Briefe von Walther Huth an seine Eltern und Bekannte , item 6
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...linke Seite
Stube 90. Ich glaube da muß ich es sicher bekommen.
Vielleicht noch Ersatzbataillon. Ich habe große
Sehnsucht nach einem Freßpaket, da wir uns
alles selbst halten müssen, was wir zum Brot
essen wollen. Geräucherte Wurst und Speck, nicht
Schinken, Speck ißt sich nach den bisherigen Erfahrungen
besser. Gestern haben wir eine sehr fragwürdige
Montur bekommen nach dem Motto:
Wenn man sie an die Wand schmeißt, bleibt sie
kleben. Wilhelm kommt mehrmals zu uns rüber.
Wir bleiben sicher 5 Wochen hier. Morgen gibts
Gewehre. Heute bei der Instruktion habe ich meinem
kleinen Leutnant beim Gewehrauseinandernehmen
und Zusammensetzen aus der Klemme verholfen.
Viel Ahnung hatte der nicht davon. Die Unterrichtsstunden
sind überhaupt spaßig - langweilig, wie
wenn lauter kleine Kinder dasäßen, und dann
kapieren `s die meisten noch nicht, einfach haarsträubend !
Jetzt sind glücklicherweise fast alle
unten, drum stenographiere ich nicht. Die übrigen
Leute beklagen sich viel über Ungeziefer in den
Betten, ich habe davon noch nichts gemerkt, hoffentlich
verhalten sich die Tierchen mir gegenüber
weiter passiv. Jetzt liegen wir zu 13 auf einer
...rechte Seite
Stube, drei nur auf Strohsäcken, ich habe glücklich
ein Bett im Hochparterre erwischt. Bald hätte ich
vergessen, schickt mir doch bitte einen kleinen Schieber
mit, die Tische sind doch nicht sauber, um Essen
drauf zu legen. Im Übrigen bin ich mopsfidel,
nur die Verdauung ist etwas gestärkt bei der
fetten Kost, bekomme aber morgen Purgen besorgt,
also ist auch die Not befristet.
Hzl. Grüße
Euer Walther.
5. Brief an die Eltern.
Berlin 14. VIII. 14.
Liebe Eltern !
Da ich mir gestern auf dringenden Rat der
Vorgesetzten ein Paar Stiefel für 15 M gekauft
habe, bin ich jetzt vollständig mit meinem
Geld zu Ende und möchte Euch bitten, mir
wieder zu schicken. Heute sind wir zum ersten
Mal ausgerückt nach dem Exerzierplatz, wo wir
weidlich abgesetzt wurden. Schwärmen, Marschübungen
und Griffekloppen von früh 7 bis Mittags
12. Wir waren ziemlich zu Ende, da fast
alles im "Marsch-Marsch" ging. Nachmittag
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Stube 90. Ich glaube da muß ich es sicher bekommen.
Vielleicht noch Ersatzbataillon. Ich habe große
Sehnsucht nach einem Freßpaket, da wir uns
alles selbst halten müssen, was wir zum Brot
essen wollen. Geräucherte Wurst und Speck, nicht
Schinken, Speck ißt sich nach den bisherigen Erfahrungen
besser. Gestern haben wir eine sehr fragwürdige
Montur bekommen nach dem Motto:
Wenn man sie an die Wand schmeißt, bleibt sie
kleben. Wilhelm kommt mehrmals zu uns rüber.
Wir bleiben sicher 5 Wochen hier. Morgen gibts
Gewehre. Heute bei der Instruktion habe ich meinem
kleinen Leutnant beim Gewehrauseinandernehmen
und Zusammensetzen aus der Klemme verholfen.
Viel Ahnung hatte der nicht davon. Die Unterrichtsstunden
sind überhaupt spaßig - langweilig, wie
wenn lauter kleine Kinder dasäßen, und dann
kapieren `s die meisten noch nicht, einfach haarsträubend !
Jetzt sind glücklicherweise fast alle
unten, drum stenographiere ich nicht. Die übrigen
Leute beklagen sich viel über Ungeziefer in den
Betten, ich habe davon noch nichts gemerkt, hoffentlich
verhalten sich die Tierchen mir gegenüber
weiter passiv. Jetzt liegen wir zu 13 auf einer
...rechte Seite
Stube, drei nur auf Strohsäcken, ich habe glücklich
ein Bett im Hochparterre erwischt. Bald hätte ich
vergessen, schickt mir doch bitte einen kleinen Schieber
mit, die Tische sind doch nicht sauber, um Essen
drauf zu legen. Im Übrigen bin ich mopsfidel,
nur die Verdauung ist etwas gestärkt bei der
fetten Kost, bekomme aber morgen Purgen ...besorgt,
also ist auch die Not befristet.
Hzl. Grüße
Euer Walther.
5. Brief an die Eltern.
Berlin 14. VIII. 14.
Liebe Eltern !
Da ich mir gestern auf dringenden Rat der
Vorgesetzten ein Paar Stiefel für 15 M gekauft
habe, bin ich jetzt vollständig mit meinem
Geld zu Ende und möchte Euch bitten, mir
wieder zu schicken. Heute sind wir zum ersten
Mal ausgerückt nach dem Exerzierplatz, wo wir
weidlich abgesetzt wurden. Schwärmen, Marschübungen
und Griffekloppen von früh 7 bis Mittags
12. Wir waren ziemlich zu Ende, da fast
alles im "Marsch-Marsch" ging. Nachmittag
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Stube 90. Ich glaube da muß ich es sicher bekommen.
Vielleicht noch Ersatzbataillon. Ich habe große
Sehnsucht nach einem Freßpaket, da wir uns
alles selbst halten müssen, was wir zum Brot
essen wollen. Geräucherte Wurst und Speck, nicht
Schinken, Speck ißt sich nach den bisherigen Erfahrungen
besser. Gestern haben wir eine sehr fragwürdige
Montur bekommen nach dem Motto:
Wenn man sie an die Wand schmeißt, bleibt sie
kleben. Wilhelm kommt mehrmals zu uns rüber.
Wir bleiben sicher 5 Wochen hier. Morgen gibts
Gewehre. Heute bei der Instruktion habe ich meinem
kleinen Leutnant beim Gewehrauseinandernehmen
und Zusammensetzen aus der Klemme verholfen.
Viel Ahnung hatte der nicht davon. Die Unterrichtsstunden
sind überhaupt spaßig - langweilig, wie
wenn lauter kleine Kinder dasäßen, und dann
kapieren `s die meisten noch nicht, einfach haarsträubend !
Jetzt sind glücklicherweise fast alle
unten, drum stenographiere ich nicht. Die übrigen
Leute beklagen sich viel über Ungeziefer in den
Betten, ich habe davon noch nichts gemerkt, hoffentlich
verhalten sich die Tierchen mir gegenüber
weiter passiv. Jetzt liegen wir zu 13 auf einer
...rechte Seite
Stube, drei nur auf Strohsäcken, ich habe glücklich
ein Bett im Hochparterre erwischt. Bald hätte ich
vergessen, schickt mir doch bitte einen kleinen Schieber
mit, die Tische sind doch nicht sauber, um Essen
drauf zu legen. Im Übrigen bin ich mopsfidel,
nur die Verdauung ist etwas gestärkt bei der
fetten Kost, bekomme aber morgen besorgt,
also ist auch die Not befristet.
Hzl. Grüße
Euer Walther.
5. Brief an die Eltern.
Berlin 14. VIII. 14.
Liebe Eltern !
Da ich mir gestern auf dringenden Rat der
Vorgesetzten ein Paar Stiefel für 15 M gekauft
habe, bin ich jetzt vollständig mit meinem
Geld zu Ende und möchte Euch bitten, mir
wieder zu schicken. Heute sind wir zum ersten
Mal ausgerückt nach dem Exerzierplatz, wo wir
weidlich abgesetzt wurden. Schwärmen, Marschübungen
und Griffekloppen von früh 7 bis Mittags
12. Wir waren ziemlich zu Ende, da fast
alles im "Marsch-Marsch" ging. Nachmittag
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- Contributor
- Friedrich-Carl Hoffmann
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