Kriegstagebuch mit handgefertigten Zeichnungen von Rudolf Kämmerer, SM Hilfskreuzer "Berlin", item 71
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Zeitungsausschnitt linke Seite:
Während die Franzosen erfundene Greuel=
berichte über angebliche Schandtaten des deut=
schen Heeres in die Welt schicken, werden ihnen
selbst Schlag auf Schlag die verabscheuungswür=
digsten Verbrechen an deutschen Heeresangehöri=
gen nachgewiesen. Ueber einen besonders kras=
sen Fall nach der "Köln. Ztg." bekundete der
Führer der ... Mun.=Kol. ... A.=K., Haupt=
mann T. ..., bei seiner gerichtlichen Vernehmung
e i d l i c h als Z e u g e wie folgt:Am 10. September 1914, vormittags 8 Uhr,
wurde von der Abteilung auf dem Marsche von
Boursonne nach Villers=Cotterets etwa ein Kilo=
meter nordöstlich Boursonne an der Wegekreu=
zung im Foret=Domaniale de Metz ein Auto
angetroffen, in und bei welchem n e u n ge=
tötete Mannschaften lagen. Das Auto
trug hinten die Bezeichnung D, vor die M.=K.
2001 und Stab der 11. Infanterie=Brigade. Die
Feststellung der Toten, die etwa einen Tag dort
gelegen haben können, war nicht möglich, weil
die Erkennungsmarken fehlten. Zwei der Ge=
töteten waren Unteroffiziere, ein Toter gehörte
dem 71. Infanterie-Regiment, einer dem 49. In=
fanterie-Regiment, an, die andern hatten keine
Achselklappen. Der größte Teil der Getöteten
war schon v o r h e r v e r w u n d e t gewesen
und trug Verbände. Es handelt sich anscheinend
um ein Auto, das Verwundete mit einigen Be=
gleitmannschaften transportierte. Einem der
Toten waren die A u g e n a u s g e st o ch e n
und einem der Hals bis a u f d i e B r u st
a u f g e s ch n i t t e n. Eine Untersuchung des
Autos ergab, daß es beschossen und angehalten
war. Am Platze wurden französische Patronen
und Geschosse vorgefunden. Bei einem der Toten
befand sich ein Portemonnaie mit 4,95 Mark und
einigen Zetteln Inhalt. Die Toten sind von uns
an der Wegekreuzung beerdigt worden. Ich
selber habe gesehen, daß mehrere Leichen an den
Armen oder an der Hand Verbände hatten, und
daß einer den Arm in der Binde trug. Verbände
und Binde waren weiß. Ich habe mir die Leichen
nicht genau angesehen, da mir der Anblick zu
grauenhaft war. Meine Leute erzählten mir,
daß s ä m t l i ch e n e u n P e r s o n e n mit
Ausnahme des einen Unteroffiziers und des
Chauffeurs V e r b ä n d e g e t r a g e n hatten.
Es unterliegt keinem Zwiefel, daß dieser Unter=
offizier der Führer eines Verwundeten=Trans=
portes war. Es war ein offenes großes Auto.An dem einen Rade war der Pneumatik entzwei,
vermutlich hat ein Schuß den Pneumatik durch=
schlagen, so daß das Auto auf diese Weise zum
Stehen gebracht ist. Die ersten zwei Leichen
lagen in einer Entfernung von etwa 50 bis 60
Schritt seitlich des Weges hinter dem Auto: die
übrigen neben und in dem Auto.Von den ersten
beiden Leichen trug eine einen Verband an der
Hande. Ob die andere einen Verband trug, weiß
ich nicht. Eine Leiche saß zurückgelehnt mit einem
Kopfschuß im Auto und trug den Arm in der
Binde. Einer der rechts neben dem Auto im
Straßengraben liegenden L e i ch e n f e h l t e n
d i e A u g e n, das Gesicht war blutüberströmt,
einen Verband trug die Leiche an den Augen
nicht. Diese Verletzung muß der Betreffende also
hier bekommen haben. Mehrere meiner Leute
waren entrüstet darüber, daß einem d i e K e h l e
v o l l st ä n d i g d u r ch s ch n i t t e n war, wie
sie sagten. Von der Fahrrichtung des Autos
ausgehend, befand sich unmittelbar am Wege
schon ziemlich ein Kilometer lang Hochwald
mit so dicken Stämmen, daß sich ein Mann sehr
wohl dahinter verstecken konnte. Wir fanden in
einer Entfernung von etwa 30 Schritt vom
Auto längs des Weges an mehreren Stellen ab=
geschossene Patronen, und zwar L e b e l =
g e w e h r = P a t r o n e n, wie sie die französische
Armee führt. Auch in der Nähe des Autos wur=
den noch einige solcher Patronen gefunden. Es
ist mir nicht zweifelhaft, daß hier französisches
Militär im Walde hinter den dicken Stämmen
verdeckte Stellung genommen und diesen Ver=
wundeten-Transport überfallen hat. Der Platz
im Walde hierzu war insofern sehr geschickt ge=
wählt, als bei einem etwaigen Widerstande das
französische Militär in den unweit befindlichen
Dickungen hätte Deckung finden können, und weil
das französische Militär von ihrer Stellung aus
die sämtlichen nach dem Kreuzungspunkt führen=
den Wege bestreichen konnte. Ich bemerke noch,
daß links im Walde angefangen war, eine Grube
aufzuwerfen, offenbar, um die Leichen zu be=
erdigen und auf diese Weise die Entdeckung der
Greueltaten zu verhüten. Es f e h l t e n an allen
Leichen B r u st b e u t e l u n d E r ke n n u n g s =
m a r k e n. Nur eine Leiche hatte noch ein Porte=
monnaie mit 4,95 Mark Inhalt. Der Umstand,
daß das Auto stehen geblieben ist, und daß die
offenbar zur Beerdigung der Leichen bestimmte
Grube nicht vollendet war, sprechen dafür, daß
die Täter gestört worden sind. V.G.U. Unter=
schrift. Der Zeuge wurde hierauf beeidigt.Zeitungsausschnitt 1, rechte Seite:
Der Abschiedsbrief des deutschen "Spion".
Stuttgart, 29. Nov. Im Auftrage unserer Marine
ist seinerzeit der Marineoffizier H a n s L o d y nach England
gegangen und hat von dort aus nach einer Darstellung von
Norbert Jocqs in der Frankfurter Zeitung seine Beobach=
tungen brieflich nach Deutschland gemeldet. Er wußte, daß
er eines Tages entdeckt werden würde und daß die Engländer
ohne Schonung mit ihm verfahren würden. Er wurde als
Spion verhaftet und in ehrenvoller Gerichtsverhandlung zum
Tode verurteilt. Seine Haltung vor den englischen Richtern
war von so ergreifendem Eindruck, daß ein angesehener Lon=
doner Bürger aus dem Zuschauerraum heraustrag, auf den
Angeklagten zuschritt und ihm die Hand drückte. Hans Lody
wurde verurteilt. Am Abend vor seinem Tode hat er seinen
in Stuttgart lebenden Angehörigen einen Abschiedsbrief ge=
schrieben, der ein ergreifendes Dokument seiner helden=
mütigen Gesinnung darstellt. Der Brief wird im "Stutt=
garter Tageblatt" veröffentlicht. Er lautet:Tower of London, 5 November.
Meine Lieben! Ich habe auf meinen Gott vertraut und
er hat entschieden. Durch viele Gefahren des Lebens hat er
mich geführt und immer errettet. Er hat mir die Schön=
heiten der Welt gezeigt, mehr als Millionen unter uns, und
ich darf nicht klagen. Meine Uhr ist abgelaufen, und ich muß
den Weg durchs dunkle Tal gehen, wie viele meiner tapferen
Kameraden in diesem furchtbaren Ringen der Völker. Da
gibt es keine Wahl und keine Warnung, und darum gehe ich
meinem Schicksal entgegen, mit demselben Geiste und Mute
unserer glorreichen Vorfahren. Mit Gott für Kaiser und
Reich; möge mein Leben als ein bescheidenes Opfer auf
dem Altare des Vaterlandes gewürdigt werden. Ein Helden=
tod in der Schlacht ist gewiß schöner, doch ist mir dieses nicht
beschieden und ich sterbe hier in Feindesland still und un=
bekannt. Das Bewußtsein jedoch, im Dienste meines Vater=
landes zu sterben, macht mir den Tod leicht. Wenn ich auch
meine Feinde nicht um Gnade flehe, so bat ich doch meinen
Gott, mir gnädig zu sein, und dies ist mir gewählt. Lebt
wohl, Ihr Lieben, und behaltet mich in Eurer Erinnerung
als den Hans, den Ihr kennt. Möge der allmächtige Gott
Euch schützen und den deutschen Waffen den Sieg verleihen.
Das Oberkriegsgericht in London hat mich wegen Kriegs=
verschwörung zum Tode verurteilt. Morgen werde ich hier
im Tower erschossen. Es ist mir eine sehr große Beruhigung,
daß man mich nicht als "Spion" behandelt. Ich habe ge=
rechte Richter gehabt. Ich werde als Offizier und nicht als
Spion sterben. Lebt wohl! Gott segne Euch. H a n s.Am 22. November erschien im "Stuttgarter Tageblatt"
eine schlichte Traueranzeige, worin mitgeteilt wurde, daß der
Oberleutnant zur See der Reserve Hans Lody am 6. No=
vember den Heldentod für sein Vaterland starb.Zeitungsausschnitt 2, rechte Seite:
Englische Priester in deutschen Gefangenenlagern.
Amsterdam, 26. Nov. Der römische Berichterstatter der
"Tijd" meldet am 24. November: "Es hat in vatikanischen
Kreisen einen sehr günstigen Eindruck gemacht, daß Deutsch=
land so gut für seine Gefangenen auch in geistlicher Hinsicht
sorgt. Man war im Vatikan schon freudig bewegt, als durch
Vermittlung des Kardinals von Hartmann die französischen
Priester so ehrenvoll behandelt wurden. Und jetzt hat man mit
großer Genugtung die Erklärung der deutschen Regierung emp=
fangen, für die Seelsorge der englischen Gefangenen sorgen zu
wollen. Auf Gesuch des deutschen Gesandten wird der Vatikan
jetzt zwei englische Patres, einen Augustiner und einen Domini=
kaner, nach Deutschland schicken, um die Seelsorge für die eng=
lischen katholischen Gefangenen zu besorgen." -
Zeitungsausschnitt linke Seite:
Während die Franzosen erfundene Greuel=
berichte über angebliche Schandtaten des deut=
schen Heeres in die Welt schicken, werden ihnen
selbst Schlag auf Schlag die verabscheuungswür=
digsten Verbrechen an deutschen Heeresangehöri=
gen nachgewiesen. Ueber einen besonders kras=
sen Fall nach der "Köln. Ztg." bekundete der
Führer der ... Mun.=Kol. ... A.=K., Haupt=
mann T. ..., bei seiner gerichtlichen Vernehmung
e i d l i c h als Z e u g e wie folgt:Am 10. September 1914, vormittags 8 Uhr,
wurde von der Abteilung auf dem Marsche von
Boursonne nach Villers=Cotterets etwa ein Kilo=
meter nordöstlich Boursonne an der Wegekreu=
zung im Foret=Domaniale de Metz ein Auto
angetroffen, in und bei welchem n e u n ge=
tötete Mannschaften lagen. Das Auto
trug hinten die Bezeichnung D, vor die M.=K.
2001 und Stab der 11. Infanterie=Brigade. Die
Feststellung der Toten, die etwa einen Tag dort
gelegen haben können, war nicht möglich, weil
die Erkennungsmarken fehlten. Zwei der Ge=
töteten waren Unteroffiziere, ein Toter gehörte
dem 71. Infanterie-Regiment, einer dem 49. In=
fanterie-Regiment, an, die andern hatten keine
Achselklappen. Der größte Teil der Getöteten
war schon v o r h e r v e r w u n d e t gewesen
und trug Verbände. Es handelt sich anscheinend
um ein Auto, das Verwundete mit einigen Be=
gleitmannschaften transportierte. Einem der
Toten waren die A u g e n a u s g e st o ch e n
und einem der Hals bis a u f d i e B r u st
a u f g e s ch n i t t e n. Eine Untersuchung des
Autos ergab, daß es beschossen und angehalten
war. Am Platze wurden französische Patronen
und Geschosse vorgefunden. Bei einem der Toten
befand sich ein Portemonnaie mit 4,95 Mark und
einigen Zetteln Inhalt. Die Toten sind von uns
an der Wegekreuzung beerdigt worden. Ich
selber habe gesehen, daß mehrere Leichen an den
Armen oder an der Hand Verbände hatten, und
daß einer den Arm in der Binde trug. Verbände
und Binde waren weiß. Ich habe mir die Leichen
nicht genau angesehen, da mir der Anblick zu
grauenhaft war. Meine Leute erzählten mir,
daß s ä m t l i ch e n e u n P e r s o n e n mit
Ausnahme des einen Unteroffiziers und des
Chauffeurs V e r b ä n d e g e t r a g e n hatten.
Es unterliegt keinem Zwiefel, daß dieser Unter=
offizier der Führer eines Verwundeten=Trans=
portes war. Es war ein offenes großes Auto.An dem einen Rade war der Pneumatik entzwei,
vermutlich hat ein Schuß den Pneumatik durch=
schlagen, so daß das Auto auf diese Weise zum
Stehen gebracht ist. Die ersten zwei Leichen
lagen in einer Entfernung von etwa 50 bis 60
Schritt seitlich des Weges hinter dem Auto: die
übrigen neben und in dem Auto.Von den ersten
beiden Leichen trug eine einen Verband an der
Hande. Ob die andere einen Verband trug, weiß
ich nicht. Eine Leiche saß zurückgelehnt mit einem
Kopfschuß im Auto und trug den Arm in der
Binde. Einer der rechts neben dem Auto im
Straßengraben liegenden L e i ch e n f e h l t e n
d i e A u g e n, das Gesicht war blutüberströmt,
einen Verband trug die Leiche an den Augen
nicht. Diese Verletzung muß der Betreffende also
hier bekommen haben. Mehrere meiner Leute
waren entrüstet darüber, daß einem d i e K e h l e
v o l l st ä n d i g d u r ch s ch n i t t e n war, wie
sie sagten. Von der Fahrrichtung des Autos
ausgehend, befand sich unmittelbar am Wege
schon ziemlich ein Kilometer lang Hochwald
mit so dicken Stämmen, daß sich ein Mann sehr
wohl dahinter verstecken konnte. Wir fanden in
einer Entfernung von etwa 30 Schritt vom
Auto längs des Weges an mehreren Stellen ab=
geschossene Patronen, und zwar L e b e l =
g e w e h r = P a t r o n e n, wie sie die französische
Armee führt. Auch in der Nähe des Autos wur=
den noch einige solcher Patronen gefunden. Es
ist mir nicht zweifelhaft, daß hier französisches
Militär im Walde hinter den dicken Stämmen
verdeckte Stellung genommen und diesen Ver=
wundeten-Transport überfallen hat. Der Platz
im Walde hierzu war insofern sehr geschickt ge=
wählt, als bei einem etwaigen Widerstande das
französische Militär in den unweit befindlichen
Dickungen hätte Deckung finden können, und weil
das französische Militär von ihrer Stellung aus
die sämtlichen nach dem Kreuzungspunkt führen=
den Wege bestreichen konnte. Ich bemerke noch,
daß links im Walde angefangen war, eine Grube
aufzuwerfen, offenbar, um die Leichen zu be=
erdigen und auf diese Weise die Entdeckung der
Greueltaten zu verhüten. Es f e h l t e n an allen
Leichen B r u st b e u t e l u n d E r ke n n u n g s =
m a r k e n. Nur eine Leiche hatte noch ein Porte=
monnaie mit 4,95 Mark Inhalt. Der Umstand,
daß das Auto stehen geblieben ist, und daß die
offenbar zur Beerdigung der Leichen bestimmte
Grube nicht vollendet war, sprechen dafür, daß
die Täter gestört worden sind. V.G.U. Unter=
schrift. Der Zeuge wurde hierauf beeidigt.Zeitungsausschnitt 1, rechte Seite:
Der Abschiedsbrief des deutschen "Spion".
Stuttgart, 29. Nov. Im Auftrage unserer Marine
ist seinerzeit der Marineoffizier H a n s L o d y nach England
gegangen und hat von dort aus nach einer Darstellung von
Norbert Jocqs in der Frankfurter Zeitung seine Beobach=
tungen brieflich nach Deutschland gemeldet. Er wußte, daß
er eines Tages entdeckt werden würde und daß die Engländer
ohne Schonung mit ihm verfahren würden. Er wurde als
Spion verhaftet und in ehrenvoller Gerichtsverhandlung zum
Tode verurteilt. Seine Haltung vor den englischen Richtern
war von so ergreifendem Eindruck, daß ein angesehener Lon=
doner Bürger aus dem Zuschauerraum heraustrag, auf den
Angeklagten zuschritt und ihm die Hand drückte. Hans Lody
wurde verurteilt. Am Abend vor seinem Tode hat er seinen
in Stuttgart lebenden Angehörigen einen Abschiedsbrief ge=
schrieben, der ein ergreifendes Dokument seiner helden=
mütigen Gesinnung darstellt. Der Brief wird im "Stutt=
garter Tageblatt" veröffentlicht. Er lautet:Tower of London, 5 November.
Meine Lieben! Ich habe auf meinen Gott vertraut und
er hat entschieden. Durch viele Gefahren des Lebens hat er
mich geführt und immer errettet. Er hat mir die Schön=
heiten der Welt gezeigt, mehr als Millionen unter uns, und
ich darf nicht klagen. Meine Uhr ist abgelaufen, und ich muß
den Weg durchs dunkle Tal gehen, wie viele meiner tapferen
Kameraden in diesem furchtbaren Ringen der Völker. Da
gibt es keine Wahl und keine Warnung, und darum gehe ich
meinem Schicksal entgegen, mit demselben Geiste und Mute
unserer glorreichen Vorfahren. Mit Gott für Kaiser und
Reich; möge mein Leben als ein bescheidenes Opfer auf
dem Altare des Vaterlandes gewürdigt werden. Ein Helden=
tod in der Schlacht ist gewiß schöner, doch ist mir dieses nicht
beschieden und ich sterbe hier in Feindesland still und un=
bekannt. Das Bewußtsein jedoch, im Dienste meines Vater=
landes zu sterben, macht mir den Tod leicht. Wenn ich auch
meine Feinde nicht um Gnade flehe, so bat ich doch meinen
Gott, mir gnädig zu sein, und dies ist mir gewählt. Lebt
wohl, Ihr Lieben, und behaltet mich in Eurer Erinnerung
als den Hans, den Ihr kennt. Möge der allmächtige Gott
Euch schützen und den deutschen Waffen den Sieg verleihen.
Das Oberkriegsgericht in London hat mich wegen Kriegs=
verschwörung zum Tode verurteilt. Morgen werde ich hier
im Tower erschossen. Es ist mir eine sehr große Beruhigung,
daß man mich nicht als "Spion" behandelt. Ich habe ge=
rechte Richter gehabt. Ich werde als Offizier und nicht als
Spion sterben. Lebt wohl! Gott segne Euch. H a n s.Am 22. November erschien im "Stuttgarter Tageblatt"
eine schlichte Traueranzeige, worin mitgeteilt wurde, daß der
Oberleutnant zur See der Reserve Hans Lody am 6. No=
vember den Heldentod für sein Vaterland starb.Zeitungsausschnitt 2, rechte Seite:
Englische Priester in deutschen Gefangenenlagern.
Amsterdam, 26. Nov. Der römische Berichterstatter der
"Tijd" meldet am 24. November: "Es hat in vatikanischen
Kreisen einen sehr günstigen Eindruck gemacht, daß Deutsch=
land so gut für seine Gefangenen auch in geistlicher Hinsicht
sorgt. Man war im Vatikan schon freudig bewegt, als durch
Vermittlung des Kardinals von Hartmann die französischen
Priester so ehrenvoll behandelt wurden. Und jetzt hat man mit
großer Genugtung die Erklärung der deutschen Regierung emp=
fangen, für die Seelsorge der englischen Gefangenen sorgen zu
wollen. Auf Gesuch des deutschen Gesandten wird der Vatikan
jetzt zwei englische Patres, einen Augustiner und einen Domini=
kaner, nach Deutschland schicken, um die Seelsorge für die eng=
lischen katholischen Gefangenen zu besorgen."
-
Zeitungsausschnitt linke Seite:
Während die Franzosen erfundene Greuel=
berichte über angebliche Schandtaten des deut=
schen Heeres in die Welt schicken, werden ihnen
selbst Schlag auf Schlag die verabscheuungswür=
digsten Verbrechen an deutschen Heeresangehöri=
gen nachgewiesen. Ueber einen besonders kras=
sen Fall nach der "Köln. Ztg." bekundete der
Führer der ... Mun.=Kol. ... A.=K., Haupt=
mann T. ..., bei seiner gerichtlichen Vernehmung
e i d l i c h als Z e u g e wie folgt:Am 10. September 1914, vormittags 8 Uhr,
wurde von der Abteilung auf dem Marsche von
Boursonne nach Villers=Cotterets etwa ein Kilo=
meter nordöstlich Boursonne an der Wegekreu=
zung im Foret=Domaniale de Metz ein Auto
angetroffen, in und bei welchem n e u n ge=
tötete Mannschaften lagen. Das Auto
trug hinten die Bezeichnung D, vor die M.=K.
2001 und Stab der 11. Infanterie=Brigade. Die
Feststellung der Toten, die etwa einen Tag dort
gelegen haben können, war nicht möglich, weil
die Erkennungsmarken fehlten. Zwei der Ge=
töteten waren Unteroffiziere, ein Toter gehörte
dem 71. Infanterie-Regiment, einer dem 49. In=
fanterie-Regiment, an, die andern hatten keine
Achselklappen. Der größte Teil der Getöteten
war schon v o r h e r v e r w u n d e t gewesen
und trug Verbände. Es handelt sich anscheinend
um ein Auto, das Verwundete mit einigen Be=
gleitmannschaften transportierte. Einem der
Toten waren die A u g e n a u s g e st o ch e n
und einem der Hals bis a u f d i e B r u st
a u f g e s ch n i t t e n. Eine Untersuchung des
Autos ergab, daß es beschossen und angehalten
war. Am Platze wurden französische Patronen
und Geschosse vorgefunden. Bei einem der Toten
befand sich ein Portemonnaie mit 4,95 Mark und
einigen Zetteln Inhalt. Die Toten sind von uns
an der Wegekreuzung beerdigt worden. Ich
selber habe gesehen, daß mehrere Leichen an den
Armen oder an der Hand Verbände hatten, und
daß einer den Arm in der Binde trug. Verbände
und Binde waren weiß. Ich habe mir die Leichen
nicht genau angesehen, da mir der Anblick zu
grauenhaft war. Meine Leute erzählten mir,
daß s ä m t l i ch e n e u n P e r s o n e n mit
Ausnahme des einen Unteroffiziers und des
Chauffeurs V e r b ä n d e g e t r a g e n hatten.
Es unterliegt keinem Zwiefel, daß dieser Unter=
offizier der Führer eines Verwundeten=Trans=
portes war. Es war ein offenes großes Auto.An dem einen Rade war der Pneumatik entzwei,
vermutlich hat ein Schuß den Pneumatik durch=
schlagen, so daß das Auto auf diese Weise zum
Stehen gebracht ist. Die ersten zwei Leichen
lagen in einer Entfernung von etwa 50 bis 60
Schritt seitlich des Weges hinter dem Auto: die
übrigen neben und in dem Auto.Von den ersten
beiden Leichen trug eine einen Verband an der
Hande. Ob die andere einen Verband trug, weiß
ich nicht. Eine Leiche saß zurückgelehnt mit einem
Kopfschuß im Auto und trug den Arm in der
Binde. Einer der rechts neben dem Auto im
Straßengraben liegenden L e i ch e n f e h l t e n
d i e A u g e n, das Gesicht war blutüberströmt,
einen Verband trug die Leiche an den Augen
nicht. Diese Verletzung muß der Betreffende also
hier bekommen haben. Mehrere meiner Leute
waren entrüstet darüber, daß einem d i e K e h l e
v o l l st ä n d i g d u r ch s ch n i t t e n war, wie
sie sagten. Von der Fahrrichtung des Autos
ausgehend, befand sich unmittelbar am Wege
schon ziemlich ein Kilometer lang Hochwald
mit so dicken Stämmen, daß sich ein Mann sehr
wohl dahinter verstecken konnte. Wir fanden in
einer Entfernung von etwa 30 Schritt vom
Auto längs des Weges an mehreren Stellen ab=
geschossene Patronen, und zwar L e b e l =
g e w e h r = P a t r o n e n, wie sie die französische
Armee führt. Auch in der Nähe des Autos wur=
den noch einige solcher Patronen gefunden. Es
ist mir nicht zweifelhaft, daß hier französisches
Militär im Walde hinter den dicken Stämmen
verdeckte Stellung genommen und diesen Ver=
wundeten-Transport überfallen hat. Der Platz
im Walde hierzu war insofern sehr geschickt ge=
wählt, als bei einem etwaigen Widerstande das
französische Militär in den unweit befindlichen
Dickungen hätte Deckung finden können, und weil
das französische Militär von ihrer Stellung aus
die sämtlichen nach dem Kreuzungspunkt führen=
den Wege bestreichen konnte. Ich bemerke noch,
daß links im Walde angefangen war, eine Grube
aufzuwerfen, offenbar, um die Leichen zu be=
erdigen und auf diese Weise die Entdeckung der
Greueltaten zu verhüten. Es f e h l t e n an allen
Leichen B r u st b e u t e l u n d E r ke n n u n g s =
m a r k e n. Nur eine Leiche hatte noch ein Porte=
monnaie mit 4,95 Mark Inhalt. Der Umstand,
daß das Auto stehen geblieben ist, und daß die
offenbar zur Beerdigung der Leichen bestimmte
Grube nicht vollendet war, sprechen dafür, daß
die Täter gestört worden sind. V.G.U. Unter=
schrift. Der Zeuge wurde hierauf beeidigt.Zeitungsausschnitt 1, rechte Seite:
Der Abschiedsbrief des deutschen "Spion".
Stuttgart, 29. Nov. Im Auftrage unserer Marine
ist seinerzeit der Marineoffizier H a n s L o d y nach England
gegangen und hat von dort aus nach einer Darstellung von
Norbert Jocqs in der Frankfurter Zeitung seine Beobach=
tungen brieflich nach Deutschland gemeldet. Er wußte, daß
er eines Tages entdeckt werden würde und daß die Engländer
ohne Schonung mit ihm verfahren würden. Er wurde als
Spion verhaftet und in ehrenvoller Gerichtsverhandlung zum
Tode verurteilt. Seine Haltung vor den englischen Richtern
war von so ergreifendem Eindruck, daß ein angesehener Lon=
doner Bürger aus dem Zuschauerraum heraustrag, auf den
Angeklagten zuschritt und ihm die Hand drückte. Hans Lody
wurde verurteilt. Am Abend vor seinem Tode hat er seinen
in Stuttgart lebenden Angehörigen einen Abschiedsbrief ge=
schrieben, der ein ergreifendes Dokument seiner helden=
mütigen Gesinnung darstellt. Der Brief wird im "Stutt=
garter Tageblatt" veröffentlicht. Er lautet:Tower of London, 5 November.
Meine Lieben! Ich habe auf meinen Gott vertraut und
er hat entschieden. Durch viele Gefahren des Lebens hat er
mich geführt und immer errettet. Er hat mir die Schön=
heiten der Welt gezeigt, mehr als Millionen unter uns, und
ich darf nicht klagen. Meine Uhr ist abgelaufen, und ich muß
den Weg durchs dunkle Tal gehen, wie viele meiner tapferen
Kameraden in diesem furchtbaren Ringen der Völker. Da
gibt es keine Wahl und keine Warnung, und darum gehe ich
meinem Schicksal entgegen, mit demselben Geiste und Mute
unserer glorreichen Vorfahren. Mit Gott für Kaiser und
Reich; möge mein Leben als ein bescheidenes Opfer auf
dem Altare des Vaterlandes gewürdigt werden. Ein Helden=
tod in der Schlacht ist gewiß schöner, doch ist mir dieses nicht
beschieden und ich sterbe hier in Feindesland still und un=
bekannt. Das Bewußtsein jedoch, im Dienste meines Vater=
landes zu sterben, macht mir den Tod leicht. Wenn ich auch
meine Feinde nicht um Gnade flehe, so bat ich doch meinen
Gott, mir gnädig zu sein, und dies ist mir gewählt. Lebt
wohl, Ihr Lieben, und behaltet mich in Eurer Erinnerung
als den Hans, den Ihr kennt. Möge der allmächtige Gott
Euch schützen und den deutschen Waffen den Sieg verleihen.
Das Oberkriegsgericht in London hat mich wegen Kriegs=
verschwörung zum Tode verurteilt. Morgen werde ich hier
im Tower erschossen. Es ist mir eine sehr große Beruhigung,
daß man mich nicht als "Spion" behandelt. Ich habe ge=
rechte Richter gehabt. Ich werde als Offizier und nicht als
Spion sterben. Lebt wohl! Gott segne Euch. H a n s.Am 22. November erschien im "Stuttgarter Tageblatt"
eine schlichte Traueranzeige, worin mitgeteilt wurde, daß der
Oberleutnant zur See der Reserve Hans Lody am 6. No=
vember den Heldentod für sein Vaterland starb.
-
Zeitungsausschnitt:
Während die Franzosen erfundene Greuel=
berichte über angebliche Schandtaten des deut=
schen Heeres in die Welt schicken, werden ihnen
selbst Schlag auf Schlag die verabscheuungswür=
digsten Verbrechen an deutschen Heeresangehöri=
gen nachgewiesen. Ueber einen besonders kras=
sen Fall nach der "Köln. Ztg." bekundete der
Führer der ... Mun.=Kol. ... A.=K., Haupt=
mann T. ..., bei seiner gerichtlichen Vernehmung
e i d l i c h als Z e u g e wie folgt:Am 10. September 1914, vormittags 8 Uhr,
wurde von der Abteilung auf dem Marsche von
Boursonne nach Villers=Cotterets etwa ein Kilo=
meter nordöstlich Boursonne an der Wegekreu=
zung im Foret=Domaniale de Metz ein Auto
angetroffen, in und bei welchem n e u n ge=
tötete Mannschaften lagen. Das Auto
trug hinten die Bezeichnung D, vor die M.=K.
2001 und Stab der 11. Infanterie=Brigade. Die
Feststellung der Toten, die etwa einen Tag dort
gelegen haben können, war nicht möglich, weil
die Erkennungsmarken fehlten. Zwei der Ge=
töteten waren Unteroffiziere, ein Toter gehörte
dem 71. Infanterie-Regiment, einer dem 49. In=
fanterie-Regiment, an, die andern hatten keine
Achselklappen. Der größte Teil der Getöteten
war schon v o r h e r v e r w u n d e t gewesen
und trug Verbände. Es handelt sich anscheinend
um ein Auto, das Verwundete mit einigen Be=
gleitmannschaften transportierte. Einem der
Toten waren die A u g e n a u s g e st o ch e n
und einem der Hals bis a u f d i e B r u st
a u f g e s ch n i t t e n. Eine Untersuchung des
Autos ergab, daß es beschossen und angehalten
war. Am Platze wurden französische Patronen
und Geschosse vorgefunden. Bei einem der Toten
befand sich ein Portemonnaie mit 4,95 Mark und
einigen Zetteln Inhalt. Die Toten sind von uns
an der Wegekreuzung beerdigt worden. Ich
selber habe gesehen, daß mehrere Leichen an den
Armen oder an der Hand Verbände hatten, und
daß einer den Arm in der Binde trug. Verbände
und Binde waren weiß. Ich habe mir die Leichen
nicht genau angesehen, da mir der Anblick zu
grauenhaft war. Meine Leute erzählten mir,
daß s ä m t l i ch e n e u n P e r s o n e n mit
Ausnahme des einen Unteroffiziers und des
Chauffeurs V e r b ä n d e g e t r a g e n hatten.
Es unterliegt keinem Zwiefel, daß dieser Unter=
offizier der Führer eines Verwundeten=Trans=
portes war. Es war ein offenes großes Auto.An dem einen Rade war der Pneumatik entzwei,
vermutlich hat ein Schuß den Pneumatik durch=
schlagen, so daß das Auto auf diese Weise zum
Stehen gebracht ist. Die ersten zwei Leichen
lagen in einer Entfernung von etwa 50 bis 60
Schritt seitlich des Weges hinter dem Auto: die
übrigen neben und in dem Auto.Von den ersten
beiden Leichen trug eine einen Verband an der
Hande. Ob die andere einen Verband trug, weiß
ich nicht. Eine Leiche saß zurückgelehnt mit einem
Kopfschuß im Auto und trug den Arm in der
Binde. Einer der rechts neben dem Auto im
Straßengraben liegenden L e i ch e n f e h l t e n
d i e A u g e n, das Gesicht war blutüberströmt,
einen Verband trug die Leiche an den Augen
nicht. Diese Verletzung muß der Betreffende also
hier bekommen haben. Mehrere meiner Leute
waren entrüstet darüber, daß einem d i e K e h l e
v o l l st ä n d i g d u r ch s ch n i t t e n war, wie
sie sagten. Von der Fahrrichtung des Autos
ausgehend, befand sich unmittelbar am Wege
schon ziemlich ein Kilometer lang Hochwald
mit so dicken Stämmen, daß sich ein Mann sehr
wohl dahinter verstecken konnte. Wir fanden in
einer Entfernung von etwa 30 Schritt vom
Auto längs des Weges an mehreren Stellen ab=
geschossene Patronen, und zwar L e b e l =
g e w e h r = P a t r o n e n, wie sie die französische
Armee führt. Auch in der Nähe des Autos wur=
den noch einige solcher Patronen gefunden. Es
ist mir nicht zweifelhaft, daß hier französisches
Militär im Walde hinter den dicken Stämmen
verdeckte Stellung genommen und diesen Ver=
wundeten-Transport überfallen hat. Der Platz
im Walde hierzu war insofern sehr geschickt ge=
wählt, als bei einem etwaigen Widerstande das
französische Militär in den unweit befindlichen
Dickungen hätte Deckung finden können, und weil
das französische Militär von ihrer Stellung aus
die sämtlichen nach dem Kreuzungspunkt führen=
den Wege bestreichen konnte. Ich bemerke noch,
daß links im Walde angefangen war, eine Grube
aufzuwerfen, offenbar, um die Leichen zu be=
erdigen und auf diese Weise die Entdeckung der
Greueltaten zu verhüten. Es f e h l t e n an allen
Leichen B r u st b e u t e l u n d E r ke n n u n g s =
m a r k e n. Nur eine Leiche hatte noch ein Porte=
monnaie mit 4,95 Mark Inhalt. Der Umstand,
daß das Auto stehen geblieben ist, und daß die
offenbar zur Beerdigung der Leichen bestimmte
Grube nicht vollendet war, sprechen dafür, daß
die Täter gestört worden sind. V.G.U. Unter=
schrift. Der Zeuge wurde hierauf beeidigt.
-
Zeitungsausschnitt:
Während die Franzosen erfundene Greuel=
berichte über angebliche Schandtaten des deut=
schen Heeres in die Welt schicken, werden ihnen
selbst Schlag auf Schlag die verabscheuungswür=
digsten Verbrechen an deutschen Heeresangehöri=
gen nachgewiesen. Ueber einen besonders kras=
sen Fall nach der "Köln. Ztg." bekundete der
Führer der ... Mun.=Kol. ... A.=K., Haupt=
mann T. ..., bei seiner gerichtlichen Vernehmung
e i d l i c h als Z e u g e wie folgt:
Description
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Boursonne
- 63.434334308715385||10.386757850646973||||1
Trondheim/Norwegen
Location(s)
Story location Trondheim/Norwegen
Document location Boursonne
- ID
- 1495 / 20132
- Contributor
- Bernd Rossberg
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- Western Front
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