Kleiber Manuskript 04 - Tierwelt Turkestan, item 6
Transcription
Transcription history
-
Samen u. graben in den Barchanen Höhlen mit zahlreichen Gängen u.
mehreren Ausgängen aus. *)
Zur Faunaregion der Kysyl-Kum gehört auch die Steppe um Perowsk,
welches selbst von der genannten Wüste bloß durch den Syr-Darja u. einen
wenige Kilometer breiten Streif der Dornstrauchsteppe getrennt ist. Die
erste Bekanntschaft mit der Säugetierwelt Turkestans machte ich schon
Mitte April 1915 auf der Reise von Orenburg nach Perowsk. Hinter dem Aralsee
zeigten sich auf der mit dem ersten Vegetationsanflug bedeckten
Steppe zahlreiche größere u. kleinere Nager, wohl hauptsächlich gelbe Ziesel, die
längs des Bahnkörpers in großer Zahl ihre putzigen Männchen machten u.
beim Vorüberfahren des Zuges gewöhnlich fluchtartig in ihren Bauen verschwanden. Die Steppe war von ihnen auf weit u. breit hin bevölkert. Im April 1916
wurde ein gelbes Ziesel (Colobotis fulvus, russ.
Kyrill. , Bild 2.), anscheinend
ein junges Tier im Perowsker Festungshofe gefangen und mir übergeben.
Ich schloß es in einen rasch hergerichteten Käfig ein u. fütterte es
mit Weißbrod u. frischem, grünem Krautwerk, die es gierig verzehrte.
Nach anfänglicher Schwäche - wohl in Folge des eben vollführten Winterschlafes -
erholte es sich rasch u. wurde bald recht munter u. keck. Gereizt
stellte es sich ähnlich wie unsere Hamster auf u. gab wütende, grelle
Pfiffe von sich. Um es in die im Bild festgehaltene Stellung zu bringen,
mußte ich es oft durch den Bleistift aufstören, denn gewöhnlich suchte es sich - auch beim Fressen - dem Anblick durch Verbarrikadieren hinter den
Futterpflanzen zu entziehen. Nachdem es in der Nacht lärmte, sperrte ich es
in die gerade leerstehende Räucherkammer ein, doch bekam dem Kind der
freien Steppe dieses Nachquartier wenig, da ich es am nächsten Morgen schwach
mit matten Augen u. feuchtem, beschmutztem Pelze vorfand. Ich ließ das sonst
allerliebste, dunkeläugige Tierchen sofort in einem alten Arik des Steppenstreifs
frei; es wollte an die Freiheit gar nicht glauben u. verließ nur zögernd den
Käfig. Der Steppenstreif hinter der Festung wies zahlreiche Höhlen u. Löcher
auf, die wohl zumeist auf Springmäuse zurückzuführen waren. Da dieselben
rein nächtliche Tiere sind, konnte ich sie bei ihrem natürlichen Treiben
nicht beobachten, doch wurden solche einigemale am Morgen gefangen.
Gewöhnlich war es eine große Springmaus (Alactaga) von licht-rötlich-brauner
-
Samen u. graben in den Barchanen Höhlen mit zahlreichen Gängen u.
mehreren Ausgängen aus. *)
Zur Taunaregion der Kysyl-Kum ghört auch die Steppe um Perowsk,
welches selbst von der genannten Wüste bloß durch den Syr-Darja u. einen
wenige Kilometer breiten Streif der Dornstrauchsteppe getrennt ist. Die
erste Bekanntschaft mit der Säugetierwelt Turkestans machte ich schon
Mitte April 1915 auf der Reise von Orenburg nach Perowsk. Hinter dem Aralsee
zeigten sich auf der mit dem ersten Vegetationsanflug bedeckten
Steppe zahlreiche größere u. kleinere Nager, wohl hauptsächlich gelbe Ziesel, die
längs des Batukureprs in großer Zahl ihre putzigen Männchen machten u.
beim Vorüberfahren des Zuges gewöhnlich fluchtartig in ihren Bauen verschwanden. Die Steppe war von ihnen auf weit u. breit hin bevölkert. Im April 1916
wurde ein gelbes Ziesel (Colobotis Fulvus, russ.
Kyrill. , Bild 2.), anscheinend
ein junges Tier im Perowsker Festungshofe gefangen und mir übergeben.
Ich schloß es in einen rasch hergerichteten Käfig ein u. fütterte es
mit Weißbrod u. frischem, grünem Krautwerk, die es gierig verzehrte.
Nach anfänglicher Schwäche - wohl in Folge des eben vollführten Winterschlafes -
erholte es sich rasch u. wurde bald recht munter u. keck. Gereizt
stellte es sich ähnlich wie unsere Hamster auf u. gab wütende, grelle
Pfiffe von sich. Um es in die im Bild festgehaltene Stellung zu bringen,
mußte ich es oft durch den Bleistift aufstören, denn gewöhnlich suchte es sich - auch beim Fressen - dem Anblick durch Verbarrikadieren hinter den
Futterpflanzen zu entziehen. Nachdem es in der Nacht lärmte, sperrte ich es
in die gerade leerstehende Räucherkammer ein, doch bekam dem Kind der
freien Steppe dieses nachquartier wenig, da ich es am nächsten Morgen schwach
mit matten Augen u. feuchtem, beschmutztem Pelze vorfand. Ich ließ das sonst
allerliebste, dunkeläugige Tierchen sofort in einem alten Arik des Steppenstreifs
frei; es wollte an die Freiheit gar nicht glauben u. verließ nur zögernd den
Käfig. Der Steppenstreif hinter der Festung wies zahlreiche höhlen u. Löcher
auf, die wohl zumeist auf Springmäuse zurückzuführen waren. Da dieselben
rein nächtliche Tiere sind, konnte ich sie bei ihrem natürlichen Treiben
nicht beobachten, doch wurden solche einigemale am morgen gefangen.
Gewöhnlich war es eine große Springmaus (Alactaga) von licht-rötlich-brauner
-
Samen u. graben in den Barchanen Höhlen mit zahlreichen Gängen u.
mehreren Ausgängen aus. *)
Zur Taunaregion der Kysyl-Kum ghört auch die Steppe um Perowsk,
welches selbst von der genannten Wüste bloß durch den Syr-Darja u. einen
wenige Kilometer breiten Streif der Dornstrauchsteppe getrennt ist. Die
erste Bekanntschaft mit der Säugetierwelt Turkestans machte ich schon
Mitte April 1915 auf der Reise von Orenburg nach Perowsk. Hinter dem Aralsee
zeigten sich auf der mit dem ersten Vegetationsanflug bedeckten
Steppe zahlreiche größere u. kleinere Nager, wohl hauptsächlich gelbe Ziesel, die
längs des Batukureprs in großer Zahl ihre putzigen Männchen machten u.
beim Vorüberfahren des Zuges gewöhnlich fluchtartig in ihren Bauen verschwanden.
-
Samen u. graben in den Barchanen Höhlen mit zahlreichen Gängen u.
mehreren Ausgängen aus. *)
Zur Taunaregion der Kysyl-Kum ghört auch die Steppe um Perowsk,
welches selbst von der genannten Wüste bloß durch den Syr-Darja u. einen
wenige Kilometer breiten Streif der Dornstrauchsteppe getrennt ist. Die
erste Bekanntschaft mit der Säugetierwelt Turkestans machte ich schon
Mitte April 1915 auf der Reise von Orenburg nach Perowsk. Hinter dem Aralsee
zeigten sich auf der mit dem ersten Vegetationsanflug bedeckten
Steppe zahlreiche größere u. kleinere Nager, wohl hauptsächlich gelbe Ziesel, die
Description
Save descriptionLocation(s)
- ID
- 20839 / 235852
- Contributor
- F&F
Login to edit the languages
- Deutsch
Login to edit the fronts
- Eastern Front
Login to add keywords
dev.transcribathon.comDie erwähnte Zeichnung des gelben Ziesels im Manuskript Bilder 6, item 17, Beschreibung item 15
Login to leave a note