Briefe von Walther Huth an seine Eltern und Bekannte , item 74

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...linke Seite

Homfeldt läuft schon wieder quitschfidel in Berlin

rum u. schreibt aus allen möglichen Cabarets dicke

Postkarten.

    Hätte nun eigentlich Lust bald zu Euch zu kommen,

wie das werden kann, ist mir nicht ganz klar,

vielleicht gibst Du mal einen guten Wink.

   Am 22. kommen hier die erst Res.[erve] Off.[iziere] heraus,

aber nur gediente Leute Einj.[ährige] natürlich. Dann werden

wir endlich unseren Kompagnieführer los. Es sind

noch 3 Feldwebelleutnants da 2., 3. u. 6./202. Neulich

kamen wir im Unterricht auf den Unterschied zwischen

diesen Herren u. Offizieren zu sprechen. Da hättest

Du mal sehen können, wie sie geliebt werden,

kein gutes Haar blieb dran.

     Den meisten Spaß habe ich jetzt am Kompagnieexerzieren

in geschlossener Ordnung. Da macht mir

so leicht keiner was. Die taktischen Aufgaben

sind ja immer eine zweischneidige Sache, solange

nicht wirklich die Kugeln pfeifen. Die schöne Kritik

mit "hätte", "könnte" usw. kennst Du ja ebenso

gut wie ich. Das entlockt mir immer ein inneres

Grinsen.

         Jetzt sind wir schon 5 Monate im Felde ! Es

kommt mir garnicht solange vor, die Zeit geht


...rechte Seite

rasend schnell vorbei. Eine Woche ist immer um wie

nichts, eben weil man nicht mehr zur Besinnung kommt.

      Jetzt haben wir Zielspiegel bekommen, die es

ermöglichen beim Schießen den Schädel hinter dem

Stahlschild zu halten u. nicht durch die Scharten zu

sehen. In 45 Grad zur Seelenachse gestellt hinter dem

Visier, wie der Kontrollspiegel. Hilfskörner zum

Aufschieben sind auch ausgegeben, die auf 200 m

Fleckschuß ermöglichen. Hier sind überall Scheibenstände

gebaut, fast jedes aktive Regiment hat

seine Stände, die auch wir ab u. zu benutzen.

Man richtet sich anscheinend auf längeres Bleiben

ein, trotzdem ich mir das kaum denken kann,

wir haben hinter Commines schon die dicke Bertha

eingebaut, das macht man doch nicht zum Spaß.

                       Mit Weidmannsheil

                                             Dein Walther.


114.                Brief an die Eltern.

                                     Menin 20. III. 1915.

        Liebe Eltern !

Mutter vielen Dank für den "Schputtibrief" und

die Besorgungen, an denen Du doch sicher mitgewirkt

hast !?


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Homfeldt läuft schon wieder quitschfidel in Berlin

rum u. schreibt aus allen möglichen Cabarets dicke

Postkarten.

    Hätte nun eigentlich Lust bald zu Euch zu kommen,

wie das werden kann, ist mir nicht ganz klar,

vielleicht gibst Du mal einen guten Wink.

   Am 22. kommen hier die erst Res.[erve] Off.[iziere] heraus,

aber nur gediente Leute Einj.[ährige] natürlich. Dann werden

wir endlich unseren Kompagnieführer los. Es sind

noch 3 Feldwebelleutnants da 2., 3. u. 6./202. Neulich

kamen wir im Unterricht auf den Unterschied zwischen

diesen Herren u. Offizieren zu sprechen. Da hättest

Du mal sehen können, wie sie geliebt werden,

kein gutes Haar blieb dran.

     Den meisten Spaß habe ich jetzt am Kompagnieexerzieren

in geschlossener Ordnung. Da macht mir

so leicht keiner was. Die taktischen Aufgaben

sind ja immer eine zweischneidige Sache, solange

nicht wirklich die Kugeln pfeifen. Die schöne Kritik

mit "hätte", "könnte" usw. kennst Du ja ebenso

gut wie ich. Das entlockt mir immer ein inneres

Grinsen.

         Jetzt sind wir schon 5 Monate im Felde ! Es

kommt mir garnicht solange vor, die Zeit geht


...rechte Seite

rasend schnell vorbei. Eine Woche ist immer um wie

nichts, eben weil man nicht mehr zur Besinnung kommt.

      Jetzt haben wir Zielspiegel bekommen, die es

ermöglichen beim Schießen den Schädel hinter dem

Stahlschild zu halten u. nicht durch die Scharten zu

sehen. In 45 Grad zur Seelenachse gestellt hinter dem

Visier, wie der Kontrollspiegel. Hilfskörner zum

Aufschieben sind auch ausgegeben, die auf 200 m

Fleckschuß ermöglichen. Hier sind überall Scheibenstände

gebaut, fast jedes aktive Regiment hat

seine Stände, die auch wir ab u. zu benutzen.

Man richtet sich anscheinend auf längeres Bleiben

ein, trotzdem ich mir das kaum denken kann,

wir haben hinter Commines schon die dicke Bertha

eingebaut, das macht man doch nicht zum Spaß.

                       Mit Weidmannsheil

                                             Dein Walther.


114.                Brief an die Eltern.

                                     Menin 20. III. 1915.

        Liebe Eltern !

Mutter vielen Dank für den "Schputtibrief" und

die Besorgungen, an denen Du doch sicher mitgewirkt

hast !?



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  • January 31, 2017 21:03:47 Rolf Kranz

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    Homfeldt läuft schon wieder quitschfidel in Berlin

    rum u. schreibt aus allen möglichen Cabarets dicke

    Postkarten.

        Hätte nun eigentlich Lust bald zu Euch zu kommen,

    wie das werden kann, ist mir nicht ganz klar,

    vielleicht gibst Du mal einen guten Wink.

       Am 22. kommen hier die erst Res.[erve] Off.[iziere] heraus,

    aber nur gediente Leute Einj.[ährige] natürlich. Dann werden

    wir endlich unseren Kompagnieführer los. Es sind

    noch 3 Feldwebelleutnants da 2., 3. u. 6./202. Neulich

    kamen wir im Unterricht auf den Unterschied zwischen

    diesen Herren u. Offizieren zu sprechen. Da hättest

    Du mal sehen können, wie sie geliebt werden,

    kein gutes Haar blieb dran.

         Den meisten Spaß habe ich jetzt am Kompagnieexerzieren

    in geschlossener Ordnung. Da macht mir

    so leicht keiner was. Die taktischen Aufgaben

    sind ja immer eine zweischneidige Sache, solange

    nicht wirklich die Kugeln pfeifen. Die schöne Kritik

    mit "hätte", "könnte" usw. kennst Du ja ebenso

    gut wie ich. Das entlockt mir immer ein inneres

    Grinsen.

             Jetzt sind wir schon 5 Monate im Felde ! Es

    kommt mir garnicht solange vor, die Zeit geht


    ...rechte Seite

    rasend schnell vorbei. Eine Woche ist immer um wie

    nichts, eben weil man nicht mehr zur Besinnung kommt.

          Jetzt haben wir Zielspiegel bekommen, die es

    ermöglichen beim Schießen den Schädel hinter dem

    Stahlschild zu halten u. nicht durch die Scharten zu

    sehen. In 45 Grad zur Seelenachse gestellt hinter dem

    Visier, wie der Kontrollspiegel. Hilfskörner zum

    Aufschieben sind auch ausgegeben, die auf 200 m

    Fleckschuß ermöglichen. Hier sind überall Scheibenstände

    gebaut, fast jedes aktive Regiment hat

    seine Stände, die auch wir ab u. zu benutzen.

    Man richtet sich anscheinend auf längeres Bleiben

    ein, trotzdem ich mir das kaum denken kann,

    wir haben hinter Commines schon die dicke Bertha

    eingebaut, das macht man doch nicht zum Spaß.

                           Mit Weidmannsheil

                                                 Dein Walther.


    114.                Brief an die Eltern.

                                         Menin 20. III. 1915.

            Liebe Eltern !

    Mutter vielen Dank für den "Schputtibrief" und

    die Besorgungen, an denen Du doch sicher mitgewirkt

    hast !?


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2656 / 33681
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Friedrich-Carl Hoffmann
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http://creativecommons.org/licenses/by-sa/3.0/


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