Zeitungen aus der Kriegszeit 1914, item 21

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 item 21 

 1. Spalte 

                                  TÜRKEI.½

                 Neueste Nachrichten.

    Konstantinopel, 1. August.  Den Blättern

zufolge wird die türkische Torpedobootsflottille unter

Kommando des Admirals Limbus Pascha zum 

Hochseemanöver in den Archipel auslaufen.


                                 JAPAN.

                    Japan und Rußland.

    Man schreibt der "Frkf. Ztg.":  Angesichts der

russischen Mobilisierung an der Westgrenze des

Reichs ist die Ansicht des Grafen Okuma, eines genauen

Kenners japanischer und russischer Heeresverhältnisse,

über die Gefahren, in die sich Rußland

im Kriegsfalle stürzen würde, besonders lehrreich.

Graf Okuma hat vor kurzem eine Broschüre veröffentlicht, 

in der er über einen japanischen Revanchekrieg

und einen Krieg Rußlands mit den

Weltmächten genaue Untersuchungen anstellt. Aus

diesen geht hervor, daß Rußland im Falle kriegerischer

 Verwicklungen in Europa durch Japan in eine

recht ungünstige militärische Lage gebracht werden

würde, so daß tatsächlich ein Waffengang im

Westen für das Zarenreich unberechenbare Folgen

im fernen Osten zeitigen könnte. Die Broschüre des

Grafen Okuma hat großen Eindruck in Japan gemacht,

da der Nachweis geführt wird, daß die Russen

gar nicht in der Lage seien, einen sieghaften Krieg

mit Japan zu führen. Letzteres werde innerhalb 

eines Monats ein Heer von 1 ½ Millionen Soldaten

gegn [sic] Rußland aufstellen, das bestenfalls imstande

sei, nach 3 Monaten höchstens 1 Million Soldaten

 gegen Russland aufstellen, das bestenfalls im- [sic] 

Dies wäre nur denkbar, wenn die europäischen

Kräfte nicht durch einen Feldzug im Westen gefesselt

würden

                         _________________________


                     VOM KRIEGSSCHAUPLATZ.

                              Neue Gefechte.

   Mailand, 30. Juli.  Der Secolo erhält aus

Nisch eine Privatmeldung über den Kampf bei

Semendria der bei Sonnenaufgang begonnen

hat, um 8 Uhr früh unterbrochen und am Nachmittag

wieder aufgenommen wurde. Die Serben hätten

dem übermächtigen Gegner den lebhaftesten

Widerstand entgegengesetzt; auf beiden Seiten seien

einige hundert Tote zu verzeichnen. Wenn

die Serben auch Semendria preisgeben

mußte (sic), so würden doch Posonka, Jagodin und

Porotin drei schwere Etappen für das Eindringen

der österreichischen Truppen nach dem Süden bedeuten.

An der bosnischen Grenze hätten einige

hundert Serben die kleine Festung Lesitza stundenlang

gegen Tausende von österreichischen Truppen

verteidigt;  sie seien dann abgezogen, nachdem

sie dem Gegner beträchtliche Verluste  verursacht

hätten.

               Erneutes Bombardement von Belgrad.

    Semlin, 30.Juli.  Um ½ 9 Uhr morgens ist

die Beschießung Belgrads wieder aufgenommen 

worden und heute donnern die Geschütze nicht nur

von der Laudon-Schanze, sondern auch von der noch

näher gelegenen Eugen-Schanze. Die Monitore sind 

bisher nicht vorgefahren. Die Station ist vollkommen

verödet. Alle Türen sind abgesperrt und oben

im Stockwerk sind etwa zwanzig Soldaten untergebracht;

diese werden voraussichtlich von dort den

Feind mit Kleingewehrfeuer zu  bestreichen suchen.

Heue mittag 12 Uhr müssen alle Ortsfremden

Semlin, das in der ersten Feuerlinie liegt,

verlassen. Auch alle hier anwesenden fremden

Korrespondenten werden von dieser

Verfügung betroffen.

    Wien, 1. Aug.  Zwei Grenzjäger haben unter

feindlichem Feuer die angeschwollene Deine durchschwommen

und eine serbische Telefonleitung zerstört.

                                  _____________________________


                                     ZUR TAGESGESCHICHTE.

             Zur Stärke der Parteien im deutschen Reichstag,

    In der Presse sind die Zahlen über die Stärke der

Konservativen, Nationalliberalen und Freisinnigen

in letzter Zeit verschieden angegeben worden. Auf

Grund amtlichen Materials stellen sich diese Zahlen

wie folgt dar: Die drittstärkste Partei ist jetzt die

fortschrittliche Volkspartei mit 46 Mitgliedern (Januar

1912: 41 Mitglieder und 1 Hospitant). Es folgt

die nationalliberale Fraktion mit 40 Mitgliedern

und 5 Hospitanten (es ist der gleiche Stand

wie 1912). Die konservative Fraktion zählt 39

Mitglieder und 2 Hospitanten). (Januar 1912: 43

Mitglieder und 2 Hospitanten) . Während die

Nationalliberalen keine Einbuße erlitten, verloren

die Konservativen 4 Mandate, die Freisinnigen

gewannen 4 Mandate. Die fortschrittliche

Volkspartei gewann von den Konservativen

Hagennow-Grevesmühlen und Labiau-Wehlau, von

den Nationalliberalen Waldeck und Koburg, die ihre

Verluste durch den Gewinn der konservativen Mandate

in Salzwedel-Gardelegen und Stendal-Offenburg

wettmachten. Der austretende Hospitant der

Nationalliberalen Hestermann wurde durch den

neuen Hospitanten Schröder (Elbing) ersetzt. Der

Hospitant Roeser ist der fortschrittlichen Fraktion

[sic]

                     _______________________________

 

                                 EINHEIMISCHES.

                                                    Eisenach , den 1.August.  

                                         Erlaß.

    Im Anschluß an den im 2. Blatt der "Eisenacher

Zeitung"" veröffentlichten Erlaß des Kommandierenden

Generals bestimme ich:

    Gemäß dem Abschnitt: Vom Kriegs- und Belagerungszustand

der "Vorschrift über den Waffengebrauch

des Militärs und seine Mitwirkung zur Unterdrückung

innerer Unruhen" vom 19. März 1914, 

Ziffer 1 gelten für den Kriegszustand

die Vorschriften des preußischen Gesetzes

vom 4. Juni 1851.


 2. Spalte 

                                        § 8

    Wer in einem in  Belagerungszustand erklärten

Orte oder Distrikte der vorsätzlichen Brandstiftung,

der vorsätzlichen Verursachung einer Überschwemmung

oder des Angriffs oder des Widerstandes

gegen die bewaffnete Macht oder Abgeordnete der

Zivil- oder Militärbehörde in offener Gewalt und

mit Waffen oder gefährlichen Werkzeugen versehen

sich schuldig macht, wird mit dem Tode bestraft.

    Sind mildernde Umstände vorhanden, so kann,

statt der Todesstrafe, auf 10 - 20jährige Zuchthausstrafe

erkannt werden.

                                       § 9.

    Wer in einem in Belagerungszustand erklärten

Orte oder Distrikte

    a)  in Beziehung auf die Zahl, die Marschrichtung

         oder angebliche Siege der Feinde oder

         Aufrührer wissentlich falsche Gerüchte ausstreut

         oder verbreitet, welche geeignet sind,

         die Zivil- oder Militärbehörden hinsichtlich

         ihrer Maßregeln irre zu führen, oder

    b)  ein bei Erklärung des Belagerungszustandes

         oder während desselben vom Militärbefehlshaber

         im Interesse der öffentlichen Sicherheit

         erlassenes Verbot übertritt, oder zu solcher

         Übertretung auffordert oder anreizt,

         oder

    c)  zu dem Verbrechen des Aufruhrs, der tätlichen

         Widersetzlichkeit, der Befreiung eines

         Gefangenen oder zu einem anderen im § 8

         vorgesehenen Verbrechen, wenn auch ohne

         Erfolg auffordert oder anreizt, oder

    d)  Personen des Soldatenstandes zu Verbrechen

         gegen die Subordination oder Vergehungen

         gegen die militärische Zucht und Ordnung

         zu verleiten sucht,

soll, wenn die bestehenden Gesetze keine höhere Freiheitsstrafe

bestimmen, mit Gefängnis bis zu einem

Jahre bestraft werden.

Eisenach, den 1. August 1914.

     Kgl. Preußisches Garnison -

                  Kommando.

              Krug von Nidda,

Major und Garnisonsältester.

                          ___________________________


   * Vom Hofe.  Ihre Königlichen Hoheiten, Großherzog

Wilhelm Ernst und Großherzogin

Feodora haben heute vormittag Schloß

Wilhelmsthal verlassen und sind mit dem Automobil

nach Weimar gefahren, woselbst bereits die Ankunft

erfolgte. Das Großherzogliche Hoflager in

Wilhelmsthal ist vorerst aufgehoben. Die beiden

Kinder unseres Großherzogspaares verbleiben jedoch

bis auf weiteres in Wilhelmsthal.

   * Der Kriegszustand macht sich schon gleich in den

ersten Tagen auch im täglichen Leben bemerkbar.

Mit der Bequemlichkeit und Selbstverständlichkeit,

die der Mensch von heutzutage beansprucht, 

ist es vorbei. So werden jetzt auf dem

Postamt postlagernde Briefe nicht mehr

ausgehändigt. Die Post verlangt einen von der Polizei

ausgefertigten Ausweis, die Polizei

weigert sich aber, diesen auszustellen, so

daß der Gesuchsteller von der Post zur  Polizei und

wieder umgekehrt hin- und herläuft, ohne in den

Besitz seiner Briefschaften zu kommen. Dieser Zustand,

der ja ganz unnötig ist, liegt wohl nur daran,

daß die Polizei nur noch nicht vom richtigen

Orte aus angewiesen ist, den von der Post verlangten

Schein auszustellen. - Was sich gestern auf 

der Sparkasse in Eisenach abspielte, war kein 

schönes Bild selbstbewußten Benehmens, wie es sich

für Deutsche geziemt. Von den Vormittagsstunden

an war die Kasse von Hunderten belagert,

ein Polizeigebot mußte herangeholt

werden, um Ordnung zu schaffen! Aber der sich

überstürzenden Erregung wurde sie natürlich

nicht Herr. Wilde Szenen spielten sich ab,

die einen weinten, die anderen lachten und 

des Gedränges war kein Ende bis in den Nachmittag

hinein. Im übrigen geht nun alles seinen

Gang weiter. Die Brücken und Eisenbahnüberführungen

werden von gestern an von

Veteranen bewacht.  Post und Bahn arbeiten

fieberhaft. Vor der Hauptpost am Markt müssen

die Jahrmarktstände geräumt werden, damit

der Zugang zur Post ungehindert ist. Durch Deutschlands

Ultimatum an Rußland, die Anfrage an

Frankreich ist die Entscheidung nun nicht

mehr aufzuhalten. Stündlich kann sie fallen. Alle

Deutschen werden sich des großen Augenblicks würdig

zeigen und siegesgewiß in die Zukunft

blicken.

    * Der Kriegszustand wurde heute vormittag mittels

Trommelwirbel vom hiesigen Bataillon

allgemein zur öffentlichen Kenntnis gebracht. Um

Irrtümer zu vermeiden, sei besonders darauf aufmerksam

gemacht, daß dies mit einer Kriegserklärung

nichts zu tun hat, sondern daß damit nur

die besonderen militärische Gesetze in Kraft treten. 7

   * Das Publikum und die Kriegsgefahr. Wie

immer in Zeiten irgend einer Krisis so ist auch

augenblicklich bei der drohenden Kriegsgefahr eine

übertriebene Ängstlichkeit im Publikum

zu beobachten. So war gestern ein Ansturm auf

Lebensmittel, speziell Mehl, Kartoffeln usw.

zu beobachten, wie das wohl eben nur in solch unruhigen

Zeiten möglich ist. Die Kartoffelwagen 

wurden geradezu gestürmt, ebenso die Mühlen und

sonstigen derartigen Geschäfte. Die Folgen eines

solchen unverständigen Andranges bleiben natürlich

nicht aus, so steigerten sich die Preise für die Kartoffeln,

die am vormittag noch 4 M. der Zentner

kosteten, nachmittags auf 6 M. und mehr.

Mehl ist der Zentner um 10 - 11 M. gestiegen.

Selbstverständlich steigen dann auch alle übrigen

Lebensmittelpreise und die Frage ist berechtigt, ob

diese Steigerung schon jetzt begründet ist? und man

muß sagen nein, aber das Publikum ist ja selber

schuld, indem es plötzlich so gewaltige Einkäufe

macht, daß die Geschäfte ja schließlich töricht wären,

wenn sie dem Bedarf in dieser Weise nicht Rechnung

tragen wollten durch Erhöhung der Preise.

Wie sollen schließlich mit einmal diese großen Anforderungen

erfüllt werden können? Wie soll es werden,

wenn wirklich ein Krieg ausbricht? Dem


 3. Spalte 

kaufenden Publikum kann nicht genug zur Ruhe

und Besonnenheit geraten werden und man möge

doch bedenken, daß durch übertriebene Ängstlichkeit

erst recht Verwirrung im öffentlichen Leben  hervorgerufen

wird. Mag doch kommen, was da will,

es wird sich Rat schaffen lassen und letzten Endes

haben doch auch Stadt- und Staatsbehörden die

Verpflichtung, in solch ernsten Zeiten einzugreifen,

um einer ungerechtfertigten Verteuerung der wichtigsten

Lebensmittel Schranken zu ziehen und man

darf wohl die Hoffnung aussprechen und das Vertrauen

haben, daß auch Eisenach keine Ausnahme 

hierbei machen wird. Also nochmals: ruhig

Blut nicht nur im Abheben des Geldes von den

Sparkassen, sondern auch beim Einkauf

von Lebensmitteln.

                             Zur  Preissteigerung.

    Herr Oberbürgermeister Schmieder macht folgendes

bekannt: Gegenüber der gewissenlosen Preissteigerung,

welche einzelne Bauern und Kaufleute

jetzt, ohne jeden inneren Grund, eintreten

lassen, sind vom hiesigen Gemeindevorstand

Verhandlungen mit benachbarten Städten eingeleitet,

welche darauf abzielen, daß die Namen derjenigen

Händler, welche in dieser Weise eine

vermeintliche Notlage zum Schaden der

Allgemeinheit ausnützen, öffentlich

bekannt gemacht werden.

   * Diskont-Erhöhung. Die deutsche Reichsbank

hat den Wechseldiskont von 4 auf 5

Prozent, den Lombard - Zinsfuß von 5 auf

6 Prozent erhöht.

   *Auf der hiesigen Sparkasse ist erfreulicherweise

im Verkehr seit dem heutigen Tage ein wesentlicher

Umschwung eingetreten. Im Gegensatz zu

gestern haben eine ganze Anzahl Leute Einzahlungen

gemacht, darunter sogar, wie wir  vernehmen,

Posten in Höhe von 30 000 Mark.

   *Das Schützenfest kann infolge der drohenden

Kriegsgefahr nicht stattfinden!  Diese Bekanntmachung

erläßt der Vorstand der Schützengilde

in der heutigen Nummer der "Eisenacher Zeitung".

Infolge der gegenwärtigen allgemeinen Weltlage

hat sich der Vorstand der Schützengilde veranlaßt

gesehen, das Schützenfest, das vom heutigen Sonnabend

bis zum 9. August in der Milchkammer abgehalten

werden sollte, ihrerseits aufzuheben. Der

Beschluß wurde in einer heute vormittag im "Deutschen

Haus" abgehaltenen Sitzung des Vorstandes

und Ausschusses einmütig beschlossen. Wie wir

weiter vernehmen, wird die Schützengilde heute

nachmittag 4 Uhr eine weitere Sitzung im Schützenhaus

"Phantasie" abhalten, und den Budenbesitzern

das bereits bezahlte Platzgeld zurückgeben. Es ist

den Budenbesitzern freigestellt, sich an den

Gemeindevorstand oder an die Polizei zu wenden, daß

sie die einmal aufgestellten Buden stehen und darin

Vorstellungen geben lassen können.

   * Ausfall des Pferderennens. Die Rennen auf

dem Boxberg bei Gotha am 2. und 3. August werden

wegen der drohenden Kriegsgefahr aufgehoben.

   * Sommertheater Tivoli. Am Sonntag und Montag

findet die Aufführung der Operettenneuheit

"Bummelmädels"  statt. Das Stück wird an

allen besseren Bühnen mit größtem Erfolg

aufgeführt.


                                    31. JULI 1914.


    Die Rosen blühen, wie Blut, so rot -

    und Lindenblüten bestreuen den Rasen . . . 

    Morgen liegen wir starr und tot . . .

    Die Kriegs-Drommeten blasen!

    Gleich Lauffeuer flog von Haus zu Haus

    vom dräuenden Kriege schreckende Kunde, -

    von Schlachtendonner!  Begeisterungsbraus

    erschallet, von Munde zu Munde!

    Vielleicht - schon morgen

    wir horchen

    auf einsamer Wacht,

    Vorposten auf spähender Runde,

    im Schatten der Nacht,

    auf kaltem Gestein,

    ins Schlachtfeld hinein . . .


    Die Rosen blühen, wie Blut, so rot -

    die letzten weih´ ich den treuen Lieben,

    die mich  begleitet in Kampf und Not:

    den Freunden, die mir geblieben!

    Und rufst du mich, mein Vaterland,

    zu blutig-erbittertem Streite -

    ich bin dir ergeben mit Herz und Hand - 

    so morgen und allezeit, wie heute!

    Für Freiheit und Recht

    ins Gefecht

    nur tapfer hinein!

    Verderben der feindlichen Meute!!

    Deine Söhne sind da!

    "Hurra Germania!"

                                                  Walther Sturm

                     ________________________


                  Theater, Kunst und Wissenschaft.

    Alte Studentenmusik.  Aus Halle berichtet man:

Die hiesige Studentenverbindung "Fridericiana",

eine der ältesten Sängerschaften Deutschlands, veranstaltete

ein interessantes Konzert unter dem Titel

"Alte Studentenmusik". Einen Teil der Lieder, die

vielleicht seit Jahrhunderten nicht mehr gehört wurden,

hat der Leiter der Chöre der "Fridericiana",

Otto Volkmann, modernisiert, sodaß man überall die

Grundstimmung, eine gesunde, heitere Lebensauffassung,

heraushörte. "Einstmals sah ich ein Jungfräulein""

und "Holla, gut Gesell" von Johann

Hartmann Schein (1586 bis 1630) eröffneten den

Abend. In bunter Reihe folgten Studentenlieder

von Dichtern und Komponisten des 17., 18. und 19.

Jahrhunderts, zwei Gesänge von Ad. Krieger (1634

bis 1666), prachtvolle und schlichte Volkslieder, weiter

ein etwas schwülstiger "Festgruß an Martin

Opitz" von Heinrich Albert (1604 bis 1651), der

anläßlich des Einzugs von Martin Opitz in

Königsberg 1638 entstand, ein Orchestertrio von Stamitz

sowie ein "Mailied" von Christian August Gebler.

"Von der edlen Musik", ferner die Studentenserenade

von Mozart in D-Dur, deren -Textdichter nicht

mehr bekannt ist, die  Sonata da camera  u. v .a. Um


 4. Spalte 

das Konzert machten sich außer den Sängern der

"Fridericiana" das Hallische Stadtheaterorchester

und vor allem Robert Spörry (Berlin) verdient,

der seinen Gesang mit der Fiedel begleitete und

starke Wirkungen erzielte.

    Ein internationaler Musikwettstreit wird von der

Stadt Nantes  zu Pfingsten des kommenden Jahres

vorbereitet. Der Wettstreit erstreckt sich auf

Chorgesang, also auf Gesangvereine, und auf Fanfaren-

und Bläserkonzerte, und ist von der Stadtverwaltung

mit sehr ansehnlichen Preisen ausgestattet.

Das städtische Parlament von Nantes hat

bereits 30 000 Franks bewilligt, die sowohl in

Ehrenpreisen wie auch in Geldpreisen an die am

Wettkampf teilnehmenden Vereine verteilt werden.

                                    _____________________ 


                                        VERMISCHTES.

 

                            Die verprügelte "Braut".

s.h.  Breslau, 30. Juli.  Ein tragikomisches

Intermezzo, das vor einiger Zeit in der Stadt

viel belacht worden war, fand nun vor Gericht seine 

Fortsetzung und "Sühne". Eine kaum 16 Jahre

alte Arbeiterstochter unterhielt mit einem

nicht viel älteren jungen Manne ein Liebesverhältnis.

Auf einem gemeinsamen Spaziergang

hatten die beiden Liebenden nun eines Tages das

Unglück, dem Vater des Mädchens zu begegnen, der

zunächst seinem Töchterlein handgreiflich die Grundlehren

der kindlichen Pflichten usw. beibrachte.

Der "Bräutigam" fühlte sich, nachdem er sich von

der Überraschung, die der unvermutete Anblick seines

zukünftigen Schwiegervaters erholt hatte [sic], verpflichtet,

seiner "Braut" zu Hilfe zu kommen; aber

der nun einmal schon in seinem tiefsten Inneren empörte

"Schwiegervater" versetzte sofort auch dem

jungen Manne einige fühlbare "Antworten". Die

Folge war eine Klage gegen den Schwiegervater,

der auch tatsächlich zu 6 Mark Geldstrafe verurteilt

wurde. Aber auch der hoffnungsvolle Schwiegersohn

bekam zu den allerdings schon verschmerzten

Prügeln, ebenfalls 6 Mark Strafe, weil er zu dem 

Termin nicht erschienen war. Der Versöhnung der

beiden steht nun nichts mehr im Wege.


 * Lustiges.  Der Mustergatte.  Sie:

John, du sprachst letzte Nacht aus dem Schlafe. - Er:

O verzeihe, wenn ich dich unterbrochen haben sollte.

 - Ein Mangel.  In den Lustigen Blättern

erzählt jemand: Eine recht naive Mutter hatte ihr

Töchterchen, eine gesunde Siebzehnjährige, mit Verwandten

nach Zinnowitz gehen lassen, wo der Backfisch

sich fleißig im Wasser tummelte. - Gelegentlich

traf die Mama mit einem Arzt zusammen und

fragte ihn, ob er kalte Seebäder für nützlich hielte.

 - "Das kommt ganz darauf an!" erwiderte der

Arzt, "zum Beispiel empfehle ich sie unbedingt bei

Skrophulose und Rachitis!" "Himmlischer Vater",

schrie die besorgte Mutter auf, "Elsbeth hat weder

das eine noch das andere!"   -  In der

Instruktionsstunde.  Leutnant: Müller, womit putzt

der Kavallerist sein Pferd?  - Soldat: Mit Lust

und Liebe, Herr Leutnant.  -  Zustimmung.

"Ich gebe nichts auf Schönheit und auf Reichtum", 

sagte sie, "der Mann, den ich heiraten werde, muß

ein Held sein". "Du hast recht, meine Tochter", 

antwortete der Vater, "das muß er sein."  -  Die

Kenner.  Zwei Ehemänner unterhalten sich.

"Paß auf", sagte der deine, "du wirst immer beobachten

können, daß die Frau die Stimme senkt, wenn

sie etwas von dir haben will."  "Das ist richtig",

sagt der andere, "und sie hebt sie, wenn sies gekriegt

hat."  -  Gatte: "Beim Jupiter! Ich möchte 

etwas recht Aufregendes lesen, etwas, das einem das

Blut in Wallung bringt."  -  Die hilfreiche Gattin:

"Hier ist die Rechnung meiner Schneiderin, Schatz!"

                                  _______________________


                       Depeschen und letzte Nachrichten.

    Naumburg, 1. Aug.  Der Redakteur Blechschmidt

vom Zeitzer Volksboten war wegen Beleidigung

der Zeitzer Stadtverordneten vom Schöffengericht

zu 300 M. Geldstrafe verurteilt worden. Die

hiesige Strafkammer wandelte heute diese Strafe in

3 Monate Gefängnis um.

    Weißenfels a. S., 1. Aug.  Auf der Grube

Elisabeth bei Mücheln wurden gestern 7 Bergleute

durch niedergehende Kohlenmassen verschüttet. Vier

von ihnen konnten wieder befreit werden, die drei

anderen, ein Aufseher und zwei Bergleute, sind

umgekommen.

    Hildesheim, 1. Aug.   Eine Schreckenstat

hat sich gestern nachmittag im Hause Osterthor Nr. 2

ereignet. In ihrer Wohnung wurde die Witwe

Nagel mit ihren zwei Töchtern im Alter von 18 und

21 Jahren und ihrem 14jährigen Sohne tot aufgefunden.

Alle vier hatten sich durch Gas vergiftet

und, um die volle Wirkung zu erzielen, noch Morphium

in Sekt genommen. Aus hinterlassenen

Briefen geht hervor, daß die Kinder beschlossen hatten,

wegen eines unheilbaren Leidens der Mutter

mit ihr gemeinsam in den Tod zu gehen.

    Breslau, 1. Aug.   Der allgemeine Studentenausschuß

der Universität hat ein Ergebenheitstelegramm

an den Kaiser gerichtet, in dem es heißt,

daß die Breslauer Studentenschaft auch heute von

demselben Geiste beseelt ist,  wie die Kommilitonen

aus der Zeit der Befreiungs- und Einigungskriege. 

    München, 1. Aug.  Eine große Menge brachte

dem König eine begeisterte Ovation dar. Der König

hielt eine Ansprache und flehte den reichsten

Segen auf die Armee herab.

    Paris, 1. Aug.  Gestern abend gab ein Unbekannter

im Cafe Croissant mehrere Revolverschüsse

auf Jaures, den bekannten Sozialistenführer, ab,

der schwer verwundet wurde. Jaures ist seinen

schweren Verletzungen erlegen.  

    Newyork, 1. Aug.  Wie dem "Berl. Tagebl." 

gemeldet wird, erwartet man eine gewaltige Abwanderung

Gestellungspflichtiger nach Europa.

Österreichische und serbische Reservisten haben

bereits zu tausenden die Stadt verlassen.

    Neuyork, 1. Aug.  Die Neuyorker Baumwollbörse

schloß gestern um 11,15 Uhr. Bis Dienstag

findet kein Verkehr statt. Die Kaffeebörse bleibt

bis Montag geschlossen. Die Direktion der Effektenbörse 

kündigt an, daß bis auf weiteres alle Lieferungen

dispensiert sind.



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 item 21 

 1. Spalte 

                                  TÜRKEI.½

                 Neueste Nachrichten.

    Konstantinopel, 1. August.  Den Blättern

zufolge wird die türkische Torpedobootsflottille unter

Kommando des Admirals Limbus Pascha zum 

Hochseemanöver in den Archipel auslaufen.


                                 JAPAN.

                    Japan und Rußland.

    Man schreibt der "Frkf. Ztg.":  Angesichts der

russischen Mobilisierung an der Westgrenze des

Reichs ist die Ansicht des Grafen Okuma, eines genauen

Kenners japanischer und russischer Heeresverhältnisse,

über die Gefahren, in die sich Rußland

im Kriegsfalle stürzen würde, besonders lehrreich.

Graf Okuma hat vor kurzem eine Broschüre veröffentlicht, 

in der er über einen japanischen Revanchekrieg

und einen Krieg Rußlands mit den

Weltmächten genaue Untersuchungen anstellt. Aus

diesen geht hervor, daß Rußland im Falle kriegerischer

 Verwicklungen in Europa durch Japan in eine

recht ungünstige militärische Lage gebracht werden

würde, so daß tatsächlich ein Waffengang im

Westen für das Zarenreich unberechenbare Folgen

im fernen Osten zeitigen könnte. Die Broschüre des

Grafen Okuma hat großen Eindruck in Japan gemacht,

da der Nachweis geführt wird, daß die Russen

gar nicht in der Lage seien, einen sieghaften Krieg

mit Japan zu führen. Letzteres werde innerhalb 

eines Monats ein Heer von 1 ½ Millionen Soldaten

gegn [sic] Rußland aufstellen, das bestenfalls imstande

sei, nach 3 Monaten höchstens 1 Million Soldaten

 gegen Russland aufstellen, das bestenfalls im- [sic] 

Dies wäre nur denkbar, wenn die europäischen

Kräfte nicht durch einen Feldzug im Westen gefesselt

würden

                         _________________________


                     VOM KRIEGSSCHAUPLATZ.

                              Neue Gefechte.

   Mailand, 30. Juli.  Der Secolo erhält aus

Nisch eine Privatmeldung über den Kampf bei

Semendria der bei Sonnenaufgang begonnen

hat, um 8 Uhr früh unterbrochen und am Nachmittag

wieder aufgenommen wurde. Die Serben hätten

dem übermächtigen Gegner den lebhaftesten

Widerstand entgegengesetzt; auf beiden Seiten seien

einige hundert Tote zu verzeichnen. Wenn

die Serben auch Semendria preisgeben

mußte (sic), so würden doch Posonka, Jagodin und

Porotin drei schwere Etappen für das Eindringen

der österreichischen Truppen nach dem Süden bedeuten.

An der bosnischen Grenze hätten einige

hundert Serben die kleine Festung Lesitza stundenlang

gegen Tausende von österreichischen Truppen

verteidigt;  sie seien dann abgezogen, nachdem

sie dem Gegner beträchtliche Verluste  verursacht

hätten.

               Erneutes Bombardement von Belgrad.

    Semlin, 30.Juli.  Um ½ 9 Uhr morgens ist

die Beschießung Belgrads wieder aufgenommen 

worden und heute donnern die Geschütze nicht nur

von der Laudon-Schanze, sondern auch von der noch

näher gelegenen Eugen-Schanze. Die Monitore sind 

bisher nicht vorgefahren. Die Station ist vollkommen

verödet. Alle Türen sind abgesperrt und oben

im Stockwerk sind etwa zwanzig Soldaten untergebracht;

diese werden voraussichtlich von dort den

Feind mit Kleingewehrfeuer zu  bestreichen suchen.

Heue mittag 12 Uhr müssen alle Ortsfremden

Semlin, das in der ersten Feuerlinie liegt,

verlassen. Auch alle hier anwesenden fremden

Korrespondenten werden von dieser

Verfügung betroffen.

    Wien, 1. Aug.  Zwei Grenzjäger haben unter

feindlichem Feuer die angeschwollene Deine durchschwommen

und eine serbische Telefonleitung zerstört.

                                  _____________________________


                                     ZUR TAGESGESCHICHTE.

             Zur Stärke der Parteien im deutschen Reichstag,

    In der Presse sind die Zahlen über die Stärke der

Konservativen, Nationalliberalen und Freisinnigen

in letzter Zeit verschieden angegeben worden. Auf

Grund amtlichen Materials stellen sich diese Zahlen

wie folgt dar: Die drittstärkste Partei ist jetzt die

fortschrittliche Volkspartei mit 46 Mitgliedern (Januar

1912: 41 Mitglieder und 1 Hospitant). Es folgt

die nationalliberale Fraktion mit 40 Mitgliedern

und 5 Hospitanten (es ist der gleiche Stand

wie 1912). Die konservative Fraktion zählt 39

Mitglieder und 2 Hospitanten). (Januar 1912: 43

Mitglieder und 2 Hospitanten) . Während die

Nationalliberalen keine Einbuße erlitten, verloren

die Konservativen 4 Mandate, die Freisinnigen

gewannen 4 Mandate. Die fortschrittliche

Volkspartei gewann von den Konservativen

Hagennow-Grevesmühlen und Labiau-Wehlau, von

den Nationalliberalen Waldeck und Koburg, die ihre

Verluste durch den Gewinn der konservativen Mandate

in Salzwedel-Gardelegen und Stendal-Offenburg

wettmachten. Der austretende Hospitant der

Nationalliberalen Hestermann wurde durch den

neuen Hospitanten Schröder (Elbing) ersetzt. Der

Hospitant Roeser ist der fortschrittlichen Fraktion

[sic]

                     _______________________________

 

                                 EINHEIMISCHES.

                                                    Eisenach , den 1.August.  

                                         Erlaß.

    Im Anschluß an den im 2. Blatt der "Eisenacher

Zeitung"" veröffentlichten Erlaß des Kommandierenden

Generals bestimme ich:

    Gemäß dem Abschnitt: Vom Kriegs- und Belagerungszustand

der "Vorschrift über den Waffengebrauch

des Militärs und seine Mitwirkung zur Unterdrückung

innerer Unruhen" vom 19. März 1914, 

Ziffer 1 gelten für den Kriegszustand

die Vorschriften des preußischen Gesetzes

vom 4. Juni 1851.


 2. Spalte 

                                        § 8

    Wer in einem in  Belagerungszustand erklärten

Orte oder Distrikte der vorsätzlichen Brandstiftung,

der vorsätzlichen Verursachung einer Überschwemmung

oder des Angriffs oder des Widerstandes

gegen die bewaffnete Macht oder Abgeordnete der

Zivil- oder Militärbehörde in offener Gewalt und

mit Waffen oder gefährlichen Werkzeugen versehen

sich schuldig macht, wird mit dem Tode bestraft.

    Sind mildernde Umstände vorhanden, so kann,

statt der Todesstrafe, auf 10 - 20jährige Zuchthausstrafe

erkannt werden.

                                       § 9.

    Wer in einem in Belagerungszustand erklärten

Orte oder Distrikte

    a)  in Beziehung auf die Zahl, die Marschrichtung

         oder angebliche Siege der Feinde oder

         Aufrührer wissentlich falsche Gerüchte ausstreut

         oder verbreitet, welche geeignet sind,

         die Zivil- oder Militärbehörden hinsichtlich

         ihrer Maßregeln irre zu führen, oder

    b)  ein bei Erklärung des Belagerungszustandes

         oder während desselben vom Militärbefehlshaber

         im Interesse der öffentlichen Sicherheit

         erlassenes Verbot übertritt, oder zu solcher

         Übertretung auffordert oder anreizt,

         oder

    c)  zu dem Verbrechen des Aufruhrs, der tätlichen

         Widersetzlichkeit, der Befreiung eines

         Gefangenen oder zu einem anderen im § 8

         vorgesehenen Verbrechen, wenn auch ohne

         Erfolg auffordert oder anreizt, oder

    d)  Personen des Soldatenstandes zu Verbrechen

         gegen die Subordination oder Vergehungen

         gegen die militärische Zucht und Ordnung

         zu verleiten sucht,

soll, wenn die bestehenden Gesetze keine höhere Freiheitsstrafe

bestimmen, mit Gefängnis bis zu einem

Jahre bestraft werden.

Eisenach, den 1. August 1914.

     Kgl. Preußisches Garnison -

                  Kommando.

              Krug von Nidda,

Major und Garnisonsältester.

                          ___________________________


   * Vom Hofe.  Ihre Königlichen Hoheiten, Großherzog

Wilhelm Ernst und Großherzogin

Feodora haben heute vormittag Schloß

Wilhelmsthal verlassen und sind mit dem Automobil

nach Weimar gefahren, woselbst bereits die Ankunft

erfolgte. Das Großherzogliche Hoflager in

Wilhelmsthal ist vorerst aufgehoben. Die beiden

Kinder unseres Großherzogspaares verbleiben jedoch

bis auf weiteres in Wilhelmsthal.

   * Der Kriegszustand macht sich schon gleich in den

ersten Tagen auch im täglichen Leben bemerkbar.

Mit der Bequemlichkeit und Selbstverständlichkeit,

die der Mensch von heutzutage beansprucht, 

ist es vorbei. So werden jetzt auf dem

Postamt postlagernde Briefe nicht mehr

ausgehändigt. Die Post verlangt einen von der Polizei

ausgefertigten Ausweis, die Polizei

weigert sich aber, diesen auszustellen, so

daß der Gesuchsteller von der Post zur  Polizei und

wieder umgekehrt hin- und herläuft, ohne in den

Besitz seiner Briefschaften zu kommen. Dieser Zustand,

der ja ganz unnötig ist, liegt wohl nur daran,

daß die Polizei nur noch nicht vom richtigen

Orte aus angewiesen ist, den von der Post verlangten

Schein auszustellen. - Was sich gestern auf 

der Sparkasse in Eisenach abspielte, war kein 

schönes Bild selbstbewußten Benehmens, wie es sich

für Deutsche geziemt. Von den Vormittagsstunden

an war die Kasse von Hunderten belagert,

ein Polizeigebot mußte herangeholt

werden, um Ordnung zu schaffen! Aber der sich

überstürzenden Erregung wurde sie natürlich

nicht Herr. Wilde Szenen spielten sich ab,

die einen weinten, die anderen lachten und 

des Gedränges war kein Ende bis in den Nachmittag

hinein. Im übrigen geht nun alles seinen

Gang weiter. Die Brücken und Eisenbahnüberführungen

werden von gestern an von

Veteranen bewacht.  Post und Bahn arbeiten

fieberhaft. Vor der Hauptpost am Markt müssen

die Jahrmarktstände geräumt werden, damit

der Zugang zur Post ungehindert ist. Durch Deutschlands

Ultimatum an Rußland, die Anfrage an

Frankreich ist die Entscheidung nun nicht

mehr aufzuhalten. Stündlich kann sie fallen. Alle

Deutschen werden sich des großen Augenblicks würdig

zeigen und siegesgewiß in die Zukunft

blicken.

    * Der Kriegszustand wurde heute vormittag mittels

Trommelwirbel vom hiesigen Bataillon

allgemein zur öffentlichen Kenntnis gebracht. Um

Irrtümer zu vermeiden, sei besonders darauf aufmerksam

gemacht, daß dies mit einer Kriegserklärung

nichts zu tun hat, sondern daß damit nur

die besonderen militärische Gesetze in Kraft treten. 7

   * Das Publikum und die Kriegsgefahr. Wie

immer in Zeiten irgend einer Krisis so ist auch

augenblicklich bei der drohenden Kriegsgefahr eine

übertriebene Ängstlichkeit im Publikum

zu beobachten. So war gestern ein Ansturm auf

Lebensmittel, speziell Mehl, Kartoffeln usw.

zu beobachten, wie das wohl eben nur in solch unruhigen

Zeiten möglich ist. Die Kartoffelwagen 

wurden geradezu gestürmt, ebenso die Mühlen und

sonstigen derartigen Geschäfte. Die Folgen eines

solchen unverständigen Andranges bleiben natürlich

nicht aus, so steigerten sich die Preise für die Kartoffeln,

die am vormittag noch 4 M. der Zentner

kosteten, nachmittags auf 6 M. und mehr.

Mehl ist der Zentner um 10 - 11 M. gestiegen.

Selbstverständlich steigen dann auch alle übrigen

Lebensmittelpreise und die Frage ist berechtigt, ob

diese Steigerung schon jetzt begründet ist? und man

muß sagen nein, aber das Publikum ist ja selber

schuld, indem es plötzlich so gewaltige Einkäufe

macht, daß die Geschäfte ja schließlich töricht wären,

wenn sie dem Bedarf in dieser Weise nicht Rechnung

tragen wollten durch Erhöhung der Preise.

Wie sollen schließlich mit einmal diese großen Anforderungen

erfüllt werden können? Wie soll es werden,

wenn wirklich ein Krieg ausbricht? Dem


 3. Spalte 

kaufenden Publikum kann nicht genug zur Ruhe

und Besonnenheit geraten werden und man möge

doch bedenken, daß durch übertriebene Ängstlichkeit

erst recht Verwirrung im öffentlichen Leben  hervorgerufen

wird. Mag doch kommen, was da will,

es wird sich Rat schaffen lassen und letzten Endes

haben doch auch Stadt- und Staatsbehörden die

Verpflichtung, in solch ernsten Zeiten einzugreifen,

um einer ungerechtfertigten Verteuerung der wichtigsten

Lebensmittel Schranken zu ziehen und man

darf wohl die Hoffnung aussprechen und das Vertrauen

haben, daß auch Eisenach keine Ausnahme 

hierbei machen wird. Also nochmals: ruhig

Blut nicht nur im Abheben des Geldes von den

Sparkassen, sondern auch beim Einkauf

von Lebensmitteln.

                             Zur  Preissteigerung.

    Herr Oberbürgermeister Schmieder macht folgendes

bekannt: Gegenüber der gewissenlosen Preissteigerung,

welche einzelne Bauern und Kaufleute

jetzt, ohne jeden inneren Grund, eintreten

lassen, sind vom hiesigen Gemeindevorstand

Verhandlungen mit benachbarten Städten eingeleitet,

welche darauf abzielen, daß die Namen derjenigen

Händler, welche in dieser Weise eine

vermeintliche Notlage zum Schaden der

Allgemeinheit ausnützen, öffentlich

bekannt gemacht werden.

   * Diskont-Erhöhung. Die deutsche Reichsbank

hat den Wechseldiskont von 4 auf 5

Prozent, den Lombard - Zinsfuß von 5 auf

6 Prozent erhöht.

   *Auf der hiesigen Sparkasse ist erfreulicherweise

im Verkehr seit dem heutigen Tage ein wesentlicher

Umschwung eingetreten. Im Gegensatz zu

gestern haben eine ganze Anzahl Leute Einzahlungen

gemacht, darunter sogar, wie wir  vernehmen,

Posten in Höhe von 30 000 Mark.

   *Das Schützenfest kann infolge der drohenden

Kriegsgefahr nicht stattfinden!  Diese Bekanntmachung

erläßt der Vorstand der Schützengilde

in der heutigen Nummer der "Eisenacher Zeitung".

Infolge der gegenwärtigen allgemeinen Weltlage

hat sich der Vorstand der Schützengilde veranlaßt

gesehen, das Schützenfest, das vom heutigen Sonnabend

bis zum 9. August in der Milchkammer abgehalten

werden sollte, ihrerseits aufzuheben. Der

Beschluß wurde in einer heute vormittag im "Deutschen

Haus" abgehaltenen Sitzung des Vorstandes

und Ausschusses einmütig beschlossen. Wie wir

weiter vernehmen, wird die Schützengilde heute

nachmittag 4 Uhr eine weitere Sitzung im Schützenhaus

"Phantasie" abhalten, und den Budenbesitzern

das bereits bezahlte Platzgeld zurückgeben. Es ist

den Budenbesitzern freigestellt, sich an den

Gemeindevorstand oder an die Polizei zu wenden, daß

sie die einmal aufgestellten Buden stehen und darin

Vorstellungen geben lassen können.

   * Ausfall des Pferderennens. Die Rennen auf

dem Boxberg bei Gotha am 2. und 3. August werden

wegen der drohenden Kriegsgefahr aufgehoben.

   * Sommertheater Tivoli. Am Sonntag und Montag

findet die Aufführung der Operettenneuheit

"Bummelmädels"  statt. Das Stück wird an

allen besseren Bühnen mit größtem Erfolg

aufgeführt.


                                    31. JULI 1914.


    Die Rosen blühen, wie Blut, so rot -

    und Lindenblüten bestreuen den Rasen . . . 

    Morgen liegen wir starr und tot . . .

    Die Kriegs-Drommeten blasen!

    Gleich Lauffeuer flog von Haus zu Haus

    vom dräuenden Kriege schreckende Kunde, -

    von Schlachtendonner!  Begeisterungsbraus

    erschallet, von Munde zu Munde!

    Vielleicht - schon morgen

    wir horchen

    auf einsamer Wacht,

    Vorposten auf spähender Runde,

    im Schatten der Nacht,

    auf kaltem Gestein,

    ins Schlachtfeld hinein . . .


    Die Rosen blühen, wie Blut, so rot -

    die letzten weih´ ich den treuen Lieben,

    die mich  begleitet in Kampf und Not:

    den Freunden, die mir geblieben!

    Und rufst du mich, mein Vaterland,

    zu blutig-erbittertem Streite -

    ich bin dir ergeben mit Herz und Hand - 

    so morgen und allezeit, wie heute!

    Für Freiheit und Recht

    ins Gefecht

    nur tapfer hinein!

    Verderben der feindlichen Meute!!

    Deine Söhne sind da!

    "Hurra Germania!"

                                                  Walther Sturm

                     ________________________


                  Theater, Kunst und Wissenschaft.

    Alte Studentenmusik.  Aus Halle berichtet man:

Die hiesige Studentenverbindung "Fridericiana",

eine der ältesten Sängerschaften Deutschlands, veranstaltete

ein interessantes Konzert unter dem Titel

"Alte Studentenmusik". Einen Teil der Lieder, die

vielleicht seit Jahrhunderten nicht mehr gehört wurden,

hat der Leiter der Chöre der "Fridericiana",

Otto Volkmann, modernisiert, sodaß man überall die

Grundstimmung, eine gesunde, heitere Lebensauffassung,

heraushörte. "Einstmals sah ich ein Jungfräulein""

und "Holla, gut Gesell" von Johann

Hartmann Schein (1586 bis 1630) eröffneten den

Abend. In bunter Reihe folgten Studentenlieder

von Dichtern und Komponisten des 17., 18. und 19.

Jahrhunderts, zwei Gesänge von Ad. Krieger (1634

bis 1666), prachtvolle und schlichte Volkslieder, weiter

ein etwas schwülstiger "Festgruß an Martin

Opitz" von Heinrich Albert (1604 bis 1651), der

anläßlich des Einzugs von Martin Opitz in

Königsberg 1638 entstand, ein Orchestertrio von Stamitz

sowie ein "Mailied" von Christian August Gebler.

"Von der edlen Musik", ferner die Studentenserenade

von Mozart in D-Dur, deren -Textdichter nicht

mehr bekannt ist, die  Sonata da camera  u. v .a. Um


 4. Spalte 

das Konzert machten sich außer den Sängern der

"Fridericiana" das Hallische Stadtheaterorchester

und vor allem Robert Spörry (Berlin) verdient,

der seinen Gesang mit der Fiedel begleitete und

starke Wirkungen erzielte.

    Ein internationaler Musikwettstreit wird von der

Stadt Nantes  zu Pfingsten des kommenden Jahres

vorbereitet. Der Wettstreit erstreckt sich auf

Chorgesang, also auf Gesangvereine, und auf Fanfaren-

und Bläserkonzerte, und ist von der Stadtverwaltung

mit sehr ansehnlichen Preisen ausgestattet.

Das städtische Parlament von Nantes hat

bereits 30 000 Franks bewilligt, die sowohl in

Ehrenpreisen wie auch in Geldpreisen an die am

Wettkampf teilnehmenden Vereine verteilt werden.

                                    _____________________ 


                                        VERMISCHTES.

 

                            Die verprügelte "Braut".

s.h.  Breslau, 30. Juli.  Ein tragikomisches

Intermezzo, das vor einiger Zeit in der Stadt

viel belacht worden war, fand nun vor Gericht seine 

Fortsetzung und "Sühne". Eine kaum 16 Jahre

alte Arbeiterstochter unterhielt mit einem

nicht viel älteren jungen Manne ein Liebesverhältnis.

Auf einem gemeinsamen Spaziergang

hatten die beiden Liebenden nun eines Tages das

Unglück, dem Vater des Mädchens zu begegnen, der

zunächst seinem Töchterlein handgreiflich die Grundlehren

der kindlichen Pflichten usw. beibrachte.

Der "Bräutigam" fühlte sich, nachdem er sich von

der Überraschung, die der unvermutete Anblick seines

zukünftigen Schwiegervaters erholt hatte [sic], verpflichtet,

seiner "Braut" zu Hilfe zu kommen; aber

der nun einmal schon in seinem tiefsten Inneren empörte

"Schwiegervater" versetzte sofort auch dem

jungen Manne einige fühlbare "Antworten". Die

Folge war eine Klage gegen den Schwiegervater,

der auch tatsächlich zu 6 Mark Geldstrafe verurteilt

wurde. Aber auch der hoffnungsvolle Schwiegersohn

bekam zu den allerdings schon verschmerzten

Prügeln, ebenfalls 6 Mark Strafe, weil er zu dem 

Termin nicht erschienen war. Der Versöhnung der

beiden steht nun nichts mehr im Wege.


 * Lustiges.  Der Mustergatte.  Sie:

John, du sprachst letzte Nacht aus dem Schlafe. - Er:

O verzeihe, wenn ich dich unterbrochen haben sollte.

 - Ein Mangel.  In den Lustigen Blättern

erzählt jemand: Eine recht naive Mutter hatte ihr

Töchterchen, eine gesunde Siebzehnjährige, mit Verwandten

nach Zinnowitz gehen lassen, wo der Backfisch

sich fleißig im Wasser tummelte. - Gelegentlich

traf die Mama mit einem Arzt zusammen und

fragte ihn, ob er kalte Seebäder für nützlich hielte.

 - "Das kommt ganz darauf an!" erwiderte der

Arzt, "zum Beispiel empfehle ich sie unbedingt bei

Skrophulose und Rachitis!" "Himmlischer Vater",

schrie die besorgte Mutter auf, "Elsbeth hat weder

das eine noch das andere!"   -  In der

Instruktionsstunde.  Leutnant: Müller, womit putzt

der Kavallerist sein Pferd?  - Soldat: Mit Lust

und Liebe, Herr Leutnant.  -  Zustimmung.

"Ich gebe nichts auf Schönheit und auf Reichtum", 

sagte sie, "der Mann, den ich heiraten werde, muß

ein Held sein". "Du hast recht, meine Tochter", 

antwortete der Vater, "das muß er sein."  -  Die

Kenner.  Zwei Ehemänner unterhalten sich.

"Paß auf", sagte der deine, "du wirst immer beobachten

können, daß die Frau die Stimme senkt, wenn

sie etwas von dir haben will."  "Das ist richtig",

sagt der andere, "und sie hebt sie, wenn sies gekriegt

hat."  -  Gatte: "Beim Jupiter! Ich möchte 

etwas recht Aufregendes lesen, etwas, das einem das

Blut in Wallung bringt."  -  Die hilfreiche Gattin:

"Hier ist die Rechnung meiner Schneiderin, Schatz!"

                                  _______________________


                       Depeschen und letzte Nachrichten.

    Naumburg, 1. Aug.  Der Redakteur Blechschmidt

vom Zeitzer Volksboten war wegen Beleidigung

der Zeitzer Stadtverordneten vom Schöffengericht

zu 300 M. Geldstrafe verurteilt worden. Die

hiesige Strafkammer wandelte heute diese Strafe in

3 Monate Gefängnis um.

    Weißenfels a. S., 1. Aug.  Auf der Grube

Elisabeth bei Mücheln wurden gestern 7 Bergleute

durch niedergehende Kohlenmassen verschüttet. Vier

von ihnen konnten wieder befreit werden, die drei

anderen, ein Aufseher und zwei Bergleute, sind

umgekommen.

    Hildesheim, 1. Aug.   Eine Schreckenstat

hat sich gestern nachmittag im Hause Osterthor Nr. 2

ereignet. In ihrer Wohnung wurde die Witwe

Nagel mit ihren zwei Töchtern im Alter von 18 und

21 Jahren und ihrem 14jährigen Sohne tot aufgefunden.

Alle vier hatten sich durch Gas vergiftet

und, um die volle Wirkung zu erzielen, noch Morphium

in Sekt genommen. Aus hinterlassenen

Briefen geht hervor, daß die Kinder beschlossen hatten,

wegen eines unheilbaren Leidens der Mutter

mit ihr gemeinsam in den Tod zu gehen.

    Breslau, 1. Aug.   Der allgemeine Studentenausschuß

der Universität hat ein Ergebenheitstelegramm

an den Kaiser gerichtet, in dem es heißt,

daß die Breslauer Studentenschaft auch heute von

demselben Geiste beseelt ist,  wie die Kommilitonen

aus der Zeit der Befreiungs- und Einigungskriege. 

    München, 1. Aug.  Eine große Menge brachte

dem König eine begeisterte Ovation dar. Der König

hielt eine Ansprache und flehte den reichsten

Segen auf die Armee herab.

    Paris, 1. Aug.  Gestern abend gab ein Unbekannter

im Cafe Croissant mehrere Revolverschüsse

auf Jaures, den bekannten Sozialistenführer, ab,

der schwer verwundet wurde. Jaures ist seinen

schweren Verletzungen erlegen.  

    Newyork, 1. Aug.  Wie dem "Berl. Tagebl." 

gemeldet wird, erwartet man eine gewaltige Abwanderung

Gestellungspflichtiger nach Europa.

Österreichische und serbische Reservisten haben

bereits zu tausenden die Stadt verlassen.

    Neuyork, 1. Aug.  Die Neuyorker Baumwollbörse

schloß gestern um 11,15 Uhr. Bis Dienstag

findet kein Verkehr statt. Die Kaffeebörse bleibt

bis Montag geschlossen. Die Direktion der Effektenbörse 

kündigt an, daß bis auf weiteres alle Lieferungen

dispensiert sind.




Transcription history
  • October 28, 2017 18:04:16 Beate Jochem

     item 21 

     1. Spalte 

                                      TÜRKEI.½

                     Neueste Nachrichten.

        Konstantinopel, 1. August.  Den Blättern

    zufolge wird die türkische Torpedobootsflottille unter

    Kommando des Admirals Limbus Pascha zum 

    Hochseemanöver in den Archipel auslaufen.


                                     JAPAN.

                        Japan und Rußland.

        Man schreibt der "Frkf. Ztg.":  Angesichts der

    russischen Mobilisierung an der Westgrenze des

    Reichs ist die Ansicht des Grafen Okuma, eines genauen

    Kenners japanischer und russischer Heeresverhältnisse,

    über die Gefahren, in die sich Rußland

    im Kriegsfalle stürzen würde, besonders lehrreich.

    Graf Okuma hat vor kurzem eine Broschüre veröffentlicht, 

    in der er über einen japanischen Revanchekrieg

    und einen Krieg Rußlands mit den

    Weltmächten genaue Untersuchungen anstellt. Aus

    diesen geht hervor, daß Rußland im Falle kriegerischer

     Verwicklungen in Europa durch Japan in eine

    recht ungünstige militärische Lage gebracht werden

    würde, so daß tatsächlich ein Waffengang im

    Westen für das Zarenreich unberechenbare Folgen

    im fernen Osten zeitigen könnte. Die Broschüre des

    Grafen Okuma hat großen Eindruck in Japan gemacht,

    da der Nachweis geführt wird, daß die Russen

    gar nicht in der Lage seien, einen sieghaften Krieg

    mit Japan zu führen. Letzteres werde innerhalb 

    eines Monats ein Heer von 1 ½ Millionen Soldaten

    gegn [sic] Rußland aufstellen, das bestenfalls imstande

    sei, nach 3 Monaten höchstens 1 Million Soldaten

     gegen Russland aufstellen, das bestenfalls im- [sic] 

    Dies wäre nur denkbar, wenn die europäischen

    Kräfte nicht durch einen Feldzug im Westen gefesselt

    würden

                             _________________________


                         VOM KRIEGSSCHAUPLATZ.

                                  Neue Gefechte.

       Mailand, 30. Juli.  Der Secolo erhält aus

    Nisch eine Privatmeldung über den Kampf bei

    Semendria der bei Sonnenaufgang begonnen

    hat, um 8 Uhr früh unterbrochen und am Nachmittag

    wieder aufgenommen wurde. Die Serben hätten

    dem übermächtigen Gegner den lebhaftesten

    Widerstand entgegengesetzt; auf beiden Seiten seien

    einige hundert Tote zu verzeichnen. Wenn

    die Serben auch Semendria preisgeben

    mußte (sic), so würden doch Posonka, Jagodin und

    Porotin drei schwere Etappen für das Eindringen

    der österreichischen Truppen nach dem Süden bedeuten.

    An der bosnischen Grenze hätten einige

    hundert Serben die kleine Festung Lesitza stundenlang

    gegen Tausende von österreichischen Truppen

    verteidigt;  sie seien dann abgezogen, nachdem

    sie dem Gegner beträchtliche Verluste  verursacht

    hätten.

                   Erneutes Bombardement von Belgrad.

        Semlin, 30.Juli.  Um ½ 9 Uhr morgens ist

    die Beschießung Belgrads wieder aufgenommen 

    worden und heute donnern die Geschütze nicht nur

    von der Laudon-Schanze, sondern auch von der noch

    näher gelegenen Eugen-Schanze. Die Monitore sind 

    bisher nicht vorgefahren. Die Station ist vollkommen

    verödet. Alle Türen sind abgesperrt und oben

    im Stockwerk sind etwa zwanzig Soldaten untergebracht;

    diese werden voraussichtlich von dort den

    Feind mit Kleingewehrfeuer zu  bestreichen suchen.

    Heue mittag 12 Uhr müssen alle Ortsfremden

    Semlin, das in der ersten Feuerlinie liegt,

    verlassen. Auch alle hier anwesenden fremden

    Korrespondenten werden von dieser

    Verfügung betroffen.

        Wien, 1. Aug.  Zwei Grenzjäger haben unter

    feindlichem Feuer die angeschwollene Deine durchschwommen

    und eine serbische Telefonleitung zerstört.

                                      _____________________________


                                         ZUR TAGESGESCHICHTE.

                 Zur Stärke der Parteien im deutschen Reichstag,

        In der Presse sind die Zahlen über die Stärke der

    Konservativen, Nationalliberalen und Freisinnigen

    in letzter Zeit verschieden angegeben worden. Auf

    Grund amtlichen Materials stellen sich diese Zahlen

    wie folgt dar: Die drittstärkste Partei ist jetzt die

    fortschrittliche Volkspartei mit 46 Mitgliedern (Januar

    1912: 41 Mitglieder und 1 Hospitant). Es folgt

    die nationalliberale Fraktion mit 40 Mitgliedern

    und 5 Hospitanten (es ist der gleiche Stand

    wie 1912). Die konservative Fraktion zählt 39

    Mitglieder und 2 Hospitanten). (Januar 1912: 43

    Mitglieder und 2 Hospitanten) . Während die

    Nationalliberalen keine Einbuße erlitten, verloren

    die Konservativen 4 Mandate, die Freisinnigen

    gewannen 4 Mandate. Die fortschrittliche

    Volkspartei gewann von den Konservativen

    Hagennow-Grevesmühlen und Labiau-Wehlau, von

    den Nationalliberalen Waldeck und Koburg, die ihre

    Verluste durch den Gewinn der konservativen Mandate

    in Salzwedel-Gardelegen und Stendal-Offenburg

    wettmachten. Der austretende Hospitant der

    Nationalliberalen Hestermann wurde durch den

    neuen Hospitanten Schröder (Elbing) ersetzt. Der

    Hospitant Roeser ist der fortschrittlichen Fraktion

    [sic]

                         _______________________________

     

                                     EINHEIMISCHES.

                                                        Eisenach , den 1.August.  

                                             Erlaß.

        Im Anschluß an den im 2. Blatt der "Eisenacher

    Zeitung"" veröffentlichten Erlaß des Kommandierenden

    Generals bestimme ich:

        Gemäß dem Abschnitt: Vom Kriegs- und Belagerungszustand

    der "Vorschrift über den Waffengebrauch

    des Militärs und seine Mitwirkung zur Unterdrückung

    innerer Unruhen" vom 19. März 1914, 

    Ziffer 1 gelten für den Kriegszustand

    die Vorschriften des preußischen Gesetzes

    vom 4. Juni 1851.


     2. Spalte 

                                            § 8

        Wer in einem in  Belagerungszustand erklärten

    Orte oder Distrikte der vorsätzlichen Brandstiftung,

    der vorsätzlichen Verursachung einer Überschwemmung

    oder des Angriffs oder des Widerstandes

    gegen die bewaffnete Macht oder Abgeordnete der

    Zivil- oder Militärbehörde in offener Gewalt und

    mit Waffen oder gefährlichen Werkzeugen versehen

    sich schuldig macht, wird mit dem Tode bestraft.

        Sind mildernde Umstände vorhanden, so kann,

    statt der Todesstrafe, auf 10 - 20jährige Zuchthausstrafe

    erkannt werden.

                                           § 9.

        Wer in einem in Belagerungszustand erklärten

    Orte oder Distrikte

        a)  in Beziehung auf die Zahl, die Marschrichtung

             oder angebliche Siege der Feinde oder

             Aufrührer wissentlich falsche Gerüchte ausstreut

             oder verbreitet, welche geeignet sind,

             die Zivil- oder Militärbehörden hinsichtlich

             ihrer Maßregeln irre zu führen, oder

        b)  ein bei Erklärung des Belagerungszustandes

             oder während desselben vom Militärbefehlshaber

             im Interesse der öffentlichen Sicherheit

             erlassenes Verbot übertritt, oder zu solcher

             Übertretung auffordert oder anreizt,

             oder

        c)  zu dem Verbrechen des Aufruhrs, der tätlichen

             Widersetzlichkeit, der Befreiung eines

             Gefangenen oder zu einem anderen im § 8

             vorgesehenen Verbrechen, wenn auch ohne

             Erfolg auffordert oder anreizt, oder

        d)  Personen des Soldatenstandes zu Verbrechen

             gegen die Subordination oder Vergehungen

             gegen die militärische Zucht und Ordnung

             zu verleiten sucht,

    soll, wenn die bestehenden Gesetze keine höhere Freiheitsstrafe

    bestimmen, mit Gefängnis bis zu einem

    Jahre bestraft werden.

    Eisenach, den 1. August 1914.

         Kgl. Preußisches Garnison -

                      Kommando.

                  Krug von Nidda,

    Major und Garnisonsältester.

                              ___________________________


       * Vom Hofe.  Ihre Königlichen Hoheiten, Großherzog

    Wilhelm Ernst und Großherzogin

    Feodora haben heute vormittag Schloß

    Wilhelmsthal verlassen und sind mit dem Automobil

    nach Weimar gefahren, woselbst bereits die Ankunft

    erfolgte. Das Großherzogliche Hoflager in

    Wilhelmsthal ist vorerst aufgehoben. Die beiden

    Kinder unseres Großherzogspaares verbleiben jedoch

    bis auf weiteres in Wilhelmsthal.

       * Der Kriegszustand macht sich schon gleich in den

    ersten Tagen auch im täglichen Leben bemerkbar.

    Mit der Bequemlichkeit und Selbstverständlichkeit,

    die der Mensch von heutzutage beansprucht, 

    ist es vorbei. So werden jetzt auf dem

    Postamt postlagernde Briefe nicht mehr

    ausgehändigt. Die Post verlangt einen von der Polizei

    ausgefertigten Ausweis, die Polizei

    weigert sich aber, diesen auszustellen, so

    daß der Gesuchsteller von der Post zur  Polizei und

    wieder umgekehrt hin- und herläuft, ohne in den

    Besitz seiner Briefschaften zu kommen. Dieser Zustand,

    der ja ganz unnötig ist, liegt wohl nur daran,

    daß die Polizei nur noch nicht vom richtigen

    Orte aus angewiesen ist, den von der Post verlangten

    Schein auszustellen. - Was sich gestern auf 

    der Sparkasse in Eisenach abspielte, war kein 

    schönes Bild selbstbewußten Benehmens, wie es sich

    für Deutsche geziemt. Von den Vormittagsstunden

    an war die Kasse von Hunderten belagert,

    ein Polizeigebot mußte herangeholt

    werden, um Ordnung zu schaffen! Aber der sich

    überstürzenden Erregung wurde sie natürlich

    nicht Herr. Wilde Szenen spielten sich ab,

    die einen weinten, die anderen lachten und 

    des Gedränges war kein Ende bis in den Nachmittag

    hinein. Im übrigen geht nun alles seinen

    Gang weiter. Die Brücken und Eisenbahnüberführungen

    werden von gestern an von

    Veteranen bewacht.  Post und Bahn arbeiten

    fieberhaft. Vor der Hauptpost am Markt müssen

    die Jahrmarktstände geräumt werden, damit

    der Zugang zur Post ungehindert ist. Durch Deutschlands

    Ultimatum an Rußland, die Anfrage an

    Frankreich ist die Entscheidung nun nicht

    mehr aufzuhalten. Stündlich kann sie fallen. Alle

    Deutschen werden sich des großen Augenblicks würdig

    zeigen und siegesgewiß in die Zukunft

    blicken.

        * Der Kriegszustand wurde heute vormittag mittels

    Trommelwirbel vom hiesigen Bataillon

    allgemein zur öffentlichen Kenntnis gebracht. Um

    Irrtümer zu vermeiden, sei besonders darauf aufmerksam

    gemacht, daß dies mit einer Kriegserklärung

    nichts zu tun hat, sondern daß damit nur

    die besonderen militärische Gesetze in Kraft treten. 7

       * Das Publikum und die Kriegsgefahr. Wie

    immer in Zeiten irgend einer Krisis so ist auch

    augenblicklich bei der drohenden Kriegsgefahr eine

    übertriebene Ängstlichkeit im Publikum

    zu beobachten. So war gestern ein Ansturm auf

    Lebensmittel, speziell Mehl, Kartoffeln usw.

    zu beobachten, wie das wohl eben nur in solch unruhigen

    Zeiten möglich ist. Die Kartoffelwagen 

    wurden geradezu gestürmt, ebenso die Mühlen und

    sonstigen derartigen Geschäfte. Die Folgen eines

    solchen unverständigen Andranges bleiben natürlich

    nicht aus, so steigerten sich die Preise für die Kartoffeln,

    die am vormittag noch 4 M. der Zentner

    kosteten, nachmittags auf 6 M. und mehr.

    Mehl ist der Zentner um 10 - 11 M. gestiegen.

    Selbstverständlich steigen dann auch alle übrigen

    Lebensmittelpreise und die Frage ist berechtigt, ob

    diese Steigerung schon jetzt begründet ist? und man

    muß sagen nein, aber das Publikum ist ja selber

    schuld, indem es plötzlich so gewaltige Einkäufe

    macht, daß die Geschäfte ja schließlich töricht wären,

    wenn sie dem Bedarf in dieser Weise nicht Rechnung

    tragen wollten durch Erhöhung der Preise.

    Wie sollen schließlich mit einmal diese großen Anforderungen

    erfüllt werden können? Wie soll es werden,

    wenn wirklich ein Krieg ausbricht? Dem


     3. Spalte 

    kaufenden Publikum kann nicht genug zur Ruhe

    und Besonnenheit geraten werden und man möge

    doch bedenken, daß durch übertriebene Ängstlichkeit

    erst recht Verwirrung im öffentlichen Leben  hervorgerufen

    wird. Mag doch kommen, was da will,

    es wird sich Rat schaffen lassen und letzten Endes

    haben doch auch Stadt- und Staatsbehörden die

    Verpflichtung, in solch ernsten Zeiten einzugreifen,

    um einer ungerechtfertigten Verteuerung der wichtigsten

    Lebensmittel Schranken zu ziehen und man

    darf wohl die Hoffnung aussprechen und das Vertrauen

    haben, daß auch Eisenach keine Ausnahme 

    hierbei machen wird. Also nochmals: ruhig

    Blut nicht nur im Abheben des Geldes von den

    Sparkassen, sondern auch beim Einkauf

    von Lebensmitteln.

                                 Zur  Preissteigerung.

        Herr Oberbürgermeister Schmieder macht folgendes

    bekannt: Gegenüber der gewissenlosen Preissteigerung,

    welche einzelne Bauern und Kaufleute

    jetzt, ohne jeden inneren Grund, eintreten

    lassen, sind vom hiesigen Gemeindevorstand

    Verhandlungen mit benachbarten Städten eingeleitet,

    welche darauf abzielen, daß die Namen derjenigen

    Händler, welche in dieser Weise eine

    vermeintliche Notlage zum Schaden der

    Allgemeinheit ausnützen, öffentlich

    bekannt gemacht werden.

       * Diskont-Erhöhung. Die deutsche Reichsbank

    hat den Wechseldiskont von 4 auf 5

    Prozent, den Lombard - Zinsfuß von 5 auf

    6 Prozent erhöht.

       *Auf der hiesigen Sparkasse ist erfreulicherweise

    im Verkehr seit dem heutigen Tage ein wesentlicher

    Umschwung eingetreten. Im Gegensatz zu

    gestern haben eine ganze Anzahl Leute Einzahlungen

    gemacht, darunter sogar, wie wir  vernehmen,

    Posten in Höhe von 30 000 Mark.

       *Das Schützenfest kann infolge der drohenden

    Kriegsgefahr nicht stattfinden!  Diese Bekanntmachung

    erläßt der Vorstand der Schützengilde

    in der heutigen Nummer der "Eisenacher Zeitung".

    Infolge der gegenwärtigen allgemeinen Weltlage

    hat sich der Vorstand der Schützengilde veranlaßt

    gesehen, das Schützenfest, das vom heutigen Sonnabend

    bis zum 9. August in der Milchkammer abgehalten

    werden sollte, ihrerseits aufzuheben. Der

    Beschluß wurde in einer heute vormittag im "Deutschen

    Haus" abgehaltenen Sitzung des Vorstandes

    und Ausschusses einmütig beschlossen. Wie wir

    weiter vernehmen, wird die Schützengilde heute

    nachmittag 4 Uhr eine weitere Sitzung im Schützenhaus

    "Phantasie" abhalten, und den Budenbesitzern

    das bereits bezahlte Platzgeld zurückgeben. Es ist

    den Budenbesitzern freigestellt, sich an den

    Gemeindevorstand oder an die Polizei zu wenden, daß

    sie die einmal aufgestellten Buden stehen und darin

    Vorstellungen geben lassen können.

       * Ausfall des Pferderennens. Die Rennen auf

    dem Boxberg bei Gotha am 2. und 3. August werden

    wegen der drohenden Kriegsgefahr aufgehoben.

       * Sommertheater Tivoli. Am Sonntag und Montag

    findet die Aufführung der Operettenneuheit

    "Bummelmädels"  statt. Das Stück wird an

    allen besseren Bühnen mit größtem Erfolg

    aufgeführt.


                                        31. JULI 1914.


        Die Rosen blühen, wie Blut, so rot -

        und Lindenblüten bestreuen den Rasen . . . 

        Morgen liegen wir starr und tot . . .

        Die Kriegs-Drommeten blasen!

        Gleich Lauffeuer flog von Haus zu Haus

        vom dräuenden Kriege schreckende Kunde, -

        von Schlachtendonner!  Begeisterungsbraus

        erschallet, von Munde zu Munde!

        Vielleicht - schon morgen

        wir horchen

        auf einsamer Wacht,

        Vorposten auf spähender Runde,

        im Schatten der Nacht,

        auf kaltem Gestein,

        ins Schlachtfeld hinein . . .


        Die Rosen blühen, wie Blut, so rot -

        die letzten weih´ ich den treuen Lieben,

        die mich  begleitet in Kampf und Not:

        den Freunden, die mir geblieben!

        Und rufst du mich, mein Vaterland,

        zu blutig-erbittertem Streite -

        ich bin dir ergeben mit Herz und Hand - 

        so morgen und allezeit, wie heute!

        Für Freiheit und Recht

        ins Gefecht

        nur tapfer hinein!

        Verderben der feindlichen Meute!!

        Deine Söhne sind da!

        "Hurra Germania!"

                                                      Walther Sturm

                         ________________________


                      Theater, Kunst und Wissenschaft.

        Alte Studentenmusik.  Aus Halle berichtet man:

    Die hiesige Studentenverbindung "Fridericiana",

    eine der ältesten Sängerschaften Deutschlands, veranstaltete

    ein interessantes Konzert unter dem Titel

    "Alte Studentenmusik". Einen Teil der Lieder, die

    vielleicht seit Jahrhunderten nicht mehr gehört wurden,

    hat der Leiter der Chöre der "Fridericiana",

    Otto Volkmann, modernisiert, sodaß man überall die

    Grundstimmung, eine gesunde, heitere Lebensauffassung,

    heraushörte. "Einstmals sah ich ein Jungfräulein""

    und "Holla, gut Gesell" von Johann

    Hartmann Schein (1586 bis 1630) eröffneten den

    Abend. In bunter Reihe folgten Studentenlieder

    von Dichtern und Komponisten des 17., 18. und 19.

    Jahrhunderts, zwei Gesänge von Ad. Krieger (1634

    bis 1666), prachtvolle und schlichte Volkslieder, weiter

    ein etwas schwülstiger "Festgruß an Martin

    Opitz" von Heinrich Albert (1604 bis 1651), der

    anläßlich des Einzugs von Martin Opitz in

    Königsberg 1638 entstand, ein Orchestertrio von Stamitz

    sowie ein "Mailied" von Christian August Gebler.

    "Von der edlen Musik", ferner die Studentenserenade

    von Mozart in D-Dur, deren -Textdichter nicht

    mehr bekannt ist, die  Sonata da camera  u. v .a. Um


     4. Spalte 

    das Konzert machten sich außer den Sängern der

    "Fridericiana" das Hallische Stadtheaterorchester

    und vor allem Robert Spörry (Berlin) verdient,

    der seinen Gesang mit der Fiedel begleitete und

    starke Wirkungen erzielte.

        Ein internationaler Musikwettstreit wird von der

    Stadt Nantes  zu Pfingsten des kommenden Jahres

    vorbereitet. Der Wettstreit erstreckt sich auf

    Chorgesang, also auf Gesangvereine, und auf Fanfaren-

    und Bläserkonzerte, und ist von der Stadtverwaltung

    mit sehr ansehnlichen Preisen ausgestattet.

    Das städtische Parlament von Nantes hat

    bereits 30 000 Franks bewilligt, die sowohl in

    Ehrenpreisen wie auch in Geldpreisen an die am

    Wettkampf teilnehmenden Vereine verteilt werden.

                                        _____________________ 


                                            VERMISCHTES.

     

                                Die verprügelte "Braut".

    s.h.  Breslau, 30. Juli.  Ein tragikomisches

    Intermezzo, das vor einiger Zeit in der Stadt

    viel belacht worden war, fand nun vor Gericht seine 

    Fortsetzung und "Sühne". Eine kaum 16 Jahre

    alte Arbeiterstochter unterhielt mit einem

    nicht viel älteren jungen Manne ein Liebesverhältnis.

    Auf einem gemeinsamen Spaziergang

    hatten die beiden Liebenden nun eines Tages das

    Unglück, dem Vater des Mädchens zu begegnen, der

    zunächst seinem Töchterlein handgreiflich die Grundlehren

    der kindlichen Pflichten usw. beibrachte.

    Der "Bräutigam" fühlte sich, nachdem er sich von

    der Überraschung, die der unvermutete Anblick seines

    zukünftigen Schwiegervaters erholt hatte [sic], verpflichtet,

    seiner "Braut" zu Hilfe zu kommen; aber

    der nun einmal schon in seinem tiefsten Inneren empörte

    "Schwiegervater" versetzte sofort auch dem

    jungen Manne einige fühlbare "Antworten". Die

    Folge war eine Klage gegen den Schwiegervater,

    der auch tatsächlich zu 6 Mark Geldstrafe verurteilt

    wurde. Aber auch der hoffnungsvolle Schwiegersohn

    bekam zu den allerdings schon verschmerzten

    Prügeln, ebenfalls 6 Mark Strafe, weil er zu dem 

    Termin nicht erschienen war. Der Versöhnung der

    beiden steht nun nichts mehr im Wege.


     * Lustiges.  Der Mustergatte.  Sie:

    John, du sprachst letzte Nacht aus dem Schlafe. - Er:

    O verzeihe, wenn ich dich unterbrochen haben sollte.

     - Ein Mangel.  In den Lustigen Blättern

    erzählt jemand: Eine recht naive Mutter hatte ihr

    Töchterchen, eine gesunde Siebzehnjährige, mit Verwandten

    nach Zinnowitz gehen lassen, wo der Backfisch

    sich fleißig im Wasser tummelte. - Gelegentlich

    traf die Mama mit einem Arzt zusammen und

    fragte ihn, ob er kalte Seebäder für nützlich hielte.

     - "Das kommt ganz darauf an!" erwiderte der

    Arzt, "zum Beispiel empfehle ich sie unbedingt bei

    Skrophulose und Rachitis!" "Himmlischer Vater",

    schrie die besorgte Mutter auf, "Elsbeth hat weder

    das eine noch das andere!"   -  In der

    Instruktionsstunde.  Leutnant: Müller, womit putzt

    der Kavallerist sein Pferd?  - Soldat: Mit Lust

    und Liebe, Herr Leutnant.  -  Zustimmung.

    "Ich gebe nichts auf Schönheit und auf Reichtum", 

    sagte sie, "der Mann, den ich heiraten werde, muß

    ein Held sein". "Du hast recht, meine Tochter", 

    antwortete der Vater, "das muß er sein."  -  Die

    Kenner.  Zwei Ehemänner unterhalten sich.

    "Paß auf", sagte der deine, "du wirst immer beobachten

    können, daß die Frau die Stimme senkt, wenn

    sie etwas von dir haben will."  "Das ist richtig",

    sagt der andere, "und sie hebt sie, wenn sies gekriegt

    hat."  -  Gatte: "Beim Jupiter! Ich möchte 

    etwas recht Aufregendes lesen, etwas, das einem das

    Blut in Wallung bringt."  -  Die hilfreiche Gattin:

    "Hier ist die Rechnung meiner Schneiderin, Schatz!"

                                      _______________________


                           Depeschen und letzte Nachrichten.

        Naumburg, 1. Aug.  Der Redakteur Blechschmidt

    vom Zeitzer Volksboten war wegen Beleidigung

    der Zeitzer Stadtverordneten vom Schöffengericht

    zu 300 M. Geldstrafe verurteilt worden. Die

    hiesige Strafkammer wandelte heute diese Strafe in

    3 Monate Gefängnis um.

        Weißenfels a. S., 1. Aug.  Auf der Grube

    Elisabeth bei Mücheln wurden gestern 7 Bergleute

    durch niedergehende Kohlenmassen verschüttet. Vier

    von ihnen konnten wieder befreit werden, die drei

    anderen, ein Aufseher und zwei Bergleute, sind

    umgekommen.

        Hildesheim, 1. Aug.   Eine Schreckenstat

    hat sich gestern nachmittag im Hause Osterthor Nr. 2

    ereignet. In ihrer Wohnung wurde die Witwe

    Nagel mit ihren zwei Töchtern im Alter von 18 und

    21 Jahren und ihrem 14jährigen Sohne tot aufgefunden.

    Alle vier hatten sich durch Gas vergiftet

    und, um die volle Wirkung zu erzielen, noch Morphium

    in Sekt genommen. Aus hinterlassenen

    Briefen geht hervor, daß die Kinder beschlossen hatten,

    wegen eines unheilbaren Leidens der Mutter

    mit ihr gemeinsam in den Tod zu gehen.

        Breslau, 1. Aug.   Der allgemeine Studentenausschuß

    der Universität hat ein Ergebenheitstelegramm

    an den Kaiser gerichtet, in dem es heißt,

    daß die Breslauer Studentenschaft auch heute von

    demselben Geiste beseelt ist,  wie die Kommilitonen

    aus der Zeit der Befreiungs- und Einigungskriege. 

        München, 1. Aug.  Eine große Menge brachte

    dem König eine begeisterte Ovation dar. Der König

    hielt eine Ansprache und flehte den reichsten

    Segen auf die Armee herab.

        Paris, 1. Aug.  Gestern abend gab ein Unbekannter

    im Cafe Croissant mehrere Revolverschüsse

    auf Jaures, den bekannten Sozialistenführer, ab,

    der schwer verwundet wurde. Jaures ist seinen

    schweren Verletzungen erlegen.  

        Newyork, 1. Aug.  Wie dem "Berl. Tagebl." 

    gemeldet wird, erwartet man eine gewaltige Abwanderung

    Gestellungspflichtiger nach Europa.

    Österreichische und serbische Reservisten haben

    bereits zu tausenden die Stadt verlassen.

        Neuyork, 1. Aug.  Die Neuyorker Baumwollbörse

    schloß gestern um 11,15 Uhr. Bis Dienstag

    findet kein Verkehr statt. Die Kaffeebörse bleibt

    bis Montag geschlossen. Die Direktion der Effektenbörse 

    kündigt an, daß bis auf weiteres alle Lieferungen

    dispensiert sind.



  • October 28, 2017 17:52:03 Beate Jochem

     item 21 

     1. Spalte 

                                      TÜRKEI.½

                     Neueste Nachrichten.

        Konstantinopel, 1. August.  Den Blättern

    zufolge wird die türkische Torpedobootsflottille unter

    Kommando des Admirals Limbus Pascha zum 

    Hochseemanöver in den Archipel auslaufen.


                                     JAPAN.

                        Japan und Rußland.

        Man schreibt der "Frkf. Ztg.":  Angesichts der

    russischen Mobilisierung an der Westgrenze des

    Reichs ist die Ansicht des Grafen Okuma, eines genauen

    Kenners japanischer und russischer Heeresverhältnisse,

    über die Gefahren, in die sich Rußland

    im Kriegsfalle stürzen würde, besonders lehrreich.

    Graf Okuma hat vor kurzem eine Broschüre veröffentlicht, 

    in der er über einen japanischen Revanchekrieg

    und einen Krieg Rußlands mit den

    Weltmächten genaue Untersuchungen anstellt. Aus

    diesen geht hervor, daß Rußland im Falle kriegerischer

     Verwicklungen in Europa durch Japan in eine

    recht ungünstige militärische Lage gebracht werden

    würde, so daß tatsächlich ein Waffengang im

    Westen für das Zarenreich unberechenbare Folgen

    im fernen Osten zeitigen könnte. Die Broschüre des

    Grafen Okuma hat großen Eindruck in Japan gemacht,

    da der Nachweis geführt wird, daß die Russen

    gar nicht in der Lage seien, einen sieghaften Krieg

    mit Japan zu führen. Letzteres werde innerhalb 

    eines Monats ein Heer von 1 ½ Millionen Soldaten

    gegn [sic] Rußland aufstellen, das bestenfalls imstande

    sei, nach 3 Monaten höchstens 1 Million Soldaten

     gegen Russland aufstellen, das bestenfalls im- [sic] 

    Dies wäre nur denkbar, wenn die europäischen

    Kräfte nicht durch einen Feldzug im Westen gefesselt

    würden

                             _________________________


                         VOM KRIEGSSCHAUPLATZ.

                                  Neue Gefechte.

       Mailand, 30. Juli.  Der Secolo erhält aus

    Nisch eine Privatmeldung über den Kampf bei

    Semendria der bei Sonnenaufgang begonnen

    hat, um 8 Uhr früh unterbrochen und am Nachmittag

    wieder aufgenommen wurde. Die Serben hätten

    dem übermächtigen Gegner den lebhaftesten

    Widerstand entgegengesetzt; auf beiden Seiten seien

    einige hundert Tote zu verzeichnen. Wenn

    die Serben auch Semendria preisgeben

    mußte (sic), so würden doch Posonka, Jagodin und

    Porotin drei schwere Etappen für das Eindringen

    der österreichischen Truppen nach dem Süden bedeuten.

    An der bosnischen Grenze hätten einige

    hundert Serben die kleine Festung Lesitza stundenlang

    gegen Tausende von österreichischen Truppen

    verteidigt;  sie seien dann abgezogen, nachdem

    sie dem Gegner beträchtliche Verluste  verursacht

    hätten.

                   Erneutes Bombardement von Belgrad.

        Semlin, 30.Juli.  Um ½ 9 Uhr morgens ist

    die Beschießung Belgrads wieder aufgenommen 

    worden und heute donnern die Geschütze nicht nur

    von der Laudon-Schanze, sondern auch von der noch

    näher gelegenen Eugen-Schanze. Die Monitore sind 

    bisher nicht vorgefahren. Die Station ist vollkommen

    verödet. Alle Türen sind abgesperrt und oben

    im Stockwerk sind etwa zwanzig Soldaten untergebracht;

    diese werden voraussichtlich von dort den

    Feind mit Kleingewehrfeuer zu  bestreichen suchen.

    Heue mittag 12 Uhr müssen alle Ortsfremden

    Semlin, das in der ersten Feuerlinie liegt,

    verlassen. Auch alle hier anwesenden fremden

    Korrespondenten werden von dieser

    Verfügung betroffen.

        Wien, 1. Aug.  Zwei Grenzjäger haben unter

    feindlichem Feuer die angeschwollene Deine durchschwommen

    und eine serbische Telefonleitung zerstört.

                                      _____________________________


                                         ZUR TAGESGESCHICHTE.

                 Zur Stärke der Parteien im deutschen Reichstag,

        In der Presse sind die Zahlen über die Stärke der

    Konservativen, Nationalliberalen und Freisinnigen

    in letzter Zeit verschieden angegeben worden. Auf

    Grund amtlichen Materials stellen sich diese Zahlen

    wie folgt dar: Die drittstärkste Partei ist jetzt die

    fortschrittliche Volkspartei mit 46 Mitgliedern (Januar

    1912: 41 Mitglieder und 1 Hospitant). Es folgt

    die nationalliberale Fraktion mit 40 Mitgliedern

    und 5 Hospitanten (es ist der gleiche Stand

    wie 1912). Die konservative Fraktion zählt 39

    Mitglieder und 2 Hospitanten). (Januar 1912: 43

    Mitglieder und 2 Hospitanten) . Während die

    Nationalliberalen keine Einbuße erlitten, verloren

    die Konservativen 4 Mandate, die Freisinnigen

    gewannen 4 Mandate. Die fortschrittliche

    Volkspartei gewann von den Konservativen

    Hagennow-Grevesmühlen und Labiau-Wehlau, von

    den Nationalliberalen Waldeck und Koburg, die ihre

    Verluste durch den Gewinn der konservativen Mandate

    in Salzwedel-Gardelegen und Stendal-Offenburg

    wettmachten. Der austretende Hospitant der

    Nationalliberalen Hestermann wurde durch den

    neuen Hospitanten Schröder (Elbing) ersetzt. Der

    Hospitant Roeser ist der fortschrittlichen Fraktion

    [sic]

                         _______________________________

     

                                     EINHEIMISCHES.

                                                        Eisenach , den 1.August.  

                                             Erlaß.

        Im Anschluß an den im 2. Blatt der "Eisenacher

    Zeitung"" veröffentlichten Erlaß des Kommandierenden

    Generals bestimme ich:

        Gemäß dem Abschnitt: Vom Kriegs- und Belagerungszustand

    der "Vorschrift über den Waffengebrauch

    des Militärs und seine Mitwirkung zur Unterdrückung

    innerer Unruhen" vom 19. März 1914, 

    Ziffer 1 gelten für den Kriegszustand

    die Vorschriften des preußischen Gesetzes

    vom 4. Juni 1851.


     2. Spalte 

                                            § 8

        Wer in einem in  Belagerungszustand erklärten

    Orte oder Distrikte der vorsätzlichen Brandstiftung,

    der vorsätzlichen Verursachung einer Überschwemmung

    oder des Angriffs oder des Widerstandes

    gegen die bewaffnete Macht oder Abgeordnete der

    Zivil- oder Militärbehörde in offener Gewalt und

    mit Waffen oder gefährlichen Werkzeugen versehen

    sich schuldig macht, wird mit dem Tode bestraft.

        Sind mildernde Umstände vorhanden, so kann,

    statt der Todesstrafe, auf 10 - 20jährige Zuchthausstrafe

    erkannt werden.

                                           § 9.

        Wer in einem in Belagerungszustand erklärten

    Orte oder Distrikte

        a)  in Beziehung auf die Zahl, die Marschrichtung

             oder angebliche Siege der Feinde oder

             Aufrührer wissentlich falsche Gerüchte ausstreut

             oder verbreitet, welche geeignet sind,

             die Zivil- oder Militärbehörden hinsichtlich

             ihrer Maßregeln irre zu führen, oder

        b)  ein bei Erklärung des Belagerungszustandes

             oder während desselben vom Militärbefehlshaber

             im Interesse der öffentlichen Sicherheit

             erlassenes Verbot übertritt, oder zu solcher

             Übertretung auffordert oder anreizt,

             oder

        c)  zu dem Verbrechen des Aufruhrs, der tätlichen

             Widersetzlichkeit, der Befreiung eines

             Gefangenen oder zu einem anderen im § 8

             vorgesehenen Verbrechen, wenn auch ohne

             Erfolg auffordert oder anreizt, oder

        d)  Personen des Soldatenstandes zu Verbrechen

             gegen die Subordination oder Vergehungen

             gegen die militärische Zucht und Ordnung

             zu verleiten sucht,

    soll, wenn die bestehenden Gesetze keine höhere Freiheitsstrafe

    bestimmen, mit Gefängnis bis zu einem

    Jahre bestraft werden.

    Eisenach, den 1. August 1914.

         Kgl. Preußisches Garnison -

                      Kommando.

                  Krug von Nidda,

    Major und Garnisonsältester.

                              ___________________________


       * Vom Hofe.  Ihre Königlichen Hoheiten, Großherzog

    Wilhelm Ernst und Großherzogin

    Feodora haben heute vormittag Schloß

    Wilhelmsthal verlassen und sind mit dem Automobil

    nach Weimar gefahren, woselbst bereits die Ankunft

    erfolgte. Das Großherzogliche Hoflager in

    Wilhelmsthal ist vorerst aufgehoben. Die beiden

    Kinder unseres Großherzogspaares verbleiben jedoch

    bis auf weiteres in Wilhelmsthal.

       * Der Kriegszustand macht sich schon gleich in den

    ersten Tagen auch im täglichen Leben bemerkbar.

    Mit der Bequemlichkeit und Selbstverständlichkeit,

    die der Mensch von heutzutage beansprucht, 

    ist es vorbei. So werden jetzt auf dem

    Postamt postlagernde Briefe nicht mehr

    ausgehändigt. Die Post verlangt einen von der Polizei

    ausgefertigten Ausweis, die Polizei

    weigert sich aber, diesen auszustellen, so

    daß der Gesuchsteller von der Post zur  Polizei und

    wieder umgekehrt hin- und herläuft, ohne in den

    Besitz seiner Briefschaften zu kommen. Dieser Zustand,

    der ja ganz unnötig ist, liegt wohl nur daran,

    daß die Polizei nur noch nicht vom richtigen

    Orte aus angewiesen ist, den von der Post verlangten

    Schein auszustellen. - Was sich gestern auf 

    der Sparkasse in Eisenach abspielte, war kein 

    schönes Bild selbstbewußten Benehmens, wie es sich

    für Deutsche geziemt. Von den Vormittagsstunden

    an war die Kasse von Hunderten belagert,

    ein Polizeigebot mußte herangeholt

    werden, um Ordnung zu schaffen! Aber der sich

    überstürzenden Erregung wurde sie natürlich

    nicht Herr. Wilde Szenen spielten sich ab,

    die einen weinten, die anderen lachten und 

    des Gedränges war kein Ende bis in den Nachmittag

    hinein. Im übrigen geht nun alles seinen

    Gang weiter. Die Brücken und Eisenbahnüberführungen

    werden von gestern an von

    Veteranen bewacht.  Post und Bahn arbeiten

    fieberhaft. Vor der Hauptpost am Markt müssen

    die Jahrmarktstände geräumt werden, damit

    der Zugang zur Post ungehindert ist. Durch Deutschlands

    Ultimatum an Rußland, die Anfrage an

    Frankreich ist die Entscheidung nun nicht

    mehr aufzuhalten. Stündlich kann sie fallen. Alle

    Deutschen werden sich des großen Augenblicks würdig

    zeigen und siegesgewiß in die Zukunft

    blicken.

        * Der Kriegszustand wurde heute vormittag mittels

    Trommelwirbel vom hiesigen Bataillon

    allgemein zur öffentlichen Kenntnis gebracht. Um

    Irrtümer zu vermeiden, sei besonders darauf aufmerksam

    gemacht, daß dies mit einer Kriegserklärung

    nichts zu tun hat, sondern daß damit nur

    die besonderen militärische Gesetze in Kraft treten. 7

       * Das Publikum und die Kriegsgefahr. Wie

    immer in Zeiten irgend einer Krisis so ist auch

    augenblicklich bei der drohenden Kriegsgefahr eine

    übertriebene Ängstlichkeit im Publikum

    zu beobachten. So war gestern ein Ansturm auf

    Lebensmittel, speziell Mehl, Kartoffeln usw.

    zu beobachten, wie das wohl eben nur in solch unruhigen

    Zeiten möglich ist. Die Kartoffelwagen 

    wurden geradezu gestürmt, ebenso die Mühlen und

    sonstigen derartigen Geschäfte. Die Folgen eines

    solchen unverständigen Andranges bleiben natürlich

    nicht aus, so steigerten sich die Preise für die Kartoffeln,

    die am vormittag noch 4 M. der Zentner

    kosteten, nachmittags auf 6 M. und mehr.

    Mehl ist der Zentner um 10 - 11 M. gestiegen.

    Selbstverständlich steigen dann auch alle übrigen

    Lebensmittelpreise und die Frage ist berechtigt, ob

    diese Steigerung schon jetzt begründet ist? und man

    muß sagen nein, aber das Publikum ist ja selber

    schuld, indem es plötzlich so gewaltige Einkäufe

    macht, daß die Geschäfte ja schließlich töricht wären,

    wenn sie dem Bedarf in dieser Weise nicht Rechnung

    tragen wollten durch Erhöhung der Preise.

    Wie sollen schließlich mit einmal diese großen Anforderungen

    erfüllt werden können? Wie soll es werden,

    wenn wirklich ein Krieg ausbricht? Dem


     3. Spalte 

    kaufenden Publikum kann nicht genug zur Ruhe

    und Besonnenheit geraten werden und man möge

    doch bedenken, daß durch übertriebene Ängstlichkeit

    erst recht Verwirrung im öffentlichen Leben  hervorgerufen

    wird. Mag doch kommen, was da will,

    es wird sich Rat schaffen lassen und letzten Endes

    haben doch auch Stadt- und Staatsbehörden die

    Verpflichtung, in solch ernsten Zeiten einzugreifen,

    um einer ungerechtfertigten Verteuerung der wichtigsten

    Lebensmittel Schranken zu ziehen und man

    darf wohl die Hoffnung aussprechen und das Vertrauen

    haben, daß auch Eisenach keine Ausnahme 

    hierbei machen wird. Also nochmals: ruhig

    Blut nicht nur im Abheben des Geldes von den

    Sparkassen, sondern auch beim Einkauf

    von Lebensmitteln.

                                 Zur  Preissteigerung.

        Herr Oberbürgermeister Schmieder macht folgendes

    bekannt: Gegenüber der gewissenlosen Preissteigerung,

    welche einzelne Bauern und Kaufleute

    jetzt, ohne jeden inneren Grund, eintreten

    lassen, sind vom hiesigen Gemeindevorstand

    Verhandlungen mit benachbarten Städten eingeleitet,

    welche darauf abzielen, daß die Namen derjenigen

    Händler, welche in dieser Weise eine

    vermeintliche Notlage zum Schaden der

    Allgemeinheit ausnützen, öffentlich

    bekannt gemacht werden.

       * Diskont-Erhöhung. Die deutsche Reichsbank

    hat den Wechseldiskont von 4 auf 5

    Prozent, den Lombard - Zinsfuß von 5 auf

    6 Prozent erhöht.

       *Auf der hiesigen Sparkasse ist erfreulicherweise

    im Verkehr seit dem heutigen Tage ein wesentlicher

    Umschwung eingetreten. Im Gegensatz zu

    gestern haben eine ganze Anzahl Leute Einzahlungen

    gemacht, darunter sogar, wie wir  vernehmen,

    Posten in Höhe von 30 000 Mark.

       *Das Schützenfest kann infolge der drohenden

    Kriegsgefahr nicht stattfinden!  Diese Bekanntmachung

    erläßt der Vorstand der Schützengilde

    in der heutigen Nummer der "Eisenacher Zeitung".

    Infolge der gegenwärtigen allgemeinen Weltlage

    hat sich der Vorstand der Schützengilde veranlaßt

    gesehen, das Schützenfest, das vom heutigen Sonnabend

    bis zum 9. August in der Milchkammer abgehalten

    werden sollte, ihrerseits aufzuheben. Der

    Beschluß wurde in einer heute vormittag im "Deutschen

    Haus" abgehaltenen Sitzung des Vorstandes

    und Ausschusses einmütig beschlossen. Wie wir

    weiter vernehmen, wird die Schützengilde heute

    nachmittag 4 Uhr eine weitere Sitzung im Schützenhaus

    "Phantasie" abhalten, und den Budenbesitzern

    das bereits bezahlte Platzgeld zurückgeben. Es ist

    den Budenbesitzern freigestellt, sich an den

    Gemeindevorstand oder an die Polizei zu wenden, daß

    sie die einmal aufgestellten Buden stehen und darin

    Vorstellungen geben lassen können.

       * Ausfall des Pferderennens. Die Rennen auf

    dem Boxberg bei Gotha am 2. und 3. August werden

    wegen der drohenden Kriegsgefahr aufgehoben.

       * Sommertheater Tivoli. Am Sonntag und Montag

    findet die Aufführung der Operettenneuheit

    "Bummelmädels"  statt. Das Stück wird an

    allen besseren Bühnen mit größtem Erfolg

    aufgeführt.


                                        31. JULI 1914.


        Die Rosen blühen, wie Blut, so rot -

        und Lindenblüten bestreuen den Rasen . . . 

        Morgen liegen wir starr und tot . . .

        Die Kriegs-Drommeten blasen!

        Gleich Lauffeuer flog von Haus zu Haus

        vom dräuenden Kriege schreckende Kunde, -

        von Schlachtendonner!  Begeisterungsbraus

        erschallet, von Munde zu Munde!

        Vielleicht - schon morgen

        wir horchen

        auf einsamer Wacht,

        Vorposten auf spähender Runde,

        im Schatten der Nacht,

        auf kaltem Gestein,

        ins Schlachtfeld hinein . . .


        Die Rosen blühen, wie Blut, so rot -

        die letzten weih´ ich den treuen Lieben,

        die mich  begleitet in Kampf und Not:

        den Freunden, die mir geblieben!

        Und rufst du mich, mein Vaterland,

        zu blutig-erbittertem Streite -

        ich bin dir ergeben mit Herz und Hand - 

        so morgen und allezeit, wie heute!

        Für Freiheit und Recht

        ins Gefecht

        nur tapfer hinein!

        Verderben der feindlichen Meute!!

        Deine Söhne sind da!

        "Hurra Germania!"

                                                      Walther Sturm

                         ________________________


                      Theater, Kunst und Wissenschaft.

        Alte Studentenmusik.  Aus Halle berichtet man:

    Die hiesige Studentenverbindung "Fridericiana",

    eine der ältesten Sängerschaften Deutschlands, veranstaltete

    ein interessantes Konzert unter dem Titel

    "Alte Studentenmusik". Einen Teil der Lieder, die

    vielleicht seit Jahrhunderten nicht mehr gehört wurden,

    hat der Leiter der Chöre der "Fridericiana",

    Otto Volkmann, modernisiert, sodaß man überall die

    Grundstimmung, eine gesunde, heitere Lebensauffassung,

    heraushörte. "Einstmals sah ich ein Jungfräulein""

    und "Holla, gut Gesell" von Johann

    Hartmann Schein (1586 bis 1630) eröffneten den

    Abend. In bunter Reihe folgten Studentenlieder

    von Dichtern und Komponisten des 17., 18. und 19.

    Jahrhunderts, zwei Gesänge von Ad. Krieger (1634

    bis 1666), prachtvolle und schlichte Volkslieder, weiter

    ein etwas schwülstiger "Festgruß an Martin

    Opitz" von Heinrich Albert (1604 bis 1651), der

    anläßlich des Einzugs von Martin Opitz in

    Königsberg 1638 entstand, ein Orchestertrio von Stamitz

    sowie ein "Mailied" von Christian August Gebler.

    "Von der edlen Musik", ferner die Studentenserenade

    von Mozart in D-Dur, deren -Textdichter nicht

    mehr bekannt ist, die  Sonata da camera  u. v .a. Um


     4. Spalte 

    das Konzert machten sich außer den Sängern der

    "Fridericiana" das Hallische Stadtheaterorchester

    und vor allem Robert Spörry (Berlin) verdient,

    der seinen Gesang mit der Fiedel begleitete und

    starke Wirkungen erzielte.

        Ein internationaler Musikwettstreit wird von der

    Stadt Nantes  zu Pfingsten des kommenden Jahres

    vorbereitet. Der Wettstreit erstreckt sich auf

    Chorgesang, also auf Gesangvereine, und auf Fanfaren-

    und Bläserkonzerte, und ist von der Stadtverwaltung

    mit sehr ansehnlichen Preisen ausgestattet.

    Das städtische Parlament von Nantes hat

    bereits 30 000 Franks bewilligt, die sowohl in

    Ehrenpreisen wie auch in Geldpreisen an die am

    Wettkampf teilnehmenden Vereine verteilt werden.

                                        _____________________ 


                                            VERMISCHTES.

     

                                Die verprügelte "Braut".

    s.h.  Breslau, 30. Juli.  Ein tragikomisches

    Intermezzo, das vor einiger Zeit in der Stadt

    viel belacht worden war, fand nun vor Gericht seine 

    Fortsetzung und "Sühne". Eine kaum 16 Jahre

    alte Arbeiterstochter unterhielt mit einem

    nicht viel älteren jungen Manne ein Liebesverhältnis.

    Auf einem gemeinsamen Spaziergang

    hatten die beiden Liebenden nun eines Tages das

    Unglück, dem Vater des Mädchens zu begegnen, der

    zunächst seinem Töchterlein handgreiflich die Grundlehren

    der kindlichen Pflichten usw. beibrachte.

    Der "Bräutigam" fühlte sich, nachdem er sich von

    der Überraschung, die der unvermutete Anblick seines

    zukünftigen Schwiegervaters erholt hatte [sic], verpflichtet,

    seiner "Braut" zu Hilfe zu kommen; aber

    der nun einmal schon in seinem tiefsten Inneren empörte

    "Schwiegervater" versetzte sofort auch dem

    jungen Manne einige fühlbare "Antworten". Die

    Folge war eine Klage gegen den Schwiegervater,

    der auch tatsächlich zu 6 Mark Geldstrafe verurteilt

    wurde. Aber auch der hoffnungsvolle Schwiegersohn

    bekam zu den allerdings schon verschmerzten

    Prügeln, ebenfalls 6 Mark Strafe, weil er zu dem 

    Termin nicht erschienen war. Der Versöhnung der

    beiden steht nun nichts mehr im Wege.


     * Lustiges.  Der Mustergatte.  Sie:

    John, du sprachst letzte Nacht aus dem Schlafe. - Er:

    O verzeihe, wenn ich dich unterbrochen haben sollte.

     - Ein Mangel.  In den Lustigen Blättern

    erzählt jemand: Eine recht naive Mutter hatte ihr

    Töchterchen, eine gesunde Siebzehnjährige, mit Verwandten

    nach Zinnowitz gehen lassen, wo der Backfisch

    sich fleißig im Wasser tummelte. - Gelegentlich

    traf die Mama mit einem Arzt zusammen und

    fragte ihn, ob er kalte Seebäder für nützlich hielte.

     - "Das kommt ganz darauf an!" erwiderte der

    Arzt, "zum Beispiel empfehle ich sie unbedingt bei

    Skrophulose und Rachitis!" "Himmlischer Vater",

    schrie die besorgte Mutter auf, "Elsbeth hat weder

    das eine noch das andere!"   -  In der

    Instruktionsstunde.  Leutnant: Müller, womit putzt

    der Kavallerist sein Pferd?  - Soldat: Mit Lust

    und Liebe, Herr Leutnant.  -  Zustimmung.

    "Ich gebe nichts auf Schönheit und auf Reichtum", 

    sagte sie, "der Mann, den ich heiraten werde, muß

    ein Held sein". "Du hast recht, meine Tochter", 

    antwortete der Vater, "das muß er sein."  -  Die

    Kenner.  Zwei Ehemänner unterhalten sich.

    "Paß auf", sagte der deine, "du wirst immer beobachten

    können, daß die Frau die Stimme senkt, wenn

    sie etwas von dir haben will."  "Das ist richtig",

    sagt der andere, "und sie hebt sie, wenn sies gekriegt

    hat."  -  Gatte: "Beim Jupiter! Ich möchte 

    etwas recht Aufregendes lesen, etwas, das einem das

    Blut in Wallung bringt."  -  Die hilfreiche Gattin:

    "Hier ist die Rechnung meiner Schneiderin, Schatz!"

                                      _______________________


                           Depeschen und letzte Nachrichten.

        Naumburg, 1. Aug.  Der Redakteur Blechschmidt

    vom Zeitzer Volksboten war wegen Beleidigung

    der Zeitzer Stadtverordneten vom Schöffengericht

    zu 300 M. Geldstrafe verurteilt worden. Die

    hiesige Strafkammer wandelte heute diese Strafe in

    3 Monate Gefängnis um.

        Weißenfels a. S., 1. Aug.  Auf der Grube

    Elisabeth bei Mücheln wurden gestern 7 Bergleute

    durch niedergehende Kohlenmassen verschüttet. Vier

    von ihnen konnten wieder befreit werden, die drei

    anderen, ein Aufseher und zwei Bergleute, sind

    umgekommen.

        Hildesheim, 1. Aug.   Eine Schreckenstat

    hat sich gestern nachmittag im Hause Osterthor Nr. 2

    ereignet. In ihrer Wohnung wurde die Witwe

    Nagel mit ihren zwei Töchtern im Alter von 18 und

    21 Jahren und ihrem 14jährigen Sohne tot aufgefunden.

    Alle vier hatten sich durch Gas vergiftet

    und, um die volle Wirkung zu erzielen, noch Morphium

    in Sekt genommen. Aus hinterlassenen

    Briefen geht hervor, daß die Kinder beschlossen hatten,

    wegen eines unheilbaren Leidens der Mutter

    mit ihr gemeinsam in den Tod zu gehen.

        Breslau, 1. Aug.   Der allgemeine Studentenausschuß

    der Universität hat ein Ergebenheitstelegramm

    an den Kaiser gerichtet, in dem es heißt,

    daß die Breslauer Studentenschaft auch heute von

    demselben Geiste beseelt ist,  wie die Kommilitonen

    aus der Zeit der Befreiungs- und Einigungskriege. 










  • October 28, 2017 17:41:35 Beate Jochem

     item 21 

     1. Spalte 

                                      TÜRKEI.½

                     Neueste Nachrichten.

        Konstantinopel, 1. August.  Den Blättern

    zufolge wird die türkische Torpedobootsflottille unter

    Kommando des Admirals Limbus Pascha zum 

    Hochseemanöver in den Archipel auslaufen.


                                     JAPAN.

                        Japan und Rußland.

        Man schreibt der "Frkf. Ztg.":  Angesichts der

    russischen Mobilisierung an der Westgrenze des

    Reichs ist die Ansicht des Grafen Okuma, eines genauen

    Kenners japanischer und russischer Heeresverhältnisse,

    über die Gefahren, in die sich Rußland

    im Kriegsfalle stürzen würde, besonders lehrreich.

    Graf Okuma hat vor kurzem eine Broschüre veröffentlicht, 

    in der er über einen japanischen Revanchekrieg

    und einen Krieg Rußlands mit den

    Weltmächten genaue Untersuchungen anstellt. Aus

    diesen geht hervor, daß Rußland im Falle kriegerischer

     Verwicklungen in Europa durch Japan in eine

    recht ungünstige militärische Lage gebracht werden

    würde, so daß tatsächlich ein Waffengang im

    Westen für das Zarenreich unberechenbare Folgen

    im fernen Osten zeitigen könnte. Die Broschüre des

    Grafen Okuma hat großen Eindruck in Japan gemacht,

    da der Nachweis geführt wird, daß die Russen

    gar nicht in der Lage seien, einen sieghaften Krieg

    mit Japan zu führen. Letzteres werde innerhalb 

    eines Monats ein Heer von 1 ½ Millionen Soldaten

    gegn [sic] Rußland aufstellen, das bestenfalls imstande

    sei, nach 3 Monaten höchstens 1 Million Soldaten

     gegen Russland aufstellen, das bestenfalls im- [sic] 

    Dies wäre nur denkbar, wenn die europäischen

    Kräfte nicht durch einen Feldzug im Westen gefesselt

    würden

                             _________________________


                         VOM KRIEGSSCHAUPLATZ.

                                  Neue Gefechte.

       Mailand, 30. Juli.  Der Secolo erhält aus

    Nisch eine Privatmeldung über den Kampf bei

    Semendria der bei Sonnenaufgang begonnen

    hat, um 8 Uhr früh unterbrochen und am Nachmittag

    wieder aufgenommen wurde. Die Serben hätten

    dem übermächtigen Gegner den lebhaftesten

    Widerstand entgegengesetzt; auf beiden Seiten seien

    einige hundert Tote zu verzeichnen. Wenn

    die Serben auch Semendria preisgeben

    mußte (sic), so würden doch Posonka, Jagodin und

    Porotin drei schwere Etappen für das Eindringen

    der österreichischen Truppen nach dem Süden bedeuten.

    An der bosnischen Grenze hätten einige

    hundert Serben die kleine Festung Lesitza stundenlang

    gegen Tausende von österreichischen Truppen

    verteidigt;  sie seien dann abgezogen, nachdem

    sie dem Gegner beträchtliche Verluste  verursacht

    hätten.

                   Erneutes Bombardement von Belgrad.

        Semlin, 30.Juli.  Um ½ 9 Uhr morgens ist

    die Beschießung Belgrads wieder aufgenommen 

    worden und heute donnern die Geschütze nicht nur

    von der Laudon-Schanze, sondern auch von der noch

    näher gelegenen Eugen-Schanze. Die Monitore sind 

    bisher nicht vorgefahren. Die Station ist vollkommen

    verödet. Alle Türen sind abgesperrt und oben

    im Stockwerk sind etwa zwanzig Soldaten untergebracht;

    diese werden voraussichtlich von dort den

    Feind mit Kleingewehrfeuer zu  bestreichen suchen.

    Heue mittag 12 Uhr müssen alle Ortsfremden

    Semlin, das in der ersten Feuerlinie liegt,

    verlassen. Auch alle hier anwesenden fremden

    Korrespondenten werden von dieser

    Verfügung betroffen.

        Wien, 1. Aug.  Zwei Grenzjäger haben unter

    feindlichem Feuer die angeschwollene Deine durchschwommen

    und eine serbische Telefonleitung zerstört.

                                      _____________________________


                                         ZUR TAGESGESCHICHTE.

                 Zur Stärke der Parteien im deutschen Reichstag,

        In der Presse sind die Zahlen über die Stärke der

    Konservativen, Nationalliberalen und Freisinnigen

    in letzter Zeit verschieden angegeben worden. Auf

    Grund amtlichen Materials stellen sich diese Zahlen

    wie folgt dar: Die drittstärkste Partei ist jetzt die

    fortschrittliche Volkspartei mit 46 Mitgliedern (Januar

    1912: 41 Mitglieder und 1 Hospitant). Es folgt

    die nationalliberale Fraktion mit 40 Mitgliedern

    und 5 Hospitanten (es ist der gleiche Stand

    wie 1912). Die konservative Fraktion zählt 39

    Mitglieder und 2 Hospitanten). (Januar 1912: 43

    Mitglieder und 2 Hospitanten) . Während die

    Nationalliberalen keine Einbuße erlitten, verloren

    die Konservativen 4 Mandate, die Freisinnigen

    gewannen 4 Mandate. Die fortschrittliche

    Volkspartei gewann von den Konservativen

    Hagennow-Grevesmühlen und Labiau-Wehlau, von

    den Nationalliberalen Waldeck und Koburg, die ihre

    Verluste durch den Gewinn der konservativen Mandate

    in Salzwedel-Gardelegen und Stendal-Offenburg

    wettmachten. Der austretende Hospitant der

    Nationalliberalen Hestermann wurde durch den

    neuen Hospitanten Schröder (Elbing) ersetzt. Der

    Hospitant Roeser ist der fortschrittlichen Fraktion

    [sic]

                         _______________________________

     

                                     EINHEIMISCHES.

                                                        Eisenach , den 1.August.  

                                             Erlaß.

        Im Anschluß an den im 2. Blatt der "Eisenacher

    Zeitung"" veröffentlichten Erlaß des Kommandierenden

    Generals bestimme ich:

        Gemäß dem Abschnitt: Vom Kriegs- und Belagerungszustand

    der "Vorschrift über den Waffengebrauch

    des Militärs und seine Mitwirkung zur Unterdrückung

    innerer Unruhen" vom 19. März 1914, 

    Ziffer 1 gelten für den Kriegszustand

    die Vorschriften des preußischen Gesetzes

    vom 4. Juni 1851.


     2. Spalte 

                                            § 8

        Wer in einem in  Belagerungszustand erklärten

    Orte oder Distrikte der vorsätzlichen Brandstiftung,

    der vorsätzlichen Verursachung einer Überschwemmung

    oder des Angriffs oder des Widerstandes

    gegen die bewaffnete Macht oder Abgeordnete der

    Zivil- oder Militärbehörde in offener Gewalt und

    mit Waffen oder gefährlichen Werkzeugen versehen

    sich schuldig macht, wird mit dem Tode bestraft.

        Sind mildernde Umstände vorhanden, so kann,

    statt der Todesstrafe, auf 10 - 20jährige Zuchthausstrafe

    erkannt werden.

                                           § 9.

        Wer in einem in Belagerungszustand erklärten

    Orte oder Distrikte

        a)  in Beziehung auf die Zahl, die Marschrichtung

             oder angebliche Siege der Feinde oder

             Aufrührer wissentlich falsche Gerüchte ausstreut

             oder verbreitet, welche geeignet sind,

             die Zivil- oder Militärbehörden hinsichtlich

             ihrer Maßregeln irre zu führen, oder

        b)  ein bei Erklärung des Belagerungszustandes

             oder während desselben vom Militärbefehlshaber

             im Interesse der öffentlichen Sicherheit

             erlassenes Verbot übertritt, oder zu solcher

             Übertretung auffordert oder anreizt,

             oder

        c)  zu dem Verbrechen des Aufruhrs, der tätlichen

             Widersetzlichkeit, der Befreiung eines

             Gefangenen oder zu einem anderen im § 8

             vorgesehenen Verbrechen, wenn auch ohne

             Erfolg auffordert oder anreizt, oder

        d)  Personen des Soldatenstandes zu Verbrechen

             gegen die Subordination oder Vergehungen

             gegen die militärische Zucht und Ordnung

             zu verleiten sucht,

    soll, wenn die bestehenden Gesetze keine höhere Freiheitsstrafe

    bestimmen, mit Gefängnis bis zu einem

    Jahre bestraft werden.

    Eisenach, den 1. August 1914.

         Kgl. Preußisches Garnison -

                      Kommando.

                  Krug von Nidda,

    Major und Garnisonsältester.

                              ___________________________


       * Vom Hofe.  Ihre Königlichen Hoheiten, Großherzog

    Wilhelm Ernst und Großherzogin

    Feodora haben heute vormittag Schloß

    Wilhelmsthal verlassen und sind mit dem Automobil

    nach Weimar gefahren, woselbst bereits die Ankunft

    erfolgte. Das Großherzogliche Hoflager in

    Wilhelmsthal ist vorerst aufgehoben. Die beiden

    Kinder unseres Großherzogspaares verbleiben jedoch

    bis auf weiteres in Wilhelmsthal.

       * Der Kriegszustand macht sich schon gleich in den

    ersten Tagen auch im täglichen Leben bemerkbar.

    Mit der Bequemlichkeit und Selbstverständlichkeit,

    die der Mensch von heutzutage beansprucht, 

    ist es vorbei. So werden jetzt auf dem

    Postamt postlagernde Briefe nicht mehr

    ausgehändigt. Die Post verlangt einen von der Polizei

    ausgefertigten Ausweis, die Polizei

    weigert sich aber, diesen auszustellen, so

    daß der Gesuchsteller von der Post zur  Polizei und

    wieder umgekehrt hin- und herläuft, ohne in den

    Besitz seiner Briefschaften zu kommen. Dieser Zustand,

    der ja ganz unnötig ist, liegt wohl nur daran,

    daß die Polizei nur noch nicht vom richtigen

    Orte aus angewiesen ist, den von der Post verlangten

    Schein auszustellen. - Was sich gestern auf 

    der Sparkasse in Eisenach abspielte, war kein 

    schönes Bild selbstbewußten Benehmens, wie es sich

    für Deutsche geziemt. Von den Vormittagsstunden

    an war die Kasse von Hunderten belagert,

    ein Polizeigebot mußte herangeholt

    werden, um Ordnung zu schaffen! Aber der sich

    überstürzenden Erregung wurde sie natürlich

    nicht Herr. Wilde Szenen spielten sich ab,

    die einen weinten, die anderen lachten und 

    des Gedränges war kein Ende bis in den Nachmittag

    hinein. Im übrigen geht nun alles seinen

    Gang weiter. Die Brücken und Eisenbahnüberführungen

    werden von gestern an von

    Veteranen bewacht.  Post und Bahn arbeiten

    fieberhaft. Vor der Hauptpost am Markt müssen

    die Jahrmarktstände geräumt werden, damit

    der Zugang zur Post ungehindert ist. Durch Deutschlands

    Ultimatum an Rußland, die Anfrage an

    Frankreich ist die Entscheidung nun nicht

    mehr aufzuhalten. Stündlich kann sie fallen. Alle

    Deutschen werden sich des großen Augenblicks würdig

    zeigen und siegesgewiß in die Zukunft

    blicken.

        * Der Kriegszustand wurde heute vormittag mittels

    Trommelwirbel vom hiesigen Bataillon

    allgemein zur öffentlichen Kenntnis gebracht. Um

    Irrtümer zu vermeiden, sei besonders darauf aufmerksam

    gemacht, daß dies mit einer Kriegserklärung

    nichts zu tun hat, sondern daß damit nur

    die besonderen militärische Gesetze in Kraft treten. 7

       * Das Publikum und die Kriegsgefahr. Wie

    immer in Zeiten irgend einer Krisis so ist auch

    augenblicklich bei der drohenden Kriegsgefahr eine

    übertriebene Ängstlichkeit im Publikum

    zu beobachten. So war gestern ein Ansturm auf

    Lebensmittel, speziell Mehl, Kartoffeln usw.

    zu beobachten, wie das wohl eben nur in solch unruhigen

    Zeiten möglich ist. Die Kartoffelwagen 

    wurden geradezu gestürmt, ebenso die Mühlen und

    sonstigen derartigen Geschäfte. Die Folgen eines

    solchen unverständigen Andranges bleiben natürlich

    nicht aus, so steigerten sich die Preise für die Kartoffeln,

    die am vormittag noch 4 M. der Zentner

    kosteten, nachmittags auf 6 M. und mehr.

    Mehl ist der Zentner um 10 - 11 M. gestiegen.

    Selbstverständlich steigen dann auch alle übrigen

    Lebensmittelpreise und die Frage ist berechtigt, ob

    diese Steigerung schon jetzt begründet ist? und man

    muß sagen nein, aber das Publikum ist ja selber

    schuld, indem es plötzlich so gewaltige Einkäufe

    macht, daß die Geschäfte ja schließlich töricht wären,

    wenn sie dem Bedarf in dieser Weise nicht Rechnung

    tragen wollten durch Erhöhung der Preise.

    Wie sollen schließlich mit einmal diese großen Anforderungen

    erfüllt werden können? Wie soll es werden,

    wenn wirklich ein Krieg ausbricht? Dem


     3. Spalte 

    kaufenden Publikum kann nicht genug zur Ruhe

    und Besonnenheit geraten werden und man möge

    doch bedenken, daß durch übertriebene Ängstlichkeit

    erst recht Verwirrung im öffentlichen Leben  hervorgerufen

    wird. Mag doch kommen, was da will,

    es wird sich Rat schaffen lassen und letzten Endes

    haben doch auch Stadt- und Staatsbehörden die

    Verpflichtung, in solch ernsten Zeiten einzugreifen,

    um einer ungerechtfertigten Verteuerung der wichtigsten

    Lebensmittel Schranken zu ziehen und man

    darf wohl die Hoffnung aussprechen und das Vertrauen

    haben, daß auch Eisenach keine Ausnahme 

    hierbei machen wird. Also nochmals: ruhig

    Blut nicht nur im Abheben des Geldes von den

    Sparkassen, sondern auch beim Einkauf

    von Lebensmitteln.

                                 Zur  Preissteigerung.

        Herr Oberbürgermeister Schmieder macht folgendes

    bekannt: Gegenüber der gewissenlosen Preissteigerung,

    welche einzelne Bauern und Kaufleute

    jetzt, ohne jeden inneren Grund, eintreten

    lassen, sind vom hiesigen Gemeindevorstand

    Verhandlungen mit benachbarten Städten eingeleitet,

    welche darauf abzielen, daß die Namen derjenigen

    Händler, welche in dieser Weise eine

    vermeintliche Notlage zum Schaden der

    Allgemeinheit ausnützen, öffentlich

    bekannt gemacht werden.

       * Diskont-Erhöhung. Die deutsche Reichsbank

    hat den Wechseldiskont von 4 auf 5

    Prozent, den Lombard - Zinsfuß von 5 auf

    6 Prozent erhöht.

       *Auf der hiesigen Sparkasse ist erfreulicherweise

    im Verkehr seit dem heutigen Tage ein wesentlicher

    Umschwung eingetreten. Im Gegensatz zu

    gestern haben eine ganze Anzahl Leute Einzahlungen

    gemacht, darunter sogar, wie wir  vernehmen,

    Posten in Höhe von 30 000 Mark.

       *Das Schützenfest kann infolge der drohenden

    Kriegsgefahr nicht stattfinden!  Diese Bekanntmachung

    erläßt der Vorstand der Schützengilde

    in der heutigen Nummer der "Eisenacher Zeitung".

    Infolge der gegenwärtigen allgemeinen Weltlage

    hat sich der Vorstand der Schützengilde veranlaßt

    gesehen, das Schützenfest, das vom heutigen Sonnabend

    bis zum 9. August in der Milchkammer abgehalten

    werden sollte, ihrerseits aufzuheben. Der

    Beschluß wurde in einer heute vormittag im "Deutschen

    Haus" abgehaltenen Sitzung des Vorstandes

    und Ausschusses einmütig beschlossen. Wie wir

    weiter vernehmen, wird die Schützengilde heute

    nachmittag 4 Uhr eine weitere Sitzung im Schützenhaus

    "Phantasie" abhalten, und den Budenbesitzern

    das bereits bezahlte Platzgeld zurückgeben. Es ist

    den Budenbesitzern freigestellt, sich an den

    Gemeindevorstand oder an die Polizei zu wenden, daß

    sie die einmal aufgestellten Buden stehen und darin

    Vorstellungen geben lassen können.

       * Ausfall des Pferderennens. Die Rennen auf

    dem Boxberg bei Gotha am 2. und 3. August werden

    wegen der drohenden Kriegsgefahr aufgehoben.

       * Sommertheater Tivoli. Am Sonntag und Montag

    findet die Aufführung der Operettenneuheit

    "Bummelmädels"  statt. Das Stück wird an

    allen besseren Bühnen mit größtem Erfolg

    aufgeführt.


                                        31. JULI 1914.


        Die Rosen blühen, wie Blut, so rot -

        und Lindenblüten bestreuen den Rasen . . . 

        Morgen liegen wir starr und tot . . .

        Die Kriegs-Drommeten blasen!

        Gleich Lauffeuer flog von Haus zu Haus

        vom dräuenden Kriege schreckende Kunde, -

        von Schlachtendonner!  Begeisterungsbraus

        erschallet, von Munde zu Munde!

        Vielleicht - schon morgen

        wir horchen

        auf einsamer Wacht,

        Vorposten auf spähender Runde,

        im Schatten der Nacht,

        auf kaltem Gestein,

        ins Schlachtfeld hinein . . .


        Die Rosen blühen, wie Blut, so rot -

        die letzten weih´ ich den treuen Lieben,

        die mich  begleitet in Kampf und Not:

        den Freunden, die mir geblieben!

        Und rufst du mich, mein Vaterland,

        zu blutig-erbittertem Streite -

        ich bin dir ergeben mit Herz und Hand - 

        so morgen und allezeit, wie heute!

        Für Freiheit und Recht

        ins Gefecht

        nur tapfer hinein!

        Verderben der feindlichen Meute!!

        Deine Söhne sind da!

        "Hurra Germania!"

                                                      Walther Sturm

                         ________________________


                      Theater, Kunst und Wissenschaft.

        Alte Studentenmusik.  Aus Halle berichtet man:

    Die hiesige Studentenverbindung "Fridericiana",

    eine der ältesten Sängerschaften Deutschlands, veranstaltete

    ein interessantes Konzert unter dem Titel

    "Alte Studentenmusik". Einen Teil der Lieder, die

    vielleicht seit Jahrhunderten nicht mehr gehört wurden,

    hat der Leiter der Chöre der "Fridericiana",

    Otto Volkmann, modernisiert, sodaß man überall die

    Grundstimmung, eine gesunde, heitere Lebensauffassung,

    heraushörte. "Einstmals sah ich ein Jungfräulein""

    und "Holla, gut Gesell" von Johann

    Hartmann Schein (1586 bis 1630) eröffneten den

    Abend. In bunter Reihe folgten Studentenlieder

    von Dichtern und Komponisten des 17., 18. und 19.

    Jahrhunderts, zwei Gesänge von Ad. Krieger (1634

    bis 1666), prachtvolle und schlichte Volkslieder, weiter

    ein etwas schwülstiger "Festgruß an Martin

    Opitz" von Heinrich Albert (1604 bis 1651), der

    anläßlich des Einzugs von Martin Opitz in

    Königsberg 1638 entstand, ein Orchestertrio von Stamitz

    sowie ein "Mailied" von Christian August Gebler.

    "Von der edlen Musik", ferner die Studentenserenade

    von Mozart in D-Dur, deren -Textdichter nicht

    mehr bekannt ist, die  Sonata da camera  u. v .a. Um


     4. Spalte 

    das Konzert machten sich außer den Sängern der

    "Fridericiana" das Hallische Stadtheaterorchester

    und vor allem Robert Spörry (Berlin) verdient,

    der seinen Gesang mit der Fiedel begleitete und

    starke Wirkungen erzielte.

        Ein internationaler Musikwettstreit wird von der

    Stadt Nantes  zu Pfingsten des kommenden Jahres

    vorbereitet. Der Wettstreit erstreckt sich auf

    Chorgesang, also auf Gesangvereine, und auf Fanfaren-

    und Bläserkonzerte, und ist von der Stadtverwaltung

    mit sehr ansehnlichen Preisen ausgestattet.

    Das städtische Parlament von Nantes hat

    bereits 30 000 Franks bewilligt, die sowohl in

    Ehrenpreisen wie auch in Geldpreisen an die am

    Wettkampf teilnehmenden Vereine verteilt werden.

                                        _____________________ 


                                            VERMISCHTES.

     

                                Die verprügelte "Braut".

    s.h.  Breslau, 30. Juli.  Ein tragikomisches

    Intermezzo, das vor einiger Zeit in der Stadt

    viel belacht worden war, fand nun vor Gericht seine 

    Fortsetzung und "Sühne". Eine kaum 16 Jahre

    alte Arbeiterstochter unterhielt mit einem

    nicht viel älteren jungen Manne ein Liebesverhältnis.

    Auf einem gemeinsamen Spaziergang

    hatten die beiden Liebenden nun eines Tages das

    Unglück, dem Vater des Mädchens zu begegnen, der

    zunächst seinem Töchterlein handgreiflich die Grundlehren

    der kindlichen Pflichten usw. beibrachte.

    Der "Bräutigam" fühlte sich, nachdem er sich von

    der Überraschung, die der unvermutete Anblick seines

    zukünftigen Schwiegervaters erholt hatte [sic], verpflichtet,

    seiner "Braut" zu Hilfe zu kommen; aber

    der nun einmal schon in seinem tiefsten Inneren empörte

    "Schwiegervater" versetzte sofort auch dem

    jungen Manne einige fühlbare "Antworten". Die

    Folge war eine Klage gegen den Schwiegervater,

    der auch tatsächlich zu 6 Mark Geldstrafe verurteilt

    wurde. Aber auch der hoffnungsvolle Schwiegersohn

    bekam zu den allerdings schon verschmerzten

    Prügeln, ebenfalls 6 Mark Strafe, weil er zu dem 

    Termin nicht erschienen war. Der Versöhnung der

    beiden steht nun nichts mehr im Wege.


     * Lustiges.  Der Mustergatte.  Sie:

    John, du sprachst letzte Nacht aus dem Schlafe. - Er:

    O verzeihe, wenn ich dich unterbrochen haben sollte.

     - Ein Mangel.  In den Lustigen Blättern

    erzählt jemand: Eine recht naive Mutter hatte ihr

    Töchterchen, eine gesunde Siebzehnjährige, mit Verwandten

    nach Zinnowitz gehen lassen, wo der Backfisch

    sich fleißig im Wasser tummelte. - Gelegentlich

    traf die Mama mit einem Arzt zusammen und

    fragte ihn, ob er kalte Seebäder für nützlich hielte.

     - "Das kommt ganz darauf an!" erwiderte der

    Arzt, "zum Beispiel empfehle ich sie unbedingt bei

    Skrophulose und Rachitis!" "Himmlischer Vater",

    schrie die besorgte Mutter auf, "Elsbeth hat weder

    das eine noch das andere!"   -  In der

    Instruktionsstunde.  Leutnant: Müller, womit putzt

    der Kavallerist sein Pferd?  - Soldat: Mit Lust

    und Liebe, Herr Leutnant.  -  Zustimmung.

    "Ich gebe nichts auf Schönheit und auf Reichtum", 

    sagte sie, "der Mann, den ich heiraten werde, muß

    ein Held sein". "Du hast recht, meine Tochter", 

    antwortete der Vater, "das muß er sein."  -  Die

    Kenner.  Zwei Ehemänner unterhalten sich.

    "Paß auf", sagte der deine, "du wirst immer beobachten

    können, daß die Frau die Stimme senkt, wenn

    sie etwas von dir haben will."  "Das ist richtig",

    sagt der andere, "und sie hebt sie, wenn sies gekriegt

    hat."  -  Gatte: "Beim Jupiter! Ich möchte 

    etwas recht Aufregendes lesen, etwas, das einem das

    Blut in Wallung bringt."  -  Die hilfreiche Gattin:

    "Hier ist die Rechnung meiner Schneiderin, Schatz!"

                                      _______________________


                           Depeschen und letzte Nachrichten.

        Naumburg, 1. Aug.  Der Redakteur Blechschmidt

    vom Zeitzer Volksboten war wegen Beleidigung

    der Zeitzer Stadtverordneten vom Schöffengericht

    zu 300 M. Geldstrafe verurteilt worden. Die

    hiesige Strafkammer wandelte heute diese Strafe in

    3 Monate Gefängnis um.

       










  • October 28, 2017 17:15:26 Beate Jochem

     item 21 

     1. Spalte 

                                      TÜRKEI.½

                     Neueste Nachrichten.

        Konstantinopel, 1. August.  Den Blättern

    zufolge wird die türkische Torpedobootsflottille unter

    Kommando des Admirals Limbus Pascha zum 

    Hochseemanöver in den Archipel auslaufen.


                                     JAPAN.

                        Japan und Rußland.

        Man schreibt der "Frkf. Ztg.":  Angesichts der

    russischen Mobilisierung an der Westgrenze des

    Reichs ist die Ansicht des Grafen Okuma, eines genauen

    Kenners japanischer und russischer Heeresverhältnisse,

    über die Gefahren, in die sich Rußland

    im Kriegsfalle stürzen würde, besonders lehrreich.

    Graf Okuma hat vor kurzem eine Broschüre veröffentlicht, 

    in der er über einen japanischen Revanchekrieg

    und einen Krieg Rußlands mit den

    Weltmächten genaue Untersuchungen anstellt. Aus

    diesen geht hervor, daß Rußland im Falle kriegerischer

     Verwicklungen in Europa durch Japan in eine

    recht ungünstige militärische Lage gebracht werden

    würde, so daß tatsächlich ein Waffengang im

    Westen für das Zarenreich unberechenbare Folgen

    im fernen Osten zeitigen könnte. Die Broschüre des

    Grafen Okuma hat großen Eindruck in Japan gemacht,

    da der Nachweis geführt wird, daß die Russen

    gar nicht in der Lage seien, einen sieghaften Krieg

    mit Japan zu führen. Letzteres werde innerhalb 

    eines Monats ein Heer von 1 ½ Millionen Soldaten

    gegn [sic] Rußland aufstellen, das bestenfalls imstande

    sei, nach 3 Monaten höchstens 1 Million Soldaten

     gegen Russland aufstellen, das bestenfalls im- [sic] 

    Dies wäre nur denkbar, wenn die europäischen

    Kräfte nicht durch einen Feldzug im Westen gefesselt

    würden

                             _________________________


                         VOM KRIEGSSCHAUPLATZ.

                                  Neue Gefechte.

       Mailand, 30. Juli.  Der Secolo erhält aus

    Nisch eine Privatmeldung über den Kampf bei

    Semendria der bei Sonnenaufgang begonnen

    hat, um 8 Uhr früh unterbrochen und am Nachmittag

    wieder aufgenommen wurde. Die Serben hätten

    dem übermächtigen Gegner den lebhaftesten

    Widerstand entgegengesetzt; auf beiden Seiten seien

    einige hundert Tote zu verzeichnen. Wenn

    die Serben auch Semendria preisgeben

    mußte (sic), so würden doch Posonka, Jagodin und

    Porotin drei schwere Etappen für das Eindringen

    der österreichischen Truppen nach dem Süden bedeuten.

    An der bosnischen Grenze hätten einige

    hundert Serben die kleine Festung Lesitza stundenlang

    gegen Tausende von österreichischen Truppen

    verteidigt;  sie seien dann abgezogen, nachdem

    sie dem Gegner beträchtliche Verluste  verursacht

    hätten.

                   Erneutes Bombardement von Belgrad.

        Semlin, 30.Juli.  Um ½ 9 Uhr morgens ist

    die Beschießung Belgrads wieder aufgenommen 

    worden und heute donnern die Geschütze nicht nur

    von der Laudon-Schanze, sondern auch von der noch

    näher gelegenen Eugen-Schanze. Die Monitore sind 

    bisher nicht vorgefahren. Die Station ist vollkommen

    verödet. Alle Türen sind abgesperrt und oben

    im Stockwerk sind etwa zwanzig Soldaten untergebracht;

    diese werden voraussichtlich von dort den

    Feind mit Kleingewehrfeuer zu  bestreichen suchen.

    Heue mittag 12 Uhr müssen alle Ortsfremden

    Semlin, das in der ersten Feuerlinie liegt,

    verlassen. Auch alle hier anwesenden fremden

    Korrespondenten werden von dieser

    Verfügung betroffen.

        Wien, 1. Aug.  Zwei Grenzjäger haben unter

    feindlichem Feuer die angeschwollene Deine durchschwommen

    und eine serbische Telefonleitung zerstört.

                                      _____________________________


                                         ZUR TAGESGESCHICHTE.

                 Zur Stärke der Parteien im deutschen Reichstag,

        In der Presse sind die Zahlen über die Stärke der

    Konservativen, Nationalliberalen und Freisinnigen

    in letzter Zeit verschieden angegeben worden. Auf

    Grund amtlichen Materials stellen sich diese Zahlen

    wie folgt dar: Die drittstärkste Partei ist jetzt die

    fortschrittliche Volkspartei mit 46 Mitgliedern (Januar

    1912: 41 Mitglieder und 1 Hospitant). Es folgt

    die nationalliberale Fraktion mit 40 Mitgliedern

    und 5 Hospitanten (es ist der gleiche Stand

    wie 1912). Die konservative Fraktion zählt 39

    Mitglieder und 2 Hospitanten). (Januar 1912: 43

    Mitglieder und 2 Hospitanten) . Während die

    Nationalliberalen keine Einbuße erlitten, verloren

    die Konservativen 4 Mandate, die Freisinnigen

    gewannen 4 Mandate. Die fortschrittliche

    Volkspartei gewann von den Konservativen

    Hagennow-Grevesmühlen und Labiau-Wehlau, von

    den Nationalliberalen Waldeck und Koburg, die ihre

    Verluste durch den Gewinn der konservativen Mandate

    in Salzwedel-Gardelegen und Stendal-Offenburg

    wettmachten. Der austretende Hospitant der

    Nationalliberalen Hestermann wurde durch den

    neuen Hospitanten Schröder (Elbing) ersetzt. Der

    Hospitant Roeser ist der fortschrittlichen Fraktion

    [sic]

                         _______________________________

     

                                     EINHEIMISCHES.

                                                        Eisenach , den 1.August.  

                                             Erlaß.

        Im Anschluß an den im 2. Blatt der "Eisenacher

    Zeitung"" veröffentlichten Erlaß des Kommandierenden

    Generals bestimme ich:

        Gemäß dem Abschnitt: Vom Kriegs- und Belagerungszustand

    der "Vorschrift über den Waffengebrauch

    des Militärs und seine Mitwirkung zur Unterdrückung

    innerer Unruhen" vom 19. März 1914, 

    Ziffer 1 gelten für den Kriegszustand

    die Vorschriften des preußischen Gesetzes

    vom 4. Juni 1851.


     2. Spalte 

                                            § 8

        Wer in einem in  Belagerungszustand erklärten

    Orte oder Distrikte der vorsätzlichen Brandstiftung,

    der vorsätzlichen Verursachung einer Überschwemmung

    oder des Angriffs oder des Widerstandes

    gegen die bewaffnete Macht oder Abgeordnete der

    Zivil- oder Militärbehörde in offener Gewalt und

    mit Waffen oder gefährlichen Werkzeugen versehen

    sich schuldig macht, wird mit dem Tode bestraft.

        Sind mildernde Umstände vorhanden, so kann,

    statt der Todesstrafe, auf 10 - 20jährige Zuchthausstrafe

    erkannt werden.

                                           § 9.

        Wer in einem in Belagerungszustand erklärten

    Orte oder Distrikte

        a)  in Beziehung auf die Zahl, die Marschrichtung

             oder angebliche Siege der Feinde oder

             Aufrührer wissentlich falsche Gerüchte ausstreut

             oder verbreitet, welche geeignet sind,

             die Zivil- oder Militärbehörden hinsichtlich

             ihrer Maßregeln irre zu führen, oder

        b)  ein bei Erklärung des Belagerungszustandes

             oder während desselben vom Militärbefehlshaber

             im Interesse der öffentlichen Sicherheit

             erlassenes Verbot übertritt, oder zu solcher

             Übertretung auffordert oder anreizt,

             oder

        c)  zu dem Verbrechen des Aufruhrs, der tätlichen

             Widersetzlichkeit, der Befreiung eines

             Gefangenen oder zu einem anderen im § 8

             vorgesehenen Verbrechen, wenn auch ohne

             Erfolg auffordert oder anreizt, oder

        d)  Personen des Soldatenstandes zu Verbrechen

             gegen die Subordination oder Vergehungen

             gegen die militärische Zucht und Ordnung

             zu verleiten sucht,

    soll, wenn die bestehenden Gesetze keine höhere Freiheitsstrafe

    bestimmen, mit Gefängnis bis zu einem

    Jahre bestraft werden.

    Eisenach, den 1. August 1914.

         Kgl. Preußisches Garnison -

                      Kommando.

                  Krug von Nidda,

    Major und Garnisonsältester.

                              ___________________________


       * Vom Hofe.  Ihre Königlichen Hoheiten, Großherzog

    Wilhelm Ernst und Großherzogin

    Feodora haben heute vormittag Schloß

    Wilhelmsthal verlassen und sind mit dem Automobil

    nach Weimar gefahren, woselbst bereits die Ankunft

    erfolgte. Das Großherzogliche Hoflager in

    Wilhelmsthal ist vorerst aufgehoben. Die beiden

    Kinder unseres Großherzogspaares verbleiben jedoch

    bis auf weiteres in Wilhelmsthal.

       * Der Kriegszustand macht sich schon gleich in den

    ersten Tagen auch im täglichen Leben bemerkbar.

    Mit der Bequemlichkeit und Selbstverständlichkeit,

    die der Mensch von heutzutage beansprucht, 

    ist es vorbei. So werden jetzt auf dem

    Postamt postlagernde Briefe nicht mehr

    ausgehändigt. Die Post verlangt einen von der Polizei

    ausgefertigten Ausweis, die Polizei

    weigert sich aber, diesen auszustellen, so

    daß der Gesuchsteller von der Post zur  Polizei und

    wieder umgekehrt hin- und herläuft, ohne in den

    Besitz seiner Briefschaften zu kommen. Dieser Zustand,

    der ja ganz unnötig ist, liegt wohl nur daran,

    daß die Polizei nur noch nicht vom richtigen

    Orte aus angewiesen ist, den von der Post verlangten

    Schein auszustellen. - Was sich gestern auf 

    der Sparkasse in Eisenach abspielte, war kein 

    schönes Bild selbstbewußten Benehmens, wie es sich

    für Deutsche geziemt. Von den Vormittagsstunden

    an war die Kasse von Hunderten belagert,

    ein Polizeigebot mußte herangeholt

    werden, um Ordnung zu schaffen! Aber der sich

    überstürzenden Erregung wurde sie natürlich

    nicht Herr. Wilde Szenen spielten sich ab,

    die einen weinten, die anderen lachten und 

    des Gedränges war kein Ende bis in den Nachmittag

    hinein. Im übrigen geht nun alles seinen

    Gang weiter. Die Brücken und Eisenbahnüberführungen

    werden von gestern an von

    Veteranen bewacht.  Post und Bahn arbeiten

    fieberhaft. Vor der Hauptpost am Markt müssen

    die Jahrmarktstände geräumt werden, damit

    der Zugang zur Post ungehindert ist. Durch Deutschlands

    Ultimatum an Rußland, die Anfrage an

    Frankreich ist die Entscheidung nun nicht

    mehr aufzuhalten. Stündlich kann sie fallen. Alle

    Deutschen werden sich des großen Augenblicks würdig

    zeigen und siegesgewiß in die Zukunft

    blicken.

        * Der Kriegszustand wurde heute vormittag mittels

    Trommelwirbel vom hiesigen Bataillon

    allgemein zur öffentlichen Kenntnis gebracht. Um

    Irrtümer zu vermeiden, sei besonders darauf aufmerksam

    gemacht, daß dies mit einer Kriegserklärung

    nichts zu tun hat, sondern daß damit nur

    die besonderen militärische Gesetze in Kraft treten. 7

       * Das Publikum und die Kriegsgefahr. Wie

    immer in Zeiten irgend einer Krisis so ist auch

    augenblicklich bei der drohenden Kriegsgefahr eine

    übertriebene Ängstlichkeit im Publikum

    zu beobachten. So war gestern ein Ansturm auf

    Lebensmittel, speziell Mehl, Kartoffeln usw.

    zu beobachten, wie das wohl eben nur in solch unruhigen

    Zeiten möglich ist. Die Kartoffelwagen 

    wurden geradezu gestürmt, ebenso die Mühlen und

    sonstigen derartigen Geschäfte. Die Folgen eines

    solchen unverständigen Andranges bleiben natürlich

    nicht aus, so steigerten sich die Preise für die Kartoffeln,

    die am vormittag noch 4 M. der Zentner

    kosteten, nachmittags auf 6 M. und mehr.

    Mehl ist der Zentner um 10 - 11 M. gestiegen.

    Selbstverständlich steigen dann auch alle übrigen

    Lebensmittelpreise und die Frage ist berechtigt, ob

    diese Steigerung schon jetzt begründet ist? und man

    muß sagen nein, aber das Publikum ist ja selber

    schuld, indem es plötzlich so gewaltige Einkäufe

    macht, daß die Geschäfte ja schließlich töricht wären,

    wenn sie dem Bedarf in dieser Weise nicht Rechnung

    tragen wollten durch Erhöhung der Preise.

    Wie sollen schließlich mit einmal diese großen Anforderungen

    erfüllt werden können? Wie soll es werden,

    wenn wirklich ein Krieg ausbricht? Dem


     3. Spalte 

    kaufenden Publikum kann nicht genug zur Ruhe

    und Besonnenheit geraten werden und man möge

    doch bedenken, daß durch übertriebene Ängstlichkeit

    erst recht Verwirrung im öffentlichen Leben  hervorgerufen

    wird. Mag doch kommen, was da will,

    es wird sich Rat schaffen lassen und letzten Endes

    haben doch auch Stadt- und Staatsbehörden die

    Verpflichtung, in solch ernsten Zeiten einzugreifen,

    um einer ungerechtfertigten Verteuerung der wichtigsten

    Lebensmittel Schranken zu ziehen und man

    darf wohl die Hoffnung aussprechen und das Vertrauen

    haben, daß auch Eisenach keine Ausnahme 

    hierbei machen wird. Also nochmals: ruhig

    Blut nicht nur im Abheben des Geldes von den

    Sparkassen, sondern auch beim Einkauf

    von Lebensmitteln.

                                 Zur  Preissteigerung.

        Herr Oberbürgermeister Schmieder macht folgendes

    bekannt: Gegenüber der gewissenlosen Preissteigerung,

    welche einzelne Bauern und Kaufleute

    jetzt, ohne jeden inneren Grund, eintreten

    lassen, sind vom hiesigen Gemeindevorstand

    Verhandlungen mit benachbarten Städten eingeleitet,

    welche darauf abzielen, daß die Namen derjenigen

    Händler, welche in dieser Weise eine

    vermeintliche Notlage zum Schaden der

    Allgemeinheit ausnützen, öffentlich

    bekannt gemacht werden.

       * Diskont-Erhöhung. Die deutsche Reichsbank

    hat den Wechseldiskont von 4 auf 5

    Prozent, den Lombard - Zinsfuß von 5 auf

    6 Prozent erhöht.

       *Auf der hiesigen Sparkasse ist erfreulicherweise

    im Verkehr seit dem heutigen Tage ein wesentlicher

    Umschwung eingetreten. Im Gegensatz zu

    gestern haben eine ganze Anzahl Leute Einzahlungen

    gemacht, darunter sogar, wie wir  vernehmen,

    Posten in Höhe von 30 000 Mark.

       *Das Schützenfest kann infolge der drohenden

    Kriegsgefahr nicht stattfinden!  Diese Bekanntmachung

    erläßt der Vorstand der Schützengilde

    in der heutigen Nummer der "Eisenacher Zeitung".

    Infolge der gegenwärtigen allgemeinen Weltlage

    hat sich der Vorstand der Schützengilde veranlaßt

    gesehen, das Schützenfest, das vom heutigen Sonnabend

    bis zum 9. August in der Milchkammer abgehalten

    werden sollte, ihrerseits aufzuheben. Der

    Beschluß wurde in einer heute vormittag im "Deutschen

    Haus" abgehaltenen Sitzung des Vorstandes

    und Ausschusses einmütig beschlossen. Wie wir

    weiter vernehmen, wird die Schützengilde heute

    nachmittag 4 Uhr eine weitere Sitzung im Schützenhaus

    "Phantasie" abhalten, und den Budenbesitzern

    das bereits bezahlte Platzgeld zurückgeben. Es ist

    den Budenbesitzern freigestellt, sich an den

    Gemeindevorstand oder an die Polizei zu wenden, daß

    sie die einmal aufgestellten Buden stehen und darin

    Vorstellungen geben lassen können.

       * Ausfall des Pferderennens. Die Rennen auf

    dem Boxberg bei Gotha am 2. und 3. August werden

    wegen der drohenden Kriegsgefahr aufgehoben.

       * Sommertheater Tivoli. Am Sonntag und Montag

    findet die Aufführung der Operettenneuheit

    "Bummelmädels"  statt. Das Stück wird an

    allen besseren Bühnen mit größtem Erfolg

    aufgeführt.


                                        31. JULI 1914.


        Die Rosen blühen, wie Blut, so rot -

        und Lindenblüten bestreuen den Rasen . . . 

        Morgen liegen wir starr und tot . . .

        Die Kriegs-Drommeten blasen!

        Gleich Lauffeuer flog von Haus zu Haus

        vom dräuenden Kriege schreckende Kunde, -

        von Schlachtendonner!  Begeisterungsbraus

        erschallet, von Munde zu Munde!

        Vielleicht - schon morgen

        wir horchen

        auf einsamer Wacht,

        Vorposten auf spähender Runde,

        im Schatten der Nacht,

        auf kaltem Gestein,

        ins Schlachtfeld hinein . . .


        Die Rosen blühen, wie Blut, so rot -

        die letzten weih´ ich den treuen Lieben,

        die mich  begleitet in Kampf und Not:

        den Freunden, die mir geblieben!

        Und rufst du mich, mein Vaterland,

        zu blutig-erbittertem Streite -

        ich bin dir ergeben mit Herz und Hand - 

        so morgen und allezeit, wie heute!

        Für Freiheit und Recht

        ins Gefecht

        nur tapfer hinein!

        Verderben der feindlichen Meute!!

        Deine Söhne sind da!

        "Hurra Germania!"

                                                      Walther Sturm

                         ________________________


                      Theater, Kunst und Wissenschaft.

        Alte Studentenmusik.  Aus Halle berichtet man:

    Die hiesige Studentenverbindung "Fridericiana",

    eine der ältesten Sängerschaften Deutschlands, veranstaltete

    ein interessantes Konzert unter dem Titel

    "Alte Studentenmusik". Einen Teil der Lieder, die

    vielleicht seit Jahrhunderten nicht mehr gehört wurden,

    hat der Leiter der Chöre der "Fridericiana",

    Otto Volkmann, modernisiert, sodaß man überall die

    Grundstimmung, eine gesunde, heitere Lebensauffassung,

    heraushörte. "Einstmals sah ich ein Jungfräulein""

    und "Holla, gut Gesell" von Johann

    Hartmann Schein (1586 bis 1630) eröffneten den

    Abend. In bunter Reihe folgten Studentenlieder

    von Dichtern und Komponisten des 17., 18. und 19.

    Jahrhunderts, zwei Gesänge von Ad. Krieger (1634

    bis 1666), prachtvolle und schlichte Volkslieder, weiter

    ein etwas schwülstiger "Festgruß an Martin

    Opitz" von Heinrich Albert (1604 bis 1651), der

    anläßlich des Einzugs von Martin Opitz in

    Königsberg 1638 entstand, ein Orchestertrio von Stamitz

    sowie ein "Mailied" von Christian August Gebler.

    "Von der edlen Musik", ferner die Studentenserenade

    von Mozart in D-Dur, deren -Textdichter nicht

    mehr bekannt ist, die  Sonata da camera  u. v .a. Um


     4. Spalte 

    das Konzert machten sich außer den Sängern der

    "Fridericiana" das Hallische Stadtheaterorchester

    und vor allem Robert Spörry (Berlin) verdient,

    der seinen Gesang mit der Fiedel begleitete und

    starke Wirkungen erzielte.

        Ein internationaler Musikwettstreit wird von der

    Stadt Nantes  zu Pfingsten des kommenden Jahres

    vorbereitet. Der Wettstreit erstreckt sich auf

    Chorgesang, also auf Gesangvereine, und auf Fanfaren-

    und Bläserkonzerte, und ist von der Stadtverwaltung

    mit sehr ansehnlichen Preisen ausgestattet.

    Das städtische Parlament von Nantes hat

    bereits 30 000 Franks bewilligt, die sowohl in

    Ehrenpreisen wie auch in Geldpreisen an die am

    Wettkampf teilnehmenden Vereine verteilt werden.

                                        _____________________ 


                                            VERMISCHTES.

     

                                Die verprügelte "Braut".

    s.h.  Breslau, 30. Juli.  Ein tragikomisches

    Intermezzo, das vor einiger Zeit in der Stadt

    viel belacht worden war, fand nun vor Gericht seine 

    Fortsetzung und "Sühne". Eine kaum 16 Jahre

    alte Arbeiterstochter unterhielt mit einem

    nicht viel älteren jungen Manne ein Liebesverhältnis.

    Auf einem gemeinsamen Spaziergang

    hatten die beiden Liebenden nun eines Tages das

    Unglück, dem Vater des Mädchens zu begegnen, der

    zunächst seinem Töchterlein handgreiflich die Grundlehren

    der kindlichen Pflichten usw. beibrachte.

    Der "Bräutigam" fühlte sich, nachdem er sich von

    der Überraschung, die der unvermutete Anblick seines

    zukünftigen Schwiegervaters erholt hatte [sic], verpflichtet,

    seiner "Braut" zu Hilfe zu kommen; aber

    der nun einmal schon in seinem tiefsten Inneren empörte

    "Schwiegervater" versetzte sofort auch dem

    jungen Manne einige fühlbare "Antworten".   










  • October 28, 2017 17:15:08 Beate Jochem

     item 21 

     1. Spalte 

                                      TÜRKEI.½

                     Neueste Nachrichten.

        Konstantinopel, 1. August.  Den Blättern

    zufolge wird die türkische Torpedobootsflottille unter

    Kommando des Admirals Limbus Pascha zum 

    Hochseemanöver in den Archipel auslaufen.


                                     JAPAN.

                        Japan und Rußland.

        Man schreibt der "Frkf. Ztg.":  Angesichts der

    russischen Mobilisierung an der Westgrenze des

    Reichs ist die Ansicht des Grafen Okuma, eines genauen

    Kenners japanischer und russischer Heeresverhältnisse,

    über die Gefahren, in die sich Rußland

    im Kriegsfalle stürzen würde, besonders lehrreich.

    Graf Okuma hat vor kurzem eine Broschüre veröffentlicht, 

    in der er über einen japanischen Revanchekrieg

    und einen Krieg Rußlands mit den

    Weltmächten genaue Untersuchungen anstellt. Aus

    diesen geht hervor, daß Rußland im Falle kriegerischer

     Verwicklungen in Europa durch Japan in eine

    recht ungünstige militärische Lage gebracht werden

    würde, so daß tatsächlich ein Waffengang im

    Westen für das Zarenreich unberechenbare Folgen

    im fernen Osten zeitigen könnte. Die Broschüre des

    Grafen Okuma hat großen Eindruck in Japan gemacht,

    da der Nachweis geführt wird, daß die Russen

    gar nicht in der Lage seien, einen sieghaften Krieg

    mit Japan zu führen. Letzteres werde innerhalb 

    eines Monats ein Heer von 1 ½ Millionen Soldaten

    gegn [sic] Rußland aufstellen, das bestenfalls imstande

    sei, nach 3 Monaten höchstens 1 Million Soldaten

     gegen Russland aufstellen, das bestenfalls im- [sic] 

    Dies wäre nur denkbar, wenn die europäischen

    Kräfte nicht durch einen Feldzug im Westen gefesselt

    würden

                             _________________________


                         VOM KRIEGSSCHAUPLATZ.

                                  Neue Gefechte.

       Mailand, 30. Juli.  Der Secolo erhält aus

    Nisch eine Privatmeldung über den Kampf bei

    Semendria der bei Sonnenaufgang begonnen

    hat, um 8 Uhr früh unterbrochen und am Nachmittag

    wieder aufgenommen wurde. Die Serben hätten

    dem übermächtigen Gegner den lebhaftesten

    Widerstand entgegengesetzt; auf beiden Seiten seien

    einige hundert Tote zu verzeichnen. Wenn

    die Serben auch Semendria preisgeben

    mußte (sic), so würden doch Posonka, Jagodin und

    Porotin drei schwere Etappen für das Eindringen

    der österreichischen Truppen nach dem Süden bedeuten.

    An der bosnischen Grenze hätten einige

    hundert Serben die kleine Festung Lesitza stundenlang

    gegen Tausende von österreichischen Truppen

    verteidigt;  sie seien dann abgezogen, nachdem

    sie dem Gegner beträchtliche Verluste  verursacht

    hätten.

                   Erneutes Bombardement von Belgrad.

        Semlin, 30.Juli.  Um ½ 9 Uhr morgens ist

    die Beschießung Belgrads wieder aufgenommen 

    worden und heute donnern die Geschütze nicht nur

    von der Laudon-Schanze, sondern auch von der noch

    näher gelegenen Eugen-Schanze. Die Monitore sind 

    bisher nicht vorgefahren. Die Station ist vollkommen

    verödet. Alle Türen sind abgesperrt und oben

    im Stockwerk sind etwa zwanzig Soldaten untergebracht;

    diese werden voraussichtlich von dort den

    Feind mit Kleingewehrfeuer zu  bestreichen suchen.

    Heue mittag 12 Uhr müssen alle Ortsfremden

    Semlin, das in der ersten Feuerlinie liegt,

    verlassen. Auch alle hier anwesenden fremden

    Korrespondenten werden von dieser

    Verfügung betroffen.

        Wien, 1. Aug.  Zwei Grenzjäger haben unter

    feindlichem Feuer die angeschwollene Deine durchschwommen

    und eine serbische Telefonleitung zerstört.

                                      _____________________________


                                         ZUR TAGESGESCHICHTE.

                 Zur Stärke der Parteien im deutschen Reichstag,

        In der Presse sind die Zahlen über die Stärke der

    Konservativen, Nationalliberalen und Freisinnigen

    in letzter Zeit verschieden angegeben worden. Auf

    Grund amtlichen Materials stellen sich diese Zahlen

    wie folgt dar: Die drittstärkste Partei ist jetzt die

    fortschrittliche Volkspartei mit 46 Mitgliedern (Januar

    1912: 41 Mitglieder und 1 Hospitant). Es folgt

    die nationalliberale Fraktion mit 40 Mitgliedern

    und 5 Hospitanten (es ist der gleiche Stand

    wie 1912). Die konservative Fraktion zählt 39

    Mitglieder und 2 Hospitanten). (Januar 1912: 43

    Mitglieder und 2 Hospitanten) . Während die

    Nationalliberalen keine Einbuße erlitten, verloren

    die Konservativen 4 Mandate, die Freisinnigen

    gewannen 4 Mandate. Die fortschrittliche

    Volkspartei gewann von den Konservativen

    Hagennow-Grevesmühlen und Labiau-Wehlau, von

    den Nationalliberalen Waldeck und Koburg, die ihre

    Verluste durch den Gewinn der konservativen Mandate

    in Salzwedel-Gardelegen und Stendal-Offenburg

    wettmachten. Der austretende Hospitant der

    Nationalliberalen Hestermann wurde durch den

    neuen Hospitanten Schröder (Elbing) ersetzt. Der

    Hospitant Roeser ist der fortschrittlichen Fraktion

    [sic]

                         _______________________________

     

                                     EINHEIMISCHES.

                                                        Eisenach , den 1.August.  

                                             Erlaß.

        Im Anschluß an den im 2. Blatt der "Eisenacher

    Zeitung"" veröffentlichten Erlaß des Kommandierenden

    Generals bestimme ich:

        Gemäß dem Abschnitt: Vom Kriegs- und Belagerungszustand

    der "Vorschrift über den Waffengebrauch

    des Militärs und seine Mitwirkung zur Unterdrückung

    innerer Unruhen" vom 19. März 1914, 

    Ziffer 1 gelten für den Kriegszustand

    die Vorschriften des preußischen Gesetzes

    vom 4. Juni 1851.


     2. Spalte 

                                            § 8

        Wer in einem in  Belagerungszustand erklärten

    Orte oder Distrikte der vorsätzlichen Brandstiftung,

    der vorsätzlichen Verursachung einer Überschwemmung

    oder des Angriffs oder des Widerstandes

    gegen die bewaffnete Macht oder Abgeordnete der

    Zivil- oder Militärbehörde in offener Gewalt und

    mit Waffen oder gefährlichen Werkzeugen versehen

    sich schuldig macht, wird mit dem Tode bestraft.

        Sind mildernde Umstände vorhanden, so kann,

    statt der Todesstrafe, auf 10 - 20jährige Zuchthausstrafe

    erkannt werden.

                                           § 9.

        Wer in einem in Belagerungszustand erklärten

    Orte oder Distrikte

        a)  in Beziehung auf die Zahl, die Marschrichtung

             oder angebliche Siege der Feinde oder

             Aufrührer wissentlich falsche Gerüchte ausstreut

             oder verbreitet, welche geeignet sind,

             die Zivil- oder Militärbehörden hinsichtlich

             ihrer Maßregeln irre zu führen, oder

        b)  ein bei Erklärung des Belagerungszustandes

             oder während desselben vom Militärbefehlshaber

             im Interesse der öffentlichen Sicherheit

             erlassenes Verbot übertritt, oder zu solcher

             Übertretung auffordert oder anreizt,

             oder

        c)  zu dem Verbrechen des Aufruhrs, der tätlichen

             Widersetzlichkeit, der Befreiung eines

             Gefangenen oder zu einem anderen im § 8

             vorgesehenen Verbrechen, wenn auch ohne

             Erfolg auffordert oder anreizt, oder

        d)  Personen des Soldatenstandes zu Verbrechen

             gegen die Subordination oder Vergehungen

             gegen die militärische Zucht und Ordnung

             zu verleiten sucht,

    soll, wenn die bestehenden Gesetze keine höhere Freiheitsstrafe

    bestimmen, mit Gefängnis bis zu einem

    Jahre bestraft werden.

    Eisenach, den 1. August 1914.

         Kgl. Preußisches Garnison -

                      Kommando.

                  Krug von Nidda,

    Major und Garnisonsältester.

                              ___________________________


       * Vom Hofe.  Ihre Königlichen Hoheiten, Großherzog

    Wilhelm Ernst und Großherzogin

    Feodora haben heute vormittag Schloß

    Wilhelmsthal verlassen und sind mit dem Automobil

    nach Weimar gefahren, woselbst bereits die Ankunft

    erfolgte. Das Großherzogliche Hoflager in

    Wilhelmsthal ist vorerst aufgehoben. Die beiden

    Kinder unseres Großherzogspaares verbleiben jedoch

    bis auf weiteres in Wilhelmsthal.

       * Der Kriegszustand macht sich schon gleich in den

    ersten Tagen auch im täglichen Leben bemerkbar.

    Mit der Bequemlichkeit und Selbstverständlichkeit,

    die der Mensch von heutzutage beansprucht, 

    ist es vorbei. So werden jetzt auf dem

    Postamt postlagernde Briefe nicht mehr

    ausgehändigt. Die Post verlangt einen von der Polizei

    ausgefertigten Ausweis, die Polizei

    weigert sich aber, diesen auszustellen, so

    daß der Gesuchsteller von der Post zur  Polizei und

    wieder umgekehrt hin- und herläuft, ohne in den

    Besitz seiner Briefschaften zu kommen. Dieser Zustand,

    der ja ganz unnötig ist, liegt wohl nur daran,

    daß die Polizei nur noch nicht vom richtigen

    Orte aus angewiesen ist, den von der Post verlangten

    Schein auszustellen. - Was sich gestern auf 

    der Sparkasse in Eisenach abspielte, war kein 

    schönes Bild selbstbewußten Benehmens, wie es sich

    für Deutsche geziemt. Von den Vormittagsstunden

    an war die Kasse von Hunderten belagert,

    ein Polizeigebot mußte herangeholt

    werden, um Ordnung zu schaffen! Aber der sich

    überstürzenden Erregung wurde sie natürlich

    nicht Herr. Wilde Szenen spielten sich ab,

    die einen weinten, die anderen lachten und 

    des Gedränges war kein Ende bis in den Nachmittag

    hinein. Im übrigen geht nun alles seinen

    Gang weiter. Die Brücken und Eisenbahnüberführungen

    werden von gestern an von

    Veteranen bewacht.  Post und Bahn arbeiten

    fieberhaft. Vor der Hauptpost am Markt müssen

    die Jahrmarktstände geräumt werden, damit

    der Zugang zur Post ungehindert ist. Durch Deutschlands

    Ultimatum an Rußland, die Anfrage an

    Frankreich ist die Entscheidung nun nicht

    mehr aufzuhalten. Stündlich kann sie fallen. Alle

    Deutschen werden sich des großen Augenblicks würdig

    zeigen und siegesgewiß in die Zukunft

    blicken.

        * Der Kriegszustand wurde heute vormittag mittels

    Trommelwirbel vom hiesigen Bataillon

    allgemein zur öffentlichen Kenntnis gebracht. Um

    Irrtümer zu vermeiden, sei besonders darauf aufmerksam

    gemacht, daß dies mit einer Kriegserklärung

    nichts zu tun hat, sondern daß damit nur

    die besonderen militärische Gesetze in Kraft treten. 7

       * Das Publikum und die Kriegsgefahr. Wie

    immer in Zeiten irgend einer Krisis so ist auch

    augenblicklich bei der drohenden Kriegsgefahr eine

    übertriebene Ängstlichkeit im Publikum

    zu beobachten. So war gestern ein Ansturm auf

    Lebensmittel, speziell Mehl, Kartoffeln usw.

    zu beobachten, wie das wohl eben nur in solch unruhigen

    Zeiten möglich ist. Die Kartoffelwagen 

    wurden geradezu gestürmt, ebenso die Mühlen und

    sonstigen derartigen Geschäfte. Die Folgen eines

    solchen unverständigen Andranges bleiben natürlich

    nicht aus, so steigerten sich die Preise für die Kartoffeln,

    die am vormittag noch 4 M. der Zentner

    kosteten, nachmittags auf 6 M. und mehr.

    Mehl ist der Zentner um 10 - 11 M. gestiegen.

    Selbstverständlich steigen dann auch alle übrigen

    Lebensmittelpreise und die Frage ist berechtigt, ob

    diese Steigerung schon jetzt begründet ist? und man

    muß sagen nein, aber das Publikum ist ja selber

    schuld, indem es plötzlich so gewaltige Einkäufe

    macht, daß die Geschäfte ja schließlich töricht wären,

    wenn sie dem Bedarf in dieser Weise nicht Rechnung

    tragen wollten durch Erhöhung der Preise.

    Wie sollen schließlich mit einmal diese großen Anforderungen

    erfüllt werden können? Wie soll es werden,

    wenn wirklich ein Krieg ausbricht? Dem


     3. Spalte 

    kaufenden Publikum kann nicht genug zur Ruhe

    und Besonnenheit geraten werden und man möge

    doch bedenken, daß durch übertriebene Ängstlichkeit

    erst recht Verwirrung im öffentlichen Leben  hervorgerufen

    wird. Mag doch kommen, was da will,

    es wird sich Rat schaffen lassen und letzten Endes

    haben doch auch Stadt- und Staatsbehörden die

    Verpflichtung, in solch ernsten Zeiten einzugreifen,

    um einer ungerechtfertigten Verteuerung der wichtigsten

    Lebensmittel Schranken zu ziehen und man

    darf wohl die Hoffnung aussprechen und das Vertrauen

    haben, daß auch Eisenach keine Ausnahme 

    hierbei machen wird. Also nochmals: ruhig

    Blut nicht nur im Abheben des Geldes von den

    Sparkassen, sondern auch beim Einkauf

    von Lebensmitteln.

                                 Zur  Preissteigerung.

        Herr Oberbürgermeister Schmieder macht folgendes

    bekannt: Gegenüber der gewissenlosen Preissteigerung,

    welche einzelne Bauern und Kaufleute

    jetzt, ohne jeden inneren Grund, eintreten

    lassen, sind vom hiesigen Gemeindevorstand

    Verhandlungen mit benachbarten Städten eingeleitet,

    welche darauf abzielen, daß die Namen derjenigen

    Händler, welche in dieser Weise eine

    vermeintliche Notlage zum Schaden der

    Allgemeinheit ausnützen, öffentlich

    bekannt gemacht werden.

       * Diskont-Erhöhung. Die deutsche Reichsbank

    hat den Wechseldiskont von 4 auf 5

    Prozent, den Lombard - Zinsfuß von 5 auf

    6 Prozent erhöht.

       *Auf der hiesigen Sparkasse ist erfreulicherweise

    im Verkehr seit dem heutigen Tage ein wesentlicher

    Umschwung eingetreten. Im Gegensatz zu

    gestern haben eine ganze Anzahl Leute Einzahlungen

    gemacht, darunter sogar, wie wir  vernehmen,

    Posten in Höhe von 30 000 Mark.

       *Das Schützenfest kann infolge der drohenden

    Kriegsgefahr nicht stattfinden!  Diese Bekanntmachung

    erläßt der Vorstand der Schützengilde

    in der heutigen Nummer der "Eisenacher Zeitung".

    Infolge der gegenwärtigen allgemeinen Weltlage

    hat sich der Vorstand der Schützengilde veranlaßt

    gesehen, das Schützenfest, das vom heutigen Sonnabend

    bis zum 9. August in der Milchkammer abgehalten

    werden sollte, ihrerseits aufzuheben. Der

    Beschluß wurde in einer heute vormittag im "Deutschen

    Haus" abgehaltenen Sitzung des Vorstandes

    und Ausschusses einmütig beschlossen. Wie wir

    weiter vernehmen, wird die Schützengilde heute

    nachmittag 4 Uhr eine weitere Sitzung im Schützenhaus

    "Phantasie" abhalten, und den Budenbesitzern

    das bereits bezahlte Platzgeld zurückgeben. Es ist

    den Budenbesitzern freigestellt, sich an den

    Gemeindevorstand oder an die Polizei zu wenden, daß

    sie die einmal aufgestellten Buden stehen und darin

    Vorstellungen geben lassen können.

       * Ausfall des Pferderennens. Die Rennen auf

    dem Boxberg bei Gotha am 2. und 3. August werden

    wegen der drohenden Kriegsgefahr aufgehoben.

       * Sommertheater Tivoli. Am Sonntag und Montag

    findet die Aufführung der Operettenneuheit

    "Bummelmädels"  statt. Das Stück wird an

    allen besseren Bühnen mit größtem Erfolg

    aufgeführt.


                                        31. JULI 1914.


        Die Rosen blühen, wie Blut, so rot -

        und Lindenblüten bestreuen den Rasen . . . 

        Morgen liegen wir starr und tot . . .

        Die Kriegs-Drommeten blasen!

        Gleich Lauffeuer flog von Haus zu Haus

        vom dräuenden Kriege schreckende Kunde, -

        von Schlachtendonner!  Begeisterungsbraus

        erschallet, von Munde zu Munde!

        Vielleicht - schon morgen

        wir horchen

        auf einsamer Wacht,

        Vorposten auf spähender Runde,

        im Schatten der Nacht,

        auf kaltem Gestein,

        ins Schlachtfeld hinein . . .


        Die Rosen blühen, wie Blut, so rot -

        die letzten weih´ ich den treuen Lieben,

        die mich  begleitet in Kampf und Not:

        den Freunden, die mir geblieben!

        Und rufst du mich, mein Vaterland,

        zu blutig-erbittertem Streite -

        ich bin dir ergeben mit Herz und Hand - 

        so morgen und allezeit, wie heute!

        Für Freiheit und Recht

        ins Gefecht

        nur tapfer hinein!

        Verderben der feindlichen Meute!!

        Deine Söhne sind da!

        "Hurra Germania!"

                                                      Walther Sturm

                         ________________________


                      Theater, Kunst und Wissenschaft.

        Alte Studentenmusik.  Aus Halle berichtet man:

    Die hiesige Studentenverbindung "Fridericiana",

    eine der ältesten Sängerschaften Deutschlands, veranstaltete

    ein interessantes Konzert unter dem Titel

    "Alte Studentenmusik". Einen Teil der Lieder, die

    vielleicht seit Jahrhunderten nicht mehr gehört wurden,

    hat der Leiter der Chöre der "Fridericiana",

    Otto Volkmann, modernisiert, sodaß man überall die

    Grundstimmung, eine gesunde, heitere Lebensauffassung,

    heraushörte. "Einstmals sah ich ein Jungfräulein""

    und "Holla, gut Gesell" von Johann

    Hartmann Schein (1586 bis 1630) eröffneten den

    Abend. In bunter Reihe folgten Studentenlieder

    von Dichtern und Komponisten des 17., 18. und 19.

    Jahrhunderts, zwei Gesänge von Ad. Krieger (1634

    bis 1666), prachtvolle und schlichte Volkslieder, weiter

    ein etwas schwülstiger "Festgruß an Martin

    Opitz" von Heinrich Albert (1604 bis 1651), der

    anläßlich des Einzugs von Martin Opitz in

    Königsberg 1638 entstand, ein Orchestertrio von Stamitz

    sowie ein "Mailied" von Christian August Gebler.

    "Von der edlen Musik", ferner die Studentenserenade

    von Mozart in D-Dur, deren -Textdichter nicht

    mehr bekannt ist, die  Sonata da camera  u. v .a. Um


     4. Spalte 

    das Konzert machten sich außer den Sängern der

    "Fridericiana" das Hallische Stadtheaterorchester

    und vor allem Robert Spörry (Berlin) verdient,

    der seinen Gesang mit der Fiedel begleitete und

    starke Wirkungen erzielte.

        Ein internationaler Musikwettstreit wird von der

    Stadt Nantes  zu Pfingsten des kommenden Jahres

    vorbereitet. Der Wettstreit erstreckt sich auf

    Chorgesang, also auf Gesangvereine, und auf Fanfaren-

    und Bläserkonzerte, und ist von der Stadtverwaltung

    mit sehr ansehnlichen Preisen ausgestattet.

    Das städtische Parlament von Nantes hat

    bereits 30 000 Franks bewilligt, die sowohl in

    Ehrenpreisen wie auch in Geldpreisen an die am

    Wettkampf teilnehmenden Vereine verteilt werden.

                                        _____________________ 


                                            VERMISCHTES.

     

                                Die verprügelte "Braut".

    s.h.  Breslau, 30. Juli.  Ein tragikomisches

    Intermezzo, das vor einiger Zeit in der Stadt

    viel belacht worden war, fand nun vor Gericht seine 

    Fortsetzung und "Sühne". Eine kaum 16 Jahre

    alte Arbeiterstochter unterhielt mit einem

    nicht viel älteren jungen Manne ein Liebesverhältnis.

    Auf einem gemeinsamen Spaziergang

    hatten die beiden Liebenden nun eines Tages das

    Unglück, dem Vater des Mädchens zu begegnen, der

    zunächst seinem Töchterlein handgreiflich die Grundlehren

    der kindlichen Pflichten usw. beibrachte.

    Der "Bräutigam" fühlte sich, nachdem er sich von

    der Überraschung, die der unvermutete Anblick seines

    zukünftigen Schwiegervaters erholt hatte [sic], verpflichtet,

    seiner "Braut" zu Hilfe zu kommen; aber

    der nun einmal schon in seinem tiefsten Inneren empörte

    "Schwiegervater" versetzte sofort auch dem

    jungen Manne einige fühlbare "Antworten". 










  • October 23, 2017 18:37:42 Beate Jochem

     item 21 

     1. Spalte 

                                      TÜRKEI.½

                     Neueste Nachrichten.

        Konstantinopel, 1. August.  Den Blättern

    zufolge wird die türkische Torpedobootsflottille unter

    Kommando des Admirals Limbus Pascha zum 

    Hochseemanöver in den Archipel auslaufen.


                                     JAPAN.

                        Japan und Rußland.

        Man schreibt der "Frkf. Ztg.":  Angesichts der

    russischen Mobilisierung an der Westgrenze des

    Reichs ist die Ansicht des Grafen Okuma, eines genauen

    Kenners japanischer und russischer Heeresverhältnisse,

    über die Gefahren, in die sich Rußland

    im Kriegsfalle stürzen würde, besonders lehrreich.

    Graf Okuma hat vor kurzem eine Broschüre veröffentlicht, 

    in der er über einen japanischen Revanchekrieg

    und einen Krieg Rußlands mit den

    Weltmächten genaue Untersuchungen anstellt. Aus

    diesen geht hervor, daß Rußland im Falle kriegerischer

     Verwicklungen in Europa durch Japan in eine

    recht ungünstige militärische Lage gebracht werden

    würde, so daß tatsächlich ein Waffengang im

    Westen für das Zarenreich unberechenbare Folgen

    im fernen Osten zeitigen könnte. Die Broschüre des

    Grafen Okuma hat großen Eindruck in Japan gemacht,

    da der Nachweis geführt wird, daß die Russen

    gar nicht in der Lage seien, einen sieghaften Krieg

    mit Japan zu führen. Letzteres werde innerhalb 

    eines Monats ein Heer von 1 ½ Millionen Soldaten

    gegn [sic] Rußland aufstellen, das bestenfalls imstande

    sei, nach 3 Monaten höchstens 1 Million Soldaten

     gegen Russland aufstellen, das bestenfalls im- [sic] 

    Dies wäre nur denkbar, wenn die europäischen

    Kräfte nicht durch einen Feldzug im Westen gefesselt

    würden

                             _________________________


                         VOM KRIEGSSCHAUPLATZ.

                                  Neue Gefechte.

       Mailand, 30. Juli.  Der Secolo erhält aus

    Nisch eine Privatmeldung über den Kampf bei

    Semendria der bei Sonnenaufgang begonnen

    hat, um 8 Uhr früh unterbrochen und am Nachmittag

    wieder aufgenommen wurde. Die Serben hätten

    dem übermächtigen Gegner den lebhaftesten

    Widerstand entgegengesetzt; auf beiden Seiten seien

    einige hundert Tote zu verzeichnen. Wenn

    die Serben auch Semendria preisgeben

    mußte (sic), so würden doch Posonka, Jagodin und

    Porotin drei schwere Etappen für das Eindringen

    der österreichischen Truppen nach dem Süden bedeuten.

    An der bosnischen Grenze hätten einige

    hundert Serben die kleine Festung Lesitza stundenlang

    gegen Tausende von österreichischen Truppen

    verteidigt;  sie seien dann abgezogen, nachdem

    sie dem Gegner beträchtliche Verluste  verursacht

    hätten.

                   Erneutes Bombardement von Belgrad.

        Semlin, 30.Juli.  Um ½ 9 Uhr morgens ist

    die Beschießung Belgrads wieder aufgenommen 

    worden und heute donnern die Geschütze nicht nur

    von der Laudon-Schanze, sondern auch von der noch

    näher gelegenen Eugen-Schanze. Die Monitore sind 

    bisher nicht vorgefahren. Die Station ist vollkommen

    verödet. Alle Türen sind abgesperrt und oben

    im Stockwerk sind etwa zwanzig Soldaten untergebracht;

    diese werden voraussichtlich von dort den

    Feind mit Kleingewehrfeuer zu  bestreichen suchen.

    Heue mittag 12 Uhr müssen alle Ortsfremden

    Semlin, das in der ersten Feuerlinie liegt,

    verlassen. Auch alle hier anwesenden fremden

    Korrespondenten werden von dieser

    Verfügung betroffen.

        Wien, 1. Aug.  Zwei Grenzjäger haben unter

    feindlichem Feuer die angeschwollene Deine durchschwommen

    und eine serbische Telefonleitung zerstört.

                                      _____________________________


                                         ZUR TAGESGESCHICHTE.

                 Zur Stärke der Parteien im deutschen Reichstag,

        In der Presse sind die Zahlen über die Stärke der

    Konservativen, Nationalliberalen und Freisinnigen

    in letzter Zeit verschieden angegeben worden. Auf

    Grund amtlichen Materials stellen sich diese Zahlen

    wie folgt dar: Die drittstärkste Partei ist jetzt die

    fortschrittliche Volkspartei mit 46 Mitgliedern (Januar

    1912: 41 Mitglieder und 1 Hospitant). Es folgt

    die nationalliberale Fraktion mit 40 Mitgliedern

    und 5 Hospitanten (es ist der gleiche Stand

    wie 1912). Die konservative Fraktion zählt 39

    Mitglieder und 2 Hospitanten). (Januar 1912: 43

    Mitglieder und 2 Hospitanten) . Während die

    Nationalliberalen keine Einbuße erlitten, verloren

    die Konservativen 4 Mandate, die Freisinnigen

    gewannen 4 Mandate. Die fortschrittliche

    Volkspartei gewann von den Konservativen

    Hagennow-Grevesmühlen und Labiau-Wehlau, von

    den Nationalliberalen Waldeck und Koburg, die ihre

    Verluste durch den Gewinn der konservativen Mandate

    in Salzwedel-Gardelegen und Stendal-Offenburg

    wettmachten. Der austretende Hospitant der

    Nationalliberalen Hestermann wurde durch den

    neuen Hospitanten Schröder (Elbing) ersetzt. Der

    Hospitant Roeser ist der fortschrittlichen Fraktion

    [sic]

                         _______________________________

     

                                     EINHEIMISCHES.

                                                        Eisenach , den 1.August.  

                                             Erlaß.

        Im Anschluß an den im 2. Blatt der "Eisenacher

    Zeitung"" veröffentlichten Erlaß des Kommandierenden

    Generals bestimme ich:

        Gemäß dem Abschnitt: Vom Kriegs- und Belagerungszustand

    der "Vorschrift über den Waffengebrauch

    des Militärs und seine Mitwirkung zur Unterdrückung

    innerer Unruhen" vom 19. März 1914, 

    Ziffer 1 gelten für den Kriegszustand

    die Vorschriften des preußischen Gesetzes

    vom 4. Juni 1851.


     2. Spalte 

                                            § 8

        Wer in einem in  Belagerungszustand erklärten

    Orte oder Distrikte der vorsätzlichen Brandstiftung,

    der vorsätzlichen Verursachung einer Überschwemmung

    oder des Angriffs oder des Widerstandes

    gegen die bewaffnete Macht oder Abgeordnete der

    Zivil- oder Militärbehörde in offener Gewalt und

    mit Waffen oder gefährlichen Werkzeugen versehen

    sich schuldig macht, wird mit dem Tode bestraft.

        Sind mildernde Umstände vorhanden, so kann,

    statt der Todesstrafe, auf 10 - 20jährige Zuchthausstrafe

    erkannt werden.

                                           § 9.

        Wer in einem in Belagerungszustand erklärten

    Orte oder Distrikte

        a)  in Beziehung auf die Zahl, die Marschrichtung

             oder angebliche Siege der Feinde oder

             Aufrührer wissentlich falsche Gerüchte ausstreut

             oder verbreitet, welche geeignet sind,

             die Zivil- oder Militärbehörden hinsichtlich

             ihrer Maßregeln irre zu führen, oder

        b)  ein bei Erklärung des Belagerungszustandes

             oder während desselben vom Militärbefehlshaber

             im Interesse der öffentlichen Sicherheit

             erlassenes Verbot übertritt, oder zu solcher

             Übertretung auffordert oder anreizt,

             oder

        c)  zu dem Verbrechen des Aufruhrs, der tätlichen

             Widersetzlichkeit, der Befreiung eines

             Gefangenen oder zu einem anderen im § 8

             vorgesehenen Verbrechen, wenn auch ohne

             Erfolg auffordert oder anreizt, oder

        d)  Personen des Soldatenstandes zu Verbrechen

             gegen die Subordination oder Vergehungen

             gegen die militärische Zucht und Ordnung

             zu verleiten sucht,

    soll, wenn die bestehenden Gesetze keine höhere Freiheitsstrafe

    bestimmen, mit Gefängnis bis zu einem

    Jahre bestraft werden.

    Eisenach, den 1. August 1914.

         Kgl. Preußisches Garnison -

                      Kommando.

                  Krug von Nidda,

    Major und Garnisonsältester.

                              ___________________________


       * Vom Hofe.  Ihre Königlichen Hoheiten, Großherzog

    Wilhelm Ernst und Großherzogin

    Feodora haben heute vormittag Schloß

    Wilhelmsthal verlassen und sind mit dem Automobil

    nach Weimar gefahren, woselbst bereits die Ankunft

    erfolgte. Das Großherzogliche Hoflager in

    Wilhelmsthal ist vorerst aufgehoben. Die beiden

    Kinder unseres Großherzogspaares verbleiben jedoch

    bis auf weiteres in Wilhelmsthal.

       * Der Kriegszustand macht sich schon gleich in den

    ersten Tagen auch im täglichen Leben bemerkbar.

    Mit der Bequemlichkeit und Selbstverständlichkeit,

    die der Mensch von heutzutage beansprucht, 

    ist es vorbei. So werden jetzt auf dem

    Postamt postlagernde Briefe nicht mehr

    ausgehändigt. Die Post verlangt einen von der Polizei

    ausgefertigten Ausweis, die Polizei

    weigert sich aber, diesen auszustellen, so

    daß der Gesuchsteller von der Post zur  Polizei und

    wieder umgekehrt hin- und herläuft, ohne in den

    Besitz seiner Briefschaften zu kommen. Dieser Zustand,

    der ja ganz unnötig ist, liegt wohl nur daran,

    daß die Polizei nur noch nicht vom richtigen

    Orte aus angewiesen ist, den von der Post verlangten

    Schein auszustellen. - Was sich gestern auf 

    der Sparkasse in Eisenach abspielte, war kein 

    schönes Bild selbstbewußten Benehmens, wie es sich

    für Deutsche geziemt. Von den Vormittagsstunden

    an war die Kasse von Hunderten belagert,

    ein Polizeigebot mußte herangeholt

    werden, um Ordnung zu schaffen! Aber der sich

    überstürzenden Erregung wurde sie natürlich

    nicht Herr. Wilde Szenen spielten sich ab,

    die einen weinten, die anderen lachten und 

    des Gedränges war kein Ende bis in den Nachmittag

    hinein. Im übrigen geht nun alles seinen

    Gang weiter. Die Brücken und Eisenbahnüberführungen

    werden von gestern an von

    Veteranen bewacht.  Post und Bahn arbeiten

    fieberhaft. Vor der Hauptpost am Markt müssen

    die Jahrmarktstände geräumt werden, damit

    der Zugang zur Post ungehindert ist. Durch Deutschlands

    Ultimatum an Rußland, die Anfrage an

    Frankreich ist die Entscheidung nun nicht

    mehr aufzuhalten. Stündlich kann sie fallen. Alle

    Deutschen werden sich des großen Augenblicks würdig

    zeigen und siegesgewiß in die Zukunft

    blicken.

        * Der Kriegszustand wurde heute vormittag mittels

    Trommelwirbel vom hiesigen Bataillon

    allgemein zur öffentlichen Kenntnis gebracht. Um

    Irrtümer zu vermeiden, sei besonders darauf aufmerksam

    gemacht, daß dies mit einer Kriegserklärung

    nichts zu tun hat, sondern daß damit nur

    die besonderen militärische Gesetze in Kraft treten. 7

       * Das Publikum und die Kriegsgefahr. Wie

    immer in Zeiten irgend einer Krisis so ist auch

    augenblicklich bei der drohenden Kriegsgefahr eine

    übertriebene Ängstlichkeit im Publikum

    zu beobachten. So war gestern ein Ansturm auf

    Lebensmittel, speziell Mehl, Kartoffeln usw.

    zu beobachten, wie das wohl eben nur in solch unruhigen

    Zeiten möglich ist. Die Kartoffelwagen 

    wurden geradezu gestürmt, ebenso die Mühlen und

    sonstigen derartigen Geschäfte. Die Folgen eines

    solchen unverständigen Andranges bleiben natürlich

    nicht aus, so steigerten sich die Preise für die Kartoffeln,

    die am vormittag noch 4 M. der Zentner

    kosteten, nachmittags auf 6 M. und mehr.

    Mehl ist der Zentner um 10 - 11 M. gestiegen.

    Selbstverständlich steigen dann auch alle übrigen

    Lebensmittelpreise und die Frage ist berechtigt, ob

    diese Steigerung schon jetzt begründet ist? und man

    muß sagen nein, aber das Publikum ist ja selber

    schuld, indem es plötzlich so gewaltige Einkäufe

    macht, daß die Geschäfte ja schließlich töricht wären,

    wenn sie dem Bedarf in dieser Weise nicht Rechnung

    tragen wollten durch Erhöhung der Preise.

    Wie sollen schließlich mit einmal diese großen Anforderungen

    erfüllt werden können? Wie soll es werden,

    wenn wirklich ein Krieg ausbricht? Dem


     3. Spalte 

    kaufenden Publikum kann nicht genug zur Ruhe

    und Besonnenheit geraten werden und man möge

    doch bedenken, daß durch übertriebene Ängstlichkeit

    erst recht Verwirrung im öffentlichen Leben  hervorgerufen

    wird. Mag doch kommen, was da will,

    es wird sich Rat schaffen lassen und letzten Endes

    haben doch auch Stadt- und Staatsbehörden die

    Verpflichtung, in solch ernsten Zeiten einzugreifen,

    um einer ungerechtfertigten Verteuerung der wichtigsten

    Lebensmittel Schranken zu ziehen und man

    darf wohl die Hoffnung aussprechen und das Vertrauen

    haben, daß auch Eisenach keine Ausnahme 

    hierbei machen wird. Also nochmals: ruhig

    Blut nicht nur im Abheben des Geldes von den

    Sparkassen, sondern auch beim Einkauf

    von Lebensmitteln.

                                 Zur  Preissteigerung.

        Herr Oberbürgermeister Schmieder macht folgendes

    bekannt: Gegenüber der gewissenlosen Preissteigerung,

    welche einzelne Bauern und Kaufleute

    jetzt, ohne jeden inneren Grund, eintreten

    lassen, sind vom hiesigen Gemeindevorstand

    Verhandlungen mit benachbarten Städten eingeleitet,

    welche darauf abzielen, daß die Namen derjenigen

    Händler, welche in dieser Weise eine

    vermeintliche Notlage zum Schaden der

    Allgemeinheit ausnützen, öffentlich

    bekannt gemacht werden.

       * Diskont-Erhöhung. Die deutsche Reichsbank

    hat den Wechseldiskont von 4 auf 5

    Prozent, den Lombard - Zinsfuß von 5 auf

    6 Prozent erhöht.

       *Auf der hiesigen Sparkasse ist erfreulicherweise

    im Verkehr seit dem heutigen Tage ein wesentlicher

    Umschwung eingetreten. Im Gegensatz zu

    gestern haben eine ganze Anzahl Leute Einzahlungen

    gemacht, darunter sogar, wie wir  vernehmen,

    Posten in Höhe von 30 000 Mark.

       *Das Schützenfest kann infolge der drohenden

    Kriegsgefahr nicht stattfinden!  Diese Bekanntmachung

    erläßt der Vorstand der Schützengilde

    in der heutigen Nummer der "Eisenacher Zeitung".

    Infolge der gegenwärtigen allgemeinen Weltlage

    hat sich der Vorstand der Schützengilde veranlaßt

    gesehen, das Schützenfest, das vom heutigen Sonnabend

    bis zum 9. August in der Milchkammer abgehalten

    werden sollte, ihrerseits aufzuheben. Der

    Beschluß wurde in einer heute vormittag im "Deutschen

    Haus" abgehaltenen Sitzung des Vorstandes

    und Ausschusses einmütig beschlossen. Wie wir

    weiter vernehmen, wird die Schützengilde heute

    nachmittag 4 Uhr eine weitere Sitzung im Schützenhaus

    "Phantasie" abhalten, und den Budenbesitzern

    das bereits bezahlte Platzgeld zurückgeben. Es ist

    den Budenbesitzern freigestellt, sich an den

    Gemeindevorstand oder an die Polizei zu wenden, daß

    sie die einmal aufgestellten Buden stehen und darin

    Vorstellungen geben lassen können.

       * Ausfall des Pferderennens. Die Rennen auf

    dem Boxberg bei Gotha am 2. und 3. August werden

    wegen der drohenden Kriegsgefahr aufgehoben.

       * Sommertheater Tivoli. Am Sonntag und Montag

    findet die Aufführung der Operettenneuheit

    "Bummelmädels"  statt. Das Stück wird an

    allen besseren Bühnen mit größtem Erfolg

    aufgeführt.


                                        31. JULI 1914.


        Die Rosen blühen, wie Blut, so rot -

        und Lindenblüten bestreuen den Rasen . . . 

        Morgen liegen wir starr und tot . . .

        Die Kriegs-Drommeten blasen!

        Gleich Lauffeuer flog von Haus zu Haus

        vom dräuenden Kriege schreckende Kunde, -

        von Schlachtendonner!  Begeisterungsbraus

        erschallet, von Munde zu Munde!

        Vielleicht - schon morgen

        wir horchen

        auf einsamer Wacht,

        Vorposten auf spähender Runde,

        im Schatten der Nacht,

        auf kaltem Gestein,

        ins Schlachtfeld hinein . . .


        Die Rosen blühen, wie Blut, so rot -

        die letzten weih´ ich den treuen Lieben,

        die mich  begleitet in Kampf und Not:

        den Freunden, die mir geblieben!

        Und rufst du mich, mein Vaterland,

        zu blutig-erbittertem Streite -

        ich bin dir ergeben mit Herz und Hand - 

        so morgen und allezeit, wie heute!

        Für Freiheit und Recht

        ins Gefecht

        nur tapfer hinein!

        Verderben der feindlichen Meute!!

        Deine Söhne sind da!

        "Hurra Germania!"

                                                      Walther Sturm

                         ________________________


                      Theater, Kunst und Wissenschaft.

        Alte Studentenmusik.  Aus Halle berichtet man:

    Die hiesige Studentenverbindung "Fridericiana",

    eine der ältesten Sängerschaften Deutschlands, veranstaltete

    ein interessantes Konzert unter dem Titel

    "Alte Studentenmusik". Einen Teil der Lieder, die

    vielleicht seit Jahrhunderten nicht mehr gehört wurden,

    hat der Leiter der Chöre der "Fridericiana",

    Otto Volkmann, modernisiert, sodaß man überall die

    Grundstimmung, eine gesunde, heitere Lebensauffassung,

    heraushörte. "Einstmals sah ich ein Jungfräulein""

    und "Holla, gut Gesell" von Johann

    Hartmann Schein (1586 bis 1630) eröffneten den

    Abend. In bunter Reihe folgten Studentenlieder

    von Dichtern und Komponisten des 17., 18. und 19.

    Jahrhunderts, zwei Gesänge von Ad. Krieger (1634

    bis 1666), prachtvolle und schlichte Volkslieder, weiter

    ein etwas schwülstiger "Festgruß an Martin

    Opitz" von Heinrich Albert (1604 bis 1651), der

    anläßlich des Einzugs von Martin Opitz in

    Königsberg 1638 entstand, ein Orchestertrio von Stamitz

    sowie ein "Mailied" von Christian August Gebler.

    "Von der edlen Musik", ferner die Studentenserenade

    von Mozart in D-Dur, deren -Textdichter nicht

    mehr bekannt ist, die  Sonata da camera  u. v .a. Um


     4. Spalte 

    das Konzert machten sich außer den Sängern der

    "Fridericiana" das Hallische Stadtheaterorchester

    und vor allem Robert Spörry (Berlin) verdient,

    der seinen Gesang mit der Fiedel begleitete und

    starke Wirkungen erzielte.








  • October 23, 2017 18:37:10 Beate Jochem

     item 21 

     1. Spalte 

                                      TÜRKEI.½

                     Neueste Nachrichten.

        Konstantinopel, 1. August.  Den Blättern

    zufolge wird die türkische Torpedobootsflottille unter

    Kommando des Admirals Limbus Pascha zum 

    Hochseemanöver in den Archipel auslaufen.


                                     JAPAN.

                        Japan und Rußland.

        Man schreibt der "Frkf. Ztg.":  Angesichts der

    russischen Mobilisierung an der Westgrenze des

    Reichs ist die Ansicht des Grafen Okuma, eines genauen

    Kenners japanischer und russischer Heeresverhältnisse,

    über die Gefahren, in die sich Rußland

    im Kriegsfalle stürzen würde, besonders lehrreich.

    Graf Okuma hat vor kurzem eine Broschüre veröffentlicht, 

    in der er über einen japanischen Revanchekrieg

    und einen Krieg Rußlands mit den

    Weltmächten genaue Untersuchungen anstellt. Aus

    diesen geht hervor, daß Rußland im Falle kriegerischer

     Verwicklungen in Europa durch Japan in eine

    recht ungünstige militärische Lage gebracht werden

    würde, so daß tatsächlich ein Waffengang im

    Westen für das Zarenreich unberechenbare Folgen

    im fernen Osten zeitigen könnte. Die Broschüre des

    Grafen Okuma hat großen Eindruck in Japan gemacht,

    da der Nachweis geführt wird, daß die Russen

    gar nicht in der Lage seien, einen sieghaften Krieg

    mit Japan zu führen. Letzteres werde innerhalb 

    eines Monats ein Heer von 1 ½ Millionen Soldaten

    gegn [sic] Rußland aufstellen, das bestenfalls imstande

    sei, nach 3 Monaten höchstens 1 Million Soldaten

     gegen Russland aufstellen, das bestenfalls im- [sic] 

    Dies wäre nur denkbar, wenn die europäischen

    Kräfte nicht durch einen Feldzug im Westen gefesselt

    würden

                             _________________________


                         VOM KRIEGSSCHAUPLATZ.

                                  Neue Gefechte.

       Mailand, 30. Juli.  Der Secolo erhält aus

    Nisch eine Privatmeldung über den Kampf bei

    Semendria der bei Sonnenaufgang begonnen

    hat, um 8 Uhr früh unterbrochen und am Nachmittag

    wieder aufgenommen wurde. Die Serben hätten

    dem übermächtigen Gegner den lebhaftesten

    Widerstand entgegengesetzt; auf beiden Seiten seien

    einige hundert Tote zu verzeichnen. Wenn

    die Serben auch Semendria preisgeben

    mußte (sic), so würden doch Posonka, Jagodin und

    Porotin drei schwere Etappen für das Eindringen

    der österreichischen Truppen nach dem Süden bedeuten.

    An der bosnischen Grenze hätten einige

    hundert Serben die kleine Festung Lesitza stundenlang

    gegen Tausende von österreichischen Truppen

    verteidigt;  sie seien dann abgezogen, nachdem

    sie dem Gegner beträchtliche Verluste  verursacht

    hätten.

                   Erneutes Bombardement von Belgrad.

        Semlin, 30.Juli.  Um ½ 9 Uhr morgens ist

    die Beschießung Belgrads wieder aufgenommen 

    worden und heute donnern die Geschütze nicht nur

    von der Laudon-Schanze, sondern auch von der noch

    näher gelegenen Eugen-Schanze. Die Monitore sind 

    bisher nicht vorgefahren. Die Station ist vollkommen

    verödet. Alle Türen sind abgesperrt und oben

    im Stockwerk sind etwa zwanzig Soldaten untergebracht;

    diese werden voraussichtlich von dort den

    Feind mit Kleingewehrfeuer zu  bestreichen suchen.

    Heue mittag 12 Uhr müssen alle Ortsfremden

    Semlin, das in der ersten Feuerlinie liegt,

    verlassen. Auch alle hier anwesenden fremden

    Korrespondenten werden von dieser

    Verfügung betroffen.

        Wien, 1. Aug.  Zwei Grenzjäger haben unter

    feindlichem Feuer die angeschwollene Deine durchschwommen

    und eine serbische Telefonleitung zerstört.

                                      _____________________________


                                         ZUR TAGESGESCHICHTE.

                 Zur Stärke der Parteien im deutschen Reichstag,

        In der Presse sind die Zahlen über die Stärke der

    Konservativen, Nationalliberalen und Freisinnigen

    in letzter Zeit verschieden angegeben worden. Auf

    Grund amtlichen Materials stellen sich diese Zahlen

    wie folgt dar: Die drittstärkste Partei ist jetzt die

    fortschrittliche Volkspartei mit 46 Mitgliedern (Januar

    1912: 41 Mitglieder und 1 Hospitant). Es folgt

    die nationalliberale Fraktion mit 40 Mitgliedern

    und 5 Hospitanten (es ist der gleiche Stand

    wie 1912). Die konservative Fraktion zählt 39

    Mitglieder und 2 Hospitanten). (Januar 1912: 43

    Mitglieder und 2 Hospitanten) . Während die

    Nationalliberalen keine Einbuße erlitten, verloren

    die Konservativen 4 Mandate, die Freisinnigen

    gewannen 4 Mandate. Die fortschrittliche

    Volkspartei gewann von den Konservativen

    Hagennow-Grevesmühlen und Labiau-Wehlau, von

    den Nationalliberalen Waldeck und Koburg, die ihre

    Verluste durch den Gewinn der konservativen Mandate

    in Salzwedel-Gardelegen und Stendal-Offenburg

    wettmachten. Der austretende Hospitant der

    Nationalliberalen Hestermann wurde durch den

    neuen Hospitanten Schröder (Elbing) ersetzt. Der

    Hospitant Roeser ist der fortschrittlichen Fraktion

    [sic]

                         _______________________________

     

                                     EINHEIMISCHES.

                                                        Eisenach , den 1.August.  

                                             Erlaß.

        Im Anschluß an den im 2. Blatt der "Eisenacher

    Zeitung"" veröffentlichten Erlaß des Kommandierenden

    Generals bestimme ich:

        Gemäß dem Abschnitt: Vom Kriegs- und Belagerungszustand

    der "Vorschrift über den Waffengebrauch

    des Militärs und seine Mitwirkung zur Unterdrückung

    innerer Unruhen" vom 19. März 1914, 

    Ziffer 1 gelten für den Kriegszustand

    die Vorschriften des preußischen Gesetzes

    vom 4. Juni 1851.


     2. Spalte 

                                            § 8

        Wer in einem in  Belagerungszustand erklärten

    Orte oder Distrikte der vorsätzlichen Brandstiftung,

    der vorsätzlichen Verursachung einer Überschwemmung

    oder des Angriffs oder des Widerstandes

    gegen die bewaffnete Macht oder Abgeordnete der

    Zivil- oder Militärbehörde in offener Gewalt und

    mit Waffen oder gefährlichen Werkzeugen versehen

    sich schuldig macht, wird mit dem Tode bestraft.

        Sind mildernde Umstände vorhanden, so kann,

    statt der Todesstrafe, auf 10 - 20jährige Zuchthausstrafe

    erkannt werden.

                                           § 9.

        Wer in einem in Belagerungszustand erklärten

    Orte oder Distrikte

        a)  in Beziehung auf die Zahl, die Marschrichtung

             oder angebliche Siege der Feinde oder

             Aufrührer wissentlich falsche Gerüchte ausstreut

             oder verbreitet, welche geeignet sind,

             die Zivil- oder Militärbehörden hinsichtlich

             ihrer Maßregeln irre zu führen, oder

        b)  ein bei Erklärung des Belagerungszustandes

             oder während desselben vom Militärbefehlshaber

             im Interesse der öffentlichen Sicherheit

             erlassenes Verbot übertritt, oder zu solcher

             Übertretung auffordert oder anreizt,

             oder

        c)  zu dem Verbrechen des Aufruhrs, der tätlichen

             Widersetzlichkeit, der Befreiung eines

             Gefangenen oder zu einem anderen im § 8

             vorgesehenen Verbrechen, wenn auch ohne

             Erfolg auffordert oder anreizt, oder

        d)  Personen des Soldatenstandes zu Verbrechen

             gegen die Subordination oder Vergehungen

             gegen die militärische Zucht und Ordnung

             zu verleiten sucht,

    soll, wenn die bestehenden Gesetze keine höhere Freiheitsstrafe

    bestimmen, mit Gefängnis bis zu einem

    Jahre bestraft werden.

    Eisenach, den 1. August 1914.

         Kgl. Preußisches Garnison -

                      Kommando.

                  Krug von Nidda,

    Major und Garnisonsältester.

                              ___________________________


       * Vom Hofe.  Ihre Königlichen Hoheiten, Großherzog

    Wilhelm Ernst und Großherzogin

    Feodora haben heute vormittag Schloß

    Wilhelmsthal verlassen und sind mit dem Automobil

    nach Weimar gefahren, woselbst bereits die Ankunft

    erfolgte. Das Großherzogliche Hoflager in

    Wilhelmsthal ist vorerst aufgehoben. Die beiden

    Kinder unseres Großherzogspaares verbleiben jedoch

    bis auf weiteres in Wilhelmsthal.

       * Der Kriegszustand macht sich schon gleich in den

    ersten Tagen auch im täglichen Leben bemerkbar.

    Mit der Bequemlichkeit und Selbstverständlichkeit,

    die der Mensch von heutzutage beansprucht, 

    ist es vorbei. So werden jetzt auf dem

    Postamt postlagernde Briefe nicht mehr

    ausgehändigt. Die Post verlangt einen von der Polizei

    ausgefertigten Ausweis, die Polizei

    weigert sich aber, diesen auszustellen, so

    daß der Gesuchsteller von der Post zur  Polizei und

    wieder umgekehrt hin- und herläuft, ohne in den

    Besitz seiner Briefschaften zu kommen. Dieser Zustand,

    der ja ganz unnötig ist, liegt wohl nur daran,

    daß die Polizei nur noch nicht vom richtigen

    Orte aus angewiesen ist, den von der Post verlangten

    Schein auszustellen. - Was sich gestern auf 

    der Sparkasse in Eisenach abspielte, war kein 

    schönes Bild selbstbewußten Benehmens, wie es sich

    für Deutsche geziemt. Von den Vormittagsstunden

    an war die Kasse von Hunderten belagert,

    ein Polizeigebot mußte herangeholt

    werden, um Ordnung zu schaffen! Aber der sich

    überstürzenden Erregung wurde sie natürlich

    nicht Herr. Wilde Szenen spielten sich ab,

    die einen weinten, die anderen lachten und 

    des Gedränges war kein Ende bis in den Nachmittag

    hinein. Im übrigen geht nun alles seinen

    Gang weiter. Die Brücken und Eisenbahnüberführungen

    werden von gestern an von

    Veteranen bewacht.  Post und Bahn arbeiten

    fieberhaft. Vor der Hauptpost am Markt müssen

    die Jahrmarktstände geräumt werden, damit

    der Zugang zur Post ungehindert ist. Durch Deutschlands

    Ultimatum an Rußland, die Anfrage an

    Frankreich ist die Entscheidung nun nicht

    mehr aufzuhalten. Stündlich kann sie fallen. Alle

    Deutschen werden sich des großen Augenblicks würdig

    zeigen und siegesgewiß in die Zukunft

    blicken.

        * Der Kriegszustand wurde heute vormittag mittels

    Trommelwirbel vom hiesigen Bataillon

    allgemein zur öffentlichen Kenntnis gebracht. Um

    Irrtümer zu vermeiden, sei besonders darauf aufmerksam

    gemacht, daß dies mit einer Kriegserklärung

    nichts zu tun hat, sondern daß damit nur

    die besonderen militärische Gesetze in Kraft treten. 7

       * Das Publikum und die Kriegsgefahr. Wie

    immer in Zeiten irgend einer Krisis so ist auch

    augenblicklich bei der drohenden Kriegsgefahr eine

    übertriebene Ängstlichkeit im Publikum

    zu beobachten. So war gestern ein Ansturm auf

    Lebensmittel, speziell Mehl, Kartoffeln usw.

    zu beobachten, wie das wohl eben nur in solch unruhigen

    Zeiten möglich ist. Die Kartoffelwagen 

    wurden geradezu gestürmt, ebenso die Mühlen und

    sonstigen derartigen Geschäfte. Die Folgen eines

    solchen unverständigen Andranges bleiben natürlich

    nicht aus, so steigerten sich die Preise für die Kartoffeln,

    die am vormittag noch 4 M. der Zentner

    kosteten, nachmittags auf 6 M. und mehr.

    Mehl ist der Zentner um 10 - 11 M. gestiegen.

    Selbstverständlich steigen dann auch alle übrigen

    Lebensmittelpreise und die Frage ist berechtigt, ob

    diese Steigerung schon jetzt begründet ist? und man

    muß sagen nein, aber das Publikum ist ja selber

    schuld, indem es plötzlich so gewaltige Einkäufe

    macht, daß die Geschäfte ja schließlich töricht wären,

    wenn sie dem Bedarf in dieser Weise nicht Rechnung

    tragen wollten durch Erhöhung der Preise.

    Wie sollen schließlich mit einmal diese großen Anforderungen

    erfüllt werden können? Wie soll es werden,

    wenn wirklich ein Krieg ausbricht? Dem


     3. Spalte 

    kaufenden Publikum kann nicht genug zur Ruhe

    und Besonnenheit geraten werden und man möge

    doch bedenken, daß durch übertriebene Ängstlichkeit

    erst recht Verwirrung im öffentlichen Leben  hervorgerufen

    wird. Mag doch kommen, was da will,

    es wird sich Rat schaffen lassen und letzten Endes

    haben doch auch Stadt- und Staatsbehörden die

    Verpflichtung, in solch ernsten Zeiten einzugreifen,

    um einer ungerechtfertigten Verteuerung der wichtigsten

    Lebensmittel Schranken zu ziehen und man

    darf wohl die Hoffnung aussprechen und das Vertrauen

    haben, daß auch Eisenach keine Ausnahme 

    hierbei machen wird. Also nochmals: ruhig

    Blut nicht nur im Abheben des Geldes von den

    Sparkassen, sondern auch beim Einkauf

    von Lebensmitteln.

                                 Zur  Preissteigerung.

        Herr Oberbürgermeister Schmieder macht folgendes

    bekannt: Gegenüber der gewissenlosen Preissteigerung,

    welche einzelne Bauern und Kaufleute

    jetzt, ohne jeden inneren Grund, eintreten

    lassen, sind vom hiesigen Gemeindevorstand

    Verhandlungen mit benachbarten Städten eingeleitet,

    welche darauf abzielen, daß die Namen derjenigen

    Händler, welche in dieser Weise eine

    vermeintliche Notlage zum Schaden der

    Allgemeinheit ausnützen, öffentlich

    bekannt gemacht werden.

       * Diskont-Erhöhung. Die deutsche Reichsbank

    hat den Wechseldiskont von 4 auf 5

    Prozent, den Lombard - Zinsfuß von 5 auf

    6 Prozent erhöht.

       *Auf der hiesigen Sparkasse ist erfreulicherweise

    im Verkehr seit dem heutigen Tage ein wesentlicher

    Umschwung eingetreten. Im Gegensatz zu

    gestern haben eine ganze Anzahl Leute Einzahlungen

    gemacht, darunter sogar, wie wir  vernehmen,

    Posten in Höhe von 30 000 Mark.

       *Das Schützenfest kann infolge der drohenden

    Kriegsgefahr nicht stattfinden!  Diese Bekanntmachung

    erläßt der Vorstand der Schützengilde

    in der heutigen Nummer der "Eisenacher Zeitung".

    Infolge der gegenwärtigen allgemeinen Weltlage

    hat sich der Vorstand der Schützengilde veranlaßt

    gesehen, das Schützenfest, das vom heutigen Sonnabend

    bis zum 9. August in der Milchkammer abgehalten

    werden sollte, ihrerseits aufzuheben. Der

    Beschluß wurde in einer heute vormittag im "Deutschen

    Haus" abgehaltenen Sitzung des Vorstandes

    und Ausschusses einmütig beschlossen. Wie wir

    weiter vernehmen, wird die Schützengilde heute

    nachmittag 4 Uhr eine weitere Sitzung im Schützenhaus

    "Phantasie" abhalten, und den Budenbesitzern

    das bereits bezahlte Platzgeld zurückgeben. Es ist

    den Budenbesitzern freigestellt, sich an den

    Gemeindevorstand oder an die Polizei zu wenden, daß

    sie die einmal aufgestellten Buden stehen und darin

    Vorstellungen geben lassen können.

       * Ausfall des Pferderennens. Die Rennen auf

    dem Boxberg bei Gotha am 2. und 3. August werden

    wegen der drohenden Kriegsgefahr aufgehoben.

       * Sommertheater Tivoli. Am Sonntag und Montag

    findet die Aufführung der Operettenneuheit

    "Bummelmädels"  statt. Das Stück wird an

    allen besseren Bühnen mit größtem Erfolg

    aufgeführt.


                                        31. JULI 1914.


        Die Rosen blühen, wie Blut, so rot -

        und Lindenblüten bestreuen den Rasen . . . 

        Morgen liegen wir starr und tot . . .

        Die Kriegs-Drommeten blasen!

        Gleich Lauffeuer flog von Haus zu Haus

        vom dräuenden Kriege schreckende Kunde, -

        von Schlachtendonner!  Begeisterungsbraus

        erschallet, von Munde zu Munde!

        Vielleicht - schon morgen

        wir horchen

        auf einsamer Wacht,

        Vorposten auf spähender Runde,

        im Schatten der Nacht,

        auf kaltem Gestein,

        ins Schlachtfeld hinein . . .


        Die Rosen blühen, wie Blut, so rot -

        die letzten weih´ ich den treuen Lieben,

        die mich  begleitet in Kampf und Not:

        den Freunden, die mir geblieben!

        Und rufst du mich, mein Vaterland,

        zu blutig-erbittertem Streite -

        ich bin dir ergeben mit Herz und Hand - 

        so morgen und allezeit, wie heute!

        Für Freiheit und Recht

        ins Gefecht

        nur tapfer hinein!

        Verderben der feindlichen Meute!!

        Deine Söhne sind da!

        "Hurra Germania!"

                                                      Walther Sturm

                         ________________________


                      Theater, Kunst und Wissenschaft.

        Alte Studentenmusik.  Aus Halle berichtet man:

    Die hiesige Studentenverbindung "Fridericiana",

    eine der ältesten Sängerschaften Deutschlands, veranstaltete

    ein interessantes Konzert unter dem Titel

    "Alte Studentenmusik". Einen Teil der Lieder, die

    vielleicht seit Jahrhunderten nicht mehr gehört wurden,

    hat der Leiter der Chöre der "Fridericiana",

    Otto Volkmann, modernisiert, sodaß man überall die

    Grundstimmung, eine gesunde, heitere Lebensauffassung,

    heraushörte. "Einstmals sah ich ein Jungfräulein""

    und "Holla, gut Gesell" von Johann

    Hartmann Schein (1586 bis 1630) eröffneten den

    Abend. In bunter Reihe folgten Studentenlieder

    von Dichtern und Komponisten des 17., 18. und 19.

    Jahrhunderts, zwei Gesänge von Ad. Krieger (1634

    bis 1666), prachtvolle und schlichte Volkslieder, weiter

    ein etwas schwülstiger "Festgruß an Martin

    Opitz" von Heinrich Albert (1604 bis 1651), der

    anläßlich des Einzugs von Martin Opitz in

    Königsberg 1638 entstand, ein Orchestertrio von Stamitz

    sowie ein "Mailied" von Christian August Gebler.

    "Von der edlen Musik", ferner die Studentenserenade

    von Mozart in D-Dur, deren -Textdichter nicht

    mehr bekannt ist, dieSonata da camera  u. v .a. Um


     4. Spalte 

    das Konzert machten sich außer den Sängern der

    "Fridericiana" das Hallische Stadtheaterorchester

    und vor allem Robert Spörry (Berlin) verdient,

    der seinen Gesang mit der Fiedel begleitete und

    starke Wirkungen erzielte.








  • October 23, 2017 18:32:05 Beate Jochem

     item 21 

     1. Spalte 

                                      TÜRKEI.½

                     Neueste Nachrichten.

        Konstantinopel, 1. August.  Den Blättern

    zufolge wird die türkische Torpedobootsflottille unter

    Kommando des Admirals Limbus Pascha zum 

    Hochseemanöver in den Archipel auslaufen.


                                     JAPAN.

                        Japan und Rußland.

        Man schreibt der "Frkf. Ztg.":  Angesichts der

    russischen Mobilisierung an der Westgrenze des

    Reichs ist die Ansicht des Grafen Okuma, eines genauen

    Kenners japanischer und russischer Heeresverhältnisse,

    über die Gefahren, in die sich Rußland

    im Kriegsfalle stürzen würde, besonders lehrreich.

    Graf Okuma hat vor kurzem eine Broschüre veröffentlicht, 

    in der er über einen japanischen Revanchekrieg

    und einen Krieg Rußlands mit den

    Weltmächten genaue Untersuchungen anstellt. Aus

    diesen geht hervor, daß Rußland im Falle kriegerischer

     Verwicklungen in Europa durch Japan in eine

    recht ungünstige militärische Lage gebracht werden

    würde, so daß tatsächlich ein Waffengang im

    Westen für das Zarenreich unberechenbare Folgen

    im fernen Osten zeitigen könnte. Die Broschüre des

    Grafen Okuma hat großen Eindruck in Japan gemacht,

    da der Nachweis geführt wird, daß die Russen

    gar nicht in der Lage seien, einen sieghaften Krieg

    mit Japan zu führen. Letzteres werde innerhalb 

    eines Monats ein Heer von 1 ½ Millionen Soldaten

    gegn [sic] Rußland aufstellen, das bestenfalls imstande

    sei, nach 3 Monaten höchstens 1 Million Soldaten

     gegen Russland aufstellen, das bestenfalls im- [sic] 

    Dies wäre nur denkbar, wenn die europäischen

    Kräfte nicht durch einen Feldzug im Westen gefesselt

    würden

                             _________________________


                         VOM KRIEGSSCHAUPLATZ.

                                  Neue Gefechte.

       Mailand, 30. Juli.  Der Secolo erhält aus

    Nisch eine Privatmeldung über den Kampf bei

    Semendria der bei Sonnenaufgang begonnen

    hat, um 8 Uhr früh unterbrochen und am Nachmittag

    wieder aufgenommen wurde. Die Serben hätten

    dem übermächtigen Gegner den lebhaftesten

    Widerstand entgegengesetzt; auf beiden Seiten seien

    einige hundert Tote zu verzeichnen. Wenn

    die Serben auch Semendria preisgeben

    mußte (sic), so würden doch Posonka, Jagodin und

    Porotin drei schwere Etappen für das Eindringen

    der österreichischen Truppen nach dem Süden bedeuten.

    An der bosnischen Grenze hätten einige

    hundert Serben die kleine Festung Lesitza stundenlang

    gegen Tausende von österreichischen Truppen

    verteidigt;  sie seien dann abgezogen, nachdem

    sie dem Gegner beträchtliche Verluste  verursacht

    hätten.

                   Erneutes Bombardement von Belgrad.

        Semlin, 30.Juli.  Um ½ 9 Uhr morgens ist

    die Beschießung Belgrads wieder aufgenommen 

    worden und heute donnern die Geschütze nicht nur

    von der Laudon-Schanze, sondern auch von der noch

    näher gelegenen Eugen-Schanze. Die Monitore sind 

    bisher nicht vorgefahren. Die Station ist vollkommen

    verödet. Alle Türen sind abgesperrt und oben

    im Stockwerk sind etwa zwanzig Soldaten untergebracht;

    diese werden voraussichtlich von dort den

    Feind mit Kleingewehrfeuer zu  bestreichen suchen.

    Heue mittag 12 Uhr müssen alle Ortsfremden

    Semlin, das in der ersten Feuerlinie liegt,

    verlassen. Auch alle hier anwesenden fremden

    Korrespondenten werden von dieser

    Verfügung betroffen.

        Wien, 1. Aug.  Zwei Grenzjäger haben unter

    feindlichem Feuer die angeschwollene Deine durchschwommen

    und eine serbische Telefonleitung zerstört.

                                      _____________________________


                                         ZUR TAGESGESCHICHTE.

                 Zur Stärke der Parteien im deutschen Reichstag,

        In der Presse sind die Zahlen über die Stärke der

    Konservativen, Nationalliberalen und Freisinnigen

    in letzter Zeit verschieden angegeben worden. Auf

    Grund amtlichen Materials stellen sich diese Zahlen

    wie folgt dar: Die drittstärkste Partei ist jetzt die

    fortschrittliche Volkspartei mit 46 Mitgliedern (Januar

    1912: 41 Mitglieder und 1 Hospitant). Es folgt

    die nationalliberale Fraktion mit 40 Mitgliedern

    und 5 Hospitanten (es ist der gleiche Stand

    wie 1912). Die konservative Fraktion zählt 39

    Mitglieder und 2 Hospitanten). (Januar 1912: 43

    Mitglieder und 2 Hospitanten) . Während die

    Nationalliberalen keine Einbuße erlitten, verloren

    die Konservativen 4 Mandate, die Freisinnigen

    gewannen 4 Mandate. Die fortschrittliche

    Volkspartei gewann von den Konservativen

    Hagennow-Grevesmühlen und Labiau-Wehlau, von

    den Nationalliberalen Waldeck und Koburg, die ihre

    Verluste durch den Gewinn der konservativen Mandate

    in Salzwedel-Gardelegen und Stendal-Offenburg

    wettmachten. Der austretende Hospitant der

    Nationalliberalen Hestermann wurde durch den

    neuen Hospitanten Schröder (Elbing) ersetzt. Der

    Hospitant Roeser ist der fortschrittlichen Fraktion

    [sic]

                         _______________________________

     

                                     EINHEIMISCHES.

                                                        Eisenach , den 1.August.  

                                             Erlaß.

        Im Anschluß an den im 2. Blatt der "Eisenacher

    Zeitung"" veröffentlichten Erlaß des Kommandierenden

    Generals bestimme ich:

        Gemäß dem Abschnitt: Vom Kriegs- und Belagerungszustand

    der "Vorschrift über den Waffengebrauch

    des Militärs und seine Mitwirkung zur Unterdrückung

    innerer Unruhen" vom 19. März 1914, 

    Ziffer 1 gelten für den Kriegszustand

    die Vorschriften des preußischen Gesetzes

    vom 4. Juni 1851.


     2. Spalte 

                                            § 8

        Wer in einem in  Belagerungszustand erklärten

    Orte oder Distrikte der vorsätzlichen Brandstiftung,

    der vorsätzlichen Verursachung einer Überschwemmung

    oder des Angriffs oder des Widerstandes

    gegen die bewaffnete Macht oder Abgeordnete der

    Zivil- oder Militärbehörde in offener Gewalt und

    mit Waffen oder gefährlichen Werkzeugen versehen

    sich schuldig macht, wird mit dem Tode bestraft.

        Sind mildernde Umstände vorhanden, so kann,

    statt der Todesstrafe, auf 10 - 20jährige Zuchthausstrafe

    erkannt werden.

                                           § 9.

        Wer in einem in Belagerungszustand erklärten

    Orte oder Distrikte

        a)  in Beziehung auf die Zahl, die Marschrichtung

             oder angebliche Siege der Feinde oder

             Aufrührer wissentlich falsche Gerüchte ausstreut

             oder verbreitet, welche geeignet sind,

             die Zivil- oder Militärbehörden hinsichtlich

             ihrer Maßregeln irre zu führen, oder

        b)  ein bei Erklärung des Belagerungszustandes

             oder während desselben vom Militärbefehlshaber

             im Interesse der öffentlichen Sicherheit

             erlassenes Verbot übertritt, oder zu solcher

             Übertretung auffordert oder anreizt,

             oder

        c)  zu dem Verbrechen des Aufruhrs, der tätlichen

             Widersetzlichkeit, der Befreiung eines

             Gefangenen oder zu einem anderen im § 8

             vorgesehenen Verbrechen, wenn auch ohne

             Erfolg auffordert oder anreizt, oder

        d)  Personen des Soldatenstandes zu Verbrechen

             gegen die Subordination oder Vergehungen

             gegen die militärische Zucht und Ordnung

             zu verleiten sucht,

    soll, wenn die bestehenden Gesetze keine höhere Freiheitsstrafe

    bestimmen, mit Gefängnis bis zu einem

    Jahre bestraft werden.

    Eisenach, den 1. August 1914.

         Kgl. Preußisches Garnison -

                      Kommando.

                  Krug von Nidda,

    Major und Garnisonsältester.

                              ___________________________


       * Vom Hofe.  Ihre Königlichen Hoheiten, Großherzog

    Wilhelm Ernst und Großherzogin

    Feodora haben heute vormittag Schloß

    Wilhelmsthal verlassen und sind mit dem Automobil

    nach Weimar gefahren, woselbst bereits die Ankunft

    erfolgte. Das Großherzogliche Hoflager in

    Wilhelmsthal ist vorerst aufgehoben. Die beiden

    Kinder unseres Großherzogspaares verbleiben jedoch

    bis auf weiteres in Wilhelmsthal.

       * Der Kriegszustand macht sich schon gleich in den

    ersten Tagen auch im täglichen Leben bemerkbar.

    Mit der Bequemlichkeit und Selbstverständlichkeit,

    die der Mensch von heutzutage beansprucht, 

    ist es vorbei. So werden jetzt auf dem

    Postamt postlagernde Briefe nicht mehr

    ausgehändigt. Die Post verlangt einen von der Polizei

    ausgefertigten Ausweis, die Polizei

    weigert sich aber, diesen auszustellen, so

    daß der Gesuchsteller von der Post zur  Polizei und

    wieder umgekehrt hin- und herläuft, ohne in den

    Besitz seiner Briefschaften zu kommen. Dieser Zustand,

    der ja ganz unnötig ist, liegt wohl nur daran,

    daß die Polizei nur noch nicht vom richtigen

    Orte aus angewiesen ist, den von der Post verlangten

    Schein auszustellen. - Was sich gestern auf 

    der Sparkasse in Eisenach abspielte, war kein 

    schönes Bild selbstbewußten Benehmens, wie es sich

    für Deutsche geziemt. Von den Vormittagsstunden

    an war die Kasse von Hunderten belagert,

    ein Polizeigebot mußte herangeholt

    werden, um Ordnung zu schaffen! Aber der sich

    überstürzenden Erregung wurde sie natürlich

    nicht Herr. Wilde Szenen spielten sich ab,

    die einen weinten, die anderen lachten und 

    des Gedränges war kein Ende bis in den Nachmittag

    hinein. Im übrigen geht nun alles seinen

    Gang weiter. Die Brücken und Eisenbahnüberführungen

    werden von gestern an von

    Veteranen bewacht.  Post und Bahn arbeiten

    fieberhaft. Vor der Hauptpost am Markt müssen

    die Jahrmarktstände geräumt werden, damit

    der Zugang zur Post ungehindert ist. Durch Deutschlands

    Ultimatum an Rußland, die Anfrage an

    Frankreich ist die Entscheidung nun nicht

    mehr aufzuhalten. Stündlich kann sie fallen. Alle

    Deutschen werden sich des großen Augenblicks würdig

    zeigen und siegesgewiß in die Zukunft

    blicken.

        * Der Kriegszustand wurde heute vormittag mittels

    Trommelwirbel vom hiesigen Bataillon

    allgemein zur öffentlichen Kenntnis gebracht. Um

    Irrtümer zu vermeiden, sei besonders darauf aufmerksam

    gemacht, daß dies mit einer Kriegserklärung

    nichts zu tun hat, sondern daß damit nur

    die besonderen militärische Gesetze in Kraft treten. 7

       * Das Publikum und die Kriegsgefahr. Wie

    immer in Zeiten irgend einer Krisis so ist auch

    augenblicklich bei der drohenden Kriegsgefahr eine

    übertriebene Ängstlichkeit im Publikum

    zu beobachten. So war gestern ein Ansturm auf

    Lebensmittel, speziell Mehl, Kartoffeln usw.

    zu beobachten, wie das wohl eben nur in solch unruhigen

    Zeiten möglich ist. Die Kartoffelwagen 

    wurden geradezu gestürmt, ebenso die Mühlen und

    sonstigen derartigen Geschäfte. Die Folgen eines

    solchen unverständigen Andranges bleiben natürlich

    nicht aus, so steigerten sich die Preise für die Kartoffeln,

    die am vormittag noch 4 M. der Zentner

    kosteten, nachmittags auf 6 M. und mehr.

    Mehl ist der Zentner um 10 - 11 M. gestiegen.

    Selbstverständlich steigen dann auch alle übrigen

    Lebensmittelpreise und die Frage ist berechtigt, ob

    diese Steigerung schon jetzt begründet ist? und man

    muß sagen nein, aber das Publikum ist ja selber

    schuld, indem es plötzlich so gewaltige Einkäufe

    macht, daß die Geschäfte ja schließlich töricht wären,

    wenn sie dem Bedarf in dieser Weise nicht Rechnung

    tragen wollten durch Erhöhung der Preise.

    Wie sollen schließlich mit einmal diese großen Anforderungen

    erfüllt werden können? Wie soll es werden,

    wenn wirklich ein Krieg ausbricht? Dem


     3. Spalte 

    kaufenden Publikum kann nicht genug zur Ruhe

    und Besonnenheit geraten werden und man möge

    doch bedenken, daß durch übertriebene Ängstlichkeit

    erst recht Verwirrung im öffentlichen Leben  hervorgerufen

    wird. Mag doch kommen, was da will,

    es wird sich Rat schaffen lassen und letzten Endes

    haben doch auch Stadt- und Staatsbehörden die

    Verpflichtung, in solch ernsten Zeiten einzugreifen,

    um einer ungerechtfertigten Verteuerung der wichtigsten

    Lebensmittel Schranken zu ziehen und man

    darf wohl die Hoffnung aussprechen und das Vertrauen

    haben, daß auch Eisenach keine Ausnahme 

    hierbei machen wird. Also nochmals: ruhig

    Blut nicht nur im Abheben des Geldes von den

    Sparkassen, sondern auch beim Einkauf

    von Lebensmitteln.

                                 Zur  Preissteigerung.

        Herr Oberbürgermeister Schmieder macht folgendes

    bekannt: Gegenüber der gewissenlosen Preissteigerung,

    welche einzelne Bauern und Kaufleute

    jetzt, ohne jeden inneren Grund, eintreten

    lassen, sind vom hiesigen Gemeindevorstand

    Verhandlungen mit benachbarten Städten eingeleitet,

    welche darauf abzielen, daß die Namen derjenigen

    Händler, welche in dieser Weise eine

    vermeintliche Notlage zum Schaden der

    Allgemeinheit ausnützen, öffentlich

    bekannt gemacht werden.

       * Diskont-Erhöhung. Die deutsche Reichsbank

    hat den Wechseldiskont von 4 auf 5

    Prozent, den Lombard - Zinsfuß von 5 auf

    6 Prozent erhöht.

       *Auf der hiesigen Sparkasse ist erfreulicherweise

    im Verkehr seit dem heutigen Tage ein wesentlicher

    Umschwung eingetreten. Im Gegensatz zu

    gestern haben eine ganze Anzahl Leute Einzahlungen

    gemacht, darunter sogar, wie wir  vernehmen,

    Posten in Höhe von 30 000 Mark.

       *Das Schützenfest kann infolge der drohenden

    Kriegsgefahr nicht stattfinden!  Diese Bekanntmachung

    erläßt der Vorstand der Schützengilde

    in der heutigen Nummer der "Eisenacher Zeitung".

    Infolge der gegenwärtigen allgemeinen Weltlage

    hat sich der Vorstand der Schützengilde veranlaßt

    gesehen, das Schützenfest, das vom heutigen Sonnabend

    bis zum 9. August in der Milchkammer abgehalten

    werden sollte, ihrerseits aufzuheben. Der

    Beschluß wurde in einer heute vormittag im "Deutschen

    Haus" abgehaltenen Sitzung des Vorstandes

    und Ausschusses einmütig beschlossen. Wie wir

    weiter vernehmen, wird die Schützengilde heute

    nachmittag 4 Uhr eine weitere Sitzung im Schützenhaus

    "Phantasie" abhalten, und den Budenbesitzern

    das bereits bezahlte Platzgeld zurückgeben. Es ist

    den Budenbesitzern freigestellt, sich an den

    Gemeindevorstand oder an die Polizei zu wenden, daß

    sie die einmal aufgestellten Buden stehen und darin

    Vorstellungen geben lassen können.

       * Ausfall des Pferderennens. Die Rennen auf

    dem Boxberg bei Gotha am 2. und 3. August werden

    wegen der drohenden Kriegsgefahr aufgehoben.

       * Sommertheater Tivoli. Am Sonntag und Montag

    findet die Aufführung der Operettenneuheit

    "Bummelmädels"  statt. Das Stück wird an

    allen besseren Bühnen mit größtem Erfolg

    aufgeführt.


                                        31. JULI 1914.


        Die Rosen blühen, wie Blut, so rot -

        und Lindenblüten bestreuen den Rasen . . . 

        Morgen liegen wir starr und tot . . .

        Die Kriegs-Drommeten blasen!

        Gleich Lauffeuer flog von Haus zu Haus

        vom dräuenden Kriege schreckende Kunde, -

        von Schlachtendonner!  Begeisterungsbraus

        erschallet, von Munde zu Munde!

        Vielleicht - schon morgen

        wir horchen

        auf einsamer Wacht,

        Vorposten auf spähender Runde,

        im Schatten der Nacht,

        auf kaltem Gestein,

        ins Schlachtfeld hinein . . .


        Die Rosen blühen, wie Blut, so rot -

        die letzten weih´ ich den treuen Lieben,

        die mich  begleitet in Kampf und Not:

        den Freunden, die mir geblieben!

        Und rufst du mich, mein Vaterland,

        zu blutig-erbittertem Streite -

        ich bin dir ergeben mit Herz und Hand - 

        so morgen und allezeit, wie heute!

        Für Freiheit und Recht

        ins Gefecht

        nur tapfer hinein!

        Verderben der feindlichen Meute!!

        Deine Söhne sind da!

        "Hurra Germania!"

                                                      Walther Sturm

                         ________________________


                      Theater, Kunst und Wissenschaft.

        Alte Studentenmusik.  Aus Halle berichtet man:

    Die hiesige Studentenverbindung "Fridericiana",

    eine der ältesten Sängerschaften Deutschlands, veranstaltete

    ein interessantes Konzert unter dem Titel

    "Alte Studentenmusik". Einen Teil der Lieder, die

    vielleicht seit Jahrhunderten nicht mehr gehört wurden,

    hat der Leiter der Chöre der "Fridericiana",

    Otto Volkmann, modernisiert, sodaß man überall die

    Grundstimmung, eine gesunde, heitere Lebensauffassung,

    heraushörte. "Einstmals sah ich ein Jungfräulein""

    und "Holla, gut Gesell" von Johann

    Hartmann Schein (1586 bis 1630) eröffneten den

    Abend. In bunter Reihe folgten Studentenlieder

    von Dichtern und Komponisten des 17., 18. und 19.

    Jahrhunderts, zwei Gesänge von Ad. Krieger (1634

    bis 1666), prachtvolle und schlichte Volkslieder, weiter

    ein etwas schwülstiger "Festgruß an Martin

    Opitz" von Heinrich Albert (1604 bis 1651), der

    anläßlich des Einzugs von Martin Opitz in

    Königsberg 1638 entstand, ein Orchestertrio von Stamitz

    sowie ein "Mailied" von Christian August Gebler.

    "Von der edlen Musik", ferner die Studentenserenade

    von Mozart in D-Dur, deren -Textdichter nicht

    mehr bekannt ist, dieSonata da camera  u. v .a. Um









  • October 23, 2017 18:17:58 Beate Jochem

     item 21 

     1. Spalte 

                                      TÜRKEI.½

                     Neueste Nachrichten.

        Konstantinopel, 1. August.  Den Blättern

    zufolge wird die türkische Torpedobootsflottille unter

    Kommando des Admirals Limbus Pascha zum 

    Hochseemanöver in den Archipel auslaufen.


                                     JAPAN.

                        Japan und Rußland.

        Man schreibt der "Frkf. Ztg.":  Angesichts der

    russischen Mobilisierung an der Westgrenze des

    Reichs ist die Ansicht des Grafen Okuma, eines genauen

    Kenners japanischer und russischer Heeresverhältnisse,

    über die Gefahren, in die sich Rußland

    im Kriegsfalle stürzen würde, besonders lehrreich.

    Graf Okuma hat vor kurzem eine Broschüre veröffentlicht, 

    in der er über einen japanischen Revanchekrieg

    und einen Krieg Rußlands mit den

    Weltmächten genaue Untersuchungen anstellt. Aus

    diesen geht hervor, daß Rußland im Falle kriegerischer

     Verwicklungen in Europa durch Japan in eine

    recht ungünstige militärische Lage gebracht werden

    würde, so daß tatsächlich ein Waffengang im

    Westen für das Zarenreich unberechenbare Folgen

    im fernen Osten zeitigen könnte. Die Broschüre des

    Grafen Okuma hat großen Eindruck in Japan gemacht,

    da der Nachweis geführt wird, daß die Russen

    gar nicht in der Lage seien, einen sieghaften Krieg

    mit Japan zu führen. Letzteres werde innerhalb 

    eines Monats ein Heer von 1 ½ Millionen Soldaten

    gegn [sic] Rußland aufstellen, das bestenfalls imstande

    sei, nach 3 Monaten höchstens 1 Million Soldaten

     gegen Russland aufstellen, das bestenfalls im- [sic] 

    Dies wäre nur denkbar, wenn die europäischen

    Kräfte nicht durch einen Feldzug im Westen gefesselt

    würden

                             _________________________


                         VOM KRIEGSSCHAUPLATZ.

                                  Neue Gefechte.

       Mailand, 30. Juli.  Der Secolo erhält aus

    Nisch eine Privatmeldung über den Kampf bei

    Semendria der bei Sonnenaufgang begonnen

    hat, um 8 Uhr früh unterbrochen und am Nachmittag

    wieder aufgenommen wurde. Die Serben hätten

    dem übermächtigen Gegner den lebhaftesten

    Widerstand entgegengesetzt; auf beiden Seiten seien

    einige hundert Tote zu verzeichnen. Wenn

    die Serben auch Semendria preisgeben

    mußte (sic), so würden doch Posonka, Jagodin und

    Porotin drei schwere Etappen für das Eindringen

    der österreichischen Truppen nach dem Süden bedeuten.

    An der bosnischen Grenze hätten einige

    hundert Serben die kleine Festung Lesitza stundenlang

    gegen Tausende von österreichischen Truppen

    verteidigt;  sie seien dann abgezogen, nachdem

    sie dem Gegner beträchtliche Verluste  verursacht

    hätten.

                   Erneutes Bombardement von Belgrad.

        Semlin, 30.Juli.  Um ½ 9 Uhr morgens ist

    die Beschießung Belgrads wieder aufgenommen 

    worden und heute donnern die Geschütze nicht nur

    von der Laudon-Schanze, sondern auch von der noch

    näher gelegenen Eugen-Schanze. Die Monitore sind 

    bisher nicht vorgefahren. Die Station ist vollkommen

    verödet. Alle Türen sind abgesperrt und oben

    im Stockwerk sind etwa zwanzig Soldaten untergebracht;

    diese werden voraussichtlich von dort den

    Feind mit Kleingewehrfeuer zu  bestreichen suchen.

    Heue mittag 12 Uhr müssen alle Ortsfremden

    Semlin, das in der ersten Feuerlinie liegt,

    verlassen. Auch alle hier anwesenden fremden

    Korrespondenten werden von dieser

    Verfügung betroffen.

        Wien, 1. Aug.  Zwei Grenzjäger haben unter

    feindlichem Feuer die angeschwollene Deine durchschwommen

    und eine serbische Telefonleitung zerstört.

                                      _____________________________


                                         ZUR TAGESGESCHICHTE.

                 Zur Stärke der Parteien im deutschen Reichstag,

        In der Presse sind die Zahlen über die Stärke der

    Konservativen, Nationalliberalen und Freisinnigen

    in letzter Zeit verschieden angegeben worden. Auf

    Grund amtlichen Materials stellen sich diese Zahlen

    wie folgt dar: Die drittstärkste Partei ist jetzt die

    fortschrittliche Volkspartei mit 46 Mitgliedern (Januar

    1912: 41 Mitglieder und 1 Hospitant). Es folgt

    die nationalliberale Fraktion mit 40 Mitgliedern

    und 5 Hospitanten (es ist der gleiche Stand

    wie 1912). Die konservative Fraktion zählt 39

    Mitglieder und 2 Hospitanten). (Januar 1912: 43

    Mitglieder und 2 Hospitanten) . Während die

    Nationalliberalen keine Einbuße erlitten, verloren

    die Konservativen 4 Mandate, die Freisinnigen

    gewannen 4 Mandate. Die fortschrittliche

    Volkspartei gewann von den Konservativen

    Hagennow-Grevesmühlen und Labiau-Wehlau, von

    den Nationalliberalen Waldeck und Koburg, die ihre

    Verluste durch den Gewinn der konservativen Mandate

    in Salzwedel-Gardelegen und Stendal-Offenburg

    wettmachten. Der austretende Hospitant der

    Nationalliberalen Hestermann wurde durch den

    neuen Hospitanten Schröder (Elbing) ersetzt. Der

    Hospitant Roeser ist der fortschrittlichen Fraktion

    [sic]

                         _______________________________

     

                                     EINHEIMISCHES.

                                                        Eisenach , den 1.August.  

                                             Erlaß.

        Im Anschluß an den im 2. Blatt der "Eisenacher

    Zeitung"" veröffentlichten Erlaß des Kommandierenden

    Generals bestimme ich:

        Gemäß dem Abschnitt: Vom Kriegs- und Belagerungszustand

    der "Vorschrift über den Waffengebrauch

    des Militärs und seine Mitwirkung zur Unterdrückung

    innerer Unruhen" vom 19. März 1914, 

    Ziffer 1 gelten für den Kriegszustand

    die Vorschriften des preußischen Gesetzes

    vom 4. Juni 1851.


     2. Spalte 

                                            § 8

        Wer in einem in  Belagerungszustand erklärten

    Orte oder Distrikte der vorsätzlichen Brandstiftung,

    der vorsätzlichen Verursachung einer Überschwemmung

    oder des Angriffs oder des Widerstandes

    gegen die bewaffnete Macht oder Abgeordnete der

    Zivil- oder Militärbehörde in offener Gewalt und

    mit Waffen oder gefährlichen Werkzeugen versehen

    sich schuldig macht, wird mit dem Tode bestraft.

        Sind mildernde Umstände vorhanden, so kann,

    statt der Todesstrafe, auf 10 - 20jährige Zuchthausstrafe

    erkannt werden.

                                           § 9.

        Wer in einem in Belagerungszustand erklärten

    Orte oder Distrikte

        a)  in Beziehung auf die Zahl, die Marschrichtung

             oder angebliche Siege der Feinde oder

             Aufrührer wissentlich falsche Gerüchte ausstreut

             oder verbreitet, welche geeignet sind,

             die Zivil- oder Militärbehörden hinsichtlich

             ihrer Maßregeln irre zu führen, oder

        b)  ein bei Erklärung des Belagerungszustandes

             oder während desselben vom Militärbefehlshaber

             im Interesse der öffentlichen Sicherheit

             erlassenes Verbot übertritt, oder zu solcher

             Übertretung auffordert oder anreizt,

             oder

        c)  zu dem Verbrechen des Aufruhrs, der tätlichen

             Widersetzlichkeit, der Befreiung eines

             Gefangenen oder zu einem anderen im § 8

             vorgesehenen Verbrechen, wenn auch ohne

             Erfolg auffordert oder anreizt, oder

        d)  Personen des Soldatenstandes zu Verbrechen

             gegen die Subordination oder Vergehungen

             gegen die militärische Zucht und Ordnung

             zu verleiten sucht,

    soll, wenn die bestehenden Gesetze keine höhere Freiheitsstrafe

    bestimmen, mit Gefängnis bis zu einem

    Jahre bestraft werden.

    Eisenach, den 1. August 1914.

         Kgl. Preußisches Garnison -

                      Kommando.

                  Krug von Nidda,

    Major und Garnisonsältester.

                              ___________________________


       * Vom Hofe.  Ihre Königlichen Hoheiten, Großherzog

    Wilhelm Ernst und Großherzogin

    Feodora haben heute vormittag Schloß

    Wilhelmsthal verlassen und sind mit dem Automobil

    nach Weimar gefahren, woselbst bereits die Ankunft

    erfolgte. Das Großherzogliche Hoflager in

    Wilhelmsthal ist vorerst aufgehoben. Die beiden

    Kinder unseres Großherzogspaares verbleiben jedoch

    bis auf weiteres in Wilhelmsthal.

       * Der Kriegszustand macht sich schon gleich in den

    ersten Tagen auch im täglichen Leben bemerkbar.

    Mit der Bequemlichkeit und Selbstverständlichkeit,

    die der Mensch von heutzutage beansprucht, 

    ist es vorbei. So werden jetzt auf dem

    Postamt postlagernde Briefe nicht mehr

    ausgehändigt. Die Post verlangt einen von der Polizei

    ausgefertigten Ausweis, die Polizei

    weigert sich aber, diesen auszustellen, so

    daß der Gesuchsteller von der Post zur  Polizei und

    wieder umgekehrt hin- und herläuft, ohne in den

    Besitz seiner Briefschaften zu kommen. Dieser Zustand,

    der ja ganz unnötig ist, liegt wohl nur daran,

    daß die Polizei nur noch nicht vom richtigen

    Orte aus angewiesen ist, den von der Post verlangten

    Schein auszustellen. - Was sich gestern auf 

    der Sparkasse in Eisenach abspielte, war kein 

    schönes Bild selbstbewußten Benehmens, wie es sich

    für Deutsche geziemt. Von den Vormittagsstunden

    an war die Kasse von Hunderten belagert,

    ein Polizeigebot mußte herangeholt

    werden, um Ordnung zu schaffen! Aber der sich

    überstürzenden Erregung wurde sie natürlich

    nicht Herr. Wilde Szenen spielten sich ab,

    die einen weinten, die anderen lachten und 

    des Gedränges war kein Ende bis in den Nachmittag

    hinein. Im übrigen geht nun alles seinen

    Gang weiter. Die Brücken und Eisenbahnüberführungen

    werden von gestern an von

    Veteranen bewacht.  Post und Bahn arbeiten

    fieberhaft. Vor der Hauptpost am Markt müssen

    die Jahrmarktstände geräumt werden, damit

    der Zugang zur Post ungehindert ist. Durch Deutschlands

    Ultimatum an Rußland, die Anfrage an

    Frankreich ist die Entscheidung nun nicht

    mehr aufzuhalten. Stündlich kann sie fallen. Alle

    Deutschen werden sich des großen Augenblicks würdig

    zeigen und siegesgewiß in die Zukunft

    blicken.

        * Der Kriegszustand wurde heute vormittag mittels

    Trommelwirbel vom hiesigen Bataillon

    allgemein zur öffentlichen Kenntnis gebracht. Um

    Irrtümer zu vermeiden, sei besonders darauf aufmerksam

    gemacht, daß dies mit einer Kriegserklärung

    nichts zu tun hat, sondern daß damit nur

    die besonderen militärische Gesetze in Kraft treten. 7

       * Das Publikum und die Kriegsgefahr. Wie

    immer in Zeiten irgend einer Krisis so ist auch

    augenblicklich bei der drohenden Kriegsgefahr eine

    übertriebene Ängstlichkeit im Publikum

    zu beobachten. So war gestern ein Ansturm auf

    Lebensmittel, speziell Mehl, Kartoffeln usw.

    zu beobachten, wie das wohl eben nur in solch unruhigen

    Zeiten möglich ist. Die Kartoffelwagen 

    wurden geradezu gestürmt, ebenso die Mühlen und

    sonstigen derartigen Geschäfte. Die Folgen eines

    solchen unverständigen Andranges bleiben natürlich

    nicht aus, so steigerten sich die Preise für die Kartoffeln,

    die am vormittag noch 4 M. der Zentner

    kosteten, nachmittags auf 6 M. und mehr.

    Mehl ist der Zentner um 10 - 11 M. gestiegen.

    Selbstverständlich steigen dann auch alle übrigen

    Lebensmittelpreise und die Frage ist berechtigt, ob

    diese Steigerung schon jetzt begründet ist? und man

    muß sagen nein, aber das Publikum ist ja selber

    schuld, indem es plötzlich so gewaltige Einkäufe

    macht, daß die Geschäfte ja schließlich töricht wären,

    wenn sie dem Bedarf in dieser Weise nicht Rechnung

    tragen wollten durch Erhöhung der Preise.

    Wie sollen schließlich mit einmal diese großen Anforderungen

    erfüllt werden können? Wie soll es werden,

    wenn wirklich ein Krieg ausbricht? Dem


     3. Spalte 

    kaufenden Publikum kann nicht genug zur Ruhe

    und Besonnenheit geraten werden und man möge

    doch bedenken, daß durch übertriebene Ängstlichkeit

    erst recht Verwirrung im öffentlichen Leben  hervorgerufen

    wird. Mag doch kommen, was da will,

    es wird sich Rat schaffen lassen und letzten Endes

    haben doch auch Stadt- und Staatsbehörden die

    Verpflichtung, in solch ernsten Zeiten einzugreifen,

    um einer ungerechtfertigten Verteuerung der wichtigsten

    Lebensmittel Schranken zu ziehen und man

    darf wohl die Hoffnung aussprechen und das Vertrauen

    haben, daß auch Eisenach keine Ausnahme 

    hierbei machen wird. Also nochmals: ruhig

    Blut nicht nur im Abheben des Geldes von den

    Sparkassen, sondern auch beim Einkauf

    von Lebensmitteln.

                                 Zur  Preissteigerung.

        Herr Oberbürgermeister Schmieder macht folgendes

    bekannt: Gegenüber der gewissenlosen Preissteigerung,

    welche einzelne Bauern und Kaufleute

    jetzt, ohne jeden inneren Grund, eintreten

    lassen, sind vom hiesigen Gemeindevorstand

    Verhandlungen mit benachbarten Städten eingeleitet,

    welche darauf abzielen, daß die Namen derjenigen

    Händler, welche in dieser Weise eine

    vermeintliche Notlage zum Schaden der

    Allgemeinheit ausnützen, öffentlich

    bekannt gemacht werden.

       * Diskont-Erhöhung. Die deutsche Reichsbank

    hat den Wechseldiskont von 4 auf 5

    Prozent, den Lombard - Zinsfuß von 5 auf

    6 Prozent erhöht.

       *Auf der hiesigen Sparkasse ist erfreulicherweise

    im Verkehr seit dem heutigen Tage ein wesentlicher

    Umschwung eingetreten. Im Gegensatz zu

    gestern haben eine ganze Anzahl Leute Einzahlungen

    gemacht, darunter sogar, wie wir  vernehmen,

    Posten in Höhe von 30 000 Mark.

       *Das Schützenfest kann infolge der drohenden

    Kriegsgefahr nicht stattfinden!  Diese Bekanntmachung

    erläßt der Vorstand der Schützengilde

    in der heutigen Nummer der "Eisenacher Zeitung".

    Infolge der gegenwärtigen allgemeinen Weltlage

    hat sich der Vorstand der Schützengilde veranlaßt

    gesehen, das Schützenfest, das vom heutigen Sonnabend

    bis zum 9. August in der Milchkammer abgehalten

    werden sollte, ihrerseits aufzuheben. Der

    Beschluß wurde in einer heute vormittag im "Deutschen

    Haus" abgehaltenen Sitzung des Vorstandes

    und Ausschusses einmütig beschlossen. Wie wir

    weiter vernehmen, wird die Schützengilde heute

    nachmittag 4 Uhr eine weitere Sitzung im Schützenhaus

    "Phantasie" abhalten, und den Budenbesitzern

    das bereits bezahlte Platzgeld zurückgeben. Es ist

    den Budenbesitzern freigestellt, sich an den

    Gemeindevorstand oder an die Polizei zu wenden, daß

    sie die einmal aufgestellten Buden stehen und darin

    Vorstellungen geben lassen können.

       * Ausfall des Pferderennens. Die Rennen auf

    dem Boxberg bei Gotha am 2. und 3. August werden

    wegen der drohenden Kriegsgefahr aufgehoben.

       * Sommertheater Tivoli. Am Sonntag und Montag

    findet die Aufführung der Operettenneuheit

    "Bummelmädels"  statt. Das Stück wird an

    allen besseren Bühnen mit größtem Erfolg

    aufgeführt.


                                        31. JULI 1914.


        Die Rosen blühen, wie Blut, so rot -

        und Lindenblüten bestreuen den Rasen . . . 

        Morgen liegen wir starr und tot . . .

        Die Kriegs-Drommeten blasen!

        Gleich Lauffeuer flog von Haus zu Haus

        vom dräuenden Kriege schreckende Kunde, -

        von Schlachtendonner!  Begeisterungsbraus

        erschallet, von Munde zu Munde!

        Vielleicht - schon morgen

        wir horchen

        auf einsamer Wacht,

        Vorposten auf spähender Runde,

        im Schatten der Nacht,

        auf kaltem Gestein,

        ins Schlachtfeld hinein . . .


        Die Rosen blühen, wie Blut, so rot -

        die letzten weih´ ich den treuen Lieben,

        die mich  begleitet in Kampf und Not:

        den Freunden, die mir geblieben!

        Und rufst du mich, mein Vaterland,

        zu blutig-erbittertem Streite -

        ich bin dir ergeben mit Herz und Hand - 

        so morgen und allezeit, wie heute!

        Für Freiheit und Recht

        ins Gefecht

        nur tapfer hinein!

        Verderben der feindlichen Meute!!

        Deine Söhne sind da!

        "Hurra Germania!"

                                                      Walther Sturm

                         ________________________









  • October 23, 2017 18:13:27 Beate Jochem

     item 21 

     1. Spalte 

                                      TÜRKEI.½

                     Neueste Nachrichten.

        Konstantinopel, 1. August.  Den Blättern

    zufolge wird die türkische Torpedobootsflottille unter

    Kommando des Admirals Limbus Pascha zum 

    Hochseemanöver in den Archipel auslaufen.


                                     JAPAN.

                        Japan und Rußland.

        Man schreibt der "Frkf. Ztg.":  Angesichts der

    russischen Mobilisierung an der Westgrenze des

    Reichs ist die Ansicht des Grafen Okuma, eines genauen

    Kenners japanischer und russischer Heeresverhältnisse,

    über die Gefahren, in die sich Rußland

    im Kriegsfalle stürzen würde, besonders lehrreich.

    Graf Okuma hat vor kurzem eine Broschüre veröffentlicht, 

    in der er über einen japanischen Revanchekrieg

    und einen Krieg Rußlands mit den

    Weltmächten genaue Untersuchungen anstellt. Aus

    diesen geht hervor, daß Rußland im Falle kriegerischer

     Verwicklungen in Europa durch Japan in eine

    recht ungünstige militärische Lage gebracht werden

    würde, so daß tatsächlich ein Waffengang im

    Westen für das Zarenreich unberechenbare Folgen

    im fernen Osten zeitigen könnte. Die Broschüre des

    Grafen Okuma hat großen Eindruck in Japan gemacht,

    da der Nachweis geführt wird, daß die Russen

    gar nicht in der Lage seien, einen sieghaften Krieg

    mit Japan zu führen. Letzteres werde innerhalb 

    eines Monats ein Heer von 1 ½ Millionen Soldaten

    gegn [sic] Rußland aufstellen, das bestenfalls imstande

    sei, nach 3 Monaten höchstens 1 Million Soldaten

     gegen Russland aufstellen, das bestenfalls im- [sic] 

    Dies wäre nur denkbar, wenn die europäischen

    Kräfte nicht durch einen Feldzug im Westen gefesselt

    würden

                             _________________________


                         VOM KRIEGSSCHAUPLATZ.

                                  Neue Gefechte.

       Mailand, 30. Juli.  Der Secolo erhält aus

    Nisch eine Privatmeldung über den Kampf bei

    Semendria der bei Sonnenaufgang begonnen

    hat, um 8 Uhr früh unterbrochen und am Nachmittag

    wieder aufgenommen wurde. Die Serben hätten

    dem übermächtigen Gegner den lebhaftesten

    Widerstand entgegengesetzt; auf beiden Seiten seien

    einige hundert Tote zu verzeichnen. Wenn

    die Serben auch Semendria preisgeben

    mußte (sic), so würden doch Posonka, Jagodin und

    Porotin drei schwere Etappen für das Eindringen

    der österreichischen Truppen nach dem Süden bedeuten.

    An der bosnischen Grenze hätten einige

    hundert Serben die kleine Festung Lesitza stundenlang

    gegen Tausende von österreichischen Truppen

    verteidigt;  sie seien dann abgezogen, nachdem

    sie dem Gegner beträchtliche Verluste  verursacht

    hätten.

                   Erneutes Bombardement von Belgrad.

        Semlin, 30.Juli.  Um ½ 9 Uhr morgens ist

    die Beschießung Belgrads wieder aufgenommen 

    worden und heute donnern die Geschütze nicht nur

    von der Laudon-Schanze, sondern auch von der noch

    näher gelegenen Eugen-Schanze. Die Monitore sind 

    bisher nicht vorgefahren. Die Station ist vollkommen

    verödet. Alle Türen sind abgesperrt und oben

    im Stockwerk sind etwa zwanzig Soldaten untergebracht;

    diese werden voraussichtlich von dort den

    Feind mit Kleingewehrfeuer zu  bestreichen suchen.

    Heue mittag 12 Uhr müssen alle Ortsfremden

    Semlin, das in der ersten Feuerlinie liegt,

    verlassen. Auch alle hier anwesenden fremden

    Korrespondenten werden von dieser

    Verfügung betroffen.

        Wien, 1. Aug.  Zwei Grenzjäger haben unter

    feindlichem Feuer die angeschwollene Deine durchschwommen

    und eine serbische Telefonleitung zerstört.

                                      _____________________________


                                         ZUR TAGESGESCHICHTE.

                 Zur Stärke der Parteien im deutschen Reichstag,

        In der Presse sind die Zahlen über die Stärke der

    Konservativen, Nationalliberalen und Freisinnigen

    in letzter Zeit verschieden angegeben worden. Auf

    Grund amtlichen Materials stellen sich diese Zahlen

    wie folgt dar: Die drittstärkste Partei ist jetzt die

    fortschrittliche Volkspartei mit 46 Mitgliedern (Januar

    1912: 41 Mitglieder und 1 Hospitant). Es folgt

    die nationalliberale Fraktion mit 40 Mitgliedern

    und 5 Hospitanten (es ist der gleiche Stand

    wie 1912). Die konservative Fraktion zählt 39

    Mitglieder und 2 Hospitanten). (Januar 1912: 43

    Mitglieder und 2 Hospitanten) . Während die

    Nationalliberalen keine Einbuße erlitten, verloren

    die Konservativen 4 Mandate, die Freisinnigen

    gewannen 4 Mandate. Die fortschrittliche

    Volkspartei gewann von den Konservativen

    Hagennow-Grevesmühlen und Labiau-Wehlau, von

    den Nationalliberalen Waldeck und Koburg, die ihre

    Verluste durch den Gewinn der konservativen Mandate

    in Salzwedel-Gardelegen und Stendal-Offenburg

    wettmachten. Der austretende Hospitant der

    Nationalliberalen Hestermann wurde durch den

    neuen Hospitanten Schröder (Elbing) ersetzt. Der

    Hospitant Roeser ist der fortschrittlichen Fraktion

    [sic]

                         _______________________________

     

                                     EINHEIMISCHES.

                                                        Eisenach , den 1.August.  

                                             Erlaß.

        Im Anschluß an den im 2. Blatt der "Eisenacher

    Zeitung"" veröffentlichten Erlaß des Kommandierenden

    Generals bestimme ich:

        Gemäß dem Abschnitt: Vom Kriegs- und Belagerungszustand

    der "Vorschrift über den Waffengebrauch

    des Militärs und seine Mitwirkung zur Unterdrückung

    innerer Unruhen" vom 19. März 1914, 

    Ziffer 1 gelten für den Kriegszustand

    die Vorschriften des preußischen Gesetzes

    vom 4. Juni 1851.


     2. Spalte 

                                            § 8

        Wer in einem in  Belagerungszustand erklärten

    Orte oder Distrikte der vorsätzlichen Brandstiftung,

    der vorsätzlichen Verursachung einer Überschwemmung

    oder des Angriffs oder des Widerstandes

    gegen die bewaffnete Macht oder Abgeordnete der

    Zivil- oder Militärbehörde in offener Gewalt und

    mit Waffen oder gefährlichen Werkzeugen versehen

    sich schuldig macht, wird mit dem Tode bestraft.

        Sind mildernde Umstände vorhanden, so kann,

    statt der Todesstrafe, auf 10 - 20jährige Zuchthausstrafe

    erkannt werden.

                                           § 9.

        Wer in einem in Belagerungszustand erklärten

    Orte oder Distrikte

        a)  in Beziehung auf die Zahl, die Marschrichtung

             oder angebliche Siege der Feinde oder

             Aufrührer wissentlich falsche Gerüchte ausstreut

             oder verbreitet, welche geeignet sind,

             die Zivil- oder Militärbehörden hinsichtlich

             ihrer Maßregeln irre zu führen, oder

        b)  ein bei Erklärung des Belagerungszustandes

             oder während desselben vom Militärbefehlshaber

             im Interesse der öffentlichen Sicherheit

             erlassenes Verbot übertritt, oder zu solcher

             Übertretung auffordert oder anreizt,

             oder

        c)  zu dem Verbrechen des Aufruhrs, der tätlichen

             Widersetzlichkeit, der Befreiung eines

             Gefangenen oder zu einem anderen im § 8

             vorgesehenen Verbrechen, wenn auch ohne

             Erfolg auffordert oder anreizt, oder

        d)  Personen des Soldatenstandes zu Verbrechen

             gegen die Subordination oder Vergehungen

             gegen die militärische Zucht und Ordnung

             zu verleiten sucht,

    soll, wenn die bestehenden Gesetze keine höhere Freiheitsstrafe

    bestimmen, mit Gefängnis bis zu einem

    Jahre bestraft werden.

    Eisenach, den 1. August 1914.

         Kgl. Preußisches Garnison -

                      Kommando.

                  Krug von Nidda,

    Major und Garnisonsältester.

                              ___________________________


       * Vom Hofe.  Ihre Königlichen Hoheiten, Großherzog

    Wilhelm Ernst und Großherzogin

    Feodora haben heute vormittag Schloß

    Wilhelmsthal verlassen und sind mit dem Automobil

    nach Weimar gefahren, woselbst bereits die Ankunft

    erfolgte. Das Großherzogliche Hoflager in

    Wilhelmsthal ist vorerst aufgehoben. Die beiden

    Kinder unseres Großherzogspaares verbleiben jedoch

    bis auf weiteres in Wilhelmsthal.

       * Der Kriegszustand macht sich schon gleich in den

    ersten Tagen auch im täglichen Leben bemerkbar.

    Mit der Bequemlichkeit und Selbstverständlichkeit,

    die der Mensch von heutzutage beansprucht, 

    ist es vorbei. So werden jetzt auf dem

    Postamt postlagernde Briefe nicht mehr

    ausgehändigt. Die Post verlangt einen von der Polizei

    ausgefertigten Ausweis, die Polizei

    weigert sich aber, diesen auszustellen, so

    daß der Gesuchsteller von der Post zur  Polizei und

    wieder umgekehrt hin- und herläuft, ohne in den

    Besitz seiner Briefschaften zu kommen. Dieser Zustand,

    der ja ganz unnötig ist, liegt wohl nur daran,

    daß die Polizei nur noch nicht vom richtigen

    Orte aus angewiesen ist, den von der Post verlangten

    Schein auszustellen. - Was sich gestern auf 

    der Sparkasse in Eisenach abspielte, war kein 

    schönes Bild selbstbewußten Benehmens, wie es sich

    für Deutsche geziemt. Von den Vormittagsstunden

    an war die Kasse von Hunderten belagert,

    ein Polizeigebot mußte herangeholt

    werden, um Ordnung zu schaffen! Aber der sich

    überstürzenden Erregung wurde sie natürlich

    nicht Herr. Wilde Szenen spielten sich ab,

    die einen weinten, die anderen lachten und 

    des Gedränges war kein Ende bis in den Nachmittag

    hinein. Im übrigen geht nun alles seinen

    Gang weiter. Die Brücken und Eisenbahnüberführungen

    werden von gestern an von

    Veteranen bewacht.  Post und Bahn arbeiten

    fieberhaft. Vor der Hauptpost am Markt müssen

    die Jahrmarktstände geräumt werden, damit

    der Zugang zur Post ungehindert ist. Durch Deutschlands

    Ultimatum an Rußland, die Anfrage an

    Frankreich ist die Entscheidung nun nicht

    mehr aufzuhalten. Stündlich kann sie fallen. Alle

    Deutschen werden sich des großen Augenblicks würdig

    zeigen und siegesgewiß in die Zukunft

    blicken.

        * Der Kriegszustand wurde heute vormittag mittels

    Trommelwirbel vom hiesigen Bataillon

    allgemein zur öffentlichen Kenntnis gebracht. Um

    Irrtümer zu vermeiden, sei besonders darauf aufmerksam

    gemacht, daß dies mit einer Kriegserklärung

    nichts zu tun hat, sondern daß damit nur

    die besonderen militärische Gesetze in Kraft treten. 7

       * Das Publikum und die Kriegsgefahr. Wie

    immer in Zeiten irgend einer Krisis so ist auch

    augenblicklich bei der drohenden Kriegsgefahr eine

    übertriebene Ängstlichkeit im Publikum

    zu beobachten. So war gestern ein Ansturm auf

    Lebensmittel, speziell Mehl, Kartoffeln usw.

    zu beobachten, wie das wohl eben nur in solch unruhigen

    Zeiten möglich ist. Die Kartoffelwagen 

    wurden geradezu gestürmt, ebenso die Mühlen und

    sonstigen derartigen Geschäfte. Die Folgen eines

    solchen unverständigen Andranges bleiben natürlich

    nicht aus, so steigerten sich die Preise für die Kartoffeln,

    die am vormittag noch 4 M. der Zentner

    kosteten, nachmittags auf 6 M. und mehr.

    Mehl ist der Zentner um 10 - 11 M. gestiegen.

    Selbstverständlich steigen dann auch alle übrigen

    Lebensmittelpreise und die Frage ist berechtigt, ob

    diese Steigerung schon jetzt begründet ist? und man

    muß sagen nein, aber das Publikum ist ja selber

    schuld, indem es plötzlich so gewaltige Einkäufe

    macht, daß die Geschäfte ja schließlich töricht wären,

    wenn sie dem Bedarf in dieser Weise nicht Rechnung

    tragen wollten durch Erhöhung der Preise.

    Wie sollen schließlich mit einmal diese großen Anforderungen

    erfüllt werden können? Wie soll es werden,

    wenn wirklich ein Krieg ausbricht? Dem


     3. Spalte 

    kaufenden Publikum kann nicht genug zur Ruhe

    und Besonnenheit geraten werden und man möge

    doch bedenken, daß durch übertriebene Ängstlichkeit

    erst recht Verwirrung im öffentlichen Leben  hervorgerufen

    wird. Mag doch kommen, was da will,

    es wird sich Rat schaffen lassen und letzten Endes

    haben doch auch Stadt- und Staatsbehörden die

    Verpflichtung, in solch ernsten Zeiten einzugreifen,

    um einer ungerechtfertigten Verteuerung der wichtigsten

    Lebensmittel Schranken zu ziehen und man

    darf wohl die Hoffnung aussprechen und das Vertrauen

    haben, daß auch Eisenach keine Ausnahme 

    hierbei machen wird. Also nochmals: ruhig

    Blut nicht nur im Abheben des Geldes von den

    Sparkassen, sondern auch beim Einkauf

    von Lebensmitteln.

                                 Zur  Preissteigerung.

        Herr Oberbürgermeister Schmieder macht folgendes

    bekannt: Gegenüber der gewissenlosen Preissteigerung,

    welche einzelne Bauern und Kaufleute

    jetzt, ohne jeden inneren Grund, eintreten

    lassen, sind vom hiesigen Gemeindevorstand

    Verhandlungen mit benachbarten Städten eingeleitet,

    welche darauf abzielen, daß die Namen derjenigen

    Händler, welche in dieser Weise eine

    vermeintliche Notlage zum Schaden der

    Allgemeinheit ausnützen, öffentlich

    bekannt gemacht werden.

       * Diskont-Erhöhung. Die deutsche Reichsbank

    hat den Wechseldiskont von 4 auf 5

    Prozent, den Lombard - Zinsfuß von 5 auf

    6 Prozent erhöht.

       *Auf der hiesigen Sparkasse ist erfreulicherweise

    im Verkehr seit dem heutigen Tage ein wesentlicher

    Umschwung eingetreten. Im Gegensatz zu

    gestern haben eine ganze Anzahl Leute Einzahlungen

    gemacht, darunter sogar, wie wir  vernehmen,

    Posten in Höhe von 30 000 Mark.

       *Das Schützenfest kann infolge der drohenden

    Kriegsgefahr nicht stattfinden!  Diese Bekanntmachung

    erläßt der Vorstand der Schützengilde

    in der heutigen Nummer der "Eisenacher Zeitung".

    Infolge der gegenwärtigen allgemeinen Weltlage

    hat sich der Vorstand der Schützengilde veranlaßt

    gesehen, das Schützenfest, das vom heutigen Sonnabend

    bis zum 9. August in der Milchkammer abgehalten

    werden sollte, ihrerseits aufzuheben. Der

    Beschluß wurde in einer heute vormittag im "Deutschen

    Haus" abgehaltenen Sitzung des Vorstandes

    und Ausschusses einmütig beschlossen. Wie wir

    weiter vernehmen, wird die Schützengilde heute

    nachmittag 4 Uhr eine weitere Sitzung im Schützenhaus

    "Phantasie" abhalten, und den Budenbesitzern

    das bereits bezahlte Platzgeld zurückgeben. Es ist

    den Budenbesitzern freigestellt, sich an den

    Gemeindevorstand oder an die Polizei zu wenden, daß

    sie die einmal aufgestellten Buden stehen und darin

    Vorstellungen geben lassen können.

       * Ausfall des Pferderennens. Die Rennen auf

    dem Boxberg bei Gotha am 2. und 3. August werden

    wegen der drohenden Kriegsgefahr aufgehoben.

       * Sommertheater Tivoli. Am Sonntag und Montag

    findet die Aufführung der Operettenneuheit

    "Bummelmädels"  statt. Das Stück wird an

    allen besseren Bühnen mit größtem Erfolg

    aufgeführt.


                                        31. JULI 1914.


        Die Rosen blühen, wie Blut, so rot -

        und Lindenblüten bestreuen den Rasen . . . 

        Morgen liegen wir starr und tot . . .

        Die Kriegs-Drommeten blasen!

        Gleich Lauffeuer flog von Haus zu Haus

        vom dräuenden Kriege schreckende Kunde, -

        von Schlachtendonner!  Begeisterungsbraus

        erschallet, von Munde zu Munde!

        Vielleicht - schon morgen

        wir horchen

        auf einsamer Wacht,

        Vorposten auf spähender Runde,

        im Schatten der Nacht,

        auf kaltem Gestein,

        ins Schlachtfeld hinein . . .










  • October 23, 2017 18:12:52 Beate Jochem

     item 21 

     1. Spalte 

                                      TÜRKEI.½

                     Neueste Nachrichten.

        Konstantinopel, 1. August.  Den Blättern

    zufolge wird die türkische Torpedobootsflottille unter

    Kommando des Admirals Limbus Pascha zum 

    Hochseemanöver in den Archipel auslaufen.


                                     JAPAN.

                        Japan und Rußland.

        Man schreibt der "Frkf. Ztg.":  Angesichts der

    russischen Mobilisierung an der Westgrenze des

    Reichs ist die Ansicht des Grafen Okuma, eines genauen

    Kenners japanischer und russischer Heeresverhältnisse,

    über die Gefahren, in die sich Rußland

    im Kriegsfalle stürzen würde, besonders lehrreich.

    Graf Okuma hat vor kurzem eine Broschüre veröffentlicht, 

    in der er über einen japanischen Revanchekrieg

    und einen Krieg Rußlands mit den

    Weltmächten genaue Untersuchungen anstellt. Aus

    diesen geht hervor, daß Rußland im Falle kriegerischer

     Verwicklungen in Europa durch Japan in eine

    recht ungünstige militärische Lage gebracht werden

    würde, so daß tatsächlich ein Waffengang im

    Westen für das Zarenreich unberechenbare Folgen

    im fernen Osten zeitigen könnte. Die Broschüre des

    Grafen Okuma hat großen Eindruck in Japan gemacht,

    da der Nachweis geführt wird, daß die Russen

    gar nicht in der Lage seien, einen sieghaften Krieg

    mit Japan zu führen. Letzteres werde innerhalb 

    eines Monats ein Heer von 1 ½ Millionen Soldaten

    gegn [sic] Rußland aufstellen, das bestenfalls imstande

    sei, nach 3 Monaten höchstens 1 Million Soldaten

     gegen Russland aufstellen, das bestenfalls im- [sic] 

    Dies wäre nur denkbar, wenn die europäischen

    Kräfte nicht durch einen Feldzug im Westen gefesselt

    würden

                             _________________________


                         VOM KRIEGSSCHAUPLATZ.

                                  Neue Gefechte.

       Mailand, 30. Juli.  Der Secolo erhält aus

    Nisch eine Privatmeldung über den Kampf bei

    Semendria der bei Sonnenaufgang begonnen

    hat, um 8 Uhr früh unterbrochen und am Nachmittag

    wieder aufgenommen wurde. Die Serben hätten

    dem übermächtigen Gegner den lebhaftesten

    Widerstand entgegengesetzt; auf beiden Seiten seien

    einige hundert Tote zu verzeichnen. Wenn

    die Serben auch Semendria preisgeben

    mußte (sic), so würden doch Posonka, Jagodin und

    Porotin drei schwere Etappen für das Eindringen

    der österreichischen Truppen nach dem Süden bedeuten.

    An der bosnischen Grenze hätten einige

    hundert Serben die kleine Festung Lesitza stundenlang

    gegen Tausende von österreichischen Truppen

    verteidigt;  sie seien dann abgezogen, nachdem

    sie dem Gegner beträchtliche Verluste  verursacht

    hätten.

                   Erneutes Bombardement von Belgrad.

        Semlin, 30.Juli.  Um ½ 9 Uhr morgens ist

    die Beschießung Belgrads wieder aufgenommen 

    worden und heute donnern die Geschütze nicht nur

    von der Laudon-Schanze, sondern auch von der noch

    näher gelegenen Eugen-Schanze. Die Monitore sind 

    bisher nicht vorgefahren. Die Station ist vollkommen

    verödet. Alle Türen sind abgesperrt und oben

    im Stockwerk sind etwa zwanzig Soldaten untergebracht;

    diese werden voraussichtlich von dort den

    Feind mit Kleingewehrfeuer zu  bestreichen suchen.

    Heue mittag 12 Uhr müssen alle Ortsfremden

    Semlin, das in der ersten Feuerlinie liegt,

    verlassen. Auch alle hier anwesenden fremden

    Korrespondenten werden von dieser

    Verfügung betroffen.

        Wien, 1. Aug.  Zwei Grenzjäger haben unter

    feindlichem Feuer die angeschwollene Deine durchschwommen

    und eine serbische Telefonleitung zerstört.

                                      _____________________________


                                         ZUR TAGESGESCHICHTE.

                 Zur Stärke der Parteien im deutschen Reichstag,

        In der Presse sind die Zahlen über die Stärke der

    Konservativen, Nationalliberalen und Freisinnigen

    in letzter Zeit verschieden angegeben worden. Auf

    Grund amtlichen Materials stellen sich diese Zahlen

    wie folgt dar: Die drittstärkste Partei ist jetzt die

    fortschrittliche Volkspartei mit 46 Mitgliedern (Januar

    1912: 41 Mitglieder und 1 Hospitant). Es folgt

    die nationalliberale Fraktion mit 40 Mitgliedern

    und 5 Hospitanten (es ist der gleiche Stand

    wie 1912). Die konservative Fraktion zählt 39

    Mitglieder und 2 Hospitanten). (Januar 1912: 43

    Mitglieder und 2 Hospitanten) . Während die

    Nationalliberalen keine Einbuße erlitten, verloren

    die Konservativen 4 Mandate, die Freisinnigen

    gewannen 4 Mandate. Die fortschrittliche

    Volkspartei gewann von den Konservativen

    Hagennow-Grevesmühlen und Labiau-Wehlau, von

    den Nationalliberalen Waldeck und Koburg, die ihre

    Verluste durch den Gewinn der konservativen Mandate

    in Salzwedel-Gardelegen und Stendal-Offenburg

    wettmachten. Der austretende Hospitant der

    Nationalliberalen Hestermann wurde durch den

    neuen Hospitanten Schröder (Elbing) ersetzt. Der

    Hospitant Roeser ist der fortschrittlichen Fraktion

    [sic]

                         _______________________________

     

                                     EINHEIMISCHES.

                                                        Eisenach , den 1.August.  

                                             Erlaß.

        Im Anschluß an den im 2. Blatt der "Eisenacher

    Zeitung"" veröffentlichten Erlaß des Kommandierenden

    Generals bestimme ich:

        Gemäß dem Abschnitt: Vom Kriegs- und Belagerungszustand

    der "Vorschrift über den Waffengebrauch

    des Militärs und seine Mitwirkung zur Unterdrückung

    innerer Unruhen" vom 19. März 1914, 

    Ziffer 1 gelten für den Kriegszustand

    die Vorschriften des preußischen Gesetzes

    vom 4. Juni 1851.


     2. Spalte 

                                            § 8

        Wer in einem in  Belagerungszustand erklärten

    Orte oder Distrikte der vorsätzlichen Brandstiftung,

    der vorsätzlichen Verursachung einer Überschwemmung

    oder des Angriffs oder des Widerstandes

    gegen die bewaffnete Macht oder Abgeordnete der

    Zivil- oder Militärbehörde in offener Gewalt und

    mit Waffen oder gefährlichen Werkzeugen versehen

    sich schuldig macht, wird mit dem Tode bestraft.

        Sind mildernde Umstände vorhanden, so kann,

    statt der Todesstrafe, auf 10 - 20jährige Zuchthausstrafe

    erkannt werden.

                                           § 9.

        Wer in einem in Belagerungszustand erklärten

    Orte oder Distrikte

        a)  in Beziehung auf die Zahl, die Marschrichtung

             oder angebliche Siege der Feinde oder

             Aufrührer wissentlich falsche Gerüchte ausstreut

             oder verbreitet, welche geeignet sind,

             die Zivil- oder Militärbehörden hinsichtlich

             ihrer Maßregeln irre zu führen, oder

        b)  ein bei Erklärung des Belagerungszustandes

             oder während desselben vom Militärbefehlshaber

             im Interesse der öffentlichen Sicherheit

             erlassenes Verbot übertritt, oder zu solcher

             Übertretung auffordert oder anreizt,

             oder

        c)  zu dem Verbrechen des Aufruhrs, der tätlichen

             Widersetzlichkeit, der Befreiung eines

             Gefangenen oder zu einem anderen im § 8

             vorgesehenen Verbrechen, wenn auch ohne

             Erfolg auffordert oder anreizt, oder

        d)  Personen des Soldatenstandes zu Verbrechen

             gegen die Subordination oder Vergehungen

             gegen die militärische Zucht und Ordnung

             zu verleiten sucht,

    soll, wenn die bestehenden Gesetze keine höhere Freiheitsstrafe

    bestimmen, mit Gefängnis bis zu einem

    Jahre bestraft werden.

    Eisenach, den 1. August 1914.

         Kgl. Preußisches Garnison -

                      Kommando.

                  Krug von Nidda,

    Major und Garnisonsältester.

                              ___________________________


       * Vom Hofe.  Ihre Königlichen Hoheiten, Großherzog

    Wilhelm Ernst und Großherzogin

    Feodora haben heute vormittag Schloß

    Wilhelmsthal verlassen und sind mit dem Automobil

    nach Weimar gefahren, woselbst bereits die Ankunft

    erfolgte. Das Großherzogliche Hoflager in

    Wilhelmsthal ist vorerst aufgehoben. Die beiden

    Kinder unseres Großherzogspaares verbleiben jedoch

    bis auf weiteres in Wilhelmsthal.

       * Der Kriegszustand macht sich schon gleich in den

    ersten Tagen auch im täglichen Leben bemerkbar.

    Mit der Bequemlichkeit und Selbstverständlichkeit,

    die der Mensch von heutzutage beansprucht, 

    ist es vorbei. So werden jetzt auf dem

    Postamt postlagernde Briefe nicht mehr

    ausgehändigt. Die Post verlangt einen von der Polizei

    ausgefertigten Ausweis, die Polizei

    weigert sich aber, diesen auszustellen, so

    daß der Gesuchsteller von der Post zur  Polizei und

    wieder umgekehrt hin- und herläuft, ohne in den

    Besitz seiner Briefschaften zu kommen. Dieser Zustand,

    der ja ganz unnötig ist, liegt wohl nur daran,

    daß die Polizei nur noch nicht vom richtigen

    Orte aus angewiesen ist, den von der Post verlangten

    Schein auszustellen. - Was sich gestern auf 

    der Sparkasse in Eisenach abspielte, war kein 

    schönes Bild selbstbewußten Benehmens, wie es sich

    für Deutsche geziemt. Von den Vormittagsstunden

    an war die Kasse von Hunderten belagert,

    ein Polizeigebot mußte herangeholt

    werden, um Ordnung zu schaffen! Aber der sich

    überstürzenden Erregung wurde sie natürlich

    nicht Herr. Wilde Szenen spielten sich ab,

    die einen weinten, die anderen lachten und 

    des Gedränges war kein Ende bis in den Nachmittag

    hinein. Im übrigen geht nun alles seinen

    Gang weiter. Die Brücken und Eisenbahnüberführungen

    werden von gestern an von

    Veteranen bewacht.  Post und Bahn arbeiten

    fieberhaft. Vor der Hauptpost am Markt müssen

    die Jahrmarktstände geräumt werden, damit

    der Zugang zur Post ungehindert ist. Durch Deutschlands

    Ultimatum an Rußland, die Anfrage an

    Frankreich ist die Entscheidung nun nicht

    mehr aufzuhalten. Stündlich kann sie fallen. Alle

    Deutschen werden sich des großen Augenblicks würdig

    zeigen und siegesgewiß in die Zukunft

    blicken.

        * Der Kriegszustand wurde heute vormittag mittels

    Trommelwirbel vom hiesigen Bataillon

    allgemein zur öffentlichen Kenntnis gebracht. Um

    Irrtümer zu vermeiden, sei besonders darauf aufmerksam

    gemacht, daß dies mit einer Kriegserklärung

    nichts zu tun hat, sondern daß damit nur

    die besonderen militärische Gesetze in Kraft treten. 7

       * Das Publikum und die Kriegsgefahr. Wie

    immer in Zeiten irgend einer Krisis so ist auch

    augenblicklich bei der drohenden Kriegsgefahr eine

    übertriebene Ängstlichkeit im Publikum

    zu beobachten. So war gestern ein Ansturm auf

    Lebensmittel, speziell Mehl, Kartoffeln usw.

    zu beobachten, wie das wohl eben nur in solch unruhigen

    Zeiten möglich ist. Die Kartoffelwagen 

    wurden geradezu gestürmt, ebenso die Mühlen und

    sonstigen derartigen Geschäfte. Die Folgen eines

    solchen unverständigen Andranges bleiben natürlich

    nicht aus, so steigerten sich die Preise für die Kartoffeln,

    die am vormittag noch 4 M. der Zentner

    kosteten, nachmittags auf 6 M. und mehr.

    Mehl ist der Zentner um 10 - 11 M. gestiegen.

    Selbstverständlich steigen dann auch alle übrigen

    Lebensmittelpreise und die Frage ist berechtigt, ob

    diese Steigerung schon jetzt begründet ist? und man

    muß sagen nein, aber das Publikum ist ja selber

    schuld, indem es plötzlich so gewaltige Einkäufe

    macht, daß die Geschäfte ja schließlich töricht wären,

    wenn sie dem Bedarf in dieser Weise nicht Rechnung

    tragen wollten durch Erhöhung der Preise.

    Wie sollen schließlich mit einmal diese großen Anforderungen

    erfüllt werden können? Wie soll es werden,

    wenn wirklich ein Krieg ausbricht? Dem


     3. Spalte 

    kaufenden Publikum kann nicht genug zur Ruhe

    und Besonnenheit geraten werden und man möge

    doch bedenken, daß durch übertriebene Ängstlichkeit

    erst recht Verwirrung im öffentlichen Leben  hervorgerufen

    wird. Mag doch kommen, was da will,

    es wird sich Rat schaffen lassen und letzten Endes

    haben doch auch Stadt- und Staatsbehörden die

    Verpflichtung, in solch ernsten Zeiten einzugreifen,

    um einer ungerechtfertigten Verteuerung der wichtigsten

    Lebensmittel Schranken zu ziehen und man

    darf wohl die Hoffnung aussprechen und das Vertrauen

    haben, daß auch Eisenach keine Ausnahme 

    hierbei machen wird. Also nochmals: ruhig

    Blut nicht nur im Abheben des Geldes von den

    Sparkassen, sondern auch beim Einkauf

    von Lebensmitteln.

                                 Zur  Preissteigerung.

        Herr Oberbürgermeister Schmieder macht folgendes

    bekannt: Gegenüber der gewissenlosen Preissteigerung,

    welche einzelne Bauern und Kaufleute

    jetzt, ohne jeden inneren Grund, eintreten

    lassen, sind vom hiesigen Gemeindevorstand

    Verhandlungen mit benachbarten Städten eingeleitet,

    welche darauf abzielen, daß die Namen derjenigen

    Händler, welche in dieser Weise eine

    vermeintliche Notlage zum Schaden der

    Allgemeinheit ausnützen, öffentlich

    bekannt gemacht werden.

       * Diskont-Erhöhung. Die deutsche Reichsbank

    hat den Wechseldiskont von 4 auf 5

    Prozent, den Lombard - Zinsfuß von 5 auf

    6 Prozent erhöht.

       *Auf der hiesigen Sparkasse ist erfreulicherweise

    im Verkehr seit dem heutigen Tage ein wesentlicher

    Umschwung eingetreten. Im Gegensatz zu

    gestern haben eine ganze Anzahl Leute Einzahlungen

    gemacht, darunter sogar, wie wir  vernehmen,

    Posten in Höhe von 30 000 Mark.

       *Das Schützenfest kann infolge der drohenden

    Kriegsgefahr nicht stattfinden!  Diese Bekanntmachung

    erläßt der Vorstand der Schützengilde

    in der heutigen Nummer der "Eisenacher Zeitung".

    Infolge der gegenwärtigen allgemeinen Weltlage

    hat sich der Vorstand der Schützengilde veranlaßt

    gesehen, das Schützenfest, das vom heutigen Sonnabend

    bis zum 9. August in der Milchkammer abgehalten

    werden sollte, ihrerseits aufzuheben. Der

    Beschluß wurde in einer heute vormittag im "Deutschen

    Haus" abgehaltenen Sitzung des Vorstandes

    und Ausschusses einmütig beschlossen. Wie wir

    weiter vernehmen, wird die Schützengilde heute

    nachmittag 4 Uhr eine weitere Sitzung im Schützenhaus

    "Phantasie" abhalten, und den Budenbesitzern

    das bereits bezahlte Platzgeld zurückgeben. Es ist

    den Budenbesitzern freigestellt, sich an den

    Gemeindevorstand oder an die Polizei zu wenden, daß

    sie die einmal aufgestellten Buden stehen und darin

    Vorstellungen geben lassen können.

       * Ausfall des Pferderennens. Die Rennen auf

    dem Boxberg bei Gotha am 2. und 3. August werden

    wegen der drohenden Kriegsgefahr aufgehoben.

       * Sommertheater Tivoli. Am Sonntag und Montag

    findet die Aufführung der Operettenneuheit

    "Bummelmädels"  statt. Das Stück wird an

    allen besseren Bühnen mit größtem Erfolg

    aufgeführt.


                                        31. JULI 1914.


        Die Rosen blühen, wie Blut, so rot -

        und Lindenblüten bestreuen den Rasen . . . 

        Morgen liegen wir starr und tot . . .

        Die Kriegs-Drommeten blasen!

        Gleich Lauffeuer flog von Haus zu Haus

        vom dräuenden Kriege schreckende Kunde, -

        von Schlachtendonner!  Begeisterungsbraus

        erschallet, von Munde zu Munde!

        Vielleicht - scbon morgen

        wir horchen

        auf einsamer Wacht,

        Vorposten auf spähender Runde,

        im Schatten der Nacht,

        auf kaltem Gestein,

        ins Schlachtfeld hinein . . .










  • October 23, 2017 18:07:55 Beate Jochem

     item 21 

     1. Spalte 

                                      TÜRKEI.½

                     Neueste Nachrichten.

        Konstantinopel, 1. August.  Den Blättern

    zufolge wird die türkische Torpedobootsflottille unter

    Kommando des Admirals Limbus Pascha zum 

    Hochseemanöver in den Archipel auslaufen.


                                     JAPAN.

                        Japan und Rußland.

        Man schreibt der "Frkf. Ztg.":  Angesichts der

    russischen Mobilisierung an der Westgrenze des

    Reichs ist die Ansicht des Grafen Okuma, eines genauen

    Kenners japanischer und russischer Heeresverhältnisse,

    über die Gefahren, in die sich Rußland

    im Kriegsfalle stürzen würde, besonders lehrreich.

    Graf Okuma hat vor kurzem eine Broschüre veröffentlicht, 

    in der er über einen japanischen Revanchekrieg

    und einen Krieg Rußlands mit den

    Weltmächten genaue Untersuchungen anstellt. Aus

    diesen geht hervor, daß Rußland im Falle kriegerischer

     Verwicklungen in Europa durch Japan in eine

    recht ungünstige militärische Lage gebracht werden

    würde, so daß tatsächlich ein Waffengang im

    Westen für das Zarenreich unberechenbare Folgen

    im fernen Osten zeitigen könnte. Die Broschüre des

    Grafen Okuma hat großen Eindruck in Japan gemacht,

    da der Nachweis geführt wird, daß die Russen

    gar nicht in der Lage seien, einen sieghaften Krieg

    mit Japan zu führen. Letzteres werde innerhalb 

    eines Monats ein Heer von 1 ½ Millionen Soldaten

    gegn [sic] Rußland aufstellen, das bestenfalls imstande

    sei, nach 3 Monaten höchstens 1 Million Soldaten

     gegen Russland aufstellen, das bestenfalls im- [sic] 

    Dies wäre nur denkbar, wenn die europäischen

    Kräfte nicht durch einen Feldzug im Westen gefesselt

    würden

                             _________________________


                         VOM KRIEGSSCHAUPLATZ.

                                  Neue Gefechte.

       Mailand, 30. Juli.  Der Secolo erhält aus

    Nisch eine Privatmeldung über den Kampf bei

    Semendria der bei Sonnenaufgang begonnen

    hat, um 8 Uhr früh unterbrochen und am Nachmittag

    wieder aufgenommen wurde. Die Serben hätten

    dem übermächtigen Gegner den lebhaftesten

    Widerstand entgegengesetzt; auf beiden Seiten seien

    einige hundert Tote zu verzeichnen. Wenn

    die Serben auch Semendria preisgeben

    mußte (sic), so würden doch Posonka, Jagodin und

    Porotin drei schwere Etappen für das Eindringen

    der österreichischen Truppen nach dem Süden bedeuten.

    An der bosnischen Grenze hätten einige

    hundert Serben die kleine Festung Lesitza stundenlang

    gegen Tausende von österreichischen Truppen

    verteidigt;  sie seien dann abgezogen, nachdem

    sie dem Gegner beträchtliche Verluste  verursacht

    hätten.

                   Erneutes Bombardement von Belgrad.

        Semlin, 30.Juli.  Um ½ 9 Uhr morgens ist

    die Beschießung Belgrads wieder aufgenommen 

    worden und heute donnern die Geschütze nicht nur

    von der Laudon-Schanze, sondern auch von der noch

    näher gelegenen Eugen-Schanze. Die Monitore sind 

    bisher nicht vorgefahren. Die Station ist vollkommen

    verödet. Alle Türen sind abgesperrt und oben

    im Stockwerk sind etwa zwanzig Soldaten untergebracht;

    diese werden voraussichtlich von dort den

    Feind mit Kleingewehrfeuer zu  bestreichen suchen.

    Heue mittag 12 Uhr müssen alle Ortsfremden

    Semlin, das in der ersten Feuerlinie liegt,

    verlassen. Auch alle hier anwesenden fremden

    Korrespondenten werden von dieser

    Verfügung betroffen.

        Wien, 1. Aug.  Zwei Grenzjäger haben unter

    feindlichem Feuer die angeschwollene Deine durchschwommen

    und eine serbische Telefonleitung zerstört.

                                      _____________________________


                                         ZUR TAGESGESCHICHTE.

                 Zur Stärke der Parteien im deutschen Reichstag,

        In der Presse sind die Zahlen über die Stärke der

    Konservativen, Nationalliberalen und Freisinnigen

    in letzter Zeit verschieden angegeben worden. Auf

    Grund amtlichen Materials stellen sich diese Zahlen

    wie folgt dar: Die drittstärkste Partei ist jetzt die

    fortschrittliche Volkspartei mit 46 Mitgliedern (Januar

    1912: 41 Mitglieder und 1 Hospitant). Es folgt

    die nationalliberale Fraktion mit 40 Mitgliedern

    und 5 Hospitanten (es ist der gleiche Stand

    wie 1912). Die konservative Fraktion zählt 39

    Mitglieder und 2 Hospitanten). (Januar 1912: 43

    Mitglieder und 2 Hospitanten) . Während die

    Nationalliberalen keine Einbuße erlitten, verloren

    die Konservativen 4 Mandate, die Freisinnigen

    gewannen 4 Mandate. Die fortschrittliche

    Volkspartei gewann von den Konservativen

    Hagennow-Grevesmühlen und Labiau-Wehlau, von

    den Nationalliberalen Waldeck und Koburg, die ihre

    Verluste durch den Gewinn der konservativen Mandate

    in Salzwedel-Gardelegen und Stendal-Offenburg

    wettmachten. Der austretende Hospitant der

    Nationalliberalen Hestermann wurde durch den

    neuen Hospitanten Schröder (Elbing) ersetzt. Der

    Hospitant Roeser ist der fortschrittlichen Fraktion

    [sic]

                         _______________________________

     

                                     EINHEIMISCHES.

                                                        Eisenach , den 1.August.  

                                             Erlaß.

        Im Anschluß an den im 2. Blatt der "Eisenacher

    Zeitung"" veröffentlichten Erlaß des Kommandierenden

    Generals bestimme ich:

        Gemäß dem Abschnitt: Vom Kriegs- und Belagerungszustand

    der "Vorschrift über den Waffengebrauch

    des Militärs und seine Mitwirkung zur Unterdrückung

    innerer Unruhen" vom 19. März 1914, 

    Ziffer 1 gelten für den Kriegszustand

    die Vorschriften des preußischen Gesetzes

    vom 4. Juni 1851.


     2. Spalte 

                                            § 8

        Wer in einem in  Belagerungszustand erklärten

    Orte oder Distrikte der vorsätzlichen Brandstiftung,

    der vorsätzlichen Verursachung einer Überschwemmung

    oder des Angriffs oder des Widerstandes

    gegen die bewaffnete Macht oder Abgeordnete der

    Zivil- oder Militärbehörde in offener Gewalt und

    mit Waffen oder gefährlichen Werkzeugen versehen

    sich schuldig macht, wird mit dem Tode bestraft.

        Sind mildernde Umstände vorhanden, so kann,

    statt der Todesstrafe, auf 10 - 20jährige Zuchthausstrafe

    erkannt werden.

                                           § 9.

        Wer in einem in Belagerungszustand erklärten

    Orte oder Distrikte

        a)  in Beziehung auf die Zahl, die Marschrichtung

             oder angebliche Siege der Feinde oder

             Aufrührer wissentlich falsche Gerüchte ausstreut

             oder verbreitet, welche geeignet sind,

             die Zivil- oder Militärbehörden hinsichtlich

             ihrer Maßregeln irre zu führen, oder

        b)  ein bei Erklärung des Belagerungszustandes

             oder während desselben vom Militärbefehlshaber

             im Interesse der öffentlichen Sicherheit

             erlassenes Verbot übertritt, oder zu solcher

             Übertretung auffordert oder anreizt,

             oder

        c)  zu dem Verbrechen des Aufruhrs, der tätlichen

             Widersetzlichkeit, der Befreiung eines

             Gefangenen oder zu einem anderen im § 8

             vorgesehenen Verbrechen, wenn auch ohne

             Erfolg auffordert oder anreizt, oder

        d)  Personen des Soldatenstandes zu Verbrechen

             gegen die Subordination oder Vergehungen

             gegen die militärische Zucht und Ordnung

             zu verleiten sucht,

    soll, wenn die bestehenden Gesetze keine höhere Freiheitsstrafe

    bestimmen, mit Gefängnis bis zu einem

    Jahre bestraft werden.

    Eisenach, den 1. August 1914.

         Kgl. Preußisches Garnison -

                      Kommando.

                  Krug von Nidda,

    Major und Garnisonsältester.

                              ___________________________


       * Vom Hofe.  Ihre Königlichen Hoheiten, Großherzog

    Wilhelm Ernst und Großherzogin

    Feodora haben heute vormittag Schloß

    Wilhelmsthal verlassen und sind mit dem Automobil

    nach Weimar gefahren, woselbst bereits die Ankunft

    erfolgte. Das Großherzogliche Hoflager in

    Wilhelmsthal ist vorerst aufgehoben. Die beiden

    Kinder unseres Großherzogspaares verbleiben jedoch

    bis auf weiteres in Wilhelmsthal.

       * Der Kriegszustand macht sich schon gleich in den

    ersten Tagen auch im täglichen Leben bemerkbar.

    Mit der Bequemlichkeit und Selbstverständlichkeit,

    die der Mensch von heutzutage beansprucht, 

    ist es vorbei. So werden jetzt auf dem

    Postamt postlagernde Briefe nicht mehr

    ausgehändigt. Die Post verlangt einen von der Polizei

    ausgefertigten Ausweis, die Polizei

    weigert sich aber, diesen auszustellen, so

    daß der Gesuchsteller von der Post zur  Polizei und

    wieder umgekehrt hin- und herläuft, ohne in den

    Besitz seiner Briefschaften zu kommen. Dieser Zustand,

    der ja ganz unnötig ist, liegt wohl nur daran,

    daß die Polizei nur noch nicht vom richtigen

    Orte aus angewiesen ist, den von der Post verlangten

    Schein auszustellen. - Was sich gestern auf 

    der Sparkasse in Eisenach abspielte, war kein 

    schönes Bild selbstbewußten Benehmens, wie es sich

    für Deutsche geziemt. Von den Vormittagsstunden

    an war die Kasse von Hunderten belagert,

    ein Polizeigebot mußte herangeholt

    werden, um Ordnung zu schaffen! Aber der sich

    überstürzenden Erregung wurde sie natürlich

    nicht Herr. Wilde Szenen spielten sich ab,

    die einen weinten, die anderen lachten und 

    des Gedränges war kein Ende bis in den Nachmittag

    hinein. Im übrigen geht nun alles seinen

    Gang weiter. Die Brücken und Eisenbahnüberführungen

    werden von gestern an von

    Veteranen bewacht.  Post und Bahn arbeiten

    fieberhaft. Vor der Hauptpost am Markt müssen

    die Jahrmarktstände geräumt werden, damit

    der Zugang zur Post ungehindert ist. Durch Deutschlands

    Ultimatum an Rußland, die Anfrage an

    Frankreich ist die Entscheidung nun nicht

    mehr aufzuhalten. Stündlich kann sie fallen. Alle

    Deutschen werden sich des großen Augenblicks würdig

    zeigen und siegesgewiß in die Zukunft

    blicken.

        * Der Kriegszustand wurde heute vormittag mittels

    Trommelwirbel vom hiesigen Bataillon

    allgemein zur öffentlichen Kenntnis gebracht. Um

    Irrtümer zu vermeiden, sei besonders darauf aufmerksam

    gemacht, daß dies mit einer Kriegserklärung

    nichts zu tun hat, sondern daß damit nur

    die besonderen militärische Gesetze in Kraft treten. 7

       * Das Publikum und die Kriegsgefahr. Wie

    immer in Zeiten irgend einer Krisis so ist auch

    augenblicklich bei der drohenden Kriegsgefahr eine

    übertriebene Ängstlichkeit im Publikum

    zu beobachten. So war gestern ein Ansturm auf

    Lebensmittel, speziell Mehl, Kartoffeln usw.

    zu beobachten, wie das wohl eben nur in solch unruhigen

    Zeiten möglich ist. Die Kartoffelwagen 

    wurden geradezu gestürmt, ebenso die Mühlen und

    sonstigen derartigen Geschäfte. Die Folgen eines

    solchen unverständigen Andranges bleiben natürlich

    nicht aus, so steigerten sich die Preise für die Kartoffeln,

    die am vormittag noch 4 M. der Zentner

    kosteten, nachmittags auf 6 M. und mehr.

    Mehl ist der Zentner um 10 - 11 M. gestiegen.

    Selbstverständlich steigen dann auch alle übrigen

    Lebensmittelpreise und die Frage ist berechtigt, ob

    diese Steigerung schon jetzt begründet ist? und man

    muß sagen nein, aber das Publikum ist ja selber

    schuld, indem es plötzlich so gewaltige Einkäufe

    macht, daß die Geschäfte ja schließlich töricht wären,

    wenn sie dem Bedarf in dieser Weise nicht Rechnung

    tragen wollten durch Erhöhung der Preise.

    Wie sollen schließlich mit einmal diese großen Anforderungen

    erfüllt werden können? Wie soll es werden,

    wenn wirklich ein Krieg ausbricht? Dem


     3. Spalte 

    kaufenden Publikum kann nicht genug zur Ruhe

    und Besonnenheit geraten werden und man möge

    doch bedenken, daß durch übertriebene Ängstlichkeit

    erst recht Verwirrung im öffentlichen Leben  hervorgerufen

    wird. Mag doch kommen, was da will,

    es wird sich Rat schaffen lassen und letzten Endes

    haben doch auch Stadt- und Staatsbehörden die

    Verpflichtung, in solch ernsten Zeiten einzugreifen,

    um einer ungerechtfertigten Verteuerung der wichtigsten

    Lebensmittel Schranken zu ziehen und man

    darf wohl die Hoffnung aussprechen und das Vertrauen

    haben, daß auch Eisenach keine Ausnahme 

    hierbei machen wird. Also nochmals: ruhig

    Blut nicht nur im Abheben des Geldes von den

    Sparkassen, sondern auch beim Einkauf

    von Lebensmitteln.

                                 Zur  Preissteigerung.

        Herr Oberbürgermeister Schmieder macht folgendes

    bekannt: Gegenüber der gewissenlosen Preissteigerung,

    welche einzelne Bauern und Kaufleute

    jetzt, ohne jeden inneren Grund, eintreten

    lassen, sind vom hiesigen Gemeindevorstand

    Verhandlungen mit benachbarten Städten eingeleitet,

    welche darauf abzielen, daß die Namen derjenigen

    Händler, welche in dieser Weise eine

    vermeintliche Notlage zum Schaden der

    Allgemeinheit ausnützen, öffentlich

    bekannt gemacht werden.

       * Diskont-Erhöhung. Die deutsche Reichsbank

    hat den Wechseldiskont von 4 auf 5

    Prozent, den Lombard - Zinsfuß von 5 auf

    6 Prozent erhöht.

       *Auf der hiesigen Sparkasse ist erfreulicherweise

    im Verkehr seit dem heutigen Tage ein wesentlicher

    Umschwung eingetreten. Im Gegensatz zu

    gestern haben eine ganze Anzahl Leute Einzahlungen

    gemacht, darunter sogar, wie wir  vernehmen,

    Posten in Höhe von 30 000 Mark.

       *Das Schützenfest kann infolge der drohenden

    Kriegsgefahr nicht stattfinden!  Diese Bekanntmachung

    erläßt der Vorstand der Schützengilde

    in der heutigen Nummer der "Eisenacher Zeitung".

    Infolge der gegenwärtigen allgemeinen Weltlage

    hat sich der Vorstand der Schützengilde veranlaßt

    gesehen, das Schützenfest, das vom heutigen Sonnabend

    bis zum 9. August in der Milchkammer abgehalten

    werden sollte, ihrerseits aufzuheben. Der

    Beschluß wurde in einer heute vormittag im "Deutschen

    Haus" abgehaltenen Sitzung des Vorstandes

    und Ausschusses einmütig beschlossen. Wie wir

    weiter vernehmen, wird die Schützengilde heute

    nachmittag 4 Uhr eine weitere Sitzung im Schützenhaus

    "Phantasie" abhalten, und den Budenbesitzern

    das bereits bezahlte Platzgeld zurückgeben. Es ist

    den Budenbesitzern freigestellt, sich an den

    Gemeindevorstand oder an die Polizei zu wenden, daß

    sie die einmal aufgestellten Buden stehen und darin

    Vorstellungen geben lassen können.

       * Ausfall des Pferderennens. Die Rennen auf

    dem Boxberg bei Gotha am 2. und 3. August werden

    wegen der drohenden Kriegsgefahr aufgehoben.

       * Sommertheater Tivoli. Am Sonntag und Montag

    findet die Aufführung der Operettenneuheit

    "Bummelmädels"  statt. Das Stück wird an

    allen besseren Bühnen mit größtem Erfolg

    aufgeführt.









  • October 23, 2017 18:04:15 Beate Jochem

     item 21 

     1. Spalte 

                                      TÜRKEI.½

                     Neueste Nachrichten.

        Konstantinopel, 1. August.  Den Blättern

    zufolge wird die türkische Torpedobootsflottille unter

    Kommando des Admirals Limbus Pascha zum 

    Hochseemanöver in den Archipel auslaufen.


                                     JAPAN.

                        Japan und Rußland.

        Man schreibt der "Frkf. Ztg.":  Angesichts der

    russischen Mobilisierung an der Westgrenze des

    Reichs ist die Ansicht des Grafen Okuma, eines genauen

    Kenners japanischer und russischer Heeresverhältnisse,

    über die Gefahren, in die sich Rußland

    im Kriegsfalle stürzen würde, besonders lehrreich.

    Graf Okuma hat vor kurzem eine Broschüre veröffentlicht, 

    in der er über einen japanischen Revanchekrieg

    und einen Krieg Rußlands mit den

    Weltmächten genaue Untersuchungen anstellt. Aus

    diesen geht hervor, daß Rußland im Falle kriegerischer

     Verwicklungen in Europa durch Japan in eine

    recht ungünstige militärische Lage gebracht werden

    würde, so daß tatsächlich ein Waffengang im

    Westen für das Zarenreich unberechenbare Folgen

    im fernen Osten zeitigen könnte. Die Broschüre des

    Grafen Okuma hat großen Eindruck in Japan gemacht,

    da der Nachweis geführt wird, daß die Russen

    gar nicht in der Lage seien, einen sieghaften Krieg

    mit Japan zu führen. Letzteres werde innerhalb 

    eines Monats ein Heer von 1 ½ Millionen Soldaten

    gegn [sic] Rußland aufstellen, das bestenfalls imstande

    sei, nach 3 Monaten höchstens 1 Million Soldaten

     gegen Russland aufstellen, das bestenfalls im- [sic] 

    Dies wäre nur denkbar, wenn die europäischen

    Kräfte nicht durch einen Feldzug im Westen gefesselt

    würden

                             _________________________


                         VOM KRIEGSSCHAUPLATZ.

                                  Neue Gefechte.

       Mailand, 30. Juli.  Der Secolo erhält aus

    Nisch eine Privatmeldung über den Kampf bei

    Semendria der bei Sonnenaufgang begonnen

    hat, um 8 Uhr früh unterbrochen und am Nachmittag

    wieder aufgenommen wurde. Die Serben hätten

    dem übermächtigen Gegner den lebhaftesten

    Widerstand entgegengesetzt; auf beiden Seiten seien

    einige hundert Tote zu verzeichnen. Wenn

    die Serben auch Semendria preisgeben

    mußte (sic), so würden doch Posonka, Jagodin und

    Porotin drei schwere Etappen für das Eindringen

    der österreichischen Truppen nach dem Süden bedeuten.

    An der bosnischen Grenze hätten einige

    hundert Serben die kleine Festung Lesitza stundenlang

    gegen Tausende von österreichischen Truppen

    verteidigt;  sie seien dann abgezogen, nachdem

    sie dem Gegner beträchtliche Verluste  verursacht

    hätten.

                   Erneutes Bombardement von Belgrad.

        Semlin, 30.Juli.  Um ½ 9 Uhr morgens ist

    die Beschießung Belgrads wieder aufgenommen 

    worden und heute donnern die Geschütze nicht nur

    von der Laudon-Schanze, sondern auch von der noch

    näher gelegenen Eugen-Schanze. Die Monitore sind 

    bisher nicht vorgefahren. Die Station ist vollkommen

    verödet. Alle Türen sind abgesperrt und oben

    im Stockwerk sind etwa zwanzig Soldaten untergebracht;

    diese werden voraussichtlich von dort den

    Feind mit Kleingewehrfeuer zu  bestreichen suchen.

    Heue mittag 12 Uhr müssen alle Ortsfremden

    Semlin, das in der ersten Feuerlinie liegt,

    verlassen. Auch alle hier anwesenden fremden

    Korrespondenten werden von dieser

    Verfügung betroffen.

        Wien, 1. Aug.  Zwei Grenzjäger haben unter

    feindlichem Feuer die angeschwollene Deine durchschwommen

    und eine serbische Telefonleitung zerstört.

                                      _____________________________


                                         ZUR TAGESGESCHICHTE.

                 Zur Stärke der Parteien im deutschen Reichstag,

        In der Presse sind die Zahlen über die Stärke der

    Konservativen, Nationalliberalen und Freisinnigen

    in letzter Zeit verschieden angegeben worden. Auf

    Grund amtlichen Materials stellen sich diese Zahlen

    wie folgt dar: Die drittstärkste Partei ist jetzt die

    fortschrittliche Volkspartei mit 46 Mitgliedern (Januar

    1912: 41 Mitglieder und 1 Hospitant). Es folgt

    die nationalliberale Fraktion mit 40 Mitgliedern

    und 5 Hospitanten (es ist der gleiche Stand

    wie 1912). Die konservative Fraktion zählt 39

    Mitglieder und 2 Hospitanten). (Januar 1912: 43

    Mitglieder und 2 Hospitanten) . Während die

    Nationalliberalen keine Einbuße erlitten, verloren

    die Konservativen 4 Mandate, die Freisinnigen

    gewannen 4 Mandate. Die fortschrittliche

    Volkspartei gewann von den Konservativen

    Hagennow-Grevesmühlen und Labiau-Wehlau, von

    den Nationalliberalen Waldeck und Koburg, die ihre

    Verluste durch den Gewinn der konservativen Mandate

    in Salzwedel-Gardelegen und Stendal-Offenburg

    wettmachten. Der austretende Hospitant der

    Nationalliberalen Hestermann wurde durch den

    neuen Hospitanten Schröder (Elbing) ersetzt. Der

    Hospitant Roeser ist der fortschrittlichen Fraktion

    [sic]

                         _______________________________

     

                                     EINHEIMISCHES.

                                                        Eisenach , den 1.August.  

                                             Erlaß.

        Im Anschluß an den im 2. Blatt der "Eisenacher

    Zeitung"" veröffentlichten Erlaß des Kommandierenden

    Generals bestimme ich:

        Gemäß dem Abschnitt: Vom Kriegs- und Belagerungszustand

    der "Vorschrift über den Waffengebrauch

    des Militärs und seine Mitwirkung zur Unterdrückung

    innerer Unruhen" vom 19. März 1914, 

    Ziffer 1 gelten für den Kriegszustand

    die Vorschriften des preußischen Gesetzes

    vom 4. Juni 1851.


     2. Spalte 

                                            § 8

        Wer in einem in  Belagerungszustand erklärten

    Orte oder Distrikte der vorsätzlichen Brandstiftung,

    der vorsätzlichen Verursachung einer Überschwemmung

    oder des Angriffs oder des Widerstandes

    gegen die bewaffnete Macht oder Abgeordnete der

    Zivil- oder Militärbehörde in offener Gewalt und

    mit Waffen oder gefährlichen Werkzeugen versehen

    sich schuldig macht, wird mit dem Tode bestraft.

        Sind mildernde Umstände vorhanden, so kann,

    statt der Todesstrafe, auf 10 - 20jährige Zuchthausstrafe

    erkannt werden.

                                           § 9.

        Wer in einem in Belagerungszustand erklärten

    Orte oder Distrikte

        a)  in Beziehung auf die Zahl, die Marschrichtung

             oder angebliche Siege der Feinde oder

             Aufrührer wissentlich falsche Gerüchte ausstreut

             oder verbreitet, welche geeignet sind,

             die Zivil- oder Militärbehörden hinsichtlich

             ihrer Maßregeln irre zu führen, oder

        b)  ein bei Erklärung des Belagerungszustandes

             oder während desselben vom Militärbefehlshaber

             im Interesse der öffentlichen Sicherheit

             erlassenes Verbot übertritt, oder zu solcher

             Übertretung auffordert oder anreizt,

             oder

        c)  zu dem Verbrechen des Aufruhrs, der tätlichen

             Widersetzlichkeit, der Befreiung eines

             Gefangenen oder zu einem anderen im § 8

             vorgesehenen Verbrechen, wenn auch ohne

             Erfolg auffordert oder anreizt, oder

        d)  Personen des Soldatenstandes zu Verbrechen

             gegen die Subordination oder Vergehungen

             gegen die militärische Zucht und Ordnung

             zu verleiten sucht,

    soll, wenn die bestehenden Gesetze keine höhere Freiheitsstrafe

    bestimmen, mit Gefängnis bis zu einem

    Jahre bestraft werden.

    Eisenach, den 1. August 1914.

         Kgl. Preußisches Garnison -

                      Kommando.

                  Krug von Nidda,

    Major und Garnisonsältester.

                              ___________________________


       * Vom Hofe.  Ihre Königlichen Hoheiten, Großherzog

    Wilhelm Ernst und Großherzogin

    Feodora haben heute vormittag Schloß

    Wilhelmsthal verlassen und sind mit dem Automobil

    nach Weimar gefahren, woselbst bereits die Ankunft

    erfolgte. Das Großherzogliche Hoflager in

    Wilhelmsthal ist vorerst aufgehoben. Die beiden

    Kinder unseres Großherzogspaares verbleiben jedoch

    bis auf weiteres in Wilhelmsthal.

       * Der Kriegszustand macht sich schon gleich in den

    ersten Tagen auch im täglichen Leben bemerkbar.

    Mit der Bequemlichkeit und Selbstverständlichkeit,

    die der Mensch von heutzutage beansprucht, 

    ist es vorbei. So werden jetzt auf dem

    Postamt postlagernde Briefe nicht mehr

    ausgehändigt. Die Post verlangt einen von der Polizei

    ausgefertigten Ausweis, die Polizei

    weigert sich aber, diesen auszustellen, so

    daß der Gesuchsteller von der Post zur  Polizei und

    wieder umgekehrt hin- und herläuft, ohne in den

    Besitz seiner Briefschaften zu kommen. Dieser Zustand,

    der ja ganz unnötig ist, liegt wohl nur daran,

    daß die Polizei nur noch nicht vom richtigen

    Orte aus angewiesen ist, den von der Post verlangten

    Schein auszustellen. - Was sich gestern auf 

    der Sparkasse in Eisenach abspielte, war kein 

    schönes Bild selbstbewußten Benehmens, wie es sich

    für Deutsche geziemt. Von den Vormittagsstunden

    an war die Kasse von Hunderten belagert,

    ein Polizeigebot mußte herangeholt

    werden, um Ordnung zu schaffen! Aber der sich

    überstürzenden Erregung wurde sie natürlich

    nicht Herr. Wilde Szenen spielten sich ab,

    die einen weinten, die anderen lachten und 

    des Gedränges war kein Ende bis in den Nachmittag

    hinein. Im übrigen geht nun alles seinen

    Gang weiter. Die Brücken und Eisenbahnüberführungen

    werden von gestern an von

    Veteranen bewacht.  Post und Bahn arbeiten

    fieberhaft. Vor der Hauptpost am Markt müssen

    die Jahrmarktstände geräumt werden, damit

    der Zugang zur Post ungehindert ist. Durch Deutschlands

    Ultimatum an Rußland, die Anfrage an

    Frankreich ist die Entscheidung nun nicht

    mehr aufzuhalten. Stündlich kann sie fallen. Alle

    Deutschen werden sich des großen Augenblicks würdig

    zeigen und siegesgewiß in die Zukunft

    blicken.

        * Der Kriegszustand wurde heute vormittag mittels

    Trommelwirbel vom hiesigen Bataillon

    allgemein zur öffentlichen Kenntnis gebracht. Um

    Irrtümer zu vermeiden, sei besonders darauf aufmerksam

    gemacht, daß dies mit einer Kriegserklärung

    nichts zu tun hat, sondern daß damit nur

    die besonderen militärische Gesetze in Kraft treten. 7

       * Das Publikum und die Kriegsgefahr. Wie

    immer in Zeiten irgend einer Krisis so ist auch

    augenblicklich bei der drohenden Kriegsgefahr eine

    übertriebene Ängstlichkeit im Publikum

    zu beobachten. So war gestern ein Ansturm auf

    Lebensmittel, speziell Mehl, Kartoffeln usw.

    zu beobachten, wie das wohl eben nur in solch unruhigen

    Zeiten möglich ist. Die Kartoffelwagen 

    wurden geradezu gestürmt, ebenso die Mühlen und

    sonstigen derartigen Geschäfte. Die Folgen eines

    solchen unverständigen Andranges bleiben natürlich

    nicht aus, so steigerten sich die Preise für die Kartoffeln,

    die am vormittag noch 4 M. der Zentner

    kosteten, nachmittags auf 6 M. und mehr.

    Mehl ist der Zentner um 10 - 11 M. gestiegen.

    Selbstverständlich steigen dann auch alle übrigen

    Lebensmittelpreise und die Frage ist berechtigt, ob

    diese Steigerung schon jetzt begründet ist? und man

    muß sagen nein, aber das Publikum ist ja selber

    schuld, indem es plötzlich so gewaltige Einkäufe

    macht, daß die Geschäfte ja schließlich töricht wären,

    wenn sie dem Bedarf in dieser Weise nicht Rechnung

    tragen wollten durch Erhöhung der Preise.

    Wie sollen schließlich mit einmal diese großen Anforderungen

    erfüllt werden können? Wie soll es werden,

    wenn wirklich ein Krieg ausbricht? Dem


     3. Spalte 

    kaufenden Publikum kann nicht genug zur Ruhe

    und Besonnenheit geraten werden und man möge

    doch bedenken, daß durch übertriebene Ängstlichkeit

    erst recht Verwirrung im öffentlichen Leben  hervorgerufen

    wird. Mag doch kommen, was da will,

    es wird sich Rat schaffen lassen und letzten Endes

    haben doch auch Stadt- und Staatsbehörden die

    Verpflichtung, in solch ernsten Zeiten einzugreifen,

    um einer ungerechtfertigten Verteuerung der wichtigsten

    Lebensmittel Schranken zu ziehen und man

    darf wohl die Hoffnung aussprechen und das Vertrauen

    haben, daß auch Eisenach keine Ausnahme 

    hierbei machen wird. Also nochmals: ruhig

    Blut nicht nur im Abheben des Geldes von den

    Sparkassen, sondern auch beim Einkauf

    von Lebensmitteln.

                                 Zur  Preissteigerung.

        Herr Oberbürgermeister Schmieder macht folgendes

    bekannt: Gegenüber der gewissenlosen Preissteigerung,

    welche einzelne Bauern und Kaufleute

    jetzt, ohne jeden inneren Grund, eintreten

    lassen, sind vom hiesigen Gemeindevorstand

    Verhandlungen mit benachbarten Städten eingeleitet,

    welche darauf abzielen, daß die Namen derjenigen

    Händler, welche in dieser Weise eine

    vermeintliche Notlage zum Schaden der

    Allgemeinheit ausnützen, öffentlich

    bekannt gemacht werden.

       * Diskont-Erhöhung. Die deutsche Reichsbank

    hat den Wechseldiskont von 4 auf 5

    Prozent, den Lombard - Zinsfuß von 5 auf

    6 Prozent erhöht.

       *Auf der hiesigen Sparkasse ist erfreulicherweise

    im Verkehr seit dem heutigen Tage ein wesentlicher

    Umschwung eingetreten. Im Gegensatz zu

    gestern haben eine ganze Anzahl Leute Einzahlungen

    gemacht, darunter sogar, wie wir  vernehmen,

    Posten in Höhe von 30 000 Mark.

       *Das Schützenfest kann infolge der drohenden

    Kriegsgefahr nicht stattfinden!  Diese Bekanntmachung

    erläßt der Vorstand der Schützengilde

    in der heutigen Nummer der "Eisenacher Zeitung".

    Infolge der gegenwärtigen allgemeinen Weltlage

    hat sich der Vorstand der Schützengilde veranlaßt

    gesehen, das Schützenfest, das vom heutigen Sonnabend

    bis zum 9. August in der Milchkammer abgehalten

    werden sollte, ihrerseits aufzuheben. Der

    Beschluß wurde in einer heute vormittag im "Deutschen

    Haus" abgehaltenen Sitzung des Vorstandes

    und Ausschusses einmütig beschlossen. Wie wir

    weiter vernehmen, wird die Schützengilde heute

    nachmittag 4 Uhr eine weitere Sitzung im Schützenhaus

    "Phantasie" abhalten, und den Budenbesitzern

    das bereits bezahlte Platzgeld zurückgeben. Es ist

    den Budenbesitzern freigestellt, sich an den

    Gemeindevorstand oder an die Polizei zu wenden, daß

    sie die einmal aufgestellten Buden stehen und darin

    Vorstellungen geben lassen können.








  • October 23, 2017 17:50:17 Beate Jochem

     item 21 

     1. Spalte 

                                      TÜRKEI.½

                     Neueste Nachrichten.

        Konstantinopel, 1. August.  Den Blättern

    zufolge wird die türkische Torpedobootsflottille unter

    Kommando des Admirals Limbus Pascha zum 

    Hochseemanöver in den Archipel auslaufen.


                                     JAPAN.

                        Japan und Rußland.

        Man schreibt der "Frkf. Ztg.":  Angesichts der

    russischen Mobilisierung an der Westgrenze des

    Reichs ist die Ansicht des Grafen Okuma, eines genauen

    Kenners japanischer und russischer Heeresverhältnisse,

    über die Gefahren, in die sich Rußland

    im Kriegsfalle stürzen würde, besonders lehrreich.

    Graf Okuma hat vor kurzem eine Broschüre veröffentlicht, 

    in der er über einen japanischen Revanchekrieg

    und einen Krieg Rußlands mit den

    Weltmächten genaue Untersuchungen anstellt. Aus

    diesen geht hervor, daß Rußland im Falle kriegerischer

     Verwicklungen in Europa durch Japan in eine

    recht ungünstige militärische Lage gebracht werden

    würde, so daß tatsächlich ein Waffengang im

    Westen für das Zarenreich unberechenbare Folgen

    im fernen Osten zeitigen könnte. Die Broschüre des

    Grafen Okuma hat großen Eindruck in Japan gemacht,

    da der Nachweis geführt wird, daß die Russen

    gar nicht in der Lage seien, einen sieghaften Krieg

    mit Japan zu führen. Letzteres werde innerhalb 

    eines Monats ein Heer von 1 ½ Millionen Soldaten

    gegn [sic] Rußland aufstellen, das bestenfalls imstande

    sei, nach 3 Monaten höchstens 1 Million Soldaten

     gegen Russland aufstellen, das bestenfalls im- [sic] 

    Dies wäre nur denkbar, wenn die europäischen

    Kräfte nicht durch einen Feldzug im Westen gefesselt

    würden

                             _________________________


                         VOM KRIEGSSCHAUPLATZ.

                                  Neue Gefechte.

       Mailand, 30. Juli.  Der Secolo erhält aus

    Nisch eine Privatmeldung über den Kampf bei

    Semendria der bei Sonnenaufgang begonnen

    hat, um 8 Uhr früh unterbrochen und am Nachmittag

    wieder aufgenommen wurde. Die Serben hätten

    dem übermächtigen Gegner den lebhaftesten

    Widerstand entgegengesetzt; auf beiden Seiten seien

    einige hundert Tote zu verzeichnen. Wenn

    die Serben auch Semendria preisgeben

    mußte (sic), so würden doch Posonka, Jagodin und

    Porotin drei schwere Etappen für das Eindringen

    der österreichischen Truppen nach dem Süden bedeuten.

    An der bosnischen Grenze hätten einige

    hundert Serben die kleine Festung Lesitza stundenlang

    gegen Tausende von österreichischen Truppen

    verteidigt;  sie seien dann abgezogen, nachdem

    sie dem Gegner beträchtliche Verluste  verursacht

    hätten.

                   Erneutes Bombardement von Belgrad.

        Semlin, 30.Juli.  Um ½ 9 Uhr morgens ist

    die Beschießung Belgrads wieder aufgenommen 

    worden und heute donnern die Geschütze nicht nur

    von der Laudon-Schanze, sondern auch von der noch

    näher gelegenen Eugen-Schanze. Die Monitore sind 

    bisher nicht vorgefahren. Die Station ist vollkommen

    verödet. Alle Türen sind abgesperrt und oben

    im Stockwerk sind etwa zwanzig Soldaten untergebracht;

    diese werden voraussichtlich von dort den

    Feind mit Kleingewehrfeuer zu  bestreichen suchen.

    Heue mittag 12 Uhr müssen alle Ortsfremden

    Semlin, das in der ersten Feuerlinie liegt,

    verlassen. Auch alle hier anwesenden fremden

    Korrespondenten werden von dieser

    Verfügung betroffen.

        Wien, 1. Aug.  Zwei Grenzjäger haben unter

    feindlichem Feuer die angeschwollene Deine durchschwommen

    und eine serbische Telefonleitung zerstört.

                                      _____________________________


                                         ZUR TAGESGESCHICHTE.

                 Zur Stärke der Parteien im deutschen Reichstag,

        In der Presse sind die Zahlen über die Stärke der

    Konservativen, Nationalliberalen und Freisinnigen

    in letzter Zeit verschieden angegeben worden. Auf

    Grund amtlichen Materials stellen sich diese Zahlen

    wie folgt dar: Die drittstärkste Partei ist jetzt die

    fortschrittliche Volkspartei mit 46 Mitgliedern (Januar

    1912: 41 Mitglieder und 1 Hospitant). Es folgt

    die nationalliberale Fraktion mit 40 Mitgliedern

    und 5 Hospitanten (es ist der gleiche Stand

    wie 1912). Die konservative Fraktion zählt 39

    Mitglieder und 2 Hospitanten). (Januar 1912: 43

    Mitglieder und 2 Hospitanten) . Während die

    Nationalliberalen keine Einbuße erlitten, verloren

    die Konservativen 4 Mandate, die Freisinnigen

    gewannen 4 Mandate. Die fortschrittliche

    Volkspartei gewann von den Konservativen

    Hagennow-Grevesmühlen und Labiau-Wehlau, von

    den Nationalliberalen Waldeck und Koburg, die ihre

    Verluste durch den Gewinn der konservativen Mandate

    in Salzwedel-Gardelegen und Stendal-Offenburg

    wettmachten. Der austretende Hospitant der

    Nationalliberalen Hestermann wurde durch den

    neuen Hospitanten Schröder (Elbing) ersetzt. Der

    Hospitant Roeser ist der fortschrittlichen Fraktion

    [sic]

                         _______________________________

     

                                     EINHEIMISCHES.

                                                        Eisenach , den 1.August.  

                                             Erlaß.

        Im Anschluß an den im 2. Blatt der "Eisenacher

    Zeitung"" veröffentlichten Erlaß des Kommandierenden

    Generals bestimme ich:

        Gemäß dem Abschnitt: Vom Kriegs- und Belagerungszustand

    der "Vorschrift über den Waffengebrauch

    des Militärs und seine Mitwirkung zur Unterdrückung

    innerer Unruhen" vom 19. März 1914, 

    Ziffer 1 gelten für den Kriegszustand

    die Vorschriften des preußischen Gesetzes

    vom 4. Juni 1851.


     2. Spalte 

                                            § 8

        Wer in einem in  Belagerungszustand erklärten

    Orte oder Distrikte der vorsätzlichen Brandstiftung,

    der vorsätzlichen Verursachung einer Überschwemmung

    oder des Angriffs oder des Widerstandes

    gegen die bewaffnete Macht oder Abgeordnete der

    Zivil- oder Militärbehörde in offener Gewalt und

    mit Waffen oder gefährlichen Werkzeugen versehen

    sich schuldig macht, wird mit dem Tode bestraft.

        Sind mildernde Umstände vorhanden, so kann,

    statt der Todesstrafe, auf 10 - 20jährige Zuchthausstrafe

    erkannt werden.

                                           § 9.

        Wer in einem in Belagerungszustand erklärten

    Orte oder Distrikte

        a)  in Beziehung auf die Zahl, die Marschrichtung

             oder angebliche Siege der Feinde oder

             Aufrührer wissentlich falsche Gerüchte ausstreut

             oder verbreitet, welche geeignet sind,

             die Zivil- oder Militärbehörden hinsichtlich

             ihrer Maßregeln irre zu führen, oder

        b)  ein bei Erklärung des Belagerungszustandes

             oder während desselben vom Militärbefehlshaber

             im Interesse der öffentlichen Sicherheit

             erlassenes Verbot übertritt, oder zu solcher

             Übertretung auffordert oder anreizt,

             oder

        c)  zu dem Verbrechen des Aufruhrs, der tätlichen

             Widersetzlichkeit, der Befreiung eines

             Gefangenen oder zu einem anderen im § 8

             vorgesehenen Verbrechen, wenn auch ohne

             Erfolg auffordert oder anreizt, oder

        d)  Personen des Soldatenstandes zu Verbrechen

             gegen die Subordination oder Vergehungen

             gegen die militärische Zucht und Ordnung

             zu verleiten sucht,

    soll, wenn die bestehenden Gesetze keine höhere Freiheitsstrafe

    bestimmen, mit Gefängnis bis zu einem

    Jahre bestraft werden.

    Eisenach, den 1. August 1914.

         Kgl. Preußisches Garnison -

                      Kommando.

                  Krug von Nidda,

    Major und Garnisonsältester.

                              ___________________________


       * Vom Hofe.  Ihre Königlichen Hoheiten, Großherzog

    Wilhelm Ernst und Großherzogin

    Feodora haben heute vormittag Schloß

    Wilhelmsthal verlassen und sind mit dem Automobil

    nach Weimar gefahren, woselbst bereits die Ankunft

    erfolgte. Das Großherzogliche Hoflager in

    Wilhelmsthal ist vorerst aufgehoben. Die beiden

    Kinder unseres Großherzogspaares verbleiben jedoch

    bis auf weiteres in Wilhelmsthal.

       * Der Kriegszustand macht sich schon gleich in den

    ersten Tagen auch im täglichen Leben bemerkbar.

    Mit der Bequemlichkeit und Selbstverständlichkeit,

    die der Mensch von heutzutage beansprucht, 

    ist es vorbei. So werden jetzt auf dem

    Postamt postlagernde Briefe nicht mehr

    ausgehändigt. Die Post verlangt einen von der Polizei

    ausgefertigten Ausweis, die Polizei

    weigert sich aber, diesen auszustellen, so

    daß der Gesuchsteller von der Post zur  Polizei und

    wieder umgekehrt hin- und herläuft, ohne in den

    Besitz seiner Briefschaften zu kommen. Dieser Zustand,

    der ja ganz unnötig ist, liegt wohl nur daran,

    daß die Polizei nur noch nicht vom richtigen

    Orte aus angewiesen ist, den von der Post verlangten

    Schein auszustellen. - Was sich gestern auf 

    der Sparkasse in Eisenach abspielte, war kein 

    schönes Bild selbstbewußten Benehmens, wie es sich

    für Deutsche geziemt. Von den Vormittagsstunden

    an war die Kasse von Hunderten belagert,

    ein Polizeigebot mußte herangeholt

    werden, um Ordnung zu schaffen! Aber der sich

    überstürzenden Erregung wurde sie natürlich

    nicht Herr. Wilde Szenen spielten sich ab,

    die einen weinten, die anderen lachten und 

    des Gedränges war kein Ende bis in den Nachmittag

    hinein. Im übrigen geht nun alles seinen

    Gang weiter. Die Brücken und Eisenbahnüberführungen

    werden von gestern an von

    Veteranen bewacht.  Post und Bahn arbeiten

    fieberhaft. Vor der Hauptpost am Markt müssen

    die Jahrmarktstände geräumt werden, damit

    der Zugang zur Post ungehindert ist. Durch Deutschlands

    Ultimatum an Rußland, die Anfrage an

    Frankreich ist die Entscheidung nun nicht

    mehr aufzuhalten. Stündlich kann sie fallen. Alle

    Deutschen werden sich des großen Augenblicks würdig

    zeigen und siegesgewiß in die Zukunft

    blicken.

        * Der Kriegszustand wurde heute vormittag mittels

    Trommelwirbel vom hiesigen Bataillon

    allgemein zur öffentlichen Kenntnis gebracht. Um

    Irrtümer zu vermeiden, sei besonders darauf aufmerksam

    gemacht, daß dies mit einer Kriegserklärung

    nichts zu tun hat, sondern daß damit nur

    die besonderen militärische Gesetze in Kraft treten. 7

       * Das Publikum und die Kriegsgefahr. Wie

    immer in Zeiten irgend einer Krisis so ist auch

    augenblicklich bei der drohenden Kriegsgefahr eine

    übertriebene Ängstlichkeit im Publikum

    zu beobachten. So war gestern ein Ansturm auf

    Lebensmittel, speziell Mehl, Kartoffeln usw.

    zu beobachten, wie das wohl eben nur in solch unruhigen

    Zeiten möglich ist. Die Kartoffelwagen 

    wurden geradezu gestürmt, ebenso die Mühlen und

    sonstigen derartigen Geschäfte. Die Folgen eines

    solchen unverständigen Andranges bleiben natürlich

    nicht aus, so steigerten sich die Preise für die Kartoffeln,

    die am vormittag noch 4 M. der Zentner

    kosteten, nachmittags auf 6 M. und mehr.

    Mehl ist der Zentner um 10 - 11 M. gestiegen.

    Selbstverständlich steigen dann auch alle übrigen

    Lebensmittelpreise und die Frage ist berechtigt, ob

    diese Steigerung schon jetzt begründet ist? und man

    muß sagen nein, aber das Publikum ist ja selber

    schuld, indem es plötzlich so gewaltige Einkäufe

    macht, daß die Geschäfte ja schließlich töricht wären,

    wenn sie dem Bedarf in dieser Weise nicht Rechnung

    tragen wollten durch Erhöhung der Preise.

    Wie sollen schließlich mit einmal diese großen Anforderungen

    erfüllt werden können? Wie soll es werden,

    wenn wirklich ein Krieg ausbricht? Dem


     3. Spalte 

    kaufenden Publikum kann nicht genug zur Ruhe

    und Besonnenheit geraten werden und man möge

    doch bedenken, daß durch übertriebene Ängstlichkeit

    erst recht Verwirrung im öffentlichen Leben  hervorgerufen

    wird. Mag doch kommen, was da will,

    es wird sich Rat schaffen lassen und letzten Endes

    haben doch auch Stadt- und Staatsbehörden die

    Verpflichtung, in solch ernsten Zeiten einzugreifen,

    um einer ungerechtfertigten Verteuerung der wichtigsten

    Lebensmittel Schranken zu ziehen und man

    darf wohl die Hoffnung aussprechen und das Vertrauen

    haben, daß auch Eisenach keine Ausnahme 

    hierbei machen wird. Also nochmals: ruhig

    Blut nicht nur im Abheben des Geldes von den

    Sparkassen, sondern auch beim Einkauf

    von Lebensmitteln.

                                 Zur  Preissteigerung.

        Herr Oberbürgermeister Schmieder macht folgendes

    bekannt: Gegenüber der gewissenlosen Preissteigerung,

    welche einzelne Bauern und Kaufleute

    jetzt, ohne jeden inneren Grund, eintreten

    lassen, sind vom hiesigen Gemeindevorstand

    Verhandlungen mit benachbarten Städten eingeleitet,

    welche darauf abzielen, daß die Namen derjenigen

    Händler, welche in dieser Weise eine

    vermeintliche Notlage zum Schaden der

    Allgemeinheit ausnützen, öffentlich

    bekannt gemacht werden.

       * Diskont-Erhöhung. Die deutsche Reichsbank

    hat den Wechseldiskont von 4 auf 5

    Prozent, den Lombard - Zinsfuß von 5 auf

    6 Prozent erhöht.

       *Auf der hiesigen Sparkasse ist erfreulicherweise

    im Verkehr seit dem heutigen Tage ein wesentlicher

    Umschwung eingetreten. Im Gegensatz zu

    gestern haben eine ganze Anzahl Leute Einzahlungen

    gemacht, darunter sogar, wie wir  vernehmen,

    Posten in Höhe von 30 000 Mark.






  • October 23, 2017 17:43:41 Beate Jochem

     item 21 

     1. Spalte 

                                      TÜRKEI.½

                     Neueste Nachrichten.

        Konstantinopel, 1. August.  Den Blättern

    zufolge wird die türkische Torpedobootsflottille unter

    Kommando des Admirals Limbus Pascha zum 

    Hochseemanöver in den Archipel auslaufen.


                                     JAPAN.

                        Japan und Rußland.

        Man schreibt der "Frkf. Ztg.":  Angesichts der

    russischen Mobilisierung an der Westgrenze des

    Reichs ist die Ansicht des Grafen Okuma, eines genauen

    Kenners japanischer und russischer Heeresverhältnisse,

    über die Gefahren, in die sich Rußland

    im Kriegsfalle stürzen würde, besonders lehrreich.

    Graf Okuma hat vor kurzem eine Broschüre veröffentlicht, 

    in der er über einen japanischen Revanchekrieg

    und einen Krieg Rußlands mit den

    Weltmächten genaue Untersuchungen anstellt. Aus

    diesen geht hervor, daß Rußland im Falle kriegerischer

     Verwicklungen in Europa durch Japan in eine

    recht ungünstige militärische Lage gebracht werden

    würde, so daß tatsächlich ein Waffengang im

    Westen für das Zarenreich unberechenbare Folgen

    im fernen Osten zeitigen könnte. Die Broschüre des

    Grafen Okuma hat großen Eindruck in Japan gemacht,

    da der Nachweis geführt wird, daß die Russen

    gar nicht in der Lage seien, einen sieghaften Krieg

    mit Japan zu führen. Letzteres werde innerhalb 

    eines Monats ein Heer von 1 ½ Millionen Soldaten

    gegn [sic] Rußland aufstellen, das bestenfalls imstande

    sei, nach 3 Monaten höchstens 1 Million Soldaten

     gegen Russland aufstellen, das bestenfalls im- [sic] 

    Dies wäre nur denkbar, wenn die europäischen

    Kräfte nicht durch einen Feldzug im Westen gefesselt

    würden

                             _________________________


                         VOM KRIEGSSCHAUPLATZ.

                                  Neue Gefechte.

       Mailand, 30. Juli.  Der Secolo erhält aus

    Nisch eine Privatmeldung über den Kampf bei

    Semendria der bei Sonnenaufgang begonnen

    hat, um 8 Uhr früh unterbrochen und am Nachmittag

    wieder aufgenommen wurde. Die Serben hätten

    dem übermächtigen Gegner den lebhaftesten

    Widerstand entgegengesetzt; auf beiden Seiten seien

    einige hundert Tote zu verzeichnen. Wenn

    die Serben auch Semendria preisgeben

    mußte (sic), so würden doch Posonka, Jagodin und

    Porotin drei schwere Etappen für das Eindringen

    der österreichischen Truppen nach dem Süden bedeuten.

    An der bosnischen Grenze hätten einige

    hundert Serben die kleine Festung Lesitza stundenlang

    gegen Tausende von österreichischen Truppen

    verteidigt;  sie seien dann abgezogen, nachdem

    sie dem Gegner beträchtliche Verluste  verursacht

    hätten.

                   Erneutes Bombardement von Belgrad.

        Semlin, 30.Juli.  Um ½ 9 Uhr morgens ist

    die Beschießung Belgrads wieder aufgenommen 

    worden und heute donnern die Geschütze nicht nur

    von der Laudon-Schanze, sondern auch von der noch

    näher gelegenen Eugen-Schanze. Die Monitore sind 

    bisher nicht vorgefahren. Die Station ist vollkommen

    verödet. Alle Türen sind abgesperrt und oben

    im Stockwerk sind etwa zwanzig Soldaten untergebracht;

    diese werden voraussichtlich von dort den

    Feind mit Kleingewehrfeuer zu  bestreichen suchen.

    Heue mittag 12 Uhr müssen alle Ortsfremden

    Semlin, das in der ersten Feuerlinie liegt,

    verlassen. Auch alle hier anwesenden fremden

    Korrespondenten werden von dieser

    Verfügung betroffen.

        Wien, 1. Aug.  Zwei Grenzjäger haben unter

    feindlichem Feuer die angeschwollene Deine durchschwommen

    und eine serbische Telefonleitung zerstört.

                                      _____________________________


                                         ZUR TAGESGESCHICHTE.

                 Zur Stärke der Parteien im deutschen Reichstag,

        In der Presse sind die Zahlen über die Stärke der

    Konservativen, Nationalliberalen und Freisinnigen

    in letzter Zeit verschieden angegeben worden. Auf

    Grund amtlichen Materials stellen sich diese Zahlen

    wie folgt dar: Die drittstärkste Partei ist jetzt die

    fortschrittliche Volkspartei mit 46 Mitgliedern (Januar

    1912: 41 Mitglieder und 1 Hospitant). Es folgt

    die nationalliberale Fraktion mit 40 Mitgliedern

    und 5 Hospitanten (es ist der gleiche Stand

    wie 1912). Die konservative Fraktion zählt 39

    Mitglieder und 2 Hospitanten). (Januar 1912: 43

    Mitglieder und 2 Hospitanten) . Während die

    Nationalliberalen keine Einbuße erlitten, verloren

    die Konservativen 4 Mandate, die Freisinnigen

    gewannen 4 Mandate. Die fortschrittliche

    Volkspartei gewann von den Konservativen

    Hagennow-Grevesmühlen und Labiau-Wehlau, von

    den Nationalliberalen Waldeck und Koburg, die ihre

    Verluste durch den Gewinn der konservativen Mandate

    in Salzwedel-Gardelegen und Stendal-Offenburg

    wettmachten. Der austretende Hospitant der

    Nationalliberalen Hestermann wurde durch den

    neuen Hospitanten Schröder (Elbing) ersetzt. Der

    Hospitant Roeser ist der fortschrittlichen Fraktion

    [sic]

                         _______________________________

     

                                     EINHEIMISCHES.

                                                        Eisenach , den 1.August.  

                                             Erlaß.

        Im Anschluß an den im 2. Blatt der "Eisenacher

    Zeitung"" veröffentlichten Erlaß des Kommandierenden

    Generals bestimme ich:

        Gemäß dem Abschnitt: Vom Kriegs- und Belagerungszustand

    der "Vorschrift über den Waffengebrauch

    des Militärs und seine Mitwirkung zur Unterdrückung

    innerer Unruhen" vom 19. März 1914, 

    Ziffer 1 gelten für den Kriegszustand

    die Vorschriften des preußischen Gesetzes

    vom 4. Juni 1851.


     2. Spalte 

                                            § 8

        Wer in einem in  Belagerungszustand erklärten

    Orte oder Distrikte der vorsätzlichen Brandstiftung,

    der vorsätzlichen Verursachung einer Überschwemmung

    oder des Angriffs oder des Widerstandes

    gegen die bewaffnete Macht oder Abgeordnete der

    Zivil- oder Militärbehörde in offener Gewalt und

    mit Waffen oder gefährlichen Werkzeugen versehen

    sich schuldig macht, wird mit dem Tode bestraft.

        Sind mildernde Umstände vorhanden, so kann,

    statt der Todesstrafe, auf 10 - 20jährige Zuchthausstrafe

    erkannt werden.

                                           § 9.

        Wer in einem in Belagerungszustand erklärten

    Orte oder Distrikte

        a)  in Beziehung auf die Zahl, die Marschrichtung

             oder angebliche Siege der Feinde oder

             Aufrührer wissentlich falsche Gerüchte ausstreut

             oder verbreitet, welche geeignet sind,

             die Zivil- oder Militärbehörden hinsichtlich

             ihrer Maßregeln irre zu führen, oder

        b)  ein bei Erklärung des Belagerungszustandes

             oder während desselben vom Militärbefehlshaber

             im Interesse der öffentlichen Sicherheit

             erlassenes Verbot übertritt, oder zu solcher

             Übertretung auffordert oder anreizt,

             oder

        c)  zu dem Verbrechen des Aufruhrs, der tätlichen

             Widersetzlichkeit, der Befreiung eines

             Gefangenen oder zu einem anderen im § 8

             vorgesehenen Verbrechen, wenn auch ohne

             Erfolg auffordert oder anreizt, oder

        d)  Personen des Soldatenstandes zu Verbrechen

             gegen die Subordination oder Vergehungen

             gegen die militärische Zucht und Ordnung

             zu verleiten sucht,

    soll, wenn die bestehenden Gesetze keine höhere Freiheitsstrafe

    bestimmen, mit Gefängnis bis zu einem

    Jahre bestraft werden.

    Eisenach, den 1. August 1914.

         Kgl. Preußisches Garnison -

                      Kommando.

                  Krug von Nidda,

    Major und Garnisonsältester.

                              ___________________________


       * Vom Hofe.  Ihre Königlichen Hoheiten, Großherzog

    Wilhelm Ernst und Großherzogin

    Feodora haben heute vormittag Schloß

    Wilhelmsthal verlassen und sind mit dem Automobil

    nach Weimar gefahren, woselbst bereits die Ankunft

    erfolgte. Das Großherzogliche Hoflager in

    Wilhelmsthal ist vorerst aufgehoben. Die beiden

    Kinder unseres Großherzogspaares verbleiben jedoch

    bis auf weiteres in Wilhelmsthal.

       * Der Kriegszustand macht sich schon gleich in den

    ersten Tagen auch im täglichen Leben bemerkbar.

    Mit der Bequemlichkeit und Selbstverständlichkeit,

    die der Mensch von heutzutage beansprucht, 

    ist es vorbei. So werden jetzt auf dem

    Postamt postlagernde Briefe nicht mehr

    ausgehändigt. Die Post verlangt einen von der Polizei

    ausgefertigten Ausweis, die Polizei

    weigert sich aber, diesen auszustellen, so

    daß der Gesuchsteller von der Post zur  Polizei und

    wieder umgekehrt hin- und herläuft, ohne in den

    Besitz seiner Briefschaften zu kommen. Dieser Zustand,

    der ja ganz unnötig ist, liegt wohl nur daran,

    daß die Polizei nur noch nicht vom richtigen

    Orte aus angewiesen ist, den von der Post verlangten

    Schein auszustellen. - Was sich gestern auf 

    der Sparkasse in Eisenach abspielte, war kein 

    schönes Bild selbstbewußten Benehmens, wie es sich

    für Deutsche geziemt. Von den Vormittagsstunden

    an war die Kasse von Hunderten belagert,

    ein Polizeigebot mußte herangeholt

    werden, um Ordnung zu schaffen! Aber der sich

    überstürzenden Erregung wurde sie natürlich

    nicht Herr. Wilde Szenen spielten sich ab,

    die einen weinten, die anderen lachten und 

    des Gedränges war kein Ende bis in den Nachmittag

    hinein. Im übrigen geht nun alles seinen

    Gang weiter. Die Brücken und Eisenbahnüberführungen

    werden von gestern an von

    Veteranen bewacht.  Post und Bahn arbeiten

    fieberhaft. Vor der Hauptpost am Markt müssen

    die Jahrmarktstände geräumt werden, damit

    der Zugang zur Post ungehindert ist. Durch Deutschlands

    Ultimatum an Rußland, die Anfrage an

    Frankreich ist die Entscheidung nun nicht

    mehr aufzuhalten. Stündlich kann sie fallen. Alle

    Deutschen werden sich des großen Augenblicks würdig

    zeigen und siegesgewiß in die Zukunft

    blicken.

        * Der Kriegszustand wurde heute vormittag mittels

    Trommelwirbel vom hiesigen Bataillon

    allgemein zur öffentlichen Kenntnis gebracht. Um

    Irrtümer zu vermeiden, sei besonders darauf aufmerksam

    gemacht, daß dies mit einer Kriegserklärung

    nichts zu tun hat, sondern daß damit nur

    die besonderen militärische Gesetze in Kraft treten. 7

       * Das Publikum und die Kriegsgefahr. Wie

    immer in Zeiten irgend einer Krisis so ist auch

    augenblicklich bei der drohenden Kriegsgefahr eine

    übertriebene Ängstlichkeit im Publikum

    zu beobachten. So war gestern ein Ansturm auf

    Lebensmittel, speziell Mehl, Kartoffeln usw.

    zu beobachten, wie das wohl eben nur in solch unruhigen

    Zeiten möglich ist. Die Kartoffelwagen 

    wurden geradezu gestürmt, ebenso die Mühlen und

    sonstigen derartigen Geschäfte. Die Folgen eines

    solchen unverständigen Andranges bleiben natürlich

    nicht aus, so steigerten sich die Preise für die Kartoffeln,

    die am vormittag noch 4 M. der Zentner

    kosteten, nachmittags auf 6 M. und mehr.

    Mehl ist der Zentner um 10 - 11 M. gestiegen.

    Selbstverständlich steigen dann auch alle übrigen

    Lebensmittelpreise und die Frage ist berechtigt, ob

    diese Steigerung schon jetzt begründet ist? und man

    muß sagen nein, aber das Publikum ist ja selber

    schuld, indem es plötzlich so gewaltige Einkäufe

    macht, daß die Geschäfte ja schließlich töricht wären,

    wenn sie dem Bedarf in dieser Weise nicht Rechnung

    tragen wollten durch Erhöhung der Preise.

    Wie sollen schließlich mit einmal diese großen Anforderungen

    erfüllt werden können? Wie soll es werden,

    wenn wirklich ein Krieg ausbricht? Dem


     3. Spalte 

    kaufenden Publikum kann nicht genug zur Ruhe

    und Besonnenheit geraten werden und man möge

    doch bedenken, daß durch übertriebene Ängstlichkeit

    erst recht Verwirrung im öffentlichen Leben  hervorgerufen

    wird. Mag doch kommen, was da will,

    es wird sich Rat schaffen lassen und letzten Endes

    haben doch auch Stadt- und Staatsbehörden die

    Verpflichtung, in solch ernsten Zeiten einzugreifen,

    um einer ungerechtfertigten Verteuerung der wichtigsten

    Lebensmittel Schranken zu ziehen und man

    darf wohl die Hoffnung aussprechen und das Vertrauen

    haben, daß auch Eisenach keine Ausnahme 

    hierbei machen wird. Also nochmals: ruhig

    Blut nicht nur im Abheben des Geldes von den

    Sparkassen, sondern auch beim Einkauf

    von Lebensmitteln.

                                 Zur  Preissteigerung.

        Herr Oberbürgermeister Schmieder macht folgendes

    bekannt: Gegenüber der gewissenlosen Preissteigerung,

    welche einzelne Bauern und Kaufleute

    jetzt, ohne jeden inneren Grund, eintreten

    lassen, sind vom hiesigen Gemeindevorstand

    Verhandlungen mit benachbarten Städten eingeleitet,

    welche darauf abzielen, daß die Namen derjenigen

    Händler, welche in dieser Weise eine

    vermeintliche Notlage zum Schaden der

    Allgemeinheit ausnützen, öffentlich

    bekannt gemacht werden.






  • October 23, 2017 17:43:21 Beate Jochem

     item 21 

     1. Spalte 

                                      TÜRKEI.½

                     Neueste Nachrichten.

        Konstantinopel, 1. August.  Den Blättern

    zufolge wird die türkische Torpedobootsflottille unter

    Kommando des Admirals Limbus Pascha zum 

    Hochseemanöver in den Archipel auslaufen.


                                     JAPAN.

                        Japan und Rußland.

        Man schreibt der "Frkf. Ztg.":  Angesichts der

    russischen Mobilisierung an der Westgrenze des

    Reichs ist die Ansicht des Grafen Okuma, eines genauen

    Kenners japanischer und russischer Heeresverhältnisse,

    über die Gefahren, in die sich Rußland

    im Kriegsfalle stürzen würde, besonders lehrreich.

    Graf Okuma hat vor kurzem eine Broschüre veröffentlicht, 

    in der er über einen japanischen Revanchekrieg

    und einen Krieg Rußlands mit den

    Weltmächten genaue Untersuchungen anstellt. Aus

    diesen geht hervor, daß Rußland im Falle kriegerischer

     Verwicklungen in Europa durch Japan in eine

    recht ungünstige militärische Lage gebracht werden

    würde, so daß tatsächlich ein Waffengang im

    Westen für das Zarenreich unberechenbare Folgen

    im fernen Osten zeitigen könnte. Die Broschüre des

    Grafen Okuma hat großen Eindruck in Japan gemacht,

    da der Nachweis geführt wird, daß die Russen

    gar nicht in der Lage seien, einen sieghaften Krieg

    mit Japan zu führen. Letzteres werde innerhalb 

    eines Monats ein Heer von 1 ½ Millionen Soldaten

    gegn [sic] Rußland aufstellen, das bestenfalls imstande

    sei, nach 3 Monaten höchstens 1 Million Soldaten

     gegen Russland aufstellen, das bestenfalls im- [sic] 

    Dies wäre nur denkbar, wenn die europäischen

    Kräfte nicht durch einen Feldzug im Westen gefesselt

    würden

                             _________________________


                         VOM KRIEGSSCHAUPLATZ.

                                  Neue Gefechte.

       Mailand, 30. Juli.  Der Secolo erhält aus

    Nisch eine Privatmeldung über den Kampf bei

    Semendria der bei Sonnenaufgang begonnen

    hat, um 8 Uhr früh unterbrochen und am Nachmittag

    wieder aufgenommen wurde. Die Serben hätten

    dem übermächtigen Gegner den lebhaftesten

    Widerstand entgegengesetzt; auf beiden Seiten seien

    einige hundert Tote zu verzeichnen. Wenn

    die Serben auch Semendria preisgeben

    mußte (sic), so würden doch Posonka, Jagodin und

    Porotin drei schwere Etappen für das Eindringen

    der österreichischen Truppen nach dem Süden bedeuten.

    An der bosnischen Grenze hätten einige

    hundert Serben die kleine Festung Lesitza stundenlang

    gegen Tausende von österreichischen Truppen

    verteidigt;  sie seien dann abgezogen, nachdem

    sie dem Gegner beträchtliche Verluste  verursacht

    hätten.

                   Erneutes Bombardement von Belgrad.

        Semlin, 30.Juli.  Um ½ 9 Uhr morgens ist

    die Beschießung Belgrads wieder aufgenommen 

    worden und heute donnern die Geschütze nicht nur

    von der Laudon-Schanze, sondern auch von der noch

    näher gelegenen Eugen-Schanze. Die Monitore sind 

    bisher nicht vorgefahren. Die Station ist vollkommen

    verödet. Alle Türen sind abgesperrt und oben

    im Stockwerk sind etwa zwanzig Soldaten untergebracht;

    diese werden voraussichtlich von dort den

    Feind mit Kleingewehrfeuer zu  bestreichen suchen.

    Heue mittag 12 Uhr müssen alle Ortsfremden

    Semlin, das in der ersten Feuerlinie liegt,

    verlassen. Auch alle hier anwesenden fremden

    Korrespondenten werden von dieser

    Verfügung betroffen.

        Wien, 1. Aug.  Zwei Grenzjäger haben unter

    feindlichem Feuer die angeschwollene Deine durchschwommen

    und eine serbische Telefonleitung zerstört.

                                      _____________________________


                                         ZUR TAGESGESCHICHTE.

                 Zur Stärke der Parteien im deutschen Reichstag,

        In der Presse sind die Zahlen über die Stärke der

    Konservativen, Nationalliberalen und Freisinnigen

    in letzter Zeit verschieden angegeben worden. Auf

    Grund amtlichen Materials stellen sich diese Zahlen

    wie folgt dar: Die drittstärkste Partei ist jetzt die

    fortschrittliche Volkspartei mit 46 Mitgliedern (Januar

    1912: 41 Mitglieder und 1 Hospitant). Es folgt

    die nationalliberale Fraktion mit 40 Mitgliedern

    und 5 Hospitanten (es ist der gleiche Stand

    wie 1912). Die konservative Fraktion zählt 39

    Mitglieder und 2 Hospitanten). (Januar 1912: 43

    Mitglieder und 2 Hospitanten) . Während die

    Nationalliberalen keine Einbuße erlitten, verloren

    die Konservativen 4 Mandate, die Freisinnigen

    gewannen 4 Mandate. Die fortschrittliche

    Volkspartei gewann von den Konservativen

    Hagennow-Grevesmühlen und Labiau-Wehlau, von

    den Nationalliberalen Waldeck und Koburg, die ihre

    Verluste durch den Gewinn der konservativen Mandate

    in Salzwedel-Gardelegen und Stendal-Offenburg

    wettmachten. Der austretende Hospitant der

    Nationalliberalen Hestermann wurde durch den

    neuen Hospitanten Schröder (Elbing) ersetzt. Der

    Hospitant Roeser ist der fortschrittlichen Fraktion

    [sic]

                         _______________________________

     

                                     EINHEIMISCHES.

                                                        Eisenach , den 1.August.  

                                             Erlaß.

        Im Anschluß an den im 2. Blatt der "Eisenacher

    Zeitung"" veröffentlichten Erlaß des Kommandierenden

    Generals bestimme ich:

        Gemäß dem Abschnitt: Vom Kriegs- und Belagerungszustand

    der "Vorschrift über den Waffengebrauch

    des Militärs und seine Mitwirkung zur Unterdrückung

    innerer Unruhen" vom 19. März 1914, 

    Ziffer 1 gelten für den Kriegszustand

    die Vorschriften des preußischen Gesetzes

    vom 4. Juni 1851.


     2. Spalte 

                                            § 8

        Wer in einem in  Belagerungszustand erklärten

    Orte oder Distrikte der vorsätzlichen Brandstiftung,

    der vorsätzlichen Verursachung einer Überschwemmung

    oder des Angriffs oder des Widerstandes

    gegen die bewaffnete Macht oder Abgeordnete der

    Zivil- oder Militärbehörde in offener Gewalt und

    mit Waffen oder gefährlichen Werkzeugen versehen

    sich schuldig macht, wird mit dem Tode bestraft.

        Sind mildernde Umstände vorhanden, so kann,

    statt der Todesstrafe, auf 10 - 20jährige Zuchthausstrafe

    erkannt werden.

                                           § 9.

        Wer in einem in Belagerungszustand erklärten

    Orte oder Distrikte

        a)  in Beziehung auf die Zahl, die Marschrichtung

             oder angebliche Siege der Feinde oder

             Aufrührer wissentlich falsche Gerüchte ausstreut

             oder verbreitet, welche geeignet sind,

             die Zivil- oder Militärbehörden hinsichtlich

             ihrer Maßregeln irre zu führen, oder

        b)  ein bei Erklärung des Belagerungszustandes

             oder während desselben vom Militärbefehlshaber

             im Interesse der öffentlichen Sicherheit

             erlassenes Verbot übertritt, oder zu solcher

             Übertretung auffordert oder anreizt,

             oder

        c)  zu dem Verbrechen des Aufruhrs, der tätlichen

             Widersetzlichkeit, der Befreiung eines

             Gefangenen oder zu einem anderen im § 8

             vorgesehenen Verbrechen, wenn auch ohne

             Erfolg auffordert oder anreizt, oder

        d)  Personen des Soldatenstandes zu Verbrechen

             gegen die Subordination oder Vergehungen

             gegen die militärische Zucht und Ordnung

             zu verleiten sucht,

    soll, wenn die bestehenden Gesetze keine höhere Freiheitsstrafe

    bestimmen, mit Gefängnis bis zu einem

    Jahre bestraft werden.

    Eisenach, den 1. August 1914.

         Kgl. Preußisches Garnison -

                      Kommando.

                  Krug von Nidda,

    Major und Garnisonsältester.

                              ___________________________


       * Vom Hofe.  Ihre Königlichen Hoheiten, Großherzog

    Wilhelm Ernst und Großherzogin

    Feodora haben heute vormittag Schloß

    Wilhelmsthal verlassen und sind mit dem Automobil

    nach Weimar gefahren, woselbst bereits die Ankunft

    erfolgte. Das Großherzogliche Hoflager in

    Wilhelmsthal ist vorerst aufgehoben. Die beiden

    Kinder unseres Großherzogspaares verbleiben jedoch

    bis auf weiteres in Wilhelmsthal.

       * Der Kriegszustand macht sich schon gleich in den

    ersten Tagen auch im täglichen Leben bemerkbar.

    Mit der Bequemlichkeit und Selbstverständlichkeit,

    die der Mensch von heutzutage beansprucht, 

    ist es vorbei. So werden jetzt auf dem

    Postamt postlagernde Briefe nicht mehr

    ausgehändigt. Die Post verlangt einen von der Polizei

    ausgefertigten Ausweis, die Polizei

    weigert sich aber, diesen auszustellen, so

    daß der Gesuchsteller von der Post zur  Polizei und

    wieder umgekehrt hin- und herläuft, ohne in den

    Besitz seiner Briefschaften zu kommen. Dieser Zustand,

    der ja ganz unnötig ist, liegt wohl nur daran,

    daß die Polizei nur noch nicht vom richtigen

    Orte aus angewiesen ist, den von der Post verlangten

    Schein auszustellen. - Was sich gestern auf 

    der Sparkasse in Eisenach abspielte, war kein 

    schönes Bild selbstbewußten Benehmens, wie es sich

    für Deutsche geziemt. Von den Vormittagsstunden

    an war die Kasse von Hunderten belagert,

    ein Polizeigebot mußte herangeholt

    werden, um Ordnung zu schaffen! Aber der sich

    überstürzenden Erregung wurde sie natürlich

    nicht Herr. Wilde Szenen spielten sich ab,

    die einen weinten, die anderen lachten und 

    des Gedränges war kein Ende bis in den Nachmittag

    hinein. Im übrigen geht nun alles seinen

    Gang weiter. Die Brücken und Eisenbahnüberführungen

    werden von gestern an von

    Veteranen bewacht.  Post und Bahn arbeiten

    fieberhaft. Vor der Hauptpost am Markt müssen

    die Jahrmarktstände geräumt werden, damit

    der Zugang zur Post ungehindert ist. Durch Deutschlands

    Ultimatum an Rußland, die Anfrage an

    Frankreich ist die Entscheidung nun nicht

    mehr aufzuhalten. Stündlich kann sie fallen. Alle

    Deutschen werden sich des großen Augenblicks würdig

    zeigen und siegesgewiß in die Zukunft

    blicken.

        * Der Kriegszustand wurde heute vormittag mittels

    Trommelwirbel vom hiesigen Bataillon

    allgemein zur öffentlichen Kenntnis gebracht. Um

    Irrtümer zu vermeiden, sei besonders darauf aufmerksam

    gemacht, daß dies mit einer Kriegserklärung

    nichts zu tun hat, sondern daß damit nur

    die besonderen militärische Gesetze in Kraft treten. 7

       * Das Publikum und die Kriegsgefahr. Wie

    immer in Zeiten irgend einer Krisis so ist auch

    augenblicklich bei der drohenden Kriegsgefahr eine

    übertriebene Ängstlichkeit im Publikum

    zu beobachten. So war gestern ein Ansturm auf

    Lebensmittel, speziell Mehl, Kartoffeln usw.

    zu beobachten, wie das wohl eben nur in solch unruhigen

    Zeiten möglich ist. Die Kartoffelwagen 

    wurden geradezu gestürmt, ebenso die Mühlen und

    sonstigen derartigen Geschäfte. Die Folgen eines

    solchen unverständigen Andranges bleiben natürlich

    nicht aus, so steigerten sich die Preise für die Kartoffeln,

    die am vormittag noch 4 M. der Zentner

    kosteten, nachmittags auf 6 M. und mehr.

    Mehl ist der Zentner um 10 - 11 M. gestiegen.

    Selbstverständlich steigen dann auch alle übrigen

    Lebensmittelpreise und die Frage ist berechtigt, ob

    diese Steigerung schon jetzt begründet ist? und man

    muß sagen nein, aber das Publikum ist ja selber

    schuld, indem es plötzlich so gewaltige Einkäufe

    macht, daß die Geschäfte ja schließlich töricht wären,

    wenn sie dem Bedarf in dieser Weise nicht Rechnung

    tragen wollten durch Erhöhung der Preise.

    Wie sollen schließlich mit einmal diese großen Anforderungen

    erfüllt werden können? Wie soll es werden,

    wenn wirklich ein Krieg ausbricht? Dem


     3. Spalte 

    kaufenden Publikum kann nicht genug zur Ruhe

    und Besonnenheit geraten werden und man möge

    doch bedenken, daß durch übertriebene Ängstlichkeit

    erst recht Verwirrung im öffentlichen Leben  hervorgerufen

    wird. Mag doch kommen, was da will,

    es wird sich Rat schaffen lassen und letzten Endes

    haben doch auch Stadt- und Staatsbehörden die

    Verpflichtung, in solch ernsten Zeiten einzugreifen,

    um einer ungerechtfertigten Verteuerung der wichtigsten

    Lebensmittel Schranken zu ziehen und man

    darf wohl die Hoffnung aussprechen und das Vertrauen

    haben, daß auch Eisenach keine Ausnahme 

    hierbei machen wird. Also nochmals: ruhig

    Blut nicht nur im Abheben des Geldes von den

    Sparkassen, sondern auch beim Einkauf

    von Lebensmitteln.

                                 Zur  Preissteigerung.

        Herr Oberbürgermeister Schmieder macht folgendes

    bekannt: Gegenüber der gewissenlosen Preissteigerung,

    welche einzelne Bauern und Kaufleute

    jetzt, ohne jeden inneren Grund, eintreten

    lassen, sind vom hiesigen Gemeindevorstand

    Verhandlungen mit benachbarten Städten eingeleitet,

    welche darauf abzielen, daß die Namen derjenigen

    Händler, welche in dieser Weise eine vermeintliche

    Notlage zum Schaden der

    Allgemeinheit ausnützen, öffentlich

    bekannt gemacht werden.






  • October 23, 2017 17:37:03 Beate Jochem

     item 21 

     1. Spalte 

                                      TÜRKEI.½

                     Neueste Nachrichten.

        Konstantinopel, 1. August.  Den Blättern

    zufolge wird die türkische Torpedobootsflottille unter

    Kommando des Admirals Limbus Pascha zum 

    Hochseemanöver in den Archipel auslaufen.


                                     JAPAN.

                        Japan und Rußland.

        Man schreibt der "Frkf. Ztg.":  Angesichts der

    russischen Mobilisierung an der Westgrenze des

    Reichs ist die Ansicht des Grafen Okuma, eines genauen

    Kenners japanischer und russischer Heeresverhältnisse,

    über die Gefahren, in die sich Rußland

    im Kriegsfalle stürzen würde, besonders lehrreich.

    Graf Okuma hat vor kurzem eine Broschüre veröffentlicht, 

    in der er über einen japanischen Revanchekrieg

    und einen Krieg Rußlands mit den

    Weltmächten genaue Untersuchungen anstellt. Aus

    diesen geht hervor, daß Rußland im Falle kriegerischer

     Verwicklungen in Europa durch Japan in eine

    recht ungünstige militärische Lage gebracht werden

    würde, so daß tatsächlich ein Waffengang im

    Westen für das Zarenreich unberechenbare Folgen

    im fernen Osten zeitigen könnte. Die Broschüre des

    Grafen Okuma hat großen Eindruck in Japan gemacht,

    da der Nachweis geführt wird, daß die Russen

    gar nicht in der Lage seien, einen sieghaften Krieg

    mit Japan zu führen. Letzteres werde innerhalb 

    eines Monats ein Heer von 1 ½ Millionen Soldaten

    gegn [sic] Rußland aufstellen, das bestenfalls imstande

    sei, nach 3 Monaten höchstens 1 Million Soldaten

     gegen Russland aufstellen, das bestenfalls im- [sic] 

    Dies wäre nur denkbar, wenn die europäischen

    Kräfte nicht durch einen Feldzug im Westen gefesselt

    würden

                             _________________________


                         VOM KRIEGSSCHAUPLATZ.

                                  Neue Gefechte.

       Mailand, 30. Juli.  Der Secolo erhält aus

    Nisch eine Privatmeldung über den Kampf bei

    Semendria der bei Sonnenaufgang begonnen

    hat, um 8 Uhr früh unterbrochen und am Nachmittag

    wieder aufgenommen wurde. Die Serben hätten

    dem übermächtigen Gegner den lebhaftesten

    Widerstand entgegengesetzt; auf beiden Seiten seien

    einige hundert Tote zu verzeichnen. Wenn

    die Serben auch Semendria preisgeben

    mußte (sic), so würden doch Posonka, Jagodin und

    Porotin drei schwere Etappen für das Eindringen

    der österreichischen Truppen nach dem Süden bedeuten.

    An der bosnischen Grenze hätten einige

    hundert Serben die kleine Festung Lesitza stundenlang

    gegen Tausende von österreichischen Truppen

    verteidigt;  sie seien dann abgezogen, nachdem

    sie dem Gegner beträchtliche Verluste  verursacht

    hätten.

                   Erneutes Bombardement von Belgrad.

        Semlin, 30.Juli.  Um ½ 9 Uhr morgens ist

    die Beschießung Belgrads wieder aufgenommen 

    worden und heute donnern die Geschütze nicht nur

    von der Laudon-Schanze, sondern auch von der noch

    näher gelegenen Eugen-Schanze. Die Monitore sind 

    bisher nicht vorgefahren. Die Station ist vollkommen

    verödet. Alle Türen sind abgesperrt und oben

    im Stockwerk sind etwa zwanzig Soldaten untergebracht;

    diese werden voraussichtlich von dort den

    Feind mit Kleingewehrfeuer zu  bestreichen suchen.

    Heue mittag 12 Uhr müssen alle Ortsfremden

    Semlin, das in der ersten Feuerlinie liegt,

    verlassen. Auch alle hier anwesenden fremden

    Korrespondenten werden von dieser

    Verfügung betroffen.

        Wien, 1. Aug.  Zwei Grenzjäger haben unter

    feindlichem Feuer die angeschwollene Deine durchschwommen

    und eine serbische Telefonleitung zerstört.

                                      _____________________________


                                         ZUR TAGESGESCHICHTE.

                 Zur Stärke der Parteien im deutschen Reichstag,

        In der Presse sind die Zahlen über die Stärke der

    Konservativen, Nationalliberalen und Freisinnigen

    in letzter Zeit verschieden angegeben worden. Auf

    Grund amtlichen Materials stellen sich diese Zahlen

    wie folgt dar: Die drittstärkste Partei ist jetzt die

    fortschrittliche Volkspartei mit 46 Mitgliedern (Januar

    1912: 41 Mitglieder und 1 Hospitant). Es folgt

    die nationalliberale Fraktion mit 40 Mitgliedern

    und 5 Hospitanten (es ist der gleiche Stand

    wie 1912). Die konservative Fraktion zählt 39

    Mitglieder und 2 Hospitanten). (Januar 1912: 43

    Mitglieder und 2 Hospitanten) . Während die

    Nationalliberalen keine Einbuße erlitten, verloren

    die Konservativen 4 Mandate, die Freisinnigen

    gewannen 4 Mandate. Die fortschrittliche

    Volkspartei gewann von den Konservativen

    Hagennow-Grevesmühlen und Labiau-Wehlau, von

    den Nationalliberalen Waldeck und Koburg, die ihre

    Verluste durch den Gewinn der konservativen Mandate

    in Salzwedel-Gardelegen und Stendal-Offenburg

    wettmachten. Der austretende Hospitant der

    Nationalliberalen Hestermann wurde durch den

    neuen Hospitanten Schröder (Elbing) ersetzt. Der

    Hospitant Roeser ist der fortschrittlichen Fraktion

    [sic]

                         _______________________________

     

                                     EINHEIMISCHES.

                                                        Eisenach , den 1.August.  

                                             Erlaß.

        Im Anschluß an den im 2. Blatt der "Eisenacher

    Zeitung"" veröffentlichten Erlaß des Kommandierenden

    Generals bestimme ich:

        Gemäß dem Abschnitt: Vom Kriegs- und Belagerungszustand

    der "Vorschrift über den Waffengebrauch

    des Militärs und seine Mitwirkung zur Unterdrückung

    innerer Unruhen" vom 19. März 1914, 

    Ziffer 1 gelten für den Kriegszustand

    die Vorschriften des preußischen Gesetzes

    vom 4. Juni 1851.


     2. Spalte 

                                            § 8

        Wer in einem in  Belagerungszustand erklärten

    Orte oder Distrikte der vorsätzlichen Brandstiftung,

    der vorsätzlichen Verursachung einer Überschwemmung

    oder des Angriffs oder des Widerstandes

    gegen die bewaffnete Macht oder Abgeordnete der

    Zivil- oder Militärbehörde in offener Gewalt und

    mit Waffen oder gefährlichen Werkzeugen versehen

    sich schuldig macht, wird mit dem Tode bestraft.

        Sind mildernde Umstände vorhanden, so kann,

    statt der Todesstrafe, auf 10 - 20jährige Zuchthausstrafe

    erkannt werden.

                                           § 9.

        Wer in einem in Belagerungszustand erklärten

    Orte oder Distrikte

        a)  in Beziehung auf die Zahl, die Marschrichtung

             oder angebliche Siege der Feinde oder

             Aufrührer wissentlich falsche Gerüchte ausstreut

             oder verbreitet, welche geeignet sind,

             die Zivil- oder Militärbehörden hinsichtlich

             ihrer Maßregeln irre zu führen, oder

        b)  ein bei Erklärung des Belagerungszustandes

             oder während desselben vom Militärbefehlshaber

             im Interesse der öffentlichen Sicherheit

             erlassenes Verbot übertritt, oder zu solcher

             Übertretung auffordert oder anreizt,

             oder

        c)  zu dem Verbrechen des Aufruhrs, der tätlichen

             Widersetzlichkeit, der Befreiung eines

             Gefangenen oder zu einem anderen im § 8

             vorgesehenen Verbrechen, wenn auch ohne

             Erfolg auffordert oder anreizt, oder

        d)  Personen des Soldatenstandes zu Verbrechen

             gegen die Subordination oder Vergehungen

             gegen die militärische Zucht und Ordnung

             zu verleiten sucht,

    soll, wenn die bestehenden Gesetze keine höhere Freiheitsstrafe

    bestimmen, mit Gefängnis bis zu einem

    Jahre bestraft werden.

    Eisenach, den 1. August 1914.

         Kgl. Preußisches Garnison -

                      Kommando.

                  Krug von Nidda,

    Major und Garnisonsältester.

                              ___________________________


       * Vom Hofe.  Ihre Königlichen Hoheiten, Großherzog

    Wilhelm Ernst und Großherzogin

    Feodora haben heute vormittag Schloß

    Wilhelmsthal verlassen und sind mit dem Automobil

    nach Weimar gefahren, woselbst bereits die Ankunft

    erfolgte. Das Großherzogliche Hoflager in

    Wilhelmsthal ist vorerst aufgehoben. Die beiden

    Kinder unseres Großherzogspaares verbleiben jedoch

    bis auf weiteres in Wilhelmsthal.

       * Der Kriegszustand macht sich schon gleich in den

    ersten Tagen auch im täglichen Leben bemerkbar.

    Mit der Bequemlichkeit und Selbstverständlichkeit,

    die der Mensch von heutzutage beansprucht, 

    ist es vorbei. So werden jetzt auf dem

    Postamt postlagernde Briefe nicht mehr

    ausgehändigt. Die Post verlangt einen von der Polizei

    ausgefertigten Ausweis, die Polizei

    weigert sich aber, diesen auszustellen, so

    daß der Gesuchsteller von der Post zur  Polizei und

    wieder umgekehrt hin- und herläuft, ohne in den

    Besitz seiner Briefschaften zu kommen. Dieser Zustand,

    der ja ganz unnötig ist, liegt wohl nur daran,

    daß die Polizei nur noch nicht vom richtigen

    Orte aus angewiesen ist, den von der Post verlangten

    Schein auszustellen. - Was sich gestern auf 

    der Sparkasse in Eisenach abspielte, war kein 

    schönes Bild selbstbewußten Benehmens, wie es sich

    für Deutsche geziemt. Von den Vormittagsstunden

    an war die Kasse von Hunderten belagert,

    ein Polizeigebot mußte herangeholt

    werden, um Ordnung zu schaffen! Aber der sich

    überstürzenden Erregung wurde sie natürlich

    nicht Herr. Wilde Szenen spielten sich ab,

    die einen weinten, die anderen lachten und 

    des Gedränges war kein Ende bis in den Nachmittag

    hinein. Im übrigen geht nun alles seinen

    Gang weiter. Die Brücken und Eisenbahnüberführungen

    werden von gestern an von

    Veteranen bewacht.  Post und Bahn arbeiten

    fieberhaft. Vor der Hauptpost am Markt müssen

    die Jahrmarktstände geräumt werden, damit

    der Zugang zur Post ungehindert ist. Durch Deutschlands

    Ultimatum an Rußland, die Anfrage an

    Frankreich ist die Entscheidung nun nicht

    mehr aufzuhalten. Stündlich kann sie fallen. Alle

    Deutschen werden sich des großen Augenblicks würdig

    zeigen und siegesgewiß in die Zukunft

    blicken.

        * Der Kriegszustand wurde heute vormittag mittels

    Trommelwirbel vom hiesigen Bataillon

    allgemein zur öffentlichen Kenntnis gebracht. Um

    Irrtümer zu vermeiden, sei besonders darauf aufmerksam

    gemacht, daß dies mit einer Kriegserklärung

    nichts zu tun hat, sondern daß damit nur

    die besonderen militärische Gesetze in Kraft treten. 7

       * Das Publikum und die Kriegsgefahr. Wie

    immer in Zeiten irgend einer Krisis so ist auch

    augenblicklich bei der drohenden Kriegsgefahr eine

    übertriebene Ängstlichkeit im Publikum

    zu beobachten. So war gestern ein Ansturm auf

    Lebensmittel, speziell Mehl, Kartoffeln usw.

    zu beobachten, wie das wohl eben nur in solch unruhigen

    Zeiten möglich ist. Die Kartoffelwagen 

    wurden geradezu gestürmt, ebenso die Mühlen und

    sonstigen derartigen Geschäfte. Die Folgen eines

    solchen unverständigen Andranges bleiben natürlich

    nicht aus, so steigerten sich die Preise für die Kartoffeln,

    die am vormittag noch 4 M. der Zentner

    kosteten, nachmittags auf 6 M. und mehr.

    Mehl ist der Zentner um 10 - 11 M. gestiegen.

    Selbstverständlich steigen dann auch alle übrigen

    Lebensmittelpreise und die Frage ist berechtigt, ob

    diese Steigerung schon jetzt begründet ist? und man

    muß sagen nein, aber das Publikum ist ja selber

    schuld, indem es plötzlich so gewaltige Einkäufe

    macht, daß die Geschäfte ja schließlich töricht wären,

    wenn sie dem Bedarf in dieser Weise nicht Rechnung

    tragen wollten durch Erhöhung der Preise.

    Wie sollen schließlich mit einmal diese großen Anforderungen

    erfüllt werden können? Wie soll es werden,

    wenn wirklich ein Krieg ausbricht? Dem


     3. Spalte 

    kaufenden Publikum kann nicht genug zur Ruhe

    und Besonnenheit geraten werden und man möge

    doch bedenken, daß durch übertriebene Ängstlichkeit

    erst recht Verwirrung im öffentlichen Leben  hervorgerufen

    wird. Mag doch kommen, was da will,

    es wird sich Rat schaffen lassen und letzten Endes

    haben doch auch Stadt- und Staatsbehörden die

    Verpflichtung, in solch ernsten Zeiten einzugreifen,

    um einer ungerechtfertigten Verteuerung der wichtigsten

    Lebensmittel Schranken zu ziehen und man

    darf wohl die Hoffnung aussprechen und das Vertrauen

    haben, daß auch Eisenach keine Ausnahme 

    hierbei machen wird. Also nochmals: ruhig

    Blut nicht nur im Abheben des Geldes von den

    Sparkassen, sondern auch beim Einkauf

    von Lebensmitteln.






  • October 23, 2017 17:21:30 Beate Jochem

     item 21 

     1. Spalte 

                                      TÜRKEI.½

                     Neueste Nachrichten.

        Konstantinopel, 1. August.  Den Blättern

    zufolge wird die türkische Torpedobootsflottille unter

    Kommando des Admirals Limbus Pascha zum 

    Hochseemanöver in den Archipel auslaufen.


                                     JAPAN.

                        Japan und Rußland.

        Man schreibt der "Frkf. Ztg.":  Angesichts der

    russischen Mobilisierung an der Westgrenze des

    Reichs ist die Ansicht des Grafen Okuma, eines genauen

    Kenners japanischer und russischer Heeresverhältnisse,

    über die Gefahren, in die sich Rußland

    im Kriegsfalle stürzen würde, besonders lehrreich.

    Graf Okuma hat vor kurzem eine Broschüre veröffentlicht, 

    in der er über einen japanischen Revanchekrieg

    und einen Krieg Rußlands mit den

    Weltmächten genaue Untersuchungen anstellt. Aus

    diesen geht hervor, daß Rußland im Falle kriegerischer

     Verwicklungen in Europa durch Japan in eine

    recht ungünstige militärische Lage gebracht werden

    würde, so daß tatsächlich ein Waffengang im

    Westen für das Zarenreich unberechenbare Folgen

    im fernen Osten zeitigen könnte. Die Broschüre des

    Grafen Okuma hat großen Eindruck in Japan gemacht,

    da der Nachweis geführt wird, daß die Russen

    gar nicht in der Lage seien, einen sieghaften Krieg

    mit Japan zu führen. Letzteres werde innerhalb 

    eines Monats ein Heer von 1 ½ Millionen Soldaten

    gegn [sic] Rußland aufstellen, das bestenfalls imstande

    sei, nach 3 Monaten höchstens 1 Million Soldaten

     gegen Russland aufstellen, das bestenfalls im- [sic] 

    Dies wäre nur denkbar, wenn die europäischen

    Kräfte nicht durch einen Feldzug im Westen gefesselt

    würden

                             _________________________


                         VOM KRIEGSSCHAUPLATZ.

                                  Neue Gefechte.

       Mailand, 30. Juli.  Der Secolo erhält aus

    Nisch eine Privatmeldung über den Kampf bei

    Semendria der bei Sonnenaufgang begonnen

    hat, um 8 Uhr früh unterbrochen und am Nachmittag

    wieder aufgenommen wurde. Die Serben hätten

    dem übermächtigen Gegner den lebhaftesten

    Widerstand entgegengesetzt; auf beiden Seiten seien

    einige hundert Tote zu verzeichnen. Wenn

    die Serben auch Semendria preisgeben

    mußte (sic), so würden doch Posonka, Jagodin und

    Porotin drei schwere Etappen für das Eindringen

    der österreichischen Truppen nach dem Süden bedeuten.

    An der bosnischen Grenze hätten einige

    hundert Serben die kleine Festung Lesitza stundenlang

    gegen Tausende von österreichischen Truppen

    verteidigt;  sie seien dann abgezogen, nachdem

    sie dem Gegner beträchtliche Verluste  verursacht

    hätten.

                   Erneutes Bombardement von Belgrad.

        Semlin, 30.Juli.  Um ½ 9 Uhr morgens ist

    die Beschießung Belgrads wieder aufgenommen 

    worden und heute donnern die Geschütze nicht nur

    von der Laudon-Schanze, sondern auch von der noch

    näher gelegenen Eugen-Schanze. Die Monitore sind 

    bisher nicht vorgefahren. Die Station ist vollkommen

    verödet. Alle Türen sind abgesperrt und oben

    im Stockwerk sind etwa zwanzig Soldaten untergebracht;

    diese werden voraussichtlich von dort den

    Feind mit Kleingewehrfeuer zu  bestreichen suchen.

    Heue mittag 12 Uhr müssen alle Ortsfremden

    Semlin, das in der ersten Feuerlinie liegt,

    verlassen. Auch alle hier anwesenden fremden

    Korrespondenten werden von dieser

    Verfügung betroffen.

        Wien, 1. Aug.  Zwei Grenzjäger haben unter

    feindlichem Feuer die angeschwollene Deine durchschwommen

    und eine serbische Telefonleitung zerstört.

                                      _____________________________


                                         ZUR TAGESGESCHICHTE.

                 Zur Stärke der Parteien im deutschen Reichstag,

        In der Presse sind die Zahlen über die Stärke der

    Konservativen, Nationalliberalen und Freisinnigen

    in letzter Zeit verschieden angegeben worden. Auf

    Grund amtlichen Materials stellen sich diese Zahlen

    wie folgt dar: Die drittstärkste Partei ist jetzt die

    fortschrittliche Volkspartei mit 46 Mitgliedern (Januar

    1912: 41 Mitglieder und 1 Hospitant). Es folgt

    die nationalliberale Fraktion mit 40 Mitgliedern

    und 5 Hospitanten (es ist der gleiche Stand

    wie 1912). Die konservative Fraktion zählt 39

    Mitglieder und 2 Hospitanten). (Januar 1912: 43

    Mitglieder und 2 Hospitanten) . Während die

    Nationalliberalen keine Einbuße erlitten, verloren

    die Konservativen 4 Mandate, die Freisinnigen

    gewannen 4 Mandate. Die fortschrittliche

    Volkspartei gewann von den Konservativen

    Hagennow-Grevesmühlen und Labiau-Wehlau, von

    den Nationalliberalen Waldeck und Koburg, die ihre

    Verluste durch den Gewinn der konservativen Mandate

    in Salzwedel-Gardelegen und Stendal-Offenburg

    wettmachten. Der austretende Hospitant der

    Nationalliberalen Hestermann wurde durch den

    neuen Hospitanten Schröder (Elbing) ersetzt. Der

    Hospitant Roeser ist der fortschrittlichen Fraktion

    [sic]

                         _______________________________

     

                                     EINHEIMISCHES.

                                                        Eisenach , den 1.August.  

                                             Erlaß.

        Im Anschluß an den im 2. Blatt der "Eisenacher

    Zeitung"" veröffentlichten Erlaß des Kommandierenden

    Generals bestimme ich:

        Gemäß dem Abschnitt: Vom Kriegs- und Belagerungszustand

    der "Vorschrift über den Waffengebrauch

    des Militärs und seine Mitwirkung zur Unterdrückung

    innerer Unruhen" vom 19. März 1914, 

    Ziffer 1 gelten für den Kriegszustand

    die Vorschriften des preußischen Gesetzes

    vom 4. Juni 1851.


     2. Spalte 

                                            § 8

        Wer in einem in  Belagerungszustand erklärten

    Orte oder Distrikte der vorsätzlichen Brandstiftung,

    der vorsätzlichen Verursachung einer Überschwemmung

    oder des Angriffs oder des Widerstandes

    gegen die bewaffnete Macht oder Abgeordnete der

    Zivil- oder Militärbehörde in offener Gewalt und

    mit Waffen oder gefährlichen Werkzeugen versehen

    sich schuldig macht, wird mit dem Tode bestraft.

        Sind mildernde Umstände vorhanden, so kann,

    statt der Todesstrafe, auf 10 - 20jährige Zuchthausstrafe

    erkannt werden.

                                           § 9.

        Wer in einem in Belagerungszustand erklärten

    Orte oder Distrikte

        a)  in Beziehung auf die Zahl, die Marschrichtung

             oder angebliche Siege der Feinde oder

             Aufrührer wissentlich falsche Gerüchte ausstreut

             oder verbreitet, welche geeignet sind,

             die Zivil- oder Militärbehörden hinsichtlich

             ihrer Maßregeln irre zu führen, oder

        b)  ein bei Erklärung des Belagerungszustandes

             oder während desselben vom Militärbefehlshaber

             im Interesse der öffentlichen Sicherheit

             erlassenes Verbot übertritt, oder zu solcher

             Übertretung auffordert oder anreizt,

             oder

        c)  zu dem Verbrechen des Aufruhrs, der tätlichen

             Widersetzlichkeit, der Befreiung eines

             Gefangenen oder zu einem anderen im § 8

             vorgesehenen Verbrechen, wenn auch ohne

             Erfolg auffordert oder anreizt, oder

        d)  Personen des Soldatenstandes zu Verbrechen

             gegen die Subordination oder Vergehungen

             gegen die militärische Zucht und Ordnung

             zu verleiten sucht,

    soll, wenn die bestehenden Gesetze keine höhere Freiheitsstrafe

    bestimmen, mit Gefängnis bis zu einem

    Jahre bestraft werden.

    Eisenach, den 1. August 1914.

         Kgl. Preußisches Garnison -

                      Kommando.

                  Krug von Nidda,

    Major und Garnisonsältester.

                              ___________________________


       * Vom Hofe.  Ihre Königlichen Hoheiten, Großherzog

    Wilhelm Ernst und Großherzogin

    Feodora haben heute vormittag Schloß

    Wilhelmsthal verlassen und sind mit dem Automobil

    nach Weimar gefahren, woselbst bereits die Ankunft

    erfolgte. Das Großherzogliche Hoflager in

    Wilhelmsthal ist vorerst aufgehoben. Die beiden

    Kinder unseres Großherzogspaares verbleiben jedoch

    bis auf weiteres in Wilhelmsthal.

       * Der Kriegszustand macht sich schon gleich in den

    ersten Tagen auch im täglichen Leben bemerkbar.

    Mit der Bequemlichkeit und Selbstverständlichkeit,

    die der Mensch von heutzutage beansprucht, 

    ist es vorbei. So werden jetzt auf dem

    Postamt postlagernde Briefe nicht mehr

    ausgehändigt. Die Post verlangt einen von der Polizei

    ausgefertigten Ausweis, die Polizei

    weigert sich aber, diesen auszustellen, so

    daß der Gesuchsteller von der Post zur  Polizei und

    wieder umgekehrt hin- und herläuft, ohne in den

    Besitz seiner Briefschaften zu kommen. Dieser Zustand,

    der ja ganz unnötig ist, liegt wohl nur daran,

    daß die Polizei nur noch nicht vom richtigen

    Orte aus angewiesen ist, den von der Post verlangten

    Schein auszustellen. - Was sich gestern auf 

    der Sparkasse in Eisenach abspielte, war kein 

    schönes Bild selbstbewußten Benehmens, wie es sich

    für Deutsche geziemt. Von den Vormittagsstunden

    an war die Kasse von Hunderten belagert,

    ein Polizeigebot mußte herangeholt

    werden, um Ordnung zu schaffen! Aber der sich

    überstürzenden Erregung wurde sie natürlich

    nicht Herr. Wilde Szenen spielten sich ab,

    die einen weinten, die anderen lachten und 

    des Gedränges war kein Ende bis in den Nachmittag

    hinein. Im übrigen geht nun alles seinen

    Gang weiter. Die Brücken und Eisenbahnüberführungen

    werden von gestern an von

    Veteranen bewacht.  Post und Bahn arbeiten

    fieberhaft. Vor der Hauptpost am Markt müssen

    die Jahrmarktstände geräumt werden, damit

    der Zugang zur Post ungehindert ist. Durch Deutschlands

    Ultimatum an Rußland, die Anfrage an

    Frankreich ist die Entscheidung nun nicht

    mehr aufzuhalten. Stündlich kann sie fallen. Alle

    Deutschen werden sich des großen Augenblicks würdig

    zeigen und siegesgewiß in die Zukunft

    blicken.

        * Der Kriegszustand wurde heute vormittag mittels

    Trommelwirbel vom hiesigen Bataillon

    allgemein zur öffentlichen Kenntnis gebracht. Um

    Irrtümer zu vermeiden, sei besonders darauf aufmerksam

    gemacht, daß dies mit einer Kriegserklärung

    nichts zu tun hat, sondern daß damit nur

    die besonderen militärische Gesetze in Kraft treten. 7

       * Das Publikum und die Kriegsgefahr. Wie

    immer in Zeiten irgend einer Krisis so ist auch

    augenblicklich bei der drohenden Kriegsgefahr eine

    übertriebene Ängstlichkeit im Publikum

    zu beobachten. So war gestern ein Ansturm auf

    Lebensmittel, speziell Mehl, Kartoffeln usw.

    zu beobachten, wie das wohl eben nur in solch unruhigen

    Zeiten möglich ist. Die Kartoffelwagen 

    wurden geradezu gestürmt, ebenso die Mühlen und

    sonstigen derartigen Geschäfte. Die Folgen eines

    solchen unverständigen Andranges bleiben natürlich

    nicht aus, so steigerten sich die Preise für die Kartoffeln,

    die am vormittag noch 4 M. der Zentner

    kosteten, nachmittags auf 6 M. und mehr.

    Mehl ist der Zentner um 10 - 11 M. gestiegen.

    Selbstverständlich steigen dann auch alle übrigen

    Lebensmittelpreise und die Frage ist berechtigt, ob

    diese Steigerung schon jetzt begründet ist? und man

    muß sagen nein, aber das Publikum ist ja selber

    schuld, indem es plötzlich so gewaltige Einkäufe

    macht, daß die Geschäfte ja schließlich töricht wären,

    wenn sie dem Bedarf in dieser Weise nicht Rechnung

    tragen wollten durch Erhöhung der Preise.

    Wie sollen schließlich mit einmal diese großen Anforderungen

    erfüllt werden können? Wie soll es werden,

    wenn wirklich ein Krieg ausbricht? Dem






  • October 23, 2017 17:02:48 Beate Jochem

     item 21 

     1. Spalte 

                                      TÜRKEI.½

                     Neueste Nachrichten.

        Konstantinopel, 1. August.  Den Blättern

    zufolge wird die türkische Torpedobootsflottille unter

    Kommando des Admirals Limbus Pascha zum 

    Hochseemanöver in den Archipel auslaufen.


                                     JAPAN.

                        Japan und Rußland.

        Man schreibt der "Frkf. Ztg.":  Angesichts der

    russischen Mobilisierung an der Westgrenze des

    Reichs ist die Ansicht des Grafen Okuma, eines genauen

    Kenners japanischer und russischer Heeresverhältnisse,

    über die Gefahren, in die sich Rußland

    im Kriegsfalle stürzen würde, besonders lehrreich.

    Graf Okuma hat vor kurzem eine Broschüre veröffentlicht, 

    in der er über einen japanischen Revanchekrieg

    und einen Krieg Rußlands mit den

    Weltmächten genaue Untersuchungen anstellt. Aus

    diesen geht hervor, daß Rußland im Falle kriegerischer

     Verwicklungen in Europa durch Japan in eine

    recht ungünstige militärische Lage gebracht werden

    würde, so daß tatsächlich ein Waffengang im

    Westen für das Zarenreich unberechenbare Folgen

    im fernen Osten zeitigen könnte. Die Broschüre des

    Grafen Okuma hat großen Eindruck in Japan gemacht,

    da der Nachweis geführt wird, daß die Russen

    gar nicht in der Lage seien, einen sieghaften Krieg

    mit Japan zu führen. Letzteres werde innerhalb 

    eines Monats ein Heer von 1 ½ Millionen Soldaten

    gegn [sic] Rußland aufstellen, das bestenfalls imstande

    sei, nach 3 Monaten höchstens 1 Million Soldaten

     gegen Russland aufstellen, das bestenfalls im- [sic] 

    Dies wäre nur denkbar, wenn die europäischen

    Kräfte nicht durch einen Feldzug im Westen gefesselt

    würden

                             _________________________


                         VOM KRIEGSSCHAUPLATZ.

                                  Neue Gefechte.

       Mailand, 30. Juli.  Der Secolo erhält aus

    Nisch eine Privatmeldung über den Kampf bei

    Semendria der bei Sonnenaufgang begonnen

    hat, um 8 Uhr früh unterbrochen und am Nachmittag

    wieder aufgenommen wurde. Die Serben hätten

    dem übermächtigen Gegner den lebhaftesten

    Widerstand entgegengesetzt; auf beiden Seiten seien

    einige hundert Tote zu verzeichnen. Wenn

    die Serben auch Semendria preisgeben

    mußte (sic), so würden doch Posonka, Jagodin und

    Porotin drei schwere Etappen für das Eindringen

    der österreichischen Truppen nach dem Süden bedeuten.

    An der bosnischen Grenze hätten einige

    hundert Serben die kleine Festung Lesitza stundenlang

    gegen Tausende von österreichischen Truppen

    verteidigt;  sie seien dann abgezogen, nachdem

    sie dem Gegner beträchtliche Verluste  verursacht

    hätten.

                   Erneutes Bombardement von Belgrad.

        Semlin, 30.Juli.  Um ½ 9 Uhr morgens ist

    die Beschießung Belgrads wieder aufgenommen 

    worden und heute donnern die Geschütze nicht nur

    von der Laudon-Schanze, sondern auch von der noch

    näher gelegenen Eugen-Schanze. Die Monitore sind 

    bisher nicht vorgefahren. Die Station ist vollkommen

    verödet. Alle Türen sind abgesperrt und oben

    im Stockwerk sind etwa zwanzig Soldaten untergebracht;

    diese werden voraussichtlich von dort den

    Feind mit Kleingewehrfeuer zu  bestreichen suchen.

    Heue mittag 12 Uhr müssen alle Ortsfremden

    Semlin, das in der ersten Feuerlinie liegt,

    verlassen. Auch alle hier anwesenden fremden

    Korrespondenten werden von dieser

    Verfügung betroffen.

        Wien, 1. Aug.  Zwei Grenzjäger haben unter

    feindlichem Feuer die angeschwollene Deine durchschwommen

    und eine serbische Telefonleitung zerstört.

                                      _____________________________


                                         ZUR TAGESGESCHICHTE.

                 Zur Stärke der Parteien im deutschen Reichstag,

        In der Presse sind die Zahlen über die Stärke der

    Konservativen, Nationalliberalen und Freisinnigen

    in letzter Zeit verschieden angegeben worden. Auf

    Grund amtlichen Materials stellen sich diese Zahlen

    wie folgt dar: Die drittstärkste Partei ist jetzt die

    fortschrittliche Volkspartei mit 46 Mitgliedern (Januar

    1912: 41 Mitglieder und 1 Hospitant). Es folgt

    die nationalliberale Fraktion mit 40 Mitgliedern

    und 5 Hospitanten (es ist der gleiche Stand

    wie 1912). Die konservative Fraktion zählt 39

    Mitglieder und 2 Hospitanten). (Januar 1912: 43

    Mitglieder und 2 Hospitanten) . Während die

    Nationalliberalen keine Einbuße erlitten, verloren

    die Konservativen 4 Mandate, die Freisinnigen

    gewannen 4 Mandate. Die fortschrittliche

    Volkspartei gewann von den Konservativen

    Hagennow-Grevesmühlen und Labiau-Wehlau, von

    den Nationalliberalen Waldeck und Koburg, die ihre

    Verluste durch den Gewinn der konservativen Mandate

    in Salzwedel-Gardelegen und Stendal-Offenburg

    wettmachten. Der austretende Hospitant der

    Nationalliberalen Hestermann wurde durch den

    neuen Hospitanten Schröder (Elbing) ersetzt. Der

    Hospitant Roeser ist der fortschrittlichen Fraktion

    [sic]

                         _______________________________

     

                                     EINHEIMISCHES.

                                                        Eisenach , den 1.August.  

                                             Erlaß.

        Im Anschluß an den im 2. Blatt der "Eisenacher

    Zeitung"" veröffentlichten Erlaß des Kommandierenden

    Generals bestimme ich:

        Gemäß dem Abschnitt: Vom Kriegs- und Belagerungszustand

    der "Vorschrift über den Waffengebrauch

    des Militärs und seine Mitwirkung zur Unterdrückung

    innerer Unruhen" vom 19. März 1914, 

    Ziffer 1 gelten für den Kriegszustand

    die Vorschriften des preußischen Gesetzes

    vom 4. Juni 1851.


     2. Spalte 

                                            § 8

        Wer in einem in  Belagerungszustand erklärten

    Orte oder Distrikte der vorsätzlichen Brandstiftung,

    der vorsätzlichen Verursachung einer Überschwemmung

    oder des Angriffs oder des Widerstandes

    gegen die bewaffnete Macht oder Abgeordnete der

    Zivil- oder Militärbehörde in offener Gewalt und

    mit Waffen oder gefährlichen Werkzeugen versehen

    sich schuldig macht, wird mit dem Tode bestraft.

        Sind mildernde Umstände vorhanden, so kann,

    statt der Todesstrafe, auf 10 - 20jährige Zuchthausstrafe

    erkannt werden.

                                           § 9.

        Wer in einem in Belagerungszustand erklärten

    Orte oder Distrikte

        a)  in Beziehung auf die Zahl, die Marschrichtung

             oder angebliche Siege der Feinde oder

             Aufrührer wissentlich falsche Gerüchte ausstreut

             oder verbreitet, welche geeignet sind,

             die Zivil- oder Militärbehörden hinsichtlich

             ihrer Maßregeln irre zu führen, oder

        b)  ein bei Erklärung des Belagerungszustandes

             oder während desselben vom Militärbefehlshaber

             im Interesse der öffentlichen Sicherheit

             erlassenes Verbot übertritt, oder zu solcher

             Übertretung auffordert oder anreizt,

             oder

        c)  zu dem Verbrechen des Aufruhrs, der tätlichen

             Widersetzlichkeit, der Befreiung eines

             Gefangenen oder zu einem anderen im § 8

             vorgesehenen Verbrechen, wenn auch ohne

             Erfolg auffordert oder anreizt, oder

        d)  Personen des Soldatenstandes zu Verbrechen

             gegen die Subordination oder Vergehungen

             gegen die militärische Zucht und Ordnung

             zu verleiten sucht,

    soll, wenn die bestehenden Gesetze keine höhere Freiheitsstrafe

    bestimmen, mit Gefängnis bis zu einem

    Jahre bestraft werden.

    Eisenach, den 1. August 1914.

         Kgl. Preußisches Garnison -

                      Kommando.

                  Krug von Nidda,

    Major und Garnisonsältester.

                              ___________________________


       * Vom Hofe.  Ihre Königlichen Hoheiten, Großherzog

    Wilhelm Ernst und Großherzogin

    Feodora haben heute vormittag Schloß

    Wilhelmsthal verlassen und sind mit dem Automobil

    nach Weimar gefahren, woselbst bereits die Ankunft

    erfolgte. Das Großherzogliche Hoflager in

    Wilhelmsthal ist vorerst aufgehoben. Die beiden

    Kinder unseres Großherzogspaares verbleiben jedoch

    bis auf weiteres in Wilhelmsthal.

       * Der Kriegszustand macht sich schon gleich in den

    ersten Tagen auch im täglichen Leben bemerkbar.

    Mit der Bequemlichkeit und Selbstverständlichkeit,

    die der Mensch von heutzutage beansprucht, 

    ist es vorbei. So werden jetzt auf dem

    Postamt postlagernde Briefe nicht mehr

    ausgehändigt. Die Post verlangt einen von der Polizei

    ausgefertigten Ausweis, die Polizei

    weigert sich aber, diesen auszustellen, so

    daß der Gesuchsteller von der Post zur  Polizei und

    wieder umgekehrt hin- und herläuft, ohne in den

    Besitz seiner Briefschaften zu kommen. Dieser Zustand,

    der ja ganz unnötig ist, liegt wohl nur daran,

    daß die Polizei nur noch nicht vom richtigen

    Orte aus angewiesen ist, den von der Post verlangten

    Schein auszustellen. - Was sich gestern auf 

    der Sparkasse in Eisenach abspielte, war kein 

    schönes Bild selbstbewußten Benehmens, wie es sich

    für Deutsche geziemt. Von den Vormittagsstunden

    an war die Kasse von Hunderten belagert,

    ein Polizeigebot mußte herangeholt

    werden, um Ordnung zu schaffen! Aber der sich

    überstürzenden Erregung wurde sie natürlich

    nicht Herr. Wilde Szenen spielten sich ab,

    die einen weinten, die anderen lachten und 

    des Gedränges war kein Ende bis in den Nachmittag

    hinein. Im übrigen geht nun alles seinen

    Gang weiter. Die Brücken und Eisenbahnüberführungen

    werden von gestern an von

    Veteranen bewacht.  Post und Bahn arbeiten

    fieberhaft. Vor der Hauptpost am Markt müssen

    die Jahrmarktstände geräumt werden, damit

    der Zugang zur Post ungehindert ist. Durch Deutschlands

    Ultimatum an Rußland, die Anfrage an

    Frankreich ist die Entscheidung nun nicht

    mehr aufzuhalten. Stündlich kann sie fallen. Alle

    Deutschen werden sich des großen Augenblicks würdig

    zeigen und siegesgewiß in die Zukunft

    blicken.

     



  • October 23, 2017 16:40:37 Beate Jochem

     item 21 

     1. Spalte 

                                      TÜRKEI.½

                     Neueste Nachrichten.

        Konstantinopel, 1. August.  Den Blättern

    zufolge wird die türkische Torpedobootsflottille unter

    Kommando des Admirals Limbus Pascha zum 

    Hochseemanöver in den Archipel auslaufen.


                                     JAPAN.

                        Japan und Rußland.

        Man schreibt der "Frkf. Ztg.":  Angesichts der

    russischen Mobilisierung an der Westgrenze des

    Reichs ist die Ansicht des Grafen Okuma, eines genauen

    Kenners japanischer und russischer Heeresverhältnisse,

    über die Gefahren, in die sich Rußland

    im Kriegsfalle stürzen würde, besonders lehrreich.

    Graf Okuma hat vor kurzem eine Broschüre veröffentlicht, 

    in der er über einen japanischen Revanchekrieg

    und einen Krieg Rußlands mit den

    Weltmächten genaue Untersuchungen anstellt. Aus

    diesen geht hervor, daß Rußland im Falle kriegerischer

     Verwicklungen in Europa durch Japan in eine

    recht ungünstige militärische Lage gebracht werden

    würde, so daß tatsächlich ein Waffengang im

    Westen für das Zarenreich unberechenbare Folgen

    im fernen Osten zeitigen könnte. Die Broschüre des

    Grafen Okuma hat großen Eindruck in Japan gemacht,

    da der Nachweis geführt wird, daß die Russen

    gar nicht in der Lage seien, einen sieghaften Krieg

    mit Japan zu führen. Letzteres werde innerhalb 

    eines Monats ein Heer von 1 ½ Millionen Soldaten

    gegn [sic] Rußland aufstellen, das bestenfalls imstande

    sei, nach 3 Monaten höchstens 1 Million Soldaten

     gegen Russland aufstellen, das bestenfalls im- [sic] 

    Dies wäre nur denkbar, wenn die europäischen

    Kräfte nicht durch einen Feldzug im Westen gefesselt

    würden

                             _________________________


                         VOM KRIEGSSCHAUPLATZ.

                                  Neue Gefechte.

       Mailand, 30. Juli.  Der Secolo erhält aus

    Nisch eine Privatmeldung über den Kampf bei

    Semendria der bei Sonnenaufgang begonnen

    hat, um 8 Uhr früh unterbrochen und am Nachmittag

    wieder aufgenommen wurde. Die Serben hätten

    dem übermächtigen Gegner den lebhaftesten

    Widerstand entgegengesetzt; auf beiden Seiten seien

    einige hundert Tote zu verzeichnen. Wenn

    die Serben auch Semendria preisgeben

    mußte (sic), so würden doch Posonka, Jagodin und

    Porotin drei schwere Etappen für das Eindringen

    der österreichischen Truppen nach dem Süden bedeuten.

    An der bosnischen Grenze hätten einige

    hundert Serben die kleine Festung Lesitza stundenlang

    gegen Tausende von österreichischen Truppen

    verteidigt;  sie seien dann abgezogen, nachdem

    sie dem Gegner beträchtliche Verluste  verursacht

    hätten.

                   Erneutes Bombardement von Belgrad.

        Semlin, 30.Juli.  Um ½ 9 Uhr morgens ist

    die Beschießung Belgrads wieder aufgenommen 

    worden und heute donnern die Geschütze nicht nur

    von der Laudon-Schanze, sondern auch von der noch

    näher gelegenen Eugen-Schanze. Die Monitore sind 

    bisher nicht vorgefahren. Die Station ist vollkommen

    verödet. Alle Türen sind abgesperrt und oben

    im Stockwerk sind etwa zwanzig Soldaten untergebracht;

    diese werden voraussichtlich von dort den

    Feind mit Kleingewehrfeuer zu  bestreichen suchen.

    Heue mittag 12 Uhr müssen alle Ortsfremden

    Semlin, das in der ersten Feuerlinie liegt,

    verlassen. Auch alle hier anwesenden fremden

    Korrespondenten werden von dieser

    Verfügung betroffen.

        Wien, 1. Aug.  Zwei Grenzjäger haben unter

    feindlichem Feuer die angeschwollene Deine durchschwommen

    und eine serbische Telefonleitung zerstört.

                                      _____________________________


                                         ZUR TAGESGESCHICHTE.

                 Zur Stärke der Parteien im deutschen Reichstag,

        In der Presse sind die Zahlen über die Stärke der

    Konservativen, Nationalliberalen und Freisinnigen

    in letzter Zeit verschieden angegeben worden. Auf

    Grund amtlichen Materials stellen sich diese Zahlen

    wie folgt dar: Die drittstärkste Partei ist jetzt die

    fortschrittliche Volkspartei mit 46 Mitgliedern (Januar

    1912: 41 Mitglieder und 1 Hospitant). Es folgt

    die nationalliberale Fraktion mit 40 Mitgliedern

    und 5 Hospitanten (es ist der gleiche Stand

    wie 1912). Die konservative Fraktion zählt 39

    Mitglieder und 2 Hospitanten). (Januar 1912: 43

    Mitglieder und 2 Hospitanten) . Während die

    Nationalliberalen keine Einbuße erlitten, verloren

    die Konservativen 4 Mandate, die Freisinnigen

    gewannen 4 Mandate. Die fortschrittliche

    Volkspartei gewann von den Konservativen

    Hagennow-Grevesmühlen und Labiau-Wehlau, von

    den Nationalliberalen Waldeck und Koburg, die ihre

    Verluste durch den Gewinn der konservativen Mandate

    in Salzwedel-Gardelegen und Stendal-Offenburg

    wettmachten. Der austretende Hospitant der

    Nationalliberalen Hestermann wurde durch den

    neuen Hospitanten Schröder (Elbing) ersetzt. Der

    Hospitant Roeser ist der fortschrittlichen Fraktion

    [sic]

                         _______________________________

     

                                     EINHEIMISCHES.

                                                        Eisenach , den 1.August.  

                                             Erlaß.

        Im Anschluß an den im 2. Blatt der "Eisenacher

    Zeitung"" veröffentlichten Erlaß des Kommandierenden

    Generals bestimme ich:

        Gemäß dem Abschnitt: Vom Kriegs- und Belagerungszustand

    der "Vorschrift über den Waffengebrauch

    des Militärs und seine Mitwirkung zur Unterdrückung

    innerer Unruhen" vom 19. März 1914, 

    Ziffer 1 gelten für den Kriegszustand

    die Vorschriften des preußischen Gesetzes

    vom 4. Juni 1851.


     2. Spalte 

                                            § 8

        Wer in einem in  Belagerungszustand erklärten

    Orte oder Distrikte der vorsätzlichen Brandstiftung,

    der vorsätzlichen Verursachung einer Überschwemmung

    oder des Angriffs oder des Widerstandes

    gegen die bewaffnete Macht oder Abgeordnete der

    Zivil- oder Militärbehörde in offener Gewalt und

    mit Waffen oder gefährlichen Werkzeugen versehen

    sich schuldig macht, wird mit dem Tode bestraft.

        Sind mildernde Umstände vorhanden, so kann,

    statt der Todesstrafe, auf 10 - 20jährige Zuchthausstrafe

    erkannt werden.

                                           § 9.

        Wer in einem in Belagerungszustand erklärten

    Orte oder Distrikte

        a)  in Beziehung auf die Zahl, die Marschrichtung

             oder angebliche Siege der Feinde oder

             Aufrührer wissentlich falsche Gerüchte ausstreut

             oder verbreitet, welche geeignet sind,

             die Zivil- oder Militärbehörden hinsichtlich

             ihrer Maßregeln irre zu führen, oder

        b)  ein bei Erklärung des Belagerungszustandes

             oder während desselben vom Militärbefehlshaber

             im Interesse der öffentlichen Sicherheit

             erlassenes Verbot übertritt, oder zu solcher

             Übertretung auffordert oder anreizt,

             oder

        c)  zu dem Verbrechen des Aufruhrs, der tätlichen

             Widersetzlichkeit, der Befreiung eines

             Gefangenen oder zu einem anderen im § 8

             vorgesehenen Verbrechen, wenn auch ohne

             Erfolg auffordert oder anreizt, oder

        d)  Personen des Soldatenstandes zu Verbrechen

             gegen die Subordination oder Vergehungen

             gegen die militärische Zucht und Ordnung

             zu verleiten sucht,

    soll, wenn die bestehenden Gesetze keine höhere Freiheitsstrafe

    bestimmen, mit Gefängnis bis zu einem

    Jahre bestraft werden.

    Eisenach, den 1. August 1914.

         Kgl. Preußisches Garnison -

                      Kommando.

                  Krug von Nidda,

    Major und Garnisonsältester.

                              ___________________________


       * Vom Hofe.  Ihre Königlichen Hoheiten, Großherzog

    Wilhelm Ernst und Großherzogin

    Feodora haben heute vormittag Schloß

    Wilhelmsthal verlassen und sind mit dem Automobil

    nach Weimar gefahren, woselbst bereits die Ankunft

    erfolgte. Das Großherzogliche Hoflager in

    Wilhelmsthal ist vorerst aufgehoben. Die beiden

    Kinder unseres Großherzogspaares verbleiben jedoch

    bis auf weiteres in Wilhelmsthal.


     



  • October 14, 2017 18:51:45 Beate Jochem

     item 21 

     1. Spalte 

                                      TÜRKEI.½

                     Neueste Nachrichten.

        Konstantinopel, 1. August.  Den Blättern

    zufolge wird die türkische Torpedobootsflottille unter

    Kommando des Admirals Limbus Pascha zum 

    Hochseemanöver in den Archipel auslaufen.


                                     JAPAN.

                        Japan und Rußland.

        Man schreibt der "Frkf. Ztg.":  Angesichts der

    russischen Mobilisierung an der Westgrenze des

    Reichs ist die Ansicht des Grafen Okuma, eines genauen

    Kenners japanischer und russischer Heeresverhältnisse,

    über die Gefahren, in die sich Rußland

    im Kriegsfalle stürzen würde, besonders lehrreich.

    Graf Okuma hat vor kurzem eine Broschüre veröffentlicht, 

    in der er über einen japanischen Revanchekrieg

    und einen Krieg Rußlands mit den

    Weltmächten genaue Untersuchungen anstellt. Aus

    diesen geht hervor, daß Rußland im Falle kriegerischer

     Verwicklungen in Europa durch Japan in eine

    recht ungünstige militärische Lage gebracht werden

    würde, so daß tatsächlich ein Waffengang im

    Westen für das Zarenreich unberechenbare Folgen

    im fernen Osten zeitigen könnte. Die Broschüre des

    Grafen Okuma hat großen Eindruck in Japan gemacht,

    da der Nachweis geführt wird, daß die Russen

    gar nicht in der Lage seien, einen sieghaften Krieg

    mit Japan zu führen. Letzteres werde innerhalb 

    eines Monats ein Heer von 1 ½ Millionen Soldaten

    gegn [sic] Rußland aufstellen, das bestenfalls imstande

    sei, nach 3 Monaten höchstens 1 Million Soldaten

     gegen Russland aufstellen, das bestenfalls im- [sic] 

    Dies wäre nur denkbar, wenn die europäischen

    Kräfte nicht durch einen Feldzug im Westen gefesselt

    würden

                             _________________________


                         VOM KRIEGSSCHAUPLATZ.

                                  Neue Gefechte.

       Mailand, 30. Juli.  Der Secolo erhält aus

    Nisch eine Privatmeldung über den Kampf bei

    Semendria der bei Sonnenaufgang begonnen

    hat, um 8 Uhr früh unterbrochen und am Nachmittag

    wieder aufgenommen wurde. Die Serben hätten

    dem übermächtigen Gegner den lebhaftesten

    Widerstand entgegengesetzt; auf beiden Seiten seien

    einige hundert Tote zu verzeichnen. Wenn

    die Serben auch Semendria preisgeben

    mußte (sic), so würden doch Posonka, Jagodin und

    Porotin drei schwere Etappen für das Eindringen

    der österreichischen Truppen nach dem Süden bedeuten.

    An der bosnischen Grenze hätten einige

    hundert Serben die kleine Festung Lesitza stundenlang

    gegen Tausende von österreichischen Truppen

    verteidigt;  sie seien dann abgezogen, nachdem

    sie dem Gegner beträchtliche Verluste  verursacht

    hätten.

                   Erneutes Bombardement von Belgrad.

        Semlin, 30.Juli.  Um ½ 9 Uhr morgens ist

    die Beschießung Belgrads wieder aufgenommen 

    worden und heute donnern die Geschütze nicht nur

    von der Laudon-Schanze, sondern auch von der noch

    näher gelegenen Eugen-Schanze. Die Monitore sind 

    bisher nicht vorgefahren. Die Station ist vollkommen

    verödet. Alle Türen sind abgesperrt und oben

    im Stockwerk sind etwa zwanzig Soldaten untergebracht;

    diese werden voraussichtlich von dort den

    Feind mit Kleingewehrfeuer zu  bestreichen suchen.

    Heue mittag 12 Uhr müssen alle Ortsfremden

    Semlin, das in der ersten Feuerlinie liegt,

    verlassen. Auch alle hier anwesenden fremden

    Korrespondenten werden von dieser

    Verfügung betroffen.

        Wien, 1. Aug.  Zwei Grenzjäger haben unter

    feindlichem Feuer die angeschwollene Deine durchschwommen

    und eine serbische Telefonleitung zerstört.

                                      _____________________________


                                         ZUR TAGESGESCHICHTE.

                 Zur Stärke der Parteien im deutschen Reichstag,

        In der Presse sind die Zahlen über die Stärke der

    Konservativen, Nationalliberalen und Freisinnigen

    in letzter Zeit verschieden angegeben worden. Auf

    Grund amtlichen Materials stellen sich diese Zahlen

    wie folgt dar: Die drittstärkste Partei ist jetzt die

    fortschrittliche Volkspartei mit 46 Mitgliedern (Januar

    1912: 41 Mitglieder und 1 Hospitant). Es folgt

    die nationalliberale Fraktion mit 40 Mitgliedern

    und 5 Hospitanten (es ist der gleiche Stand

    wie 1912). Die konservative Fraktion zählt 39

    Mitglieder und 2 Hospitanten). (Januar 1912: 43

    Mitglieder und 2 Hospitanten) . Während die

    Nationalliberalen keine Einbuße erlitten, verloren

    die Konservativen 4 Mandate, die Freisinnigen

    gewannen 4 Mandate. Die fortschrittliche

    Volkspartei gewann von den Konservativen

    Hagennow-Grevesmühlen und Labiau-Wehlau, von

    den Nationalliberalen Waldeck und Koburg, die ihre

    Verluste durch den Gewinn der konservativen Mandate

    in Salzwedel-Gardelegen und Stendal-Offenburg

    wettmachten. Der austretende Hospitant der

    Nationalliberalen Hestermann wurde durch den

    neuen Hospitanten Schröder (Elbing) ersetzt. Der

    Hospitant Roeser ist der fortschrittlichen Fraktion

    [sic]

                         _______________________________

     

                                     EINHEIMISCHES.

                                                        Eisenach , den 1.August.  

                                             Erlaß.

        Im Anschluß an den im 2. Blatt der "Eisenacher

    Zeitung"" veröffentlichten Erlaß des Kommandierenden

    Generals bestimme ich:

        Gemäß dem Abschnitt: Vom Kriegs- und Belagerungszustand

    der "Vorschrift über den Waffengebrauch

    des Militärs und seine Mitwirkung zur Unterdrückung

    innerer Unruhen" vom 19. März 1914, 

    Ziffer 1 gelten für den Kriegszustand

    die Vorschriften des preußischen Gesetzes

    vom 4. Juni 1851.


     2. Spalte 

                                            § 8

        Wer in einem in  Belagerungszustand erklärten

    Orte oder Distrikte der vorsätzlichen Brandstiftung,

    der vorsätzlichen Verursachung einer Überschwemmung

    oder des Angriffs oder des Widerstandes

    gegen die bewaffnete Macht oder Abgeordnete der

    Zivil- oder Militärbehörde in offener Gewalt und

    mit Waffen oder gefährlichen Werkzeugen versehen

    sich schuldig macht, wird mit dem Tode bestraft.

        Sind mildernde Umstände vorhanden, so kann,

    statt der Todesstrafe, auf 10 - 20jährige Zuchthausstrafe

    erkannt werden.

                                           § 9.

        Wer in einem in Belagerungszustand erklärten

    Orte oder Distrikte

        a)  in Beziehung auf die Zahl, die Marschrichtung

             oder angebliche Siege der Feinde oder

             Aufrührer wissentlich falsche Gerüchte ausstreut

             oder verbreitet, welche geeignet sind,

             die Zivil- oder Militärbehörden hinsichtlich

             ihrer Maßregeln irre zu führen, oder

        b)  ein bei Erklärung des Belagerungszustandes

             oder während desselben vom Militärbefehlshaber

             im Interesse der öffentlichen Sicherheit

             erlassenes Verbot übertritt, oder zu solcher

             Übertretung auffordert oder anreizt,

             oder

        c)  zu dem Verbrechen des Aufruhrs, der tätlichen

             Widersetzlichkeit, der Befreiung eines

             Gefangenen oder zu einem anderen im § 8

             vorgesehenen Verbrechen, wenn auch ohne

             Erfolg auffordert oder anreizt, oder

        d)  Personen des Soldatenstandes zu Verbrechen

             gegen die Subordination oder Vergehungen

             gegen die militärische Zucht und Ordnung

             zu verleiten sucht,

    soll, wenn die bestehenden Gesetze keine höhere Freiheitsstrafe

    bestimmen, mit Gefängnis bis zu einem

    Jahre bestraft werden.

    Eisenach, den 1. August 1914.

         Kgl. Preußisches Garnison -

                      Kommando.

                  Krug von Nidda,

    Major und Garnisonsältester.

                              ___________________________


     



  • October 14, 2017 18:50:45 Beate Jochem

     item 21 

     1. Spalte 

                                      TÜRKEI.

                     Neueste Nachrichten.

        Konstantinopel, 1. August.  Den Blättern

    zufolge wird die türkische Torpedobootsflottille unter

    Kommando des Admirals Limbus Pascha zum 

    Hochseemanöver in den Archipel auslaufen.


                                     JAPAN.

                        Japan und Rußland.

        Man schreibt der "Frkf. Ztg.":  Angesichts der

    russischen Mobilisierung an der Westgrenze des

    Reichs ist die Ansicht des Grafen Okuma, eines genauen

    Kenners japanischer und russischer Heeresverhältnisse,

    über die Gefahren, in die sich Rußland

    im Kriegsfalle stürzen würde, besonders lehrreich.

    Graf Okuma hat vor kurzem eine Broschüre veröffentlicht, 

    in der er über einen japanischen Revanchekrieg

    und einen Krieg Rußlands mit den

    Weltmächten genaue Untersuchungen anstellt. Aus

    diesen geht hervor, daß Rußland im Falle kriegerischer

     Verwicklungen in Europa durch Japan in eine

    recht ungünstige militärische Lage gebracht werden

    würde, so daß tatsächlich ein Waffengang im

    Westen für das Zarenreich unberechenbare Folgen

    im fernen Osten zeitigen könnte. Die Broschüre des

    Grafen Okuma hat großen Eindruck in Japan gemacht,

    da der Nachweis geführt wird, daß die Russen

    gar nicht in der Lage seien, einen sieghaften Krieg

    mit Japan zu führen. Letzteres werde innerhalb 

    eines Monats ein Heer von 1 ½ Millionen Soldaten

    gegn [sic] Rußland aufstellen, das bestenfalls imstande

    sei, nach 3 Monaten höchstens 1 Million Soldaten

     gegen Russland aufstellen, das bestenfalls im- [sic] 

    Dies wäre nur denkbar, wenn die europäischen

    Kräfte nicht durch einen Feldzug im Westen gefesselt

    würden

                             _________________________


                         VOM KRIEGSSCHAUPLATZ.

                                  Neue Gefechte.

       Mailand, 30. Juli.  Der Secolo erhält aus

    Nisch eine Privatmeldung über den Kampf bei

    Semendria der bei Sonnenaufgang begonnen

    hat, um 8 Uhr früh unterbrochen und am Nachmittag

    wieder aufgenommen wurde. Die Serben hätten

    dem übermächtigen Gegner den lebhaftesten

    Widerstand entgegengesetzt; auf beiden Seiten seien

    einige hundert Tote zu verzeichnen. Wenn

    die Serben auch Semendria preisgeben

    mußte (sic), so würden doch Posonka, Jagodin und

    Porotin drei schwere Etappen für das Eindringen

    der österreichischen Truppen nach dem Süden bedeuten.

    An der bosnischen Grenze hätten einige

    hundert Serben die kleine Festung Lesitza stundenlang

    gegen Tausende von österreichischen Truppen

    verteidigt;  sie seien dann abgezogen, nachdem

    sie dem Gegner beträchtliche Verluste  verursacht

    hätten.

                   Erneutes Bombardement von Belgrad.

        Semlin, 30.Juli.  Um 1/2 9 Uhr morgens ist

    die Beschießung Belgrads wieder aufgenommen 

    worden und heute donnern die Geschütze nicht nur

    von der Laudon-Schanze, sondern auch von der noch

    näher gelegenen Eugen-Schanze. Die Monitore sind 

    bisher nicht vorgefahren. Die Station ist vollkommen

    verödet. Alle Türen sind abgesperrt und oben

    im Stockwerk sind etwa zwanzig Soldaten untergebracht;

    diese werden voraussichtlich von dort den

    Feind mit Kleingewehrfeuer zu  bestreichen suchen.

    Heue mittag 12 Uhr müssen alle Ortsfremden

    Semlin, das in der ersten Feuerlinie liegt,

    verlassen. Auch alle hier anwesenden fremden

    Korrespondenten werden von dieser

    Verfügung betroffen.

        Wien, 1. Aug.  Zwei Grenzjäger haben unter

    feindlichem Feuer die angeschwollene Deine durchschwommen

    und eine serbische Telefonleitung zerstört.

                                      _____________________________


                                         ZUR TAGESGESCHICHTE.

                 Zur Stärke der Parteien im deutschen Reichstag,

        In der Presse sind die Zahlen über die Stärke der

    Konservativen, Nationalliberalen und Freisinnigen

    in letzter Zeit verschieden angegeben worden. Auf

    Grund amtlichen Materials stellen sich diese Zahlen

    wie folgt dar: Die drittstärkste Partei ist jetzt die

    fortschrittliche Volkspartei mit 46 Mitgliedern (Januar

    1912: 41 Mitglieder und 1 Hospitant). Es folgt

    die nationalliberale Fraktion mit 40 Mitgliedern

    und 5 Hospitanten (es ist der gleiche Stand

    wie 1912). Die konservative Fraktion zählt 39

    Mitglieder und 2 Hospitanten). (Januar 1912: 43

    Mitglieder und 2 Hospitanten) . Während die

    Nationalliberalen keine Einbuße erlitten, verloren

    die Konservativen 4 Mandate, die Freisinnigen

    gewannen 4 Mandate. Die fortschrittliche

    Volkspartei gewann von den Konservativen

    Hagennow-Grevesmühlen und Labiau-Wehlau, von

    den Nationalliberalen Waldeck und Koburg, die ihre

    Verluste durch den Gewinn der konservativen Mandate

    in Salzwedel-Gardelegen und Stendal-Offenburg

    wettmachten. Der austretende Hospitant der

    Nationalliberalen Hestermann wurde durch den

    neuen Hospitanten Schröder (Elbing) ersetzt. Der

    Hospitant Roeser ist der fortschrittlichen Fraktion

    [sic]

                         _______________________________

     

                                     EINHEIMISCHES.

                                                        Eisenach , den 1.August.  

                                             Erlaß.

        Im Anschluß an den im 2. Blatt der "Eisenacher

    Zeitung"" veröffentlichten Erlaß des Kommandierenden

    Generals bestimme ich:

        Gemäß dem Abschnitt: Vom Kriegs- und Belagerungszustand

    der "Vorschrift über den Waffengebrauch

    des Militärs und seine Mitwirkung zur Unterdrückung

    innerer Unruhen" vom 19. März 1914, 

    Ziffer 1 gelten für den Kriegszustand

    die Vorschriften des preußischen Gesetzes

    vom 4. Juni 1851.


     2. Spalte 

                                            § 8

        Wer in einem in  Belagerungszustand erklärten

    Orte oder Distrikte der vorsätzlichen Brandstiftung,

    der vorsätzlichen Verursachung einer Überschwemmung

    oder des Angriffs oder des Widerstandes

    gegen die bewaffnete Macht oder Abgeordnete der

    Zivil- oder Militärbehörde in offener Gewalt und

    mit Waffen oder gefährlichen Werkzeugen versehen

    sich schuldig macht, wird mit dem Tode bestraft.

        Sind mildernde Umstände vorhanden, so kann,

    statt der Todesstrafe, auf 10 - 20jährige Zuchthausstrafe

    erkannt werden.

                                           § 9.

        Wer in einem in Belagerungszustand erklärten

    Orte oder Distrikte

        a)  in Beziehung auf die Zahl, die Marschrichtung

             oder angebliche Siege der Feinde oder

             Aufrührer wissentlich falsche Gerüchte ausstreut

             oder verbreitet, welche geeignet sind,

             die Zivil- oder Militärbehörden hinsichtlich

             ihrer Maßregeln irre zu führen, oder

        b)  ein bei Erklärung des Belagerungszustandes

             oder während desselben vom Militärbefehlshaber

             im Interesse der öffentlichen Sicherheit

             erlassenes Verbot übertritt, oder zu solcher

             Übertretung auffordert oder anreizt,

             oder

        c)  zu dem Verbrechen des Aufruhrs, der tätlichen

             Widersetzlichkeit, der Befreiung eines

             Gefangenen oder zu einem anderen im § 8

             vorgesehenen Verbrechen, wenn auch ohne

             Erfolg auffordert oder anreizt, oder

        d)  Personen des Soldatenstandes zu Verbrechen

             gegen die Subordination oder Vergehungen

             gegen die militärische Zucht und Ordnung

             zu verleiten sucht,

    soll, wenn die bestehenden Gesetze keine höhere Freiheitsstrafe

    bestimmen, mit Gefängnis bis zu einem

    Jahre bestraft werden.

    Eisenach, den 1. August 1914.

         Kgl. Preußisches Garnison -

                      Kommando.

                  Krug von Nidda,

    Major und Garnisonsältester.

                              ___________________________


     



  • October 14, 2017 18:49:47 Beate Jochem

     item 21 

     1. Spalte 

                                      TÜRKEI.

                     Neueste Nachrichten.

        Konstantinopel, 1. August.  Den Blättern

    zufolge wird die türkische Torpedobootsflottille unter

    Kommando des Admirals Limbus Pascha zum 

    Hochseemanöver in den Archipel auslaufen.


                                     JAPAN.

                        Japan und Rußland.

        Man schreibt der "Frkf. Ztg.":  Angesichts der

    russischen Mobilisierung an der Westgrenze des

    Reichs ist die Ansicht des Grafen Okuma, eines genauen

    Kenners japanischer und russischer Heeresverhältnisse,

    über die Gefahren, in die sich Rußland

    im Kriegsfalle stürzen würde, besonders lehrreich.

    Graf Okuma hat vor kurzem eine Broschüre veröffentlicht, 

    in der er über einen japanischen Revanchekrieg

    und einen Krieg Rußlands mit den

    Weltmächten genaue Untersuchungen anstellt. Aus

    diesen geht hervor, daß Rußland im Falle kriegerischer

     Verwicklungen in Europa durch Japan in eine

    recht ungünstige militärische Lage gebracht werden

    würde, so daß tatsächlich ein Waffengang im

    Westen für das Zarenreich unberechenbare Folgen

    im fernen Osten zeitigen könnte. Die Broschüre des

    Grafen Okuma hat großen Eindruck in Japan gemacht,

    da der Nachweis geführt wird, daß die Russen

    gar nicht in der Lage seien, einen sieghaften Krieg

    mit Japan zu führen. Letzteres werde innerhalb 

    eines Monats ein Heer von 1 ½ Millionen Soldaten

    gegn [sic] Rußland aufstellen, das bestenfalls imstande

    sei, nach 3 Monaten höchstens 1 Million Soldaten

     gegen Russland aufstellen, das bestenfalls im- [sic] 

    Dies wäre nur denkbar, wenn die europäischen

    Kräfte nicht durch einen Feldzug im Westen gefesselt

    würden

                             _________________________


                         VOM KRIEGSSCHAUPLATZ.

                                  Neue Gefechte.

       Mailand, 30. Juli.  Der Secolo erhält aus

    Nisch eine Privatmeldung über den Kampf bei

    Semendria der bei Sonnenaufgang begonnen

    hat, um 8 Uhr früh unterbrochen und am Nachmittag

    wieder aufgenommen wurde. Die Serben hätten

    dem übermächtigen Gegner den lebhaftesten

    Widerstand entgegengesetzt; auf beiden Seiten seien

    einige hundert Tote zu verzeichnen. Wenn

    die Serben auch Semendria preisgeben

    mußte (sic), so würden doch Posonka, Jagodin und

    Porotin drei schwere Etappen für das Eindringen

    der österreichischen Truppen nach dem Süden bedeuten.

    An der bosnischen Grenze hätten einige

    hundert Serben die kleine Festung Lesitza stundenlang

    gegen Tausende von österreichischen Truppen

    verteidigt;  sie seien dann abgezogen, nachdem

    sie dem Gegner beträchtliche Verluste  verursacht

    hätten.

                   Erneutes Bombardement von Belgrad.

        Semlin, 30.Juli.  Um 1/2 9 Uhr morgens ist

    die Beschießung Belgrads wieder aufgenommen 

    worden und heute donnern die Geschütze nicht nur

    von der Laudon-Schanze, sondern auch von der noch

    näher gelegenen Eugen-Schanze. Die Monitore sind 

    bisher nicht vorgefahren. Die Station ist vollkommen

    verödet. Alle Türen sind abgesperrt und oben

    im Stockwerk sind etwa zwanzig Soldaten untergebracht;

    diese werden voraussichtlich von dort den

    Feind mit Kleingewehrfeuer zu  bestreichen suchen.

    Heue mittag 12 Uhr müssen alle Ortsfremden

    Semlin, das in der ersten Feuerlinie liegt,

    verlassen. Auch alle hier anwesenden fremden

    Korrespondenten werden von dieser

    Verfügung betroffen.

        Wien, 1. Aug.  Zwei Grenzjäger haben unter

    feindlichem Feuer die angeschwollene Deine durchschwommen

    und eine serbische Telefonleitung zerstört.

                                      _____________________________


                                         ZUR TAGESGESCHICHTE.

                 Zur Stärke der Parteien im deutschen Reichstag,

        In der Presse sind die Zahlen über die Stärke der

    Konservativen, Nationalliberalen und Freisinnigen

    in letzter Zeit verschieden angegeben worden. Auf

    Grund amtlichen Materials stellen sich diese Zahlen

    wie folgt dar: Die drittstärkste Partei ist jetzt die

    fortschrittliche Volkspartei mit 46 Mitgliedern (Januar

    1912: 41 Mitglieder und 1 Hospitant). Es folgt

    die nationalliberale Fraktion mit 40 Mitgliedern

    und 5 Hospitanten (es ist der gleiche Stand

    wie 1912). Die konservative Fraktion zählt 39

    Mitglieder und 2 Hospitanten). (Januar 1912: 43

    Mitglieder und 2 Hospitanten) . Während die

    Nationalliberalen keine Einbuße erlitten, verloren

    die Konservativen 4 Mandate, die Freisinnigen

    gewannen 4 Mandate. Die fortschrittliche

    Volkspartei gewann von den Konservativen

    Hagennow-Grevesmühlen und Labiau-Wehlau, von

    den Nationalliberalen Waldeck und Koburg, die ihre

    Verluste durch den Gewinn der konservativen Mandate

    in Salzwedel-Gardelegen und Stendal-Offenburg

    wettmachten. Der austretende Hospitant der

    Nationalliberalen Hestermann wurde durch den

    neuen Hospitanten Schröder (Elbing) ersetzt. Der

    Hospitant Roeser ist der fortschrittlichen Fraktion

    [sic]

                         _______________________________

     

                                     EINHEIMISCHES.

                                                        Eisenach , den 1.August.  

                                             Erlaß.

        Im Anschluß an den im 2. Blatt der "Eisenacher

    Zeitung"" veröffentlichten Erlaß des Kommandierenden

    Generals bestimme ich:

        Gemäß dem Abschnitt: Vom Kriegs- und Belagerungszustand

    der "Vorschrift über den Waffengebrauch

    des Militärs und seine Mitwirkung zur Unterdrückung

    innerer Unruhen" vom 19. März 1914, 

    Ziffer 1 gelten für den Kriegszustand

    die Vorschriften des preußischen Gesetzes

    vom 4. Juni 1851.


     2. Spalte 

                                            § 8

        Wer in einem in  Belagerungszustand erklärten

    Orte oder Distrikte der vorsätzlichen Brandstiftung,

    der vorsätzlichen Verursachung einer Überschwemmung

    oder des Angriffs oder des Widerstandes

    gegen die bewaffnete Macht oder Abgeordnete der

    Zivil- oder Militärbehörde in offener Gewalt und

    mit Waffen oder gefährlichen Werkzeugen versehen

    sich schuldig macht, wird mit dem Tode bestraft.

        Sind mildernde Umstände vorhanden, so kann,

    statt der Todesstrafe, auf 10 - 20jährige Zuchthausstrafe

    erkannt werden.

                                           § 9.

        Wer in einem in Belagerungszustand erklärten

    Orte oder Distrikte

        a)  in Beziehung auf die Zahl, die Marschrichtung

             oder angebliche Siege der Feinde oder

             Aufrührer wissentlich falsche Gerüchte ausstreut

             oder verbreitet, welche geeignet sind,

             die Zivil- oder Militärbehörden hinsichtlich

             ihrer Maßregeln irre zu führen, oder

        b)  ein bei Erklärung des Belagerungszustandes

             oder während desselben vom Militärbefehlshaber

             im Interesse der öffentlichen Sicherheit

             erlassenes Verbot übertritt, oder zu solcher

             Übertretung auffordert oder anreizt,

             oder

        c)  zu dem Verbrechen des Aufruhrs, der tätlichen

             Widersetzlichkeit, der Befreiung eines

             Gefangenen oder zu einem anderen im § 8

             vorgesehenen Verbrechen, wenn auch ohne

             Erfolg auffordert oder anreizt, oder

        d)  Personen des Soldatenstandes zu Verbrechen

             gegen die Subordination oder Vergehungen

             gegen die militärische Zucht und Ordnung

             zu verleiten sucht,

    soll, wenn die bestehenden Gesetze keine höhere Freiheitsstrafe

    bestimmen, mit Gefängnis bis zu einem

    Jahre bestraft werden.

    Eisenach, den 1. August 1914.

         Kgl. Preußisches Garnison -

                      Kommando.



     



  • October 14, 2017 18:48:45 Beate Jochem

     item 21 

     1. Spalte 

                                      TÜRKEI.

                     Neueste Nachrichten.

        Konstantinopel, 1. August.  Den Blättern

    zufolge wird die türkische Torpedobootsflottille unter

    Kommando des Admirals Limbus Pascha zum 

    Hochseemanöver in den Archipel auslaufen.


                                     JAPAN.

                        Japan und Rußland.

        Man schreibt der "Frkf. Ztg.":  Angesichts der

    russischen Mobilisierung an der Westgrenze des

    Reichs ist die Ansicht des Grafen Okuma, eines genauen

    Kenners japanischer und russischer Heeresverhältnisse,

    über die Gefahren, in die sich Rußland

    im Kriegsfalle stürzen würde, besonders lehrreich.

    Graf Okuma hat vor kurzem eine Broschüre veröffentlicht, 

    in der er über einen japanischen Revanchekrieg

    und einen Krieg Rußlands mit den

    Weltmächten genaue Untersuchungen anstellt. Aus

    diesen geht hervor, daß Rußland im Falle kriegerischer

     Verwicklungen in Europa durch Japan in eine

    recht ungünstige militärische Lage gebracht werden

    würde, so daß tatsächlich ein Waffengang im

    Westen für das Zarenreich unberechenbare Folgen

    im fernen Osten zeitigen könnte. Die Broschüre des

    Grafen Okuma hat großen Eindruck in Japan gemacht,

    da der Nachweis geführt wird, daß die Russen

    gar nicht in der Lage seien, einen sieghaften Krieg

    mit Japan zu führen. Letzteres werde innerhalb 

    eines Monats ein Heer von 1 ½ Millionen Soldaten

    gegn [sic] Rußland aufstellen, das bestenfalls imstande

    sei, nach 3 Monaten höchstens 1 Million Soldaten

     gegen Russland aufstellen, das bestenfalls im- [sic] 

    Dies wäre nur denkbar, wenn die europäischen

    Kräfte nicht durch einen Feldzug im Westen gefesselt

    würden

                             _________________________


                         VOM KRIEGSSCHAUPLATZ.

                                  Neue Gefechte.

       Mailand, 30. Juli.  Der Secolo erhält aus

    Nisch eine Privatmeldung über den Kampf bei

    Semendria der bei Sonnenaufgang begonnen

    hat, um 8 Uhr früh unterbrochen und am Nachmittag

    wieder aufgenommen wurde. Die Serben hätten

    dem übermächtigen Gegner den lebhaftesten

    Widerstand entgegengesetzt; auf beiden Seiten seien

    einige hundert Tote zu verzeichnen. Wenn

    die Serben auch Semendria preisgeben

    mußte (sic), so würden doch Posonka, Jagodin und

    Porotin drei schwere Etappen für das Eindringen

    der österreichischen Truppen nach dem Süden bedeuten.

    An der bosnischen Grenze hätten einige

    hundert Serben die kleine Festung Lesitza stundenlang

    gegen Tausende von österreichischen Truppen

    verteidigt;  sie seien dann abgezogen, nachdem

    sie dem Gegner beträchtliche Verluste  verursacht

    hätten.

                   Erneutes Bombardement von Belgrad.

        Semlin, 30.Juli.  Um 1/2 9 Uhr morgens ist

    die Beschießung Belgrads wieder aufgenommen 

    worden und heute donnern die Geschütze nicht nur

    von der Laudon-Schanze, sondern auch von der noch

    näher gelegenen Eugen-Schanze. Die Monitore sind 

    bisher nicht vorgefahren. Die Station ist vollkommen

    verödet. Alle Türen sind abgesperrt und oben

    im Stockwerk sind etwa zwanzig Soldaten untergebracht;

    diese werden voraussichtlich von dort den

    Feind mit Kleingewehrfeuer zu  bestreichen suchen.

    Heue mittag 12 Uhr müssen alle Ortsfremden

    Semlin, das in der ersten Feuerlinie liegt,

    verlassen. Auch alle hier anwesenden fremden

    Korrespondenten werden von dieser

    Verfügung betroffen.

        Wien, 1. Aug.  Zwei Grenzjäger haben unter

    feindlichem Feuer die angeschwollene Deine durchschwommen

    und eine serbische Telefonleitung zerstört.

                                      _____________________________


                                         ZUR TAGESGESCHICHTE.

                 Zur Stärke der Parteien im deutschen Reichstag,

        In der Presse sind die Zahlen über die Stärke der

    Konservativen, Nationalliberalen und Freisinnigen

    in letzter Zeit verschieden angegeben worden. Auf

    Grund amtlichen Materials stellen sich diese Zahlen

    wie folgt dar: Die drittstärkste Partei ist jetzt die

    fortschrittliche Volkspartei mit 46 Mitgliedern (Januar

    1912: 41 Mitglieder und 1 Hospitant). Es folgt

    die nationalliberale Fraktion mit 40 Mitgliedern

    und 5 Hospitanten (es ist der gleiche Stand

    wie 1912). Die konservative Fraktion zählt 39

    Mitglieder und 2 Hospitanten). (Januar 1912: 43

    Mitglieder und 2 Hospitanten) . Während die

    Nationalliberalen keine Einbuße erlitten, verloren

    die Konservativen 4 Mandate, die Freisinnigen

    gewannen 4 Mandate. Die fortschrittliche

    Volkspartei gewann von den Konservativen

    Hagennow-Grevesmühlen und Labiau-Wehlau, von

    den Nationalliberalen Waldeck und Koburg, die ihre

    Verluste durch den Gewinn der konservativen Mandate

    in Salzwedel-Gardelegen und Stendal-Offenburg

    wettmachten. Der austretende Hospitant der

    Nationalliberalen Hestermann wurde durch den

    neuen Hospitanten Schröder (Elbing) ersetzt. Der

    Hospitant Roeser ist der fortschrittlichen Fraktion

    [sic]

                         _______________________________

     

                                     EINHEIMISCHES.

                                                        Eisenach , den 1.August.  

                                             Erlaß.

        Im Anschluß an den im 2. Blatt der "Eisenacher

    Zeitung"" veröffentlichten Erlaß des Kommandierenden

    Generals bestimme ich:

        Gemäß dem Abschnitt: Vom Kriegs- und Belagerungszustand

    der "Vorschrift über den Waffengebrauch

    des Militärs und seine Mitwirkung zur Unterdrückung

    innerer Unruhen" vom 19. März 1914, 

    Ziffer 1 gelten für den Kriegszustand

    die Vorschriften des preußischen Gesetzes

    vom 4. Juni 1851.


     2. Spalte 

                                            § 8

        Wer in einem in  Belagerungszustand erklärten

    Orte oder Distrikte der vorsätzlichen Brandstiftung,

    der vorsätzlichen Verursachung einer Überschwemmung

    oder des Angriffs oder des Widerstandes

    gegen die bewaffnete Macht oder Abgeordnete der

    Zivil- oder Militärbehörde in offener Gewalt und

    mit Waffen oder gefährlichen Werkzeugen versehen

    sich schuldig macht, wird mit dem Tode bestraft.

        Sind mildernde Umstände vorhanden, so kann,

    statt der Todesstrafe, auf 10 - 20jährige Zuchthausstrafe

    erkannt werden.

                                           § 9.

        Wer in einem in Belagerungszustand erklärten

    Orte oder Distrikte

        a)  in Beziehung auf die Zahl, die Marschrichtung

             oder angebliche Siege der Feinde oder

             Aufrührer wissentlich falsche Gerüchte ausstreut

             oder verbreitet, welche geeignet sind,

             die Zivil- oder Militärbehörden hinsichtlich

             ihrer Maßregeln irre zu führen, oder

        b)  ein bei Erklärung des Belagerungszustandes

             oder während desselben vom Militärbefehlshaber

             im Interesse der öffentlichen Sicherheit

             erlassenes Verbot übertritt, oder zu solcher

             Übertretung auffordert oder anreizt,

             oder

        c)  zu dem Verbrechen des Aufruhrs, der tätlichen

             Widersetzlichkeit, der Befreiung eines

             Gefangenen oder zu einem anderen im § 8

             vorgesehenen Verbrechen, wenn auch ohne

             Erfolg auffordert oder anreizt, oder

        d)  Personen des Soldatenstandes zu Verbrechen

             gegen die Subordination oder Vergehungen

             gegen die militärische Zucht und Ordnung

             zu verleiten sucht,

    soll, wenn die bestehenden Gesetze keine höhere Freiheitsstrafe

    bestimmen, mit Gefängnis bis zu einem

    Jahre bestraft werden.



     



  • October 14, 2017 18:38:58 Beate Jochem

     item 21 

     1. Spalte 

                                      TÜRKEI.

                     Neueste Nachrichten.

        Konstantinopel, 1. August.  Den Blättern

    zufolge wird die türkische Torpedobootsflottille unter

    Kommando des Admirals Limbus Pascha zum 

    Hochseemanöver in den Archipel auslaufen.


                                     JAPAN.

                        Japan und Rußland.

        Man schreibt der "Frkf. Ztg.":  Angesichts der

    russischen Mobilisierung an der Westgrenze des

    Reichs ist die Ansicht des Grafen Okuma, eines genauen

    Kenners japanischer und russischer Heeresverhältnisse,

    über die Gefahren, in die sich Rußland

    im Kriegsfalle stürzen würde, besonders lehrreich.

    Graf Okuma hat vor kurzem eine Broschüre veröffentlicht, 

    in der er über einen japanischen Revanchekrieg

    und einen Krieg Rußlands mit den

    Weltmächten genaue Untersuchungen anstellt. Aus

    diesen geht hervor, daß Rußland im Falle kriegerischer

     Verwicklungen in Europa durch Japan in eine

    recht ungünstige militärische Lage gebracht werden

    würde, so daß tatsächlich ein Waffengang im

    Westen für das Zarenreich unberechenbare Folgen

    im fernen Osten zeitigen könnte. Die Broschüre des

    Grafen Okuma hat großen Eindruck in Japan gemacht,

    da der Nachweis geführt wird, daß die Russen

    gar nicht in der Lage seien, einen sieghaften Krieg

    mit Japan zu führen. Letzteres werde innerhalb 

    eines Monats ein Heer von 1 ½ Millionen Soldaten

    gegn [sic] Rußland aufstellen, das bestenfalls imstande

    sei, nach 3 Monaten höchstens 1 Million Soldaten

     gegen Russland aufstellen, das bestenfalls im- [sic] 

    Dies wäre nur denkbar, wenn die europäischen

    Kräfte nicht durch einen Feldzug im Westen gefesselt

    würden

                             _________________________


                         VOM KRIEGSSCHAUPLATZ.

                                  Neue Gefechte.

       Mailand, 30. Juli.  Der Secolo erhält aus

    Nisch eine Privatmeldung über den Kampf bei

    Semendria der bei Sonnenaufgang begonnen

    hat, um 8 Uhr früh unterbrochen und am Nachmittag

    wieder aufgenommen wurde. Die Serben hätten

    dem übermächtigen Gegner den lebhaftesten

    Widerstand entgegengesetzt; auf beiden Seiten seien

    einige hundert Tote zu verzeichnen. Wenn

    die Serben auch Semendria preisgeben

    mußte (sic), so würden doch Posonka, Jagodin und

    Porotin drei schwere Etappen für das Eindringen

    der österreichischen Truppen nach dem Süden bedeuten.

    An der bosnischen Grenze hätten einige

    hundert Serben die kleine Festung Lesitza stundenlang

    gegen Tausende von österreichischen Truppen

    verteidigt;  sie seien dann abgezogen, nachdem

    sie dem Gegner beträchtliche Verluste  verursacht

    hätten.

                   Erneutes Bombardement von Belgrad.

        Semlin, 30.Juli.  Um 1/2 9 Uhr morgens ist

    die Beschießung Belgrads wieder aufgenommen 

    worden und heute donnern die Geschütze nicht nur

    von der Laudon-Schanze, sondern auch von der noch

    näher gelegenen Eugen-Schanze. Die Monitore sind 

    bisher nicht vorgefahren. Die Station ist vollkommen

    verödet. Alle Türen sind abgesperrt und oben

    im Stockwerk sind etwa zwanzig Soldaten untergebracht;

    diese werden voraussichtlich von dort den

    Feind mit Kleingewehrfeuer zu  bestreichen suchen.

    Heue mittag 12 Uhr müssen alle Ortsfremden

    Semlin, das in der ersten Feuerlinie liegt,

    verlassen. Auch alle hier anwesenden fremden

    Korrespondenten werden von dieser

    Verfügung betroffen.

        Wien, 1. Aug.  Zwei Grenzjäger haben unter

    feindlichem Feuer die angeschwollene Deine durchschwommen

    und eine serbische Telefonleitung zerstört.

                                      _____________________________


                                         ZUR TAGESGESCHICHTE.

                 Zur Stärke der Parteien im deutschen Reichstag,

        In der Presse sind die Zahlen über die Stärke der

    Konservativen, Nationalliberalen und Freisinnigen

    in letzter Zeit verschieden angegeben worden. Auf

    Grund amtlichen Materials stellen sich diese Zahlen

    wie folgt dar: Die drittstärkste Partei ist jetzt die

    fortschrittliche Volkspartei mit 46 Mitgliedern (Januar

    1912: 41 Mitglieder und 1 Hospitant). Es folgt

    die nationalliberale Fraktion mit 40 Mitgliedern

    und 5 Hospitanten (es ist der gleiche Stand

    wie 1912). Die konservative Fraktion zählt 39

    Mitglieder und 2 Hospitanten). (Januar 1912: 43

    Mitglieder und 2 Hospitanten) . Während die

    Nationalliberalen keine Einbuße erlitten, verloren

    die Konservativen 4 Mandate, die Freisinnigen

    gewannen 4 Mandate. Die fortschrittliche

    Volkspartei gewann von den Konservativen

    Hagennow-Grevesmühlen und Labiau-Wehlau, von

    den Nationalliberalen Waldeck und Koburg, die ihre

    Verluste durch den Gewinn der konservativen Mandate

    in Salzwedel-Gardelegen und Stendal-Offenburg

    wettmachten. Der austretende Hospitant der

    Nationalliberalen Hestermann wurde durch den

    neuen Hospitanten Schröder (Elbing) ersetzt. Der

    Hospitant Roeser ist der fortschrittlichen Fraktion

    [sic]

                         _______________________________

     

                                     EINHEIMISCHES.

                                                        Eisenach , den 1.August.  

                                             Erlaß.

        Im Anschluß an den im 2. Blatt der "Eisenacher

    Zeitung"" veröffentlichten Erlaß des Kommandierenden

    Generals bestimme ich:

        Gemäß dem Abschnitt: Vom Kriegs- und Belagerungszustand

    der "Vorschrift über den Waffengebrauch

    des Militärs und seine Mitwirkung zur Unterdrückung

    innerer Unruhen" vom 19. März 1914, 

    Ziffer 1 gelten für den Kriegszustand

    die Vorschriften des preußischen Gesetzes

    vom 4. Juni 1851.


     2. Spalte 

                                            § 8

        Wer in einem in  Belagerungszustand erklärten

    Orte oder Distrikte der vorsätzlichen Brandstiftung,

    der vorsätzlichen Verursachung einer Überschwemmung

    oder des Angriffs oder des Widerstandes

    gegen die bewaffnete Macht oder Abgeordnete der

    Zivil- oder Militärbehörde in offener Gewalt und

    mit Waffen oder gefährlichen Werkzeugen versehen

    sich schuldig macht, wird mit dem Tode bestraft.

        Sind mildernde Umstände vorhanden, so kann,

    statt der Todesstrafe, auf 10 - 20jährige Zuchthausstrafe

    erkannt werden.




     



  • October 14, 2017 18:35:25 Beate Jochem

     item 21 

     1. Spalte 

                                      TÜRKEI.

                     Neueste Nachrichten.

        Konstantinopel, 1. August.  Den Blättern

    zufolge wird die türkische Torpedobootsflottille unter

    Kommando des Admirals Limbus Pascha zum 

    Hochseemanöver in den Archipel auslaufen.


                                     JAPAN.

                        Japan und Rußland.

        Man schreibt der "Frkf. Ztg.":  Angesichts der

    russischen Mobilisierung an der Westgrenze des

    Reichs ist die Ansicht des Grafen Okuma, eines genauen

    Kenners japanischer und russischer Heeresverhältnisse,

    über die Gefahren, in die sich Rußland

    im Kriegsfalle stürzen würde, besonders lehrreich.

    Graf Okuma hat vor kurzem eine Broschüre veröffentlicht, 

    in der er über einen japanischen Revanchekrieg

    und einen Krieg Rußlands mit den

    Weltmächten genaue Untersuchungen anstellt. Aus

    diesen geht hervor, daß Rußland im Falle kriegerischer

     Verwicklungen in Europa durch Japan in eine

    recht ungünstige militärische Lage gebracht werden

    würde, so daß tatsächlich ein Waffengang im

    Westen für das Zarenreich unberechenbare Folgen

    im fernen Osten zeitigen könnte. Die Broschüre des

    Grafen Okuma hat großen Eindruck in Japan gemacht,

    da der Nachweis geführt wird, daß die Russen

    gar nicht in der Lage seien, einen sieghaften Krieg

    mit Japan zu führen. Letzteres werde innerhalb 

    eines Monats ein Heer von 1 ½ Millionen Soldaten

    gegn [sic] Rußland aufstellen, das bestenfalls imstande

    sei, nach 3 Monaten höchstens 1 Million Soldaten

     gegen Russland aufstellen, das bestenfalls im- [sic] 

    Dies wäre nur denkbar, wenn die europäischen

    Kräfte nicht durch einen Feldzug im Westen gefesselt

    würden

                             _________________________


                         VOM KRIEGSSCHAUPLATZ.

                                  Neue Gefechte.

       Mailand, 30. Juli.  Der Secolo erhält aus

    Nisch eine Privatmeldung über den Kampf bei

    Semendria der bei Sonnenaufgang begonnen

    hat, um 8 Uhr früh unterbrochen und am Nachmittag

    wieder aufgenommen wurde. Die Serben hätten

    dem übermächtigen Gegner den lebhaftesten

    Widerstand entgegengesetzt; auf beiden Seiten seien

    einige hundert Tote zu verzeichnen. Wenn

    die Serben auch Semendria preisgeben

    mußte (sic), so würden doch Posonka, Jagodin und

    Porotin drei schwere Etappen für das Eindringen

    der österreichischen Truppen nach dem Süden bedeuten.

    An der bosnischen Grenze hätten einige

    hundert Serben die kleine Festung Lesitza stundenlang

    gegen Tausende von österreichischen Truppen

    verteidigt;  sie seien dann abgezogen, nachdem

    sie dem Gegner beträchtliche Verluste  verursacht

    hätten.

                   Erneutes Bombardement von Belgrad.

        Semlin, 30.Juli.  Um 1/2 9 Uhr morgens ist

    die Beschießung Belgrads wieder aufgenommen 

    worden und heute donnern die Geschütze nicht nur

    von der Laudon-Schanze, sondern auch von der noch

    näher gelegenen Eugen-Schanze. Die Monitore sind 

    bisher nicht vorgefahren. Die Station ist vollkommen

    verödet. Alle Türen sind abgesperrt und oben

    im Stockwerk sind etwa zwanzig Soldaten untergebracht;

    diese werden voraussichtlich von dort den

    Feind mit Kleingewehrfeuer zu  bestreichen suchen.

    Heue mittag 12 Uhr müssen alle Ortsfremden

    Semlin, das in der ersten Feuerlinie liegt,

    verlassen. Auch alle hier anwesenden fremden

    Korrespondenten werden von dieser

    Verfügung betroffen.

        Wien, 1. Aug.  Zwei Grenzjäger haben unter

    feindlichem Feuer die angeschwollene Deine durchschwommen

    und eine serbische Telefonleitung zerstört.

                                      _____________________________


                                         ZUR TAGESGESCHICHTE.

                 Zur Stärke der Parteien im deutschen Reichstag,

        In der Presse sind die Zahlen über die Stärke der

    Konservativen, Nationalliberalen und Freisinnigen

    in letzter Zeit verschieden angegeben worden. Auf

    Grund amtlichen Materials stellen sich diese Zahlen

    wie folgt dar: Die drittstärkste Partei ist jetzt die

    fortschrittliche Volkspartei mit 46 Mitgliedern (Januar

    1912: 41 Mitglieder und 1 Hospitant). Es folgt

    die nationalliberale Fraktion mit 40 Mitgliedern

    und 5 Hospitanten (es ist der gleiche Stand

    wie 1912). Die konservative Fraktion zählt 39

    Mitglieder und 2 Hospitanten). (Januar 1912: 43

    Mitglieder und 2 Hospitanten) . Während die

    Nationalliberalen keine Einbuße erlitten, verloren

    die Konservativen 4 Mandate, die Freisinnigen

    gewannen 4 Mandate. Die fortschrittliche

    Volkspartei gewann von den Konservativen

    Hagennow-Grevesmühlen und Labiau-Wehlau, von

    den Nationalliberalen Waldeck und Koburg, die ihre

    Verluste durch den Gewinn der konservativen Mandate

    in Salzwedel-Gardelegen und Stendal-Offenburg

    wettmachten. Der austretende Hospitant der

    Nationalliberalen Hestermann wurde durch den

    neuen Hospitanten Schröder (Elbing) ersetzt. Der

    Hospitant Roeser ist der fortschrittlichen Fraktion

    [sic]

                         _______________________________

     

                                     EINHEIMISCHES.

                                                        Eisenach , den 1.August.  

                                             Erlaß.

        Im Anschluß an den im 2. Blatt der "Eisenacher

    Zeitung"" veröffentlichten Erlaß des Kommandierenden

    Generals bestimme ich:

        Gemäß dem Abschnitt: Vom Kriegs- und Belagerungszustand

    der "Vorschrift über den Waffengebrauch

    des Militärs und seine Mitwirkung zur Unterdrückung

    innerer Unruhen" vom 19. März 1914, 

    Ziffer 1 gelten für den Kriegszustand

    die Vorschriften des preußischen Gesetzes

    vom 4. Juni 1851.


     2. Spalte 

                                            § 8

        Wer in einem in  Belagerungszustand erklärten

    Orte oder Distrikte der vorsätzlichen Brandstiftung,

    der vorsätzlichen Verursachung einer Überschwemmung

    oder des Angriffs oder des Widerstandes

    gegen die bewaffnete Macht oder Abgeordnete der

    Zivil- oder Militärbehörde in offener Gewalt und

    mit Waffen oder gefährlichen Werkzeugen versehen

    sich schuldig macht, wird mit dem Tode bestraft.




     



  • October 14, 2017 18:23:26 Beate Jochem

     item 21 

     1. Spalte 

                                      TÜRKEI.

                     Neueste Nachrichten.

        Konstantinopel, 1. August.  Den Blättern

    zufolge wird die türkische Torpedobootsflottille unter

    Kommando des Admirals Limbus Pascha zum 

    Hochseemanöver in den Archipel auslaufen.


                                     JAPAN.

                        Japan und Rußland.

        Man schreibt der "Frkf. Ztg.":  Angesichts der

    russischen Mobilisierung an der Westgrenze des

    Reichs ist die Ansicht des Grafen Okuma, eines genauen

    Kenners japanischer und russischer Heeresverhältnisse,

    über die Gefahren, in die sich Rußland

    im Kriegsfalle stürzen würde, besonders lehrreich.

    Graf Okuma hat vor kurzem eine Broschüre veröffentlicht, 

    in der er über einen japanischen Revanchekrieg

    und einen Krieg Rußlands mit den

    Weltmächten genaue Untersuchungen anstellt. Aus

    diesen geht hervor, daß Rußland im Falle kriegerischer

     Verwicklungen in Europa durch Japan in eine

    recht ungünstige militärische Lage gebracht werden

    würde, so daß tatsächlich ein Waffengang im

    Westen für das Zarenreich unberechenbare Folgen

    im fernen Osten zeitigen könnte. Die Broschüre des

    Grafen Okuma hat großen Eindruck in Japan gemacht,

    da der Nachweis geführt wird, daß die Russen

    gar nicht in der Lage seien, einen sieghaften Krieg

    mit Japan zu führen. Letzteres werde innerhalb 

    eines Monats ein Heer von 1 ½ Millionen Soldaten

    gegn [sic] Rußland aufstellen, das bestenfalls imstande

    sei, nach 3 Monaten höchstens 1 Million Soldaten

     gegen Russland aufstellen, das bestenfalls im- [sic] 

    Dies wäre nur denkbar, wenn die europäischen

    Kräfte nicht durch einen Feldzug im Westen gefesselt

    würden

                             _________________________


                         VOM KRIEGSSCHAUPLATZ.

                                  Neue Gefechte.

       Mailand, 30. Juli.  Der Secolo erhält aus

    Nisch eine Privatmeldung über den Kampf bei

    Semendria der bei Sonnenaufgang begonnen

    hat, um 8 Uhr früh unterbrochen und am Nachmittag

    wieder aufgenommen wurde. Die Serben hätten

    dem übermächtigen Gegner den lebhaftesten

    Widerstand entgegengesetzt; auf beiden Seiten seien

    einige hundert Tote zu verzeichnen. Wenn

    die Serben auch Semendria preisgeben

    mußte (sic), so würden doch Posonka, Jagodin und

    Porotin drei schwere Etappen für das Eindringen

    der österreichischen Truppen nach dem Süden bedeuten.

    An der bosnischen Grenze hätten einige

    hundert Serben die kleine Festung Lesitza stundenlang

    gegen Tausende von österreichischen Truppen

    verteidigt;  sie seien dann abgezogen, nachdem

    sie dem Gegner beträchtliche Verluste  verursacht

    hätten.

                   Erneutes Bombardement von Belgrad.

        Semlin, 30.Juli.  Um 1/2 9 Uhr morgens ist

    die Beschießung Belgrads wieder aufgenommen 

    worden und heute donnern die Geschütze nicht nur

    von der Laudon-Schanze, sondern auch von der noch

    näher gelegenen Eugen-Schanze. Die Monitore sind 

    bisher nicht vorgefahren. Die Station ist vollkommen

    verödet. Alle Türen sind abgesperrt und oben

    im Stockwerk sind etwa zwanzig Soldaten untergebracht;

    diese werden voraussichtlich von dort den

    Feind mit Kleingewehrfeuer zu  bestreichen suchen.

    Heue mittag 12 Uhr müssen alle Ortsfremden

    Semlin, das in der ersten Feuerlinie liegt,

    verlassen. Auch alle hier anwesenden fremden

    Korrespondenten werden von dieser

    Verfügung betroffen.

        Wien, 1. Aug.  Zwei Grenzjäger haben unter

    feindlichem Feuer die angeschwollene Deine durchschwommen

    und eine serbische Telefonleitung zerstört.

                                      _____________________________


                                         ZUR TAGESGESCHICHTE.

                 Zur Stärke der Parteien im deutschen Reichstag,

        In der Presse sind die Zahlen über die Stärke der

    Konservativen, Nationalliberalen und Freisinnigen

    in letzter Zeit verschieden angegeben worden. Auf

    Grund amtlichen Materials stellen sich diese Zahlen

    wie folgt dar: Die drittstärkste Partei ist jetzt die

    fortschrittliche Volkspartei mit 46 Mitgliedern (Januar

    1912: 41 Mitglieder und 1 Hospitant). Es folgt

    die nationalliberale Fraktion mit 40 Mitgliedern

    und 5 Hospitanten (es ist der gleiche Stand

    wie 1912). Die konservative Fraktion zählt 39

    Mitglieder und 2 Hospitanten). (Januar 1912: 43

    Mitglieder und 2 Hospitanten) . Während die

    Nationalliberalen keine Einbuße erlitten, verloren

    die Konservativen 4 Mandate, die Freisinnigen

    gewannen 4 Mandate. Die fortschrittliche

    Volkspartei gewann von den Konservativen

    Hagennow-Grevesmühlen und Labiau-Wehlau, von

    den Nationalliberalen Waldeck und Koburg, die ihre

    Verluste durch den Gewinn der konservativen Mandate

    in Salzwedel-Gardelegen und Stendal-Offenburg

    wettmachten. Der austretende Hospitant der

    Nationalliberalen Hestermann wurde durch den

    neuen Hospitanten Schröder (Elbing) ersetzt. Der

    Hospitant Roeser ist der fortschrittlichen Fraktion

    [sic]

                         _______________________________

     

                                     EINHEIMISCHES.

                                                        Eisenach , den 1.August.  

                                             Erlaß.

        Im Anschluß an den im 2. Blatt der "Eisenacher

    Zeitung"" veröffentlichten Erlaß des Kommandierenden

    Generals bestimme ich:

        Gemäß dem Abschnitt: Vom Kriegs- und Belagerungszustand

    der "Vorschrift über den Waffengebrauch

    des Militärs und seine Mitwirkung zur Unterdrückung

    innerer Unruhen" vom 19. März 1914, 

    Ziffer 1 gelten für den Kriegszustand

    die Vorschriften des preußischen Gesetzes

    vom 4. Juni 1851.



     



  • October 14, 2017 18:23:20 Beate Jochem

     item 21 

     1. Spalte 

                                      TÜRKEI.

                     Neueste Nachrichten.

        Konstantinopel, 1. August.  Den Blättern

    zufolge wird die türkische Torpedobootsflottille unter

    Kommando des Admirals Limbus Pascha zum 

    Hochseemanöver in den Archipel auslaufen.


                                     JAPAN.

                        Japan und Rußland.

        Man schreibt der "Frkf. Ztg.":  Angesichts der

    russischen Mobilisierung an der Westgrenze des

    Reichs ist die Ansicht des Grafen Okuma, eines genauen

    Kenners japanischer und russischer Heeresverhältnisse,

    über die Gefahren, in die sich Rußland

    im Kriegsfalle stürzen würde, besonders lehrreich.

    Graf Okuma hat vor kurzem eine Broschüre veröffentlicht, 

    in der er über einen japanischen Revanchekrieg

    und einen Krieg Rußlands mit den

    Weltmächten genaue Untersuchungen anstellt. Aus

    diesen geht hervor, daß Rußland im Falle kriegerischer

     Verwicklungen in Europa durch Japan in eine

    recht ungünstige militärische Lage gebracht werden

    würde, so daß tatsächlich ein Waffengang im

    Westen für das Zarenreich unberechenbare Folgen

    im fernen Osten zeitigen könnte. Die Broschüre des

    Grafen Okuma hat großen Eindruck in Japan gemacht,

    da der Nachweis geführt wird, daß die Russen

    gar nicht in der Lage seien, einen sieghaften Krieg

    mit Japan zu führen. Letzteres werde innerhalb 

    eines Monats ein Heer von 1 ½ Millionen Soldaten

    gegn [sic] Rußland aufstellen, das bestenfalls imstande

    sei, nach 3 Monaten höchstens 1 Million Soldaten

     gegen Russland aufstellen, das bestenfalls im- [sic] 

    Dies wäre nur denkbar, wenn die europäischen

    Kräfte nicht durch einen Feldzug im Westen gefesselt

    würden

                             _________________________


                         VOM KRIEGSSCHAUPLATZ.

                                  Neue Gefechte.

       Mailand, 30. Juli.  Der Secolo erhält aus

    Nisch eine Privatmeldung über den Kampf bei

    Semendria der bei Sonnenaufgang begonnen

    hat, um 8 Uhr früh unterbrochen und am Nachmittag

    wieder aufgenommen wurde. Die Serben hätten

    dem übermächtigen Gegner den lebhaftesten

    Widerstand entgegengesetzt; auf beiden Seiten seien

    einige hundert Tote zu verzeichnen. Wenn

    die Serben auch Semendria preisgeben

    mußte (sic), so würden doch Posonka, Jagodin und

    Porotin drei schwere Etappen für das Eindringen

    der österreichischen Truppen nach dem Süden bedeuten.

    An der bosnischen Grenze hätten einige

    hundert Serben die kleine Festung Lesitza stundenlang

    gegen Tausende von österreichischen Truppen

    verteidigt;  sie seien dann abgezogen, nachdem

    sie dem Gegner beträchtliche Verluste  verursacht

    hätten.

                   Erneutes Bombardement von Belgrad.

        Semlin, 30.Juli.  Um 1/2 9 Uhr morgens ist

    die Beschießung Belgrads wieder aufgenommen 

    worden und heute donnern die Geschütze nicht nur

    von der Laudon-Schanze, sondern auch von der noch

    näher gelegenen Eugen-Schanze. Die Monitore sind 

    bisher nicht vorgefahren. Die Station ist vollkommen

    verödet. Alle Türen sind abgesperrt und oben

    im Stockwerk sind etwa zwanzig Soldaten untergebracht;

    diese werden voraussichtlich von dort den

    Feind mit Kleingewehrfeuer zu  bestreichen suchen.

    Heue mittag 12 Uhr müssen alle Ortsfremden

    Semlin, das in der ersten Feuerlinie liegt,

    verlassen. Auch alle hier anwesenden fremden

    Korrespondenten werden von dieser

    Verfügung betroffen.

        Wien, 1. Aug.  Zwei Grenzjäger haben unter

    feindlichem Feuer die angeschwollene Deine durchschwommen

    und eine serbische Telefonleitung zerstört.

                                      _____________________________


                                         ZUR TAGESGESCHICHTE.

                 Zur Stärke der Parteien im deutschen Reichstag,

        In der Presse sind die Zahlen über die Stärke der

    Konservativen, Nationalliberalen und Freisinnigen

    in letzter Zeit verschieden angegeben worden. Auf

    Grund amtlichen Materials stellen sich diese Zahlen

    wie folgt dar: Die drittstärkste Partei ist jetzt die

    fortschrittliche Volkspartei mit 46 Mitgliedern (Januar

    1912: 41 Mitglieder und 1 Hospitant). Es folgt

    die nationalliberale Fraktion mit 40 Mitgliedern

    und 5 Hospitanten (es ist der gleiche Stand

    wie 1912). Die konservative Fraktion zählt 39

    Mitglieder und 2 Hospitanten). (Januar 1912: 43

    Mitglieder und 2 Hospitanten) . Während die

    Nationalliberalen keine Einbuße erlitten, verloren

    die Konservativen 4 Mandate, die Freisinnigen

    gewannen 4 Mandate. Die fortschrittliche

    Volkspartei gewann von den Konservativen

    Hagennow-Grevesmühlen und Labiau-Wehlau, von

    den Nationalliberalen Waldeck und Koburg, die ihre

    Verluste durch den Gewinn der konservativen Mandate

    in Salzwedel-Gardelegen und Stendal-Offenburg

    wettmachten. Der austretende Hospitant der

    Nationalliberalen Hestermann wurde durch den

    neuen Hospitanten Schröder (Elbing) ersetzt. Der

    Hospitant Roeser ist der fortschrittlichen Fraktion

    [sic]

                         _______________________________

     

                                     EINHEIMISCHES.

                                                        Eisenach , den 1.August.  

                                             Erlaß.

        Im Anschluß an den im 2. Blatt der "Eisenacher

    Zeitung"" veröffentlichten Erlaß des Kommandierenden

    Generals bestimme ich:

        Gemäß dem Abschnitt: Vom Kriegs- und Belagerungszustand

    der "Vorschrift über den Waffengebrauch

    des Militärs und seine Mitwirkung zur Unterdrückung

    innerer Unruhen" vom 19. März 1914, 

    Ziffer 1 gelten für den Kriegszustand

    die Vorschriften des preußischen Gesetzes

    vom 4. Juni 1851.



     



  • October 14, 2017 18:16:31 Beate Jochem

     item 21 

     1. Spalte 

                                      TÜRKEI.

                     Neueste Nachrichten.

        Konstantinopel, 1. August.  Den Blättern

    zufolge wird die türkische Torpedobootsflottille unter

    Kommando des Admirals Limbus Pascha zum 

    Hochseemanöver in den Archipel auslaufen.


                                     JAPAN.

                        Japan und Rußland.

        Man schreibt der "Frkf. Ztg.":  Angesichts der

    russischen Mobilisierung an der Westgrenze des

    Reichs ist die Ansicht des Grafen Okuma, eines genauen

    Kenners japanischer und russischer Heeresverhältnisse,

    über die Gefahren, in die sich Rußland

    im Kriegsfalle stürzen würde, besonders lehrreich.

    Graf Okuma hat vor kurzem eine Broschüre veröffentlicht, 

    in der er über einen japanischen Revanchekrieg

    und einen Krieg Rußlands mit den

    Weltmächten genaue Untersuchungen anstellt. Aus

    diesen geht hervor, daß Rußland im Falle kriegerischer

     Verwicklungen in Europa durch Japan in eine

    recht ungünstige militärische Lage gebracht werden

    würde, so daß tatsächlich ein Waffengang im

    Westen für das Zarenreich unberechenbare Folgen

    im fernen Osten zeitigen könnte. Die Broschüre des

    Grafen Okuma hat großen Eindruck in Japan gemacht,

    da der Nachweis geführt wird, daß die Russen

    gar nicht in der Lage seien, einen sieghaften Krieg

    mit Japan zu führen. Letzteres werde innerhalb 

    eines Monats ein Heer von 1 ½ Millionen Soldaten

    gegn [sic] Rußland aufstellen, das bestenfalls imstande

    sei, nach 3 Monaten höchstens 1 Million Soldaten

     gegen Russland aufstellen, das bestenfalls im- [sic] 

    Dies wäre nur denkbar, wenn die europäischen

    Kräfte nicht durch einen Feldzug im Westen gefesselt

    würden

                             _________________________


                         VOM KRIEGSSCHAUPLATZ.

                                  Neue Gefechte.

       Mailand, 30. Juli.  Der Secolo erhält aus

    Nisch eine Privatmeldung über den Kampf bei

    Semendria der bei Sonnenaufgang begonnen

    hat, um 8 Uhr früh unterbrochen und am Nachmittag

    wieder aufgenommen wurde. Die Serben hätten

    dem übermächtigen Gegner den lebhaftesten

    Widerstand entgegengesetzt; auf beiden Seiten seien

    einige hundert Tote zu verzeichnen. Wenn

    die Serben auch Semendria preisgeben

    mußte (sic), so würden doch Posonka, Jagodin und

    Porotin drei schwere Etappen für das Eindringen

    der österreichischen Truppen nach dem Süden bedeuten.

    An der bosnischen Grenze hätten einige

    hundert Serben die kleine Festung Lesitza stundenlang

    gegen Tausende von österreichischen Truppen

    verteidigt;  sie seien dann abgezogen, nachdem

    sie dem Gegner beträchtliche Verluste  verursacht

    hätten.

                   Erneutes Bombardement von Belgrad.

        Semlin, 30.Juli.  Um 1/2 9 Uhr morgens ist

    die Beschießung Belgrads wieder aufgenommen 

    worden und heute donnern die Geschütze nicht nur

    von der Laudon-Schanze, sondern auch von der noch

    näher gelegenen Eugen-Schanze. Die Monitore sind 

    bisher nicht vorgefahren. Die Station ist vollkommen

    verödet. Alle Türen sind abgesperrt und oben

    im Stockwerk sind etwa zwanzig Soldaten untergebracht;

    diese werden voraussichtlich von dort den

    Feind mit Kleingewehrfeuer zu  bestreichen suchen.

    Heue mittag 12 Uhr müssen alle Ortsfremden

    Semlin, das in der ersten Feuerlinie liegt,

    verlassen. Auch alle hier anwesenden fremden

    Korrespondenten werden von dieser

    Verfügung betroffen.

        Wien, 1. Aug.  Zwei Grenzjäger haben unter

    feindlichem Feuer die angeschwollene Deine durchschwommen

    und eine serbische Telefonleitung zerstört.

                                      _____________________________


                                         ZUR TAGESGESCHICHTE.

                 Zur Stärke der Parteien im deutschen Reichstag,

        In der Presse sind die Zahlen über die Stärke der

    Konservativen, Nationalliberalen und Freisinnigen

    in letzter Zeit verschieden angegeben worden. Auf

    Grund amtlichen Materials stellen sich diese Zahlen

    wie folgt dar: Die drittstärkste Partei ist jetzt die

    fortschrittliche Volkspartei mit 46 Mitgliedern (Januar

    1912: 41 Mitglieder und 1 Hospitant). Es folgt

    die nationalliberale Fraktion mit 40 Mitgliedern

    und 5 Hospitanten (es ist der gleiche Stand

    wie 1912). Die konservative Fraktion zählt 39

    Mitglieder und 2 Hospitanten). (Januar 1912: 43

    Mitglieder und 2 Hospitanten) . Während die

    Nationalliberalen keine Einbuße erlitten, verloren

    die Konservativen 4 Mandate, die Freisinnigen

    gewannen 4 Mandate. Die fortschrittliche

    Volkspartei gewann von den Konservativen

    Hagennow-Grevesmühlen und Labiau-Wehlau, von

    den Nationalliberalen Waldeck und Koburg, die ihre

    Verluste durch den Gewinn der konservativen Mandate

    in Salzwedel-Gardelegen und Stendal-Offenburg

    wettmachten. Der austretende Hospitant der

    Nationalliberalen Hestermann wurde durch den

    neuen Hospitanten Schröder (Elbing) ersetzt. Der

    Hospitant Roeser ist der fortschrittlichen Fraktion

    [sic]

    _______________________________



     



  • October 14, 2017 18:00:12 Beate Jochem

     item 21 

     1. Spalte 

                                      TÜRKEI.

                     Neueste Nachrichten.

        Konstantinopel, 1. August.  Den Blättern

    zufolge wird die türkische Torpedobootsflottille unter

    Kommando des Admirals Limbus Pascha zum 

    Hochseemanöver in den Archipel auslaufen.


                                     JAPAN.

                        Japan und Rußland.

        Man schreibt der "Frkf. Ztg.":  Angesichts der

    russischen Mobilisierung an der Westgrenze des

    Reichs ist die Ansicht des Grafen Okuma, eines genauen

    Kenners japanischer und russischer Heeresverhältnisse,

    über die Gefahren, in die sich Rußland

    im Kriegsfalle stürzen würde, besonders lehrreich.

    Graf Okuma hat vor kurzem eine Broschüre veröffentlicht, 

    in der er über einen japanischen Revanchekrieg

    und einen Krieg Rußlands mit den

    Weltmächten genaue Untersuchungen anstellt. Aus

    diesen geht hervor, daß Rußland im Falle kriegerischer

     Verwicklungen in Europa durch Japan in eine

    recht ungünstige militärische Lage gebracht werden

    würde, so daß tatsächlich ein Waffengang im

    Westen für das Zarenreich unberechenbare Folgen

    im fernen Osten zeitigen könnte. Die Broschüre des

    Grafen Okuma hat großen Eindruck in Japan gemacht,

    da der Nachweis geführt wird, daß die Russen

    gar nicht in der Lage seien, einen sieghaften Krieg

    mit Japan zu führen. Letzteres werde innerhalb 

    eines Monats ein Heer von 1 ½ Millionen Soldaten

    gegn [sic] Rußland aufstellen, das bestenfalls imstande

    sei, nach 3 Monaten höchstens 1 Million Soldaten

     gegen Russland aufstellen, das bestenfalls im- [sic] 

    Dies wäre nur denkbar, wenn die europäischen

    Kräfte nicht durch einen Feldzug im Westen gefesselt

    würden

                             _________________________


                         VOM KRIEGSSCHAUPLATZ.

                                  Neue Gefechte.

       Mailand, 30. Juli.  Der Secolo erhält aus

    Nisch eine Privatmeldung über den Kampf bei

    Semendria der bei Sonnenaufgang begonnen

    hat, um 8 Uhr früh unterbrochen und am Nachmittag

    wieder aufgenommen wurde. Die Serben hätten

    dem übermächtigen Gegner den lebhaftesten

    Widerstand entgegengesetzt; auf beiden Seiten seien

    einige hundert Tote zu verzeichnen. Wenn

    die Serben auch Semendria preisgeben

    mußte (sic), so würden doch Posonka, Jagodin und

    Porotin drei schwere Etappen für das Eindringen

    der österreichischen Truppen nach dem Süden bedeuten.

    An der bosnischen Grenze hätten einige

    hundert Serben die kleine Festung Lesitza stundenlang

    gegen Tausende von österreichischen Truppen

    verteidigt;  sie seien dann abgezogen, nachdem

    sie dem Gegner beträchtliche Verluste  verursacht

    hätten.

                   Erneutes Bombardement von Belgrad.

        Semlin, 30.Juli.  Um 1/2 9 Uhr morgens ist

    die Beschießung Belgrads wieder aufgenommen 

    worden und heute donnern die Geschütze nicht nur

    von der Laudon-Schanze, sondern auch von der noch

    näher gelegenen Eugen-Schanze. Die Monitore sind 

    bisher nicht vorgefahren. Die Station ist vollkommen

    verödet. Alle Türen sind abgesperrt und oben

    im Stockwerk sind etwa zwanzig Soldaten untergebracht;

    diese werden voraussichtlich von dort den

    Feind mit Kleingewehrfeuer zu  bestreichen suchen.

    Heue mittag 12 Uhr müssen alle Ortsfremden

    Semlin, das in der ersten Feuerlinie liegt,

    verlassen. Auch alle hier anwesenden fremden

    Korrespondenten werden von dieser

    Verfügung betroffen.

        Wien, 1. Aug.  Zwei Grenzjäger haben unter

    feindlichem Feuer die angeschwollene Deine durchschwommen

    und eine serbische Telefonleitung zerstört.



     



  • October 14, 2017 17:58:11 Beate Jochem

     item 21 

     1. Spalte 

                                      TÜRKEI.

                     Neueste Nachrichten.

        Konstantinopel, 1. August.  Den Blättern

    zufolge wird die türkische Torpedobootsflottille unter

    Kommando des Admirals Limbus Pascha zum 

    Hochseemanöver in den Archipel auslaufen.


                                     JAPAN.

                        Japan und Rußland.

        Man schreibt der "Frkf. Ztg.":  Angesichts der

    russischen Mobilisierung an der Westgrenze des

    Reichs ist die Ansicht des Grafen Okuma, eines genauen

    Kenners japanischer und russischer Heeresverhältnisse,

    über die Gefahren, in die sich Rußland

    im Kriegsfalle stürzen würde, besonders lehrreich.

    Graf Okuma hat vor kurzem eine Broschüre veröffentlicht, 

    in der er über einen japanischen Revanchekrieg

    und einen Krieg Rußlands mit den

    Weltmächten genaue Untersuchungen anstellt. Aus

    diesen geht hervor, daß Rußland im Falle kriegerischer

     Verwicklungen in Europa durch Japan in eine

    recht ungünstige militärische Lage gebracht werden

    würde, so daß tatsächlich ein Waffengang im

    Westen für das Zarenreich unberechenbare Folgen

    im fernen Osten zeitigen könnte. Die Broschüre des

    Grafen Okuma hat großen Eindruck in Japan gemacht,

    da der Nachweis geführt wird, daß die Russen

    gar nicht in der Lage seien, einen sieghaften Krieg

    mit Japan zu führen. Letzteres werde innerhalb 

    eines Monats ein Heer von 1 ½ Millionen Soldaten

    gegn [sic] Rußland aufstellen, das bestenfalls imstande

    sei, nach 3 Monaten höchstens 1 Million Soldaten

     gegen Russland aufstellen, das bestenfalls im- [sic] 

    Dies wäre nur denkbar, wenn die europäischen

    Kräfte nicht durch einen Feldzug im Westen gefesselt

    würden

                             _________________________


                         VOM KRIEGSSCHAUPLATZ.

                                  Neue Gefechte.

       Mailand, 30. Juli.  Der Secolo erhält aus

    Nisch eine Privatmeldung über den Kampf bei

    Semendria der bei Sonnenaufgang begonnen

    hat, um 8 Uhr früh unterbrochen und am Nachmittag

    wieder aufgenommen wurde. Die Serben hätten

    dem übermächtigen Gegner den lebhaftesten

    Widerstand entgegengesetzt; auf beiden Seiten seien

    einige hundert Tote zu verzeichnen. Wenn

    die Serben auch Semendria preisgeben

    mußte (sic), so würden doch Posonka, Jagodin und

    Porotin drei schwere Etappen für das Eindringen

    der österreichischen Truppen nach dem Süden bedeuten.

    An der bosnischen Grenze hätten einige

    hundert Serben die kleine Festung Lesitza stundenlang

    gegen Tausende von österreichischen Truppen

    verteidigt;  sie seien dann abgezogen, nachdem

    sie dem Gegner beträchtliche Verluste  verursacht

    hätten.

                   Erneutes Bombardement von Belgrad.

        Semlin, 30.Juli.  Um 1/2 9 Uhr morgens ist

    die Beschießung Belgrads wieder aufgenommen 

    worden und heute donnern die Geschütze nicht nur

    von der Laudon-Schanze, sondern auch von der noch

    näher gelegenen Eugen-Schanze. Die Monitore sind 

    bisher nicht vorgefahren. Die Station ist vollkommen

    verödet. Alle Türen sind abgesperrt und oben

    im Stockwerk sind etwa zwanzig Soldaten untergebracht;

    diese werden voraussichtlich von dort den

    Feind mit Kleingewehrfeuer zu  bestreichen suchen.

    Heue mittag 12 Uhr müssen alle Ortsfremden

    Semlin, das in der ersten Feuerlinie liegt,

    verlassen. Auch alle hier anwesenden fremden

    Korrespondenten werden von dieser

    Verfügung betroffen.



     



  • October 14, 2017 17:50:08 Beate Jochem

     item 21 

     1. Spalte 

                                      TÜRKEI.

                     Neueste Nachrichten.

        Konstantinopel, 1. August.  Den Blättern

    zufolge wird die türkische Torpedobootsflottille unter

    Kommando des Admirals Limbus Pascha zum 

    Hochseemanöver in den Archipel auslaufen.


                                     JAPAN.

                        Japan und Rußland.

        Man schreibt der "Frkf. Ztg.":  Angesichts der

    russischen Mobilisierung an der Westgrenze des

    Reichs ist die Ansicht des Grafen Okuma, eines genauen

    Kenners japanischer und russischer Heeresverhältnisse,

    über die Gefahren, in die sich Rußland

    im Kriegsfalle stürzen würde, besonders lehrreich.

    Graf Okuma hat vor kurzem eine Broschüre veröffentlicht, 

    in der er über einen japanischen Revanchekrieg

    und einen Krieg Rußlands mit den

    Weltmächten genaue Untersuchungen anstellt. Aus

    diesen geht hervor, daß Rußland im Falle kriegerischer

     Verwicklungen in Europa durch Japan in eine

    recht ungünstige militärische Lage gebracht werden

    würde, so daß tatsächlich ein Waffengang im

    Westen für das Zarenreich unberechenbare Folgen

    im fernen Osten zeitigen könnte. Die Broschüre des

    Grafen Okuma hat großen Eindruck in Japan gemacht,

    da der Nachweis geführt wird, daß die Russen

    gar nicht in der Lage seien, einen sieghaften Krieg

    mit Japan zu führen. Letzteres werde innerhalb 

    eines Monats ein Heer von 1 ½ Millionen Soldaten

    gegn [sic] Rußland aufstellen, das bestenfalls imstande

    sei, nach 3 Monaten höchstens 1 Million Soldaten

     gegen Russland aufstellen, das bestenfalls im- [sic] 

    Dies wäre nur denkbar, wenn die europäischen

    Kräfte nicht durch einen Feldzug im Westen gefesselt

    würden

                             _________________________


                         VOM KRIEGSSCHAUPLATZ.

                                  Neue Gefechte.

       Mailand, 30. Juli.  Der Secolo erhält aus

    Nisch eine Privatmeldung über den Kampf bei

    Semendria der bei Sonnenaufgang begonnen

    hat, um 8 Uhr früh unterbrochen und am Nachmittag

    wieder aufgenommen wurde. Die Serben hätten

    dem übermächtigen Gegner den lebhaftesten

    Widerstand entgegengesetzt; auf beiden Seiten seien

    einige hundert Tote zu verzeichnen. Wenn

    die Serben auch Semendria preisgeben

    mußte (sic), so würden doch Posonka, Jagodin und

    Porotin drei schwere Etappen für das Eindringen

    der österreichischen Truppen nach dem Süden bedeuten.

    An der bosnischen Grenze hätten einige

    hundert Serben die kleine Festung Lesitza stundenlang

    gegen Tausende von österreichischen Truppen

    verteidigt;  sie seien dann abgezogen, nachdem

    sie dem Gegner beträchtliche Verluste  verursacht

    hätten.


     



  • October 14, 2017 17:49:53 Beate Jochem

     item 21 

     1. Spalte 

                                      TÜRKEI.

                     Neueste Nachrichten.

        Konstantinopel, 1. August.  Den Blättern

    zufolge wird die türkische Torpedobootsflottille unter

    Kommando des Admirals Limbus Pascha zum 

    Hochseemanöver in den Archipel auslaufen.


                                     JAPAN.

                        Japan und Rußland.

        Man schreibt der "Frkf. Ztg.":  Angesichts der

    russischen Mobilisierung an der Westgrenze des

    Reichs ist die Ansicht des Grafen Okuma, eines genauen

    Kenners japanischer und russischer Heeresverhältnisse,

    über die Gefahren, in die sich Rußland

    im Kriegsfalle stürzen würde, besonders lehrreich.

    Graf Okuma hat vor kurzem eine Broschüre veröffentlicht, 

    in der er über einen japanischen Revanchekrieg

    und einen Krieg Rußlands mit den

    Weltmächten genaue Untersuchungen anstellt. Aus

    diesen geht hervor, daß Rußland im Falle kriegerischer

     Verwicklungen in Europa durch Japan in eine

    recht ungünstige militärische Lage gebracht werden

    würde, so daß tatsächlich ein Waffengang im

    Westen für das Zarenreich unberechenbare Folgen

    im fernen Osten zeitigen könnte. Die Broschüre des

    Grafen Okuma hat großen Eindruck in Japan gemacht,

    da der Nachweis geführt wird, daß die Russen

    gar nicht in der Lage seien, einen sieghaften Krieg

    mit Japan zu führen. Letzteres werde innerhalb 

    eines Monats ein Heer von 1 ½ Millionen Soldaten

    gegn [sic] Rußland aufstellen, das bestenfalls imstande

    sei, nach 3 Monaten höchstens 1 Million Soldaten

     gegen Russland aufstellen, das bestenfalls im- [sic] 

    Dies wäre nur denkbar, wenn die europäischen

    Kräfte nicht durch einen Feldzug im Westen gefesselt

    würden

                             _________________________


                         VOM KRIEGSSCHAUPLATZ.

                                  Neue Gefechte.

       Mailand, 30. Juli.  Der Secolo erhält aus

    Nisch eine Privatmeldung über den Kampf bei

    Semendria der bei Sonnenaufgang begonnen

    hat, um 8 Uhr früh unterbrochen und am Nachmittag

    wieder aufgenommen wurde. Die Serben hätten

    dem übermächtigen Gegner den lebhaftesten

    Widerstand entgegengesetzt; auf beiden Seiten seien

    einige hundert Tote zu verzeichnen. Wenn

    die Serben auch Semendria preisgeben

    mußte (sic), so würden doch Posonka, Jagodin und

    Porotin drei schwere Etappen für das Eindringen

    der österreichischen Truppen nach dem Süden bedeuten.

    An der bosnischen Grenze hätten einige

    hundert Serben die kleine Festung Lesitza stundenlang

    gegen Tausende von österreichischen Truppen

    verteidigt;  sie seien dann abgezogen, nachdem

    sie dem Gegner beträchtliche Verluste  verursacht

    hätten.






  • October 9, 2017 18:55:12 Beate Jochem

     item 21 

     1. Spalte 

                                      TÜRKEI.

                     Neueste Nachrichten.

        Konstantinopel, 1. August.  Den Blättern

    zufolge wird die türkische Torpedobootsflottille unter

    Kommando des Admirals Limbus Pascha zum 

    Hochseemanöver in den Archipel auslaufen.


                                     JAPAN.

                        Japan und Rußland.

        Man schreibt der "Frkf. Ztg.":  Angesichts der

    russischen Mobilisierung an der Westgrenze des

    Reichs ist die Ansicht des Grafen Okuma, eines genauen

    Kenners japanischer und russischer Heeresverhältnisse,

    über die Gefahren, in die sich Rußland

    im Kriegsfalle stürzen würde, besonders lehrreich.

    Graf Okuma hat vor kurzem eine Broschüre veröffentlicht, 

    in der er über einen japanischen Revanchekrieg

    und einen Krieg Rußlands mit den

    Weltmächten genaue Untersuchungen anstellt. Aus

    diesen geht hervor, daß Rußland im Falle kriegerischer

     Verwicklungen in Europa durch Japan in eine

    recht ungünstige militärische Lage gebracht werden

    würde, so daß tatsächlich ein Waffengang im

    Westen für das Zarenreich unberechenbare Folgen

    im fernen Osten zeitigen könnte. Die Broschüre des

    Grafen Okuma hat großen Eindruck in Japan gemacht,

    da der Nachweis geführt wird, daß die Russen

    gar nicht in der Lage seien, einen sieghaften Krieg

    mit Japan zu führen. Letzteres werde innerhalb 

    eines Monats ein Heer von 1 ½ Millionen Soldaten

    gegn [sic] Rußland aufstellen, das bestenfalls imstande

    sei, nach 3 Monaten höchstens 1 Million Soldaten

     gegen Russland aufstellen, das bestenfalls im- [sic] 

    Dies wäre nur denkbar, wenn die europäischen

    Kräfte nicht durch einen Feldzug im Westen gefesselt

    würden

                             _________________________





  • October 9, 2017 18:54:48 Beate Jochem

     item 21 

     1. Spalte 

                                      TÜRKEI.

                     Neueste Nachrichten.

        Konstantinopel, 1. August.  Den Blättern

    zufolge wird die türkische Torpedobootsflottille unter

    Kommando des Admirals Limbus Pascha zum 

    Hochseemanöver in den Archipel auslaufen.


                                     JAPAN.

                        Japan und Rußland.

        Man schreibt der "Frkf. Ztg.":  Angesichts der

    russischen Mobilisierung an der Westgrenze des

    Reichs ist die Ansicht des Grafen Okuma, eines genauen

    Kenners japanischer und russischer Heeresverhältnisse,

    über die Gefahren, in die sich Rußland

    im Kriegsfalle stürzen würde, besonders lehrreich.

    Graf Okuma hat vor kurzem eine Broschüre veröffentlicht, 

    in der er über einen japanischen Revanchekrieg

    und einen Krieg Rußlands mit den

    Weltmächten genaue Untersuchungen anstellt. Aus

    diesen geht hervor, daß Rußland im Falle kriegerischer

     Verwicklungen in Europa durch Japan in eine

    recht ungünstige militärische Lage gebracht werden

    würde, so daß tatsächlich ein Waffengang im

    Westen für das Zarenreich unberechenbare Folgen

    im fernen Osten zeitigen könnte. Die Broschüre des

    Grafen Okuma hat großen Eindruck in Japan gemacht,

    da der Nachweis geführt wird, daß die Russen

    gar nicht in der Lage seien, einen sieghaften Krieg

    mit Japan zu führen. Letzteres werde innerhalb 

    eines Monats ein Heer von 1 1/2 Millionen Soldaten

    gegn [sic] Rußland aufstellen, das bestenfalls imstande

    sei, nach 3 Monaten höchstens 1 Million Soldaten

     gegen Russland aufstellen, das bestenfalls im- [sic] 

    Dies wäre nur denkbar, wenn die europäischen

    Kräfte nicht durch einen Feldzug im Westen gefesselt

    würden

                             _________________________





  • October 9, 2017 18:54:21 Beate Jochem

     item 21 

     1. Spalte 

                                      TÜRKEI.

                     Neueste Nachrichten.

        Konstantinopel, 1. August.  Den Blättern

    zufolge wird die türkische Torpedobootsflottille unter

    Kommando des Admirals Limbus Pascha zum 

    Hochseemanöver in den Archipel auslaufen.


                                     JAPAN.

                        Japan und Rußland.

        Man schreibt der "Frkf. Ztg.":  Angesichts der

    russischen Mobilisierung an der Westgrenze des

    Reichs ist die Ansicht des Grafen Okuma, eines genauen

    Kenners japanischer und russischer Heeresverhältnisse,

    über die Gefahren, in die sich Rußland

    im Kriegsfalle stürzen würde, besonders lehrreich.

    Graf Okuma hat vor kurzem eine Broschüre veröffentlicht, 

    in der er über einen japanischen Revanchekrieg

    und einen Krieg Rußlands mit den

    Weltmächten genaue Untersuchungen anstellt. Aus

    diesen geht hervor, daß Rußland im Falle kriegerischer

     Verwicklungen in Europa durch Japan in eine

    recht ungünstige militärische Lage gebracht werden

    würde, so daß tatsächlich ein Waffengang im

    Westen für das Zarenreich unberechenbare Folgen

    im fernen Osten zeitigen könnte. Die Broschüre des

    Grafen Okuma hat großen Eindruck in Japan gemacht,

    da der Nachweis geführt wird, daß die Russen

    gar nicht in der Lage seien, einen sieghaften Krieg

    mit Japan zu führen. Letzteres werde innerhalb 

    eines Monats ein Heer von 1 1/2 Millionen Soldaten

    gegn [sic] Rußland aufstellen, das bestenfalls imstande

    sei, nach 3 Monaten höchstens 1 Million Soldaten

     gegen Russland aufstellen, das bestenfalls im- [sic] 

    Dies wäre nur denkbar, wenn die europäischen

    Kräfte nicht durch einen Feldzug im Westen gefesselt

    würden.





  • October 9, 2017 18:36:04 Beate Jochem

     item 21 

     1. Spalte 

                                      TÜRKEI.

                     Neueste Nachrichten.

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    zufolge wird die türkische Torpedobootsflottille unter

    Kommando des Admirals Limbus Pascha zum 

    Hochseemanöver in den Archipel auslaufen.


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15725 / 166531
Source
http://europeana1914-1918.eu/...
Contributor
Karl Döbling
License
http://creativecommons.org/licenses/by-sa/3.0/


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