Zeitungen aus der Kriegszeit 1914, item 1
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item 1
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Das Volksblatt Das Volksblatt
erscheint täglich mit Ausnahme abonniert man in Saalfeld, bei
der Tage nach Sonn- und Fest- bei allen Postanstalten und den
tagen und ist zu beziehen durch Filialen für 60 Pfg. den Monat.
alle Postanstalten und Land- Postbestellung ins Haus kostet
briefträger, sowie die bekannten 14 Pfg. mehr.
Filialen. __________
Redaktion und Expedition: Inseratenannahme
Saalfeld, Rosmaringasse 7. bis 11 Uhr (größere Inserate
sprechstunde der Redaktion früher). Die 6 gespaltene Petit-
nur 4 bis 5 Uhr abends. zeile oder deren Raum 15 Pfg.
Fernsprecher: im "Praktischen Wegweiser" die
Saalfeld (Saale) 160. Zeile 20 Pfg. ========================== =========================
V o l k s b l a t t
Saalfelder Volksblatt
Sozialdemokratisches Organ für Sachsen=Meiningen und Schwarzburg=Rudolstadt.
Alle Einsendungen an Redaktion und Verlag sind zu adressieren: An das Volksblatt, Saalfeld (Saale).
Verantwortlich für die Redaktion: Nr. 180 Mittwoch, 5. August 1914 25. Jahrg. Druck und Verlag:
Ernst Zorn in Saalfeld. Arthur Hofmann in Saalfeld
S e i n o d e r N i c h t s e i n !
1. Spalte
Solange es die Möglichkeit gibt, den Frieden zu retten, gibt es nur
eine Pflicht: für ihn zu arbeiten. In dem Augenblick aber, in welchem das
weltgeschichtliche Ringen begonnen hat, ändern sich die Aufgaben des deutschen
klassenbewußten Proletariats.
Deutschland wird jetzt mit einem Bundesgenossen, der mit starker Heeres-
macht auf einem anderen Kriegsschauplatz festgehalten ist, gegen zwei Fron-
ten - vielleicht obendrein noch in der Nordsee gegen England - kämpfen
müssen. Das ist ein Krieg, gegen den
der von 1870 und 1871 ein Kinderspiel war.
Die ungeheure Mehrheit des deutschen Volkes hat diesen Krieg nicht gewollt.
Aber es gibt in ganz Deutschland keine Partei, keine Gruppe, und wir be-
haupten - keinen Menschen, der in diesem Krieg eine Niederlage
Deutschlands wünscht.
Diese Niederlage wäre etwas Unausdenkbares, Entsetzliches. Ist schon ein
Krieg an sich der Schrecken aller Schrecken, so wird das Furchtbare dieses
Krieges noch durch den Umstand vermehrt, daß er nicht nur unter zivilisierten
Nationen geführt wird. Wir haben das Vertrauen zu unseren Klassen- und
Volksgenossen in Uniform, daß sie sich von aller überflüssigen Grausamkeit fern-
halten werden. Wir können dieses Vertrauen nicht haben zu den
buntgemengten Völkerschaften des Zaren,
und wir wollen nicht, daß unsere Frauen und Kinder das Opfer kosakischer
Bestialitäten werden.
Wir müssen noch ein Ferneres bedenken. Die geographische Lage zwingt
Deutschland und Oesterreich, gegen drei oder vier Seiten nach außen zu kämpfen.
Die Verbündeten können nicht mit ihrer ganzen Macht nach einem Punkte
hinwirken. Die Gegner aber streben mit all ihren Kräften konzentrisch
dem Mittelpunkt des deutsch-österreichischen Länderblocks zu. Deutschland und
Oesterreich können den Gegnern kaum eine so vollkommene Niederlage bei-
bringen, wie es die Niederlage Deutschlands wäre, wenn die Gegner von allen
Seiten siegreich eindrängen.
Niederlage wäre gleichbedeutend mit Zusammenbruch, Vernichtung
und namenlosem Elend für uns alle. Und unser aller Gedanken
bäumen sich auf gegen diese Möglichkeit.
Unsere Vertreter im Reichstage haben es unzählige Male für eine Verleumd-
und erklärt, daß die Sozialdemokraten ihr Land im Augenblick der Gefahr im
Stich lassen könnten. Wenn die verhängnisvolle Stunde schlägt, werden die
Arbeiter das Wort einlösen, das nun von ihren Vertretern für sie abgegeben wor-
den ist. Die
Sozialdemokraten werden ihre Pflicht erfüllen,
Fortsetzung 2. Spalte oben
und sich darin von den "Patrioten" in keiner Weise übertreffen
lassen.
Unsere Reichstagsfraktion steht nun bei der Frage der Bewilligung der
Kriegskredite vor einer furchtbar verantwortungsvollen Entscheidung, die
ihr durch keine Diskussion erschwert werden darf. Man wird sich vielmehr
bemühen müssen, jede Entscheidung, die sie treffen kann, zu begreifen. Wer
sie kennt, der weiß, daß ihr nichts ferner liegt, als den Krieg gutzuheißen,
für seinen Ausbruch auch nur das kleinste Stückchen Verantwortung zu über-
nehmen und die Bande der Internationalität zu zerreißen, die nach dem Krieg
wirksamer als je in Erscheinung treten werden. Wer sie kennt, weiß aber auch,
daß die Ablehnung der Verantwortung für den Krieg keineswegs die Ableh-
nung der Verteidigung bedeutet, die für uns alle im Augenblick des Kriegs-
ausbruchs zur unerbittlichen Lebenspflicht wird. Selbstverständlich ist, daß die
Fraktion in vollständiger Geschlossenheit auf den Plan treten wird. Ueber
Fehler zu diskutieren, die nach der Meinung des einen oder des andern ge-
macht werden, wird später Zeit sein. Die Partei einig durch diese Zeit der
furchtbaren Krise zu führen und alle Kräfte zu sammeln, die zum Wiederauf-
bau notwendig sind, bleibt unter allen Umständen die Pflicht aller, denen die
Liebe zu unserer großen Sache fest im Herzen sitzt.
Wir fordern aber auch von unsern innerpolitischen Gegnern, daß sie den
tiefen sittlichen Ernst achten, mit welchem unsere Partei und Fraktion an ihre
schwere Aufgabe herangeht. Wer zu behaupten wagt, daß die Abstimmung
der Fraktion den Sinn haben könnte, für die Sozialdemokraten die Pflicht der
Landesverteidigung zu negieren, der spricht die Unwahrheit. Nochmals: es be-
steht kein Zweifel, daß
die Sozialdemokraten diese Pflicht anerkennen
und sie gewissenhaft erfüllen werden.
Unser Herz weiß nichts von Kriegsbegeisterung. Es ist erfüllt mit dem
tiefstem Abscheu vor jedem Krieg. Aber wenn kein Opfer mehr hilft, um das
Verhängnis aufzuhalten, wenn wir uns dann der namenlosen Schändlichkeiten
erinnern, die der Zarismus an seinen eigenen Volksgenossen verübt hat, wenn
wir uns weiter vorstellen, die Schergen dieser barbarischen Gewalt könnten als
trunkene Sieger unser Land betreten, dann dringt ein Schrei über unsere
Lippen: Nur das nicht!
Jenseits aller Greuel der Verwüstung steigt nun ein anderes, freund-
licheres Bild auf: ein freies deutsches Volk, das sich sein Vaterland eroberte,
indem es dieses sein Land verteidigte. Dieses freie deutsche Volk nach dem
Frieden im Bunde mit den großen Kulturvölkern des Westens. Unsere große
Sache überall im Vordringen. Drüben aber im Osten die rauchenden
Trümmer eines Zarenthrones.
____________________________________________________________________________________________
1. Spalte unten
Vom Kriegsschauplatz.
Frankreich greift an.
w. Berlin, 3. August (Amtliche Meldung.)
Bisher hatten deutsche Truppen dem erteilten
Befehl gemäß die französische Grenze nicht
überschritten. Dagegen greifen seit gestern
Truppen ohne Kriegserklärung unsere Grenze
an. Sie haben, obwohl uns die französische
Regierung noch vor wenigen Tagen die Inne-
haltung einer unbesetzten Zone von 10 Kilo-
metern zugesagt hatte, an verschiedenen Punkten
die deutsche Grenze überschritten. Französische
Kompagnien halten seit gestern Nacht deutsche
Ortschaften besetzt. Bombenwerfende Flieger
kommen seit gestern nach Baden, Bayern, unter
Verletzung der belgischen Neutralität über bel-
gisches Gebiet in die Rheinprovinz und ver-
suchen unsere Bahnen zu zerstören. Frankreich
hat daher den Angriff gegen uns eröffnet und
den Kriegszustand hergestellt. Des Reiches
Sicherheit zwingt uns zur Gegenwehr. Der
Kaiser hat die erforderlichen Befehle erteilt.
Der deutsche Botschafter in Paris ist ange-
wiesen, seine Pässe zu fordern.
2. Spalte unten
Belagerungszustand in Frankreich.
Paris, 3. August. Der Ministerrat hat
gestern nachmittag beschlossen, die Kammern
einzuberufen. Heute hat Präsident Poincaré
einen Erlaß unterzeichnet, welche den Be-
lagerungszustand über Frankreich und Algerien
verhängt, der während des ganzen Krieges
aufrecht erhalten werden soll.
Glatt erfunden.
Berlin, 3. August. Die im Umlauf be-
findlichen Gerüchte über eine Schlacht zwischen
einem deutschen Schiffsverbande und der russi-
schen Ostseeflotte und deren Vernichtung und
den Untergang eines deutschen Schiffes sind
glatt erfunden. Es ergeht an alle Stellen
das dringende Ersuchen, derartige Gerüchte
nicht weiter zu tragen, ohne sie vorher durch
Rückfrage an der amtlichen Stelle auf ihre
Richtigkeit geprüft zu haben.
Schutz der Eisenbahnen.
Berlin. Bestimmte Nachrichten deuten
darauf hin, daß Zerstörungsversuche gegen
Eisenbahnen und Kunstbauten von feindlicher
Seite auch im Innern des Landes versucht
3. Spalte unten
werden. Bei der großen Bedeutung der Eisen-
bahnen für die Durchführung der Mobil-
machung und Versammlung des Heeres ist es
Pflicht jedes Deutschen, die Heeresverwaltung
beim Schutz der Eisenbahnen zu unterstützen.
Dies kann geschehen durch Ueberwachung des
mitreisenden Publikums, Mitteilung jeder ver-
dächtigen Handlung an die nächste Eisenbahn-
oder Militärbehörde, eventuell Festnahme ver-
dächtiger Individuen.
Echt russisch.
Wien, 3. August. In der Besprechung
der Kriegserklärung des deutschen Reiches an
Rußland sagt die "Neue Freie Presse" u. a. :
"Wunderbar sei die Uebereinstimmung der
Empfindungen des deutschen und österreichischen
Volkes." Das "Neue Wiener Tageblatt" kann
melden, daß die Vorbereitungen für die russi-
sche Mobilisierung bereits am 29. Juli nach-
mittags erfolgte, zu einer Zeit, wo Sasonow
noch die gegenteilige Erklärung abgab.
Einmarsch in Rußland.
Berlin, 3. August. Die deutschen Truppen
bei Lublinitz nahmen nach kurzem Gefecht
4. Spalte unten
Czenstochau. Auch Bendzin und Kalisch wurden
von deutschen Truppen besetzt.
Eine Bestie.
Metz. Ein französischer Arzt versuchte mit
Hilfe zweier verkleideter französischer Offiziere
Brunnen mit Cholerabazillen zu infizieren.
Er wurde standrechtlich erschossen.
Heruntergeschossen.
Wien. Ueber Krakau wurde ein russischer
Flieger von den Oesterreichern heruntergeschossen.
Italien macht mobil.
Mailand. Nach einer Mitteilung der
Zeitung "Corriere d´Italia" hat das italienische
Kriegsministerium weitgehende Verfügungen ge-
troffen, um die Mobilisierung der italienischen
Armee durchzuführen.
Verhaftung des russischen Kultus-
ministers in Deutschland.
Landsberg a. W. Auf der Durchreise
wurde hier der russische Kultusminister Kasso
verhaftet und unter sicherer Bedeckung nach
Stettin gebracht.
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item 1
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der Tage nach Sonn- und Fest- bei allen Postanstalten und den
tagen und ist zu beziehen durch Filialen für 60 Pfg. den Monat.
alle Postanstalten und Land- Postbestellung ins Haus kostet
briefträger, sowie die bekannten 14 Pfg. mehr.
Filialen. __________
Redaktion und Expedition: Inseratenannahme
Saalfeld, Rosmaringasse 7. bis 11 Uhr (größere Inserate
sprechstunde der Redaktion früher). Die 6 gespaltene Petit-
nur 4 bis 5 Uhr abends. zeile oder deren Raum 15 Pfg.
Fernsprecher: im "Praktischen Wegweiser" die
Saalfeld (Saale) 160. Zeile 20 Pfg. ========================== =========================
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Saalfelder Volksblatt
Sozialdemokratisches Organ für Sachsen=Meiningen und Schwarzburg=Rudolstadt.
Alle Einsendungen an Redaktion und Verlag sind zu adressieren: An das Volksblatt, Saalfeld (Saale).
Verantwortlich für die Redaktion: Nr. 180 Mittwoch, 5. August 1914 25. Jahrg. Druck und Verlag:
Ernst Zorn in Saalfeld. Arthur Hofmann in Saalfeld
S e i n o d e r N i c h t s e i n !
1. Spalte
Solange es die Möglichkeit gibt, den Frieden zu retten, gibt es nur
eine Pflicht: für ihn zu arbeiten. In dem Augenblick aber, in welchem das
weltgeschichtliche Ringen begonnen hat, ändern sich die Aufgaben des deutschen
klassenbewußten Proletariats.
Deutschland wird jetzt mit einem Bundesgenossen, der mit starker Heeres-
macht auf einem anderen Kriegsschauplatz festgehalten ist, gegen zwei Fron-
ten - vielleicht obendrein noch in der Nordsee gegen England - kämpfen
müssen. Das ist ein Krieg, gegen den
der von 1870 und 1871 ein Kinderspiel war.
Die ungeheure Mehrheit des deutschen Volkes hat diesen Krieg nicht gewollt.
Aber es gibt in ganz Deutschland keine Partei, keine Gruppe, und wir be-
haupten - keinen Menschen, der in diesem Krieg eine Niederlage
Deutschlands wünscht.
Diese Niederlage wäre etwas Unausdenkbares, Entsetzliches. Ist schon ein
Krieg an sich der Schrecken aller Schrecken, so wird das Furchtbare dieses
Krieges noch durch den Umstand vermehrt, daß er nicht nur unter zivilisierten
Nationen geführt wird. Wir haben das Vertrauen zu unseren Klassen- und
Volksgenossen in Uniform, daß sie sich von aller überflüssigen Grausamkeit fern-
halten werden. Wir können dieses Vertrauen nicht haben zu den
buntgemengten Völkerschaften des Zaren,
und wir wollen nicht, daß unsere Frauen und Kinder das Opfer kosakischer
Bestialitäten werden.
Wir müssen noch ein Ferneres bedenken. Die geographische Lage zwingt
Deutschland und Oesterreich, gegen drei oder vier Seiten nach außen zu kämpfen.
Die Verbündeten können nicht mit ihrer ganzen Macht nach einem Punkte
hinwirken. Die Gegner aber streben mit all ihren Kräften konzentrisch
dem Mittelpunkt des deutsch-österreichischen Länderblocks zu. Deutschland und
Oesterreich können den Gegnern kaum eine so vollkommene Niederlage bei-
bringen, wie es die Niederlage Deutschlands wäre, wenn die Gegner von allen
Seiten siegreich eindrängen.
Niederlage wäre gleichbedeutend mit Zusammenbruch, Vernichtung
und namenlosem Elend für uns alle. Und unser aller Gedanken
bäumen sich auf gegen diese Möglichkeit.
Unsere Vertreter im Reichstage haben es unzählige Male für eine Verleumd-
und erklärt, daß die Sozialdemokraten ihr Land im Augenblick der Gefahr im
Stich lassen könnten. Wenn die verhängnisvolle Stunde schlägt, werden die
Arbeiter das Wort einlösen, das nun von ihren Vertretern für sie abgegeben wor-
den ist. Die
Sozialdemokraten werden ihre Pflicht erfüllen,
Fortsetzung 2. Spalte oben
und sich darin von den "Patrioten" in keiner Weise übertreffen
lassen.
Unsere Reichstagsfraktion steht nun bei der Frage der Bewilligung der
Kriegskredite vor einer furchtbar verantwortungsvollen Entscheidung, die
ihr durch keine Diskussion erschwert werden darf. Man wird sich vielmehr
bemühen müssen, jede Entscheidung, die sie treffen kann, zu begreifen. Wer
sie kennt, der weiß, daß ihr nichts ferner liegt, als den Krieg gutzuheißen,
für seinen Ausbruch auch nur das kleinste Stückchen Verantwortung zu über-
nehmen und die Bande der Internationalität zu zerreißen, die nach dem Krieg
wirksamer als je in Erscheinung treten werden. Wer sie kennt, weiß aber auch,
daß die Ablehnung der Verantwortung für den Krieg keineswegs die Ableh-
nung der Verteidigung bedeutet, die für uns alle im Augenblick des Kriegs-
ausbruchs zur unerbittlichen Lebenspflicht wird. Selbstverständlich ist, daß die
Fraktion in vollständiger Geschlossenheit auf den Plan treten wird. Ueber
Fehler zu diskutieren, die nach der Meinung des einen oder des andern ge-
macht werden, wird später Zeit sein. Die Partei einig durch diese Zeit der
furchtbaren Krise zu führen und alle Kräfte zu sammeln, die zum Wiederauf-
bau notwendig sind, bleibt unter allen Umständen die Pflicht aller, denen die
Liebe zu unserer großen Sache fest im Herzen sitzt.
Wir fordern aber auch von unsern innerpolitischen Gegnern, daß sie den
tiefen sittlichen Ernst achten, mit welchem unsere Partei und Fraktion an ihre
schwere Aufgabe herangeht. Wer zu behaupten wagt, daß die Abstimmung
der Fraktion den Sinn haben könnte, für die Sozialdemokraten die Pflicht der
Landesverteidigung zu negieren, der spricht die Unwahrheit. Nochmals: es be-
steht kein Zweifel, daß
die Sozialdemokraten diese Pflicht anerkennen
und sie gewissenhaft erfüllen werden.
Unser Herz weiß nichts von Kriegsbegeisterung. Es ist erfüllt mit dem
tiefstem Abscheu vor jedem Krieg. Aber wenn kein Opfer mehr hilft, um das
Verhängnis aufzuhalten, wenn wir uns dann der namenlosen Schändlichkeiten
erinnern, die der Zarismus an seinen eigenen Volksgenossen verübt hat, wenn
wir uns weiter vorstellen, die Schergen dieser barbarischen Gewalt könnten als
trunkene Sieger unser Land betreten, dann dringt ein Schrei über unsere
Lippen: Nur das nicht!
Jenseits aller Greuel der Verwüstung steigt nun ein anderes, freund-
licheres Bild auf: ein freies deutsches Volk, das sich sein Vaterland eroberte,
indem es dieses sein Land verteidigte. Dieses freie deutsche Volk nach dem
Frieden im Bunde mit den großen Kulturvölkern des Westens. Unsere große
Sache überall im Vordringen. Drüben aber im Osten die rauchenden
Trümmer eines Zarenthrones.
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1. Spalte unten
Vom Kriegsschauplatz.
Frankreich greift an.
w. Berlin, 3. August (Amtliche Meldung.)
Bisher hatten deutsche Truppen dem erteilten
Befehl gemäß die französische Grenze nicht
überschritten. Dagegen greifen seit gestern
Truppen ohne Kriegserklärung unsere Grenze
an. Sie haben, obwohl uns die französische
Regierung noch vor wenigen Tagen die Inne-
haltung einer unbesetzten Zone von 10 Kilo-
metern zugesagt hatte, an verschiedenen Punkten
die deutsche Grenze überschritten. Französische
Kompagnien halten seit gestern Nacht deutsche
Ortschaften besetzt. Bombenwerfende Flieger
kommen seit gestern nach Baden, Bayern, unter
Verletzung der belgischen Neutralität über bel-
gisches Gebiet in die Rheinprovinz und ver-
suchen unsere Bahnen zu zerstören. Frankreich
hat daher den Angriff gegen uns eröffnet und
den Kriegszustand hergestellt. Des Reiches
Sicherheit zwingt uns zur Gegenwehr. Der
Kaiser hat die erforderlichen Befehle erteilt.
Der deutsche Botschafter in Paris ist ange-
wiesen, seine Pässe zu fordern.
2. Spalte unten
Belagerungszustand in Frankreich.
Paris, 3. August. Der Ministerrat hat
gestern nachmittag beschlossen, die Kammern
einzuberufen. Heute hat Präsident Poincare
einen Erlaß unterzeichnet, welche den Be-
lagerungszustand über Frankreich und Algerien
verhängt, der während des ganzen Krieges
aufrecht erhalten werden soll.
Glatt erfunden.
Berlin, 3. August. Die im Umlauf be-
findlichen Gerüchte über eine Schlacht zwischen
einem deutschen Schiffsverbande und der russi-
schen Ostseeflotte und deren Vernichtung und
den Untergang eines deutschen Schiffes sind
glatt erfunden. Es ergeht an alle Stellen
das dringende Ersuchen, derartige Gerüchte
nicht weiter zu tragen, ohne sie vorher durch
Rückfrage an der amtlichen Stelle auf ihre
Richtigkeit geprüft zu haben.
Schutz der Eisenbahnen.
Berlin. Bestimmte Nachrichten deuten
darauf hin, daß Zerstörungsversuche gegen
Eisenbahnen und Kunstbauten von feindlicher
Seite auch im Innern des Landes versucht
3. Spalte unten
werden. Bei der großen Bedeutung der Eisen-
bahnen für die Durchführung der Mobil-
machung und Versammlung des Heeres ist es
Pflicht jedes Deutschen, die Heeresverwaltung
beim Schutz der Eisenbahnen zu unterstützen.
Dies kann geschehen durch Ueberwachung des
mitreisenden Publikums, Mitteilung jeder ver-
dächtigen Handlung an die nächste Eisenbahn-
oder Militärbehörde, eventuell Festnahme ver-
dächtiger Individuen.
Echt russisch.
Wien, 3. August. In der Besprechung
der Kriegserklärung des deutschen Reiches an
Rußland sagt die "Neue Freie Presse" u. a. :
"Wunderbar sei die Uebereinstimmung der
Empfindungen des deutschen und österreichischen
Volkes." Das "Neue Wiener Tageblatt" kann
melden, daß die Vorbereitungen für die russi-
sche Mobilisierung bereits am 29. Juli nach-
mittags erfolgte, zu einer Zeit, wo Sasonow
noch die gegenteilige Erklärung abgab.
Einmarsch in Rußland.
Berlin, 3. August. Die deutschen Truppen
bei Lublinitz nahmen nach kurzem Gefecht
4. Spalte unten
Czenstochau. Auch Bendzin und Kalisch wurden
von deutschen Truppen besetzt.
Eine Bestie.
Metz. Ein französischer Arzt versuchte mit
Hilfe zweier verkleideter französischer Offiziere
Brunnen mit Cholerabazillen zu infizieren.
Er wurde standrechtlich erschossen.
Heruntergeschossen.
Wien. Ueber Krakau wurde ein russischer
Flieger von den Oesterreichern heruntergeschossen.
Italien macht mobil.
Mailand. Nach einer Mitteilung der
Zeitung "Corriere d´Italia" hat das italienische
Kriegsministerium weitgehende Verfügungen ge-
troffen, um die Mobilisierung der italienischen
Armee durchzuführen.
Verhaftung des russischen Kultus-
ministers in Deutschland.
Landsberg a. W. Auf der Durchreise
wurde hier der russische Kultusminister Kasso
verhaftet und unter sicherer Bedeckung nach
Stettin gebracht.
-
item 1
=========================== ==========================
Das Volksblatt Das Volksblatt
erscheint täglich mit Ausnahme abonniert man in Saalfeld, bei
der Tage nach Sonn- und Fest- bei allen Postanstalten und den
tagen und ist zu beziehen durch Filialen für 60 Pfg. den Monat.
alle Postanstalten und Land- Postbestellung ins Haus kostet
briefträger, sowie die bekannten 14 Pfg. mehr.
Filialen. __________
Redaktion und Expedition: Inseratenannahme
Saalfeld, Rosmaringasse 7. bis 11 Uhr (größere Inserate
sprechstunde der Redaktion früher). Die 6 gespaltene Petit-
nur 4 bis 5 Uhr abends. zeile oder deren Raum 15 Pfg.
Fernsprecher: im "Praktischen Wegweiser" die
Saalfeld (Saale) 160. Zeile 20 Pfg. ========================== =========================
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Saalfelder Volksblatt
Sozialdemokratisches Organ für Sachsen=Meiningen und Schwarzburg=Rudolstadt.
Alle Einsendungen an Redaktion und Verlag sind zu adressieren: An das Volksblatt, Saalfeld (Saale).
Verantwortlich für die Redaktion: Nr. 180 Mittwoch, 5. August 1914 25. Jahrg. Druck und Verlag:
Ernst Zorn in Saalfeld. Arthur Hofmann in Saalfeld
S e i n o d e r N i c h t s e i n !
1. Spalte
Solange es die Möglichkeit gibt, den Frieden zu retten, gibt es nur
eine Pflicht: für ihn zu arbeiten. In dem Augenblick aber, in welchem das
weltgeschichtliche Ringen begonnen hat, ändern sich die Aufgaben des deutschen
klassenbewußten Proletariats.
Deutschland wird jetzt mit einem Bundesgenossen, der mit starker Heeres-
macht auf einem anderen Kriegsschauplatz festgehalten ist, gegen zwei Fron-
ten - vielleicht obendrein noch in der Nordsee gegen England - kämpfen
müssen. Das ist ein Krieg, gegen den
der von 1870 und 1871 ein Kinderspiel war.
Die ungeheure Mehrheit des deutschen Volkes hat diesen Krieg nicht gewollt.
Aber es gibt in ganz Deutschland keine Partei, keine Gruppe, und wir be-
haupten - keinen Menschen, der in diesem Krieg eine Niederlage
Deutschlands wünscht.
Diese Niederlage wäre etwas Unausdenkbares, Entsetzliches. Ist schon ein
Krieg an sich der Schrecken aller Schrecken, so wird das Furchtbare dieses
Krieges noch durch den Umstand vermehrt, daß er nicht nur unter zivilisierten
Nationen geführt wird. Wir haben das Vertrauen zu unseren Klassen- und
Volksgenossen in Uniform, daß sie sich von aller überflüssigen Grausamkeit fern-
halten werden. Wir können dieses Vertrauen nicht haben zu den
buntgemengten Völkerschaften des Zaren,
und wir wollen nicht, daß unsere Frauen und Kinder das Opfer kosakischer
Bestialitäten werden.
Wir müssen noch ein Ferneres bedenken. Die geographische Lage zwingt
Deutschland und Oesterreich, gegen drei oder vier Seiten nach außen zu kämpfen.
Die Verbündeten können nicht mit ihrer ganzen Macht nach einem Punkte
hinwirken. Die Gegner aber streben mit all ihren Kräften konzentrisch
dem Mittelpunkt des deutsch-österreichischen Länderblocks zu. Deutschland und
Oesterreich können den Gegnern kaum eine so vollkommene Niederlage bei-
bringen, wie es die Niederlage Deutschlands wäre, wenn die Gegner von allen
Seiten siegreich eindrängen.
Niederlage wäre gleichbedeutend mit Zusammenbruch, Vernichtung
und namenlosem Elend für uns alle. Und unser aller Gedanken
bäumen sich auf gegen diese Möglichkeit.
Unsere Vertreter im Reichstage haben es unzählige Male für eine Verleumd-
und erklärt, daß die Sozialdemokraten ihr Land im Augenblick der Gefahr im
Stich lassen könnten. Wenn die verhängnisvolle Stunde schlägt, werden die
Arbeiter das Wort einlösen, das nun von ihren Vertretern für sie abgegeben wor-
den ist. Die
Sozialdemokraten werden ihre Pflicht erfüllen,
Fortsetzung 2. Spalte oben
und sich darin von den "Patrioten" in keiner Weise übertreffen
lassen.
Unsere Reichstagsfraktion steht nun bei der Frage der Bewilligung der
Kriegskredite vor einer furchtbar verantwortungsvollen Entscheidung, die
ihr durch keine Diskussion erschwert werden darf. Man wird sich vielmehr
bemühen müssen, jede Entscheidung, die sie treffen kann, zu begreifen. Wer
sie kennt, der weiß, daß ihr nichts ferner liegt, als den Krieg gutzuheißen,
für seinen Ausbruch auch nur das kleinste Stückchen Verantwortung zu über-
nehmen und die Bande der Internationalität zu zerreißen, die nach dem Krieg
wirksamer als je in Erscheinung treten werden. Wer sie kennt, weiß aber auch,
daß die Ablehnung der Verantwortung für den Krieg keineswegs die Ableh-
nung der Verteidigung bedeutet, die für uns alle im Augenblick des Kriegs-
ausbruchs zur unerbittlichen Lebenspflicht wird. Selbstverständlich ist, daß die
Fraktion in vollständiger Geschlossenheit auf den Plan treten wird. Ueber
Fehler zu diskutieren, die nach der Meinung des einen oder des andern ge-
macht werden, wird später Zeit sein. Die Partei einig durch diese Zeit der
furchtbaren Krise zu führen und alle Kräfte zu sammeln, die zum Wiederauf-
bau notwendig sind, bleibt unter allen Umständen die Pflicht aller, denen die
Liebe zu unserer großen Sache fest im Herzen sitzt.
Wir fordern aber auch von unsern innerpolitischen Gegnern, daß sie den
tiefen sittlichen Ernst achten, mit welchem unsere Partei und Fraktion an ihre
schwere Aufgabe herangeht. Wer zu behaupten wagt, daß die Abstimmung
der Fraktion den Sinn haben könnte, für die Sozialdemokraten die Pflicht der
Landesverteidigung zu negieren, der spricht die Unwahrheit. Nochmals: es be-
steht kein Zweifel, daß
die Sozialdemokraten diese Pflicht anerkennen
und sie gewissenhaft erfüllen werden.
Unser Herz weiß nichts von Kriegsbegeisterung. Es ist erfüllt mit dem
tiefstem Abscheu vor jedem Krieg. Aber wenn kein Opfer mehr hilft, um das
Verhängnis aufzuhalten, wenn wir uns dann der namenlosen Schändlichkeiten
erinnern, die der Zarismus an seinen eigenen Volksgenossen verübt hat, wenn
wir uns weiter vorstellen, die Schergen dieser barbarischen Gewalt könnten als
trunkene Sieger unser Land betreten, dann dringt ein Schrei über unsere
Lippen: Nur das nicht!
Jenseits aller Greuel der Verwüstung steigt nun ein anderes, freund-
licheres Bild auf: ein freies deutsches Volk, das sich sein Vaterland eroberte,
indem es dieses sein Land verteidigte. Dieses freie deutsche Volk nach dem
Frieden im Bunde mit den großen Kulturvölkern des Westens. Unsere große
Sache überall im Vordringen. Drüben aber im Osten die rauchenden
Trümmer eines Zarenthrones.
____________________________________________________________________________________________
1. Spalte unten
Vom Kriegsschauplatz.
Frankreich greift an.
w. Berlin, 3. August (Amtliche Meldung.)
Bisher hatten deutsche Truppen dem erteilten
Befehl gemäß die französische Grenze nicht
überschritten. Dagegen greifen seit gestern
Truppen ohne Kriegserklärung unsere Grenze
an. Sie haben, obwohl uns die französische
Regierung noch vor wenigen Tagen die Inne-
haltung einer unbesetzten Zone von 10 Kilo-
metern zugesagt hatte, an verschiedenen Punkten
die deutsche Grenze überschritten. Französische
Kompagnien halten seit gestern Nacht deutsche
Ortschaften besetzt. Bombenwerfende Flieger
kommen seit gestern nach Baden, Bayern, unter
Verletzung der belgischen Neutralität über bel-
gisches Gebiet in die Rheinprovinz und ver-
suchen unsere Bahnen zu zerstören. Frankreich
hat daher den Angriff gegen uns eröffnet und
den Kriegszustand hergestellt. Des Reiches
Sicherheit zwingt uns zur Gegenwehr. Der
Kaiser hat die erforderlichen Befehle erteilt.
Der deutsche Botschafter in Paris ist ange-
wiesen, seine Pässe zu fordern.
2. Spalte unten
Belagerungszustand in Frankreich.
Paris, 3. August. Der Ministerrat hat
gestern nachmittag beschlossen, die Kammern
einzuberufen. Heute hat Präsident Poincare
einen Erlaß unterzeichnet, welche den Be-
lagerungszustand über Frankreich und Algerien
verhängt, der während des ganzen Krieges
aufrecht erhalten werden soll.
Glatt erfunden.
Berlin, 3. August. Die im Umlauf be-
findlichen Gerüchte über eine Schlacht zwischen
einem deutschen Schiffsverbande und der russi-
schen Ostseeflotte und deren Vernichtung und
den Untergang eines deutschen Schiffes sind
glatt erfunden. Es ergeht an alle Stellen
das dringende Ersuchen, derartige Gerüchte
nicht weiter zu tragen, ohne sie vorher durch
Rückfrage an der amtlichen Stelle auf ihre
Richtigkeit geprüft zu haben.
Schutz der Eisenbahnen.
Berlin. Bestimmte Nachrichten deuten
darauf hin, daß Zerstörungsversuche gegen
Eisenbahnen und Kunstbauten von feindlicher
Seite auch im Innern des Landes versucht
3. Spalte unten
werden. Bei der großen Bedeutung der Eisen-
bahnen für die Durchführung der Mobil-
machung und Versammlung des Heeres ist es
Pflicht jedes Deutschen, die Heeresverwaltung
beim Schutz der Eisenbahnen zu unterstützen.
Dies kann geschehen durch Ueberwachung des
mitreisenden Publikums, Mitteilung jeder ver-
dächtigen Handlung an die nächste Eisenbahn-
oder Militärbehörde, eventuell Festnahme ver-
dächtiger Individuen.
Echt russisch.
Wien, 3. August. In der Besprechung
der Kriegserklärung des deutschen Reiches an
Rußland sagt die "Neue Freie Presse" u. a. :
"Wunderbar sei die Uebereinstimmung der
Empfindungen des deutschen und österreichischen
Volkes." Das "Neue Wiener Tageblatt" kann
melden, daß die Vorbereitungen für die russi-
sche Mobilisierung bereits am 29. Juli nach-
mittags erfolgte, zu einer Zeit, wo Sasonow
noch die gegenteilige Erklärung abgab.
Einmarsch in Rußland.
Berlin, 3. August. Die deutschen Truppen
bei Lublinitz nahmen nach kurzem Gefecht
4. Spalte unten
Czenstochau. Auch Bendzin und Kalisch wurden
von deutschen Truppen besetzt.
Eine Bestie.
Metz. Ein französischer Arzt versuchte mit
Hilfe zweier verkleideter französischer Offiziere
Brunnen mit Cholerabazillen zu infizieren.
Er wurd Heruntergeschossen.
Wien. Ueber Krakau wurde ein russischer
Flieger von den Oesterreichern heruntergeschossen.
Italien macht mobil.
Mailand. Nach einer Mitteilung der
Zeitung "Corriere d´Italia" hat das italienische
Kriegsministerium weitgehende Verfügungen ge-
troffen, um die Mobilisierung der italienischen
Armee durchzuführen.
Verhaftung des russischen Kultus-
ministers in Deutschland.
Landsberg a. W. Auf der Durchreise
wurde hier der russische Kultusminister Kasso
verhaftet und unter sicherer Bedeckung nach
Stettin gebracht.
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item 1
=========================== ==========================
Das Volksblatt Das Volksblatt
erscheint täglich mit Ausnahme abonniert man in Saalfeld, bei
der Tage nach Sonn- und Fest- bei allen Postanstalten und den
tagen und ist zu beziehen durch Filialen für 60 Pfg. den Monat.
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briefträger, sowie die bekannten 14 Pfg. mehr.
Filialen. __________
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Saalfeld, Rosmaringasse 7. bis 11 Uhr (größere Inserate
sprechstunde der Redaktion früher). Die 6 gespaltene Petit-
nur 4 bis 5 Uhr abends. zeile oder deren Raum 15 Pfg.
Fernsprecher: im "Praktischen Wegweiser" die
Saalfeld (Saale) 160. Zeile 20 Pfg. ========================== =========================
V o l k s b l a t t
Saalfelder Volksblatt
Sozialdemokratisches Organ für Sachsen=Meiningen und Schwarzburg=Rudolstadt.
Alle Einsendungen an Redaktion und Verlag sind zu adressieren: An das Volksblatt, Saalfeld (Saale).
Verantwortlich für die Redaktion: Nr. 180 Mittwoch, 5. August 1914 25. Jahrg. Druck und Verlag:
Ernst Zorn in Saalfeld. Arthur Hofmann in Saalfeld
S e i n o d e r N i c h t s e i n !
1. Spalte
Solange es die Möglichkeit gibt, den Frieden zu retten, gibt es nur
eine Pflicht: für ihn zu arbeiten. In dem Augenblick aber, in welchem das
weltgeschichtliche Ringen begonnen hat, ändern sich die Aufgaben des deutschen
klassenbewußten Proletariats.
Deutschland wird jetzt mit einem Bundesgenossen, der mit starker Heeres-
macht auf einem anderen Kriegsschauplatz festgehalten ist, gegen zwei Fron-
ten - vielleicht obendrein noch in der Nordsee gegen England - kämpfen
müssen. Das ist ein Krieg, gegen den
der von 1870 und 1871 ein Kinderspiel war.
Die ungeheure Mehrheit des deutschen Volkes hat diesen Krieg nicht gewollt.
Aber es gibt in ganz Deutschland keine Partei, keine Gruppe, und wir be-
haupten - keinen Menschen, der in diesem Krieg eine Niederlage
Deutschlands wünscht.
Diese Niederlage wäre etwas Unausdenkbares, Entsetzliches. Ist schon ein
Krieg an sich der Schrecken aller Schrecken, so wird das Furchtbare dieses
Krieges noch durch den Umstand vermehrt, daß er nicht nur unter zivilisierten
Nationen geführt wird. Wir haben das Vertrauen zu unseren Klassen- und
Volksgenossen in Uniform, daß sie sich von aller überflüssigen Grausamkeit fern-
halten werden. Wir können dieses Vertrauen nicht haben zu den
buntgemengten Völkerschaften des Zaren,
und wir wollen nicht, daß unsere Frauen und Kinder das Opfer kosakischer
Bestialitäten werden.
Wir müssen noch ein Ferneres bedenken. Die geographische Lage zwingt
Deutschland und Oesterreich, gegen drei oder vier Seiten nach außen zu kämpfen.
Die Verbündeten können nicht mit ihrer ganzen Macht nach einem Punkte
hinwirken. Die Gegner aber streben mit all ihren Kräften konzentrisch
dem Mittelpunkt des deutsch-österreichischen Länderblocks zu. Deutschland und
Oesterreich können den Gegnern kaum eine so vollkommene Niederlage bei-
bringen, wie es die Niederlage Deutschlands wäre, wenn die Gegner von allen
Seiten siegreich eindrängen.
Niederlage wäre gleichbedeutend mit Zusammenbruch, Vernichtung
und namenlosem Elend für uns alle. Und unser aller Gedanken
bäumen sich auf gegen diese Möglichkeit.
Unsere Vertreter im Reichstage haben es unzählige Male für eine Verleumd-
und erklärt, daß die Sozialdemokraten ihr Land im Augenblick der Gefahr im
Stich lassen könnten. Wenn die verhängnisvolle Stunde schlägt, werden die
Arbeiter das Wort einlösen, das nun von ihren Vertretern für sie abgegeben wor-
den ist. Die
Sozialdemokraten werden ihre Pflicht erfüllen,
Fortsetzung 2. Spalte oben
und sich darin von den "Patrioten" in keiner Weise übertreffen
lassen.
Unsere Reichstagsfraktion steht nun bei der Frage der Bewilligung der
Kriegskredite vor einer furchtbar verantwortungsvollen Entscheidung, die
ihr durch keine Diskussion erschwert werden darf. Man wird sich vielmehr
bemühen müssen, jede Entscheidung, die sie treffen kann, zu begreifen. Wer
sie kennt, der weiß, daß ihr nichts ferner liegt, als den Krieg gutzuheißen,
für seinen Ausbruch auch nur das kleinste Stückchen Verantwortung zu über-
nehmen und die Bande der Internationalität zu zerreißen, die nach dem Krieg
wirksamer als je in Erscheinung treten werden. Wer sie kennt, weiß aber auch,
daß die Ablehnung der Verantwortung für den Krieg keineswegs die Ableh-
nung der Verteidigung bedeutet, die für uns alle im Augenblick des Kriegs-
ausbruchs zur unerbittlichen Lebenspflicht wird. Selbstverständlich ist, daß die
Fraktion in vollständiger Geschlossenheit auf den Plan treten wird. Ueber
Fehler zu diskutieren, die nach der Meinung des einen oder des andern ge-
macht werden, wird später Zeit sein. Die Partei einig durch diese Zeit der
furchtbaren Krise zu führen und alle Kräfte zu sammeln, die zum Wiederauf-
bau notwendig sind, bleibt unter allen Umständen die Pflicht aller, denen die
Liebe zu unserer großen Sache fest im Herzen sitzt.
Wir fordern aber auch von unsern innerpolitischen Gegnern, daß sie den
tiefen sittlichen Ernst achten, mit welchem unsere Partei und Fraktion an ihre
schwere Aufgabe herangeht. Wer zu behaupten wagt, daß die Abstimmung
der Fraktion den Sinn haben könnte, für die Sozialdemokraten die Pflicht der
Landesverteidigung zu negieren, der spricht die Unwahrheit. Nochmals: es be-
steht kein Zweifel, daß
die Sozialdemokraten diese Pflicht anerkennen
und sie gewissenhaft erfüllen werden.
Unser Herz weiß nichts von Kriegsbegeisterung. Es ist erfüllt mit dem
tiefstem Abscheu vor jedem Krieg. Aber wenn kein Opfer mehr hilft, um das
Verhängnis aufzuhalten, wenn wir uns dann der namenlosen Schändlichkeiten
erinnern, die der Zarismus an seinen eigenen Volksgenossen verübt hat, wenn
wir uns weiter vorstellen, die Schergen dieser barbarischen Gewalt könnten als
trunkene Sieger unser Land betreten, dann dringt ein Schrei über unsere
Lippen: Nur das nicht!
Jenseits aller Greuel der Verwüstung steigt nun ein anderes, freund-
licheres Bild auf: ein freies deutsches Volk, das sich sein Vaterland eroberte,
indem es dieses sein Land verteidigte. Dieses freie deutsche Volk nach dem
Frieden im Bunde mit den großen Kulturvölkern des Westens. Unsere große
Sache überall im Vordringen. Drüben aber im Osten die rauchenden
Trümmer eines Zarenthrones.
____________________________________________________________________________________________
1. Spalte unten
Vom Kriegsschauplatz.
Frankreich greift an.
w. Berlin, 3. August (Amtliche Meldung.)
Bisher hatten deutsche Truppen dem erteilten
Befehl gemäß die französische Grenze nicht
überschritten. Dagegen greifen seit gestern
Truppen ohne Kriegserklärung unsere Grenze
an. Sie haben, obwohl uns die französische
Regierung noch vor wenigen Tagen die Inne-
haltung einer unbesetzten Zone von 10 Kilo-
metern zugesagt hatte, an verschiedenen Punkten
die deutsche Grenze überschritten. Französische
Kompagnien halten seit gestern Nacht deutsche
Ortschaften besetzt. Bombenwerfende Flieger
kommen seit gestern nach Baden, Bayern, unter
Verletzung der belgischen Neutralität über bel-
gisches Gebiet in die Rheinprovinz und ver-
suchen unsere Bahnen zu zerstören. Frankreich
hat daher den Angriff gegen uns eröffnet und
den Kriegszustand hergestellt. Des Reiches
Sicherheit zwingt uns zur Gegenwehr. Der
Kaiser hat die erforderlichen Befehle erteilt.
Der deutsche Botschafter in Paris ist ange-
wiesen, seine Pässe zu fordern.
2. Spalte unten
Belagerungszustand in Frankreich.
Paris, 3. August. Der Ministerrat hat
gestern nachmittag beschlossen, die Kammern
einzuberufen. Heute hat Präsident Poincare
einen Erlaß unterzeichnet, welche den Be-
lagerungszustand über Frankreich und Algerien
verhängt, der während des ganzen Krieges
aufrecht erhalten werden soll.
Glatt erfunden.
Berlin, 3. August. Die im Umlauf be-
findlichen Gerüchte über eine Schlacht zwischen
einem deutschen Schiffsverbande und der russi-
schen Ostseeflotte und deren Vernichtung und
den Untergang eines deutschen Schiffes sind
glatt erfunden. Es ergeht an alle Stellen
das dringende Ersuchen, derartige Gerüchte
nicht weiter zu tragen, ohne sie vorher durch
Rückfrage an der amtlichen Stelle auf ihre
Richtigkeit geprüft zu haben.
Schutz der Eisenbahnen.
Berlin. Bestimmte Nachrichten deuten
darauf hin, daß Zerstörungsversuche gegen
Eisenbahnen und Kunstbauten von feindlicher
Seite auch im Innern des Landes versucht
3. Spalte unten
werden. Bei der großen Bedeutung der Eisen-
bahnen für die Durchführung der Mobil-
machung und Versammlung des Heeres ist es
Pflicht jedes Deutschen, die Heeresverwaltung
beim Schutz der Eisenbahnen zu unterstützen.
Dies kann geschehen durch Ueberwachung des
mitreisenden Publikums, Mitteilung jeder ver-
dächtigen Handlung an die nächste Eisenbahn-
oder Militärbehörde, eventuell Festnahme ver-
dächtiger Individuen.
Echt russisch.
Wien, 3. August. In der Besprechung
der Kriegserklärung des deutschen Reiches an
Rußland sagt die "Neue Freie Presse" u. a. :
"Wunderbar sei die Uebereinstimmung der
Empfindungen des deutschen und österreichischen
Volkes." Das "Neue Wiener Tageblatt" kann
melden, daß die Vorbereitungen für die russi-
sche Mobilisierung bereits am 29. Juli nach-
mittags erfolgte, zu einer Zeit, wo Sasonow
noch die gegenteilige Erklärung abgab.
Einmarsch in Rußland.
Berlin, 3. August. Die deutschen Truppen
bei Lublinitz nahmen nach kurzem Gefecht
4. Spalte unten
Czenstochau. Auch Bendzin und Kalisch wurden
von deutschen Truppen besetzt.
Eine Bestie.
Metz. Ein französischer Arzt versuchte mit
Hilfe zweier verkleideter französischer Offiziere
Brunnen mit Cholerabazillen zu infizieren.
Er wurde standrechtlich erschossen.
Heruntergeschossen.
Wien. Ueber Krakau wurde ein russischer
Flieger von den Oesterreichern heruntergeschossen.
Italien macht mobil.
Mailand. Nach einer Mitteilung der
Zeitung "Corriere d´Italia" hat das italienische
Kriegsministerium weitgehende Verfügungen ge-
troffen, um die Mobilisierung der italienischen
Armee durchzuführen.
-
item 1
=========================== ==========================
Das Volksblatt Das Volksblatt
erscheint täglich mit Ausnahme abonniert man in Saalfeld, bei
der Tage nach Sonn- und Fest- bei allen Postanstalten und den
tagen und ist zu beziehen durch Filialen für 60 Pfg. den Monat.
alle Postanstalten und Land- Postbestellung ins Haus kostet
briefträger, sowie die bekannten 14 Pfg. mehr.
Filialen. __________
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1. Spalte
Solange es die Möglichkeit gibt, den Frieden zu retten, gibt es nur
eine Pflicht: für ihn zu arbeiten. In dem Augenblick aber, in welchem das
weltgeschichtliche Ringen begonnen hat, ändern sich die Aufgaben des deutschen
klassenbewußten Proletariats.
Deutschland wird jetzt mit einem Bundesgenossen, der mit starker Heeres-
macht auf einem anderen Kriegsschauplatz festgehalten ist, gegen zwei Fron-
ten - vielleicht obendrein noch in der Nordsee gegen England - kämpfen
müssen. Das ist ein Krieg, gegen den
der von 1870 und 1871 ein Kinderspiel war.
Die ungeheure Mehrheit des deutschen Volkes hat diesen Krieg nicht gewollt.
Aber es gibt in ganz Deutschland keine Partei, keine Gruppe, und wir be-
haupten - keinen Menschen, der in diesem Krieg eine Niederlage
Deutschlands wünscht.
Diese Niederlage wäre etwas Unausdenkbares, Entsetzliches. Ist schon ein
Krieg an sich der Schrecken aller Schrecken, so wird das Furchtbare dieses
Krieges noch durch den Umstand vermehrt, daß er nicht nur unter zivilisierten
Nationen geführt wird. Wir haben das Vertrauen zu unseren Klassen- und
Volksgenossen in Uniform, daß sie sich von aller überflüssigen Grausamkeit fern-
halten werden. Wir können dieses Vertrauen nicht haben zu den
buntgemengten Völkerschaften des Zaren,
und wir wollen nicht, daß unsere Frauen und Kinder das Opfer kosakischer
Bestialitäten werden.
Wir müssen noch ein Ferneres bedenken. Die geographische Lage zwingt
Deutschland und Oesterreich, gegen drei oder vier Seiten nach außen zu kämpfen.
Die Verbündeten können nicht mit ihrer ganzen Macht nach einem Punkte
hinwirken. Die Gegner aber streben mit all ihren Kräften konzentrisch
dem Mittelpunkt des deutsch-österreichischen Länderblocks zu. Deutschland und
Oesterreich können den Gegnern kaum eine so vollkommene Niederlage bei-
bringen, wie es die Niederlage Deutschlands wäre, wenn die Gegner von allen
Seiten siegreich eindrängen.
Niederlage wäre gleichbedeutend mit Zusammenbruch, Vernichtung
und namenlosem Elend für uns alle. Und unser aller Gedanken
bäumen sich auf gegen diese Möglichkeit.
Unsere Vertreter im Reichstage haben es unzählige Male für eine Verleumd-
und erklärt, daß die Sozialdemokraten ihr Land im Augenblick der Gefahr im
Stich lassen könnten. Wenn die verhängnisvolle Stunde schlägt, werden die
Arbeiter das Wort einlösen, das nun von ihren Vertretern für sie abgegeben wor-
den ist. Die
Sozialdemokraten werden ihre Pflicht erfüllen,
Fortsetzung 2. Spalte oben
und sich darin von den "Patrioten" in keiner Weise übertreffen
lassen.
Unsere Reichstagsfraktion steht nun bei der Frage der Bewilligung der
Kriegskredite vor einer furchtbar verantwortungsvollen Entscheidung, die
ihr durch keine Diskussion erschwert werden darf. Man wird sich vielmehr
bemühen müssen, jede Entscheidung, die sie treffen kann, zu begreifen. Wer
sie kennt, der weiß, daß ihr nichts ferner liegt, als den Krieg gutzuheißen,
für seinen Ausbruch auch nur das kleinste Stückchen Verantwortung zu über-
nehmen und die Bande der Internationalität zu zerreißen, die nach dem Krieg
wirksamer als je in Erscheinung treten werden. Wer sie kennt, weiß aber auch,
daß die Ablehnung der Verantwortung für den Krieg keineswegs die Ableh-
nung der Verteidigung bedeutet, die für uns alle im Augenblick des Kriegs-
ausbruchs zur unerbittlichen Lebenspflicht wird. Selbstverständlich ist, daß die
Fraktion in vollständiger Geschlossenheit auf den Plan treten wird. Ueber
Fehler zu diskutieren, die nach der Meinung des einen oder des andern ge-
macht werden, wird später Zeit sein. Die Partei einig durch diese Zeit der
furchtbaren Krise zu führen und alle Kräfte zu sammeln, die zum Wiederauf-
bau notwendig sind, bleibt unter allen Umständen die Pflicht aller, denen die
Liebe zu unserer großen Sache fest im Herzen sitzt.
Wir fordern aber auch von unsern innerpolitischen Gegnern, daß sie den
tiefen sittlichen Ernst achten, mit welchem unsere Partei und Fraktion an ihre
schwere Aufgabe herangeht. Wer zu behaupten wagt, daß die Abstimmung
der Fraktion den Sinn haben könnte, für die Sozialdemokraten die Pflicht der
Landesverteidigung zu negieren, der spricht die Unwahrheit. Nochmals: es be-
steht kein Zweifel, daß
die Sozialdemokraten diese Pflicht anerkennen
und sie gewissenhaft erfüllen werden.
Unser Herz weiß nichts von Kriegsbegeisterung. Es ist erfüllt mit dem
tiefstem Abscheu vor jedem Krieg. Aber wenn kein Opfer mehr hilft, um das
Verhängnis aufzuhalten, wenn wir uns dann der namenlosen Schändlichkeiten
erinnern, die der Zarismus an seinen eigenen Volksgenossen verübt hat, wenn
wir uns weiter vorstellen, die Schergen dieser barbarischen Gewalt könnten als
trunkene Sieger unser Land betreten, dann dringt ein Schrei über unsere
Lippen: Nur das nicht!
Jenseits aller Greuel der Verwüstung steigt nun ein anderes, freund-
licheres Bild auf: ein freies deutsches Volk, das sich sein Vaterland eroberte,
indem es dieses sein Land verteidigte. Dieses freie deutsche Volk nach dem
Frieden im Bunde mit den großen Kulturvölkern des Westens. Unsere große
Sache überall im Vordringen. Drüben aber im Osten die rauchenden
Trümmer eines Zarenthrones.
____________________________________________________________________________________________
1. Spalte unten
Vom Kriegsschauplatz.
Frankreich greift an.
w. Berlin, 3. August (Amtliche Meldung.)
Bisher hatten deutsche Truppen dem erteilten
Befehl gemäß die französische Grenze nicht
überschritten. Dagegen greifen seit gestern
Truppen ohne Kriegserklärung unsere Grenze
an. Sie haben, obwohl uns die französische
Regierung noch vor wenigen Tagen die Inne-
haltung einer unbesetzten Zone von 10 Kilo-
metern zugesagt hatte, an verschiedenen Punkten
die deutsche Grenze überschritten. Französische
Kompagnien halten seit gestern Nacht deutsche
Ortschaften besetzt. Bombenwerfende Flieger
kommen seit gestern nach Baden, Bayern, unter
Verletzung der belgischen Neutralität über bel-
gisches Gebiet in die Rheinprovinz und ver-
suchen unsere Bahnen zu zerstören. Frankreich
hat daher den Angriff gegen uns eröffnet und
den Kriegszustand hergestellt. Des Reiches
Sicherheit zwingt uns zur Gegenwehr. Der
Kaiser hat die erforderlichen Befehle erteilt.
Der deutsche Botschafter in Paris ist ange-
wiesen, seine Pässe zu fordern.
2. Spalte unten
Belagerungszustand in Frankreich.
Paris, 3. August. Der Ministerrat hat
gestern nachmittag beschlossen, die Kammern
einzuberufen. Heute hat Präsident Poincare
einen Erlaß unterzeichnet, welche den Be-
lagerungszustand über Frankreich und Algerien
verhängt, der während des ganzen Krieges
aufrecht erhalten werden soll.
Glatt erfunden.
Berlin, 3. August. Die im Umlauf be-
findlichen Gerüchte über eine Schlacht zwischen
einem deutschen Schiffsverbande und der russi-
schen Ostseeflotte und deren Vernichtung und
den Untergang eines deutschen Schiffes sind
glatt erfunden. Es ergeht an alle Stellen
das dringende Ersuchen, derartige Gerüchte
nicht weiter zu tragen, ohne sie vorher durch
Rückfrage an der amtlichen Stelle auf ihre
Richtigkeit geprüft zu haben.
Schutz der Eisenbahnen.
Berlin. Bestimmte Nachrichten deuten
darauf hin, daß Zerstörungsversuche gegen
Eisenbahnen und Kunstbauten von feindlicher
Seite auch im Innern des Landes versucht
3. Spalte unten
werden. Bei der großen Bedeutung der Eisen-
bahnen für die Durchführung der Mobil-
machung und Versammlung des Heeres ist es
Pflicht jedes Deutschen, die Heeresverwaltung
beim Schutz der Eisenbahnen zu unterstützen.
Dies kann geschehen durch Ueberwachung des
mitreisenden Publikums, Mitteilung jeder ver-
dächtigen Handlung an die nächste Eisenbahn-
oder Militärbehörde, eventuell Festnahme ver-
dächtiger Individuen.
Echt russisch.
Wien, 3. August. In der Besprechung
der Kriegserklärung des deutschen Reiches an
Rußland sagt die "Neue Freie Presse" u. a. :
"Wunderbar sei die Uebereinstimmung der
Empfindungen des deutschen und österreichischen
Volkes." Das "Neue Wiener Tageblatt" kann
melden, daß die Vorbereitungen für die russi-
sche Mobilisierung bereits am 29. Juli nach-
mittags erfolgte, zu einer Zeit, wo Sasonow
noch die gegenteilige Erklärung abgab.
Einmarsch in Rußland.
Berlin, 3. August. Die deutschen Truppen
bei Lublinitz nahmen nach kurzem Gefecht
4. Spalte unten
Czenstochau. Auch Bendzin und Kalisch wurden
von deutschen Truppen besetzt.
Eine Bestie.
Metz. Ein französischer Arzt versuchte mit
Hilfe zweier verkleideter französischer Offiziere
Brunnen mit Cholerabazillen zu infizieren.
Er wurde standrechtlich erschossen.
Heruntergeschossen.
Wien. Ueber Krakau wurde ein russischer
Flieger von den Oesterreichern heruntergeschossen.
-
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der Tage nach Sonn- und Fest- bei allen Postanstalten und den
tagen und ist zu beziehen durch Filialen für 60 Pfg. den Monat.
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briefträger, sowie die bekannten 14 Pfg. mehr.
Filialen. __________
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sprechstunde der Redaktion früher). Die 6 gespaltene Petit-
nur 4 bis 5 Uhr abends. zeile oder deren Raum 15 Pfg.
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Sozialdemokratisches Organ für Sachsen=Meiningen und Schwarzburg=Rudolstadt.
Alle Einsendungen an Redaktion und Verlag sind zu adressieren: An das Volksblatt, Saalfeld (Saale).
Verantwortlich für die Redaktion: Nr. 180 Mittwoch, 5. August 1914 25. Jahrg. Druck und Verlag:
Ernst Zorn in Saalfeld. Arthur Hofmann in Saalfeld
S e i n o d e r N i c h t s e i n !
1. Spalte
Solange es die Möglichkeit gibt, den Frieden zu retten, gibt es nur
eine Pflicht: für ihn zu arbeiten. In dem Augenblick aber, in welchem das
weltgeschichtliche Ringen begonnen hat, ändern sich die Aufgaben des deutschen
klassenbewußten Proletariats.
Deutschland wird jetzt mit einem Bundesgenossen, der mit starker Heeres-
macht auf einem anderen Kriegsschauplatz festgehalten ist, gegen zwei Fron-
ten - vielleicht obendrein noch in der Nordsee gegen England - kämpfen
müssen. Das ist ein Krieg, gegen den
der von 1870 und 1871 ein Kinderspiel war.
Die ungeheure Mehrheit des deutschen Volkes hat diesen Krieg nicht gewollt.
Aber es gibt in ganz Deutschland keine Partei, keine Gruppe, und wir be-
haupten - keinen Menschen, der in diesem Krieg eine Niederlage
Deutschlands wünscht.
Diese Niederlage wäre etwas Unausdenkbares, Entsetzliches. Ist schon ein
Krieg an sich der Schrecken aller Schrecken, so wird das Furchtbare dieses
Krieges noch durch den Umstand vermehrt, daß er nicht nur unter zivilisierten
Nationen geführt wird. Wir haben das Vertrauen zu unseren Klassen- und
Volksgenossen in Uniform, daß sie sich von aller überflüssigen Grausamkeit fern-
halten werden. Wir können dieses Vertrauen nicht haben zu den
buntgemengten Völkerschaften des Zaren,
und wir wollen nicht, daß unsere Frauen und Kinder das Opfer kosakischer
Bestialitäten werden.
Wir müssen noch ein Ferneres bedenken. Die geographische Lage zwingt
Deutschland und Oesterreich, gegen drei oder vier Seiten nach außen zu kämpfen.
Die Verbündeten können nicht mit ihrer ganzen Macht nach einem Punkte
hinwirken. Die Gegner aber streben mit all ihren Kräften konzentrisch
dem Mittelpunkt des deutsch-österreichischen Länderblocks zu. Deutschland und
Oesterreich können den Gegnern kaum eine so vollkommene Niederlage bei-
bringen, wie es die Niederlage Deutschlands wäre, wenn die Gegner von allen
Seiten siegreich eindrängen.
Niederlage wäre gleichbedeutend mit Zusammenbruch, Vernichtung
und namenlosem Elend für uns alle. Und unser aller Gedanken
bäumen sich auf gegen diese Möglichkeit.
Unsere Vertreter im Reichstage haben es unzählige Male für eine Verleumd-
und erklärt, daß die Sozialdemokraten ihr Land im Augenblick der Gefahr im
Stich lassen könnten. Wenn die verhängnisvolle Stunde schlägt, werden die
Arbeiter das Wort einlösen, das nun von ihren Vertretern für sie abgegeben wor-
den ist. Die
Sozialdemokraten werden ihre Pflicht erfüllen,
Fortsetzung 2. Spalte oben
und sich darin von den "Patrioten" in keiner Weise übertreffen
lassen.
Unsere Reichstagsfraktion steht nun bei der Frage der Bewilligung der
Kriegskredite vor einer furchtbar verantwortungsvollen Entscheidung, die
ihr durch keine Diskussion erschwert werden darf. Man wird sich vielmehr
bemühen müssen, jede Entscheidung, die sie treffen kann, zu begreifen. Wer
sie kennt, der weiß, daß ihr nichts ferner liegt, als den Krieg gutzuheißen,
für seinen Ausbruch auch nur das kleinste Stückchen Verantwortung zu über-
nehmen und die Bande der Internationalität zu zerreißen, die nach dem Krieg
wirksamer als je in Erscheinung treten werden. Wer sie kennt, weiß aber auch,
daß die Ablehnung der Verantwortung für den Krieg keineswegs die Ableh-
nung der Verteidigung bedeutet, die für uns alle im Augenblick des Kriegs-
ausbruchs zur unerbittlichen Lebenspflicht wird. Selbstverständlich ist, daß die
Fraktion in vollständiger Geschlossenheit auf den Plan treten wird. Ueber
Fehler zu diskutieren, die nach der Meinung des einen oder des andern ge-
macht werden, wird später Zeit sein. Die Partei einig durch diese Zeit der
furchtbaren Krise zu führen und alle Kräfte zu sammeln, die zum Wiederauf-
bau notwendig sind, bleibt unter allen Umständen die Pflicht aller, denen die
Liebe zu unserer großen Sache fest im Herzen sitzt.
Wir fordern aber auch von unsern innerpolitischen Gegnern, daß sie den
tiefen sittlichen Ernst achten, mit welchem unsere Partei und Fraktion an ihre
schwere Aufgabe herangeht. Wer zu behaupten wagt, daß die Abstimmung
der Fraktion den Sinn haben könnte, für die Sozialdemokraten die Pflicht der
Landesverteidigung zu negieren, der spricht die Unwahrheit. Nochmals: es be-
steht kein Zweifel, daß
die Sozialdemokraten diese Pflicht anerkennen
und sie gewissenhaft erfüllen werden.
Unser Herz weiß nichts von Kriegsbegeisterung. Es ist erfüllt mit dem
tiefstem Abscheu vor jedem Krieg. Aber wenn kein Opfer mehr hilft, um das
Verhängnis aufzuhalten, wenn wir uns dann der namenlosen Schändlichkeiten
erinnern, die der Zarismus an seinen eigenen Volksgenossen verübt hat, wenn
wir uns weiter vorstellen, die Schergen dieser barbarischen Gewalt könnten als
trunkene Sieger unser Land betreten, dann dringt ein Schrei über unsere
Lippen: Nur das nicht!
Jenseits aller Greuel der Verwüstung steigt nun ein anderes, freund-
licheres Bild auf: ein freies deutsches Volk, das sich sein Vaterland eroberte,
indem es dieses sein Land verteidigte. Dieses freie deutsche Volk nach dem
Frieden im Bunde mit den großen Kulturvölkern des Westens. Unsere große
Sache überall im Vordringen. Drüben aber im Osten die rauchenden
Trümmer eines Zarenthrones.
____________________________________________________________________________________________
1. Spalte unten
Vom Kriegsschauplatz.
Frankreich greift an.
w. Berlin, 3. August (Amtliche Meldung.)
Bisher hatten deutsche Truppen dem erteilten
Befehl gemäß die französische Grenze nicht
überschritten. Dagegen greifen seit gestern
Truppen ohne Kriegserklärung unsere Grenze
an. Sie haben, obwohl uns die französische
Regierung noch vor wenigen Tagen die Inne-
haltung einer unbesetzten Zone von 10 Kilo-
metern zugesagt hatte, an verschiedenen Punkten
die deutsche Grenze überschritten. Französische
Kompagnien halten seit gestern Nacht deutsche
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Verletzung der belgischen Neutralität über bel-
gisches Gebiet in die Rheinprovinz und ver-
suchen unsere Bahnen zu zerstören. Frankreich
hat daher den Angriff gegen uns eröffnet und
den Kriegszustand hergestellt. Des Reiches
Sicherheit zwingt uns zur Gegenwehr. Der
Kaiser hat die erforderlichen Befehle erteilt.
Der deutsche Botschafter in Paris ist ange-
wiesen, seine Pässe zu fordern.
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Belagerungszustand in Frankreich.
Paris, 3. August. Der Ministerrat hat
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einzuberufen. Heute hat Präsident Poincare
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lagerungszustand über Frankreich und Algerien
verhängt, der während des ganzen Krieges
aufrecht erhalten werden soll.
Glatt erfunden.
Berlin, 3. August. Die im Umlauf be-
findlichen Gerüchte über eine Schlacht zwischen
einem deutschen Schiffsverbande und der russi-
schen Ostseeflotte und deren Vernichtung und
den Untergang eines deutschen Schiffes sind
glatt erfunden. Es ergeht an alle Stellen
das dringende Ersuchen, derartige Gerüchte
nicht weiter zu tragen, ohne sie vorher durch
Rückfrage an der amtlichen Stelle auf ihre
Richtigkeit geprüft zu haben.
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darauf hin, daß Zerstörungsversuche gegen
Eisenbahnen und Kunstbauten von feindlicher
Seite auch im Innern des Landes versucht
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werden. Bei der großen Bedeutung der Eisen-
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Wien, 3. August. In der Besprechung
der Kriegserklärung des deutschen Reiches an
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"Wunderbar sei die Uebereinstimmung der
Empfindungen des deutschen und österreichischen
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melden, daß die Vorbereitungen für die russi-
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mittags erfolgte, zu einer Zeit, wo Sasonow
noch die gegenteilige Erklärung abgab.
Einmarsch in Rußland.
Berlin, 3. August. Die deutschen Truppen
bei Lublinitz nahmen nach kurzem Gefecht
4. Spalte unten
Czenstochau. Auch Bendzin und Kalisch wurden
von deutschen Truppen besetzt.
Eine Bestie.
Metz. Ein französischer Arzt versuchte mit
Hilfe zweier verkleideter französischer Offiziere
Brunnen mit Cholerabazillen zu infizieren.
Er wurde standrechtlich erschossen.
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Deutschland wird jetzt mit einem Bundesgenossen, der mit starker Heeres-
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müssen. Das ist ein Krieg, gegen den
der von 1870 und 1871 ein Kinderspiel war.
Die ungeheure Mehrheit des deutschen Volkes hat diesen Krieg nicht gewollt.
Aber es gibt in ganz Deutschland keine Partei, keine Gruppe, und wir be-
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Deutschlands wünscht.
Diese Niederlage wäre etwas Unausdenkbares, Entsetzliches. Ist schon ein
Krieg an sich der Schrecken aller Schrecken, so wird das Furchtbare dieses
Krieges noch durch den Umstand vermehrt, daß er nicht nur unter zivilisierten
Nationen geführt wird. Wir haben das Vertrauen zu unseren Klassen- und
Volksgenossen in Uniform, daß sie sich von aller überflüssigen Grausamkeit fern-
halten werden. Wir können dieses Vertrauen nicht haben zu den
buntgemengten Völkerschaften des Zaren,
und wir wollen nicht, daß unsere Frauen und Kinder das Opfer kosakischer
Bestialitäten werden.
Wir müssen noch ein Ferneres bedenken. Die geographische Lage zwingt
Deutschland und Oesterreich, gegen drei oder vier Seiten nach außen zu kämpfen.
Die Verbündeten können nicht mit ihrer ganzen Macht nach einem Punkte
hinwirken. Die Gegner aber streben mit all ihren Kräften konzentrisch
dem Mittelpunkt des deutsch-österreichischen Länderblocks zu. Deutschland und
Oesterreich können den Gegnern kaum eine so vollkommene Niederlage bei-
bringen, wie es die Niederlage Deutschlands wäre, wenn die Gegner von allen
Seiten siegreich eindrängen.
Niederlage wäre gleichbedeutend mit Zusammenbruch, Vernichtung
und namenlosem Elend für uns alle. Und unser aller Gedanken
bäumen sich auf gegen diese Möglichkeit.
Unsere Vertreter im Reichstage haben es unzählige Male für eine Verleumd-
und erklärt, daß die Sozialdemokraten ihr Land im Augenblick der Gefahr im
Stich lassen könnten. Wenn die verhängnisvolle Stunde schlägt, werden die
Arbeiter das Wort einlösen, das nun von ihren Vertretern für sie abgegeben wor-
den ist. Die
Sozialdemokraten werden ihre Pflicht erfüllen,
Fortsetzung 2. Spalte oben
und sich darin von den "Patrioten" in keiner Weise übertreffen
lassen.
Unsere Reichstagsfraktion steht nun bei der Frage der Bewilligung der
Kriegskredite vor einer furchtbar verantwortungsvollen Entscheidung, die
ihr durch keine Diskussion erschwert werden darf. Man wird sich vielmehr
bemühen müssen, jede Entscheidung, die sie treffen kann, zu begreifen. Wer
sie kennt, der weiß, daß ihr nichts ferner liegt, als den Krieg gutzuheißen,
für seinen Ausbruch auch nur das kleinste Stückchen Verantwortung zu über-
nehmen und die Bande der Internationalität zu zerreißen, die nach dem Krieg
wirksamer als je in Erscheinung treten werden. Wer sie kennt, weiß aber auch,
daß die Ablehnung der Verantwortung für den Krieg keineswegs die Ableh-
nung der Verteidigung bedeutet, die für uns alle im Augenblick des Kriegs-
ausbruchs zur unerbittlichen Lebenspflicht wird. Selbstverständlich ist, daß die
Fraktion in vollständiger Geschlossenheit auf den Plan treten wird. Ueber
Fehler zu diskutieren, die nach der Meinung des einen oder des andern ge-
macht werden, wird später Zeit sein. Die Partei einig durch diese Zeit der
furchtbaren Krise zu führen und alle Kräfte zu sammeln, die zum Wiederauf-
bau notwendig sind, bleibt unter allen Umständen die Pflicht aller, denen die
Liebe zu unserer großen Sache fest im Herzen sitzt.
Wir fordern aber auch von unsern innerpolitischen Gegnern, daß sie den
tiefen sittlichen Ernst achten, mit welchem unsere Partei und Fraktion an ihre
schwere Aufgabe herangeht. Wer zu behaupten wagt, daß die Abstimmung
der Fraktion den Sinn haben könnte, für die Sozialdemokraten die Pflicht der
Landesverteidigung zu negieren, der spricht die Unwahrheit. Nochmals: es be-
steht kein Zweifel, daß
die Sozialdemokraten diese Pflicht anerkennen
und sie gewissenhaft erfüllen werden.
Unser Herz weiß nichts von Kriegsbegeisterung. Es ist erfüllt mit dem
tiefstem Abscheu vor jedem Krieg. Aber wenn kein Opfer mehr hilft, um das
Verhängnis aufzuhalten, wenn wir uns dann der namenlosen Schändlichkeiten
erinnern, die der Zarismus an seinen eigenen Volksgenossen verübt hat, wenn
wir uns weiter vorstellen, die Schergen dieser barbarischen Gewalt könnten als
trunkene Sieger unser Land betreten, dann dringt ein Schrei über unsere
Lippen: Nur das nicht!
Jenseits aller Greuel der Verwüstung steigt nun ein anderes, freund-
licheres Bild auf: ein freies deutsches Volk, das sich sein Vaterland eroberte,
indem es dieses sein Land verteidigte. Dieses freie deutsche Volk nach dem
Frieden im Bunde mit den großen Kulturvölkern des Westens. Unsere große
Sache überall im Vordringen. Drüben aber im Osten die rauchenden
Trümmer eines Zarenthrones.
____________________________________________________________________________________________
1. Spalte unten
Vom Kriegsschauplatz.
Frankreich greift an.
w. Berlin, 3. August (Amtliche Meldung.)
Bisher hatten deutsche Truppen dem erteilten
Befehl gemäß die französische Grenze nicht
überschritten. Dagegen greifen seit gestern
Truppen ohne Kriegserklärung unsere Grenze
an. Sie haben, obwohl uns die französische
Regierung noch vor wenigen Tagen die Inne-
haltung einer unbesetzten Zone von 10 Kilo-
metern zugesagt hatte, an verschiedenen Punkten
die deutsche Grenze überschritten. Französische
Kompagnien halten seit gestern Nacht deutsche
Ortschaften besetzt. Bombenwerfende Flieger
kommen seit gestern nach Baden, Bayern, unter
Verletzung der belgischen Neutralität über bel-
gisches Gebiet in die Rheinprovinz und ver-
suchen unsere Bahnen zu zerstören. Frankreich
hat daher den Angriff gegen uns eröffnet und
den Kriegszustand hergestellt. Des Reiches
Sicherheit zwingt uns zur Gegenwehr. Der
Kaiser hat die erforderlichen Befehle erteilt.
Der deutsche Botschafter in Paris ist ange-
wiesen, seine Pässe zu fordern.
2. Spalte unten
Belagerungszustand in Frankreich.
Paris, 3. August. Der Ministerrat hat
gestern nachmittag beschlossen, die Kammern
einzuberufen. Heute hat Präsident Poincare
einen Erlaß unterzeichnet, welche den Be-
lagerungszustand über Frankreich und Algerien
verhängt, der während des ganzen Krieges
aufrecht erhalten werden soll.
Glatt erfunden.
Berlin, 3. August. Die im Umlauf be-
findlichen Gerüchte über eine Schlacht zwischen
einem deutschen Schiffsverbande und der russi-
schen Ostseeflotte und deren Vernichtung und
den Untergang eines deutschen Schiffes sind
glatt erfunden. Es ergeht an alle Stellen
das dringende Ersuchen, derartige Gerüchte
nicht weiter zu tragen, ohne sie vorher durch
Rückfrage an der amtlichen Stelle auf ihre
Richtigkeit geprüft zu haben.
Schutz der Eisenbahnen.
Berlin. Bestimmte Nachrichten deuten
darauf hin, daß Zerstörungsversuche gegen
Eisenbahnen und Kunstbauten von feindlicher
Seite auch im Innern des Landes versucht
3. Spalte unten
werden. Bei der großen Bedeutung der Eisen-
bahnen für die Durchführung der Mobil-
machung und Versammlung des Heeres ist es
Pflicht jedes Deutschen, die Heeresverwaltung
beim Schutz der Eisenbahnen zu unterstützen.
Dies kann geschehen durch Ueberwachung des
mitreisenden Publikums, Mitteilung jeder ver-
dächtigen Handlung an die nächste Eisenbahn-
oder Militärbehörde, eventuell Festnahme ver-
dächtiger Individuen.
Echt russisch.
Wien, 3. August. In der Besprechung
der Kriegserklärung des deutschen Reiches an
Rußland sagt die "Neue Freie Presse" u. a. :
"Wunderbar sei die Uebereinstimmung der
Empfindungen des deutschen und österreichischen
Volkes." Das "Neue Wiener Tageblatt" kann
melden, daß die Vorbereitungen für die russi-
sche Mobilisierung bereits am 29. Juli nach-
mittags erfolgte, zu einer Zeit, wo Sasonow
noch die gegenteilige Erklärung abgab.
Einmarsch in Rußland.
Berlin, 3. August. Die deutschen Truppen
bei Lublinitz nahmen nach kurzem Gefecht
-
item 1
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Das Volksblatt Das Volksblatt
erscheint täglich mit Ausnahme abonniert man in Saalfeld, bei
der Tage nach Sonn- und Fest- bei allen Postanstalten und den
tagen und ist zu beziehen durch Filialen für 60 Pfg. den Monat.
alle Postanstalten und Land- Postbestellung ins Haus kostet
briefträger, sowie die bekannten 14 Pfg. mehr.
Filialen. __________
Redaktion und Expedition: Inseratenannahme
Saalfeld, Rosmaringasse 7. bis 11 Uhr (größere Inserate
sprechstunde der Redaktion früher). Die 6 gespaltene Petit-
nur 4 bis 5 Uhr abends. zeile oder deren Raum 15 Pfg.
Fernsprecher: im "Praktischen Wegweiser" die
Saalfeld (Saale) 160. Zeile 20 Pfg. ========================== =========================
V o l k s b l a t t
Saalfelder Volksblatt
Sozialdemokratisches Organ für Sachsen=Meiningen und Schwarzburg=Rudolstadt.
Alle Einsendungen an Redaktion und Verlag sind zu adressieren: An das Volksblatt, Saalfeld (Saale).
Verantwortlich für die Redaktion: Nr. 180 Mittwoch, 5. August 1914 25. Jahrg. Druck und Verlag:
Ernst Zorn in Saalfeld. Arthur Hofmann in Saalfeld
S e i n o d e r N i c h t s e i n !
1. Spalte
Solange es die Möglichkeit gibt, den Frieden zu retten, gibt es nur
eine Pflicht: für ihn zu arbeiten. In dem Augenblick aber, in welchem das
weltgeschichtliche Ringen begonnen hat, ändern sich die Aufgaben des deutschen
klassenbewußten Proletariats.
Deutschland wird jetzt mit einem Bundesgenossen, der mit starker Heeres-
macht auf einem anderen Kriegsschauplatz festgehalten ist, gegen zwei Fron-
ten - vielleicht obendrein noch in der Nordsee gegen England - kämpfen
müssen. Das ist ein Krieg, gegen den
der von 1870 und 1871 ein Kinderspiel war.
Die ungeheure Mehrheit des deutschen Volkes hat diesen Krieg nicht gewollt.
Aber es gibt in ganz Deutschland keine Partei, keine Gruppe, und wir be-
haupten - keinen Menschen, der in diesem Krieg eine Niederlage
Deutschlands wünscht.
Diese Niederlage wäre etwas Unausdenkbares, Entsetzliches. Ist schon ein
Krieg an sich der Schrecken aller Schrecken, so wird das Furchtbare dieses
Krieges noch durch den Umstand vermehrt, daß er nicht nur unter zivilisierten
Nationen geführt wird. Wir haben das Vertrauen zu unseren Klassen- und
Volksgenossen in Uniform, daß sie sich von aller überflüssigen Grausamkeit fern-
halten werden. Wir können dieses Vertrauen nicht haben zu den
buntgemengten Völkerschaften des Zaren,
und wir wollen nicht, daß unsere Frauen und Kinder das Opfer kosakischer
Bestialitäten werden.
Wir müssen noch ein Ferneres bedenken. Die geographische Lage zwingt
Deutschland und Oesterreich, gegen drei oder vier Seiten nach außen zu kämpfen.
Die Verbündeten können nicht mit ihrer ganzen Macht nach einem Punkte
hinwirken. Die Gegner aber streben mit all ihren Kräften konzentrisch
dem Mittelpunkt des deutsch-österreichischen Länderblocks zu. Deutschland und
Oesterreich können den Gegnern kaum eine so vollkommene Niederlage bei-
bringen, wie es die Niederlage Deutschlands wäre, wenn die Gegner von allen
Seiten siegreich eindrängen.
Niederlage wäre gleichbedeutend mit Zusammenbruch, Vernichtung
und namenlosem Elend für uns alle. Und unser aller Gedanken
bäumen sich auf gegen diese Möglichkeit.
Unsere Vertreter im Reichstage haben es unzählige Male für eine Verleumd-
und erklärt, daß die Sozialdemokraten ihr Land im Augenblick der Gefahr im
Stich lassen könnten. Wenn die verhängnisvolle Stunde schlägt, werden die
Arbeiter das Wort einlösen, das nun von ihren Vertretern für sie abgegeben wor-
den ist. Die
Sozialdemokraten werden ihre Pflicht erfüllen,
Fortsetzung 2. Spalte oben
und sich darin von den "Patrioten" in keiner Weise übertreffen
lassen.
Unsere Reichstagsfraktion steht nun bei der Frage der Bewilligung der
Kriegskredite vor einer furchtbar verantwortungsvollen Entscheidung, die
ihr durch keine Diskussion erschwert werden darf. Man wird sich vielmehr
bemühen müssen, jede Entscheidung, die sie treffen kann, zu begreifen. Wer
sie kennt, der weiß, daß ihr nichts ferner liegt, als den Krieg gutzuheißen,
für seinen Ausbruch auch nur das kleinste Stückchen Verantwortung zu über-
nehmen und die Bande der Internationalität zu zerreißen, die nach dem Krieg
wirksamer als je in Erscheinung treten werden. Wer sie kennt, weiß aber auch,
daß die Ablehnung der Verantwortung für den Krieg keineswegs die Ableh-
nung der Verteidigung bedeutet, die für uns alle im Augenblick des Kriegs-
ausbruchs zur unerbittlichen Lebenspflicht wird. Selbstverständlich ist, daß die
Fraktion in vollständiger Geschlossenheit auf den Plan treten wird. Ueber
Fehler zu diskutieren, die nach der Meinung des einen oder des andern ge-
macht werden, wird später Zeit sein. Die Partei einig durch diese Zeit der
furchtbaren Krise zu führen und alle Kräfte zu sammeln, die zum Wiederauf-
bau notwendig sind, bleibt unter allen Umständen die Pflicht aller, denen die
Liebe zu unserer großen Sache fest im Herzen sitzt.
Wir fordern aber auch von unsern innerpolitischen Gegnern, daß sie den
tiefen sittlichen Ernst achten, mit welchem unsere Partei und Fraktion an ihre
schwere Aufgabe herangeht. Wer zu behaupten wagt, daß die Abstimmung
der Fraktion den Sinn haben könnte, für die Sozialdemokraten die Pflicht der
Landesverteidigung zu negieren, der spricht die Unwahrheit. Nochmals: es be-
steht kein Zweifel, daß
die Sozialdemokraten diese Pflicht anerkennen
und sie gewissenhaft erfüllen werden.
Unser Herz weiß nichts von Kriegsbegeisterung. Es ist erfüllt mit dem
tiefstem Abscheu vor jedem Krieg. Aber wenn kein Opfer mehr hilft, um das
Verhängnis aufzuhalten, wenn wir uns dann der namenlosen Schändlichkeiten
erinnern, die der Zarismus an seinen eigenen Volksgenossen verübt hat, wenn
wir uns weiter vorstellen, die Schergen dieser barbarischen Gewalt könnten als
trunkene Sieger unser Land betreten, dann dringt ein Schrei über unsere
Lippen: Nur das nicht!
Jenseits aller Greuel der Verwüstung steigt nun ein anderes, freund-
licheres Bild auf: ein freies deutsches Volk, das sich sein Vaterland eroberte,
indem es dieses sein Land verteidigte. Dieses freie deutsche Volk nach dem
Frieden im Bunde mit den großen Kulturvölkern des Westens. Unsere große
Sache überall im Vordringen. Drüben aber im Osten die rauchenden
Trümmer eines Zarenthrones.
____________________________________________________________________________________________
1. Spalte unten
Vom Kriegsschauplatz.
Frankreich greift an.
w. Berlin, 3. August (Amtliche Meldung.)
Bisher hatten deutsche Truppen dem erteilten
Befehl gemäß die französische Grenze nicht
überschritten. Dagegen greifen seit gestern
Truppen ohne Kriegserklärung unsere Grenze
an. Sie haben, obwohl uns die französische
Regierung noch vor wenigen Tagen die Inne-
haltung einer unbesetzten Zone von 10 Kilo-
metern zugesagt hatte, an verschiedenen Punkten
die deutsche Grenze überschritten. Französische
Kompagnien halten seit gestern Nacht deutsche
Ortschaften besetzt. Bombenwerfende Flieger
kommen seit gestern nach Baden, Bayern, unter
Verletzung der belgischen Neutralität über bel-
gisches Gebiet in die Rheinprovinz und ver-
suchen unsere Bahnen zu zerstören. Frankreich
hat daher den Angriff gegen uns eröffnet und
den Kriegszustand hergestellt. Des Reiches
Sicherheit zwingt uns zur Gegenwehr. Der
Kaiser hat die erforderlichen Befehle erteilt.
Der deutsche Botschafter in Paris ist ange-
wiesen, seine Pässe zu fordern.
2. Spalte unten
Belagerungszustand in Frankreich.
Paris, 3. August. Der Ministerrat hat
gestern nachmittag beschlossen, die Kammern
einzuberufen. Heute hat Präsident Poincare
einen Erlaß unterzeichnet, welche den Be-
lagerungszustand über Frankreich und Algerien
verhängt, der während des ganzen Krieges
aufrecht erhalten werden soll.
Glatt erfunden.
Berlin, 3. August. Die im Umlauf be-
findlichen Gerüchte über eine Schlacht zwischen
einem deutschen Schiffsverbande und der russi-
schen Ostseeflotte und deren Vernichtung und
den Untergang eines deutschen Schiffes sind
glatt erfunden. Es ergeht an alle Stellen
das dringende Ersuchen, derartige Gerüchte
nicht weiter zu tragen, ohne sie vorher durch
Rückfrage an der amtlichen Stelle auf ihre
Richtigkeit geprüft zu haben.
Schutz der Eisenbahnen.
Berlin. Bestimmte Nachrichten deuten
darauf hin, daß Zerstörungsversuche gegen
Eisenbahnen und Kunstbauten von feindlicher
Seite auch im Innern des Landes versucht
3. Spalte unten
werden. Bei der großen Bedeutung der Eisen-
bahnen für die Durchführung der Mobil-
machung und Versammlung des Heeres ist es
Pflicht jedes Deutschen, die Heeresverwaltung
beim Schutz der Eisenbahnen zu unterstützen.
Dies kann geschehen durch Ueberwachung des
mitreisenden Publikums, Mitteilung jeder ver-
dächtigen Handlung an die nächste Eisenbahn-
oder Militärbehörde, eventuell Festnahme ver-
dächtiger Individuen.
Echt russisch.
Wien, 3. August. In der Besprechung
der Kriegserklärung des deutschen Reiches an
Rußland sagt die "Neue Freie Presse" u. a. :
"Wunderbar sei die Uebereinstimmung der
Empfindungen des deutschen und österreichischen
Volkes." Das "Neue Wiener Tageblatt" kann
melden, daß die Vorbereitungen für die russi-
sche Mobilisierung bereits am 29. Juli nach-
mittags erfolgte, zu einer Zeit, wo Sasonow
noch die gegenteilige Erklärung abgab.
Einmarsch in Rußland.
Berlin, 3. August. Die deutschen Truppen
bei Lublinitz nahmen nach kurzem Gefecht
-
item 1
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der Tage nach Sonn- und Fest- bei allen Postanstalten und den
tagen und ist zu beziehen durch Filialen für 60 Pfg. den Monat.
alle Postanstalten und Land- Postbestellung ins Haus kostet
briefträger, sowie die bekannten 14 Pfg. mehr.
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sprechstunde der Redaktion früher). Die 6 gespaltene Petit-
nur 4 bis 5 Uhr abends. zeile oder deren Raum 15 Pfg.
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Alle Einsendungen an Redaktion und Verlag sind zu adressieren: An das Volksblatt, Saalfeld (Saale).
Verantwortlich für die Redaktion: Nr. 180 Mittwoch, 5. August 1914 25. Jahrg. Druck und Verlag:
Ernst Zorn in Saalfeld. Arthur Hofmann in Saalfeld
S e i n o d e r N i c h t s e i n !
1. Spalte
Solange es die Möglichkeit gibt, den Frieden zu retten, gibt es nur
eine Pflicht: für ihn zu arbeiten. In dem Augenblick aber, in welchem das
weltgeschichtliche Ringen begonnen hat, ändern sich die Aufgaben des deutschen
klassenbewußten Proletariats.
Deutschland wird jetzt mit einem Bundesgenossen, der mit starker Heeres-
macht auf einem anderen Kriegsschauplatz festgehalten ist, gegen zwei Fron-
ten - vielleicht obendrein noch in der Nordsee gegen England - kämpfen
müssen. Das ist ein Krieg, gegen den
der von 1870 und 1871 ein Kinderspiel war.
Die ungeheure Mehrheit des deutschen Volkes hat diesen Krieg nicht gewollt.
Aber es gibt in ganz Deutschland keine Partei, keine Gruppe, und wir be-
haupten - keinen Menschen, der in diesem Krieg eine Niederlage
Deutschlands wünscht.
Diese Niederlage wäre etwas Unausdenkbares, Entsetzliches. Ist schon ein
Krieg an sich der Schrecken aller Schrecken, so wird das Furchtbare dieses
Krieges noch durch den Umstand vermehrt, daß er nicht nur unter zivilisierten
Nationen geführt wird. Wir haben das Vertrauen zu unseren Klassen- und
Volksgenossen in Uniform, daß sie sich von aller überflüssigen Grausamkeit fern-
halten werden. Wir können dieses Vertrauen nicht haben zu den
buntgemengten Völkerschaften des Zaren,
und wir wollen nicht, daß unsere Frauen und Kinder das Opfer kosakischer
Bestialitäten werden.
Wir müssen noch ein Ferneres bedenken. Die geographische Lage zwingt
Deutschland und Oesterreich, gegen drei oder vier Seiten nach außen zu kämpfen.
Die Verbündeten können nicht mit ihrer ganzen Macht nach einem Punkte
hinwirken. Die Gegner aber streben mit all ihren Kräften konzentrisch
dem Mittelpunkt des deutsch-österreichischen Länderblocks zu. Deutschland und
Oesterreich können den Gegnern kaum eine so vollkommene Niederlage bei-
bringen, wie es die Niederlage Deutschlands wäre, wenn die Gegner von allen
Seiten siegreich eindrängen.
Niederlage wäre gleichbedeutend mit Zusammenbruch, Vernichtung
und namenlosem Elend für uns alle. Und unser aller Gedanken
bäumen sich auf gegen diese Möglichkeit.
Unsere Vertreter im Reichstage haben es unzählige Male für eine Verleumd-
und erklärt, daß die Sozialdemokraten ihr Land im Augenblick der Gefahr im
Stich lassen könnten. Wenn die verhängnisvolle Stunde schlägt, werden die
Arbeiter das Wort einlösen, das nun von ihren Vertretern für sie abgegeben wor-
den ist. Die
Sozialdemokraten werden ihre Pflicht erfüllen,
Fortsetzung 2. Spalte oben
und sich darin von den "Patrioten" in keiner Weise übertreffen
lassen.
Unsere Reichstagsfraktion steht nun bei der Frage der Bewilligung der
Kriegskredite vor einer furchtbar verantwortungsvollen Entscheidung, die
ihr durch keine Diskussion erschwert werden darf. Man wird sich vielmehr
bemühen müssen, jede Entscheidung, die sie treffen kann, zu begreifen. Wer
sie kennt, der weiß, daß ihr nichts ferner liegt, als den Krieg gutzuheißen,
für seinen Ausbruch auch nur das kleinste Stückchen Verantwortung zu über-
nehmen und die Bande der Internationalität zu zerreißen, die nach dem Krieg
wirksamer als je in Erscheinung treten werden. Wer sie kennt, weiß aber auch,
daß die Ablehnung der Verantwortung für den Krieg keineswegs die Ableh-
nung der Verteidigung bedeutet, die für uns alle im Augenblick des Kriegs-
ausbruchs zur unerbittlichen Lebenspflicht wird. Selbstverständlich ist, daß die
Fraktion in vollständiger Geschlossenheit auf den Plan treten wird. Ueber
Fehler zu diskutieren, die nach der Meinung des einen oder des andern ge-
macht werden, wird später Zeit sein. Die Partei einig durch diese Zeit der
furchtbaren Krise zu führen und alle Kräfte zu sammeln, die zum Wiederauf-
bau notwendig sind, bleibt unter allen Umständen die Pflicht aller, denen die
Liebe zu unserer großen Sache fest im Herzen sitzt.
Wir fordern aber auch von unsern innerpolitischen Gegnern, daß sie den
tiefen sittlichen Ernst achten, mit welchem unsere Partei und Fraktion an ihre
schwere Aufgabe herangeht. Wer zu behaupten wagt, daß die Abstimmung
der Fraktion den Sinn haben könnte, für die Sozialdemokraten die Pflicht der
Landesverteidigung zu negieren, der spricht die Unwahrheit. Nochmals: es be-
steht kein Zweifel, daß
die Sozialdemokraten diese Pflicht anerkennen
und sie gewissenhaft erfüllen werden.
Unser Herz weiß nichts von Kriegsbegeisterung. Es ist erfüllt mit dem
tiefstem Abscheu vor jedem Krieg. Aber wenn kein Opfer mehr hilft, um das
Verhängnis aufzuhalten, wenn wir uns dann der namenlosen Schändlichkeiten
erinnern, die der Zarismus an seinen eigenen Volksgenossen verübt hat, wenn
wir uns weiter vorstellen, die Schergen dieser barbarischen Gewalt könnten als
trunkene Sieger unser Land betreten, dann dringt ein Schrei über unsere
Lippen: Nur das nicht!
Jenseits aller Greuel der Verwüstung steigt nun ein anderes, freund-
licheres Bild auf: ein freies deutsches Volk, das sich sein Vaterland eroberte,
indem es dieses sein Land verteidigte. Dieses freie deutsche Volk nach dem
Frieden im Bunde mit den großen Kulturvölkern des Westens. Unsere große
Sache überall im Vordringen. Drüben aber im Osten die rauchenden
Trümmer eines Zarenthrones.
____________________________________________________________________________________________
1. Spalte unten
Vom Kriegsschauplatz.
Frankreich greift an.
w. Berlin, 3. August (Amtliche Meldung.)
Bisher hatten deutsche Truppen dem erteilten
Befehl gemäß die französische Grenze nicht
überschritten. Dagegen greifen seit gestern
Truppen ohne Kriegserklärung unsere Grenze
an. Sie haben, obwohl uns die französische
Regierung noch vor wenigen Tagen die Inne-
haltung einer unbesetzten Zone von 10 Kilo-
metern zugesagt hatte, an verschiedenen Punkten
die deutsche Grenze überschritten. Französische
Kompagnien halten seit gestern Nacht deutsche
Ortschaften besetzt. Bombenwerfende Flieger
kommen seit gestern nach Baden, Bayern, unter
Verletzung der belgischen Neutralität über bel-
gisches Gebiet in die Rheinprovinz und ver-
suchen unsere Bahnen zu zerstören. Frankreich
hat daher den Angriff gegen uns eröffnet und
den Kriegszustand hergestellt. Des Reiches
Sicherheit zwingt uns zur Gegenwehr. Der
Kaiser hat die erforderlichen Befehle erteilt.
Der deutsche Botschafter in Paris ist ange-
wiesen, seine Pässe zu fordern.
2. Spalte unten
Belagerungszustand in Frankreich.
Paris, 3. August. Der Ministerrat hat
gestern nachmittag beschlossen, die Kammern
einzuberufen. Heute hat Präsident Poincare
einen Erlaß unterzeichnet, welche den Be-
lagerungszustand über Frankreich und Algerien
verhängt, der während des ganzen Krieges
aufrecht erhalten werden soll.
Glatt erfunden.
Berlin, 3. August. Die im Umlauf be-
findlichen Gerüchte über eine Schlacht zwischen
einem deutschen Schiffsverbande und der russi-
schen Ostseeflotte und deren Vernichtung und
den Untergang eines deutschen Schiffes sind
glatt erfunden. Es ergeht an alle Stellen
das dringende Ersuchen, derartige Gerüchte
nicht weiter zu tragen, ohne sie vorher durch
Rückfrage an der amtlichen Stelle auf ihre
Richtigkeit geprüft zu haben.
Schutz der Eisenbahnen.
Berlin. Bestimmte Nachrichten deuten
darauf hin, daß Zerstörungsversuche gegen
Eisenbahnen und Kunstbauten von feindlicher
Seite auch im Innern des Landes versucht
3. Spalte unten
werden. Bei der großen Bedeutung der Eisen-
bahnen für die Durchführung der Mobil-
machung und Versammlung des Heeres ist es
Pflicht jedes Deutschen, die Heeresverwaltung
beim Schutz der Eisenbahnen zu unterstützen.
Dies kann geschehen durch Ueberwachung des
mitreisenden Publikums, Mitteilung jeder ver-
dächtigen Handlung an die nächste Eisenbahn-
oder Militärbehörde, eventuell Festnahme ver-
dächtiger Individuen.
Echt russisch.
Wien, 3. August. In der Besprechung
der Kriegserklärung des deutschen Reiches an
Rußland sagt die "Neue Freie Presse" u. a. :
"Wunderbar sei die Uebereinstimmung der
Empfindungen des deutschen und österreichischen
Volkes." Das "Neue Wiener Tageblatt" kann
melden, daß die Vorbereitungen für die russi-
sche Mobilisierung bereits am 29. Juli nach-
mittags erfolgte, zu einer Zeit, wo Sasonow
noch die gegenteilige Erklärung abgab.
-
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der Tage nach Sonn- und Fest- bei allen Postanstalten und den
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briefträger, sowie die bekannten 14 Pfg. mehr.
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sprechstunde der Redaktion früher). Die 6 gespaltene Petit-
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1. Spalte
Solange es die Möglichkeit gibt, den Frieden zu retten, gibt es nur
eine Pflicht: für ihn zu arbeiten. In dem Augenblick aber, in welchem das
weltgeschichtliche Ringen begonnen hat, ändern sich die Aufgaben des deutschen
klassenbewußten Proletariats.
Deutschland wird jetzt mit einem Bundesgenossen, der mit starker Heeres-
macht auf einem anderen Kriegsschauplatz festgehalten ist, gegen zwei Fron-
ten - vielleicht obendrein noch in der Nordsee gegen England - kämpfen
müssen. Das ist ein Krieg, gegen den
der von 1870 und 1871 ein Kinderspiel war.
Die ungeheure Mehrheit des deutschen Volkes hat diesen Krieg nicht gewollt.
Aber es gibt in ganz Deutschland keine Partei, keine Gruppe, und wir be-
haupten - keinen Menschen, der in diesem Krieg eine Niederlage
Deutschlands wünscht.
Diese Niederlage wäre etwas Unausdenkbares, Entsetzliches. Ist schon ein
Krieg an sich der Schrecken aller Schrecken, so wird das Furchtbare dieses
Krieges noch durch den Umstand vermehrt, daß er nicht nur unter zivilisierten
Nationen geführt wird. Wir haben das Vertrauen zu unseren Klassen- und
Volksgenossen in Uniform, daß sie sich von aller überflüssigen Grausamkeit fern-
halten werden. Wir können dieses Vertrauen nicht haben zu den
buntgemengten Völkerschaften des Zaren,
und wir wollen nicht, daß unsere Frauen und Kinder das Opfer kosakischer
Bestialitäten werden.
Wir müssen noch ein Ferneres bedenken. Die geographische Lage zwingt
Deutschland und Oesterreich, gegen drei oder vier Seiten nach außen zu kämpfen.
Die Verbündeten können nicht mit ihrer ganzen Macht nach einem Punkte
hinwirken. Die Gegner aber streben mit all ihren Kräften konzentrisch
dem Mittelpunkt des deutsch-österreichischen Länderblocks zu. Deutschland und
Oesterreich können den Gegnern kaum eine so vollkommene Niederlage bei-
bringen, wie es die Niederlage Deutschlands wäre, wenn die Gegner von allen
Seiten siegreich eindrängen.
Niederlage wäre gleichbedeutend mit Zusammenbruch, Vernichtung
und namenlosem Elend für uns alle. Und unser aller Gedanken
bäumen sich auf gegen diese Möglichkeit.
Unsere Vertreter im Reichstage haben es unzählige Male für eine Verleumd-
und erklärt, daß die Sozialdemokraten ihr Land im Augenblick der Gefahr im
Stich lassen könnten. Wenn die verhängnisvolle Stunde schlägt, werden die
Arbeiter das Wort einlösen, das nun von ihren Vertretern für sie abgegeben wor-
den ist. Die
Sozialdemokraten werden ihre Pflicht erfüllen,
Fortsetzung 2. Spalte oben
und sich darin von den "Patrioten" in keiner Weise übertreffen
lassen.
Unsere Reichstagsfraktion steht nun bei der Frage der Bewilligung der
Kriegskredite vor einer furchtbar verantwortungsvollen Entscheidung, die
ihr durch keine Diskussion erschwert werden darf. Man wird sich vielmehr
bemühen müssen, jede Entscheidung, die sie treffen kann, zu begreifen. Wer
sie kennt, der weiß, daß ihr nichts ferner liegt, als den Krieg gutzuheißen,
für seinen Ausbruch auch nur das kleinste Stückchen Verantwortung zu über-
nehmen und die Bande der Internationalität zu zerreißen, die nach dem Krieg
wirksamer als je in Erscheinung treten werden. Wer sie kennt, weiß aber auch,
daß die Ablehnung der Verantwortung für den Krieg keineswegs die Ableh-
nung der Verteidigung bedeutet, die für uns alle im Augenblick des Kriegs-
ausbruchs zur unerbittlichen Lebenspflicht wird. Selbstverständlich ist, daß die
Fraktion in vollständiger Geschlossenheit auf den Plan treten wird. Ueber
Fehler zu diskutieren, die nach der Meinung des einen oder des andern ge-
macht werden, wird später Zeit sein. Die Partei einig durch diese Zeit der
furchtbaren Krise zu führen und alle Kräfte zu sammeln, die zum Wiederauf-
bau notwendig sind, bleibt unter allen Umständen die Pflicht aller, denen die
Liebe zu unserer großen Sache fest im Herzen sitzt.
Wir fordern aber auch von unsern innerpolitischen Gegnern, daß sie den
tiefen sittlichen Ernst achten, mit welchem unsere Partei und Fraktion an ihre
schwere Aufgabe herangeht. Wer zu behaupten wagt, daß die Abstimmung
der Fraktion den Sinn haben könnte, für die Sozialdemokraten die Pflicht der
Landesverteidigung zu negieren, der spricht die Unwahrheit. Nochmals: es be-
steht kein Zweifel, daß
die Sozialdemokraten diese Pflicht anerkennen
und sie gewissenhaft erfüllen werden.
Unser Herz weiß nichts von Kriegsbegeisterung. Es ist erfüllt mit dem
tiefstem Abscheu vor jedem Krieg. Aber wenn kein Opfer mehr hilft, um das
Verhängnis aufzuhalten, wenn wir uns dann der namenlosen Schändlichkeiten
erinnern, die der Zarismus an seinen eigenen Volksgenossen verübt hat, wenn
wir uns weiter vorstellen, die Schergen dieser barbarischen Gewalt könnten als
trunkene Sieger unser Land betreten, dann dringt ein Schrei über unsere
Lippen: Nur das nicht!
Jenseits aller Greuel der Verwüstung steigt nun ein anderes, freund-
licheres Bild auf: ein freies deutsches Volk, das sich sein Vaterland eroberte,
indem es dieses sein Land verteidigte. Dieses freie deutsche Volk nach dem
Frieden im Bunde mit den großen Kulturvölkern des Westens. Unsere große
Sache überall im Vordringen. Drüben aber im Osten die rauchenden
Trümmer eines Zarenthrones.
____________________________________________________________________________________________
1. Spalte unten
Vom Kriegsschauplatz.
Frankreich greift an.
w. Berlin, 3. August (Amtliche Meldung.)
Bisher hatten deutsche Truppen dem erteilten
Befehl gemäß die französische Grenze nicht
überschritten. Dagegen greifen seit gestern
Truppen ohne Kriegserklärung unsere Grenze
an. Sie haben, obwohl uns die französische
Regierung noch vor wenigen Tagen die Inne-
haltung einer unbesetzten Zone von 10 Kilo-
metern zugesagt hatte, an verschiedenen Punkten
die deutsche Grenze überschritten. Französische
Kompagnien halten seit gestern Nacht deutsche
Ortschaften besetzt. Bombenwerfende Flieger
kommen seit gestern nach Baden, Bayern, unter
Verletzung der belgischen Neutralität über bel-
gisches Gebiet in die Rheinprovinz und ver-
suchen unsere Bahnen zu zerstören. Frankreich
hat daher den Angriff gegen uns eröffnet und
den Kriegszustand hergestellt. Des Reiches
Sicherheit zwingt uns zur Gegenwehr. Der
Kaiser hat die erforderlichen Befehle erteilt.
Der deutsche Botschafter in Paris ist ange-
wiesen, seine Pässe zu fordern.
2. Spalte unten
Belagerungszustand in Frankreich.
Paris, 3. August. Der Ministerrat hat
gestern nachmittag beschlossen, die Kammern
einzuberufen. Heute hat Präsident Poincare
einen Erlaß unterzeichnet, welche den Be-
lagerungszustand über Frankreich und Algerien
verhängt, der während des ganzen Krieges
aufrecht erhalten werden soll.
Glatt erfunden.
Berlin, 3. August. Die im Umlauf be-
findlichen Gerüchte über eine Schlacht zwischen
einem deutschen Schiffsverbande und der russi-
schen Ostseeflotte und deren Vernichtung und
den Untergang eines deutschen Schiffes sind
glatt erfunden. Es ergeht an alle Stellen
das dringende Ersuchen, derartige Gerüchte
nicht weiter zu tragen, ohne sie vorher durch
Rückfrage an der amtlichen Stelle auf ihre
Richtigkeit geprüft zu haben.
Schutz der Eisenbahnen.
Berlin. Bestimmte Nachrichten deuten
darauf hin, daß Zerstörungsversuche gegen
Eisenbahnen und Kunstbauten von feindlicher
Seite auch im Innern des Landes versucht
3. Spalte unten
werden. Bei der großen Bedeutung der Eisen-
bahnen für die Durchführung der Mobil-
machung und Versammlung des Heeres ist es
Pflicht jedes Deutschen, die Heeresverwaltung
beim Schutz der Eisenbahnen zu unterstützen.
Dies kann geschehen durch Ueberwachung des
mitreisenden Publikums, Mitteilung jeder ver-
dächtigen Handlung an die nächste Eisenbahn-
oder Militärbehörde, eventuell Festnahme ver-
dächtiger Individuen.
-
item 1
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erscheint täglich mit Ausnahme abonniert man in Saalfeld, bei
der Tage nach Sonn- und Fest- bei allen Postanstalten und den
tagen und ist zu beziehen durch Filialen für 60 Pfg. den Monat.
alle Postanstalten und Land- Postbestellung ins Haus kostet
briefträger, sowie die bekannten 14 Pfg. mehr.
Filialen. __________
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Saalfeld, Rosmaringasse 7. bis 11 Uhr (größere Inserate
sprechstunde der Redaktion früher). Die 6 gespaltene Petit-
nur 4 bis 5 Uhr abends. zeile oder deren Raum 15 Pfg.
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1. Spalte
Solange es die Möglichkeit gibt, den Frieden zu retten, gibt es nur
eine Pflicht: für ihn zu arbeiten. In dem Augenblick aber, in welchem das
weltgeschichtliche Ringen begonnen hat, ändern sich die Aufgaben des deutschen
klassenbewußten Proletariats.
Deutschland wird jetzt mit einem Bundesgenossen, der mit starker Heeres-
macht auf einem anderen Kriegsschauplatz festgehalten ist, gegen zwei Fron-
ten - vielleicht obendrein noch in der Nordsee gegen England - kämpfen
müssen. Das ist ein Krieg, gegen den
der von 1870 und 1871 ein Kinderspiel war.
Die ungeheure Mehrheit des deutschen Volkes hat diesen Krieg nicht gewollt.
Aber es gibt in ganz Deutschland keine Partei, keine Gruppe, und wir be-
haupten - keinen Menschen, der in diesem Krieg eine Niederlage
Deutschlands wünscht.
Diese Niederlage wäre etwas Unausdenkbares, Entsetzliches. Ist schon ein
Krieg an sich der Schrecken aller Schrecken, so wird das Furchtbare dieses
Krieges noch durch den Umstand vermehrt, daß er nicht nur unter zivilisierten
Nationen geführt wird. Wir haben das Vertrauen zu unseren Klassen- und
Volksgenossen in Uniform, daß sie sich von aller überflüssigen Grausamkeit fern-
halten werden. Wir können dieses Vertrauen nicht haben zu den
buntgemengten Völkerschaften des Zaren,
und wir wollen nicht, daß unsere Frauen und Kinder das Opfer kosakischer
Bestialitäten werden.
Wir müssen noch ein Ferneres bedenken. Die geographische Lage zwingt
Deutschland und Oesterreich, gegen drei oder vier Seiten nach außen zu kämpfen.
Die Verbündeten können nicht mit ihrer ganzen Macht nach einem Punkte
hinwirken. Die Gegner aber streben mit all ihren Kräften konzentrisch
dem Mittelpunkt des deutsch-österreichischen Länderblocks zu. Deutschland und
Oesterreich können den Gegnern kaum eine so vollkommene Niederlage bei-
bringen, wie es die Niederlage Deutschlands wäre, wenn die Gegner von allen
Seiten siegreich eindrängen.
Niederlage wäre gleichbedeutend mit Zusammenbruch, Vernichtung
und namenlosem Elend für uns alle. Und unser aller Gedanken
bäumen sich auf gegen diese Möglichkeit.
Unsere Vertreter im Reichstage haben es unzählige Male für eine Verleumd-
und erklärt, daß die Sozialdemokraten ihr Land im Augenblick der Gefahr im
Stich lassen könnten. Wenn die verhängnisvolle Stunde schlägt, werden die
Arbeiter das Wort einlösen, das nun von ihren Vertretern für sie abgegeben wor-
den ist. Die
Sozialdemokraten werden ihre Pflicht erfüllen,
Fortsetzung 2. Spalte oben
und sich darin von den "Patrioten" in keiner Weise übertreffen
lassen.
Unsere Reichstagsfraktion steht nun bei der Frage der Bewilligung der
Kriegskredite vor einer furchtbar verantwortungsvollen Entscheidung, die
ihr durch keine Diskussion erschwert werden darf. Man wird sich vielmehr
bemühen müssen, jede Entscheidung, die sie treffen kann, zu begreifen. Wer
sie kennt, der weiß, daß ihr nichts ferner liegt, als den Krieg gutzuheißen,
für seinen Ausbruch auch nur das kleinste Stückchen Verantwortung zu über-
nehmen und die Bande der Internationalität zu zerreißen, die nach dem Krieg
wirksamer als je in Erscheinung treten werden. Wer sie kennt, weiß aber auch,
daß die Ablehnung der Verantwortung für den Krieg keineswegs die Ableh-
nung der Verteidigung bedeutet, die für uns alle im Augenblick des Kriegs-
ausbruchs zur unerbittlichen Lebenspflicht wird. Selbstverständlich ist, daß die
Fraktion in vollständiger Geschlossenheit auf den Plan treten wird. Ueber
Fehler zu diskutieren, die nach der Meinung des einen oder des andern ge-
macht werden, wird später Zeit sein. Die Partei einig durch diese Zeit der
furchtbaren Krise zu führen und alle Kräfte zu sammeln, die zum Wiederauf-
bau notwendig sind, bleibt unter allen Umständen die Pflicht aller, denen die
Liebe zu unserer großen Sache fest im Herzen sitzt.
Wir fordern aber auch von unsern innerpolitischen Gegnern, daß sie den
tiefen sittlichen Ernst achten, mit welchem unsere Partei und Fraktion an ihre
schwere Aufgabe herangeht. Wer zu behaupten wagt, daß die Abstimmung
der Fraktion den Sinn haben könnte, für die Sozialdemokraten die Pflicht der
Landesverteidigung zu negieren, der spricht die Unwahrheit. Nochmals: es be-
steht kein Zweifel, daß
die Sozialdemokraten diese Pflicht anerkennen
und sie gewissenhaft erfüllen werden.
Unser Herz weiß nichts von Kriegsbegeisterung. Es ist erfüllt mit dem
tiefstem Abscheu vor jedem Krieg. Aber wenn kein Opfer mehr hilft, um das
Verhängnis aufzuhalten, wenn wir uns dann der namenlosen Schändlichkeiten
erinnern, die der Zarismus an seinen eigenen Volksgenossen verübt hat, wenn
wir uns weiter vorstellen, die Schergen dieser barbarischen Gewalt könnten als
trunkene Sieger unser Land betreten, dann dringt ein Schrei über unsere
Lippen: Nur das nicht!
Jenseits aller Greuel der Verwüstung steigt nun ein anderes, freund-
licheres Bild auf: ein freies deutsches Volk, das sich sein Vaterland eroberte,
indem es dieses sein Land verteidigte. Dieses freie deutsche Volk nach dem
Frieden im Bunde mit den großen Kulturvölkern des Westens. Unsere große
Sache überall im Vordringen. Drüben aber im Osten die rauchenden
Trümmer eines Zarenthrones.
____________________________________________________________________________________________
1. Spalte unten
Vom Kriegsschauplatz.
Frankreich greift an.
w. Berlin, 3. August (Amtliche Meldung.)
Bisher hatten deutsche Truppen dem erteilten
Befehl gemäß die französische Grenze nicht
überschritten. Dagegen greifen seit gestern
Truppen ohne Kriegserklärung unsere Grenze
an. Sie haben, obwohl uns die französische
Regierung noch vor wenigen Tagen die Inne-
haltung einer unbesetzten Zone von 10 Kilo-
metern zugesagt hatte, an verschiedenen Punkten
die deutsche Grenze überschritten. Französische
Kompagnien halten seit gestern Nacht deutsche
Ortschaften besetzt. Bombenwerfende Flieger
kommen seit gestern nach Baden, Bayern, unter
Verletzung der belgischen Neutralität über bel-
gisches Gebiet in die Rheinprovinz und ver-
suchen unsere Bahnen zu zerstören. Frankreich
hat daher den Angriff gegen uns eröffnet und
den Kriegszustand hergestellt. Des Reiches
Sicherheit zwingt uns zur Gegenwehr. Der
Kaiser hat die erforderlichen Befehle erteilt.
Der deutsche Botschafter in Paris ist ange-
wiesen, seine Pässe zu fordern.
2. Spalte unten
Belagerungszustand in Frankreich.
Paris, 3. August. Der Ministerrat hat
gestern nachmittag beschlossen, die Kammern
einzuberufen. Heute hat Präsident Poincare
einen Erlaß unterzeichnet, welche den Be-
lagerungszustand über Frankreich und Algerien
verhängt, der während des ganzen Krieges
aufrecht erhalten werden soll.
Glatt erfunden.
Berlin, 3. August. Die im Umlauf be-
findlichen Gerüchte über eine Schlacht zwischen
einem deutschen Schiffsverbande und der russi-
schen Ostseeflotte und deren Vernichtung und
den Untergang eines deutschen Schiffes sind
glatt erfunden. Es ergeht an alle Stellen
das dringende Ersuchen, derartige Gerüchte
nicht weiter zu tragen, ohne sie vorher durch
Rückfrage an der amtlichen Stelle auf ihre
Richtigkeit geprüft zu haben.
Schutz der Eisenbahnen.
Berlin. Bestimmte Nachrichten deuten
darauf hin, daß Zerstörungsversuche gegen
Eisenbahnen und Kunstbauten von feindlicher
Seite auch im Innern des Landes versucht
-
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1. Spalte
Solange es die Möglichkeit gibt, den Frieden zu retten, gibt es nur
eine Pflicht: für ihn zu arbeiten. In dem Augenblick aber, in welchem das
weltgeschichtliche Ringen begonnen hat, ändern sich die Aufgaben des deutschen
klassenbewußten Proletariats.
Deutschland wird jetzt mit einem Bundesgenossen, der mit starker Heeres-
macht auf einem anderen Kriegsschauplatz festgehalten ist, gegen zwei Fron-
ten - vielleicht obendrein noch in der Nordsee gegen England - kämpfen
müssen. Das ist ein Krieg, gegen den
der von 1870 und 1871 ein Kinderspiel war.
Die ungeheure Mehrheit des deutschen Volkes hat diesen Krieg nicht gewollt.
Aber es gibt in ganz Deutschland keine Partei, keine Gruppe, und wir be-
haupten - keinen Menschen, der in diesem Krieg eine Niederlage
Deutschlands wünscht.
Diese Niederlage wäre etwas Unausdenkbares, Entsetzliches. Ist schon ein
Krieg an sich der Schrecken aller Schrecken, so wird das Furchtbare dieses
Krieges noch durch den Umstand vermehrt, daß er nicht nur unter zivilisierten
Nationen geführt wird. Wir haben das Vertrauen zu unseren Klassen- und
Volksgenossen in Uniform, daß sie sich von aller überflüssigen Grausamkeit fern-
halten werden. Wir können dieses Vertrauen nicht haben zu den
buntgemengten Völkerschaften des Zaren,
und wir wollen nicht, daß unsere Frauen und Kinder das Opfer kosakischer
Bestialitäten werden.
Wir müssen noch ein Ferneres bedenken. Die geographische Lage zwingt
Deutschland und Oesterreich, gegen drei oder vier Seiten nach außen zu kämpfen.
Die Verbündeten können nicht mit ihrer ganzen Macht nach einem Punkte
hinwirken. Die Gegner aber streben mit all ihren Kräften konzentrisch
dem Mittelpunkt des deutsch-österreichischen Länderblocks zu. Deutschland und
Oesterreich können den Gegnern kaum eine so vollkommene Niederlage bei-
bringen, wie es die Niederlage Deutschlands wäre, wenn die Gegner von allen
Seiten siegreich eindrängen.
Niederlage wäre gleichbedeutend mit Zusammenbruch, Vernichtung
und namenlosem Elend für uns alle. Und unser aller Gedanken
bäumen sich auf gegen diese Möglichkeit.
Unsere Vertreter im Reichstage haben es unzählige Male für eine Verleumd-
und erklärt, daß die Sozialdemokraten ihr Land im Augenblick der Gefahr im
Stich lassen könnten. Wenn die verhängnisvolle Stunde schlägt, werden die
Arbeiter das Wort einlösen, das nun von ihren Vertretern für sie abgegeben wor-
den ist. Die
Sozialdemokraten werden ihre Pflicht erfüllen,
Fortsetzung 2. Spalte oben
und sich darin von den "Patrioten" in keiner Weise übertreffen
lassen.
Unsere Reichstagsfraktion steht nun bei der Frage der Bewilligung der
Kriegskredite vor einer furchtbar verantwortungsvollen Entscheidung, die
ihr durch keine Diskussion erschwert werden darf. Man wird sich vielmehr
bemühen müssen, jede Entscheidung, die sie treffen kann, zu begreifen. Wer
sie kennt, der weiß, daß ihr nichts ferner liegt, als den Krieg gutzuheißen,
für seinen Ausbruch auch nur das kleinste Stückchen Verantwortung zu über-
nehmen und die Bande der Internationalität zu zerreißen, die nach dem Krieg
wirksamer als je in Erscheinung treten werden. Wer sie kennt, weiß aber auch,
daß die Ablehnung der Verantwortung für den Krieg keineswegs die Ableh-
nung der Verteidigung bedeutet, die für uns alle im Augenblick des Kriegs-
ausbruchs zur unerbittlichen Lebenspflicht wird. Selbstverständlich ist, daß die
Fraktion in vollständiger Geschlossenheit auf den Plan treten wird. Ueber
Fehler zu diskutieren, die nach der Meinung des einen oder des andern ge-
macht werden, wird später Zeit sein. Die Partei einig durch diese Zeit der
furchtbaren Krise zu führen und alle Kräfte zu sammeln, die zum Wiederauf-
bau notwendig sind, bleibt unter allen Umständen die Pflicht aller, denen die
Liebe zu unserer großen Sache fest im Herzen sitzt.
Wir fordern aber auch von unsern innerpolitischen Gegnern, daß sie den
tiefen sittlichen Ernst achten, mit welchem unsere Partei und Fraktion an ihre
schwere Aufgabe herangeht. Wer zu behaupten wagt, daß die Abstimmung
der Fraktion den Sinn haben könnte, für die Sozialdemokraten die Pflicht der
Landesverteidigung zu negieren, der spricht die Unwahrheit. Nochmals: es be-
steht kein Zweifel, daß
die Sozialdemokraten diese Pflicht anerkennen
und sie gewissenhaft erfüllen werden.
Unser Herz weiß nichts von Kriegsbegeisterung. Es ist erfüllt mit dem
tiefstem Abscheu vor jedem Krieg. Aber wenn kein Opfer mehr hilft, um das
Verhängnis aufzuhalten, wenn wir uns dann der namenlosen Schändlichkeiten
erinnern, die der Zarismus an seinen eigenen Volksgenossen verübt hat, wenn
wir uns weiter vorstellen, die Schergen dieser barbarischen Gewalt könnten als
trunkene Sieger unser Land betreten, dann dringt ein Schrei über unsere
Lippen: Nur das nicht!
Jenseits aller Greuel der Verwüstung steigt nun ein anderes, freund-
licheres Bild auf: ein freies deutsches Volk, das sich sein Vaterland eroberte,
indem es dieses sein Land verteidigte. Dieses freie deutsche Volk nach dem
Frieden im Bunde mit den großen Kulturvölkern des Westens. Unsere große
Sache überall im Vordringen. Drüben aber im Osten die rauchenden
Trümmer eines Zarenthrones.
____________________________________________________________________________________________
1. Spalte unten
Vom Kriegsschauplatz.
Frankreich greift an.
w. Berlin, 3. August (Amtliche Meldung.)
Bisher hatten deutsche Truppen dem erteilten
Befehl gemäß die französische Grenze nicht
überschritten. Dagegen greifen seit gestern
Truppen ohne Kriegserklärung unsere Grenze
an. Sie haben, obwohl uns die französische
Regierung noch vor wenigen Tagen die Inne-
haltung einer unbesetzten Zone von 10 Kilo-
metern zugesagt hatte, an verschiedenen Punkten
die deutsche Grenze überschritten. Französische
Kompagnien halten seit gestern Nacht deutsche
Ortschaften besetzt. Bombenwerfende Flieger
kommen seit gestern nach Baden, Bayern, unter
Verletzung der belgischen Neutralität über bel-
gisches Gebiet in die Rheinprovinz und ver-
suchen unsere Bahnen zu zerstören. Frankreich
hat daher den Angriff gegen uns eröffnet und
den Kriegszustand hergestellt. Des Reiches
Sicherheit zwingt uns zur Gegenwehr. Der
Kaiser hat die erforderlichen Befehle erteilt.
Der deutsche Botschafter in Paris ist ange-
wiesen, seine Pässe zu fordern.
2. Spalte unten
Belagerungszustand in Frankreich.
Paris, 3. August. Der Ministerrat hat
gestern nachmittag beschlossen, die Kammern
einzuberufen. Heute hat Präsident Poincare
einen Erlaß unterzeichnet, welche den Be-
lagerungszustand über Frankreich und Algerien
verhängt, der während des ganzen Krieges
aufrecht erhalten werden soll.
Glatt erfunden.
Berlin, 3. August. Die im Umlauf be-
findlichen Gerüchte über eine Schlacht zwischen
einem deutschen Schiffsverbande und der russi-
schen Ostseeflotte und deren Vernichtung und
den Untergang eines deutschen Schiffes sind
glatt erfunden. Es ergeht an alle Stellen
das dringende Ersuchen, derartige Gerüchte
nicht weiter zu tragen, ohne sie vorher durch
Rückfrage an der amtlichen Stelle auf ihre
Richtigkeit geprüft zu haben.
Schutz der Eisenbahn.
Berlin. Bestimmte Nachrichten deuten
darauf hin, daß Zerstörungsversuche gegen
Eisenbahnen und Kunstbauten von feindlicher
Seite auch im Innern des Landes versucht
-
item 1
=========================== ==========================
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erscheint täglich mit Ausnahme abonniert man in Saalfeld, bei
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1. Spalte
Solange es die Möglichkeit gibt, den Frieden zu retten, gibt es nur
eine Pflicht: für ihn zu arbeiten. In dem Augenblick aber, in welchem das
weltgeschichtliche Ringen begonnen hat, ändern sich die Aufgaben des deutschen
klassenbewußten Proletariats.
Deutschland wird jetzt mit einem Bundesgenossen, der mit starker Heeres-
macht auf einem anderen Kriegsschauplatz festgehalten ist, gegen zwei Fron-
ten - vielleicht obendrein noch in der Nordsee gegen England - kämpfen
müssen. Das ist ein Krieg, gegen den
der von 1870 und 1871 ein Kinderspiel war.
Die ungeheure Mehrheit des deutschen Volkes hat diesen Krieg nicht gewollt.
Aber es gibt in ganz Deutschland keine Partei, keine Gruppe, und wir be-
haupten - keinen Menschen, der in diesem Krieg eine Niederlage
Deutschlands wünscht.
Diese Niederlage wäre etwas Unausdenkbares, Entsetzliches. Ist schon ein
Krieg an sich der Schrecken aller Schrecken, so wird das Furchtbare dieses
Krieges noch durch den Umstand vermehrt, daß er nicht nur unter zivilisierten
Nationen geführt wird. Wir haben das Vertrauen zu unseren Klassen- und
Volksgenossen in Uniform, daß sie sich von aller überflüssigen Grausamkeit fern-
halten werden. Wir können dieses Vertrauen nicht haben zu den
buntgemengten Völkerschaften des Zaren,
und wir wollen nicht, daß unsere Frauen und Kinder das Opfer kosakischer
Bestialitäten werden.
Wir müssen noch ein Ferneres bedenken. Die geographische Lage zwingt
Deutschland und Oesterreich, gegen drei oder vier Seiten nach außen zu kämpfen.
Die Verbündeten können nicht mit ihrer ganzen Macht nach einem Punkte
hinwirken. Die Gegner aber streben mit all ihren Kräften konzentrisch
dem Mittelpunkt des deutsch-österreichischen Länderblocks zu. Deutschland und
Oesterreich können den Gegnern kaum eine so vollkommene Niederlage bei-
bringen, wie es die Niederlage Deutschlands wäre, wenn die Gegner von allen
Seiten siegreich eindrängen.
Niederlage wäre gleichbedeutend mit Zusammenbruch, Vernichtung
und namenlosem Elend für uns alle. Und unser aller Gedanken
bäumen sich auf gegen diese Möglichkeit.
Unsere Vertreter im Reichstage haben es unzählige Male für eine Verleumd-
und erklärt, daß die Sozialdemokraten ihr Land im Augenblick der Gefahr im
Stich lassen könnten. Wenn die verhängnisvolle Stunde schlägt, werden die
Arbeiter das Wort einlösen, das nun von ihren Vertretern für sie abgegeben wor-
den ist. Die
Sozialdemokraten werden ihre Pflicht erfüllen,
Fortsetzung 2. Spalte oben
und sich darin von den "Patrioten" in keiner Weise übertreffen
lassen.
Unsere Reichstagsfraktion steht nun bei der Frage der Bewilligung der
Kriegskredite vor einer furchtbar verantwortungsvollen Entscheidung, die
ihr durch keine Diskussion erschwert werden darf. Man wird sich vielmehr
bemühen müssen, jede Entscheidung, die sie treffen kann, zu begreifen. Wer
sie kennt, der weiß, daß ihr nichts ferner liegt, als den Krieg gutzuheißen,
für seinen Ausbruch auch nur das kleinste Stückchen Verantwortung zu über-
nehmen und die Bande der Internationalität zu zerreißen, die nach dem Krieg
wirksamer als je in Erscheinung treten werden. Wer sie kennt, weiß aber auch,
daß die Ablehnung der Verantwortung für den Krieg keineswegs die Ableh-
nung der Verteidigung bedeutet, die für uns alle im Augenblick des Kriegs-
ausbruchs zur unerbittlichen Lebenspflicht wird. Selbstverständlich ist, daß die
Fraktion in vollständiger Geschlossenheit auf den Plan treten wird. Ueber
Fehler zu diskutieren, die nach der Meinung des einen oder des andern ge-
macht werden, wird später Zeit sein. Die Partei einig durch diese Zeit der
furchtbaren Krise zu führen und alle Kräfte zu sammeln, die zum Wiederauf-
bau notwendig sind, bleibt unter allen Umständen die Pflicht aller, denen die
Liebe zu unserer großen Sache fest im Herzen sitzt.
Wir fordern aber auch von unsern innerpolitischen Gegnern, daß sie den
tiefen sittlichen Ernst achten, mit welchem unsere Partei und Fraktion an ihre
schwere Aufgabe herangeht. Wer zu behaupten wagt, daß die Abstimmung
der Fraktion den Sinn haben könnte, für die Sozialdemokraten die Pflicht der
Landesverteidigung zu negieren, der spricht die Unwahrheit. Nochmals: es be-
steht kein Zweifel, daß
die Sozialdemokraten diese Pflicht anerkennen
und sie gewissenhaft erfüllen werden.
Unser Herz weiß nichts von Kriegsbegeisterung. Es ist erfüllt mit dem
tiefstem Abscheu vor jedem Krieg. Aber wenn kein Opfer mehr hilft, um das
Verhängnis aufzuhalten, wenn wir uns dann der namenlosen Schändlichkeiten
erinnern, die der Zarismus an seinen eigenen Volksgenossen verübt hat, wenn
wir uns weiter vorstellen, die Schergen dieser barbarischen Gewalt könnten als
trunkene Sieger unser Land betreten, dann dringt ein Schrei über unsere
Lippen: Nur das nicht!
Jenseits aller Greuel der Verwüstung steigt nun ein anderes, freund-
licheres Bild auf: ein freies deutsches Volk, das sich sein Vaterland eroberte,
indem es dieses sein Land verteidigte. Dieses freie deutsche Volk nach dem
Frieden im Bunde mit den großen Kulturvölkern des Westens. Unsere große
Sache überall im Vordringen. Drüben aber im Osten die rauchenden
Trümmer eines Zarenthrones.
____________________________________________________________________________________________
1. Spalte unten
Vom Kriegsschauplatz.
Frankreich greift an.
w. Berlin, 3. August (Amtliche Meldung.)
Bisher hatten deutsche Truppen dem erteilten
Befehl gemäß die französische Grenze nicht
überschritten. Dagegen greifen seit gestern
Truppen ohne Kriegserklärung unsere Grenze
an. Sie haben, obwohl uns die französische
Regierung noch vor wenigen Tagen die Inne-
haltung einer unbesetzten Zone von 10 Kilo-
metern zugesagt hatte, an verschiedenen Punkten
die deutsche Grenze überschritten. Französische
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kommen seit gestern nach Baden, Bayern, unter
Verletzung der belgischen Neutralität über bel-
gisches Gebiet in die Rheinprovinz und ver-
suchen unsere Bahnen zu zerstören. Frankreich
hat daher den Angriff gegen uns eröffnet und
den Kriegszustand hergestellt. Des Reiches
Sicherheit zwingt uns zur Gegenwehr. Der
Kaiser hat die erforderlichen Befehle erteilt.
Der deutsche Botschafter in Paris ist ange-
wiesen, seine Pässe zu fordern.
2. Spalte unten
Belagerungszustand in Frankreich.
Paris, 3. August. Der Ministerrat hat
gestern nachmittag beschlossen, die Kammern
einzuberufen. Heute hat Präsident Poincare
einen Erlaß unterzeichnet, welche den Be-
lagerungszustand über Frankreich und Algerien
verhängt, der während des ganzen Krieges
aufrecht erhalten werden soll.
Glatt erfunden.
Berlin, 3. August. Die im Umlauf be-
findlichen Gerüchte über eine Schlacht zwischen
einem deutschen Schiffsverbande und der russi-
schen Ostseeflotte und deren Vernichtung und
den Untergang eines deutschen Schiffes sind
glatt erfunden. Es ergeht an alle Stellen
das dringende Ersuchen, derartige Gerüchte
nicht weiter zu tragen, ohne sie vorher durch
Rückfrage an der amtlichen Stelle auf ihre
Richtigkeit geprüft zu haben.
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item 1
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klassenbewußten Proletariats.
Deutschland wird jetzt mit einem Bundesgenossen, der mit starker Heeres-
macht auf einem anderen Kriegsschauplatz festgehalten ist, gegen zwei Fron-
ten - vielleicht obendrein noch in der Nordsee gegen England - kämpfen
müssen. Das ist ein Krieg, gegen den
der von 1870 und 1871 ein Kinderspiel war.
Die ungeheure Mehrheit des deutschen Volkes hat diesen Krieg nicht gewollt.
Aber es gibt in ganz Deutschland keine Partei, keine Gruppe, und wir be-
haupten - keinen Menschen, der in diesem Krieg eine Niederlage
Deutschlands wünscht.
Diese Niederlage wäre etwas Unausdenkbares, Entsetzliches. Ist schon ein
Krieg an sich der Schrecken aller Schrecken, so wird das Furchtbare dieses
Krieges noch durch den Umstand vermehrt, daß er nicht nur unter zivilisierten
Nationen geführt wird. Wir haben das Vertrauen zu unseren Klassen- und
Volksgenossen in Uniform, daß sie sich von aller überflüssigen Grausamkeit fern-
halten werden. Wir können dieses Vertrauen nicht haben zu den
buntgemengten Völkerschaften des Zaren,
und wir wollen nicht, daß unsere Frauen und Kinder das Opfer kosakischer
Bestialitäten werden.
Wir müssen noch ein Ferneres bedenken. Die geographische Lage zwingt
Deutschland und Oesterreich, gegen drei oder vier Seiten nach außen zu kämpfen.
Die Verbündeten können nicht mit ihrer ganzen Macht nach einem Punkte
hinwirken. Die Gegner aber streben mit all ihren Kräften konzentrisch
dem Mittelpunkt des deutsch-österreichischen Länderblocks zu. Deutschland und
Oesterreich können den Gegnern kaum eine so vollkommene Niederlage bei-
bringen, wie es die Niederlage Deutschlands wäre, wenn die Gegner von allen
Seiten siegreich eindrängen.
Niederlage wäre gleichbedeutend mit Zusammenbruch, Vernichtung
und namenlosem Elend für uns alle. Und unser aller Gedanken
bäumen sich auf gegen diese Möglichkeit.
Unsere Vertreter im Reichstage haben es unzählige Male für eine Verleumd-
und erklärt, daß die Sozialdemokraten ihr Land im Augenblick der Gefahr im
Stich lassen könnten. Wenn die verhängnisvolle Stunde schlägt, werden die
Arbeiter das Wort einlösen, das nun von ihren Vertretern für sie abgegeben wor-
den ist. Die
Sozialdemokraten werden ihre Pflicht erfüllen,
Fortsetzung 2. Spalte oben
und sich darin von den "Patrioten" in keiner Weise übertreffen
lassen.
Unsere Reichstagsfraktion steht nun bei der Frage der Bewilligung der
Kriegskredite vor einer furchtbar verantwortungsvollen Entscheidung, die
ihr durch keine Diskussion erschwert werden darf. Man wird sich vielmehr
bemühen müssen, jede Entscheidung, die sie treffen kann, zu begreifen. Wer
sie kennt, der weiß, daß ihr nichts ferner liegt, als den Krieg gutzuheißen,
für seinen Ausbruch auch nur das kleinste Stückchen Verantwortung zu über-
nehmen und die Bande der Internationalität zu zerreißen, die nach dem Krieg
wirksamer als je in Erscheinung treten werden. Wer sie kennt, weiß aber auch,
daß die Ablehnung der Verantwortung für den Krieg keineswegs die Ableh-
nung der Verteidigung bedeutet, die für uns alle im Augenblick des Kriegs-
ausbruchs zur unerbittlichen Lebenspflicht wird. Selbstverständlich ist, daß die
Fraktion in vollständiger Geschlossenheit auf den Plan treten wird. Ueber
Fehler zu diskutieren, die nach der Meinung des einen oder des andern ge-
macht werden, wird später Zeit sein. Die Partei einig durch diese Zeit der
furchtbaren Krise zu führen und alle Kräfte zu sammeln, die zum Wiederauf-
bau notwendig sind, bleibt unter allen Umständen die Pflicht aller, denen die
Liebe zu unserer großen Sache fest im Herzen sitzt.
Wir fordern aber auch von unsern innerpolitischen Gegnern, daß sie den
tiefen sittlichen Ernst achten, mit welchem unsere Partei und Fraktion an ihre
schwere Aufgabe herangeht. Wer zu behaupten wagt, daß die Abstimmung
der Fraktion den Sinn haben könnte, für die Sozialdemokraten die Pflicht der
Landesverteidigung zu negieren, der spricht die Unwahrheit. Nochmals: es be-
steht kein Zweifel, daß
die Sozialdemokraten diese Pflicht anerkennen
und sie gewissenhaft erfüllen werden.
Unser Herz weiß nichts von Kriegsbegeisterung. Es ist erfüllt mit dem
tiefstem Abscheu vor jedem Krieg. Aber wenn kein Opfer mehr hilft, um das
Verhängnis aufzuhalten, wenn wir uns dann der namenlosen Schändlichkeiten
erinnern, die der Zarismus an seinen eigenen Volksgenossen verübt hat, wenn
wir uns weiter vorstellen, die Schergen dieser barbarischen Gewalt könnten als
trunkene Sieger unser Land betreten, dann dringt ein Schrei über unsere
Lippen: Nur das nicht!
Jenseits aller Greuel der Verwüstung steigt nun ein anderes, freund-
licheres Bild auf: ein freies deutsches Volk, das sich sein Vaterland eroberte,
indem es dieses sein Land verteidigte. Dieses freie deutsche Volk nach dem
Frieden im Bunde mit den großen Kulturvölkern des Westens. Unsere große
Sache überall im Vordringen. Drüben aber im Osten die rauchenden
Trümmer eines Zarenthrones.
____________________________________________________________________________________________
1. Spalte unten
Vom Kriegsschauplatz.
Frankreich greift an.
w. Berlin, 3. August (Amtliche Meldung.)
Bisher hatten deutsche Truppen dem erteilten
Befehl gemäß die französische Grenze nicht
überschritten. Dagegen greifen seit gestern
Truppen ohne Kriegserklärung unsere Grenze
an. Sie haben, obwohl uns die französische
Regierung noch vor wenigen Tagen die Inne-
haltung einer unbesetzten Zone von 10 Kilo-
metern zugesagt hatte, an verschiedenen Punkten
die deutsche Grenze überschritten. Französische
Kompagnien halten seit gestern Nacht deutsche
Ortschaften besetzt. Bombenwerfende Flieger
kommen seit gestern nach Baden, Bayern, unter
Verletzung der belgischen Neutralität über bel-
gisches Gebiet in die Rheinprovinz und ver-
suchen unsere Bahnen zu zerstören. Frankreich
hat daher den Angriff gegen uns eröffnet und
den Kriegszustand hergestellt. Des Reiches
Sicherheit zwingt uns zur Gegenwehr. Der
Kaiser hat die erforderlichen Befehle erteilt.
Der deutsche Botschafter in Paris ist ange-
wiesen, seine Pässe zu fordern.
2. Spalte unten
Belagerungszustand in Frankreich.
Paris, 3. August. Der Ministerrat hat
gestern nachmittag beschlossen, die Kammern
einzuberufen. Heute hat Präsident Poincare
einen Erlaß unterzeichnet, welche den Be-
lagerungszustand über Frankreich und Algerien
verhängt, der während des ganzen Krieges
aufrecht erhalten werden soll.
Glatt erfunden.
Berlin. Bestimmte Nachrichten deuten
darauf hin, daß Zerstörungsversuche gegen
Eisenbahnen und Kunstbauten von feindlicher
Seite auch im Inneren des Landes versucht
-
item 1
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erscheint täglich mit Ausnahme abonniert man in Saalfeld, bei
der Tage nach Sonn- und Fest- bei allen Postanstalten und den
tagen und ist zu beziehen durch Filialen für 60 Pfg. den Monat.
alle Postanstalten und Land- Postbestellung ins Haus kostet
briefträger, sowie die bekannten 14 Pfg. mehr.
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Redaktion und Expedition: Inseratenannahme
Saalfeld, Rosmaringasse 7. bis 11 Uhr (größere Inserate
sprechstunde der Redaktion früher). Die 6 gespaltene Petit-
nur 4 bis 5 Uhr abends. zeile oder deren Raum 15 Pfg.
Fernsprecher: im "Praktischen Wegweiser" die
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Saalfelder Volksblatt
Sozialdemokratisches Organ für Sachsen=Meiningen und Schwarzburg=Rudolstadt.
Alle Einsendungen an Redaktion und Verlag sind zu adressieren: An das Volksblatt, Saalfeld (Saale).
Verantwortlich für die Redaktion: Nr. 180 Mittwoch, 5. August 1914 25. Jahrg. Druck und Verlag:
Ernst Zorn in Saalfeld. Arthur Hofmann in Saalfeld
S e i n o d e r N i c h t s e i n !
1. Spalte
Solange es die Möglichkeit gibt, den Frieden zu retten, gibt es nur
eine Pflicht: für ihn zu arbeiten. In dem Augenblick aber, in welchem das
weltgeschichtliche Ringen begonnen hat, ändern sich die Aufgaben des deutschen
klassenbewußten Proletariats.
Deutschland wird jetzt mit einem Bundesgenossen, der mit starker Heeres-
macht auf einem anderen Kriegsschauplatz festgehalten ist, gegen zwei Fron-
ten - vielleicht obendrein noch in der Nordsee gegen England - kämpfen
müssen. Das ist ein Krieg, gegen den
der von 1870 und 1871 ein Kinderspiel war.
Die ungeheure Mehrheit des deutschen Volkes hat diesen Krieg nicht gewollt.
Aber es gibt in ganz Deutschland keine Partei, keine Gruppe, und wir be-
haupten - keinen Menschen, der in diesem Krieg eine Niederlage
Deutschlands wünscht.
Diese Niederlage wäre etwas Unausdenkbares, Entsetzliches. Ist schon ein
Krieg an sich der Schrecken aller Schrecken, so wird das Furchtbare dieses
Krieges noch durch den Umstand vermehrt, daß er nicht nur unter zivilisierten
Nationen geführt wird. Wir haben das Vertrauen zu unseren Klassen- und
Volksgenossen in Uniform, daß sie sich von aller überflüssigen Grausamkeit fern-
halten werden. Wir können dieses Vertrauen nicht haben zu den
buntgemengten Völkerschaften des Zaren,
und wir wollen nicht, daß unsere Frauen und Kinder das Opfer kosakischer
Bestialitäten werden.
Wir müssen noch ein Ferneres bedenken. Die geographische Lage zwingt
Deutschland und Oesterreich, gegen drei oder vier Seiten nach außen zu kämpfen.
Die Verbündeten können nicht mit ihrer ganzen Macht nach einem Punkte
hinwirken. Die Gegner aber streben mit all ihren Kräften konzentrisch
dem Mittelpunkt des deutsch-österreichischen Länderblocks zu. Deutschland und
Oesterreich können den Gegnern kaum eine so vollkommene Niederlage bei-
bringen, wie es die Niederlage Deutschlands wäre, wenn die Gegner von allen
Seiten siegreich eindrängen.
Niederlage wäre gleichbedeutend mit Zusammenbruch, Vernichtung
und namenlosem Elend für uns alle. Und unser aller Gedanken
bäumen sich auf gegen diese Möglichkeit.
Unsere Vertreter im Reichstage haben es unzählige Male für eine Verleumd-
und erklärt, daß die Sozialdemokraten ihr Land im Augenblick der Gefahr im
Stich lassen könnten. Wenn die verhängnisvolle Stunde schlägt, werden die
Arbeiter das Wort einlösen, das nun von ihren Vertretern für sie abgegeben wor-
den ist. Die
Sozialdemokraten werden ihre Pflicht erfüllen,
Fortsetzung Spalte 2 oben
und sich darin von den "Patrioten" in keiner Weise übertreffen
lassen.
Unsere Reichstagsfraktion steht nun bei der Frage der Bewilligung der
Kriegskredite vor einer furchtbar verantwortungsvollen Entscheidung, die
ihr durch keine Diskussion erschwert werden darf. Man wird sich vielmehr
bemühen müssen, jede Entscheidung, die sie treffen kann, zu begreifen. Wer
sie kennt, der weiß, daß ihr nichts ferner liegt, als den Krieg gutzuheißen,
für seinen Ausbruch auch nur das kleinste Stückchen Verantwortung zu über-
nehmen und die Bande der Internationalität zu zerreißen, die nach dem Krieg
wirksamer als je in Erscheinung treten werden. Wer sie kennt, weiß aber auch,
daß die Ablehnung der Verantwortung für den Krieg keineswegs die Ableh-
nung der Verteidigung bedeutet, die für uns alle im Augenblick des Kriegs-
ausbruchs zur unerbittlichen Lebenspflicht wird. Selbstverständlich ist, daß die
Fraktion in vollständiger Geschlossenheit auf den Plan treten wird. Ueber
Fehler zu diskutieren, die nach der Meinung des einen oder des andern ge-
macht werden, wird später Zeit sein. Die Partei einig durch diese Zeit der
furchtbaren Krise zu führen und alle Kräfte zu sammeln, die zum Wiederauf-
bau notwendig sind, bleibt unter allen Umständen die Pflicht aller, denen die
Liebe zu unserer großen Sache fest im Herzen sitzt.
Wir fordern aber auch von unsern innerpolitischen Gegnern, daß sie den
tiefen sittlichen Ernst achten, mit welchem unsere Partei und Fraktion an ihre
schwere Aufgabe herangeht. Wer zu behaupten wagt, daß die Abstimmung
der Fraktion den Sinn haben könnte, für die Sozialdemokraten die Pflicht der
Landesverteidigung zu negieren, der spricht die Unwahrheit. Nochmals: es be-
steht kein Zweifel, daß
die Sozialdemokraten diese Pflicht anerkennen
und sie gewissenhaft erfüllen werden.
Unser Herz weiß nichts von Kriegsbegeisterung. Es ist erfüllt mit dem
tiefstem Abscheu vor jedem Krieg. Aber wenn kein Opfer mehr hilft, um das
Verhängnis aufzuhalten, wenn wir uns dann der namenlosen Schändlichkeiten
erinnern, die der Zarismus an seinen eigenen Volksgenossen verübt hat, wenn
wir uns weiter vorstellen, die Schergen dieser barbarischen Gewalt könnten als
trunkene Sieger unser Land betreten, dann dringt ein Schrei über unsere
Lippen: Nur das nicht!
Jenseits aller Greuel der Verwüstung steigt nun ein anderes, freund-
licheres Bild auf: ein freies deutsches Volk, das sich sein Vaterland eroberte,
indem es dieses sein Land verteidigte. Dieses freie deutsche Volk nach dem
Frieden im Bunde mit den großen Kulturvölkern des Westens. Unsere große
Sache überall im Vordringen. Drüben aber im Osten die rauchenden
Trümmer eines Zarenthrones.
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Fortsetzung Spalte 1
Vom Kriegsschauplatz.
Frankreich greift an.
w. Berlin, 3. August (Amtliche Meldung.)
Bisher hatten deutsche Truppen dem erteilten
Befehl gemäß die französische Grenze nicht
überschritten. Dagegen greifen seit gestern
Truppen ohne Kriegserklärung unsere Grenze
an. Sie haben, obwohl uns die französische
Regierung noch vor wenigen Tagen die Inne-
haltung einer unbesetzten Zone von 10 Kilo-
metern zugesagt hatte, an verschiedenen Punkten
die deutsche Grenze überschritten. Französische
Kompagnien halten seit gestern Nacht deutsche
Ortschaften besetzt. Bombenwerfende Flieger
kommen seit gestern nach Baden, Bayern, unter
Verletzung der belgischen Neutralität über bel-
gisches Gebiet in die Rheinprovinz und ver-
suchen unsere Bahnen zu zerstören. Frankreich
hat daher den Angriff gegen uns eröffnet und
den Kriegszustand hergestellt. Des Reiches
Sicherheit zwingt uns zur Gegenwehr. Der
Kaiser hat die erforderlichen Befehle erteilt.
Der deutsche Botschafter in Paris ist ange-
wiesen, seine Pässe zu fordern.
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eine Pflicht: für ihn zu arbeiten. In dem Augenblick aber, in welchem das
weltgeschichtliche Ringen begonnen hat, ändern sich die Aufgaben des deutschen
klassenbewußten Proletariats.
Deutschland wird jetzt mit einem Bundesgenossen, der mit starker Heeres-
macht auf einem anderen Kriegsschauplatz festgehalten ist, gegen zwei Fron-
ten - vielleicht obendrein noch in der Nordsee gegen England - kämpfen
müssen. Das ist ein Krieg, gegen den
der von 1870 und 1871 ein Kinderspiel war.
Die ungeheure Mehrheit des deutschen Volkes hat diesen Krieg nicht gewollt.
Aber es gibt in ganz Deutschland keine Partei, keine Gruppe, und wir be-
haupten - keinen Menschen, der in diesem Krieg eine Niederlage
Deutschlands wünscht.
Diese Niederlage wäre etwas Unausdenkbares, Entsetzliches. Ist schon ein
Krieg an sich der Schrecken aller Schrecken, so wird das Furchtbare dieses
Krieges noch durch den Umstand vermehrt, daß er nicht nur unter zivilisierten
Nationen geführt wird. Wir haben das Vertrauen zu unseren Klassen- und
Volksgenossen in Uniform, daß sie sich von aller überflüssigen Grausamkeit fern-
halten werden. Wir können dieses Vertrauen nicht haben zu den
buntgemengten Völkerschaften des Zaren,
und wir wollen nicht, daß unsere Frauen und Kinder das Opfer kosakischer
Bestialitäten werden.
Wir müssen noch ein Ferneres bedenken. Die geographische Lage zwingt
Deutschland und Oesterreich, gegen drei oder vier Seiten nach außen zu kämpfen.
Die Verbündeten können nicht mit ihrer ganzen Macht nach einem Punkte
hinwirken. Die Gegner aber streben mit all ihren Kräften konzentrisch
dem Mittelpunkt des deutsch-österreichischen Länderblocks zu. Deutschland und
Oesterreich können den Gegnern kaum eine so vollkommene Niederlage bei-
bringen, wie es die Niederlage Deutschlands wäre, wenn die Gegner von allen
Seiten siegreich eindrängen.
Niederlage wäre gleichbedeutend mit Zusammenbruch, Vernichtung
und namenlosem Elend für uns alle. Und unser aller Gedanken
bäumen sich auf gegen diese Möglichkeit.
Unsere Vertreter im Reichstage haben es unzählige Male für eine Verleumd-
und erklärt, daß die Sozialdemokraten ihr Land im Augenblick der Gefahr im
Stich lassen könnten. Wenn die verhängnisvolle Stunde schlägt, werden die
Arbeiter das Wort einlösen, das nun von ihren Vertretern für sie abgegeben wor-
den ist. Die
Sozialdemokraten werden ihre Pflicht erfüllen,
Fortsetzung Spalte 2 oben
und sich darin von den "Patrioten" in keiner Weise übertreffen
lassen.
Unsere Reichstagsfraktion steht nun bei der Frage der Bewilligung der
Kriegskredite vor einer furchtbar verantwortungsvollen Entscheidung, die
ihr durch keine Diskussion erschwert werden darf. Man wird sich vielmehr
bemühen müssen, jede Entscheidung, die sie treffen kann, zu begreifen. Wer
sie kennt, der weiß, daß ihr nichts ferner liegt, als den Krieg gutzuheißen,
für seinen Ausbruch auch nur das kleinste Stückchen Verantwortung zu über-
nehmen und die Bande der Internationalität zu zerreißen, die nach dem Krieg
wirksamer als je in Erscheinung treten werden. Wer sie kennt, weiß aber auch,
daß die Ablehnung der Verantwortung für den Krieg keineswegs die Ableh-
nung der Verteidigung bedeutet, die für uns alle im Augenblick des Kriegs-
ausbruchs zur unerbittlichen Lebenspflicht wird. Selbstverständlich ist, daß die
Fraktion in vollständiger Geschlossenheit auf den Plan treten wird. Ueber
Fehler zu diskutieren, die nach der Meinung des einen oder des andern ge-
macht werden, wird später Zeit sein. Die Partei einig durch diese Zeit der
furchtbaren Krise zu führen und alle Kräfte zu sammeln, die zum Wiederauf-
bau notwendig sind, bleibt unter allen Umständen die Pflicht aller, denen die
Liebe zu unserer großen Sache fest im Herzen sitzt.
Wir fordern aber auch von unsern innerpolitischen Gegnern, daß sie den
tiefen sittlichen Ernst achten, mit welchem unsere Partei und Fraktion an ihre
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der Fraktion den Sinn haben könnte, für die Sozialdemokraten die Pflicht der
Landesverteidigung zu negieren, der spricht die Unwahrheit. Nochmals: es be-
steht kein Zweifel, daß
die Sozialdemokraten diese Pflicht anerkennen
und sie gewissenhaft erfüllen werden.
Unser Herz weiß nichts von Kriegsbegeisterung. Es ist erfüllt mit dem
tiefstem Abscheu vor jedem Krieg. Aber wenn kein Opfer mehr hilft, um das
Verhängnis aufzuhalten, wenn wir uns dann der namenlosen Schändlichkeiten
erinnern, die der Zarismus an seinen eigenen Volksgenossen verübt hat, wenn
wir uns weiter vorstellen, die Schergen dieser barbarischen Gewalt könnten als
trunkene Sieger unser Land betreten, dann dringt ein Schrei über unsere
Lippen: Nur das nicht!
Jenseits aller Greuel der Verwüstung steigt nun ein anderes, freund-
licheres Bild auf: ein freies deutsches Volk, das sich sein Vaterland eroberte,
indem es dieses sein Land verteidigte. Dieses freie deutsche Volk nach dem
Frieden im Bunde mit den großen Kulturvölkern des Westens. Unsere große
Sache überall im Vordringen. Drüben aber im Osten die rauchenden
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1. Spalte
Solange es die Möglichkeit gibt, den Frieden zu retten, gibt es nur
eine Pflicht: für ihn zu arbeiten. In dem Augenblick aber, in welchem das
weltgeschichtliche Ringen begonnen hat, ändern sich die Aufgaben des deutschen
klassenbewußten Proletariats.
Deutschland wird jetzt mit einem Bundesgenossen, der mit starker Heeres-
macht auf einem anderen Kriegsschauplatz festgehalten ist, gegen zwei Fron-
ten - vielleicht obendrein noch in der Nordsee gegen England - kämpfen
müssen. Das ist ein Krieg, gegen den
der von 1870 und 1871 ein Kinderspiel war.
Die ungeheure Mehrheit des deutschen Volkes hat diesen Krieg nicht gewollt.
Aber es gibt in ganz Deutschland keine Partei, keine Gruppe, und wir be-
haupten - keinen Menschen, der in diesem Krieg eine Niederlage
Deutschlands wünscht.
Diese Niederlage wäre etwas Unausdenkbares, Entsetzliches. Ist schon ein
Krieg an sich der Schrecken aller Schrecken, so wird das Furchtbare dieses
Krieges noch durch den Umstand vermehrt, daß er nicht nur unter zivilisierten
Nationen geführt wird. Wir haben das Vertrauen zu unseren Klassen- und
Volksgenossen in Uniform, daß sie sich von aller überflüssigen Grausamkeit fern-
halten werden. Wir können dieses Vertrauen nicht haben zu den
buntgemengten Völkerschaften des Zaren,
und wir wollen nicht, daß unsere Frauen und Kinder das Opfer kosakischer
Bestialitäten werden.
Wir müssen noch ein Ferneres bedenken. Die geographische Lage zwingt
Deutschland und Oesterreich, gegen drei oder vier Seiten nach außen zu kämpfen.
Die Verbündeten können nicht mit ihrer ganzen Macht nach einem Punkte
hinwirken. Die Gegner aber streben mit all ihren Kräften konzentrisch
dem Mittelpunkt des deutsch-österreichischen Länderblocks zu. Deutschland und
Oesterreich können den Gegnern kaum eine so vollkommene Niederlage bei-
bringen, wie es die Niederlage Deutschlands wäre, wenn die Gegner von allen
Seiten siegreich eindrängen.
Niederlage wäre gleichbedeutend mit Zusammenbruch, Vernichtung
und namenlosem Elend für uns alle. Und unser aller Gedanken
bäumen sich auf gegen diese Möglichkeit.
Unsere Vertreter im Reichstage haben es unzählige Male für eine Verleumd-
und erklärt, daß die Sozialdemokraten ihr Land im Augenblick der Gefahr im
Stich lassen könnten. Wenn die verhängnisvolle Stunde schlägt, werden die
Arbeiter das Wort einlösen, das nun von ihren Vertretern für sie abgegeben wor-
den ist. Die
Sozialdemokraten werden ihre Pflicht erfüllen,
Fortsetzung Spalte 2 oben
und sich darin von den "Patrioten" in keiner Weise übertreffen
lassen.
Unsere Reichstagsfraktion steht nun bei der Frage der Bewilligung der
Kriegskredite vor einer furchtbar verantwortungsvollen Entscheidung, die
ihr durch keine Diskussion erschwert werden darf. Man wird sich vielmehr
bemühen müssen, jede Entscheidung, die sie treffen kann, zu begreifen. Wer
sie kennt, der weiß, daß ihr nichts ferner liegt, als den Krieg gutzuheißen,
für seinen Ausbruch auch nur das kleinste Stückchen Verantwortung zu über-
nehmen und die Bande der Internationalität zu zerreißen, die nach dem Krieg
wirksamer als je in Erscheinung treten werden. Wer sie kennt, weiß aber auch,
daß die Ablehnung der Verantwortung für den Krieg keineswegs die Ableh-
nung der Verteidigung bedeutet, die für uns alle im Augenblick des Kriegs-
ausbruchs zur unerbittlichen Lebenspflicht wird. Selbstverständlich ist, daß die
Fraktion in vollständiger Geschlossenheit auf den Plan treten wird. Ueber
Fehler zu diskutieren, die nach der Meinung des einen oder des andern ge-
macht werden, wird später Zeit sein. Die Partei einig durch diese Zeit der
furchtbaren Krise zu führen und alle Kräfte zu sammeln, die zum Wiederauf-
bau notwendig sind, bleibt unter allen Umständen die Pflicht aller, denen die
Liebe zu unserer großen Sache fest im Herzen sitzt.
Wir fordern aber auch von unsern innerpolitischen Gegnern, daß sie den
tiefen sittlichen Ernst achten, mit welchem unsere Partei und Fraktion an ihre
schwere Aufgabe herangeht. Wer zu behaupten wagt, daß die Abstimmung
der Fraktion den Sinn haben könnte, für die Sozialdemokraten die Pflicht der
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weltgeschichtliche Ringen begonnen hat, ändern sich die Aufgaben des deutschen
klassenbewußten Proletariats.
Deutschland wird jetzt mit einem Bundesgenossen, der mit starker Heeres-
macht auf einem anderen Kriegsschauplatz festgehalten ist, gegen zwei Fron-
ten - vielleicht obendrein noch in der Nordsee gegen England - kämpfen
müssen. Das ist ein Krieg, gegen den
der von 1870 und 1871 ein Kinderspiel war.
Die ungeheure Mehrheit des deutschen Volkes hat diesen Krieg nicht gewollt.
Aber es gibt in ganz Deutschland keine Partei, keine Gruppe, und wir be-
haupten - keinen Menschen, der in diesem Krieg eine Niederlage
Deutschlands wünscht.
Diese Niederlage wäre etwas Unausdenkbares, Entsetzliches. Ist schon ein
Krieg an sich der Schrecken aller Schrecken, so wird das Furchtbare dieses
Krieges noch durch den Umstand vermehrt, daß er nicht nur unter zivilisierten
Nationen geführt wird. Wir haben das Vertrauen zu unseren Klassen- und
Volksgenossen in Uniform, daß sie sich von aller überflüssigen Grausamkeit fern-
halten werden. Wir können dieses Vertrauen nicht haben zu den
buntgemengten Völkerschaften des Zaren,
und wir wollen nicht, daß unsere Frauen und Kinder das Opfer kosakischer
Bestialitäten werden.
Wir müssen noch ein Ferneres bedenken. Die geographische Lage zwingt
Deutschland und Oesterreich, gegen drei oder vier Seiten nach außen zu kämpfen.
Die Verbündeten können nicht mit ihrer ganzen Macht nach einem Punkte
hinwirken. Die Gegner aber streben mit all ihren Kräften konzentrisch
dem Mittelpunkt des deutsch-österreichischen Länderblocks zu. Deutschland und
Oesterreich können den Gegnern kaum eine so vollkommene Niederlage bei-
bringen, wie es die Niederlage Deutschlands wäre, wenn die Gegner von allen
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Niederlage wäre gleichbedeutend mit Zusammenbruch, Vernichtung
und namenlosem Elend für uns alle. Und unser aller Gedanken
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Unsere Vertreter im Reichstage haben es unzählige Male für eine Verleumd-
und erklärt, daß die Sozialdemokraten ihr Land im Augenblick der Gefahr im
Stich lassen könnten. Wenn die verhängnisvolle Stunde schlägt, werden die
Arbeiter das Wort einlösen, das nun von ihren Vertretern für sie abgegeben wor-
den ist. Die
Sozialdemokraten werden ihre Pflicht erfüllen,
Fortsetzung Spalte 2 oben
und sich darin von den "Patrioten" in keiner Weise übertreffen
lassen.
Unsere Reichstagsfraktion steht nun bei der Frage der Bewilligung der
Kriegskredite vor einer furchtbar verantwortungsvollen Entscheidung, die
ihr durch keine Diskussion erschwert werden darf. Man wird sich vielmehr
bemühen müssen, jede Entscheidung, die sie treffen kann, zu begreifen. Wer
sie kennt, der weiß, daß ihr nichts ferner liegt, als den Krieg gutzuheißen,
für seinen Ausbruch auch nur das kleinste Stückchen Verantwortung zu über-
nehmen und die Bande der Internationalität zu zerreißen, die nach dem Krieg
wirksamer als je in Erscheinung treten werden. Wer sie kennt, weiß aber auch,
daß die Ablehnung der Verantwortung für den Krieg keineswegs die Ableh-
nung der Verteidigung bedeutet, die für uns alle im Augenblick des Kriegs-
ausbruchs zur unerbittlichen Lebenspflicht wird. Selbstverständlich ist, daß die
Fraktion in vollständiger Geschlossenheit auf den Plan treten wird. Ueber
Fehler zu diskutieren, die nach der Meinung des einen oder des andern ge-
macht werden, wird später Zeit sein. Die Partei einig durch diese Zeit der
furchtbaren Krise zu führen und alle Kräfte zu sammeln, die zum Wiederauf-
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müssen. Das ist ein Krieg, gegen den
der von 1870 und 1871 ein Kinderspiel war.
Die ungeheure Mehrheit des deutschen Volkes hat diesen Krieg nicht gewollt.
Aber es gibt in ganz Deutschland keine Partei, keine Gruppe, und wir be-
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V o l k s b l a t t
Saalfelder Volksblatt
Sozialdemokratisches Organ für Sachsen=Meiningen und Schwarzburg=Rudolstadt.
Alle Einsendungen an Redaktion und Verlag sind zu adressieren: An das Volksblatt, Saalfeld (Saale).
Verantwortlich für die Redaktion: Nr. 180 Mittwoch, 5. August 1914 25. Jahrg. Druck und Verlag:
Ernst Zorn in Saalfeld. Arthur Hofmann in Saalfeld
S e i n o d e r N i c h t s e i n !
1. Spalte
Solange es die Möglichkeit gibt, den Frieden zu retten, gibt es nur
eine Pflicht: für ihn zu arbeiten. In dem Augenblick aber, in welchem das
weltgeschichtliche Ringen begonnen hat, ändern sich die Aufgaben des deutschen
klassenbewußten Proletariats.
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item 1
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erscheint täglich mit Ausnahme abonniert man in Saalfeld, bei
der Tage nach Sonn- und Fest- bei allen Postanstalten und den
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Sprechstunde der Redktion
Description
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Berlin, Saalfeld, Leipzig
Location(s)
Story location Berlin, Saalfeld, Leipzig
- ID
- 15725 / 166511
- Contributor
- Karl Döbling
August 5, 1914
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- Deutsch
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