Zeitungen aus der Kriegszeit 1914, item 17

Edit transcription:
...
Transcription saved
Enhance your transcribing experience by using full-screen mode

Transcription

You have to be logged in to transcribe. Please login or register and click the pencil-button again

 item 17 


                                                      

                                                         D o r f z e i t u n g .

                                                   Gegründet im Jahr 1818.

===================================================================================

Die Dorfzeitung erscheint täglich mit Ausnahme des Tages nach den Sonn- und Feiertagen und kostet vierteljährlich mit dem illustrierten Sonntagsblatt, der Landwirtschaftlichen Beilage und den Blättern für Obst- und Gartenbau bei allen Postanstalten des Deutschen Reiches 1,75 M. Bestellgeld 42 Pf.

Einrückungsgebühr für die fünfgespaltene Petitzeile oder deren Raum 20 Pf.  Reklamezeile 60 Pf. -

Bei Anzeigen mit Offertenbeförderung werden 50 Pf. für Beförderung zugerechnet. - 

                                                  Fernsprech-Anschluß Nr. 10

==================================================================================

No. 177                                  Hildburghausen, Freitag, den 31. Juli                                              1914.

________________________________________________________________________________________________________      

 1. Spalte        

                            Kaiser und Zar. 

    Es  wird halbamtlich bekannt gegeben, daß Depeschen des    

deutschen und des russischen Kaisers einander "gekreuzt" haben.

Aus dieser Feststellung läßt sich natürlich kein unmittelbarer

Schluß auf den Inhalt der Depeschen ziehen. Indessen

erscheint doch auch die nackte Tatsache dieses Austausches

in diesem Fall nicht bedeutungslos. Einmal zeigt sie, daß

die Drähte zwischen Berlin und St. Petersburg in diesem Augenblick

keineswegs abgerissen sind, daß nicht nur das  Verhältnis

beider Höfe äußerlich "korrekt", sondern auch persönlich noch

zufriedenstellend ist. Mit dem Hinweis auf die "Kreuzung" hat man

aber wohl Angriffen auf den deutschen Kaiser vorbeugen wollen, die

ihm Vorwürfe darüber machen könnten, daß er den fremden

Herrscher nicht den ersten Schritt des Entgegenkommens tun lasse.

Die Gleichzeitigkeit wird wohl auf Verabredung beruhen, um solchem

Verdacht die Spitze abzubrechen.

    In den um die Erhaltung des Friedens bangenden Kreisen wird

die Nachricht selber mit Freude aufgenommen werden. Um so

mehr, als sie mit einer freilich unbestätigt gebliebenen anderen zusammenfällt,

Minister Ssasonow   habe ausdrücklich erklärt , daß eine

Besetzung Belgrads für Rußland noch lange kein Kriegsfall sei, einen

weiteren Vormarsch Österreichs man allerdings mit Aufmerksamkeit

verfolgen müsse. Auch die amtliche russische Mitteilung des

28., "die russische Regierung wünsche nicht, daß der Ausdruck

patriotischer Gefühle durch die Bevölkerung die Färbung von Mißgunst

gegen Mächte annehme, mit denen Rußland sich unveränderlich

in Frieden zu befinden wünsche",  hat nach einer halbamtlichen

Erklärung durch ihren friedlichen Ton in Berlin befriedigt, und die

russischen Wünsche auf Erhaltung friedlicher Beziehungen werden

von der kaiserlich deutschen Regierung geteilt.      

    Stoff genug also zur Begründung beruhigter Auffassungen der

Lage! Ob man diesseits überhaupt ganz richtig verfahren war?  

Ob man nicht von vornherein nachdrücklicher die Undenkbarkeit hätte                      

betonen müssen, daß Rußland sich Serbiens schlechter Sache annehme?

Hat man nicht gewissermaßen schon einen Trumpf aus der

Hand gegeben, indem man mit der Möglichkeit zu rechnen verriet, 

daß Österreichs Strafexpedition gegen Serbien Schwierigkeiten bereiten

würden [sic]? Eine russische Neutralität mußte als eine Selbstverständlichkeit

behandelt werden: bei solcher Haltung diesseits konnten

von uns keine Gegenzugeständnisse gefordert werden.

    Überhaupt wäre der Presse die alleräußerste  Zurückhaltung in

der Behandlung der diplomatischen Lage anzuempfehlen. Man begegnet

ganz merkwürdigen Verkennungen und falschen Auslegungen

der einfachsten Dinge von der Welt. So hat die falsche Meldung,

daß der Zar nach den finnischen Schären abgereist sei, die Deutung

gefunden, das sei ein Signal zum Krieg, daß der Selbstherrscher

seine Person in das Kriegsgefahren nicht ausgesetzte Finnland

flüchte, da es gegen russisches Herkommen sei, daß der Zar kriegerischen

Unternehmungen persönlich beiwohne. Wie viel Irrtümer

in einem Satz! Alexander I. hat die Kriege von 1805 bis 1807 und

von 1813 bis 1814 im Hauptquartier mitgemacht, ebenso

Alexander II. den türkischen!  Dazu ist gerade ein Aufenthalt in den

finnischen Schären für die gegenwärtige Jahreszeit hergebracht.

Nur an Verteidigungskriegen gegen Angriffe auf Rußland haben

allerdings Nikolaus' II. Vorgänger nach Peter dem Großen nicht teilgenommen:

weder Alexander I. an dem Rückzug auf Moskau 1813,


 2. Spalte 

noch Nikolaus I. am Krimkrieg: sie wollten eben ihrem Volk das

Schauspiel weichender Zare nicht geben.

    Im ganzen darf man wohl annehmen, daß der starke Friedens-

wille des deutschen wie des russischen Kaisers, die Ausbreitung des

begrenzten österreichisch-serbischen Waffenstreits zu einem allgemeinen

europäischen Brand zu verhindern, die Kraft behalten wird.

Unsere Regierung wird freilich ein scharfes Auge auf die russischen

militärischen Vorkehrungen an unserer wie an der österreichischen

Grenze behalten müssen, um zu keinem Zeitpunkt unangenehme Überraschungen

zu erleben. Aber solche Wachsamkeit muß sich auch mit

ruhigem Blut paaren, die Entschlossenheit zu fester Abwehr fremder

Unbill mit kaltblütiger Erwartung der Dinge, die uns die Entwicklung

der gegenwärtigen Zustände bescheren wird. In dem ruhigen

Verhandeln der beiden einflußreichsten Persönlichkeiten liegt jedenfalls

eine sicherere Gewähr der Friedenserhaltung als in den

schleppenden Konferenzen, wie sie von anderer Seite vorgeschlagen

waren - gar nicht zu reden von den ebenso unpatriotischen wie

gegenstandslosen Kundgebungen der Antimilitaristen aus aller 

Herren Länder.

                                                           * * * 

    Kaiser Wilhelm und Zar Nikolaus haben sich, wie

dem "Wolffschen Telegraphenbureau" gemeldet wird, über die gegenwärtige

Lage telegraphisch zu verständigen gesucht. Die Mitteilung

lautet: " Die Nachricht, daß  Seine Majestät der Kaiser Nikolaus 

an den deutschen Kaiser ein Telegramm gerichtet habe, wird uns mit

dem Hinzufügen bestätigt, daß sich dieses Telegramm mit einer Depesche

Kaiser Wilhelms an den Zaren gekreuzt hat." Die "Norddeutsche

Allgemeine Zeitung" bemerkt in ihrer Abendausgabe vom

Mittwoch zu der tags vorher ausgegebenen amtlichen russischen

Mitteilung : "Der friedliche Ton der amtlichen russischen Mitteilung

vom 28. Juli hat hier lebhaften Widerhall gefunden. Die kaiserliche

Regierung teilt den Wunsch auf Erhaltung friedlicher Beziehungen.

Sie hofft, daß das deutsche Volk sie durch ferneres Bewahren

einer maßvollen und ruhigen Haltung in ihren Bestrebungen

unterstützen wird."

    Zu den englischen Vermittlungsvorschlägen war die

Stellung Deutschlands offiziös in einem Artikel der

"Köln. Ztg." wiedergegeben, den wir in Nr. 176 veröffentlichten.

Von anderer Seite war eine ganz falsche Darstellung über Deutschlands

Haltung gegeben worden, weshalb das "Wolffsche Telegraphenbureau"

folgende Nachricht versandte: "Hirschs Bureau verbreitet

unter Berufung auf amtliche Ermächtigung eine Erklärung des Inhalts,

Deutschland habe die englischen Vorschläge abgelehnt, da die

deutsche Diplomatie es vorziehe, den Ereignissen ihren Lauf zu

lassen. Wir stellen fest, daß das Hirschsche Bureau von keiner amtlichen

Stelle zur Verbreitung einer derartigen Erklärung ermächtigt

worden ist."  Wie das "Reutersche Bureau" erfährt, hat das Londoner

Auswärtige Amt die Mitteilung erhalten, daß Rußland

im Prinzip dem britischen Konferenzvorschlag zustimmt. Gleichzeitig

wünscht Rußland den direkten Meinungsaustausch mit Wien

fortzusetzen. Das amtliche englische Organ, die "Westminster

Gazette", schreibt: "Wir befürchten, daß es unmöglich ist, den

Krieg zwischen Österreich-Ungarn und Serbien zu verhindern. Doch

sollte es keineswegs unmöglich sein, Rußland zu überzeugen, daß

seine Interessen durch das Bemühen Österreich-Ungarns, sich Genugtuung

von Serbien zu verschaffen, weder in Frage gestellt noch

gefährdet werden. Falls beispielsweise Österreich-Ungarn die

Transcription saved

 item 17 


                                                      

                                                         D o r f z e i t u n g .

                                                   Gegründet im Jahr 1818.

===================================================================================

Die Dorfzeitung erscheint täglich mit Ausnahme des Tages nach den Sonn- und Feiertagen und kostet vierteljährlich mit dem illustrierten Sonntagsblatt, der Landwirtschaftlichen Beilage und den Blättern für Obst- und Gartenbau bei allen Postanstalten des Deutschen Reiches 1,75 M. Bestellgeld 42 Pf.

Einrückungsgebühr für die fünfgespaltene Petitzeile oder deren Raum 20 Pf.  Reklamezeile 60 Pf. -

Bei Anzeigen mit Offertenbeförderung werden 50 Pf. für Beförderung zugerechnet. - 

                                                  Fernsprech-Anschluß Nr. 10

==================================================================================

No. 177                                  Hildburghausen, Freitag, den 31. Juli                                              1914.

________________________________________________________________________________________________________      

 1. Spalte        

                            Kaiser und Zar. 

    Es  wird halbamtlich bekannt gegeben, daß Depeschen des    

deutschen und des russischen Kaisers einander "gekreuzt" haben.

Aus dieser Feststellung läßt sich natürlich kein unmittelbarer

Schluß auf den Inhalt der Depeschen ziehen. Indessen

erscheint doch auch die nackte Tatsache dieses Austausches

in diesem Fall nicht bedeutungslos. Einmal zeigt sie, daß

die Drähte zwischen Berlin und St. Petersburg in diesem Augenblick

keineswegs abgerissen sind, daß nicht nur das  Verhältnis

beider Höfe äußerlich "korrekt", sondern auch persönlich noch

zufriedenstellend ist. Mit dem Hinweis auf die "Kreuzung" hat man

aber wohl Angriffen auf den deutschen Kaiser vorbeugen wollen, die

ihm Vorwürfe darüber machen könnten, daß er den fremden

Herrscher nicht den ersten Schritt des Entgegenkommens tun lasse.

Die Gleichzeitigkeit wird wohl auf Verabredung beruhen, um solchem

Verdacht die Spitze abzubrechen.

    In den um die Erhaltung des Friedens bangenden Kreisen wird

die Nachricht selber mit Freude aufgenommen werden. Um so

mehr, als sie mit einer freilich unbestätigt gebliebenen anderen zusammenfällt,

Minister Ssasonow   habe ausdrücklich erklärt , daß eine

Besetzung Belgrads für Rußland noch lange kein Kriegsfall sei, einen

weiteren Vormarsch Österreichs man allerdings mit Aufmerksamkeit

verfolgen müsse. Auch die amtliche russische Mitteilung des

28., "die russische Regierung wünsche nicht, daß der Ausdruck

patriotischer Gefühle durch die Bevölkerung die Färbung von Mißgunst

gegen Mächte annehme, mit denen Rußland sich unveränderlich

in Frieden zu befinden wünsche",  hat nach einer halbamtlichen

Erklärung durch ihren friedlichen Ton in Berlin befriedigt, und die

russischen Wünsche auf Erhaltung friedlicher Beziehungen werden

von der kaiserlich deutschen Regierung geteilt.      

    Stoff genug also zur Begründung beruhigter Auffassungen der

Lage! Ob man diesseits überhaupt ganz richtig verfahren war?  

Ob man nicht von vornherein nachdrücklicher die Undenkbarkeit hätte                      

betonen müssen, daß Rußland sich Serbiens schlechter Sache annehme?

Hat man nicht gewissermaßen schon einen Trumpf aus der

Hand gegeben, indem man mit der Möglichkeit zu rechnen verriet, 

daß Österreichs Strafexpedition gegen Serbien Schwierigkeiten bereiten

würden [sic]? Eine russische Neutralität mußte als eine Selbstverständlichkeit

behandelt werden: bei solcher Haltung diesseits konnten

von uns keine Gegenzugeständnisse gefordert werden.

    Überhaupt wäre der Presse die alleräußerste  Zurückhaltung in

der Behandlung der diplomatischen Lage anzuempfehlen. Man begegnet

ganz merkwürdigen Verkennungen und falschen Auslegungen

der einfachsten Dinge von der Welt. So hat die falsche Meldung,

daß der Zar nach den finnischen Schären abgereist sei, die Deutung

gefunden, das sei ein Signal zum Krieg, daß der Selbstherrscher

seine Person in das Kriegsgefahren nicht ausgesetzte Finnland

flüchte, da es gegen russisches Herkommen sei, daß der Zar kriegerischen

Unternehmungen persönlich beiwohne. Wie viel Irrtümer

in einem Satz! Alexander I. hat die Kriege von 1805 bis 1807 und

von 1813 bis 1814 im Hauptquartier mitgemacht, ebenso

Alexander II. den türkischen!  Dazu ist gerade ein Aufenthalt in den

finnischen Schären für die gegenwärtige Jahreszeit hergebracht.

Nur an Verteidigungskriegen gegen Angriffe auf Rußland haben

allerdings Nikolaus' II. Vorgänger nach Peter dem Großen nicht teilgenommen:

weder Alexander I. an dem Rückzug auf Moskau 1813,


 2. Spalte 

noch Nikolaus I. am Krimkrieg: sie wollten eben ihrem Volk das

Schauspiel weichender Zare nicht geben.

    Im ganzen darf man wohl annehmen, daß der starke Friedens-

wille des deutschen wie des russischen Kaisers, die Ausbreitung des

begrenzten österreichisch-serbischen Waffenstreits zu einem allgemeinen

europäischen Brand zu verhindern, die Kraft behalten wird.

Unsere Regierung wird freilich ein scharfes Auge auf die russischen

militärischen Vorkehrungen an unserer wie an der österreichischen

Grenze behalten müssen, um zu keinem Zeitpunkt unangenehme Überraschungen

zu erleben. Aber solche Wachsamkeit muß sich auch mit

ruhigem Blut paaren, die Entschlossenheit zu fester Abwehr fremder

Unbill mit kaltblütiger Erwartung der Dinge, die uns die Entwicklung

der gegenwärtigen Zustände bescheren wird. In dem ruhigen

Verhandeln der beiden einflußreichsten Persönlichkeiten liegt jedenfalls

eine sicherere Gewähr der Friedenserhaltung als in den

schleppenden Konferenzen, wie sie von anderer Seite vorgeschlagen

waren - gar nicht zu reden von den ebenso unpatriotischen wie

gegenstandslosen Kundgebungen der Antimilitaristen aus aller 

Herren Länder.

                                                           * * * 

    Kaiser Wilhelm und Zar Nikolaus haben sich, wie

dem "Wolffschen Telegraphenbureau" gemeldet wird, über die gegenwärtige

Lage telegraphisch zu verständigen gesucht. Die Mitteilung

lautet: " Die Nachricht, daß  Seine Majestät der Kaiser Nikolaus 

an den deutschen Kaiser ein Telegramm gerichtet habe, wird uns mit

dem Hinzufügen bestätigt, daß sich dieses Telegramm mit einer Depesche

Kaiser Wilhelms an den Zaren gekreuzt hat." Die "Norddeutsche

Allgemeine Zeitung" bemerkt in ihrer Abendausgabe vom

Mittwoch zu der tags vorher ausgegebenen amtlichen russischen

Mitteilung : "Der friedliche Ton der amtlichen russischen Mitteilung

vom 28. Juli hat hier lebhaften Widerhall gefunden. Die kaiserliche

Regierung teilt den Wunsch auf Erhaltung friedlicher Beziehungen.

Sie hofft, daß das deutsche Volk sie durch ferneres Bewahren

einer maßvollen und ruhigen Haltung in ihren Bestrebungen

unterstützen wird."

    Zu den englischen Vermittlungsvorschlägen war die

Stellung Deutschlands offiziös in einem Artikel der

"Köln. Ztg." wiedergegeben, den wir in Nr. 176 veröffentlichten.

Von anderer Seite war eine ganz falsche Darstellung über Deutschlands

Haltung gegeben worden, weshalb das "Wolffsche Telegraphenbureau"

folgende Nachricht versandte: "Hirschs Bureau verbreitet

unter Berufung auf amtliche Ermächtigung eine Erklärung des Inhalts,

Deutschland habe die englischen Vorschläge abgelehnt, da die

deutsche Diplomatie es vorziehe, den Ereignissen ihren Lauf zu

lassen. Wir stellen fest, daß das Hirschsche Bureau von keiner amtlichen

Stelle zur Verbreitung einer derartigen Erklärung ermächtigt

worden ist."  Wie das "Reutersche Bureau" erfährt, hat das Londoner

Auswärtige Amt die Mitteilung erhalten, daß Rußland

im Prinzip dem britischen Konferenzvorschlag zustimmt. Gleichzeitig

wünscht Rußland den direkten Meinungsaustausch mit Wien

fortzusetzen. Das amtliche englische Organ, die "Westminster

Gazette", schreibt: "Wir befürchten, daß es unmöglich ist, den

Krieg zwischen Österreich-Ungarn und Serbien zu verhindern. Doch

sollte es keineswegs unmöglich sein, Rußland zu überzeugen, daß

seine Interessen durch das Bemühen Österreich-Ungarns, sich Genugtuung

von Serbien zu verschaffen, weder in Frage gestellt noch

gefährdet werden. Falls beispielsweise Österreich-Ungarn die


Transcription history
  • September 14, 2017 20:45:01 Beate Jochem

     item 17 


                                                          

                                                             D o r f z e i t u n g .

                                                       Gegründet im Jahr 1818.

    ===================================================================================

    Die Dorfzeitung erscheint täglich mit Ausnahme des Tages nach den Sonn- und Feiertagen und kostet vierteljährlich mit dem illustrierten Sonntagsblatt, der Landwirtschaftlichen Beilage und den Blättern für Obst- und Gartenbau bei allen Postanstalten des Deutschen Reiches 1,75 M. Bestellgeld 42 Pf.

    Einrückungsgebühr für die fünfgespaltene Petitzeile oder deren Raum 20 Pf.  Reklamezeile 60 Pf. -

    Bei Anzeigen mit Offertenbeförderung werden 50 Pf. für Beförderung zugerechnet. - 

                                                      Fernsprech-Anschluß Nr. 10

    ==================================================================================

    No. 177                                  Hildburghausen, Freitag, den 31. Juli                                              1914.

    ________________________________________________________________________________________________________      

     1. Spalte        

                                Kaiser und Zar. 

        Es  wird halbamtlich bekannt gegeben, daß Depeschen des    

    deutschen und des russischen Kaisers einander "gekreuzt" haben.

    Aus dieser Feststellung läßt sich natürlich kein unmittelbarer

    Schluß auf den Inhalt der Depeschen ziehen. Indessen

    erscheint doch auch die nackte Tatsache dieses Austausches

    in diesem Fall nicht bedeutungslos. Einmal zeigt sie, daß

    die Drähte zwischen Berlin und St. Petersburg in diesem Augenblick

    keineswegs abgerissen sind, daß nicht nur das  Verhältnis

    beider Höfe äußerlich "korrekt", sondern auch persönlich noch

    zufriedenstellend ist. Mit dem Hinweis auf die "Kreuzung" hat man

    aber wohl Angriffen auf den deutschen Kaiser vorbeugen wollen, die

    ihm Vorwürfe darüber machen könnten, daß er den fremden

    Herrscher nicht den ersten Schritt des Entgegenkommens tun lasse.

    Die Gleichzeitigkeit wird wohl auf Verabredung beruhen, um solchem

    Verdacht die Spitze abzubrechen.

        In den um die Erhaltung des Friedens bangenden Kreisen wird

    die Nachricht selber mit Freude aufgenommen werden. Um so

    mehr, als sie mit einer freilich unbestätigt gebliebenen anderen zusammenfällt,

    Minister Ssasonow   habe ausdrücklich erklärt , daß eine

    Besetzung Belgrads für Rußland noch lange kein Kriegsfall sei, einen

    weiteren Vormarsch Österreichs man allerdings mit Aufmerksamkeit

    verfolgen müsse. Auch die amtliche russische Mitteilung des

    28., "die russische Regierung wünsche nicht, daß der Ausdruck

    patriotischer Gefühle durch die Bevölkerung die Färbung von Mißgunst

    gegen Mächte annehme, mit denen Rußland sich unveränderlich

    in Frieden zu befinden wünsche",  hat nach einer halbamtlichen

    Erklärung durch ihren friedlichen Ton in Berlin befriedigt, und die

    russischen Wünsche auf Erhaltung friedlicher Beziehungen werden

    von der kaiserlich deutschen Regierung geteilt.      

        Stoff genug also zur Begründung beruhigter Auffassungen der

    Lage! Ob man diesseits überhaupt ganz richtig verfahren war?  

    Ob man nicht von vornherein nachdrücklicher die Undenkbarkeit hätte                      

    betonen müssen, daß Rußland sich Serbiens schlechter Sache annehme?

    Hat man nicht gewissermaßen schon einen Trumpf aus der

    Hand gegeben, indem man mit der Möglichkeit zu rechnen verriet, 

    daß Österreichs Strafexpedition gegen Serbien Schwierigkeiten bereiten

    würden [sic]? Eine russische Neutralität mußte als eine Selbstverständlichkeit

    behandelt werden: bei solcher Haltung diesseits konnten

    von uns keine Gegenzugeständnisse gefordert werden.

        Überhaupt wäre der Presse die alleräußerste  Zurückhaltung in

    der Behandlung der diplomatischen Lage anzuempfehlen. Man begegnet

    ganz merkwürdigen Verkennungen und falschen Auslegungen

    der einfachsten Dinge von der Welt. So hat die falsche Meldung,

    daß der Zar nach den finnischen Schären abgereist sei, die Deutung

    gefunden, das sei ein Signal zum Krieg, daß der Selbstherrscher

    seine Person in das Kriegsgefahren nicht ausgesetzte Finnland

    flüchte, da es gegen russisches Herkommen sei, daß der Zar kriegerischen

    Unternehmungen persönlich beiwohne. Wie viel Irrtümer

    in einem Satz! Alexander I. hat die Kriege von 1805 bis 1807 und

    von 1813 bis 1814 im Hauptquartier mitgemacht, ebenso

    Alexander II. den türkischen!  Dazu ist gerade ein Aufenthalt in den

    finnischen Schären für die gegenwärtige Jahreszeit hergebracht.

    Nur an Verteidigungskriegen gegen Angriffe auf Rußland haben

    allerdings Nikolaus' II. Vorgänger nach Peter dem Großen nicht teilgenommen:

    weder Alexander I. an dem Rückzug auf Moskau 1813,


     2. Spalte 

    noch Nikolaus I. am Krimkrieg: sie wollten eben ihrem Volk das

    Schauspiel weichender Zare nicht geben.

        Im ganzen darf man wohl annehmen, daß der starke Friedens-

    wille des deutschen wie des russischen Kaisers, die Ausbreitung des

    begrenzten österreichisch-serbischen Waffenstreits zu einem allgemeinen

    europäischen Brand zu verhindern, die Kraft behalten wird.

    Unsere Regierung wird freilich ein scharfes Auge auf die russischen

    militärischen Vorkehrungen an unserer wie an der österreichischen

    Grenze behalten müssen, um zu keinem Zeitpunkt unangenehme Überraschungen

    zu erleben. Aber solche Wachsamkeit muß sich auch mit

    ruhigem Blut paaren, die Entschlossenheit zu fester Abwehr fremder

    Unbill mit kaltblütiger Erwartung der Dinge, die uns die Entwicklung

    der gegenwärtigen Zustände bescheren wird. In dem ruhigen

    Verhandeln der beiden einflußreichsten Persönlichkeiten liegt jedenfalls

    eine sicherere Gewähr der Friedenserhaltung als in den

    schleppenden Konferenzen, wie sie von anderer Seite vorgeschlagen

    waren - gar nicht zu reden von den ebenso unpatriotischen wie

    gegenstandslosen Kundgebungen der Antimilitaristen aus aller 

    Herren Länder.

                                                               * * * 

        Kaiser Wilhelm und Zar Nikolaus haben sich, wie

    dem "Wolffschen Telegraphenbureau" gemeldet wird, über die gegenwärtige

    Lage telegraphisch zu verständigen gesucht. Die Mitteilung

    lautet: " Die Nachricht, daß  Seine Majestät der Kaiser Nikolaus 

    an den deutschen Kaiser ein Telegramm gerichtet habe, wird uns mit

    dem Hinzufügen bestätigt, daß sich dieses Telegramm mit einer Depesche

    Kaiser Wilhelms an den Zaren gekreuzt hat." Die "Norddeutsche

    Allgemeine Zeitung" bemerkt in ihrer Abendausgabe vom

    Mittwoch zu der tags vorher ausgegebenen amtlichen russischen

    Mitteilung : "Der friedliche Ton der amtlichen russischen Mitteilung

    vom 28. Juli hat hier lebhaften Widerhall gefunden. Die kaiserliche

    Regierung teilt den Wunsch auf Erhaltung friedlicher Beziehungen.

    Sie hofft, daß das deutsche Volk sie durch ferneres Bewahren

    einer maßvollen und ruhigen Haltung in ihren Bestrebungen

    unterstützen wird."

        Zu den englischen Vermittlungsvorschlägen war die

    Stellung Deutschlands offiziös in einem Artikel der

    "Köln. Ztg." wiedergegeben, den wir in Nr. 176 veröffentlichten.

    Von anderer Seite war eine ganz falsche Darstellung über Deutschlands

    Haltung gegeben worden, weshalb das "Wolffsche Telegraphenbureau"

    folgende Nachricht versandte: "Hirschs Bureau verbreitet

    unter Berufung auf amtliche Ermächtigung eine Erklärung des Inhalts,

    Deutschland habe die englischen Vorschläge abgelehnt, da die

    deutsche Diplomatie es vorziehe, den Ereignissen ihren Lauf zu

    lassen. Wir stellen fest, daß das Hirschsche Bureau von keiner amtlichen

    Stelle zur Verbreitung einer derartigen Erklärung ermächtigt

    worden ist."  Wie das "Reutersche Bureau" erfährt, hat das Londoner

    Auswärtige Amt die Mitteilung erhalten, daß Rußland

    im Prinzip dem britischen Konferenzvorschlag zustimmt. Gleichzeitig

    wünscht Rußland den direkten Meinungsaustausch mit Wien

    fortzusetzen. Das amtliche englische Organ, die "Westminster

    Gazette", schreibt: "Wir befürchten, daß es unmöglich ist, den

    Krieg zwischen Österreich-Ungarn und Serbien zu verhindern. Doch

    sollte es keineswegs unmöglich sein, Rußland zu überzeugen, daß

    seine Interessen durch das Bemühen Österreich-Ungarns, sich Genugtuung

    von Serbien zu verschaffen, weder in Frage gestellt noch

    gefährdet werden. Falls beispielsweise Österreich-Ungarn die

  • September 14, 2017 20:42:56 Beate Jochem

     item 17 


                                                          

                                                             D o r f z e i t u n g .

                                                       Gegründet im Jahr 1818.

    ===================================================================================

    Die Dorfzeitung erscheint täglich mit Ausnahme des Tages nach den Sonn- und Feiertagen und kostet vierteljährlich mit dem illustrierten Sonntagsblatt, der Landwirtschaftlichen Beilage und den Blättern für Obst- und Gartenbau bei allen Postanstalten des Deutschen Reiches 1,75 M. Bestellgeld 42 Pf.

    Einrückungsgebühr für die fünfgespaltene Petitzeile oder deren Raum 20 Pf.  Reklamezeile 60 Pf. -

    Bei Anzeigen mit Offertenbeförderung werden 50 Pf. für Beförderung zugerechnet. - 

                                                      Fernsprech-Anschluß Nr. 10

    ==================================================================================

    No. 177                                  Hildburghausen, Freitag, den 31. Juli                                              1914.

    ________________________________________________________________________________________________________      

     1. Spalte        

                                Kaiser und Zar. 

        Es  wird halbamtlich bekannt gegeben, daß Depeschen des    

    deutschen und des russischen Kaisers einander "gekreuzt" haben.

    Aus dieser Feststellung läßt sich natürlich kein unmittelbarer

    Schluß auf den Inhalt der Depeschen ziehen. Indessen

    erscheint doch auch die nackte Tatsache dieses Austausches

    in diesem Fall nicht bedeutungslos. Einmal zeigt sie, daß

    die Drähte zwischen Berlin und St. Petersburg in diesem Augenblick

    keineswegs abgerissen sind, daß nicht nur das  Verhältnis

    beider Höfe äußerlich "korrekt", sondern auch persönlich noch

    zufriedenstellend ist. Mit dem Hinweis auf die "Kreuzung" hat man

    aber wohl Angriffen auf den deutschen Kaiser vorbeugen wollen, die

    ihm Vorwürfe darüber machen könnten, daß er den fremden

    Herrscher nicht den ersten Schritt des Entgegenkommens tun lasse.

    Die Gleichzeitigkeit wird wohl auf Verabredung beruhen, um solchem

    Verdacht die Spitze abzubrechen.

        In den um die Erhaltung des Friedens bangenden Kreisen wird

    die Nachricht selber mit Freude aufgenommen werden. Um so

    mehr, als sie mit einer freilich unbestätigt gebliebenen anderen zusammenfällt,

    Minister Ssasonow   habe ausdrücklich erklärt , daß eine

    Besetzung Belgrads für Rußland noch lange kein Kriegsfall sei, einen

    weiteren Vormarsch Österreichs man allerdings mit Aufmerksamkeit

    verfolgen müsse. Auch die amtliche russische Mitteilung des

    28., "die russische Regierung wünsche nicht, daß der Ausdruck

    patriotischer Gefühle durch die Bevölkerung die Färbung von Mißgunst

    gegen Mächte annehme, mit denen Rußland sich unveränderlich

    in Frieden zu befinden wünsche",  hat nach einer halbamtlichen

    Erklärung durch ihren friedlichen Ton in Berlin befriedigt, und die

    russischen Wünsche auf Erhaltung friedlicher Beziehungen werden

    von der kaiserlich deutschen Regierung geteilt.      

        Stoff genug also zur Begründung beruhigter Auffassungen der

    Lage! Ob man diesseits überhaupt ganz richtig verfahren war?  

    Ob man nicht von vornherein nachdrücklicher die Undenkbarkeit hätte                      

    betonen müssen, daß Rußland sich Serbiens schlechter Sache annehme?

    Hat man nicht gewissermaßen schon einen Trumpf aus der

    Hand gegeben, indem man mit der Möglichkeit zu rechnen verriet, 

    daß Österreichs Strafexpedition gegen Serbien Schwierigkeiten bereiten

    würden [sic]? Eine russische Neutralität mußte als eine Selbstverständlichkeit

    behandelt werden: bei solcher Haltung diesseits konnten

    von uns keine Gegenzugeständnisse gefordert werden.

        Überhaupt wäre der Presse die alleräußerste  Zurückhaltung in

    der Behandlung der diplomatischen Lage anzuempfehlen. Man begegnet

    ganz merkwürdigen Verkennungen und falschen Auslegungen

    der einfachsten Dinge von der Welt. So hat die falsche Meldung,

    daß der Zar nach den finnischen Schären abgereist sei, die Deutung

    gefunden, das sei ein Signal zum Krieg, daß der Selbstherrscher

    seine Person in das Kriegsgefahren nicht ausgesetzte Finnland

    flüchte, da es gegen russisches Herkommen sei, daß der Zar kriegerischen

    Unternehmungen persönlich beiwohne. Wie viel Irrtümer

    in einem Satz! Alexander I. hat die Kriege von 1805 bis 1807 und

    von 1813 bis 1814 im Hauptquartier mitgemacht, ebenso

    Alexander II. den türkischen!  Dazu ist gerade ein Aufenthalt in den

    finnischen Schären für die gegenwärtige Jahreszeit hergebracht.

    Nur an Verteidigungskriegen gegen Angriffe auf Rußland haben

    allerdings Nikolaus' II. Vorgänger nach Peter dem Großen nicht teilgenommen:

    weder Alexander I. an dem Rückzug auf Moskau 1813,


     2. Spalte 

    noch Nikolaus I. am Krimkrieg: sie wollten eben ihrem Volk das

    Schauspiel weichender Zare nicht geben.

        Im ganzen darf man wohl annehmen, daß der starke Friedens-

    wille des deutschen wie des russischen Kaisers, die Ausbreitung des

    begrenzten österreichisch-serbischen Waffenstreits zu einem allgemeinen

    europäischen Brand zu verhindern, die Kraft behalten wird.

    Unsere Regierung wird freilich ein scharfes Auge auf die russischen

    militärischen Vorkehrungen an unserer wie an der österreichischen

    Grenze behalten müssen, um zu keinem Zeitpunkt unangenehme Überraschungen

    zu erleben. Aber solche Wachsamkeit muß sich auch mit

    ruhigem Blut paaren, die Entschlossenheit zu fester Abwehr fremder

    Unbill mit kaltblütiger Erwartung der Dinge, die uns die Entwicklung

    der gegenwärtigen Zustände bescheren wird. In dem ruhigen

    Verhandeln der beiden einflußreichsten Persönlichkeiten liegt jedenfalls

    eine sicherere Gewähr der Friedenserhaltung als in den

    schleppenden Konferenzen, wie sie von anderer Seite vorgeschlagen

    waren - gar nicht zu reden von den ebenso unpatriotischen wie

    gegenstandslosen Kundgebungen der Antimilitaristen aus aller 

    Herren Länder.

                                                               * * * 

        Kaiser Wilhelm und Zar Nikolaus haben sich, wie

    dem "Wolffschen Telegraphenbureau" gemeldet wird, über die gegenwärtige

    Lage telegraphisch zu verständigen gesucht. Die Mitteilung

    lautet: " Die Nachricht, daß  Seine Majestät der Kaiser Nikolaus 

    an den deutschen Kaiser ein Telegramm gerichtet habe, wird uns mit

    dem Hinzufügen bestätigt, daß sich dieses Telegramm mit einer Depesche

    Kaiser Wilhelms an den Zaren gekreuzt hat." Die "Norddeutsche

    Allgemeine Zeitung" bemerkt in ihrer Abendausgabe vom

    Mittwoch zu der tags vorher ausgegebenen amtlichen russischen

    Mitteilung : "Der friedliche Ton der amtlichen russischen Mitteilung

    vom 28. Juli hat hier lebhaften Widerhall gefunden. Die kaiserliche

    Regierung teilt den Wunsch auf Erhaltung friedlicher Beziehungen.

    Sie hofft, daß das deutsche Volk sie durch ferneres Bewahren

    einer maßvollen und ruhigen Haltung in ihren Bestrebungn

    unterstützen wird."

        Zu den englischen Vermittlungsvorschlägen war die

    Stellung Deutschlands offiziös in einem Artikel der

    "Köln. Ztg." wiedergegeben, den wir in Nr. 176 veröffentlichten.

    Von anderer Seite war eine ganz falsche Darstellung über Deutschlands

    Haltung gegeben worden, weshalb das "Wolffsche Telegraphenbureau"

    folgende Nachricht versandte: "Hirschs Bureau verbreitet

    unter Berufung auf amtliche Ermächtigung eine Erklärung des Inhalts,

    Deutschland habe die englischen Vorschläge abgelehnt, da die

    deutsche Diplomatie es vorziehe, den Ereignissen ihren Lauf zu

    lassen. Wir stellen fest, daß das Hirschsche Bureau von keiner amtlichen

    Stelle zur Verbreitung einer derartigen Erklärung ermächtigt

    worden ist."  Wie das "Reutersche Bureau" erfährt, hat das Londoner

    Auswärtige Amt die Mitteilung erhalten, daß Rußland

    im Prinzip dem britischen Konferenzvorschlag zustimmt. Gleichzeitig

    wüscht Rußland den direkten Meinungsaustausch mit Wien

    fortzusetzen. Das amtliche englische Organ, die "Westminster

    Gazette", schreibt: "Wir befürchten, dß es unmöglich ist, den

    Krieg zwischen Österreich-Ungarn und Serbien zu verhindern. Doch

    sollte es keineswegs unmöglich sein, Rußland zu überzeugen, daß

    seine Interessen durch das Bemühen Österreich-Ungarns, sich Genugtuung

    von Serbien zu verschaffen, weder in Frage gestellt noch

    gefährdet werden. Falls beispielsweise Österreich-Ungarn die


  • September 14, 2017 20:30:08 Beate Jochem

     item 17 


                                                          

                                                             D o r f z e i t u n g .

                                                       Gegründet im Jahr 1818.

    ===================================================================================

    Die Dorfzeitung erscheint täglich mit Ausnahme des Tages nach den Sonn- und Feiertagen und kostet vierteljährlich mit dem illustrierten Sonntagsblatt, der Landwirtschaftlichen Beilage und den Blättern für Obst- und Gartenbau bei allen Postanstalten des Deutschen Reiches 1,75 M. Bestellgeld 42 Pf.

    Einrückungsgebühr für die fünfgespaltene Petitzeile oder deren Raum 20 Pf.  Reklamezeile 60 Pf. -

    Bei Anzeigen mit Offertenbeförderung werden 50 Pf. für Beförderung zugerechnet. - 

                                                      Fernsprech-Anschluß Nr. 10

    ==================================================================================

    No. 177                                  Hildburghausen, Freitag, den 31. Juli                                              1914.

    ________________________________________________________________________________________________________      

     1. Spalte        

                                Kaiser und Zar. 

        Es  wird halbamtlich bekannt gegeben, daß Depeschen des    

    deutschen und des russischen Kaisers einander "gekreuzt" haben.

    Aus dieser Feststellung läßt sich natürlich kein unmittelbarer

    Schluß auf den Inhalt der Depeschen ziehen. Indessen

    erscheint doch auch die nackte Tatsache dieses Austausches

    in diesem Fall nicht bedeutungslos. Einmal zeigt sie, daß

    die Drähte zwischen Berlin und St. Petersburg in diesem Augenblick

    keineswegs abgerissen sind, daß nicht nur das  Verhältnis

    beider Höfe äußerlich "korrekt", sondern auch persönlich noch

    zufriedenstellend ist. Mit dem Hinweis auf die "Kreuzung" hat man

    aber wohl Angriffen auf den deutschen Kaiser vorbeugen wollen, die

    ihm Vorwürfe darüber machen könnten, daß er den fremden

    Herrscher nicht den ersten Schritt des Entgegenkommens tun lasse.

    Die Gleichzeitigkeit wird wohl auf Verabredung beruhen, um solchem

    Verdacht die Spitze abzubrechen.

        In den um die Erhaltung des Friedens bangenden Kreisen wird

    die Nachricht selber mit Freude aufgenommen werden. Um so

    mehr, als sie mit einer freilich unbestätigt gebliebenen anderen zusammenfällt,

    Minister Ssasonow   habe ausdrücklich erklärt , daß eine

    Besetzung Belgrads für Rußland noch lange kein Kriegsfall sei, einen

    weiteren Vormarsch Österreichs man allerdings mit Aufmerksamkeit

    verfolgen müsse. Auch die amtliche russische Mitteilung des

    28., "die russische Regierung wünsche nicht, daß der Ausdruck

    patriotischer Gefühle durch die Bevölkerung die Färbung von Mißgunst

    gegen Mächte annehme, mit denen Rußland sich unveränderlich

    in Frieden zu befinden wünsche",  hat nach einer halbamtlichen

    Erklärung durch ihren friedlichen Ton in Berlin befriedigt, und die

    russischen Wünsche auf Erhaltung friedlicher Beziehungen werden

    von der kaiserlich deutschen Regierung geteilt.      

        Stoff genug also zur Begründung beruhigter Auffassungen der

    Lage! Ob man diesseits überhaupt ganz richtig verfahren war?  

    Ob man nicht von vornherein nachdrücklicher die Undenkbarkeit hätte                      

    betonen müssen, daß Rußland sich Serbiens schlechter Sache annehme?

    Hat man nicht gewissermaßen schon einen Trumpf aus der

    Hand gegeben, indem man mit der Möglichkeit zu rechnen verriet, 

    daß Österreichs Strafexpedition gegen Serbien Schwierigkeiten bereiten

    würden [sic]? Eine russische Neutralität mußte als eine Selbstverständlichkeit

    behandelt werden: bei solcher Haltung diesseits konnten

    von uns keine Gegenzugeständnisse gefordert werden.

        Überhaupt wäre der Presse die alleräußerste  Zurückhaltung in

    der Behandlung der diplomatischen Lage anzuempfehlen. Man begegnet

    ganz merkwürdigen Verkennungen und falschen Auslegungen

    der einfachsten Dinge von der Welt. So hat die falsche Meldung,

    daß der Zar nach den finnischen Schären abgereist sei, die Deutung

    gefunden, das sei ein Signal zum Krieg, daß der Selbstherrscher

    seine Person in das Kriegsgefahren nicht ausgesetzte Finnland

    flüchte, da es gegen russisches Herkommen sei, daß der Zar kriegerischen

    Unternehmungen persönlich beiwohne. Wie viel Irrtümer

    in einem Satz! Alexander I. hat die Kriege von 1805 bis 1807 und

    von 1813 bis 1814 im Hauptquartier mitgemacht, ebenso

    Alexander II. den türkischen!  Dazu ist gerade ein Aufenthalt in den

    finnischen Schären für die gegenwärtige Jahreszeit hergebracht.

    Nur an Verteidigungskriegen gegen Angriffe auf Rußland haben

    allerdings Nikolaus' II. Vorgänger nach Peter dem Großen nicht teilgenommen:

    weder Alexander I. an dem Rückzug auf Moskau 1813,


     2. Spalte 

    noch Nikolaus I. am Krimkrieg: sie wollten eben ihrem Volk das

    Schauspiel weichender Zare nicht geben.

        Im ganzen darf man wohl annehmen, daß der starke Friedens-

    wille des deutschen wie des russischen Kaisers, die Ausbreitung des

    begrenzten österreichisch-serbischen Waffenstreits zu einem allgemeinen

    europäischen Brand zu verhindern, die Kraft behalten wird.

    Unsere Regierung wird freilich ein scharfes Auge auf die russischen

    militärischen Vorkehrungen an unserer wie an der österreichischen

    Grenze behalten müssen, um zu keinem Zeitpunkt unangenehme Überraschungen

    zu erleben. Aber solche Wachsamkeit muß sich auch mit

    ruhigem Blut paaren, die Entschlossenheit zu fester Abwehr fremder

    Unbill mit kaltblütiger Erwartung der Dinge, die uns die Entwicklung

    der gegenwärtigen Zustände bescheren wird. In dem ruhigen

    Verhandeln der beiden einflußreichsten Persönlichkeiten liegt jedenfalls

    eine sicherere Gewähr der Friedenserhaltung als in den

    schleppenden Konferenzen, wie sie von anderer Seite vorgeschlagen

    waren - gar nicht zu reden von den ebenso unpatriotischen wie

    gegenstandslosen Kundgebungen der Antimilitaristen aus aller 

    Herren Länder.

                                                               * * * 

        Kaiser Wilhelm und Zar Nikolaus haben sich, wie

    dem "Wolffschen Telegraphenbureau" gemeldet wird, über die gegenwärtige

    Lage telegraphisch zu verständigen gesucht. Die Mitteilung

    lautet: " Die Nachricht, daß  Seine Majestät der Kaiser Nikolaus 

    an den deutschen Kaiser ein Telegramm gerichtet habe, wird uns mit

    dem Hinzufügen bestätigt, daß sich dieses Telegramm mit einer Depesche

    Kaiser Wilhelms an den Zaren gekreuzt hat." Die "Norddeutsche

    Allgemeine Zeitung" bemerkt in ihrer Abendausgabe vom

    Mittwoch zu der tags vorher ausgegebenen amtlichen russischen

    Mitteilung : "Der friedliche Ton der amtlichen russischen Mitteilung

    vom 28. Juli hat hier lebhaften Widerhall gefunden. Die kaiserliche

    Regierung teilt den Wunsch auf Erhaltung friedlicher Beziehungen.

    Sie hofft, daß das deutsche Volk sie durch ferneres Bewahren

    einer maßvollen und ruhigen Haltung in ihren Bestrebungn

    unterstützen wird."


  • September 14, 2017 20:30:01 Beate Jochem

     item 17 


                                                          

                                                             D o r f z e i t u n g .

                                                       Gegründet im Jahr 1818.

    ===================================================================================

    Die Dorfzeitung erscheint täglich mit Ausnahme des Tages nach den Sonn- und Feiertagen und kostet vierteljährlich mit dem illustrierten Sonntagsblatt, der Landwirtschaftlichen Beilage und den Blättern für Obst- und Gartenbau bei allen Postanstalten des Deutschen Reiches 1,75 M. Bestellgeld 42 Pf.

    Einrückungsgebühr für die fünfgespaltene Petitzeile oder deren Raum 20 Pf.  Reklamezeile 60 Pf. -

    Bei Anzeigen mit Offertenbeförderung werden 50 Pf. für Beförderung zugerechnet. - 

                                                      Fernsprech-Anschluß Nr. 10

    ==================================================================================

    No. 177                                  Hildburghausen, Freitag, den 31. Juli                                              1914.

    ________________________________________________________________________________________________________      

     1. Spalte        

                                Kaiser und Zar. 

        Es  wird halbamtlich bekannt gegeben, daß Depeschen des    

    deutschen und des russischen Kaisers einander "gekreuzt" haben.

    Aus dieser Feststellung läßt sich natürlich kein unmittelbarer

    Schluß auf den Inhalt der Depeschen ziehen. Indessen

    erscheint doch auch die nackte Tatsache dieses Austausches

    in diesem Fall nicht bedeutungslos. Einmal zeigt sie, daß

    die Drähte zwischen Berlin und St. Petersburg in diesem Augenblick

    keineswegs abgerissen sind, daß nicht nur das  Verhältnis

    beider Höfe äußerlich "korrekt", sondern auch persönlich noch

    zufriedenstellend ist. Mit dem Hinweis auf die "Kreuzung" hat man

    aber wohl Angriffen auf den deutschen Kaiser vorbeugen wollen, die

    ihm Vorwürfe darüber machen könnten, daß er den fremden

    Herrscher nicht den ersten Schritt des Entgegenkommens tun lasse.

    Die Gleichzeitigkeit wird wohl auf Verabredung beruhen, um solchem

    Verdacht die Spitze abzubrechen.

        In den um die Erhaltung des Friedens bangenden Kreisen wird

    die Nachricht selber mit Freude aufgenommen werden. Um so

    mehr, als sie mit einer freilich unbestätigt gebliebenen anderen zusammenfällt,

    Minister Ssasonow   habe ausdrücklich erklärt , daß eine

    Besetzung Belgrads für Rußland noch lange kein Kriegsfall sei, einen

    weiteren Vormarsch Österreichs man allerdings mit Aufmerksamkeit

    verfolgen müsse. Auch die amtliche russische Mitteilung des

    28., "die russische Regierung wünsche nicht, daß der Ausdruck

    patriotischer Gefühle durch die Bevölkerung die Färbung von Mißgunst

    gegen Mächte annehme, mit denen Rußland sich unveränderlich

    in Frieden zu befinden wünsche",  hat nach einer halbamtlichen

    Erklärung durch ihren friedlichen Ton in Berlin befriedigt, und die

    russischen Wünsche auf Erhaltung friedlicher Beziehungen werden

    von der kaiserlich deutschen Regierung geteilt.      

        Stoff genug also zur Begründung beruhigter Auffassungen der

    Lage! Ob man diesseits überhaupt ganz richtig verfahren war?  

    Ob man nicht von vornherein nachdrücklicher die Undenkbarkeit hätte                      

    betonen müssen, daß Rußland sich Serbiens schlechter Sache annehme?

    Hat man nicht gewissermaßen schon einen Trumpf aus der

    Hand gegeben, indem man mit der Möglichkeit zu rechnen verriet, 

    daß Österreichs Strafexpedition gegen Serbien Schwierigkeiten bereiten

    würden [sic]? Eine russische Neutralität mußte als eine Selbstverständlichkeit

    behandelt werden: bei solcher Haltung diesseits konnten

    von uns keine Gegenzugeständnisse gefordert werden.

        Überhaupt wäre der Presse die alleräußerste  Zurückhaltung in

    der Behandlung der diplomatischen Lage anzuempfehlen. Man begegnet

    ganz merkwürdigen Verkennungen und falschen Auslegungen

    der einfachsten Dinge von der Welt. So hat die falsche Meldung,

    daß der Zar nach den finnischen Schären abgereist sei, die Deutung

    gefunden, das sei ein Signal zum Krieg, daß der Selbstherrscher

    seine Person in das Kriegsgefahren nicht ausgesetzte Finnland

    flüchte, da es gegen russisches Herkommen sei, daß der Zar kriegerischen

    Unternehmungen persönlich beiwohne. Wie viel Irrtümer

    in einem Satz! Alexander I. hat die Kriege von 1805 bis 1807 und

    von 1813 bis 1814 im Hauptquartier mitgemacht, ebenso

    Alexander II. den türkischen!  Dazu ist gerade ein Aufenthalt in den

    finnischen Schären für die gegenwärtige Jahreszeit hergebracht.

    Nur an Verteidigungskriegen gegen Angriffe auf Rußland haben

    allerdings Nikolaus' II. Vorgänger nach Peter dem Großen nicht teilgenommen:

    weder Alexander I. an dem Rückzug auf Moskau 1813,


     2. Spalte 

    noch Nikolaus I. am Krimkrieg: sie wollten eben ihrem Volk das

    Schauspiel weichender Zare nicht geben.

        Im ganzen darf man wohl annehmen, daß der starke Friedens-

    wille des deutschen wie des russischen Kaisers, die Ausbreitung des

    begrenzten österreichisch-serbischen Waffenstreits zu einem allgemeinen

    europäischen Brand zu verhindern, die Kraft behalten wird.

    Unsere Regierung wird freilich ein scharfes Auge auf die russischen

    militärischen Vorkehrungen an unserer wie an der österreichischen

    Grenze behalten müssen, um zu keinem Zeitpunkt unangenehme Überraschungen

    zu erleben. Aber solche Wachsamkeit muß sich auch mit

    ruhigem Blut paaren, die Entschlossenheit zu fester Abwehr fremder

    Unbill mit kaltblütiger Erwartung der Dinge, die uns die Entwicklung

    der gegenwärtigen Zustände bescheren wird. In dem ruhigen

    Verhandeln der beiden einflußreichsten Persönlichkeiten liegt jedenfalls

    eine sicherere Gewähr der Friedenserhaltung als in den

    schleppenden Konferenzen, wie sie von anderer Seite vorgeschlagen

    waren - gar nicht zu reden von den ebenso unpatriotischen wie

    gegenstandslosen Kundgebungen der Antimilitaristen aus aller 

    Herren Länder.

                                                               * * * 

        Kaiser Wilhelm und Zar Nikolaus haben sich, wie

    dem "Wolffschen Telegraphenbureau" gemeldet wird, über die gegenwärtige

    Lage telegraphisch zu verständigen gesucht. Die Mitteilung

    lautet: " Die Nachricht, daß  Seine Majestät der Kaiser Nikolaus 

    an den deutschen Kaiser ein Telegramm gerichtet habe, wird uns mit

    dem Hinzufügen bestätigt, daß sich dieses Telegramm mit einer Depesche

    Kaiser Wilhelms an den Zaren gekreuzt hat." Die "Norddeutsche

    Allgemeine Zeitung" bemerkt in ihrer Abendausgabe vom

    Mittwoch zu der tags vorher ausgegebenen amtlichen russischen

    Mitteilung : "Der friedliche Ton der amtlichen russischen Mitteilung

    vom 28. Juli hat hier lebhaften Widerhall gefunden. Die kaiserliche

    Regierung teilt den Wunsch auf Erhaltung friedlicher Beziehungen.

    Sie hofft, daß das deutsche Volk sie durch ferneres Bewahren

    einer maßvollen und ruhigen Haltung in ihren Besgrebungn

    unterstützen wird."


  • September 14, 2017 20:20:55 Beate Jochem

     item 17 


                                                          

                                                             D o r f z e i t u n g .

                                                       Gegründet im Jahr 1818.

    ===================================================================================

    Die Dorfzeitung erscheint täglich mit Ausnahme des Tages nach den Sonn- und Feiertagen und kostet vierteljährlich mit dem illustrierten Sonntagsblatt, der Landwirtschaftlichen Beilage und den Blättern für Obst- und Gartenbau bei allen Postanstalten des Deutschen Reiches 1,75 M. Bestellgeld 42 Pf.

    Einrückungsgebühr für die fünfgespaltene Petitzeile oder deren Raum 20 Pf.  Reklamezeile 60 Pf. -

    Bei Anzeigen mit Offertenbeförderung werden 50 Pf. für Beförderung zugerechnet. - 

                                                      Fernsprech-Anschluß Nr. 10

    ==================================================================================

    No. 177                                  Hildburghausen, Freitag, den 31. Juli                                              1914.

    ________________________________________________________________________________________________________      

     1. Spalte        

                                Kaiser und Zar. 

        Es  wird halbamtlich bekannt gegeben, daß Depeschen des    

    deutschen und des russischen Kaisers einander "gekreuzt" haben.

    Aus dieser Feststellung läßt sich natürlich kein unmittelbarer

    Schluß auf den Inhalt der Depeschen ziehen. Indessen

    erscheint doch auch die nackte Tatsache dieses Austausches

    in diesem Fall nicht bedeutungslos. Einmal zeigt sie, daß

    die Drähte zwischen Berlin und St. Petersburg in diesem Augenblick

    keineswegs abgerissen sind, daß nicht nur das  Verhältnis

    beider Höfe äußerlich "korrekt", sondern auch persönlich noch

    zufriedenstellend ist. Mit dem Hinweis auf die "Kreuzung" hat man

    aber wohl Angriffen auf den deutschen Kaiser vorbeugen wollen, die

    ihm Vorwürfe darüber machen könnten, daß er den fremden

    Herrscher nicht den ersten Schritt des Entgegenkommens tun lasse.

    Die Gleichzeitigkeit wird wohl auf Verabredung beruhen, um solchem

    Verdacht die Spitze abzubrechen.

        In den um die Erhaltung des Friedens bangenden Kreisen wird

    die Nachricht selber mit Freude aufgenommen werden. Um so

    mehr, als sie mit einer freilich unbestätigt gebliebenen anderen zusammenfällt,

    Minister Ssasonow   habe ausdrücklich erklärt , daß eine

    Besetzung Belgrads für Rußland noch lange kein Kriegsfall sei, einen

    weiteren Vormarsch Österreichs man allerdings mit Aufmerksamkeit

    verfolgen müsse. Auch die amtliche russische Mitteilung des

    28., "die russische Regierung wünsche nicht, daß der Ausdruck

    patriotischer Gefühle durch die Bevölkerung die Färbung von Mißgunst

    gegen Mächte annehme, mit denen Rußland sich unveränderlich

    in Frieden zu befinden wünsche",  hat nach einer halbamtlichen

    Erklärung durch ihren friedlichen Ton in Berlin befriedigt, und die

    russischen Wünsche auf Erhaltung friedlicher Beziehungen werden

    von der kaiserlich deutschen Regierung geteilt.      

        Stoff genug also zur Begründung beruhigter Auffassungen der

    Lage! Ob man diesseits überhaupt ganz richtig verfahren war?  

    Ob man nicht von vornherein nachdrücklicher die Undenkbarkeit hätte                      

    betonen müssen, daß Rußland sich Serbiens schlechter Sache annehme?

    Hat man nicht gewissermaßen schon einen Trumpf aus der

    Hand gegeben, indem man mit der Möglichkeit zu rechnen verriet, 

    daß Österreichs Strafexpedition gegen Serbien Schwierigkeiten bereiten

    würden [sic]? Eine russische Neutralität mußte als eine Selbstverständlichkeit

    behandelt werden: bei solcher Haltung diesseits konnten

    von uns keine Gegenzugeständnisse gefordert werden.

        Überhaupt wäre der Presse die alleräußerste  Zurückhaltung in

    der Behandlung der diplomatischen Lage anzuempfehlen. Man begegnet

    ganz merkwürdigen Verkennungen und falschen Auslegungen

    der einfachsten Dinge von der Welt. So hat die falsche Meldung,

    daß der Zar nach den finnischen Schären abgereist sei, die Deutung

    gefunden, das sei ein Signal zum Krieg, daß der Selbstherrscher

    seine Person in das Kriegsgefahren nicht ausgesetzte Finnland

    flüchte, da es gegen russisches Herkommen sei, daß der Zar kriegerischen

    Unternehmungen persönlich beiwohne. Wie viel Irrtümer

    in einem Satz! Alexander I. hat die Kriege von 1805 bis 1807 und

    von 1813 bis 1814 im Hauptquartier mitgemacht, ebenso

    Alexander II. den türkischen!  Dazu ist gerade ein Aufenthalt in den

    finnischen Schären für die gegenwärtige Jahreszeit hergebracht.

    Nur an Verteidigungskriegen gegen Angriffe auf Rußland haben

    allerdings Nikolaus' II. Vorgänger nach Peter dem Großen nicht teilgenommen:

    weder Alexander I. an dem Rückzug auf Moskau 1813,


     2. Spalte 

    noch Nikolaus I. am Krimkrieg: sie wollten eben ihrem Volk das

    Schauspiel weichender Zare nicht geben.

        Im ganzen darf man wohl annehmen, daß der starke Friedens-

    wille des deutschen wie des russischen Kaisers, die Ausbreitung des

    begrenzten österreichisch-serbischen Waffenstreits zu einem allgemeinen

    europäischen Brand zu verhindern, die Kraft behalten wird.

    Unsere Regierung wird freilich ein scharfes Auge auf die russischen

    militärischen Vorkehrungen an unserer wie an der österreichischen

    Grenze behalten müssen, um zu keinem Zeitpunkt unangenehme Überraschungen

    zu erleben. Aber solche Wachsamkeit muß sich auch mit

    ruhigem Blut paaren, die Entschlossenheit zu fester Abwehr fremder

    Unbill mit kaltblütiger Erwartung der Dinge, die uns die Entwicklung

    der gegenwärtigen Zustände bescheren wird. In dem ruhigen

    Verhandeln der beiden einflußreichsten Persönlichkeiten liegt jedenfalls

    eine sicherere Gewähr der Friedenserhaltung als in den

    schleppenden Konferenzen, wie sie von anderer Seite vorgeschlagen

    waren - gar nicht zu reden von den ebenso unpatriotischen wie

    gegenstandslosen Kundgebungen der Antimilitaristen aus aller 

    Herren Länder.



  • September 14, 2017 20:08:30 Beate Jochem

     item 17 


                                                          

                                                             D o r f z e i t u n g .

                                                       Gegründet im Jahr 1818.

    ===================================================================================

    Die Dorfzeitung erscheint täglich mit Ausnahme des Tages nach den Sonn- und Feiertagen und kostet vierteljährlich mit dem illustrierten Sonntagsblatt, der Landwirtschaftlichen Beilage und den Blättern für Obst- und Gartenbau bei allen Postanstalten des Deutschen Reiches 1,75 M. Bestellgeld 42 Pf.

    Einrückungsgebühr für die fünfgespaltene Petitzeile oder deren Raum 20 Pf.  Reklamezeile 60 Pf. -

    Bei Anzeigen mit Offertenbeförderung werden 50 Pf. für Beförderung zugerechnet. - 

                                                      Fernsprech-Anschluß Nr. 10

    ==================================================================================

    No. 177                                  Hildburghausen, Freitag, den 31. Juli                                              1914.

    ________________________________________________________________________________________________________      

     1. Spalte        

                                Kaiser und Zar. 

        Es  wird halbamtlich bekannt gegeben, daß Depeschen des    

    deutschen und des russischen Kaisers einander "gekreuzt" haben.

    Aus dieser Feststellung läßt sich natürlich kein unmittelbarer

    Schluß auf den Inhalt der Depeschen ziehen. Indessen

    erscheint doch auch die nackte Tatsache dieses Austausches

    in diesem Fall nicht bedeutungslos. Einmal zeigt sie, daß

    die Drähte zwischen Berlin und St. Petersburg in diesem Augenblick

    keineswegs abgerissen sind, daß nicht nur das  Verhältnis

    beider Höfe äußerlich "korrekt", sondern auch persönlich noch

    zufriedenstellend ist. Mit dem Hinweis auf die "Kreuzung" hat man

    aber wohl Angriffen auf den deutschen Kaiser vorbeugen wollen, die

    ihm Vorwürfe darüber machen könnten, daß er den fremden

    Herrscher nicht den ersten Schritt des Entgegenkommens tun lasse.

    Die Gleichzeitigkeit wird wohl auf Verabredung beruhen, um solchem

    Verdacht die Spitze abzubrechen.

        In den um die Erhaltung des Friedens bangenden Kreisen wird

    die Nachricht selber mit Freude aufgenommen werden. Um so

    mehr, als sie mit einer freilich unbestätigt gebliebenen anderen zusammenfällt,

    Minister Ssasonow   habe ausdrücklich erklärt , daß eine

    Besetzung Belgrads für Rußland noch lange kein Kriegsfall sei, einen

    weiteren Vormarsch Österreichs man allerdings mit Aufmerksamkeit

    verfolgen müsse. Auch die amtliche russische Mitteilung des

    28., "die russische Regierung wünsche nicht, daß der Ausdruck

    patriotischer Gefühle durch die Bevölkerung die Färbung von Mißgunst

    gegen Mächte annehme, mit denen Rußland sich unveränderlich

    in Frieden zu befinden wünsche",  hat nach einer halbamtlichen

    Erklärung durch ihren friedlichen Ton in Berlin befriedigt, und die

    russischen Wünsche auf Erhaltung friedlicher Beziehungen werden

    von der kaiserlich deutschen Regierung geteilt.      

        Stoff genug also zur Begründung beruhigter Auffassungen der

    Lage! Ob man diesseits überhaupt ganz richtig verfahren war?  

    Ob man nicht von vornherein nachdrücklicher die Undenkbarkeit hätte                      

    betonen müssen, daß Rußland sich Serbiens schlechter Sache annehme?

    Hat man nicht gewissermaßen schon einen Trumpf aus der

    Hand gegeben, indem man mit der Möglichkeit zu rechnen verriet, 

    daß Österreichs Strafexpedition gegen Serbien Schwierigkeiten bereiten

    würden [sic]? Eine russische Neutralität mußte als eine Selbstverständlichkeit

    behandelt werden: bei solcher Haltung diesseits konnten

    von uns keine Gegenzugeständnisse gefordert werden.

        Überhaupt wäre der Presse die alleräußerste  Zurückhaltung in

    der Behandlung der diplomatischen Lage anzuempfehlen. Man begegnet

    ganz merkwürdigen Verkennungen und falschen Auslegungen

    der einfachsten Dinge von der Welt. So hat die falsche Meldung,

    daß der Zar nach den finnischen Schären abgereist sei, die Deutung

    gefunden, das sei ein Signal zum Krieg, daß der Selbstherrscher

    seine Person in das Kriegsgefahren nicht ausgesetzte Finnland

    flüchte, da es gegen russisches Herkommen sei, daß der Zar kriegerischen

    Unternehmungen persönlich beiwohne. Wie viel Irrtümer

    in einem Satz! Alexander I. hat die Kriege von 1805 bis 1807 und

    von 1813 bis 1814 im Hauptquartier mitgemacht, ebenso

    Alexander II. den türkischen!  Dazu ist gerade ein Aufenthalt in den

    finnischen Schären für die gegenwärtige Jahreszeit hergebracht.

    Nur an Verteidigungskriegen gegen Angriffe auf Rußland haben

    allerdings Nikolaus' II. Vorgänger nach Peter dem Großen nicht teilgenommen:

    weder Alexander I. an dem Rückzug auf Moskau 1813,


     2. Spalte 

    noch Nikolaus I. am Krimkrieg: sie wollten eben ihrem Volk das

    Schauspiel weichender Zare nicht geben.


  • September 12, 2017 19:38:27 Beate Jochem

     item 17 


                                                          

                                                             D o r f z e i t u n g .

                                                       Gegründet im Jahr 1818.

    ===================================================================================

    Die Dorfzeitung erscheint täglich mit Ausnahme des Tages nach den Sonn- und Feiertagen und kostet vierteljährlich mit dem illustrierten Sonntagsblatt, der Landwirtschaftlichen Beilage und den Blättern für Obst- und Gartenbau bei allen Postanstalten des Deutschen Reiches 1,75 M. Bestellgeld 42 Pf.

    Einrückungsgebühr für die fünfgespaltene Petitzeile oder deren Raum 20 Pf.  Reklamezeile 60 Pf. -

    Bei Anzeigen mit Offertenbeförderung werden 50 Pf. für Beförderung zugerechnet. - 

                                            Fernsprech-Anschluß Nr. 10

    ==================================================================================

    No. 177                                  Hildburgshausen, Freitag, den 31. Juli                                              1914.

    ________________________________________________________________________________________________________      

     1. Spalte        

                                Kaiser und Zar. 

        Es  wird halbamtlich bekannt gegeben, daß Depeschen des    

    deutschen und des russischen Kaisers einander "gekreuzt" haben.

    Aus dieser Feststellung läßt sich natürlich kein unmittelbarer

    Schluß auf den Inhalt der Depeschen ziehen. Indessen

    erscheint doch auch die nackte Tatsache dieses Austausches

    in diesem Fall nicht bedeutungslos. Einmal zeigt sie, daß

    die Drähte zwischen Berlin und St. Petersburg in diesem Augenblick

    keineswegs abgerissen sind, daß nicht nur das  Verhältnis

    beider Höfe äußerlich "korrekt", sondern auch persönlich noch

    zufriedenstellend ist. Mit dem Hinweis auf die "Kreuzung" hat man

    aber wohl Angriffen auf den deutschen Kaiser vorbeugen wollen, die

    ihm Vorwürfe darüber machen könnten, daß er den fremden

    Herrscher nicht den ersten Schritt des Entgegenkommens tun lasse.

    Die Gleichzeitigkeit wird wohl auf Verabredung beruhen, um solchem

    Verdacht die Spitze abzubrechen.

        In den um die Erhaltung des Friedens bangenden Kreisen wird

    die Nachricht selber mit Freude aufgenommen werden. Um so

    mehr, als sie mit einer freilich unbestätigt gebliebenen anderen zusammenfällt,

    Minister Ssasonow   habe ausdrücklich erklärt , daß eine

    Besetzung Belgrads für Rußland noch lange kein Kriegsfall sei, einen

    weiteren Vormarsch Österreichs man allerdings mit Aufmerksamkeit

    verfolgen müsse. Auch die amtliche russische Mitteilung des

    28., "die russische Regierung wünsche nicht, daß der Ausdruck

    patriotischer Gefühle durch die Bevölkerung die Färbung von Mißgunst

    gegen Mächte annehme, mit denen Rußland sich unveränderlich

    in Frieden zu befinden wünsche",  hat nach einer halbamtlichen

    Erklärung durch ihren friedlichen Ton in Berlin befriedigt, und die

    russischen Wünsche auf Erhaltung friedlicher Beziehungen werden

    von der kaiserlich deutschen Regierung geteilt.      

        Stoff genug also zur Begründung beruhigter Auffassungen der

    Lage! Ob man diesseits überhaupt ganz richtig verfahren war?  

    Ob man nicht von vornherein nachdrücklicher die Undenkbarkeit hätte                      

    betonen müssen, daß Rußland sich Serbiens schlechter Sache annehme?

    Hat man nicht gewissermaßen schon einen Trumpf aus der

    Hand gegeben, indem man mit der Möglichkeit zu rechnen verriet, 

    daß Österreichs Strafexpedition gegen Serbien Schwierigkeiten bereiten

    würden [sic]? Eine russische Neutralität mußte als eine Selbstverständlichkeit

    behandelt werden: bei solcher Haltung diesseits konnten

    von uns keine Gegenzugeständnisse gefordert werden.

        Überhaupt wäre der Presse die alleräußerste  Zurückhaltung in

    der Behandlung der diplomatischen Lage anzuempfehlen. Man begegnet

    ganz merkwürdigen Verkennungen und falschen Auslegungen

    der einfachsten Dinge von der Welt. So hat die falsche Meldung,

    daß der Zar nach den finnischen Schären abgereist sei, die Deutung

    gefunden, das sei ein Signal zum Krieg, daß der Selbstherrscher

    seine Person in das Kriegsgefahren nicht ausgesetzte Finnland

    flüchte, da es gegen russisches Herkommen sei, daß der Zar kriegerischen

    Unternehmungen persönlich beiwohne. Wie viel Irrtümer

    in einem Satz! Alexander I. hat die Kriege von 1805 bis 1807 und

    von 1813 bis 1814 im Hauptquartier mitgemacht, ebenso

    Alexander II. den türkischen!  Dazu ist gerade ein Aufenthalt in den

    finnischen Schären für die gegenwärtige Jahreszeit hergebracht.

    Nur an Verteidigungskriegen gegen Angriffe auf Rußland haben

    allerdings Nikolaus' II. Vorgänger nach Peter dem Großen nicht teilgenommen:

    weder Alexander I. an dem Rückzug auf Moskau 1813,


     2. Spalte 

    noch Nikolaus I. am Krimkrieg: sie wollten eben ihrem Volk das

    Schauspiel weichender Zare nicht geben.


  • September 12, 2017 19:38:20 Beate Jochem

     item 17 


                                                          

                                                             D o r f z e i t u n g .

                                                       Gegründet im Jahr 1818.

    ===================================================================================

    Die Dorfzeitung erscheint täglich mit Ausnahme des Tages nach den Sonn- und Feiertagen und kostet vierteljährlich mit dem illustrierten Sonntagsblatt, der Landwirtschaftlichen Beilage und den Blättern für Obst- und Gartenbau bei allen Postanstalten des Deutschen Reiches 1,75 M. Bestellgeld 42 Pf.

    Einrückungsgebühr für die fünfgespaltene Petitzeile oder deren Raum 20 Pf.  Reklamezeile 60 Pf. -

    Bei Anzeigen mit Offertenbeförderung werden 50 Pf. für Beförderung zugerechnet. - 

                                            Fernsprech-Anschluß Nr. 10

    ==================================================================================

    No. 177                                  Hildburgshausen, Freitag, den 31. Juli                                              1914.

    ________________________________________________________________________________________________________      

     1. Spalte        

                                Kaiser und Zar. 

        Es  wird halbamtlich bekannt gegeben, daß Depeschen des    

    deutschen und des russischen Kaisers einander "gekreuzt" haben.

    Aus dieser Feststellung läßt sich natürlich kein unmittelbarer

    Schluß auf den Inhalt der Depeschen ziehen. Indessen

    erscheint doch auch die nackte Tatsache dieses Austausches

    in diesem Fall nicht bedeutungslos. Einmal zeigt sie, daß

    die Drähte zwischen Berlin und St. Petersburg in diesem Augenblick

    keineswegs abgerissen sind, daß nicht nur das  Verhältnis

    beider Höfe äußerlich "korrekt", sondern auch persönlich noch

    zufriedenstellend ist. Mit dem Hinweis auf die "Kreuzung" hat man

    aber wohl Angriffen auf den deutschen Kaiser vorbeugen wollen, die

    ihm Vorwürfe darüber machen könnten, daß er den fremden

    Herrscher nicht den ersten Schritt des Entgegenkommens tun lasse.

    Die Gleichzeitigkeit wird wohl auf Verabredung beruhen, um solchem

    Verdacht die Spitze abzubrechen.

        In den um die Erhaltung des Friedens bangenden Kreisen wird

    die Nachricht selber mit Freude aufgenommen werden. Um so

    mehr, als sie mit einer freilich unbestätigt gebliebenen anderen zusammenfällt,

    Minister Ssasonow   habe ausdrücklich erklärt , daß eine

    Besetzung Belgrads für Rußland noch lange kein Kriegsfall sei, einen

    weiteren Vormarsch Österreichs man allerdings mit Aufmerksamkeit

    verfolgen müsse. Auch die amtliche russische Mitteilung des

    28., "die russische Regierung wünsche nicht, daß der Ausdruck

    patriotischer Gefühle durch die Bevölkerung die Färbung von Mißgunst

    gegen Mächte annehme, mit denen Rußland sich unveränderlich

    in Frieden zu befinden wünsche",  hat nach einer halbamtlichen

    Erklärung durch ihren friedlichen Ton in Berlin befriedigt, und die

    russischen Wünsche auf Erhaltung friedlicher Beziehungen werden

    von der kaiserlich deutschen Regierung geteilt.      

        Stoff genug also zur Begründung beruhigter Auffassungen der

    Lage! Ob man diesseits überhaupt ganz richtig verfahren war?  

    Ob man nicht von vornherein nachdrücklicher die Undenkbarkeit hätte                      

    betonen müssen, daß Rußland sich Serbiens schlechter Sache annehme?

    Hat man nicht gewissermaßen schon einen Trumpf aus der

    Hand gegeben, indem man mit der Möglichkeit zu rechnen verriet, 

    daß Österreichs Strafexpedition gegen Serbien Schwierigkeiten bereiten

    würden [sic]? Eine russische Neutralität mußte als eine Selbstverständlichkeit

    behandelt werden: bei solcher Haltung diesseits konnten

    von uns keine Gegenzugeständnisse gefordert werden.

        Überhaupt wäre der Presse die alleräußerste  Zurückhaltung in

    der Behandlung der diplomatischen Lage anzuempfehlen. Man begegnet

    ganz merkwürdigen Verkennungen und falschen Auslegungen

    der einfachsten Dinge von der Welt. So hat die falsche Meldung,

    daß der Zar nach den finnischen Schären abgereist sei, die Deutung

    gefunden, das sei ein Signal zum Krieg, daß der Selbstherrscher

    seine Person in das Kriegsgefahren nicht ausgesetzte Finnland

    flüchte, da es gegen russisches Herkommen sei, daß der Zar kriegerischen

    Unternehmungen persönlich beiwohne. Wie viel Irrtümer

    in einem Satz! Alexander I. hat die Kriege von 1805 bis 1807 und

    von 1813 bis 1814 im Hauptquartier mitgemacht, ebenso

    Alexander II. den türkischen!  Dazu ist gerade ein Aufenthalt in den

    finnischen Schären für die gegenwärtige Jahreszeit hergebracht.

    Nur an Verteidigungskriegen gegen Angriffe auf Rußland haben

    allerdings Nikolaus' II. Vorgänger nach Peter dem Großen nicht teilgenommen:

    weder Alexander I. an dem Rückzug auf Moskau 1813,


     2. Spalte 

    noch Nikolaus I. am Krimkrieg: sie wollten eben ihrem Volk das

    Schauspiel weichender Zaren nicht geben.


  • September 12, 2017 19:37:01 Beate Jochem

     item 17 


                                                          

                                                             D o r f z e i t u n g .

                                                       Gegründet im Jahr 1818.

    ===================================================================================

    Die Dorfzeitung erscheint täglich mit Ausnahme des Tages nach den Sonn- und Feiertagen und kostet vierteljährlich mit dem illustrierten Sonntagsblatt, der Landwirtschaftlichen Beilage und den Blättern für Obst- und Gartenbau bei allen Postanstalten des Deutschen Reiches 1,75 M. Bestellgeld 42 Pf.

    Einrückungsgebühr für die fünfgespaltene Petitzeile oder deren Raum 20 Pf.  Reklamezeile 60 Pf. -

    Bei Anzeigen mit Offertenbeförderung werden 50 Pf. für Beförderung zugerechnet. - 

                                            Fernsprech-Anschluß Nr. 10

    ==================================================================================

    No. 177                                  Hildburgshausen, Freitag, den 31. Juli                                              1914.

    ________________________________________________________________________________________________________      

     1. Spalte        

                                Kaiser und Zar. 

        Es  wird halbamtlich bekannt gegeben, daß Depeschen des    

    deutschen und des russischen Kaisers einander "gekreuzt" haben.

    Aus dieser Feststellung läßt sich natürlich kein unmittelbarer

    Schluß auf den Inhalt der Depeschen ziehen. Indessen

    erscheint doch auch die nackte Tatsache dieses Austausches

    in diesem Fall nicht bedeutungslos. Einmal zeigt sie, daß

    die Drähte zwischen Berlin und St. Petersburg in diesem Augenblick

    keineswegs abgerissen sind, daß nicht nur das  Verhältnis

    beider Höfe äußerlich "korrekt", sondern auch persönlich noch

    zufriedenstellend ist. Mit dem Hinweis auf die "Kreuzung" hat man

    aber wohl Angriffen auf den deutschen Kaiser vorbeugen wollen, die

    ihm Vorwürfe darüber machen könnten, daß er den fremden

    Herrscher nicht den ersten Schritt des Entgegenkommens tun lasse.

    Die Gleichzeitigkeit wird wohl auf Verabredung beruhen, um solchem

    Verdacht die Spitze abzubrechen.

        In den um die Erhaltung des Friedens bangenden Kreisen wird

    die Nachricht selber mit Freude aufgenommen werden. Um so

    mehr, als sie mit einer freilich unbestätigt gebliebenen anderen zusammenfällt,

    Minister Ssasonow   habe ausdrücklich erklärt , daß eine

    Besetzung Belgrads für Rußland noch lange kein Kriegsfall sei, einen

    weiteren Vormarsch Österreichs man allerdings mit Aufmerksamkeit

    verfolgen müsse. Auch die amtliche russische Mitteilung des

    28., "die russische Regierung wünsche nicht, daß der Ausdruck

    patriotischer Gefühle durch die Bevölkerung die Färbung von Mißgunst

    gegen Mächte annehme, mit denen Rußland sich unveränderlich

    in Frieden zu befinden wünsche",  hat nach einer halbamtlichen

    Erklärung durch ihren friedlichen Ton in Berlin befriedigt, und die

    russischen Wünsche auf Erhaltung friedlicher Beziehungen werden

    von der kaiserlich deutschen Regierung geteilt.      

        Stoff genug also zur Begründung beruhigter Auffassungen der

    Lage! Ob man diesseits überhaupt ganz richtig verfahren war?  

    Ob man nicht von vornherein nachdrücklicher die Undenkbarkeit hätte                      

    betonen müssen, daß Rußland sich Serbiens schlechter Sache annehme?

    Hat man nicht gewissermaßen schon einen Trumpf aus der

    Hand gegeben, indem man mit der Möglichkeit zu rechnen verriet, 

    daß Österreichs Strafexpedition gegen Serbien Schwierigkeiten bereiten

    würden [sic]? Eine russische Neutralität mußte als eine Selbstverständlichkeit

    behandelt werden: bei solcher Haltung diesseits konnten

    von uns keine Gegenzugeständnisse gefordert werden.

        Überhaupt wäre der Presse die alleräußerste  Zurückhaltung in

    der Behandlung der diplomatischen Lage anzuempfehlen. Man begegnet

    ganz merkwürdigen Verkennungen und falschen Auslegungen

    der einfachsten Dinge von der Welt. So hat die falsche Meldung,

    daß der Zar nach den finnischen Schären abgereist sei, die Deutung

    gefunden, das sei ein Signal zum Krieg, daß der Selbstherrscher

    seine Person in das Kriegsgefahren nicht ausgesetzte Finnland

    flüchte, da es gegen russisches Herkommen sei, daß der Zar kriegerischen

    Unternehmungen persönlich beiwohne. Wie viel Irrtümer

    in einem Satz! Alexander I. hat die Kriege von 1805 bis 1807 und

    von 1813 bis 1814 im Hauptquartier mitgemacht, ebenso

    Alexander II. den türkischen!  Dazu ist gerade ein Aufenthalt in den

    finnischen Schären für die gegenwärtige Jahreszeit hergebracht.

    Nur an Verteidigungskriegen gegen Angriffe auf Rußland haben

    allerdings Nikolaus' II. Vorgänger nach Peter dem Großen nicht teilgenommen:

    weder Alexander I. an dem Rückzug auf Moskau 1813,


     2. Spalte 


  • September 12, 2017 19:35:51 Beate Jochem

     item 17 


                                                          

                                                             D o r f z e i t u n g .

                                                       Gegründet im Jahr 1818.

    ===================================================================================

    Die Dorfzeitung erscheint täglich mit Ausnahme des Tages nach den Sonn- und Feiertagen und kostet vierteljährlich mit dem illustrierten Sonntagsblatt, der Landwirtschaftlichen Beilage und den Blättern für Obst- und Gartenbau bei allen Postanstalten des Deutschen Reiches 1,75 M. Bestellgeld 42 Pf.

    Einrückungsgebühr für die fünfgespaltene Petitzeile oder deren Raum 20 Pf.  Reklamezeile 60 Pf. -

    Bei Anzeigen mit Offertenbeförderung werden 50 Pf. für Beförderung zugerechnet. - 

                                            Fernsprech-Anschluß Nr. 10

    ==================================================================================

    No. 177                                  Hildburgshausen, Freitag, den 31. Juli                                              1914.

    ________________________________________________________________________________________________________      

     1. Spalte        

                                Kaiser und Zar. 

        Es  wird halbamtlich bekannt gegeben, daß Depeschen des    

    deutschen und des russischen Kaisers einander "gekreuzt" haben.

    Aus dieser Feststellung läßt sich natürlich kein unmittelbarer

    Schluß auf den Inhalt der Depeschen ziehen. Indessen

    erscheint doch auch die nackte Tatsache dieses Austausches

    in diesem Fall nicht bedeutungslos. Einmal zeigt sie, daß

    die Drähte zwischen Berlin und St. Petersburg in diesem Augenblick

    keineswegs abgerissen sind, daß nicht nur das  Verhältnis

    beider Höfe äußerlich "korrekt", sondern auch persönlich noch

    zufriedenstellend ist. Mit dem Hinweis auf die "Kreuzung" hat man

    aber wohl Angriffen auf den deutschen Kaiser vorbeugen wollen, die

    ihm Vorwürfe darüber machen könnten, daß er den fremden

    Herrscher nicht den ersten Schritt des Entgegenkommens tun lasse.

    Die Gleichzeitigkeit wird wohl auf Verabredung beruhen, um solchem

    Verdacht die Spitze abzubrechen.

        In den um die Erhaltung des Friedens bangenden Kreisen wird

    die Nachricht selber mit Freude aufgenommen werden. Um so

    mehr, als sie mit einer freilich unbestätigt gebliebenen anderen zusammenfällt,

    Minister Ssasonow   habe ausdrücklich erklärt , daß eine

    Besetzung Belgrads für Rußland noch lange kein Kriegsfall sei, einen

    weiteren Vormarsch Österreichs man allerdings mit Aufmerksamkeit

    verfolgen müsse. Auch die amtliche russische Mitteilung des

    28., "die russische Regierung wünsche nicht, daß der Ausdruck

    patriotischer Gefühle durch die Bevölkerung die Färbung von Mißgunst

    gegen Mächte annehme, mit denen Rußland sich unveränderlich

    in Frieden zu befinden wünsche",  hat nach einer halbamtlichen

    Erklärung durch ihren friedlichen Ton in Berlin befriedigt, und die

    russischen Wünsche auf Erhaltung friedlicher Beziehungen werden

    von der kaiserlich deutschen Regierung geteilt.      

        Stoff genug also zur Begründung beruhigter Auffassungen der

    Lage! Ob man diesseits überhaupt ganz richtig verfahren war?  

    Ob man nicht von vornherein nachdrücklicher die Undenkbarkeit hätte                      

    betonen müssen, daß Rußland sich Serbiens schlechter Sache annehme?

    Hat man nicht gewissermaßen schon einen Trumpf aus der

    Hand gegeben, indem man mit der Möglichkeit zu rechnen verriet, 

    daß Österreichs Strafexpedition gegen Serbien Schwierigkeiten bereiten

    würden [sic]? Eine russische Neutralität mußte als eine Selbstverständlichkeit

    behandelt werden: bei solcher Haltung diesseits konnten

    von uns keine Gegenzugeständnisse gefordert werden.

        Überhaupt wäre der Presse die alleräußerste  Zurückhaltung in

    der Behandlung der diplomatischen Lage anzuempfehlen. Man begegnet

    ganz merkwürdigen Verkennungen und falschen Auslegungen

    der einfachsten Dinge von der Welt. So hat die falsche Meldung,

    daß der Zar nach den finnischen Schären abgereist sei, die Deutung

    gefunden, das sei ein Signal zum Krieg, daß der Selbstherrscher

    seine Person in das Kriegsgefahren nicht ausgesetzte Finnland

    flüchte, da es gegen russisches Herkommen sei, daß der Zar kriegerischen

    Unternehmungen persönlich beiwohne. Wie viel Irrtümer

    in einem Satz! Alexander I. hat die Kriege von 1805 bis 1807 und

    von 1813 bis 1814 im Hauptquartier mitgemacht, ebenso

    Alexander II. den türkischen!  Dazu ist gerade ein Aufenthalt in den

    finnischen Schären für die gegenwärtige Jahreszeit hergebracht.

    Nur an Verteidigungskriegen gegen Angriffe auf Rußland haben

    allerdings Nikolaus' II. Vorgänger nach Peter dem Großen nicht teilgenommen:

    weder Alexander I. an dem Rückzug auf Moskau 1813,


  • September 12, 2017 19:26:02 Beate Jochem

     item 17 


                                                          

                                                             D o r f z e i t u n g .

                                                       Gegründet im Jahr 1818.

    ===================================================================================

    Die Dorfzeitung erscheint täglich mit Ausnahme des Tages nach den Sonn- und Feiertagen und kostet vierteljährlich mit dem illustrierten Sonntagsblatt, der Landwirtschaftlichen Beilage und den Blättern für Obst- und Gartenbau bei allen Postanstalten des Deutschen Reiches 1,75 M. Bestellgeld 42 Pf.

    Einrückungsgebühr für die fünfgespaltene Petitzeile oder deren Raum 20 Pf.  Reklamezeile 60 Pf. -

    Bei Anzeigen mit Offertenbeförderung werden 50 Pf. für Beförderung zugerechnet. - 

                                            Fernsprech-Anschluß Nr. 10

    ==================================================================================

    No. 177                                  Hildburgshausen, Freitag, den 31. Juli                                              1914.

    ________________________________________________________________________________________________________      

     1. Spalte        

                                Kaiser und Zar. 

        Es  wird halbamtlich bekannt gegeben, daß Depeschen des    

    deutschen und des russischen Kaisers einander "gekreuzt" haben.

    Aus dieser Feststellung läßt sich natürlich kein unmittelbarer

    Schluß auf den Inhalt der Depeschen ziehen. Indessen

    erscheint doch auch die nackte Tatsache dieses Austausches

    in diesem Fall nicht bedeutungslos. Einmal zeigt sie, daß

    die Drähte zwischen Berlin und St. Petersburg in diesem Augenblick

    keineswegs abgerissen sind, daß nicht nur das  Verhältnis

    beider Höfe äußerlich "korrekt", sondern auch persönlich noch

    zufriedenstellend ist. Mit dem Hinweis auf die "Kreuzung" hat man

    aber wohl Angriffen auf den deutschen Kaiser vorbeugen wollen, die

    ihm Vorwürfe darüber machen könnten, daß er den fremden

    Herrscher nicht den ersten Schritt des Entgegenkommens tun lasse.

    Die Gleichzeitigkeit wird wohl auf Verabredung beruhen, um solchem

    Verdacht die Spitze abzubrechen.

        In den um die Erhaltung des Friedens bangenden Kreisen wird

    die Nachricht selber mit Freude aufgenommen werden. Um so

    mehr, als sie mit einer freilich unbestätigt gebliebenen anderen zusammenfällt,

    Minister Ssasonow   habe ausdrücklich erklärt , daß eine

    Besetzung Belgrads für Rußland noch lange kein Kriegsfall sei, einen

    weiteren Vormarsch Österreichs man allerdings mit Aufmerksamkeit

    verfolgen müsse. Auch die amtliche russische Mitteilung des

    28., "die russische Regierung wünsche nicht, daß der Ausdruck

    patriotischer Gefühle durch die Bevölkerung die Färbung von Mißgunst

    gegen Mächte annehme, mit denen Rußland sich unveränderlich

    in Frieden zu befinden wünsche",  hat nach einer halbamtlichen

    Erklärung durch ihren friedlichen Ton in Berlin befriedigt, und die

    russischen Wünsche auf Erhaltung friedlicher Beziehungen werden

    von der kaiserlich deutschen Regierung geteilt.      

        Stoff genug also zur Begründung beruhigter Auffassungen der

    Lage! Ob man diesseits überhaupt ganz richtig verfahren war?  

    Ob man nicht von vornherein nachdrücklicher die Undenkbarkeit hätte                      

    betonen müssen, daß Rußland sich Serbiens schlechter Sache annehme?

    Hat man nicht gewissermaßen schon einen Trumpf aus der

    Hand gegeben, indem man mit der Möglichkeit zu rechnen verriet, 

    daß Österreichs Strafexpedition gegen Serbien Schwierigkeiten bereiten

    würden [sic]? Eine russische Neutralität mußte als eine Selbstverständlichkeit

    behandelt werden: bei solcher Haltung diesseits konnten

    von uns keine Gegenzugeständnisse gefordert werden.


  • September 12, 2017 19:16:27 Beate Jochem

     item 17 


                                                          

                                                             D o r f z e i t u n g .

                                                       Gegründet im Jahr 1818.

    ===================================================================================

    Die Dorfzeitung erscheint täglich mit Ausnahme des Tages nach den Sonn- und Feiertagen und kostet vierteljährlich mit dem illustrierten Sonntagsblatt, der Landwirtschaftlichen Beilage und den Blättern für Obst- und Gartenbau bei allen Postanstalten des Deutschen Reiches 1,75 M. Bestellgeld 42 Pf.

    Einrückungsgebühr für die fünfgespaltene Petitzeile oder deren Raum 20 Pf.  Reklamezeile 60 Pf. -

    Bei Anzeigen mit Offertenbeförderung werden 50 Pf. für Beförderung zugerechnet. - 

                                            Fernsprech-Anschluß Nr. 10

    ==================================================================================

    No. 177                                  Hildburgshausen, Freitag, den 31. Juli                                              1914.

    ________________________________________________________________________________________________________      

     1. Spalte        

                                Kaiser und Zar. 

        Es  wird halbamtlich bekannt gegeben, daß Depeschen des    

    deutschen und des russischen Kaisers einander "gekreuzt" haben.

    Aus dieser Feststellung läßt sich natürlich kein unmittelbarer

    Schluß auf den Inhalt der Depeschen ziehen. Indessen

    erscheint doch auch die nackte Tatsache dieses Austausches

    in diesem Fall nicht bedeutungslos. Einmal zeigt sie, daß

    die Drähte zwischen Berlin und St. Petersburg in diesem Augenblick

    keineswegs abgerissen sind, daß nicht nur das  Verhältnis

    beider Höfe äußerlich "korrekt", sondern auch persönlich noch

    zufriedenstellend ist. Mit dem Hinweis auf die "Kreuzung" hat man

    aber wohl Angriffen auf den deutschen Kaiser vorbeugen wollen, die

    ihm Vorwürfe darüber machen könnten, daß er den fremden

    Herrscher nicht den ersten Schritt des Entgegenkommens tun lasse.

    Die Gleichzeitigkeit wird wohl auf Verabredung beruhen, um solchem

    Verdacht die Spitze abzubrechen.

        In den um die Erhaltung des Friedens bangenden Kreisen wird

    die Nachricht selbe mit Freude aufgenommen werden. Um so

    mehr, als sie mit einer freilich unbestätigt gebliebenen zusammenfällt,

    Minister Ssasonow   habe ausdrücklich erklärt , daß eine

    Besetzung Belgrads für Rußland noch lange kein Kriegsfall sei, einen

    weiteren Vormarsch Österreichs man allerdings mit Aufmerksamkeit

    verfolgen müsse. Auch die amtliche russische Mitteilung des

    28., "die russische Regierung wünsche nicht, daß der Ausdruck

    patriotischer Gefühle durch die Bevölkerung die Färbung von Mißgunst

    gegen Mächte annehme, mit denen Rußland sich unveränderlich

    in Frieden zu befinden wünsche"",  hat nach einer halbamtlichen

    Erklärung durch ihren friedlichen Ton in Berlin befriedigt, und die

    russischen Wünsche auf Erhaltung friedlicher Beziehungen werden

    von der kaiserlich deutschen Regierung geteilt.                                 

         


  • September 12, 2017 18:53:32 Beate Jochem

     item 17 


                                                          

                                                             D o r f z e i t u n g .

                                                       Gegründet im Jahr 1818.

    ===================================================================================

    Die Dorfzeitung erscheint täglich mit Ausnahme des Tages nach den Sonn- und Feiertagen und kostet vierteljährlich mit dem illustrierten Sonntagsblatt, der Landwirtschaftlichen Beilage und den Blättern für Obst- und Gartenbau bei allen Postanstalten des Deutschen Reiches 1,75 M. Bestellgeld 42 Pf.

    Einrückungsgebühr für die fünfgespaltene Petitzeile oder deren Raum 20 Pf.  Reklamezeile 60 Pf. -

    Bei Anzeigen mit Offertenbeförderung werden 50 Pf. für Beförderung zugerechnet. - 

                                            Fernsprech-Anschluß Nr. 10

    ==================================================================================

                                                  Hildburgshausen, Freitag, den 31. Juli                                              1914.

    ________________________________________________________________________________________________________                                                

         


  • September 12, 2017 18:53:03 Beate Jochem

     item 17 


                                                          

                                                             D o r f z e i t u n g .

                                                       Gegründet im Jahr 1818.

    ===================================================================================

    Die Dorfzeitung erscheint täglich mit Ausnahme des Tages nach den Sonn- und Feiertagen und kostet vierteljährlich mit dem illustrierten Sonntagsblatt, der Landwirtschaftlichen Beilage und den Blättern für Obst- und Gartenbau bei allen Postanstalten des Deutschen Reiches 1,75 M.  Bestellgeld 42 Pf.

    Einrückungsgebühr für die fünfgespaltene Petitzeile oder deren Raum 20 Pf.  Reklamezeile 60 Pf. -

    Bei Anzeigen mit Offertenbeförderung werden 50 Pf. für Beförderung zugerechnet. - 

                                            Fernsprech-Anschluß Nr. 10

    ==================================================================================

                                                  Hildburgshausen, Freitag, den 31. Juli                                              1914.

    ________________________________________________________________________________________________________                                                

         


  • September 12, 2017 18:48:31 Beate Jochem

     item 17 


                                                          

                                                             D o r f z e i t u n g .

                                                       Gegründet im Jahr 1818.

    ===================================================================================

    Die Dorfzeitung erscheint täglich mit Ausnahme des Tages nach den Sonn- und Feiertagen und kostet vierteljährlich mit dem illustrierten Sonntagsblatt, der Landwirtschaftlichen Beilage und den Blättern für Obst- und Gartenbau bei allen Postanstalten des Deutschen Reiches 1,75 M.  Bestellgeld 42 Pf.

    Einrückungsgebühr für die fünfgespaltene Petitzeile oder deren Raum 20 Pf.  Reklamezeile 60 Pf. -

    Bei Anzeigen mit Offertenbeförderung werden 50 Pf. für Beförderung zugerechnet. - 

                                            Fernsprech-Anschluß Nr. 10


Description

Save description
  • 52.5201126||13.404510699999946||

    Berlin, Saalfeld, Leipzig

    ||1
Location(s)
  • Story location Berlin, Saalfeld, Leipzig
Login and add location


ID
15725 / 166527
Source
http://europeana1914-1918.eu/...
Contributor
Karl Döbling
License
http://creativecommons.org/licenses/by-sa/3.0/


Login to edit the languages

Login to edit the fronts

Login to add keywords
  • Home Front

Login and add links

Notes and questions

Login to leave a note