Kriegstagebuch von Hans-Joachim Röhr aus Görlitz - Band 3, item 45
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und sie gaben das Vorstürmen auf. Jetzt arbeiteten sie
sich in Sprüngen vorwärts, aber immer wieder
fuhren ihnen unsere Kugeln um die Ohren. Manch
ein Punkt, blieb bewegungslos liegen - tot? - verwundet?
wer konnte es wissen. Wer wusste auch, ob die Reihe der
dunklen Punkt hier oder da überhaupt noch Leben hatte. Jedes Ziel
wurde unter ausgiebigstes Feuer genommen. Die ganze
Spannung langer Monate, endlich zu Schuss zu kommen, löste
sich nun in mir aus. Mit einer Zigarette im Munde
hockte ich hinter meinem M.G. und feuerte, dass der Lauf
glühte, eine Lust zu töten war in mir, die im Augenblick
unbewusst erst später zur Besinnung kam. Das Wasser im
Kessel kochte längst, links von Gewehr lag mancher Gurt,
ein jeder hatte 250 Patronen hergegeben, drüben, dem Feinde
hatten sie gegolten, nur die Daumen schmerzten vom
fortdauernden Drücken am Abzugshebel, vor dem Zuführer rechts
von mir lagen die leeren Kästen, und neue wurden
heraufgegeben. Über uns kreisten noch immer die Flieger, so
tief, dass man die Beobachter sehen konnten, wir
wunderten uns nur, dass sie keine Bomben warfen, dass sie uns
nicht mit ihren MGs angriffen, und dass sie es nicht
ihrer Artillerie meldeten, wo wir lagen, auf dass diese
uns mit ihrem Eisenhagel zudeckte. Die Schlacht tobte
weiter. Ganz links wo Zug Jeschka und Reserve Zug Damm
gelegen hatte war der Schottländer ran gekommen. Er räumte
furchtbar auf unter den Kameraden. Ich sah wie Schütze
S. 81
Kunsthöbel niedergestochen wurde, dies gab mir Zorn, ich sah
den grossen Gefreiten Dudowsky mit erhobenen Händen, zwischen
den Engländern hindurchspringen, und sah andere fallen.
Immer neue Schwärme von Tommys kamen hinter der
Mühle, an der sich anscheinend eine Böschung entlang zog,
hervor, nach dorten prasselten nun die Geschosse, eine Granate
fuhr durch die Mühle hindurch und krepierte hinter ihr, -
und wieder stoben Tommys hervor. Hinter uns waren 2
Geschütze aufgefahren, welche andauernd feuerten. Rechts
von uns kniete ein Artillerieoffizier, zu der linken Hand das
Fernglas in der Rechten ein Taschentuch, damit winkend
und Signale gebend, wenige Schritte dahinter ein Telephonist
welcher die Meldungen und Befehle des Offiziers weiter zur
Batterie gab. Plötzlich warf er sich hin, in der nächsten
Sekunde flog das kleine Erdhaufel vor ihm von Geschossen
zerspritzt in die Luft, der Leutnant sprang in eine andere
Deckung. Der Tank da vorne brannte weiter, schwarze
Rauchschwaden stiegen empor. Ganz links fuhren die
Minenwerfer auf, heldenmütig der Geschosse nicht
achtend traben sie mit ihren kleinen Gespannen bis vorne
hin. Dann kam auch ein Gefährt zurück - aufrecht stand
der Fahrer darinnen, das treue Pferd aber humpelte auf
drei Beinen nach rückwärts, der blutende Stumpf des vierten
Beines baumelte in der Luft. Am Nachbargewehr wurde
Sergeant Rind an Arm und Hüfte verwundet. - Und wieder
versuchten die Tommys zu stürmen, immer neue Wellen
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und sie gaben das Vorstürmen auf. Jetzt arbeiteten sie
sich in Sprüngen vorwärts, aber immer wieder
fuhren ihnen unsere Kugeln um die Ohren. Manch
ein Punkt, blieb bewegungslos liegen - tot? - verwundet?
wer konnte es wissen. Wer wusste auch, ob die Reihe der
dunklen Punkt hier oder da überhaupt noch Leben hatte. Jedes Ziel
wurde unter ausgiebigstes Feuer genommen. Die ganze
Spannung langer Monate, endlich zu Schuss zu kommen, löste
sich nun in mir aus. Mit einer Zigarette im Munde
hockte ich hinter meinem M.G. und feuerte, dass der Lauf
glühte, eine Lust zu töten war in mir, die im Augenblick
unbewusst erst später zur Besinnung kam. Das Wasser im
Kessel kochte längst, links von Gewehr lag mancher Gurt,
ein jeder hatte 250 Patronen hergegeben, drüben, dem Feinde
hatten sie gegolten, nur die Daumen schmerzten vom
fortdauernden Drücken am Abzugshebel, vor dem Zuführer rechts
von mir lagen die leeren Kästen, und neue wurden
heraufgegeben. Über uns kreisten noch immer die Flieger, so
tief, dass man die Beobachter sehen konnten, wir
wunderten uns nur, dass sie keine Bomben warfen, dass sie uns
nicht mit ihren MGs angriffen, und dass sie es nicht
ihrer Artillerie meldeten, wo wir lagen, auf dasss diese
uns mit ihrem Eisenhagel zudeckte. Die Schlacht tobte
weiter. Ganz links wo Zug Jeschka und Reserve Zug Damm
gelegen hatte war der Schottländer ran gekommen. Er räumte
furchtbar auf unter den Kameraden. Ich sah wie Schütze
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Kunsthöbel niedergestochen wurde, dies gab mir Zorn, ich sah
den grossen Gefreiten Dudowsky mit erhobenen Händen, zwischen
den Engländern hindurchspringen, und sah andere fallen.
Immer neue Schwärme von Tommys kamen hinter der
Mühle, an der sich anscheinend eine Böschung entlang zog,
hervor, nach dorten prasselten nun die Geschosse, eine Granate
fuhr durch die Mühle hindurch und krepierte hinter ihr, -
und wieder stoben Tommys hervor. Hinter uns waren 2
Geschütze aufgefahren, welche andauernd feuerten. Rechts
von uns kniete ein Artillerieoffizier, zu der linken Hand das
Fernglas in der Rechten ein Taschentuch, damit winkend
und Signale gebend, wenige Schritte dahinter ein Telephonist
welcher die Meldungen und Befehle des Offiziers weiter zur
Batterie gab. Plötzlich warf er sich hin, in der nächsten
Sekunde flog das kleine Erdhaufel vor ihm von Geschossen
zersprtzt in die Luft, der Leutnant sprang in eine andere
Deckung. Der Tank da vorne brannte weiter, schwarze
Rauchschwaden stiegen empor. Ganz links fuhren die
Minenwerfer auf, heldenmutig der Geschosse nicht
achtend traben sie mit ihren kleinen Gespannen bis vorne
hin. Dann kam auch ein Gefährt zurück - aufrecht stand
der Fahrer darinnen, das treue Pferd aber humpelte auf
drei Beinen nach rückwärts, der blutende Stumpf des vierten
Beines baumelte in der Luft. Am Nachbargewehr wurde
Sergeant Rind an Arm und Hüfte verwundet. - Und wieder
versuchten die Tommys zu stürmen, immer neue Wellen
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und sie gaben das Vorstürmen auf. Jetzt arbeiteten sie
sich in Springen vorwärts, aber immer wieder
fuhren ihnen unsere Kugeln um die Ohren. Manch
ein Punkt, blieb bewegungslos liegen - tot? - verwundet?
wer konnte es wissen. Wer wusste auch, ob die Ruhe der
dunklen Punkt hier oder da überhaupt noch Leben hatte. Jedes Ziel
wurde unter ausgiebigstes Feuer genommen. Die ganze
Spannung langer Monate, endlich zu Schuss zu kommen, löste
sich nun in mir aus. Mit einer Zigarette im Munde
hockte ich hinter meinem M.G. und feuerte, dass der Lauf
glübte, eine Lust zu töten war in mir, die im Augenblick
unbewusst erst später zur Besinnung kam. Das Wasser im
Kessel kochte längst, links von Gewehr lag mancher Gurt,
ein jeder hatte 250 Patronen hergegeben, drüben, dem Feinde
hatten sie gegolten, nur die Daumen schmerzten von
fortdauernden Drücken am Abzugshebel, vor dem Zuführer rechts
von mir lagen die leeren Kästen, und neue würden
heraufgegeben. Über uns kreisten noch immer die Flieger, so
tief, dass man die Beobachter sehen konnten, wir
wunderten uns nur, dass sie keine Bomben warfen, dass sie uns
nicht mit ihren MGs angriffen, und dass sie es nicht
ihrer Artillerie meldeten, wo wir lagen, auf dasss diese
uns mit ihrem Eisenhagel zudeckte. Die Schlacht tobte
weiter. Ganz links wo Zug Jeschka und Reserve Zug Damm
gelegen hatte war der <schottländer ran gekommen. Er räumte
furchtbar auf unter den Kameraden. Ich sah wie Schütze
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Kunsthöbel niedergetochen wurde, dies gab mir Zorn, ich sah
den grossen Gefreiten Dudenosky mit erhobenen Händen, zwischen
den Engländern hindurchspringen, und sah andere fallen.
Immer neue Schwärme von Tommys kamen hinter der
Mühle, an der sich anscheinend eine Böschung entlang zog,
hervor, nach dorten prasselten nun die Geschosse, eine Granate
fuhr durch die Mühle hindurch und krepierte hinter ihr, -
und wieder stoben Tommys hervor. Hinter uns waren 2
Geschütze aufgefahren, welche andauernd feuerten. Rechts
von uns kniete ein Artillerieoffizier, zu der linken Hand das
Fernglas in der Rechten ein Taschentuch, damit winkend
und Signale gebend, wenige Schritte dahinter ein Telephonist
welcher die Meldungen und Befehle des Offiziers weiter zur
Batterie gab. Plötzlich warf er sich hin, in der nächsten
Sekunde flog das kleine Erdhaufel vor ihm von Geschossen
zersprtzt in die Luft, der Leutnant sprang in eine andere
Deckung. Der Tank da vorne brannte weiter, schwarze
Rauchschwaden stiegen empor. Ganz links fuhren die
Minenwerfer auf, heldenmutig der Gschosse nicht
achtend traben sie mit ihren kleinen Gespannen bis vorne
hin. Dann kam auch ein Gefährt zurück - aufrecht stand
der Fahrer darinnen, das treue Pferd aber heimpullte auf
drei Beinen nach rückwärts, der blutende Stumpf des verten
Beines baumelte in der Luft. Am Nachbargewehr wurde
Sargent Rind an Arm und Hüfte verwundet. - Und wieder
versuchten die Tommys zu stürmen, immer neue Wellen
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und sie gaben das Vorstürmen auf. Jetzt arbeiteten sie
sich in Springen vorwärts, aber immer wieder
fuhren ihnen unsere Kugeln um die Ohren. Manch
ein Punkt, blieb bewegungslos liegen - tot? - verwundet?
wer konnte es wissen. Wer wusste auch, ob die Ruhe der
dunklen Punkt hier oder da überhaupt noch Leben hatte. Jedes Ziel
wurde unter ausgiebigstes Feuer genommen. Die ganze
Spannung langer Monate, endlich zu Schuss zu kommen, löste
sich nun in mir aus. Mit einer Zigarette im Munde
hockte ich hinter meinem M.G. und feuerte, dass der Lauf
glübte, eine Lust zu töten war in mir, die im Augenblick
unbewusst erst später zur Besinnung kam. Das Wasser im
Kessel kochte längst, links von Gewehr lag mancher Gurt,
ein jeder hatte 250 Patronen hergegeben, drüben, dem Feinde
hatten sie gegolten, nur die Daumen schmerzten von
fortdauernden Drücken am Abzugshebel, vor dem Zuführer rechts
von mir lagen die leeren Kästen, und neue würden
heraufgegeben. Über uns kreisten noch immer die Flieger, so
tief, dass man die Beobachter sehen konnten, wir
wunderten uns nur, dass sie keine Bomben warfen, dass sie uns
nicht mit ihren MGs angriffen, und dass sie es nicht
ihrer Artillerie meldeten, wo wir lagen, auf dasss diese
uns mit ihrem Eisenhagel zudeckte. Die Schlacht tobte
weiter. Ganz links wo Zug Jeschka und Reserve Zug Damm
gelegen hatte war der <schottländer ran gekommen. Er räumte
furchtbar auf unter den Kameraden. Ich sah wie Schütze
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- 15873 / 169016
- Contributor
- Heike Knothe
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