Briefe von Walther Huth an seine Eltern und Bekannte , item 105

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...linke Seite

169.           Brief an Trudchen.

                              Slawogora Nowa   6.VII. 1915.

        Liebe Sputti !

   Hast mir mit Deinem Päckchen eine rechte Freude

gemacht, wir haben jetzt, nachdem wir wieder abtranportiert

worden sind, recht knappe Zeiten, gerade mit der

letzten Post bekam ich noch die Zigaretten, die mir

auf der Bahn gut zu statten kamen. Es war wieder

eine Erfrischung durch unser altes Deutschland zu fahren,

eine mächtige Jockeltour, fast im Kreise. Unser Nest findest

Du am besten, wenn Du Dir die Strecke Riesenburg-

Soldau suchst, Verlängerung bis Mlawa, dann Straße östlich

bis hier. Dieses Slawogara ist ein kleines Dorf, recht hübsch

gelegen, nur kein Bach oder Fluß zum Baden in der

Nähe, dabei eine Mordshitze u. staubig. Sonst ist aber

alles in bester Ordnung, werdet jedenfalls bald mal

wieder von Papa Hindenburg hören u. diesmal sind wir

dann auch dabei. Ruski kriegt allem Anschein nach mal

wieder mächtig den Hintern voll. Verpflegung u. Quartiere

teile ich stets mit den Offizieren, auf der Bahn fuhr ich

ebenfalls II. Klasse. Immer anständig. Willy kriege ich

jetzt nicht zu sehen, weiß der Teufel, in welchem Kaff

der liegt ! Hier in dem Dorf ist nur unsere Kompagnie.

Mutter habe ich noch 2 Aufnahmen aus Rawa geschickt, sie

sind recht mies, kannst sie Dir ja aber trotzdem mal


...rechte Seite

zeigen lassen, ich bin aber nicht darauf, möchte ich gleich

bemerken.

   Weiß nicht, was ich Dir sonst noch erzählen soll, ist

alles der alte Dreck, haben Ruhe heute, wenns gegen Abend

nicht noch losgeht; blödsinnig langweilig, Ruhe vor dem

Sturm, wenns nur erst zu hauen käme, glaub nur nicht,

daß wir unsere Leute verbringen, steckt viel minderwertiger

Landsturm drin, der schon beim geringsten Marsch

schlapp macht, natürlich nur aus Energielosigkeit.

          Empfiehl mich bitte Frau v. Lattorf.

          Dir innigen Gruß                         Dein "Kleiner"


170.       Karte an Frau v. Ulrich

                                                      6. VII. 15.

    L. F. U. !  Vielen Dank für Deine Karte ! Bin erfreut

zu hören, daß Schulz noch munter, ich bekomme schon seit

langem keine Post mehr von ihm. Wenn mehr Ruhe,

werde ich mal an Scheffel schreiben. Mir geht es weiter

recht gut, trotz der schlimmen Prophezeiungen vor

nun bald einem Jahr. Dir, Frl. Hannchen u. Hans

                  herzliche Grüße                 Ihr    W. Huth.

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169.           Brief an Trudchen.

                              Slawogora Nowa   6.VII. 1915.

        Liebe Sputti !

   Hast mir mit Deinem Päckchen eine rechte Freude

gemacht, wir haben jetzt, nachdem wir wieder abtranportiert

worden sind, recht knappe Zeiten, gerade mit der

letzten Post bekam ich noch die Zigaretten, die mir

auf der Bahn gut zu statten kamen. Es war wieder

eine Erfrischung durch unser altes Deutschland zu fahren,

eine mächtige Jockeltour, fast im Kreise. Unser Nest findest

Du am besten, wenn Du Dir die Strecke Riesenburg-

Soldau suchst, Verlängerung bis Mlawa, dann Straße östlich

bis hier. Dieses Slawogara ist ein kleines Dorf, recht hübsch

gelegen, nur kein Bach oder Fluß zum Baden in der

Nähe, dabei eine Mordshitze u. staubig. Sonst ist aber

alles in bester Ordnung, werdet jedenfalls bald mal

wieder von Papa Hindenburg hören u. diesmal sind wir

dann auch dabei. Ruski kriegt allem Anschein nach mal

wieder mächtig den Hintern voll. Verpflegung u. Quartiere

teile ich stets mit den Offizieren, auf der Bahn fuhr ich

ebenfalls II. Klasse. Immer anständig. Willy kriege ich

jetzt nicht zu sehen, weiß der Teufel, in welchem Kaff

der liegt ! Hier in dem Dorf ist nur unsere Kompagnie.

Mutter habe ich noch 2 Aufnahmen aus Rawa geschickt, sie

sind recht mies, kannst sie Dir ja aber trotzdem mal


...rechte Seite

zeigen lassen, ich bin aber nicht darauf, möchte ich gleich

bemerken.

   Weiß nicht, was ich Dir sonst noch erzählen soll, ist

alles der alte Dreck, haben Ruhe heute, wenns gegen Abend

nicht noch losgeht; blödsinnig langweilig, Ruhe vor dem

Sturm, wenns nur erst zu hauen käme, glaub nur nicht,

daß wir unsere Leute verbringen, steckt viel minderwertiger

Landsturm drin, der schon beim geringsten Marsch

schlapp macht, natürlich nur aus Energielosigkeit.

          Empfiehl mich bitte Frau v. Lattorf.

          Dir innigen Gruß                         Dein "Kleiner"


170.       Karte an Frau v. Ulrich

                                                      6. VII. 15.

    L. F. U. !  Vielen Dank für Deine Karte ! Bin erfreut

zu hören, daß Schulz noch munter, ich bekomme schon seit

langem keine Post mehr von ihm. Wenn mehr Ruhe,

werde ich mal an Scheffel schreiben. Mir geht es weiter

recht gut, trotz der schlimmen Prophezeiungen vor

nun bald einem Jahr. Dir, Frl. Hannchen u. Hans

                  herzliche Grüße                 Ihr    W. Huth.


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  • February 8, 2017 15:49:45 Rolf Kranz

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    169.           Brief an Trudchen.

                                  Slawogora Nowa   6.VII. 1915.

            Liebe Sputti !

       Hast mir mit Deinem Päckchen eine rechte Freude

    gemacht, wir haben jetzt, nachdem wir wieder abtranportiert

    worden sind, recht knappe Zeiten, gerade mit der

    letzten Post bekam ich noch die Zigaretten, die mir

    auf der Bahn gut zu statten kamen. Es war wieder

    eine Erfrischung durch unser altes Deutschland zu fahren,

    eine mächtige Jockeltour, fast im Kreise. Unser Nest findest

    Du am besten, wenn Du Dir die Strecke Riesenburg-

    Soldau suchst, Verlängerung bis Mlawa, dann Straße östlich

    bis hier. Dieses Slawogara ist ein kleines Dorf, recht hübsch

    gelegen, nur kein Bach oder Fluß zum Baden in der

    Nähe, dabei eine Mordshitze u. staubig. Sonst ist aber

    alles in bester Ordnung, werdet jedenfalls bald mal

    wieder von Papa Hindenburg hören u. diesmal sind wir

    dann auch dabei. Ruski kriegt allem Anschein nach mal

    wieder mächtig den Hintern voll. Verpflegung u. Quartiere

    teile ich stets mit den Offizieren, auf der Bahn fuhr ich

    ebenfalls II. Klasse. Immer anständig. Willy kriege ich

    jetzt nicht zu sehen, weiß der Teufel, in welchem Kaff

    der liegt ! Hier in dem Dorf ist nur unsere Kompagnie.

    Mutter habe ich noch 2 Aufnahmen aus Rawa geschickt, sie

    sind recht mies, kannst sie Dir ja aber trotzdem mal


    ...rechte Seite

    zeigen lassen, ich bin aber nicht darauf, möchte ich gleich

    bemerken.

       Weiß nicht, was ich Dir sonst noch erzählen soll, ist

    alles der alte Dreck, haben Ruhe heute, wenns gegen Abend

    nicht noch losgeht; blödsinnig langweilig, Ruhe vor dem

    Sturm, wenns nur erst zu hauen käme, glaub nur nicht,

    daß wir unsere Leute verbringen, steckt viel minderwertiger

    Landsturm drin, der schon beim geringsten Marsch

    schlapp macht, natürlich nur aus Energielosigkeit.

              Empfiehl mich bitte Frau v. Lattorf.

              Dir innigen Gruß                         Dein "Kleiner"


    170.       Karte an Frau v. Ulrich

                                                          6. VII. 15.

        L. F. U. !  Vielen Dank für Deine Karte ! Bin erfreut

    zu hören, daß Schulz noch munter, ich bekomme schon seit

    langem keine Post mehr von ihm. Wenn mehr Ruhe,

    werde ich mal an Scheffel schreiben. Mir geht es weiter

    recht gut, trotz der schlimmen Prophezeiungen vor

    nun bald einem Jahr. Dir, Frl. Hannchen u. Hans

                      herzliche Grüße                 Ihr    W. Huth.

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  • 53.11979||20.456261||

    Slawogora Nowa

  • 51.13054289999999||13.577913399999943||

    Coswig (bei Dresden)

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Location(s)
  • Story location Coswig (bei Dresden)
  • Document location Slawogora Nowa
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ID
2656 / 33712
Source
http://europeana1914-1918.eu/...
Contributor
Friedrich-Carl Hoffmann
License
http://creativecommons.org/licenses/by-sa/3.0/


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