Briefe von Walther Huth an seine Eltern und Bekannte , item 88

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       Mit herzlichem Gruß

                               Dein dank. Neffe     Walther.


135.                 Brief an Wilhelm v. Rauchhaupt.

                                                     K--- , 2. V. 1915.

           Lieber Wilhelm !

Ich hätte gern mal wieder geschrieben, bin aber erst

heute früh wieder aus dem Graben gekommen, wir

lösen nur alle 4 Tage ab. Gestern Abend sah verdammt

nach Sturm aus, wurde aber nichts. Links von uns sind

sie mal wieder eine gute Ecke vor. Der Sack um Ypern

zieht sich immer mehr zusammen. Lange werden sie

sich nicht mehr halten können. Schwere Artillerie haben

sie schon zurückgezogen, in einer Art für uns sehr angenehm.

Nur eine "Eselsbatterie" steht uns noch gegenüber,

die fortwährend mit Schrapnells wirft, aber verteufelt

wenig erreicht. In den nächsten Tagen bekommen

wir wieder Ersatz, damit wir sturmkräftig werden,

ob mit, ob ohne Stänkerei [Gas] wissen wir natürlich nicht, aber

Haue kriegen die Herren auf jeden Fall. Gestern haben

vor unserer Stellung am hellen Tage Tote begraben, ohne

daß wir beschossen wurden, die Franzosen sind in der

Beziehung sehr anständig, nicht so die Engländer. Die

Leichen lagen noch von dem letzten Sturm Anfang November


...rechte Seite

u. verbreiteten einen pestilenzartigen Geruch, bei

der Hitze der letzten Tage nicht zum Aushalten, es

waren Franzer u. Augustaner. Jetzt sind wir

Schokolade= oder Paradesoldaten, wie man uns in Menin

nannte, wieder zu richtigen "Sappenschweinen"

geworden.

       Wie denkt Ihr zuhause über unsere neuen

Kampfmittel [Gas], von denen ja alle Zeitungen

strotzen ? Gemein. Die Sache ja, geht aber famos !

Was macht Dein dämliges Bein ? Hoffentlich bald wieder

gut ! Bin gespannt, wie die 95er Angelegenheit

ausfällt.

    Wir sind hier augenblicklich das einzige Reserveregiment

im 15. Korps, weiter nörlich sind alles

Reserveformationen.

    Die Stellungen sind famos ausgebaut, ist ja jetzt

auch nicht mehr so naß, dann sind allenthalben

elektrische Pumpen, die das Wasser fortschaffen.

     Das einzig Unangenehme ist unser Anmarsch, doch

an so etwas gewöhnt man sich.

                             Mit Weidmannsheil u. herzlichem Gruß

                                                           Dein Walther.


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       Mit herzlichem Gruß

                               Dein dank. Neffe     Walther.


135.                 Brief an Wilhelm v. Rauchhaupt.

                                                     K--- , 2. V. 1915.

           Lieber Wilhelm !

Ich hätte gern mal wieder geschrieben, bin aber erst

heute früh wieder aus dem Graben gekommen, wir

lösen nur alle 4 Tage ab. Gestern Abend sah verdammt

nach Sturm aus, wurde aber nichts. Links von uns sind

sie mal wieder eine gute Ecke vor. Der Sack um Ypern

zieht sich immer mehr zusammen. Lange werden sie

sich nicht mehr halten können. Schwere Artillerie haben

sie schon zurückgezogen, in einer Art für uns sehr angenehm.

Nur eine "Eselsbatterie" steht uns noch gegenüber,

die fortwährend mit Schrapnells wirft, aber verteufelt

wenig erreicht. In den nächsten Tagen bekommen

wir wieder Ersatz, damit wir sturmkräftig werden,

ob mit, ob ohne Stänkerei [Gas] wissen wir natürlich nicht, aber

Haue kriegen die Herren auf jeden Fall. Gestern haben

vor unserer Stellung am hellen Tage Tote begraben, ohne

daß wir beschossen wurden, die Franzosen sind in der

Beziehung sehr anständig, nicht so die Engländer. Die

Leichen lagen noch von dem letzten Sturm Anfang November


...rechte Seite

u. verbreiteten einen pestilenzartigen Geruch, bei

der Hitze der letzten Tage nicht zum Aushalten, es

waren Franzer u. Augustaner. Jetzt sind wir

Schokolade= oder Paradesoldaten, wie man uns in Menin

nannte, wieder zu richtigen "Sappenschweinen"

geworden.

       Wie denkt Ihr zuhause über unsere neuen

Kampfmittel [Gas], von denen ja alle Zeitungen

strotzen ? Gemein. Die Sache ja, geht aber famos !

Was macht Dein dämliges Bein ? Hoffentlich bald wieder

gut ! Bin gespannt, wie die 95er Angelegenheit

ausfällt.

    Wir sind hier augenblicklich das einzige Reserveregiment

im 15. Korps, weiter nörlich sind alles

Reserveformationen.

    Die Stellungen sind famos ausgebaut, ist ja jetzt

auch nicht mehr so naß, dann sind allenthalben

elektrische Pumpen, die das Wasser fortschaffen.

     Das einzig Unangenehme ist unser Anmarsch, doch

an so etwas gewöhnt man sich.

                             Mit Weidmannsheil u. herzlichem Gruß

                                                           Dein Walther.



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  • February 4, 2017 22:10:30 Rolf Kranz

    ...linke Seite

           Mit herzlichem Gruß

                                   Dein dank. Neffe     Walther.


    135.                 Brief an Wilhelm v. Rauchhaupt.

                                                         K--- , 2. V. 1915.

               Lieber Wilhelm !

    Ich hätte gern mal wieder geschrieben, bin aber erst

    heute früh wieder aus dem Graben gekommen, wir

    lösen nur alle 4 Tage ab. Gestern Abend sah verdammt

    nach Sturm aus, wurde aber nichts. Links von uns sind

    sie mal wieder eine gute Ecke vor. Der Sack um Ypern

    zieht sich immer mehr zusammen. Lange werden sie

    sich nicht mehr halten können. Schwere Artillerie haben

    sie schon zurückgezogen, in einer Art für uns sehr angenehm.

    Nur eine "Eselsbatterie" steht uns noch gegenüber,

    die fortwährend mit Schrapnells wirft, aber verteufelt

    wenig erreicht. In den nächsten Tagen bekommen

    wir wieder Ersatz, damit wir sturmkräftig werden,

    ob mit, ob ohne Stänkerei [Gas] wissen wir natürlich nicht, aber

    Haue kriegen die Herren auf jeden Fall. Gestern haben

    vor unserer Stellung am hellen Tage Tote begraben, ohne

    daß wir beschossen wurden, die Franzosen sind in der

    Beziehung sehr anständig, nicht so die Engländer. Die

    Leichen lagen noch von dem letzten Sturm Anfang November


    ...rechte Seite

    u. verbreiteten einen pestilenzartigen Geruch, bei

    der Hitze der letzten Tage nicht zum Aushalten, es

    waren Franzer u. Augustaner. Jetzt sind wir

    Schokolade= oder Paradesoldaten, wie man uns in Menin

    nannte, wieder zu richtigen "Sappenschweinen"

    geworden.

           Wie denkt Ihr zuhause über unsere neuen

    Kampfmittel [Gas], von denen ja alle Zeitungen

    strotzen ? Gemein. Die Sache ja, geht aber famos !

    Was macht Dein dämliges Bein ? Hoffentlich bald wieder

    gut ! Bin gespannt, wie die 95er Angelegenheit

    ausfällt.

        Wir sind hier augenblicklich das einzige Reserveregiment

    im 15. Korps, weiter nörlich sind alles

    Reserveformationen.

        Die Stellungen sind famos ausgebaut, ist ja jetzt

    auch nicht mehr so naß, dann sind allenthalben

    elektrische Pumpen, die das Wasser fortschaffen.

         Das einzig Unangenehme ist unser Anmarsch, doch

    an so etwas gewöhnt man sich.

                                 Mit Weidmannsheil u. herzlichem Gruß

                                                               Dein Walther.


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Friedrich-Carl Hoffmann
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