Kriegstagebuch mit handgefertigten Zeichnungen von Rudolf Kämmerer, SM Hilfskreuzer "Berlin", item 73

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Englische Schurkerei.

Vor ungefähr Monatsfrist ging durch die
ganze deutsche Presse die aufsehenerregende Kunde
von einwandfreien Aussagen deutscher Baptisten=
missionare in Kamerun, nach denen von englischen
Regierungsvertretern Kopfpreise auf deutsche Staats=
angehörige ausgesetzt waren. Diese Nachrichten fin=
den ein fast noch gräßlicheres Gegenstück in einem
Bericht der Missionsschwester P. Keßler von der
deutschen Baptistenmission in Ndogongi (Kamerun).
Die Verfasserin schildert das Schicksal der Ortschaf=
ten und Missionen an der Küste Kameruns bald
nach Ausbruch des Krieges und fährt dann fort:

"Nachdem die Gefangennahme und Wegführung
aller Deutschen aus den Küstengebieten unter der
Buschbevölkerung bekannt geworden war, richtete
diese auch allmählich ihre Aufmerksamkeit auf die
Inlandsmissionsstationen. So hatten auch die Du=
ala wiederholt versucht, die Nachbarstämme von
Ndogongi zu bewegen, uns einzufangen und nach
Duala zu bringen, indem sie ihnen sagten, daß sie
von den Engländern eine große Belohnung für
unsere Auslieferung erhalten würden. Doch unsere
heidnischen Nachbarn wagten nicht recht, uns an=
zugreifen, denn sie fürchteten sich vor dem Gewehr
der Weißen. Einige von ihnen gingen zwar nach
Duala und machten die Engländer auf uns auf=
merksam. Diese kamen jedoch selbst nicht zu uns,
der Weg schien ihnen zu beschwerlich zu sein. Da=
gegen sollen sie den Eingeborenen Versprechungen
von Geschenken gemacht haben für jeden Deutschen
oder jeden Soldaten der Schutztruppe, den sie ein=
liefern würden. - Anfang Dezember wurde in
Lokat, 4 - 5 Stunden von unserer Station entfernt,
ein Schutztruppensoldat ermordet; eine Hand wurde
ihm abgehauen und mit seinem Gewehr zu den
Engländern nach Duala gebracht. Es soll dafür
eine Belohnung ausgezahlt worden sein. Bald da=
rauf wurden Arbeiter, die für die deutsche Regie=
rung gearbeitet hatten, jetzt aber entlassen waren,
ausgeraubt, überfallen und ermordet. Auch   i h r e
H ä n d e   w u r d e n   n a c h   D u a l a   g e b r a c h t.
Am 23. Dezember kam ein schwarzer Soldat von
Jabassi in Begleitung eines Missionsschülers aus
Nyamtang nach Ndogongi. Er sollte uns eine Bot=
schaft überbringen. Am 24. Dezember morgens
wurde er samt dem Schüler in der Nähe unserer
Station ermordet aufgefunden. Gewehr und Hand
wurden wieder den Engländern überbracht. Wir
sahen beide, Soldat und Schüler, verstümmelt und
tot in der Nähe unserer Station liegen."



Die weiteren Ausführungen schildern, wie es
einem von  d e n   E n g l ä n d e r n   g e d u n g e =
n e n   E i n g e b o r e n e n h ä u p t l i n g   und
seiner Meute schließlich doch gelang, die Mitglie=
der der Station doch einzufangen und fortzuschlep=
pen, bis deutsche Polizeitruppen ihnen wieder zur
Freiheit verhalfen. Die Verfolgten entschlossen sich
nun nach Duala zu flüchten, da an einem Aufent=
halt im Innern des Landes nicht mehr zu denken
war. Um ein Haar wären sie aber doch noch dem
Häuptling in die Hände gefallen, der heimlich alle
Männer der ganzen Umgebung zusammengerufen
hatte, um sie samt den zu ihrem Schutz zurückge=
lassenen Polizeisoldaten des Nachts zu überfallen
und zu ermorden. Nur der Wachsamkeit eines Mis=
sionsschülers verdanken sie ihre Rettung. Dem Be=
richt der Schwester entnehmen wir noch folgendes
Weitere:
"Wohl wußten wir, daß Duala in den Hän=
den der Feinde war, hatten aber keine Ahnung von
dem Abtransport sämtlicher Deutschen. Am zwei=
ten Marschtage trafen wir dann unterhalb Jabassi
mit den Engländern zusammen, wurden von ihnen


 Vermerk der Übersetzerin:
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Die restliche Transkription findet sich aber auf der folgenden Seite.


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Englische Schurkerei.

Vor ungefähr Monatsfrist ging durch die
ganze deutsche Presse die aufsehenerregende Kunde
von einwandfreien Aussagen deutscher Baptisten=
missionare in Kamerun, nach denen von englischen
Regierungsvertretern Kopfpreise auf deutsche Staats=
angehörige ausgesetzt waren. Diese Nachrichten fin=
den ein fast noch gräßlicheres Gegenstück in einem
Bericht der Missionsschwester P. Keßler von der
deutschen Baptistenmission in Ndogongi (Kamerun).
Die Verfasserin schildert das Schicksal der Ortschaf=
ten und Missionen an der Küste Kameruns bald
nach Ausbruch des Krieges und fährt dann fort:

"Nachdem die Gefangennahme und Wegführung
aller Deutschen aus den Küstengebieten unter der
Buschbevölkerung bekannt geworden war, richtete
diese auch allmählich ihre Aufmerksamkeit auf die
Inlandsmissionsstationen. So hatten auch die Du=
ala wiederholt versucht, die Nachbarstämme von
Ndogongi zu bewegen, uns einzufangen und nach
Duala zu bringen, indem sie ihnen sagten, daß sie
von den Engländern eine große Belohnung für
unsere Auslieferung erhalten würden. Doch unsere
heidnischen Nachbarn wagten nicht recht, uns an=
zugreifen, denn sie fürchteten sich vor dem Gewehr
der Weißen. Einige von ihnen gingen zwar nach
Duala und machten die Engländer auf uns auf=
merksam. Diese kamen jedoch selbst nicht zu uns,
der Weg schien ihnen zu beschwerlich zu sein. Da=
gegen sollen sie den Eingeborenen Versprechungen
von Geschenken gemacht haben für jeden Deutschen
oder jeden Soldaten der Schutztruppe, den sie ein=
liefern würden. - Anfang Dezember wurde in
Lokat, 4 - 5 Stunden von unserer Station entfernt,
ein Schutztruppensoldat ermordet; eine Hand wurde
ihm abgehauen und mit seinem Gewehr zu den
Engländern nach Duala gebracht. Es soll dafür
eine Belohnung ausgezahlt worden sein. Bald da=
rauf wurden Arbeiter, die für die deutsche Regie=
rung gearbeitet hatten, jetzt aber entlassen waren,
ausgeraubt, überfallen und ermordet. Auch   i h r e
H ä n d e   w u r d e n   n a c h   D u a l a   g e b r a c h t.
Am 23. Dezember kam ein schwarzer Soldat von
Jabassi in Begleitung eines Missionsschülers aus
Nyamtang nach Ndogongi. Er sollte uns eine Bot=
schaft überbringen. Am 24. Dezember morgens
wurde er samt dem Schüler in der Nähe unserer
Station ermordet aufgefunden. Gewehr und Hand
wurden wieder den Engländern überbracht. Wir
sahen beide, Soldat und Schüler, verstümmelt und
tot in der Nähe unserer Station liegen."



Die weiteren Ausführungen schildern, wie es
einem von  d e n   E n g l ä n d e r n   g e d u n g e =
n e n   E i n g e b o r e n e n h ä u p t l i n g   und
seiner Meute schließlich doch gelang, die Mitglie=
der der Station doch einzufangen und fortzuschlep=
pen, bis deutsche Polizeitruppen ihnen wieder zur
Freiheit verhalfen. Die Verfolgten entschlossen sich
nun nach Duala zu flüchten, da an einem Aufent=
halt im Innern des Landes nicht mehr zu denken
war. Um ein Haar wären sie aber doch noch dem
Häuptling in die Hände gefallen, der heimlich alle
Männer der ganzen Umgebung zusammengerufen
hatte, um sie samt den zu ihrem Schutz zurückge=
lassenen Polizeisoldaten des Nachts zu überfallen
und zu ermorden. Nur der Wachsamkeit eines Mis=
sionsschülers verdanken sie ihre Rettung. Dem Be=
richt der Schwester entnehmen wir noch folgendes
Weitere:
"Wohl wußten wir, daß Duala in den Hän=
den der Feinde war, hatten aber keine Ahnung von
dem Abtransport sämtlicher Deutschen. Am zwei=
ten Marschtage trafen wir dann unterhalb Jabassi
mit den Engländern zusammen, wurden von ihnen


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  • June 27, 2017 13:05:43 Frank Drauschke (F&F)

    Englische Schurkerei.

    Vor ungefähr Monatsfrist ging durch die
    ganze deutsche Presse die aufsehenerregende Kunde
    von einwandfreien Aussagen deutscher Baptisten=
    missionare in Kamerun, nach denen von englischen
    Regierungsvertretern Kopfpreise auf deutsche Staats=
    angehörige ausgesetzt waren. Diese Nachrichten fin=
    den ein fast noch gräßlicheres Gegenstück in einem
    Bericht der Missionsschwester P. Keßler von der
    deutschen Baptistenmission in Ndogongi (Kamerun).
    Die Verfasserin schildert das Schicksal der Ortschaf=
    ten und Missionen an der Küste Kameruns bald
    nach Ausbruch des Krieges und fährt dann fort:

    "Nachdem die Gefangennahme und Wegführung
    aller Deutschen aus den Küstengebieten unter der
    Buschbevölkerung bekannt geworden war, richtete
    diese auch allmählich ihre Aufmerksamkeit auf die
    Inlandsmissionsstationen. So hatten auch die Du=
    ala wiederholt versucht, die Nachbarstämme von
    Ndogongi zu bewegen, uns einzufangen und nach
    Duala zu bringen, indem sie ihnen sagten, daß sie
    von den Engländern eine große Belohnung für
    unsere Auslieferung erhalten würden. Doch unsere
    heidnischen Nachbarn wagten nicht recht, uns an=
    zugreifen, denn sie fürchteten sich vor dem Gewehr
    der Weißen. Einige von ihnen gingen zwar nach
    Duala und machten die Engländer auf uns auf=
    merksam. Diese kamen jedoch selbst nicht zu uns,
    der Weg schien ihnen zu beschwerlich zu sein. Da=
    gegen sollen sie den Eingeborenen Versprechungen
    von Geschenken gemacht haben für jeden Deutschen
    oder jeden Soldaten der Schutztruppe, den sie ein=
    liefern würden. - Anfang Dezember wurde in
    Lokat, 4 - 5 Stunden von unserer Station entfernt,
    ein Schutztruppensoldat ermordet; eine Hand wurde
    ihm abgehauen und mit seinem Gewehr zu den
    Engländern nach Duala gebracht. Es soll dafür
    eine Belohnung ausgezahlt worden sein. Bald da=
    rauf wurden Arbeiter, die für die deutsche Regie=
    rung gearbeitet hatten, jetzt aber entlassen waren,
    ausgeraubt, überfallen und ermordet. Auch   i h r e
    H ä n d e   w u r d e n   n a c h   D u a l a   g e b r a c h t.
    Am 23. Dezember kam ein schwarzer Soldat von
    Jabassi in Begleitung eines Missionsschülers aus
    Nyamtang nach Ndogongi. Er sollte uns eine Bot=
    schaft überbringen. Am 24. Dezember morgens
    wurde er samt dem Schüler in der Nähe unserer
    Station ermordet aufgefunden. Gewehr und Hand
    wurden wieder den Engländern überbracht. Wir
    sahen beide, Soldat und Schüler, verstümmelt und
    tot in der Nähe unserer Station liegen."



    Die weiteren Ausführungen schildern, wie es
    einem von  d e n   E n g l ä n d e r n   g e d u n g e =
    n e n   E i n g e b o r e n e n h ä u p t l i n g   und
    seiner Meute schließlich doch gelang, die Mitglie=
    der der Station doch einzufangen und fortzuschlep=
    pen, bis deutsche Polizeitruppen ihnen wieder zur
    Freiheit verhalfen. Die Verfolgten entschlossen sich
    nun nach Duala zu flüchten, da an einem Aufent=
    halt im Innern des Landes nicht mehr zu denken
    war. Um ein Haar wären sie aber doch noch dem
    Häuptling in die Hände gefallen, der heimlich alle
    Männer der ganzen Umgebung zusammengerufen
    hatte, um sie samt den zu ihrem Schutz zurückge=
    lassenen Polizeisoldaten des Nachts zu überfallen
    und zu ermorden. Nur der Wachsamkeit eines Mis=
    sionsschülers verdanken sie ihre Rettung. Dem Be=
    richt der Schwester entnehmen wir noch folgendes
    Weitere:
    "Wohl wußten wir, daß Duala in den Hän=
    den der Feinde war, hatten aber keine Ahnung von
    dem Abtransport sämtlicher Deutschen. Am zwei=
    ten Marschtage trafen wir dann unterhalb Jabassi
    mit den Engländern zusammen, wurden von ihnen


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  • January 29, 2017 16:50:54 Eva Anna Welles (AUT)

    Englische Schurkerei.

    Vor ungefähr Monatsfrist ging durch die
    ganze deutsche Presse die aufsehenerregende Kunde
    von einwandfreien Aussagen deutscher Baptisten=
    missionare in Kamerun, nach denen von englischen
    Regierungsvertretern Kopfpreise auf deutsche Staats=
    angehörige ausgesetzt waren. Diese Nachrichten fin=
    den ein fast noch gräßlicheres Gegenstück in einem
    Bericht der Missionsschwester P. Keßler von der
    deutschen Baptistenmission in Ndogongi (Kamerun).
    Die Verfasserin schildert das Schicksal der Ortschaf=
    ten und Missionen an der Küste Kameruns bald
    nach Ausbruch des Krieges und fährt dann fort:

    "Nachdem die Gefangennahme und Wegführung
    aller Deutschen aus den Küstengebieten unter der
    Buschbevölkerung bekannt geworden war, richtete
    diese auch allmählich ihre Aufmerksamkeit auf die
    Inlandsmissionsstationen. So hatten auch die Du=
    ala wiederholt versucht, die Nachbarstämme von
    Ndogongi zu bewegen, uns einzufangen und nach
    Duala zu bringen, indem sie ihnen sagten, daß sie
    von den Engländern eine große Belohnung für
    unsere Auslieferung erhalten würden. Doch unsere
    heidnischen Nachbarn wagten nicht recht, uns an=
    zugreifen, denn sie fürchteten sich vor dem Gewehr
    der Weißen. Einige von ihnen gingen zwar nach
    Duala und machten die Engländer auf uns auf=
    merksam. Diese kamen jedoch selbst nicht zu uns,
    der Weg schien ihnen zu beschwerlich zu sein. Da=
    gegen sollen sie den Eingeborenen Versprechungen
    von Geschenken gemacht haben für jeden Deutschen
    oder jeden Soldaten der Schutztruppe, den sie ein=
    liefern würden. - Anfang Dezember wurde in
    Lokat, 4 - 5 Stunden von unserer Station entfernt,
    ein Schutztruppensoldat ermordet; eine Hand wurde
    ihm abgehauen und mit seinem Gewehr zu den
    Engländern nach Duala gebracht. Es soll dafür
    eine Belohnung ausgezahlt worden sein. Bald da=
    rauf wurden Arbeiter, die für die deutsche Regie=
    rung gearbeitet hatten, jetzt aber entlassen waren,
    ausgeraubt, überfallen und ermordet. Auch   i h r e
    H ä n d e   w u r d e n   n a c h   D u a l a   g e b r a c h t.
    Am 23. Dezember kam ein schwarzer Soldat von
    Jabassi in Begleitung eines Missionsschülers aus
    Nyamtang nach Ndogongi. Er sollte uns eine Bot=
    schaft überbringen. Am 24. Dezember morgens
    wurde er samt dem Schüler in der Nähe unserer
    Station ermordet aufgefunden. Gewehr und Hand
    wurden wieder den Engländern überbracht. Wir
    sahen beide, Soldat und Schüler, verstümmelt und
    tot in der Nähe unserer Station liegen."



    Die weiteren Ausführungen schildern, wie es
    einem von  d e n   E n g l ä n d e r n   g e d u n g e =
    n e n   E i n g e b o r e n e n h ä u p t l i n g   und
    seiner Meute schließlich doch gelang, die Mitglie=
    der der Station doch einzufangen und fortzuschlep=
    pen, bis deutsche Polizeitruppen ihnen wieder zur
    Freiheit verhalfen. Die Verfolgten entschlossen sich
    nun nach Duala zu flüchten, da an einem Aufent=
    halt im Innern des Landes nicht mehr zu denken
    war. Um ein Haar wären sie aber doch noch dem
    Häuptling in die Hände gefallen, der heimlich alle
    Männer der ganzen Umgebung zusammengerufen
    hatte, um sie samt den zu ihrem Schutz zurückge=
    lassenen Polizeisoldaten des Nachts zu überfallen
    und zu ermorden. Nur der Wachsamkeit eines Mis=
    sionsschülers verdanken sie ihre Rettung. Dem Be=
    richt der Schwester entnehmen wir noch folgendes
    Weitere:
    "Wohl wußten wir, daß Duala in den Hän=
    den der Feinde war, hatten aber keine Ahnung von
    dem Abtransport sämtlicher Deutschen. Am zwei=
    ten Marschtage trafen wir dann unterhalb Jabassi
    mit den Engländern zusammen, wurden von ihnen


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    Der Rest des Zeitungsausschnitts ist ab hier hochgeklappt.
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  • January 28, 2017 17:46:52 Eva Anna Welles (AUT)

    Englische Schurkerei.

    Vor ungefähr Monatsfrist ging durch die
    ganze deutsche Presse die aufsehenerregende Kunde
    von einwandfreien Aussagen deutscher Baptisten=
    missionare in Kamerun, nach denen von englischen
    Regierungsvertretern Kopfpreise auf deutsche Staats=
    angehörige ausgesetzt waren. Diese Nachrichten fin=
    den ein fast noch gräßlicheres Gegenstück in einem
    Bericht der Missionsschwester P. Keßler von der
    deutschen Baptistenmission in Ndogongi (Kamerun).
    Die Verfasserin schildert das Schicksal der Ortschaf=
    ten und Missionen an der Küste Kameruns bald
    nach Ausbruch des Krieges und fährt dann fort:

    "Nachdem die Gefangennahme und Wegführung
    aller Deutschen aus den Küstengebieten unter der
    Buschbevölkerung bekannt geworden war, richtete
    diese auch allmählich ihre Aufmerksamkeit auf die
    Inlandsmissionsstationen. So hatten auch die Du=
    ala wiederholt versucht, die Nachbarstämme von
    Ndogongi zu bewegen, uns einzufangen und nach
    Duala zu bringen, indem sie ihnen sagten, daß sie
    von den Engländern eine große Belohnung für
    unsere Auslieferung erhalten würden. Doch unsere
    heidnischen Nachbarn wagten nicht recht, uns an=
    zugreifen, denn sie fürchteten sich vor dem Gewehr
    der Weißen. Einige von ihnen gingen zwar nach
    Duala und machten die Engländer auf uns auf=
    merksam. Diese kamen jedoch selbst nicht zu uns,
    der Weg schien ihnen zu beschwerlich zu sein. Da=
    gegen sollen sie den Eingeborenen Versprechungen
    von Geschenken gemacht haben für jeden Deutschen
    oder jeden Soldaten der Schutztruppe, den sie ein=
    liefern würden. - Anfang Dezember wurde in
    Lokat, 4 - 5 Stunden von unserer Station entfernt,
    ein Schutztruppensoldat ermordet; eine Hand wurde
    ihm abgehauen und mit seinem Gewehr zu den
    Engländern nach Duala gebracht. Es soll dafür
    eine Belohnung ausgezahlt worden sein. Bald da=
    rauf wurden Arbeiter, die für die deutsche Regie=
    rung gearbeitet hatten, jetzt aber entlassen waren,
    ausgeraubt, überfallen und ermordet. Auch   i h r e
    H ä n d e   w u r d e n   n a c h   D u a l a   g e b r a c h t.
    Am 23. Dezember kam ein schwarzer Soldat von
    Jabassi in Begleitung eines Missionsschülers aus
    Nyamtang nach Ndogongi. Er sollte uns eine Bot=
    schaft überbringen. Am 24. Dezember morgens
    wurde er samt dem Schüler in der Nähe unserer
    Station ermordet aufgefunden. Gewehr und Hand
    wurden wieder den Engländern überbracht. Wir
    sahen beide, Soldat und Schüler, verstümmelt und
    tot in der Nähe unserer Station liegen."



    Die weiteren Ausführungen schildern, wie es
    einem von  d e n   E n g l ä n d e r n   g e d u n g e =
    n e n   E i n g e b o r e n e n h ä u p t l i n g   und
    seiner Meute schließlich doch gelang, die Mitglie=
    der der Station doch einzufangen und fortzuschlep=
    pen, bis deutsche Polizeitruppen ihnen wieder zur
    Freiheit verhalfen. Die Verfolgten entschlossen sich
    nun nach Duala zu flüchten, da an einem Aufent=
    halt im Innern des Landes nicht mehr zu denken
    war. Um ein Haar wären sie aber doch noch dem
    Häuptling in die Hände gefallen, der heimlich alle
    Männer der ganzen Umgebung zusammengerufen
    hatte, um sie samt den zu ihrem Schutz zurückge=
    lassenen Polizeisoldaten des Nachts zu überfallen
    und zu ermorden. Nur der Wachsamkeit eines Mis=
    sionsschülers verdanken sie ihre Rettung. Dem Be=
    richt der Schwester entnehmen wir noch folgendes
    Weitere:
    "Wohl wußten wir, daß Duala in den Hän=
    den der Feinde war, hatten aber keine Ahnung von
    dem Abtransport sämtlicher Deutschen. Am zwei=
    ten Marschtage trafen wir dann unterhalb Jabassi
    mit den Engländern zusammen, wurden von ihnen


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    Der Rest des Zeitungsausschnitts ist ab hier hochgeklappt.
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  • January 28, 2017 17:42:02 Eva Anna Welles (AUT)

    Englische Schurkerei.

    Vor ungefähr Monatsfrist ging durch die
    ganze deutsche Presse die aufsehenerregende Kunde
    von einwandfreien Aussagen deutscher Baptisten=
    missionare in Kamerun, nach denen von englischen
    Regierungsvertretern Kopfpreise auf deutsche Staats=
    angehörige ausgesetzt waren. Diese Nachrichten fin=
    den ein fast noch gräßlicheres Gegenstück in einem
    Bericht der Missionsschwester P. Keßler von der
    deutschen Baptistenmission in Ndogongi (Kamerun).
    Die Verfasserin schildert das Schicksal der Ortschaf=
    ten und Missionen an der Küste Kameruns bald
    nach Ausbruch des Krieges und fährt dann fort:

    "Nachdem die Gefangennahme und Wegführung
    aller Deutschen aus den Küstengebieten unter der
    Buschbevölkerung bekannt geworden war, richtete
    diese auch allmählich ihre Aufmerksamkeit auf die
    Inlandsmissionsstationen. So hatten auch die Du=
    ala wiederholt versucht, die Nachbarstämme von
    Ndogongi zu bewegen, uns einzufangen und nach
    Duala zu bringen, indem sie ihnen sagten, daß sie
    von den Engländern eine große Belohnung für
    unsere Auslieferung erhalten würden. Doch unsere
    heidnischen Nachbarn wagten nicht recht, uns an=
    zugreifen, denn sie fürchteten sich vor dem Gewehr
    der Weißen. Einige von ihnen gingen zwar nach
    Duala und machten die Engländer auf uns auf=
    merksam. Diese kamen jedoch selbst nicht zu uns,
    der Weg schien ihnen zu beschwerlich zu sein. Da=
    gegen sollen sie den Eingeborenen Versprechungen
    von Geschenken gemacht haben für jeden Deutschen
    oder jeden Soldaten der Schutztruppe, den sie ein=
    liefern würden. - Anfang Dezember wurde in
    Lokat, 4 - 5 Stunden von unserer Station entfernt,
    ein Schutztruppensoldat ermordet; eine Hand wurde
    ihm abgehauen und mit seinem Gewehr zu den
    Engländern nach Duala gebracht. Es soll dafür
    eine Belohnung ausgezahlt worden sein. Bald da=
    rauf wurden Arbeiter, die für die deutsche Regie=
    rung gearbeitet hatten, jetzt aber entlassen waren,
    ausgeraubt, überfallen und ermordet. Auch   i h r e
    H ä n d e   w u r d e n   n a c h   D u a l a   g e b r a c h t.
    Am 23. Dezember kam ein schwarzer Soldat von
    Jabassi in Begleitung eines Missionsschülers aus
    Nyamtang nach Ndogongi. Er sollte uns eine Bot=
    schaft überbringen. Am 24. Dezember morgens
    wurde er samt dem Schüler in der Nähe unserer
    Station ermordet aufgefunden. Gewehr und Hand
    wurden wieder den Engländern überbracht. Wir
    sahen beide, Soldat und Schüler, verstümmelt und
    tot in der Nähe unserer Station liegen."



    Die weiteren Ausführungen schildern, wie es
    einem von  d e n   E n g l ä n d e r n   g e d u n g e =
    n e n   E i n g e b o r e n e n h ä u p t l i n g   und
    seiner Meute schließlich doch gelang, die Mitglie=
    der der Station doch einzufangen und fortzuschlep=
    pen, bis deutsche Polizeitruppen ihnen wieder zur
    Freiheit verhalfen. Die Verfolgten entschlossen sich
    nun nach Duala zu flüchten, da an einem Aufent=
    halt im Innern des Landes nicht mehr zu denken
    war. Um ein Haar wären sie aber doch noch dem
    Häuptling in die Hände gefallen, der heimlich alle
    Männer der ganzen Umgebung zusammengerufen
    hatte, um sie samt den zu ihrem Schutz zurückge=
    lassenen Polizeisoldaten des Nachts zu überfallen
    und zu ermorden. Nur der Wachsamkeit eines Mis=
    sionsschülers verdanken sie ihre Rettung. Dem Be=
    richt der Schwester entnehmen wir noch folgendes
    Weitere:
    "Wohl wußten wir, daß Duala in den Hän=
    den der Feinde war, hatten aber keine Ahnung von
    dem Abtransport sämtlicher Deutschen. Am zwei=
    ten Marschtage trafen wir dann unterhalb Jabassi
    mit den Engländern zusammen, wurden von ihnen




  • January 28, 2017 17:14:12 Eva Anna Welles (AUT)

    Englische Schurkerei.

    Vor ungefähr Monatsfrist ging durch die
    ganze deutsche Presse die aufsehenerregende Kunde
    von einwandfreien Aussagen deutscher Baptisten=
    missionare in Kamerun, nach denen von englischen
    Regierungsvertretern Kopfpreise auf deutsche Staats=
    angehörige ausgesetzt waren. Diese Nachrichten fin=
    den ein fast noch gräßlicheres Gegenstück in einem
    Bericht der Missionsschwester P. Keßler von der
    deutschen Baptistenmission in Ndogongi (Kamerun).
    Die Verfasserin schildert das Schicksal der Ortschaf=
    ten und Missionen an der Küste Kameruns bald
    nach Ausbruch des Krieges und fährt dann fort:

    "Nachdem die Gefangennahme und Wegführung
    aller Deutschen aus den Küstengebieten unter der
    Buschbevölkerung bekannt geworden war, richtete
    diese auch allmählich ihre Aufmerksamkeit auf die
    Inlandsmissionsstationen. So hatten auch die Du=
    ala wiederholt versucht, die Nachbarstämme von
    Ndogongi zu bewegen, uns einzufangen und nach
    Duala zu bringen, indem sie ihnen sagten, daß sie
    von den Engländern eine große Belohnung für
    unsere Auslieferung erhalten würden. Doch unsere
    heidnischen Nachbarn wagten nicht recht, uns an=
    zugreifen, denn sie fürchteten sich vor dem Gewehr
    der Weißen. Einige von ihnen gingen zwar nach
    Duala und machten die Engländer auf uns auf=
    merksam. Diese kamen jedoch selbst nicht zu uns,
    der Weg schien ihnen zu beschwerlich zu sein. Da=
    gegen sollen sie den Eingeborenen Versprechungen
    von Geschenken gemacht haben für jeden Deutschen
    oder jeden Soldaten der Schutztruppe, den sie ein=
    liefern würden. - Anfang Dezember wurde in
    Lokat, 4 - 5 Stunden von unserer Station entfernt,
    ein Schutztruppensoldat ermordet; eine Hand wurde
    ihm abgehauen und mit seinem Gewehr zu den
    Engländern nach Duala gebracht. Es soll dafür
    eine Belohnung ausgezahlt worden sein. Bald da=
    rauf wurden Arbeiter, die für die deutsche Regie=
    rung gearbeitet hatten, jetzt aber entlassen waren,
    ausgeraubt, überfallen und ermordet. Auch   i h r e
    H ä n d e   w u r d e n   n a c h   D u a l a   g e b r a c h t.
    Am 23. Dezember kam ein schwarzer Soldat von
    Jabassi in Begleitung eines Missionsschülers aus
    Nyamtang nach Ndogongi. Er sollte uns eine Bot=
    schaft überbringen. Am 24. Dezember morgens
    wurde er samt dem Schüler in der Nähe unserer
    Station ermordet aufgefunden. Gewehr und Hand
    wurden wieder den Engländern überbracht. Wir
    sahen beide, Soldat und Schüler, verstümmelt und
    tot in der Nähe unserer Station liegen."






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Save description
  • 4.287975924927256||9.79386396250004||

    Kamerun, Duala

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    Trondheim/Norwegen

    ||1
Location(s)
  • Story location Trondheim/Norwegen
  • Document location Kamerun, Duala
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ID
1495 / 20137
Source
http://europeana1914-1918.eu/...
Contributor
Bernd Rossberg
License
http://creativecommons.org/licenses/by-sa/3.0/


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