½ Uhr
wurde die Eisenbahnbrücke von Granica,
die Granica mit Sczokowa verbindet, vom russischen
Militär in die Luft gesprengt. Die Einwohnerschaft
von Granica hat den Ort geräumt.
Rußland hat den Grenzkordon zurückgezogen.
Die russische Zollkammer wurde geräumt
und ihre Bestände nach dem Inneren Rußlands gebracht.
Alle Lokomotiven sind von der Grenze nach
dem Inneren gebracht worden. Aus Kalisch wird
gemeldet, daß man dort alles in der größten Eile
zum Kriege vorbereite. Heute treffen dort wiederum
zwei Infanterie-Regimenter, eins aus Lodz und
eins aus Warschau, ein. Die Bahnlinie von Kalisch
nach der deutschen Grenze ist durchweg
militärisch besetzt. In dem unweit von Kalisch
gelegenen Orte Mostkow liegt eine Abteilung
Jäger. Soeben kam hier die Nachricht aus Kalisch,
daß ein Artillerie-Regiment nach der russischen
Grenze befördert wurde. Es steht auch fest, daß unweit
der Grenze eine Maschinengewehrabteilung
stationiert ist.
Verbrüderung mit den Königsmördern.
Gestern verließen abermals mehrere serbische Offiziere
die russische Hauptstadt. Schon eine Stunde
vor Abgang des Zuges versammelten sich große
Menschenmassen auf dem Bahnhof bis weit auf die
Straße hinaus und brachten den Serben begeisterte
Ovationen dar. Es wurden Fahnen vorangetragen.
Die serbischen Offiziere wurden vom Publikum
auf den Händen zum Zuge getragen. Bei der
Abfahrt wurde ihnen ein Bildnis des Zaren überreicht.
Die Demonstranten segneten die Offiziere
mit dem Bildnis des Zaren.
Meuterei auf der russischen Flotte?
Konstantinopel, 30. Juli. In einem
wird gemeldet: Eswird bestätigt, daß auf der russischen Flotte in
Sebastopol eine Meuterei ausgebrochen ist. Über ihren
Umfang liegen keine zuverlässigen Nachrichten vor,
insbesondere darüber, ob es sich etwa um einen vereinzelten
Vorgang auf einem einzelnen Schiff handelt.
Der hiesige russische Stationskreuzer ging
gestern mit versiegelter Order ins Schwarze Meer.
Die deutschen Schiffe werden aus dem Schwarzen
Meer zurückgerufen. Diese Meldung zeigt - ebenso
wie die von der Sprengung der Warschauer Zitadelle -
aufs neue, mit welchen bedeutenden Schwierigkeiten
im Innern Rußlands zu kämpfen hat.
Neueste Nachrichten.
Moskau, 1. Aug. Der Gemeinderat bewilligte
1 Million Rubel für Organisation und Hilfsmittel
für Heer und Flotte Rußlands unter befreundeten
Mächten.
ENGLAND.
Pessimistische Stimmung in London.
London, 30. Juli. Die englische Zuversicht auf
eine Eindämmung des Kriegsherdes ist, seit Sir
Edward Greys heutiger Erklärung, in tiefsten Pessimismus
umgeschlagen. Bange Fragen erheben sich
in den Kreisen der Parlamentarier: Wird die Regierung
die Session vor den Ferien, wie üblich,
schließen oder nur vertagen? Die gegen allen
Parlamentsbrauch verstoßende Vertagung wäre ein
sicherer Beweis dafür, daß man mit derMöglichkeit
einer aktiven Teilnahme Englands an einem europäischen
Krieg rechnet und deshalb das Mittel
schnellster Berufung des Hauses in der Hand behält.
In den Wandelgängen des Parlaments und in den
politischen Klubs besprechen erregte Gruppen dem [sic]
designierten Ausspruch des Staatssekretärs, bislang
seien weitere Schwierigkeiten unter den Mächten
nicht eingetreten, wobei die Betonung des "bislang"
eine nur geringe Hoffnung für die Zukunft zu zeigen
scheint. Auch das Wirtschaftsleben zeigt eine außerordentliche
Depression.
Die englischen Flottenvorkehrungen.
London, 31. Juli. Die englischen Marinebehörden
haben sämtliche Vorsichtsmaßregeln getroffen.
Den gestrigen Tag über herrschte in Portsmouth
fieberhafte Geschäftigkeit. Vor allem war
man darauf bedacht, die Schiffe der 2. Flotte für den
ersten Ruf in Bereitschaft zu setzen. Die Hauptarbeit
war, die Mannschaft möglichst schnell auf
ihren Bestand zu bringen. Jeder Urlaub hörte auf;
die Mannschaften, die der Marineartillerie und den
Torpedoschulen zugeteilt waren, kehrten zur zweiten
Flotte zurück. Die Militärbehörden stellten starke
Infanterieaufgebote zum Schutze der Staatsmagazine
auf. Auch am Humber ging es bei der Flotte
lebhaft zu. Die achte Torpedobootsflottille, die zehn
Zerstörer und den Kreuzer "Pothfinder" umfaßt,
lief ein, nahm in Immingham Kohlen ein und fuhr
an die Ostküste. Drei Unterseeboote und der Kreuzer
4. Spalte
"Bonaventure" postierten sich in der Humbermündung.
Die großen Oeltanks der Admiralität
in Killingholme wurden mit Gras bedeckt und mit
schwarzer und roter Farbe angestrichen, um sie vor
einer Beobachtung von der See aus zu schützen. Der
Kreuzer "Hazard" mit einer Unterseebootsflottille
lief in Dover ein, wo er sich mit den leichten
Kreuzern und den Zerstörern der sechsten Flottille, die
auch in Portsmouth stationiert ist, vereinigte. Trotzdem
nicht die geringste Ursache für eine Besorgnis
oder für Alarm in Gibraltar vorliegt, so sind doch
in ständiger Arbeit bei Tag und Nacht die notwendigen
Vorsichtsmaßregeln für die Verteidigung des
Felsens getroffen worden.
Asquith über den Ernst der Lage.
Im Unterhaus beantragte Premierminister Asquith
die Vertagung der zweiten Lesung der Zusatzbill
und sagte: Wir versammeln uns heute unter
Bedingungen, deren Ernst in unser aller Erfahrung
kaum seinesgleichen hat. Die Frage: Krieg oder
Frieden? hängt in der Schwebe. Wir stehen einer
Katastrophe gegenüber, deren Umfang und
Wirkungen unmöglich abgeschätzt
werden können. Unter diesen Umständen
ist es von vitaler Bedeutung für das Interesse
der ganzen Welt, daß England, das keine eigenen
Interessen direkt auf dem Spiele stehen hat (Beifall),
eine geschlossene Front zeigt (lebh. Beifall)
und imstande ist, mit der Autorität einer einigen
Nation zu sprechen und zu handeln. Die Debatte
über die Zusatzbill könne unter solchen Umständen
verderbliche Wirkungen auf die internationale
Lage haben. Er beantragte [sic] daher in Übereinstimmung
mit Bonar Law die Vertagung und spreche die
die Hoffnung aus, daß der Patriotismus aller Parteien
dazu beitragen werde, soviel das in Engands
Macht liegt, das Unheil, das die ganze Welt
bedrohe, wenn nicht abzuwenden, so doch wenigstens
zu umgrenzen.
Panik der Londoner Finanzwelt.
London, 31. Juli. Gegenwärtig findet ein
Ansturm bei der Bank von England statt zur Eintauschung
von Noten gegen Gold. Auch bei den Aktienbanken
ist eine Massenentnahme von Gold im
Gange. Im Augenblick verlassen vier Wagen mit
Gold die Bank von England unter Bedeckung von
etwa 400 Mann. Bedeutende Börsenfirmen veranlaßten
das im Handelsteil gemeldete Schließen der
Börse durch eine Petition an den Börsenvorstand
unter Androhung sofortiger Zahlungseinstellungen.
Neueste Nachrichten.
London, 1. Aug. Im Unterhause wies Asquith,
der mit Beifall empfangen wurde, auf die
Vorgänge mit Rußland und Deutschland hin, und
sagte, er zieh [sic] vor, unter diesen Umständen keine
weiteren Fragen bis Montag zu beantworten.
FRANKREICH.
Französische Geldknappheit.
Einen bemerkenswerten Kontrast zu der finanziellen
Bereitschaft, die in Deutschland herrscht,
stellen Vorsichtsmaßregeln dar, die dem "Tag"
zufolge in Paris getroffen werden. Die französische
Regierung hat mit Rücksicht auf die
gegenwärtige Lage gemäß dem Gesetz über die
Sparkassen sich entschlossen, daß Zahlungen auf
50 Francs innerhalb 14 Tagen für jeden Einleger
limitiert werden. Infolgedessen finden Auszahlungen
auf Sicht nicht mehr statt. Auszahlungen bis
zu 50 Francs werden gemäß dem Gesetze erst 14
Tage nach Kündigung erfolgen.
-
item 20
1. Spalte
Der Kronprinz Führer der 1. Gardedivision.
Nach einer offiziellen Meldung aus Potsdam ist
der Kronprinz zum Führer der ersten Gardedivision
ausersehen.
Generalfeldmarschall v. d. Goltz' Wiedereintritt
in das Heer.
Generalfeldmarschall von der Goltz hat sich zum
Wiedereintritt in das Heer gemeldet. Es laufen
schon seit länger als einer Woche im preußischen
Kriegsministerium täglich Meldungen von deutschen
Kriegsfreiwilligen ein. Die Meldungen
rekrutieren sich vielfach aus denjenigen
Kreisen, für die kein Zwang zum Militärdienst besteht,
insbesondere aus Mitgliedern des Landsturmes
und auch aus solchen, die bei der Aushebung
als untauglich befunden wurden, beziehentlich
bei der Auslosung ausfielen. Zurzeit werden
diese Meldungen keine Berücksichtigung finden.
Nur im allerletzten Ernstfalle werden Freiwillige
dieser Art zur Verwendung im inneren
Dienste kommen. Dagegen haben die verabschiedeten
Offiziere die sich ebenfalls zahlreich
zum Wiedereintritt melden, Aussicht auf
baldige Annahme.
Die Einstellung von Nichtgedienten
und Freiwilligen.
Auf Grund des § 98 der Heer-und Wehrordnung
kann sich jede Persönlichkeit, die ihrer Dienstpflicht
noch nicht genügt hat, bei Ausbruch
der Mobilmachung einen Truppenteil (Ersatzbataillon
usw.) nach Belieben wählen. Wenn er dies
nicht tut, wird bei der bald einsetzenden Aushebung
über ihn verfügt. Als Kriegsfreiwillige können
sich solche Leute bei einem Ersatztruppenteil melden,
die keine gesetzliche Verpflichtung zum Dienen
mehr haben, ferner jugendliche Personen zwischen
17 und 20 Jahren, soweit sie sich nicht in solchen
Bezirken aufhalten, in denen der Landsturm aufgeboten
ist.
Der Telephonverkehr in Deutschland gesperrt.
Nach den Grenzstädten im Westen, Norden und
Osten ist ein telephonischer Verkehr nicht mehr möglich.
Ein deutsches Ausfuhrverbot.
Berlin, 31. Juli. Der Bundesrat hat in seiner
heutigen Sitzung den Erlaß von drei kaiserlichen
Verordnungen betreffend das Verbot der Ausfuhr
von Verpflegungs-, Streu- und Futtermitteln, ferner
von Tieren und tierischen Erzeugnissen sowie
von Kraftfahrzeugen (Motorwagen, Motorfahrrädern
und Teilen davon) und von Mineralrohölen,
Steinkohlenteer und allen aus diesen hergestellten
Oelen zugestimmt. Die Verordnungen treten sofort
in Kraft; der Reichskanzler ist ermächtigt, Ausnahmen
zu gestatten und die erforderlichen
Sicherungsmaßregeln zu treffen.
Weiteres Ausfuhrverbot.
Berlin, 31. Juli. Der heutige "Reichsanzeiger"
veröffentlicht außer den bereits gemeldeten
Ausfuhrverboten das Verbot der Ausfuhr und
Durchfuhr von Eisenbahnmaterial aller
Art, von Telegraphen- und Fernsprechdrähten sowie
Teilen davon, von Luftschiffergeräten aller Art,
von Fahrzeugen und Teilen davon, ferner das Verbot
betreffend die Ausfuhr und Durchfuhr von
Waffen, Munition, Pulver und Sprengstoffen, sowie
von anderen Artikeln des Kriegsbedarfs und
von Gegenständen zur Herstellung von Kriegsbedarfsartikeln,
ferner das Verbot betreffend die Ausfuhr und
Durchfuhr von Rohstoffen, die bei der Herstellung
und dem Betriebe von Gegenständen des Kriegsbedarfs
zur Verwendung gelangen.
Russische Erntearbeiter.
Unter den Maßnahmen, die die deutsche Regierung
treffen sollte, besteht hoffentlich auch die Einbehaltung
der russischen Erntearbeiter, die
noch auf deutschem Boden weilen. Zu der Zahl von
weit über 50 000 Mann nicht der schlechtesten Soldaten
stellen sie ein vollrussisches Armeekorps
dar. Genau so wie man in Oesterreich alle
serbischen Reservisten kurzerhand verhaftet, halte
man diese russischen Reservisten bei uns sofort unter
militärischer Bewachung - wozu Landsturmleute
genügen - und lasse die Erntearbeiten
vollenden und interniere sie dann an geeigneten
Orten. Es ist das eine Pflicht der Selbsterhaltung.
Nur keine falsche Zurückhaltung den russischen
Friedensbrechern gegenüber!
Die Unterbrechung der deutschen Seeschiffahrt.
Hamburg, 31. Juli. Sämtliche Hamburger
Reedereien haben ihre auf See befindlichen Dampfer
angewiesen, unverzüglich den nächsten Hafen anzulaufen
und weitere Order abzuwarten. Aus Hamburg
wird heute kein Schiff mehr abgelassen.
Panik in Straßburg.
Straßburg, 30. Juli. In Straßburg herrscht
die größte Erregung. Das Papiergeld hat momentan
fast keinen Wert; Geschäftsleute und Wirtschaften
weigern sich, Papiergeld anzunehmen. An den
Sparkassen werden fortgesetzt Beträge abgehoben,
es wird von manchen Leuten sogar ein schwunghafter
Handel mit Hundertmarkscheinen betrieben, für die sie
90 bis 95 Mark in Silber zahlen. - Die Lebensmittelpreise
sind horrend in die Höhe gestiegen.
Die Kolonialwarenhändler machen bekannt, daß
nur noch gegen Kasse verkauft werde.
Aus Königsberg.
Die Polizeidirektion macht durch Anschlag öffentlich
bekannt: Zur Sicherung des Hauptbahnhofes
und dessen Betriebsanlagen, ist eine militärische
Wache am Bahnhof, sowie Posten an den Betriebsanlagen
daselbst aufgestellt. Um Unglücksfälle zu
vermeiden, mache ich die Bevölkerung darauf aufmerksam,
daß die Annäherung an die
2. Spalte
Eisenbahnanlagen (Gleise, Brücken, Stellwerke usw.)
näher als 100 Meter verboten ist. Das Passieren
dieser Anlagen durch Zivilpersonen ohne Begleitung
eines Postens ist verboten. Zivilpersonen werden
von den Posten mit Halt! angerufen und müssen
stehen. Zuwiderhandelnde setzen sich der Gefahr
aus, erschossen zu werden.
Panik an der russischen Grenze.
Ostrowo, 31. Juli. Unter den Einwohnern
an der russischen Grenze herrscht eine große Panik,
sogar die Familien der deutschen Beamten leben
in großer Aufregung und die meisten haben die
letzte Nacht in Ostrowo verbracht. Der Güterverkehr
zwischen Skalmierzyce und Kalisch ist eingestellt
worden. Die russische Grenzwache wurde durch Infanterie
verstärkt.
Eine nationale Tat.
Kottbus, 31. Juli. Angesichts der politischen
Ereignisse erachtet es der Arbeitgeberverband
der Lausitzer Tuchindustrie für seine nationale
Pflicht, die Aussperrung sofort für
beendet zu erklären. Die Verbandsbetriebe
werden am Montag, den 3. August, früh wieder
eröffnet.
Neueste Nachrichten.
Berlin, 1. Aug. Laut "Lok. Anz." hat die
Kaiserliche Familie gestern abend im Schlosse
das heilige Abendmahl genommen.
Berlin, 1. Aug. Prinz Adalbert von Preußen
hat sich heute mit der Prinzessin Adelheid von Sachsen-
Meiningen verlobt.
Berlin, 1. Aug. Der Berliner Magistrat hat
sich gestern sehr eingehend mit Maßnahmen beschäftigt,
die die städtische Verwaltung im Falle des
Krieges zu ergreifen hat. Nach der "Morgenpost"
wurde eine Reihe wichtiger Beschlüsse gefaßt, die sich
auf die Lebensmittelversorgung beziehen. Die
Stadt wird in der Lage sein, die Lebensmittelversorgung
selbst zu regeln.
Berlin, 1. Aug. Für den Fall der Mobilmachung
hat Geheimrat Lipmann vom Vorstand der
Volks-Kaffee- und Speisehallen-Gesellschaft den
Betrag von 15 000 Mark für den Fall des Krieges
zur unentgeltlichen Verabreichung von Speisen
und Getränken an ausrückende Mannschaften auf
den Berliner Bahnhöfen zur Verfügung gestellt.
Berlin, 1. Aug. An der Berliner Universität
schlossen gestern die Professoren ihre Vorlesungen
mit dem Hinweis auf die bevorstehende Kriegsgefahr
und die in Aussicht stehende Schließung der
Universität.
Berlin, 1. Aug. Der frühere Pastor Schmidt,
der unter dem Verdacht verhaftet wurde, das
Revolverattentat auf die inzwischen ihren Verletzungen
erlegene Frau Meyer aus der Xantenerstraße verübt
zu haben, ist dem Berliner Tageblatt zufolge
aus der Haft entlassen worden, weil er als Täter
nicht mehr in Frage kommt.
OESTERREICH.
Verschlechterung der Situation.
Wien, 30. Juli. Der Kaiser empfing gleich
nach seiner Ankunft den Minister des Äußeren, Grafen
Berchthold, den Kriegsminister v. Krobatin und
den Generalstabschef Baron Conrad. Die Situation
wird wegen der Haltung Rußlands
als sehr ernst beurteilt.
Allgemeine Mobilmachung in Oesterreich.
Wien, 31. Juli. In Oesterreich ist die allgemeine
Mobilisierung mit Einschluß des
Landsturms angeordnet worden. Landsturmpflichtig
sind Männer vom 18. bis 42. Lebensjahr. Der
Landsturm besteht in zwei Aufgeboten.
Noch keine Grenzüberschreitung österreichischer
Truppen.
Budapest, 31. Juli. Von amtlicher ungarischer
Seite erfahre ich, daß entgegen allen anders
lautenden Nachrichten österreichisch-ungarische Truppen
bis Donnerstag abends noch nirgends die serbischen
Grenzen überschritten haben. Auf der ungarischen
Festung Peterwardein wurde gestern ein
Reservist, der als Nazarener den Gehorsam verweigerte,
standrechtlich erschossen.
Der Weltfriedenskongreß in Wien abgesagt.
Der für den 15. bis 19. September nach Wien einberufene
Weltfriedenskongreß wurde infolge der
Kriegsereignisse abgesagt. Zum Kongreß waren
bereits über 2000 Teilnehmer angemeldet.
Neueste Nachrichten.
Wien, 1. August. Nach einer amtlichen Mitteilung
vom 31. Juli hat der Kaiser die allgemeine
Mobilmachung des Heeres und der Marine und der
beiden Landwehren sowie die Aufbietung und Einberufung
des Landsturmes befohlen. Diese Verfügung
ist veranlaßt durch die von Rußland angeordnete
Mobilisierung und hat keinen aggressiven
Charakter.
Wien, 1. August. Durch kaiserliche Verordnung
wurden die Befugnisse der politischen Verwaltung
dem Armeeoberkommandanten übertragen, ferner
eine Ministerialverordnung über den Absatz von
Waffen, Munitionsgegenständen und über Einstellung
der Wirksamkeit der Geschworenengerichte veröffentlicht.
Diese Verordnung gilt für die Bukowina,
Teile von Mähren und Schlesien. Am Küstenland
von Dalmatien wird der Seeverkehr
beschränkt.
Wien, 1. August. Nach Bekanntwerden der allgemeinen
Mobilisierung fanden große patriotische
Kundgebungen statt. Auch aus der Provinz laufen
Berichte über begeisterte Kundgebungen ein.
ITALIEN.
Macht Italien mobil?
Rom, 31. Juli. Der italienische Ministerrat
beriet heute über die Mobilisierung der italienischen
Armee.
3. Spalte
Italien bestellt fünf Parseval-Luftschiffe.
Die italienische Regierung gab der Luftfahrzeug-
Gesellschaft in Bitterfeld fünf neue Parseval-
Luftschiffe in Auftrag.
RUSSLAND.
Die russische Mobilmachung an der deutschen
Grenze.
Es kann keinem Zweifel unterliegen, daß die
russische Mobilmachung an der Grenze in vollem
Gange ist. Die zweite und dritte russische Kavalleriedivision
stehen an der Grenze zwischen Wirballen
und Augustow. Die russische Grenzwache hat ihre
Wachthäuser in Brand gesetzt. Zollbeamte behaupten,
daß dies Mobilmachung bedeutet. Zuverlässige
Reisende haben auf der Fahrt von Petersburg nach
Wirballen in Wilna drei Militärzüge mit Artillerie
gesehen. Alle Mannschaften waren kriegsmäßig
ausgerüstet.
Russische Maßnahmen.
Kattowitz, 31. Juli. Heute nacht 2 ½ Uhr
wurde die Eisenbahnbrücke von Granica,
die Granica mit Sczokowa verbindet, vom russischen
Militär in die Luft gesprengt. Die Einwohnerschaft
von Granica hat den Ort geräumt.
Rußland hat den Grenzkordon zurückgezogen.
Die russische Zollkammer wurde geräumt
und ihre Bestände nach dem Inneren Rußlands gebracht.
Alle Lokomotiven sind von der Grenze nach
dem Inneren gebracht worden. Aus Kalisch wird
gemeldet, daß man dort alles in der größten Eile
zum Kriege vorbereite. Heute treffen dort wiederum
zwei Infanterie-Regimenter, eins aus Lodz und
eins aus Warschau, ein. Die Bahnlinie von Kalisch
nach der deutschen Grenze ist durchweg
militärisch besetzt. In dem unweit von Kalisch
gelegenen Orte Mostkow liegt eine Abteilung
Jäger. Soeben kam hier die Nachricht aus Kalisch,
daß ein Artillerie-Regiment nach der russischen
Grenze befördert wurde. Es steht auch fest, daß unweit
der Grenze eine Maschinengewehrabteilung
stationiert ist.
Verbrüderung mit den Königsmördern.
Gestern verließen abermals mehrere serbische Offiziere
die russische Hauptstadt. Schon eine Stunde
vor Abgang des Zuges versammelten sich große
Menschenmassen auf dem Bahnhof bis weit auf die
Straße hinaus und brachten den Serben begeisterte
Ovationen dar. Es wurden Fahnen vorangetragen.
Die serbischen Offiziere wurden vom Publikum
auf den Händen zum Zuge getragen. Bei der
Abfahrt wurde ihnen ein Bildnis des Zaren überreicht.
Die Demonstranten segneten die Offiziere
mit dem Bildnis des Zaren.
Meuterei auf der russischen Flotte?
Konstantinopel, 30. Juli. In einem
wird gemeldet: Eswird bestätigt, daß auf der russischen Flotte in
Sebastopol eine Meuterei ausgebrochen ist. Über ihren
Umfang liegen keine zuverlässigen Nachrichten vor,
insbesondere darüber, ob es sich etwa um einen vereinzelten
Vorgang auf einem einzelnen Schiff handelt.
Der hiesige russische Stationskreuzer ging
gestern mit versiegelter Order ins Schwarze Meer.
Die deutschen Schiffe werden aus dem Schwarzen
Meer zurückgerufen. Diese Meldung zeigt - ebenso
wie die von der Sprengung der Warschauer Zitadelle -
aufs neue, mit welchen bedeutenden Schwierigkeiten
im Innern Rußlands zu kämpfen hat.
Neueste Nachrichten.
Moskau, 1. Aug. Der Gemeinderat bewilligte
1 Million Rubel für Organisation und Hilfsmittel
für Heer und Flotte Rußlands unter befreundeten
Mächten.
ENGLAND.
Pessimistische Stimmung in London.
London, 30. Juli. Die englische Zuversicht auf
eine Eindämmung des Kriegsherdes ist, seit Sir
Edward Greys heutiger Erklärung, in tiefsten Pessimismus
umgeschlagen. Bange Fragen erheben sich
in den Kreisen der Parlamentarier: Wird die Regierung
die Session vor den Ferien, wie üblich,
schließen oder nur vertagen? Die gegen allen
Parlamentsbrauch verstoßende Vertagung wäre ein
sicherer Beweis dafür, daß man mit derMöglichkeit
einer aktiven Teilnahme Englands an einem europäischen
Krieg rechnet und deshalb das Mittel
schnellster Berufung des Hauses in der Hand behält.
In den Wandelgängen des Parlaments und in den
politischen Klubs besprechen erregte Gruppen dem [sic]
designierten Ausspruch des Staatssekretärs, bislang
seien weitere Schwierigkeiten unter den Mächten
nicht eingetreten, wobei die Betonung des "bislang"
eine nur geringe Hoffnung für die Zukunft zu zeigen
scheint. Auch das Wirtschaftsleben zeigt eine außerordentliche
Depression.
Die englischen Flottenvorkehrungen.
London, 31. Juli. Die englischen Marinebehörden
haben sämtliche Vorsichtsmaßregeln getroffen.
Den gestrigen Tag über herrschte in Portsmouth
fieberhafte Geschäftigkeit. Vor allem war
man darauf bedacht, die Schiffe der 2. Flotte für den
ersten Ruf in Bereitschaft zu setzen. Die Hauptarbeit
war, die Mannschaft möglichst schnell auf
ihren Bestand zu bringen. Jeder Urlaub hörte auf;
die Mannschaften, die der Marineartillerie und den
Torpedoschulen zugeteilt waren, kehrten zur zweiten
Flotte zurück. Die Militärbehörden stellten starke
Infanterieaufgebote zum Schutze der Staatsmagazine
auf. Auch am Humber ging es bei der Flotte
lebhaft zu. Die achte Torpedobootsflottille, die zehn
Zerstörer und den Kreuzer "Pothfinder" umfaßt,
lief ein, nahm in Immingham Kohlen ein und fuhr
an die Ostküste. Drei Unterseeboote und der Kreuzer
4. Spalte
"Bonaventure" postierten sich in der Humbermündung.
Die großen Oeltanks der Admiralität
in Killingholme wurden mit Gras bedeckt und mit
schwarzer und roter Farbe angestrichen, um sie vor
einer Beobachtung von der See aus zu schützen. Der
Kreuzer "Hazard" mit einer Unterseebootsflottille
lief in Dover ein, wo er sich mit den leichten
Kreuzern und den Zerstörern der sechsten Flottille, die
auch in Portsmouth stationiert ist, vereinigte. Trotzdem
nicht die geringste Ursache für eine Besorgnis
oder für Alarm in Gibraltar vorliegt, so sind doch
in ständiger Arbeit bei Tag und Nacht die notwendigen
Vorsichtsmaßregeln für die Verteidigung des
Felsens getroffen worden.
Asquith über den Ernst der Lage.
Im Unterhaus beantragte Premierminister Asquith
die Vertagung der zweiten Lesung der Zusatzbill
und sagte: Wir versammeln uns heute unter
Bedingungen, deren Ernst in unser aller Erfahrung
kaum seinesgleichen hat. Die Frage: Krieg oder
Frieden? hängt in der Schwebe. Wir stehen einer
Katastrophe gegenüber, deren Umfang und
Wirkungen unmöglich abgeschätzt
werden können. Unter diesen Umständen
ist es von vitaler Bedeutung für das Interesse
der ganzen Welt, daß England, das keine eigenen
Interessen direkt auf dem Spiele stehen hat (Beifall),
eine geschlossene Front zeigt (lebh. Beifall)
und imstande ist, mit der Autorität einer einigen
Nation zu sprechen und zu handeln. Die Debatte
über die Zusatzbill könne unter solchen Umständen
verderbliche Wirkungen auf die internationale
Lage haben. Er beantragte [sic] daher in Übereinstimmung
mit Bonar Law die Vertagung und spreche die
die Hoffnung aus, daß der Patriotismus aller Parteien
dazu beitragen werde, soviel das in Engands
Macht liegt, das Unheil, das die ganze Welt
bedrohe, wenn nicht abzuwenden, so doch wenigstens
zu umgrenzen.
Panik der Londoner Finanzwelt.
London, 31. Juli. Gegenwärtig findet ein
Ansturm bei der Bank von England statt zur Eintauschung
von Noten gegen Gold. Auch bei den Aktienbanken
ist eine Massenentnahme von Gold im
Gange. Im Augenblick verlassen vier Wagen mit
Gold die Bank von England unter Bedeckung von
etwa 400 Mann. Bedeutende Börsenfirmen veranlaßten
das im Handelsteil gemeldete Schließen der
Börse durch eine Petition an den Börsenvorstand
unter Androhung sofortiger Zahlungseinstellungen.
Neueste Nachrichten.
London, 1. Aug. Im Unterhause wies Asquith,
der mit Beifall empfangen wurde, auf die
Vorgänge mit Rußland und Deutschland hin, und
sagte, er zieh [sic] vor, unter diesen Umständen keine
weiteren Fragen bis Montag zu beantworten.
-
item 20
1. Spalte
Der Kronprinz Führer der 1. Gardedivision.
Nach einer offiziellen Meldung aus Potsdam ist
der Kronprinz zum Führer der ersten Gardedivision
ausersehen.
Generalfeldmarschall v. d. Goltz' Wiedereintritt
in das Heer.
Generalfeldmarschall von der Goltz hat sich zum
Wiedereintritt in das Heer gemeldet. Es laufen
schon seit länger als einer Woche im preußischen
Kriegsministerium täglich Meldungen von deutschen
Kriegsfreiwilligen ein. Die Meldungen
rekrutieren sich vielfach aus denjenigen
Kreisen, für die kein Zwang zum Militärdienst besteht,
insbesondere aus Mitgliedern des Landsturmes
und auch aus solchen, die bei der Aushebung
als untauglich befunden wurden, beziehentlich
bei der Auslosung ausfielen. Zurzeit werden
diese Meldungen keine Berücksichtigung finden.
Nur im allerletzten Ernstfalle werden Freiwillige
dieser Art zur Verwendung im inneren
Dienste kommen. Dagegen haben die verabschiedeten
Offiziere die sich ebenfalls zahlreich
zum Wiedereintritt melden, Aussicht auf
baldige Annahme.
Die Einstellung von Nichtgedienten
und Freiwilligen.
Auf Grund des § 98 der Heer-und Wehrordnung
kann sich jede Persönlichkeit, die ihrer Dienstpflicht
noch nicht genügt hat, bei Ausbruch
der Mobilmachung einen Truppenteil (Ersatzbataillon
usw.) nach Belieben wählen. Wenn er dies
nicht tut, wird bei der bald einsetzenden Aushebung
über ihn verfügt. Als Kriegsfreiwillige können
sich solche Leute bei einem Ersatztruppenteil melden,
die keine gesetzliche Verpflichtung zum Dienen
mehr haben, ferner jugendliche Personen zwischen
17 und 20 Jahren, soweit sie sich nicht in solchen
Bezirken aufhalten, in denen der Landsturm aufgeboten
ist.
Der Telephonverkehr in Deutschland gesperrt.
Nach den Grenzstädten im Westen, Norden und
Osten ist ein telephonischer Verkehr nicht mehr möglich.
Ein deutsches Ausfuhrverbot.
Berlin, 31. Juli. Der Bundesrat hat in seiner
heutigen Sitzung den Erlaß von drei kaiserlichen
Verordnungen betreffend das Verbot der Ausfuhr
von Verpflegungs-, Streu- und Futtermitteln, ferner
von Tieren und tierischen Erzeugnissen sowie
von Kraftfahrzeugen (Motorwagen, Motorfahrrädern
und Teilen davon) und von Mineralrohölen,
Steinkohlenteer und allen aus diesen hergestellten
Oelen zugestimmt. Die Verordnungen treten sofort
in Kraft; der Reichskanzler ist ermächtigt, Ausnahmen
zu gestatten und die erforderlichen
Sicherungsmaßregeln zu treffen.
Weiteres Ausfuhrverbot.
Berlin, 31. Juli. Der heutige "Reichsanzeiger"
veröffentlicht außer den bereits gemeldeten
Ausfuhrverboten das Verbot der Ausfuhr und
Durchfuhr von Eisenbahnmaterial aller
Art, von Telegraphen- und Fernsprechdrähten sowie
Teilen davon, von Luftschiffergeräten aller Art,
von Fahrzeugen und Teilen davon, ferner das Verbot
betreffend die Ausfuhr und Durchfuhr von
Waffen, Munition, Pulver und Sprengstoffen, sowie
von anderen Artikeln des Kriegsbedarfs und
von Gegenständen zur Herstellung von Kriegsbedarfsartikeln,
ferner das Verbot betreffend die Ausfuhr und
Durchfuhr von Rohstoffen, die bei der Herstellung
und dem Betriebe von Gegenständen des Kriegsbedarfs
zur Verwendung gelangen.
Russische Erntearbeiter.
Unter den Maßnahmen, die die deutsche Regierung
treffen sollte, besteht hoffentlich auch die Einbehaltung
der russischen Erntearbeiter, die
noch auf deutschem Boden weilen. Zu der Zahl von
weit über 50 000 Mann nicht der schlechtesten Soldaten
stellen sie ein vollrussisches Armeekorps
dar. Genau so wie man in Oesterreich alle
serbischen Reservisten kurzerhand verhaftet, halte
man diese russischen Reservisten bei uns sofort unter
militärischer Bewachung - wozu Landsturmleute
genügen - und lasse die Erntearbeiten
vollenden und interniere sie dann an geeigneten
Orten. Es ist das eine Pflicht der Selbsterhaltung.
Nur keine falsche Zurückhaltung den russischen
Friedensbrechern gegenüber!
Die Unterbrechung der deutschen Seeschiffahrt.
Hamburg, 31. Juli. Sämtliche Hamburger
Reedereien haben ihre auf See befindlichen Dampfer
angewiesen, unverzüglich den nächsten Hafen anzulaufen
und weitere Order abzuwarten. Aus Hamburg
wird heute kein Schiff mehr abgelassen.
Panik in Straßburg.
Straßburg, 30. Juli. In Straßburg herrscht
die größte Erregung. Das Papiergeld hat momentan
fast keinen Wert; Geschäftsleute und Wirtschaften
weigern sich, Papiergeld anzunehmen. An den
Sparkassen werden fortgesetzt Beträge abgehoben,
es wird von manchen Leuten sogar ein schwunghafter
Handel mit Hundertmarkscheinen betrieben, für die sie
90 bis 95 Mark in Silber zahlen. - Die Lebensmittelpreise
sind horrend in die Höhe gestiegen.
Die Kolonialwarenhändler machen bekannt, daß
nur noch gegen Kasse verkauft werde.
Aus Königsberg.
Die Polizeidirektion macht durch Anschlag öffentlich
bekannt: Zur Sicherung des Hauptbahnhofes
und dessen Betriebsanlagen, ist eine militärische
Wache am Bahnhof, sowie Posten an den Betriebsanlagen
daselbst aufgestellt. Um Unglücksfälle zu
vermeiden, mache ich die Bevölkerung darauf aufmerksam,
daß die Annäherung an die
2. Spalte
Eisenbahnanlagen (Gleise, Brücken, Stellwerke usw.)
näher als 100 Meter verboten ist. Das Passieren
dieser Anlagen durch Zivilpersonen ohne Begleitung
eines Postens ist verboten. Zivilpersonen werden
von den Posten mit Halt! angerufen und müssen
stehen. Zuwiderhandelnde setzen sich der Gefahr
aus, erschossen zu werden.
Panik an der russischen Grenze.
Ostrowo, 31. Juli. Unter den Einwohnern
an der russischen Grenze herrscht eine große Panik,
sogar die Familien der deutschen Beamten leben
in großer Aufregung und die meisten haben die
letzte Nacht in Ostrowo verbracht. Der Güterverkehr
zwischen Skalmierzyce und Kalisch ist eingestellt
worden. Die russische Grenzwache wurde durch Infanterie
verstärkt.
Eine nationale Tat.
Kottbus, 31. Juli. Angesichts der politischen
Ereignisse erachtet es der Arbeitgeberverband
der Lausitzer Tuchindustrie für seine nationale
Pflicht, die Aussperrung sofort für
beendet zu erklären. Die Verbandsbetriebe
werden am Montag, den 3. August, früh wieder
eröffnet.
Neueste Nachrichten.
Berlin, 1. Aug. Laut "Lok. Anz." hat die
Kaiserliche Familie gestern abend im Schlosse
das heilige Abendmahl genommen.
Berlin, 1. Aug. Prinz Adalbert von Preußen
hat sich heute mit der Prinzessin Adelheid von Sachsen-
Meiningen verlobt.
Berlin, 1. Aug. Der Berliner Magistrat hat
sich gestern sehr eingehend mit Maßnahmen beschäftigt,
die die städtische Verwaltung im Falle des
Krieges zu ergreifen hat. Nach der "Morgenpost"
wurde eine Reihe wichtiger Beschlüsse gefaßt, die sich
auf die Lebensmittelversorgung beziehen. Die
Stadt wird in der Lage sein, die Lebensmittelversorgung
selbst zu regeln.
Berlin, 1. Aug. Für den Fall der Mobilmachung
hat Geheimrat Lipmann vom Vorstand der
Volks-Kaffee- und Speisehallen-Gesellschaft den
Betrag von 15 000 Mark für den Fall des Krieges
zur unentgeltlichen Verabreichung von Speisen
und Getränken an ausrückende Mannschaften auf
den Berliner Bahnhöfen zur Verfügung gestellt.
Berlin, 1. Aug. An der Berliner Universität
schlossen gestern die Professoren ihre Vorlesungen
mit dem Hinweis auf die bevorstehende Kriegsgefahr
und die in Aussicht stehende Schließung der
Universität.
Berlin, 1. Aug. Der frühere Pastor Schmidt,
der unter dem Verdacht verhaftet wurde, das
Revolverattentat auf die inzwischen ihren Verletzungen
erlegene Frau Meyer aus der Xantenerstraße verübt
zu haben, ist dem Berliner Tageblatt zufolge
aus der Haft entlassen worden, weil er als Täter
nicht mehr in Frage kommt.
OESTERREICH.
Verschlechterung der Situation.
Wien, 30. Juli. Der Kaiser empfing gleich
nach seiner Ankunft den Minister des Äußeren, Grafen
Berchthold, den Kriegsminister v. Krobatin und
den Generalstabschef Baron Conrad. Die Situation
wird wegen der Haltung Rußlands
als sehr ernst beurteilt.
Allgemeine Mobilmachung in Oesterreich.
Wien, 31. Juli. In Oesterreich ist die allgemeine
Mobilisierung mit Einschluß des
Landsturms angeordnet worden. Landsturmpflichtig
sind Männer vom 18. bis 42. Lebensjahr. Der
Landsturm besteht in zwei Aufgeboten.
Noch keine Grenzüberschreitung österreichischer
Truppen.
Budapest, 31. Juli. Von amtlicher ungarischer
Seite erfahre ich, daß entgegen allen anders
lautenden Nachrichten österreichisch-ungarische Truppen
bis Donnerstag abends noch nirgends die serbischen
Grenzen überschritten haben. Auf der ungarischen
Festung Peterwardein wurde gestern ein
Reservist, der als Nazarener den Gehorsam verweigerte,
standrechtlich erschossen.
Der Weltfriedenskongreß in Wien abgesagt.
Der für den 15. bis 19. September nach Wien einberufene
Weltfriedenskongreß wurde infolge der
Kriegsereignisse abgesagt. Zum Kongreß waren
bereits über 2000 Teilnehmer angemeldet.
Neueste Nachrichten.
Wien, 1. August. Nach einer amtlichen Mitteilung
vom 31. Juli hat der Kaiser die allgemeine
Mobilmachung des Heeres und der Marine und der
beiden Landwehren sowie die Aufbietung und Einberufung
des Landsturmes befohlen. Diese Verfügung
ist veranlaßt durch die von Rußland angeordnete
Mobilisierung und hat keinen aggressiven
Charakter.
Wien, 1. August. Durch kaiserliche Verordnung
wurden die Befugnisse der politischen Verwaltung
dem Armeeoberkommandanten übertragen, ferner
eine Ministerialverordnung über den Absatz von
Waffen, Munitionsgegenständen und über Einstellung
der Wirksamkeit der Geschworenengerichte veröffentlicht.
Diese Verordnung gilt für die Bukowina,
Teile von Mähren und Schlesien. Am Küstenland
von Dalmatien wird der Seeverkehr
beschränkt.
Wien, 1. August. Nach Bekanntwerden der allgemeinen
Mobilisierung fanden große patriotische
Kundgebungen statt. Auch aus der Provinz laufen
Berichte über begeisterte Kundgebungen ein.
ITALIEN.
Macht Italien mobil?
Rom, 31. Juli. Der italienische Ministerrat
beriet heute über die Mobilisierung der italienischen
Armee.
3. Spalte
Italien bestellt fünf Parseval-Luftschiffe.
Die italienische Regierung gab der Luftfahrzeug-
Gesellschaft in Bitterfeld fünf neue Parseval-
Luftschiffe in Auftrag.
RUSSLAND.
Die russische Mobilmachung an der deutschen
Grenze.
Es kann keinem Zweifel unterliegen, daß die
russische Mobilmachung an der Grenze in vollem
Gange ist. Die zweite und dritte russische Kavalleriedivision
stehen an der Grenze zwischen Wirballen
und Augustow. Die russische Grenzwache hat ihre
Wachthäuser in Brand gesetzt. Zollbeamte behaupten,
daß dies Mobilmachung bedeutet. Zuverlässige
Reisende haben auf der Fahrt von Petersburg nach
Wirballen in Wilna drei Militärzüge mit Artillerie
gesehen. Alle Mannschaften waren kriegsmäßig
ausgerüstet.
Russische Maßnahmen.
Kattowitz, 31. Juli. Heute nacht 2 ½ Uhr
wurde die Eisenbahnbrücke von Granica,
die Granica mit Sczokowa verbindet, vom russischen
Militär in die Luft gesprengt. Die Einwohnerschaft
von Granica hat den Ort geräumt.
Rußland hat den Grenzkordon zurückgezogen.
Die russische Zollkammer wurde geräumt
und ihre Bestände nach dem Inneren Rußlands gebracht.
Alle Lokomotiven sind von der Grenze nach
dem Inneren gebracht worden. Aus Kalisch wird
gemeldet, daß man dort alles in der größten Eile
zum Kriege vorbereite. Heute treffen dort wiederum
zwei Infanterie-Regimenter, eins aus Lodz und
eins aus Warschau, ein. Die Bahnlinie von Kalisch
nach der deutschen Grenze ist durchweg
militärisch besetzt. In dem unweit von Kalisch
gelegenen Orte Mostkow liegt eine Abteilung
Jäger. Soeben kam hier die Nachricht aus Kalisch,
daß ein Artillerie-Regiment nach der russischen
Grenze befördert wurde. Es steht auch fest, daß unweit
der Grenze eine Maschinengewehrabteilung
stationiert ist.
Verbrüderung mit den Königsmördern.
Gestern verließen abermals mehrere serbische Offiziere
die russische Hauptstadt. Schon eine Stunde
vor Abgang des Zuges versammelten sich große
Menschenmassen auf dem Bahnhof bis weit auf die
Straße hinaus und brachten den Serben begeisterte
Ovationen dar. Es wurden Fahnen vorangetragen.
Die serbischen Offiziere wurden vom Publikum
auf den Händen zum Zuge getragen. Bei der
Abfahrt wurde ihnen ein Bildnis des Zaren überreicht.
Die Demonstranten segneten die Offiziere
mit dem Bildnis des Zaren.
Meuterei auf der russischen Flotte?
Konstantinopel, 30. Juli. In einem
wird gemeldet: Eswird bestätigt, daß auf der russischen Flotte in
Sebastopol eine Meuterei ausgebrochen ist. Über ihren
Umfang liegen keine zuverlässigen Nachrichten vor,
insbesondere darüber, ob es sich etwa um einen vereinzelten
Vorgang auf einem einzelnen Schiff handelt.
Der hiesige russische Stationskreuzer ging
gestern mit versiegelter Order ins Schwarze Meer.
Die deutschen Schiffe werden aus dem Schwarzen
Meer zurückgerufen. Diese Meldung zeigt - ebenso
wie die von der Sprengung der Warschauer Zitadelle -
aufs neue, mit welchen bedeutenden Schwierigkeiten
im Innern Rußlands zu kämpfen hat.
Neueste Nachrichten.
Moskau, 1. Aug. Der Gemeinderat bewilligte
1 Million Rubel für Organisation und Hilfsmittel
für Heer und Flotte Rußlands unter befreundeten
Mächten.
ENGLAND.
Pessimistische Stimmung in London.
London, 30. Juli. Die englische Zuversicht auf
eine Eindämmung des Kriegsherdes ist, seit Sir
Edward Greys heutiger Erklärung, in tiefsten Pessimismus
umgeschlagen. Bange Fragen erheben sich
in den Kreisen der Parlamentarier: Wird die Regierung
die Session vor den Ferien, wie üblich,
schließen oder nur vertagen? Die gegen allen
Parlamentsbrauch verstoßende Vertagung wäre ein
sicherer Beweis dafür, daß man mit derMöglichkeit
einer aktiven Teilnahme Englands an einem europäischen
Krieg rechnet und deshalb das Mittel
schnellster Berufung des Hauses in der Hand behält.
In den Wandelgängen des Parlaments und in den
politischen Klubs besprechen erregte Gruppen dem [sic]
designierten Ausspruch des Staatssekretärs, bislang
seien weitere Schwierigkeiten unter den Mächten
nicht eingetreten, wobei die Betonung des "bislang"
eine nur geringe Hoffnung für die Zukunft zu zeigen
scheint. Auch das Wirtschaftsleben zeigt eine außerordentliche
Depression.
Die englischen Flottenvorkehrungen.
London, 31. Juli. Die englischen Marinebehörden
haben sämtliche Vorsichtsmaßregeln getroffen.
Den gestrigen Tag über herrschte in Portsmouth
fieberhafte Geschäftigkeit. Vor allem war
man darauf bedacht, die Schiffe der 2. Flotte für den
ersten Ruf in Bereitschaft zu setzen. Die Hauptarbeit
war, die Mannschaft möglichst schnell auf
ihren Bestand zu bringen. Jeder Urlaub hörte auf;
die Mannschaften, die der Marineartillerie und den
Torpedoschulen zugeteilt waren, kehrten zur zweiten
Flotte zurück. Die Militärbehörden stellten starke
Infanterieaufgebote zum Schutze der Staatsmagazine
auf. Auch am Humber ging es bei der Flotte
lebhaft zu. Die achte Torpedobootsflottille, die zehn
Zerstörer und den Kreuzer "Pothfinder" umfaßt,
lief ein, nahm in Immingham Kohlen ein und fuhr
an die Ostküste. Drei Unterseeboote und der Kreuzer
4. Spalte
"Bonaventure" postierten sich in der Humbermündung.
Die großen Oeltanks der Admiralität
in Killingholme wurden mit Gras bedeckt und mit
schwarzer und roter Farbe angestrichen, um sie vor
einer Beobachtung von der See aus zu schützen. Der
Kreuzer "Hazard" mit einer Unterseebootsflottille
lief in Dover ein, wo er sich mit den leichten
Kreuzern und den Zerstörern der sechsten Flottille, die
auch in Portsmouth stationiert ist, vereinigte. Trotzdem
nicht die geringste Ursache für eine Besorgnis
oder für Alarm in Gibraltar vorliegt, so sind doch
in ständiger Arbeit bei Tag und Nacht die notwendigen
Vorsichtsmaßregeln für die Verteidigung des
Felsens getroffen worden.
Asquith über den Ernst der Lage.
Im Unterhaus beantragte Premierminister Asquith
die Vertagung der zweiten Lesung der Zusatzbill
und sagte: Wir versammeln uns heute unter
Bedingungen, deren Ernst in unser aller Erfahrung
kaum seinesgleichen hat. Die Frage: Krieg oder
Frieden? hängt in der Schwebe. Wir stehen einer
Katastrophe gegenüber, deren Umfang und
Wirkungen unmöglich abgeschätzt
werden können. Unter diesen Umständen
ist es von vitaler Bedeutung für das Interesse
der ganzen Welt, daß England, das keine eigenen
Interessen direkt auf dem Spiele stehen hat (Beifall),
eine geschlossene Front zeigt (lebh. Beifall)
und imstande ist, mit der Autorität einer einigen
Nation zu sprechen und zu handeln. Die Debatte
über die Zusatzbill könne unter solchen Umständen
verderbliche Wirkungen auf die internationale
Lage haben. Er beantragte [sic] daher in Übereinstimmung
mit Bonar Law die Vertagung und spreche die
die Hoffnung aus, daß der Patriotismus aller Parteien
dazu beitragen werde, soviel das in Engands
Macht liegt, das Unheil, das die ganze Welt
bedrohe, wenn nicht abzuwenden, so doch wenigstens
zu umgrenzen.
Panik der Londoner Finanzwelt.
London, 31. Juli. Gegenwärtig findet ein
Ansturm bei der Bank von England statt zur Eintauschung
von Noten gegen Gold. Auch bei den Aktienbanken
ist eine Massenentnahme von Gold im
Gange. Im Augenblick verlassen vier Wagen mit
Gold die Bank von England unter Bedeckung von
etwa 400 Mann. Bedeutende Börsenfirmen veranlaßten
das im Handelsteil gemeldete Schließen der
Börse durch eine Petition an den Börsenvorstand
unter Androhung sofortiger Zahlungseinstellungen.
-
item 20
1. Spalte
Der Kronprinz Führer der 1. Gardedivision.
Nach einer offiziellen Meldung aus Potsdam ist
der Kronprinz zum Führer der ersten Gardedivision
ausersehen.
Generalfeldmarschall v. d. Goltz' Wiedereintritt
in das Heer.
Generalfeldmarschall von der Goltz hat sich zum
Wiedereintritt in das Heer gemeldet. Es laufen
schon seit länger als einer Woche im preußischen
Kriegsministerium täglich Meldungen von deutschen
Kriegsfreiwilligen ein. Die Meldungen
rekrutieren sich vielfach aus denjenigen
Kreisen, für die kein Zwang zum Militärdienst besteht,
insbesondere aus Mitgliedern des Landsturmes
und auch aus solchen, die bei der Aushebung
als untauglich befunden wurden, beziehentlich
bei der Auslosung ausfielen. Zurzeit werden
diese Meldungen keine Berücksichtigung finden.
Nur im allerletzten Ernstfalle werden Freiwillige
dieser Art zur Verwendung im inneren
Dienste kommen. Dagegen haben die verabschiedeten
Offiziere die sich ebenfalls zahlreich
zum Wiedereintritt melden, Aussicht auf
baldige Annahme.
Die Einstellung von Nichtgedienten
und Freiwilligen.
Auf Grund des § 98 der Heer-und Wehrordnung
kann sich jede Persönlichkeit, die ihrer Dienstpflicht
noch nicht genügt hat, bei Ausbruch
der Mobilmachung einen Truppenteil (Ersatzbataillon
usw.) nach Belieben wählen. Wenn er dies
nicht tut, wird bei der bald einsetzenden Aushebung
über ihn verfügt. Als Kriegsfreiwillige können
sich solche Leute bei einem Ersatztruppenteil melden,
die keine gesetzliche Verpflichtung zum Dienen
mehr haben, ferner jugendliche Personen zwischen
17 und 20 Jahren, soweit sie sich nicht in solchen
Bezirken aufhalten, in denen der Landsturm aufgeboten
ist.
Der Telephonverkehr in Deutschland gesperrt.
Nach den Grenzstädten im Westen, Norden und
Osten ist ein telephonischer Verkehr nicht mehr möglich.
Ein deutsches Ausfuhrverbot.
Berlin, 31. Juli. Der Bundesrat hat in seiner
heutigen Sitzung den Erlaß von drei kaiserlichen
Verordnungen betreffend das Verbot der Ausfuhr
von Verpflegungs-, Streu- und Futtermitteln, ferner
von Tieren und tierischen Erzeugnissen sowie
von Kraftfahrzeugen (Motorwagen, Motorfahrrädern
und Teilen davon) und von Mineralrohölen,
Steinkohlenteer und allen aus diesen hergestellten
Oelen zugestimmt. Die Verordnungen treten sofort
in Kraft; der Reichskanzler ist ermächtigt, Ausnahmen
zu gestatten und die erforderlichen
Sicherungsmaßregeln zu treffen.
Weiteres Ausfuhrverbot.
Berlin, 31. Juli. Der heutige "Reichsanzeiger"
veröffentlicht außer den bereits gemeldeten
Ausfuhrverboten das Verbot der Ausfuhr und
Durchfuhr von Eisenbahnmaterial aller
Art, von Telegraphen- und Fernsprechdrähten sowie
Teilen davon, von Luftschiffergeräten aller Art,
von Fahrzeugen und Teilen davon, ferner das Verbot
betreffend die Ausfuhr und Durchfuhr von
Waffen, Munition, Pulver und Sprengstoffen, sowie
von anderen Artikeln des Kriegsbedarfs und
von Gegenständen zur Herstellung von Kriegsbedarfsartikeln,
ferner das Verbot betreffend die Ausfuhr und
Durchfuhr von Rohstoffen, die bei der Herstellung
und dem Betriebe von Gegenständen des Kriegsbedarfs
zur Verwendung gelangen.
Russische Erntearbeiter.
Unter den Maßnahmen, die die deutsche Regierung
treffen sollte, besteht hoffentlich auch die Einbehaltung
der russischen Erntearbeiter, die
noch auf deutschem Boden weilen. Zu der Zahl von
weit über 50 000 Mann nicht der schlechtesten Soldaten
stellen sie ein vollrussisches Armeekorps
dar. Genau so wie man in Oesterreich alle
serbischen Reservisten kurzerhand verhaftet, halte
man diese russischen Reservisten bei uns sofort unter
militärischer Bewachung - wozu Landsturmleute
genügen - und lasse die Erntearbeiten
vollenden und interniere sie dann an geeigneten
Orten. Es ist das eine Pflicht der Selbsterhaltung.
Nur keine falsche Zurückhaltung den russischen
Friedensbrechern gegenüber!
Die Unterbrechung der deutschen Seeschiffahrt.
Hamburg, 31. Juli. Sämtliche Hamburger
Reedereien haben ihre auf See befindlichen Dampfer
angewiesen, unverzüglich den nächsten Hafen anzulaufen
und weitere Order abzuwarten. Aus Hamburg
wird heute kein Schiff mehr abgelassen.
Panik in Straßburg.
Straßburg, 30. Juli. In Straßburg herrscht
die größte Erregung. Das Papiergeld hat momentan
fast keinen Wert; Geschäftsleute und Wirtschaften
weigern sich, Papiergeld anzunehmen. An den
Sparkassen werden fortgesetzt Beträge abgehoben,
es wird von manchen Leuten sogar ein schwunghafter
Handel mit Hundertmarkscheinen betrieben, für die sie
90 bis 95 Mark in Silber zahlen. - Die Lebensmittelpreise
sind horrend in die Höhe gestiegen.
Die Kolonialwarenhändler machen bekannt, daß
nur noch gegen Kasse verkauft werde.
Aus Königsberg.
Die Polizeidirektion macht durch Anschlag öffentlich
bekannt: Zur Sicherung des Hauptbahnhofes
und dessen Betriebsanlagen, ist eine militärische
Wache am Bahnhof, sowie Posten an den Betriebsanlagen
daselbst aufgestellt. Um Unglücksfälle zu
vermeiden, mache ich die Bevölkerung darauf aufmerksam,
daß die Annäherung an die
2. Spalte
Eisenbahnanlagen (Gleise, Brücken, Stellwerke usw.)
näher als 100 Meter verboten ist. Das Passieren
dieser Anlagen durch Zivilpersonen ohne Begleitung
eines Postens ist verboten. Zivilpersonen werden
von den Posten mit Halt! angerufen und müssen
stehen. Zuwiderhandelnde setzen sich der Gefahr
aus, erschossen zu werden.
Panik an der russischen Grenze.
Ostrowo, 31. Juli. Unter den Einwohnern
an der russischen Grenze herrscht eine große Panik,
sogar die Familien der deutschen Beamten leben
in großer Aufregung und die meisten haben die
letzte Nacht in Ostrowo verbracht. Der Güterverkehr
zwischen Skalmierzyce und Kalisch ist eingestellt
worden. Die russische Grenzwache wurde durch Infanterie
verstärkt.
Eine nationale Tat.
Kottbus, 31. Juli. Angesichts der politischen
Ereignisse erachtet es der Arbeitgeberverband
der Lausitzer Tuchindustrie für seine nationale
Pflicht, die Aussperrung sofort für
beendet zu erklären. Die Verbandsbetriebe
werden am Montag, den 3. August, früh wieder
eröffnet.
Neueste Nachrichten.
Berlin, 1. Aug. Laut "Lok. Anz." hat die
Kaiserliche Familie gestern abend im Schlosse
das heilige Abendmahl genommen.
Berlin, 1. Aug. Prinz Adalbert von Preußen
hat sich heute mit der Prinzessin Adelheid von Sachsen-
Meiningen verlobt.
Berlin, 1. Aug. Der Berliner Magistrat hat
sich gestern sehr eingehend mit Maßnahmen beschäftigt,
die die städtische Verwaltung im Falle des
Krieges zu ergreifen hat. Nach der "Morgenpost"
wurde eine Reihe wichtiger Beschlüsse gefaßt, die sich
auf die Lebensmittelversorgung beziehen. Die
Stadt wird in der Lage sein, die Lebensmittelversorgung
selbst zu regeln.
Berlin, 1. Aug. Für den Fall der Mobilmachung
hat Geheimrat Lipmann vom Vorstand der
Volks-Kaffee- und Speisehallen-Gesellschaft den
Betrag von 15 000 Mark für den Fall des Krieges
zur unentgeltlichen Verabreichung von Speisen
und Getränken an ausrückende Mannschaften auf
den Berliner Bahnhöfen zur Verfügung gestellt.
Berlin, 1. Aug. An der Berliner Universität
schlossen gestern die Professoren ihre Vorlesungen
mit dem Hinweis auf die bevorstehende Kriegsgefahr
und die in Aussicht stehende Schließung der
Universität.
Berlin, 1. Aug. Der frühere Pastor Schmidt,
der unter dem Verdacht verhaftet wurde, das
Revolverattentat auf die inzwischen ihren Verletzungen
erlegene Frau Meyer aus der Xantenerstraße verübt
zu haben, ist dem Berliner Tageblatt zufolge
aus der Haft entlassen worden, weil er als Täter
nicht mehr in Frage kommt.
OESTERREICH.
Verschlechterung der Situation.
Wien, 30. Juli. Der Kaiser empfing gleich
nach seiner Ankunft den Minister des Äußeren, Grafen
Berchthold, den Kriegsminister v. Krobatin und
den Generalstabschef Baron Conrad. Die Situation
wird wegen der Haltung Rußlands
als sehr ernst beurteilt.
Allgemeine Mobilmachung in Oesterreich.
Wien, 31. Juli. In Oesterreich ist die allgemeine
Mobilisierung mit Einschluß des
Landsturms angeordnet worden. Landsturmpflichtig
sind Männer vom 18. bis 42. Lebensjahr. Der
Landsturm besteht in zwei Aufgeboten.
Noch keine Grenzüberschreitung österreichischer
Truppen.
Budapest, 31. Juli. Von amtlicher ungarischer
Seite erfahre ich, daß entgegen allen anders
lautenden Nachrichten österreichisch-ungarische Truppen
bis Donnerstag abends noch nirgends die serbischen
Grenzen überschritten haben. Auf der ungarischen
Festung Peterwardein wurde gestern ein
Reservist, der als Nazarener den Gehorsam verweigerte,
standrechtlich erschossen.
Der Weltfriedenskongreß in Wien abgesagt.
Der für den 15. bis 19. September nach Wien einberufene
Weltfriedenskongreß wurde infolge der
Kriegsereignisse abgesagt. Zum Kongreß waren
bereits über 2000 Teilnehmer angemeldet.
Neueste Nachrichten.
Wien, 1. August. Nach einer amtlichen Mitteilung
vom 31. Juli hat der Kaiser die allgemeine
Mobilmachung des Heeres und der Marine und der
beiden Landwehren sowie die Aufbietung und Einberufung
des Landsturmes befohlen. Diese Verfügung
ist veranlaßt durch die von Rußland angeordnete
Mobilisierung und hat keinen aggressiven
Charakter.
Wien, 1. August. Durch kaiserliche Verordnung
wurden die Befugnisse der politischen Verwaltung
dem Armeeoberkommandanten übertragen, ferner
eine Ministerialverordnung über den Absatz von
Waffen, Munitionsgegenständen und über Einstellung
der Wirksamkeit der Geschworenengerichte veröffentlicht.
Diese Verordnung gilt für die Bukowina,
Teile von Mähren und Schlesien. Am Küstenland
von Dalmatien wird der Seeverkehr
beschränkt.
Wien, 1. August. Nach Bekanntwerden der allgemeinen
Mobilisierung fanden große patriotische
Kundgebungen statt. Auch aus der Provinz laufen
Berichte über begeisterte Kundgebungen ein.
ITALIEN.
Macht Italien mobil?
Rom, 31. Juli. Der italienische Ministerrat
beriet heute über die Mobilisierung der italienischen
Armee.
3. Spalte
Italien bestellt fünf Parseval-Luftschiffe.
Die italienische Regierung gab der Luftfahrzeug-
Gesellschaft in Bitterfeld fünf neue Parseval-
Luftschiffe in Auftrag.
RUSSLAND.
Die russische Mobilmachung an der deutschen
Grenze.
Es kann keinem Zweifel unterliegen, daß die
russische Mobilmachung an der Grenze in vollem
Gange ist. Die zweite und dritte russische Kavalleriedivision
stehen an der Grenze zwischen Wirballen
und Augustow. Die russische Grenzwache hat ihre
Wachthäuser in Brand gesetzt. Zollbeamte behaupten,
daß dies Mobilmachung bedeutet. Zuverlässige
Reisende haben auf der Fahrt von Petersburg nach
Wirballen in Wilna drei Militärzüge mit Artillerie
gesehen. Alle Mannschaften waren kriegsmäßig
ausgerüstet.
Russische Maßnahmen.
Kattowitz, 31. Juli. Heute nacht 2 ½ Uhr
wurde die Eisenbahnbrücke von Granica,
die Granica mit Sczokowa verbindet, vom russischen
Militär in die Luft gesprengt. Die Einwohnerschaft
von Granica hat den Ort geräumt.
Rußland hat den Grenzkordon zurückgezogen.
Die russische Zollkammer wurde geräumt
und ihre Bestände nach dem Inneren Rußlands gebracht.
Alle Lokomotiven sind von der Grenze nach
dem Inneren gebracht worden. Aus Kalisch wird
gemeldet, daß man dort alles in der größten Eile
zum Kriege vorbereite. Heute treffen dort wiederum
zwei Infanterie-Regimenter, eins aus Lodz und
eins aus Warschau, ein. Die Bahnlinie von Kalisch
nach der deutschen Grenze ist durchweg
militärisch besetzt. In dem unweit von Kalisch
gelegenen Orte Mostkow liegt eine Abteilung
Jäger. Soeben kam hier die Nachricht aus Kalisch,
daß ein Artillerie-Regiment nach der russischen
Grenze befördert wurde. Es steht auch fest, daß unweit
der Grenze eine Maschinengewehrabteilung
stationiert ist.
Verbrüderung mit den Königsmördern.
Gestern verließen abermals mehrere serbische Offiziere
die russische Hauptstadt. Schon eine Stunde
vor Abgang des Zuges versammelten sich große
Menschenmassen auf dem Bahnhof bis weit auf die
Straße hinaus und brachten den Serben begeisterte
Ovationen dar. Es wurden Fahnen vorangetragen.
Die serbischen Offiziere wurden vom Publikum
auf den Händen zum Zuge getragen. Bei der
Abfahrt wurde ihnen ein Bildnis des Zaren überreicht.
Die Demonstranten segneten die Offiziere
mit dem Bildnis des Zaren.
Meuterei auf der russischen Flotte?
Konstantinopel, 30. Juli. In einem
wird gemeldet: Eswird bestätigt, daß auf der russischen Flotte in
Sebastopol eine Meuterei ausgebrochen ist. Über ihren
Umfang liegen keine zuverlässigen Nachrichten vor,
insbesondere darüber, ob es sich etwa um einen vereinzelten
Vorgang auf einem einzelnen Schiff handelt.
Der hiesige russische Stationskreuzer ging
gestern mit versiegelter Order ins Schwarze Meer.
Die deutschen Schiffe werden aus dem Schwarzen
Meer zurückgerufen. Diese Meldung zeigt - ebenso
wie die von der Sprengung der Warschauer Zitadelle -
aufs neue, mit welchen bedeutenden Schwierigkeiten
im Innern Rußlands zu kämpfen hat.
Neueste Nachrichten.
Moskau, 1. Aug. Der Gemeinderat bewilligte
1 Million Rubel für Organisation und Hilfsmittel
für Heer und Flotte Rußlands unter befreundeten
Mächten.
ENGLAND.
Pessimistische Stimmung in London.
London, 30. Juli. Die englische Zuversicht auf
eine Eindämmung des Kriegsherdes ist, seit Sir
Edward Greys heutiger Erklärung, in tiefsten Pessimismus
umgeschlagen. Bange Fragen erheben sich
in den Kreisen der Parlamentarier: Wird die Regierung
die Session vor den Ferien, wie üblich,
schließen oder nur vertagen? Die gegen allen
Parlamentsbrauch verstoßende Vertagung wäre ein
sicherer Beweis dafür, daß man mit derMöglichkeit
einer aktiven Teilnahme Englands an einem europäischen
Krieg rechnet und deshalb das Mittel
schnellster Berufung des Hauses in der Hand behält.
In den Wandelgängen des Parlaments und in den
politischen Klubs besprechen erregte Gruppen dem [sic]
designierten Ausspruch des Staatssekretärs, bislang
seien weitere Schwierigkeiten unter den Mächten
nicht eingetreten, wobei die Betonung des "bislang"
eine nur geringe Hoffnung für die Zukunft zu zeigen
scheint. Auch das Wirtschaftsleben zeigt eine außerordentliche
Depression.
Die englischen Flottenvorkehrungen.
London, 31. Juli. Die englischen Marinebehörden
haben sämtliche Vorsichtsmaßregeln getroffen.
Den gestrigen Tag über herrschte in Portsmouth
fieberhafte Geschäftigkeit. Vor allem war
man darauf bedacht, die Schiffe der 2. Flotte für den
ersten Ruf in Bereitschaft zu setzen. Die Hauptarbeit
war, die Mannschaft möglichst schnell auf
ihren Bestand zu bringen. Jeder Urlaub hörte auf;
die Mannschaften, die der Marineartillerie und den
Torpedoschulen zugeteilt waren, kehrten zur zweiten
Flotte zurück. Die Militärbehörden stellten starke
Infanterieaufgebote zum Schutze der Staatsmagazine
auf. Auch am Humber ging es bei der Flotte
lebhaft zu. Die achte Torpedobootsflottille, die zehn
Zerstörer und den Kreuzer "Pothfinder" umfaßt,
lief ein, nahm in Immingham Kohlen ein und fuhr
an die Ostküste. Drei Unterseeboote und der Kreuzer
4. Spalte
"Bonaventure" postierten sich in der Humbermündung.
Die großen Oeltanks der Admiralität
in Killingholme wurden mit Gras bedeckt und mit
schwarzer und roter Farbe angestrichen, um sie vor
einer Beobachtung von der See aus zu schützen. Der
Kreuzer "Hazard" mit einer Unterseebootsflottille
lief in Dover ein, wo er sich mit den leichten
Kreuzern und den Zerstörern der sechsten Flottille, die
auch in Portsmouth stationiert ist, vereinigte. Trotzdem
nicht die geringste Ursache für eine Besorgnis
oder für Alarm in Gibraltar vorliegt, so sind doch
in ständiger Arbeit bei Tag und Nacht die notwendigen
Vorsichtsmaßregeln für die Verteidigung des
Felsens getroffen worden.
Asquith über den Ernst der Lage.
Im Unterhaus beantragte Premierminister Asquith
die Vertagung der zweiten Lesung der Zusatzbill
und sagte: Wir versammeln uns heute unter
Bedingungen, deren Ernst in unser aller Erfahrung
kaum seinesgleichen hat. Die Frage: Krieg oder
Frieden? hängt in der Schwebe. Wir stehen einer
Katastrophe gegenüber, deren Umfang und
Wirkungen unmöglich abgeschätzt
werden können. Unter diesen Umständen
ist es von vitaler Bedeutung für das Interesse
der ganzen Welt, daß England, das keine eigenen
Interessen direkt auf dem Spiele stehen hat (Beifall),
eine geschlossene Front zeigt (lebh. Beifall)
und imstande ist, mit der Autorität einer einigen
Nation zu sprechen und zu handeln. Die Debatte
über die Zusatzbill könne unter solchen Umständen
verderbliche Wirkungen auf die internationale
Lage haben. Er beantragte [sic] daher in Übereinstimmung
mit Bonar Law die Vertagung und spreche die
die Hoffnung aus, daß der Patriotismus aller Parteien
dazu beitragen werde, soviel das in Engands
Macht liegt, das Unheil, das die ganze Welt
bedrohe, wenn nicht abzuwenden, so doch wenigstens
zu umgrenzen.
-
item 20
1. Spalte
Der Kronprinz Führer der 1. Gardedivision.
Nach einer offiziellen Meldung aus Potsdam ist
der Kronprinz zum Führer der ersten Gardedivision
ausersehen.
Generalfeldmarschall v. d. Goltz' Wiedereintritt
in das Heer.
Generalfeldmarschall von der Goltz hat sich zum
Wiedereintritt in das Heer gemeldet. Es laufen
schon seit länger als einer Woche im preußischen
Kriegsministerium täglich Meldungen von deutschen
Kriegsfreiwilligen ein. Die Meldungen
rekrutieren sich vielfach aus denjenigen
Kreisen, für die kein Zwang zum Militärdienst besteht,
insbesondere aus Mitgliedern des Landsturmes
und auch aus solchen, die bei der Aushebung
als untauglich befunden wurden, beziehentlich
bei der Auslosung ausfielen. Zurzeit werden
diese Meldungen keine Berücksichtigung finden.
Nur im allerletzten Ernstfalle werden Freiwillige
dieser Art zur Verwendung im inneren
Dienste kommen. Dagegen haben die verabschiedeten
Offiziere die sich ebenfalls zahlreich
zum Wiedereintritt melden, Aussicht auf
baldige Annahme.
Die Einstellung von Nichtgedienten
und Freiwilligen.
Auf Grund des § 98 der Heer-und Wehrordnung
kann sich jede Persönlichkeit, die ihrer Dienstpflicht
noch nicht genügt hat, bei Ausbruch
der Mobilmachung einen Truppenteil (Ersatzbataillon
usw.) nach Belieben wählen. Wenn er dies
nicht tut, wird bei der bald einsetzenden Aushebung
über ihn verfügt. Als Kriegsfreiwillige können
sich solche Leute bei einem Ersatztruppenteil melden,
die keine gesetzliche Verpflichtung zum Dienen
mehr haben, ferner jugendliche Personen zwischen
17 und 20 Jahren, soweit sie sich nicht in solchen
Bezirken aufhalten, in denen der Landsturm aufgeboten
ist.
Der Telephonverkehr in Deutschland gesperrt.
Nach den Grenzstädten im Westen, Norden und
Osten ist ein telephonischer Verkehr nicht mehr möglich.
Ein deutsches Ausfuhrverbot.
Berlin, 31. Juli. Der Bundesrat hat in seiner
heutigen Sitzung den Erlaß von drei kaiserlichen
Verordnungen betreffend das Verbot der Ausfuhr
von Verpflegungs-, Streu- und Futtermitteln, ferner
von Tieren und tierischen Erzeugnissen sowie
von Kraftfahrzeugen (Motorwagen, Motorfahrrädern
und Teilen davon) und von Mineralrohölen,
Steinkohlenteer und allen aus diesen hergestellten
Oelen zugestimmt. Die Verordnungen treten sofort
in Kraft; der Reichskanzler ist ermächtigt, Ausnahmen
zu gestatten und die erforderlichen
Sicherungsmaßregeln zu treffen.
Weiteres Ausfuhrverbot.
Berlin, 31. Juli. Der heutige "Reichsanzeiger"
veröffentlicht außer den bereits gemeldeten
Ausfuhrverboten das Verbot der Ausfuhr und
Durchfuhr von Eisenbahnmaterial aller
Art, von Telegraphen- und Fernsprechdrähten sowie
Teilen davon, von Luftschiffergeräten aller Art,
von Fahrzeugen und Teilen davon, ferner das Verbot
betreffend die Ausfuhr und Durchfuhr von
Waffen, Munition, Pulver und Sprengstoffen, sowie
von anderen Artikeln des Kriegsbedarfs und
von Gegenständen zur Herstellung von Kriegsbedarfsartikeln,
ferner das Verbot betreffend die Ausfuhr und
Durchfuhr von Rohstoffen, die bei der Herstellung
und dem Betriebe von Gegenständen des Kriegsbedarfs
zur Verwendung gelangen.
Russische Erntearbeiter.
Unter den Maßnahmen, die die deutsche Regierung
treffen sollte, besteht hoffentlich auch die Einbehaltung
der russischen Erntearbeiter, die
noch auf deutschem Boden weilen. Zu der Zahl von
weit über 50 000 Mann nicht der schlechtesten Soldaten
stellen sie ein vollrussisches Armeekorps
dar. Genau so wie man in Oesterreich alle
serbischen Reservisten kurzerhand verhaftet, halte
man diese russischen Reservisten bei uns sofort unter
militärischer Bewachung - wozu Landsturmleute
genügen - und lasse die Erntearbeiten
vollenden und interniere sie dann an geeigneten
Orten. Es ist das eine Pflicht der Selbsterhaltung.
Nur keine falsche Zurückhaltung den russischen
Friedensbrechern gegenüber!
Die Unterbrechung der deutschen Seeschiffahrt.
Hamburg, 31. Juli. Sämtliche Hamburger
Reedereien haben ihre auf See befindlichen Dampfer
angewiesen, unverzüglich den nächsten Hafen anzulaufen
und weitere Order abzuwarten. Aus Hamburg
wird heute kein Schiff mehr abgelassen.
Panik in Straßburg.
Straßburg, 30. Juli. In Straßburg herrscht
die größte Erregung. Das Papiergeld hat momentan
fast keinen Wert; Geschäftsleute und Wirtschaften
weigern sich, Papiergeld anzunehmen. An den
Sparkassen werden fortgesetzt Beträge abgehoben,
es wird von manchen Leuten sogar ein schwunghafter
Handel mit Hundertmarkscheinen betrieben, für die sie
90 bis 95 Mark in Silber zahlen. - Die Lebensmittelpreise
sind horrend in die Höhe gestiegen.
Die Kolonialwarenhändler machen bekannt, daß
nur noch gegen Kasse verkauft werde.
Aus Königsberg.
Die Polizeidirektion macht durch Anschlag öffentlich
bekannt: Zur Sicherung des Hauptbahnhofes
und dessen Betriebsanlagen, ist eine militärische
Wache am Bahnhof, sowie Posten an den Betriebsanlagen
daselbst aufgestellt. Um Unglücksfälle zu
vermeiden, mache ich die Bevölkerung darauf aufmerksam,
daß die Annäherung an die
2. Spalte
Eisenbahnanlagen (Gleise, Brücken, Stellwerke usw.)
näher als 100 Meter verboten ist. Das Passieren
dieser Anlagen durch Zivilpersonen ohne Begleitung
eines Postens ist verboten. Zivilpersonen werden
von den Posten mit Halt! angerufen und müssen
stehen. Zuwiderhandelnde setzen sich der Gefahr
aus, erschossen zu werden.
Panik an der russischen Grenze.
Ostrowo, 31. Juli. Unter den Einwohnern
an der russischen Grenze herrscht eine große Panik,
sogar die Familien der deutschen Beamten leben
in großer Aufregung und die meisten haben die
letzte Nacht in Ostrowo verbracht. Der Güterverkehr
zwischen Skalmierzyce und Kalisch ist eingestellt
worden. Die russische Grenzwache wurde durch Infanterie
verstärkt.
Eine nationale Tat.
Kottbus, 31. Juli. Angesichts der politischen
Ereignisse erachtet es der Arbeitgeberverband
der Lausitzer Tuchindustrie für seine nationale
Pflicht, die Aussperrung sofort für
beendet zu erklären. Die Verbandsbetriebe
werden am Montag, den 3. August, früh wieder
eröffnet.
Neueste Nachrichten.
Berlin, 1. Aug. Laut "Lok. Anz." hat die
Kaiserliche Familie gestern abend im Schlosse
das heilige Abendmahl genommen.
Berlin, 1. Aug. Prinz Adalbert von Preußen
hat sich heute mit der Prinzessin Adelheid von Sachsen-
Meiningen verlobt.
Berlin, 1. Aug. Der Berliner Magistrat hat
sich gestern sehr eingehend mit Maßnahmen beschäftigt,
die die städtische Verwaltung im Falle des
Krieges zu ergreifen hat. Nach der "Morgenpost"
wurde eine Reihe wichtiger Beschlüsse gefaßt, die sich
auf die Lebensmittelversorgung beziehen. Die
Stadt wird in der Lage sein, die Lebensmittelversorgung
selbst zu regeln.
Berlin, 1. Aug. Für den Fall der Mobilmachung
hat Geheimrat Lipmann vom Vorstand der
Volks-Kaffee- und Speisehallen-Gesellschaft den
Betrag von 15 000 Mark für den Fall des Krieges
zur unentgeltlichen Verabreichung von Speisen
und Getränken an ausrückende Mannschaften auf
den Berliner Bahnhöfen zur Verfügung gestellt.
Berlin, 1. Aug. An der Berliner Universität
schlossen gestern die Professoren ihre Vorlesungen
mit dem Hinweis auf die bevorstehende Kriegsgefahr
und die in Aussicht stehende Schließung der
Universität.
Berlin, 1. Aug. Der frühere Pastor Schmidt,
der unter dem Verdacht verhaftet wurde, das
Revolverattentat auf die inzwischen ihren Verletzungen
erlegene Frau Meyer aus der Xantenerstraße verübt
zu haben, ist dem Berliner Tageblatt zufolge
aus der Haft entlassen worden, weil er als Täter
nicht mehr in Frage kommt.
OESTERREICH.
Verschlechterung der Situation.
Wien, 30. Juli. Der Kaiser empfing gleich
nach seiner Ankunft den Minister des Äußeren, Grafen
Berchthold, den Kriegsminister v. Krobatin und
den Generalstabschef Baron Conrad. Die Situation
wird wegen der Haltung Rußlands
als sehr ernst beurteilt.
Allgemeine Mobilmachung in Oesterreich.
Wien, 31. Juli. In Oesterreich ist die allgemeine
Mobilisierung mit Einschluß des
Landsturms angeordnet worden. Landsturmpflichtig
sind Männer vom 18. bis 42. Lebensjahr. Der
Landsturm besteht in zwei Aufgeboten.
Noch keine Grenzüberschreitung österreichischer
Truppen.
Budapest, 31. Juli. Von amtlicher ungarischer
Seite erfahre ich, daß entgegen allen anders
lautenden Nachrichten österreichisch-ungarische Truppen
bis Donnerstag abends noch nirgends die serbischen
Grenzen überschritten haben. Auf der ungarischen
Festung Peterwardein wurde gestern ein
Reservist, der als Nazarener den Gehorsam verweigerte,
standrechtlich erschossen.
Der Weltfriedenskongreß in Wien abgesagt.
Der für den 15. bis 19. September nach Wien einberufene
Weltfriedenskongreß wurde infolge der
Kriegsereignisse abgesagt. Zum Kongreß waren
bereits über 2000 Teilnehmer angemeldet.
Neueste Nachrichten.
Wien, 1. August. Nach einer amtlichen Mitteilung
vom 31. Juli hat der Kaiser die allgemeine
Mobilmachung des Heeres und der Marine und der
beiden Landwehren sowie die Aufbietung und Einberufung
des Landsturmes befohlen. Diese Verfügung
ist veranlaßt durch die von Rußland angeordnete
Mobilisierung und hat keinen aggressiven
Charakter.
Wien, 1. August. Durch kaiserliche Verordnung
wurden die Befugnisse der politischen Verwaltung
dem Armeeoberkommandanten übertragen, ferner
eine Ministerialverordnung über den Absatz von
Waffen, Munitionsgegenständen und über Einstellung
der Wirksamkeit der Geschworenengerichte veröffentlicht.
Diese Verordnung gilt für die Bukowina,
Teile von Mähren und Schlesien. Am Küstenland
von Dalmatien wird der Seeverkehr
beschränkt.
Wien, 1. August. Nach Bekanntwerden der allgemeinen
Mobilisierung fanden große patriotische
Kundgebungen statt. Auch aus der Provinz laufen
Berichte über begeisterte Kundgebungen ein.
ITALIEN.
Macht Italien mobil?
Rom, 31. Juli. Der italienische Ministerrat
beriet heute über die Mobilisierung der italienischen
Armee.
3. Spalte
Italien bestellt fünf Parseval-Luftschiffe.
Die italienische Regierung gab der Luftfahrzeug-
Gesellschaft in Bitterfeld fünf neue Parseval-
Luftschiffe in Auftrag.
RUSSLAND.
Die russische Mobilmachung an der deutschen
Grenze.
Es kann keinem Zweifel unterliegen, daß die
russische Mobilmachung an der Grenze in vollem
Gange ist. Die zweite und dritte russische Kavalleriedivision
stehen an der Grenze zwischen Wirballen
und Augustow. Die russische Grenzwache hat ihre
Wachthäuser in Brand gesetzt. Zollbeamte behaupten,
daß dies Mobilmachung bedeutet. Zuverlässige
Reisende haben auf der Fahrt von Petersburg nach
Wirballen in Wilna drei Militärzüge mit Artillerie
gesehen. Alle Mannschaften waren kriegsmäßig
ausgerüstet.
Russische Maßnahmen.
Kattowitz, 31. Juli. Heute nacht 2 ½ Uhr
wurde die Eisenbahnbrücke von Granica,
die Granica mit Sczokowa verbindet, vom russischen
Militär in die Luft gesprengt. Die Einwohnerschaft
von Granica hat den Ort geräumt.
Rußland hat den Grenzkordon zurückgezogen.
Die russische Zollkammer wurde geräumt
und ihre Bestände nach dem Inneren Rußlands gebracht.
Alle Lokomotiven sind von der Grenze nach
dem Inneren gebracht worden. Aus Kalisch wird
gemeldet, daß man dort alles in der größten Eile
zum Kriege vorbereite. Heute treffen dort wiederum
zwei Infanterie-Regimenter, eins aus Lodz und
eins aus Warschau, ein. Die Bahnlinie von Kalisch
nach der deutschen Grenze ist durchweg
militärisch besetzt. In dem unweit von Kalisch
gelegenen Orte Mostkow liegt eine Abteilung
Jäger. Soeben kam hier die Nachricht aus Kalisch,
daß ein Artillerie-Regiment nach der russischen
Grenze befördert wurde. Es steht auch fest, daß unweit
der Grenze eine Maschinengewehrabteilung
stationiert ist.
Verbrüderung mit den Königsmördern.
Gestern verließen abermals mehrere serbische Offiziere
die russische Hauptstadt. Schon eine Stunde
vor Abgang des Zuges versammelten sich große
Menschenmassen auf dem Bahnhof bis weit auf die
Straße hinaus und brachten den Serben begeisterte
Ovationen dar. Es wurden Fahnen vorangetragen.
Die serbischen Offiziere wurden vom Publikum
auf den Händen zum Zuge getragen. Bei der
Abfahrt wurde ihnen ein Bildnis des Zaren überreicht.
Die Demonstranten segneten die Offiziere
mit dem Bildnis des Zaren.
Meuterei auf der russischen Flotte?
Konstantinopel, 30. Juli. In einem
wird gemeldet: Eswird bestätigt, daß auf der russischen Flotte in
Sebastopol eine Meuterei ausgebrochen ist. Über ihren
Umfang liegen keine zuverlässigen Nachrichten vor,
insbesondere darüber, ob es sich etwa um einen vereinzelten
Vorgang auf einem einzelnen Schiff handelt.
Der hiesige russische Stationskreuzer ging
gestern mit versiegelter Order ins Schwarze Meer.
Die deutschen Schiffe werden aus dem Schwarzen
Meer zurückgerufen. Diese Meldung zeigt - ebenso
wie die von der Sprengung der Warschauer Zitadelle -
aufs neue, mit welchen bedeutenden Schwierigkeiten
im Innern Rußlands zu kämpfen hat.
Neueste Nachrichten.
Moskau, 1. Aug. Der Gemeinderat bewilligte
1 Million Rubel für Organisation und Hilfsmittel
für Heer und Flotte Rußlands unter befreundeten
Mächten.
ENGLAND.
Pessimistische Stimmung in London.
London, 30. Juli. Die englische Zuversicht auf
eine Eindämmung des Kriegsherdes ist, seit Sir
Edward Greys heutiger Erklärung, in tiefsten Pessimismus
umgeschlagen. Bange Fragen erheben sich
in den Kreisen der Parlamentarier: Wird die Regierung
die Session vor den Ferien, wie üblich,
schließen oder nur vertagen? Die gegen allen
Parlamentsbrauch verstoßende Vertagung wäre ein
sicherer Beweis dafür, daß man mit derMöglichkeit
einer aktiven Teilnahme Englands an einem europäischen
Krieg rechnet und deshalb das Mittel
schnellster Berufung des Hauses in der Hand behält.
In den Wandelgängen des Parlaments und in den
politischen Klubs besprechen erregte Gruppen dem [sic]
designierten Ausspruch des Staatssekretärs, bislang
seien weitere Schwierigkeiten unter den Mächten
nicht eingetreten, wobei die Betonung des "bislang"
eine nur geringe Hoffnung für die Zukunft zu zeigen
scheint. Auch das Wirtschaftsleben zeigt eine außerordentliche
Depression.
Die englischen Flottenvorkehrungen.
London, 31. Juli. Die englischen Marinebehörden
haben sämtliche Vorsichtsmaßregeln getroffen.
Den gestrigen Tag über herrschte in Portsmouth
fieberhafte Geschäftigkeit. Vor allem war
man darauf bedacht, die Schiffe der 2. Flotte für den
ersten Ruf in Bereitschaft zu setzen. Die Hauptarbeit
war, die Mannschaft möglichst schnell auf
ihren Bestand zu bringen. Jeder Urlaub hörte auf;
die Mannschaften, die der Marineartillerie und den
Torpedoschulen zugeteilt waren, kehrten zur zweiten
Flotte zurück. Die Militärbehörden stellten starke
Infanterieaufgebote zum Schutze der Staatsmagazine
auf. Auch am Humber ging es bei der Flotte
lebhaft zu. Die achte Torpedobootsflottille, die zehn
Zerstörer und den Kreuzer "Pothfinder" umfaßt,
lief ein, nahm in Immingham Kohlen ein und fuhr
an die Ostküste. Drei Unterseeboote und der Kreuzer
4. Spalte
"Bonaventure" postierten sich in der Humbermündung.
Die großen Oeltanks der Admiralität
in Killingholme wurden mit Gras bedeckt und mit
schwarzer und roter Farbe angestrichen, um sie vor
einer Beobachtung von der See aus zu schützen. Der
Kreuzer "Hazard" mit einer Unterseebootsflottille
lief in Dover ein, wo er sich mit den leichten
Kreuzern und den Zerstörern der sechsten Flottille, die
auch in Portsmouth stationiert ist, vereinigte. Trotzdem
nicht die geringste Ursache für eine Besorgnis
oder für Alarm in Gibraltar vorliegt, so sind doch
in ständiger Arbeit bei Tag und Nacht die notwendigen
Vorsichtsmaßregeln für die Verteidigung des
Felsens getroffen worden.
Asquith über den Ernst der Lage.
Im Unterhaus beantragte Premierminister Asquith
die Vertagung der zweiten Lesung der Zusatzbill
und sagte: Wir versammeln uns heute unter
Bedingungen, deren Ernst in unser aller Erfahrung
kaum seinesgleichen hat. Die Frage: Krieg oder
Frieden? hängt in der Schwebe. Wir stehen einer
Katastrophe gegenüber, deren Umfang und
Wirkungen unmöglich abgeschätzt
werden können. Unter diesen Umständen
ist es von vitaler Bedeutung für das Interesse
der ganzen Welt, daß England, das keine eigenen
Interessen direkt auf dem Spiele stehen hat (Beifall),
eine geschlossene Front zeigt (lebh. Beifall)
und imstande ist, mit der Autorität einer einigen
Nation zu sprechen und zu handeln. Die Debatte
über die Zusatzbill könne unter solchen Umständen
verderbliche Wirkungen auf die internationale
Lage haben. Er beantragte daher in Übereinstimmung
mit Bonar Law die Vertagung und spreche die
die Hoffnung aus, daß der Patriotismus aller Parteien
dazu beitragen werde, soviel das in Engands
Macht liegt, das Unheil, das die ganze Welt
bedrohe, wenn nicht abzuwenden, so doch wenigstens
zu umgrenzen.
-
item 20
1. Spalte
Der Kronprinz Führer der 1. Gardedivision.
Nach einer offiziellen Meldung aus Potsdam ist
der Kronprinz zum Führer der ersten Gardedivision
ausersehen.
Generalfeldmarschall v. d. Goltz' Wiedereintritt
in das Heer.
Generalfeldmarschall von der Goltz hat sich zum
Wiedereintritt in das Heer gemeldet. Es laufen
schon seit länger als einer Woche im preußischen
Kriegsministerium täglich Meldungen von deutschen
Kriegsfreiwilligen ein. Die Meldungen
rekrutieren sich vielfach aus denjenigen
Kreisen, für die kein Zwang zum Militärdienst besteht,
insbesondere aus Mitgliedern des Landsturmes
und auch aus solchen, die bei der Aushebung
als untauglich befunden wurden, beziehentlich
bei der Auslosung ausfielen. Zurzeit werden
diese Meldungen keine Berücksichtigung finden.
Nur im allerletzten Ernstfalle werden Freiwillige
dieser Art zur Verwendung im inneren
Dienste kommen. Dagegen haben die verabschiedeten
Offiziere die sich ebenfalls zahlreich
zum Wiedereintritt melden, Aussicht auf
baldige Annahme.
Die Einstellung von Nichtgedienten
und Freiwilligen.
Auf Grund des § 98 der Heer-und Wehrordnung
kann sich jede Persönlichkeit, die ihrer Dienstpflicht
noch nicht genügt hat, bei Ausbruch
der Mobilmachung einen Truppenteil (Ersatzbataillon
usw.) nach Belieben wählen. Wenn er dies
nicht tut, wird bei der bald einsetzenden Aushebung
über ihn verfügt. Als Kriegsfreiwillige können
sich solche Leute bei einem Ersatztruppenteil melden,
die keine gesetzliche Verpflichtung zum Dienen
mehr haben, ferner jugendliche Personen zwischen
17 und 20 Jahren, soweit sie sich nicht in solchen
Bezirken aufhalten, in denen der Landsturm aufgeboten
ist.
Der Telephonverkehr in Deutschland gesperrt.
Nach den Grenzstädten im Westen, Norden und
Osten ist ein telephonischer Verkehr nicht mehr möglich.
Ein deutsches Ausfuhrverbot.
Berlin, 31. Juli. Der Bundesrat hat in seiner
heutigen Sitzung den Erlaß von drei kaiserlichen
Verordnungen betreffend das Verbot der Ausfuhr
von Verpflegungs-, Streu- und Futtermitteln, ferner
von Tieren und tierischen Erzeugnissen sowie
von Kraftfahrzeugen (Motorwagen, Motorfahrrädern
und Teilen davon) und von Mineralrohölen,
Steinkohlenteer und allen aus diesen hergestellten
Oelen zugestimmt. Die Verordnungen treten sofort
in Kraft; der Reichskanzler ist ermächtigt, Ausnahmen
zu gestatten und die erforderlichen
Sicherungsmaßregeln zu treffen.
Weiteres Ausfuhrverbot.
Berlin, 31. Juli. Der heutige "Reichsanzeiger"
veröffentlicht außer den bereits gemeldeten
Ausfuhrverboten das Verbot der Ausfuhr und
Durchfuhr von Eisenbahnmaterial aller
Art, von Telegraphen- und Fernsprechdrähten sowie
Teilen davon, von Luftschiffergeräten aller Art,
von Fahrzeugen und Teilen davon, ferner das Verbot
betreffend die Ausfuhr und Durchfuhr von
Waffen, Munition, Pulver und Sprengstoffen, sowie
von anderen Artikeln des Kriegsbedarfs und
von Gegenständen zur Herstellung von Kriegsbedarfsartikeln,
ferner das Verbot betreffend die Ausfuhr und
Durchfuhr von Rohstoffen, die bei der Herstellung
und dem Betriebe von Gegenständen des Kriegsbedarfs
zur Verwendung gelangen.
Russische Erntearbeiter.
Unter den Maßnahmen, die die deutsche Regierung
treffen sollte, besteht hoffentlich auch die Einbehaltung
der russischen Erntearbeiter, die
noch auf deutschem Boden weilen. Zu der Zahl von
weit über 50 000 Mann nicht der schlechtesten Soldaten
stellen sie ein vollrussisches Armeekorps
dar. Genau so wie man in Oesterreich alle
serbischen Reservisten kurzerhand verhaftet, halte
man diese russischen Reservisten bei uns sofort unter
militärischer Bewachung - wozu Landsturmleute
genügen - und lasse die Erntearbeiten
vollenden und interniere sie dann an geeigneten
Orten. Es ist das eine Pflicht der Selbsterhaltung.
Nur keine falsche Zurückhaltung den russischen
Friedensbrechern gegenüber!
Die Unterbrechung der deutschen Seeschiffahrt.
Hamburg, 31. Juli. Sämtliche Hamburger
Reedereien haben ihre auf See befindlichen Dampfer
angewiesen, unverzüglich den nächsten Hafen anzulaufen
und weitere Order abzuwarten. Aus Hamburg
wird heute kein Schiff mehr abgelassen.
Panik in Straßburg.
Straßburg, 30. Juli. In Straßburg herrscht
die größte Erregung. Das Papiergeld hat momentan
fast keinen Wert; Geschäftsleute und Wirtschaften
weigern sich, Papiergeld anzunehmen. An den
Sparkassen werden fortgesetzt Beträge abgehoben,
es wird von manchen Leuten sogar ein schwunghafter
Handel mit Hundertmarkscheinen betrieben, für die sie
90 bis 95 Mark in Silber zahlen. - Die Lebensmittelpreise
sind horrend in die Höhe gestiegen.
Die Kolonialwarenhändler machen bekannt, daß
nur noch gegen Kasse verkauft werde.
Aus Königsberg.
Die Polizeidirektion macht durch Anschlag öffentlich
bekannt: Zur Sicherung des Hauptbahnhofes
und dessen Betriebsanlagen, ist eine militärische
Wache am Bahnhof, sowie Posten an den Betriebsanlagen
daselbst aufgestellt. Um Unglücksfälle zu
vermeiden, mache ich die Bevölkerung darauf aufmerksam,
daß die Annäherung an die
2. Spalte
Eisenbahnanlagen (Gleise, Brücken, Stellwerke usw.)
näher als 100 Meter verboten ist. Das Passieren
dieser Anlagen durch Zivilpersonen ohne Begleitung
eines Postens ist verboten. Zivilpersonen werden
von den Posten mit Halt! angerufen und müssen
stehen. Zuwiderhandelnde setzen sich der Gefahr
aus, erschossen zu werden.
Panik an der russischen Grenze.
Ostrowo, 31. Juli. Unter den Einwohnern
an der russischen Grenze herrscht eine große Panik,
sogar die Familien der deutschen Beamten leben
in großer Aufregung und die meisten haben die
letzte Nacht in Ostrowo verbracht. Der Güterverkehr
zwischen Skalmierzyce und Kalisch ist eingestellt
worden. Die russische Grenzwache wurde durch Infanterie
verstärkt.
Eine nationale Tat.
Kottbus, 31. Juli. Angesichts der politischen
Ereignisse erachtet es der Arbeitgeberverband
der Lausitzer Tuchindustrie für seine nationale
Pflicht, die Aussperrung sofort für
beendet zu erklären. Die Verbandsbetriebe
werden am Montag, den 3. August, früh wieder
eröffnet.
Neueste Nachrichten.
Berlin, 1. Aug. Laut "Lok. Anz." hat die
Kaiserliche Familie gestern abend im Schlosse
das heilige Abendmahl genommen.
Berlin, 1. Aug. Prinz Adalbert von Preußen
hat sich heute mit der Prinzessin Adelheid von Sachsen-
Meiningen verlobt.
Berlin, 1. Aug. Der Berliner Magistrat hat
sich gestern sehr eingehend mit Maßnahmen beschäftigt,
die die städtische Verwaltung im Falle des
Krieges zu ergreifen hat. Nach der "Morgenpost"
wurde eine Reihe wichtiger Beschlüsse gefaßt, die sich
auf die Lebensmittelversorgung beziehen. Die
Stadt wird in der Lage sein, die Lebensmittelversorgung
selbst zu regeln.
Berlin, 1. Aug. Für den Fall der Mobilmachung
hat Geheimrat Lipmann vom Vorstand der
Volks-Kaffee- und Speisehallen-Gesellschaft den
Betrag von 15 000 Mark für den Fall des Krieges
zur unentgeltlichen Verabreichung von Speisen
und Getränken an ausrückende Mannschaften auf
den Berliner Bahnhöfen zur Verfügung gestellt.
Berlin, 1. Aug. An der Berliner Universität
schlossen gestern die Professoren ihre Vorlesungen
mit dem Hinweis auf die bevorstehende Kriegsgefahr
und die in Aussicht stehende Schließung der
Universität.
Berlin, 1. Aug. Der frühere Pastor Schmidt,
der unter dem Verdacht verhaftet wurde, das
Revolverattentat auf die inzwischen ihren Verletzungen
erlegene Frau Meyer aus der Xantenerstraße verübt
zu haben, ist dem Berliner Tageblatt zufolge
aus der Haft entlassen worden, weil er als Täter
nicht mehr in Frage kommt.
OESTERREICH.
Verschlechterung der Situation.
Wien, 30. Juli. Der Kaiser empfing gleich
nach seiner Ankunft den Minister des Äußeren, Grafen
Berchthold, den Kriegsminister v. Krobatin und
den Generalstabschef Baron Conrad. Die Situation
wird wegen der Haltung Rußlands
als sehr ernst beurteilt.
Allgemeine Mobilmachung in Oesterreich.
Wien, 31. Juli. In Oesterreich ist die allgemeine
Mobilisierung mit Einschluß des
Landsturms angeordnet worden. Landsturmpflichtig
sind Männer vom 18. bis 42. Lebensjahr. Der
Landsturm besteht in zwei Aufgeboten.
Noch keine Grenzüberschreitung österreichischer
Truppen.
Budapest, 31. Juli. Von amtlicher ungarischer
Seite erfahre ich, daß entgegen allen anders
lautenden Nachrichten österreichisch-ungarische Truppen
bis Donnerstag abends noch nirgends die serbischen
Grenzen überschritten haben. Auf der ungarischen
Festung Peterwardein wurde gestern ein
Reservist, der als Nazarener den Gehorsam verweigerte,
standrechtlich erschossen.
Der Weltfriedenskongreß in Wien abgesagt.
Der für den 15. bis 19. September nach Wien einberufene
Weltfriedenskongreß wurde infolge der
Kriegsereignisse abgesagt. Zum Kongreß waren
bereits über 2000 Teilnehmer angemeldet.
Neueste Nachrichten.
Wien, 1. August. Nach einer amtlichen Mitteilung
vom 31. Juli hat der Kaiser die allgemeine
Mobilmachung des Heeres und der Marine und der
beiden Landwehren sowie die Aufbietung und Einberufung
des Landsturmes befohlen. Diese Verfügung
ist veranlaßt durch die von Rußland angeordnete
Mobilisierung und hat keinen aggressiven
Charakter.
Wien, 1. August. Durch kaiserliche Verordnung
wurden die Befugnisse der politischen Verwaltung
dem Armeeoberkommandanten übertragen, ferner
eine Ministerialverordnung über den Absatz von
Waffen, Munitionsgegenständen und über Einstellung
der Wirksamkeit der Geschworenengerichte veröffentlicht.
Diese Verordnung gilt für die Bukowina,
Teile von Mähren und Schlesien. Am Küstenland
von Dalmatien wird der Seeverkehr
beschränkt.
Wien, 1. August. Nach Bekanntwerden der allgemeinen
Mobilisierung fanden große patriotische
Kundgebungen statt. Auch aus der Provinz laufen
Berichte über begeisterte Kundgebungen ein.
ITALIEN.
Macht Italien mobil?
Rom, 31. Juli. Der italienische Ministerrat
beriet heute über die Mobilisierung der italienischen
Armee.
3. Spalte
Italien bestellt fünf Parseval-Luftschiffe.
Die italienische Regierung gab der Luftfahrzeug-
Gesellschaft in Bitterfeld fünf neue Parseval-
Luftschiffe in Auftrag.
RUSSLAND.
Die russische Mobilmachung an der deutschen
Grenze.
Es kann keinem Zweifel unterliegen, daß die
russische Mobilmachung an der Grenze in vollem
Gange ist. Die zweite und dritte russische Kavalleriedivision
stehen an der Grenze zwischen Wirballen
und Augustow. Die russische Grenzwache hat ihre
Wachthäuser in Brand gesetzt. Zollbeamte behaupten,
daß dies Mobilmachung bedeutet. Zuverlässige
Reisende haben auf der Fahrt von Petersburg nach
Wirballen in Wilna drei Militärzüge mit Artillerie
gesehen. Alle Mannschaften waren kriegsmäßig
ausgerüstet.
Russische Maßnahmen.
Kattowitz, 31. Juli. Heute nacht 2 ½ Uhr
wurde die Eisenbahnbrücke von Granica,
die Granica mit Sczokowa verbindet, vom russischen
Militär in die Luft gesprengt. Die Einwohnerschaft
von Granica hat den Ort geräumt.
Rußland hat den Grenzkordon zurückgezogen.
Die russische Zollkammer wurde geräumt
und ihre Bestände nach dem Inneren Rußlands gebracht.
Alle Lokomotiven sind von der Grenze nach
dem Inneren gebracht worden. Aus Kalisch wird
gemeldet, daß man dort alles in der größten Eile
zum Kriege vorbereite. Heute treffen dort wiederum
zwei Infanterie-Regimenter, eins aus Lodz und
eins aus Warschau, ein. Die Bahnlinie von Kalisch
nach der deutschen Grenze ist durchweg
militärisch besetzt. In dem unweit von Kalisch
gelegenen Orte Mostkow liegt eine Abteilung
Jäger. Soeben kam hier die Nachricht aus Kalisch,
daß ein Artillerie-Regiment nach der russischen
Grenze befördert wurde. Es steht auch fest, daß unweit
der Grenze eine Maschinengewehrabteilung
stationiert ist.
Verbrüderung mit den Königsmördern.
Gestern verließen abermals mehrere serbische Offiziere
die russische Hauptstadt. Schon eine Stunde
vor Abgang des Zuges versammelten sich große
Menschenmassen auf dem Bahnhof bis weit auf die
Straße hinaus und brachten den Serben begeisterte
Ovationen dar. Es wurden Fahnen vorangetragen.
Die serbischen Offiziere wurden vom Publikum
auf den Händen zum Zuge getragen. Bei der
Abfahrt wurde ihnen ein Bildnis des Zaren überreicht.
Die Demonstranten segneten die Offiziere
mit dem Bildnis des Zaren.
Meuterei auf der russischen Flotte?
Konstantinopel, 30. Juli. In einem
wird gemeldet: Eswird bestätigt, daß auf der russischen Flotte in
Sebastopol eine Meuterei ausgebrochen ist. Über ihren
Umfang liegen keine zuverlässigen Nachrichten vor,
insbesondere darüber, ob es sich etwa um einen vereinzelten
Vorgang auf einem einzelnen Schiff handelt.
Der hiesige russische Stationskreuzer ging
gestern mit versiegelter Order ins Schwarze Meer.
Die deutschen Schiffe werden aus dem Schwarzen
Meer zurückgerufen. Diese Meldung zeigt - ebenso
wie die von der Sprengung der Warschauer Zitadelle -
aufs neue, mit welchen bedeutenden Schwierigkeiten
im Innern Rußlands zu kämpfen hat.
Neueste Nachrichten.
Moskau, 1. Aug. Der Gemeinderat bewilligte
1 Million Rubel für Organisation und Hilfsmittel
für Heer und Flotte Rußlands unter befreundeten
Mächten.
ENGLAND.
Pessimistische Stimmung in London.
London, 30. Juli. Die englische Zuversicht auf
eine Eindämmung des Kriegsherdes ist, seit Sir
Edward Greys heutiger Erklärung, in tiefsten Pessimismus
umgeschlagen. Bange Fragen erheben sich
in den Kreisen der Parlamentarier: Wird die Regierung
die Session vor den Ferien, wie üblich,
schließen oder nur vertagen? Die gegen allen
Parlamentsbrauch verstoßende Vertagung wäre ein
sicherer Beweis dafür, daß man mit derMöglichkeit
einer aktiven Teilnahme Englands an einem europäischen
Krieg rechnet und deshalb das Mittel
schnellster Berufung des Hauses in der Hand behält.
In den Wandelgängen des Parlaments und in den
politischen Klubs besprechen erregte Gruppen dem [sic]
designierten Ausspruch des Staatssekretärs, bislang
seien weitere Schwierigkeiten unter den Mächten
nicht eingetreten, wobei die Betonung des "bislang"
eine nur geringe Hoffnung für die Zukunft zu zeigen
scheint. Auch das Wirtschaftsleben zeigt eine außerordentliche
Depression.
Die englischen Flottenvorkehrungen.
London, 31. Juli. Die englischen Marinebehörden
haben sämtliche Vorsichtsmaßregeln getroffen.
Den gestrigen Tag über herrschte in Portsmouth
fieberhafte Geschäftigkeit. Vor allem war
man darauf bedacht, die Schiffe der 2. Flotte für den
ersten Ruf in Bereitschaft zu setzen. Die Hauptarbeit
war, die Mannschaft möglichst schnell auf
ihren Bestand zu bringen. Jeder Urlaub hörte auf;
die Mannschaften, die der Marineartillerie und den
Torpedoschulen zugeteilt waren, kehrten zur zweiten
Flotte zurück. Die Militärbehörden stellten starke
Infanterieaufgebote zum Schutze der Staatsmagazine
auf. Auch am Humber ging es bei der Flotte
lebhaft zu. Die achte Torpedobootsflottille, die zehn
Zerstörer und den Kreuzer "Pothfinder" umfaßt,
lief ein, nahm in Immingham Kohlen ein und fuhr
an die Ostküste. Drei Unterseeboote und der Kreuzer
4. Spalte
"Bonaventure" postierten sich in der Humbermündung.
Die großen Oeltanks der Admiralität
in Killingholme wurden mit Gras bedeckt und mit
schwarzer und roter Farbe angestrichen, um sie vor
einer Beobachtung von der See aus zu schützen. Der
Kreuzer "Hazard" mit einer Unterseebootsflottille
lief in Dover ein, wo er sich mit den leichten
Kreuzern und den Zerstörern der sechsten Flottille, die
auch in Portsmouth stationiert ist, vereinigte. Trotzdem
nicht die geringste Ursache für eine Besorgnis
oder für Alarm in Gibraltar vorliegt, so sind doch
in ständiger Arbeit bei Tag und Nacht die notwendigen
Vorsichtsmaßregeln für die Verteidigung des
Felsens getroffen worden.
-
item 20
1. Spalte
Der Kronprinz Führer der 1. Gardedivision.
Nach einer offiziellen Meldung aus Potsdam ist
der Kronprinz zum Führer der ersten Gardedivision
ausersehen.
Generalfeldmarschall v. d. Goltz' Wiedereintritt
in das Heer.
Generalfeldmarschall von der Goltz hat sich zum
Wiedereintritt in das Heer gemeldet. Es laufen
schon seit länger als einer Woche im preußischen
Kriegsministerium täglich Meldungen von deutschen
Kriegsfreiwilligen ein. Die Meldungen
rekrutieren sich vielfach aus denjenigen
Kreisen, für die kein Zwang zum Militärdienst besteht,
insbesondere aus Mitgliedern des Landsturmes
und auch aus solchen, die bei der Aushebung
als untauglich befunden wurden, beziehentlich
bei der Auslosung ausfielen. Zurzeit werden
diese Meldungen keine Berücksichtigung finden.
Nur im allerletzten Ernstfalle werden Freiwillige
dieser Art zur Verwendung im inneren
Dienste kommen. Dagegen haben die verabschiedeten
Offiziere die sich ebenfalls zahlreich
zum Wiedereintritt melden, Aussicht auf
baldige Annahme.
Die Einstellung von Nichtgedienten
und Freiwilligen.
Auf Grund des § 98 der Heer-und Wehrordnung
kann sich jede Persönlichkeit, die ihrer Dienstpflicht
noch nicht genügt hat, bei Ausbruch
der Mobilmachung einen Truppenteil (Ersatzbataillon
usw.) nach Belieben wählen. Wenn er dies
nicht tut, wird bei der bald einsetzenden Aushebung
über ihn verfügt. Als Kriegsfreiwillige können
sich solche Leute bei einem Ersatztruppenteil melden,
die keine gesetzliche Verpflichtung zum Dienen
mehr haben, ferner jugendliche Personen zwischen
17 und 20 Jahren, soweit sie sich nicht in solchen
Bezirken aufhalten, in denen der Landsturm aufgeboten
ist.
Der Telephonverkehr in Deutschland gesperrt.
Nach den Grenzstädten im Westen, Norden und
Osten ist ein telephonischer Verkehr nicht mehr möglich.
Ein deutsches Ausfuhrverbot.
Berlin, 31. Juli. Der Bundesrat hat in seiner
heutigen Sitzung den Erlaß von drei kaiserlichen
Verordnungen betreffend das Verbot der Ausfuhr
von Verpflegungs-, Streu- und Futtermitteln, ferner
von Tieren und tierischen Erzeugnissen sowie
von Kraftfahrzeugen (Motorwagen, Motorfahrrädern
und Teilen davon) und von Mineralrohölen,
Steinkohlenteer und allen aus diesen hergestellten
Oelen zugestimmt. Die Verordnungen treten sofort
in Kraft; der Reichskanzler ist ermächtigt, Ausnahmen
zu gestatten und die erforderlichen
Sicherungsmaßregeln zu treffen.
Weiteres Ausfuhrverbot.
Berlin, 31. Juli. Der heutige "Reichsanzeiger"
veröffentlicht außer den bereits gemeldeten
Ausfuhrverboten das Verbot der Ausfuhr und
Durchfuhr von Eisenbahnmaterial aller
Art, von Telegraphen- und Fernsprechdrähten sowie
Teilen davon, von Luftschiffergeräten aller Art,
von Fahrzeugen und Teilen davon, ferner das Verbot
betreffend die Ausfuhr und Durchfuhr von
Waffen, Munition, Pulver und Sprengstoffen, sowie
von anderen Artikeln des Kriegsbedarfs und
von Gegenständen zur Herstellung von Kriegsbedarfsartikeln,
ferner das Verbot betreffend die Ausfuhr und
Durchfuhr von Rohstoffen, die bei der Herstellung
und dem Betriebe von Gegenständen des Kriegsbedarfs
zur Verwendung gelangen.
Russische Erntearbeiter.
Unter den Maßnahmen, die die deutsche Regierung
treffen sollte, besteht hoffentlich auch die Einbehaltung
der russischen Erntearbeiter, die
noch auf deutschem Boden weilen. Zu der Zahl von
weit über 50 000 Mann nicht der schlechtesten Soldaten
stellen sie ein vollrussisches Armeekorps
dar. Genau so wie man in Oesterreich alle
serbischen Reservisten kurzerhand verhaftet, halte
man diese russischen Reservisten bei uns sofort unter
militärischer Bewachung - wozu Landsturmleute
genügen - und lasse die Erntearbeiten
vollenden und interniere sie dann an geeigneten
Orten. Es ist das eine Pflicht der Selbsterhaltung.
Nur keine falsche Zurückhaltung den russischen
Friedensbrechern gegenüber!
Die Unterbrechung der deutschen Seeschiffahrt.
Hamburg, 31. Juli. Sämtliche Hamburger
Reedereien haben ihre auf See befindlichen Dampfer
angewiesen, unverzüglich den nächsten Hafen anzulaufen
und weitere Order abzuwarten. Aus Hamburg
wird heute kein Schiff mehr abgelassen.
Panik in Straßburg.
Straßburg, 30. Juli. In Straßburg herrscht
die größte Erregung. Das Papiergeld hat momentan
fast keinen Wert; Geschäftsleute und Wirtschaften
weigern sich, Papiergeld anzunehmen. An den
Sparkassen werden fortgesetzt Beträge abgehoben,
es wird von manchen Leuten sogar ein schwunghafter
Handel mit Hundertmarkscheinen betrieben, für die sie
90 bis 95 Mark in Silber zahlen. - Die Lebensmittelpreise
sind horrend in die Höhe gestiegen.
Die Kolonialwarenhändler machen bekannt, daß
nur noch gegen Kasse verkauft werde.
Aus Königsberg.
Die Polizeidirektion macht durch Anschlag öffentlich
bekannt: Zur Sicherung des Hauptbahnhofes
und dessen Betriebsanlagen, ist eine militärische
Wache am Bahnhof, sowie Posten an den Betriebsanlagen
daselbst aufgestellt. Um Unglücksfälle zu
vermeiden, mache ich die Bevölkerung darauf aufmerksam,
daß die Annäherung an die
2. Spalte
Eisenbahnanlagen (Gleise, Brücken, Stellwerke usw.)
näher als 100 Meter verboten ist. Das Passieren
dieser Anlagen durch Zivilpersonen ohne Begleitung
eines Postens ist verboten. Zivilpersonen werden
von den Posten mit Halt! angerufen und müssen
stehen. Zuwiderhandelnde setzen sich der Gefahr
aus, erschossen zu werden.
Panik an der russischen Grenze.
Ostrowo, 31. Juli. Unter den Einwohnern
an der russischen Grenze herrscht eine große Panik,
sogar die Familien der deutschen Beamten leben
in großer Aufregung und die meisten haben die
letzte Nacht in Ostrowo verbracht. Der Güterverkehr
zwischen Skalmierzyce und Kalisch ist eingestellt
worden. Die russische Grenzwache wurde durch Infanterie
verstärkt.
Eine nationale Tat.
Kottbus, 31. Juli. Angesichts der politischen
Ereignisse erachtet es der Arbeitgeberverband
der Lausitzer Tuchindustrie für seine nationale
Pflicht, die Aussperrung sofort für
beendet zu erklären. Die Verbandsbetriebe
werden am Montag, den 3. August, früh wieder
eröffnet.
Neueste Nachrichten.
Berlin, 1. Aug. Laut "Lok. Anz." hat die
Kaiserliche Familie gestern abend im Schlosse
das heilige Abendmahl genommen.
Berlin, 1. Aug. Prinz Adalbert von Preußen
hat sich heute mit der Prinzessin Adelheid von Sachsen-
Meiningen verlobt.
Berlin, 1. Aug. Der Berliner Magistrat hat
sich gestern sehr eingehend mit Maßnahmen beschäftigt,
die die städtische Verwaltung im Falle des
Krieges zu ergreifen hat. Nach der "Morgenpost"
wurde eine Reihe wichtiger Beschlüsse gefaßt, die sich
auf die Lebensmittelversorgung beziehen. Die
Stadt wird in der Lage sein, die Lebensmittelversorgung
selbst zu regeln.
Berlin, 1. Aug. Für den Fall der Mobilmachung
hat Geheimrat Lipmann vom Vorstand der
Volks-Kaffee- und Speisehallen-Gesellschaft den
Betrag von 15 000 Mark für den Fall des Krieges
zur unentgeltlichen Verabreichung von Speisen
und Getränken an ausrückende Mannschaften auf
den Berliner Bahnhöfen zur Verfügung gestellt.
Berlin, 1. Aug. An der Berliner Universität
schlossen gestern die Professoren ihre Vorlesungen
mit dem Hinweis auf die bevorstehende Kriegsgefahr
und die in Aussicht stehende Schließung der
Universität.
Berlin, 1. Aug. Der frühere Pastor Schmidt,
der unter dem Verdacht verhaftet wurde, das
Revolverattentat auf die inzwischen ihren Verletzungen
erlegene Frau Meyer aus der Xantenerstraße verübt
zu haben, ist dem Berliner Tageblatt zufolge
aus der Haft entlassen worden, weil er als Täter
nicht mehr in Frage kommt.
OESTERREICH.
Verschlechterung der Situation.
Wien, 30. Juli. Der Kaiser empfing gleich
nach seiner Ankunft den Minister des Äußeren, Grafen
Berchthold, den Kriegsminister v. Krobatin und
den Generalstabschef Baron Conrad. Die Situation
wird wegen der Haltung Rußlands
als sehr ernst beurteilt.
Allgemeine Mobilmachung in Oesterreich.
Wien, 31. Juli. In Oesterreich ist die allgemeine
Mobilisierung mit Einschluß des
Landsturms angeordnet worden. Landsturmpflichtig
sind Männer vom 18. bis 42. Lebensjahr. Der
Landsturm besteht in zwei Aufgeboten.
Noch keine Grenzüberschreitung österreichischer
Truppen.
Budapest, 31. Juli. Von amtlicher ungarischer
Seite erfahre ich, daß entgegen allen anders
lautenden Nachrichten österreichisch-ungarische Truppen
bis Donnerstag abends noch nirgends die serbischen
Grenzen überschritten haben. Auf der ungarischen
Festung Peterwardein wurde gestern ein
Reservist, der als Nazarener den Gehorsam verweigerte,
standrechtlich erschossen.
Der Weltfriedenskongreß in Wien abgesagt.
Der für den 15. bis 19. September nach Wien einberufene
Weltfriedenskongreß wurde infolge der
Kriegsereignisse abgesagt. Zum Kongreß waren
bereits über 2000 Teilnehmer angemeldet.
Neueste Nachrichten.
Wien, 1. August. Nach einer amtlichen Mitteilung
vom 31. Juli hat der Kaiser die allgemeine
Mobilmachung des Heeres und der Marine und der
beiden Landwehren sowie die Aufbietung und Einberufung
des Landsturmes befohlen. Diese Verfügung
ist veranlaßt durch die von Rußland angeordnete
Mobilisierung und hat keinen aggressiven
Charakter.
Wien, 1. August. Durch kaiserliche Verordnung
wurden die Befugnisse der politischen Verwaltung
dem Armeeoberkommandanten übertragen, ferner
eine Ministerialverordnung über den Absatz von
Waffen, Munitionsgegenständen und über Einstellung
der Wirksamkeit der Geschworenengerichte veröffentlicht.
Diese Verordnung gilt für die Bukowina,
Teile von Mähren und Schlesien. Am Küstenland
von Dalmatien wird der Seeverkehr
beschränkt.
Wien, 1. August. Nach Bekanntwerden der allgemeinen
Mobilisierung fanden große patriotische
Kundgebungen statt. Auch aus der Provinz laufen
Berichte über begeisterte Kundgebungen ein.
ITALIEN.
Macht Italien mobil?
Rom, 31. Juli. Der italienische Ministerrat
beriet heute über die Mobilisierung der italienischen
Armee.
3. Spalte
Italien bestellt fünf Parseval-Luftschiffe.
Die italienische Regierung gab der Luftfahrzeug-
Gesellschaft in Bitterfeld fünf neue Parseval-
Luftschiffe in Auftrag.
RUSSLAND.
Die russische Mobilmachung an der deutschen
Grenze.
Es kann keinem Zweifel unterliegen, daß die
russische Mobilmachung an der Grenze in vollem
Gange ist. Die zweite und dritte russische Kavalleriedivision
stehen an der Grenze zwischen Wirballen
und Augustow. Die russische Grenzwache hat ihre
Wachthäuser in Brand gesetzt. Zollbeamte behaupten,
daß dies Mobilmachung bedeutet. Zuverlässige
Reisende haben auf der Fahrt von Petersburg nach
Wirballen in Wilna drei Militärzüge mit Artillerie
gesehen. Alle Mannschaften waren kriegsmäßig
ausgerüstet.
Russische Maßnahmen.
Kattowitz, 31. Juli. Heute nacht 2 1/2 Uhr
wurde die Eisenbahnbrücke von Granica,
die Granica mit Sczokowa verbindet, vom russischen
Militär in die Luft gesprengt. Die Einwohnerschaft
von Granica hat den Ort geräumt.
Rußland hat den Grenzkordon zurückgezogen.
Die russische Zollkammer wurde geräumt
und ihre Bestände nach dem Inneren Rußlands gebracht.
Alle Lokomotiven sind von der Grenze nach
dem Inneren gebracht worden. Aus Kalisch wird
gemeldet, daß man dort alles in der größten Eile
zum Kriege vorbereite. Heute treffen dort wiederum
zwei Infanterie-Regimenter, eins aus Lodz und
eins aus Warschau, ein. Die Bahnlinie von Kalisch
nach der deutschen Grenze ist durchweg
militärisch besetzt. In dem unweit von Kalisch
gelegenen Orte Mostkow liegt eine Abteilung
Jäger. Soeben kam hier die Nachricht aus Kalisch,
daß ein Artillerie-Regiment nach der russischen
Grenze befördert wurde. Es steht auch fest, daß unweit
der Grenze eine Maschinengewehrabteilung
stationiert ist.
Verbrüderung mit den Königsmördern.
Gestern verließen abermals mehrere serbische Offiziere
die russische Hauptstadt. Schon eine Stunde
vor Abgang des Zuges versammelten sich große
Menschenmassen auf dem Bahnhof bis weit auf die
Straße hinaus und brachten den Serben begeisterte
Ovationen dar. Es wurden Fahnen vorangetragen.
Die serbischen Offiziere wurden vom Publikum
auf den Händen zum Zuge getragen. Bei der
Abfahrt wurde ihnen ein Bildnis des Zaren überreicht.
Die Demonstranten segneten die Offiziere
mit dem Bildnis des Zaren.
Meuterei auf der russischen Flotte?
Konstantinopel, 30. Juli. In einem
wird gemeldet: Eswird bestätigt, daß auf der russischen Flotte in
Sebastopol eine Meuterei ausgebrochen ist. Über ihren
Umfang liegen keine zuverlässigen Nachrichten vor,
insbesondere darüber, ob es sich etwa um einen vereinzelten
Vorgang auf einem einzelnen Schiff handelt.
Der hiesige russische Stationskreuzer ging
gestern mit versiegelter Order ins Schwarze Meer.
Die deutschen Schiffe werden aus dem Schwarzen
Meer zurückgerufen. Diese Meldung zeigt - ebenso
wie die von der Sprengung der Warschauer Zitadelle -
aufs neue, mit welchen bedeutenden Schwierigkeiten
im Innern Rußlands zu kämpfen hat.
Neueste Nachrichten.
Moskau, 1. Aug. Der Gemeinderat bewilligte
1 Million Rubel für Organisation und Hilfsmittel
für Heer und Flotte Rußlands unter befreundeten
Mächten.
ENGLAND.
Pessimistische Stimmung in London.
London, 30. Juli. Die englische Zuversicht auf
eine Eindämmung des Kriegsherdes ist, seit Sir
Edward Greys heutiger Erklärung, in tiefsten Pessimismus
umgeschlagen. Bange Fragen erheben sich
in den Kreisen der Parlamentarier: Wird die Regierung
die Session vor den Ferien, wie üblich,
schließen oder nur vertagen? Die gegen allen
Parlamentsbrauch verstoßende Vertagung wäre ein
sicherer Beweis dafür, daß man mit derMöglichkeit
einer aktiven Teilnahme Englands an einem europäischen
Krieg rechnet und deshalb das Mittel
schnellster Berufung des Hauses in der Hand behält.
In den Wandelgängen des Parlaments und in den
politischen Klubs besprechen erregte Gruppen dem [sic]
designierten Ausspruch des Staatssekretärs, bislang
seien weitere Schwierigkeiten unter den Mächten
nicht eingetreten, wobei die Betonung des "bislang"
eine nur geringe Hoffnung für die Zukunft zu zeigen
scheint. Auch das Wirtschaftsleben zeigt eine außerordentliche
Depression.
Die englischen Flottenvorkehrungen.
London, 31. Juli. Die englischen Marinebehörden
haben sämtliche Vorsichtsmaßregeln getroffen.
Den gestrigen Tag über herrschte in Portsmouth
fieberhafte Geschäftigkeit. Vor allem war
man darauf bedacht, die Schiffe der 2. Flotte für den
ersten Ruf in Bereitschaft zu setzen. Die Hauptarbeit
war, die Mannschaft möglichst schnell auf
ihren Bestand zu bringen. Jeder Urlaub hörte auf;
die Mannschaften, die der Marineartillerie und den
Torpedoschulen zugeteilt waren, kehrten zur zweiten
Flotte zurück. Die Militärbehörden stellten starke
Infanterieaufgebote zum Schutze der Staatsmagazine
auf. Auch am Humber ging es bei der Flotte
lebhaft zu. Die achte Torpedobootsflottille, die zehn
Zerstörer und den Kreuzer "Pothfinder" umfaßt,
lief ein, nahm in Immingham Kohlen ein und fuhr
an die Ostküste. Drei Unterseeboote und der Kreuzer
4. Spalte
"Bonaventure" postierten sich in der Humbermündung.
Die großen Oeltanks der Admiralität
in Killingholme wurden mit Gras bedeckt und mit
schwarzer und roter Farbe angestrichen, um sie vor
einer Beobachtung von der See aus zu schützen. Der
Kreuzer "Hazard" mit einer Unterseebootsflottille
lief in Dover ein, wo er sich mit den leichten
Kreuzern und den Zerstörern der sechsten Flottille, die
auch in Portsmouth stationiert ist, vereinigte. Trotzdem
nicht die geringste Ursache für eine Besorgnis
oder für Alarm in Gibraltar vorliegt, so sind doch
in ständiger Arbeit bei Tag und Nacht die notwendigen
Vorsichtsmaßregeln für die Verteidigung des
Felsens getroffen worden.
-
item 20
1. Spalte
Der Kronprinz Führer der 1. Gardedivision.
Nach einer offiziellen Meldung aus Potsdam ist
der Kronprinz zum Führer der ersten Gardedivision
ausersehen.
Generalfeldmarschall v. d. Goltz' Wiedereintritt
in das Heer.
Generalfeldmarschall von der Goltz hat sich zum
Wiedereintritt in das Heer gemeldet. Es laufen
schon seit länger als einer Woche im preußischen
Kriegsministerium täglich Meldungen von deutschen
Kriegsfreiwilligen ein. Die Meldungen
rekrutieren sich vielfach aus denjenigen
Kreisen, für die kein Zwang zum Militärdienst besteht,
insbesondere aus Mitgliedern des Landsturmes
und auch aus solchen, die bei der Aushebung
als untauglich befunden wurden, beziehentlich
bei der Auslosung ausfielen. Zurzeit werden
diese Meldungen keine Berücksichtigung finden.
Nur im allerletzten Ernstfalle werden Freiwillige
dieser Art zur Verwendung im inneren
Dienste kommen. Dagegen haben die verabschiedeten
Offiziere die sich ebenfalls zahlreich
zum Wiedereintritt melden, Aussicht auf
baldige Annahme.
Die Einstellung von Nichtgedienten
und Freiwilligen.
Auf Grund des § 98 der Heer-und Wehrordnung
kann sich jede Persönlichkeit, die ihrer Dienstpflicht
noch nicht genügt hat, bei Ausbruch
der Mobilmachung einen Truppenteil (Ersatzbataillon
usw.) nach Belieben wählen. Wenn er dies
nicht tut, wird bei der bald einsetzenden Aushebung
über ihn verfügt. Als Kriegsfreiwillige können
sich solche Leute bei einem Ersatztruppenteil melden,
die keine gesetzliche Verpflichtung zum Dienen
mehr haben, ferner jugendliche Personen zwischen
17 und 20 Jahren, soweit sie sich nicht in solchen
Bezirken aufhalten, in denen der Landsturm aufgeboten
ist.
Der Telephonverkehr in Deutschland gesperrt.
Nach den Grenzstädten im Westen, Norden und
Osten ist ein telephonischer Verkehr nicht mehr möglich.
Ein deutsches Ausfuhrverbot.
Berlin, 31. Juli. Der Bundesrat hat in seiner
heutigen Sitzung den Erlaß von drei kaiserlichen
Verordnungen betreffend das Verbot der Ausfuhr
von Verpflegungs-, Streu- und Futtermitteln, ferner
von Tieren und tierischen Erzeugnissen sowie
von Kraftfahrzeugen (Motorwagen, Motorfahrrädern
und Teilen davon) und von Mineralrohölen,
Steinkohlenteer und allen aus diesen hergestellten
Oelen zugestimmt. Die Verordnungen treten sofort
in Kraft; der Reichskanzler ist ermächtigt, Ausnahmen
zu gestatten und die erforderlichen
Sicherungsmaßregeln zu treffen.
Weiteres Ausfuhrverbot.
Berlin, 31. Juli. Der heutige "Reichsanzeiger"
veröffentlicht außer den bereits gemeldeten
Ausfuhrverboten das Verbot der Ausfuhr und
Durchfuhr von Eisenbahnmaterial aller
Art, von Telegraphen- und Fernsprechdrähten sowie
Teilen davon, von Luftschiffergeräten aller Art,
von Fahrzeugen und Teilen davon, ferner das Verbot
betreffend die Ausfuhr und Durchfuhr von
Waffen, Munition, Pulver und Sprengstoffen, sowie
von anderen Artikeln des Kriegsbedarfs und
von Gegenständen zur Herstellung von Kriegsbedarfsartikeln,
ferner das Verbot betreffend die Ausfuhr und
Durchfuhr von Rohstoffen, die bei der Herstellung
und dem Betriebe von Gegenständen des Kriegsbedarfs
zur Verwendung gelangen.
Russische Erntearbeiter.
Unter den Maßnahmen, die die deutsche Regierung
treffen sollte, besteht hoffentlich auch die Einbehaltung
der russischen Erntearbeiter, die
noch auf deutschem Boden weilen. Zu der Zahl von
weit über 50 000 Mann nicht der schlechtesten Soldaten
stellen sie ein vollrussisches Armeekorps
dar. Genau so wie man in Oesterreich alle
serbischen Reservisten kurzerhand verhaftet, halte
man diese russischen Reservisten bei uns sofort unter
militärischer Bewachung - wozu Landsturmleute
genügen - und lasse die Erntearbeiten
vollenden und interniere sie dann an geeigneten
Orten. Es ist das eine Pflicht der Selbsterhaltung.
Nur keine falsche Zurückhaltung den russischen
Friedensbrechern gegenüber!
Die Unterbrechung der deutschen Seeschiffahrt.
Hamburg, 31. Juli. Sämtliche Hamburger
Reedereien haben ihre auf See befindlichen Dampfer
angewiesen, unverzüglich den nächsten Hafen anzulaufen
und weitere Order abzuwarten. Aus Hamburg
wird heute kein Schiff mehr abgelassen.
Panik in Straßburg.
Straßburg, 30. Juli. In Straßburg herrscht
die größte Erregung. Das Papiergeld hat momentan
fast keinen Wert; Geschäftsleute und Wirtschaften
weigern sich, Papiergeld anzunehmen. An den
Sparkassen werden fortgesetzt Beträge abgehoben,
es wird von manchen Leuten sogar ein schwunghafter
Handel mit Hundertmarkscheinen betrieben, für die sie
90 bis 95 Mark in Silber zahlen. - Die Lebensmittelpreise
sind horrend in die Höhe gestiegen.
Die Kolonialwarenhändler machen bekannt, daß
nur noch gegen Kasse verkauft werde.
Aus Königsberg.
Die Polizeidirektion macht durch Anschlag öffentlich
bekannt: Zur Sicherung des Hauptbahnhofes
und dessen Betriebsanlagen, ist eine militärische
Wache am Bahnhof, sowie Posten an den Betriebsanlagen
daselbst aufgestellt. Um Unglücksfälle zu
vermeiden, mache ich die Bevölkerung darauf aufmerksam,
daß die Annäherung an die
2. Spalte
Eisenbahnanlagen (Gleise, Brücken, Stellwerke usw.)
näher als 100 Meter verboten ist. Das Passieren
dieser Anlagen durch Zivilpersonen ohne Begleitung
eines Postens ist verboten. Zivilpersonen werden
von den Posten mit Halt! angerufen und müssen
stehen. Zuwiderhandelnde setzen sich der Gefahr
aus, erschossen zu werden.
Panik an der russischen Grenze.
Ostrowo, 31. Juli. Unter den Einwohnern
an der russischen Grenze herrscht eine große Panik,
sogar die Familien der deutschen Beamten leben
in großer Aufregung und die meisten haben die
letzte Nacht in Ostrowo verbracht. Der Güterverkehr
zwischen Skalmierzyce und Kalisch ist eingestellt
worden. Die russische Grenzwache wurde durch Infanterie
verstärkt.
Eine nationale Tat.
Kottbus, 31. Juli. Angesichts der politischen
Ereignisse erachtet es der Arbeitgeberverband
der Lausitzer Tuchindustrie für seine nationale
Pflicht, die Aussperrung sofort für
beendet zu erklären. Die Verbandsbetriebe
werden am Montag, den 3. August, früh wieder
eröffnet.
Neueste Nachrichten.
Berlin, 1. Aug. Laut "Lok. Anz." hat die
Kaiserliche Familie gestern abend im Schlosse
das heilige Abendmahl genommen.
Berlin, 1. Aug. Prinz Adalbert von Preußen
hat sich heute mit der Prinzessin Adelheid von Sachsen-
Meiningen verlobt.
Berlin, 1. Aug. Der Berliner Magistrat hat
sich gestern sehr eingehend mit Maßnahmen beschäftigt,
die die städtische Verwaltung im Falle des
Krieges zu ergreifen hat. Nach der "Morgenpost"
wurde eine Reihe wichtiger Beschlüsse gefaßt, die sich
auf die Lebensmittelversorgung beziehen. Die
Stadt wird in der Lage sein, die Lebensmittelversorgung
selbst zu regeln.
Berlin, 1. Aug. Für den Fall der Mobilmachung
hat Geheimrat Lipmann vom Vorstand der
Volks-Kaffee- und Speisehallen-Gesellschaft den
Betrag von 15 000 Mark für den Fall des Krieges
zur unentgeltlichen Verabreichung von Speisen
und Getränken an ausrückende Mannschaften auf
den Berliner Bahnhöfen zur Verfügung gestellt.
Berlin, 1. Aug. An der Berliner Universität
schlossen gestern die Professoren ihre Vorlesungen
mit dem Hinweis auf die bevorstehende Kriegsgefahr
und die in Aussicht stehende Schließung der
Universität.
Berlin, 1. Aug. Der frühere Pastor Schmidt,
der unter dem Verdacht verhaftet wurde, das
Revolverattentat auf die inzwischen ihren Verletzungen
erlegene Frau Meyer aus der Xantenerstraße verübt
zu haben, ist dem Berliner Tageblatt zufolge
aus der Haft entlassen worden, weil er als Täter
nicht mehr in Frage kommt.
OESTERREICH.
Verschlechterung der Situation.
Wien, 30. Juli. Der Kaiser empfing gleich
nach seiner Ankunft den Minister des Äußeren, Grafen
Berchthold, den Kriegsminister v. Krobatin und
den Generalstabschef Baron Conrad. Die Situation
wird wegen der Haltung Rußlands
als sehr ernst beurteilt.
Allgemeine Mobilmachung in Oesterreich.
Wien, 31. Juli. In Oesterreich ist die allgemeine
Mobilisierung mit Einschluß des
Landsturms angeordnet worden. Landsturmpflichtig
sind Männer vom 18. bis 42. Lebensjahr. Der
Landsturm besteht in zwei Aufgeboten.
Noch keine Grenzüberschreitung österreichischer
Truppen.
Budapest, 31. Juli. Von amtlicher ungarischer
Seite erfahre ich, daß entgegen allen anders
lautenden Nachrichten österreichisch-ungarische Truppen
bis Donnerstag abends noch nirgends die serbischen
Grenzen überschritten haben. Auf der ungarischen
Festung Peterwardein wurde gestern ein
Reservist, der als Nazarener den Gehorsam verweigerte,
standrechtlich erschossen.
Der Weltfriedenskongreß in Wien abgesagt.
Der für den 15. bis 19. September nach Wien einberufene
Weltfriedenskongreß wurde infolge der
Kriegsereignisse abgesagt. Zum Kongreß waren
bereits über 2000 Teilnehmer angemeldet.
Neueste Nachrichten.
Wien, 1. August. Nach einer amtlichen Mitteilung
vom 31. Juli hat der Kaiser die allgemeine
Mobilmachung des Heeres und der Marine und der
beiden Landwehren sowie die Aufbietung und Einberufung
des Landsturmes befohlen. Diese Verfügung
ist veranlaßt durch die von Rußland angeordnete
Mobilisierung und hat keinen aggressiven
Charakter.
Wien, 1. August. Durch kaiserliche Verordnung
wurden die Befugnisse der politischen Verwaltung
dem Armeeoberkommandanten übertragen, ferner
eine Ministerialverordnung über den Absatz von
Waffen, Munitionsgegenständen und über Einstellung
der Wirksamkeit der Geschworenengerichte veröffentlicht.
Diese Verordnung gilt für die Bukowina,
Teile von Mähren und Schlesien. Am Küstenland
von Dalmatien wird der Seeverkehr
beschränkt.
Wien, 1. August. Nach Bekanntwerden der allgemeinen
Mobilisierung fanden große patriotische
Kundgebungen statt. Auch aus der Provinz laufen
Berichte über begeisterte Kundgebungen ein.
ITALIEN.
Macht Italien mobil?
Rom, 31. Juli. Der italienische Ministerrat
beriet heute über die Mobilisierung der italienischen
Armee.
3. Spalte
Italien bestellt fünf Parseval-Luftschiffe.
Die italienische Regierung gab der Luftfahrzeug-
Gesellschaft in Bitterfeld fünf neue Parseval-
Luftschiffe in Auftrag.
RUSSLAND.
Die russische Mobilmachung an der deutschen
Grenze.
Es kann keinem Zweifel unterliegen, daß die
russische Mobilmachung an der Grenze in vollem
Gange ist. Die zweite und dritte russische Kavalleriedivision
stehen an der Grenze zwischen Wirballen
und Augustow. Die russische Grenzwache hat ihre
Wachthäuser in Brand gesetzt. Zollbeamte behaupten,
daß dies Mobilmachung bedeutet. Zuverlässige
Reisende haben auf der Fahrt von Petersburg nach
Wirballen in Wilna drei Militärzüge mit Artillerie
gesehen. Alle Mannschaften waren kriegsmäßig
ausgerüstet.
Russische Maßnahmen.
Kattowitz, 31. Juli. Heute nacht 2 1/2 Uhr
wurde die Eisenbahnbrücke von Granica,
die Granica mit Sczokowa verbindet, vom russischen
Militär in die Luft gesprengt. Die Einwohnerschaft
von Granica hat den Ort geräumt.
Rußland hat den Grenzkordon zurückgezogen.
Die russische Zollkammer wurde geräumt
und ihre Bestände nach dem Inneren Rußlands gebracht.
Alle Lokomotiven sind von der Grenze nach
dem Inneren gebracht worden. Aus Kalisch wird
gemeldet, daß man dort alles in der größten Eile
zum Kriege vorbereite. Heute treffen dort wiederum
zwei Infanterie-Regimenter, eins aus Lodz und
eins aus Warschau, ein. Die Bahnlinie von Kalisch
nach der deutschen Grenze ist durchweg
militärisch besetzt. In dem unweit von Kalisch
gelegenen Orte Mostkow liegt eine Abteilung
Jäger. Soeben kam hier die Nachricht aus Kalisch,
daß ein Artillerie-Regiment nach der russischen
Grenze befördert wurde. Es steht auch fest, daß unweit
der Grenze eine Maschinengewehrabteilung
stationiert ist.
Verbrüderung mit den Königsmördern.
Gestern verließen abermals mehrere serbische Offiziere
die russische Hauptstadt. Schon eine Stunde
vor Abgang des Zuges versammelten sich große
Menschenmassen auf dem Bahnhof bis weit auf die
Straße hinaus und brachten den Serben begeisterte
Ovationen dar. Es wurden Fahnen vorangetragen.
Die serbischen Offiziere wurden vom Publikum
auf den Händen zum Zuge getragen. Bei der
Abfahrt wurde ihnen ein Bildnis des Zaren überreicht.
Die Demonstranten segneten die Offiziere
mit dem Bildnis des Zaren.
Meuterei auf der russischen Flotte?
Konstantinopel, 30. Juli. In einem
wird gemeldet: Eswird bestätigt, daß auf der russischen Flotte in
Sebastopol eine Meuterei ausgebrochen ist. Über ihren
Umfang liegen keine zuverlässigen Nachrichten vor,
insbesondere darüber, ob es sich etwa um einen vereinzelten
Vorgang auf einem einzelnen Schiff handelt.
Der hiesige russische Stationskreuzer ging
gestern mit versiegelter Order ins Schwarze Meer.
Die deutschen Schiffe werden aus dem Schwarzen
Meer zurückgerufen. Diese Meldung zeigt - ebenso
wie die von der Sprengung der Warschauer Zitadelle -
aufs neue, mit welchen bedeutenden Schwierigkeiten
im Innern Rußlands zu kämpfen hat.
Neueste Nachrichten.
Moskau, 1. Aug. Der Gemeinderat bewilligte
1 Million Rubel für Organisation und Hilfsmittel
für Heer und Flotte Rußlands unter befreundeten
Mächten.
ENGLAND.
Pessimistische Stimmung in London.
London, 30. Juli. Die englische Zuversicht auf
eine Eindämmung des Kriegsherdes ist, seit Sir
Edward Greys heutiger Erklärung, in tiefsten Pessimismus
umgeschlagen. Bange Fragen erheben sich
in den Kreisen der Parlamentarier: Wird die Regierung
die Session vor den Ferien, wie üblich,
schließen oder nur vertagen? Die gegen allen
Parlamentsbrauch verstoßende Vertagung wäre ein
sicherer Beweis dafür, daß man mit derMöglichkeit
einer aktiven Teilnahme Englands an einem europäischen
Krieg rechnet und deshalb das Mittel
schnellster Berufung des Hauses in der Hand behält.
In den Wandelgängen des Parlaments und in den
politischen Klubs besprechen erregte Gruppen dem [sic]
designierten Ausspruch des Staatssekretärs, bislang
seien weitere Schwierigkeiten unter den Mächten
nicht eingetreten, wobei die Betonung des "bislang"
eine nur geringe Hoffnung für die Zukunft zu zeigen
scheint. Auch das Wirtschaftsleben zeigt eine außerordentliche
Depression.
designierten Ausspruch des Staatssekretärs
-
item 20
1. Spalte
Der Kronprinz Führer der 1. Gardedivision.
Nach einer offiziellen Meldung aus Potsdam ist
der Kronprinz zum Führer der ersten Gardedivision
ausersehen.
Generalfeldmarschall v. d. Goltz' Wiedereintritt
in das Heer.
Generalfeldmarschall von der Goltz hat sich zum
Wiedereintritt in das Heer gemeldet. Es laufen
schon seit länger als einer Woche im preußischen
Kriegsministerium täglich Meldungen von deutschen
Kriegsfreiwilligen ein. Die Meldungen
rekrutieren sich vielfach aus denjenigen
Kreisen, für die kein Zwang zum Militärdienst besteht,
insbesondere aus Mitgliedern des Landsturmes
und auch aus solchen, die bei der Aushebung
als untauglich befunden wurden, beziehentlich
bei der Auslosung ausfielen. Zurzeit werden
diese Meldungen keine Berücksichtigung finden.
Nur im allerletzten Ernstfalle werden Freiwillige
dieser Art zur Verwendung im inneren
Dienste kommen. Dagegen haben die verabschiedeten
Offiziere die sich ebenfalls zahlreich
zum Wiedereintritt melden, Aussicht auf
baldige Annahme.
Die Einstellung von Nichtgedienten
und Freiwilligen.
Auf Grund des § 98 der Heer-und Wehrordnung
kann sich jede Persönlichkeit, die ihrer Dienstpflicht
noch nicht genügt hat, bei Ausbruch
der Mobilmachung einen Truppenteil (Ersatzbataillon
usw.) nach Belieben wählen. Wenn er dies
nicht tut, wird bei der bald einsetzenden Aushebung
über ihn verfügt. Als Kriegsfreiwillige können
sich solche Leute bei einem Ersatztruppenteil melden,
die keine gesetzliche Verpflichtung zum Dienen
mehr haben, ferner jugendliche Personen zwischen
17 und 20 Jahren, soweit sie sich nicht in solchen
Bezirken aufhalten, in denen der Landsturm aufgeboten
ist.
Der Telephonverkehr in Deutschland gesperrt.
Nach den Grenzstädten im Westen, Norden und
Osten ist ein telephonischer Verkehr nicht mehr möglich.
Ein deutsches Ausfuhrverbot.
Berlin, 31. Juli. Der Bundesrat hat in seiner
heutigen Sitzung den Erlaß von drei kaiserlichen
Verordnungen betreffend das Verbot der Ausfuhr
von Verpflegungs-, Streu- und Futtermitteln, ferner
von Tieren und tierischen Erzeugnissen sowie
von Kraftfahrzeugen (Motorwagen, Motorfahrrädern
und Teilen davon) und von Mineralrohölen,
Steinkohlenteer und allen aus diesen hergestellten
Oelen zugestimmt. Die Verordnungen treten sofort
in Kraft; der Reichskanzler ist ermächtigt, Ausnahmen
zu gestatten und die erforderlichen
Sicherungsmaßregeln zu treffen.
Weiteres Ausfuhrverbot.
Berlin, 31. Juli. Der heutige "Reichsanzeiger"
veröffentlicht außer den bereits gemeldeten
Ausfuhrverboten das Verbot der Ausfuhr und
Durchfuhr von Eisenbahnmaterial aller
Art, von Telegraphen- und Fernsprechdrähten sowie
Teilen davon, von Luftschiffergeräten aller Art,
von Fahrzeugen und Teilen davon, ferner das Verbot
betreffend die Ausfuhr und Durchfuhr von
Waffen, Munition, Pulver und Sprengstoffen, sowie
von anderen Artikeln des Kriegsbedarfs und
von Gegenständen zur Herstellung von Kriegsbedarfsartikeln,
ferner das Verbot betreffend die Ausfuhr und
Durchfuhr von Rohstoffen, die bei der Herstellung
und dem Betriebe von Gegenständen des Kriegsbedarfs
zur Verwendung gelangen.
Russische Erntearbeiter.
Unter den Maßnahmen, die die deutsche Regierung
treffen sollte, besteht hoffentlich auch die Einbehaltung
der russischen Erntearbeiter, die
noch auf deutschem Boden weilen. Zu der Zahl von
weit über 50 000 Mann nicht der schlechtesten Soldaten
stellen sie ein vollrussisches Armeekorps
dar. Genau so wie man in Oesterreich alle
serbischen Reservisten kurzerhand verhaftet, halte
man diese russischen Reservisten bei uns sofort unter
militärischer Bewachung - wozu Landsturmleute
genügen - und lasse die Erntearbeiten
vollenden und interniere sie dann an geeigneten
Orten. Es ist das eine Pflicht der Selbsterhaltung.
Nur keine falsche Zurückhaltung den russischen
Friedensbrechern gegenüber!
Die Unterbrechung der deutschen Seeschiffahrt.
Hamburg, 31. Juli. Sämtliche Hamburger
Reedereien haben ihre auf See befindlichen Dampfer
angewiesen, unverzüglich den nächsten Hafen anzulaufen
und weitere Order abzuwarten. Aus Hamburg
wird heute kein Schiff mehr abgelassen.
Panik in Straßburg.
Straßburg, 30. Juli. In Straßburg herrscht
die größte Erregung. Das Papiergeld hat momentan
fast keinen Wert; Geschäftsleute und Wirtschaften
weigern sich, Papiergeld anzunehmen. An den
Sparkassen werden fortgesetzt Beträge abgehoben,
es wird von manchen Leuten sogar ein schwunghafter
Handel mit Hundertmarkscheinen betrieben, für die sie
90 bis 95 Mark in Silber zahlen. - Die Lebensmittelpreise
sind horrend in die Höhe gestiegen.
Die Kolonialwarenhändler machen bekannt, daß
nur noch gegen Kasse verkauft werde.
Aus Königsberg.
Die Polizeidirektion macht durch Anschlag öffentlich
bekannt: Zur Sicherung des Hauptbahnhofes
und dessen Betriebsanlagen, ist eine militärische
Wache am Bahnhof, sowie Posten an den Betriebsanlagen
daselbst aufgestellt. Um Unglücksfälle zu
vermeiden, mache ich die Bevölkerung darauf aufmerksam,
daß die Annäherung an die
2. Spalte
Eisenbahnanlagen (Gleise, Brücken, Stellwerke usw.)
näher als 100 Meter verboten ist. Das Passieren
dieser Anlagen durch Zivilpersonen ohne Begleitung
eines Postens ist verboten. Zivilpersonen werden
von den Posten mit Halt! angerufen und müssen
stehen. Zuwiderhandelnde setzen sich der Gefahr
aus, erschossen zu werden.
Panik an der russischen Grenze.
Ostrowo, 31. Juli. Unter den Einwohnern
an der russischen Grenze herrscht eine große Panik,
sogar die Familien der deutschen Beamten leben
in großer Aufregung und die meisten haben die
letzte Nacht in Ostrowo verbracht. Der Güterverkehr
zwischen Skalmierzyce und Kalisch ist eingestellt
worden. Die russische Grenzwache wurde durch Infanterie
verstärkt.
Eine nationale Tat.
Kottbus, 31. Juli. Angesichts der politischen
Ereignisse erachtet es der Arbeitgeberverband
der Lausitzer Tuchindustrie für seine nationale
Pflicht, die Aussperrung sofort für
beendet zu erklären. Die Verbandsbetriebe
werden am Montag, den 3. August, früh wieder
eröffnet.
Neueste Nachrichten.
Berlin, 1. Aug. Laut "Lok. Anz." hat die
Kaiserliche Familie gestern abend im Schlosse
das heilige Abendmahl genommen.
Berlin, 1. Aug. Prinz Adalbert von Preußen
hat sich heute mit der Prinzessin Adelheid von Sachsen-
Meiningen verlobt.
Berlin, 1. Aug. Der Berliner Magistrat hat
sich gestern sehr eingehend mit Maßnahmen beschäftigt,
die die städtische Verwaltung im Falle des
Krieges zu ergreifen hat. Nach der "Morgenpost"
wurde eine Reihe wichtiger Beschlüsse gefaßt, die sich
auf die Lebensmittelversorgung beziehen. Die
Stadt wird in der Lage sein, die Lebensmittelversorgung
selbst zu regeln.
Berlin, 1. Aug. Für den Fall der Mobilmachung
hat Geheimrat Lipmann vom Vorstand der
Volks-Kaffee- und Speisehallen-Gesellschaft den
Betrag von 15 000 Mark für den Fall des Krieges
zur unentgeltlichen Verabreichung von Speisen
und Getränken an ausrückende Mannschaften auf
den Berliner Bahnhöfen zur Verfügung gestellt.
Berlin, 1. Aug. An der Berliner Universität
schlossen gestern die Professoren ihre Vorlesungen
mit dem Hinweis auf die bevorstehende Kriegsgefahr
und die in Aussicht stehende Schließung der
Universität.
Berlin, 1. Aug. Der frühere Pastor Schmidt,
der unter dem Verdacht verhaftet wurde, das
Revolverattentat auf die inzwischen ihren Verletzungen
erlegene Frau Meyer aus der Xantenerstraße verübt
zu haben, ist dem Berliner Tageblatt zufolge
aus der Haft entlassen worden, weil er als Täter
nicht mehr in Frage kommt.
OESTERREICH.
Verschlechterung der Situation.
Wien, 30. Juli. Der Kaiser empfing gleich
nach seiner Ankunft den Minister des Äußeren, Grafen
Berchthold, den Kriegsminister v. Krobatin und
den Generalstabschef Baron Conrad. Die Situation
wird wegen der Haltung Rußlands
als sehr ernst beurteilt.
Allgemeine Mobilmachung in Oesterreich.
Wien, 31. Juli. In Oesterreich ist die allgemeine
Mobilisierung mit Einschluß des
Landsturms angeordnet worden. Landsturmpflichtig
sind Männer vom 18. bis 42. Lebensjahr. Der
Landsturm besteht in zwei Aufgeboten.
Noch keine Grenzüberschreitung österreichischer
Truppen.
Budapest, 31. Juli. Von amtlicher ungarischer
Seite erfahre ich, daß entgegen allen anders
lautenden Nachrichten österreichisch-ungarische Truppen
bis Donnerstag abends noch nirgends die serbischen
Grenzen überschritten haben. Auf der ungarischen
Festung Peterwardein wurde gestern ein
Reservist, der als Nazarener den Gehorsam verweigerte,
standrechtlich erschossen.
Der Weltfriedenskongreß in Wien abgesagt.
Der für den 15. bis 19. September nach Wien einberufene
Weltfriedenskongreß wurde infolge der
Kriegsereignisse abgesagt. Zum Kongreß waren
bereits über 2000 Teilnehmer angemeldet.
Neueste Nachrichten.
Wien, 1. August. Nach einer amtlichen Mitteilung
vom 31. Juli hat der Kaiser die allgemeine
Mobilmachung des Heeres und der Marine und der
beiden Landwehren sowie die Aufbietung und Einberufung
des Landsturmes befohlen. Diese Verfügung
ist veranlaßt durch die von Rußland angeordnete
Mobilisierung und hat keinen aggressiven
Charakter.
Wien, 1. August. Durch kaiserliche Verordnung
wurden die Befugnisse der politischen Verwaltung
dem Armeeoberkommandanten übertragen, ferner
eine Ministerialverordnung über den Absatz von
Waffen, Munitionsgegenständen und über Einstellung
der Wirksamkeit der Geschworenengerichte veröffentlicht.
Diese Verordnung gilt für die Bukowina,
Teile von Mähren und Schlesien. Am Küstenland
von Dalmatien wird der Seeverkehr
beschränkt.
Wien, 1. August. Nach Bekanntwerden der allgemeinen
Mobilisierung fanden große patriotische
Kundgebungen statt. Auch aus der Provinz laufen
Berichte über begeisterte Kundgebungen ein.
ITALIEN.
Macht Italien mobil?
Rom, 31. Juli. Der italienische Ministerrat
beriet heute über die Mobilisierung der italienischen
Armee.
3. Spalte
Italien bestellt fünf Parseval-Luftschiffe.
Die italienische Regierung gab der Luftfahrzeug-
Gesellschaft in Bitterfeld fünf neue Parseval-
Luftschiffe in Auftrag.
RUSSLAND.
Die russische Mobilmachung an der deutschen
Grenze.
Es kann keinem Zweifel unterliegen, daß die
russische Mobilmachung an der Grenze in vollem
Gange ist. Die zweite und dritte russische Kavalleriedivision
stehen an der Grenze zwischen Wirballen
und Augustow. Die russische Grenzwache hat ihre
Wachthäuser in Brand gesetzt. Zollbeamte behaupten,
daß dies Mobilmachung bedeutet. Zuverlässige
Reisende haben auf der Fahrt von Petersburg nach
Wirballen in Wilna drei Militärzüge mit Artillerie
gesehen. Alle Mannschaften waren kriegsmäßig
ausgerüstet.
Russische Maßnahmen.
Kattowitz, 31. Juli. Heute nacht 2 1/2 Uhr
wurde die Eisenbahnbrücke von Granica,
die Granica mit Sczokowa verbindet, vom russischen
Militär in die Luft gesprengt. Die Einwohnerschaft
von Granica hat den Ort geräumt.
Rußland hat den Grenzkordon zurückgezogen.
Die russische Zollkammer wurde geräumt
und ihre Bestände nach dem Inneren Rußlands gebracht.
Alle Lokomotiven sind von der Grenze nach
dem Inneren gebracht worden. Aus Kalisch wird
gemeldet, daß man dort alles in der größten Eile
zum Kriege vorbereite. Heute treffen dort wiederum
zwei Infanterie-Regimenter, eins aus Lodz und
eins aus Warschau, ein. Die Bahnlinie von Kalisch
nach der deutschen Grenze ist durchweg
militärisch besetzt. In dem unweit von Kalisch
gelegenen Orte Mostkow liegt eine Abteilung
Jäger. Soeben kam hier die Nachricht aus Kalisch,
daß ein Artillerie-Regiment nach der russischen
Grenze befördert wurde. Es steht auch fest, daß unweit
der Grenze eine Maschinengewehrabteilung
stationiert ist.
Verbrüderung mit den Königsmördern.
Gestern verließen abermals mehrere serbische Offiziere
die russische Hauptstadt. Schon eine Stunde
vor Abgang des Zuges versammelten sich große
Menschenmassen auf dem Bahnhof bis weit auf die
Straße hinaus und brachten den Serben begeisterte
Ovationen dar. Es wurden Fahnen vorangetragen.
Die serbischen Offiziere wurden vom Publikum
auf den Händen zum Zuge getragen. Bei der
Abfahrt wurde ihnen ein Bildnis des Zaren überreicht.
Die Demonstranten segneten die Offiziere
mit dem Bildnis des Zaren.
Meuterei auf der russischen Flotte?
Konstantinopel, 30. Juli. In einem
wird gemeldet: Eswird bestätigt, daß auf der russischen Flotte in
Sebastopol eine Meuterei ausgebrochen ist. Über ihren
Umfang liegen keine zuverlässigen Nachrichten vor,
insbesondere darüber, ob es sich etwa um einen vereinzelten
Vorgang auf einem einzelnen Schiff handelt.
Der hiesige russische Stationskreuzer ging
gestern mit versiegelter Order ins Schwarze Meer.
Die deutschen Schiffe werden aus dem Schwarzen
Meer zurückgerufen. Diese Meldung zeigt - ebenso
wie die von der Sprengung der Warschauer Zitadelle -
aufs neue, mit welchen bedeutenden Schwierigkeiten
im Innern Rußlands zu kämpfen hat.
Neueste Nachrichten.
Moskau, 1. Aug. Der Gemeinderat bewilligte
1 Million Rubel für Organisation und Hilfsmittel
für Heer und Flotte Rußlands unter befreundeten
Mächten.
-
item 20
1. Spalte
Der Kronprinz Führer der 1. Gardedivision.
Nach einer offiziellen Meldung aus Potsdam ist
der Kronprinz zum Führer der ersten Gardedivision
ausersehen.
Generalfeldmarschall v. d. Goltz' Wiedereintritt
in das Heer.
Generalfeldmarschall von der Goltz hat sich zum
Wiedereintritt in das Heer gemeldet. Es laufen
schon seit länger als einer Woche im preußischen
Kriegsministerium täglich Meldungen von deutschen
Kriegsfreiwilligen ein. Die Meldungen
rekrutieren sich vielfach aus denjenigen
Kreisen, für die kein Zwang zum Militärdienst besteht,
insbesondere aus Mitgliedern des Landsturmes
und auch aus solchen, die bei der Aushebung
als untauglich befunden wurden, beziehentlich
bei der Auslosung ausfielen. Zurzeit werden
diese Meldungen keine Berücksichtigung finden.
Nur im allerletzten Ernstfalle werden Freiwillige
dieser Art zur Verwendung im inneren
Dienste kommen. Dagegen haben die verabschiedeten
Offiziere die sich ebenfalls zahlreich
zum Wiedereintritt melden, Aussicht auf
baldige Annahme.
Die Einstellung von Nichtgedienten
und Freiwilligen.
Auf Grund des § 98 der Heer-und Wehrordnung
kann sich jede Persönlichkeit, die ihrer Dienstpflicht
noch nicht genügt hat, bei Ausbruch
der Mobilmachung einen Truppenteil (Ersatzbataillon
usw.) nach Belieben wählen. Wenn er dies
nicht tut, wird bei der bald einsetzenden Aushebung
über ihn verfügt. Als Kriegsfreiwillige können
sich solche Leute bei einem Ersatztruppenteil melden,
die keine gesetzliche Verpflichtung zum Dienen
mehr haben, ferner jugendliche Personen zwischen
17 und 20 Jahren, soweit sie sich nicht in solchen
Bezirken aufhalten, in denen der Landsturm aufgeboten
ist.
Der Telephonverkehr in Deutschland gesperrt.
Nach den Grenzstädten im Westen, Norden und
Osten ist ein telephonischer Verkehr nicht mehr möglich.
Ein deutsches Ausfuhrverbot.
Berlin, 31. Juli. Der Bundesrat hat in seiner
heutigen Sitzung den Erlaß von drei kaiserlichen
Verordnungen betreffend das Verbot der Ausfuhr
von Verpflegungs-, Streu- und Futtermitteln, ferner
von Tieren und tierischen Erzeugnissen sowie
von Kraftfahrzeugen (Motorwagen, Motorfahrrädern
und Teilen davon) und von Mineralrohölen,
Steinkohlenteer und allen aus diesen hergestellten
Oelen zugestimmt. Die Verordnungen treten sofort
in Kraft; der Reichskanzler ist ermächtigt, Ausnahmen
zu gestatten und die erforderlichen
Sicherungsmaßregeln zu treffen.
Weiteres Ausfuhrverbot.
Berlin, 31. Juli. Der heutige "Reichsanzeiger"
veröffentlicht außer den bereits gemeldeten
Ausfuhrverboten das Verbot der Ausfuhr und
Durchfuhr von Eisenbahnmaterial aller
Art, von Telegraphen- und Fernsprechdrähten sowie
Teilen davon, von Luftschiffergeräten aller Art,
von Fahrzeugen und Teilen davon, ferner das Verbot
betreffend die Ausfuhr und Durchfuhr von
Waffen, Munition, Pulver und Sprengstoffen, sowie
von anderen Artikeln des Kriegsbedarfs und
von Gegenständen zur Herstellung von Kriegsbedarfsartikeln,
ferner das Verbot betreffend die Ausfuhr und
Durchfuhr von Rohstoffen, die bei der Herstellung
und dem Betriebe von Gegenständen des Kriegsbedarfs
zur Verwendung gelangen.
Russische Erntearbeiter.
Unter den Maßnahmen, die die deutsche Regierung
treffen sollte, besteht hoffentlich auch die Einbehaltung
der russischen Erntearbeiter, die
noch auf deutschem Boden weilen. Zu der Zahl von
weit über 50 000 Mann nicht der schlechtesten Soldaten
stellen sie ein vollrussisches Armeekorps
dar. Genau so wie man in Oesterreich alle
serbischen Reservisten kurzerhand verhaftet, halte
man diese russischen Reservisten bei uns sofort unter
militärischer Bewachung - wozu Landsturmleute
genügen - und lasse die Erntearbeiten
vollenden und interniere sie dann an geeigneten
Orten. Es ist das eine Pflicht der Selbsterhaltung.
Nur keine falsche Zurückhaltung den russischen
Friedensbrechern gegenüber!
Die Unterbrechung der deutschen Seeschiffahrt.
Hamburg, 31. Juli. Sämtliche Hamburger
Reedereien haben ihre auf See befindlichen Dampfer
angewiesen, unverzüglich den nächsten Hafen anzulaufen
und weitere Order abzuwarten. Aus Hamburg
wird heute kein Schiff mehr abgelassen.
Panik in Straßburg.
Straßburg, 30. Juli. In Straßburg herrscht
die größte Erregung. Das Papiergeld hat momentan
fast keinen Wert; Geschäftsleute und Wirtschaften
weigern sich, Papiergeld anzunehmen. An den
Sparkassen werden fortgesetzt Beträge abgehoben,
es wird von manchen Leuten sogar ein schwunghafter
Handel mit Hundertmarkscheinen betrieben, für die sie
90 bis 95 Mark in Silber zahlen. - Die Lebensmittelpreise
sind horrend in die Höhe gestiegen.
Die Kolonialwarenhändler machen bekannt, daß
nur noch gegen Kasse verkauft werde.
Aus Königsberg.
Die Polizeidirektion macht durch Anschlag öffentlich
bekannt: Zur Sicherung des Hauptbahnhofes
und dessen Betriebsanlagen, ist eine militärische
Wache am Bahnhof, sowie Posten an den Betriebsanlagen
daselbst aufgestellt. Um Unglücksfälle zu
vermeiden, mache ich die Bevölkerung darauf aufmerksam,
daß die Annäherung an die
2. Spalte
Eisenbahnanlagen (Gleise, Brücken, Stellwerke usw.)
näher als 100 Meter verboten ist. Das Passieren
dieser Anlagen durch Zivilpersonen ohne Begleitung
eines Postens ist verboten. Zivilpersonen werden
von den Posten mit Halt! angerufen und müssen
stehen. Zuwiderhandelnde setzen sich der Gefahr
aus, erschossen zu werden.
Panik an der russischen Grenze.
Ostrowo, 31. Juli. Unter den Einwohnern
an der russischen Grenze herrscht eine große Panik,
sogar die Familien der deutschen Beamten leben
in großer Aufregung und die meisten haben die
letzte Nacht in Ostrowo verbracht. Der Güterverkehr
zwischen Skalmierzyce und Kalisch ist eingestellt
worden. Die russische Grenzwache wurde durch Infanterie
verstärkt.
Eine nationale Tat.
Kottbus, 31. Juli. Angesichts der politischen
Ereignisse erachtet es der Arbeitgeberverband
der Lausitzer Tuchindustrie für seine nationale
Pflicht, die Aussperrung sofort für
beendet zu erklären. Die Verbandsbetriebe
werden am Montag, den 3. August, früh wieder
eröffnet.
Neueste Nachrichten.
Berlin, 1. Aug. Laut "Lok. Anz." hat die
Kaiserliche Familie gestern abend im Schlosse
das heilige Abendmahl genommen.
Berlin, 1. Aug. Prinz Adalbert von Preußen
hat sich heute mit der Prinzessin Adelheid von Sachsen-
Meiningen verlobt.
Berlin, 1. Aug. Der Berliner Magistrat hat
sich gestern sehr eingehend mit Maßnahmen beschäftigt,
die die städtische Verwaltung im Falle des
Krieges zu ergreifen hat. Nach der "Morgenpost"
wurde eine Reihe wichtiger Beschlüsse gefaßt, die sich
auf die Lebensmittelversorgung beziehen. Die
Stadt wird in der Lage sein, die Lebensmittelversorgung
selbst zu regeln.
Berlin, 1. Aug. Für den Fall der Mobilmachung
hat Geheimrat Lipmann vom Vorstand der
Volks-Kaffee- und Speisehallen-Gesellschaft den
Betrag von 15 000 Mark für den Fall des Krieges
zur unentgeltlichen Verabreichung von Speisen
und Getränken an ausrückende Mannschaften auf
den Berliner Bahnhöfen zur Verfügung gestellt.
Berlin, 1. Aug. An der Berliner Universität
schlossen gestern die Professoren ihre Vorlesungen
mit dem Hinweis auf die bevorstehende Kriegsgefahr
und die in Aussicht stehende Schließung der
Universität.
Berlin, 1. Aug. Der frühere Pastor Schmidt,
der unter dem Verdacht verhaftet wurde, das
Revolverattentat auf die inzwischen ihren Verletzungen
erlegene Frau Meyer aus der Xantenerstraße verübt
zu haben, ist dem Berliner Tageblatt zufolge
aus der Haft entlassen worden, weil er als Täter
nicht mehr in Frage kommt.
OESTERREICH.
Verschlechterung der Situation.
Wien, 30. Juli. Der Kaiser empfing gleich
nach seiner Ankunft den Minister des Äußeren, Grafen
Berchthold, den Kriegsminister v. Krobatin und
den Generalstabschef Baron Conrad. Die Situation
wird wegen der Haltung Rußlands
als sehr ernst beurteilt.
Allgemeine Mobilmachung in Oesterreich.
Wien, 31. Juli. In Oesterreich ist die allgemeine
Mobilisierung mit Einschluß des
Landsturms angeordnet worden. Landsturmpflichtig
sind Männer vom 18. bis 42. Lebensjahr. Der
Landsturm besteht in zwei Aufgeboten.
Noch keine Grenzüberschreitung österreichischer
Truppen.
Budapest, 31. Juli. Von amtlicher ungarischer
Seite erfahre ich, daß entgegen allen anders
lautenden Nachrichten österreichisch-ungarische Truppen
bis Donnerstag abends noch nirgends die serbischen
Grenzen überschritten haben. Auf der ungarischen
Festung Peterwardein wurde gestern ein
Reservist, der als Nazarener den Gehorsam verweigerte,
standrechtlich erschossen.
Der Weltfriedenskongreß in Wien abgesagt.
Der für den 15. bis 19. September nach Wien einberufene
Weltfriedenskongreß wurde infolge der
Kriegsereignisse abgesagt. Zum Kongreß waren
bereits über 2000 Teilnehmer angemeldet.
Neueste Nachrichten.
Wien, 1. August. Nach einer amtlichen Mitteilung
vom 31. Juli hat der Kaiser die allgemeine
Mobilmachung des Heeres und der Marine und der
beiden Landwehren sowie die Aufbietung und Einberufung
des Landsturmes befohlen. Diese Verfügung
ist veranlaßt durch die von Rußland angeordnete
Mobilisierung und hat keinen aggressiven
Charakter.
Wien, 1. August. Durch kaiserliche Verordnung
wurden die Befugnisse der politischen Verwaltung
dem Armeeoberkommandanten übertragen, ferner
eine Ministerialverordnung über den Absatz von
Waffen, Munitionsgegenständen und über Einstellung
der Wirksamkeit der Geschworenengerichte veröffentlicht.
Diese Verordnung gilt für die Bukowina,
Teile von Mähren und Schlesien. Am Küstenland
von Dalmatien wird der Seeverkehr
beschränkt.
Wien, 1. August. Nach Bekanntwerden der allgemeinen
Mobilisierung fanden große patriotische
Kundgebungen statt. Auch aus der Provinz laufen
Berichte über begeisterte Kundgebungen ein.
ITALIEN.
Macht Italien mobil?
Rom, 31. Juli. Der italienische Ministerrat
beriet heute über die Mobilisierung der italienischen
Armee.
3. Spalte
Italien bestellt fünf Parseval-Luftschiffe.
Die italienische Regierung gab der Luftfahrzeug-
Gesellschaft in Bitterfeld fünf neue Parseval-
Luftschiffe in Auftrag.
RUSSLAND.
Die russische Mobilmachung an der deutschen
Grenze.
Es kann keinem Zweifel unterliegen, daß die
russische Mobilmachung an der Grenze in vollem
Gange ist. Die zweite und dritte russische Kavalleriedivision
stehen an der Grenze zwischen Wirballen
und Augustow. Die russische Grenzwache hat ihre
Wachthäuser in Brand gesetzt. Zollbeamte behaupten,
daß dies Mobilmachung bedeutet. Zuverlässige
Reisende haben auf der Fahrt von Petersburg nach
Wirballen in Wilna drei Militärzüge mit Artillerie
gesehen. Alle Mannschaften waren kriegsmäßig
ausgerüstet.
Russische Maßnahmen.
Kattowitz, 31. Juli. Heute nacht 2 1/2 Uhr
wurde die Eisenbahnbrücke von Granica,
die Granica mit Sczokowa verbindet, vom russischen
Militär in die Luft gesprengt. Die Einwohnerschaft
von Granica hat den Ort geräumt.
Rußland hat den Grenzkordon zurückgezogen.
Die russische Zollkammer wurde geräumt
und ihre Bestände nach dem Inneren Rußlands gebracht.
Alle Lokomotiven sind von der Grenze nach
dem Inneren gebracht worden. Aus Kalisch wird
gemeldet, daß man dort alles in der größten Eile
zum Kriege vorbereite. Heute treffen dort wiederum
zwei Infanterie-Regimenter, eins aus Lodz und
eins aus Warschau, ein. Die Bahnlinie von Kalisch
nach der deutschen Grenze ist durchweg
militärisch besetzt. In dem unweit von Kalisch
gelegenen Orte Mostkow liegt eine Abteilung
Jäger. Soeben kam hier die Nachricht aus Kalisch,
daß ein Artillerie-Regiment nach der russischen
Grenze befördert wurde. Es steht auch fest, daß unweit
der Grenze eine Maschinengewehrabteilung
stationiert ist.
Verbrüderung mit den Königsmördern.
Gestern verließen abermals mehrere serbische Offiziere
die russische Hauptstadt. Schon eine Stunde
vor Abgang des Zuges versammelten sich große
Menschenmassen auf dem Bahnhof bis weit auf die
Straße hinaus und brachten den Serben begeisterte
Ovationen dar. Es wurden Fahnen vorangetragen.
Die serbischen Offiziere wurden vom Publikum
auf den Händen zum Zuge getragen. Bei der
Abfahrt wurde ihnen ein Bildnis des Zaren überreicht.
Die Demonstranten segneten die Offiziere
mit dem Bildnis des Zaren.
Meuterei auf der russischen Flotte?
Konstantinopel, 30. Juli. In einem
wird gemeldet: Eswird bestätigt, daß auf der russischen Flotte in
Sebastopol eine Meuterei ausgebrochen ist. Über ihren
Umfang liegen keine zuverlässigen Nachrichten vor,
insbesondere darüber, ob es sich etwa um einen vereinzelten
Vorgang auf einem einzelnen Schiff handelt.
Der hiesige russische Stationskreuzer ging
gestern mit versiegelter Order ins Schwarze Meer.
Die deutschen Schiffe werden aus dem Schwarzen
Meer zurückgerufen. Diese Meldung zeigt - ebenso
wie die von der Sprengung der Warschauer Zitadelle -
aufs neue, mit welchen bedeutenden Schwierigkeiten
im Innern Rußlands zu kämpfen hat.
-
item 20
1. Spalte
Der Kronprinz Führer der 1. Gardedivision.
Nach einer offiziellen Meldung aus Potsdam ist
der Kronprinz zum Führer der ersten Gardedivision
ausersehen.
Generalfeldmarschall v. d. Goltz' Wiedereintritt
in das Heer.
Generalfeldmarschall von der Goltz hat sich zum
Wiedereintritt in das Heer gemeldet. Es laufen
schon seit länger als einer Woche im preußischen
Kriegsministerium täglich Meldungen von deutschen
Kriegsfreiwilligen ein. Die Meldungen
rekrutieren sich vielfach aus denjenigen
Kreisen, für die kein Zwang zum Militärdienst besteht,
insbesondere aus Mitgliedern des Landsturmes
und auch aus solchen, die bei der Aushebung
als untauglich befunden wurden, beziehentlich
bei der Auslosung ausfielen. Zurzeit werden
diese Meldungen keine Berücksichtigung finden.
Nur im allerletzten Ernstfalle werden Freiwillige
dieser Art zur Verwendung im inneren
Dienste kommen. Dagegen haben die verabschiedeten
Offiziere die sich ebenfalls zahlreich
zum Wiedereintritt melden, Aussicht auf
baldige Annahme.
Die Einstellung von Nichtgedienten
und Freiwilligen.
Auf Grund des § 98 der Heer-und Wehrordnung
kann sich jede Persönlichkeit, die ihrer Dienstpflicht
noch nicht genügt hat, bei Ausbruch
der Mobilmachung einen Truppenteil (Ersatzbataillon
usw.) nach Belieben wählen. Wenn er dies
nicht tut, wird bei der bald einsetzenden Aushebung
über ihn verfügt. Als Kriegsfreiwillige können
sich solche Leute bei einem Ersatztruppenteil melden,
die keine gesetzliche Verpflichtung zum Dienen
mehr haben, ferner jugendliche Personen zwischen
17 und 20 Jahren, soweit sie sich nicht in solchen
Bezirken aufhalten, in denen der Landsturm aufgeboten
ist.
Der Telephonverkehr in Deutschland gesperrt.
Nach den Grenzstädten im Westen, Norden und
Osten ist ein telephonischer Verkehr nicht mehr möglich.
Ein deutsches Ausfuhrverbot.
Berlin, 31. Juli. Der Bundesrat hat in seiner
heutigen Sitzung den Erlaß von drei kaiserlichen
Verordnungen betreffend das Verbot der Ausfuhr
von Verpflegungs-, Streu- und Futtermitteln, ferner
von Tieren und tierischen Erzeugnissen sowie
von Kraftfahrzeugen (Motorwagen, Motorfahrrädern
und Teilen davon) und von Mineralrohölen,
Steinkohlenteer und allen aus diesen hergestellten
Oelen zugestimmt. Die Verordnungen treten sofort
in Kraft; der Reichskanzler ist ermächtigt, Ausnahmen
zu gestatten und die erforderlichen
Sicherungsmaßregeln zu treffen.
Weiteres Ausfuhrverbot.
Berlin, 31. Juli. Der heutige "Reichsanzeiger"
veröffentlicht außer den bereits gemeldeten
Ausfuhrverboten das Verbot der Ausfuhr und
Durchfuhr von Eisenbahnmaterial aller
Art, von Telegraphen- und Fernsprechdrähten sowie
Teilen davon, von Luftschiffergeräten aller Art,
von Fahrzeugen und Teilen davon, ferner das Verbot
betreffend die Ausfuhr und Durchfuhr von
Waffen, Munition, Pulver und Sprengstoffen, sowie
von anderen Artikeln des Kriegsbedarfs und
von Gegenständen zur Herstellung von Kriegsbedarfsartikeln,
ferner das Verbot betreffend die Ausfuhr und
Durchfuhr von Rohstoffen, die bei der Herstellung
und dem Betriebe von Gegenständen des Kriegsbedarfs
zur Verwendung gelangen.
Russische Erntearbeiter.
Unter den Maßnahmen, die die deutsche Regierung
treffen sollte, besteht hoffentlich auch die Einbehaltung
der russischen Erntearbeiter, die
noch auf deutschem Boden weilen. Zu der Zahl von
weit über 50 000 Mann nicht der schlechtesten Soldaten
stellen sie ein vollrussisches Armeekorps
dar. Genau so wie man in Oesterreich alle
serbischen Reservisten kurzerhand verhaftet, halte
man diese russischen Reservisten bei uns sofort unter
militärischer Bewachung - wozu Landsturmleute
genügen - und lasse die Erntearbeiten
vollenden und interniere sie dann an geeigneten
Orten. Es ist das eine Pflicht der Selbsterhaltung.
Nur keine falsche Zurückhaltung den russischen
Friedensbrechern gegenüber!
Die Unterbrechung der deutschen Seeschiffahrt.
Hamburg, 31. Juli. Sämtliche Hamburger
Reedereien haben ihre auf See befindlichen Dampfer
angewiesen, unverzüglich den nächsten Hafen anzulaufen
und weitere Order abzuwarten. Aus Hamburg
wird heute kein Schiff mehr abgelassen.
Panik in Straßburg.
Straßburg, 30. Juli. In Straßburg herrscht
die größte Erregung. Das Papiergeld hat momentan
fast keinen Wert; Geschäftsleute und Wirtschaften
weigern sich, Papiergeld anzunehmen. An den
Sparkassen werden fortgesetzt Beträge abgehoben,
es wird von manchen Leuten sogar ein schwunghafter
Handel mit Hundertmarkscheinen betrieben, für die sie
90 bis 95 Mark in Silber zahlen. - Die Lebensmittelpreise
sind horrend in die Höhe gestiegen.
Die Kolonialwarenhändler machen bekannt, daß
nur noch gegen Kasse verkauft werde.
Aus Königsberg.
Die Polizeidirektion macht durch Anschlag öffentlich
bekannt: Zur Sicherung des Hauptbahnhofes
und dessen Betriebsanlagen, ist eine militärische
Wache am Bahnhof, sowie Posten an den Betriebsanlagen
daselbst aufgestellt. Um Unglücksfälle zu
vermeiden, mache ich die Bevölkerung darauf aufmerksam,
daß die Annäherung an die
2. Spalte
Eisenbahnanlagen (Gleise, Brücken, Stellwerke usw.)
näher als 100 Meter verboten ist. Das Passieren
dieser Anlagen durch Zivilpersonen ohne Begleitung
eines Postens ist verboten. Zivilpersonen werden
von den Posten mit Halt! angerufen und müssen
stehen. Zuwiderhandelnde setzen sich der Gefahr
aus, erschossen zu werden.
Panik an der russischen Grenze.
Ostrowo, 31. Juli. Unter den Einwohnern
an der russischen Grenze herrscht eine große Panik,
sogar die Familien der deutschen Beamten leben
in großer Aufregung und die meisten haben die
letzte Nacht in Ostrowo verbracht. Der Güterverkehr
zwischen Skalmierzyce und Kalisch ist eingestellt
worden. Die russische Grenzwache wurde durch Infanterie
verstärkt.
Eine nationale Tat.
Kottbus, 31. Juli. Angesichts der politischen
Ereignisse erachtet es der Arbeitgeberverband
der Lausitzer Tuchindustrie für seine nationale
Pflicht, die Aussperrung sofort für
beendet zu erklären. Die Verbandsbetriebe
werden am Montag, den 3. August, früh wieder
eröffnet.
Neueste Nachrichten.
Berlin, 1. Aug. Laut "Lok. Anz." hat die
Kaiserliche Familie gestern abend im Schlosse
das heilige Abendmahl genommen.
Berlin, 1. Aug. Prinz Adalbert von Preußen
hat sich heute mit der Prinzessin Adelheid von Sachsen-
Meiningen verlobt.
Berlin, 1. Aug. Der Berliner Magistrat hat
sich gestern sehr eingehend mit Maßnahmen beschäftigt,
die die städtische Verwaltung im Falle des
Krieges zu ergreifen hat. Nach der "Morgenpost"
wurde eine Reihe wichtiger Beschlüsse gefaßt, die sich
auf die Lebensmittelversorgung beziehen. Die
Stadt wird in der Lage sein, die Lebensmittelversorgung
selbst zu regeln.
Berlin, 1. Aug. Für den Fall der Mobilmachung
hat Geheimrat Lipmann vom Vorstand der
Volks-Kaffee- und Speisehallen-Gesellschaft den
Betrag von 15 000 Mark für den Fall des Krieges
zur unentgeltlichen Verabreichung von Speisen
und Getränken an ausrückende Mannschaften auf
den Berliner Bahnhöfen zur Verfügung gestellt.
Berlin, 1. Aug. An der Berliner Universität
schlossen gestern die Professoren ihre Vorlesungen
mit dem Hinweis auf die bevorstehende Kriegsgefahr
und die in Aussicht stehende Schließung der
Universität.
Berlin, 1. Aug. Der frühere Pastor Schmidt,
der unter dem Verdacht verhaftet wurde, das
Revolverattentat auf die inzwischen ihren Verletzungen
erlegene Frau Meyer aus der Xantenerstraße verübt
zu haben, ist dem Berliner Tageblatt zufolge
aus der Haft entlassen worden, weil er als Täter
nicht mehr in Frage kommt.
OESTERREICH.
Verschlechterung der Situation.
Wien, 30. Juli. Der Kaiser empfing gleich
nach seiner Ankunft den Minister des Äußeren, Grafen
Berchthold, den Kriegsminister v. Krobatin und
den Generalstabschef Baron Conrad. Die Situation
wird wegen der Haltung Rußlands
als sehr ernst beurteilt.
Allgemeine Mobilmachung in Oesterreich.
Wien, 31. Juli. In Oesterreich ist die allgemeine
Mobilisierung mit Einschluß des
Landsturms angeordnet worden. Landsturmpflichtig
sind Männer vom 18. bis 42. Lebensjahr. Der
Landsturm besteht in zwei Aufgeboten.
Noch keine Grenzüberschreitung österreichischer
Truppen.
Budapest, 31. Juli. Von amtlicher ungarischer
Seite erfahre ich, daß entgegen allen anders
lautenden Nachrichten österreichisch-ungarische Truppen
bis Donnerstag abends noch nirgends die serbischen
Grenzen überschritten haben. Auf der ungarischen
Festung Peterwardein wurde gestern ein
Reservist, der als Nazarener den Gehorsam verweigerte,
standrechtlich erschossen.
Der Weltfriedenskongreß in Wien abgesagt.
Der für den 15. bis 19. September nach Wien einberufene
Weltfriedenskongreß wurde infolge der
Kriegsereignisse abgesagt. Zum Kongreß waren
bereits über 2000 Teilnehmer angemeldet.
Neueste Nachrichten.
Wien, 1. August. Nach einer amtlichen Mitteilung
vom 31. Juli hat der Kaiser die allgemeine
Mobilmachung des Heeres und der Marine und der
beiden Landwehren sowie die Aufbietung und Einberufung
des Landsturmes befohlen. Diese Verfügung
ist veranlaßt durch die von Rußland angeordnete
Mobilisierung und hat keinen aggressiven
Charakter.
Wien, 1. August. Durch kaiserliche Verordnung
wurden die Befugnisse der politischen Verwaltung
dem Armeeoberkommandanten übertragen, ferner
eine Ministerialverordnung über den Absatz von
Waffen, Munitionsgegenständen und über Einstellung
der Wirksamkeit der Geschworenengerichte veröffentlicht.
Diese Verordnung gilt für die Bukowina,
Teile von Mähren und Schlesien. Am Küstenland
von Dalmatien wird der Seeverkehr
beschränkt.
Wien, 1. August. Nach Bekanntwerden der allgemeinen
Mobilisierung fanden große patriotische
Kundgebungen statt. Auch aus der Provinz laufen
Berichte über begeisterte Kundgebungen ein.
ITALIEN.
Macht Italien mobil?
Rom, 31. Juli. Der italienische Ministerrat
beriet heute über die Mobilisierung der italienischen
Armee.
3. Spalte
Italien bestellt fünf Parseval-Luftschiffe.
Die italienische Regierung gab der Luftfahrzeug-
Gesellschaft in Bitterfeld fünf neue Parseval-
Luftschiffe in Auftrag.
RUSSLAND.
Die russische Mobilmachung an der deutschen
Grenze.
Es kann keinem Zweifel unterliegen, daß die
russische Mobilmachung an der Grenze in vollem
Gange ist. Die zweite und dritte russische Kavalleriedivision
stehen an der Grenze zwischen Wirballen
und Augustow. Die russische Grenzwache hat ihre
Wachthäuser in Brand gesetzt. Zollbeamte behaupten,
daß dies Mobilmachung bedeutet. Zuverlässige
Reisende haben auf der Fahrt von Petersburg nach
Wirballen in Wilna drei Militärzüge mit Artillerie
gesehen. Alle Mannschaften waren kriegsmäßig
ausgerüstet.
Russische Maßnahmen.
Kattowitz, 31. Juli. Heute nacht 2 1/2 Uhr
wurde die Eisenbahnbrücke von Granica,
die Granica mit Sczokowa verbindet, vom russischen
Militär in die Luft gesprengt. Die Einwohnerschaft
von Granica hat den Ort geräumt.
Rußland hat den Grenzkordon zurückgezogen.
Die russische Zollkammer wurde geräumt
und ihre Bestände nach dem Inneren Rußlands gebracht.
Alle Lokomotiven sind von der Grenze nach
dem Inneren gebracht worden. Aus Kalisch wird
gemeldet, daß man dort alles in der größten Eile
zum Kriege vorbereite. Heute treffen dort wiederum
zwei Infanterie-Regimenter, eins aus Lodz und
eins aus Warschau, ein. Die Bahnlinie von Kalisch
nach der deutschen Grenze ist durchweg
militärisch besetzt. In dem unweit von Kalisch
gelegenen Orte Mostkow liegt eine Abteilung
Jäger. Soeben kam hier die Nachricht aus Kalisch,
daß ein Artillerie-Regiment nach der russischen
Grenze befördert wurde. Es steht auch fest, daß unweit
der Grenze eine Maschinengewehrabteilung
stationiert ist.
Verbrüderung mit den Königsmördern.
Gestern verließen abermals mehrere serbische Offiziere
die russische Hauptstadt. Schon eine Stunde
vor Abgang des Zuges versammelten sich große
Menschenmassen auf dem Bahnhof bis weit auf die
Straße hinaus und brachten den Serben begeisterte
Ovationen dar. Es wurden Fahnen vorangetragen.
Die serbischen Offiziere wurden vom Publikum
auf den Händen zum Zuge getragen. Bei der
Abfahrt wurde ihnen ein Bildnis des Zaren überreicht.
Die Demonstranten segneten die Offiziere
mit dem Bildnis des Zaren.
Meuterei auf der russischen Flotte?
Konstantinopel, 30. Juli. In einem
wird gemeldet: Eswird bestätigt, daß auf der russischen Flotte in
Sebastopol eine Meuterei ausgebrochen ist. Über ihren
Umfang liegen keine zuverlässigen Nachrichten vor,
insbesondere darüber, ob es sich etwa um einen vereinzelten
Vorgang auf einem einzelnen Schiff handelt.
Der hiesige russische Stationskreuzer ging
gestern mit versiegelter Order ins Schwarze Meer.
Die deutschen Schiffe werden aus dem Schwarzen
Meer zurückgerufen. Diese Meldung zeigt - ebenso
wie die von der Sprengung der Warschauer Zitadelle -
aufs neue, mit welchen bedeutenden Schwierigkeiten
im Innern Rußlands zu kämpfen hat.
-
item 20
1. Spalte
Der Kronprinz Führer der 1. Gardedivision.
Nach einer offiziellen Meldung aus Potsdam ist
der Kronprinz zum Führer der ersten Gardedivision
ausersehen.
Generalfeldmarschall v. d. Goltz' Wiedereintritt
in das Heer.
Generalfeldmarschall von der Goltz hat sich zum
Wiedereintritt in das Heer gemeldet. Es laufen
schon seit länger als einer Woche im preußischen
Kriegsministerium täglich Meldungen von deutschen
Kriegsfreiwilligen ein. Die Meldungen
rekrutieren sich vielfach aus denjenigen
Kreisen, für die kein Zwang zum Militärdienst besteht,
insbesondere aus Mitgliedern des Landsturmes
und auch aus solchen, die bei der Aushebung
als untauglich befunden wurden, beziehentlich
bei der Auslosung ausfielen. Zurzeit werden
diese Meldungen keine Berücksichtigung finden.
Nur im allerletzten Ernstfalle werden Freiwillige
dieser Art zur Verwendung im inneren
Dienste kommen. Dagegen haben die verabschiedeten
Offiziere die sich ebenfalls zahlreich
zum Wiedereintritt melden, Aussicht auf
baldige Annahme.
Die Einstellung von Nichtgedienten
und Freiwilligen.
Auf Grund des § 98 der Heer-und Wehrordnung
kann sich jede Persönlichkeit, die ihrer Dienstpflicht
noch nicht genügt hat, bei Ausbruch
der Mobilmachung einen Truppenteil (Ersatzbataillon
usw.) nach Belieben wählen. Wenn er dies
nicht tut, wird bei der bald einsetzenden Aushebung
über ihn verfügt. Als Kriegsfreiwillige können
sich solche Leute bei einem Ersatztruppenteil melden,
die keine gesetzliche Verpflichtung zum Dienen
mehr haben, ferner jugendliche Personen zwischen
17 und 20 Jahren, soweit sie sich nicht in solchen
Bezirken aufhalten, in denen der Landsturm aufgeboten
ist.
Der Telephonverkehr in Deutschland gesperrt.
Nach den Grenzstädten im Westen, Norden und
Osten ist ein telephonischer Verkehr nicht mehr möglich.
Ein deutsches Ausfuhrverbot.
Berlin, 31. Juli. Der Bundesrat hat in seiner
heutigen Sitzung den Erlaß von drei kaiserlichen
Verordnungen betreffend das Verbot der Ausfuhr
von Verpflegungs-, Streu- und Futtermitteln, ferner
von Tieren und tierischen Erzeugnissen sowie
von Kraftfahrzeugen (Motorwagen, Motorfahrrädern
und Teilen davon) und von Mineralrohölen,
Steinkohlenteer und allen aus diesen hergestellten
Oelen zugestimmt. Die Verordnungen treten sofort
in Kraft; der Reichskanzler ist ermächtigt, Ausnahmen
zu gestatten und die erforderlichen
Sicherungsmaßregeln zu treffen.
Weiteres Ausfuhrverbot.
Berlin, 31. Juli. Der heutige "Reichsanzeiger"
veröffentlicht außer den bereits gemeldeten
Ausfuhrverboten das Verbot der Ausfuhr und
Durchfuhr von Eisenbahnmaterial aller
Art, von Telegraphen- und Fernsprechdrähten sowie
Teilen davon, von Luftschiffergeräten aller Art,
von Fahrzeugen und Teilen davon, ferner das Verbot
betreffend die Ausfuhr und Durchfuhr von
Waffen, Munition, Pulver und Sprengstoffen, sowie
von anderen Artikeln des Kriegsbedarfs und
von Gegenständen zur Herstellung von Kriegsbedarfsartikeln,
ferner das Verbot betreffend die Ausfuhr und
Durchfuhr von Rohstoffen, die bei der Herstellung
und dem Betriebe von Gegenständen des Kriegsbedarfs
zur Verwendung gelangen.
Russische Erntearbeiter.
Unter den Maßnahmen, die die deutsche Regierung
treffen sollte, besteht hoffentlich auch die Einbehaltung
der russischen Erntearbeiter, die
noch auf deutschem Boden weilen. Zu der Zahl von
weit über 50 000 Mann nicht der schlechtesten Soldaten
stellen sie ein vollrussisches Armeekorps
dar. Genau so wie man in Oesterreich alle
serbischen Reservisten kurzerhand verhaftet, halte
man diese russischen Reservisten bei uns sofort unter
militärischer Bewachung - wozu Landsturmleute
genügen - und lasse die Erntearbeiten
vollenden und interniere sie dann an geeigneten
Orten. Es ist das eine Pflicht der Selbsterhaltung.
Nur keine falsche Zurückhaltung den russischen
Friedensbrechern gegenüber!
Die Unterbrechung der deutschen Seeschiffahrt.
Hamburg, 31. Juli. Sämtliche Hamburger
Reedereien haben ihre auf See befindlichen Dampfer
angewiesen, unverzüglich den nächsten Hafen anzulaufen
und weitere Order abzuwarten. Aus Hamburg
wird heute kein Schiff mehr abgelassen.
Panik in Straßburg.
Straßburg, 30. Juli. In Straßburg herrscht
die größte Erregung. Das Papiergeld hat momentan
fast keinen Wert; Geschäftsleute und Wirtschaften
weigern sich, Papiergeld anzunehmen. An den
Sparkassen werden fortgesetzt Beträge abgehoben,
es wird von manchen Leuten sogar ein schwunghafter
Handel mit Hundertmarkscheinen betrieben, für die sie
90 bis 95 Mark in Silber zahlen. - Die Lebensmittelpreise
sind horrend in die Höhe gestiegen.
Die Kolonialwarenhändler machen bekannt, daß
nur noch gegen Kasse verkauft werde.
Aus Königsberg.
Die Polizeidirektion macht durch Anschlag öffentlich
bekannt: Zur Sicherung des Hauptbahnhofes
und dessen Betriebsanlagen, ist eine militärische
Wache am Bahnhof, sowie Posten an den Betriebsanlagen
daselbst aufgestellt. Um Unglücksfälle zu
vermeiden, mache ich die Bevölkerung darauf aufmerksam,
daß die Annäherung an die
2. Spalte
Eisenbahnanlagen (Gleise, Brücken, Stellwerke usw.)
näher als 100 Meter verboten ist. Das Passieren
dieser Anlagen durch Zivilpersonen ohne Begleitung
eines Postens ist verboten. Zivilpersonen werden
von den Posten mit Halt! angerufen und müssen
stehen. Zuwiderhandelnde setzen sich der Gefahr
aus, erschossen zu werden.
Panik an der russischen Grenze.
Ostrowo, 31. Juli. Unter den Einwohnern
an der russischen Grenze herrscht eine große Panik,
sogar die Familien der deutschen Beamten leben
in großer Aufregung und die meisten haben die
letzte Nacht in Ostrowo verbracht. Der Güterverkehr
zwischen Skalmierzyce und Kalisch ist eingestellt
worden. Die russische Grenzwache wurde durch Infanterie
verstärkt.
Eine nationale Tat.
Kottbus, 31. Juli. Angesichts der politischen
Ereignisse erachtet es der Arbeitgeberverband
der Lausitzer Tuchindustrie für seine nationale
Pflicht, die Aussperrung sofort für
beendet zu erklären. Die Verbandsbetriebe
werden am Montag, den 3. August, früh wieder
eröffnet.
Neueste Nachrichten.
Berlin, 1. Aug. Laut "Lok. Anz." hat die
Kaiserliche Familie gestern abend im Schlosse
das heilige Abendmahl genommen.
Berlin, 1. Aug. Prinz Adalbert von Preußen
hat sich heute mit der Prinzessin Adelheid von Sachsen-
Meiningen verlobt.
Berlin, 1. Aug. Der Berliner Magistrat hat
sich gestern sehr eingehend mit Maßnahmen beschäftigt,
die die städtische Verwaltung im Falle des
Krieges zu ergreifen hat. Nach der "Morgenpost"
wurde eine Reihe wichtiger Beschlüsse gefaßt, die sich
auf die Lebensmittelversorgung beziehen. Die
Stadt wird in der Lage sein, die Lebensmittelversorgung
selbst zu regeln.
Berlin, 1. Aug. Für den Fall der Mobilmachung
hat Geheimrat Lipmann vom Vorstand der
Volks-Kaffee- und Speisehallen-Gesellschaft den
Betrag von 15 000 Mark für den Fall des Krieges
zur unentgeltlichen Verabreichung von Speisen
und Getränken an ausrückende Mannschaften auf
den Berliner Bahnhöfen zur Verfügung gestellt.
Berlin, 1. Aug. An der Berliner Universität
schlossen gestern die Professoren ihre Vorlesungen
mit dem Hinweis auf die bevorstehende Kriegsgefahr
und die in Aussicht stehende Schließung der
Universität.
Berlin, 1. Aug. Der frühere Pastor Schmidt,
der unter dem Verdacht verhaftet wurde, das
Revolverattentat auf die inzwischen ihren Verletzungen
erlegene Frau Meyer aus der Xantenerstraße verübt
zu haben, ist dem Berliner Tageblatt zufolge
aus der Haft entlassen worden, weil er als Täter
nicht mehr in Frage kommt.
OESTERREICH.
Verschlechterung der Situation.
Wien, 30. Juli. Der Kaiser empfing gleich
nach seiner Ankunft den Minister des Äußeren, Grafen
Berchthold, den Kriegsminister v. Krobatin und
den Generalstabschef Baron Conrad. Die Situation
wird wegen der Haltung Rußlands
als sehr ernst beurteilt.
Allgemeine Mobilmachung in Oesterreich.
Wien, 31. Juli. In Oesterreich ist die allgemeine
Mobilisierung mit Einschluß des
Landsturms angeordnet worden. Landsturmpflichtig
sind Männer vom 18. bis 42. Lebensjahr. Der
Landsturm besteht in zwei Aufgeboten.
Noch keine Grenzüberschreitung österreichischer
Truppen.
Budapest, 31. Juli. Von amtlicher ungarischer
Seite erfahre ich, daß entgegen allen anders
lautenden Nachrichten österreichisch-ungarische Truppen
bis Donnerstag abends noch nirgends die serbischen
Grenzen überschritten haben. Auf der ungarischen
Festung Peterwardein wurde gestern ein
Reservist, der als Nazarener den Gehorsam verweigerte,
standrechtlich erschossen.
Der Weltfriedenskongreß in Wien abgesagt.
Der für den 15. bis 19. September nach Wien einberufene
Weltfriedenskongreß wurde infolge der
Kriegsereignisse abgesagt. Zum Kongreß waren
bereits über 2000 Teilnehmer angemeldet.
Neueste Nachrichten.
Wien, 1. August. Nach einer amtlichen Mitteilung
vom 31. Juli hat der Kaiser die allgemeine
Mobilmachung des Heeres und der Marine und der
beiden Landwehren sowie die Aufbietung und Einberufung
des Landsturmes befohlen. Diese Verfügung
ist veranlaßt durch die von Rußland angeordnete
Mobilisierung und hat keinen aggressiven
Charakter.
Wien, 1. August. Durch kaiserliche Verordnung
wurden die Befugnisse der politischen Verwaltung
dem Armeeoberkommandanten übertragen, ferner
eine Ministerialverordnung über den Absatz von
Waffen, Munitionsgegenständen und über Einstellung
der Wirksamkeit der Geschworenengerichte veröffentlicht.
Diese Verordnung gilt für die Bukowina,
Teile von Mähren und Schlesien. Am Küstenland
von Dalmatien wird der Seeverkehr
beschränkt.
Wien, 1. August. Nach Bekanntwerden der allgemeinen
Mobilisierung fanden große patriotische
Kundgebungen statt. Auch aus der Provinz laufen
Berichte über begeisterte Kundgebungen ein.
ITALIEN.
Macht Italien mobil?
Rom, 31. Juli. Der italienische Ministerrat
beriet heute über die Mobilisierung der italienischen
Armee.
3. Spalte
Italien bestellt fünf Parseval-Luftschiffe.
Die italienische Regierung gab der Luftfahrzeug-
Gesellschaft in Bitterfeld fünf neue Parseval-
Luftschiffe in Auftrag.
RUSSLAND.
Die russische Mobilmachung an der deutschen
Grenze.
Es kann keinem Zweifel unterliegen, daß die
russische Mobilmachung an der Grenze in vollem
Gange ist. Die zweite und dritte russische Kavalleriedivision
stehen an der Grenze zwischen Wirballen
und Augustow. Die russische Grenzwache hat ihre
Wachthäuser in Brand gesetzt. Zollbeamte behaupten,
daß dies Mobilmachung bedeutet. Zuverlässige
Reisende haben auf der Fahrt von Petersburg nach
Wirballen in Wilna drei Militärzüge mit Artillerie
gesehen. Alle Mannschaften waren kriegsmäßig
ausgerüstet.
Russische Maßnahmen.
Kattowitz, 31. Juli. Heute nacht 2 1/2 Uhr
wurde die Eisenbahnbrücke von Granica,
die Granica mit Sczokowa verbindet, vom russischen
Militär in die Luft gesprengt. Die Einwohnerschaft
von Granica hat den Ort geräumt.
Rußland hat den Grenzkordon zurückgezogen.
Die russische Zollkammer wurde geräumt
und ihre Bestände nach dem Inneren Rußlands gebracht.
Alle Lokomotiven sind von der Grenze nach
dem Inneren gebracht worden. Aus Kalisch wird
gemeldet, daß man dort alles in der größten Eile
zum Kriege vorbereite. Heute treffen dort wiederum
zwei Infanterie-Regimenter, eins aus Lodz und
eins aus Warschau, ein. Die Bahnlinie von Kalisch
nach der deutschen Grenze ist durchweg
militärisch besetzt. In dem unweit von Kalisch
gelegenen Orte Mostkow liegt eine Abteilung
Jäger. Soeben kam hier die Nachricht aus Kalisch,
daß ein Artillerie-Regiment nach der russischen
Grenze befördert wurde. Es steht auch fest, daß unweit
der Grenze eine Maschinengewehrabteilung
stationiert ist.
Verbrüderung mit den Königsmördern.
Gestern verließen abermals mehrere serbische Offiziere
die russische Hauptstadt. Schon eine Stunde
vor Abgang des Zuges versammelten sich große
Menschenmassen auf dem Bahnhof bis weit auf die
Straße hinaus und brachten den Serben begeisterte
Ovationen dar. Es wurden Fahnen vorangetragen.
Die serbischen Offiziere wurden vom Publikum
auf den Händen zum Zuge getragen. Bei der
Abfahrt wurde ihnen ein Bildnis des Zaren überreicht.
Die Demonstranten segneten die Offiziere
mit dem Bildnis des Zaren.
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item 20
1. Spalte
Der Kronprinz Führer der 1. Gardedivision.
Nach einer offiziellen Meldung aus Potsdam ist
der Kronprinz zum Führer der ersten Gardedivision
ausersehen.
Generalfeldmarschall v. d. Goltz' Wiedereintritt
in das Heer.
Generalfeldmarschall von der Goltz hat sich zum
Wiedereintritt in das Heer gemeldet. Es laufen
schon seit länger als einer Woche im preußischen
Kriegsministerium täglich Meldungen von deutschen
Kriegsfreiwilligen ein. Die Meldungen
rekrutieren sich vielfach aus denjenigen
Kreisen, für die kein Zwang zum Militärdienst besteht,
insbesondere aus Mitgliedern des Landsturmes
und auch aus solchen, die bei der Aushebung
als untauglich befunden wurden, beziehentlich
bei der Auslosung ausfielen. Zurzeit werden
diese Meldungen keine Berücksichtigung finden.
Nur im allerletzten Ernstfalle werden Freiwillige
dieser Art zur Verwendung im inneren
Dienste kommen. Dagegen haben die verabschiedeten
Offiziere die sich ebenfalls zahlreich
zum Wiedereintritt melden, Aussicht auf
baldige Annahme.
Die Einstellung von Nichtgedienten
und Freiwilligen.
Auf Grund des § 98 der Heer-und Wehrordnung
kann sich jede Persönlichkeit, die ihrer Dienstpflicht
noch nicht genügt hat, bei Ausbruch
der Mobilmachung einen Truppenteil (Ersatzbataillon
usw.) nach Belieben wählen. Wenn er dies
nicht tut, wird bei der bald einsetzenden Aushebung
über ihn verfügt. Als Kriegsfreiwillige können
sich solche Leute bei einem Ersatztruppenteil melden,
die keine gesetzliche Verpflichtung zum Dienen
mehr haben, ferner jugendliche Personen zwischen
17 und 20 Jahren, soweit sie sich nicht in solchen
Bezirken aufhalten, in denen der Landsturm aufgeboten
ist.
Der Telephonverkehr in Deutschland gesperrt.
Nach den Grenzstädten im Westen, Norden und
Osten ist ein telephonischer Verkehr nicht mehr möglich.
Ein deutsches Ausfuhrverbot.
Berlin, 31. Juli. Der Bundesrat hat in seiner
heutigen Sitzung den Erlaß von drei kaiserlichen
Verordnungen betreffend das Verbot der Ausfuhr
von Verpflegungs-, Streu- und Futtermitteln, ferner
von Tieren und tierischen Erzeugnissen sowie
von Kraftfahrzeugen (Motorwagen, Motorfahrrädern
und Teilen davon) und von Mineralrohölen,
Steinkohlenteer und allen aus diesen hergestellten
Oelen zugestimmt. Die Verordnungen treten sofort
in Kraft; der Reichskanzler ist ermächtigt, Ausnahmen
zu gestatten und die erforderlichen
Sicherungsmaßregeln zu treffen.
Weiteres Ausfuhrverbot.
Berlin, 31. Juli. Der heutige "Reichsanzeiger"
veröffentlicht außer den bereits gemeldeten
Ausfuhrverboten das Verbot der Ausfuhr und
Durchfuhr von Eisenbahnmaterial aller
Art, von Telegraphen- und Fernsprechdrähten sowie
Teilen davon, von Luftschiffergeräten aller Art,
von Fahrzeugen und Teilen davon, ferner das Verbot
betreffend die Ausfuhr und Durchfuhr von
Waffen, Munition, Pulver und Sprengstoffen, sowie
von anderen Artikeln des Kriegsbedarfs und
von Gegenständen zur Herstellung von Kriegsbedarfsartikeln,
ferner das Verbot betreffend die Ausfuhr und
Durchfuhr von Rohstoffen, die bei der Herstellung
und dem Betriebe von Gegenständen des Kriegsbedarfs
zur Verwendung gelangen.
Russische Erntearbeiter.
Unter den Maßnahmen, die die deutsche Regierung
treffen sollte, besteht hoffentlich auch die Einbehaltung
der russischen Erntearbeiter, die
noch auf deutschem Boden weilen. Zu der Zahl von
weit über 50 000 Mann nicht der schlechtesten Soldaten
stellen sie ein vollrussisches Armeekorps
dar. Genau so wie man in Oesterreich alle
serbischen Reservisten kurzerhand verhaftet, halte
man diese russischen Reservisten bei uns sofort unter
militärischer Bewachung - wozu Landsturmleute
genügen - und lasse die Erntearbeiten
vollenden und interniere sie dann an geeigneten
Orten. Es ist das eine Pflicht der Selbsterhaltung.
Nur keine falsche Zurückhaltung den russischen
Friedensbrechern gegenüber!
Die Unterbrechung der deutschen Seeschiffahrt.
Hamburg, 31. Juli. Sämtliche Hamburger
Reedereien haben ihre auf See befindlichen Dampfer
angewiesen, unverzüglich den nächsten Hafen anzulaufen
und weitere Order abzuwarten. Aus Hamburg
wird heute kein Schiff mehr abgelassen.
Panik in Straßburg.
Straßburg, 30. Juli. In Straßburg herrscht
die größte Erregung. Das Papiergeld hat momentan
fast keinen Wert; Geschäftsleute und Wirtschaften
weigern sich, Papiergeld anzunehmen. An den
Sparkassen werden fortgesetzt Beträge abgehoben,
es wird von manchen Leuten sogar ein schwunghafter
Handel mit Hundertmarkscheinen betrieben, für die sie
90 bis 95 Mark in Silber zahlen. - Die Lebensmittelpreise
sind horrend in die Höhe gestiegen.
Die Kolonialwarenhändler machen bekannt, daß
nur noch gegen Kasse verkauft werde.
Aus Königsberg.
Die Polizeidirektion macht durch Anschlag öffentlich
bekannt: Zur Sicherung des Hauptbahnhofes
und dessen Betriebsanlagen, ist eine militärische
Wache am Bahnhof, sowie Posten an den Betriebsanlagen
daselbst aufgestellt. Um Unglücksfälle zu
vermeiden, mache ich die Bevölkerung darauf aufmerksam,
daß die Annäherung an die
2. Spalte
Eisenbahnanlagen (Gleise, Brücken, Stellwerke usw.)
näher als 100 Meter verboten ist. Das Passieren
dieser Anlagen durch Zivilpersonen ohne Begleitung
eines Postens ist verboten. Zivilpersonen werden
von den Posten mit Halt! angerufen und müssen
stehen. Zuwiderhandelnde setzen sich der Gefahr
aus, erschossen zu werden.
Panik an der russischen Grenze.
Ostrowo, 31. Juli. Unter den Einwohnern
an der russischen Grenze herrscht eine große Panik,
sogar die Familien der deutschen Beamten leben
in großer Aufregung und die meisten haben die
letzte Nacht in Ostrowo verbracht. Der Güterverkehr
zwischen Skalmierzyce und Kalisch ist eingestellt
worden. Die russische Grenzwache wurde durch Infanterie
verstärkt.
Eine nationale Tat.
Kottbus, 31. Juli. Angesichts der politischen
Ereignisse erachtet es der Arbeitgeberverband
der Lausitzer Tuchindustrie für seine nationale
Pflicht, die Aussperrung sofort für
beendet zu erklären. Die Verbandsbetriebe
werden am Montag, den 3. August, früh wieder
eröffnet.
Neueste Nachrichten.
Berlin, 1. Aug. Laut "Lok. Anz." hat die
Kaiserliche Familie gestern abend im Schlosse
das heilige Abendmahl genommen.
Berlin, 1. Aug. Prinz Adalbert von Preußen
hat sich heute mit der Prinzessin Adelheid von Sachsen-
Meiningen verlobt.
Berlin, 1. Aug. Der Berliner Magistrat hat
sich gestern sehr eingehend mit Maßnahmen beschäftigt,
die die städtische Verwaltung im Falle des
Krieges zu ergreifen hat. Nach der "Morgenpost"
wurde eine Reihe wichtiger Beschlüsse gefaßt, die sich
auf die Lebensmittelversorgung beziehen. Die
Stadt wird in der Lage sein, die Lebensmittelversorgung
selbst zu regeln.
Berlin, 1. Aug. Für den Fall der Mobilmachung
hat Geheimrat Lipmann vom Vorstand der
Volks-Kaffee- und Speisehallen-Gesellschaft den
Betrag von 15 000 Mark für den Fall des Krieges
zur unentgeltlichen Verabreichung von Speisen
und Getränken an ausrückende Mannschaften auf
den Berliner Bahnhöfen zur Verfügung gestellt.
Berlin, 1. Aug. An der Berliner Universität
schlossen gestern die Professoren ihre Vorlesungen
mit dem Hinweis auf die bevorstehende Kriegsgefahr
und die in Aussicht stehende Schließung der
Universität.
Berlin, 1. Aug. Der frühere Pastor Schmidt,
der unter dem Verdacht verhaftet wurde, das
Revolverattentat auf die inzwischen ihren Verletzungen
erlegene Frau Meyer aus der Xantenerstraße verübt
zu haben, ist dem Berliner Tageblatt zufolge
aus der Haft entlassen worden, weil er als Täter
nicht mehr in Frage kommt.
OESTERREICH.
Verschlechterung der Situation.
Wien, 30. Juli. Der Kaiser empfing gleich
nach seiner Ankunft den Minister des Äußeren, Grafen
Berchthold, den Kriegsminister v. Krobatin und
den Generalstabschef Baron Conrad. Die Situation
wird wegen der Haltung Rußlands
als sehr ernst beurteilt.
Allgemeine Mobilmachung in Oesterreich.
Wien, 31. Juli. In Oesterreich ist die allgemeine
Mobilisierung mit Einschluß des
Landsturms angeordnet worden. Landsturmpflichtig
sind Männer vom 18. bis 42. Lebensjahr. Der
Landsturm besteht in zwei Aufgeboten.
Noch keine Grenzüberschreitung österreichischer
Truppen.
Budapest, 31. Juli. Von amtlicher ungarischer
Seite erfahre ich, daß entgegen allen anders
lautenden Nachrichten österreichisch-ungarische Truppen
bis Donnerstag abends noch nirgends die serbischen
Grenzen überschritten haben. Auf der ungarischen
Festung Peterwardein wurde gestern ein
Reservist, der als Nazarener den Gehorsam verweigerte,
standrechtlich erschossen.
Der Weltfriedenskongreß in Wien abgesagt.
Der für den 15. bis 19. September nach Wien einberufene
Weltfriedenskongreß wurde infolge der
Kriegsereignisse abgesagt. Zum Kongreß waren
bereits über 2000 Teilnehmer angemeldet.
Neueste Nachrichten.
Wien, 1. August. Nach einer amtlichen Mitteilung
vom 31. Juli hat der Kaiser die allgemeine
Mobilmachung des Heeres und der Marine und der
beiden Landwehren sowie die Aufbietung und Einberufung
des Landsturmes befohlen. Diese Verfügung
ist veranlaßt durch die von Rußland angeordnete
Mobilisierung und hat keinen aggressiven
Charakter.
Wien, 1. August. Durch kaiserliche Verordnung
wurden die Befugnisse der politischen Verwaltung
dem Armeeoberkommandanten übertragen, ferner
eine Ministerialverordnung über den Absatz von
Waffen, Munitionsgegenständen und über Einstellung
der Wirksamkeit der Geschworenengerichte veröffentlicht.
Diese Verordnung gilt für die Bukowina,
Teile von Mähren und Schlesien. Am Küstenland
von Dalmatien wird der Seeverkehr
beschränkt.
Wien, 1. August. Nach Bekanntwerden der allgemeinen
Mobilisierung fanden große patriotische
Kundgebungen statt. Auch aus der Provinz laufen
Berichte über begeisterte Kundgebungen ein.
ITALIEN.
Macht Italien mobil?
Rom, 31. Juli. Der italienische Ministerrat
beriet heute über die Mobilisierung der italienischen
Armee.
3. Spalte
Italien bestellt fünf Parseval-Luftschiffe.
Die italienische Regierung gab der Luftfahrzeug-
Gesellschaft in Bitterfeld fünf neue Parseval-
Luftschiffe in Auftrag.
RUSSLAND.
Die russische Mobilmachung an der deutschen
Grenze.
Es kann keinem Zweifel unterliegen, daß die
russische Mobilmachung an der Grenze in vollem
Gange ist. Die zweite und dritte russische Kavalleriedivision
stehen an der Grenze zwischen Wirballen
und Augustow. Die russische Grenzwache hat ihre
Wachthäuser in Brand gesetzt. Zollbeamte behaupten,
daß dies Mobilmachung bedeutet. Zuverlässige
Reisende haben auf der Fahrt von Petersburg nach
Wirballen in Wilna drei Militärzüge mit Artillerie
gesehen. Alle Mannschaften waren kriegsmäßig
ausgerüstet.
Russische Maßnahmen.
Kattowitz, 31. Juli. Heute nacht 2 1/2 Uhr
wurde die Eisenbahnbrücke von Granica,
die Granica mit Sczokowa verbindet, vom russischen
Militär in die Luft gesprengt. Die Einwohnerschaft
von Granica hat den Ort geräumt.
Rußland hat den Grenzkordon zurückgezogen.
Die russische Zollkammer wurde geräumt
und ihre Bestände nach dem Inneren Rußlands gebracht.
Alle Lokomotiven sind von der Grenze nach
dem Inneren gebracht worden. Aus Kalisch wird
gemeldet, daß man dort alles in der größten Eile
zum Kriege vorbereite. Heute treffen dort wiederum
zwei Infanterie-Regimenter, eins aus Lodz und
eins aus Warschau, ein. Die Bahnlinie von Kalisch
nach der deutschen Grenze ist durchweg
militärisch besetzt. In dem unweit von Kalisch
gelegenen Orte Mostkow liegt eine Abteilung
Jäger. Soeben kam hier die Nachricht aus Kalisch,
daß ein Artillerie-Regiment nach der russischen
Grenze befördert wurde. Es steht auch fest, daß unweit
der Grenze eine Maschinengewehrabteilung
stationiert ist.
-
item 20
1. Spalte
Der Kronprinz Führer der 1. Gardedivision.
Nach einer offiziellen Meldung aus Potsdam ist
der Kronprinz zum Führer der ersten Gardedivision
ausersehen.
Generalfeldmarschall v. d. Goltz' Wiedereintritt
in das Heer.
Generalfeldmarschall von der Goltz hat sich zum
Wiedereintritt in das Heer gemeldet. Es laufen
schon seit länger als einer Woche im preußischen
Kriegsministerium täglich Meldungen von deutschen
Kriegsfreiwilligen ein. Die Meldungen
rekrutieren sich vielfach aus denjenigen
Kreisen, für die kein Zwang zum Militärdienst besteht,
insbesondere aus Mitgliedern des Landsturmes
und auch aus solchen, die bei der Aushebung
als untauglich befunden wurden, beziehentlich
bei der Auslosung ausfielen. Zurzeit werden
diese Meldungen keine Berücksichtigung finden.
Nur im allerletzten Ernstfalle werden Freiwillige
dieser Art zur Verwendung im inneren
Dienste kommen. Dagegen haben die verabschiedeten
Offiziere die sich ebenfalls zahlreich
zum Wiedereintritt melden, Aussicht auf
baldige Annahme.
Die Einstellung von Nichtgedienten
und Freiwilligen.
Auf Grund des § 98 der Heer-und Wehrordnung
kann sich jede Persönlichkeit, die ihrer Dienstpflicht
noch nicht genügt hat, bei Ausbruch
der Mobilmachung einen Truppenteil (Ersatzbataillon
usw.) nach Belieben wählen. Wenn er dies
nicht tut, wird bei der bald einsetzenden Aushebung
über ihn verfügt. Als Kriegsfreiwillige können
sich solche Leute bei einem Ersatztruppenteil melden,
die keine gesetzliche Verpflichtung zum Dienen
mehr haben, ferner jugendliche Personen zwischen
17 und 20 Jahren, soweit sie sich nicht in solchen
Bezirken aufhalten, in denen der Landsturm aufgeboten
ist.
Der Telephonverkehr in Deutschland gesperrt.
Nach den Grenzstädten im Westen, Norden und
Osten ist ein telephonischer Verkehr nicht mehr möglich.
Ein deutsches Ausfuhrverbot.
Berlin, 31. Juli. Der Bundesrat hat in seiner
heutigen Sitzung den Erlaß von drei kaiserlichen
Verordnungen betreffend das Verbot der Ausfuhr
von Verpflegungs-, Streu- und Futtermitteln, ferner
von Tieren und tierischen Erzeugnissen sowie
von Kraftfahrzeugen (Motorwagen, Motorfahrrädern
und Teilen davon) und von Mineralrohölen,
Steinkohlenteer und allen aus diesen hergestellten
Oelen zugestimmt. Die Verordnungen treten sofort
in Kraft; der Reichskanzler ist ermächtigt, Ausnahmen
zu gestatten und die erforderlichen
Sicherungsmaßregeln zu treffen.
Weiteres Ausfuhrverbot.
Berlin, 31. Juli. Der heutige "Reichsanzeiger"
veröffentlicht außer den bereits gemeldeten
Ausfuhrverboten das Verbot der Ausfuhr und
Durchfuhr von Eisenbahnmaterial aller
Art, von Telegraphen- und Fernsprechdrähten sowie
Teilen davon, von Luftschiffergeräten aller Art,
von Fahrzeugen und Teilen davon, ferner das Verbot
betreffend die Ausfuhr und Durchfuhr von
Waffen, Munition, Pulver und Sprengstoffen, sowie
von anderen Artikeln des Kriegsbedarfs und
von Gegenständen zur Herstellung von Kriegsbedarfsartikeln,
ferner das Verbot betreffend die Ausfuhr und
Durchfuhr von Rohstoffen, die bei der Herstellung
und dem Betriebe von Gegenständen des Kriegsbedarfs
zur Verwendung gelangen.
Russische Erntearbeiter.
Unter den Maßnahmen, die die deutsche Regierung
treffen sollte, besteht hoffentlich auch die Einbehaltung
der russischen Erntearbeiter, die
noch auf deutschem Boden weilen. Zu der Zahl von
weit über 50 000 Mann nicht der schlechtesten Soldaten
stellen sie ein vollrussisches Armeekorps
dar. Genau so wie man in Oesterreich alle
serbischen Reservisten kurzerhand verhaftet, halte
man diese russischen Reservisten bei uns sofort unter
militärischer Bewachung - wozu Landsturmleute
genügen - und lasse die Erntearbeiten
vollenden und interniere sie dann an geeigneten
Orten. Es ist das eine Pflicht der Selbsterhaltung.
Nur keine falsche Zurückhaltung den russischen
Friedensbrechern gegenüber!
Die Unterbrechung der deutschen Seeschiffahrt.
Hamburg, 31. Juli. Sämtliche Hamburger
Reedereien haben ihre auf See befindlichen Dampfer
angewiesen, unverzüglich den nächsten Hafen anzulaufen
und weitere Order abzuwarten. Aus Hamburg
wird heute kein Schiff mehr abgelassen.
Panik in Straßburg.
Straßburg, 30. Juli. In Straßburg herrscht
die größte Erregung. Das Papiergeld hat momentan
fast keinen Wert; Geschäftsleute und Wirtschaften
weigern sich, Papiergeld anzunehmen. An den
Sparkassen werden fortgesetzt Beträge abgehoben,
es wird von manchen Leuten sogar ein schwunghafter
Handel mit Hundertmarkscheinen betrieben, für die sie
90 bis 95 Mark in Silber zahlen. - Die Lebensmittelpreise
sind horrend in die Höhe gestiegen.
Die Kolonialwarenhändler machen bekannt, daß
nur noch gegen Kasse verkauft werde.
Aus Königsberg.
Die Polizeidirektion macht durch Anschlag öffentlich
bekannt: Zur Sicherung des Hauptbahnhofes
und dessen Betriebsanlagen, ist eine militärische
Wache am Bahnhof, sowie Posten an den Betriebsanlagen
daselbst aufgestellt. Um Unglücksfälle zu
vermeiden, mache ich die Bevölkerung darauf aufmerksam,
daß die Annäherung an die
2. Spalte
Eisenbahnanlagen (Gleise, Brücken, Stellwerke usw.)
näher als 100 Meter verboten ist. Das Passieren
dieser Anlagen durch Zivilpersonen ohne Begleitung
eines Postens ist verboten. Zivilpersonen werden
von den Posten mit Halt! angerufen und müssen
stehen. Zuwiderhandelnde setzen sich der Gefahr
aus, erschossen zu werden.
Panik an der russischen Grenze.
Ostrowo, 31. Juli. Unter den Einwohnern
an der russischen Grenze herrscht eine große Panik,
sogar die Familien der deutschen Beamten leben
in großer Aufregung und die meisten haben die
letzte Nacht in Ostrowo verbracht. Der Güterverkehr
zwischen Skalmierzyce und Kalisch ist eingestellt
worden. Die russische Grenzwache wurde durch Infanterie
verstärkt.
Eine nationale Tat.
Kottbus, 31. Juli. Angesichts der politischen
Ereignisse erachtet es der Arbeitgeberverband
der Lausitzer Tuchindustrie für seine nationale
Pflicht, die Aussperrung sofort für
beendet zu erklären. Die Verbandsbetriebe
werden am Montag, den 3. August, früh wieder
eröffnet.
Neueste Nachrichten.
Berlin, 1. Aug. Laut "Lok. Anz." hat die
Kaiserliche Familie gestern abend im Schlosse
das heilige Abendmahl genommen.
Berlin, 1. Aug. Prinz Adalbert von Preußen
hat sich heute mit der Prinzessin Adelheid von Sachsen-
Meiningen verlobt.
Berlin, 1. Aug. Der Berliner Magistrat hat
sich gestern sehr eingehend mit Maßnahmen beschäftigt,
die die städtische Verwaltung im Falle des
Krieges zu ergreifen hat. Nach der "Morgenpost"
wurde eine Reihe wichtiger Beschlüsse gefaßt, die sich
auf die Lebensmittelversorgung beziehen. Die
Stadt wird in der Lage sein, die Lebensmittelversorgung
selbst zu regeln.
Berlin, 1. Aug. Für den Fall der Mobilmachung
hat Geheimrat Lipmann vom Vorstand der
Volks-Kaffee- und Speisehallen-Gesellschaft den
Betrag von 15 000 Mark für den Fall des Krieges
zur unentgeltlichen Verabreichung von Speisen
und Getränken an ausrückende Mannschaften auf
den Berliner Bahnhöfen zur Verfügung gestellt.
Berlin, 1. Aug. An der Berliner Universität
schlossen gestern die Professoren ihre Vorlesungen
mit dem Hinweis auf die bevorstehende Kriegsgefahr
und die in Aussicht stehende Schließung der
Universität.
Berlin, 1. Aug. Der frühere Pastor Schmidt,
der unter dem Verdacht verhaftet wurde, das
Revolverattentat auf die inzwischen ihren Verletzungen
erlegene Frau Meyer aus der Xantenerstraße verübt
zu haben, ist dem Berliner Tageblatt zufolge
aus der Haft entlassen worden, weil er als Täter
nicht mehr in Frage kommt.
OESTERREICH.
Verschlechterung der Situation.
Wien, 30. Juli. Der Kaiser empfing gleich
nach seiner Ankunft den Minister des Äußeren, Grafen
Berchthold, den Kriegsminister v. Krobatin und
den Generalstabschef Baron Conrad. Die Situation
wird wegen der Haltung Rußlands
als sehr ernst beurteilt.
Allgemeine Mobilmachung in Oesterreich.
Wien, 31. Juli. In Oesterreich ist die allgemeine
Mobilisierung mit Einschluß des
Landsturms angeordnet worden. Landsturmpflichtig
sind Männer vom 18. bis 42. Lebensjahr. Der
Landsturm besteht in zwei Aufgeboten.
Noch keine Grenzüberschreitung österreichischer
Truppen.
Budapest, 31. Juli. Von amtlicher ungarischer
Seite erfahre ich, daß entgegen allen anders
lautenden Nachrichten österreichisch-ungarische Truppen
bis Donnerstag abends noch nirgends die serbischen
Grenzen überschritten haben. Auf der ungarischen
Festung Peterwardein wurde gestern ein
Reservist, der als Nazarener den Gehorsam verweigerte,
standrechtlich erschossen.
Der Weltfriedenskongreß in Wien abgesagt.
Der für den 15. bis 19. September nach Wien einberufene
Weltfriedenskongreß wurde infolge der
Kriegsereignisse abgesagt. Zum Kongreß waren
bereits über 2000 Teilnehmer angemeldet.
Neueste Nachrichten.
Wien, 1. August. Nach einer amtlichen Mitteilung
vom 31. Juli hat der Kaiser die allgemeine
Mobilmachung des Heeres und der Marine und der
beiden Landwehren sowie die Aufbietung und Einberufung
des Landsturmes befohlen. Diese Verfügung
ist veranlaßt durch die von Rußland angeordnete
Mobilisierung und hat keinen aggressiven
Charakter.
Wien, 1. August. Durch kaiserliche Verordnung
wurden die Befugnisse der politischen Verwaltung
dem Armeeoberkommandanten übertragen, ferner
eine Ministerialverordnung über den Absatz von
Waffen, Munitionsgegenständen und über Einstellung
der Wirksamkeit der Geschworenengerichte veröffentlicht.
Diese Verordnung gilt für die Bukowina,
Teile von Mähren und Schlesien. Am Küstenland
von Dalmatien wird der Seeverkehr
beschränkt.
Wien, 1. August. Nach Bekanntwerden der allgemeinen
Mobilisierung fanden große patriotische
Kundgebungen statt. Auch aus der Provinz laufen
Berichte über begeisterte Kundgebungen ein.
ITALIEN.
Macht Italien mobil?
Rom, 31. Juli. Der italienische Ministerrat
beriet heute über die Mobilisierung der italienischen
Armee.
3. Spalte
Italien bestellt fünf Parseval-Luftschiffe.
Die italienische Regierung gab der Luftfahrzeug-
Gesellschaft in Bitterfeld fünf neue Parseval-
Luftschiffe in Auftrag.
RUSSLAND.
Die russische Mobilmachung an der deutschen
Grenze.
Es kann keinem Zweifel unterliegen, daß die
russische Mobilmachung an der Grenze in vollem
Gange ist. Die zweite und dritte russische Kavalleriedivision
stehen an der Grenze zwischen Wirballen
und Augustow. Die russische Grenzwache hat ihre
Wachthäuser in Brand gesetzt. Zollbeamte behaupten,
daß dies Mobilmachung bedeutet. Zuverlässige
Reisende haben auf der Fahrt von Petersburg nach
Wirballen in Wilna drei Militärzüge mit Artillerie
gesehen. Alle Mannschaften waren kriegsmäßig
ausgerüstet.
Russische Maßnahmen.
Kattowitz, 31. Juli. Heute nacht 2 1/2 Uhr
wurde die Eisenbahnbrücke von Granica,
die Granica mit Sczokowa verbindet, vom russischen
Militär in die Luft gesprengt. Die Einwohnerschaft
von Granica hat den Ort geräumt.
Rußland hat den Grenzkordon zurückgezogen.
Die russische Zollkammer wurde geräumt
und ihre Bestände nach dem Inneren Rußlands gebracht.
Alle Lokomotiven sind von der Grenze nach
dem Inneren gebracht worden. Aus Kalisch wird
gemeldet, daß man dort alles in de größten Eile
zum Kriege vorbereite. Heute treffen dort wiederum
zwei Infanterie-Regimenter, eins aus Lodz und
eins aus Warschau, ein. Die Bahnlinie von Kalisch
nach der deutschen Grenze ist durchweg
militärisch besetzt. In dem unweit von Kalisch
gelegenen Orte Mostkow liegt eine Abteilung
Jäger. Soeben kam hier die Nachricht aus Kalisch,
daß ein Artillerie-Regiment nach der russischen
Grenze befördert wurde. Es steht auch fest, daß unweit
de Grenze eine Maschinengewehrabteilung
stationiert ist.
-
item 20
1. Spalte
Der Kronprinz Führer der 1. Gardedivision.
Nach einer offiziellen Meldung aus Potsdam ist
der Kronprinz zum Führer der ersten Gardedivision
ausersehen.
Generalfeldmarschall v. d. Goltz' Wiedereintritt
in das Heer.
Generalfeldmarschall von der Goltz hat sich zum
Wiedereintritt in das Heer gemeldet. Es laufen
schon seit länger als einer Woche im preußischen
Kriegsministerium täglich Meldungen von deutschen
Kriegsfreiwilligen ein. Die Meldungen
rekrutieren sich vielfach aus denjenigen
Kreisen, für die kein Zwang zum Militärdienst besteht,
insbesondere aus Mitgliedern des Landsturmes
und auch aus solchen, die bei der Aushebung
als untauglich befunden wurden, beziehentlich
bei der Auslosung ausfielen. Zurzeit werden
diese Meldungen keine Berücksichtigung finden.
Nur im allerletzten Ernstfalle werden Freiwillige
dieser Art zur Verwendung im inneren
Dienste kommen. Dagegen haben die verabschiedeten
Offiziere die sich ebenfalls zahlreich
zum Wiedereintritt melden, Aussicht auf
baldige Annahme.
Die Einstellung von Nichtgedienten
und Freiwilligen.
Auf Grund des § 98 der Heer-und Wehrordnung
kann sich jede Persönlichkeit, die ihrer Dienstpflicht
noch nicht genügt hat, bei Ausbruch
der Mobilmachung einen Truppenteil (Ersatzbataillon
usw.) nach Belieben wählen. Wenn er dies
nicht tut, wird bei der bald einsetzenden Aushebung
über ihn verfügt. Als Kriegsfreiwillige können
sich solche Leute bei einem Ersatztruppenteil melden,
die keine gesetzliche Verpflichtung zum Dienen
mehr haben, ferner jugendliche Personen zwischen
17 und 20 Jahren, soweit sie sich nicht in solchen
Bezirken aufhalten, in denen der Landsturm aufgeboten
ist.
Der Telephonverkehr in Deutschland gesperrt.
Nach den Grenzstädten im Westen, Norden und
Osten ist ein telephonischer Verkehr nicht mehr möglich.
Ein deutsches Ausfuhrverbot.
Berlin, 31. Juli. Der Bundesrat hat in seiner
heutigen Sitzung den Erlaß von drei kaiserlichen
Verordnungen betreffend das Verbot der Ausfuhr
von Verpflegungs-, Streu- und Futtermitteln, ferner
von Tieren und tierischen Erzeugnissen sowie
von Kraftfahrzeugen (Motorwagen, Motorfahrrädern
und Teilen davon) und von Mineralrohölen,
Steinkohlenteer und allen aus diesen hergestellten
Oelen zugestimmt. Die Verordnungen treten sofort
in Kraft; der Reichskanzler ist ermächtigt, Ausnahmen
zu gestatten und die erforderlichen
Sicherungsmaßregeln zu treffen.
Weiteres Ausfuhrverbot.
Berlin, 31. Juli. Der heutige "Reichsanzeiger"
veröffentlicht außer den bereits gemeldeten
Ausfuhrverboten das Verbot der Ausfuhr und
Durchfuhr von Eisenbahnmaterial aller
Art, von Telegraphen- und Fernsprechdrähten sowie
Teilen davon, von Luftschiffergeräten aller Art,
von Fahrzeugen und Teilen davon, ferner das Verbot
betreffend die Ausfuhr und Durchfuhr von
Waffen, Munition, Pulver und Sprengstoffen, sowie
von anderen Artikeln des Kriegsbedarfs und
von Gegenständen zur Herstellung von Kriegsbedarfsartikeln,
ferner das Verbot betreffend die Ausfuhr und
Durchfuhr von Rohstoffen, die bei der Herstellung
und dem Betriebe von Gegenständen des Kriegsbedarfs
zur Verwendung gelangen.
Russische Erntearbeiter.
Unter den Maßnahmen, die die deutsche Regierung
treffen sollte, besteht hoffentlich auch die Einbehaltung
der russischen Erntearbeiter, die
noch auf deutschem Boden weilen. Zu der Zahl von
weit über 50 000 Mann nicht der schlechtesten Soldaten
stellen sie ein vollrussisches Armeekorps
dar. Genau so wie man in Oesterreich alle
serbischen Reservisten kurzerhand verhaftet, halte
man diese russischen Reservisten bei uns sofort unter
militärischer Bewachung - wozu Landsturmleute
genügen - und lasse die Erntearbeiten
vollenden und interniere sie dann an geeigneten
Orten. Es ist das eine Pflicht der Selbsterhaltung.
Nur keine falsche Zurückhaltung den russischen
Friedensbrechern gegenüber!
Die Unterbrechung der deutschen Seeschiffahrt.
Hamburg, 31. Juli. Sämtliche Hamburger
Reedereien haben ihre auf See befindlichen Dampfer
angewiesen, unverzüglich den nächsten Hafen anzulaufen
und weitere Order abzuwarten. Aus Hamburg
wird heute kein Schiff mehr abgelassen.
Panik in Straßburg.
Straßburg, 30. Juli. In Straßburg herrscht
die größte Erregung. Das Papiergeld hat momentan
fast keinen Wert; Geschäftsleute und Wirtschaften
weigern sich, Papiergeld anzunehmen. An den
Sparkassen werden fortgesetzt Beträge abgehoben,
es wird von manchen Leuten sogar ein schwunghafter
Handel mit Hundertmarkscheinen betrieben, für die sie
90 bis 95 Mark in Silber zahlen. - Die Lebensmittelpreise
sind horrend in die Höhe gestiegen.
Die Kolonialwarenhändler machen bekannt, daß
nur noch gegen Kasse verkauft werde.
Aus Königsberg.
Die Polizeidirektion macht durch Anschlag öffentlich
bekannt: Zur Sicherung des Hauptbahnhofes
und dessen Betriebsanlagen, ist eine militärische
Wache am Bahnhof, sowie Posten an den Betriebsanlagen
daselbst aufgestellt. Um Unglücksfälle zu
vermeiden, mache ich die Bevölkerung darauf aufmerksam,
daß die Annäherung an die
2. Spalte
Eisenbahnanlagen (Gleise, Brücken, Stellwerke usw.)
näher als 100 Meter verboten ist. Das Passieren
dieser Anlagen durch Zivilpersonen ohne Begleitung
eines Postens ist verboten. Zivilpersonen werden
von den Posten mit Halt! angerufen und müssen
stehen. Zuwiderhandelnde setzen sich der Gefahr
aus, erschossen zu werden.
Panik an der russischen Grenze.
Ostrowo, 31. Juli. Unter den Einwohnern
an der russischen Grenze herrscht eine große Panik,
sogar die Familien der deutschen Beamten leben
in großer Aufregung und die meisten haben die
letzte Nacht in Ostrowo verbracht. Der Güterverkehr
zwischen Skalmierzyce und Kalisch ist eingestellt
worden. Die russische Grenzwache wurde durch Infanterie
verstärkt.
Eine nationale Tat.
Kottbus, 31. Juli. Angesichts der politischen
Ereignisse erachtet es der Arbeitgeberverband
der Lausitzer Tuchindustrie für seine nationale
Pflicht, die Aussperrung sofort für
beendet zu erklären. Die Verbandsbetriebe
werden am Montag, den 3. August, früh wieder
eröffnet.
Neueste Nachrichten.
Berlin, 1. Aug. Laut "Lok. Anz." hat die
Kaiserliche Familie gestern abend im Schlosse
das heilige Abendmahl genommen.
Berlin, 1. Aug. Prinz Adalbert von Preußen
hat sich heute mit der Prinzessin Adelheid von Sachsen-
Meiningen verlobt.
Berlin, 1. Aug. Der Berliner Magistrat hat
sich gestern sehr eingehend mit Maßnahmen beschäftigt,
die die städtische Verwaltung im Falle des
Krieges zu ergreifen hat. Nach der "Morgenpost"
wurde eine Reihe wichtiger Beschlüsse gefaßt, die sich
auf die Lebensmittelversorgung beziehen. Die
Stadt wird in der Lage sein, die Lebensmittelversorgung
selbst zu regeln.
Berlin, 1. Aug. Für den Fall der Mobilmachung
hat Geheimrat Lipmann vom Vorstand der
Volks-Kaffee- und Speisehallen-Gesellschaft den
Betrag von 15 000 Mark für den Fall des Krieges
zur unentgeltlichen Verabreichung von Speisen
und Getränken an ausrückende Mannschaften auf
den Berliner Bahnhöfen zur Verfügung gestellt.
Berlin, 1. Aug. An der Berliner Universität
schlossen gestern die Professoren ihre Vorlesungen
mit dem Hinweis auf die bevorstehende Kriegsgefahr
und die in Aussicht stehende Schließung der
Universität.
Berlin, 1. Aug. Der frühere Pastor Schmidt,
der unter dem Verdacht verhaftet wurde, das
Revolverattentat auf die inzwischen ihren Verletzungen
erlegene Frau Meyer aus der Xantenerstraße verübt
zu haben, ist dem Berliner Tageblatt zufolge
aus der Haft entlassen worden, weil er als Täter
nicht mehr in Frage kommt.
OESTERREICH.
Verschlechterung der Situation.
Wien, 30. Juli. Der Kaiser empfing gleich
nach seiner Ankunft den Minister des Äußeren, Grafen
Berchthold, den Kriegsminister v. Krobatin und
den Generalstabschef Baron Conrad. Die Situation
wird wegen der Haltung Rußlands
als sehr ernst beurteilt.
Allgemeine Mobilmachung in Oesterreich.
Wien, 31. Juli. In Oesterreich ist die allgemeine
Mobilisierung mit Einschluß des
Landsturms angeordnet worden. Landsturmpflichtig
sind Männer vom 18. bis 42. Lebensjahr. Der
Landsturm besteht in zwei Aufgeboten.
Noch keine Grenzüberschreitung österreichischer
Truppen.
Budapest, 31. Juli. Von amtlicher ungarischer
Seite erfahre ich, daß entgegen allen anders
lautenden Nachrichten österreichisch-ungarische Truppen
bis Donnerstag abends noch nirgends die serbischen
Grenzen überschritten haben. Auf der ungarischen
Festung Peterwardein wurde gestern ein
Reservist, der als Nazarener den Gehorsam verweigerte,
standrechtlich erschossen.
Der Weltfriedenskongreß in Wien abgesagt.
Der für den 15. bis 19. September nach Wien einberufene
Weltfriedenskongreß wurde infolge der
Kriegsereignisse abgesagt. Zum Kongreß waren
bereits über 2000 Teilnehmer angemeldet.
Neueste Nachrichten.
Wien, 1. August. Nach einer amtlichen Mitteilung
vom 31. Juli hat der Kaiser die allgemeine
Mobilmachung des Heeres und der Marine und der
beiden Landwehren sowie die Aufbietung und Einberufung
des Landsturmes befohlen. Diese Verfügung
ist veranlaßt durch die von Rußland angeordnete
Mobilisierung und hat keinen aggressiven
Charakter.
Wien, 1. August. Durch kaiserliche Verordnung
wurden die Befugnisse der politischen Verwaltung
dem Armeeoberkommandanten übertragen, ferner
eine Ministerialverordnung über den Absatz von
Waffen, Munitionsgegenständen und über Einstellung
der Wirksamkeit der Geschworenengerichte veröffentlicht.
Diese Verordnung gilt für die Bukowina,
Teile von Mähren und Schlesien. Am Küstenland
von Dalmatien wird der Seeverkehr
beschränkt.
Wien, 1. August. Nach Bekanntwerden der allgemeinen
Mobilisierung fanden große patriotische
Kundgebungen statt. Auch aus der Provinz laufen
Berichte über begeisterte Kundgebungen ein.
ITALIEN.
Macht Italien mobil?
Rom, 31. Juli. Der italienische Ministerrat
beriet heute über die Mobilisierung der italienischen
Armee.
3. Spalte
Italien bestellt fünf Parseval-Luftschiffe.
Die italienische Regierung gab der Luftfahrzeug-
Gesellschaft in Bitterfeld fünf neue Parseval-
Luftschiffe in Auftrag.
-
item 20
1. Spalte
Der Kronprinz Führer der 1. Gardedivision.
Nach einer offiziellen Meldung aus Potsdam ist
der Kronprinz zum Führer der ersten Gardedivision
ausersehen.
Generalfeldmarschall v. d. Goltz' Wiedereintritt
in das Heer.
Generalfeldmarschall von der Goltz hat sich zum
Wiedereintritt in das Heer gemeldet. Es laufen
schon seit länger als einer Woche im preußischen
Kriegsministerium täglich Meldungen von deutschen
Kriegsfreiwilligen ein. Die Meldungen
rekrutieren sich vielfach aus denjenigen
Kreisen, für die kein Zwang zum Militärdienst besteht,
insbesondere aus Mitgliedern des Landsturmes
und auch aus solchen, die bei der Aushebung
als untauglich befunden wurden, beziehentlich
bei der Auslosung ausfielen. Zurzeit werden
diese Meldungen keine Berücksichtigung finden.
Nur im allerletzten Ernstfalle werden Freiwillige
dieser Art zur Verwendung im inneren
Dienste kommen. Dagegen haben die verabschiedeten
Offiziere die sich ebenfalls zahlreich
zum Wiedereintritt melden, Aussicht auf
baldige Annahme.
Die Einstellung von Nichtgedienten
und Freiwilligen.
Auf Grund des § 98 der Heer-und Wehrordnung
kann sich jede Persönlichkeit, die ihrer Dienstpflicht
noch nicht genügt hat, bei Ausbruch
der Mobilmachung einen Truppenteil (Ersatzbataillon
usw.) nach Belieben wählen. Wenn er dies
nicht tut, wird bei der bald einsetzenden Aushebung
über ihn verfügt. Als Kriegsfreiwillige können
sich solche Leute bei einem Ersatztruppenteil melden,
die keine gesetzliche Verpflichtung zum Dienen
mehr haben, ferner jugendliche Personen zwischen
17 und 20 Jahren, soweit sie sich nicht in solchen
Bezirken aufhalten, in denen der Landsturm aufgeboten
ist.
Der Telephonverkehr in Deutschland gesperrt.
Nach den Grenzstädten im Westen, Norden und
Osten ist ein telephonischer Verkehr nicht mehr möglich.
Ein deutsches Ausfuhrverbot.
Berlin, 31. Juli. Der Bundesrat hat in seiner
heutigen Sitzung den Erlaß von drei kaiserlichen
Verordnungen betreffend das Verbot der Ausfuhr
von Verpflegungs-, Streu- und Futtermitteln, ferner
von Tieren und tierischen Erzeugnissen sowie
von Kraftfahrzeugen (Motorwagen, Motorfahrrädern
und Teilen davon) und von Mineralrohölen,
Steinkohlenteer und allen aus diesen hergestellten
Oelen zugestimmt. Die Verordnungen treten sofort
in Kraft; der Reichskanzler ist ermächtigt, Ausnahmen
zu gestatten und die erforderlichen
Sicherungsmaßregeln zu treffen.
Weiteres Ausfuhrverbot.
Berlin, 31. Juli. Der heutige "Reichsanzeiger"
veröffentlicht außer den bereits gemeldeten
Ausfuhrverboten das Verbot der Ausfuhr und
Durchfuhr von Eisenbahnmaterial aller
Art, von Telegraphen- und Fernsprechdrähten sowie
Teilen davon, von Luftschiffergeräten aller Art,
von Fahrzeugen und Teilen davon, ferner das Verbot
betreffend die Ausfuhr und Durchfuhr von
Waffen, Munition, Pulver und Sprengstoffen, sowie
von anderen Artikeln des Kriegsbedarfs und
von Gegenständen zur Herstellung von Kriegsbedarfsartikeln,
ferner das Verbot betreffend die Ausfuhr und
Durchfuhr von Rohstoffen, die bei der Herstellung
und dem Betriebe von Gegenständen des Kriegsbedarfs
zur Verwendung gelangen.
Russische Erntearbeiter.
Unter den Maßnahmen, die die deutsche Regierung
treffen sollte, besteht hoffentlich auch die Einbehaltung
der russischen Erntearbeiter, die
noch auf deutschem Boden weilen. Zu der Zahl von
weit über 50 000 Mann nicht der schlechtesten Soldaten
stellen sie ein vollrussisches Armeekorps
dar. Genau so wie man in Oesterreich alle
serbischen Reservisten kurzerhand verhaftet, halte
man diese russischen Reservisten bei uns sofort unter
militärischer Bewachung - wozu Landsturmleute
genügen - und lasse die Erntearbeiten
vollenden und interniere sie dann an geeigneten
Orten. Es ist das eine Pflicht der Selbsterhaltung.
Nur keine falsche Zurückhaltung den russischen
Friedensbrechern gegenüber!
Die Unterbrechung der deutschen Seeschiffahrt.
Hamburg, 31. Juli. Sämtliche Hamburger
Reedereien haben ihre auf See befindlichen Dampfer
angewiesen, unverzüglich den nächsten Hafen anzulaufen
und weitere Order abzuwarten. Aus Hamburg
wird heute kein Schiff mehr abgelassen.
Panik in Straßburg.
Straßburg, 30. Juli. In Straßburg herrscht
die größte Erregung. Das Papiergeld hat momentan
fast keinen Wert; Geschäftsleute und Wirtschaften
weigern sich, Papiergeld anzunehmen. An den
Sparkassen werden fortgesetzt Beträge abgehoben,
es wird von manchen Leuten sogar ein schwunghafter
Handel mit Hundertmarkscheinen betrieben, für die sie
90 bis 95 Mark in Silber zahlen. - Die Lebensmittelpreise
sind horrend in die Höhe gestiegen.
Die Kolonialwarenhändler machen bekannt, daß
nur noch gegen Kasse verkauft werde.
Aus Königsberg.
Die Polizeidirektion macht durch Anschlag öffentlich
bekannt: Zur Sicherung des Hauptbahnhofes
und dessen Betriebsanlagen, ist eine militärische
Wache am Bahnhof, sowie Posten an den Betriebsanlagen
daselbst aufgestellt. Um Unglücksfälle zu
vermeiden, mache ich die Bevölkerung darauf aufmerksam,
daß die Annäherung an die
2. Spalte
Eisenbahnanlagen (Gleise, Brücken, Stellwerke usw.)
näher als 100 Meter verboten ist. Das Passieren
dieser Anlagen durch Zivilpersonen ohne Begleitung
eines Postens ist verboten. Zivilpersonen werden
von den Posten mit Halt! angerufen und müssen
stehen. Zuwiderhandelnde setzen sich der Gefahr
aus, erschossen zu werden.
Panik an der russischen Grenze.
Ostrowo, 31. Juli. Unter den Einwohnern
an der russischen Grenze herrscht eine große Panik,
sogar die Familien der deutschen Beamten leben
in großer Aufregung und die meisten haben die
letzte Nacht in Ostrowo verbracht. Der Güterverkehr
zwischen Skalmierzyce und Kalisch ist eingestellt
worden. Die russische Grenzwache wurde durch Infanterie
verstärkt.
Eine nationale Tat.
Kottbus, 31. Juli. Angesichts der politischen
Ereignisse erachtet es der Arbeitgeberverband
der Lausitzer Tuchindustrie für seine nationale
Pflicht, die Aussperrung sofort für
beendet zu erklären. Die Verbandsbetriebe
werden am Montag, den 3. August, früh wieder
eröffnet.
Neueste Nachrichten.
Berlin, 1. Aug. Laut "Lok. Anz." hat die
Kaiserliche Familie gestern abend im Schlosse
das heilige Abendmahl genommen.
Berlin, 1. Aug. Prinz Adalbert von Preußen
hat sich heute mit der Prinzessin Adelheid von Sachsen-
Meiningen verlobt.
Berlin, 1. Aug. Der Berliner Magistrat hat
sich gestern sehr eingehend mit Maßnahmen beschäftigt,
die die städtische Verwaltung im Falle des
Krieges zu ergreifen hat. Nach der "Morgenpost"
wurde eine Reihe wichtiger Beschlüsse gefaßt, die sich
auf die Lebensmittelversorgung beziehen. Die
Stadt wird in der Lage sein, die Lebensmittelversorgung
selbst zu regeln.
Berlin, 1. Aug. Für den Fall der Mobilmachung
hat Geheimrat Lipmann vom Vorstand der
Volks-Kaffee- und Speisehallen-Gesellschaft den
Betrag von 15 000 Mark für den Fall des Krieges
zur unentgeltlichen Verabreichung von Speisen
und Getränken an ausrückende Mannschaften auf
den Berliner Bahnhöfen zur Verfügung gestellt.
Berlin, 1. Aug. An der Berliner Universität
schlossen gestern die Professoren ihre Vorlesungen
mit dem Hinweis auf die bevorstehende Kriegsgefahr
und die in Aussicht stehende Schließung der
Universität.
Berlin, 1. Aug. Der frühere Pastor Schmidt,
der unter dem Verdacht verhaftet wurde, das
Revolverattentat auf die inzwischen ihren Verletzungen
erlegene Frau Meyer aus der Xantenerstraße verübt
zu haben, ist dem Berliner Tageblatt zufolge
aus der Haft entlassen worden, weil er als Täter
nicht mehr in Frage kommt.
OESTERREICH.
Verschlechterung der Situation.
Wien, 30. Juli. Der Kaiser empfing gleich
nach seiner Ankunft den Minister des Äußeren, Grafen
Berchthold, den Kriegsminister v. Krobatin und
den Generalstabschef Baron Conrad. Die Situation
wird wegen der Haltung Rußlands
als sehr ernst beurteilt.
Allgemeine Mobilmachung in Oesterreich.
Wien, 31. Juli. In Oesterreich ist die allgemeine
Mobilisierung mit Einschluß des
Landsturms angeordnet worden. Landsturmpflichtig
sind Männer vom 18. bis 42. Lebensjahr. Der
Landsturm besteht in zwei Aufgeboten.
Noch keine Grenzüberschreitung österreichischer
Truppen.
Budapest, 31. Juli. Von amtlicher ungarischer
Seite erfahre ich, daß entgegen allen anders
lautenden Nachrichten österreichisch-ungarische Truppen
bis Donnerstag abends noch nirgends die serbischen
Grenzen überschritten haben. Auf der ungarischen
Festung Peterwardein wurde gestern ein
Reservist, der als Nazarener den Gehorsam verweigerte,
standrechtlich erschossen.
Der Weltfriedenskongreß in Wien abgesagt.
Der für den 15. bis 19. September nach Wien einberufene
Weltfriedenskongreß wurde infolge der
Kriegsereignisse abgesagt. Zum Kongreß waren
bereits über 2000 Teilnehmer angemeldet.
Neueste Nachrichten.
Wien, 1. August. Nach einer amtlichen Mitteilung
vom 31. Juli hat der Kaiser die allgemeine
Mobilmachung des Heeres und der Marine und der
beiden Landwehren sowie die Aufbietung und Einberufung
des Landsturmes befohlen. Diese Verfügung
ist veranlaßt durch die von Rußland angeordnete
Mobilisierung und hat keinen aggressiven
Charakter.
Wien, 1. August. Durch kaiserliche Verordnung
wurden die Befugnisse der politischen Verwaltung
dem Armeeoberkommandanten übertragen, ferner
eine Ministerialverordnung über den Absatz von
Waffen, Munitionsgegenständen und über Einstellung
der Wirksamkeit der Geschworenengerichte veröffentlicht.
Diese Verordnung gilt für die Bukowina,
Teile von Mähren und Schlesien. Am Küstenland
von Dalmatien wird der Seeverkehr
beschränkt.
Wien, 1. August. Nach Bekanntwerden der allgemeinen
Mobilisierung fanden große patriotische
Kundgebungen statt. Auch aus der Provinz laufen
Berichte über begeisterte Kundgebungen ein.
ITALIEN.
Macht Italien mobil?
Rom, 31. Juli. Der italienische Ministerrat
beriet heute über die Mobilisierung der italienischen
Armee.
-
item 20
1. Spalte
Der Kronprinz Führer der 1. Gardedivision.
Nach einer offiziellen Meldung aus Potsdam ist
der Kronprinz zum Führer der ersten Gardedivision
ausersehen.
Generalfeldmarschall v. d. Goltz' Wiedereintritt
in das Heer.
Generalfeldmarschall von der Goltz hat sich zum
Wiedereintritt in das Heer gemeldet. Es laufen
schon seit länger als einer Woche im preußischen
Kriegsministerium täglich Meldungen von deutschen
Kriegsfreiwilligen ein. Die Meldungen
rekrutieren sich vielfach aus denjenigen
Kreisen, für die kein Zwang zum Militärdienst besteht,
insbesondere aus Mitgliedern des Landsturmes
und auch aus solchen, die bei der Aushebung
als untauglich befunden wurden, beziehentlich
bei der Auslosung ausfielen. Zurzeit werden
diese Meldungen keine Berücksichtigung finden.
Nur im allerletzten Ernstfalle werden Freiwillige
dieser Art zur Verwendung im inneren
Dienste kommen. Dagegen haben die verabschiedeten
Offiziere die sich ebenfalls zahlreich
zum Wiedereintritt melden, Aussicht auf
baldige Annahme.
Die Einstellung von Nichtgedienten
und Freiwilligen.
Auf Grund des § 98 der Heer-und Wehrordnung
kann sich jede Persönlichkeit, die ihrer Dienstpflicht
noch nicht genügt hat, bei Ausbruch
der Mobilmachung einen Truppenteil (Ersatzbataillon
usw.) nach Belieben wählen. Wenn er dies
nicht tut, wird bei der bald einsetzenden Aushebung
über ihn verfügt. Als Kriegsfreiwillige können
sich solche Leute bei einem Ersatztruppenteil melden,
die keine gesetzliche Verpflichtung zum Dienen
mehr haben, ferner jugendliche Personen zwischen
17 und 20 Jahren, soweit sie sich nicht in solchen
Bezirken aufhalten, in denen der Landsturm aufgeboten
ist.
Der Telephonverkehr in Deutschland gesperrt.
Nach den Grenzstädten im Westen, Norden und
Osten ist ein telephonischer Verkehr nicht mehr möglich.
Ein deutsches Ausfuhrverbot.
Berlin, 31. Juli. Der Bundesrat hat in seiner
heutigen Sitzung den Erlaß von drei kaiserlichen
Verordnungen betreffend das Verbot der Ausfuhr
von Verpflegungs-, Streu- und Futtermitteln, ferner
von Tieren und tierischen Erzeugnissen sowie
von Kraftfahrzeugen (Motorwagen, Motorfahrrädern
und Teilen davon) und von Mineralrohölen,
Steinkohlenteer und allen aus diesen hergestellten
Oelen zugestimmt. Die Verordnungen treten sofort
in Kraft; der Reichskanzler ist ermächtigt, Ausnahmen
zu gestatten und die erforderlichen
Sicherungsmaßregeln zu treffen.
Weiteres Ausfuhrverbot.
Berlin, 31. Juli. Der heutige "Reichsanzeiger"
veröffentlicht außer den bereits gemeldeten
Ausfuhrverboten das Verbot der Ausfuhr und
Durchfuhr von Eisenbahnmaterial aller
Art, von Telegraphen- und Fernsprechdrähten sowie
Teilen davon, von Luftschiffergeräten aller Art,
von Fahrzeugen und Teilen davon, ferner das Verbot
betreffend die Ausfuhr und Durchfuhr von
Waffen, Munition, Pulver und Sprengstoffen, sowie
von anderen Artikeln des Kriegsbedarfs und
von Gegenständen zur Herstellung von Kriegsbedarfsartikeln,
ferner das Verbot betreffend die Ausfuhr und
Durchfuhr von Rohstoffen, die bei der Herstellung
und dem Betriebe von Gegenständen des Kriegsbedarfs
zur Verwendung gelangen.
Russische Erntearbeiter.
Unter den Maßnahmen, die die deutsche Regierung
treffen sollte, besteht hoffentlich auch die Einbehaltung
der russischen Erntearbeiter, die
noch auf deutschem Boden weilen. Zu der Zahl von
weit über 50 000 Mann nicht der schlechtesten Soldaten
stellen sie ein vollrussisches Armeekorps
dar. Genau so wie man in Oesterreich alle
serbischen Reservisten kurzerhand verhaftet, halte
man diese russischen Reservisten bei uns sofort unter
militärischer Bewachung - wozu Landsturmleute
genügen - und lasse die Erntearbeiten
vollenden und interniere sie dann an geeigneten
Orten. Es ist das eine Pflicht der Selbsterhaltung.
Nur keine falsche Zurückhaltung den russischen
Friedensbrechern gegenüber!
Die Unterbrechung der deutschen Seeschiffahrt.
Hamburg, 31. Juli. Sämtliche Hamburger
Reedereien haben ihre auf See befindlichen Dampfer
angewiesen, unverzüglich den nächsten Hafen anzulaufen
und weitere Order abzuwarten. Aus Hamburg
wird heute kein Schiff mehr abgelassen.
Panik in Straßburg.
Straßburg, 30. Juli. In Straßburg herrscht
die größte Erregung. Das Papiergeld hat momentan
fast keinen Wert; Geschäftsleute und Wirtschaften
weigern sich, Papiergeld anzunehmen. An den
Sparkassen werden fortgesetzt Beträge abgehoben,
es wird von manchen Leuten sogar ein schwunghafter
Handel mit Hundertmarkscheinen betrieben, für die sie
90 bis 95 Mark in Silber zahlen. - Die Lebensmittelpreise
sind horrend in die Höhe gestiegen.
Die Kolonialwarenhändler machen bekannt, daß
nur noch gegen Kasse verkauft werde.
Aus Königsberg.
Die Polizeidirektion macht durch Anschlag öffentlich
bekannt: Zur Sicherung des Hauptbahnhofes
und dessen Betriebsanlagen, ist eine militärische
Wache am Bahnhof, sowie Posten an den Betriebsanlagen
daselbst aufgestellt. Um Unglücksfälle zu
vermeiden, mache ich die Bevölkerung darauf aufmerksam,
daß die Annäherung an die
2. Spalte
Eisenbahnanlagen (Gleise, Brücken, Stellwerke usw.)
näher als 100 Meter verboten ist. Das Passieren
dieser Anlagen durch Zivilpersonen ohne Begleitung
eines Postens ist verboten. Zivilpersonen werden
von den Posten mit Halt! angerufen und müssen
stehen. Zuwiderhandelnde setzen sich der Gefahr
aus, erschossen zu werden.
Panik an der russischen Grenze.
Ostrowo, 31. Juli. Unter den Einwohnern
an der russischen Grenze herrscht eine große Panik,
sogar die Familien der deutschen Beamten leben
in großer Aufregung und die meisten haben die
letzte Nacht in Ostrowo verbracht. Der Güterverkehr
zwischen Skalmierzyce und Kalisch ist eingestellt
worden. Die russische Grenzwache wurde durch Infanterie
verstärkt.
Eine nationale Tat.
Kottbus, 31. Juli. Angesichts der politischen
Ereignisse erachtet es der Arbeitgeberverband
der Lausitzer Tuchindustrie für seine nationale
Pflicht, die Aussperrung sofort für
beendet zu erklären. Die Verbandsbetriebe
werden am Montag, den 3. August, früh wieder
eröffnet.
Neueste Nachrichten.
Berlin, 1. Aug. Laut "Lok. Anz." hat die
Kaiserliche Familie gestern abend im Schlosse
das heilige Abendmahl genommen.
Berlin, 1. Aug. Prinz Adalbert von Preußen
hat sich heute mit der Prinzessin Adelheid von Sachsen-
Meiningen verlobt.
Berlin, 1. Aug. Der Berliner Magistrat hat
sich gestern sehr eingehend mit Maßnahmen beschäftigt,
die die städtische Verwaltung im Falle des
Krieges zu ergreifen hat. Nach der "Morgenpost"
wurde eine Reihe wichtiger Beschlüsse gefaßt, die sich
auf die Lebensmittelversorgung beziehen. Die
Stadt wird in der Lage sein, die Lebensmittelversorgung
selbst zu regeln.
Berlin, 1. Aug. Für den Fall der Mobilmachung
hat Geheimrat Lipmann vom Vorstand der
Volks-Kaffee- und Speisehallen-Gesellschaft den
Betrag von 15 000 Mark für den Fall des Krieges
zur unentgeltlichen Verabreichung von Speisen
und Getränken an ausrückende Mannschaften auf
den Berliner Bahnhöfen zur Verfügung gestellt.
Berlin, 1. Aug. An der Berliner Universität
schlossen gestern die Professoren ihre Vorlesungen
mit dem Hinweis auf die bevorstehende Kriegsgefahr
und die in Aussicht stehende Schließung der
Universität.
Berlin, 1. Aug. Der frühere Pastor Schmidt,
der unter dem Verdacht verhaftet wurde, das
Revolverattentat auf die inzwischen ihren Verletzungen
erlegene Frau Meyer aus der Xantenerstraße verübt
zu haben, ist dem Berliner Tageblatt zufolge
aus der Haft entlassen worden, weil er als Täter
nicht mehr in Frage kommt.
OESTERREICH.
Verschlechterung der Situation.
Wien, 30. Juli. Der Kaiser empfing gleich
nach seiner Ankunft den Minister des Äußeren, Grafen
Berchthold, den Kriegsminister v. Krobatin und
den Generalstabschef Baron Conrad. Die Situation
wird wegen der Haltung Rußlands
als sehr ernst beurteilt.
Allgemeine Mobilmachung in Oesterreich.
Wien, 31. Juli. In Oesterreich ist die allgemeine
Mobilisierung mit Einschluß des
Landsturms angeordnet worden. Landsturmpflichtig
sind Männer vom 18. bis 42. Lebensjahr. Der
Landsturm besteht in zwei Aufgeboten.
Noch keine Grenzüberschreitung österreichischer
Truppen.
Budapest, 31. Juli. Von amtlicher ungarischer
Seite erfahre ich, daß entgegen allen anders
lautenden Nachrichten österreichisch-ungarische Truppen
bis Donnerstag abends noch nirgends die serbischen
Grenzen überschritten haben. Auf der ungarischen
Festung Peterwardein wurde gestern ein
Reservist, der als Nazarener den Gehorsam verweigerte,
standrechtlich erschossen.
Der Weltfriedenskongreß in Wien abgesagt.
Der für den 15. bis 19. September nach Wien einberufene
Weltfriedenskongreß wurde infolge der
Kriegsereignisse abgesagt. Zum Kongreß waren
bereits über 2000 Teilnehmer angemeldet.
Neueste Nachrichten.
Wien, 1. August. Nach einer amtlichen Mitteilung
vom 31. Juli hat der Kaiser die allgemeine
Mobilmachung des Heeres und der Marine und der
beiden Landwehren sowie die Aufbietung und Einberufung
des Landsturmes befohlen. Diese Verfügung
ist veranlaßt durch die von Rußland angeordnete
Mobilisierung und hat keinen aggressiven
Charakter.
Wien, 1. August. Durch kaiserliche Verordnung
wurden die Befugnisse der politischen Verwaltung
dem Armeeoberkommandanten übertragen, ferner
eine Ministerialverordnung über den Absatz von
Waffen, Munitionsgegenständen und über Einstellung
der Wirksamkeit der Geschworenengerichte veröffentlicht.
Diese Verordnung gilt für die Bukowina,
Teile von Mähren und Schlesien. Am Küstenland
von Dalmatien wird der Seeverkehr
beschränkt.
Wien, 1. August. Nach Bekanntwerden der allgemeinen
Mobilisierung fanden große patriotische
Kundgebungen statt. Auch aus der Provinz laufen
Berichte über begeisterte Kundgebungen ein.
ITALIEN.
Macht Italien mobil?
Rom, 31. Juli. Der italienische Ministerrat
beriet heute über die Mobilisierung der italienischen
Armee.
-
item 20
1. Spalte
Der Kronprinz Führer der 1. Gardedivision.
Nach einer offiziellen Meldung aus Potsdam ist
der Kronprinz zum Führer der ersten Gardedivision
ausersehen.
Generalfeldmarschall v. d. Goltz' Wiedereintritt
in das Heer.
Generalfeldmarschall von der Goltz hat sich zum
Wiedereintritt in das Heer gemeldet. Es laufen
schon seit länger als einer Woche im preußischen
Kriegsministerium täglich Meldungen von deutschen
Kriegsfreiwilligen ein. Die Meldungen
rekrutieren sich vielfach aus denjenigen
Kreisen, für die kein Zwang zum Militärdienst besteht,
insbesondere aus Mitgliedern des Landsturmes
und auch aus solchen, die bei der Aushebung
als untauglich befunden wurden, beziehentlich
bei der Auslosung ausfielen. Zurzeit werden
diese Meldungen keine Berücksichtigung finden.
Nur im allerletzten Ernstfalle werden Freiwillige
dieser Art zur Verwendung im inneren
Dienste kommen. Dagegen haben die verabschiedeten
Offiziere die sich ebenfalls zahlreich
zum Wiedereintritt melden, Aussicht auf
baldige Annahme.
Die Einstellung von Nichtgedienten
und Freiwilligen.
Auf Grund des § 98 der Heer-und Wehrordnung
kann sich jede Persönlichkeit, die ihrer Dienstpflicht
noch nicht genügt hat, bei Ausbruch
der Mobilmachung einen Truppenteil (Ersatzbataillon
usw.) nach Belieben wählen. Wenn er dies
nicht tut, wird bei der bald einsetzenden Aushebung
über ihn verfügt. Als Kriegsfreiwillige können
sich solche Leute bei einem Ersatztruppenteil melden,
die keine gesetzliche Verpflichtung zum Dienen
mehr haben, ferner jugendliche Personen zwischen
17 und 20 Jahren, soweit sie sich nicht in solchen
Bezirken aufhalten, in denen der Landsturm aufgeboten
ist.
Der Telephonverkehr in Deutschland gesperrt.
Nach den Grenzstädten im Westen, Norden und
Osten ist ein telephonischer Verkehr nicht mehr möglich.
Ein deutsches Ausfuhrverbot.
Berlin, 31. Juli. Der Bundesrat hat in seiner
heutigen Sitzung den Erlaß von drei kaiserlichen
Verordnungen betreffend das Verbot der Ausfuhr
von Verpflegungs-, Streu- und Futtermitteln, ferner
von Tieren und tierischen Erzeugnissen sowie
von Kraftfahrzeugen (Motorwagen, Motorfahrrädern
und Teilen davon) und von Mineralrohölen,
Steinkohlenteer und allen aus diesen hergestellten
Oelen zugestimmt. Die Verordnungen treten sofort
in Kraft; der Reichskanzler ist ermächtigt, Ausnahmen
zu gestatten und die erforderlichen
Sicherungsmaßregeln zu treffen.
Weiteres Ausfuhrverbot.
Berlin, 31. Juli. Der heutige "Reichsanzeiger"
veröffentlicht außer den bereits gemeldeten
Ausfuhrverboten das Verbot der Ausfuhr und
Durchfuhr von Eisenbahnmaterial aller
Art, von Telegraphen- und Fernsprechdrähten sowie
Teilen davon, von Luftschiffergeräten aller Art,
von Fahrzeugen und Teilen davon, ferner das Verbot
betreffend die Ausfuhr und Durchfuhr von
Waffen, Munition, Pulver und Sprengstoffen, sowie
von anderen Artikeln des Kriegsbedarfs und
von Gegenständen zur Herstellung von Kriegsbedarfsartikeln,
ferner das Verbot betreffend die Ausfuhr und
Durchfuhr von Rohstoffen, die bei der Herstellung
und dem Betriebe von Gegenständen des Kriegsbedarfs
zur Verwendung gelangen.
Russische Erntearbeiter.
Unter den Maßnahmen, die die deutsche Regierung
treffen sollte, besteht hoffentlich auch die Einbehaltung
der russischen Erntearbeiter, die
noch auf deutschem Boden weilen. Zu der Zahl von
weit über 50 000 Mann nicht der schlechtesten Soldaten
stellen sie ein vollrussisches Armeekorps
dar. Genau so wie man in Oesterreich alle
serbischen Reservisten kurzerhand verhaftet, halte
man diese russischen Reservisten bei uns sofort unter
militärischer Bewachung - wozu Landsturmleute
genügen - und lasse die Erntearbeiten
vollenden und interniere sie dann an geeigneten
Orten. Es ist das eine Pflicht der Selbsterhaltung.
Nur keine falsche Zurückhaltung den russischen
Friedensbrechern gegenüber!
Die Unterbrechung der deutschen Seeschiffahrt.
Hamburg, 31. Juli. Sämtliche Hamburger
Reedereien haben ihre auf See befindlichen Dampfer
angewiesen, unverzüglich den nächsten Hafen anzulaufen
und weitere Order abzuwarten. Aus Hamburg
wird heute kein Schiff mehr abgelassen.
Panik in Straßburg.
Straßburg, 30. Juli. In Straßburg herrscht
die größte Erregung. Das Papiergeld hat momentan
fast keinen Wert; Geschäftsleute und Wirtschaften
weigern sich, Papiergeld anzunehmen. An den
Sparkassen werden fortgesetzt Beträge abgehoben,
es wird von manchen Leuten sogar ein schwunghafter
Handel mit Hundertmarkscheinen betrieben, für die sie
90 bis 95 Mark in Silber zahlen. - Die Lebensmittelpreise
sind horrend in die Höhe gestiegen.
Die Kolonialwarenhändler machen bekannt, daß
nur noch gegen Kasse verkauft werde.
Aus Königsberg.
Die Polizeidirektion macht durch Anschlag öffentlich
bekannt: Zur Sicherung des Hauptbahnhofes
und dessen Betriebsanlagen, ist eine militärische
Wache am Bahnhof, sowie Posten an den Betriebsanlagen
daselbst aufgestellt. Um Unglücksfälle zu
vermeiden, mache ich die Bevölkerung darauf aufmerksam,
daß die Annäherung an die
2. Spalte
Eisenbahnanlagen (Gleise, Brücken, Stellwerke usw.)
näher als 100 Meter verboten ist. Das Passieren
dieser Anlagen durch Zivilpersonen ohne Begleitung
eines Postens ist verboten. Zivilpersonen werden
von den Posten mit Halt! angerufen und müssen
stehen. Zuwiderhandelnde setzen sich der Gefahr
aus, erschossen zu werden.
Panik an der russischen Grenze.
Ostrowo, 31. Juli. Unter den Einwohnern
an der russischen Grenze herrscht eine große Panik,
sogar die Familien der deutschen Beamten leben
in großer Aufregung und die meisten haben die
letzte Nacht in Ostrowo verbracht. Der Güterverkehr
zwischen Skalmierzyce und Kalisch ist eingestellt
worden. Die russische Grenzwache wurde durch Infanterie
verstärkt.
Eine nationale Tat.
Kottbus, 31. Juli. Angesichts der politischen
Ereignisse erachtet es der Arbeitgeberverband
der Lausitzer Tuchindustrie für seine nationale
Pflicht, die Aussperrung sofort für
beendet zu erklären. Die Verbandsbetriebe
werden am Montag, den 3. August, früh wieder
eröffnet.
Neueste Nachrichten.
Berlin, 1. Aug. Laut "Lok. Anz." hat die
Kaiserliche Familie gestern abend im Schlosse
das heilige Abendmahl genommen.
Berlin, 1. Aug. Prinz Adalbert von Preußen
hat sich heute mit der Prinzessin Adelheid von Sachsen-
Meiningen verlobt.
Berlin, 1. Aug. Der Berliner Magistrat hat
sich gestern sehr eingehend mit Maßnahmen beschäftigt,
die die städtische Verwaltung im Falle des
Krieges zu ergreifen hat. Nach der "Morgenpost"
wurde eine Reihe wichtiger Beschlüsse gefaßt, die sich
auf die Lebensmittelversorgung beziehen. Die
Stadt wird in der Lage sein, die Lebensmittelversorgung
selbst zu regeln.
Berlin, 1. Aug. Für den Fall der Mobilmachung
hat Geheimrat Lipmann vom Vorstand der
Volks-Kaffee- und Speisehallen-Gesellschaft den
Betrag von 15 000 Mark für den Fall des Krieges
zur unentgeltlichen Verabreichung von Speisen
und Getränken an ausrückende Mannschaften auf
den Berliner Bahnhöfen zur Verfügung gestellt.
Berlin, 1. Aug. An der Berliner Universität
schlossen gestern die Professoren ihre Vorlesungen
mit dem Hinweis auf die bevorstehende Kriegsgefahr
und die in Aussicht stehende Schließung der
Universität.
Berlin, 1. Aug. Der frühere Pastor Schmidt,
der unter dem Verdacht verhaftet wurde, das
Revolverattentat auf die inzwischen ihren Verletzungen
erlegene Frau Meyer aus der Xantenerstraße verübt
zu haben, ist dem Berliner Tageblatt zufolge
aus der Haft entlassen worden, weil er als Täter
nicht mehr in Frage kommt.
OESTERREICH.
Verschlechterung der Situation.
Wien, 30. Juli. Der Kaiser empfing gleich
nach seiner Ankunft den Minister des Äußeren, Grafen
Berchthold, den Kriegsminister v. Krobatin und
den Generalstabschef Baron Conrad. Die Situation
wird wegen der Haltung Rußlands
als sehr ernst beurteilt.
Allgemeine Mobilmachung in Oesterreich.
Wien, 31. Juli. In Oesterreich ist die allgemeine
Mobilisierung mit Einschluß des
Landsturms angeordnet worden. Landsturmpflichtig
sind Männer vom 18. bis 42. Lebensjahr. Der
Landsturm besteht in zwei Aufgeboten.
Noch keine Grenzüberschreitung österreichischer
Truppen.
Budapest, 31. Juli. Von amtlicher ungarischer
Seite erfahre ich, daß entgegen allen anders
lautenden Nachrichten österreichisch-ungarische Truppen
bis Donnerstag abends noch nirgends die serbischen
Grenzen überschritten haben. Auf der ungarischen
Festung Peterwardein wurde gestern ein
Reservist, der als Nazarener den Gehorsam verweigerte,
standrechtlich erschossen.
Der Weltfriedenskongreß in Wien abgesagt.
Der für den 15. bis 19. September nach Wien einberufene
Weltfriedenskongreß wurde infolge der
Kriegsereignisse abgesagt. Zum Kongreß waren
bereits über 2000 Teilnehmer angemeldet.
Neueste Nachrichten.
Wien, 1. August. Nach einer amtlichen Mitteilung
vom 31. Juli hat der Kaiser die allgemeine
Mobilmachung des Heeres und der Marine und der
beiden Landwehren sowie die Aufbietung und Einberufung
des Landsturmes befohlen. Diese Verfügung
ist veranlaßt durch die von Rußland angeordnete
Mobilisierung und hat keinen aggressiven
Charakter.
Wien, 1. August. Durch kaiserliche Verordnung
wurden die Befugnisse der politischen Verwaltung
dem Armeeoberkommandanten übertragen, ferner
eine Ministerialverordnung über den Absatz von
Waffen, Munitionsgegenständen und über Einstellung
der Wirksamkeit der Geschworenengerichte veröffentlicht.
Diese Verordnung gilt für die Bukowina,
Teile von Mähren und Schlesien. Am Küstenland
von Dalmatien wird der Seeverkehr
beschränkt.
-
item 20
1. Spalte
Der Kronprinz Führer der 1. Gardedivision.
Nach einer offiziellen Meldung aus Potsdam ist
der Kronprinz zum Führer der ersten Gardedivision
ausersehen.
Generalfeldmarschall v. d. Goltz' Wiedereintritt
in das Heer.
Generalfeldmarschall von der Goltz hat sich zum
Wiedereintritt in das Heer gemeldet. Es laufen
schon seit länger als einer Woche im preußischen
Kriegsministerium täglich Meldungen von deutschen
Kriegsfreiwilligen ein. Die Meldungen
rekrutieren sich vielfach aus denjenigen
Kreisen, für die kein Zwang zum Militärdienst besteht,
insbesondere aus Mitgliedern des Landsturmes
und auch aus solchen, die bei der Aushebung
als untauglich befunden wurden, beziehentlich
bei der Auslosung ausfielen. Zurzeit werden
diese Meldungen keine Berücksichtigung finden.
Nur im allerletzten Ernstfalle werden Freiwillige
dieser Art zur Verwendung im inneren
Dienste kommen. Dagegen haben die verabschiedeten
Offiziere die sich ebenfalls zahlreich
zum Wiedereintritt melden, Aussicht auf
baldige Annahme.
Die Einstellung von Nichtgedienten
und Freiwilligen.
Auf Grund des § 98 der Heer-und Wehrordnung
kann sich jede Persönlichkeit, die ihrer Dienstpflicht
noch nicht genügt hat, bei Ausbruch
der Mobilmachung einen Truppenteil (Ersatzbataillon
usw.) nach Belieben wählen. Wenn er dies
nicht tut, wird bei der bald einsetzenden Aushebung
über ihn verfügt. Als Kriegsfreiwillige können
sich solche Leute bei einem Ersatztruppenteil melden,
die keine gesetzliche Verpflichtung zum Dienen
mehr haben, ferner jugendliche Personen zwischen
17 und 20 Jahren, soweit sie sich nicht in solchen
Bezirken aufhalten, in denen der Landsturm aufgeboten
ist.
Der Telephonverkehr in Deutschland gesperrt.
Nach den Grenzstädten im Westen, Norden und
Osten ist ein telephonischer Verkehr nicht mehr möglich.
Ein deutsches Ausfuhrverbot.
Berlin, 31. Juli. Der Bundesrat hat in seiner
heutigen Sitzung den Erlaß von drei kaiserlichen
Verordnungen betreffend das Verbot der Ausfuhr
von Verpflegungs-, Streu- und Futtermitteln, ferner
von Tieren und tierischen Erzeugnissen sowie
von Kraftfahrzeugen (Motorwagen, Motorfahrrädern
und Teilen davon) und von Mineralrohölen,
Steinkohlenteer und allen aus diesen hergestellten
Oelen zugestimmt. Die Verordnungen treten sofort
in Kraft; der Reichskanzler ist ermächtigt, Ausnahmen
zu gestatten und die erforderlichen
Sicherungsmaßregeln zu treffen.
Weiteres Ausfuhrverbot.
Berlin, 31. Juli. Der heutige "Reichsanzeiger"
veröffentlicht außer den bereits gemeldeten
Ausfuhrverboten das Verbot der Ausfuhr und
Durchfuhr von Eisenbahnmaterial aller
Art, von Telegraphen- und Fernsprechdrähten sowie
Teilen davon, von Luftschiffergeräten aller Art,
von Fahrzeugen und Teilen davon, ferner das Verbot
betreffend die Ausfuhr und Durchfuhr von
Waffen, Munition, Pulver und Sprengstoffen, sowie
von anderen Artikeln des Kriegsbedarfs und
von Gegenständen zur Herstellung von Kriegsbedarfsartikeln,
ferner das Verbot betreffend die Ausfuhr und
Durchfuhr von Rohstoffen, die bei der Herstellung
und dem Betriebe von Gegenständen des Kriegsbedarfs
zur Verwendung gelangen.
Russische Erntearbeiter.
Unter den Maßnahmen, die die deutsche Regierung
treffen sollte, besteht hoffentlich auch die Einbehaltung
der russischen Erntearbeiter, die
noch auf deutschem Boden weilen. Zu der Zahl von
weit über 50 000 Mann nicht der schlechtesten Soldaten
stellen sie ein vollrussisches Armeekorps
dar. Genau so wie man in Oesterreich alle
serbischen Reservisten kurzerhand verhaftet, halte
man diese russischen Reservisten bei uns sofort unter
militärischer Bewachung - wozu Landsturmleute
genügen - und lasse die Erntearbeiten
vollenden und interniere sie dann an geeigneten
Orten. Es ist das eine Pflicht der Selbsterhaltung.
Nur keine falsche Zurückhaltung den russischen
Friedensbrechern gegenüber!
Die Unterbrechung der deutschen Seeschiffahrt.
Hamburg, 31. Juli. Sämtliche Hamburger
Reedereien haben ihre auf See befindlichen Dampfer
angewiesen, unverzüglich den nächsten Hafen anzulaufen
und weitere Order abzuwarten. Aus Hamburg
wird heute kein Schiff mehr abgelassen.
Panik in Straßburg.
Straßburg, 30. Juli. In Straßburg herrscht
die größte Erregung. Das Papiergeld hat momentan
fast keinen Wert; Geschäftsleute und Wirtschaften
weigern sich, Papiergeld anzunehmen. An den
Sparkassen werden fortgesetzt Beträge abgehoben,
es wird von manchen Leuten sogar ein schwunghafter
Handel mit Hundertmarkscheinen betrieben, für die sie
90 bis 95 Mark in Silber zahlen. - Die Lebensmittelpreise
sind horrend in die Höhe gestiegen.
Die Kolonialwarenhändler machen bekannt, daß
nur noch gegen Kasse verkauft werde.
Aus Königsberg.
Die Polizeidirektion macht durch Anschlag öffentlich
bekannt: Zur Sicherung des Hauptbahnhofes
und dessen Betriebsanlagen, ist eine militärische
Wache am Bahnhof, sowie Posten an den Betriebsanlagen
daselbst aufgestellt. Um Unglücksfälle zu
vermeiden, mache ich die Bevölkerung darauf aufmerksam,
daß die Annäherung an die
2. Spalte
Eisenbahnanlagen (Gleise, Brücken, Stellwerke usw.)
näher als 100 Meter verboten ist. Das Passieren
dieser Anlagen durch Zivilpersonen ohne Begleitung
eines Postens ist verboten. Zivilpersonen werden
von den Posten mit Halt! angerufen und müssen
stehen. Zuwiderhandelnde setzen sich der Gefahr
aus, erschossen zu werden.
Panik an der russischen Grenze.
Ostrowo, 31. Juli. Unter den Einwohnern
an der russischen Grenze herrscht eine große Panik,
sogar die Familien der deutschen Beamten leben
in großer Aufregung und die meisten haben die
letzte Nacht in Ostrowo verbracht. Der Güterverkehr
zwischen Skalmierzyce und Kalisch ist eingestellt
worden. Die russische Grenzwache wurde durch Infanterie
verstärkt.
Eine nationale Tat.
Kottbus, 31. Juli. Angesichts der politischen
Ereignisse erachtet es der Arbeitgeberverband
der Lausitzer Tuchindustrie für seine nationale
Pflicht, die Aussperrung sofort für
beendet zu erklären. Die Verbandsbetriebe
werden am Montag, den 3. August, früh wieder
eröffnet.
Neueste Nachrichten.
Berlin, 1. Aug. Laut "Lok. Anz." hat die
Kaiserliche Familie gestern abend im Schlosse
das heilige Abendmahl genommen.
Berlin, 1. Aug. Prinz Adalbert von Preußen
hat sich heute mit der Prinzessin Adelheid von Sachsen-
Meiningen verlobt.
Berlin, 1. Aug. Der Berliner Magistrat hat
sich gestern sehr eingehend mit Maßnahmen beschäftigt,
die die städtische Verwaltung im Falle des
Krieges zu ergreifen hat. Nach der "Morgenpost"
wurde eine Reihe wichtiger Beschlüsse gefaßt, die sich
auf die Lebensmittelversorgung beziehen. Die
Stadt wird in der Lage sein, die Lebensmittelversorgung
selbst zu regeln.
Berlin, 1. Aug. Für den Fall der Mobilmachung
hat Geheimrat Lipmann vom Vorstand der
Volks-Kaffee- und Speisehallen-Gesellschaft den
Betrag von 15 000 Mark für den Fall des Krieges
zur unentgeltlichen Verabreichung von Speisen
und Getränken an ausrückende Mannschaften auf
den Berliner Bahnhöfen zur Verfügung gestellt.
Berlin, 1. Aug. An der Berliner Universität
schlossen gestern die Professoren ihre Vorlesungen
mit dem Hinweis auf die bevorstehende Kriegsgefahr
und die in Aussicht stehende Schließung der
Universität.
Berlin, 1. Aug. Der frühere Pastor Schmidt,
der unter dem Verdacht verhaftet wurde, das
Revolverattentat auf die inzwischen ihren Verletzungen
erlegene Frau Meyer aus der Xantenerstraße verübt
zu haben, ist dem Berliner Tageblatt zufolge
aus der Haft entlassen worden, weil er als Täter
nicht mehr in Frage kommt.
OESTERREICH.
Verschlechterung der Situation.
Wien, 30. Juli. Der Kaiser empfing gleich
nach seiner Ankunft den Minister des Äußeren, Grafen
Berchthold, den Kriegsminister v. Krobatin und
den Generalstabschef Baron Conrad. Die Situation
wird wegen der Haltung Rußlands
als sehr ernst beurteilt.
Allgemeine Mobilmachung in Oesterreich.
Wien, 31. Juli. In Oesterreich ist die allgemeine
Mobilisierung mit Einschluß des
Landsturms angeordnet worden. Landsturmpflichtig
sind Männer vom 18. bis 42. Lebensjahr. Der
Landsturm besteht in zwei Aufgeboten.
Noch keine Grenzüberschreitung österreichischer
Truppen.
Budapest, 31. Juli. Von amtlicher ungarischer
Seite erfahre ich, daß entgegen allen anders
lautenden Nachrichten österreichisch-ungarische Truppen
bis Donnerstag abends noch nirgends die serbischen
Grenzen überschritten haben. Auf der ungarischen
Festung Peterwardein wurde gestern ein
Reservist, der als Nazarener den Gehorsam verweigerte,
standrechtlich erschossen.
Der Weltfriedenskongreß in Wien abgesagt.
Der für den 15. bis 19. September nach Wien einberufene
Weltfriedenskongreß wurde infolge der
Kriegsereignisse abgesagt. Zum Kongreß waren
bereits über 2000 Teilnehmer angemeldet.
Neueste Nachrichten.
Wien, 1. August. Nach einer amtlichen Mitteilung
vom 31. Juli hat der Kaiser die allgemeine
Mobilmachung des Heeres und der Marine und der
beiden Landwehren sowie die Aufbietung und Einberufung
des Landsturmes befohlen. Diese Verfügung
ist veranlaßt durch die von Rußland angeordnete
Mobilisierung und hat keinen aggressiven
Charakter.
-
item 20
1. Spalte
Der Kronprinz Führer der 1. Gardedivision.
Nach einer offiziellen Meldung aus Potsdam ist
der Kronprinz zum Führer der ersten Gardedivision
ausersehen.
Generalfeldmarschall v. d. Goltz' Wiedereintritt
in das Heer.
Generalfeldmarschall von der Goltz hat sich zum
Wiedereintritt in das Heer gemeldet. Es laufen
schon seit länger als einer Woche im preußischen
Kriegsministerium täglich Meldungen von deutschen
Kriegsfreiwilligen ein. Die Meldungen
rekrutieren sich vielfach aus denjenigen
Kreisen, für die kein Zwang zum Militärdienst besteht,
insbesondere aus Mitgliedern des Landsturmes
und auch aus solchen, die bei der Aushebung
als untauglich befunden wurden, beziehentlich
bei der Auslosung ausfielen. Zurzeit werden
diese Meldungen keine Berücksichtigung finden.
Nur im allerletzten Ernstfalle werden Freiwillige
dieser Art zur Verwendung im inneren
Dienste kommen. Dagegen haben die verabschiedeten
Offiziere die sich ebenfalls zahlreich
zum Wiedereintritt melden, Aussicht auf
baldige Annahme.
Die Einstellung von Nichtgedienten
und Freiwilligen.
Auf Grund des § 98 der Heer-und Wehrordnung
kann sich jede Persönlichkeit, die ihrer Dienstpflicht
noch nicht genügt hat, bei Ausbruch
der Mobilmachung einen Truppenteil (Ersatzbataillon
usw.) nach Belieben wählen. Wenn er dies
nicht tut, wird bei der bald einsetzenden Aushebung
über ihn verfügt. Als Kriegsfreiwillige können
sich solche Leute bei einem Ersatztruppenteil melden,
die keine gesetzliche Verpflichtung zum Dienen
mehr haben, ferner jugendliche Personen zwischen
17 und 20 Jahren, soweit sie sich nicht in solchen
Bezirken aufhalten, in denen der Landsturm aufgeboten
ist.
Der Telephonverkehr in Deutschland gesperrt.
Nach den Grenzstädten im Westen, Norden und
Osten ist ein telephonischer Verkehr nicht mehr möglich.
Ein deutsches Ausfuhrverbot.
Berlin, 31. Juli. Der Bundesrat hat in seiner
heutigen Sitzung den Erlaß von drei kaiserlichen
Verordnungen betreffend das Verbot der Ausfuhr
von Verpflegungs-, Streu- und Futtermitteln, ferner
von Tieren und tierischen Erzeugnissen sowie
von Kraftfahrzeugen (Motorwagen, Motorfahrrädern
und Teilen davon) und von Mineralrohölen,
Steinkohlenteer und allen aus diesen hergestellten
Oelen zugestimmt. Die Verordnungen treten sofort
in Kraft; der Reichskanzler ist ermächtigt, Ausnahmen
zu gestatten und die erforderlichen
Sicherungsmaßregeln zu treffen.
Weiteres Ausfuhrverbot.
Berlin, 31. Juli. Der heutige "Reichsanzeiger"
veröffentlicht außer den bereits gemeldeten
Ausfuhrverboten das Verbot der Ausfuhr und
Durchfuhr von Eisenbahnmaterial aller
Art, von Telegraphen- und Fernsprechdrähten sowie
Teilen davon, von Luftschiffergeräten aller Art,
von Fahrzeugen und Teilen davon, ferner das Verbot
betreffend die Ausfuhr und Durchfuhr von
Waffen, Munition, Pulver und Sprengstoffen, sowie
von anderen Artikeln des Kriegsbedarfs und
von Gegenständen zur Herstellung von Kriegsbedarfsartikeln,
ferner das Verbot betreffend die Ausfuhr und
Durchfuhr von Rohstoffen, die bei der Herstellung
und dem Betriebe von Gegenständen des Kriegsbedarfs
zur Verwendung gelangen.
Russische Erntearbeiter.
Unter den Maßnahmen, die die deutsche Regierung
treffen sollte, besteht hoffentlich auch die Einbehaltung
der russischen Erntearbeiter, die
noch auf deutschem Boden weilen. Zu der Zahl von
weit über 50 000 Mann nicht der schlechtesten Soldaten
stellen sie ein vollrussisches Armeekorps
dar. Genau so wie man in Oesterreich alle
serbischen Reservisten kurzerhand verhaftet, halte
man diese russischen Reservisten bei uns sofort unter
militärischer Bewachung - wozu Landsturmleute
genügen - und lasse die Erntearbeiten
vollenden und interniere sie dann an geeigneten
Orten. Es ist das eine Pflicht der Selbsterhaltung.
Nur keine falsche Zurückhaltung den russischen
Friedensbrechern gegenüber!
Die Unterbrechung der deutschen Seeschiffahrt.
Hamburg, 31. Juli. Sämtliche Hamburger
Reedereien haben ihre auf See befindlichen Dampfer
angewiesen, unverzüglich den nächsten Hafen anzulaufen
und weitere Order abzuwarten. Aus Hamburg
wird heute kein Schiff mehr abgelassen.
Panik in Straßburg.
Straßburg, 30. Juli. In Straßburg herrscht
die größte Erregung. Das Papiergeld hat momentan
fast keinen Wert; Geschäftsleute und Wirtschaften
weigern sich, Papiergeld anzunehmen. An den
Sparkassen werden fortgesetzt Beträge abgehoben,
es wird von manchen Leuten sogar ein schwunghafter
Handel mit Hundertmarkscheinen betrieben, für die sie
90 bis 95 Mark in Silber zahlen. - Die Lebensmittelpreise
sind horrend in die Höhe gestiegen.
Die Kolonialwarenhändler machen bekannt, daß
nur noch gegen Kasse verkauft werde.
Aus Königsberg.
Die Polizeidirektion macht durch Anschlag öffentlich
bekannt: Zur Sicherung des Hauptbahnhofes
und dessen Betriebsanlagen, ist eine militärische
Wache am Bahnhof, sowie Posten an den Betriebsanlagen
daselbst aufgestellt. Um Unglücksfälle zu
vermeiden, mache ich die Bevölkerung darauf aufmerksam,
daß die Annäherung an die
2. Spalte
Eisenbahnanlagen (Gleise, Brücken, Stellwerke usw.)
näher als 100 Meter verboten ist. Das Passieren
dieser Anlagen durch Zivilpersonen ohne Begleitung
eines Postens ist verboten. Zivilpersonen werden
von den Posten mit Halt! angerufen und müssen
stehen. Zuwiderhandelnde setzen sich der Gefahr
aus, erschossen zu werden.
Panik an der russischen Grenze.
Ostrowo, 31. Juli. Unter den Einwohnern
an der russischen Grenze herrscht eine große Panik,
sogar die Familien der deutschen Beamten leben
in großer Aufregung und die meisten haben die
letzte Nacht in Ostrowo verbracht. Der Güterverkehr
zwischen Skalmierzyce und Kalisch ist eingestellt
worden. Die russische Grenzwache wurde durch Infanterie
verstärkt.
Eine nationale Tat.
Kottbus, 31. Juli. Angesichts der politischen
Ereignisse erachtet es der Arbeitgeberverband
der Lausitzer Tuchindustrie für seine nationale
Pflicht, die Aussperrung sofort für
beendet zu erklären. Die Verbandsbetriebe
werden am Montag, den 3. August, früh wieder
eröffnet.
Neueste Nachrichten.
Berlin, 1. Aug. Laut "Lok. Anz." hat die
Kaiserliche Familie gestern abend im Schlosse
das heilige Abendmahl genommen.
Berlin, 1. Aug. Prinz Adalbert von Preußen
hat sich heute mit der Prinzessin Adelheid von Sachsen-
Meiningen verlobt.
Berlin, 1. Aug. Der Berliner Magistrat hat
sich gestern sehr eingehend mit Maßnahmen beschäftigt,
die die städtische Verwaltung im Falle des
Krieges zu ergreifen hat. Nach der "Morgenpost"
wurde eine Reihe wichtiger Beschlüsse gefaßt, die sich
auf die Lebensmittelversorgung beziehen. Die
Stadt wird in der Lage sein, die Lebensmittelversorgung
selbst zu regeln.
Berlin, 1. Aug. Für den Fall der Mobilmachung
hat Geheimrat Lipmann vom Vorstand der
Volks-Kaffee- und Speisehallen-Gesellschaft den
Betrag von 15 000 Mark für den Fall des Krieges
zur unentgeltlichen Verabreichung von Speisen
und Getränken an ausrückende Mannschaften auf
den Berliner Bahnhöfen zur Verfügung gestellt.
Berlin, 1. Aug. An der Berliner Universität
schlossen gestern die Professoren ihre Vorlesungen
mit dem Hinweis auf die bevorstehende Kriegsgefahr
und die in Aussicht stehende Schließung der
Universität.
Berlin, 1. Aug. Der frühere Pastor Schmidt,
der unter dem Verdacht verhaftet wurde, das
Revolverattentat auf die inzwischen ihren Verletzungen
erlegene Frau Meyer aus der Xantenerstraße verübt
zu haben, ist dem Berliner Tageblatt zufolge
aus der Haft entlassen worden, weil er als Täter
nicht mehr in Frage kommt.
OESTERREICH.
Verschlechterung der Situation.
Wien, 30. Juli. Der Kaiser empfing gleich
nach seiner Ankunft den Minister des Äußeren, Grafen
Berchthold, den Kriegsminister v. Krobatin und
den Generalstabschef Baron Conrad. Die Situation
wird wegen der Haltung Rußlands
als sehr ernst beurteilt.
Allgemeine Mobilmachung in Oesterreich.
Wien, 31. Juli. In Oesterreich ist die allgemeine
Mobilisierung mit Einschluß des
Landsturms angeordnet worden. Landsturmpflichtig
sind Männer vom 18. bis 42. Lebensjahr. Der
Landsturm besteht in zwei Aufgeboten.
Noch keine Grenzüberschreitung österreichischer
Truppen.
Budapest, 31. Juli. Von amtlicher ungarischer
Seite erfahre ich, daß entgegen allen anders
lautenden Nachrichten österreichisch-ungarische Truppen
bis Donnerstag abends noch nirgends die serbischen
Grenzen überschritten haben. Auf der ungarischen
Festung Peterwardein wurde gestern ein
Reservist, der als Nazarener den Gehorsam verweigerte,
standrechtlich erschossen.
Der Weltfriedenskongreß in Wien abgesagt.
Der für den 15. bis 19. September nach Wien einberufene
Weltfriedenskongreß wurde infolge der
Kriegsereignisse abgesagt. Zum Kongreß waren
bereits über 2000 Teilnehmer angemeldet.
-
item 20
1. Spalte
Der Kronprinz Führer der 1. Gardedivision.
Nach einer offiziellen Meldung aus Potsdam ist
der Kronprinz zum Führer der ersten Gardedivision
ausersehen.
Generalfeldmarschall v. d. Goltz' Wiedereintritt
in das Heer.
Generalfeldmarschall von der Goltz hat sich zum
Wiedereintritt in das Heer gemeldet. Es laufen
schon seit länger als einer Woche im preußischen
Kriegsministerium täglich Meldungen von deutschen
Kriegsfreiwilligen ein. Die Meldungen
rekrutieren sich vielfach aus denjenigen
Kreisen, für die kein Zwang zum Militärdienst besteht,
insbesondere aus Mitgliedern des Landsturmes
und auch aus solchen, die bei der Aushebung
als untauglich befunden wurden, beziehentlich
bei der Auslosung ausfielen. Zurzeit werden
diese Meldungen keine Berücksichtigung finden.
Nur im allerletzten Ernstfalle werden Freiwillige
dieser Art zur Verwendung im inneren
Dienste kommen. Dagegen haben die verabschiedeten
Offiziere die sich ebenfalls zahlreich
zum Wiedereintritt melden, Aussicht auf
baldige Annahme.
Die Einstellung von Nichtgedienten
und Freiwilligen.
Auf Grund des § 98 der Heer-und Wehrordnung
kann sich jede Persönlichkeit, die ihrer Dienstpflicht
noch nicht genügt hat, bei Ausbruch
der Mobilmachung einen Truppenteil (Ersatzbataillon
usw.) nach Belieben wählen. Wenn er dies
nicht tut, wird bei der bald einsetzenden Aushebung
über ihn verfügt. Als Kriegsfreiwillige können
sich solche Leute bei einem Ersatztruppenteil melden,
die keine gesetzliche Verpflichtung zum Dienen
mehr haben, ferner jugendliche Personen zwischen
17 und 20 Jahren, soweit sie sich nicht in solchen
Bezirken aufhalten, in denen der Landsturm aufgeboten
ist.
Der Telephonverkehr in Deutschland gesperrt.
Nach den Grenzstädten im Westen, Norden und
Osten ist ein telephonischer Verkehr nicht mehr möglich.
Ein deutsches Ausfuhrverbot.
Berlin, 31. Juli. Der Bundesrat hat in seiner
heutigen Sitzung den Erlaß von drei kaiserlichen
Verordnungen betreffend das Verbot der Ausfuhr
von Verpflegungs-, Streu- und Futtermitteln, ferner
von Tieren und tierischen Erzeugnissen sowie
von Kraftfahrzeugen (Motorwagen, Motorfahrrädern
und Teilen davon) und von Mineralrohölen,
Steinkohlenteer und allen aus diesen hergestellten
Oelen zugestimmt. Die Verordnungen treten sofort
in Kraft; der Reichskanzler ist ermächtigt, Ausnahmen
zu gestatten und die erforderlichen
Sicherungsmaßregeln zu treffen.
Weiteres Ausfuhrverbot.
Berlin, 31. Juli. Der heutige "Reichsanzeiger"
veröffentlicht außer den bereits gemeldeten
Ausfuhrverboten das Verbot der Ausfuhr und
Durchfuhr von Eisenbahnmaterial aller
Art, von Telegraphen- und Fernsprechdrähten sowie
Teilen davon, von Luftschiffergeräten aller Art,
von Fahrzeugen und Teilen davon, ferner das Verbot
betreffend die Ausfuhr und Durchfuhr von
Waffen, Munition, Pulver und Sprengstoffen, sowie
von anderen Artikeln des Kriegsbedarfs und
von Gegenständen zur Herstellung von Kriegsbedarfsartikeln,
ferner das Verbot betreffend die Ausfuhr und
Durchfuhr von Rohstoffen, die bei der Herstellung
und dem Betriebe von Gegenständen des Kriegsbedarfs
zur Verwendung gelangen.
Russische Erntearbeiter.
Unter den Maßnahmen, die die deutsche Regierung
treffen sollte, besteht hoffentlich auch die Einbehaltung
der russischen Erntearbeiter, die
noch auf deutschem Boden weilen. Zu der Zahl von
weit über 50 000 Mann nicht der schlechtesten Soldaten
stellen sie ein vollrussisches Armeekorps
dar. Genau so wie man in Oesterreich alle
serbischen Reservisten kurzerhand verhaftet, halte
man diese russischen Reservisten bei uns sofort unter
militärischer Bewachung - wozu Landsturmleute
genügen - und lasse die Erntearbeiten
vollenden und interniere sie dann an geeigneten
Orten. Es ist das eine Pflicht der Selbsterhaltung.
Nur keine falsche Zurückhaltung den russischen
Friedensbrechern gegenüber!
Die Unterbrechung der deutschen Seeschiffahrt.
Hamburg, 31. Juli. Sämtliche Hamburger
Reedereien haben ihre auf See befindlichen Dampfer
angewiesen, unverzüglich den nächsten Hafen anzulaufen
und weitere Order abzuwarten. Aus Hamburg
wird heute kein Schiff mehr abgelassen.
Panik in Straßburg.
Straßburg, 30. Juli. In Straßburg herrscht
die größte Erregung. Das Papiergeld hat momentan
fast keinen Wert; Geschäftsleute und Wirtschaften
weigern sich, Papiergeld anzunehmen. An den
Sparkassen werden fortgesetzt Beträge abgehoben,
es wird von manchen Leuten sogar ein schwunghafter
Handel mit Hundertmarkscheinen betrieben, für die sie
90 bis 95 Mark in Silber zahlen. - Die Lebensmittelpreise
sind horrend in die Höhe gestiegen.
Die Kolonialwarenhändler machen bekannt, daß
nur noch gegen Kasse verkauft werde.
Aus Königsberg.
Die Polizeidirektion macht durch Anschlag öffentlich
bekannt: Zur Sicherung des Hauptbahnhofes
und dessen Betriebsanlagen, ist eine militärische
Wache am Bahnhof, sowie Posten an den Betriebsanlagen
daselbst aufgestellt. Um Unglücksfälle zu
vermeiden, mache ich die Bevölkerung darauf aufmerksam,
daß die Annäherung an die
2. Spalte
Eisenbahnanlagen (Gleise, Brücken, Stellwerke usw.)
näher als 100 Meter verboten ist. Das Passieren
dieser Anlagen durch Zivilpersonen ohne Begleitung
eines Postens ist verboten. Zivilpersonen werden
von den Posten mit Halt! angerufen und müssen
stehen. Zuwiderhandelnde setzen sich der Gefahr
aus, erschossen zu werden.
Panik an der russischen Grenze.
Ostrowo, 31. Juli. Unter den Einwohnern
an der russischen Grenze herrscht eine große Panik,
sogar die Familien der deutschen Beamten leben
in großer Aufregung und die meisten haben die
letzte Nacht in Ostrowo verbracht. Der Güterverkehr
zwischen Skalmierzyce und Kalisch ist eingestellt
worden. Die russische Grenzwache wurde durch Infanterie
verstärkt.
Eine nationale Tat.
Kottbus, 31. Juli. Angesichts der politischen
Ereignisse erachtet es der Arbeitgeberverband
der Lausitzer Tuchindustrie für seine nationale
Pflicht, die Aussperrung sofort für
beendet zu erklären. Die Verbandsbetriebe
werden am Montag, den 3. August, früh wieder
eröffnet.
Neueste Nachrichten.
Berlin, 1. Aug. Laut "Lok. Anz." hat die
Kaiserliche Familie gestern abend im Schlosse
das heilige Abendmahl genommen.
Berlin, 1. Aug. Prinz Adalbert von Preußen
hat sich heute mit der Prinzessin Adelheid von Sachsen-
Meiningen verlobt.
Berlin, 1. Aug. Der Berliner Magistrat hat
sich gestern sehr eingehend mit Maßnahmen beschäftigt,
die die städtische Verwaltung im Falle des
Krieges zu ergreifen hat. Nach der "Morgenpost"
wurde eine Reihe wichtiger Beschlüsse gefaßt, die sich
auf die Lebensmittelversorgung beziehen. Die
Stadt wird in der Lage sein, die Lebensmittelversorgung
selbst zu regeln.
Berlin, 1. Aug. Für den Fall der Mobilmachung
hat Geheimrat Lipmann vom Vorstand der
Volks-Kaffee- und Speisehallen-Gesellschaft den
Betrag von 15 000 Mark für den Fall des Krieges
zur unentgeltlichen Verabreichung von Speisen
und Getränken an ausrückende Mannschaften auf
den Berliner Bahnhöfen zur Verfügung gestellt.
Berlin, 1. Aug. An der Berliner Universität
schlossen gestern die Professoren ihre Vorlesungen
mit dem Hinweis auf die bevorstehende Kriegsgefahr
und die in Aussicht stehende Schließung der
Universität.
Berlin, 1. Aug. Der frühere Pastor Schmidt,
der unter dem Verdacht verhaftet wurde, das
Revolverattentat auf die inzwischen ihren Verletzungen
erlegene Frau Meyer aus der Xantenerstraße verübt
zu haben, ist dem Berliner Tageblatt zufolge
aus der Haft entlassen worden, weil er als Täter
nicht mehr in Frage kommt.
OESTERREICH.
Verschlechterung der Situation.
Wien, 30. Juli. Der Kaiser empfing gleich
nach seiner Ankunft den Minister des Äußeren, Grafen
Berchthold, den Kriegsminister v. Krobatin und
den Generalstabschef Baron Conrad. Die Situation
wird wegen der Haltung Rußlands
als sehr ernst beurteilt.
Allgemeine Mobilmachung in Oesterreich.
Wien, 31. Juli. In Oesterreich ist die allgemeine
Mobilisierung mit Einschluß des
Landsturms angeordnet worden. Landsturmpflichtig
sind Männer vom 18. bis 42. Lebensjahr. Der
Landsturm besteht in zwei Aufgeboten.
Noch keine Grenzüberschreitung österreichischer
Truppen.
Budapest, 31. Juli. Von amtlicher ungarischer
Seite erfahre ich, daß entgegen allen anders
lautenden Nachrichten österreichisch-ungarische Truppen
bis Donnerstag abends noch nirgends die serbischen
Grenzen überschritten haben. Auf der ungarischen
Festung Peterwardein wurde gestern ein
Reservist, der als Nazarener den Gehorsam verweigerte,
standrechtlich erschossen.
-
item 20
1. Spalte
Der Kronprinz Führer der 1. Gardedivision.
Nach einer offiziellen Meldung aus Potsdam ist
der Kronprinz zum Führer der ersten Gardedivision
ausersehen.
Generalfeldmarschall v. d. Goltz' Wiedereintritt
in das Heer.
Generalfeldmarschall von der Goltz hat sich zum
Wiedereintritt in das Heer gemeldet. Es laufen
schon seit länger als einer Woche im preußischen
Kriegsministerium täglich Meldungen von deutschen
Kriegsfreiwilligen ein. Die Meldungen
rekrutieren sich vielfach aus denjenigen
Kreisen, für die kein Zwang zum Militärdienst besteht,
insbesondere aus Mitgliedern des Landsturmes
und auch aus solchen, die bei der Aushebung
als untauglich befunden wurden, beziehentlich
bei der Auslosung ausfielen. Zurzeit werden
diese Meldungen keine Berücksichtigung finden.
Nur im allerletzten Ernstfalle werden Freiwillige
dieser Art zur Verwendung im inneren
Dienste kommen. Dagegen haben die verabschiedeten
Offiziere die sich ebenfalls zahlreich
zum Wiedereintritt melden, Aussicht auf
baldige Annahme.
Die Einstellung von Nichtgedienten
und Freiwilligen.
Auf Grund des § 98 der Heer-und Wehrordnung
kann sich jede Persönlichkeit, die ihrer Dienstpflicht
noch nicht genügt hat, bei Ausbruch
der Mobilmachung einen Truppenteil (Ersatzbataillon
usw.) nach Belieben wählen. Wenn er dies
nicht tut, wird bei der bald einsetzenden Aushebung
über ihn verfügt. Als Kriegsfreiwillige können
sich solche Leute bei einem Ersatztruppenteil melden,
die keine gesetzliche Verpflichtung zum Dienen
mehr haben, ferner jugendliche Personen zwischen
17 und 20 Jahren, soweit sie sich nicht in solchen
Bezirken aufhalten, in denen der Landsturm aufgeboten
ist.
Der Telephonverkehr in Deutschland gesperrt.
Nach den Grenzstädten im Westen, Norden und
Osten ist ein telephonischer Verkehr nicht mehr möglich.
Ein deutsches Ausfuhrverbot.
Berlin, 31. Juli. Der Bundesrat hat in seiner
heutigen Sitzung den Erlaß von drei kaiserlichen
Verordnungen betreffend das Verbot der Ausfuhr
von Verpflegungs-, Streu- und Futtermitteln, ferner
von Tieren und tierischen Erzeugnissen sowie
von Kraftfahrzeugen (Motorwagen, Motorfahrrädern
und Teilen davon) und von Mineralrohölen,
Steinkohlenteer und allen aus diesen hergestellten
Oelen zugestimmt. Die Verordnungen treten sofort
in Kraft; der Reichskanzler ist ermächtigt, Ausnahmen
zu gestatten und die erforderlichen
Sicherungsmaßregeln zu treffen.
Weiteres Ausfuhrverbot.
Berlin, 31. Juli. Der heutige "Reichsanzeiger"
veröffentlicht außer den bereits gemeldeten
Ausfuhrverboten das Verbot der Ausfuhr und
Durchfuhr von Eisenbahnmaterial aller
Art, von Telegraphen- und Fernsprechdrähten sowie
Teilen davon, von Luftschiffergeräten aller Art,
von Fahrzeugen und Teilen davon, ferner das Verbot
betreffend die Ausfuhr und Durchfuhr von
Waffen, Munition, Pulver und Sprengstoffen, sowie
von anderen Artikeln des Kriegsbedarfs und
von Gegenständen zur Herstellung von Kriegsbedarfsartikeln,
ferner das Verbot betreffend die Ausfuhr und
Durchfuhr von Rohstoffen, die bei der Herstellung
und dem Betriebe von Gegenständen des Kriegsbedarfs
zur Verwendung gelangen.
Russische Erntearbeiter.
Unter den Maßnahmen, die die deutsche Regierung
treffen sollte, besteht hoffentlich auch die Einbehaltung
der russischen Erntearbeiter, die
noch auf deutschem Boden weilen. Zu der Zahl von
weit über 50 000 Mann nicht der schlechtesten Soldaten
stellen sie ein vollrussisches Armeekorps
dar. Genau so wie man in Oesterreich alle
serbischen Reservisten kurzerhand verhaftet, halte
man diese russischen Reservisten bei uns sofort unter
militärischer Bewachung - wozu Landsturmleute
genügen - und lasse die Erntearbeiten
vollenden und interniere sie dann an geeigneten
Orten. Es ist das eine Pflicht der Selbsterhaltung.
Nur keine falsche Zurückhaltung den russischen
Friedensbrechern gegenüber!
Die Unterbrechung der deutschen Seeschiffahrt.
Hamburg, 31. Juli. Sämtliche Hamburger
Reedereien haben ihre auf See befindlichen Dampfer
angewiesen, unverzüglich den nächsten Hafen anzulaufen
und weitere Order abzuwarten. Aus Hamburg
wird heute kein Schiff mehr abgelassen.
Panik in Straßburg.
Straßburg, 30. Juli. In Straßburg herrscht
die größte Erregung. Das Papiergeld hat momentan
fast keinen Wert; Geschäftsleute und Wirtschaften
weigern sich, Papiergeld anzunehmen. An den
Sparkassen werden fortgesetzt Beträge abgehoben,
es wird von manchen Leuten sogar ein schwunghafter
Handel mit Hundertmarkscheinen betrieben, für die sie
90 bis 95 Mark in Silber zahlen. - Die Lebensmittelpreise
sind horrend in die Höhe gestiegen.
Die Kolonialwarenhändler machen bekannt, daß
nur noch gegen Kasse verkauft werde.
Aus Königsberg.
Die Polizeidirektion macht durch Anschlag öffentlich
bekannt: Zur Sicherung des Hauptbahnhofes
und dessen Betriebsanlagen, ist eine militärische
Wache am Bahnhof, sowie Posten an den Betriebsanlagen
daselbst aufgestellt. Um Unglücksfälle zu
vermeiden, mache ich die Bevölkerung darauf aufmerksam,
daß die Annäherung an die
2. Spalte
Eisenbahnanlagen (Gleise, Brücken, Stellwerke usw.)
näher als 100 Meter verboten ist. Das Passieren
dieser Anlagen durch Zivilpersonen ohne Begleitung
eines Postens ist verboten. Zivilpersonen werden
von den Posten mit Halt! angerufen und müssen
stehen. Zuwiderhandelnde setzen sich der Gefahr
aus, erschossen zu werden.
Panik an der russischen Grenze.
Ostrowo, 31. Juli. Unter den Einwohnern
an der russischen Grenze herrscht eine große Panik,
sogar die Familien der deutschen Beamten leben
in großer Aufregung und die meisten haben die
letzte Nacht in Ostrowo verbracht. Der Güterverkehr
zwischen Skalmierzyce und Kalisch ist eingestellt
worden. Die russische Grenzwache wurde durch Infanterie
verstärkt.
Eine nationale Tat.
Kottbus, 31. Juli. Angesichts der politischen
Ereignisse erachtet es der Arbeitgeberverband
der Lausitzer Tuchindustrie für seine nationale
Pflicht, die Aussperrung sofort für
beendet zu erklären. Die Verbandsbetriebe
werden am Montag, den 3. August, früh wieder
eröffnet.
Neueste Nachrichten.
Berlin, 1. Aug. Laut "Lok. Anz." hat die
Kaiserliche Familie gestern abend im Schlosse
das heilige Abendmahl genommen.
Berlin, 1. Aug. Prinz Adalbert von Preußen
hat sich heute mit der Prinzessin Adelheid von Sachsen-
Meiningen verlobt.
Berlin, 1. Aug. Der Berliner Magistrat hat
sich gestern sehr eingehend mit Maßnahmen beschäftigt,
die die städtische Verwaltung im Falle des
Krieges zu ergreifen hat. Nach der "Morgenpost"
wurde eine Reihe wichtiger Beschlüsse gefaßt, die sich
auf die Lebensmittelversorgung beziehen. Die
Stadt wird in der Lage sein, die Lebensmittelversorgung
selbst zu regeln.
Berlin, 1. Aug. Für den Fall der Mobilmachung
hat Geheimrat Lipmann vom Vorstand der
Volks-Kaffee- und Speisehallen-Gesellschaft den
Betrag von 15 000 Mark für den Fall des Krieges
zur unentgeltlichen Verabreichung von Speisen
und Getränken an ausrückende Mannschaften auf
den Berliner Bahnhöfen zur Verfügung gestellt.
Berlin, 1. Aug. An der Berliner Universität
schlossen gestern die Professoren ihre Vorlesungen
mit dem Hinweis auf die bevorstehende Kriegsgefahr
und die in Aussicht stehende Schließung der
Universität.
Berlin, 1. Aug. Der frühere Pastor Schmidt,
der unter dem Verdacht verhaftet wurde, das
Revolverattentat auf die inzwischen ihren Verletzungen
erlegene Frau Meyer aus der Xantenerstraße verübt
zu haben, ist dem Berliner Tageblatt zufolge
aus der Haft entlassen worden, weil er als Täter
nicht mehr in Frage kommt.
OESTERREICH.
Verschlechterung der Situation.
Wien, 30. Juli. Der Kaiser empfing gleich
nach seiner Ankunft den Minister des Äußeren, Grafen
Berchthold, den Kriegsminister v. Krobatin und
den Generalstabschef Baron Conrad. Die Situation
wird wegen der Haltung Rußlands
als sehr ernst beurteilt.
Allgemeine Mobilmachung in Oesterreich.
Wien, 31. Juli. In Oesterreich ist die allgemeine
Mobilisierung mit Einschluß des
Landsturms angeordnet worden. Landsturmpflichtig
sind Männer vom 18. bis 42. Lebensjahr. Der
Landsturm besteht in zwei Aufgeboten.
-
item 20
1. Spalte
Der Kronprinz Führer der 1. Gardedivision.
Nach einer offiziellen Meldung aus Potsdam ist
der Kronprinz zum Führer der ersten Gardedivision
ausersehen.
Generalfeldmarschall v. d. Goltz' Wiedereintritt
in das Heer.
Generalfeldmarschall von der Goltz hat sich zum
Wiedereintritt in das Heer gemeldet. Es laufen
schon seit länger als einer Woche im preußischen
Kriegsministerium täglich Meldungen von deutschen
Kriegsfreiwilligen ein. Die Meldungen
rekrutieren sich vielfach aus denjenigen
Kreisen, für die kein Zwang zum Militärdienst besteht,
insbesondere aus Mitgliedern des Landsturmes
und auch aus solchen, die bei der Aushebung
als untauglich befunden wurden, beziehentlich
bei der Auslosung ausfielen. Zurzeit werden
diese Meldungen keine Berücksichtigung finden.
Nur im allerletzten Ernstfalle werden Freiwillige
dieser Art zur Verwendung im inneren
Dienste kommen. Dagegen haben die verabschiedeten
Offiziere die sich ebenfalls zahlreich
zum Wiedereintritt melden, Aussicht auf
baldige Annahme.
Die Einstellung von Nichtgedienten
und Freiwilligen.
Auf Grund des § 98 der Heer-und Wehrordnung
kann sich jede Persönlichkeit, die ihrer Dienstpflicht
noch nicht genügt hat, bei Ausbruch
der Mobilmachung einen Truppenteil (Ersatzbataillon
usw.) nach Belieben wählen. Wenn er dies
nicht tut, wird bei der bald einsetzenden Aushebung
über ihn verfügt. Als Kriegsfreiwillige können
sich solche Leute bei einem Ersatztruppenteil melden,
die keine gesetzliche Verpflichtung zum Dienen
mehr haben, ferner jugendliche Personen zwischen
17 und 20 Jahren, soweit sie sich nicht in solchen
Bezirken aufhalten, in denen der Landsturm aufgeboten
ist.
Der Telephonverkehr in Deutschland gesperrt.
Nach den Grenzstädten im Westen, Norden und
Osten ist ein telephonischer Verkehr nicht mehr möglich.
Ein deutsches Ausfuhrverbot.
Berlin, 31. Juli. Der Bundesrat hat in seiner
heutigen Sitzung den Erlaß von drei kaiserlichen
Verordnungen betreffend das Verbot der Ausfuhr
von Verpflegungs-, Streu- und Futtermitteln, ferner
von Tieren und tierischen Erzeugnissen sowie
von Kraftfahrzeugen (Motorwagen, Motorfahrrädern
und Teilen davon) und von Mineralrohölen,
Steinkohlenteer und allen aus diesen hergestellten
Oelen zugestimmt. Die Verordnungen treten sofort
in Kraft; der Reichskanzler ist ermächtigt, Ausnahmen
zu gestatten und die erforderlichen
Sicherungsmaßregeln zu treffen.
Weiteres Ausfuhrverbot.
Berlin, 31. Juli. Der heutige "Reichsanzeiger"
veröffentlicht außer den bereits gemeldeten
Ausfuhrverboten das Verbot der Ausfuhr und
Durchfuhr von Eisenbahnmaterial aller
Art, von Telegraphen- und Fernsprechdrähten sowie
Teilen davon, von Luftschiffergeräten aller Art,
von Fahrzeugen und Teilen davon, ferner das Verbot
betreffend die Ausfuhr und Durchfuhr von
Waffen, Munition, Pulver und Sprengstoffen, sowie
von anderen Artikeln des Kriegsbedarfs und
von Gegenständen zur Herstellung von Kriegsbedarfsartikeln,
ferner das Verbot betreffend die Ausfuhr und
Durchfuhr von Rohstoffen, die bei der Herstellung
und dem Betriebe von Gegenständen des Kriegsbedarfs
zur Verwendung gelangen.
Russische Erntearbeiter.
Unter den Maßnahmen, die die deutsche Regierung
treffen sollte, besteht hoffentlich auch die Einbehaltung
der russischen Erntearbeiter, die
noch auf deutschem Boden weilen. Zu der Zahl von
weit über 50 000 Mann nicht der schlechtesten Soldaten
stellen sie ein vollrussisches Armeekorps
dar. Genau so wie man in Oesterreich alle
serbischen Reservisten kurzerhand verhaftet, halte
man diese russischen Reservisten bei uns sofort unter
militärischer Bewachung - wozu Landsturmleute
genügen - und lasse die Erntearbeiten
vollenden und interniere sie dann an geeigneten
Orten. Es ist das eine Pflicht der Selbsterhaltung.
Nur keine falsche Zurückhaltung den russischen
Friedensbrechern gegenüber!
Die Unterbrechung der deutschen Seeschiffahrt.
Hamburg, 31. Juli. Sämtliche Hamburger
Reedereien haben ihre auf See befindlichen Dampfer
angewiesen, unverzüglich den nächsten Hafen anzulaufen
und weitere Order abzuwarten. Aus Hamburg
wird heute kein Schiff mehr abgelassen.
Panik in Straßburg.
Straßburg, 30. Juli. In Straßburg herrscht
die größte Erregung. Das Papiergeld hat momentan
fast keinen Wert; Geschäftsleute und Wirtschaften
weigern sich, Papiergeld anzunehmen. An den
Sparkassen werden fortgesetzt Beträge abgehoben,
es wird von manchen Leuten sogar ein schwunghafter
Handel mit Hundertmarkscheinen betrieben, für die sie
90 bis 95 Mark in Silber zahlen. - Die Lebensmittelpreise
sind horrend in die Höhe gestiegen.
Die Kolonialwarenhändler machen bekannt, daß
nur noch gegen Kasse verkauft werde.
Aus Königsberg.
Die Polizeidirektion macht durch Anschlag öffentlich
bekannt: Zur Sicherung des Hauptbahnhofes
und dessen Betriebsanlagen, ist eine militärische
Wache am Bahnhof, sowie Posten an den Betriebsanlagen
daselbst aufgestellt. Um Unglücksfälle zu
vermeiden, mache ich die Bevölkerung darauf aufmerksam,
daß die Annäherung an die
2. Spalte
Eisenbahnanlagen (Gleise, Brücken, Stellwerke usw.)
näher als 100 Meter verboten ist. Das Passieren
dieser Anlagen durch Zivilpersonen ohne Begleitung
eines Postens ist verboten. Zivilpersonen werden
von den Posten mit Halt! angerufen und müssen
stehen. Zuwiderhandelnde setzen sich der Gefahr
aus, erschossen zu werden.
Panik an der russischen Grenze.
Ostrowo, 31. Juli. Unter den Einwohnern
an der russischen Grenze herrscht eine große Panik,
sogar die Familien der deutschen Beamten leben
in großer Aufregung und die meisten haben die
letzte Nacht in Ostrowo verbracht. Der Güterverkehr
zwischen Skalmierzyce und Kalisch ist eingestellt
worden. Die russische Grenzwache wurde durch Infanterie
verstärkt.
Eine nationale Tat.
Kottbus, 31. Juli. Angesichts der politischen
Ereignisse erachtet es der Arbeitgeberverband
der Lausitzer Tuchindustrie für seine nationale
Pflicht, die Aussperrung sofort für
beendet zu erklären. Die Verbandsbetriebe
werden am Montag, den 3. August, früh wieder
eröffnet.
Neueste Nachrichten.
Berlin, 1. Aug. Laut "Lok. Anz." hat die
Kaiserliche Familie gestern abend im Schlosse
das heilige Abendmahl genommen.
Berlin, 1. Aug. Prinz Adalbert von Preußen
hat sich heute mit der Prinzessin Adelheid von Sachsen-
Meiningen verlobt.
Berlin, 1. Aug. Der Berliner Magistrat hat
sich gestern sehr eingehend mit Maßnahmen beschäftigt,
die die städtische Verwaltung im Falle des
Krieges zu ergreifen hat. Nach der "Morgenpost"
wurde eine Reihe wichtiger Beschlüsse gefaßt, die sich
auf die Lebensmittelversorgung beziehen. Die
Stadt wird in der Lage sein, die Lebensmittelversorgung
selbst zu regeln.
Berlin, 1. Aug. Für den Fall der Mobilmachung
hat Geheimrat Lipmann vom Vorstand der
Volks-Kaffee- und Speisehallen-Gesellschaft den
Betrag von 15 000 Mark für den Fall des Krieges
zur unentgeltlichen Verabreichung von Speisen
und Getränken an ausrückende Mannschaften auf
den Berliner Bahnhöfen zur Verfügung gestellt.
Berlin, 1. Aug. An der Berliner Universität
schlossen gestern die Professoren ihre Vorlesungen
mit dem Hinweis auf die bevorstehende Kriegsgefahr
und die in Aussicht stehende Schließung der
Universität.
Berlin, 1. Aug. Der frühere Pastor Schmidt,
der unter dem Verdacht verhaftet wurde, das
Revolverattentat auf die inzwischen ihren Verletzungen
erlegene Frau Meyer aus der Xantenerstraße verübt
zu haben, ist dem Berliner Tageblatt zufolge
aus der Haft entlassen worden, weil er als Täter
nicht mehr in Frage kommt.
OESTERREICH.
Verschlechterung der Situation.
Wien, 30. Juli. Der Kaiser empfing gleich
nach seiner Ankunft den Minister des Äußeren, Grafen
Berchthold, den Kriegsminister v. Krobatin und
den Generalstabschef Baron Conrad. Die Situation
wird wegen der Haltung Rußlands
als sehr ernst beurteilt.
-
item 20
1. Spalte
Der Kronprinz Führer der 1. Gardedivision.
Nach einer offiziellen Meldung aus Potsdam ist
der Kronprinz zum Führer der ersten Gardedivision
ausersehen.
Generalfeldmarschall v. d. Goltz' Wiedereintritt
in das Heer.
Generalfeldmarschall von der Goltz hat sich zum
Wiedereintritt in das Heer gemeldet. Es laufen
schon seit länger als einer Woche im preußischen
Kriegsministerium täglich Meldungen von deutschen
Kriegsfreiwilligen ein. Die Meldungen
rekrutieren sich vielfach aus denjenigen
Kreisen, für die kein Zwang zum Militärdienst besteht,
insbesondere aus Mitgliedern des Landsturmes
und auch aus solchen, die bei der Aushebung
als untauglich befunden wurden, beziehentlich
bei der Auslosung ausfielen. Zurzeit werden
diese Meldungen keine Berücksichtigung finden.
Nur im allerletzten Ernstfalle werden Freiwillige
dieser Art zur Verwendung im inneren
Dienste kommen. Dagegen haben die verabschiedeten
Offiziere die sich ebenfalls zahlreich
zum Wiedereintritt melden, Aussicht auf
baldige Annahme.
Die Einstellung von Nichtgedienten
und Freiwilligen.
Auf Grund des § 98 der Heer-und Wehrordnung
kann sich jede Persönlichkeit, die ihrer Dienstpflicht
noch nicht genügt hat, bei Ausbruch
der Mobilmachung einen Truppenteil (Ersatzbataillon
usw.) nach Belieben wählen. Wenn er dies
nicht tut, wird bei der bald einsetzenden Aushebung
über ihn verfügt. Als Kriegsfreiwillige können
sich solche Leute bei einem Ersatztruppenteil melden,
die keine gesetzliche Verpflichtung zum Dienen
mehr haben, ferner jugendliche Personen zwischen
17 und 20 Jahren, soweit sie sich nicht in solchen
Bezirken aufhalten, in denen der Landsturm aufgeboten
ist.
Der Telephonverkehr in Deutschland gesperrt.
Nach den Grenzstädten im Westen, Norden und
Osten ist ein telephonischer Verkehr nicht mehr möglich.
Ein deutsches Ausfuhrverbot.
Berlin, 31. Juli. Der Bundesrat hat in seiner
heutigen Sitzung den Erlaß von drei kaiserlichen
Verordnungen betreffend das Verbot der Ausfuhr
von Verpflegungs-, Streu- und Futtermitteln, ferner
von Tieren und tierischen Erzeugnissen sowie
von Kraftfahrzeugen (Motorwagen, Motorfahrrädern
und Teilen davon) und von Mineralrohölen,
Steinkohlenteer und allen aus diesen hergestellten
Oelen zugestimmt. Die Verordnungen treten sofort
in Kraft; der Reichskanzler ist ermächtigt, Ausnahmen
zu gestatten und die erforderlichen
Sicherungsmaßregeln zu treffen.
Weiteres Ausfuhrverbot.
Berlin, 31. Juli. Der heutige "Reichsanzeiger"
veröffentlicht außer den bereits gemeldeten
Ausfuhrverboten das Verbot der Ausfuhr und
Durchfuhr von Eisenbahnmaterial aller
Art, von Telegraphen- und Fernsprechdrähten sowie
Teilen davon, von Luftschiffergeräten aller Art,
von Fahrzeugen und Teilen davon, ferner das Verbot
betreffend die Ausfuhr und Durchfuhr von
Waffen, Munition, Pulver und Sprengstoffen, sowie
von anderen Artikeln des Kriegsbedarfs und
von Gegenständen zur Herstellung von Kriegsbedarfsartikeln,
ferner das Verbot betreffend die Ausfuhr und
Durchfuhr von Rohstoffen, die bei der Herstellung
und dem Betriebe von Gegenständen des Kriegsbedarfs
zur Verwendung gelangen.
Russische Erntearbeiter.
Unter den Maßnahmen, die die deutsche Regierung
treffen sollte, besteht hoffentlich auch die Einbehaltung
der russischen Erntearbeiter, die
noch auf deutschem Boden weilen. Zu der Zahl von
weit über 50 000 Mann nicht der schlechtesten Soldaten
stellen sie ein vollrussisches Armeekorps
dar. Genau so wie man in Oesterreich alle
serbischen Reservisten kurzerhand verhaftet, halte
man diese russischen Reservisten bei uns sofort unter
militärischer Bewachung - wozu Landsturmleute
genügen - und lasse die Erntearbeiten
vollenden und interniere sie dann an geeigneten
Orten. Es ist das eine Pflicht der Selbsterhaltung.
Nur keine falsche Zurückhaltung den russischen
Friedensbrechern gegenüber!
Die Unterbrechung der deutschen Seeschiffahrt.
Hamburg, 31. Juli. Sämtliche Hamburger
Reedereien haben ihre auf See befindlichen Dampfer
angewiesen, unverzüglich den nächsten Hafen anzulaufen
und weitere Order abzuwarten. Aus Hamburg
wird heute kein Schiff mehr abgelassen.
Panik in Straßburg.
Straßburg, 30. Juli. In Straßburg herrscht
die größte Erregung. Das Papiergeld hat momentan
fast keinen Wert; Geschäftsleute und Wirtschaften
weigern sich, Papiergeld anzunehmen. An den
Sparkassen werden fortgesetzt Beträge abgehoben,
es wird von manchen Leuten sogar ein schwunghafter
Handel mit Hundertmarkscheinen betrieben, für die sie
90 bis 95 Mark in Silber zahlen. - Die Lebensmittelpreise
sind horrend in die Höhe gestiegen.
Die Kolonialwarenhändler machen bekannt, daß
nur noch gegen Kasse verkauft werde.
Aus Königsberg.
Die Polizeidirektion macht durch Anschlag öffentlich
bekannt: Zur Sicherung des Hauptbahnhofes
und dessen Betriebsanlagen, ist eine militärische
Wache am Bahnhof, sowie Posten an den Betriebsanlagen
daselbst aufgestellt. Um Unglücksfälle zu
vermeiden, mache ich die Bevölkerung darauf aufmerksam,
daß die Annäherung an die
2. Spalte
Eisenbahnanlagen (Gleise, Brücken, Stellwerke usw.)
näher als 100 Meter verboten ist. Das Passieren
dieser Anlagen durch Zivilpersonen ohne Begleitung
eines Postens ist verboten. Zivilpersonen werden
von den Posten mit Halt! angerufen und müssen
stehen. Zuwiderhandelnde setzen sich der Gefahr
aus, erschossen zu werden.
Panik an der russischen Grenze.
Ostrowo, 31. Juli. Unter den Einwohnern
an der russischen Grenze herrscht eine große Panik,
sogar die Familien der deutschen Beamten leben
in großer Aufregung und die meisten haben die
letzte Nacht in Ostrowo verbracht. Der Güterverkehr
zwischen Skalmierzyce und Kalisch ist eingestellt
worden. Die russische Grenzwache wurde durch Infanterie
verstärkt.
Eine nationale Tat.
Kottbus, 31. Juli. Angesichts der politischen
Ereignisse erachtet es der Arbeitgeberverband
der Lausitzer Tuchindustrie für seine nationale
Pflicht, die Aussperrung sofort für
beendet zu erklären. Die Verbandsbetriebe
werden am Montag, den 3. August, früh wieder
eröffnet.
Neueste Nachrichten.
Berlin, 1. Aug. Laut "Lok. Anz." hat die
Kaiserliche Familie gestern abend im Schlosse
das heilige Abendmahl genommen.
Berlin, 1. Aug. Prinz Adalbert von Preußen
hat sich heute mit der Prinzessin Adelheid von Sachsen-
Meiningen verlobt.
Berlin, 1. Aug. Der Berliner Magistrat hat
sich gestern sehr eingehend mit Maßnahmen beschäftigt,
die die städtische Verwaltung im Falle des
Krieges zu ergreifen hat. Nach der "Morgenpost"
wurde eine Reihe wichtiger Beschlüsse gefaßt, die sich
auf die Lebensmittelversorgung beziehen. Die
Stadt wird in der Lage sein, die Lebensmittelversorgung
selbst zu regeln.
Berlin, 1. Aug. Für den Fall der Mobilmachung
hat Geheimrat Lipmann vom Vorstand der
Volks-Kaffee- und Speisehallen-Gesellschaft den
Betrag von 15 000 Mark für den Fall des Krieges
zur unentgeltlichen Verabreichung von Speisen
und Getränken an ausrückende Mannschaften auf
den Berliner Bahnhöfen zur Verfügung gestellt.
Berlin, 1. Aug. An der Berliner Universität
schlossen gestern die Professoren ihre Vorlesungen
mit dem Hinweis auf die bevorstehende Kriegsgefahr
und die in Aussicht stehende Schließung der
Universität.
Berlin, 1. Aug. Der frühere Pastor Schmidt,
der unter dem Verdacht verhaftet wurde, das
Revolverattentat auf die inzwischen ihren Verletzungen
erlegene Frau Meyer aus der Xantenerstraße verübt
zu haben, ist dem Berliner Tageblatt zufolge
aus der Haft entlassen worden, weil er als Täter
nicht mehr in Frage kommt.
OESTERREICH.
Verschlechterung der Situation.
Wien, 30. Juli. Der Kaiser empfing gleich
nach seiner Ankunft den Minister des Äußeren, Grafen
Berchthold, den Kriegsminister v. Krobatin und
den Generalstabschef Baron Conrad. Die situation
wird wegen der Haltung Rußlands
als sehr ernst bezeichnet.
-
item 20
1. Spalte
Der Kronprinz Führer der 1. Gardedivision.
Nach einer offiziellen Meldung aus Potsdam ist
der Kronprinz zum Führer der ersten Gardedivision
ausersehen.
Generalfeldmarschall v. d. Goltz' Wiedereintritt
in das Heer.
Generalfeldmarschall von der Goltz hat sich zum
Wiedereintritt in das Heer gemeldet. Es laufen
schon seit länger als einer Woche im preußischen
Kriegsministerium täglich Meldungen von deutschen
Kriegsfreiwilligen ein. Die Meldungen
rekrutieren sich vielfach aus denjenigen
Kreisen, für die kein Zwang zum Militärdienst besteht,
insbesondere aus Mitgliedern des Landsturmes
und auch aus solchen, die bei der Aushebung
als untauglich befunden wurden, beziehentlich
bei der Auslosung ausfielen. Zurzeit werden
diese Meldungen keine Berücksichtigung finden.
Nur im allerletzten Ernstfalle werden Freiwillige
dieser Art zur Verwendung im inneren
Dienste kommen. Dagegen haben die verabschiedeten
Offiziere die sich ebenfalls zahlreich
zum Wiedereintritt melden, Aussicht auf
baldige Annahme.
Die Einstellung von Nichtgedienten
und Freiwilligen.
Auf Grund des § 98 der Heer-und Wehrordnung
kann sich jede Persönlichkeit, die ihrer Dienstpflicht
noch nicht genügt hat, bei Ausbruch
der Mobilmachung einen Truppenteil (Ersatzbataillon
usw.) nach Belieben wählen. Wenn er dies
nicht tut, wird bei der bald einsetzenden Aushebung
über ihn verfügt. Als Kriegsfreiwillige können
sich solche Leute bei einem Ersatztruppenteil melden,
die keine gesetzliche Verpflichtung zum Dienen
mehr haben, ferner jugendliche Personen zwischen
17 und 20 Jahren, soweit sie sich nicht in solchen
Bezirken aufhalten, in denen der Landsturm aufgeboten
ist.
Der Telephonverkehr in Deutschland gesperrt.
Nach den Grenzstädten im Westen, Norden und
Osten ist ein telephonischer Verkehr nicht mehr möglich.
Ein deutsches Ausfuhrverbot.
Berlin, 31. Juli. Der Bundesrat hat in seiner
heutigen Sitzung den Erlaß von drei kaiserlichen
Verordnungen betreffend das Verbot der Ausfuhr
von Verpflegungs-, Streu- und Futtermitteln, ferner
von Tieren und tierischen Erzeugnissen sowie
von Kraftfahrzeugen (Motorwagen, Motorfahrrädern
und Teilen davon) und von Mineralrohölen,
Steinkohlenteer und allen aus diesen hergestellten
Oelen zugestimmt. Die Verordnungen treten sofort
in Kraft; der Reichskanzler ist ermächtigt, Ausnahmen
zu gestatten und die erforderlichen
Sicherungsmaßregeln zu treffen.
Weiteres Ausfuhrverbot.
Berlin, 31. Juli. Der heutige "Reichsanzeiger"
veröffentlicht außer den bereits gemeldeten
Ausfuhrverboten das Verbot der Ausfuhr und
Durchfuhr von Eisenbahnmaterial aller
Art, von Telegraphen- und Fernsprechdrähten sowie
Teilen davon, von Luftschiffergeräten aller Art,
von Fahrzeugen und Teilen davon, ferner das Verbot
betreffend die Ausfuhr und Durchfuhr von
Waffen, Munition, Pulver und Sprengstoffen, sowie
von anderen Artikeln des Kriegsbedarfs und
von Gegenständen zur Herstellung von Kriegsbedarfsartikeln,
ferner das Verbot betreffend die Ausfuhr und
Durchfuhr von Rohstoffen, die bei der Herstellung
und dem Betriebe von Gegenständen des Kriegsbedarfs
zur Verwendung gelangen.
Russische Erntearbeiter.
Unter den Maßnahmen, die die deutsche Regierung
treffen sollte, besteht hoffentlich auch die Einbehaltung
der russischen Erntearbeiter, die
noch auf deutschem Boden weilen. Zu der Zahl von
weit über 50 000 Mann nicht der schlechtesten Soldaten
stellen sie ein vollrussisches Armeekorps
dar. Genau so wie man in Oesterreich alle
serbischen Reservisten kurzerhand verhaftet, halte
man diese russischen Reservisten bei uns sofort unter
militärischer Bewachung - wozu Landsturmleute
genügen - und lasse die Erntearbeiten
vollenden und interniere sie dann an geeigneten
Orten. Es ist das eine Pflicht der Selbsterhaltung.
Nur keine falsche Zurückhaltung den russischen
Friedensbrechern gegenüber!
Die Unterbrechung der deutschen Seeschiffahrt.
Hamburg, 31. Juli. Sämtliche Hamburger
Reedereien haben ihre auf See befindlichen Dampfer
angewiesen, unverzüglich den nächsten Hafen anzulaufen
und weitere Order abzuwarten. Aus Hamburg
wird heute kein Schiff mehr abgelassen.
Panik in Straßburg.
Straßburg, 30. Juli. In Straßburg herrscht
die größte Erregung. Das Papiergeld hat momentan
fast keinen Wert; Geschäftsleute und Wirtschaften
weigern sich, Papiergeld anzunehmen. An den
Sparkassen werden fortgesetzt Beträge abgehoben,
es wird von manchen Leuten sogar ein schwunghafter
Handel mit Hundertmarkscheinen betrieben, für die sie
90 bis 95 Mark in Silber zahlen. - Die Lebensmittelpreise
sind horrend in die Höhe gestiegen.
Die Kolonialwarenhändler machen bekannt, daß
nur noch gegen Kasse verkauft werde.
Aus Königsberg.
Die Polizeidirektion macht durch Anschlag öffentlich
bekannt: Zur Sicherung des Hauptbahnhofes
und dessen Betriebsanlagen, ist eine militärische
Wache am Bahnhof, sowie Posten an den Betriebsanlagen
daselbst aufgestellt. Um Unglücksfälle zu
vermeiden, mache ich die Bevölkerung darauf aufmerksam,
daß die Annäherung an die
2. Spalte
Eisenbahnanlagen (Gleise, Brücken, Stellwerke usw.)
näher als 100 Meter verboten ist. Das Passieren
dieser Anlagen durch Zivilpersonen ohne Begleitung
eines Postens ist verboten. Zivilpersonen werden
von den Posten mit Halt! angerufen und müssen
stehen. Zuwiderhandelnde setzen sich der Gefahr
aus, erschossen zu werden.
Panik an der russischen Grenze.
Ostrowo, 31. Juli. Unter den Einwohnern
an der russischen Grenze herrscht eine große Panik,
sogar die Familien der deutschen Beamten leben
in großer Aufregung und die meisten haben die
letzte Nacht in Ostrowo verbracht. Der Güterverkehr
zwischen Skalmierzyce und Kalisch ist eingestellt
worden. Die russische Grenzwache wurde durch Infanterie
verstärkt.
Eine nationale Tat.
Kottbus, 31. Juli. Angesichts der politischen
Ereignisse erachtet es der Arbeitgeberverband
der Lausitzer Tuchindustrie für seine nationale
Pflicht, die Aussperrung sofort für
beendet zu erklären. Die Verbandsbetriebe
werden am Montag, den 3. August, früh wieder
eröffnet.
Neueste Nachrichten.
Berlin, 1. Aug. Laut "Lok. Anz." hat die
Kaiserliche Familie gestern abend im Schlosse
das heilige Abendmahl genommen.
Berlin, 1. Aug. Prinz Adalbert von Preußen
hat sich heute mit der Prinzessin Adelheid von Sachsen-
Meiningen verlobt.
Berlin, 1. Aug. Der Berliner Magistrat hat
sich gestern sehr eingehend mit Maßnahmen beschäftigt,
die die städtische Verwaltung im Falle des
Krieges zu ergreifen hat. Nach der "Morgenpost"
wurde eine Reihe wichtiger Beschlüsse gefaßt, die sich
auf die Lebensmittelversorgung beziehen. Die
Stadt wird in der Lage sein, die Lebensmittelversorgung
selbst zu regeln.
Berlin, 1. Aug. Für den Fall der Mobilmachung
hat Geheimrat Lipmann vom Vorstand der
Volks-Kaffee- und Speisehallen-Gesellschaft den
Betrag von 15 000 Mark für den Fall des Krieges
zur unentgeltlichen Verabreichung von Speisen
und Getränken an ausrückende Mannschaften auf
den Berliner Bahnhöfen zur Verfügung gestellt.
Berlin, 1. Aug. An der Berliner Universität
schlossen gestern die Professoren ihre Vorlesungen
mit dem Hinweis auf die bevorstehende Kriegsgefahr
und die in Aussicht stehende Schließung der
Universität.
Berlin, 1. Aug. Der frühere Pastor Schmidt,
der unter dem Verdacht verhaftet wurde, das
Revolverattentat auf die inzwischen ihren Verletzungen
erlegene Frau Meyer aus der Xantenerstraße verübt
zu haben, ist dem Berliner Tageblatt zufolge
aus der Haft entlassen worden, weil er als Täter
nicht mehr in Frage kommt.
OESTERREICH.
Verschlechterung der Situation.
-
item 20
1. Spalte
Der Kronprinz Führer der 1. Gardedivision.
Nach einer offiziellen Meldung aus Potsdam ist
der Kronprinz zum Führer der ersten Gardedivision
ausersehen.
Generalfeldmarschall v. d. Goltz' Wiedereintritt
in das Heer.
Generalfeldmarschall von der Goltz hat sich zum
Wiedereintritt in das Heer gemeldet. Es laufen
schon seit länger als einer Woche im preußischen
Kriegsministerium täglich Meldungen von deutschen
Kriegsfreiwilligen ein. Die Meldungen
rekrutieren sich vielfach aus denjenigen
Kreisen, für die kein Zwang zum Militärdienst besteht,
insbesondere aus Mitgliedern des Landsturmes
und auch aus solchen, die bei der Aushebung
als untauglich befunden wurden, beziehentlich
bei der Auslosung ausfielen. Zurzeit werden
diese Meldungen keine Berücksichtigung finden.
Nur im allerletzten Ernstfalle werden Freiwillige
dieser Art zur Verwendung im inneren
Dienste kommen. Dagegen haben die verabschiedeten
Offiziere die sich ebenfalls zahlreich
zum Wiedereintritt melden, Aussicht auf
baldige Annahme.
Die Einstellung von Nichtgedienten
und Freiwilligen.
Auf Grund des § 98 der Heer-und Wehrordnung
kann sich jede Persönlichkeit, die ihrer Dienstpflicht
noch nicht genügt hat, bei Ausbruch
der Mobilmachung einen Truppenteil (Ersatzbataillon
usw.) nach Belieben wählen. Wenn er dies
nicht tut, wird bei der bald einsetzenden Aushebung
über ihn verfügt. Als Kriegsfreiwillige können
sich solche Leute bei einem Ersatztruppenteil melden,
die keine gesetzliche Verpflichtung zum Dienen
mehr haben, ferner jugendliche Personen zwischen
17 und 20 Jahren, soweit sie sich nicht in solchen
Bezirken aufhalten, in denen der Landsturm aufgeboten
ist.
Der Telephonverkehr in Deutschland gesperrt.
Nach den Grenzstädten im Westen, Norden und
Osten ist ein telephonischer Verkehr nicht mehr möglich.
Ein deutsches Ausfuhrverbot.
Berlin, 31. Juli. Der Bundesrat hat in seiner
heutigen Sitzung den Erlaß von drei kaiserlichen
Verordnungen betreffend das Verbot der Ausfuhr
von Verpflegungs-, Streu- und Futtermitteln, ferner
von Tieren und tierischen Erzeugnissen sowie
von Kraftfahrzeugen (Motorwagen, Motorfahrrädern
und Teilen davon) und von Mineralrohölen,
Steinkohlenteer und allen aus diesen hergestellten
Oelen zugestimmt. Die Verordnungen treten sofort
in Kraft; der Reichskanzler ist ermächtigt, Ausnahmen
zu gestatten und die erforderlichen
Sicherungsmaßregeln zu treffen.
Weiteres Ausfuhrverbot.
Berlin, 31. Juli. Der heutige "Reichsanzeiger"
veröffentlicht außer den bereits gemeldeten
Ausfuhrverboten das Verbot der Ausfuhr und
Durchfuhr von Eisenbahnmaterial aller
Art, von Telegraphen- und Fernsprechdrähten sowie
Teilen davon, von Luftschiffergeräten aller Art,
von Fahrzeugen und Teilen davon, ferner das Verbot
betreffend die Ausfuhr und Durchfuhr von
Waffen, Munition, Pulver und Sprengstoffen, sowie
von anderen Artikeln des Kriegsbedarfs und
von Gegenständen zur Herstellung von Kriegsbedarfsartikeln,
ferner das Verbot betreffend die Ausfuhr und
Durchfuhr von Rohstoffen, die bei der Herstellung
und dem Betriebe von Gegenständen des Kriegsbedarfs
zur Verwendung gelangen.
Russische Erntearbeiter.
Unter den Maßnahmen, die die deutsche Regierung
treffen sollte, besteht hoffentlich auch die Einbehaltung
der russischen Erntearbeiter, die
noch auf deutschem Boden weilen. Zu der Zahl von
weit über 50 000 Mann nicht der schlechtesten Soldaten
stellen sie ein vollrussisches Armeekorps
dar. Genau so wie man in Oesterreich alle
serbischen Reservisten kurzerhand verhaftet, halte
man diese russischen Reservisten bei uns sofort unter
militärischer Bewachung - wozu Landsturmleute
genügen - und lasse die Erntearbeiten
vollenden und interniere sie dann an geeigneten
Orten. Es ist das eine Pflicht der Selbsterhaltung.
Nur keine falsche Zurückhaltung den russischen
Friedensbrechern gegenüber!
Die Unterbrechung der deutschen Seeschiffahrt.
Hamburg, 31. Juli. Sämtliche Hamburger
Reedereien haben ihre auf See befindlichen Dampfer
angewiesen, unverzüglich den nächsten Hafen anzulaufen
und weitere Order abzuwarten. Aus Hamburg
wird heute kein Schiff mehr abgelassen.
Panik in Straßburg.
Straßburg, 30. Juli. In Straßburg herrscht
die größte Erregung. Das Papiergeld hat momentan
fast keinen Wert; Geschäftsleute und Wirtschaften
weigern sich, Papiergeld anzunehmen. An den
Sparkassen werden fortgesetzt Beträge abgehoben,
es wird von manchen Leuten sogar ein schwunghafter
Handel mit Hundertmarkscheinen betrieben, für die sie
90 bis 95 Mark in Silber zahlen. - Die Lebensmittelpreise
sind horrend in die Höhe gestiegen.
Die Kolonialwarenhändler machen bekannt, daß
nur noch gegen Kasse verkauft werde.
Aus Königsberg.
Die Polizeidirektion macht durch Anschlag öffentlich
bekannt: Zur Sicherung des Hauptbahnhofes
und dessen Betriebsanlagen, ist eine militärische
Wache am Bahnhof, sowie Posten an den Betriebsanlagen
daselbst aufgestellt. Um Unglücksfälle zu
vermeiden, mache ich die Bevölkerung darauf aufmerksam,
daß die Annäherung an die
2. Spalte
Eisenbahnanlagen (Gleise, Brücken, Stellwerke usw.)
näher als 100 Meter verboten ist. Das Passieren
dieser Anlagen durch Zivilpersonen ohne Begleitung
eines Postens ist verboten. Zivilpersonen werden
von den Posten mit Halt! angerufen und müssen
stehen. Zuwiderhandelnde setzen sich der Gefahr
aus, erschossen zu werden.
Panik an der russischen Grenze.
Ostrowo, 31. Juli. Unter den Einwohnern
an der russischen Grenze herrscht eine große Panik,
sogar die Familien der deutschen Beamten leben
in großer Aufregung und die meisten haben die
letzte Nacht in Ostrowo verbracht. Der Güterverkehr
zwischen Skalmierzyce und Kalisch ist eingestellt
worden. Die russische Grenzwache wurde durch Infanterie
verstärkt.
Eine nationale Tat.
Kottbus, 31. Juli. Angesichts der politischen
Ereignisse erachtet es der Arbeitgeberverband
der Lausitzer Tuchindustrie für seine nationale
Pflicht, die Aussperrung sofort für
beendet zu erklären. Die Verbandsbetriebe
werden am Montag, den 3. August, früh wieder
eröffnet.
Neueste Nachrichten.
Berlin, 1. Aug. Laut "Lok. Anz." hat die
Kaiserliche Familie gestern abend im Schlosse
das heilige Abendmahl genommen.
Berlin, 1. Aug. Prinz Adalbert von Preußen
hat sich heute mit der Prinzessin Adelheid von Sachsen-
Meiningen verlobt.
Berlin, 1. Aug. Der Berliner Magistrat hat
sich gestern sehr eingehend mit Maßnahmen beschäftigt,
die die städtische Verwaltung im Falle des
Krieges zu ergreifen hat. Nach der "Morgenpost"
wurde eine Reihe wichtiger Beschlüsse gefaßt, die sich
auf die Lebensmittelversorgung beziehen. Die
Stadt wird in der Lage sein, die Lebensmittelversorgung
selbst zu regeln.
Berlin, 1. Aug. Für den Fall der Mobilmachung
hat Geheimrat Lipmann vom Vorstand der
Volks-Kaffee- und Speisehallen-Gesellschaft den
Betrag von 15 000 Mark für den Fall des Krieges
zur unentgeltlichen Verabreichung von Speisen
und Getränken an ausrückende Mannschaften auf
den Berliner Bahnhöfen zur Verfügung gestellt.
Berlin, 1. Aug. An der Berliner Universität
schlossen gestern die Professoren ihre Vorlesungen
mit dem Hinweis auf die bevorstehende Kriegsgefahr
und die in Aussicht stehende Schließung der
Universität.
Berlin, 1. Aug. Der frühere Pastor Schmidt,
der unter dem Verdacht verhaftet wurde, das
Revolverattentat auf die inzwischen ihren Verletzungen
erlegene Frau Meyer aus der Xantenerstraße verübt
zu haben, ist dem Berliner Tageblatt zufolge
aus der Haft entlassen worden, weil er als Täter
nicht mehr in Frage kommt.
-
item 20
1. Spalte
Der Kronprinz Führer der 1. Gardedivision.
Nach einer offiziellen Meldung aus Potsdam ist
der Kronprinz zum Führer der ersten Gardedivision
ausersehen.
Generalfeldmarschall v. d. Goltz' Wiedereintritt
in das Heer.
Generalfeldmarschall von der Goltz hat sich zum
Wiedereintritt in das Heer gemeldet. Es laufen
schon seit länger als einer Woche im preußischen
Kriegsministerium täglich Meldungen von deutschen
Kriegsfreiwilligen ein. Die Meldungen
rekrutieren sich vielfach aus denjenigen
Kreisen, für die kein Zwang zum Militärdienst besteht,
insbesondere aus Mitgliedern des Landsturmes
und auch aus solchen, die bei der Aushebung
als untauglich befunden wurden, beziehentlich
bei der Auslosung ausfielen. Zurzeit werden
diese Meldungen keine Berücksichtigung finden.
Nur im allerletzten Ernstfalle werden Freiwillige
dieser Art zur Verwendung im inneren
Dienste kommen. Dagegen haben die verabschiedeten
Offiziere die sich ebenfalls zahlreich
zum Wiedereintritt melden, Aussicht auf
baldige Annahme.
Die Einstellung von Nichtgedienten
und Freiwilligen.
Auf Grund des § 98 der Heer-und Wehrordnung
kann sich jede Persönlichkeit, die ihrer Dienstpflicht
noch nicht genügt hat, bei Ausbruch
der Mobilmachung einen Truppenteil (Ersatzbataillon
usw.) nach Belieben wählen. Wenn er dies
nicht tut, wird bei der bald einsetzenden Aushebung
über ihn verfügt. Als Kriegsfreiwillige können
sich solche Leute bei einem Ersatztruppenteil melden,
die keine gesetzliche Verpflichtung zum Dienen
mehr haben, ferner jugendliche Personen zwischen
17 und 20 Jahren, soweit sie sich nicht in solchen
Bezirken aufhalten, in denen der Landsturm aufgeboten
ist.
Der Telephonverkehr in Deutschland gesperrt.
Nach den Grenzstädten im Westen, Norden und
Osten ist ein telephonischer Verkehr nicht mehr möglich.
Ein deutsches Ausfuhrverbot.
Berlin, 31. Juli. Der Bundesrat hat in seiner
heutigen Sitzung den Erlaß von drei kaiserlichen
Verordnungen betreffend das Verbot der Ausfuhr
von Verpflegungs-, Streu- und Futtermitteln, ferner
von Tieren und tierischen Erzeugnissen sowie
von Kraftfahrzeugen (Motorwagen, Motorfahrrädern
und Teilen davon) und von Mineralrohölen,
Steinkohlenteer und allen aus diesen hergestellten
Oelen zugestimmt. Die Verordnungen treten sofort
in Kraft; der Reichskanzler ist ermächtigt, Ausnahmen
zu gestatten und die erforderlichen
Sicherungsmaßregeln zu treffen.
Weiteres Ausfuhrverbot.
Berlin, 31. Juli. Der heutige "Reichsanzeiger"
veröffentlicht außer den bereits gemeldeten
Ausfuhrverboten das Verbot der Ausfuhr und
Durchfuhr von Eisenbahnmaterial aller
Art, von Telegraphen- und Fernsprechdrähten sowie
Teilen davon, von Luftschiffergeräten aller Art,
von Fahrzeugen und Teilen davon, ferner das Verbot
betreffend die Ausfuhr und Durchfuhr von
Waffen, Munition, Pulver und Sprengstoffen, sowie
von anderen Artikeln des Kriegsbedarfs und
von Gegenständen zur Herstellung von Kriegsbedarfsartikeln,
ferner das Verbot betreffend die Ausfuhr und
Durchfuhr von Rohstoffen, die bei der Herstellung
und dem Betriebe von Gegenständen des Kriegsbedarfs
zur Verwendung gelangen.
Russische Erntearbeiter.
Unter den Maßnahmen, die die deutsche Regierung
treffen sollte, besteht hoffentlich auch die Einbehaltung
der russischen Erntearbeiter, die
noch auf deutschem Boden weilen. Zu der Zahl von
weit über 50 000 Mann nicht der schlechtesten Soldaten
stellen sie ein vollrussisches Armeekorps
dar. Genau so wie man in Oesterreich alle
serbischen Reservisten kurzerhand verhaftet, halte
man diese russischen Reservisten bei uns sofort unter
militärischer Bewachung - wozu Landsturmleute
genügen - und lasse die Erntearbeiten
vollenden und interniere sie dann an geeigneten
Orten. Es ist das eine Pflicht der Selbsterhaltung.
Nur keine falsche Zurückhaltung den russischen
Friedensbrechern gegenüber!
Die Unterbrechung der deutschen Seeschiffahrt.
Hamburg, 31. Juli. Sämtliche Hamburger
Reedereien haben ihre auf See befindlichen Dampfer
angewiesen, unverzüglich den nächsten Hafen anzulaufen
und weitere Order abzuwarten. Aus Hamburg
wird heute kein Schiff mehr abgelassen.
Panik in Straßburg.
Straßburg, 30. Juli. In Straßburg herrscht
die größte Erregung. Das Papiergeld hat momentan
fast keinen Wert; Geschäftsleute und Wirtschaften
weigern sich, Papiergeld anzunehmen. An den
Sparkassen werden fortgesetzt Beträge abgehoben,
es wird von manchen Leuten sogar ein schwunghafter
Handel mit Hundertmarkscheinen betrieben, für die sie
90 bis 95 Mark in Silber zahlen. - Die Lebensmittelpreise
sind horrend in die Höhe gestiegen.
Die Kolonialwarenhändler machen bekannt, daß
nur noch gegen Kasse verkauft werde.
Aus Königsberg.
Die Polizeidirektion macht durch Anschlag öffentlich
bekannt: Zur Sicherung des Hauptbahnhofes
und dessen Betriebsanlagen, ist eine militärische
Wache am Bahnhof, sowie Posten an den Betriebsanlagen
daselbst aufgestellt. Um Unglücksfälle zu
vermeiden, mache ich die Bevölkerung darauf aufmerksam,
daß die Annäherung an die
2. Spalte
Eisenbahnanlagen (Gleise, Brücken, Stellwerke usw.)
näher als 100 Meter verboten ist. Das Passieren
dieser Anlagen durch Zivilpersonen ohne Begleitung
eines Postens ist verboten. Zivilpersonen werden
von den Posten mit Halt! angerufen und müssen
stehen. Zuwiderhandelnde setzen sich der Gefahr
aus, erschossen zu werden.
Panik an der russischen Grenze.
Ostrowo, 31. Juli. Unter den Einwohnern
an der russischen Grenze herrscht eine große Panik,
sogar die Familien der deutschen Beamten leben
in großer Aufregung und die meisten haben die
letzte Nacht in Ostrowo verbracht. Der Güterverkehr
zwischen Skalmierzyce und Kalisch ist eingestellt
worden. Die russische Grenzwache wurde durch Infanterie
verstärkt.
Eine nationale Tat.
Kottbus, 31. Juli. Angesichts der politischen
Ereignisse erachtet es der Arbeitgeberverband
der Lausitzer Tuchindustrie für seine nationale
Pflicht, die Aussperrung sofort für
beendet zu erklären. Die Verbandsbetriebe
werden am Montag, den 3. August, früh wieder
eröffnet.
Neueste Nachrichten.
Berlin, 1. Aug. Laut "Lok. Anz." hat die
Kaiserliche Familie gestern abend im Schlosse
das heilige Abendmahl genommen.
Berlin, 1. Aug. Prinz Adalbert von Preußen
hat sich heute mit der Prinzessin Adelheid von Sachsen-
Meiningen verlobt.
Berlin, 1. Aug. Der Berliner Magistrat hat
sich gestern sehr eingehend mit Maßnahmen beschäftigt,
die die städtische Verwaltung im Falle des
Krieges zu ergreifen hat. Nach der "Morgenpost"
wurde eine Reihe wichtiger Beschlüsse gefaßt, die sich
auf die Lebensmittelversorgung beziehen. Die
Stadt wird in der Lage sein, die Lebensmittelversorgung
selbst zu regeln.
Berlin, 1. Aug. Für den Fall der Mobilmachung
hat Geheimrat Lipmann vom Vorstand der
Volks-Kaffee- und Speisehallen-Gesellschaft den
Betrag von 15 000 Mark für den Fall des Krieges
zur unentgeltlichen Verabreichung von Speisen
und Getränken an ausrückende Mannschaften auf
den Berliner Bahnhöfen zur Verfügung gestellt.
Berlin, 1. Aug. An der Berliner Universität
schlossen gestern die Professoren ihre Vorlesungen
mit dem Hinweis auf die bevorstehende Kriegsgefahr
und die in Aussicht stehende Schließung der
Universität.
-
item 20
1. Spalte
Der Kronprinz Führer der 1. Gardedivision.
Nach einer offiziellen Meldung aus Potsdam ist
der Kronprinz zum Führer der ersten Gardedivision
ausersehen.
Generalfeldmarschall v. d. Goltz' Wiedereintritt
in das Heer.
Generalfeldmarschall von der Goltz hat sich zum
Wiedereintritt in das Heer gemeldet. Es laufen
schon seit länger als einer Woche im preußischen
Kriegsministerium täglich Meldungen von deutschen
Kriegsfreiwilligen ein. Die Meldungen
rekrutieren sich vielfach aus denjenigen
Kreisen, für die kein Zwang zum Militärdienst besteht,
insbesondere aus Mitgliedern des Landsturmes
und auch aus solchen, die bei der Aushebung
als untauglich befunden wurden, beziehentlich
bei der Auslosung ausfielen. Zurzeit werden
diese Meldungen keine Berücksichtigung finden.
Nur im allerletzten Ernstfalle werden Freiwillige
dieser Art zur Verwendung im inneren
Dienste kommen. Dagegen haben die verabschiedeten
Offiziere die sich ebenfalls zahlreich
zum Wiedereintritt melden, Aussicht auf
baldige Annahme.
Die Einstellung von Nichtgedienten
und Freiwilligen.
Auf Grund des § 98 der Heer-und Wehrordnung
kann sich jede Persönlichkeit, die ihrer Dienstpflicht
noch nicht genügt hat, bei Ausbruch
der Mobilmachung einen Truppenteil (Ersatzbataillon
usw.) nach Belieben wählen. Wenn er dies
nicht tut, wird bei der bald einsetzenden Aushebung
über ihn verfügt. Als Kriegsfreiwillige können
sich solche Leute bei einem Ersatztruppenteil melden,
die keine gesetzliche Verpflichtung zum Dienen
mehr haben, ferner jugendliche Personen zwischen
17 und 20 Jahren, soweit sie sich nicht in solchen
Bezirken aufhalten, in denen der Landsturm aufgeboten
ist.
Der Telephonverkehr in Deutschland gesperrt.
Nach den Grenzstädten im Westen, Norden und
Osten ist ein telephonischer Verkehr nicht mehr möglich.
Ein deutsches Ausfuhrverbot.
Berlin, 31. Juli. Der Bundesrat hat in seiner
heutigen Sitzung den Erlaß von drei kaiserlichen
Verordnungen betreffend das Verbot der Ausfuhr
von Verpflegungs-, Streu- und Futtermitteln, ferner
von Tieren und tierischen Erzeugnissen sowie
von Kraftfahrzeugen (Motorwagen, Motorfahrrädern
und Teilen davon) und von Mineralrohölen,
Steinkohlenteer und allen aus diesen hergestellten
Oelen zugestimmt. Die Verordnungen treten sofort
in Kraft; der Reichskanzler ist ermächtigt, Ausnahmen
zu gestatten und die erforderlichen
Sicherungsmaßregeln zu treffen.
Weiteres Ausfuhrverbot.
Berlin, 31. Juli. Der heutige "Reichsanzeiger"
veröffentlicht außer den bereits gemeldeten
Ausfuhrverboten das Verbot der Ausfuhr und
Durchfuhr von Eisenbahnmaterial aller
Art, von Telegraphen- und Fernsprechdrähten sowie
Teilen davon, von Luftschiffergeräten aller Art,
von Fahrzeugen und Teilen davon, ferner das Verbot
betreffend die Ausfuhr und Durchfuhr von
Waffen, Munition, Pulver und Sprengstoffen, sowie
von anderen Artikeln des Kriegsbedarfs und
von Gegenständen zur Herstellung von Kriegsbedarfsartikeln,
ferner das Verbot betreffend die Ausfuhr und
Durchfuhr von Rohstoffen, die bei der Herstellung
und dem Betriebe von Gegenständen des Kriegsbedarfs
zur Verwendung gelangen.
Russische Erntearbeiter.
Unter den Maßnahmen, die die deutsche Regierung
treffen sollte, besteht hoffentlich auch die Einbehaltung
der russischen Erntearbeiter, die
noch auf deutschem Boden weilen. Zu der Zahl von
weit über 50 000 Mann nicht der schlechtesten Soldaten
stellen sie ein vollrussisches Armeekorps
dar. Genau so wie man in Oesterreich alle
serbischen Reservisten kurzerhand verhaftet, halte
man diese russischen Reservisten bei uns sofort unter
militärischer Bewachung - wozu Landsturmleute
genügen - und lasse die Erntearbeiten
vollenden und interniere sie dann an geeigneten
Orten. Es ist das eine Pflicht der Selbsterhaltung.
Nur keine falsche Zurückhaltung den russischen
Friedensbrechern gegenüber!
Die Unterbrechung der deutschen Seeschiffahrt.
Hamburg, 31. Juli. Sämtliche Hamburger
Reedereien haben ihre auf See befindlichen Dampfer
angewiesen, unverzüglich den nächsten Hafen anzulaufen
und weitere Order abzuwarten. Aus Hamburg
wird heute kein Schiff mehr abgelassen.
Panik in Straßburg.
Straßburg, 30. Juli. In Straßburg herrscht
die größte Erregung. Das Papiergeld hat momentan
fast keinen Wert; Geschäftsleute und Wirtschaften
weigern sich, Papiergeld anzunehmen. An den
Sparkassen werden fortgesetzt Beträge abgehoben,
es wird von manchen Leuten sogar ein schwunghafter
Handel mit Hundertmarkscheinen betrieben, für die sie
90 bis 95 Mark in Silber zahlen. - Die Lebensmittelpreise
sind horrend in die Höhe gestiegen.
Die Kolonialwarenhändler machen bekannt, daß
nur noch gegen Kasse verkauft werde.
Aus Königsberg.
Die Polizeidirektion macht durch Anschlag öffentlich
bekannt: Zur Sicherung des Hauptbahnhofes
und dessen Betriebsanlagen, ist eine militärische
Wache am Bahnhof, sowie Posten an den Betriebsanlagen
daselbst aufgestellt. Um Unglücksfälle zu
vermeiden, mache ich die Bevölkerung darauf aufmerksam,
daß die Annäherung an die
2. Spalte
Eisenbahnanlagen (Gleise, Brücken, Stellwerke usw.)
näher als 100 Meter verboten ist. Das Passieren
dieser Anlagen durch Zivilpersonen ohne Begleitung
eines Postens ist verboten. Zivilpersonen werden
von den Posten mit Halt! angerufen und müssen
stehen. Zuwiderhandelnde setzen sich der Gefahr
aus, erschossen zu werden.
Panik an der russischen Grenze.
Ostrowo, 31. Juli. Unter den Einwohnern
an der russischen Grenze herrscht eine große Panik,
sogar die Familien der deutschen Beamten leben
in großer Aufregung und die meisten haben die
letzte Nacht in Ostrowo verbracht. Der Güterverkehr
zwischen Skalmierzyce und Kalisch ist eingestellt
worden. Die russische Grenzwache wurde durch Infanterie
verstärkt.
Eine nationale Tat.
Kottbus, 31. Juli. Angesichts der politischen
Ereignisse erachtet es der Arbeitgeberverband
der Lausitzer Tuchindustrie für seine nationale
Pflicht, die Aussperrung sofort für
beendet zu erklären. Die Verbandsbetriebe
werden am Montag, den 3. August, früh wieder
eröffnet.
Neueste Nachrichten.
Berlin, 1. Aug. Laut "Lok. Anz." hat die
Kaiserliche Familie gestern abend im Schlosse
das heilige Abendmahl genommen.
Berlin, 1. Aug. Prinz Adalbert von Preußen
hat sich heute mit der Prinzessin Adelheid von Sachsen-
Meiningen verlobt.
Berlin, 1. Aug. Der Berliner Magistrat hat
sich gestern sehr eingehend mit Maßnahmen beschäftigt,
die die städtische Verwaltung im Falle des
Krieges zu ergreifen hat. Nach der "Morgenpost"
wurde eine Reihe wichtiger Beschlüsse gefaßt, die sich
auf die Lebensmittelversorgung beziehen. Die
Stadt wird in der Lage sein, die Lebensmittelversorgung
selbst zu regeln.
Berlin, 1. Aug. Für den Fall der Mobilmachung
hat Geheimrat Lipmann vom Vorstand der
Volks-Kaffee- und Speisehallen-Gesellschaft den
Betrag von 15 000 Mark für den Fall des Krieges
zur unentgeltlichen Verabreichung von Speisen
und Getränken an ausrückende Mannschaften auf
den Berliner Bahnhöfen zur Verfügung gestellt.
-
item 20
1. Spalte
Der Kronprinz Führer der 1. Gardedivision.
Nach einer offiziellen Meldung aus Potsdam ist
der Kronprinz zum Führer der ersten Gardedivision
ausersehen.
Generalfeldmarschall v. d. Goltz' Wiedereintritt
in das Heer.
Generalfeldmarschall von der Goltz hat sich zum
Wiedereintritt in das Heer gemeldet. Es laufen
schon seit länger als einer Woche im preußischen
Kriegsministerium täglich Meldungen von deutschen
Kriegsfreiwilligen ein. Die Meldungen
rekrutieren sich vielfach aus denjenigen
Kreisen, für die kein Zwang zum Militärdienst besteht,
insbesondere aus Mitgliedern des Landsturmes
und auch aus solchen, die bei der Aushebung
als untauglich befunden wurden, beziehentlich
bei der Auslosung ausfielen. Zurzeit werden
diese Meldungen keine Berücksichtigung finden.
Nur im allerletzten Ernstfalle werden Freiwillige
dieser Art zur Verwendung im inneren
Dienste kommen. Dagegen haben die verabschiedeten
Offiziere die sich ebenfalls zahlreich
zum Wiedereintritt melden, Aussicht auf
baldige Annahme.
Die Einstellung von Nichtgedienten
und Freiwilligen.
Auf Grund des § 98 der Heer-und Wehrordnung
kann sich jede Persönlichkeit, die ihrer Dienstpflicht
noch nicht genügt hat, bei Ausbruch
der Mobilmachung einen Truppenteil (Ersatzbataillon
usw.) nach Belieben wählen. Wenn er dies
nicht tut, wird bei der bald einsetzenden Aushebung
über ihn verfügt. Als Kriegsfreiwillige können
sich solche Leute bei einem Ersatztruppenteil melden,
die keine gesetzliche Verpflichtung zum Dienen
mehr haben, ferner jugendliche Personen zwischen
17 und 20 Jahren, soweit sie sich nicht in solchen
Bezirken aufhalten, in denen der Landsturm aufgeboten
ist.
Der Telephonverkehr in Deutschland gesperrt.
Nach den Grenzstädten im Westen, Norden und
Osten ist ein telephonischer Verkehr nicht mehr möglich.
Ein deutsches Ausfuhrverbot.
Berlin, 31. Juli. Der Bundesrat hat in seiner
heutigen Sitzung den Erlaß von drei kaiserlichen
Verordnungen betreffend das Verbot der Ausfuhr
von Verpflegungs-, Streu- und Futtermitteln, ferner
von Tieren und tierischen Erzeugnissen sowie
von Kraftfahrzeugen (Motorwagen, Motorfahrrädern
und Teilen davon) und von Mineralrohölen,
Steinkohlenteer und allen aus diesen hergestellten
Oelen zugestimmt. Die Verordnungen treten sofort
in Kraft; der Reichskanzler ist ermächtigt, Ausnahmen
zu gestatten und die erforderlichen
Sicherungsmaßregeln zu treffen.
Weiteres Ausfuhrverbot.
Berlin, 31. Juli. Der heutige "Reichsanzeiger"
veröffentlicht außer den bereits gemeldeten
Ausfuhrverboten das Verbot der Ausfuhr und
Durchfuhr von Eisenbahnmaterial aller
Art, von Telegraphen- und Fernsprechdrähten sowie
Teilen davon, von Luftschiffergeräten aller Art,
von Fahrzeugen und Teilen davon, ferner das Verbot
betreffend die Ausfuhr und Durchfuhr von
Waffen, Munition, Pulver und Sprengstoffen, sowie
von anderen Artikeln des Kriegsbedarfs und
von Gegenständen zur Herstellung von Kriegsbedarfsartikeln,
ferner das Verbot betreffend die Ausfuhr und
Durchfuhr von Rohstoffen, die bei der Herstellung
und dem Betriebe von Gegenständen des Kriegsbedarfs
zur Verwendung gelangen.
Russische Erntearbeiter.
Unter den Maßnahmen, die die deutsche Regierung
treffen sollte, besteht hoffentlich auch die Einbehaltung
der russischen Erntearbeiter, die
noch auf deutschem Boden weilen. Zu der Zahl von
weit über 50 000 Mann nicht der schlechtesten Soldaten
stellen sie ein vollrussisches Armeekorps
dar. Genau so wie man in Oesterreich alle
serbischen Reservisten kurzerhand verhaftet, halte
man diese russischen Reservisten bei uns sofort unter
militärischer Bewachung - wozu Landsturmleute
genügen - und lasse die Erntearbeiten
vollenden und interniere sie dann an geeigneten
Orten. Es ist das eine Pflicht der Selbsterhaltung.
Nur keine falsche Zurückhaltung den russischen
Friedensbrechern gegenüber!
Die Unterbrechung der deutschen Seeschiffahrt.
Hamburg, 31. Juli. Sämtliche Hamburger
Reedereien haben ihre auf See befindlichen Dampfer
angewiesen, unverzüglich den nächsten Hafen anzulaufen
und weitere Order abzuwarten. Aus Hamburg
wird heute kein Schiff mehr abgelassen.
Panik in Straßburg.
Straßburg, 30. Juli. In Straßburg herrscht
die größte Erregung. Das Papiergeld hat momentan
fast keinen Wert; Geschäftsleute und Wirtschaften
weigern sich, Papiergeld anzunehmen. An den
Sparkassen werden fortgesetzt Beträge abgehoben,
es wird von manchen Leuten sogar ein schwunghafter
Handel mit Hundertmarkscheinen betrieben, für die sie
90 bis 95 Mark in Silber zahlen. - Die Lebensmittelpreise
sind horrend in die Höhe gestiegen.
Die Kolonialwarenhändler machen bekannt, daß
nur noch gegen Kasse verkauft werde.
Aus Königsberg.
Die Polizeidirektion macht durch Anschlag öffentlich
bekannt: Zur Sicherung des Hauptbahnhofes
und dessen Betriebsanlagen, ist eine militärische
Wache am Bahnhof, sowie Posten an den Betriebsanlagen
daselbst aufgestellt. Um Unglücksfälle zu
vermeiden, mache ich die Bevölkerung darauf aufmerksam,
daß die Annäherung an die
2. Spalte
Eisenbahnanlagen (Gleise, Brücken, Stellwerke usw.)
näher als 100 Meter verboten ist. Das Passieren
dieser Anlagen durch Zivilpersonen ohne Begleitung
eines Postens ist verboten. Zivilpersonen werden
von den Posten mit Halt! angerufen und müssen
stehen. Zuwiderhandelnde setzen sich der Gefahr
aus, erschossen zu werden.
Panik an der russischen Grenze.
Ostrowo, 31. Juli. Unter den Einwohnern
an der russischen Grenze herrscht eine große Panik,
sogar die Familien der deutschen Beamten leben
in großer Aufregung und die meisten haben die
letzte Nacht in Ostrowo verbracht. Der Güterverkehr
zwischen Skalmierzyce und Kalisch ist eingestellt
worden. Die russische Grenzwache wurde durch Infanterie
verstärkt.
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item 20
1. Spalte
Der Kronprinz Führer der 1. Gardedivision.
Nach einer offiziellen Meldung aus Potsdam ist
der Kronprinz zum Führer der ersten Gardedivision
ausersehen.
Generalfeldmarschall v. d. Goltz' Wiedereintritt
in das Heer.
Generalfeldmarschall von der Goltz hat sich zum
Wiedereintritt in das Heer gemeldet. Es laufen
schon seit länger als einer Woche im preußischen
Kriegsministerium täglich Meldungen von deutschen
Kriegsfreiwilligen ein. Die Meldungen
rekrutieren sich vielfach aus denjenigen
Kreisen, für die kein Zwang zum Militärdienst besteht,
insbesondere aus Mitgliedern des Landsturmes
und auch aus solchen, die bei der Aushebung
als untauglich befunden wurden, beziehentlich
bei der Auslosung ausfielen. Zurzeit werden
diese Meldungen keine Berücksichtigung finden.
Nur im allerletzten Ernstfalle werden Freiwillige
dieser Art zur Verwendung im inneren
Dienste kommen. Dagegen haben die verabschiedeten
Offiziere die sich ebenfalls zahlreich
zum Wiedereintritt melden, Aussicht auf
baldige Annahme.
Die Einstellung von Nichtgedienten
und Freiwilligen.
Auf Grund des § 98 der Heer-und Wehrordnung
kann sich jede Persönlichkeit, die ihrer Dienstpflicht
noch nicht genügt hat, bei Ausbruch
der Mobilmachung einen Truppenteil (Ersatzbataillon
usw.) nach Belieben wählen. Wenn er dies
nicht tut, wird bei der bald einsetzenden Aushebung
über ihn verfügt. Als Kriegsfreiwillige können
sich solche Leute bei einem Ersatztruppenteil melden,
die keine gesetzliche Verpflichtung zum Dienen
mehr haben, ferner jugendliche Personen zwischen
17 und 20 Jahren, soweit sie sich nicht in solchen
Bezirken aufhalten, in denen der Landsturm aufgeboten
ist.
Der Telephonverkehr in Deutschland gesperrt.
Nach den Grenzstädten im Westen, Norden und
Osten ist ein telephonischer Verkehr nicht mehr möglich.
Ein deutsches Ausfuhrverbot.
Berlin, 31. Juli. Der Bundesrat hat in seiner
heutigen Sitzung den Erlaß von drei kaiserlichen
Verordnungen betreffend das Verbot der Ausfuhr
von Verpflegungs-, Streu- und Futtermitteln, ferner
von Tieren und tierischen Erzeugnissen sowie
von Kraftfahrzeugen (Motorwagen, Motorfahrrädern
und Teilen davon) und von Mineralrohölen,
Steinkohlenteer und allen aus diesen hergestellten
Oelen zugestimmt. Die Verordnungen treten sofort
in Kraft; der Reichskanzler ist ermächtigt, Ausnahmen
zu gestatten und die erforderlichen
Sicherungsmaßregeln zu treffen.
Weiteres Ausfuhrverbot.
Berlin, 31. Juli. Der heutige "Reichsanzeiger"
veröffentlicht außer den bereits gemeldeten
Ausfuhrverboten das Verbot der Ausfuhr und
Durchfuhr von Eisenbahnmaterial aller
Art, von Telegraphen- und Fernsprechdrähten sowie
Teilen davon, von Luftschiffergeräten aller Art,
von Fahrzeugen und Teilen davon, ferner das Verbot
betreffend die Ausfuhr und Durchfuhr von
Waffen, Munition, Pulver und Sprengstoffen, sowie
von anderen Artikeln des Kriegsbedarfs und
von Gegenständen zur Herstellung von Kriegsbedarfsartikeln,
ferner das Verbot betreffend die Ausfuhr und
Durchfuhr von Rohstoffen, die bei der Herstellung
und dem Betriebe von Gegenständen des Kriegsbedarfs
zur Verwendung gelangen.
Russische Erntearbeiter.
Unter den Maßnahmen, die die deutsche Regierung
treffen sollte, besteht hoffentlich auch die Einbehaltung
der russischen Erntearbeiter, die
noch auf deutschem Boden weilen. Zu der Zahl von
weit über 50 000 Mann nicht der schlechtesten Soldaten
stellen sie ein vollrussisches Armeekorps
dar. Genau so wie man in Oesterreich alle
serbischen Reservisten kurzerhand verhaftet, halte
man diese russischen Reservisten bei uns sofort unter
militärischer Bewachung - wozu Landsturmleute
genügen - und lasse die Erntearbeiten
vollenden und interniere sie dann an geeigneten
Orten. Es ist das eine Pflicht der Selbsterhaltung.
Nur keine falsche Zurückhaltung den russischen
Friedensbrechern gegenüber!
Die Unterbrechung der deutschen Seeschiffahrt.
Hamburg, 31. Juli. Sämtliche Hamburger
Reedereien haben ihre auf See befindlichen Dampfer
angewiesen, unverzüglich den nächsten Hafen anzulaufen
und weitere Order abzuwarten. Aus Hamburg
wird heute kein Schiff mehr abgelassen.
Panik in Straßburg.
Straßburg, 30. Juli. In Straßburg herrscht
die größte Erregung. Das Papiergeld hat momentan
fast keinen Wert; Geschäftsleute und Wirtschaften
weigern sich, Papiergeld anzunehmen. An den
Sparkassen werden fortgesetzt Beträge abgehoben,
es wird von manchen Leuten sogar ein schwunghafter
Handel mit Hundertmarkscheinen betrieben, für die sie
90 bis 95 Mark in Silber zahlen. - Die Lebensmittelpreise
sind horrend in die Höhe gestiegen.
Die Kolonialwarenhändler machen bekannt, daß
nur noch gegen Kasse verkauft werde.
Aus Königsberg.
Die Polizeidirektion macht durch Anschlag öffentlich
bekannt: Zur Sicherung des Hauptbahnhofes
und dessen Betriebsanlagen, ist eine militärische
Wache am Bahnhof, sowie Posten an den Betriebsanlagen
daselbst aufgestellt. Um Unglücksfälle zu
vermeiden, mache ich die Bevölkerung darauf aufmerksam,
daß die Annäherung an die
2. Spalte
Eisenbahnanlagen (Gleise, Brücken, Stellwerke usw.)
näher als 100 Meter verboten ist. Das Passieren
dieser Anlagen durch Zivilpersonen ohne Begleitung
eines Postens ist verboten. Zivilpersonen werden
von den Posten mit Halt! angerufen und müssen
stehen. Zuwiderhandelnde setzen sich der Gefahr
aus, erschossen zu werden.
-
item 20
1. Spalte
Der Kronprinz Führer der 1. Gardedivision.
Nach einer offiziellen Meldung aus Potsdam ist
der Kronprinz zum Führer der ersten Gardedivision
ausersehen.
Generalfeldmarschall v. d. Goltz' Wiedereintritt
in das Heer.
Generalfeldmarschall von der Goltz hat sich zum
Wiedereintritt in das Heer gemeldet. Es laufen
schon seit länger als einer Woche im preußischen
Kriegsministerium täglich Meldungen von deutschen
Kriegsfreiwilligen ein. Die Meldungen
rekrutieren sich vielfach aus denjenigen
Kreisen, für die kein Zwang zum Militärdienst besteht,
insbesondere aus Mitgliedern des Landsturmes
und auch aus solchen, die bei der Aushebung
als untauglich befunden wurden, beziehentlich
bei der Auslosung ausfielen. Zurzeit werden
diese Meldungen keine Berücksichtigung finden.
Nur im allerletzten Ernstfalle werden Freiwillige
dieser Art zur Verwendung im inneren
Dienste kommen. Dagegen haben die verabschiedeten
Offiziere die sich ebenfalls zahlreich
zum Wiedereintritt melden, Aussicht auf
baldige Annahme.
Die Einstellung von Nichtgedienten
und Freiwilligen.
Auf Grund des § 98 der Heer-und Wehrordnung
kann sich jede Persönlichkeit, die ihrer Dienstpflicht
noch nicht genügt hat, bei Ausbruch
der Mobilmachung einen Truppenteil (Ersatzbataillon
usw.) nach Belieben wählen. Wenn er dies
nicht tut, wird bei der bald einsetzenden Aushebung
über ihn verfügt. Als Kriegsfreiwillige können
sich solche Leute bei einem Ersatztruppenteil melden,
die keine gesetzliche Verpflichtung zum Dienen
mehr haben, ferner jugendliche Personen zwischen
17 und 20 Jahren, soweit sie sich nicht in solchen
Bezirken aufhalten, in denen der Landsturm aufgeboten
ist.
Der Telephonverkehr in Deutschland gesperrt.
Nach den Grenzstädten im Westen, Norden und
Osten ist ein telephonischer Verkehr nicht mehr möglich.
Ein deutsches Ausfuhrverbot.
Berlin, 31. Juli. Der Bundesrat hat in seiner
heutigen Sitzung den Erlaß von drei kaiserlichen
Verordnungen betreffend das Verbot der Ausfuhr
von Verpflegungs-, Streu- und Futtermitteln, ferner
von Tieren und tierischen Erzeugnissen sowie
von Kraftfahrzeugen (Motorwagen, Motorfahrrädern
und Teilen davon) und von Mineralrohölen,
Steinkohlenteer und allen aus diesen hergestellten
Oelen zugestimmt. Die Verordnungen treten sofort
in Kraft; der Reichskanzler ist ermächtigt, Ausnahmen
zu gestatten und die erforderlichen
Sicherungsmaßregeln zu treffen.
Weiteres Ausfuhrverbot.
Berlin, 31. Juli. Der heutige "Reichsanzeiger"
veröffentlicht außer den bereits gemeldeten
Ausfuhrverboten das Verbot der Ausfuhr und
Durchfuhr von Eisenbahnmaterial aller
Art, von Telegraphen- und Fernsprechdrähten sowie
Teilen davon, von Luftschiffergeräten aller Art,
von Fahrzeugen und Teilen davon, ferner das Verbot
betreffend die Ausfuhr und Durchfuhr von
Waffen, Munition, Pulver und Sprengstoffen, sowie
von anderen Artikeln des Kriegsbedarfs und
von Gegenständen zur Herstellung von Kriegsbedarfsartikeln,
ferner das Verbot betreffend die Ausfuhr und
Durchfuhr von Rohstoffen, die bei der Herstellung
und dem Betriebe von Gegenständen des Kriegsbedarfs
zur Verwendung gelangen.
Russische Erntearbeiter.
Unter den Maßnahmen, die die deutsche Regierung
treffen sollte, besteht hoffentlich auch die Einbehaltung
der russischen Erntearbeiter, die
noch auf deutschem Boden weilen. Zu der Zahl von
weit über 50 000 Mann nicht der schlechtesten Soldaten
stellen sie ein vollrussisches Armeekorps
dar. Genau so wie man in Oesterreich alle
serbischen Reservisten kurzerhand verhaftet, halte
man diese russischen Reservisten bei uns sofort unter
militärischer Bewachung - wozu Landsturmleute
genügen - und lasse die Erntearbeiten
vollenden und interniere sie dann an geeigneten
Orten. Es ist das eine Pflicht der Selbsterhaltung.
Nur keine falsche Zurückhaltung den russischen
Friedensbrechern gegenüber!
Die Unterbrechung der deutschen Seeschiffahrt.
Hamburg, 31. Juli. Sämtliche Hamburger
Reedereien haben ihre auf See befindlichen Dampfer
angewiesen, unverzüglich den nächsten Hafen anzulaufen
und weitere Order abzuwarten. Aus Hamburg
wird heute kein Schiff mehr abgelassen.
Panik in Straßburg.
Straßburg, 30. Juli. In Straßburg herrscht
die größte Erregung. Das Papiergeld hat momentan
fast keinen Wert; Geschäftsleute und Wirtschaften
weigern sich, Papiergeld anzunehmen. An den
Sparkassen werden fortgesetzt Beträge abgehoben,
es wird von manchen Leuten sogar ein schwunghafter
Handel mit Hundertmarkscheinen betrieben, für die sie
90 bis 95 Mark in Silber zahlen. - Die Lebensmittelpreise
sind horrend in die Höhe gestiegen.
Die Kolonialwarenhändler machen bekannt, daß
nur noch gegen Kasse verkauft werde.
Aus Königsberg.
Die Polizeidirektion macht durch Anschlag öffentlich
bekannt: Zur Sicherung des Hauptbahnhofes
und dessen Betriebsanlagen, ist eine militärische
Wache am Bahnhof, sowie Posten an den Betriebsanlagen
daselbst aufgestellt. Um Unglücksfälle zu
vermeiden, mache ich die Bevölkerung darauf aufmerksam,
daß die Annäherung an die
-
item 20
1. Spalte
Der Kronprinz Führer der 1. Gardedivision.
Nach einer offiziellen Meldung aus Potsdam ist
der Kronprinz zum Führer der ersten Gardedivision
ausersehen.
Generalfeldmarschall v. d. Goltz' Wiedereintritt
in das Heer.
Generalfeldmarschall von der Goltz hat sich zum
Wiedereintritt in das Heer gemeldet. Es laufen
schon seit länger als einer Woche im preußischen
Kriegsministerium täglich Meldungen von deutschen
Kriegsfreiwilligen ein. Die Meldungen
rekrutieren sich vielfach aus denjenigen
Kreisen, für die kein Zwang zum Militärdienst besteht,
insbesondere aus Mitgliedern des Landsturmes
und auch aus solchen, die bei der Aushebung
als untauglich befunden wurden, beziehentlich
bei der Auslosung ausfielen. Zurzeit werden
diese Meldungen keine Berücksichtigung finden.
Nur im allerletzten Ernstfalle werden Freiwillige
dieser Art zur Verwendung im inneren
Dienste kommen. Dagegen haben die verabschiedeten
Offiziere die sich ebenfalls zahlreich
zum Wiedereintritt melden, Aussicht auf
baldige Annahme.
Die Einstellung von Nichtgedienten
und Freiwilligen.
Auf Grund des § 98 der Heer-und Wehrordnung
kann sich jede Persönlichkeit, die ihrer Dienstpflicht
noch nicht genügt hat, bei Ausbruch
der Mobilmachung einen Truppenteil (Ersatzbataillon
usw.) nach Belieben wählen. Wenn er dies
nicht tut, wird bei der bald einsetzenden Aushebung
über ihn verfügt. Als Kriegsfreiwillige können
sich solche Leute bei einem Ersatztruppenteil melden,
die keine gesetzliche Verpflichtung zum Dienen
mehr haben, ferner jugendliche Personen zwischen
17 und 20 Jahren, soweit sie sich nicht in solchen
Bezirken aufhalten, in denen der Landsturm aufgeboten
ist.
Der Telephonverkehr in Deutschland gesperrt.
Nach den Grenzstädten im Westen, Norden und
Osten ist ein telephonischer Verkehr nicht mehr möglich.
Ein deutsches Ausfuhrverbot.
Berlin, 31. Juli. Der Bundesrat hat in seiner
heutigen Sitzung den Erlaß von drei kaiserlichen
Verordnungen betreffend das Verbot der Ausfuhr
von Verpflegungs-, Streu- und Futtermitteln, ferner
von Tieren und tierischen Erzeugnissen sowie
von Kraftfahrzeugen (Motorwagen, Motorfahrrädern
und Teilen davon) und von Mineralrohölen,
Steinkohlenteer und allen aus diesen hergestellten
Oelen zugestimmt. Die Verordnungen treten sofort
in Kraft; der Reichskanzler ist ermächtigt, Ausnahmen
zu gestatten und die erforderlichen
Sicherungsmaßregeln zu treffen.
Weiteres Ausfuhrverbot.
Berlin, 31. Juli. Der heutige "Reichsanzeiger"
veröffentlicht außer den bereits gemeldeten
Ausfuhrverboten das Verbot der Ausfuhr und
Durchfuhr von Eisenbahnmaterial aller
Art, von Telegraphen- und Fernsprechdrähten sowie
Teilen davon, von Luftschiffergeräten aller Art,
von Fahrzeugen und Teilen davon, ferner das Verbot
betreffend die Ausfuhr und Durchfuhr von
Waffen, Munition, Pulver und Sprengstoffen, sowie
von anderen Artikeln des Kriegsbedarfs und
von Gegenständen zur Herstellung von Kriegsbedarfsartikeln,
ferner das Verbot betreffend die Ausfuhr und
Durchfuhr von Rohstoffen, die bei der Herstellung
und dem Betriebe von Gegenständen des Kriegsbedarfs
zur Verwendung gelangen.
Russische Erntearbeiter.
Unter den Maßnahmen, die die deutsche Regierung
treffen sollte, besteht hoffentlich auch die Einbehaltung
der russischen Erntearbeiter, die
noch auf deutschem Boden weilen. Zu der Zahl von
weit über 50 000 Mann nicht der schlechtesten Soldaten
stellen sie ein vollrussisches Armeekorps
dar. Genau so wie man in Oesterreich alle
serbischen Reservisten kurzerhand verhaftet, halte
man diese russischen Reservisten bei uns sofort unter
militärischer Bewachung - wozu Landsturmleute
genügen - und lasse die Erntearbeiten
vollenden und interniere sie dann an geeigneten
Orten. Es ist das eine Pflicht der Selbsterhaltung.
Nur keine falsche Zurückhaltung den russischen
Friedensbrechern gegenüber!
Die Unterbrechung der deutschen Seeschiffahrt.
Hamburg, 31. Juli. Sämtliche Hamburger
Reedereien haben ihre auf See befindlichen Dampfer
angewiesen, unverzüglich den nächsten Hafen anzulaufen
und weitere Order abzuwarten. Aus Hamburg
wird heute kein Schiff mehr abgelassen.
Panik in Straßburg.
Straßburg, 30. Juli. In Straßburg herrscht
die größte Erregung. Das Papiergeld hat momentan
fast keinen Wert; Geschäftsleute und Wirtschaften
weigern sich, Papiergeld anzunehmen. An den
Sparkassen werden fortgesetzt Beträge abgehoben,
es wird von manchen Leuten sogar ein schwunghafter
Handel mit Hundertmarkscheinen betrieben, für die sie
90 bis 95 Mark in Silber zahlen. - Die Lebensmittelpreise
sind horrend in die Höhe gestiegen.
Die Kolonialwarenhändler machen bekannt, daß
nur noch gegen Kasse verkauft werde.
-
item 20
1. Spalte
Der Kronprinz Führer der 1. Gardedivision.
Nach einer offiziellen Meldung aus Potsdam ist
der Kronprinz zum Führer der ersten Gardedivision
ausersehen.
Generalfeldmarschall v. d. Goltz' Wiedereintritt
in das Heer.
Generalfeldmarschall von der Goltz hat sich zum
Wiedereintritt in das Heer gemeldet. Es laufen
schon seit länger als einer Woche im preußischen
Kriegsministerium täglich Meldungen von deutschen
Kriegsfreiwilligen ein. Die Meldungen
rekrutieren sich vielfach aus denjenigen
Kreisen, für die kein Zwang zum Militärdienst besteht,
insbesondere aus Mitgliedern des Landsturmes
und auch aus solchen, die bei der Aushebung
als untauglich befunden wurden, beziehentlich
bei der Auslosung ausfielen. Zurzeit werden
diese Meldungen keine Berücksichtigung finden.
Nur im allerletzten Ernstfalle werden Freiwillige
dieser Art zur Verwendung im inneren
Dienste kommen. Dagegen haben die verabschiedeten
Offiziere die sich ebenfalls zahlreich
zum Wiedereintritt melden, Aussicht auf
baldige Annahme.
Die Einstellung von Nichtgedienten
und Freiwilligen.
Auf Grund des § 98 der Heer-und Wehrordnung
kann sich jede Persönlichkeit, die ihrer Dienstpflicht
noch nicht genügt hat, bei Ausbruch
der Mobilmachung einen Truppenteil (Ersatzbataillon
usw.) nach Belieben wählen. Wenn er dies
nicht tut, wird bei der bald einsetzenden Aushebung
über ihn verfügt. Als Kriegsfreiwillige können
sich solche Leute bei einem Ersatztruppenteil melden,
die keine gesetzliche Verpflichtung zum Dienen
mehr haben, ferner jugendliche Personen zwischen
17 und 20 Jahren, soweit sie sich nicht in solchen
Bezirken aufhalten, in denen der Landsturm aufgeboten
ist.
Der Telephonverkehr in Deutschland gesperrt.
Nach den Grenzstädten im Westen, Norden und
Osten ist ein telephonischer Verkehr nicht mehr möglich.
Ein deutsches Ausfuhrverbot.
Berlin, 31. Juli. Der Bundesrat hat in seiner
heutigen Sitzung den Erlaß von drei kaiserlichen
Verordnungen betreffend das Verbot der Ausfuhr
von Verpflegungs-, Streu- und Futtermitteln, ferner
von Tieren und tierischen Erzeugnissen sowie
von Kraftfahrzeugen (Motorwagen, Motorfahrrädern
und Teilen davon) und von Mineralrohölen,
Steinkohlenteer und allen aus diesen hergestellten
Oelen zugestimmt. Die Verordnungen treten sofort
in Kraft; der Reichskanzler ist ermächtigt, Ausnahmen
zu gestatten und die erforderlichen
Sicherungsmaßregeln zu treffen.
Weiteres Ausfuhrverbot.
Berlin, 31. Juli. Der heutige "Reichsanzeiger"
veröffentlicht außer den bereits gemeldeten
Ausfuhrverboten das Verbot der Ausfuhr und
Durchfuhr von Eisenbahnmaterial aller
Art, von Telegraphen- und Fernsprechdrähten sowie
Teilen davon, von Luftschiffergeräten aller Art,
von Fahrzeugen und Teilen davon, ferner das Verbot
betreffend die Ausfuhr und Durchfuhr von
Waffen, Munition, Pulver und Sprengstoffen, sowie
von anderen Artikeln des Kriegsbedarfs und
von Gegenständen zur Herstellung von Kriegsbedarfsartikeln,
ferner das Verbot betreffend die Ausfuhr und
Durchfuhr von Rohstoffen, die bei der Herstellung
und dem Betriebe von Gegenständen des Kriegsbedarfs
zur Verwendung gelangen.
Russische Erntearbeiter.
Unter den Maßnahmen, die die deutsche Regierung
treffen sollte, besteht hoffentlich auch die Einbehaltung
der russischen Erntearbeiter, die
noch auf deutschem Boden weilen. Zu der Zahl von
weit über 50 000 Mann nicht der schlechtesten Soldaten
stellen sie ein vollrussisches Armeekorps
dar. Genau so wie man in Oesterreich alle
serbischen Reservisten kurzerhand verhaftet, halte
man diese russischen Reservisten bei uns sofort unter
militärischer Bewachung - wozu Landsturmleute
genügen - und lasse die Erntearbeiten
vollenden und interniere sie dann an geeigneten
Orten. Es ist das eine Pflicht der Selbsterhaltung.
Nur keine falsche Zurückhaltung den russischen
Friedensbrechern gegenüber!
Die Unterbrechung der deutschen Seeschiffahrt.
Hamburg, 31. Juli. Sämtliche Hamburger
Reedereien haben ihre auf See befindlichen Dampfer
angewiesen, unverzüglich den nächsten Hafen anzulaufen
und weitere Order abzuwarten. Aus Hamburg
wird heute kein Schiff mehr abgelassen.
Panik in Straßburg.
Straßburg, 30. Juli. In Straßburg herrscht
die größte Erregung. Das Papiergeld hat momentan
fast keine Wert; Geschäftsleute und Wirtschaften
weigern sich, Papiergeld anzunehmen. An den
Sparkassen werden fortgesetzt Beträge abgehoben,
es wird von manchen Leuten sogar ein schwunghafter
Handel mit Hundertmarkscheinen betrieben, für die sie
90 bis 95 Mark in Silbe zahlen. - Die Lebensmittelpreise
sind horrend in die Höhe gestiegen.
die Kolonialwarenhändler machen bekannt, daß
nur noch gegen Kasse verkauft werde.
-
item 20
1. Spalte
Der Kronprinz Führer der 1. Gardedivision.
Nach einer offiziellen Meldung aus Potsdam ist
der Kronprinz zum Führer der ersten Gardedivision
ausersehen.
Generalfeldmarschall v. d. Goltz' Wiedereintritt
in das Heer.
Generalfeldmarschall von der Goltz hat sich zum
Wiedereintritt in das Heer gemeldet. Es laufen
schon seit länger als einer Woche im preußischen
Kriegsministerium täglich Meldungen von deutschen
Kriegsfreiwilligen ein. Die Meldungen
rekrutieren sich vielfach aus denjenigen
Kreisen, für die kein Zwang zum Militärdienst besteht,
insbesondere aus Mitgliedern des Landsturmes
und auch aus solchen, die bei der Aushebung
als untauglich befunden wurden, beziehentlich
bei der Auslosung ausfielen. Zurzeit werden
diese Meldungen keine Berücksichtigung finden.
Nur im allerletzten Ernstfalle werden Freiwillige
dieser Art zur Verwendung im inneren
Dienste kommen. Dagegen haben die verabschiedeten
Offiziere die sich ebenfalls zahlreich
zum Wiedereintritt melden, Aussicht auf
baldige Annahme.
Die Einstellung von Nichtgedienten
und Freiwilligen.
Auf Grund des § 98 der Heer-und Wehrordnung
kann sich jede Persönlichkeit, die ihrer Dienstpflicht
noch nicht genügt hat, bei Ausbruch
der Mobilmachung einen Truppenteil (Ersatzbataillon
usw.) nach Belieben wählen. Wenn er dies
nicht tut, wird bei der bald einsetzenden Aushebung
über ihn verfügt. Als Kriegsfreiwillige können
sich solche Leute bei einem Ersatztruppenteil melden,
die keine gesetzliche Verpflichtung zum Dienen
mehr haben, ferner jugendliche Personen zwischen
17 und 20 Jahren, soweit sie sich nicht in solchen
Bezirken aufhalten, in denen der Landsturm aufgeboten
ist.
Der Telephonverkehr in Deutschland gesperrt.
Nach den Grenzstädten im Westen, Norden und
Osten ist ein telephonischer Verkehr nicht mehr möglich.
Ein deutsches Ausfuhrverbot.
Berlin, 31. Juli. Der Bundesrat hat in seiner
heutigen Sitzung den Erlaß von drei kaiserlichen
Verordnungen betreffend das Verbot der Ausfuhr
von Verpflegungs-, Streu- und Futtermitteln, ferner
von Tieren und tierischen Erzeugnissen sowie
von Kraftfahrzeugen (Motorwagen, Motorfahrrädern
und Teilen davon) und von Mineralrohölen,
Steinkohlenteer und allen aus diesen hergestellten
Oelen zugestimmt. Die Verordnungen treten sofort
in Kraft; der Reichskanzler ist ermächtigt, Ausnahmen
zu gestatten und die erforderlichen
Sicherungsmaßregeln zu treffen.
Weiteres Ausfuhrverbot.
Berlin, 31. Juli. Der heutige "Reichsanzeiger"
veröffentlicht außer den bereits gemeldeten
Ausfuhrverboten das Verbot der Ausfuhr und
Durchfuhr von Eisenbahnmaterial aller
Art, von Telegraphen- und Fernsprechdrähten sowie
Teilen davon, von Luftschiffergeräten aller Art,
von Fahrzeugen und Teilen davon, ferner das Verbot
betreffend die Ausfuhr und Durchfuhr von
Waffen, Munition, Pulver und Sprengstoffen, sowie
von anderen Artikeln des Kriegsbedarfs und
von Gegenständen zur Herstellung von Kriegsbedarfsartikeln,
ferner das Verbot betreffend die Ausfuhr und
Durchfuhr von Rohstoffen, die bei der Herstellung
und dem Betriebe von Gegenständen des Kriegsbedarfs
zur Verwendung gelangen.
Russische Erntearbeiter.
Unter den Maßnahmen, die die deutsche Regierung
treffen sollte, besteht hoffentlich auch die Einbehaltung
der russischen Erntearbeiter, die
noch auf deutschem Boden weilen. Zu der Zahl von
weit über 50 000 Mann nicht der schlechtesten Soldaten
stellen sie ein vollrussisches Armeekorps
dar. Genau so wie man in Oesterreich alle
serbischen Reservisten kurzerhand verhaftet, halte
man diese russischen Reservisten bei uns sofort unter
militärischer Bewachung - wozu Landsturmleute
genügen - und lasse die Erntearbeiten
vollenden und interniere sie dann an geeigneten
Orten. Es ist das eine Pflicht der Selbsterhaltung.
Nur keine falsche Zurückhaltung den russischen
Friedensbrechern gegenüber!
Die Unterbrechung der deutschen Seeschiffahrt.
Hamburg, 31. Juli. Sämtliche Hamburger
Reedereien haben ihre auf See befindlichen Dampfer
angewiesen, unverzüglich den nächsten Hafen anzulaufen
und weitere Order abzuwarten. Aus Hamburg
wird heute kein Schiff mehr abgelassen.
-
item 20
1. Spalte
Der Kronprinz Führer der 1. Gardedivision.
Nach einer offiziellen Meldung aus Potsdam ist
der Kronprinz zum Führer der ersten Gardedivision
ausersehen.
Generalfeldmarschall v. d. Goltz' Wiedereintritt
in das Heer.
Generalfeldmarschall von der Goltz hat sich zum
Wiedereintritt in das Heer gemeldet. Es laufen
schon seit länger als einer Woche im preußischen
Kriegsministerium täglich Meldungen von deutschen
Kriegsfreiwilligen ein. Die Meldungen
rekrutieren sich vielfach aus denjenigen
Kreisen, für die kein Zwang zum Militärdienst besteht,
insbesondere aus Mitgliedern des Landsturmes
und auch aus solchen, die bei der Aushebung
als untauglich befunden wurden, beziehentlich
bei der Auslosung ausfielen. Zurzeit werden
diese Meldungen keine Berücksichtigung finden.
Nur im allerletzten Ernstfalle werden Freiwillige
dieser Art zur Verwendung im inneren
Dienste kommen. Dagegen haben die verabschiedeten
Offiziere die sich ebenfalls zahlreich
zum Wiedereintritt melden, Aussicht auf
baldige Annahme.
Die Einstellung von Nichtgedienten
und Freiwilligen.
Auf Grund des § 98 der Heer-und Wehrordnung
kann sich jede Persönlichkeit, die ihrer Dienstpflicht
noch nicht genügt hat, bei Ausbruch
der Mobilmachung einen Truppenteil (Ersatzbataillon
usw.) nach Belieben wählen. Wenn er dies
nicht tut, wird bei der bald einsetzenden Aushebung
über ihn verfügt. Als Kriegsfreiwillige können
sich solche Leute bei einem Ersatztruppenteil melden,
die keine gesetzliche Verpflichtung zum Dienen
mehr haben, ferner jugendliche Personen zwischen
17 und 20 Jahren, soweit sie sich nicht in solchen
Bezirken aufhalten, in denen der Landsturm aufgeboten
ist.
Der Telephonverkehr in Deutschland gesperrt.
Nach den Grenzstädten im Westen, Norden und
Osten ist ein telephonischer Verkehr nicht mehr möglich.
Ein deutsches Ausfuhrverbot.
Berlin, 31. Juli. Der Bundesrat hat in seiner
heutigen Sitzung den Erlaß von drei kaiserlichen
Verordnungen betreffend das Verbot der Ausfuhr
von Verpflegungs-, Streu- und Futtermitteln, ferner
von Tieren und tierischen Erzeugnissen sowie
von Kraftfahrzeugen (Motorwagen, Motorfahrrädern
und Teilen davon) und von Mineralrohölen,
Steinkohlenteer und allen aus diesen hergestellten
Oelen zugestimmt. Die Verordnungen treten sofort
in Kraft; der Reichskanzler ist ermächtigt, Ausnahmen
zu gestatten und die erforderlichen
Sicherungsmaßregeln zu treffen.
Weiteres Ausfuhrverbot.
Berlin, 31. Juli. Der heutige "Reichsanzeiger"
veröffentlicht außer den bereits gemeldeten
Ausfuhrverboten das Verbot der Ausfuhr und
Durchfuhr von Eisenbahnmaterial aller
Art, von Telegraphen- und Fernsprechdrähten sowie
Teilen davon, von Luftschiffergeräten aller Art,
von Fahrzeugen und Teilen davon, ferner das Verbot
betreffend die Ausfuhr und Durchfuhr von
Waffen, Munition, Pulver und Sprengstoffen, sowie
von anderen Artikeln des Kriegsbedarfs und
von Gegenständen zur Herstellung von Kriegsbedarfsartikeln,
ferner das Verbot betreffend die Ausfuhr und
Durchfuhr von Rohstoffen, die bei der Herstellung
und dem Betriebe von Gegenständen des Kriegsbedarfs
zur Verwendung gelangen.
Russische Erntearbeiter.
Unter den Maßnahmen, die die deutsche Regierung
treffen sollte, besteht hoffentlich auch die Einbehaltung
der russischen Erntearbeiter, die
noch auf deutschem Boden weilen. Zu der Zahl von
weit über 50 000 Mann nicht der schlechtesten Soldaten
stellen sie ein vollrussisches Armeekorps
dar. Genau so wie man in Oesterreich alle
serbischen Reservisten kurzerhand verhaftet, halte
man diese russischen Reservisten bei uns sofort unter
militärischer Bewachung - wozu Landsturmleute
genügen - und lasse die Erntearbeiten
vollenden und interniere sie dann an geeigneten
Orten. Es ist das eine Pflicht der Selbsterhaltung.
Nur keine falsche Zurückhaltung den russischen
Friedensbrechern gegenüber!
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item 20
1. Spalte
Der Kronprinz Führer der 1. Gardedivision.
Nach einer offiziellen Meldung aus Potsdam ist
der Kronprinz zum Führer der ersten Gardedivision
ausersehen.
Generalfeldmarschall v. d. Goltz' Wiedereintritt
in das Heer.
Generalfeldmarschall von der Goltz hat sich zum
Wiedereintritt in das Heer gemeldet. Es laufen
schon seit länger als einer Woche im preußischen
Kriegsministerium täglich Meldungen von deutschen
Kriegsfreiwilligen ein. Die Meldungen
rekrutieren sich vielfach aus denjenigen
Kreisen, für die kein Zwang zum Militärdienst besteht,
insbesondere aus Mitgliedern des Landsturmes
und auch aus solchen, die bei der Aushebung
als untauglich befunden wurden, beziehentlich
bei der Auslosung ausfielen. Zurzeit werden
diese Meldungen keine Berücksichtigung finden.
Nur im allerletzten Ernstfalle werden Freiwillige
dieser Art zur Verwendung im inneren
Dienste kommen. Dagegen haben die verabschiedeten
Offiziere die sich ebenfalls zahlreich
zum Wiedereintritt melden, Aussicht auf
baldige Annahme.
Die Einstellung von Nichtgedienten
und Freiwilligen.
Auf Grund des § 98 der Heer-und Wehrordnung
kann sich jede Persönlichkeit, die ihrer Dienstpflicht
noch nicht genügt hat, bei Ausbruch
der Mobilmachung einen Truppenteil (Ersatzbataillon
usw.) nach Belieben wählen. Wenn er dies
nicht tut, wird bei der bald einsetzenden Aushebung
über ihn verfügt. Als Kriegsfreiwillige können
sich solche Leute bei einem Ersatztruppenteil melden,
die keine gesetzliche Verpflichtung zum Dienen
mehr haben, ferner jugendliche Personen zwischen
17 und 20 Jahren, soweit sie sich nicht in solchen
Bezirken aufhalten, in denen der Landsturm aufgeboten
ist.
Der Telephonverkehr in Deutschland gesperrt.
Nach den Grenzstädten im Westen, Norden und
Osten ist ein telephonischer Verkehr nicht mehr möglich.
Ein deutsches Ausfuhrverbot.
Berlin, 31. Juli. Der Bundesrat hat in seiner
heutigen Sitzung den Erlaß von drei kaiserlichen
Verordnungen betreffend das Verbot der Ausfuhr
von Verpflegungs-, Streu- und Futtermitteln, ferner
von Tieren und tierischen Erzeugnissen sowie
von Kraftfahrzeugen (Motorwagen, Motorfahrrädern
und Teilen davon) und von Mineralrohölen,
Steinkohlenteer und allen aus diesen hergestellten
Oelen zugestimmt. Die Verordnungen treten sofort
in Kraft; der Reichskanzler ist ermächtigt, Ausnahmen
zu gestatten und die erforderlichen
Sicherungsmaßregeln zu treffen.
Weiteres Ausfuhrverbot.
Berlin, 31. Juli. Der heutige "Reichsanzeiger"
veröffentlicht außer den bereits gemeldeten
Ausfuhrverboten das Verbot der Ausfuhr und
Durchfuhr von Eisenbahnmaterial aller
Art, von Telegraphen- und Fernsprechdrähten sowie
Teilen davon, von Luftschiffergeräten aller Art,
von Fahrzeugen und Teilen davon, ferner das Verbot
betreffend die Ausfuhr und Durchfuhr von
Waffen, Munition, Pulver und Sprengstoffen, sowie
von anderen Artikeln des Kriegsbedarfs und
von Gegenständen zur Herstellung von Kriegsbedarfsartikeln,
ferner das Verbot betreffend die Ausfuhr und
Durchfuhr von Rohstoffen, die bei de Herstellung
und dem Betriebe von Gegenständen des Kriegsbedarfs
zur Verwendung gelangen.
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item 20
1. Spalte
Der Kronprinz Führer der 1. Gardedivision.
Nach einer offiziellen Meldung aus Potsdam ist
der Kronprinz zum Führer der ersten Gardedivision
ausersehen.
Generalfeldmarschall v. d. Goltz' Wiedereintritt
in das Heer.
Generalfeldmarschall von der Goltz hat sich zum
Wiedereintritt in das Heer gemeldet. Es laufen
schon seit länger als einer Woche im preußischen
Kriegsministerium täglich Meldungen von deutschen
Kriegsfreiwilligen ein. Die Meldungen
rekrutieren sich vielfach aus denjenigen
Kreisen, für die kein Zwang zum Militärdienst besteht,
insbesondere aus Mitgliedern des Landsturmes
und auch aus solchen, die bei der Aushebung
als untauglich befunden wurden, beziehentlich
bei der Auslosung ausfielen. Zurzeit werden
diese Meldungen keine Berücksichtigung finden.
Nur im allerletzten Ernstfalle werden Freiwillige
dieser Art zur Verwendung im inneren
Dienste kommen. Dagegen haben die verabschiedeten
Offiziere die sich ebenfalls zahlreich
zum Wiedereintritt melden, Aussicht auf
baldige Annahme.
Die Einstellung von Nichtgedienten
und Freiwilligen.
Auf Grund des § 98 der Heer-und Wehrordnung
kann sich jede Persönlichkeit, die ihrer Dienstpflicht
noch nicht genügt hat, bei Ausbruch
der Mobilmachung einen Truppenteil (Ersatzbataillon
usw.) nach Belieben wählen. Wenn er dies
nicht tut, wird bei der bald einsetzenden Aushebung
über ihn verfügt. Als Kriegsfreiwillige können
sich solche Leute bei einem Ersatztruppenteil melden,
die keine gesetzliche Verpflichtung zum Dienen
mehr haben, ferner jugendliche Personen zwischen
17 und 20 Jahren, soweit sie sich nicht in solchen
Bezirken aufhalten, in denen der Landsturm aufgeboten
ist.
Der Telephonverkehr in Deutschland gesperrt.
Nach den Grenzstädten im Westen, Norden und
Osten ist ein telephonischer Verkehr nicht mehr möglich.
Ein deutsches Ausfuhrverbot.
Berlin, 31. Juli. Der Bundesrat hat in seiner
heutigen Sitzung den Erlaß von drei kaiserlichen
Verordnungen betreffend das Verbot der Ausfuhr
von Verpflegungs-, Streu- und Futtermitteln, ferner
von Tieren und tierischen Erzeugnissen sowie
von Kraftfahrzeugen (Motorwagen, Motorfahrrädern
und Teilen davon) und von Mineralrohölen,
Steinkohlenteer und allen aus diesen hergestellten
Oelen zugestimmt. Die Verordnungen treten sofort
in Kraft; der Reichskanzler ist ermächtigt, Ausnahmen
zu gestatten und die erforderlichen
Sicherungsmaßregeln zu treffen.
Weiteres Ausfuhrverbot.
Berlin, 31. Juli. Der heutige "Reichsanzeiger"
veröffentlicht außer den bereits gemeldeten
Ausfuhrverboten das Verbot der Ausfuhr und
Durchfuhr von Eisenbahnmaterial aller
Art, von Telegraphen- und Fernsprechdrähten sowie
Teilen davon, von Luftschiffergeräten aller Art,
von Fahrzeugen und Teilen davon, ferner das Verbot
betreffend die Ausfuhr und Durchfuhr von
Waffen, Munition, Pulver und Sprengstoffen, sowie
von anderen Artikeln des Kriegsbedarfs und
von Gegenständen zur Herstellung von Kriegsbedarfsartikeln,
ferner das Verbot betreffend die Ausfuhr und
Durchfuhr von Rohstoffen, die bei de Herstellung
und dem Betriebe von Gegenständen des Kriegsbedarfs
zur Verwendung gelangen.
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item 20
1. Spalte
Der Kronprinz Führer der 1. Gardedivision.
Nach einer offiziellen Meldung aus Potsdam ist
der Kronprinz zum Führer der ersten Gardedivision
ausersehen.
Generalfeldmarschall v. d. Goltz' Wiedereintritt
in das Heer.
Generalfeldmarschall von der Goltz hat sich zum
Wiedereintritt in das Heer gemeldet. Es laufen
schon seit länger als einer Woche im preußischen
Kriegsministerium täglich Meldungen von deutschen
Kriegsfreiwilligen ein. Die Meldungen
rekrutieren sich vielfach aus denjenigen
Kreisen, für die kein Zwang zum Militärdienst besteht,
insbesondere aus Mitgliedern des Landsturmes
und auch aus solchen, die bei der Aushebung
als untauglich befunden wurden, beziehentlich
bei der Auslosung ausfielen. Zurzeit werden
diese Meldungen keine Berücksichtigung finden.
Nur im allerletzten Ernstfalle werden Freiwillige
dieser Art zur Verwendung im inneren
Dienste kommen. Dagegen haben die verabschiedeten
Offiziere die sich ebenfalls zahlreich
zum Wiedereintritt melden, Aussicht auf
baldige Annahme.
Die Einstellung von Nichtgedienten
und Freiwilligen.
Auf Grund des § 98 der Heer-und Wehrordnung
kann sich jede Persönlichkeit, die ihrer Dienstpflicht
noch nicht genügt hat, bei Ausbruch
der Mobilmachung einen Truppenteil (Ersatzbataillon
usw.) nach Belieben wählen. Wenn er dies
nicht tut, wird bei der bald einsetzenden Aushebung
über ihn verfügt. Als Kriegsfreiwillige können
sich solche Leute bei einem Ersatztruppenteil melden,
die keine gesetzliche Verpflichtung zum Dienen
mehr haben, ferner jugendliche Personen zwischen
17 und 20 Jahren, soweit sie sich nicht in solchen
Bezirken aufhalten, in denen der Landsturm aufgeboten
ist.
Der Telephonverkehr in Deutschland gesperrt.
Nach den Grenzstädten im Westen, Norden und
Osten ist ein telephonischer Verkehr nicht mehr möglich.
Ein deutsches Ausfuhrverbot.
Berlin, 31. Juli. Der Bundesrat hat in seiner
heutigen Sitzung den Erlaß von drei kaiserlichen
Verordnungen betreffend das Verbot der Ausfuhr
von Verpflegungs-, Streu- und Futtermitteln, ferner
von Tieren und tierischen Erzeugnissen sowie
von Kraftfahrzeugen (Motorwagen, Motorfahrrädern
und Teilen davon) und von Mineralrohölen,
Steinkohlenteer und allen aus diesen hergestellten
Oelen zugestimmt. Die Verordnungen treten sofort
in Kraft; der Reichskanzler ist ermächtigt, Ausnahmen
zu gestatten und die erforderlichen
Sicherungsmaßregeln zu treffen.
Weiteres Ausfuhrverbot.
Berlin, 31. Juli. Der heutige "Reichsanzeiger"
veröffentlicht außer den bereits gemeldeten
Ausfuhrverboten das Verbot der Ausfuhr und
Durchfuhr von Eisenbahnmaterial aller
Art, von Telegraphen- und Fernsprechdrähten sowie
Teilen davon, von Luftschiffergeräten aller Art,
von Fahrzeugen und Teilen davon, ferner das Verbot
betreffend die Ausfuhr und Durchfuhr von
Waffen, Munition, Pulver und Sprengstoffen, sowie
von anderen Artikeln des Kriegsbedarfs und
von Gegenständen zur Herstellung von Kriegsbedarfsartikeln,
ferner das Verbot betreffend die Ausfuhr und
Durchfuhr von Rohstoffen, die bei de Herstellung
und dem Betriebe von Gegenständen des Kriegsbedarfs
zur Verwendung gelangen.
-
item 20
1. Spalte
Der Kronprinz Führer der 1. Gardedivision.
Nach einer offiziellen Meldung aus Potsdam ist
der Kronprinz zum Führer der ersten Gardedivision
ausersehen.
Generalfeldmarschall v. d. Goltz' Wiedereintritt
in das Heer.
Generalfeldmarschall von der Goltz hat sich zum
Wiedereintritt in das Heer gemeldet. Es laufen
schon seit länger als einer Woche im preußischen
Kriegsministerium täglich Meldungen von deutschen
Kriegsfreiwilligen ein. Die Meldungen
rekrutieren sich vielfach aus denjenigen
Kreisen, für die kein Zwang zum Militärdienst besteht,
insbesondere aus Mitgliedern des Landsturmes
und auch aus solchen, die bei der Aushebung
als untauglich befunden wurden, beziehentlich
bei der Auslosung ausfielen. Zurzeit werden
diese Meldungen keine Berücksichtigung finden.
Nur im allerletzten Ernstfalle werden Freiwillige
dieser Art zur Verwendung im inneren
Dienste kommen. Dagegen haben die verabschiedeten
Offiziere die sich ebenfalls zahlreich
zum Wiedereintritt melden, Aussicht auf
baldige Annahme.
Die Einstellung von Nichtgedienten
und Freiwilligen.
Auf Grund des § 98 der Heer-und Wehrordnung
kann sich jede Persönlichkeit, die ihrer Dienstpflicht
noch nicht genügt hat, bei Ausbruch
der Mobilmachung einen Truppenteil (Ersatzbataillon
usw.) nach Belieben wählen. Wenn er dies
nicht tut, wird bei der bald einsetzenden Aushebung
über ihn verfügt. Als Kriegsfreiwillige können
sich solche Leute bei einem Ersatztruppenteil melden,
die keine gesetzliche Verpflichtung zum Dienen
mehr haben, ferner jugendliche Personen zwischen
17 und 20 Jahren, soweit sie sich nicht in solchen
Bezirken aufhalten, in denen der Landsturm aufgeboten
ist.
Der Telephonverkehr in Deutschland gesperrt.
Nach den Grenzstädten im Westen, Norden und
Osten ist ein telephonischer Verkehr nicht mehr möglich.
Ein deutsches Ausfuhrverbot.
Berlin, 31. Juli. Der Bundesrat hat in seiner
heutigen Sitzung den Erlaß von drei kaiserlichen
Verordnungen betreffend das Verbot der Ausfuhr
von Verpflegungs-, Streu- und Futtermitteln, ferner
von Tieren und tierischen Erzeugnissen sowie
von Kraftfahrzeugen (Motorwagen, Motorfahrrädern
und Teilen davon) und von Mineralrohölen,
Steinkohlenteer und allen aus diesen hergestellten
Oelen zugestimmt. Die Verordnungen treten sofort
in Kraft; der Reichskanzler ist ermächtigt, Ausnahmen
zu gestatten und die erforderlichen
Sicherungsmaßregeln zu treffen.
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item 20
1. Spalte
Der Kronprinz Führer der 1. Gardedivision.
Nach einer offiziellen Meldung aus Potsdam ist
der Kronprinz zum Führer der ersten Gardedivision
ausersehen.
Generalfeldmarschall v. d. Goltz' Wiedereintritt
in das Heer.
Generalfeldmarschall von der Goltz hat sich zum
Wiedereintritt in das Heer gemeldet. Es laufen
schon seit länger als einer Woche im preußischen
Kriegsministerium täglich Meldungen von deutschen
Kriegsfreiwilligen ein. Die Meldungen
rekrutieren sich vielfach aus denjenigen
Kreisen, für die kein Zwang zum Militärdienst besteht,
insbesondere aus Mitgliedern des Landsturmes
und auch aus solchen, die bei der Aushebung
als untauglich befunden wurden, beziehentlich
bei der Auslosung ausfielen. Zurzeit werden
diese Meldungen keine Berücksichtigung finden.
Nur im allerletzten Ernstfalle werden Freiwillige
dieser Art zur Verwendung im inneren
Dienste kommen. Dagegen haben die verabschiedeten
Offiziere die sich ebenfalls zahlreich
zum Wiedereintritt melden, Aussicht auf
baldige Annahme.
Die Einstellung von Nichtgedienten
und Freiwilligen.
Auf Grund des § 98 der Heer-und Wehrordnung
kann sich jede Persönlichkeit, die ihrer Dienstpflicht
noch nicht genügt hat, bei Ausbruch
der Mobilmachung einen Truppenteil (Ersatzbataillon
usw.) nach Belieben wählen. Wenn er dies
nicht tut, wird bei der bald einsetzenden Aushebung
über ihn verfügt. Als Kriegsfreiwillige können
sich solche Leute bei einem Ersatztruppenteil melden,
die keine gesetzliche Verpflichtung zum Dienen
mehr haben, ferner jugendliche Personen zwischen
17 und 20 Jahren, soweit sie sich nicht in solchen
Bezirken aufhalten, in denen der Landsturm aufgeboten
ist.
Der Telephonverkehr in Deutschland gesperrt.
Nach den Grenzstädten im Westen, Norden und
Osten ist ein telephonischer Verkehr nicht mehr möglich.
Ein deutsches Ausfuhrverbot.
Berlin, 31. Juli. Der Bundesrat hat in seiner
heutigen Sitzung den Erlaß von drei kaiserlichen
Verordnungen betreffend das Verbot der Ausfuhr
von Verpflegungs-, Streu- und Futtermitteln, ferner
von Tieren und tierischen Erzeugnissen sowie
von Kraftfahrzeugen (Motorwagen, Motorfahrrädern
und Teilen davon) und von Mineralölen,
Steinkohlenteer und allen aus diesen hergestellten
Oelen zugestimmt. Die Verordnungen treten sofort
in Kraft; der Reichskanzler ist ermächtigt, Ausnahmen
zu gestatten und die erforderlichen
Sicherungsmaßregeln zu treffen.
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item 20
1. Spalte
Der Kronprinz Führer der 1. Gardedivision.
Nach einer offiziellen Meldung aus Potsdam ist
der Kronprinz zum Führer der ersten Gardedivision
ausersehen.
Generalfeldmarschall v. d. Goltz' Wiedereintritt
in das Heer.
Generalfeldmarschall von der Goltz hat sich zum
Wiedereintritt in das Heer gemeldet. Es laufen
schon seit länger als einer Woche im preußischen
Kriegsministerium täglich Meldungen von deutschen
Kriegsfreiwilligen ein. Die Meldungen
rekrutieren sich vielfach aus denjenigen
Kreisen, für die kein Zwang zum Militärdienst besteht,
insbesondere aus Mitgliedern des Landsturmes
und auch aus solchen, die bei der Aushebung
als untauglich befunden wurden, beziehentlich
bei der Auslosung ausfielen. Zurzeit werden
diese Meldungen keine Berücksichtigung finden.
Nur im allerletzten Ernstfalle werden Freiwillige
dieser Art zur Verwendung im inneren
Dienste kommen. Dagegen haben die verabschiedeten
Offiziere die sich ebenfalls zahlreich
zum Wiedereintritt melden, Aussicht auf
baldige Annahme.
Die Einstellung von Nichtgedienten
und Freiwilligen.
Auf Grund des § 98 der Heer-und Wehrordnung
kann sich jede Persönlichkeit, die ihrer Dienstpflicht
noch nicht genügt hat, bei Ausbruch
der Mobilmachung einen Truppenteil (Ersatzbataillon
usw.) nach Belieben wählen. Wenn er dies
nicht tut, wird bei der bald einsetzenden Aushebung
über ihn verfügt. Als Kriegsfreiwillige können
sich solche Leute bei einem Ersatztruppenteil melden,
die keine gesetzliche Verpflichtung zum Dienen
mehr haben, ferner jugendliche Personen zwischen
17 und 20 Jahren, soweit sie sich nicht in solchen
Bezirken aufhalten, in denen der Landsturm aufgeboten
ist.
Der Telephonverkehr in Deutschland gesperrt.
Nach den Grenzstädten im Westen, Norden und
Osten ist ein telephonischer Verkehr nicht mehr möglich.
-
item 20
1. Spalte
Der Kronprinz Führer der 1. Gardedivision.
Nach einer offiziellen Meldung aus Potsdam ist
der Kronprinz zum Führer der ersten Gardedivision
ausersehen.
Generalfeldmarschall v. d. Goltz' Wiedereintritt
in das Heer.
Generalfeldmarschall von der Goltz hat sich zum
Wiedereintritt in das Heer gemeldet. Es laufen
schon seit länger als einer Woche im preußischen
Kriegsministerium täglich Meldungen von deutschen
Kriegsfreiwilligen ein. Die Meldungen
rekrutieren sich vielfach aus denjenigen
Kreisen, für die kein Zwang zum Militärdienst besteht,
insbesondere aus Mitgliedern des Landsturmes
und auch aus solchen, die bei der Aushebung
als untauglich befunden wurden, beziehentlich
bei der Auslosung ausfielen. Zurzeit werden
diese Meldungen keine Berücksichtigung finden.
Nur im allerletzten Ernstfalle werden Freiwillige
dieser Art zur Verwendung im inneren
Dienste kommen. Dagegen haben die verabschiedeten
Offiziere die sich ebenfalls zahlreich
zum Wiedereintritt melden, Aussicht auf
baldige Annahme.
Die Einstellung von Nichtgedienten
und Freiwilligen.
Auf Grund des § 98 der Heer-und Wehrordnung
kann sich jede Persönlichkeit, die ihrer Dienstpflicht
noch nicht genügt hat, bei Ausbruch
der Mobilmachung einen Truppenteil (Ersatzbataillon
usw.) nach Belieben wählen. Wenn er dies
nicht tut, wird bei der bald einsetzenden Aushebung
über ihn verfügt. Als Kriegsfreiwillige können
sich solche Leute bei einem Ersatztruppenteil melden,
die keine gesetzliche Verpflichtung zum Dienen
mehr haben, ferner jugendliche Personen zwischen
17 und 20 Jahren, soweit sie sich nicht in solchen
Bezirken aufhalten, in denen der Landsturm aufgeboten
ist.
-
item 20
1. Spalte
Der Kronprinz Führer der 1. Gardedivision.
Nach einer offiziellen Meldung aus Potsdam ist
der Kronprinz zum Führer der ersten Gardedivision
ausersehen.
Generalfeldmarschall v. d. Goltz' Wiedereintritt
in das Heer.
Generalfeldmarschall von der Goltz hat sich zum
Wiedereintritt in das Heer gemeldet. Es laufen
schon seit länger als einer Woche im preußischen
Kriegsministerium täglich Meldungen von deutschen
Kriegsfreiwilligen ein. Die Meldungen
rekrutieren sich vielfach aus denjenigen
Kreisen, für die kein Zwang zum Militärdienst besteht,
insbesondere aus Mitgliedern des Landsturmes
und auch aus solchen, die bei der Aushebung
als untauglich befunden wurden, beziehentlich
bei der Auslosung ausfielen. Zurzeit werden
diese Meldungen keine Berücksichtigung finden.
Nur im allerletzten Ernstfalle werden Freiwillige
dieser Art zur Verwendung im inneren
Dienste kommen. Dagegen haben die verabschiedeten
Offiziere die sich ebenfalls zahlreich
zum Wiedereintritt melden, Aussicht auf
baldige Annahme.
-
item 20
1. Spalte
Der Kronprinz Führer der 1. Gardedivision.
Nach einer offiziellen Meldung aus Potsdam ist
der Kronprinz zum Führer der ersten Gardedivision
ausersehen.
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Save description- 52.5201126||13.404510699999946||||1
Berlin, Saalfeld, Leipzig
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Story location Berlin, Saalfeld, Leipzig
- ID
- 15725 / 166530
- Contributor
- Karl Döbling
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