Kriegstagebuch mit handgefertigten Zeichnungen von Rudolf Kämmerer, SM Hilfskreuzer "Berlin", item 27

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Am 5. Okt. kam ein Parlamentär nach
Antwerpen, um die Ubergabe der Forts zu
verlangen. Man kam Überein die Forts
zu räumen. In der Nacht wandte die
Besatzung von Waelkem eine Kriegslist
an; sie ließ drei Kisten Pulver in die
Luft fliegen und entzündete mehrere
Faß Petroleum. Die Deutschen glaubten
das Fort verloren und nahten heran.
Mitrailleusenfeuer der Belgier brachten
unsern Braven schwere Verluste bei.
General von Beseler schimpfte nicht mehr,
aber er ließ durch seine Flieger gedruckte
Proklamationen auf die Stadt ausstreuhen,
die folgenden Wortlaut hatten:

"Belgische Soldaten! Euer Blut und Heil
gebt Ihr keineswegs für Euer geliebtes Vaterland
her, sondern für die Interessen Russlands,
eines Landes, das nur danach strebt,
seine enorme Macht auszudehnen, vor
allem aber für England das in seiner

niedrigen Habgier diesen grausamen und
noch nicht dagewesenen Krieg heraufbeschworen
hat. Von Anbegin des Krieges an haben
Eure Zeitungen, die im Solde von Frankreich
und England stehen, nicht aufgehört, Euch zu
betrügen, und Euch über die Ursachen des
Krieges und den Ausgang der Gefechte zu
täuschen; sie tun es heute noch. Eure Armee"
befehle beweisen es, wie man Euch betrügt. Man
sagt Euch, daß man Eure Kriegsgefangene
zwingt, gegen Russland mitzukämpfen. Euer
gesunder Verstand muß Euch aber sagen, das
dies unmöglich ist. Wenn der Tag gekommen
sein wird, da Eure gefangene Kameraden
zurückkehren, werden sie Euch sagen,
mit welchem Wohlwollen sie behandelt wurden,
und Ihr werdet dann vor Scham erröten
über die unerhörten Lügen. Eure Lage ist
hoffnungs los. Deutschland, das um seine
Existenz kämpft, hat zwei russ. Armeen
vernichtet. Es befindet sich kein russ. Soldat


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Am 5. Okt. kam ein Parlamentär nach
Antwerpen, um die Ubergabe der Forts zu
verlangen. Man kam Überein die Forts
zu räumen. In der Nacht wandte die
Besatzung von Waelkem eine Kriegslist
an; sie ließ drei Kisten Pulver in die
Luft fliegen und entzündete mehrere
Faß Petroleum. Die Deutschen glaubten
das Fort verloren und nahten heran.
Mitrailleusenfeuer der Belgier brachten
unsern Braven schwere Verluste bei.
General von Beseler schimpfte nicht mehr,
aber er ließ durch seine Flieger gedruckte
Proklamationen auf die Stadt ausstreuhen,
die folgenden Wortlaut hatten:

"Belgische Soldaten! Euer Blut und Heil
gebt Ihr keineswegs für Euer geliebtes Vaterland
her, sondern für die Interessen Russlands,
eines Landes, das nur danach strebt,
seine enorme Macht auszudehnen, vor
allem aber für England das in seiner

niedrigen Habgier diesen grausamen und
noch nicht dagewesenen Krieg heraufbeschworen
hat. Von Anbegin des Krieges an haben
Eure Zeitungen, die im Solde von Frankreich
und England stehen, nicht aufgehört, Euch zu
betrügen, und Euch über die Ursachen des
Krieges und den Ausgang der Gefechte zu
täuschen; sie tun es heute noch. Eure Armee"
befehle beweisen es, wie man Euch betrügt. Man
sagt Euch, daß man Eure Kriegsgefangene
zwingt, gegen Russland mitzukämpfen. Euer
gesunder Verstand muß Euch aber sagen, das
dies unmöglich ist. Wenn der Tag gekommen
sein wird, da Eure gefangene Kameraden
zurückkehren, werden sie Euch sagen,
mit welchem Wohlwollen sie behandelt wurden,
und Ihr werdet dann vor Scham erröten
über die unerhörten Lügen. Eure Lage ist
hoffnungs los. Deutschland, das um seine
Existenz kämpft, hat zwei russ. Armeen
vernichtet. Es befindet sich kein russ. Soldat



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  • March 10, 2017 21:39:04 Rolf Kranz

    Am 5. Okt. kam ein Parlamentär nach
    Antwerpen, um die Ubergabe der Forts zu
    verlangen. Man kam Überein die Forts
    zu räumen. In der Nacht wandte die
    Besatzung von Waelkem eine Kriegslist
    an; sie ließ drei Kisten Pulver in die
    Luft fliegen und entzündete mehrere
    Faß Petroleum. Die Deutschen glaubten
    das Fort verloren und nahten heran.
    Mitrailleusenfeuer der Belgier brachten
    unsern Braven schwere Verluste bei.
    General von Beseler schimpfte nicht mehr,
    aber er ließ durch seine Flieger gedruckte
    Proklamationen auf die Stadt ausstreuhen,
    die folgenden Wortlaut hatten:

    "Belgische Soldaten! Euer Blut und Heil
    gebt Ihr keineswegs für Euer geliebtes Vaterland
    her, sondern für die Interessen Russlands,
    eines Landes, das nur danach strebt,
    seine enorme Macht auszudehnen, vor
    allem aber für England das in seiner

    niedrigen Habgier diesen grausamen und
    noch nicht dagewesenen Krieg heraufbeschworen
    hat. Von Anbegin des Krieges an haben
    Eure Zeitungen, die im Solde von Frankreich
    und England stehen, nicht aufgehört, Euch zu
    betrügen, und Euch über die Ursachen des
    Krieges und den Ausgang der Gefechte zu
    täuschen; sie tun es heute noch. Eure Armee"
    befehle beweisen es, wie man Euch betrügt. Man
    sagt Euch, daß man Eure Kriegsgefangene
    zwingt, gegen Russland mitzukämpfen. Euer
    gesunder Verstand muß Euch aber sagen, das
    dies unmöglich ist. Wenn der Tag gekommen
    sein wird, da Eure gefangene Kameraden
    zurückkehren, werden sie Euch sagen,
    mit welchem Wohlwollen sie behandelt wurden,
    und Ihr werdet dann vor Scham erröten
    über die unerhörten Lügen. Eure Lage ist
    hoffnungs los. Deutschland, das um seine
    Existenz kämpft, hat zwei russ. Armeen
    vernichtet. Es befindet sich kein russ. Soldat


  • January 6, 2017 15:44:23 Eva Anna Welles (AUT)

    Am 5. Okt. kam ein Parlamentär nach
    Antwerpen, um die Ubergabe der Forts zu
    verlangen. Man kam Überein die Forts
    zu räumen. In der Nacht wandte die
    Besatzung von Waelkem eine Kriegslist
    an; sie ließ drei Kisten Pulver in die
    Luft fliegen und entzündete mehrere
    Faß Petroleum. Die Deutschen glaubten
    das Fort verloren und nahten heran.
    Mitrailleusenfeuer der Belgier brachten
    unsern Braven schwere Verluste bei.
    General von Beseler schimpfte nicht mehr,
    aber er ließ durch seine Flieger gedruckte
    Proklamationen auf die Stadt ausstreuhen,
    die folgenden Wortlaut hatten:

    "Belgische Soldaten! Euer Blut und Heil
    gebt Ihr keineswegs für Euer geliebtes Vater"
    land her, sondern für die Interessen Russlands,
    eines Landes, das nur danach strebt,
    seine enorme Macht auszudehnen, vor
    allem aber für England das in seiner

    niedrigen Habgier diesen grausamen und
    noch nicht dagewesenen Krieg heraufbeschwo"
    ren hat. Von Anbegin des Krieges an haben
    Eure Zeitungen, die im Solde von Frankreich
    und England stehen, nicht aufgehört, Euch zu
    betrügen, und Euch über die Ursachen des
    Krieges und den Ausgang der Gefechte zu
    täuschen; sie tun es heute noch. Eure Armee"
    befehle beweisen es, wie man Euch betrügt. Man
    sagt Euch, daß man Eure Kriegsgefangene
    zwingt, gegen Russland mitzukämpfen. Euer
    gesunder Verstand muß Euch aber sagen, das
    dies unmöglich ist. Wenn der Tag gekom"
    men sein wird, da Eure gefangene Kame"
    raden zurückkehren, werden sie Euch sagen,
    mit welchem Wohlwollen sie behandelt wur"
    den, und Ihr werdet dann vor Scham erröten
    über die unerhörten Lügen. Eure Lage ist
    hoffnungs los. Deutschland, das um seine
    Existenz kämpft, hat zwei russ. Armeen
    vernichtet. Es befindet sich kein russ. Soldat



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