Briefe von Walther Huth an seine Eltern und Bekannte , item 70
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zu unterstützen herzlichen Dank. Ich bin inzwischen
etatmäßiger [Unteroffizier] geworden und bekomme 1,33 [Mark] täglich.
Damit komme ich schon durch.
Aber ich habe eine andere nicht weniger anspruchsvolle
Bitte. Wir müssen jetzt im Offiziersaspirantenunterricht
schriftliche Arbeiten anfertigen, fein auf
Foliobogen mit Tinte, lach´nicht ! c´est la guerre !
Hier gibt es nun lediglich gelbe u. blaue fürchterlich
spitze Franktireurfedern, wie bei uns auf dem
Jahrmarkt 20 nen Groschen. Mit Mühe habe ich im
feudalsten Laden hier eine Kugelspitzfeder (Sonneken)
[= Soennecken]
aufgetrieben für 20 ct., hast Du Worte ?
So wackelt man dann alle Tage ganz artig
mit Tintenfaß u. Federhalter 1/2 Stunde die rue de
Lille runter zum Unterricht im Casino in der
rue de Bruge. Auch gibt es nur bleistiftstarke
Federhalter. Na der langen Rede kurzer Sinn,
Du wirst es längst erraten haben, schenk mir
einen Füllhalter, mein alter, der mir 3 Jahre
zu jedem Schreibwerk treu gedient, ist mir in der
Kaserne geklaut worden. Er braucht ja nicht
kostbar zu sein, aber zum Runterschrauben, Feder
Spitze F. Sollte Dir die Sache zu kostspielig sein,
bitte ich um einen Penkala mit Kopiereinsätzen.
[Füllfederhalter mit Festtinte, Patent des kroatischen Chemikers Slavoljub Eduard Penkala]
...rechte Seite
Unser großes Unternehmen hier ist leider auf
den Wind angewiesen und das ist ein launischer
Geselle. In mir jubelt alles Hurrah ! bei dem
Gedanken, daß es wieder druff geht.
Die Franzosen können uns garnicht reizen,
aber diese verfluchten Tomys [Engländer], die können was
erleben. Nach u. nach ist hier ein furchtbarer Haß
gegen dieses Lumpengesindel groß geworden
u. ich habe die feste Überzeugung, es wird nicht
allzu viele Gefangene geben. Die 18.Bayern
machten neulich 120, davon wurden 70 abgeliefert,
die anderen haben sie unterwegs bei den
kleinsten Widerspenstigkeiten abgemurkst. Das
ist ein Beispiel. Die natürliche Folge des langen
Stillliegens im Artilleriefeuer in den schmierigen
Gräben. Ich hätte nie gedacht, daß noch ein so
famoser Geist in den Truppen hier steckt, im
Osten ist es ja kein Wunder, weil es da voran
geht. Seid nur geduldig daheim, werdet schon
bald zu hören bekommen !
Am meisten freut mich immer die Anerkennung
u. das volle Vertrauen meiner Leute,
es sind zu 3/4 alter Stamm, habe nur einen
Waschlappen darunter, auf die kann ich mich
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zu unterstützen herzlichen Dank. Ich bin inzwischen
etatmäßiger [Unteroffizier] geworden und bekomme 1,33 [Mark] täglich.
Damit komme ich schon durch.
Aber ich habe eine andere nicht weniger anspruchsvolle
Bitte. Wir müssen jetzt im Offiziersaspirantenunterricht
schriftliche Arbeiten anfertigen, fein auf
Foliobogen mit Tinte, lach´nicht ! c´est la guerre !
Hier gibt es nun lediglich gelbe u. blaue fürchterlich
spitze Franktireurfedern, wie bei uns auf dem
Jahrmarkt 20 nen Groschen. Mit Mühe habe ich im
feudalsten Laden hier eine Kugelspitzfeder (Sonneken)
aufgetrieben für 20 ct., hast Du Worte ?
So wackelt man dann alle Tage ganz artig
mit Tintenfaß u. Federhalter 1/2 Stunde die rue de
Lille runter zum Unterricht im Casino in der
rue de Bruge. Auch gibt es nur bleistiftstarke
Federhalter. Na der langen Rede kurzer Sinn,
Du wirst es längst erraten haben, schenk mir
einen Füllhalter, mein alter, der mir 3 Jahre
zu jedem Schreibwerk treu gedient, ist mir in der
Kaserne geklaut worden. Er braucht ja nicht
kostbar zu sein, aber zum Runterschrauben, Feder
Spitze F. Sollte Dir die Sache zu kostspielig sein,
bitte ich um einen Penkola mit Kopiereinsätzen.
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Unser großes Unternehmen hier ist leider auf
den Wind angewiesen und das ist ein launischer
Geselle. In mir jubelt alles Hurrah ! bei dem
Gedanken, daß es wieder druff geht.
Die Franzosen können uns garnicht reizen,
aber diese verfluchten Tomys [Engländer], die können was
erleben. Nach u. nach ist hier ein furchtbarer Haß
gegen dieses Lumpengesindel groß geworden
u. ich habe die feste Überzeugung, es wird nicht
allzu viele Gefangene geben. Die 18.Bayern
machten neulich 120, davon wurden 70 abgeliefert,
die anderen haben sie unterwegs bei den
kleinsten Widerspenstigkeiten abgemurkst. Das
ist ein Beispiel. Die natürliche Folge des langen
Stillliegens im Artilleriefeuer in den schmierigen
Gräben. Ich hätte nie gedacht, daß noch ein so
famoser Geist in den Truppen hier steckt, im
Osten ist es ja kein Wunder, weil es da voran
geht. Seid nur geduldig daheim, werdet schon
bald zu hören bekommen !
Am meisten freut mich immer die Anerkennung
u. das volle Vertrauen meiner Leute,
es sind zu 3/4 alter Stamm, habe nur einen
Waschlappen darunter, auf die kann ich mich
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Save description- 51.13054289999999||13.577913399999943||||1
Coswig (bei Dresden)
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Story location Coswig (bei Dresden)
- ID
- 2656 / 33677
- Contributor
- Friedrich-Carl Hoffmann
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