Kriegstagebuch mit handgefertigten Zeichnungen von Rudolf Kämmerer, SM Hilfskreuzer "Berlin", item 74

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Vermerk von der Übersetzerin:

Der Zeitungsausschnitt gleicht dem auf der vorhergehenden Seite. Ich habe daher nur den abgedeckten Teil auf der rechten Seite transkribiert!


...

"Wohl wußten wir, daß Duala in den Hän=
den der Feinde war, hatten aber keine Ahnung von
dem Abtransport sämtlicher Deutschen. Am zwei=
ten Marschtage trafen wir dann unterhalb Jabassi
mit den Engländern zusammen, wurden von ihnen
als Gefangene erklärt und noch an demselben Tage
nach Duala gebracht. Wir fanden unsere Unter=
kunft im Basler Missionshause, wo sich noch etwa
100 andere deutsche Gefangene befanden, die schon
etwa drei Wochen auf ihren Weitertransport war=
teten. Erst hier erfuhren wir, daß man unsere
sämtlichen Geschwister aus Duala und Groß-Sappo
abtransportiert hatte. Ueberall sahen wir uns von
schwarzen Soldaten umstellt oder hatten das Ver=
gnügen,  v o n   d e m   h o h n l ä ch e l n d e n   G e =
s i ch t   e i n e s   E n g l ä n d e r s   b e s ch a u t   zu
w e r d e n . - Am 5. Januar wurden wir einge=
schifft. Zunächst ging es mit einem kleinen Damp=
fer den Kamerunfluß hinunter, um auf "Lauren=
tic" der White Star=Linie gebracht zu werden.
Dies Schiff sollte uns nach England befördern.
"Laurentic" hatte 12 Kanonen und 600 Mann
Besatzung an Bord und fuhr unter der Kriegs=
flagge. Die Verpflegung war knapp bemessen und
die Speisen mitunter kaum genießbar. Infolge=
dessen erkrankten viele Gefangene. Wenn der Arzt
einem Kranken besseres Essen verordnete, lieferte es
der Obersteward nicht aus, und auf Beschwerden
darüber sagte er: "Ihr seid nur krank um besseres
Essen zu bekommen."  Nach einigen Tagen erkrankte
auch ich, und da mein Schlafraum weder Licht
noch Ventilation hatte, zog ich es vor, im Gange
zu liegen. Zwei Wochen lang war ich fast stän=
dig ohne Bewußtsein und dem Tode nahe. Der
englische Arzt schien ein menschlich fühlendes Herz
zu haben und sorgte für diese Zeit für bessere Nah=
rung und gute Pflege. Sobald es mir aber wie=
der besser ging, mußte ich das Los mit den ande=
ren Gefangenen wieder teilen. Die Tage der Reise
waren schnell vergangen. Am 31. Januar sollten
wir im Hafen von Liverpool eintreffen. Zum Ab=
schied hatte man uns eine Ratte in unserem Essen
mitgekocht. Kurz vor Liverpool entdeckte uns ein
deutsches Unterseeboot und nahm unsere Verfolgung
auf. Unter Volldampf sind wir entkommen und
im Hafen von Liverpool gelandet."

Von Liverpool wurden die Männer ins Ge=
fangenenlager, die Frauen nach London gebracht.
Der Londoner Pöbel stand in seinem Gebahren
hinter den Kamerunnegern kaum zurück, als er der
Deutschen ansichtig wurde. Sie konnten vor seiner
Wut nur dadurch gerettet werden, daß sie schnell
in einen bereitstehenden Wagen stiegen und abfuh=
ren. Von London aus führte der Dampfer die
Vielgeplagten über Holland in die Heimat, die sie
erst am 3. Februar erreichen konnten.



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Vermerk von der Übersetzerin:

Der Zeitungsausschnitt gleicht dem auf der vorhergehenden Seite. Ich habe daher nur den abgedeckten Teil auf der rechten Seite transkribiert!


...

"Wohl wußten wir, daß Duala in den Hän=
den der Feinde war, hatten aber keine Ahnung von
dem Abtransport sämtlicher Deutschen. Am zwei=
ten Marschtage trafen wir dann unterhalb Jabassi
mit den Engländern zusammen, wurden von ihnen
als Gefangene erklärt und noch an demselben Tage
nach Duala gebracht. Wir fanden unsere Unter=
kunft im Basler Missionshause, wo sich noch etwa
100 andere deutsche Gefangene befanden, die schon
etwa drei Wochen auf ihren Weitertransport war=
teten. Erst hier erfuhren wir, daß man unsere
sämtlichen Geschwister aus Duala und Groß-Sappo
abtransportiert hatte. Ueberall sahen wir uns von
schwarzen Soldaten umstellt oder hatten das Ver=
gnügen,  v o n   d e m   h o h n l ä ch e l n d e n   G e =
s i ch t   e i n e s   E n g l ä n d e r s   b e s ch a u t   zu
w e r d e n . - Am 5. Januar wurden wir einge=
schifft. Zunächst ging es mit einem kleinen Damp=
fer den Kamerunfluß hinunter, um auf "Lauren=
tic" der White Star=Linie gebracht zu werden.
Dies Schiff sollte uns nach England befördern.
"Laurentic" hatte 12 Kanonen und 600 Mann
Besatzung an Bord und fuhr unter der Kriegs=
flagge. Die Verpflegung war knapp bemessen und
die Speisen mitunter kaum genießbar. Infolge=
dessen erkrankten viele Gefangene. Wenn der Arzt
einem Kranken besseres Essen verordnete, lieferte es
der Obersteward nicht aus, und auf Beschwerden
darüber sagte er: "Ihr seid nur krank um besseres
Essen zu bekommen."  Nach einigen Tagen erkrankte
auch ich, und da mein Schlafraum weder Licht
noch Ventilation hatte, zog ich es vor, im Gange
zu liegen. Zwei Wochen lang war ich fast stän=
dig ohne Bewußtsein und dem Tode nahe. Der
englische Arzt schien ein menschlich fühlendes Herz
zu haben und sorgte für diese Zeit für bessere Nah=
rung und gute Pflege. Sobald es mir aber wie=
der besser ging, mußte ich das Los mit den ande=
ren Gefangenen wieder teilen. Die Tage der Reise
waren schnell vergangen. Am 31. Januar sollten
wir im Hafen von Liverpool eintreffen. Zum Ab=
schied hatte man uns eine Ratte in unserem Essen
mitgekocht. Kurz vor Liverpool entdeckte uns ein
deutsches Unterseeboot und nahm unsere Verfolgung
auf. Unter Volldampf sind wir entkommen und
im Hafen von Liverpool gelandet."

Von Liverpool wurden die Männer ins Ge=
fangenenlager, die Frauen nach London gebracht.
Der Londoner Pöbel stand in seinem Gebahren
hinter den Kamerunnegern kaum zurück, als er der
Deutschen ansichtig wurde. Sie konnten vor seiner
Wut nur dadurch gerettet werden, daß sie schnell
in einen bereitstehenden Wagen stiegen und abfuh=
ren. Von London aus führte der Dampfer die
Vielgeplagten über Holland in die Heimat, die sie
erst am 3. Februar erreichen konnten.




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  • January 29, 2017 17:06:21 Eva Anna Welles (AUT)

    Vermerk von der Übersetzerin:

    Der Zeitungsausschnitt gleicht dem auf der vorhergehenden Seite. Ich habe daher nur den abgedeckten Teil auf der rechten Seite transkribiert!


    ...

    "Wohl wußten wir, daß Duala in den Hän=
    den der Feinde war, hatten aber keine Ahnung von
    dem Abtransport sämtlicher Deutschen. Am zwei=
    ten Marschtage trafen wir dann unterhalb Jabassi
    mit den Engländern zusammen, wurden von ihnen
    als Gefangene erklärt und noch an demselben Tage
    nach Duala gebracht. Wir fanden unsere Unter=
    kunft im Basler Missionshause, wo sich noch etwa
    100 andere deutsche Gefangene befanden, die schon
    etwa drei Wochen auf ihren Weitertransport war=
    teten. Erst hier erfuhren wir, daß man unsere
    sämtlichen Geschwister aus Duala und Groß-Sappo
    abtransportiert hatte. Ueberall sahen wir uns von
    schwarzen Soldaten umstellt oder hatten das Ver=
    gnügen,  v o n   d e m   h o h n l ä ch e l n d e n   G e =
    s i ch t   e i n e s   E n g l ä n d e r s   b e s ch a u t   zu
    w e r d e n . - Am 5. Januar wurden wir einge=
    schifft. Zunächst ging es mit einem kleinen Damp=
    fer den Kamerunfluß hinunter, um auf "Lauren=
    tic" der White Star=Linie gebracht zu werden.
    Dies Schiff sollte uns nach England befördern.
    "Laurentic" hatte 12 Kanonen und 600 Mann
    Besatzung an Bord und fuhr unter der Kriegs=
    flagge. Die Verpflegung war knapp bemessen und
    die Speisen mitunter kaum genießbar. Infolge=
    dessen erkrankten viele Gefangene. Wenn der Arzt
    einem Kranken besseres Essen verordnete, lieferte es
    der Obersteward nicht aus, und auf Beschwerden
    darüber sagte er: "Ihr seid nur krank um besseres
    Essen zu bekommen."  Nach einigen Tagen erkrankte
    auch ich, und da mein Schlafraum weder Licht
    noch Ventilation hatte, zog ich es vor, im Gange
    zu liegen. Zwei Wochen lang war ich fast stän=
    dig ohne Bewußtsein und dem Tode nahe. Der
    englische Arzt schien ein menschlich fühlendes Herz
    zu haben und sorgte für diese Zeit für bessere Nah=
    rung und gute Pflege. Sobald es mir aber wie=
    der besser ging, mußte ich das Los mit den ande=
    ren Gefangenen wieder teilen. Die Tage der Reise
    waren schnell vergangen. Am 31. Januar sollten
    wir im Hafen von Liverpool eintreffen. Zum Ab=
    schied hatte man uns eine Ratte in unserem Essen
    mitgekocht. Kurz vor Liverpool entdeckte uns ein
    deutsches Unterseeboot und nahm unsere Verfolgung
    auf. Unter Volldampf sind wir entkommen und
    im Hafen von Liverpool gelandet."

    Von Liverpool wurden die Männer ins Ge=
    fangenenlager, die Frauen nach London gebracht.
    Der Londoner Pöbel stand in seinem Gebahren
    hinter den Kamerunnegern kaum zurück, als er der
    Deutschen ansichtig wurde. Sie konnten vor seiner
    Wut nur dadurch gerettet werden, daß sie schnell
    in einen bereitstehenden Wagen stiegen und abfuh=
    ren. Von London aus führte der Dampfer die
    Vielgeplagten über Holland in die Heimat, die sie
    erst am 3. Februar erreichen konnten.



  • January 29, 2017 16:49:39 Eva Anna Welles (AUT)

    Vermerk von der Übersetzerin:

    Der Zeitungsausschnitt gleicht dem auf der vorhergehenden Seite. Ich habe daher nur den abgedeckten Teil auf der rechten Seite transkribiert!




  • January 29, 2017 16:47:14 Eva Anna Welles (AUT)

    Vermerk von der Übersetzerin:

    Der Zeitungsausschnitt gleicht dem auf der vorhergehenden Seite. Ich habe daher nur den abgedeckten Teil auf der rechten Seite transkribiert!



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    Trondheim/Norwegen

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1495 / 20140
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Contributor
Bernd Rossberg
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